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ユキオ・カーリオ 海外で活動しているゲーム音楽作曲家。シンガーソングライター。「KOZILEK」や「Kuabee」という名義でも知られる。 国籍はフィンランドだが「ユキオ」という名前から分かる通り生まれは日本。現在はヘルシンキに在住している。 2011年頃からゲーム音楽作曲家として活動を開始。主にオランダのインディーゲームスタジオであるVlambeerの作品を手掛けるようになる。 多種多様なゲーム音楽を作曲しており、アンビエント、テクノ、ロック、チップチューンと得意とするジャンルは幅広い。 代表的な作品は『Luftrausers』・『Nuclear Throne』・『Minit』など。特に『Minit』は音楽に関する賞を多数受賞している。 2020年には日本でも大ヒットしたパーティゲーム『Fall Guys Ultimate Knockout』のサウンドを担当。 『Fall Guys Ultimate Knockout』でのユキオ氏のポップでキャッチーなBGMは、ゲームと共に高く評価されている。 シンガーソングライターとしても活動しており、自身がボーカルを務めたソロアルバムなどをリリースしている。なおボイスはかなりの甘口。 作曲作品の一例 Yeti Hunter GUN GODZ The Vlambeer Wasteland Kings Luftrausers Choice Chamber Nuclear Throne Evil Factory BLEED 2 Battlejack Celeste (B-Side編曲) All Walls Must Fall Minit PixelJunk Monsters 2 Fall Guys Ultimate Knockout 外部リンク Jukio Kallio 『Fall Guys』のサントラからたどる、Jukio Kallioの多彩な音世界
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KRAUSER LABS, INC., Chicago, Illinois, USA Located in the center of downtown Chicago, Krauser operates multiple scientific reserch facilities and makes them available to government. 研究施設 外回りからパイプやジップラインで屋上、地下にもぐり、侵入するルートがいくつかある。 内部はエレベータシャフトと、研究室外壁にあるパイプで移動できる。パイプは施設二階部分のハッキングをしないとダクトへの扉が開かないので注意。 スクリーンショット 名前 コメント
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In dem breiten Fenster erscheint Klytämnestra. Ihr fahles, gedunsenes Gesicht, in dem grellen Licht der Fackeln, erscheint noch bleicher über dem scharlachroten Gewand. Sie stützt sich auf eine Vertraute, die dunkelviolett gekleidet ist, und auf einen elfenbeinernen, mit Edelsteinen geschmückten Stab. Eine gelbe Gestalt, mit zurückgekämmtem schwarzem Haar, einer Egypterin ähnlich, mit glattem Gesicht einer aufgerichteten Schlange gleichend, trägt ihr die Schleppe. Die Königin ist über und über bedeckt mit Edelsteinen und Talismanen, die Arme sind voll von Reifen, ihre Finger starren von Ringen. Die Lider ihrer Augen scheinen übermässig gross und es scheint ihr eine furchtbare Anstrengung zu kosten, sie offen zu halten. Elektra richtet sich hoch auf. Klytämnestra öffnet jäh die Augen, zitternd vor Zorn tritt sie ans Fenster und zeigt mit dem Stock auf Elektra KLYTÄMNESTRA Was willst du? Seht doch, dort! so seht doch das! Wie es sich aufbäumt mit geblähtem Hals und nach mir züngelt! und das lass ich frei in meinem Hause laufen! Wenn sie mich mit ihren Blicken töten könnte! O Götter, warum liegt ihr so auf mir? Warum verwüstet ihr mich so? warum muss meine Kraft in mir gelähmt sein, warum bin ich lebendigen Leibes wie ein wüstes Gefild und diese Nessel wächst aus mir heraus, und ich hab nicht die Kraft zu jäten! Warum geschieht mir das, ihr ew gen Götter? ELEKTRA Die Götter! bist doch selber eine Göttin! bist, was sie sind. KLYTÄMNESTRA Habt ihr gehört? habt ihr verstanden, was sie redet? DIE VERTRAUTE Dass auch du vom Stamm der Götter bist. DIE SCHLEPPENTRÄGERIN zischend Sie meint es tückisch. KLYTÄMNESTRA Klytämnestras schwere Augenlider fallen zu Das klingt mir so bekannt. Und nur als hätt ich s vergessen, lang und lang. Sie kennt mich gut. Doch weiss man nie, was sie im Schilde führt. Die Vertraute und die Schleppträgerin flüstern miteinander ELEKTRA nähert sich langsam Klytämnestra Du bist nicht mehr du selber. Das Gewürm hängt immerfort um dich. Was sie ins Ohr dir zischen, trennt dein Denken fort und fort entzwei, so gehst du hin im Taumel, immer bist du als wie im Traum. KLYTÄMNESTRA Ich will hinunter. Lasst, lasst, ich will mit ihr reden. Sie geht vom Fenster weg und erscheint mit ihren Begleiterinnen in der Türe von der Türschwelle aus Sie ist heute nicht widerlich. Sie redet wie ein Arzt. DIE VERTRAUTE Sie redet nicht, wie sie s meint. DIE SCHLEPPENTRÄGERIN Ein jedes Wort ist Falschheit. KLYTÄMNESTRA auffahrend Ich will nichts hören. Was aus euch herauskommt, ist nur der Atem des Aegisth. Und wenn ich nachts euch wekke, redet ihr nicht jede etwas andres? Schreist nicht du, dass meine Augenlider angeschwollen und meine Leber krank ist, und winselst nicht du ins andre Ohr, dass du Dämonen gesehen hast mit langen spitzen Schnäbeln, die mir das Blut aussagen? zeigst du nicht die Spuren mir an meinem Fleisch, und folg ich dir nicht und schlachte, schlachte, schlachte Opfer um Opfer? Zerrt ihr mich mit euren Reden und Gegenreden nicht zu Tod? Ich will nicht mehr hören das ist wahr und das ist Lüge. Was die Wahrheit ist, das bringt kein Mensch heraus. Wenn sie zu mir redet, was mich zu hören freut, so will ich horchen, auf was sie redet. Wenn einer etwas Angenehmes sagt, und wär es meine Tochter, wär es die da, will ich von meiner Seele alle Hüllen abstreifen und das Fächeln sanfter Luft, von wo es kommen mag, einlassen, wie die Kranken tun, wenn sie der kühlen Luft, am Teiche sitzend, abends ihre Beulen und all ihr Eiterndes der kühlen Luft preisgeben abends, und nichts andres denken, als Linderung zu schaffen. Lasst mich allein mit ihr. Ungeduldig weist sie mit dem Stock die Vertraute und die Schleppträgerin ins Haus. Diese verschwinden zögernd in der Tür. Auch die Fackeln verschwinden und nur aus dem Innern des Hauses fällt ein schwacher Schein durch den Flur auf den Hof und streift hie und da die Gestalten der beiden Frauen Klytämnestra kommt herab KLYTÄMNESTRA Ich habe keine guten Nächte. Weisst du kein Mittel gegen Träume? ELEKTRA näher rückend Träumst du, Mutter? KLYTÄMNESTRA Wer älter wird, der träumt. Allein es lässt sich vertreiben. Es gibt Bräuche. Es muss für alles richtige Bräuche geben. Darum bin ich so behängt mit Steinen. Denn es wohnt in jedem ganz sicher eine Kraft. Man muss nur wissen, wie man sie nützen kann. Wenn du nur wolltest, du könntest etwas sagen, das mir nützt. ELEKTRA Ich, Mutter, ich? KLYTÄMNESTRA Ja, du! denn du bist klug. In deinem Kopf ist alles stark. Du könntest vieles sagen, was mir nützt. Wenn auch ein Wort nichts weiter ist! Was ist denn ein Hauch! und doch kriecht zwischen Tag und Nacht, wenn ich mit offnen Augen lieg , ein Etwas hin über mich, es ist kein Wort, es ist kein Schmerz, es drückt mich nicht, es würgt mich nicht, nichts ist es, nicht einmal ein Alp, und dennoch es ist so fürchterlich, dass meine Seele sich wünscht, erhängt zu sein, und jedes Glied in mir schreit nach dem Tod, und dabei leb ich und bin nicht einmal krank; du siehst mich doch seh ich wie eine Kranke? Kann man denn vergehn, lebend, wie ein faules Aas? kann man zerfallen, wenn man garnicht krank ist? zerfallen wachen Sinnes, wie ein Kleid, zerfressen von den Motten? Und dann schlaf ich und träume, träume! dass sich mir das Mark in den Knochen löst, und taumle wieder auf, und nicht der zehnte Teil der Wasseruhr ist abgelaufen, und was unter m Vorhang hereingrinst, ist noch nicht der fahle Morgen, nein, immer noch die Fackel vor der Tür, die grässlich zuckt wie ein Lebendiges und meinen Schlaf belauert. Diese Träume müssen ein Ende haben. Wer sie immer schickt ein jeder Dämon lässt von uns, sobald das rechte Blut geflossen ist. ELEKTRA Ein jeder! KLYTÄMNESTRA Und müsst ich jedes Tier, das kriecht und fliegt, zur Ader lassen und im Dampf des Blutes aufsteh n und schlafen gehn wie die Völker des letzten Thule in blutroten Nebel ich will nicht länger träumen. ELEKTRA Wenn das rechte Blutopfer unter m Beile fällt, dann träumst du nicht länger. KLYTÄMNESTRA Also wüsstest du, mit welchem geweihten Tier -- ELEKTRA Mit einem ungeweihten! KLYTÄMNESTRA Das drin gebunden liegt? ELEKTRA Nein! es läuft frei. KLYTÄMNESTRA Und was für Bräuche? ELEKTRA Wunderbare Bräuche, und sehr genau zu üben. KLYTÄMNESTRA Rede doch! ELEKTRA Kannst du mich nicht erraten? KLYTÄMNESTRA Nein, darum frag ich. Den Namen sag des Opfertiers. ELEKTRA Ein Weib. KLYTÄMNESTRA hastig Von meinen Dienerinnen eine sag! ein Kind? ein jungfäuliches Weib? ein Weib, das schon erkannt vom Manne? ELEKTRA Ja! erkannt! das ist s! KLYTÄMNESTRA Und wie das Opfer? und welche Stunde, und wo? ELEKTRA An jedem Ort, zu jeder Stunde des Tags und der Nacht. KLYTÄMNESTRA Die Bräuche sag! Wie brächt ich s dar? ich selber muss -- ELEKTRA Nein. Diesmal gehst du nicht auf die Jagd mit Netz und mit Beil. KLYTÄMNESTRA Wer denn? wer brächt es dar? ELEKTRA Ein Mann. KLYTÄMNESTRA Aegisth? ELEKTRA lacht Ich sagte doch ein Mann! KLYTÄMNESTRA Wer? gib mir Antwort. Vom Hause jemand? oder muss ein Fremder herbei? ELEKTRA zu Boden stierend, wie abwesend Ja, ja, ein Fremder. Aber freilich ist er vom Haus. KLYTÄMNESTRA Gib mir nicht Rätsel auf. Elektra, hör mich an. Ich freue mich, dass ich dich heut einmal nicht störrisch finde. ELEKTRA Lässt du den Bruder nicht nach Hause, Mutter? KLYTÄMNESTRA Von ihm zu reden hab ich dir verboten. ELEKTRA So hast du Furcht vor ihm? KLYTÄMNESTRA Wer sagt das? ELEKTRA Mutter, du zitterst ja! KLYTÄMNESTRA Wer fürchtet sich vor einem Schwachsinnigen. ELEKTRA Wie? KLYTÄMNESTRA Es heisst, er stammelt, liegt im Hofe bei den Hunden und weiss nicht Mensch und Tier zu unterscheiden. ELEKTRA Das Kind war ganz gesund. KLYTÄMNESTRA Es heisst, sie gaben ihm schlechte Wohnung und Tiere des Hofes zur Gesellschaft. ELEKTRA Ah! KLYTÄMNESTRA mit gesenkten Augenlidern Ich schickte viel Gold und wieder Gold, sie sollten ihn gut halten als ein Königskind. ELEKTRA Du lügst! Du schicktest Gold, damit sie ihn erwürgen. KLYTÄMNESTRA Wer sagt dir das? ELEKTRA Ich seh s an deinen Augen. Allein an deinem Zittern seh ich auch, dass er noch lebt. Dass du bei Tag und Nacht an nichts denkst als an ihn. Dass dir das Herz verdorrt vor Grauen, weil du weisst er kommt. KLYTÄMNESTRA Was kümmert mich, wer ausser Haus ist. Ich lebe hier und bin die Herrin. Diener hab ich genug, die Tore zu bewachen, und wenn ich will, lass ich bei Tag und Nacht vor meiner Kammer drei Bewaffnete mit offenen Augen sitzen. Und aus dir bring ich so oder so das rechte Wort schon an den Tag. Du hast dich schon verraten, dass du das rechte Opfer weisst und auch die Bräuche, die mir nützen. Sagst du s nicht im Freien, wirst du s an der Kette sagen. Sagst du nicht satt, so sagst du s hungernd. Träume sind etwas, das man los wird. Wer dran leidet und nicht das Mittel findet, sich zu heilen, ist nur ein Narr. Ich finde mir heraus, wer bluten muss, damit ich wieder schlafe. ELEKTRA mit einem Sprung aus dem Dunkel auf sie zu, immer näheran ihr, immer furchtbarer anwachsend Was bluten muss? Dein eigenes Genick, wenn dich der Jäger abgefangen hat! Ich hör ihn durch die Zimmer gehn, ich hör ihn den Vorhang von dem Bette heben Wer schlachtet ein Opfertier im Schlaf! Er jagt dich auf, schreiend entfliehst du. Aber er, er ist hinterdrein, er treibt dich durch das Haus! willst du nach rechts, da steht das Bett! nach links, da schäumt das Bad wie Blut! das Dunkel und die Fakkeln werfen schwarzrote Todesnetze über dich -- KLYTÄMNESTRA von sprachlosem Grauen geschüttelt Hinab die Treppen durch Gewölbe hin, Gewölbe und Gewölbe geht die Jagd Und ich, ich, ich, ich, ich, die ihn dir geschickt, ich bin wie ein Hund an deiner Ferse, willst du in eine Höhle, spring ich dich von seitwärts an. So treiben wir dich fort, bis eine Mauer Alles sperrt, und dort -- im tiefsten Dunkel, doch ich seh ihn wohl, ein Schatten, und doch Glieder und das Weisse von einem Auge doch, da sitzt der Vater, er achtet s nicht, und doch muss es geschehn, zu seinen Füssen drücken wir dich hin. Du möchtest schreien, doch die Luft erwürgt den ungebornen Schrei und lässt ihn lautlos zu Boden fallen, wie von Sinnen hälst du den Nacken hin, fühlst schon die Schärfe zukken bis an den Sitz des Lebens, doch er hält den Schlag zurück die Bräuche sind noch nicht erfüllt. alles schweigt, du hörst dein eignes Herz an deinen Rippen schlagen diese Zeit -- sie dehnt sich vor dir wie ein finstrer Schlund von Jahren -- diese Zeit ist dir gegeben zu ahnen, wie es Scheiternden zu Mute ist, wenn ihr vergebliches Geschrei die Schwärze der Wolken und des Tods zerfrisst, diese Zeit ist dir gegeben, alle zu beneiden, die angeschmiedet sind an Kerkermauern, die auf dem Grund von Brunnen nach dem Tod als wie nach Erlösung schrei n -- denn du, du liegst in deinem Selbst so eingekerkert, als wär s der glühnde Bauch von einem Tier von Erz -- und so wie jetzt kannst du nicht schrein! da steh ich vor dir, und nun liest du mit starrem Aug das ungeheure Wort, das mir in mein Gesicht geschrieben ist erhängt ist dir die Seele in der selbst- gedrehten Schlinge, sausend fällt das Beil, und ich steh da und seh dich endlich sterben! Dann träumst du nicht mehr, dann brauche ich nicht mehr zu träumen, und wer dann noch lebt, der jauchzt und kann sich seines Lebens freun! Sie stehn einander, Elektra in wilder Trunkenheit, Klytämnestra grässlich atmend vor Angst, Aug in Aug . In diesen Augenblick erhellt sich die Hausflur. die Vertraute kommt hergelaufen. Sie flüstert Klytämnestra etwas ins Ohr. Diese scheint erst nicht recht zu verstehen. Allmählich kommt sie zu sich. Sie winkt Lichter! Es laufen Dienerinnen mit Fackeln heraus, und stellen sich hinter Klytämnestra. Sie winkt Mehr Lichter! Nun verändern sich ihre Züge allmählich und die Spannung weicht einem bösen Triumph. Es kommen immer mehr Dienerinnen heraus, stelle sich hinter Klytämnestra, so dass der Hof voll von Licht wird undrotgelber Schein um die Mauern flutet. Klytämnestra lässt sich die Botschaft abermals zuflüstern und verliert dabei Elektra keinen Augenblick aus dem Auge. Ganz bis an den Hals sich sättigend mitwilder Freude, streckt Klytämnestra die beiden Hände drohend gegen Elektra. Dann hebt ihr die Vertraute den Stock auf und, auf beide sich stützend, eilig, gierig, an den Stufen ihr Gewand aufraffend, läuft sie ins Haus. Die Dienerinnen mit den Lichtern,wie gejagt, hinter ihr drein ELEKTRA Was sagen sie ihr denn? sie freut sich ja! Mein Kopf! Mir fällt nichts ein. Worüber freut sich das Weib? In dem breiten Fenster erscheint Klytämnestra. Ihr fahles, gedunsenes Gesicht, in dem grellen Licht der Fackeln, erscheint noch bleicher über dem scharlachroten Gewand. Sie stützt sich auf eine Vertraute, die dunkelviolett gekleidet ist, und auf einen elfenbeinernen, mit Edelsteinen geschmückten Stab. Eine gelbe Gestalt, mit zurückgekämmtem schwarzem Haar, einer Egypterin ähnlich, mit glattem Gesicht einer aufgerichteten Schlange gleichend, trägt ihr die Schleppe. Die Königin ist über und über bedeckt mit Edelsteinen und Talismanen, die Arme sind voll von Reifen, ihre Finger starren von Ringen. Die Lider ihrer Augen scheinen übermässig gross und es scheint ihr eine furchtbare Anstrengung zu kosten, sie offen zu halten. Elektra richtet sich hoch auf. Klytämnestra öffnet jäh die Augen, zitternd vor Zorn tritt sie ans Fenster und zeigt mit dem Stock auf Elektra KLYTÄMNESTRA Was willst du? Seht doch, dort! so seht doch das! Wie es sich aufbäumt mit geblähtem Hals und nach mir züngelt! und das lass ich frei in meinem Hause laufen! Wenn sie mich mit ihren Blicken töten könnte! O Götter, warum liegt ihr so auf mir? Warum verwüstet ihr mich so? warum muss meine Kraft in mir gelähmt sein, warum bin ich lebendigen Leibes wie ein wüstes Gefild und diese Nessel wächst aus mir heraus, und ich hab nicht die Kraft zu jäten! Warum geschieht mir das, ihr ew gen Götter? ELEKTRA Die Götter! bist doch selber eine Göttin! bist, was sie sind. KLYTÄMNESTRA Habt ihr gehört? habt ihr verstanden, was sie redet? DIE VERTRAUTE Dass auch du vom Stamm der Götter bist. DIE SCHLEPPENTRÄGERIN zischend Sie meint es tückisch. KLYTÄMNESTRA Klytämnestras schwere Augenlider fallen zu Das klingt mir so bekannt. Und nur als hätt ich s vergessen, lang und lang. Sie kennt mich gut. Doch weiss man nie, was sie im Schilde führt. Die Vertraute und die Schleppträgerin flüstern miteinander ELEKTRA nähert sich langsam Klytämnestra Du bist nicht mehr du selber. Das Gewürm hängt immerfort um dich. Was sie ins Ohr dir zischen, trennt dein Denken fort und fort entzwei, so gehst du hin im Taumel, immer bist du als wie im Traum. KLYTÄMNESTRA Ich will hinunter. Lasst, lasst, ich will mit ihr reden. Sie geht vom Fenster weg und erscheint mit ihren Begleiterinnen in der Türe von der Türschwelle aus Sie ist heute nicht widerlich. Sie redet wie ein Arzt. DIE VERTRAUTE Sie redet nicht, wie sie s meint. DIE SCHLEPPENTRÄGERIN Ein jedes Wort ist