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このテンプレはポリウト方式で作成されています。 こちらの役名一覧に和訳を記載して管理人までお知らせください。 ERSTER AKT (Zimmer im Wohnhause Palestrinas. Der Raum ist nicht gross, ziemlich dunkel; dunkelbraune alte Möbel. Alles einfach, fast ärmlich. In der Mitte der Arbeitstisch, darauf unbeschriebenes Notenpapier. An der Hinterwand ein grosses Bild, eine schöne Frau in mittleren Jahren darstellend Lukrezia, Palestrinas verstorbene Gemahlin. Rechts ein grosses (das einzige) Fenster mit Blick auf Rom in ziemlicher Entfernung. Am Fenster ein Stuhl mit Lehne. Es ist gegen Abend; im Verlaufe der ersten Szene, zumal der dritten und vierten, wird es ganz dunkel) Erste Szene (Beim Aufgehen des Vorhanges sitzt in dem grossen Lehnstuhl am Tisch Silla, ein 17jähriger Mensch. Er verschwindet fast in dem geräumigen Sitz; das rechte Bein liegt mit dem Knöchel auf dem linken Knie, in den Händen hält er eine grosse Geige in einer der willkürlichen Formen jener Zeit. Er probiert, sich oft unterbrechend, eine eigene Komposition) ▼SILLA▲ (Proben mit leiser Stimme) "Schönste, ungnäd'ge Dame…" (unterbricht sich) Lang bleib' ich nimmermehr beim alten Meister; das steht nun fest. (fährt wieder fort) "Nymphe mit Sternenaugen. Des treuesten Schäfers Klagen Lass erweichen… lass erweichen…" (unterbricht sich wieder) Ighino merkt noch nichts; Ob ich's ihm heut' wohl sage? (spielt weiter) "Von Hyazinthen ein Regen Fliesse auf dich…" (bricht wieder ab) Dass mich der Alte willig lässt, Das ist doch sehr die Frage! (fährt wieder fort) "Schönste, ungnäd'ge Dame, Nymphe mit Sternenaugen…" (hält wieder ein) Er hat mich wahrlich gern, fast tut mir's leid – (er wirft Geige und Bogen auf den Tisch und steht vom Stuhl auf) Welch herrlich freier Zug Geht doch durch unsre Zeit! (durchmisst das Zimmer mit elastisch- Hoffnungsfreudigen Bewegungen) Ist's nicht bei dem Gedanken schon Ans heitere Florenz, Als dürfte sich mein eig'nes Wesen Vom dummen Joch der Allgemeinheit lösen Und die höchste Stufe erklimmen. Wie in meiner lieben Kunst die Singestimmen, Abhängig von jeher, erbärmlich polyphon, Sich dort befrei'n zur Einzelexistenz. – (steht jetzt vor dem Fenster und sieht hinaus) Da liegt mein Rom! – Ehrwürd'ges Nest, behalte Alt, wie du selber bist, getrost das Alte! Bewach' mit Feu'r und Schwert, wie deine Religion, So in der schönen Kunst die alte Tradition. Die lass vom alten Palestrina hüten, Da treibt sie gar noch neue Blüten. Mich aber zieht es fort nach all dem Schönen, Neuen, Und wie ich Ruhm und Leben leuchtend vor mir seh, So steigt gewiss in stetigem Befreien Die ganze Menschheit noch zu ungeahnter Höh! (Ighino tritt ein; er scheint traurig) Zweite Szene ▼SILLA▲ Ighino, gut, dass ich dich seh'! Muss dir was Neues sagen – Doch erst ein heiteres Gesicht! ▼IGHINO▲ Soll ich erst lange fragen? ▼SILLA▲ Wenn mein Ighino mir verspricht, Dem Vater nichts zu klagen – ▼IGHINO▲ (schnell und besorgt) Schlimm für den Vater ist's doch nicht? ▼SILLA▲ Für mich ist's sicherlich nur schön! ▼IGHINO▲ So freu' ich mich und wünsch' dir Glück. (er setzt sich auf den Schemelsitz am großen Stuhl) ▼SILLA▲ Sag – ist für sich allein zu stehn Nicht schöner, denn als kleines Stück Von einem Ganzen sich zu sehn? ▼IGHINO▲ Du weisst, ich bin so weit zurück Im klugen Denken gegen dich, Weiss deiner Frage nicht Bescheid. Das eine doch empfinde ich Die liebliche Gemeinsamkeit Von guten Menschen unter sich Ist doch das Schönste allezeit. ▼SILLA▲ (lächelnd) Gut ist, mein Jung' dein Sprüchelein Für sanfte Kinder oder Greise. ▼IGHINO▲ Ist denn nicht jeder doch allein Nur eben auf seine Weise? ▼SILLA▲ Des Starken Art ist Herrscher sein Und Mittelpunkt im Kreise! (sitzt in der Nähe Ighino auf dem Stuhl) Ighino – wenn im Chor wir singen, – Den Altus ich, du den Diskant, Und schwitzen bei den schweren Dingen, Die die Gelehrsamkeit erfand Ist's nicht, als ob die Esel gingen Gemeinsam in ein Joch gespannt? ▼IGHINO▲ Das kann mein Herz nicht so empfinden. Just für den Starken ist's doch schön, Wenn viele, innig sich verbinden, In einem Ganzen aufzugehn, Der Arbeit und des Opfers wert. Sind wir durch Vater des nicht belehrt? Und nichts mag mehr den Sinn erheben, Gibt mehr auf Erden Heimlichkeit, Als in dem All, dem Ganzen zu leben, Nicht bloss im gegenwärt'gen "Heut". Die Mühen werden meine Freuden, Wenn das Gefühl mich ganz entzückt, Dass junges Leben alter Zeiten Uns wie durch Zauber nahe rückt. Ja, Silla, – lässt du das nicht gelten, So musst du auch den Vater schelten; Denn was ich sprach, das meint auch er. – ▼SILLA▲ (lächelnd) Das zu bemerken war nicht schwer! 's ist aber doch ein Unterschied Wir sind noch jung, der Meister alt. Das gäbe keinen lust'gen Wald, Pfiff jeder Vogel dasselbe Lied! ▼IGHINO▲ (nach einigem Schweigen) Warum tun deine Worte mir So weh? und, Silla, sprich, was ist's, Das du mir sagen wolltest und Der Vater nicht erfahren soll? ▼SILLA▲ (ausweichend, steht vom Stuhl auf) Das ist nichts Wichtiges! ▼IGHINO▲ (lebhaft) Nein, nein, Du musst's mir sagen! ▼SILLA▲ Sag mir lieber Zuerst, was dich bedrückt; du scheinst Mir trüb gestimmt und gar nicht froh. ▼IGHINO▲ Ach, Silla! – Kann ich dir's denn sagen? Du wirst mich sicher nicht verstehn. ▼SILLA▲ (ungeduldig) So sprich! ▼IGHINO▲ (mit Tränen kämpfend) Der Gram des alten Vaters – Ich kann ihn nicht so leiden sehn! ▼SILLA▲ Ist er denn krank? ▼IGHINO▲ Nein, nein; das ist es nicht. ▼SILLA▲ Was ist's denn sonst? Ein Unglück – ▼IGHINO▲ (schüttelt den Kopf) Weiss ich's denn? Ich seh nur, wie er stumm verzweifelt ist. (steht vom Schemel auf) ▼SILLA▲ (im Zimmer gehend) Ich glaub', Ighino, das siehst du allein! Bei Gott – ich hab noch nichts davon gemerkt. (Ighino zuckt die Achseln) Und wenn du selbst den Grund davon nicht weisst – Die Trauer muss doch eine Ursach haben. ▼IGHINO▲ (schüchtern) Ist dir sein Lebenslauf nicht Grund genug? ▼SILLA▲ Das ist nun beinah Sünde, lieber Junge, Von Unglück da zu sprechen ein jeder Mensch Hat auf der Welt sein kleines Kreuz zu tragen. Er ist nicht krank, er leidet keine Not, Und hat vor andern Menschen noch voraus Er ist berühmt! was will er denn noch mehr? Wenn ich's bedenk, so ist er selten glücklich. ▼IGHINO▲ (ruhig und schmerzlich) Ich wusste wohl, du würdest also reden; Drum sprach ich nie ein Wort mit dir davon, Wie sehr ich mich auch sehnte, einer Seele Mich anvertrau'n zu dürfen. Lieber Gott, Sein Ruhm!… Sein echter Ruhm, der still und mit der Zeit Sich um ihn legte wie ein Feierkleid; Sollt' er dafür wohl gar noch dankbar sein? Ein Heiliger für seinen Heil'genschein? Und was hat denn sein Ruhm ihm eingebracht, Als der Kollegen Neid und offne Niedertracht? Sein einz'ges Menschenglück Familie, Ehe, Verbannte ihn aus Papstes Gunst und Nähe. Vor grösster Armut ist er kaum geschützt; Nun sag mir doch, was dies Phantom ihm nützt er Ruhm, den andre fälschlich sich erschleichen, die meinem Vater nicht das Wasser reichen? Und glaubst du, dass er jemals etwas sagt, Ein Hauch der Lippe je sein Los beklagt? Ein Menschenalter schuf und schuf er Werke In unvermindert wunderbarer Stärke. Bis dass ihn endlich traf der schwerste Schlag, (tritt vor das Bild) Bis meine Mutter auf der Bahre lag. Sie starb, die nie der Gram darob verliess, Dass man ihn ihretwegen aus dem Amt verstiess, Da ward es still in ihm und leer. Seit ihrem Tode schrieb er keine Note mehr! Er scheint nicht mehr zu leben, altert früh, Kaum, dass er manchmal lächelt – Silla, sieh' Ich selbst bin fröhlich, hab' das Leben lieb, Doch nun erscheint mir alles auch so trüb'. (Pause. Silla setzt sich auf den Schemel und nimmt Ighinos Hand) Ist so zu reden, meinst du, wirklich Sünde? – Ach Gott – vielleicht sind all das nicht die Gründe. Hast du vom Leid der Welt noch nicht gehört, Davon die Dichter sagen? ▼SILLA▲ Nun, und was? ▼IGHINO▲ Man geht und weint, weil man geboren ist – Ich glaub' – im Vater ist etwas davon. (kurzt bedrückende Stille) ▼SILLA▲ (springt auf) Lass jetzt das Leid der Welt! – 's wird alles besser, Und hör' – damit du wieder lustig wirst Mir liegt's schon lange auf, dass ich dir spiel Ein Liedchen in dem allerneusten Stil Hör' zu! (nimmt die Geige) ▼IGHINO▲ Ach lass! ▼SILLA▲ (Er sieht verwundert auf Ighino) Du wirst doch nicht versagen, Wenn Kunstgenossen um dein Urteil fragen! (Er setzt sich auf den Stuhl vor der Hausorgel, mit dem Rücken zum Hintergrund; Ighino hört ihm, halb auf der Lehne des grossen Stuhles sitzend, zu.) "Schönste, ungnäd'ge Dame, Nymphe mit Sternenaugen, Des treuesten Schäfers Klagen Lass erweichen dein Herz. Im elysischen Haine Von Hyazinthen ein Regen, Nymphe mit Sternenaugen, Fliesse auf dich und mich. Schönste, ungnäd'ge Dame, Goldenhaarige"… Dritte Szene (Kardinal Borromeo und, hinter ihm, Palestrina sind eingetreten. Ighino hatte die Eintretenden zuerst bemerkt, Silla mit leisem Schrei und Anstoss aufmerksam gemacht, und sinkt nun, und mit ihm der erschreckte Silla, auf die Knie; Borromeo hält in der Tür an; Palestrina steht nun neben ihm. Kardinal Borromeo ist ein grosser Mann zwischen 40 und 50 Jahren, mit intelligentem Gesicht und leidenschaftlichen Augen; Palestrina hat die 50 überschritten; er ist leicht ergraut, zumal an den Schläfen. Ighino hat die ängstlichen Augen auf die beiden Männer gerichtet) ▼SILLA▲ Schönste, ungnäd'ge Dame, Goldenhaarige"… (Kardinal nagelte seine Augen auf Stuhl; es fährt Ihnen, mit einer furchtbaren Geste und ein unterdrücktes Lachen; Ighino, beunruhigt, hat seine Augen auf die beiden Männer festgelegt) ▼BORROMEO▲ (Nach einem schweren Stille) Seltsamliche Geräusche hört man hier Im Haus des strengen Meisters! (zu Palestrina) Ist das die Kunst, Praeneste, die Ihr lehrt? ▼PALESTRINA▲ (Leise) Das frag' ich, Silla, dich! (da dieser betreten schweigt) Geht beide nun hinein Und morgen mit dem frühsten seid bereit Den Psalm zu üben – Seiner Heiligkeit Küsst nun die Hand. Seid fromm und still. (Silla und Ighino, erster mit Geige und Bogen, gehen, nachdem sie Borromeo die Hand geküsst haben, leise und schnell links ab) ▼PALESTRINA▲ (begütigend zu Borromeo) Das ist die neue Zeit, die in ihm gärt; Sie macht ihn toll, doch glücklich. Verzeiht es, bitt' ich, ihm nach Eurer Güte! ▼BORROMEO▲ Doch – wenn ich's nur verstünd'! Was hat der Knabe? Wie klangen diese Töne sündig doch! Und Ihr – Ihr scheint nicht sonderlich erstaunt. So wisst Ihr denn davon? was ist es – sprecht! ▼PALESTRINA▲ Ich weiss – doch Silla glaubt, nichts wüsst' ich noch. (Siehe mit Zuneigung, woher es kam Silla) Es ist ein Junge, voll von Gottesgabe, Zu wehren ihm fühl' ich in mir kein Recht. ▼BORROMEO▲ (ereifert sich) Ihr droht ihm nicht einmal? so mild gelaunt? Ihr nehmt es, scheint mir, allzuwenig schwer! ▼PALESTRINA▲ Ach, der Bedrohte bin nur ich, nicht er! (ernster) Die Kunst der Meister vieler hundert Jahre, Geheimnisvoll verbündet durch die Zeiten Zum Wunderdom sie stetig aufzubau'n, Der sie ihr Leben schenkten, ihr Vertrau'n, Und der auch ich mein armes Dasein bot Ihm dünkt sie abgegriff'ne alte Ware, Er glaubt sie überwunden, glaubt sie tot. – Nun haben Dilettanten in Florenz Aus heidnischen, antiken Schriften Sich Theorien künstlich ausgedacht, Nach denen wird fortan Musik gemacht. Und Silla drängt begeistert sich zu jenen Und denkt und lebt nur in den neuen Tönen. Vielleicht wohl hat er recht! Wer kann es wissen, Ob jetzt die Welt nicht ungeahnte Wege geht, Und was uns ewig schien, nicht wie im Wind verweht? – Zwar trüb' ist's zu denken – kaum zu fassen. ▼BORROMEO▲ Und Ihr wollt's so ruhig gehen lassen?! Vergesst Ihr, auf welchen Fels ist gebaut Eure eig'ne Kunst, der Ihr selbst nicht vertraut? Vergesst Ihr die starke Kirche? – Fürwahr, Eure Müdigkeit gibt mir Ärgernis gar! (nach einer Pausem milder; tritt zu Palestrina) Ihr scheint mir krank in eurer Seele Seit langem schon; besorgnisvoll Fand ich, worauf ich einzig zähle, Das Mittel, das Euch heilen soll. Ihr habt von Eures Geistes Gaben Viel Jahre nicht Gebrauch gemacht. Bedenkt Die Engel halten Wacht Und wollen Lobgesänge haben; Gott selbst hat nun die neue Tat Vor Tausenden Euch zuerteilet; Weshalb anjetzt ich verweilet Und heimlich Euer Haus betrat. ▼PALESTRINA▲ Die Gnade, die Ihr mir gewährt, Drängt mich, demütig Euch zu sagen, Wie dankbar ich – wie hochgeehrt! ▼BORROMEO▲ Nun setzt Euch zu mir her und hört. (Er nimmt in dem grossen Lehnstuhl Platz. Palestrina setzt sich auf den Stuhl rechts.) Es drohet nicht von eitlen Dilettanten, Von frechen Schülern dem wohl nicht Gefahr, Woran die zweimalhundert guten Jahr Christliche Meister ihre Mühe wandten. Wir fürchten uns da nicht so sehr. Doch der Sturm, er kommt! nur anderswoher; Und was der gesamten Kunst er droht, Auf einen Streich ist's sicherer Tod. Ihr wisst, das heil'ge Konzil zu Trident Neigt sich zum gottgefälligen End', Nachdem es achtzehn Jahre lang Gestört, bedroht und unterbrochen Mühsam durch Sturm und Not sich rang. Nun hat der Papst ein strenges Wort gesprochen; Und eh' dies Jahr noch zu Ende mag geh'n, Will das Konzil er beendet seh'n. Demnach ist nun die letzte Session Am kommenden dritten Dezember schon. Es fehlt auch nur noch ein Dekret, Das auf manche inn're Reformen geht. Da wird endgültig zum letzten Mal Beschlossen über das Ritual, Katechismus, Brevier, Fasten, Gebet, Vornehmlich aber über das Missal, Ach, unsre süsse, heil'ge Messe! Die neuen Irrungen, unhold dem Ohre, Wem lägen sie schmerlicher wohl im Sinn Als dem einstigen päpstlichen Kompositore Und mir, der ein Freund der Künste ich bin? Profane Texte, – gar lascive! Üppig weltliche Liedmotive! Überladenes Stimmgefüge, Das den echten Text unverständlich macht, Wie vielen hat's Ärgernis schon gebracht! Wir kennen das Übel zur Genüge. Anstatt nun mit Eifer und klug zu sichten, Die faulen Glieder zu trennen vom Rumpf, Will Pius nun mit Stiel und Stumpf Den ganzen Körper auf einmal vernichten. Zum Gregorianischen Choral Soll alles wiederkehren. Die ganze Misuca figural Die Meisterwerke ohne Zahl, Die soll die Flamme verzehren! Als ich zuerst davon gehört, Wie kam da Schmerz in mein Gemüte! Kleingläubig, wer von Gottes Güte Wohl glaubt, dass sie dem Menschen wehrt Die Freude an der Schönheit Blüte; Es irrt wohl der, der solches lehrt, Der Sorge einzig zugekehrt Dass er die Seele hüte! Wohl müht' ich jüngst im Konsistorium Mit Reden mich, ich bat die Kardinäle, Dass man kein gar so hartes Mittel wähle; Doch alle blieben meinen Bitten stumm. Nun aber hört das Glück, von dem ich euch erzähle! (von hier ab mit steigender Wärme) Es hat der Kaiser Ferdinand Sich selbst für die Musik verwandt; In einem langen Schreiben Wünscht er es möchte bleiben Aus grosser Meister Zeit Das wohlerfund'ne Alte, Weil es den Geist der Frömmligkeit Erwecke und erhalte. Nun können die Herren nicht umhin, Zu handeln nach des Kaisers Sinn. Und nun auf einmal war mir's leicht, Mit meinen Wünschen durchzudringen Und selbst den Papst dahin zu bringen, Dass er sich meinem Plane neigt; Vernehmt, wohin meine Gedanken gingen, Und was ich hab' erreicht. Die Gegensätze all' zu einen, Die dieser Zeiten Fährnis bringt, Geläng' wohl nur dem liebend-reinen, Dem Künstlergeist, der sie umschlingt. Dass nun die Andacht im Gefühle, Die unsert Geist zum Höchsten hebt, Mit holder Lust am Wunderspiele Der Töne sich zu eins verwebt Dies soll ein Meisterwerk beweisen, Das allen Streit in sich versöhnt, Das, Gottes Herrlichkeit zu preisen, In künstlich reichen Formen tönt. Es fuhr wie Leuchten der Gedanke Mir durch den Sinn in höchster Not; Nun endlich fiel die letzte Schranke Des Widerstands, den man mir bot. Wenn denn ein solches Werk gelänge – Dies hat der Papst mir zuerkannt – Dann sei gelöst des Fluches Strenge, Der die gesamte Kunst noch bannt; Der neuen Messe Stil und Haltung, Sie sei fortan die feste Norm. So brächte dieses Werks Gestaltung Der Tonkunst Rettung und Reform. (Borromeo, während seines Vortrages immer begeisterter geworden, steht hier auf; mit ihm erhebt sich auch Palestrina) Und Ihr sollt diese Messe schreiben! Wer könnte solchen reinen Stil Wohl einem Werke einverleiben Zugleich mit kirchlichem Gefühl? Auf, Meister! Euch zum ew'gen Ruhme, Zur Rettung der Musik in Rom, Der höchsten Spitze Kreuzesblume Setzt auf der Töne Wunderdom! (Palestrina, der ruhig und aufmerksam, aber ohne sonderliche Anteilnahme zugehört hat, beginnt nun nach einer kleinen Pause) ▼PALESTRINA▲ Wie schön ist, was Ihr sagt! Und welchen Blick gewährt es mir In Eure grosse Seele. Wie wünscht' ich, dass Euch nimmer fehle Der Mann, der dieses Grosse wagt. – Doch zürnt nicht, wenn ich nicht verhehle Wenn ich's auch noch so gerne wär' – Ich bin der Rechte nicht – bin's nimmermehr! ▼BORROMEO▲ (ernüchtert, bezwingt seine Verstimmung) So wenig inne seid Ihr Eurer Sendung? Gewiss – auch mag es sein, Dass von den grossen Meistern Roms Wohl mehr als einer leicht zu finden wäre, Gewachsen Euch an Wissenschaft und Geist, Der, hochbeglückt, und eingedenk der Ehre, Das Werk hinführte zur Vollendung, Das undankbar Ihr von Euch weist In töricht – unbegreiflicher Verblendung! Die Freundschaft, die ich für Euch fühle, Das Lob des Kenners Eurem Stile Ihr schätzt sie wahrlich niedrig – lohnt mir schlecht! ▼PALESTRINA▲ (bescheiden) Schlecht lohnt' ich Euch, erhab'ner Kardinal, Wenn ich Gedanken spriessend höchstem Sinn, Der gnädig lenkte nun auf mich die Wahl Zur Tat zu machen mich erdreisten wollte In dem Gefühl, dass ich unwürdig bin. Denkt wenn der Augenblick nun da, Und Ihr das hochersehnte Werk nicht schaut, Wie mir derselbe Sinn dann grolllte, Der mir vorher so sehr vertraut! ▼BORROMEO▲ (vorwurfsvoll und betont) Ist das Pierluigi Palestrina, Der unermüdlich schaffensfrohe Mann? ▼PALESTRINA▲ (leise – wie für sich) Er ist's nicht mehr. – Das Leben schlingt der Tod, Das graue Alter trinkt der Schönheit Rot, Wie wäre Künstlers schaffendes Organ Nicht auch dem Zeitlich – Trüben untertan? ▼BORROMEO▲ (heftig) Ich kann Euch nicht verstehn! Nicht mit Euch fühlen! Ihr gebt Euch auf – nun gut! Doch eins bedenkt Die toten Meister heben ihre Hände, Sie rufen aus dem Grabe "Rette, rette, Ach, wer errettet unsere Musik?! Unheilig und vernichtet sie wie wir! Mit unsern Werken schwindet unsre Seligkeit!" Lässt Euch das auch in Ruh'? ▼PALESTRINA▲ (leise lächelnd) Ach, hoher Freund, Wer weiss gewiss, was tote Menschen fühlen? ▼BORROMEO▲ Ei hört – ei hört! Bedenklich war der Satz! (immer gereizter, da Palestrina schweigt) Wenn denn in Eurem Herzen keine Liebe Für jene, denen Ihr so viel verdankt, So wisst nun fernerhin auch Eure Werke Sind der Vernichtung Raub; der Scheiterhaufen Steht schon bereit für alle! ▼PALESTRINA▲ (immer gleich ruhig) Sei's darum. ▼BORROMEO▲ (kurz und scharf) Und wenn's der Papst befiehlt? ▼PALESTRINA▲ (wie vorhin) Er kann befehlen, Doch niemals meinem Genius – nur mir. ▼BORROMEO▲ (schlägt die Hände zusammen) So spricht denn Gott nicht mehr in Eurer Seele! ▼PALESTRINA▲ (leise) Ich glaube – nein! ▼BORROMEO▲ (völlig unbeherrscht) So also steht's mit Euch! Der fromme Meister lästert! Hört doch! Hört! Nun, nun, ich sag's Euch, dass ihr's noch bereut! Mit solcher Bosheit lohnt Ihr treues Sorgen! Nun – Ihr bereut es noch! – Ich reise morgen! Eilpferde stehen schon für mich bereit, Um nach Trident zu jagen. Nun, ich geh'! Nach Schwefel riecht's in Eurer Näh'! (geht in heftigstem Zorn ab) Vierte Szene (Palestrina hat dem letzten Ausbruch, der