Falschheit. KLYTÄMNESTRA auffahrend Ich will nichts hören. Was aus euch herauskommt, ist nur der Atem des Aegisth. Und wenn ich nachts euch wekke, redet ihr nicht jede etwas andres? Schreist nicht du, dass meine Augenlider angeschwollen und meine Leber krank ist, und winselst nicht du ins andre Ohr, dass du Dämonen gesehen hast mit langen spitzen Schnäbeln, die mir das Blut aussagen? zeigst du nicht die Spuren mir an meinem Fleisch, und folg ich dir nicht und schlachte, schlachte, schlachte Opfer um Opfer? Zerrt ihr mich mit euren Reden und Gegenreden nicht zu Tod? Ich will nicht mehr hören das ist wahr und das ist Lüge. Was die Wahrheit ist, das bringt kein Mensch heraus. Wenn sie zu mir redet, was mich zu hören freut, so will ich horchen, auf was sie redet. Wenn einer etwas Angenehmes sagt, und wär es meine Tochter, wär es die da, will ich von meiner Seele alle Hüllen abstreifen und das Fächeln sanfter Luft, von wo es kommen mag, einlassen, wie die Kranken tun, wenn sie der kühlen Luft, am Teiche sitzend, abends ihre Beulen und all ihr Eiterndes der kühlen Luft preisgeben abends, und nichts andres denken, als Linderung zu schaffen. Lasst mich allein mit ihr. Ungeduldig weist sie mit dem Stock die Vertraute und die Schleppträgerin ins Haus. Diese verschwinden zögernd in der Tür. Auch die Fackeln verschwinden und nur aus dem Innern des Hauses fällt ein schwacher Schein durch den Flur auf den Hof und streift hie und da die Gestalten der beiden Frauen Klytämnestra kommt herab KLYTÄMNESTRA Ich habe keine guten Nächte. Weisst du kein Mittel gegen Träume? ELEKTRA näher rückend Träumst du, Mutter? KLYTÄMNESTRA Wer älter wird, der träumt. Allein es lässt sich vertreiben. Es gibt Bräuche. Es muss für alles richtige Bräuche geben. Darum bin ich so behängt mit Steinen. Denn es wohnt in jedem ganz sicher eine Kraft. Man muss nur wissen, wie man sie nützen kann. Wenn du nur wolltest, du könntest etwas sagen, das mir nützt. ELEKTRA Ich, Mutter, ich? KLYTÄMNESTRA Ja, du! denn du bist klug. In deinem Kopf ist alles stark. Du könntest vieles sagen, was mir nützt. Wenn auch ein Wort nichts weiter ist! Was ist denn ein Hauch! und doch kriecht zwischen Tag und Nacht, wenn ich mit offnen Augen lieg , ein Etwas hin über mich, es ist kein Wort, es ist kein Schmerz, es drückt mich nicht, es würgt mich nicht, nichts ist es, nicht einmal ein Alp, und dennoch es ist so fürchterlich, dass meine Seele sich wünscht, erhängt zu sein, und jedes Glied in mir schreit nach dem Tod, und dabei leb ich und bin nicht einmal krank; du siehst mich doch seh ich wie eine Kranke? Kann man denn vergehn, lebend, wie ein faules Aas? kann man zerfallen, wenn man garnicht krank ist? zerfallen wachen Sinnes, wie ein Kleid, zerfressen von den Motten? Und dann schlaf ich und träume, träume! dass sich mir das Mark in den Knochen löst, und taumle wieder auf, und nicht der zehnte Teil der Wasseruhr ist abgelaufen, und was unter m Vorhang hereingrinst, ist noch nicht der fahle Morgen, nein, immer noch die Fackel vor der Tür, die grässlich zuckt wie ein Lebendiges und meinen Schlaf belauert. Diese Träume müssen ein Ende haben. Wer sie immer schickt ein jeder Dämon lässt von uns, sobald das rechte Blut geflossen ist. ELEKTRA Ein jeder! KLYTÄMNESTRA Und müsst ich jedes Tier, das kriecht und fliegt, zur Ader lassen und im Dampf des Blutes aufsteh n und schlafen gehn wie die Völker des letzten Thule in blutroten Nebel ich will nicht länger träumen. ELEKTRA Wenn das rechte Blutopfer unter m Beile fällt, dann träumst du nicht länger. KLYTÄMNESTRA Also wüsstest du, mit welchem geweihten Tier -- ELEKTRA Mit einem ungeweihten! KLYTÄMNESTRA Das drin gebunden liegt? ELEKTRA Nein! es läuft frei. KLYTÄMNESTRA Und was für Bräuche? ELEKTRA Wunderbare Bräuche, und sehr genau zu üben. KLYTÄMNESTRA Rede doch! ELEKTRA Kannst du mich nicht erraten? KLYTÄMNESTRA Nein, darum frag ich. Den Namen sag des Opfertiers. ELEKTRA Ein Weib. KLYTÄMNESTRA hastig Von meinen Dienerinnen eine sag! ein Kind? ein jungfäuliches Weib? ein Weib, das schon erkannt vom Manne? ELEKTRA Ja! erkannt! das ist s! KLYTÄMNESTRA Und wie das Opfer? und welche Stunde, und wo? ELEKTRA An jedem Ort, zu jeder Stunde des Tags und der Nacht. KLYTÄMNESTRA Die Bräuche sag! Wie brächt ich s dar? ich selber muss -- ELEKTRA Nein. Diesmal gehst du nicht auf die Jagd mit Netz und mit Beil. KLYTÄMNESTRA Wer denn? wer brächt es dar? ELEKTRA Ein Mann. KLYTÄMNESTRA Aegisth? ELEKTRA lacht Ich sagte doch ein Mann! KLYTÄMNESTRA Wer? gib mir Antwort. Vom Hause jemand? oder muss ein Fremder herbei? ELEKTRA zu Boden stierend, wie abwesend Ja, ja, ein Fremder. Aber freilich ist er vom Haus. KLYTÄMNESTRA Gib mir nicht Rätsel auf. Elektra, hör mich an. Ich freue mich, dass ich dich heut einmal nicht störrisch finde. ELEKTRA Lässt du den Bruder nicht nach Hause, Mutter? KLYTÄMNESTRA Von ihm zu reden hab ich dir verboten. ELEKTRA So hast du Furcht vor ihm? KLYTÄMNESTRA Wer sagt das? ELEKTRA Mutter, du zitterst ja! KLYTÄMNESTRA Wer fürchtet sich vor einem Schwachsinnigen. ELEKTRA Wie? KLYTÄMNESTRA Es heisst, er stammelt, liegt im Hofe bei den Hunden und weiss nicht Mensch und Tier zu unterscheiden. ELEKTRA Das Kind war ganz gesund. KLYTÄMNESTRA Es heisst, sie gaben ihm schlechte Wohnung und Tiere des Hofes zur Gesellschaft. ELEKTRA Ah! KLYTÄMNESTRA mit gesenkten Augenlidern Ich schickte viel Gold und wieder Gold, sie sollten ihn gut halten als ein Königskind. ELEKTRA Du lügst! Du schicktest Gold, damit sie ihn erwürgen. KLYTÄMNESTRA Wer sagt dir das? ELEKTRA Ich seh s an deinen Augen. Allein an deinem Zittern seh ich auch, dass er noch lebt. Dass du bei Tag und Nacht an nichts denkst als an ihn. Dass dir das Herz verdorrt vor Grauen, weil du weisst er kommt. KLYTÄMNESTRA Was kümmert mich, wer ausser Haus ist. Ich lebe hier und bin die Herrin. Diener hab ich genug, die Tore zu bewachen, und wenn ich will, lass ich bei Tag und Nacht vor meiner Kammer drei Bewaffnete mit offenen Augen sitzen. Und aus dir bring ich so oder so das rechte Wort schon an den Tag. Du hast dich schon verraten, dass du das rechte Opfer weisst und auch die Bräuche, die mir nützen. Sagst du s nicht im Freien, wirst du s an der Kette sagen. Sagst du nicht satt, so sagst du s hungernd. Träume sind etwas, das man los wird. Wer dran leidet und nicht das Mittel findet, sich zu heilen, ist nur ein Narr. Ich finde mir heraus, wer bluten muss, damit ich wieder schlafe. ELEKTRA mit einem Sprung aus dem Dunkel auf sie zu, immer näheran ihr, immer furchtbarer anwachsend Was bluten muss? Dein eigenes Genick, wenn dich der Jäger abgefangen hat! Ich hör ihn durch die Zimmer gehn, ich hör ihn den Vorhang von dem Bette heben Wer schlachtet ein Opfertier im Schlaf! Er jagt dich auf, schreiend entfliehst du. Aber er, er ist hinterdrein, er treibt dich durch das Haus! willst du nach rechts, da steht das Bett! nach links, da schäumt das Bad wie Blut! das Dunkel und die Fakkeln werfen schwarzrote Todesnetze über dich -- KLYTÄMNESTRA von sprachlosem Grauen geschüttelt Hinab die Treppen durch Gewölbe hin, Gewölbe und Gewölbe geht die Jagd Und ich, ich, ich, ich, ich, die ihn dir geschickt, ich bin wie ein Hund an deiner Ferse, willst du in eine Höhle, spring ich dich von seitwärts an. So treiben wir dich fort, bis eine Mauer Alles sperrt, und dort -- im tiefsten Dunkel, doch ich seh ihn wohl, ein Schatten, und doch Glieder und das Weisse von einem Auge doch, da sitzt der Vater, er achtet s nicht, und doch muss es geschehn, zu seinen Füssen drücken wir dich hin. Du möchtest schreien, doch die Luft erwürgt den ungebornen Schrei und lässt ihn lautlos zu Boden fallen, wie von Sinnen hälst du den Nacken hin, fühlst schon die Schärfe zukken bis an den Sitz des Lebens, doch er hält den Schlag zurück die Bräuche sind noch nicht erfüllt. alles schweigt, du hörst dein eignes Herz an deinen Rippen schlagen diese Zeit -- sie dehnt sich vor dir wie ein finstrer Schlund von Jahren -- diese Zeit ist dir gegeben zu ahnen, wie es Scheiternden zu Mute ist, wenn ihr vergebliches Geschrei die Schwärze der Wolken und des Tods zerfrisst, diese Zeit ist dir gegeben, alle zu beneiden, die angeschmiedet sind an Kerkermauern, die auf dem Grund von Brunnen nach dem Tod als wie nach Erlösung schrei n -- denn du, du liegst in deinem Selbst so eingekerkert, als wär s der glühnde Bauch von einem Tier von Erz -- und so wie jetzt kannst du nicht schrein! da steh ich vor dir, und nun liest du mit starrem Aug das ungeheure Wort, das mir in mein Gesicht geschrieben ist erhängt ist dir die Seele in der selbst- gedrehten Schlinge, sausend fällt das Beil, und ich steh da und seh dich endlich sterben! Dann träumst du nicht mehr, dann brauche ich nicht mehr zu träumen, und wer dann noch lebt, der jauchzt und kann sich seines Lebens freun! Sie stehn einander, Elektra in wilder Trunkenheit, Klytämnestra grässlich atmend vor Angst, Aug in Aug . In diesen Augenblick erhellt sich die Hausflur. die Vertraute kommt hergelaufen. Sie flüstert Klytämnestra etwas ins Ohr. Diese scheint erst nicht recht zu verstehen. Allmählich kommt sie zu sich. Sie winkt Lichter! Es laufen Dienerinnen mit Fackeln heraus, und stellen sich hinter Klytämnestra. Sie winkt Mehr Lichter! Nun verändern sich ihre Züge allmählich und die Spannung weicht einem bösen Triumph. Es kommen immer mehr Dienerinnen heraus, stelle sich hinter Klytämnestra, so dass der Hof voll von Licht wird undrotgelber Schein um die Mauern flutet. Klytämnestra lässt sich die Botschaft abermals zuflüstern und verliert dabei Elektra keinen Augenblick aus dem Auge. Ganz bis an den Hals sich sättigend mitwilder Freude, streckt Klytämnestra die beiden Hände drohend gegen Elektra. Dann hebt ihr die Vertraute den Stock auf und, auf beide sich stützend, eilig, gierig, an den Stufen ihr Gewand aufraffend, läuft sie ins Haus. Die Dienerinnen mit den Lichtern,wie gejagt, hinter ihr drein ELEKTRA Was sagen sie ihr denn? sie freut sich ja! Mein Kopf! Mir fällt nichts ein. Worüber freut sich das Weib? Strauss,Richard/Elektra/3
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Der alte finstre Diener stürzt, gefolgt von drei andern Dienern, aus dem Hof lautlos herein, wirft sich vor Orest nieder, küsst seine Füsse, die andern Orests Hände und den Saum seines Gewandes ELEKTRA kaum ihrer mächtig Wer bist du denn? Ich fürchte mich. OREST sanft Die Hunde auf dem Hof erkennen mich, und meine Schwester nicht? ELEKTRA aufschreiend Orest! ELEKTRA ganz leise, bebend Orest! Orest! Orest! Es rührt sich niemand. O lass deine Augen mich sehn! Traumbild, mir geschenktes Traumbild, schöner als alle Träume. Hehres, unbegreifliches, erhabenes Gesicht, o bleib bei mir! Lös nicht in Luft dich auf, vergeh mir nicht, vergeh mir nicht, es sei denn, das ich jetzt gleich sterben muss und du dich anzeigst und mich hollen kommst dann sterb ich seliger als ich gelebt. Orest! Orest! Orest! Nein, du sollst mich nicht umarmen! Tritt weg, ich schäme mich vor dir. Ich weiss nicht, wie du mich ansiehst. Ich bin nur mehr der Leichnam deiner Schwester, mein armes Kind. Ich weiss, es schaudert dich vor mir. Und war doch eines Königs Tochter! Ich glaube, ich war schön wenn ich die Lampe ausblies vor meinem Spiegel, fühlt ich es mit keuschem Schauer. Ich fühlt es, wie der dünne Strahl des Mondes in meines Körpers weisser Nacktheit badete so wie in einem Weiher, und mein Haar war solches Haar, vor dem die Männer zittern, dies Haar, versträhnt, beschmutzt, erniedrigt, verstehst du s, Bruder? Ich habe alles, was ich war, hingeben müssen. Meine Scham hab ich geopfert, die Scham, die süsser als Alles ist, die Scham, die wie der Silberdunst, der milchige des Monds, um jedes Weib herum ist und das Grässliche von ihr und ihrer Seele weghält, Verstehst du s, Bruder! diese süssen Schauder hab ich dem Vater opfern müssen. Meinst du, wenn ich an meinem Leib mich freute, drangen seine Seufzer, drang nicht sein Stöhnen an mein Bette? Eifersüchtig sind die Toten und er schickte mir den Hass, den hohläugigen Hass als Bräutigam. So bin ich eine Prophetin immerfort gewesen und habe nichts hervorgebracht aus mir und meinem Leib als Flüche und Verzweiflung. Was schaust du ängstlich um dich? sprich zu mir! sprich doch! Du zitterst ja am ganzen Leib! OREST Lass zittern diesen Leib. Er ahnt welchen Weg ich ihn führe. ELEKTRA Du wirst es tun? Allein? Du armes Kind. OREST Die diese Tat mir auferlegt, ELEKTRA Du wirst es tun! OREST die Götter, werden da sein, mir zu helfen. Ich will es tun, ich will es eilig tun. ELEKTRA Der ist selig, der tun darf! Die Tat ist wie ein Bette, auf dem die Seele ausruht, wie ein Bett von Balsam, drauf die Seele ruhen kann, die eine Wunde ist, ein Brand, ein Eiter und eine Flamme! OREST Ich werde es tun! Ich werde es tun! ELEKTRA Der ist selig, der seine Tat zu tun kommt, selig der, der ihn ersehnt, selig der ihn erschaut! Selig, wer ihn erkennt, selig, wer ihn berührt! Selig, wer ihm das Beil aus der Erde gräbt, selig, wer ihm die Fakkel hält, selig, selig, wer ihm öffnet die Tür. Der Pfleger Orests steht in der Hoftür, ein starker Greis mit blitzenden Augen DER PFLEGER DES OREST Seid ihr von Sinnen, dass ihr euren Mund nicht bändigt, wo ein Hauch, ein Laut, ein Nichts uns und das Werk verderben kann -- Zu Orest in fliegender Eile Sie wartet drinnen. Ihre Mägde suchen nach dir. Es ist kein Mann im Haus. Orest! Orest reckt sich auf, seinen Schauder bezwingend. Die Tür des Hauses erhellt sich. Es erscheint eine Dienerin mit einer Fackel, hinter ihr die Vertraute. Elektra ist zurückgesprungen, steht im Dunkel. Die Vertraute verneigt sich gegen die beiden Fremden, winkt, ihr hinein zu folgen. Die Dienerin befestigt die Fackel an einem eisernen Ring im Türpfosten. Orest und der Pfleger gehen hinein. Orest schliesst einen Augenblick, schwindelnd, die Augen, der Pfleger ist dicht hinter ihm, sie tauschen einen schnellen Blick. Die Tür schliesst sich hinter ihnen ELEKTRA allein, in entsetzlicher Spannung. Sie läuft auf einem Strich vor der Tür hin und her, mit gesenkten Kopf, wie das gefangene Tier im Käfig. Steht plötzlich still Ich habe ihm das Beil nicht geben können! Sie sind gegangen und ich habe ihm das Beil nicht geben können. Es sind keine Götter im Himmel! Abermals ein furchtbares Warten. Von ferne tönt drinnen, gellend, der Schrei Klytämnestras. ELEKTRA schreit auf wie ein Dämon Triff noch einmal! Von drinnen ein zweiter Schrei. Aus dem Wohngebäude links kommen Chrysothemis und eine Schar Dienerinnen heraus. Elektra steht in der Tür, mit dem Rücken an die Tür gepresst CHRYSOTHEMIS Es muss etwas geschehen sein. ERSTE MAGD Sie schreit so aus dem Schlaf. ZWEITE MAGD Es müssen Männer drin sein. Ich habe Männer gehen hören. DRITTE MAGD Alle Türen sind verriegelt. VIERTE MAGD Es sind Mörder! Es sind Mörder im Haus! ERSTE MAGD schreit auf Oh! ZWEITE und DRITTE MAGD, sechs andere DIENERINEN Was ist? ERSTE MAGD Seht ihr denn nicht dort in der Tür steht einer! CHRYSOTHEMIS Das ist Elektra! das ist ja Elektra! ERSTE, ZWEITE, DRITTE und VIERTE MAGD Elektra, Elektra! ERSTE UND ZWEITE MAGD Warum spricht sie denn nicht? CHRYSOTHEMIS Elektra, warum sprichst du denn nicht? VIERTE MAGD Ich will hinaus und Männer holen. Läuft rechts hinaus CHRYSOTHEMIS Mach uns doch die Tür auf, Elektra! Elektra! 6 DIENERINNEN Elektra, lass uns in s Haus! VIERTE MAGD zurückkommend Zurück! Aegisth! Zurück in unsre Kammern! schnell! Aegisth kommt durch den Hof! Wenn er uns findet und wenn im Hause was geschehen ist, lässt er uns töten. 6 DIENERINNEN Aegisth! ERSTE, ZWEITE und DRITTE MAGD Aegisth! CHRYSOTHEMIS Zurück! ALLE zurück! zurück! Sie verschwinden im Hause links. Aegisth tritt rechts durch die Hoftür auf AEGISTH an der Tür stehend bleibend He! Lichter! Lichter! Ist niemand da, zu leuchten? Rührt sich keiner von allen diesen Schuften? Kann das Volk mir keine Zucht annehmen! ELEKTRA nimmt die Fackel von dem Ring, läuft hinunter, ihm entgegen, und verneigt sich vor ihm AEGISTH erschrickt vor der wirren Gestalt im zuckenden Licht,weicht zurück Was ist das für ein unheimliches Weib? Ich hab verboten, dass ein unbekanntes Gesicht mir in die Nähe kommt! Erkennt sie, zornig. Was, du? Wer heisst dich, mir entgegentritten? ELEKTRA Darf ich nicht leuchten? AEGISTH Nun, dich geht die Neuigkeit ja doch vor allen an. Wo find ich die fremden Männer, die das von Orest uns melden? ELEKTRA Drinnen. Eine liebe Wirtin fanden sie vor, und sie ergetzen sich mit ihr. AEGISTH Und melden also wirklich, dass er gestorben ist, und melden so, dass nicht zu zweifeln ist? ELEKTRA O Herr, sie melden s nicht mit Worten bloss, nein, mit leibhaftigen Zeichen, an denen auch kein Zweifel möglich ist. AEGISTH Was hast du in der Stimme? Und was ist in dich gefahren, dass du nach dem Mund mir redest? Was taumelst du so hin und her mit deinem Licht! ELEKTRA Es ist nichts anderes, als dass ich endlich klug ward und zu denen mich halte, die die Stärkern sind. Erlaubst du, dass ich voran dir leuchte? AEGISTH etwas zaudernd Bis zur Tür. Was tanzest du? Gib Obacht. ELEKTRA indem sie ihn, wie in einem unheimlichen Tanz, umkreist, sich plötzlich tief bückend Hier! die Stufen, dass du nicht fällst. AEGISTH an der Haustür Warum ist hier kein Licht? Wer sind die dort? ELEKTRA Die sind s, die in Person dir aufzuwarten wünschen, Herr. Und ich, die so oft durch freche unbescheidne Näh dich störte, will nun endlich lernen, mich im rechten Augenblick zurückzuziehen. Aegisth geht ins Haus. Stille. Lärm drinnen. AEGISTH erscheint an einem kleinen Fenster, reisst den Vorhang weg, schreiend Helft! Mörder! helft dem Herren! Mörder, Mörder! Sie morden mich! Hört mich niemand? hört mich niemand? Er wird weggezerrt. Noch einmal erscheint Aegisths Gesicht am Fenster ELEKTRA reckt sich auf Agamemnon hört dich! AEGISTH er wird fortgerissen Weh mir! Elektra steht, furchtbar atmend, gegen das Haus gekehrt. Die Frauen kommen von links herausgelaufen, Chrysothemis unter ihnen. Wie besinnungslos laufen sie gegen die Hoftür. Dort machen sie plötzlich Halt, wenden sich CHRYSOTHEMIS Elektra! Schwester! komm mit uns! O komm mit uns! es ist der Bruder drin im Haus! es ist Orest, der es getan hat! Stimmen hinter der Scene im Hause Orest! Orest! Orest! Getümmel im Hause, Stimmengewirr, aus dem sich ab und zu die Rufe des Chors "Orest" bestimmter abheben Komm! Er steht im Vorsaal, alle sind um ihn, und küssen seine Füsse, alle, die Aegisth von Herzen hassten, haben sich geworfen auf die andern, überall in allen Höfen liegen Tote, alle, die leben, sind mit Blut bespritzt und haben selbst Wunden, und doch strahlen alle, alle umarmen sich -- Draussen wachsender Lärm, der sich jedoch, wenn Elektra beginnt, mehr und mehr nach den äusseren Höfen rechts und im Hintergrunde verzogen hat. die Frauen sind hinausgelaufen, Chrysothemis allein, von draussen fällt Licht herein und jauchzen, tausend Fackeln sind angezündet. Hörst du nicht, so hörst du denn nicht? ELEKTRA auf der Schwelle kauernd Ob ich nicht höre? ob ich die Musik nicht höre? sie kommt doch aus mir. Die Tausende, die Fackeln tragen und deren Tritte, deren uferlose Myriaden Tritte überall die Erde dumpf dröhnen machen, alle warten auf mich ich weiss doch, dass sie alle warten, weil ich den Reigen führen muss, und ich kann nicht, der Ozean, der ungeheure, der zwanzigfache Ozean begräbt mir jedes Glied mit seiner Wucht, ich kann mich nicht heben! CHRYSOTHEMIS fast schreiend vor Erregung Hörst du denn nicht, sie tragen ihn, sie tragen ihn auf ihren Händen, ELEKTRA springt auf. Vor sich hin, ohne auf Chrysothemis zu achten Wir sind bei den Göttern, wir Vollbringenden. Sie fahren dahin wie die Schärfe des Schwerts durch uns, die Götter, CHRYSOTHEMIS allen sind die Gesichter verwandelt, allen schimmern die Augen und die alten Wangen von Tränen! Alle weinen, hörst du s nicht? ELEKTRA aber ihre Herrlichkeit ist nicht zu viel für uns! Ich habe Finsternis gesät und ernte Lust über Lust. CHRYSOTHEMIS Gut sind die Götter, gut! ELEKTRA Ich war ein schwarzer Leichnam unter Lebenden, CHRYSOTHEMIS Es fängt ein Leben für dich und mich und alle Menschen an. ELEKTRA und diese Stunde bin ich das Feuer des Lebens, und meine Flamme verbrenn die Finsternis der Welt. CHRYSOTHEMIS Die über schwänglich guten Götter sind s, die das geben haben. ELEKTRA Mein Gesicht muss weisser sein als das weissglüh nde Gesicht des Monds. CHRYSOTHEMIS Wer hat uns je geliebt? ELEKTRA Wenn einer auf mich sieht, muss er den Tod empfangen oder muss vergehn vor Lust. CHRYSOTHEMIS Wer hat uns je geliebt? ELEKTRA Seht ihr denn mein Gesicht? Seht ihr das Licht, das von mir ausgeht? CHRYSOTHEMIS Nun ist der Bruder da, und Liebe fliesst über uns wie Öl und Myrrhen. Liebe ist Alles! Wer kann leben ohne Liebe? ELEKTRA Ai! Liebe tötet, aber keiner fährt dahin und hat die Liebe nicht gekannt! CHRYSOTHEMIS Elektra, ich muss bei meinem Bruder stehn! Sie läuft hinaus Elektra schreitet von der Schwelle herunter. Sie hat den Kopf zurückgeworfen wie eine Mänade. Sie wirft die Kniee, sie reckt die Arme aus, es ist ein namenloser Tanz, in welchem sie nach vorwärts schreitet CHRYSOTHEMIS erscheint wieder an der Tür, hinter ihr Fackeln, Gedräng, Gesichter von Männern und Frauen Elektra! ELEKTRA bleibt stehen, sieht starr auf sie hin Schweig, und tanze. Alle müssen herbei! hier schliesst euch an! Ich trage die Last des Glückes, und ich tanze vor euch her. Wer glücklich ist wie wir, dem ziemt nur eins schweigen und tanzen! Sie tut noch einige Schritte des angespanntesten Triumphes... Elektra stürzt zusammen. Chrysothemis zu ihr. Elektra liegt starr CHRYSOTHEMIS läuft an die Tür des Hauses, schlägt daran Orest! Orest! Stille Vorhang Der alte finstre Diener stürzt, gefolgt von drei andern Dienern, aus dem Hof lautlos herein, wirft sich vor Orest nieder, küsst seine Füsse, die andern Orests Hände und den Saum seines Gewandes ELEKTRA kaum ihrer mächtig Wer bist du denn? Ich fürchte mich. OREST sanft Die Hunde auf dem Hof erkennen mich, und meine Schwester nicht? ELEKTRA aufschreiend Orest! ELEKTRA ganz leise, bebend Orest! Orest! Orest! Es rührt sich niemand. O lass deine Augen mich sehn! Traumbild, mir geschenktes Traumbild, schöner als alle Träume. Hehres, unbegreifliches, erhabenes Gesicht, o bleib bei mir! Lös nicht in Luft dich auf, vergeh mir nicht, vergeh mir nicht, es sei denn, das ich jetzt gleich sterben muss und du dich anzeigst und mich hollen kommst dann sterb ich seliger als ich gelebt. Orest! Orest! Orest! Nein, du sollst mich nicht umarmen! Tritt weg, ich schäme mich vor dir. Ich weiss nicht, wie du mich ansiehst. Ich bin nur mehr der Leichnam deiner Schwester, mein armes Kind. Ich weiss, es schaudert dich vor mir. Und war doch eines Königs Tochter! Ich glaube, ich war schön wenn ich die Lampe ausblies vor meinem Spiegel, fühlt ich es mit keuschem Schauer. Ich fühlt es, wie der dünne Strahl des Mondes in meines Körpers weisser Nacktheit badete so wie in einem Weiher, und mein Haar war solches Haar, vor dem die Männer zittern, dies Haar, versträhnt, beschmutzt, erniedrigt, verstehst du s, Bruder? Ich habe alles, was ich war, hingeben müssen. Meine Scham hab ich geopfert, die Scham, die süsser als Alles ist, die Scham, die wie der Silberdunst, der milchige des Monds, um jedes Weib herum ist und das Grässliche von ihr und ihrer Seele weghält, Verstehst du s, Bruder! diese süssen Schauder hab ich dem Vater opfern müssen. Meinst du, wenn ich an meinem Leib mich freute, drangen seine Seufzer, drang nicht sein Stöhnen an mein Bette? Eifersüchtig sind die Toten und er schickte mir den Hass, den hohläugigen Hass als Bräutigam. So bin ich eine Prophetin immerfort gewesen und habe nichts hervorgebracht aus mir und meinem Leib als Flüche und Verzweiflung. Was schaust du ängstlich um dich? sprich zu mir! sprich doch! Du zitterst ja am ganzen Leib! OREST Lass zittern diesen Leib. Er ahnt welchen Weg ich ihn führe. ELEKTRA Du wirst es tun? Allein? Du armes Kind. OREST Die diese Tat mir auferlegt, ELEKTRA Du wirst es tun! OREST die Götter, werden da sein, mir zu helfen. Ich will es tun, ich will es eilig tun. ELEKTRA Der ist selig, der tun darf! Die Tat ist wie ein Bette, auf dem die Seele ausruht, wie ein Bett von Balsam, drauf die Seele ruhen kann, die eine Wunde ist, ein Brand, ein Eiter und eine Flamme! OREST Ich werde es tun! Ich werde es tun! ELEKTRA Der ist selig, der seine Tat zu tun kommt, selig der, der ihn ersehnt, selig der ihn erschaut! Selig, wer ihn erkennt, selig, wer ihn berührt! Selig, wer ihm das Beil aus der Erde gräbt, selig, wer ihm die Fakkel hält, selig, selig, wer ihm öffnet die Tür. Der Pfleger Orests steht in der Hoftür, ein starker Greis mit blitzenden Augen DER PFLEGER DES OREST Seid ihr von Sinnen, dass ihr euren Mund nicht bändigt, wo ein Hauch, ein Laut, ein Nichts uns und das Werk verderben kann -- Zu Orest in fliegender Eile Sie wartet drinnen. Ihre Mägde suchen nach dir. Es ist kein Mann im Haus. Orest! Orest reckt sich auf, seinen Schauder bezwingend. Die Tür des Hauses erhellt sich. Es erscheint eine Dienerin mit einer Fackel, hinter ihr die Vertraute. Elektra ist zurückgesprungen, steht im Dunkel. Die Vertraute verneigt sich gegen die beiden Fremden, winkt, ihr hinein zu folgen. Die Dienerin befestigt die Fackel an einem eisernen Ring im Türpfosten. Orest und der Pfleger gehen hinein. Orest schliesst einen Augenblick, schwindelnd, die Augen, der Pfleger ist dicht hinter ihm, sie tauschen einen schnellen Blick. Die Tür schliesst sich hinter ihnen ELEKTRA allein, in entsetzlicher Spannung. Sie läuft auf einem Strich vor der Tür hin und her, mit gesenkten Kopf, wie das gefangene Tier im Käfig. Steht plötzlich still Ich habe ihm das Beil nicht geben können! Sie sind gegangen und ich habe ihm das Beil nicht geben können. Es sind keine Götter im Himmel! Abermals ein furchtbares Warten. Von ferne tönt drinnen, gellend, der Schrei Klytämnestras. ELEKTRA schreit auf wie ein Dämon Triff noch einmal! Von drinnen ein zweiter Schrei. Aus dem Wohngebäude links kommen Chrysothemis und eine Schar Dienerinnen heraus. Elektra steht in der Tür, mit dem Rücken an die Tür gepresst CHRYSOTHEMIS Es muss etwas geschehen sein. ERSTE MAGD Sie schreit so aus dem Schlaf. ZWEITE MAGD Es müssen Männer drin sein. Ich habe Männer gehen hören. DRITTE MAGD Alle Türen sind verriegelt. VIERTE MAGD Es sind Mörder! Es sind Mörder im Haus! ERSTE MAGD schreit auf Oh! ZWEITE und DRITTE MAGD, sechs andere DIENERINEN Was ist? ERSTE MAGD Seht ihr denn nicht dort in der Tür steht einer! CHRYSOTHEMIS Das ist Elektra! das ist ja Elektra! ERSTE, ZWEITE, DRITTE und VIERTE MAGD Elektra, Elektra! ERSTE UND ZWEITE MAGD Warum spricht sie denn nicht? CHRYSOTHEMIS Elektra, warum sprichst du denn nicht? VIERTE MAGD Ich will hinaus und Männer holen. Läuft rechts hinaus CHRYSOTHEMIS Mach uns doch die Tür auf, Elektra! Elektra! 6 DIENERINNEN Elektra, lass uns in s Haus! VIERTE MAGD zurückkommend Zurück! Aegisth! Zurück in unsre Kammern! schnell! Aegisth kommt durch den Hof! Wenn er uns findet und wenn im Hause was geschehen ist, lässt er uns töten. 6 DIENERINNEN Aegisth! ERSTE, ZWEITE und DRITTE MAGD Aegisth! CHRYSOTHEMIS Zurück! ALLE zurück! zurück! Sie verschwinden im Hause links. Aegisth tritt rechts durch die Hoftür auf AEGISTH an der Tür stehend bleibend He! Lichter! Lichter! Ist niemand da, zu leuchten? Rührt sich keiner von allen diesen Schuften? Kann das Volk mir keine Zucht annehmen! ELEKTRA nimmt die Fackel von dem Ring, läuft hinunter, ihm entgegen, und verneigt sich vor ihm AEGISTH erschrickt vor der wirren Gestalt im zuckenden Licht,weicht zurück Was ist das für ein unheimliches Weib? Ich hab verboten, dass ein unbekanntes Gesicht mir in die Nähe kommt! Erkennt sie, zornig. Was, du? Wer heisst dich, mir entgegentritten? ELEKTRA Darf ich nicht leuchten? AEGISTH Nun, dich geht die Neuigkeit ja doch vor allen an. Wo find ich die fremden Männer, die das von Orest uns melden? ELEKTRA Drinnen. Eine liebe Wirtin fanden sie vor, und sie ergetzen sich mit ihr. AEGISTH Und melden also wirklich, dass er gestorben ist, und melden so, dass nicht zu zweifeln ist? ELEKTRA O Herr, sie melden s nicht mit Worten bloss, nein, mit leibhaftigen Zeichen, an denen auch kein Zweifel möglich ist. AEGISTH Was hast du in der Stimme? Und was ist in dich gefahren, dass du nach dem Mund mir redest? Was taumelst du so hin und her mit deinem Licht! ELEKTRA Es ist nichts anderes, als dass ich endlich klug ward und zu denen mich halte, die die Stärkern sind. Erlaubst du, dass ich voran dir leuchte? AEGISTH etwas zaudernd Bis zur Tür. Was tanzest du? Gib Obacht. ELEKTRA indem sie ihn, wie in einem unheimlichen Tanz, umkreist, sich plötzlich tief bückend Hier! die Stufen, dass du nicht fällst. AEGISTH an der Haustür Warum ist hier kein Licht? Wer sind die dort? ELEKTRA Die sind s, die in Person dir aufzuwarten wünschen, Herr. Und ich, die so oft durch freche unbescheidne Näh dich störte, will nun endlich lernen, mich im rechten Augenblick zurückzuziehen. Aegisth geht ins Haus. Stille. Lärm drinnen. AEGISTH erscheint an einem kleinen Fenster, reisst den Vorhang weg, schreiend Helft! Mörder! helft dem Herren! Mörder, Mörder! Sie morden mich! Hört mich niemand? hört mich niemand? Er wird weggezerrt. Noch einmal erscheint Aegisths Gesicht am Fenster ELEKTRA reckt sich auf Agamemnon hört dich! AEGISTH er wird fortgerissen Weh mir! Elektra steht, furchtbar atmend, gegen das Haus gekehrt. Die Frauen kommen von links herausgelaufen, Chrysothemis unter ihnen. Wie besinnungslos laufen sie gegen die Hoftür. Dort machen sie plötzlich Halt, wenden sich CHRYSOTHEMIS Elektra! Schwester! komm mit uns! O komm mit uns! es ist der Bruder drin im Haus! es ist Orest, der es getan hat! Stimmen hinter der Scene im Hause Orest! Orest! Orest! Getümmel im Hause, Stimmengewirr, aus dem sich ab und zu die Rufe des Chors "Orest" bestimmter abheben Komm! Er steht im Vorsaal, alle sind um ihn, und küssen seine Füsse, alle, die Aegisth von Herzen hassten, haben sich geworfen auf die andern, überall in allen Höfen liegen Tote, alle, die leben, sind mit Blut bespritzt und haben selbst Wunden, und doch strahlen alle, alle umarmen sich -- Draussen wachsender Lärm, der sich jedoch, wenn Elektra beginnt, mehr und mehr nach den äusseren Höfen rechts und im Hintergrunde verzogen hat. die Frauen sind hinausgelaufen, Chrysothemis allein, von draussen fällt Licht herein und jauchzen, tausend Fackeln sind angezündet. Hörst du nicht, so hörst du denn nicht? ELEKTRA auf der Schwelle kauernd Ob ich nicht höre? ob ich die Musik nicht höre? sie kommt doch aus mir. Die Tausende, die Fackeln tragen und deren Tritte, deren uferlose Myriaden Tritte überall die Erde dumpf dröhnen machen, alle warten auf mich ich weiss doch, dass sie alle warten, weil ich den Reigen führen muss, und ich kann nicht, der Ozean, der ungeheure, der zwanzigfache Ozean begräbt mir jedes Glied mit seiner Wucht, ich kann mich nicht heben! CHRYSOTHEMIS fast schreiend vor Erregung Hörst du denn nicht, sie tragen ihn, sie tragen ihn auf ihren Händen, ELEKTRA springt auf. Vor sich hin, ohne auf Chrysothemis zu achten Wir sind bei den Göttern, wir Vollbringenden. Sie fahren dahin wie die Schärfe des Schwerts durch uns, die Götter, CHRYSOTHEMIS allen sind die Gesichter verwandelt, allen schimmern die Augen und die alten Wangen von Tränen! Alle weinen, hörst du s nicht? ELEKTRA aber ihre Herrlichkeit ist nicht zu viel für uns! Ich habe Finsternis gesät und ernte Lust über Lust. CHRYSOTHEMIS Gut sind die Götter, gut! ELEKTRA Ich war ein schwarzer Leichnam unter Lebenden, CHRYSOTHEMIS Es fängt ein Leben für dich und mich und alle Menschen an. ELEKTRA und diese Stunde bin ich das Feuer des Lebens, und meine Flamme verbrenn die Finsternis der Welt. CHRYSOTHEMIS Die über schwänglich guten Götter sind s, die das geben haben. ELEKTRA Mein Gesicht muss weisser sein als das weissglüh nde Gesicht des Monds. CHRYSOTHEMIS Wer hat uns je geliebt? ELEKTRA Wenn einer auf mich sieht, muss er den Tod empfangen oder muss vergehn vor Lust. CHRYSOTHEMIS Wer hat uns je geliebt? ELEKTRA Seht ihr denn mein Gesicht? Seht ihr das Licht, das von mir ausgeht? CHRYSOTHEMIS Nun ist der Bruder da, und Liebe fliesst über uns wie Öl und Myrrhen. Liebe ist Alles! Wer kann leben ohne Liebe? ELEKTRA Ai! Liebe tötet, aber keiner fährt dahin und hat die Liebe nicht gekannt! CHRYSOTHEMIS Elektra, ich muss bei meinem Bruder stehn! Sie läuft hinaus Elektra schreitet von der Schwelle herunter. Sie hat den Kopf zurückgeworfen wie eine Mänade. Sie wirft die Kniee, sie reckt die Arme aus, es ist ein namenloser Tanz, in welchem sie nach vorwärts schreitet CHRYSOTHEMIS erscheint wieder an der Tür, hinter ihr Fackeln, Gedräng, Gesichter von Männern und Frauen Elektra! ELEKTRA bleibt stehen, sieht starr auf sie hin Schweig, und tanze. Alle müssen herbei! hier schliesst euch an! Ich trage die Last des Glückes, und ich tanze vor euch her. Wer glücklich ist wie wir, dem ziemt nur eins schweigen und tanzen! Sie tut noch einige Schritte des angespanntesten Triumphes... Elektra stürzt zusammen. Chrysothemis zu ihr. Elektra liegt starr CHRYSOTHEMIS läuft an die Tür des Hauses, schlägt daran Orest! Orest! Stille Vorhang (libretto Hugo von Hofmannsthal) Strauss,Richard/Elektra