ihm doch unvermutet kam, bestürzt zugehört, es sieht dem Borromeo eine Weile gedankenvoll nach; dann wendet er sich zurück traurig – gefasst) ▼PALESTRINA▲ Der letzte Freund, der mir noch wohlgesinnt, Nun geht auch er – und hat nur Groll um das, Was widerstrebend ihm mein Leid gestand. O wüsstest du, du wohlgeborg'ne Seele, (auf seine Brust deutend) Was hier noch alles flüstert, reden möchte, Welch dunklere Gedanken, unheimliche – Für mich der Holzstoss wär' dir noch zu mild! Wie fremd und unbekannt sind sich die Menschen! Das Innerste der Welt ist Einsamkeit. Man fühlt es nicht im frohen Rausch der Jugend, Im Taumel der Gewohnheit; der Bewegung, Zu der das Leben unaufhörlich peitscht. Doch wer verwundet an der Strecke liegt, Sich nicht mehr rühren kann, und nur noch schaut, – Dem rasen sie vorüber, fremde Larven, Verfolgend halb und fliehend, Wut und Angst Im ziellos aufgeriss'nen Blick. – Wie schrecklich, Sich plötzlich einsam tief im Wald zu finden, Wo in der Finsternis kein Ausweg ist. So in der Mitte find' ich mich des Lebens, Verstehe nicht, wie je ich schaffen konnte Wie je ich mich erfreute, wie je ich liebte. (Er steht vor dem Bild der Lukrezia) Lukrezia! – Als du mir noch im Leben, War ich geborgen. Ja, da sprang der Quell, Und weil er sprang, war mir das Leben wert. Warum war stark genug mein Lieben nicht, In meiner Nähe ewig dich zu halten? Armseliges Gefühl! – Mit Trauer weiss ich, Dass auch Ighinos Liebe mich nicht hielte. (Er setzt sich langsam und innerlich müde in den grossen Lehnstuhl am Tisch Jetzt werden sichtbar ersten Auftritte) Mein guter Knabe – ach, wie lieb' ich ihn! Und doch – den allerletzten, finstern Schritt Nicht, weil er sündig, unterliess' ich ihn, Nur, weil er sinnlos – gänzlich sinnlos ist. (Pause; er greift verstört und zerstreut nach den Notenblättern auf dem Tisch vor ihm) – Soll wieder Noten schrerben – eine Messe, – Ein grosses Werk, – ein "ew'ges", wie man sagt. Ob ich's vermag? – Der Priester drohte mir Vernichtung meinen Werken! Ob die Flamme Sie rasch, oder die Zeit sie langsam frisst, All' eins, und sinnlos alles, alles, alles! Wozu das ganze Schaffen, Freuen, Leiden, Leben? Ob ich's vermöchte? – Nein, ach nein! Wozu, Wozu das alles – ach wozu – wozu? (Er vergräbt in tiefer Verzweiflung den Kopf in die vor sich auf den Tisch gestreckten Arme. Mittlerweile sind in dem geisterhaft violetten Licht, welches die einbrechende Nacht in dem Raum verbreitet hat, Gestalten aufgetaucht; sie kamen lautlos und langsam aus dem – ganz dunklen – Hintergrund geschritten und umgeben nun stehend Palestrina. Sie sind in verschiedenen – spanischen, niederländischen, italienischen, deutschen, französischen – Trachten und scheinen aus verschiedenen Jahrhunderten den Vor-Palestrina Zeit zu stammen. Das älteste – etwa 13. – Jahrhundert ist durch eine Erscheinung im Mönchskleid repräsentiert. Dabei sind sie in verschiedenen Lebensaltern, vom Jüngling bis zum Greis; auch in vornehmen und geringen Kleidungen Es sind die verstorbenen Meister der onkunst vergangener Epochen, Palestrinas grosse Vorgänger) Fünfte Szene (Bei den letzten Worten Palestrinas schon einige Zeit angelangt, unbeweglich stehend, und den fremd lächelnden Blick auf ihn geheftet, beantworten sie sein laut ausgerufenes "Ach wozu – wuzu.") ▼DIE MEISTER▲ Für Ihn, – Sein Wesen will's. Er muss; so musst auch du. ▼PALESTRINA▲ (fährt mit dem Kopf in die Höhe; beim Anblick der Erscheinungen erschrickt er kaum; das erste Anstarren verwandelt sich bald in eine glücklichere, weichere Miene; er flüstert, immer noch von ihrem Anblick gebannt) Vertraut – von je vertraut – Aus unversunk'ner Zeit! – ▼DIE MEISTER▲ (lächeln, leise zustimmend, mit kaum merkbarem Kopfnicken) Vertraut – vertraut auch du – Auch du uns – uns vertraut. ▼PALESTRINA▲ (in Aufregung) Mir ist – ich lebe – und ihr schwindet nicht? – Dies Lächeln noch – im Ohr der Worte Ton – Einst war mir doch – – mir war – starbt ihr nichr schon? (Die Meister lächeln und nicken. Palestrina zu einem der Meister) Ich kenne dich – Josquin, du Herrlicher, Lass deine Hand mich – ▼EIN MEISTER▲ (in höfischer, burgundischer Tracht, 15. Jahrhundert; unbeweglich) Gruss dir, Pierluigi! ▼PALESTRINA▲ (fast lebhaft, zu einem anderen) Und du Tedesc' Enrico nannt' ich dich So gern! ▼EIN ANDERER MEISTER▲ (deutsche Tracht, 15. Jahrhundert, unbeweglich) Mein Bruder, sei gegrüsst! ▼ALLE MEISTER▲ (leise) Wir grüssen dich, Pierluigi! ▼PALESTRINA▲ In welches Reich denn, welches wunderbare Bin ich getaucht? – – Vergraben nun schon lang, Doch einst so heiss ein jugendlich Verlangen Erfüllt sich mir in dieser Stunde Grau'n. Euch darf ich schau'n, Geliebte Götter meiner Blütenjahre, Ihr Meister! Freunde meiner Manneszeit. Ach, wenn ihr ihm verständlich seid Enthüllt dem armen Geist, in Sterblichkeit befangen, Ihr Schatten, ob ihr wirklich – wirklich – seid! ▼DIE MEISTER▲ Wir sind – wir sind, Pier – wir sind. ▼PALESTRINA▲ (traurig) Ach wohl! – mein Blick ist schattenhaft, ich weiss! Was trennt mich doch die harte Todeswand Zu sein wie Ihr – mit Euch – in Eurem Land, Zu treten in der Hochgestimmten Kreis! ▼DIE MEISTER▲ Aus weiter Ferne sehen wir dir zu; Dein Werden freuet uns, dein Wachsen, Dehnen. Der Kreis der Hochgestimmten ist voll Sehnen Nach jenem, der ihn schliesst Erwählter du! ▼PALESTRINA▲ (schmerzlich) Nicht ich – nicht ich – schwach bin ich, voller Fehler. Und um ein Werden ist's in mir getan. Ich bin ein alter, todesmüder Mann Am Ende einer grossen Zeit. Und vor mir seh' ich nichts als Traurigkeit – Ich kann es nicht mehr zwingen aus der Seele. ▼DIE MEISTER▲ (lachen still zueinander) Hm – hm – hm – hm Er weiss noch nicht – er weiss nicht, dass er muss, Er weiss es besser – ▼EIN MEISTER IM MÖNCHSKLEID▲ Pierluigi, löcken Wider den Stachel ist Vermessenheit! ▼PALESTRINA▲ (ergriffen) Wohl weiss ich, dass auch ihr einstmals in Nöten Und bitterem Verzicht auf Erden rangt. Der neuen Kraft war mir's oft einz'ge Quelle, Und mehr hab' innigem Versenken ich verdankt In gleicher Seelen ähnliches Erleiden Als je mir Glauben, Hoffen half und Beten. Doch nun ist reif der Wunsch, von hier zu scheiden. Wo's in mir blühte, ist jetzt tote Stelle Und meine Harfe hing ich in die Weiden. Ihr lebtet stark in einer starken Zeit Die dunkel noch im Unbewusstsein lag Als wie ein Korn in Mutter Erde Schoss. Doch des Bewusstseins Licht, das tödlich grelle, Das störend aufsteigt wie der freche Tag Ist feind dem süssen Traumgewirk, Dem Künsteschaffen; Der Stärkste streckt vor solcher Macht die Waffen. Entschwunden ist die Kraft, die einst so gross; Mit off'nen Augen in des Lebens Rachen Will flieh'n ich aus der Zeit und von dem Tross Der Menschen, welche mit der Zeit erschwachen. ▼DIE MEISTER▲ (lachen wieder, wie vorhin) Hm – hm – hm – hm – – Er weiss noch nicht – er weiss nicht, dass er kann. Er weiss es besser – erdbefang'ner Mann, Dein Erdenpensum ist noch nicht getan! ▼PALESTRINA▲ (stark, aufbäumend) Ich will nicht – will nicht! Hört! Ich will es nicht! ▼DIE MEISTER▲ (nicken bedeutend zueinander, einzeln) Die Wachstumsschmerzen sind's! – Es kommt vom Werden. Die letzte Häutung – 's ist die Mutation. ▼PALESTRINA▲ (ruhiger für sich) Was einst mir höchstes Glück – nun dumpfe Pflicht. Kein Trost im Himmel – keiner auf der Erden. ▼DIE MEISTER▲ (zu Palestrina) Nicht in dem Himmel, auf der Erde nicht Kann jemand Trost dem Andern geben, Als durch sein Sein; und, liebes Kind, Wir sind, – wir sind, – wir sind. Und so, wie du nun musst, so mussten wir im Leben. Du wirst und musst! ▼PALESTRINA▲ Und wer befiehlt's? ▼DIE MEISTER▲ Der alte Weltenmeister Der ohne Namen ist; der gleichfalls untertan Uraltem Wort am Rand der Ewigkeit. Er schafft sein Werk, wie du das deine, Er schmiedet Ringe sich, Figuren, Steine Zu der schimmernden Kette der Zeiten Der Weltbegebenheiten. ▼PALESTRINA▲ (nach einer Pause, leise) Wann endlich wird auch mir Vollendung sein? ▼DIE MEISTER▲ In dir, Pierluigi Ist noch ein hellstes Licht; Das erstrahlte noch nicht. Ein letzter Ton noch fehlet Zum klingenden Akkord; Als der ertönst du dort. Den Schlusstein zum Gebäue Zu fügen sei bereit; Das ist der Sinn der Zeit. Wenn du dein ganzes Bild aufweist, Wenn dein' Gestalt vollkommen, So, wie sie war entglommen Von Anbeginn im Schöpfergeist Dann strahlst du hell, dann klingst du rein, Pierluigi du, An seiner schönen Ketten Der letzte Stein. ▼PALESTRINA▲ (wieder nach einer Pause; mit leisem Schauer) Warum das ganze Spiel? – Wenn das nicht wäre, Was wäre dann? – Warum das ganze Spiel? ▼DIE MEISTER▲ (strecken wie zur Abwehr dieser Frage die Hände aus hart) Dein Erdenpensum, Palestrina, Dein Erdenpensum schaff'! (Sie verschwinden langsam in dem Hintergrunde) ▼PALESTRINA▲ (erschrocken) Weh' – lasst mich nicht Allein in dieser rätselvollen Leere! – Wie schwindet ihr so bleich – ▼DIE MEISTER▲ (im Verschwinden, milder, fast traurig) Dein Erdenpensum, Palestrina – dein Erdenpensum – (Sie verschwinden völlig) Sechste Szene (Der diese ganze (fünfte) Szene im Stuhl verblieben, sitzt nun aufrecht, nicht angelehnt, mit geschlossenen Augen; es ist vollständig dunkel; alsbald nach Verschwinden der Geister beginnt er, leise und von Schauer umfangen) ▼PALESTRINA▲ Allein in dunkler Tiefe Voll Angst ich armer Mensch Rufe laut nach oben. ▼ERSTER ENGEL▲ (auf der Rücklehne des Stuhles, von Palestrina ungesehen,von hellem Schein beleuchtet, sitzend) Kyrie – Kyrie eleison! ▼PALESTRINA▲ (ergreift mechanisch die Feder und singt) Kyrie eleison. Ist wo ein Liebesquell? Wenn nicht auf Erden Er warm ins Herz mehr fliesst, Ach, wo ergiesst Er lind sich dem Müden? Was erschliesst, Was sich dem suchenden Blick? Wer bringt