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サークル名:Luft Forst 作家名:KAZAMI澪 ホームページ:Luft Forst
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EINZIGER AKT Der innere Hof, begrenzt von der Rückseite des Palastes und niedrigen Gebäuden, in denen die Diener wohnen. Dienerinnen am Ziehbrunnen, links vorne. Aufseherinnen unter ihnen ERSTE MAGD ihr Wassergefäss aufhebend Wo bleibt Elektra? ZWEITE MAGD Ist doch ihre Stunde, die Stunde, wo sie um den Vater heult, dass alle Wände schallen. Elektra kommt aus der schon dunkelnden Hausflur gelaufen. Alle drehen sich nach ihr um. Elektra springt zurück wie ein Tier in seinen Schlupfwinkel, den einen Arm vor dem Gesicht ERSTE MAGD Habt ihr gesehn, wie sie uns ansah? ZWEITE MAGD Giftig wie eine wilde Katze. DRITTE MAGD Neulich lag sie da und stöhnte -- ERSTE MAGD Immer, wenn die Sonne tief steht, liegt sie und stöhnt. DRITTE MAGD Da gingen wir zuzweit und kamen ihr zu nah -- ERSTE MAGD sie hält s nicht aus, wenn man sie ansieht. DRITTE MAGD Ja, wir kamen ihr zu nah. Da pfauchte sie wie eine katze uns an. "Fort, Fliegen!", schrie sie, "fort!" VIERTE MAGD "Schmeissfliegen, fort!" DRITTE MAGD "Sitzt nicht auf meinen Wunden!"und schlug nach uns mit einem Strohwisch. VIERTE MAGD Schmeissfliegen, fort!" DRITTE MAGD "Ihr sollt das Süsse nicht abweiden von der Qual. Ihr sollt nicht schmatzen nach meiner Krämpfe Schaum." VIERTE MAGD "Geht ab, verkriecht euch,"schrie sie uns nach. "Esst Fettes, und esst Süsses und geht zu Bett mit euren Männern" schrie sie, und die -- DRITTE MAGD ich war nicht faul -- VIERTE MAGD die gab ihr Antwort! DRITTE MAGD Ja "wenn du hungrig bist," gab ich zur Antwort, "so isst du auch," da sprang sie auf und schoss grässliche Blicke, reckte ihre Finger wie Krallen gegen uns und schrie "Ich füttre mir einen Geier auf im Leib." ZWEITE MAGD Und du? DRITTE MAGD "Drum hockst du immerfort," gab ich zurück, "wo Aasgeruch dich hält und scharrst nach einer alten Leiche!" ZWEITE MAGD Und was sagte sie da? DRITTE MAGD Sie heulte nur und warf sich in ihren Winkel. ERSTE MAGD Dass die Königin solch einen Dämon frei in Haus und Hof sein Wesen treiben lässt. ZWEITE MAGD Das eigne Kind! ERSTE MAGD Wär sie mein Kind, ich hielte, ich -- bei Gott! -- sie unter Schloss und Riegel. VIERTE MAGD Sind sie dir nicht hart genug mit ihr? Setzt man ihr nicht den Napf mit Essen zu den Hunden? Hast du den Herrn nie sie schlagen sehn? FÜNFTE MAGD ganz jung, mit zitternder erregter Stimme Ich will vor ihr mich niederwerfen und die Füsse ihr küssen. Ist sie nicht ein Königskind und duldet solche Schmach! Ich will die Füsse ihr salben und mit meinem Haar sie trocknen. DIE AUFSEHERIN Hinein mit dir! Stösst sie FÜNFTE MAGD Es gibt nichts auf der Welt, das königlicher ist als sie. Sie liegt in Lumpen auf der Schwelle, aber niemand, niemand ist hier im Haus, der ihren Blick aushält! DIE AUFSEHERIN Hinein! Stösst sie in die offene niedrige Tür links vorne FÜNFTE MAGD in die Tür geklemmt Ihr alle seid nicht wert, die Luft zu atmen, die sie atmet! O, könnt ich euch alle, euch, erhängt am Halse, in einer Scheuer Dunkel hängen sehn um dessen willen, was ihr an Elektra getan! DIE AUFSEHERIN schlägt die Tür zu Hört ihr das? wir, an Elektra! die ihren Napf von unserm Tische stiess, als man mit uns sie essen hiess, die ausspie vor uns und Hündinnen uns nannte. ERSTE MAGD Was? Sie sagte keinen Hund kann man erniedern, wozu man uns hat abgerichtet dass wir mit Wasser und mit immer frischem Wasser das ewige Blut des Mordes von der Diele abspülen -- DRITTE MAGD und die Schmach, so sagte sie,die Schmach, die sich bei Tag und Nacht erneut, in Winkel fegen... ERSTE MAGD unser Leib, so schreit sie, starrt von dem Unrat, dem wir dienstbar sind! Die Mägde tragen die Gefässe ins Haus links DIE AUFSEHERIN die ihnen die Tür aufgemacht Und wenn sie uns mit unsern Kindern sieht, so schreit sie nichts kann so verflucht sein, nichts, als Kinder, die wir hündisch auf der Treppe im Blute glitschernd, hier in diesem Haus empfangen und geboren haben. Sagt sie das oder nicht? DIE DIENERINNEN im Abgehen Ja! ja! DIE AUFSEHERIN Sagt sie das oder nicht? DIE DIENERINNEN Alle schon drinnen Ja, ja. DIE EINE innen Sie schlagen mich! Die Aufseherin geht hinein. Die Tür fällt zu. Elektra tritt aus dem Hause ELEKTRA Allein! Weh, ganz allein. Der Vater fort, hinabgescheucht in seine kalten Klüfte. gegen den Boden Agamemnon! Agamemnon! Wo bist du, Vater? Hast du nicht die Kraft, dein Angesicht herauf zu mir zu schleppen? Es ist die Stunde, unsre Stunde ist s! Die Stunde, wo sie dich geschlachtet haben, dein Weib und der mit ihr in einem Bette, in deinem königlichen Bette schläft. Sie schlugen dich im Bade tot, dein Blut rann über deine Augen, und das Bad dampfte von deinem Blut, da nahm er dich, der Feige, bei den Schultern, zerrte dich hinaus aus dem Gemach, den Kopf voraus, die Beine schleifend hinterher dein Auge, das starre, offne, sah herein ins Haus. So kommst du wieder, setzest Fuss vor Fuss und stehst auf einmal da, die beiden Augen weit offen, und ein königlicher Reif von Purpur ist um deine Stirn, der speist sich aus des Hauptes offner Wunde. Agamemnon! Vater! Ich will dich sehn, lass mich heute nicht allein! Nur so wie gestern, wie ein Schatten, dort im Mauerwinkel zeig dich deinem Kind! Vater! Agamemnon, dein Tag wird kommen! Von den Sternen stürzt alle Zeit herab, so wird das Blut aus hundert Kehlen stürzen auf dein Grab! So wie aus umgeworfnen Krügen wird s aus den gebunden Mördern fliessen, und in einem Schwall, in einem geschwollnen Bach wird ihres Lebens Leben aus ihnen stürzen -- und wir schlachten dir die Rosse, die im Hause sind, wir treiben sie vor dem Grab zusammen, und sie ahnen den Tod und wiehern in die Todesluft und sterben, und wir schlachten dir die Hunde, die dir die Füsse leckten, die mit dir gejagt, denen du die Bissen hinwarfst, darum müss ihr Blut hinab, um dir zu Dienst zu sein, und wir, wir, dein Blut, dein Sohn Orest und deine Töchter, wir drei, wenn alles dies vollbracht und Purpur- gezelte aufgerichtet sind, vom Dunst des Blutes, den die Sonne nach sich zieht, dann tanzen wir, dein Blut, rings um dein Grab in begeistertem Pathos und über Leichen hin werd ich das Knie hochheben Schritt für Schritt, und die mich werden so tanzen sehn, ja, die meinen Schatten von weiten nur so werden tanzen sehn, die werden sagen einem grossen König wird hier ein grosses Prunkfest angestellt von seinem Fleisch und Blut, und glücklich ist, wer Kinder hat, die um sein hohes Grab so königliche Siegestänze tanzen! Agamemnon! Agamemnon! CHRYSOTHEMIS die jüngere Schwester, steht in der Haustür Elektra! Elektra fährt zusammen und starrt zuerst wie aus einem Traum erwachend auf Chrysothemis ELEKTRA Ah, das Gesicht! CHRYSOTHEMIS steht an die Tür gedrückt Ist mein Gesicht dir so verhasst? ELEKTRA Was willst du? Rede, sprich, ergiesse dich, dann geh und lass mich! CHRYSOTHEMIS hebt wie abwehrend die Hände ELEKTRA Was hebst du die Hände? So hob der Vater seine beiden Hände, da fuhr das Beil hinab und spaltete sein Fleisch. Was willst du, Tochter meiner Mutter, Tochter Klytämnestras? CHRYSOTHEMIS Sie haben etwas Fürchterlichtes vor. ELEKTRA Die beiden Weiber? CHRYSOTHEMIS Wer? ELEKTRA Nun, meine Mutter und jenes andre Weib, die Memme, ei, Aegisth, der tapfre Meuchelmörder, er, der Heldentaten nur im Bett vollführt. Was haben sie denn vor? CHRYSOTHEMIS Sie werfen dich in einen Turm, wo du von Sonn und Mond das Licht nicht sehen wirst. ELEKTRA lacht CHRYSOTHEMIS Sie tun s, ich weiss es, ich hab s gehört. ELEKTRA Wie hast denn du es hören können? CHRYSOTHEMIS An der Tür, Elektra. ELEKTRA Mach keine Türen auf in diesem Haus! Gepresster Atem, pfui! und Röcheln von Erwürgten, nichts andres gibt s in diesen Mauern. Mach keine Türen auf! Schleich nicht herum. Sitz an der Tür wie ich und wünsch den Tod und das Gericht herbei auf sie und ihn. CHRYSOTHEMIS Ich kann nicht sitzen und ins Dunkel starren wie du. Ich hab s wie Feuer in der Brust, es treibt mich immerfort herum im Haus, in keiner Kammer leidet s mich, ich muss von einer Schwelle auf die andre, ach! treppauf, treppab, mir ist, als rief es mich, und komm ich hin, so stiert ein leeres Zimmer mich an. Ich habe soche Angst, mir zittern die Knie bei Tag und Nacht, mir ist die Kehle wie zugeschnürt, ich kann nicht einmal weinen, wie Stein ist Alles! Schwester, hab Erbarmen! ELEKTRA Mit wem? CHRYSOTHEMIS Du bist es, die mit Eisenklammern mich an den Boden schmiedet. Wärst nicht du, sie liessen uns hinaus. Wär nicht dein Hass, dein schlafloses, unbändiges Gemüt, vor dem sie zittern, ah, so liessen sie uns ja heraus aus diesem Kerker, Schwester! Ich will heraus! Ich will nicht jede Nacht bis an den Tod hier schlafen! Eh ich sterbe, will ich auch leben! Kinder will ich haben, bevor mein Leib verwelkt, und wärs ein Bauer, dem sie mich geben, Kinder will ich ihm gebären und mit meinem Leib sie wärmen in kalten Nächten, wenn der Sturm die Hütte zusammenschüttelt! Hörst du mich an? Sprich zu mir, Schwester! ELEKTRA Armes Geschöpf! CHRYSOTHEMIS Hab Mitleid mit der selber und mit mir! Wem frommt denn solche Qual? Der Vater, der ist tot. Der Bruder kommt nicht heim. Immer sitzen wir auf der Stange wie angehängte Vögel, wenden links und rechts den Kopf und niemand kommt kein Bruder -- kein Bote von dem Bruder, nicht der Bote von einem Boten. Nichts -- Mit Messern gräbt Tag um Tag in dein und mein Gesicht sein Mal und draussen geht die Sonne auf und ab, und Frauen, die ich schlank gekannt hab , sind schwer von Segen, mühn sich zum Brunnen heben kaum die Eimer, und auf einmal sind sie entbunden ihrer Last kommen zum Brunnen wieder und aus ihnen selber quillt süsser Trank und säugend hängt ein Leben an ihnen, und die Kinder werden gross -- Nein, ich bin ein Weib und will ein Weiberschicksal. Viel lieber tot als leben und nicht leben. Sie bricht in heftiges Weinen aus ELEKTRA Was heulst du? Fort, hinein! Dort ist dein Platz. Es geht ein Lärm los. Stellen sie vielleicht für dich die Hochzeit an? Ich hör sie laufen. Das ganze Haus ist auf. Sie kreissen oder sie morden. Wenn es an Leichen mangelt, drauf zu schlafen, müssen sie doch morden! CHRYSOTHEMIS Geh fort, verkriech dich! dass sie dich nicht sieht. Stell dich ihr heut nicht in den Weg sie schickt Tod aus jedem Blick. Sie hat geträumt. Der Lärm von vielen Kommenden drinnen, allmählich näher Geh fort von hier. Sie kommen durch die Gänge. Sie kommen hier vorbei. Sie hat geträumt Sie hat geträumt, ich weiss nicht, was, ich hab es von den Mägden gehört, sie sagen, dass sie von Orest, von Orest geträumt hat, dass sie geschrien hat aus ihrem Schlaf, wie einer schreit, den man erwürgt. Fackeln und Gestalten erfüllen den Gang links von der Tür. CHRYSOTHEMIS Sie kommen schon. Sie treibt die Mägde alle mit Fackeln vor sich her. Sie schleppen Tiere und Opfermesser. Schwester, wenn sie zittert, ist sie am schrecklichsten, geh ihr nur heut, nur diese Stunde geh aus ihrem Weg! ELEKTRA Ich habe eine Lust, mit meiner Mutter zu reden wie noch nie! An den grell erleuchteten Fenstern klirrt und schlürft ein hastiger Zug vorüber es ist ein Zerren, ein Schleppen von Tieren, ein gedämpftes Keifen, ein schnell ersticktes Aufschreien, das Niedersausen einer Peitsche, ein Aufraffen, ein Weitertaumeln CHRYSOTHEMIS Ich will s nicht hören. Stürzt ab durch die Hoftür EINZIGER AKT Der innere Hof, begrenzt von der Rückseite des Palastes und niedrigen Gebäuden, in denen die Diener wohnen. Dienerinnen am Ziehbrunnen, links vorne. Aufseherinnen unter ihnen ERSTE MAGD ihr Wassergefäss aufhebend Wo bleibt Elektra? ZWEITE MAGD Ist doch ihre Stunde, die Stunde, wo sie um den Vater heult, dass alle Wände schallen. Elektra kommt aus der schon dunkelnden Hausflur gelaufen. Alle drehen sich nach ihr um. Elektra springt zurück wie ein Tier in seinen Schlupfwinkel, den einen Arm vor dem Gesicht ERSTE MAGD Habt ihr gesehn, wie sie uns ansah? ZWEITE MAGD Giftig wie eine wilde Katze. DRITTE MAGD Neulich lag sie da und stöhnte -- ERSTE MAGD Immer, wenn die Sonne tief steht, liegt sie und stöhnt. DRITTE MAGD Da gingen wir zuzweit und kamen ihr zu nah -- ERSTE MAGD sie hält s nicht aus, wenn man sie ansieht. DRITTE MAGD Ja, wir kamen ihr zu nah. Da pfauchte sie wie eine katze uns an. "Fort, Fliegen!", schrie sie, "fort!" VIERTE MAGD "Schmeissfliegen, fort!" DRITTE MAGD "Sitzt nicht auf meinen Wunden!"und schlug nach uns mit einem Strohwisch. VIERTE MAGD Schmeissfliegen, fort!" DRITTE MAGD "Ihr sollt das Süsse nicht abweiden von der Qual. Ihr sollt nicht schmatzen nach meiner Krämpfe Schaum." VIERTE MAGD "Geht ab, verkriecht euch,"schrie sie uns nach. "Esst Fettes, und esst Süsses und geht zu Bett mit euren Männern" schrie sie, und die -- DRITTE MAGD ich war nicht faul -- VIERTE MAGD die gab ihr Antwort! DRITTE MAGD Ja "wenn du hungrig bist," gab ich zur Antwort, "so isst du auch," da sprang sie auf und schoss grässliche Blicke, reckte ihre Finger wie Krallen gegen uns und schrie "Ich füttre mir einen Geier auf im Leib." ZWEITE MAGD Und du? DRITTE MAGD "Drum hockst du immerfort," gab ich zurück, "wo Aasgeruch dich hält und scharrst nach einer alten Leiche!" ZWEITE MAGD Und was sagte sie da? DRITTE MAGD Sie heulte nur und warf sich in ihren Winkel. ERSTE MAGD Dass die Königin solch einen Dämon frei in Haus und Hof sein Wesen treiben lässt. ZWEITE MAGD Das eigne Kind! ERSTE MAGD Wär sie mein Kind, ich hielte, ich -- bei Gott! -- sie unter Schloss und Riegel. VIERTE MAGD Sind sie dir nicht hart genug mit ihr? Setzt man ihr nicht den Napf mit Essen zu den Hunden? Hast du den Herrn nie sie schlagen sehn? FÜNFTE MAGD ganz jung, mit zitternder erregter Stimme Ich will vor ihr mich niederwerfen und die Füsse ihr küssen. Ist sie nicht ein Königskind und duldet solche Schmach! Ich will die Füsse ihr salben und mit meinem Haar sie trocknen. DIE AUFSEHERIN Hinein mit dir! Stösst sie FÜNFTE MAGD Es gibt nichts auf der Welt, das königlicher ist als sie. Sie liegt in Lumpen auf der Schwelle, aber niemand, niemand ist hier im Haus, der ihren Blick aushält! DIE AUFSEHERIN Hinein! Stösst sie in die offene niedrige Tür links vorne FÜNFTE MAGD in die Tür geklemmt Ihr alle seid nicht wert, die Luft zu atmen, die sie atmet! O, könnt ich euch alle, euch, erhängt am Halse, in einer Scheuer Dunkel hängen sehn um dessen willen, was ihr an Elektra getan! DIE AUFSEHERIN schlägt die Tür zu Hört ihr das? wir, an Elektra! die ihren Napf von unserm Tische stiess, als man mit uns sie essen hiess, die ausspie vor uns und Hündinnen uns nannte. ERSTE MAGD Was? Sie sagte keinen Hund kann man erniedern, wozu man uns hat abgerichtet dass wir mit Wasser und mit immer frischem Wasser das ewige Blut des Mordes von der Diele abspülen -- DRITTE MAGD und die Schmach, so sagte sie,die Schmach, die sich bei Tag und Nacht erneut, in Winkel fegen... ERSTE MAGD unser Leib, so schreit sie, starrt von dem Unrat, dem wir dienstbar sind! Die Mägde tragen die Gefässe ins Haus links DIE AUFSEHERIN die ihnen die Tür aufgemacht Und wenn sie uns mit unsern Kindern sieht, so schreit sie nichts kann so verflucht sein, nichts, als Kinder, die wir hündisch auf der Treppe im Blute glitschernd, hier in diesem Haus empfangen und geboren haben. Sagt sie das oder nicht? DIE DIENERINNEN im Abgehen Ja! ja! DIE AUFSEHERIN Sagt sie das oder nicht? DIE DIENERINNEN Alle schon drinnen Ja, ja. DIE EINE innen Sie schlagen mich! Die Aufseherin geht hinein. Die Tür fällt zu. Elektra tritt aus dem Hause ELEKTRA Allein! Weh, ganz allein. Der Vater fort, hinabgescheucht in seine kalten Klüfte. gegen den Boden Agamemnon! Agamemnon! Wo bist du, Vater? Hast du nicht die Kraft, dein Angesicht herauf zu mir zu schleppen? Es ist die Stunde, unsre Stunde ist s! Die Stunde, wo sie dich geschlachtet haben, dein Weib und der mit ihr in einem Bette, in deinem königlichen Bette schläft. Sie schlugen dich im Bade tot, dein Blut rann über deine Augen, und das Bad dampfte von deinem Blut, da nahm er dich, der Feige, bei den Schultern, zerrte dich hinaus aus dem Gemach, den Kopf voraus, die Beine schleifend hinterher dein Auge, das starre, offne, sah herein ins Haus. So kommst du wieder, setzest Fuss vor Fuss und stehst auf einmal da, die beiden Augen weit offen, und ein königlicher Reif von Purpur ist um deine Stirn, der speist sich aus des Hauptes offner Wunde. Agamemnon! Vater! Ich will dich sehn, lass mich heute nicht allein! Nur so wie gestern, wie ein Schatten, dort im Mauerwinkel zeig dich deinem Kind! Vater! Agamemnon, dein Tag wird kommen! Von den Sternen stürzt alle Zeit herab, so wird das Blut aus hundert Kehlen stürzen auf dein Grab! So wie aus umgeworfnen Krügen wird s aus den gebunden Mördern fliessen, und in einem Schwall, in einem geschwollnen Bach wird ihres Lebens Leben aus ihnen stürzen -- und wir schlachten dir die Rosse, die im Hause sind, wir treiben sie vor dem Grab zusammen, und sie ahnen den Tod und wiehern in die Todesluft und sterben, und wir schlachten dir die Hunde, die dir die Füsse leckten, die mit dir gejagt, denen du die Bissen hinwarfst, darum müss ihr Blut hinab, um dir zu Dienst zu sein, und wir, wir, dein Blut, dein Sohn Orest und deine Töchter, wir drei, wenn alles dies vollbracht und Purpur- gezelte aufgerichtet sind, vom Dunst des Blutes, den die Sonne nach sich zieht, dann tanzen wir, dein Blut, rings um dein Grab in begeistertem Pathos und über Leichen hin werd ich das Knie hochheben Schritt für Schritt, und die mich werden so tanzen sehn, ja, die meinen Schatten von weiten nur so werden tanzen sehn, die werden sagen einem grossen König wird hier ein grosses Prunkfest angestellt von seinem Fleisch und Blut, und glücklich ist, wer Kinder hat, die um sein hohes Grab so königliche Siegestänze tanzen! Agamemnon! Agamemnon! CHRYSOTHEMIS die jüngere Schwester, steht in der Haustür Elektra! Elektra fährt zusammen und starrt zuerst wie aus einem Traum erwachend auf Chrysothemis ELEKTRA Ah, das Gesicht! CHRYSOTHEMIS steht an die Tür gedrückt Ist mein Gesicht dir so verhasst? ELEKTRA Was willst du? Rede, sprich, ergiesse dich, dann geh und lass mich! CHRYSOTHEMIS hebt wie abwehrend die Hände ELEKTRA Was hebst du die Hände? So hob der Vater seine beiden Hände, da fuhr das Beil hinab und spaltete sein Fleisch. Was willst du, Tochter meiner Mutter, Tochter Klytämnestras? CHRYSOTHEMIS Sie haben etwas Fürchterlichtes vor. ELEKTRA Die beiden Weiber? CHRYSOTHEMIS Wer? ELEKTRA Nun, meine Mutter und jenes andre Weib, die Memme, ei, Aegisth, der tapfre Meuchelmörder, er, der Heldentaten nur im Bett vollführt. Was haben sie denn vor? CHRYSOTHEMIS Sie werfen dich in einen Turm, wo du von Sonn und Mond das Licht nicht sehen wirst. ELEKTRA lacht CHRYSOTHEMIS Sie tun s, ich weiss es, ich hab s gehört. ELEKTRA Wie hast denn du es hören können? CHRYSOTHEMIS An der Tür, Elektra. ELEKTRA Mach keine Türen auf in diesem Haus! Gepresster Atem, pfui! und Röcheln von Erwürgten, nichts andres gibt s in diesen Mauern. Mach keine Türen auf! Schleich nicht herum. Sitz an der Tür wie ich und wünsch den Tod und das Gericht herbei auf sie und ihn. CHRYSOTHEMIS Ich kann nicht sitzen und ins Dunkel starren wie du. Ich hab s wie Feuer in der Brust, es treibt mich immerfort herum im Haus, in keiner Kammer leidet s mich, ich muss von einer Schwelle auf die andre, ach! treppauf, treppab, mir ist, als rief es mich, und komm ich hin, so stiert ein leeres Zimmer mich an. Ich habe soche Angst, mir zittern die Knie bei Tag und Nacht, mir ist die Kehle wie zugeschnürt, ich kann nicht einmal weinen, wie Stein ist Alles! Schwester, hab Erbarmen! ELEKTRA Mit wem? CHRYSOTHEMIS Du bist es, die mit Eisenklammern mich an den Boden schmiedet. Wärst nicht du, sie liessen uns hinaus. Wär nicht dein Hass, dein schlafloses, unbändiges Gemüt, vor dem sie zittern, ah, so liessen sie uns ja heraus aus diesem Kerker, Schwester! Ich will heraus! Ich will nicht jede Nacht bis an den Tod hier schlafen! Eh ich sterbe, will ich auch leben! Kinder will ich haben, bevor mein Leib verwelkt, und wärs ein Bauer, dem sie mich geben, Kinder will ich ihm gebären und mit meinem Leib sie wärmen in kalten Nächten, wenn der Sturm die Hütte zusammenschüttelt! Hörst du mich an? Sprich zu mir, Schwester! ELEKTRA Armes Geschöpf! CHRYSOTHEMIS Hab Mitleid mit der selber und mit mir! Wem frommt denn solche Qual? Der Vater, der ist tot. Der Bruder kommt nicht heim. Immer sitzen wir auf der Stange wie angehängte Vögel, wenden links und rechts den Kopf und niemand kommt kein Bruder -- kein Bote von dem Bruder, nicht der Bote von einem Boten. Nichts -- Mit Messern gräbt Tag um Tag in dein und mein Gesicht sein Mal und draussen geht die Sonne auf und ab, und Frauen, die ich schlank gekannt hab , sind schwer von Segen, mühn sich zum Brunnen heben kaum die Eimer, und auf einmal sind sie entbunden ihrer Last kommen zum Brunnen wieder und aus ihnen selber quillt süsser Trank und säugend hängt ein Leben an ihnen, und die Kinder werden gross -- Nein, ich bin ein Weib und will ein Weiberschicksal. Viel lieber tot als leben und nicht leben. Sie bricht in heftiges Weinen aus ELEKTRA Was heulst du? Fort, hinein! Dort ist dein Platz. Es geht ein Lärm los. Stellen sie vielleicht für dich die Hochzeit an? Ich hör sie laufen. Das ganze Haus ist auf. Sie kreissen oder sie morden. Wenn es an Leichen mangelt, drauf zu schlafen, müssen sie doch morden! CHRYSOTHEMIS Geh fort, verkriech dich! dass sie dich nicht sieht. Stell dich ihr heut nicht in den Weg sie schickt Tod aus jedem Blick. Sie hat geträumt. Der Lärm von vielen Kommenden drinnen, allmählich näher Geh fort von hier. Sie kommen durch die Gänge. Sie kommen hier vorbei. Sie hat geträumt Sie hat geträumt, ich weiss nicht, was, ich hab es von den Mägden gehört, sie sagen, dass sie von Orest, von Orest geträumt hat, dass sie geschrien hat aus ihrem Schlaf, wie einer schreit, den man erwürgt. Fackeln und Gestalten erfüllen den Gang links von der Tür. CHRYSOTHEMIS Sie kommen schon. Sie treibt die Mägde alle mit Fackeln vor sich her. Sie schleppen Tiere und Opfermesser. Schwester, wenn sie zittert, ist sie am schrecklichsten, geh ihr nur heut, nur diese Stunde geh aus ihrem Weg! ELEKTRA Ich habe eine Lust, mit meiner Mutter zu reden wie noch nie! An den grell erleuchteten Fenstern klirrt und schlürft ein hastiger Zug vorüber es ist ein Zerren, ein Schleppen von Tieren, ein gedämpftes Keifen, ein schnell ersticktes Aufschreien, das Niedersausen einer Peitsche, ein Aufraffen, ein Weitertaumeln CHRYSOTHEMIS Ich will s nicht hören. Stürzt ab durch die Hoftür Strauss,Richard/Elektra/2
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Chrysothemis kommt, laufend, zur Hoftür herein, laut heulend wie ein verwundetes Tier CHRYSOTHEMIS schreiend Orest! Orest ist tot! ELEKTRA winkt ihr ab, wie von Sinnen Sei still! CHRYSOTHEMIS Orest ist tot! ELEKTRA bewegt die Lippen CHRYSOTHEMIS Ich kam hinaus, da wussten sie s schon! Alle standen herum und alle wussten es schon, nur wir nicht. ELEKTRA Niemand weiss es. CHRYSOTHEMIS Alle wissen s! ELEKTRA Niemand kann s wissen denn es ist nicht wahr. CHRYSOTHEMIS wirft sich verzweifelt auf den Boden ELEKTRA Chrysothemis emporreissend Es ist nicht wahr! Es ist nicht wahr! ich sag dir doch! es ist nicht wahr! CHRYSOTHEMIS Die Fremden standen an der Wand, die Fremden, die hergeschickt sind, es zu melden zwei, ein Alter und ein Junger. Allen hatten sie s schon erzählt, im Kreise standen alle um sie herum und alle, Alle, wussten es schon. ELEKTRA mit höchster Kraft Es ist nicht wahr. CHRYSOTHEMIS An uns denkt niemand. Tot! Elektra, tot! Gestorben in der Fremde! Tot! Gestorben dort in fremdem Land. Von seinen Pferden erschlagen und geschleift. EIN JUNGER DIENER kommt eilig aus dem Haus, stolpert über die vor der Schwelle Liegende hinweg Platz da! wer lungert so vor einer Tür? Ah, konnt mir s denken! Heda, Stallung! he! EIN ALTER DIENER finsteren Gesichts, zeigt sich an der Hoftür Was soll s im Stall? EIN JUNGER DIENER Gesattelt soll werden, und so rasch als möglich! hörst du? ein Gaul, ein Maultier, oder meinetwegen auch eine Kuh, nur rasch! EIN ALTER DIENER Für wen? EIN JUNGER DIENER Für den, der dir s befiehlt. Da glotzt er! Rasch, für mich! Sofort! für mich! Trab, trab! Weil ich hinaus muss auf s Feld, den Herren holen, weil ich ihm Botschaft zu bringen habe, grosse Botschaft, wichtig genug, um eine eurer Mähren im Abgehen zu Tod zu reiten. EIN ALTER DIENER auch der Alte verschwindet ELEKTRA vor sich hin, leise und sehr energisch Nun muss es hier von uns geschehn. CHRYSOTHEMIS verwundert fragend Elektra? ELEKTRA Wir! Wir beide müssen s tun. CHRYSOTHEMIS Was, Elektra? ELEKTRA Am besten heut , am besten diese Nacht. CHRYSOTHEMIS Was, Schwester? ELEKTRA Was? Das Werk, das nun auf uns gefallen ist, weil er nicht kommen kann CHRYSOTHEMIS angstvoll steigernd Was für ein Werk? ELEKTRA Nun müssen du und ich hingehn und das Weib und ihren Mann erschlagen. CHRYSOTHEMIS Schwester, sprichst du von der Mutter? ELEKTRA Von ihr. Und auch von ihm. Ganz ohne Zögern muss es geschehn. ELEKTRA Schweig still. Zu sprechen ist nichts. Nichts gibt es zu bedenken, als nur wie? wie wir es tun. CHRYSOTHEMIS Ich? ELEKTRA Ja. Du und ich. Wer sonst? CHRYSOTHEMIS Wir, wir beide sollen hingehn? Wir? wir zwei? mit unsern beiden Händen? ELEKTRA Dafür lass du mich nur sorgen. ELEKTRA Das Beil! das Beil, womit der Vater -- CHRYSOTHEMIS Du? Entsetzliche, du hast es? ELEKTRA Für den Bruder bewahrt ich es. Nun müssen wir es schwingen. CHRYSOTHEMIS Du? diese Arme den Aegisth erschlagen? ELEKTRA erst sie, dann ihn, erst ihn, dann sie, gleichviel. CHRYSOTHEMIS Ich fürchte mich. ELEKTRA Es schläft niemand in ihrem Vorgemach. CHRYSOTHEMIS Im Schlaf sie morden! ELEKTRA Wer schläft, ist ein gebundnes Opfer. Schliefen sie nicht zusamm , könnt ich s allein vollbringen. So aber musst du mit. CHRYSOTHEMIS abwehrend Elektra! ELEKTRA Du! Du! denn du bist stark! Dicht bei Chrysothemis Wie stark du bist! dich haben die jungfräulichen Nächte stark gemacht. Überall ist so viel Kraft in dir! Sehnen hast du wie ein Füllen. Schlank sind deine Füsse. Wie schlank und biegsam leicht umschling ich sie deine Hüften sind! Du windest dich durch jeden Spalt, du hebst dich durch s Fenster! Lass mich deine Arme fühlen wie kühl und stark sie sind! Wie du mich abwehrst, fühl ich, was das für Arme sind. Du könntest erdrükken, was du an dich ziehst. Du könntest mich, oder einen Mann in deinen Armen ersticken, Überall ist so viel Kraft in dir! Sie strömt wie kühles verhaltnes Wasser aus dem Fels. Sie flutet mit deinen Haaren auf die starken Schultern herab. Ich spüre durch die Kühle deiner Haut das warme Blut hindurch, mit meiner Wange spür ich den Flaum auf deinen jungen Armen. Du bist voller Kraft, du bist schön, du bist wie eine Frucht an der Reife Tag. CHRYSOTHEMIS Lass mich! ELEKTRA Nein ich halte dich! Mit meinen traurigen verdorrten Armen umschling ich deinen Leib, wie du dich sträubst, ziehst du den Knoten nur noch fester, ranken will ich mich rings um dich versenken meine Wurzeln in dich und mit meinem Willen dir impfen das Blut! CHRYSOTHEMIS Lass mich! Flüchtet ein paar Schritte. Elektra wild ihr nach, fasst sie am Gewand Nein! ELEKTRA Ich lass dich nicht. CHRYSOTHEMIS Elektra, hör mich. Du bist so klug, hilf uns aus diesem Haus, hilf uns ins Freie. Elektra, hilf uns, hilf uns in s Freie... ELEKTRA Von jetzt an will ich deine Schwester sein, so wie ich niemals deine Schwester war! Getreu will ich mit dir in deiner Kammer sitzen und warten auf den Bräutigam, für ihn will ich dich salben und ins duftige Bad sollst du mir tauchen wie der junge Schwan und deinen Kopf an meiner Brust verbergen bevor er dich, die durch die Schleier glüht wie eine Fackel, in das Hochzeitsbett mit starken Armen zieht. CHRYSOTHEMIS schliesst die Augen Nicht, Schwester, nicht. Sprich nicht ein solches Wort in diesem Haus. ELEKTRA O ja! weit mehr als Schwester bin ich dir von diesem Tage an ich diene dir wie deine Sklavin. Wenn du liegst in Weh n, sitz ich an deinem Bette Tag und Nacht, wehr dir die Fliegen, schöpfe kühles Wasser, und wenn auf einmal auf dem nackten Schoss dir ein Lebendiges liegt, erschreckend fast, so heb ich s empor, so hoch! damit sein Lächeln hoch von oben in die tiefsten geheimsten Klüfte deiner Seele fällt und dort das letzte, eisig Grässliche vor dieser Sonne schmilzt und du s in hellen Tränen ausweinen kannst. CHRYSOTHEMIS O bring mich fort! Ich sterb in diesem Haus! ELEKTRA an den Knieen der Chrysothemis Dein Mund ist schön, wenn er sich einmal auftut um zu zürnen! Aus deinem reinen starken Mund muss furchtbar ein Schrei hervorsprüh n, furchtbar wie der Schrei der Todesgöttin, wenn man unter dir so daliegt, wie nun ich. CHRYSOTHEMIS Was redest du? ELEKTRA aufstehend Denn eh du diesem Haus und mir entkommst, musst du es tun! CHRYSOTHEMIS will reden ELEKTRA hält ihr den Mund zu Dir führt kein Weg hinaus als der. Ich lass dich nicht, eh du mir Mund auf Mund es zugeschworen, dass du es tun wirst. CHRYSOTHEMIS windet sich los Lass mich! ELEKTRA fasst sie wieder Schwör , du kommst heut Nacht, wenn alles still ist, an den Fuss der Treppe. CHRYSOTHEMIS Lass mich! ELEKTRA hält sie am Gewand Mädchen, sträub dich nicht! es bleibt kein Tropfen Blut am Leibe haften schnell schlüpfst du aus dem blutigen Gewand mit reinem Leib ins hochzeitliche Hemd. CHRYSOTHEMIS Lass mich! ELEKTRA Sei nicht zu feige! Was du jetzt an Schaudern überwindest, wird vergolten mit Wonneschaudern Nacht für Nacht -- CHRYSOTHEMIS Ich kann nicht! ELEKTRA Sag, dass du kommen wirst! CHRYSOTHEMIS Ich kann nicht! ELEKTRA Sieh, ich lieg vor dir, ich küsse deine Füsse! CHRYSOTHEMIS ins Haustor entspringend Ich kann nicht! ELEKTRA Sei verflucht! mit wilder Entschlossenheit Nun denn allein! Sie fängt an der Wand des Hauses, seitwärts der Türschwelle, eifrig zu graben an, lautlos, wie ein Tier. Elektra hält mit Graben inne sieht sich um, gräbt wieder. Elektra sieht sich von Neuem um und lauscht. Elektra gräbt wieder. Orest steht in der Hoftür, von der letzten Helle sich schwarz abhebend. Er tritt herein. Elektra blickt auf ihn. Er dreht sich langsam um, so dass sein Blick auf sie fällt. Elektra fährt heftig auf ELEKTRA zitternd Was willst du, fremder Mensch? was treibst du dich zur dunklen Stunde hier herum, belauerst, was andre tun! Ich hab hier ein Geschäft. Was kümmert s dich! Lass mich in Ruh! OREST Ich muss hier warten. ELEKTRA Warten? OREST Doch du bist hier aus dem Haus? bist eine von den Mägden dieses Hauses? ELEKTRA Ja, ich diene hier im Haus. Du aber hast hier nichts zu schaffen. Freu dich und geh. OREST Ich sagte dir, ich muss hier warten, bis sie mich rufen ELEKTRA Die da drinnen? Du lügst. Weiss ich doch gut, der Herr ist nicht zu Haus . Und sie, was sollte sie mit dir? OREST Ich und noch einer, der mit mir ist, wir haben einen Auftrag an die Frau. OREST Wir sind an sie geschickt, weil wir bezeugen können, dass ihr Sohn Orest gestorben ist vor unsern Augen. Denn ihn erschlugen seine eignen Pferde. Ich war so alt wie er und sein Gefährte bei Tag und Nacht. ELEKTRA Muss ich dich noch sehn? Schleppst du dich hierher in meinen traurigen Winkel, Herold des Unglücks! Kannst du nicht die Botschaft austrompeten dort, wo sie sich freu n! Dein Aug da starrt mich an und seins ist Gallert. Dein Mund geht auf und zu und seiner ist mit Erde vollgefropft. Du lebst, und er, der besser war als du und edler tausendmal, und tausendmal so