der Frieden? ▼ZWEITER, DRITTER ENGEL▲ (auf der kleinen Hausorgel, hellbeleuchtet, sitzend) Christe – Christe eleison. ▼PALESTRINA▲ (lässt die Feder nicht mehr aus der Hand schreibt und singt) Christe eleison. (Von hier ab bevölkert sich die Stube mit Engelsgestalten. Alle erscheinen in Beleuchtung. Palestrina sind sie wie alle folgenden Erscheinungen nicht sichtbar) ▼CHOR DER ENGEL▲ Credo in unum Deum, Patrem omnipotentem. ▼PALESTRINA▲ Allmächtig … geheimnisvolle Kraft! Wie durch die eigne Brust Selig nun zieht Allmächt'ge Schöpferlust, Ewiges Hohelied! Wunder ist Möglichkeit, Allwo sie weit Welten erschafft! (Es erscheint die Gestalt der Lukrezia; sie schmiegt sich nah an Palestrina. Mit Zuneigung befindet erscheint) ▼LUKREZIA▲ Nah war ich dir In Nöten des Lebens; Nah bin ich dir Im Frieden des Lichts; Frieden auch dem auf Erden, Der guten Willens ist. ▼ERSTER, ZWEITER, DRITTER ENGEL▲ In terra pax hominibus bonae voluntatis. ▼PALESTRINA▲ Liebes Mysterium! Fühle durch tiefe Nacht Durch Wonnen der Geistesmacht Seliges Meschentum Innig vertraut. Liebender Laut – ▼LUKREZIA▲ Frieden auch dem auf Erden, Der guten Willens ist. ▼ERSTER, ZWEITER, DRITTER ENGEL▲ In terra pax hominibus bonae voluntatis (Die Decke scheint sich zu öffnen; die Hinterwand schwindet; man sieht eine ganze Glorie von Engeln und Himmel, die die ganze Bühne füllt, so dass nur eigentlich Palestrina dunkel bleibt) ▼LUKREZIA▲ Frieden! (Hier beginnt die Gestalt der Lukrezia zu verbleichen.) ▼PALESTRINA▲ Zu überschwenglichem Glück Bin ich erhoben! Erdenruhm bleibt tief zurück. Selig nur den Dankesblick Send' ich nach oben, Innig zu loben Die ewige Liebesmacht, Die den Frieden gebracht. Den Frieden – ▼CHOR DER ENGEL▲ (Die drei Solisten mit den Sopranistinnen) Gloria in excelsis Deo, Gratias tibi! Laudamus te! Glorificamus te! Dona nobis pacem! (Nach dem Höhepunkt der Steigerung, beim "Gloria in excelsis", hat zugleich mit der Stärke des Gesanges die Helligkeit der Beleuchtung nachgelassen. Während der letzten Gesangstakte schon verschwinden alle Erscheinungen, auch die der Lukrezia, gänzlich dem Blick. Das Zimmer ist wieder wie vorher, doch nicht wie am Anfang dieser Szene finstere Nacht, sondern anbrechender Morgen. Von ferne hört man mit zunehmender Stärke die Glocken des erwachenden Roms. Palestrina war nach den letzten Noten der Messe wie erschöpft in den Sessel zurückgesunken; der rechte Arm hängt herunter, die Feder ist seiner Hand entfallen;die Notenblätter liegen auf dem Tisch und Boden zerstreut. Er schläft tief. So verbleibt er bis zum Schluss des Aktes) Siebente Szene (Dann erscheint plötzlich Silla an der Türe, er winkt, nachdem sein Blick auf den schlafenden Meister gefallen, dem noch nicht sichtbaren Ighino, beide wollen mit Singebüchern zur Morgenübung kommen) ▼SILLA▲ (Leise) Ighino, sieh doch, komm herein! ▼IGHINO▲ (tritt auf, erschrickt beim Anblick des Vaters) Mein Vater – Silla, was geschah? ▼SILLA▲ Nichts, nichts! – Du siehst, er schlief nur ein. Ighino, aber sieh' doch da! (Er hat die beschriebenen Notenblätter bemerkt und sammelt sie leise vom Tisch und Boden auf.) ▼IGHINO▲ Ach Silla, welches Glück! Er hat etwas geschrieben! ▼SILLA▲ Die ganze Nacht wohl ist er wach geblieben! (Sie gehen mit den Blättern ans Fenster, um beim Scheine des Morgenlichts das Geschriebene zu lesen; sie blättern und lesen eifrig.) Die alte Art – doch nicht so schwer. ▼IGHINO▲ Es scheint mir ganz besonders schön. Aus jeder Note spricht doch er! ▼SILLA▲ (bedenklich) Jedoch – kaum ist es zu versteh'n – 'ne ganze Messe, wie ich merk'! Der alte Mann, und eine einz'ge Nacht – Ich glaube nicht, dass grade dieses Werk Dem alten Meister grosse Ehre macht. (Die Glocken klingen stark) ERSTER AKT Zimmer im Wohnhause Palestrinas. Der Raum ist nicht gross, ziemlich dunkel; dunkelbraune alte Möbel. Alles einfach, fast ärmlich. In der Mitte der Arbeitstisch, darauf unbeschriebenes Notenpapier. An der Hinterwand ein grosses Bild, eine schöne Frau in mittleren Jahren darstellend Lukrezia, Palestrinas verstorbene Gemahlin. Rechts ein grosses (das einzige) Fenster mit Blick auf Rom in ziemlicher Entfernung. Am Fenster ein Stuhl mit Lehne. Es ist gegen Abend; im Verlaufe der ersten Szene, zumal der dritten und vierten, wird es ganz dunkel Erste Szene Beim Aufgehen des Vorhanges sitzt in dem grossen Lehnstuhl am Tisch Silla, ein 17jähriger Mensch. Er verschwindet fast in dem geräumigen Sitz; das rechte Bein liegt mit dem Knöchel auf dem linken Knie, in den Händen hält er eine grosse Geige in einer der willkürlichen Formen jener Zeit. Er probiert, sich oft unterbrechend, eine eigene Komposition SILLA Proben mit leiser Stimme "Schönste, ungnäd'ge Dame…" unterbricht sich Lang bleib' ich nimmermehr beim alten Meister; das steht nun fest. fährt wieder fort "Nymphe mit Sternenaugen. Des treuesten Schäfers Klagen Lass erweichen… lass erweichen…" unterbricht sich wieder Ighino merkt noch nichts; Ob ich's ihm heut' wohl sage? spielt weiter "Von Hyazinthen ein Regen Fliesse auf dich…" bricht wieder ab Dass mich der Alte willig lässt, Das ist doch sehr die Frage! fährt wieder fort "Schönste, ungnäd'ge Dame, Nymphe mit Sternenaugen…" hält wieder ein Er hat mich wahrlich gern, fast tut mir's leid – er wirft Geige und Bogen auf den Tisch und steht vom Stuhl auf Welch herrlich freier Zug Geht doch durch unsre Zeit! durchmisst das Zimmer mit elastisch- Hoffnungsfreudigen Bewegungen Ist's nicht bei dem Gedanken schon Ans heitere Florenz, Als dürfte sich mein eig'nes Wesen Vom dummen Joch der Allgemeinheit lösen Und die höchste Stufe erklimmen. Wie in meiner lieben Kunst die Singestimmen, Abhängig von jeher, erbärmlich polyphon, Sich dort befrei'n zur Einzelexistenz. – steht jetzt vor dem Fenster und sieht hinaus Da liegt mein Rom! – Ehrwürd'ges Nest, behalte Alt, wie du selber bist, getrost das Alte! Bewach' mit Feu'r und Schwert, wie deine Religion, So in der schönen Kunst die alte Tradition. Die lass vom alten Palestrina hüten, Da treibt sie gar noch neue Blüten. Mich aber zieht es fort nach all dem Schönen, Neuen, Und wie ich Ruhm und Leben leuchtend vor mir seh, So steigt gewiss in stetigem Befreien Die ganze Menschheit noch zu ungeahnter Höh! Ighino tritt ein; er scheint traurig Zweite Szene SILLA Ighino, gut, dass ich dich seh'! Muss dir was Neues sagen – Doch erst ein heiteres Gesicht! IGHINO Soll ich erst lange fragen? SILLA Wenn mein Ighino mir verspricht, Dem Vater nichts zu klagen – IGHINO schnell und besorgt Schlimm für den Vater ist's doch nicht? SILLA Für mich ist's sicherlich nur schön! IGHINO So freu' ich mich und wünsch' dir Glück. er setzt sich auf den Schemelsitz am großen Stuhl SILLA Sag – ist für sich allein zu stehn Nicht schöner, denn als kleines Stück Von einem Ganzen sich zu sehn? IGHINO Du weisst, ich bin so weit zurück Im klugen Denken gegen dich, Weiss deiner Frage nicht Bescheid. Das eine doch empfinde ich Die liebliche Gemeinsamkeit Von guten Menschen unter sich Ist doch das Schönste allezeit. SILLA lächelnd Gut ist, mein Jung' dein Sprüchelein Für sanfte Kinder oder Greise. IGHINO Ist denn nicht jeder doch allein Nur eben auf seine Weise? SILLA Des Starken Art ist Herrscher sein Und Mittelpunkt im Kreise! sitzt in der Nähe Ighino auf dem Stuhl Ighino – wenn im Chor wir singen, – Den Altus ich, du den Diskant, Und schwitzen bei den schweren Dingen, Die die Gelehrsamkeit erfand Ist's nicht, als ob die Esel gingen Gemeinsam in ein Joch gespannt? IGHINO Das kann mein Herz nicht so empfinden. Just für den Starken ist's doch schön, Wenn viele, innig sich verbinden, In einem Ganzen aufzugehn, Der Arbeit und des Opfers wert. Sind wir durch Vater des nicht belehrt? Und nichts mag mehr den Sinn erheben, Gibt mehr auf Erden Heimlichkeit, Als in dem All, dem Ganzen zu leben, Nicht bloss im gegenwärt'gen "Heut". Die Mühen werden meine Freuden, Wenn das Gefühl mich ganz entzückt, Dass junges Leben alter Zeiten Uns wie durch Zauber nahe rückt. Ja, Silla, – lässt du das nicht gelten, So musst du auch den Vater schelten; Denn was ich sprach, das meint auch er. – SILLA lächelnd Das zu bemerken war nicht schwer! 's ist aber doch ein Unterschied Wir sind noch jung, der Meister alt. Das gäbe keinen lust'gen Wald, Pfiff jeder Vogel dasselbe Lied! IGHINO nach einigem Schweigen Warum tun deine Worte mir So weh? und, Silla, sprich, was ist's, Das du mir sagen wolltest und Der Vater nicht erfahren soll? SILLA ausweichend, steht vom Stuhl auf Das ist nichts Wichtiges! IGHINO lebhaft Nein, nein, Du musst's mir sagen! SILLA Sag mir lieber Zuerst, was dich bedrückt; du scheinst Mir trüb gestimmt und gar nicht froh. IGHINO Ach, Silla! – Kann ich dir's denn sagen? Du wirst mich sicher nicht verstehn. SILLA ungeduldig So sprich! IGHINO mit Tränen kämpfend Der Gram des alten Vaters – Ich kann ihn nicht so leiden sehn! SILLA Ist er denn krank? IGHINO Nein, nein; das ist es nicht. SILLA Was ist's denn sonst? Ein Unglück – IGHINO schüttelt den Kopf Weiss ich's denn? Ich seh nur, wie er stumm verzweifelt ist. steht vom Schemel auf SILLA im Zimmer gehend Ich glaub', Ighino, das siehst du allein! Bei Gott – ich hab noch nichts davon gemerkt. Ighino zuckt die Achseln Und wenn du selbst den Grund davon nicht weisst – Die Trauer muss doch eine Ursach haben. IGHINO schüchtern Ist dir sein Lebenslauf nicht Grund genug? SILLA Das ist nun beinah Sünde, lieber Junge, Von Unglück da zu sprechen ein jeder Mensch Hat auf der Welt sein kleines Kreuz zu tragen. Er ist nicht krank, er leidet keine Not, Und hat vor andern Menschen noch voraus Er ist berühmt! was will er denn noch mehr? Wenn ich's bedenk, so ist er selten glücklich. IGHINO ruhig und schmerzlich Ich wusste wohl, du würdest also reden; Drum sprach ich nie ein Wort mit dir davon, Wie sehr ich mich auch sehnte, einer Seele Mich anvertrau'n zu dürfen. Lieber Gott, Sein Ruhm!