wichtig, dass er lebte. er ist hin! OREST Lass den Orest. Er freute sich zu sehr an seinem Leben, die Götter droben vertragen nicht den allzuhellen Laut der Lust. So musste er denn sterben. ELEKTRA Doch ich! doch ich! da liegen, und zu wissen, dass das Kind nie wieder kommt, nie wieder kommt. Dass das Kind da drunten in den Klüften des Grausens lungert, dass die da drinnen leben und sich freuen, dass dies Gezücht in seiner Höhle lebt und isst und trinkt und schläft und ich hier droben wie nicht das Tier des Waldes einsam und grässlich lebt ich hier droben allein. OREST Wer bist denn du? ELEKTRA Was kümmert s dich, wer ich bin. OREST Du musst verwandtes Blut zu denen sein, die starben, Agamemnon und Orest. ELEKTRA Verwandt? ich bin dies Blut! ich bin das hündisch vergossene Blut des Königs Agamemnon! Elektra heiss ich. OREST Nein! ELEKTRA Er leugnet s ab. Er bläst auf mich und nimmt mir meinen Namen. OREST Elektra! ELEKTRA Weil ich nicht Vater hab , OREST Elektra! ELEKTRA noch Bruder, bin ich der Spott der Buben! OREST Elektra! Elektra! So seh ich sie? ich seh sie wirklich? du? So haben sie dich darben lassen oder -- sie haben dich geschlagen? ELEKTRA Lass mein Kleid, wühl nicht mit deinem Blick daran. OREST Was haben sie gemacht mit deinen Nächten! Furchtbar sind deine Augen. ELEKTRA Lass mich! OREST Hohl sind deine Wangen! ELEKTRA Geh ins Haus, drin hab ich eine Schwester, die bewahrt sich für Freudenfeste auf! OREST Elektra, hör mich. ELEKTRA Ich will nicht wissen, wer du bist. Ich will niemand sehen! OREST Hör mich an, ich hab nicht Zeit. Hör zu. Orestes lebt. ELEKTRA wirft sich herum OREST Wenn du dich regst, verrätst du ihn. ELEKTRA So ist er frei? wo ist er? OREST Er ist unversehrt wie ich. ELEKTRA So rett ihn doch! bevor sie ihn erwürgen. OREST Bei meines Vaters Leichnam! dazu kam ich her! ELEKTRA von seinen Ton getroffen Wer bist denn du? Chrysothemis kommt, laufend, zur Hoftür herein, laut heulend wie ein verwundetes Tier CHRYSOTHEMIS schreiend Orest! Orest ist tot! ELEKTRA winkt ihr ab, wie von Sinnen Sei still! CHRYSOTHEMIS Orest ist tot! ELEKTRA bewegt die Lippen CHRYSOTHEMIS Ich kam hinaus, da wussten sie s schon! Alle standen herum und alle wussten es schon, nur wir nicht. ELEKTRA Niemand weiss es. CHRYSOTHEMIS Alle wissen s! ELEKTRA Niemand kann s wissen denn es ist nicht wahr. CHRYSOTHEMIS wirft sich verzweifelt auf den Boden ELEKTRA Chrysothemis emporreissend Es ist nicht wahr! Es ist nicht wahr! ich sag dir doch! es ist nicht wahr! CHRYSOTHEMIS Die Fremden standen an der Wand, die Fremden, die hergeschickt sind, es zu melden zwei, ein Alter und ein Junger. Allen hatten sie s schon erzählt, im Kreise standen alle um sie herum und alle, Alle, wussten es schon. ELEKTRA mit höchster Kraft Es ist nicht wahr. CHRYSOTHEMIS An uns denkt niemand. Tot! Elektra, tot! Gestorben in der Fremde! Tot! Gestorben dort in fremdem Land. Von seinen Pferden erschlagen und geschleift. EIN JUNGER DIENER kommt eilig aus dem Haus, stolpert über die vor der Schwelle Liegende hinweg Platz da! wer lungert so vor einer Tür? Ah, konnt mir s denken! Heda, Stallung! he! EIN ALTER DIENER finsteren Gesichts, zeigt sich an der Hoftür Was soll s im Stall? EIN JUNGER DIENER Gesattelt soll werden, und so rasch als möglich! hörst du? ein Gaul, ein Maultier, oder meinetwegen auch eine Kuh, nur rasch! EIN ALTER DIENER Für wen? EIN JUNGER DIENER Für den, der dir s befiehlt. Da glotzt er! Rasch, für mich! Sofort! für mich! Trab, trab! Weil ich hinaus muss auf s Feld, den Herren holen, weil ich ihm Botschaft zu bringen habe, grosse Botschaft, wichtig genug, um eine eurer Mähren im Abgehen zu Tod zu reiten. EIN ALTER DIENER auch der Alte verschwindet ELEKTRA vor sich hin, leise und sehr energisch Nun muss es hier von uns geschehn. CHRYSOTHEMIS verwundert fragend Elektra? ELEKTRA Wir! Wir beide müssen s tun. CHRYSOTHEMIS Was, Elektra? ELEKTRA Am besten heut , am besten diese Nacht. CHRYSOTHEMIS Was, Schwester? ELEKTRA Was? Das Werk, das nun auf uns gefallen ist, weil er nicht kommen kann CHRYSOTHEMIS angstvoll steigernd Was für ein Werk? ELEKTRA Nun müssen du und ich hingehn und das Weib und ihren Mann erschlagen. CHRYSOTHEMIS Schwester, sprichst du von der Mutter? ELEKTRA Von ihr. Und auch von ihm. Ganz ohne Zögern muss es geschehn. ELEKTRA Schweig still. Zu sprechen ist nichts. Nichts gibt es zu bedenken, als nur wie? wie wir es tun. CHRYSOTHEMIS Ich? ELEKTRA Ja. Du und ich. Wer sonst? CHRYSOTHEMIS Wir, wir beide sollen hingehn? Wir? wir zwei? mit unsern beiden Händen? ELEKTRA Dafür lass du mich nur sorgen. ELEKTRA Das Beil! das Beil, womit der Vater -- CHRYSOTHEMIS Du? Entsetzliche, du hast es? ELEKTRA Für den Bruder bewahrt ich es. Nun müssen wir es schwingen. CHRYSOTHEMIS Du? diese Arme den Aegisth erschlagen? ELEKTRA erst sie, dann ihn, erst ihn, dann sie, gleichviel. CHRYSOTHEMIS Ich fürchte mich. ELEKTRA Es schläft niemand in ihrem Vorgemach. CHRYSOTHEMIS Im Schlaf sie morden! ELEKTRA Wer schläft, ist ein gebundnes Opfer. Schliefen sie nicht zusamm , könnt ich s allein vollbringen. So aber musst du mit. CHRYSOTHEMIS abwehrend Elektra! ELEKTRA Du! Du! denn du bist stark! Dicht bei Chrysothemis Wie stark du bist! dich haben die jungfräulichen Nächte stark gemacht. Überall ist so viel Kraft in dir! Sehnen hast du wie ein Füllen. Schlank sind deine Füsse. Wie schlank und biegsam leicht umschling ich sie deine Hüften sind! Du windest dich durch jeden Spalt, du hebst dich durch s Fenster! Lass mich deine Arme fühlen wie kühl und stark sie sind! Wie du mich abwehrst, fühl ich, was das für Arme sind. Du könntest erdrükken, was du an dich ziehst. Du könntest mich, oder einen Mann in deinen Armen ersticken, Überall ist so viel Kraft in dir! Sie strömt wie kühles verhaltnes Wasser aus dem Fels. Sie flutet mit deinen Haaren auf die starken Schultern herab. Ich spüre durch die Kühle deiner Haut das warme Blut hindurch, mit meiner Wange spür ich den Flaum auf deinen jungen Armen. Du bist voller Kraft, du bist schön, du bist wie eine Frucht an der Reife Tag. CHRYSOTHEMIS Lass mich! ELEKTRA Nein ich halte dich! Mit meinen traurigen verdorrten Armen umschling ich deinen Leib, wie du dich sträubst, ziehst du den Knoten nur noch fester, ranken will ich mich rings um dich versenken meine Wurzeln in dich und mit meinem Willen dir impfen das Blut! CHRYSOTHEMIS Lass mich! Flüchtet ein paar Schritte. Elektra wild ihr nach, fasst sie am Gewand Nein! ELEKTRA Ich lass dich nicht. CHRYSOTHEMIS Elektra, hör mich. Du bist so klug, hilf uns aus diesem Haus, hilf uns ins Freie. Elektra, hilf uns, hilf uns in s Freie... ELEKTRA Von jetzt an will ich deine Schwester sein, so wie ich niemals deine Schwester war! Getreu will ich mit dir in deiner Kammer sitzen und warten auf den Bräutigam, für ihn will ich dich salben und ins duftige Bad sollst du mir tauchen wie der junge Schwan und deinen Kopf an meiner Brust verbergen bevor er dich, die durch die Schleier glüht wie eine Fackel, in das Hochzeitsbett mit starken Armen zieht. CHRYSOTHEMIS schliesst die Augen Nicht, Schwester, nicht. Sprich nicht ein solches Wort in diesem Haus. ELEKTRA O ja! weit mehr als Schwester bin ich dir von diesem Tage an ich diene dir wie deine Sklavin. Wenn du liegst in Weh n, sitz ich an deinem Bette Tag und Nacht, wehr dir die Fliegen, schöpfe kühles Wasser, und wenn auf einmal auf dem nackten Schoss dir ein Lebendiges liegt, erschreckend fast, so heb ich s empor, so hoch! damit sein Lächeln hoch von oben in die tiefsten geheimsten Klüfte deiner Seele fällt und dort das letzte, eisig Grässliche vor dieser Sonne schmilzt und du s in hellen Tränen ausweinen kannst. CHRYSOTHEMIS O bring mich fort! Ich sterb in diesem Haus! ELEKTRA an den Knieen der Chrysothemis Dein Mund ist schön, wenn er sich einmal auftut um zu zürnen! Aus deinem reinen starken Mund muss furchtbar ein Schrei hervorsprüh n, furchtbar wie der Schrei der Todesgöttin, wenn man unter dir so daliegt, wie nun ich. CHRYSOTHEMIS Was redest du? ELEKTRA aufstehend Denn eh du diesem Haus und mir entkommst, musst du es tun! CHRYSOTHEMIS will reden ELEKTRA hält ihr den Mund zu Dir führt kein Weg hinaus als der. Ich lass dich nicht, eh du mir Mund auf Mund es zugeschworen, dass du es tun wirst. CHRYSOTHEMIS windet sich los Lass mich! ELEKTRA fasst sie wieder Schwör , du kommst heut Nacht, wenn alles still ist, an den Fuss der Treppe. CHRYSOTHEMIS Lass mich! ELEKTRA hält sie am Gewand Mädchen, sträub dich nicht! es bleibt kein Tropfen Blut am Leibe haften schnell schlüpfst du aus dem blutigen Gewand mit reinem Leib ins hochzeitliche Hemd. CHRYSOTHEMIS Lass mich! ELEKTRA Sei nicht zu feige! Was du jetzt an Schaudern überwindest, wird vergolten mit Wonneschaudern Nacht für Nacht -- CHRYSOTHEMIS Ich kann nicht! ELEKTRA Sag, dass du kommen wirst! CHRYSOTHEMIS Ich kann nicht! ELEKTRA Sieh, ich lieg vor dir, ich küsse deine Füsse! CHRYSOTHEMIS ins Haustor entspringend Ich kann nicht! ELEKTRA Sei verflucht! mit wilder Entschlossenheit Nun denn allein! Sie fängt an der Wand des Hauses, seitwärts der Türschwelle, eifrig zu graben an, lautlos, wie ein Tier. Elektra hält mit Graben inne sieht sich um, gräbt wieder. Elektra sieht sich von Neuem um und lauscht. Elektra gräbt wieder. Orest steht in der Hoftür, von der letzten Helle sich schwarz abhebend. Er tritt herein. Elektra blickt auf ihn. Er dreht sich langsam um, so dass sein Blick auf sie fällt. Elektra fährt heftig auf ELEKTRA zitternd Was willst du, fremder Mensch? was treibst du dich zur dunklen Stunde hier herum, belauerst, was andre tun! Ich hab hier ein Geschäft. Was kümmert s dich! Lass mich in Ruh! OREST Ich muss hier warten. ELEKTRA Warten? OREST Doch du bist hier aus dem Haus? bist eine von den Mägden dieses Hauses? ELEKTRA Ja, ich diene hier im Haus. Du aber hast hier nichts zu schaffen. Freu dich und geh. OREST Ich sagte dir, ich muss hier warten, bis sie mich rufen ELEKTRA Die da drinnen? Du lügst. Weiss ich doch gut, der Herr ist nicht zu Haus . Und sie, was sollte sie mit dir? OREST Ich und noch einer, der mit mir ist, wir haben einen Auftrag an die Frau. OREST Wir sind an sie geschickt, weil wir bezeugen können, dass ihr Sohn Orest gestorben ist vor unsern Augen. Denn ihn erschlugen seine eignen Pferde. Ich war so alt wie er und sein Gefährte bei Tag und Nacht. ELEKTRA Muss ich dich noch sehn? Schleppst du dich hierher in meinen traurigen Winkel, Herold des Unglücks! Kannst du nicht die Botschaft austrompeten dort, wo sie sich freu n! Dein Aug da starrt mich an und seins ist Gallert. Dein Mund geht auf und zu und seiner ist mit Erde vollgefropft. Du lebst, und er, der besser war als du und edler tausendmal, und tausendmal so wichtig, dass er lebte. er ist hin! OREST Lass den Orest. Er freute sich zu sehr an seinem Leben, die Götter droben vertragen nicht den allzuhellen Laut der Lust. So musste er denn sterben. ELEKTRA Doch ich! doch ich! da liegen, und zu wissen, dass das Kind nie wieder kommt, nie wieder kommt. Dass das Kind da drunten in den Klüften des Grausens lungert, dass die da drinnen leben und sich freuen, dass dies Gezücht in seiner Höhle lebt und isst und trinkt und schläft und ich hier droben wie nicht das Tier des Waldes einsam und grässlich lebt ich hier droben allein. OREST Wer bist denn du? ELEKTRA Was kümmert s dich, wer ich bin. OREST Du musst verwandtes Blut zu denen sein, die starben, Agamemnon und Orest. ELEKTRA Verwandt? ich bin dies Blut! ich bin das hündisch vergossene Blut des Königs Agamemnon! Elektra heiss ich. OREST Nein! ELEKTRA Er leugnet s ab. Er bläst auf mich und nimmt mir meinen Namen. OREST Elektra! ELEKTRA Weil ich nicht Vater hab , OREST Elektra! ELEKTRA noch Bruder, bin ich der Spott der Buben! OREST Elektra! Elektra! So seh ich sie? ich seh sie wirklich? du? So haben sie dich darben lassen oder -- sie haben dich geschlagen? ELEKTRA Lass mein Kleid, wühl nicht mit deinem Blick daran. OREST Was haben sie gemacht mit deinen Nächten! Furchtbar sind deine Augen. ELEKTRA Lass mich! OREST Hohl sind deine Wangen! ELEKTRA Geh ins Haus, drin hab ich eine Schwester, die bewahrt sich für Freudenfeste auf! OREST Elektra, hör mich. ELEKTRA Ich will nicht wissen, wer du bist. Ich will niemand sehen! OREST Hör mich an, ich hab nicht Zeit. Hör zu. Orestes lebt. ELEKTRA wirft sich herum OREST Wenn du dich regst, verrätst du ihn. ELEKTRA So ist er frei? wo ist er? OREST Er ist unversehrt wie ich. ELEKTRA So rett ihn doch! bevor sie ihn erwürgen. OREST Bei meines Vaters Leichnam! dazu kam ich her! ELEKTRA von seinen Ton getroffen Wer bist denn du? Strauss,Richard/Elektra/4
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MauserM712 概要 10mm弾を使用するオートマチックピストル カタログスペック 発射機構 使用弾薬 装填数 ダメージ 反動 連射速度 完品状態の売却額 セミ/フル切り替え可能 10mm 10 22 10 60 $1211 表示値は特に間違いないようだ アタッチメント 反動 装填数 ダメージ 連射速度 売却額 入手方法 M712サプレッサー +1 $1041 ドロップ品 マガジン $ ドロップ品 M712ストック -4 $582 中央帝国で$780 アタッチメントはM712 Specialに装着できるものを流用していると考えられる なお、何故かLuger08に同じサプレッサーが装着できる 無理無理無理!こんなの入らないよぉ( ) 補足情報 耐久値 リロード時間(部分的/ゼロ) 分解時の資源 70 4.60秒 ガラクタ(50%)&鉄くず(50%) 耐久値は一発で1消費のため、70発撃てることになる 何度も言うが拳銃にこんな耐久が必要なのだろうか… リロード時間はは途中でも変わらないので意識する必要性はないだろう 分解しても資源はそこまで美味しくないので売るのがいいかもしれない 入手方法 中央帝国で販売、$1624(レベルによる割引で正確な数値ではない) NPCが装備していることもある 主観的評価 拳銃としては珍しいセミ/フル切り替え可能で、拳銃枠に収まるサブマシンガンとして使用することもある アタッチメントを付けなくても連射力によるごり押しでNPCに対してもある程度有利に戦える ただし初期の装填数は10発なので、アタッチメントがない状態で脳死連射すると大変なことになるのだけは注意 また、アタッチメントをしっかりつけることで扱いやすい性能に収まり、対人戦でも可能性を見せてくれる が、どう背伸びしても拳銃枠は拳銃枠であるのでメイン武器枠の武器に真正面からの戦いで勝てることは少ない アタッチメントの入手性の悪さを考えると、価格的に見てもメイン武器をしっかり買った方が勝率は上がるだろう もろちん、好きであれば否定はしない。存分に使って気持ちよくなってほしいものである
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第7場 ロザリンデ、アイゼンシュタイン、後でアデーレ <アイゼンシュタイン> あれが弁護人だぜ!あんなナンセンスなやつを裁判所にはびこらせちゃいかんな! <ロザリンデ> かわいそうなガブリエル!8日間も - しかも今日から! <アイゼンシュタイン> しかも今日からさ! (歌う) お別れしなきゃならないなんて! <ロザリンデ> こんな素敵なテナーを有罪なんて 野蛮人だわ! <アイゼンシュタイン> やつらは俺のテナーも一緒に閉じ込めて置きたいんだろうよ、だけどなんとかもぎ取ったぜ 自由にできる数時間ほどを お前と最後の食事ができるようにと (ベルを鳴らす) やつらを責めるわけにもいかないさ:三度も招待を受けて一度も行かなかったんだからな! <アデーレ> (涙ぐんだ目、小さな声で) 御用ですか? <アイゼンシュタイン> どうしたんだ?何で泣いてるんだ?俺のためにじゃないよな アデーレ? <アデーレ> (すすり泣き) あたしのかわいそうな叔母さん! <ロザリンデ> 死にそうな重い病気なのだそうよ! <アイゼンシュタイン> 重い病気だって?俺は彼女がブドウ畑でロバに乗ってるところを見て来たばかりだぜ <アデーレ> (ひとりごと) しまった! <ロザリンデ> (アデーレを見ながら) 叔母さんは病気なのよね? <アデーレ> 知りません お医者さまがロバを診察していたのかどうかなんて <アイゼンシュタイン> 今から急いで「ゴールデンライオン」で 晩飯を注文してきてくれ。 良質で高級なものなら何でも届けてくれと。 (アデーレ 行こうとする) もう一つ!戻っってきたら俺の古着の中から一番汚くて古いやつを選んで置いてくれ、破けてみすぼらしいのがいい <アデーレ> 物乞いでもされるんですか? <アイゼンシュタイン> いや 今夜そういうお仲間になるつもりはないさ。まず夕食だ!俺は今夜だけはこのファミリーテーブルで食事を取りたいんだ <アデーレ> (出がけに叫ぶ) ファルケ博士! 第8場 ロザリンデ、アイゼンシュタイン、ファルケ博士 <ファルケ> (非常に陽気に) ああ、やつはまだここにいたか! (ロザリンデの手にキス) 奥様 いつもお美しい!心よりお祝い申し上げますよ あなたがこの暴君から8日間も離れていられるなんて (アイゼンシュタインに手を差し出して) しかしお前もツイてるな。3日も追加して貰えるなんてなかなかの成果だぞ。裁判所に感謝の手紙でも出したらどうだ! <ロザリンデ> ちょっと、博士! <アイゼンシュタイン> ほっとけよ。ひどく落ち込んでる時には、こんな悪ふざけも気にならないもんなんだ!地下倉庫に行って何か持ってきてくれ。この悪い舌を静めるんだ どんどん辛口になる前に <ロザリンデ> これ以上の悪い冗談はないわ 博士!私たちはこのかわいそうな囚人が少しでも元気になれるようにしてあげなくちゃ (退場) 第9場 アイゼンシュタイン、ファルケ <ファルケ> (ロザリンデの後ろから声をかける) もちろん、こいつを元気づけるためにここにいるんですよ 美しい奥様! (アイゼンシュタインにそっと) 俺はお前をすばらしい晩餐会に招待しに来たんだ オペラのすてきな幕間劇付きの <アイゼンシュタイン> お前正気か?俺は一時間以内に処罰を受けなきゃなんないんだぜ <ファルケ> 牢屋に入るのは明日の朝早くで大丈夫だ。今日は俺と一緒にオルロフスキー邸に行こう 若いロシアのプリンスで そこで湯水のように金を使ってる。女もそこにたくさんいるぜ。女だぞ おい 全くの花盛りなんだぞ ツバキからスミレまでの! <アイゼンシュタイン> オペラ座のなじみの踊り子の女たちは? <ファルケ> 何考えてんだ? (舌打ちして) 第一カドリールの俊英もいれば、若い新人も何人かいるぜ 言ってみりゃ ねずみちゃんてとこかな。 <アイゼンシュタイン> おい 口が渇いてきちまったぜ! けどプリンスかあ... <ファルケ> 俺の知り合いから若いのを何人か呼んでくるように言われてんだけどな <アイゼンシュタイン> そりゃ嬉しいなあ そういう愛すべき仲間の中に入れて貰えるのは! <ファルケ> そりゃいつでもトンデモないアイディアで一杯の連中だからな 例えば3年前、シェーレンドルファーでの仮面舞踏会の時に <アイゼンシュタイン> 俺は蝶々に、お前はコウモリに扮したな。ハハ!覚えてるか? <ファルケ> (きっぱりと) 忘れられるわけないだろ! <アイゼンシュタイン> そりゃ最高の冗談だったからな! <ファルケ> ああ、蝶々にとってはな、だがこうもりの方はそうじゃないぜ! <アイゼンシュタイン> 今日主審をしてたヘリング博士もそこにいたっけな。腹を抱えて笑っていたもんで言えなかった 「うまく行ったな 兄弟」って。そいつが今日法廷に俺を呼び出して 「名前は?」と聞き、8日の刑をくらわせたんだぜ。まったくとんでもない親友さ! (ポケットから時計を取り出し、ゆらゆらと揺らす) <ファルケ> ああ、これがかの「ねずみ取り」だな! <アイゼンシュタイン> どういう意味だ? <ファルケ> みんな言ってるぞ お前がその可愛らしい時計ですべての「椿姫」たちを誘惑してるって。もしやらせてくれるなら、これは君のものだってな <アイゼンシュタイン> だけどまだ誰にもやってないぜ! (笑う) <ファルケ> ひでえ奴だ。お前は今夜もまたその餌を垂らすんだろ、俺がお前もパーティの参加者のひとりに数えてるもんだから? Nr. 3 - デュエット <ファルケ> 一緒に行こうぜ 晩餐会へ そいつはすぐ近くであるのさ お前が静かな牢屋の中で 二日酔いを覚ますのはその後だ お前だって人生を楽しまなくちゃな 陽気な兄弟分になろうぜ! バレリーナたちは 軽やかな足取りで 目のくらむような衣装を着て お前をバラの鎖で縛るんだ ポルカの音楽が誘うように鳴り響けば 友よ 分かるか 若返るんだぜ! さんざめく音がきらめくホールの中に響き キレイな歌姫たちと すごい御馳走にありつく 時間はあっという間に過ぎるさ 喜びと笑いのうちに それでお前も元気になるのさ つらいことを皆忘れて 牢屋でお前がへこまないように 何でもお前のやりたいことをしろよ 気晴らしになることを 分かってるな? <アイゼンシュタイン> 分かってるさ- だけど女房にゃ知られちゃまずいな <ファルケ> お別れに優しくキスしてやればいい 言うのさ:さよなら 俺のかわいい子猫ちゃん ってな <アイゼンシュタイン> いや違う! 