… Sein echter Ruhm, der still und mit der Zeit Sich um ihn legte wie ein Feierkleid; Sollt' er dafür wohl gar noch dankbar sein? Ein Heiliger für seinen Heil'genschein? Und was hat denn sein Ruhm ihm eingebracht, Als der Kollegen Neid und offne Niedertracht? Sein einz'ges Menschenglück Familie, Ehe, Verbannte ihn aus Papstes Gunst und Nähe. Vor grösster Armut ist er kaum geschützt; Nun sag mir doch, was dies Phantom ihm nützt er Ruhm, den andre fälschlich sich erschleichen, die meinem Vater nicht das Wasser reichen? Und glaubst du, dass er jemals etwas sagt, Ein Hauch der Lippe je sein Los beklagt? Ein Menschenalter schuf und schuf er Werke In unvermindert wunderbarer Stärke. Bis dass ihn endlich traf der schwerste Schlag, tritt vor das Bild Bis meine Mutter auf der Bahre lag. Sie starb, die nie der Gram darob verliess, Dass man ihn ihretwegen aus dem Amt verstiess, Da ward es still in ihm und leer. Seit ihrem Tode schrieb er keine Note mehr! Er scheint nicht mehr zu leben, altert früh, Kaum, dass er manchmal lächelt – Silla, sieh' Ich selbst bin fröhlich, hab' das Leben lieb, Doch nun erscheint mir alles auch so trüb'. Pause. Silla setzt sich auf den Schemel und nimmt Ighinos Hand Ist so zu reden, meinst du, wirklich Sünde? – Ach Gott – vielleicht sind all das nicht die Gründe. Hast du vom Leid der Welt noch nicht gehört, Davon die Dichter sagen? SILLA Nun, und was? IGHINO Man geht und weint, weil man geboren ist – Ich glaub' – im Vater ist etwas davon. kurzt bedrückende Stille SILLA springt auf Lass jetzt das Leid der Welt! – 's wird alles besser, Und hör' – damit du wieder lustig wirst Mir liegt's schon lange auf, dass ich dir spiel Ein Liedchen in dem allerneusten Stil Hör' zu! nimmt die Geige IGHINO Ach lass! SILLA Er sieht verwundert auf Ighino Du wirst doch nicht versagen, Wenn Kunstgenossen um dein Urteil fragen! Er setzt sich auf den Stuhl vor der Hausorgel, mit dem Rücken zum Hintergrund; Ighino hört ihm, halb auf der Lehne des grossen Stuhles sitzend, zu. "Schönste, ungnäd'ge Dame, Nymphe mit Sternenaugen, Des treuesten Schäfers Klagen Lass erweichen dein Herz. Im elysischen Haine Von Hyazinthen ein Regen, Nymphe mit Sternenaugen, Fliesse auf dich und mich. Schönste, ungnäd'ge Dame, Goldenhaarige"… Dritte Szene Kardinal Borromeo und, hinter ihm, Palestrina sind eingetreten. Ighino hatte die Eintretenden zuerst bemerkt, Silla mit leisem Schrei und Anstoss aufmerksam gemacht, und sinkt nun, und mit ihm der erschreckte Silla, auf die Knie; Borromeo hält in der Tür an; Palestrina steht nun neben ihm. Kardinal Borromeo ist ein grosser Mann zwischen 40 und 50 Jahren, mit intelligentem Gesicht und leidenschaftlichen Augen; Palestrina hat die 50 überschritten; er ist leicht ergraut, zumal an den Schläfen. Ighino hat die ängstlichen Augen auf die beiden Männer gerichtet SILLA Schönste, ungnäd'ge Dame, Goldenhaarige"… Kardinal nagelte seine Augen auf Stuhl; es fährt Ihnen, mit einer furchtbaren Geste und ein unterdrücktes Lachen; Ighino, beunruhigt, hat seine Augen auf die beiden Männer festgelegt BORROMEO Nach einem schweren Stille Seltsamliche Geräusche hört man hier Im Haus des strengen Meisters! zu Palestrina Ist das die Kunst, Praeneste, die Ihr lehrt? PALESTRINA Leise Das frag' ich, Silla, dich! da dieser betreten schweigt Geht beide nun hinein Und morgen mit dem frühsten seid bereit Den Psalm zu üben – Seiner Heiligkeit Küsst nun die Hand. Seid fromm und still. Silla und Ighino, erster mit Geige und Bogen, gehen, nachdem sie Borromeo die Hand geküsst haben, leise und schnell links ab PALESTRINA begütigend zu Borromeo Das ist die neue Zeit, die in ihm gärt; Sie macht ihn toll, doch glücklich. Verzeiht es, bitt' ich, ihm nach Eurer Güte! BORROMEO Doch – wenn ich's nur verstünd'! Was hat der Knabe? Wie klangen diese Töne sündig doch! Und Ihr – Ihr scheint nicht sonderlich erstaunt. So wisst Ihr denn davon? was ist es – sprecht! PALESTRINA Ich weiss – doch Silla glaubt, nichts wüsst' ich noch. Siehe mit Zuneigung, woher es kam Silla Es ist ein Junge, voll von Gottesgabe, Zu wehren ihm fühl' ich in mir kein Recht. BORROMEO ereifert sich Ihr droht ihm nicht einmal? so mild gelaunt? Ihr nehmt es, scheint mir, allzuwenig schwer! PALESTRINA Ach, der Bedrohte bin nur ich, nicht er! ernster Die Kunst der Meister vieler hundert Jahre, Geheimnisvoll verbündet durch die Zeiten Zum Wunderdom sie stetig aufzubau'n, Der sie ihr Leben schenkten, ihr Vertrau'n, Und der auch ich mein armes Dasein bot Ihm dünkt sie abgegriff'ne alte Ware, Er glaubt sie überwunden, glaubt sie tot. – Nun haben Dilettanten in Florenz Aus heidnischen, antiken Schriften Sich Theorien künstlich ausgedacht, Nach denen wird fortan Musik gemacht. Und Silla drängt begeistert sich zu jenen Und denkt und lebt nur in den neuen Tönen. Vielleicht wohl hat er recht! Wer kann es wissen, Ob jetzt die Welt nicht ungeahnte Wege geht, Und was uns ewig schien, nicht wie im Wind verweht? – Zwar trüb' ist's zu denken – kaum zu fassen. BORROMEO Und Ihr wollt's so ruhig gehen lassen?! Vergesst Ihr, auf welchen Fels ist gebaut Eure eig'ne Kunst, der Ihr selbst nicht vertraut? Vergesst Ihr die starke Kirche? – Fürwahr, Eure Müdigkeit gibt mir Ärgernis gar! nach einer Pausem milder; tritt zu Palestrina Ihr scheint mir krank in eurer Seele Seit langem schon; besorgnisvoll Fand ich, worauf ich einzig zähle, Das Mittel, das Euch heilen soll. Ihr habt von Eures Geistes Gaben Viel Jahre nicht Gebrauch gemacht. Bedenkt Die Engel halten Wacht Und wollen Lobgesänge haben; Gott selbst hat nun die neue Tat Vor Tausenden Euch zuerteilet; Weshalb anjetzt ich verweilet Und heimlich Euer Haus betrat. PALESTRINA Die Gnade, die Ihr mir gewährt, Drängt mich, demütig Euch zu sagen, Wie dankbar ich – wie hochgeehrt! BORROMEO Nun setzt Euch zu mir her und hört. Er nimmt in dem grossen Lehnstuhl Platz. Palestrina setzt sich auf den Stuhl rechts. Es drohet nicht von eitlen Dilettanten, Von frechen Schülern dem wohl nicht Gefahr, Woran die zweimalhundert guten Jahr Christliche Meister ihre Mühe wandten. Wir fürchten uns da nicht so sehr. Doch der Sturm, er kommt! nur anderswoher; Und was der gesamten Kunst er droht, Auf einen Streich ist's sicherer Tod. Ihr wisst, das heil'ge Konzil zu Trident Neigt sich zum gottgefälligen End', Nachdem es achtzehn Jahre lang Gestört, bedroht und unterbrochen Mühsam durch Sturm und Not sich rang. Nun hat der Papst ein strenges Wort gesprochen; Und eh' dies Jahr noch zu Ende mag geh'n, Will das Konzil er beendet seh'n. Demnach ist nun die letzte Session Am kommenden dritten Dezember schon. Es fehlt auch nur noch ein Dekret, Das auf manche inn're Reformen geht. Da wird endgültig zum letzten Mal Beschlossen über das Ritual, Katechismus, Brevier, Fasten, Gebet, Vornehmlich aber über das Missal, Ach, unsre süsse, heil'ge Messe! Die neuen Irrungen, unhold dem Ohre, Wem lägen sie schmerlicher wohl im Sinn Als dem einstigen päpstlichen Kompositore Und mir, der ein Freund der Künste ich bin? Profane Texte, – gar lascive! Üppig weltliche Liedmotive! Überladenes Stimmgefüge, Das den echten Text unverständlich macht, Wie vielen hat's Ärgernis schon gebracht! Wir kennen das Übel zur Genüge. Anstatt nun mit Eifer und klug zu sichten, Die faulen Glieder zu trennen vom Rumpf, Will Pius nun mit Stiel und Stumpf Den ganzen Körper auf einmal vernichten. Zum Gregorianischen Choral Soll alles wiederkehren. Die ganze Misuca figural Die Meisterwerke ohne Zahl, Die soll die Flamme verzehren! Als ich zuerst davon gehört, Wie kam da Schmerz in mein Gemüte! Kleingläubig, wer von Gottes Güte Wohl glaubt, dass sie dem Menschen wehrt Die Freude an der Schönheit Blüte; Es irrt wohl der, der solches lehrt, Der Sorge einzig zugekehrt Dass er die Seele hüte! Wohl müht' ich jüngst im Konsistorium Mit Reden mich, ich bat die Kardinäle, Dass man kein gar so hartes Mittel wähle; Doch alle blieben meinen Bitten stumm. Nun aber hört das Glück, von dem ich euch erzähle! von hier ab mit steigender Wärme Es hat der Kaiser Ferdinand Sich selbst für die Musik verwandt; In einem langen Schreiben Wünscht er es möchte bleiben Aus grosser Meister Zeit Das wohlerfund'ne Alte, Weil es den Geist der Frömmligkeit Erwecke und erhalte. Nun können die Herren nicht umhin, Zu handeln nach des Kaisers Sinn. Und nun auf einmal war mir's leicht, Mit meinen Wünschen durchzudringen Und selbst den Papst dahin zu bringen, Dass er sich meinem Plane neigt; Vernehmt, wohin meine Gedanken gingen, Und was ich hab' erreicht. Die Gegensätze all' zu einen, Die dieser Zeiten Fährnis bringt, Geläng' wohl nur dem liebend-reinen, Dem Künstlergeist, der sie umschlingt. Dass nun die Andacht im Gefühle, Die unsert Geist zum Höchsten hebt, Mit holder Lust am Wunderspiele Der Töne sich zu eins verwebt Dies soll ein Meisterwerk beweisen, Das allen Streit in sich versöhnt, Das, Gottes Herrlichkeit zu preisen, In künstlich reichen Formen tönt. Es fuhr wie Leuchten der Gedanke Mir durch den Sinn in höchster Not; Nun endlich fiel die letzte Schranke Des Widerstands, den man mir bot. Wenn denn ein solches Werk gelänge – Dies hat der Papst mir zuerkannt – Dann sei gelöst des Fluches Strenge, Der die gesamte Kunst noch bannt; Der neuen Messe Stil und Haltung, Sie sei fortan die feste Norm. So brächte dieses Werks Gestaltung Der Tonkunst Rettung und Reform. Borromeo, während seines Vortrages immer begeisterter geworden, steht hier auf; mit ihm erhebt sich auch Palestrina Und Ihr sollt diese Messe schreiben! Wer könnte solchen reinen Stil Wohl einem Werke einverleiben Zugleich mit kirchlichem Gefühl? Auf, Meister! Euch zum ew'gen Ruhme, Zur Rettung der Musik in Rom, Der höchsten Spitze Kreuzesblume Setzt auf der Töne Wunderdom! Palestrina, der ruhig und aufmerksam, aber ohne sonderliche Anteilnahme zugehört hat, beginnt nun nach einer kleinen Pause PALESTRINA Wie schön ist, was Ihr sagt! Und welchen Blick gewährt es mir In Eure grosse Seele. Wie wünscht' ich, dass Euch nimmer fehle Der Mann, der dieses Grosse wagt. – Doch zürnt nicht, wenn ich nicht verhehle Wenn ich's auch noch so gerne wär' – Ich bin der Rechte nicht – bin's nimmermehr! BORROMEO ernüchtert, bezwingt seine Verstimmung So wenig inne seid Ihr Eurer Sendung? Gewiss – auch mag es sein, Dass von den grossen Meistern Roms Wohl mehr als einer leicht zu finden wäre, Gewachsen Euch an Wissenschaft und Geist, Der, hochbeglückt, und eingedenk der Ehre, Das Werk hinführte zur Vollendung, Das undankbar Ihr von Euch weist In töricht – unbegreiflicher Verblendung! Die Freundschaft, die ich für Euch fühle, Das Lob des Kenners Eurem Stile Ihr schätzt sie wahrlich niedrig – lohnt mir schlecht! PALESTRINA bescheiden Schlecht lohnt' ich Euch, erhab'ner Kardinal, Wenn ich Gedanken spriessend höchstem Sinn, Der gnädig lenkte nun auf mich die Wahl Zur Tat zu machen mich erdreisten wollte In dem Gefühl, dass ich unwürdig bin. Denkt wenn der Augenblick nun da, Und Ihr das hochersehnte Werk nicht schaut, Wie mir derselbe Sinn dann grolllte, Der mir vorher so sehr vertraut! BORROMEO vorwurfsvoll und betont Ist das Pierluigi Palestrina, Der unermüdlich schaffensfrohe Mann? PALESTRINA leise – wie für sich Er ist's nicht mehr. – Das Leben schlingt der Tod, Das graue Alter trinkt der Schönheit Rot, Wie wäre Künstlers schaffendes Organ Nicht auch dem Zeitlich – Trüben untertan? BORROMEO heftig Ich kann Euch nicht verstehn! Nicht mit Euch fühlen! Ihr gebt Euch auf – nun gut! Doch eins bedenkt Die toten Meister heben ihre Hände, Sie rufen aus dem Grabe "Rette, rette, Ach, wer errettet unsere Musik?! Unheilig und vernichtet sie wie wir! Mit unsern Werken schwindet unsre Seligkeit!" Lässt Euch das auch in Ruh'? PALESTRINA leise lächelnd Ach, hoher Freund, Wer weiss gewiss, was tote Menschen fühlen? BORROMEO Ei hört – ei hört! Bedenklich war der Satz! immer gereizter, da Palestrina schweigt Wenn denn in Eurem Herzen keine Liebe Für jene, denen Ihr so viel verdankt, So wisst nun fernerhin auch Eure Werke Sind der Vernichtung Raub; der Scheiterhaufen Steht schon bereit für alle! PALESTRINA immer gleich ruhig Sei's darum. BORROMEO kurz und scharf Und wenn's der Papst befiehlt? PALESTRINA wie vorhin Er kann befehlen, Doch niemals meinem Genius – nur mir. BORROMEO schlägt die Hände zusammen So spricht denn Gott nicht mehr in Eurer Seele! PALESTRINA leise Ich glaube – nein! BORROMEO völlig unbeherrscht So also steht's mit Euch! Der fromme Meister lästert! Hört doch! Hört! Nun, nun, ich sag's Euch, dass ihr's noch bereut! Mit solcher Bosheit lohnt Ihr treues Sorgen! Nun – Ihr bereut es noch! – Ich reise morgen! Eilpferde stehen schon für mich bereit, Um nach Trident zu jagen. Nun, ich geh'! Nach Schwefel riecht's in Eurer Näh'! geht in heftigstem Zorn ab Vierte Szene Palestrina hat dem letzten Ausbruch, der ihm doch unvermutet kam, bestürzt zugehört, es sieht dem Borromeo eine Weile gedankenvoll nach; dann wendet er sich zurück traurig – gefasst PALESTRINA Der letzte Freund, der mir noch wohlgesinnt, Nun geht auch er – und hat nur Groll um das, Was widerstrebend ihm mein Leid gestand. O wüsstest du, du wohlgeborg'ne Seele, auf seine Brust deutend Was hier noch alles flüstert, reden möchte, Welch dunklere Gedanken, unheimliche – Für mich der Holzstoss wär' dir noch zu mild! Wie fremd und unbekannt sind sich die Menschen! Das Innerste der Welt ist Einsamkeit. Man fühlt es nicht im frohen Rausch der Jugend, Im Taumel der Gewohnheit; der Bewegung, Zu der das Leben unaufhörlich peitscht. Doch wer verwundet an der Strecke liegt, Sich nicht mehr rühren kann, und nur noch schaut, – Dem rasen sie vorüber, fremde Larven, Verfolgend halb und fliehend, Wut und Angst Im ziellos aufgeriss'nen Blick. – Wie schrecklich, Sich plötzlich einsam tief im Wald zu finden, Wo in der Finsternis kein Ausweg ist. So in der Mitte find' ich mich des Lebens, Verstehe nicht, wie je ich schaffen konnte Wie je ich mich erfreute, wie je ich liebte. Er steht vor dem Bild der Lukrezia Lukrezia! – Als du mir noch im Leben, War ich geborgen. Ja, da sprang der Quell, Und weil er sprang, war mir das Leben wert. Warum war stark genug mein Lieben nicht, In meiner Nähe ewig dich zu halten? Armseliges Gefühl! – Mit Trauer weiss ich, Dass auch Ighinos Liebe mich nicht hielte. Er setzt sich langsam und innerlich müde in den grossen Lehnstuhl am Tisch Jetzt werden sichtbar ersten Auftritte Mein guter Knabe – ach, wie lieb' ich ihn! Und doch – den allerletzten, finstern Schritt Nicht, weil er sündig, unterliess' ich ihn, Nur, weil er sinnlos – gänzlich sinnlos ist. Pause; er greift verstört und zerstreut nach den Notenblättern auf dem Tisch vor ihm – Soll wieder Noten schrerben – eine Messe, – Ein grosses Werk, – ein "ew'ges", wie man sagt. Ob ich's vermag? – Der Priester drohte mir Vernichtung meinen Werken! Ob die Flamme Sie rasch, oder die Zeit sie langsam frisst, All' eins, und sinnlos alles, alles, alles! Wozu das ganze Schaffen, Freuen, Leiden, Leben? Ob ich's vermöchte? – Nein, ach nein! Wozu, Wozu das alles – ach wozu – wozu? Er vergräbt in tiefer Verzweiflung den Kopf in die vor sich auf den Tisch gestreckten Arme. Mittlerweile sind in dem geisterhaft violetten Licht, welches die einbrechende Nacht in dem Raum verbreitet hat, Gestalten aufgetaucht; sie kamen lautlos und langsam aus dem – ganz dunklen – Hintergrund geschritten und umgeben nun stehend Palestrina. Sie sind in verschiedenen – spanischen, niederländischen, italienischen, deutschen, französischen – Trachten und scheinen aus verschiedenen Jahrhunderten den Vor-Palestrina Zeit zu stammen. Das älteste – etwa 13. – Jahrhundert ist durch eine Erscheinung im Mönchskleid repräsentiert. Dabei sind sie in verschiedenen Lebensaltern, vom Jüngling bis zum Greis; auch in vornehmen und geringen Kleidungen Es sind die verstorbenen Meister der onkunst vergangener Epochen, Palestrinas grosse Vorgänger Fünfte Szene Bei den letzten Worten Palestrinas schon einige Zeit angelangt, unbeweglich stehend, und den fremd lächelnden Blick auf ihn geheftet, beantworten sie sein laut ausgerufenes "Ach wozu – wuzu." DIE MEISTER Für Ihn, – Sein Wesen will's. Er muss; so musst auch du. PALESTRINA fährt mit dem Kopf in die Höhe; beim Anblick der Erscheinungen erschrickt er kaum; das erste Anstarren verwandelt sich bald in eine glücklichere, weichere Miene; er flüstert, immer noch von ihrem Anblick gebannt Vertraut – von je vertraut – Aus unversunk'ner Zeit! – DIE MEISTER lächeln, leise zustimmend, mit kaum merkbarem Kopfnicken Vertraut – vertraut auch du – Auch du uns – uns vertraut. PALESTRINA in Aufregung Mir ist – ich lebe – und ihr schwindet nicht? – Dies Lächeln noch – im Ohr der Worte Ton – Einst war mir doch – – mir war – starbt ihr nichr schon? Die Meister lächeln und nicken. Palestrina zu einem der Meister Ich kenne dich – Josquin, du Herrlicher, Lass deine Hand mich – EIN MEISTER in höfischer, burgundischer Tracht, 15. Jahrhundert; unbeweglich Gruss dir, Pierluigi! PALESTRINA fast lebhaft, zu einem anderen Und du Tedesc' Enrico nannt' ich dich So gern! EIN ANDERER MEISTER deutsche Tracht, 15. Jahrhundert, unbeweglich Mein Bruder, sei gegrüsst! ALLE MEISTER leise Wir grüssen dich, Pierluigi! PALESTRINA In welches Reich denn, welches wunderbare Bin ich getaucht? – – Vergraben nun schon lang, Doch einst so heiss ein jugendlich Verlangen Erfüllt sich mir in dieser Stunde Grau'n. Euch darf ich schau'n, Geliebte Götter meiner Blütenjahre, Ihr Meister! Freunde meiner Manneszeit. Ach, wenn ihr ihm verständlich seid Enthüllt dem armen Geist, in Sterblichkeit befangen, Ihr Schatten, ob ihr wirklich – wirklich – seid! DIE MEISTER Wir sind – wir sind, Pier – wir sind. PALESTRINA traurig Ach wohl! – mein Blick ist schattenhaft, ich weiss! Was trennt mich doch die harte Todeswand Zu sein wie Ihr – mit Euch – in Eurem Land, Zu treten in der Hochgestimmten Kreis! DIE MEISTER Aus weiter Ferne sehen wir dir zu; Dein Werden freuet uns, dein Wachsen, Dehnen. Der Kreis der Hochgestimmten ist voll Sehnen Nach jenem, der ihn schliesst Erwählter du! PALESTRINA schmerzlich Nicht ich – nicht ich – schwach bin ich, voller Fehler. Und um ein Werden ist's in mir getan. Ich bin ein alter, todesmüder Mann Am Ende einer grossen Zeit. Und vor mir seh' ich nichts als Traurigkeit – Ich kann es nicht mehr zwingen aus der Seele. DIE MEISTER lachen still zueinander Hm – hm – hm – hm Er weiss noch nicht – er weiss nicht, dass er muss, Er weiss es besser – EIN MEISTER IM MÖNCHSKLEID Pierluigi, löcken Wider den Stachel ist Vermessenheit! PALESTRINA ergriffen Wohl weiss ich, dass auch ihr einstmals in Nöten Und bitterem Verzicht auf Erden rangt. Der neuen Kraft war mir's oft einz'ge Quelle, Und mehr hab' innigem Versenken ich verdankt In gleicher Seelen ähnliches Erleiden Als je mir Glauben, Hoffen half und Beten. Doch nun ist reif der Wunsch, von hier zu scheiden. Wo's in mir blühte, ist jetzt tote Stelle Und meine Harfe hing ich in die Weiden. Ihr lebtet stark in einer starken Zeit Die dunkel noch im Unbewusstsein lag Als wie ein Korn in Mutter Erde Schoss. Doch des Bewusstseins Licht, das