俺のねずみちゃん って言うのさ だって猫みたいに俺は忍び出るんだからな この家からそっと <ファルケ> だって猫みたいにお前は忍び出るんだからな この家からそっと そして、彼女がぐっすり眠っている間、 お前は行ってるんだ 牢屋の代わりに 俺と天国の饗宴へ! <アイゼンシュタイン> お前と天国の饗宴へ! <ファルケ> 俺はお前を外国人として連れていくぜ 「ルナール侯爵」とそこでお前は名乗るんだ そうすりゃ誰も気づかない やれるか? <アイゼンシュタイン> ああ、ちょっとなあ... <ファルケ> やれよ! <アイゼンシュタイン> けどなあ... <ファルケ> お前はしなきゃダメなんだ 健康のためにも必要なのさ! <アイゼンシュタイン> ああ、分かった お前が正しい そういう口実も悪くない! <ファルケ> 牢屋でお前がへこまないように... <アイゼンシュタイン> 牢屋で俺がへこまないように... <二人> 何でもお前(俺)のやりたいことをするのさ 気晴らしになることを <ファルケ> じゃあお前来るんだな? <アイゼンシュタイン> 行かずにいられるか?ああ、一緒に行こうぜ <ファルケ> 悪魔にお前の遠慮なんかくれちまえ! <二人> 晩餐会が今宵 俺たちを招く こんな凄いのは今までにはないぜ 可愛い女の子が 選び放題 気ままに皆 そこで笑い歌う ラララ... (二人は陽気に部屋中を踊りまわる ロザリンデ入ってくる) 第10場 アイゼンシュタイン、ファルケ、ロザリンデ <ロザリンデ> (破れたコートと古い帽子を手に驚いてこの踊り手たちを見つめる) 何なのいったい? <アイゼンシュタイン、ファルケ> (踊りを中断する) <ロザリンデ> いったい何をしてるの、あなた? <ファルケ> (いささか恥ずかしそうに) いや別に、うまくいったかい? <アイゼンシュタイン> 俺を慰めてくれたのさ <ファルケ> 難しい任務だったが、俺は何とかやり遂げた <アイゼンシュタイン> ああ、俺は監獄に行ってやるぜ 派手な祝宴に行くみたいにな! <ファルケ> ところでいったい何を持ってこられたのですか 奥様? <ロザリンデ> 牢屋に入るための衣装よ (アイゼンシュタインの頭に帽子をかぶせる) 帽子の具合はちょうどいいかしら? <アイゼンシュタイン> (帽子を投げ捨てる) こりゃなんなんだよ!お前 俺を泥棒にするつもりか? <ロザリンデ> でも、あなたそうアデーレに命じたじゃない... <ファルケ> (コートを手に取って) それにこのコート!こんなのを着ていったら、看守に25年くらい歓迎され続けるかも知れませんよ! <ロザリンデ> (びっくりして) まあ! <ファルケ> (自分の帽子を手に取る) 奥様... <ロザリンデ> もう帰られるのですか? <ファルケ> もう夜も遅いですし、私は刑務所長のフランク氏のところも訪ねて行きたいのです。そこで待っていることにしますよ、わが友アイゼンシュタインを! (退場) <アイゼンシュタイン> (彼に声をかける) ねずみちゃんによろしく伝えてくれよな! 第11場 ロザリンデ、アイゼンシュタイン。 <ロザリンデ> ねずみちゃん? <アイゼンシュタイン> もちろん、ねずみちゃんさ!ねずみは、刑務所の詩情を象徴する生き物だろ <ロザリンデ> なんてことなの、ねずみと一緒にあなた押し込められるの! <アイゼンシュタイン> なぜだめなんだ?奴らはかなりコミカルな生き物だろ。一緒に刑務所暮らしを満喫するのさ。 (歌う) ユッヘイッサ ホッサッサ トラララ! <ロザリンデ> 今はユッヘイッサ ホッサッサなんて呑気に歌ってる時間はないでしょ! <アイゼンシュタイン> いや、これは俺が着て行く服を考える時間なのさ。 <ロザリンデ> 刑務所に行くための服を? <アイゼンシュタイン> もちろんさ!ファルケが言うにはあそこの中にだって社交界が見つかる可能性がかなりあるんだそうだからな。 (ロザリンデの額にキス) 俺は知ってるぜ 何を着ればいいか 黒いベルベットとシルクで 山高帽だ すぐに戻ってくるからな! (退場) 第12場 ロザリンデ、後でアデーレ <ロザリンデ> 一人で あの人まるで別人みたいだわ!刑務所に行くのがそんなに嬉しいのかしら。私にもこのどん底の状況で何をすればよいか分かっていればいいのだけれど? 私は彼に会うことを誓ってしまった、一度その深刻な誓ってしまったからには、どんなに厳しくても、その誓いを守らなければいけないのよ! <アデーレ> (鼻の穴にバラの花束を突っ込んだイノシシの頭のプレートを運んできて) 「ライオン」は、このイノシシの頭を寄こしてきました <ロザリンデ> それであなたはそのモンスターを受け取ったの? <アデーレ> だって他になかったんです <ロザリンデ> (イノシシの頭の前で物思いにふけって) だから私は(彼を)受け入れなければならないの? <アデーレ> もちろんです もうお金払っちゃったんですから! <ロザリンデ> (アデーレを無視して) 私は誓いを守らなければならないわ。でも一度彼を入れたら、すぐに出て行ってもらうことにしましょう。でもアデーレが邪魔にならないようにしなければ (アデーレに) ねえ、年老いた病気の叔母さんはロバに乗った後はどんな具合なの? <アデーレ> えっ、そうですね!状態はまあ... <ロザリンデ> 年老いた病気の叔母さんじゃなくて健康な若い従兄弟なんでしょう? <アデーレ> 奥様 よしてください... <ロザリンデ> でもどうでもいいわ、叔母でも従兄弟でも、私はあなたに何も聞かずにお休みをあげる <アデーレ> 本当ですか、奥様? でもさっきはダメっておっしゃったんじゃ? <ロザリンデ> あの時は機嫌が悪かったの 今は気分がずっと良くなったからよ <アデーレ> 高貴なご領主様が投獄されるからじゃないんですか? <ロザリンデ> 生意気ね! <アデーレ> すみません 奥様! 第13場 ロザリンデ、アデーレ、アイゼンシュタイン <アイゼンシュタイン> (エレガントな舞踏会の衣装で、香りを振りまきながら) うん 髪にはヴィオレ·ド·マースだな ハンカチにはフルールドランジュ!あとは燕尾服にオーデコロンをかければ完璧だ。アデーレ、聞いてるか? オーデコロンを持っておいで <アデーレ> (香水のビンを渡す) <アイゼンシュタイン> (振りまきながら) これでけっこういい香りになってきたな! <ロザリンデ> こんな立派な舞踏会の衣装を着て牢屋でいったい何をするの? <アイゼンシュタイン> こうしてやつらにプライドを見せつけてやるのさ!あの泥棒紳士諸君にわれわれが見下されないようにな。花がないかな、バラでもツバキでも... (豚の頭の鼻のところの花束に気づき) 失礼、イノシシ男爵殿! (彼のボタン穴にバラを挿す) <ロザリンデ> 信じられない! <アイゼンシュタイン> じゃあ時間だ。さらば! <ロザリンデ> どうして?夕食もせずに? <アイゼンシュタイン> 俺はねずみちゃんたちと食うのさ <アデーレ> じゃあこの豚の頭はどうなるのかしら? <ロザリンデ> あなたの気の毒な病気の叔母さんに持っていってあげて! <アデーレ> ありがとうございます、奥様!病気の叔母さんの弱った胃袋もたちまち回復するでしょう! <アイゼンシュタイン> (愛情をこめて腕を広げて) ロザリンデ、俺の大切なロザリンデ! <ロザリンデ> (彼の腕に回りながら飛び込み) かわいそうなガブリエル <アイゼンシュタイン> 甘い夢を見てお休みよ 俺が眠れぬ夜を一晩中過ごしている間 (ダンスのステップをする) <アデーレ> (ため息をつき) なんて悲しいんでしょう! <アイゼンシュタイン> こんな時には人は悲しみで死んでしまうか それとも急いでお互いお別れするかのどちらかを選ぶしかない。お別れする方を選ぼう! <ロザリンデ> (すすり泣きながら) 無理よ! <アデーレ> やってみるだけしてくださいよ。多分効果がありますから! <アイゼンシュタイン> しっかりしろ 妻よ しっかりしろ! Nr. 4 - 三重唱 <ロザリンデ> それじゃ私はひとりっきりね 8日間も あなたなしで! どうやったら私は伝えられるのかしら 私の嘆きの この激しさを! どうやって私は耐えればいいのでしょう、 夫が私を残して行ってしまうのに? 誰に私は、この苦しみを訴えればいいのでしょう おお神さま どうして心は乱れるの 私はあなたのことを想い続けるわ 朝のコーヒーの時間にも あなたの分も淹れるのよ 空のカップを見つめて あなたに挨拶をおくることもできないのね 悲しみながら私はきっと その黒くて苦いコーヒーを飲み干すの ああ! <アイゼンシュタイン> おお神さま どうして心は騒ぐんだ! <三人で> おお神さま どうして心は騒ぐの! おや どうして おや どうして こんなに心は騒ぐの! <ロザリンデ> 信じあった夫婦はどこ お昼の時間がやってきたのに? ステーキや スープ ローストビーフ でも夫はいない! そして夜の帳が降りるときには 私はまた涙にくれる 私の苦しみは限りないの! <三人で> おお神さま どうして心は騒ぐの! おや どうして おや どうして こんなに心は騒ぐの! <アイゼンシュタイン> 嘆いていて何になる 頭が変になりそうだぜ <ロザリンデ> 私の頭はボーッとしてる <アデーレ> (豚の頭(料理)を持ち上げて) あたしのはこの中よ! <アイゼンシュタイン> じゃあな、俺は行かなくちゃならない! <ロザリンデ> さよなら あなたは行かなくちゃいけないのね! <アデーレ> お元気で ご主人様は行かなくちゃいけない <三人で> だけどまだひとつだけ甘い慰めが残ってる <アデーレ> 再びまた会えることが 再びまた会えることが! <三人で> おお神さま おや どうして こんなに心は騒ぐの! アイゼンシュタインは踊りながら退場 アデーレが続く ロザリンデが残される SIEBENTER AUFTRITT Rosalinde. Eisenstein. Später Adele. EISENSTEIN Ist das ein Vertreter! Solch blühender Unsinn hat noch in keinem Gerichtssaal gewuchert! ROSALINDE Mein armer Gabriel! Acht lange Tage - und heute noch! EISENSTEIN Heute noch! singt Es muss geschieden sein! ROSALINDE Und mit so einem Tenor haben sie dich verurteilen können, die Barbaren! EISENSTEIN Sie haben mich mit meinem Tenor gleich dort behalten wollen, und ich habe verflucht zu Kreuze kriechen müssen, bis man mir noch ein paar Stunden Freiheit bewilligt hat, um mit dir speisen zu können klingelt Verdenken kann ich s ihnen nicht dreimal haben sie mich eingeladen; wer aber nicht kam, war ich! ADELE mit verweinten Augen, gepresster Stimme Befehlen? EISENSTEIN Was bedeutet das? Du hast geweint? Doch nicht um mich, Adele? ADELE schluchzt Meine arme Tante! ROSALINDE Die arme Frau ist sterbenskrank! EISENSTEIN Sterbenskrank? Ich habe sie ja soeben hoch zu Esel in die Weinberge reiten sehen. ADELE für sich O verwünscht! ROSALINDE blickt auf Adele So krank ist sie? ADELE Wer weiss, ob ihr der Doktor nicht den Esel verordnet hat? EISENSTEIN Eile jetzt in den "Goldenen Löwen" und bestelle ein delikates Souper. Was gut und teuer ist, soll man uns liefern. Adele will fort Noch eins! Wenn du zurückkehrst, suchst du mir aus meinen alten Kleidern den ältesten, schmutzigsten, zerrissensten und miserabelsten Anzug heraus. ADELE Wollen Euer Gnaden betteln gehen? EISENSTEIN Nein, aber ich will nicht angebettelt werden in der Gesellschaft, deren Mitglied ich heute nacht sein werde. Vor allem das Souper! Ich will mir heute noch bene tun an meinem Familientische. ADELE meldet im Abgehen Herr Dr. Falke! ACHTER AUFTRITT Rosalinde. Eisenstein. Dr. Falke. FALKE sehr heiter Ah, da ist er noch! küsst Rosalinde die Hand Mein Kompliment, schönste aller Frauen! Ich gratuliere von Herzen, dass Sie den Tyrannen auf acht Tage loswerden. reicht Eisenstein die Hand Aber auch dir wünsche ich Glück, denn die Zugabe von drei Tagen ist immerhin eine Errungenschaft, für die du dem Gerichtshofe eine Dankadresse schuldig bist! ROSALINDE Aber Herr Doktor! EISENSTEIN Lass ihn nur. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen! Schicke in den Keller, liebe Frau; die böse Zunge muss genetzt werden, wenn sie nicht zu spitz werden soll. ROSALINDE Keine schlechten Witze mehr, lieber Doktor! Wir müssen ja unseren armen Arrestanten ein wenig aufzuheitern suchen. ab NEUNTER AUFTRITT Eisenstein. Falke. FALKE Rosalinde nachrufend Freilich, ihn zu zerstreuen und aufzuheitern bin ich ja da, schöne Frau! leiser zu Eisenstein Ich komme, dich zu einem fürstlichen Souper mit den reizenden Koryphäen der Oper einzuladen. EISENSTEIN Bist du toll? Ich muss ja binnen einer Stunde meine Strafe antreten. FALKE Den Arrest kannst du morgen in aller Frühe antreten. Heute gehst du mit mir in die Villa Orlofskys, des jungen russischen Fürsten, der hier im Bade fabelhafte Summen verschwendet. Damen findest du dort, Damen, sag ich dir, ein wahrer Blütenflor, von der Kamelie bis zum Veilchen! EISENSTEIN Sind die Damen etwa die alte Garde der Oper? FALKE Wo denkst du hin? zungenschnalzend Die Eliteder ersten Quadrille und dann einige von dem jugendlichen Nachwuchs, die sogenannten Ratten. EISENSTEIN Teufel, mir wässert der Mund! Aber der Prinz ... FALKE ... hat mich dringend ersucht, einige junge Lebemänner meiner Bekanntschaft einzuladen. EISENSTEIN Man schmeichelt mir allerdings, dass ich ein liebenswürdiger Gesellschafter bin! FALKE Und dabei immer mit den tollsten Einfällen bei der Hand, zum Beispiel vor drei Jahren, als wir den Scheelendorfer Maskenball besuchten ... EISENSTEIN Ich als Papillon, du als Fledermaus. Haha! Erinnerst du dich noch? FALKE bedeutungsvoll Oh, so etwas vergisst man nicht so leicht! EISENSTEIN Es war ein kapitaler Spass! FALKE. O ja, für den Papillon, aber nicht für die Fledermaus! EISENSTEIN Dr. Häring, der heute präsidierte, war auch dabei. Hielt sich den Bauch vor Lachen und konnte mir nicht oft genug zurufen "Das ist dir gelungen, Bruder!" - Und heute trug er mich "Wie heissen Sie?" Und diktierte mir acht Tage. Oh, dieser schlechte gute Freund! zieht seine Uhr aus der Tasche, lässt sie repetieren. FALKE. Ah, da ist ja der gewisse Rattenfänger! EISENSTEIN Was meinst du? FALKE Man behauptet, dass du mit dieser niedlichen Repetieruhr alle Kameliendamen köderst, wenn du ihnen den Hof machst. Du versprichst sie einer jeden ... EISENSTEIN ... aber gegeben habe ich sie noch keiner! lacht FALKE Spitzbube, du wirst heute nacht abermals diesen Köder auswerfen können, denn ich rechne damit, dass du von der Partie bist? Nr. 3 - Duett FALKE Komm mit mir zum Souper, Es ist ganz in der Näh. Eh du in der stillen Kammer Laborierst am Katzenjammer, Musst du dich des Lebens freun, Ein fideler Bruder sein! Ballerinen, leicht beschwingt, In den blendendsten Toiletten, Fesseln dich mit Rosenketten, Wenn die Polka lockend klingt. Freundchen, glaub mir, das verjüngt! Bei rauschenden Tönen im blendenden Saal Mit holden Sirenen beim Göttermahl, Da fliehen die Stunden in Lust und Scherz, Da wirst du gesunden von allem Schmerz. Soll dir das Gefängnis nicht schädlich sein, Musst du etwas tun, dich zu zerstreun. Siehst du das ein? EISENSTEIN Das seh ich ein. - Doch meine Frau, die darf nichts wissen. FALKE Du wirst zum Abschied zärtlich sie küssen, Sagst Lebewohl, mein süsses Kätzchen! EISENSTEIN Nein, nein! Mein Mauserl, sage ich, Denn als Katze schleich ich selbst Aus dem Hause mich. FALKE Denn als Katze schleichst du selbst Aus dem Hause dich. - Und während sie schläft ganz fest, Gehst du statt in deinen Arrest Mit mir zu dem himmlischen Fest! EISENSTEIN Mit dir zu dem himmlischen Fest! FALKE Ich führe dich als Fremden ein, "Marquis Renard" sollst dort du sein. So wird man nichts erfahren können. Willst du? EISENSTEIN Ach, ich wäre schon erbötig ... FALKE Du musst! EISENSTEIN Wenn nur ... FALKE Du musst dir s vergönnen, Zur Gesundheit ist s ja nötig! EISENSTEIN Ja, ich glaub, du hast recht. Die Ausred ist nicht schlecht! FALKE Soll dir das Gefängnis nicht schädlich sein ... EISENSTEIN Soll mir das Gefängnis nicht schädlich sein ... BEIDE .... Musst du (Muss ich) etwas tun, dich (mich) zu zerstreun! FALKE So kommst du? EISENSTEIN Wer kann widerstehn? Ja, ich bin dabei. FALKE Zum Teufel mit deiner Leimsiederei! BEIDE Ein Souper uns heute winkt, Wie noch gar keins dagewesen Schöne Mädchen, auserlesen, Zwanglos man dort lacht und singt. Lalalala ... Beide tanzen lustig durchs Zimmer, während Rosalinde eintritt. ZEHNTER AUFTRITT Eisenstein. Falke. Rosalinde. ROSALINDE mit einem zerrissenen Rock und alten Hut blickt erstaunt auf die Tanzenden Was ist denn das? EISENSTEIN, FALKE unterbrechen den Tanz ROSALINDE Was treibt ihr denn, meine Herrn? FALKE etwas verlegen Nicht wahr, das ist mir gelungen? EISENSTEIN Er hat mich getröstet. FALKE Eine schwierige Aufgabe, aber ich habe sie glücklich gelöst. EISENSTEIN Jawohl, ich gehe jetzt in meinen Arrest, als ob ich zu einem Lustgelage ginge! FALKE Was bringen Sie uns denn da, gnädige Frau? ROSALINDE Die Toilette für unseren Arrestanten. drückt Eisenstein den Hut auf den Kopf Ist dir der Hut recht? EISENSTEIN schleudert den Hut fort Warum nicht gar! Willst du denn einen Räuber aus mir machen? ROSALINDE Aber du befahlst ja Adele ... FALKE nimmt den Rock Und dieser Kittel! Wenn du den anlegst, lässt dich der Gefängnisdirektor gleich mit 25 bewillkommnen! ROSALINDE erschrocken Himmel! FALKE greift nach seinem Hute Gnädige Frau ... ROSALINDE Sie wollen uns schon verlassen? FALKE Es ist schon spät, und ich will dem Gefängnisdirektor, Herrn Frank, seinen neuen Hausgenossen anmelden. Ich werde dich dort erwarten, Freund Eisenstein! ab EISENSTEIN ruft ihm nach Meine Empfehlung an die Ratten! ELFTER AUFTRITT Rosalinde. Eisenstein. ROSALINDE An die Ratten!? EISENSTEIN Natürlich an die Ratten! Die Ratten illustrieren die Poesie des Kerkers. ROSALINDE Gerechter Gott, bei den Ratten wirst du einquartiert! EISENSTEIN Warum denn nicht? Es sind ja ganz possierliche Tierchen. Ich werde mich gut mit ihnen unterhalten. singt Juchheissa, hopsassa, trallala! ROSALINDE Aber jetzt ist doch nicht Zeit, juchheissa, hopsassa zu singen! EISENSTEIN Nein, denn es ist Zeit, an meine Toilette zu denken. ROSALINDE Toilette fürs Strafhaus? EISENSTEIN Natürlich! Falke meint, es sei leicht möglich, dass ich dort eine geschlossene Gesellschaft finde. küsst Rosalinde auf die Stirn Ich weiss, wie ich mich kleide In schwarzen Samt und Seide Mit einem Chapeau bas - Gleich bin ich wieder da! ab ZWÖLFTER AUFTRITT Rosalinde. Später Adele. ROSALINDE allein Der Mann ist ja wie ausgewechselt! Mir scheint, er freut sich ordentlich, eingesperrtzu werden. Wenn ich nur wüsste, was ich mit dem da unten anfangen soll? Ich habe geschworen, ihn zu empfangen, und wenn man einmal einen solchen schweren Schwur schwört, muss man diesen Schwur halten, sei es noch so schwer! ADELE bringt auf einer Platte einen Wildschweinkopf mit einem Rosenbukett im Rüssel Der "Löwe" schickt diesen wilden Schweinskopf. ROSALINDE Und du hast das Ungeheuer angenommen? ADELE Er hat sonst nichts vorrätig gehabt. ROSALINDE sinnend vor dem Schweinskopf So muss ich ihn denn annehmen? ADELE Freilich, ich habe ihn ja schon bezahlt! ROSALINDE ohne auf Adele zu achten Meinen Schwur muss ich halten. Empfangen werde ich ihn, aber nur, um ihn gleich wieder zu entlassen. Aber Adele muss ich mir aus dem Wege schaffen. laut zu Adele Nun, wie befindet sich denn deine alte kranke Tante nach der Eselspartie? ADELE I nu ... so so! Den Umständen angemessen ... ROSALINDE Sollte diese alte kranke Tante nicht ein junger, gesunder Vetter sein? ADELE Gnädige Frau, ich bitte recht sehr ... ROSALINDE Aber gleichviel, Tante oder Vetter, ich gebe dir den Urlaub ohne Fragezeichen. ADELE Wahrhaftig, gnädige Frau? Aber früher haben Sie mir ihn rundweg abgeschlagen? ROSALINDE Weil ich früher verdriesslich war, jetzt bin ich bei besserer Laune. ADELE Weil der gnädige Herr eingesperrt wird? ROSALINDE Mamsell Naseweis! ADELE Bitte um Verzeihung, gnädige Frau! DREIZEHNTER AUFTRITT Rosalinde. Adele. Eisenstein. EISENSTEIN in eleganter Balltoilette, parfümiert sich So die Haare Violet de Mars, die Wäsche Fleur d Orange! Jetzt habe ich nur noch den Frack zu wässern mit Eau de Cologne. Hast du nicht gehört, Adele? Eau de Cologne habe ich befohlen. ADELE holt einen Flakon EISENSTEIN sich bespritzend So, jetzt dufte ich anständig! ROSALINDE Und diese strenge Balltoilette hast du für die Gefangenen gemacht? EISENSTEIN Damit sie sehen, dass ich ihrer würdig bin! Diese Herren Spitzbuben pflegen uns gleich über die Achsel anzuschauen. Habt ihr nicht eine Rose, Kamelie oder ... bemerkt das Bukett im Rüssel des Schweinskopfes erlauben schon, Baron Wildschwein! befestigt die Rosen in seinem Knopfloch. ROSALINDE Unbegreiflich! EISENSTEIN Aber es ist Zeit. Leb wohl! ROSALINDE Wie? Ohne zu soupieren? EISENSTEIN Ich werde mit den Ratten soupieren. ADELE Und was geschieht mit dem Schweinskopf? ROSALINDE Bring ihn deiner armen kranken Tante! ADELE Tausend Dank, gnädige Frau! Das wird die arme Frau mit dem schwachen Magen recht erquicken! EISENSTEIN affektiert die Arme ausbreitend Rosalinde, meine teure Rosalinde! ROSALINDE bewegt in seine Arme stürzend Mein armer Gabriel? EISENSTEIN Süsse Träume mögen dich umgaukeln, während ich die ganze Nacht ruhelos durchwachen werde. macht Tanzschritte ADELE seufzt Wie traurig! EISENSTEIN In solcher Situation hat man nur die Wahl, entweder in Schmerz zu vergehen oder sich rasch voneinander loszureissen. Reissen wir uns los! ROSALINDE schluchzt Unmöglich! ADELE Probieren Sie es nur; vielleicht geht s doch! EISENSTEIN Ermanne dich, Weib, ermanne dich! Nr. 4 - Terzett ROSALINDE So muss allein ich bleiben Acht Tage ohne dich? Wie soll ich dir beschreiben Mein Leid so fürchterlich? Wie werd ich es ertragen, Dass mich mein Mann verliess? Wem soll mein Leid ich klagen? O Gott, wie rührt mich dies! Ich werde dein gedenken Des Morgens beim Kaffee, Wenn ich dir ein will schenken, Die leere Tasse seh. Kann keinen Gruss dir winken. Aus Jammer werd ich g wiss Ihn schwarz und bitter trinken! - Ach! EISENSTEIN O Gott, wie rührt mich dies! ALLE DREI O Gott, wie rührt mich dies! O je, o je, wie rührt mich dies! ROSALINDE Wo bleibt die traute Gruppe, Kommt Mittag dann heran? Beim Rindfleisch wie zur Suppe, Zum Braten - keinen Mann! Und sinkt der nächt ge Schleier, Gibt s wieder mir nen Riss, Mein Schmerz wird ungeheuer! ALLE DREI O Gott, wie rührt mich dies! O je, o je, wie rührt mich dies! EISENSTEIN Was soll das Klagen frommen, Den Kopf verlier ich schier, ROSALINDE Mein Kopf ist ganz benommen. ADELE den Schweinskopf nehmend Den meinen hab ich hier! EISENSTEIN Leb wohl, ich muss nun gehen. ROSALINDE Leb wohl, du musst nun gehen. ADELE Leb wohl, er muss nun gehen. ALLE DREI Doch bleibt ein Trost so süss ADELE Es gibt ein Wiedersehen, es gibt ein Wiedersehen! ALLE DREI O Gott, o je, wie rührt mich dies! Eisenstein tanzt ab. Adele folgt, während Rosalinde zurückbleibt. この日本語テキストは、 クリエイティブ・コモンズ・ライセンス の下でライセンスされています。@ 藤井宏行 Strauss,Johann II/Die Fledermaus/I-3