tödlich grelle, Das störend aufsteigt wie der freche Tag Ist feind dem süssen Traumgewirk, Dem Künsteschaffen; Der Stärkste streckt vor solcher Macht die Waffen. Entschwunden ist die Kraft, die einst so gross; Mit off'nen Augen in des Lebens Rachen Will flieh'n ich aus der Zeit und von dem Tross Der Menschen, welche mit der Zeit erschwachen. DIE MEISTER lachen wieder, wie vorhin Hm – hm – hm – hm – – Er weiss noch nicht – er weiss nicht, dass er kann. Er weiss es besser – erdbefang'ner Mann, Dein Erdenpensum ist noch nicht getan! PALESTRINA stark, aufbäumend Ich will nicht – will nicht! Hört! Ich will es nicht! DIE MEISTER nicken bedeutend zueinander, einzeln Die Wachstumsschmerzen sind's! – Es kommt vom Werden. Die letzte Häutung – 's ist die Mutation. PALESTRINA ruhiger für sich Was einst mir höchstes Glück – nun dumpfe Pflicht. Kein Trost im Himmel – keiner auf der Erden. DIE MEISTER zu Palestrina Nicht in dem Himmel, auf der Erde nicht Kann jemand Trost dem Andern geben, Als durch sein Sein; und, liebes Kind, Wir sind, – wir sind, – wir sind. Und so, wie du nun musst, so mussten wir im Leben. Du wirst und musst! PALESTRINA Und wer befiehlt's? DIE MEISTER Der alte Weltenmeister Der ohne Namen ist; der gleichfalls untertan Uraltem Wort am Rand der Ewigkeit. Er schafft sein Werk, wie du das deine, Er schmiedet Ringe sich, Figuren, Steine Zu der schimmernden Kette der Zeiten Der Weltbegebenheiten. PALESTRINA nach einer Pause, leise Wann endlich wird auch mir Vollendung sein? DIE MEISTER In dir, Pierluigi Ist noch ein hellstes Licht; Das erstrahlte noch nicht. Ein letzter Ton noch fehlet Zum klingenden Akkord; Als der ertönst du dort. Den Schlusstein zum Gebäue Zu fügen sei bereit; Das ist der Sinn der Zeit. Wenn du dein ganzes Bild aufweist, Wenn dein' Gestalt vollkommen, So, wie sie war entglommen Von Anbeginn im Schöpfergeist Dann strahlst du hell, dann klingst du rein, Pierluigi du, An seiner schönen Ketten Der letzte Stein. PALESTRINA wieder nach einer Pause; mit leisem Schauer Warum das ganze Spiel? – Wenn das nicht wäre, Was wäre dann? – Warum das ganze Spiel? DIE MEISTER strecken wie zur Abwehr dieser Frage die Hände aus hart Dein Erdenpensum, Palestrina, Dein Erdenpensum schaff'! Sie verschwinden langsam in dem Hintergrunde PALESTRINA erschrocken Weh' – lasst mich nicht Allein in dieser rätselvollen Leere! – Wie schwindet ihr so bleich – DIE MEISTER im Verschwinden, milder, fast traurig Dein Erdenpensum, Palestrina – dein Erdenpensum – Sie verschwinden völlig Sechste Szene Der diese ganze (fünfte) Szene im Stuhl verblieben, sitzt nun aufrecht, nicht angelehnt, mit geschlossenen Augen; es ist vollständig dunkel; alsbald nach Verschwinden der Geister beginnt er, leise und von Schauer umfangen PALESTRINA Allein in dunkler Tiefe Voll Angst ich armer Mensch Rufe laut nach oben. ERSTER ENGEL auf der Rücklehne des Stuhles, von Palestrina ungesehen,von hellem Schein beleuchtet, sitzend Kyrie – Kyrie eleison! PALESTRINA ergreift mechanisch die Feder und singt Kyrie eleison. Ist wo ein Liebesquell? Wenn nicht auf Erden Er warm ins Herz mehr fliesst, Ach, wo ergiesst Er lind sich dem Müden? Was erschliesst, Was sich dem suchenden Blick? Wer bringt der Frieden? ZWEITER, DRITTER ENGEL auf der kleinen Hausorgel, hellbeleuchtet, sitzend Christe – Christe eleison. PALESTRINA lässt die Feder nicht mehr aus der Hand schreibt und singt Christe eleison. Von hier ab bevölkert sich die Stube mit Engelsgestalten. Alle erscheinen in Beleuchtung. Palestrina sind sie wie alle folgenden Erscheinungen nicht sichtbar CHOR DER ENGEL Credo in unum Deum, Patrem omnipotentem. PALESTRINA Allmächtig … geheimnisvolle Kraft! Wie durch die eigne Brust Selig nun zieht Allmächt'ge Schöpferlust, Ewiges Hohelied! Wunder ist Möglichkeit, Allwo sie weit Welten erschafft! Es erscheint die Gestalt der Lukrezia; sie schmiegt sich nah an Palestrina. Mit Zuneigung befindet erscheint LUKREZIA Nah war ich dir In Nöten des Lebens; Nah bin ich dir Im Frieden des Lichts; Frieden auch dem auf Erden, Der guten Willens ist. ERSTER, ZWEITER, DRITTER ENGEL In terra pax hominibus bonae voluntatis. PALESTRINA Liebes Mysterium! Fühle durch tiefe Nacht Durch Wonnen der Geistesmacht Seliges Meschentum Innig vertraut. Liebender Laut – LUKREZIA Frieden auch dem auf Erden, Der guten Willens ist. ERSTER, ZWEITER, DRITTER ENGEL In terra pax hominibus bonae voluntatis Die Decke scheint sich zu öffnen; die Hinterwand schwindet; man sieht eine ganze Glorie von Engeln und Himmel, die die ganze Bühne füllt, so dass nur eigentlich Palestrina dunkel bleibt LUKREZIA Frieden! Hier beginnt die Gestalt der Lukrezia zu verbleichen. PALESTRINA Zu überschwenglichem Glück Bin ich erhoben! Erdenruhm bleibt tief zurück. Selig nur den Dankesblick Send' ich nach oben, Innig zu loben Die ewige Liebesmacht, Die den Frieden gebracht. Den Frieden – CHOR DER ENGEL Die drei Solisten mit den Sopranistinnen Gloria in excelsis Deo, Gratias tibi! Laudamus te! Glorificamus te! Dona nobis pacem! Nach dem Höhepunkt der Steigerung, beim "Gloria in excelsis", hat zugleich mit der Stärke des Gesanges die Helligkeit der Beleuchtung nachgelassen. Während der letzten Gesangstakte schon verschwinden alle Erscheinungen, auch die der Lukrezia, gänzlich dem Blick. Das Zimmer ist wieder wie vorher, doch nicht wie am Anfang dieser Szene finstere Nacht, sondern anbrechender Morgen. Von ferne hört man mit zunehmender Stärke die Glocken des erwachenden Roms. Palestrina war nach den letzten Noten der Messe wie erschöpft in den Sessel zurückgesunken; der rechte Arm hängt herunter, die Feder ist seiner Hand entfallen;die Notenblätter liegen auf dem Tisch und Boden zerstreut. Er schläft tief. So verbleibt er bis zum Schluss des Aktes Siebente Szene Dann erscheint plötzlich Silla an der Türe, er winkt, nachdem sein Blick auf den schlafenden Meister gefallen, dem noch nicht sichtbaren Ighino, beide wollen mit Singebüchern zur Morgenübung kommen SILLA Leise Ighino, sieh doch, komm herein! IGHINO tritt auf, erschrickt beim Anblick des Vaters Mein Vater – Silla, was geschah? SILLA Nichts, nichts! – Du siehst, er schlief nur ein. Ighino, aber sieh' doch da! Er hat die beschriebenen Notenblätter bemerkt und sammelt sie leise vom Tisch und Boden auf. IGHINO Ach Silla, welches Glück! Er hat etwas geschrieben! SILLA Die ganze Nacht wohl ist er wach geblieben! Sie gehen mit den Blättern ans Fenster, um beim Scheine des Morgenlichts das Geschriebene zu lesen; sie blättern und lesen eifrig. Die alte Art – doch nicht so schwer. IGHINO Es scheint mir ganz besonders schön. Aus jeder Note spricht doch er! SILLA bedenklich Jedoch – kaum ist es zu versteh'n – 'ne ganze Messe, wie ich merk'! Der alte Mann, und eine einz'ge Nacht – Ich glaube nicht, dass grade dieses Werk Dem alten Meister grosse Ehre macht. Die Glocken klingen stark Pfitzner,Hans/Palestrina/II
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和泉 三月[Wonderland in the dark] 稀有度 SHOUT BEAT MELODY SSR 3979 3779 6488 隊長技 隊伍的Melody值有100%的機率大幅提高 魅力技能 過於活潑的兔子 效果 LV.1 Perfect判定每25次就有36%的機率使分數提高610 LV.2 Perfect判定每24次就有38%的機率使分數提高1067 LV.3 Perfect判定每23次就有40%的機率使分數提高1814 LV.4 Perfect判定每22次就有42%的機率使分數提高3085 [部分編集] 台詞 有趣!讓我聽聽你有趣的故事吧! 取得方式 『Wonderland in the dark』限定高級甄選登場!!、復刻『Wonderland in the dark』限定高級甄選開始! 獲得物品 服裝
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2. nativeコードへの移行 前回のコードによる描画処理には、Xperia VLで50ms~70ms程度かかっていた(15~20fps)。 これからさらに重い画像処理を追加しながらも、30fps程度は実現したいため、 C/C++による実装に切り替えて高速化を図っていく。 前回、Javaで書いたpreviewBufferRgbaを書き込む処理を、C++で置き換えることを目標とする。 2-1. nativeサポートの追加 プロジェクト上で右クリックし、[Android Tools] [Add Native Support...] を選択する。 適当なライブラリ名を入力して決定すると、プロジェクトルートにjniフォルダが作成される。 以降、ツールバーのとんかちのアイコンや、プロジェクトのビルドのタイミングでnativeコードがビルドされる。 早速ビルドしてみようととんかちを押すと、次の警告が出る。 APP_PLATFORM android-** is larger than android minSdkVersion ** in ./AndroidManifest.xml 自動で設定されたnativeコードのターゲットが、アプリ側で設定したminSdkVersionより大きいことを示す警告で、 アプリ側ではエラーとして扱われる。 jniフォルダにApplication.mkファイルを追加し、minSdkVersionを超えない値をターゲットとすることで解決できる。 Application.mk APP_PLATFORM = android-8 2-2. native関数を呼ぶ準備 関数を呼びたいクラスに、関数定義と、staticイニシャライザでsoを読み込む処理を追加する。 MainActivity.java private native boolean processImage(byte[] src, int[] dst, int width, int height); static { System.loadLibrary("ComicFinder"); } 次にヘッダファイルを作成する。 自分で書こうとすると、何らかのミスで実行時にUnsatisfiedLinkErrorが出るのがオチなので、javahで自動生成しておきたい。 コマンドは次のようになるか。(カレントがプロジェクトルートであることを想定) javah -classpath ".\bin\classes; android-sdkのパス \platforms\android-14\data\layoutlib.jar" -o .\jni\ComicFinder.hpp com.example.comicfinder.MainActivity ヘッダファイルができたら、実体もコーディングする。 ひとまずは呼び出しが上手くいくかを確認したいため、空の関数を書いておく。 ComicFinder.cpp #include "ComicFinder.hpp" JNIEXPORT bool JNICALL Java_com_example_comicfinder_MainActivity_processImage (JNIEnv *env, jobject me, jbyteArray src, jintArray dst, jint width, jint height) { return false; } アプリ側で呼び出し。 MainActivity.java private void updateFrame(byte[] data) { processImage(data, previewBufferRgba, previewSize.width, previewSize.height); これを実行してエラーが起きなければ成功。 2-3. 関数の実装 GetPrimitiveArrayCritical()で、Javaの配列にnative側から触れるポインタが取得できる。 ComicFinder.cpp #include stdlib.h #include "ComicFinder.hpp" JNIEXPORT bool JNICALL Java_com_example_comicfinder_MainActivity_processImage (JNIEnv *env, jobject me, jbyteArray src, jintArray dst, jint width, jint height) { unsigned char *p_src = reinterpret_cast unsigned char * (env- GetPrimitiveArrayCritical(src, NULL)); if (NULL == p_src) { return false; } unsigned char *p_dst = reinterpret_cast unsigned char * (env- GetPrimitiveArrayCritical(dst, NULL)); if (NULL == p_dst) { env- ReleasePrimitiveArrayCritical(src, p_src, 0); return false; } for (int k = 0; k width*height; k++) { p_dst[k*4+0] = p_dst[k*4+1] = p_dst[k*4+2] = p_src[k]; p_dst[k*4+3] = 0xff; } env- ReleasePrimitiveArrayCritical(dst, p_dst, 0); env- ReleasePrimitiveArrayCritical(src, p_src, 0); return true; } 2-4. 目標達成 描画処理の時間は30ms程度となった。 が、複雑な画像処理をしていないにも関わらず、すでに30fpsぎりぎりである。 画像処理自体は5msで終わっているため、Surfaceへの描画が完全にボトルネックとなっている。 まずこちらの処理の高速化や並列化を検討する必要があるかもしれない。 ここまでのソース ComicFinder.zip
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Desert Eagle Handcannon詳細 #ref error :画像URLまたは、画像ファイル名を指定してください。 使用可能パーク #ref error :画像URLまたは、画像ファイル名を指定してください。 アンロックレベル Lv.-- 価格 £ 特徴 [部分編集] Power 3 Head-Shot Power 7 Radius 0 Penetration 57 Pellet 5 Recoil 26 Spread 1 Fire-Speed 4 Reload-Speed 82 Effective-Range 2 Magazine Capacity 3 Carry Ammunition 7 Heal-Power 0 Weight 2 名前 コメント
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LAREINE (ラレーヌ) / 所属:APPLAUSE RECORDS MALICE MIZERのローディーらによって1994年に結成された。 中世の貴族を彷彿とさせるヴィジュアルと歌謡曲的なメロディーが特徴である。 Member Vo. KAMIJO (LAREINE→NEW SODMY→LAREINE→Versailles) Gt. MAYU (LAREINE→NEW SODMY→LAREINE) Ba. EMIRU (LAREINE→RIBBON→LAREINE→ANUBIS) Dr. KAZUMI (orivia→RIBBON→LAREINE) Gt. AKIRA (LAREINE→D+L) Dr. MACHI (LAREINE→Chanton L amour) History 94年11月 - 結成。 99年5月26日 - シングル『Fiançailles』でメジャーデビュー。 00年8月 - KAMIJO以外のメンバーが脱退。 2001年1月5日 - 活動休止。 03年11月 - KAMIJOがLAREINEとしての活動を再開。 06年10月31日 - 無期限活動停止。 07年2月18日 - 個展を開催。 07年5月18日 - シングル『LAST SONG』とベストアルバム『Fleur』同時発売。 Discography 1994 - 2001 DemoTape lu cherie Laliene 月夜の歌劇 Mist Single 再会の花 ROMANCIA 憂いの花が綴る愛 Fleur Métamorphose Fiançailles Billet ~幼き夏の便箋 冬東京 薔薇は美しく散る/あの人の愛した人なら GRAND PAIN Album BLUE ROMANCE BLUE ROMANCE ~優しい花達の狂奏~ LILLIE CHARLOTTE フィエルテの海と共に消ゆ ~THE LAST OF ROMANCE~ SCREAM VANPIRE SCREAM Video / DVD Chantons l amour ~リリーからの手紙~ フィエルテの海と共に消ゆ ~FILM TRACKS~ Other ミスカーミラ 2003 - 2007 Single 蝶の花/レッスン 再会の花 Scarlet Majesty With Present Letos 白蝶 眠れぬ恋は真珠 月の狩人 Trailer 道化師の舞曲 Cinderella Fantasy 雪恋詩 ドラマ/さくら Album ETUDE Reine De Fleur CDⅠ Reine De Fleur CDⅡ MAJESTY KNIGHT ETUDE -Platinum White- PRINCESS Crystal Letos NEVER CAGE Reincarnation Winter Romantic Imperial Concerto Deep Forest DVD TOUR“Scarlet Majesty”FINAL SHIBUYA AX KAMIJO in Vienna Live Document Film in TOKYO KINEMA CLUB 舞踏会伝説 V.A. VAMPIRE ROMANCE アナモルフォシス Other 関連サイト びじゅなびのLAREINEページ グラスレのLAREINEページ Bonjour Honey (KAMIJO blog)
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ここを編集 1999年10月放送開始。 監督 阿部雅司 企画協力 高橋良輔 スーパーバイザー 大畑晃一 シリーズ構成 長谷川勝己 キャラクターデザイン・総作画監督 木崎文智 コンセプト・メカデザイン 福地仁 メカデザイン 渡辺浩二 クリーチャーデザイン マイケル原腸 デザインワークス 橋本敬史 美術監督 金子英俊 色彩設計 大内綾 撮影監督 豊永安義 編集 辺見俊夫 編集助手 伊藤裕 音響監督 岩浪美和 ミキサー 矢野さとし 音響効果 神保大介、浦畑将 音楽監督 蓜島邦明 SF考証 岡本大介 アニメーション制作 AIC 脚本 長谷川勝己 植竹須美男 高橋義昌 山田光洋 山田靖智 絵コンテ 阿部雅司 中川聡 松村やすひろ 南康宏 鈴木二郎 佐藤英一 西本由紀夫 小林孝志 牧野行洋 又野弘道 橋本敬史 福本潔 岡嶋国敏 石踊宏 中西伸彰 大畑晃一 池田成 秋山勝仁 演出 阿部雅司 松村やすひろ 北川亮太 又野弘道 佐藤英一 下司泰弘 中川聡 阿宮正和 菊地康仁 福本潔 久城りおん 石踊宏 中西伸彰 西山明樹彦 作画監督 木崎文智 橋本敬史 阿部邦博 渡辺浩二 飯野利明 阿部和彦 島崎克実 古田誠 下坂英男 安徳正則 鷲北恭太 柿田英樹 金紀杜 丸英男 森下博光 海人乃蒔潟 久城りおん 大貫健一 笹嶋啓一 外崎春雄 高岡淳一 ■関連タイトル BLUE GENDER COMPLETE BOX ブルージェンダー オリジナルサウンドトラック1 ドラゴンコミックス ブルージェンダー 随時更新! pixivFANBOX アニメ@wiki ご支援お待ちしています! ムック本&画集新刊/個人画集新刊/新作Blu-ray単巻/新作Blu-ray DVD-BOX アニメ原画集全リスト スタッフインタビューwebリンク集 最新登録アイテム Blu-ray 魔女見習いをさがして Blu-ray「どうにかなる日々」Blu-ray Happy-Go-Lucky Edition 初回限定生産 Blu-rayDisc付き 『ラブライブ! スーパースター!!』「始まりは君の空」【みんなで叶える物語盤】 BEM~BECOME HUMAN~豪華版Blu-ray Blu-ray 劇場版 魔法少女まどか☆マギカ 10th Anniversary Compact Collection Blu-ray ぐらぶるっ! Blu-ray 映画クレヨンしんちゃん 激突! ラクガキングダムとほぼ四人の勇者 Blu-ray CHRONO CROSS 20th Anniversary Live Tour 2019 RADICAL DREAMERS Yasunori Mitsuda Millennial Fair FINAL at NAKANO SUNPLAZA 2020 ゴブリンスレイヤー Blu-ray BOX 初回生産限定 グリザイア ファントムトリガー THE ANIMATION 03[Blu-ray] 特装版 ラブライブ! サンシャイン!! Saint Snow 1st GIG 〜Welcome to Dazzling White Town〜 Blu-ray Memorial BOX ゾンビランドサガ Blu-ray BOX 初回生産限定盤 Blu-ray 思い、思われ、ふり、ふられ 完全生産限定版 Blu-ray Fate/Grand Carnival 1st Season 完全生産限定版 Blu-ray Fate/Grand Carnival 2nd Season 完全生産限定版 Blu-ray ダンジョンに出会いを求めるのは間違っているだろうかIII OVA Blu-ray 映画プリキュアミラクルリープ みんなとの不思議な1日 BD特装版 Blu-ray アズールレーン 三笠大先輩と学ぶ世界の艦船 ぶるーれい Blu-ray 水瀬いのり Inori Minase 5th ANNIVERSARY LIVE Starry Wishes かぐや様は告らせたい~天才たちの恋愛頭脳戦~ 22 OVA同梱版 呪術廻戦 公式ファンブック よつばと! 15 監修 庵野秀明・樋口真嗣など 夢のかけら 東宝特撮映画篇 パラレルパラダイス 13 特装版 アイドルマスター ミリオンライブ! Blooming Clover 9 オリジナルCD付き限定版 美樹本晴彦マクロス画集 軌 わだち― 夜ノみつき 10th EUSHULLY WORKS しらこ画集 ILLUSTRATION MAKING VISUAL BOOK カズアキ画集 Kazuaki game artworks ライザのアトリエ2 ~失われた伝承と秘密の妖精~ 公式ビジュアルコレクション ぼくたちは勉強ができない 第21巻 音声ドラマ ミニ画集付き同梱版 あいきょう 荻pote作品集 ヒョーゴノスケ流 イラストの描き方 TVアニメ『くまクマ熊ベアー』オフィシャルファンブック 押井守原作・総監督 西村純二監督作品 『ぶらどらぶ』 解体新書公式コンプリートガイド OCTOPATH TRAVELER Design Works THE ART OF OCTOPATH 2016-2020 おそ松さん 3rd season SPECIAL BOOK 描きたい!!を信じる 少年ジャンプがどうしても伝えたいマンガの描き方 YMO1978-2043 「小冊子・YMO全トラックリスト2021 Amazon限定表紙版」付き To LOVEる -とらぶる- ダークネス FIGURE PHOTOGRAPHY COLLECTION 斉藤朱夏 CALENDAR 2021.4-2022.3 ラブライブ! サンシャイン!! Aqours DOME TOUR COMIC ILLUSTRATION BOOK ラブライブ! サンシャイン!! Aqours COMIC ILLUSTRATION BOOK 2020 Winter イジらないで、長瀞さん 10 特装版 「はたらく細胞」公式アニメ完全ガイド リスアニ! Vol.43.2「アイドルマスター」音楽大全 永久保存版VII アイドルマスター シャイニーカラーズ 3 CD付き特装版 ウルトラマンマックス 15年目の証言録 ウルトラマンZ特写写真集 じじぃ 人生は深いな 冴えない彼女の育てかた 深崎暮人画集 上 Flat. ぷよぷよ アートワークコレクション 古谷静佳1st写真集 re START THE IDOLM@STER CINDERELLA GIRLS STARLIGHT MASTER COLLABORATION! Great Journey ウルトラマンゼロ Blu-ray BOX クロスアンジュ 天使と竜の輪舞 Blu-ray BOX 初回生産限定版 小林さんちのメイドラゴンBlu-ray BOX ゆゆ式Blu-ray BOX スペシャルプライス版 とーとつにエジプト神 Blu-ray 直球表題ロボットアニメ 全話いっき見ブルーレイ 未来ロボ ダルタニアス 一挙見Blu-ray VOL.1 シュヴァルツェスマーケン 全話見Blu-ray ワールドトリガー一挙見Blu‐ray VOL.1 異世界魔王と召喚少女の奴隷魔術 魔王プレイボックス 初回生産限定 トータル・イクリプス 全話見Blu-ray Blu-ray Cutie Honey Universe Complete Edition 夜ノヤッターマン 全話いっき見ブルーレイ こみっくがーるず Blu-ray BOX 初回生産限定 Blu-ray 幼女社長 むじなカンパニーセット 初回生産限定 ログ・ホライズン 円卓崩壊 Blu-ray BOX 七つの大罪 憤怒の審判 Blu-ray BOX I Blu-ray 水樹奈々 NANA ACOUSTIC ONLINE 『Dr.STONE』2nd SEASON Blu-ray BOX【初回生産限定版】 魔術士オーフェンはぐれ旅 キムラック編 Blu‐ray BOX 今井麻美 Winter Live「Flow of time」 - 2019.12.26 at EX THEATER ROPPONGI - Blu-ray盤 Blu-ray 仮面ライダーゼロワン ショートアニメ EVERYONE'S DAILY LIFE 仮面ライダー一挙見Blu-ray 1号 2号・V3編 仮面ライダー一挙見Blu-ray X・アマゾン・ストロンガー編 スーパー戦隊一挙見Blu-ray 1975-1981 スーパー戦隊一挙見Blu-ray 1982-1986 半妖の夜叉姫 Blu-ray Disc BOX 1 完全生産限定版 裏世界ピクニック Blu-ray BOX上巻 初回生産限定 Levius レビウス Blu-ray BOX【期間限定版】 スーパー戦隊 学研の図鑑 江口寿史美人画集 彼女 アニメディスクガイド80's レコード針の音が聴こえる necomi画集 PHONOGRAPHIC フルーツバスケット アニメ2nd season 高屋奈月 Illustrations 2 彼女、お借りします TVアニメ第1期 公式設定資料集 ドラゴンボール 超戦士シールウエハースZ 超シールガイド ガンダムアーカイヴス『ガンダムビルドシリーズ』編 Angel Beats! 天使画集 Angel Diary PANZER FRAULEIN 野上武志画集 【陸編】 Angel's cage るび様画集 Sweet Dream はすね画集 画集 制服Girl's▼コレクション もりょ作品集 異世界ファンタジーのキャラクターコレクション 劇場版「美少女戦士セーラームーンEternal」公式ビジュアルBOOK アイドルマスター シャイニーカラーズ イラストレーション ワークス VOL.2 Blu-rayDisc付き 八十亀ちゃんかんさつにっき 10 特装版 あんさんぶるスターズ! Ready For Star 2巻 缶バッジ付 Switch エーペックスレジェンズ チャンピオンエディション New ポケモンスナップ -Switch 【PS4】BIOHAZARD VILLAGE PLAMAX 聖戦士ダンバイン サーバイン ノンスケール PS製 組み立て式プラスチックモデル スーパーミニプラ 無敵ロボ トライダーG7 3個入りBOX 魔道祖師 前塵編 完全生産限定版 HGUC 機動戦士ガンダム 閃光のハサウェイ Ξガンダム MG 機動戦士ガンダムSEED モビルジン 1/100スケール カンチ 青 ノンスケール ABS&ダイキャスト製 塗装済み完成品 ☆赤ver 魔女の旅々17 ドラマCD付き特装版 クリストファー・ノーランの世界 メイキング・オブ・インターステラー BEYOND TIME AND SPACE 時空を超えて るるぶアズールレーン からかい上手の高木さん15からかいカレンダーカード付き特別版 「武装神姫」原案イラスト集 ALLSTARS 機動戦士ガンダム サンダーボルト 17 キャラクターブック付き限定版 とある科学の超電磁砲T OFFICIAL VISUAL BOOK Aqours 5周年記念アニメーションPV付きシングル「smile smile ship Start!」【BD付】
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[[]] Blender nicovideoエラー ( 正しい動画URLを入力してください. ) nicovideoエラー ( 正しい動画URLを入力してください. ) nicovideoエラー ( 正しい動画URLを入力してください. ) nicovideoエラー ( 正しい動画URLを入力してください. ) nicovideoエラー ( 正しい動画URLを入力してください. ) nicovideoエラー ( 正しい動画URLを入力してください. ) nicovideoエラー ( 正しい動画URLを入力してください. ) nicovideoエラー ( 正しい動画URLを入力してください. ) videoプラグインエラー 正しいURLを入力してください。 videoプラグインエラー 正しいURLを入力してください。 videoプラグインエラー 正しいURLを入力してください。 videoプラグインエラー 正しいURLを入力してください。 videoプラグインエラー 正しいURLを入力してください。 videoプラグインエラー 正しいURLを入力してください。 videoプラグインエラー 正しいURLを入力してください。 YouTube - MLB on FOX ( ( Stereo ) ) } link[[ tag[[ mylist[[ community[[ dic[[ pic[[ channel[[ back
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Canhard R51 マシン名 Canhard R52 エンジン型式 V6 最大馬力 推定400hp 車両重量 1050kg パワーウェイトレシオ 2.62kg/hp R3Eオリジナルのレーシングカー。 クーペをベースにしたシャーシに、若干ハイパワーなエンジンを載せている。 フランス生まれとあるが、フランス車にはとても見えない。フロントマスクが、どう見てもドイツ車にしか・・・ R52と違い、クーペボディなのでリアのオーバーハングが少し長く、わずかにこちらの方が重い。 こちらの方が、若干安定性が高い?ような気がするが、大きな違いはない。どちらでも好きな方をどうぞ。 コメント欄 名前
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逢坂 壯五[Wonderland in the dark] 稀有度 SHOUT BEAT MELODY SSR 3987 3896 6364 隊長技 隊伍的Melody值有100%的機率大幅提高 魅力技能 不可思議王國的智者 效果 LV.1 連擊判定每23次就有36%的機率使3秒內的BAD以上變更為Perfect LV.2 連擊判定每22次就有38%的機率使3秒內的BAD以上變更為Perfect LV.3 連擊判定每21次就有40%的機率使3秒內的BAD以上變更為Perfect LV.4 連擊判定每20次就有42%的機率使3秒內的BAD以上變更為Perfect [部分編集] 台詞 我連你現在想了解的事情都知道喔。 取得方式 『Wonderland in the dark』限定高級甄選登場!!、復刻『Wonderland in the dark』限定高級甄選開始! 獲得物品 服裝
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Range Finder -レンジファインダー- ターゲットまでの距離を測り、スポットするために使用される双眼鏡のセット。 船を視界内に保つと、ターゲットまでの距離が得られます。 ズームインすると自動的にターゲットを見つけます。 これは「ステルス」アプローチには適していません。 待ち伏せの代わりに、スポッティングせずにスパイグラスを使用してください。 効果 ツール使用中、敵船を中央に捉えると自動的にマークする。 マークした敵船までの距離が表示される。 誰かがこのツールを使用しているとき、弾道表示機能が有効になる。 右クリックするとズームする。 マウスホイールでズーム倍率が変更可能。 説明 レンジファインダーはターゲットまでの範囲を表示できるツール。 砲弾の落差が大きく発射速度が比較的遅い武器を使用するときに役立つ。 また、銃が射程内にあるかどうかを判断するためにも使用できる。 砲座に着いている間はレンジファインダーを使用不可。舵輪に着いているときは使用可能。 砲座で使用する場合、別のクルーがレンジファインダーを使用して敵船を捉えることで弾道表示機能が有効になる。 ただし、この方法は貴重なクルーを一人割くことになるため、あまり有効ではない場面も多い。 Spyglassと同様、雲の中や雲の中の船はマークできない。 一般的な使用法 現状のレンジファインダーはスパイグラスのすべての機能を含んでいるため、上位互換的なツールではある。 測距、オートスポット、弾道表示といった機能はズームモードでのみ有効だが、左クリックによる手動スポットはズームモードなしでも可能。 ズームモードで自動スポットしてしまうことが差別点で、スポットを受けた側は、どこかからスポットされていることがアイコンで判断できる。 そのため、不意打ちにするときなどにはズームモードを使用しないように注意したいが、そうすると弾道表示の効果は発揮できない。 この状況においてはスパイグラスのほうが有用となる。 パイロットなどでレンジファインダーを使用しない場合でも、マップを見ればスポットしている船との距離を測ることができる。 マップの正方形は500m四方で書かれていることを覚えておこう。 小ネタ ズームすると意外にいろいろなものが見える。 例えば敵船のクルーがどこにいるか、どのコンポーネントが燃えていたり、バフがかかっているかなど。 侮れない量の情報が入手できるため、有効に使用したい。