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プロローグ ある富豪の邸宅の一室。 大きい部屋だが照明は暗く調度品はわずかばかり。 左右にドア、中央には丸テーブル。後方には小さな舞台が見える。舞台の前には幕がかかっているがその先は透けて見える。舞台の前には通路がある。執事が入ってくる。 音楽教師 (執事に向かって) 執事さま!家じゅう探し回っておりました。 執事 どのようなご用件でしょうか? お伝えしておかねばなりませんが、わたくしはいま余裕がございません。ウィーンいちばんの富豪といっても過言ではないご主人が今晩盛大な夜会を開催するのです。その準備に追われているのです。。 音楽教師 ではひと言だけ。たった今理解に苦しむことを聞いたものですから。 執事 とおっしゃいますのは? 音楽教師 まったくもって腹立たしい。 執事 お伺いしましょう、ただ手短に。 音楽教師 このお屋敷で行われる宴に私の教え子のオペラセリアの後に、耳を疑いたくなることですが、もうひとつのオペラを上演する予定だというのです。しかもジングシュピールかイタリアのオペラブッファのようなオペラだというのです。ありえない。。 執事 ありえない?なぜでしょう? 音楽教師 あってはならないことです! 執事 そうですか? 音楽教師 作曲家がそんなことを許すはずありません! 執事 「許す」と聞こえましたが、誰が許すですって?私のご主人以外に「許す」権利があるとは思えません。ご主人のお屋敷に招かれてあなた方の芸術家としての腕前を披露できる栄誉をいただいているというのに、「許す」とか命令するとかどうして口にできるのでしょう! 音楽教師 そんな契約はしていません。オペラセリア『アリアドネ』はこの祝宴のために特別に作曲されたものなのですから。 執事 報酬には特別なボーナスをつけてお渡しするよう仰せつかっております。 音楽教師 ご主人が報酬を払ってくれないとは思っていません。そういう問題ではないのです。 執事 であればあなたとお弟子さんには作品をお届けいただくことになります。ほかに何か御用はございますか? 音楽教師 『アリアドネ』はシリアスで偉大な作品です。どのような状況で上演されるかについても無関心でいるわけにはいかないのです! 執事 今日の宴で高貴なお客様に対して食後にどのような見せ物を用意するかは、ご主人様のご尊意のままなのでございます。 音楽教師 偉大な作品たる『アリアドネ』を食後の腹ごなしになさるおつもりですか? 執事 本日は最初にそのオペラを上演することになっております。21時ちょうどに花火が打ちあがることになっておりますので、その間にオペラブッファも上演することになっております。それでは私はこれにて失礼いたします。(執事は退場) 音楽教師 弟子になんといえばよいのやら。。 (音楽教師も退場。若い召使が士官を案内してやってくる) 召使 ツェルビネッタ嬢はこちらのドレスルームにいらっしゃいます。彼女はお化粧中ですので、ノックをしてみましょう。 (右側のドアをノックする) 士官 もういい!さっさと下がっていろ! (召使を乱暴に押しやって中に入る) 召使 (召使はよろめくが、2つのドアの間におかれた壁机の上の燭台を守りながら体勢を立て直して) おやおやお盛んな。趣味を疑いますがね。。 作曲家 (舞台裏からすばやく登場) そこの君、ヴァイオリンをよこしてくれ。本番前にもう少しだけ練習をしておきたいんだ。 召使 ヴァイオリンをよこす?!そもそも足がないし、人が持っていちゃよこしようがないでしょ! 作曲家 (からかわれていると気づかず悪気なく教えるかのように) 私が「ヴァイオリン」と言ったら、それはヴァイオリンの演奏者のことを言うのです。 召使 (粗野に、見下して) あ、そう。あなたが言っている人たちは今から私が行くところにいるから。あなたと油を売ってないで、そこに行かないと。。 作曲家 (悪びれず、頼むように) 彼らがいるのはいったいどこですか? 召使 (粗暴に) パーティーテーブルだよ! 作曲家 (興奮して) いま?!私のオペラ開演15分前に食っているだと! 召使 私が「パーティーテーブル」と言ったら、それはご主人のパーティーテーブルのことを言うので、演奏家たちのパーティーなわけないでしょ。 作曲家 いったいどういうこと? 召使 パーティーで演奏してるんです、おわかり? あなたのお望みに応えられるわけないでしょ。 作曲家 (大慌てで) プリマドンナとアリアドネのアリアのリハーサルをしなくては. (右手のドアに向かっていく) 召使い (彼を引き留めて) ここにはプリマドンナはいませんよ, この部屋じゃありません. ここにいるかたはあなたを歓迎しないでしょう. KOMPONIST (真剣に,傲然と) 私が誰だかわかってる? 私のオペラの出演者とはいつでも話しができるんだ! 召使い (せせら笑って) ヘ,ヘ,ヘ! (否定的な仕草をして出て行く) 作曲家 (右手のドアをノックするが返事がない; 激怒して召し使いに向ってののしる) バカ野郎! あほんだら! バカ野郎はさっさと行きやがった -このわたしをほったらかして! オペラを作りかえたい - あと12時間- 今晩までに おお,道化!歓喜! 万能の神! おお,私の惨めな魂よ! 万能の神よ! (メロディを考え,ポケットを探って手稿譜を取り出して頭をたたく) バッカスは神であるということを強調しなくては! そう,幸福の若者! 断じて豹の毛皮をかむった道化ではない! 彼はここだな. (二番目のドアをノックする; 大声でメロディを歌いながら) おお,子供よ,若者よ,万能の神! (ドアが開きカツラ係がよろめきながら出てくる,続いてバッカス役のテノールが手にカツラを持って出てくる.怒ってカツラ係に平手打ちを食らわせたところ.) テノール歌手 なに! これがバッカス用のカツラだと! わしにこれをかむれって? (蹴りつける) 作曲家 (後ろで小躍りして) 親愛なる友よ! 急ぎお話したいことが! カツラ係 (テノール歌手に) このひどい仕打ちもかんしゃく持ちだと思って我慢するしかない. KOMPONIST 親愛なる友よ! (テノール歌手はドアをバタンと閉める) PERÜCKENMACHER (ドア越しに叫んで) ひとこといわせてもらうと, 私の仕事内容は,わかる人にはわかるもんだ! KOMPONIST (彼に近づいて,慎ましく) 恐れ入りますが書き付けるものをお持ちですか? ちょっとメモしたいもので. アイデアをすぐ忘れちゃうものですから. PERÜCKENMACHER そんなものありません! (走り去る) ZERBINETTA noch sehr im Négligé, mit dem Offizier aus dem Zimmer rechts Erst nach der Oper kommen wir daran. Es wird keine kleine Mühe kosten, die Herrschaften wieder lachen zu machen, wenn sie sich erst eine Weile gelangweilt haben. kokett Oder meinen Sie, es wird mir gelingen? Der Offizier küsst ihr stumm die Hand. Die Primadonna und der Musiklehrer treten ein. Sie trägt über dem Ariadne-Kostüm den Frisiermantel. Der Musiklehrer will sich verabschieden. PRIMADONNA Schnell, lieber Freund! Einen Lakai zu mir! Ich muss unbedingt sofort den Grafen sprechen. Schliesst ihre Tür; der Komponist hat sie gesehen, will hin. MUSIKLEHRER hält ihn auf Du kannst jetzt nicht eintreten - sie ist beim Frisieren. Tanzmeister kommt von rückwärts, tritt zu Zerbinetta und dem Offizier KOMPONIST gewahrt erst jetzt Zerbinetta, zum Musiklehrer Wer ist dieses Mädchen? TANZMEISTER zu Zerbinetta Sie werden leichtes Spiel haben, Mademoiselle. Die Oper ist langweilig über die Begriffe, und was die Einfälle anlangt, so steckt in meinem linken Schuhabsatz mehr Melodie als in dieser ganzen Ariadne auf Naxos. MUSIKLEHRER zum Komponisten Sei sie wer immer! KOMPONIST drängender Wer ist dieses entzückende Mädchen? MUSIKLEHRER Um so besser, wenn sie dir gefällt. Es ist die Zerbinetta. Sie singt und tanzt mit vier Partnern das lustige Nachspiel, das man nach deiner Oper gibt. KOMPONIST zurückprallend Nach meiner Oper? Ein lustiges Nachspiel? Tänze und Triller, freche Gebärden und zweideutige Worte nach Ariadne! Sag' mir's! MUSIKLEHRER zaghaft Ich bitte dich um alles. - KOMPONIST tritt von ihm weg; edel Das Geheimnis des Lebens tritt an sie heran, nimmt sie bei der Hand, und sie bestellen sich eine Affenkomödie, um das Nachgefühl der Ewigkeit aus ihrem unsagbar leichtfertigen Schädel fortzuspülen! lacht krampfhaft O ich Esel! MUSIKLEHRER Beruhige dich! KOMPONIST wütend Ich mag mich nicht beruhigen! Ein heiteres Nachspiel! Ein Übergang zu ihrer Gemeinheit! Dieses masslos ordinäre Volk will sich Brücken bauen aus meiner Welt hinüber in die seinige! 0 Mäzene! Das erlebt zu haben, vergiftet mir die Seele für immer. Es ist undenkbar, dass mir je wieder eine Melodie einfällt! In dieser Welt kann keine Melodie ihre Schwingen regen! Pause, dann mit verändertem Ton, ganz gemütlich Und gerade früher ist mir eine recht schöne eingefallen! Ich habe mich über einen frechen Lakaien erzürnt, da ist sie mir aufgeblitzt - dann hat der Tenor dem Perückenmacher eine Ohrfeige gegeben - da hab' ich sie gehabt! - Ein Liebesgefühl, ein süss bescheidenes, ein Vertrauen, wie diese Welt es nicht wert ist - da den Text improvisierend Du, Venus' Sohn - gibst süssen Lohn Für unser Sehnen und Schmachten! Lalala - mein junges Herz Und all mein Sinnen und Trachten O du Knabe, du Kind, du allmächtiger Gott! eilig gemütlich Hast' ein Stückerl Notenpapier? Der Musiklehrer gibt ihm welches. Der Komponist notiert. Harlekin, Scaramuccio, Brighella und Truffaldin sind im Gänsemarsch aus Zerbinettas Zimmer herausgekommen. ZERBINETTA vorstellend Meine Partner! Meine erprobten Freunde! jetzt meinen Spiegel, mein Rot! Meinen Crayon! Die vier laufen ins Zimmer, kommen bald wieder, bringen ein Strohstühlchen, Spiegel, Dosen, Puderquasten. KOMPONIST mit einem Blick auf Zerbinetta, besinnt sich plötzlich; fast tragisch Und du hast es gewusst! Du hast es gewusst! MUSIKLEHRER Mein Freund, ich bin halt dreissig Jahrl'n älter als wie du und hab' halt gelernt, mich in die Welt zu schicken. KOMPONIST Wer so an mir handelt, der ist mein Freund gewesen, gewesen, gewesen, Gewesen! zerreisst wütend das Notierte, läuft auf und nieder, dann nach hinten PRIMADONNA öffnet ihre Türe PRIMADONNA winkt dem Musiklehrer Haben Sie nach dem Grafen geschickt? tritt ein wenig vor, bemerkt Zerbinetta und die übrigen Pfui! Was gibt's denn dafür Erscheinungen! Zerbinetta hat auf dem Strohstühlchen rechts im Vorder rund Platz genommen, schminkt sich zu Ende, von ihren Partnern bedient. PRIMADONNA zum Musiklehrer, nicht gerade leise Uns mit dieser Sorte von Leuten in einen Topf! Weiss man hier nicht, wer ich bin? Wie konnte der Graf - ZERBINETTA mit einem frechen Blick auf die Sängerin und absichtlich laut Wenn das Zeug so langweilig ist, dann hätte man doch uns zuerst auftreten lassen sollen, bevor sie übellaunig werden. Haben sie sich eine Stunde lang gelangweilt, so ist ist es doppelt schwer, sie lachen zu machen. TANZMEISTER zu Zerbinetta Im Gegenteil. Man kommt vom Tisch, man ist beschwert und wenig aufgelegt, man macht unbemerkt ein Schläfchen, klatscht dann aus Höflichkeit und um sich wach zu machen. Indessen ist man ganz munter geworden » Was kommt jetzt?«, sagt man sich. Die ungetreue Zerbinetta und ihre vier Liebhaber, ein heiteres Nachspiel mit Tänzen, leichte, gefällige Melodien, ja! eine Handlung, klar wie der Tag, da weiss man, woran man ist, das ist unser Fall, sagt man sich, da wacht man auf, da ist man bei der Sache! - Und wenn sie in ihren Karossen sitzen, wissen sie überhaupt nichts mehr, als dass sie die unvergleichliche Zerbinetta haben tanzen sehen. MUSIKLEHRER beruhigend zur Primadonna Erzürnen Sie sich nicht um nichts und wieder nichts. Ariadne ist das Ereignis des Abends, um Ariadne zu hören, versammeln sich Kenner und vornehme Personen im Hause eines reichen Mäzens, Ariadne ist das Losungswort, Sie sind Ariadne, morgen wird überhaupt niemand mehr wissen, dass es ausser Ariadne noch etwas gegeben hat. DER JUNGE LAKAI läuft rückwärts vorüber Die Herrschaften stehen vom Tisch auf! Man sollte sich hier beeilen. MUSIKLEHRER Meine Damen und Herren, an Ihre Plätze. Alles kommt in Bewegung, die Arbeiter rückwärts sind fertig. Der Tenor, als Bacchus, sowie Najade, Dryade und Echo sind eingetreten. Der Haushofmeister tritt auf den Musiklehrer zu; mit Wichtigkeit. DER HAUSHOFMEISTER Ihnen allen habe ich eine plötzliche Anordnung meines gnädigen Herrn auszurichten. MUSIKLEHRER Ist schon geschehen, wir sind bereit, in drei Minuten mit der Oper Ariadne anzufangen. HAUSHOFMEISTER mit Grandezza Der gnädige Herr haben sich nunmehr wiederum anders besonnen. MUSIKLEHRER Es soll also nicht mit der Oper begonnen werden? PRIMADONNA Was ist das? HAUSHOFMEISTER Um Vergebung. Wo ist der Herr Tanzmeister? Ich habe einen Auftrag meines gnädigen Herrn an Sie beide. TANZMEISTER tritt herzu Was wünscht man von mir? HAUSHOFMEISTER Mein gnädiger Herr belieben das von ihm selbst genehmigte Programm umzustossen. MUSIKLEHRER Jetzt im letzten Moment! Ah, das ist doch ein starkes Stückl! HAUSHOFMEISTER - umzustossen und folgendermassen abzuändern. TANZME1STER Das Nachspiel wird Vorspiel, wir geben zuerst Die ungetreue Zerbinetta, dann Ariadne. Sehr vernünftig. HAUSHOFMEISTER Um Vergebung. Die Tanzmaskerade wird weder als Nachspiel noch als Vorspiel aufgeführt, sondern mit dem Trauerstück Ariadne gleichzeitig. TENOR Ha, ist dieser reiche Herr besessen? MUSIKLEHRER Will man sich über uns lustig machen? PRIMADONNA Sind die Leute wahnsinnig? Ich muss augenblicklich den Grafen sprechen! Komponist nähert sich erschrocken. Zerbinetta horcht von rechts. HAUSHOFMEISTER mit hochmütiger Ironie Es ist genau so, wie ich es sage. Wie Sie es machen werden, das ist natürlich Ihre Sache. MUSIKLEHRER dumpf Unsere Sache! HAUSHOFMEISTER Mein gnädiger Herr ist der für Sie schmeichelhaften Meinung, dass Sie beide Ihr Handwerk genug verstehen, um eine solche kleine Abänderung auf eins, zwei durchzuführen; und es ist nun einmal der Wille meines gnädigen Herrn, die beiden Stücke, das lustige und das traurige, mit allen Personen und der richtigen Musik, so wie er sie bestellt und bezahlt hat, gleichzeitig auf seiner Bühne serviert zu bekommen. MUSIKLEHRER Warum gleichzeitig? ZERBINETTA leichtfertig Da muss ich mich ja beeilen! läuft in ihr Zimmer HAUSHOFMEISTER Und'zwar so, dass die ganze Vorstellung deswegen auch nicht einen Moment länger dauert. Denn für Punkt neun Uhr ist ein Feuerwerk im Garten anbefohlen. MUSIKLEHRER Ja, wie um aller Götter willen stellt sich denn Seine Gnaden das vor? KOMPONIST vor sich, ganz für sich leise Eine innere Stimme hat mir von der Wiege an etwas Derartiges vorausgesagt. HAUSHOFMEISTER Es ist wohl nicht die Sache meines gnädigen Herrn, wenn er ein Spektakel bezahlt, sich auch noch damit abzugeben, wie es ausgeführt werden soll. Seine Gnaden ist gewohnt, anzuordnen und seine Anordnungen befolgt zu sehen. nach einer Pause, nochmals umkehrend, herablassend Zudem ist mein gnädiger Herr schon seit drei Tagen ungehalten darüber, dass in einem so wohlausgestatteten Hause wie dem seinigen ein so jämmerlicher Schauplatz wie eine wüste Insel ihm vorgestellt werden soll, und ist eben, um dem abzuhelfen, auf den sublimen Gedanken gekommen, diese wüste Insel durch das Personal aus dem anderen Stück einigermassen anständig staffieren zu lassen. TANZMEISTER Das finde ich sehr richtig. Es gibt nichts Geschmackloseres als eine wüste Insel. KOMPONIST Ariadne auf Naxos, Herr. Sie ist das Sinnbild der menschlichen Einsamkeit. TANZMEISTER Eben darum braucht sie Gesellschaft. KOMPONIST Nichts um sich als das Meer, die Steine, die Bäume, das fühllose Echo. Sieht sie ein menschliches Gesicht, wird meine Musik sinnlos. TANZMEISTER Aber der Zuhörer unterhält sich. So wie es jetzt ist, ist es, um stehend einzuschlafen. Pirouette HAUSHOFMEISTER Um Vergebung, aber ich bitte sich höchlich zu beeilen, die Herrschaften werden sogleich eintreten. ab MUSIKLEHRER Ich weiss nicht, wo mir der Kopf steht. Wenn man zwei Stunden Zeit hätte, um über die Lösung nachzudenken. KOMPONIST Darüber willst du, nachdenken? Wo menschliche Gemeinheit, stier wie die Meduse, einem entgegengrinst. Fort, was haben wir hier verloren? MUSIKLEHRER Was wir hier verloren haben? Die fünzig Dukaten unter anderem, von denen du das nächste halbe Jahr zu leben gedachtest. KOMPONIST vor sich Ich habe nichts mit dieser Welt gemein! Wozu leben in ihr? TANZMEISTER nimmt den Musiklehrer beiseite Ich weiss wirklich nicht, warum Sie beide einem so vernünftigen Vorschlag solch übertriebene Schwierigkeiten entgegensetzen. MUSIKLEHRER Meinen Sie denn irn Ernst, es liesse sich machen? TANZMEISTER Nichts leichter als das, Die Oper enthält Längen leiser gefährliche Längen. Man lässt sie weg. Diese Leute wissen zu improvisieren, finden sich in jede Situation. MUSIKLEHRER Still, wenn er uns hört, begeht er Selbstmord. TANZMEISTER Fragen Sie ihn, ob er seine Oper lieber heute ein wenig verstümmelt hören will, oder ob er sie niemals hören will. Schaffen Sie ihm Tinte, Feder, einen Rotstift, was immer! zum Komponisten Es handelt sich darum, Ihr Werk zu retten! KOMPONIST drückt die ihm von allen Seiten gereichten Noten leidenschaftlich an die Brust Lieber ins Feuer! Man bringt Tinte, - Feder, ein Licht dazu. TANZME1STER Hundert grosse Meister, die wir auf den Knien bewundern, haben ihre erste Aufführung mit noch ganz anderen Opfern erkauft. KOMPONIST rührend, hilflos Meinen Sie? Hat er recht, du? Darf ich denn? Muss ich denn? TANZMEISTER drückt ihn sanft an den Tisch, wo man die Noten ausbreitet und das Licht danebenstellt; zum Musiklehrer Sehen Sie zu, dass er genug streicht. Ich rufe indessen Zerbinetta, wir erklären ihr in zwei Worten die Handlung! Sie ist eine Meisterin im Improvisieren; da sie immer nur sich selber spielt, findet sie sich in jeder Situation zurecht, die anderen sind auf sie eingespielt, es geht alles wie am Schnürchen. Er holt sich Zerbinetta aus dem Zimmer, spricht zu ihr. Komponist fängt an, beim Schein der Kerze zu streichen. PRIMADONNA zum Musiklehrer, leise Sehen Sie zu, dass er dem Bacchus einiges wegnimmt; man erträgt es nicht, diesen Mann soviel singen zu hören. TENOR tritt verstohlen zum Komponisten, beugt sich zu ihm Der Ariadne müssen Sie streichen. Niemand hält es aus, wenn diese Frau unaufhörlich auf der Bühne steht. MUSIKLEHRER flüsternd, nimmt den Tenor beiseite Er nimmt ihr zwei Arien weg, Ihnen keine Note. Verraten Sie mich nicht. tritt ebenso zur Primadonna hinüber Sie behalten alles. Er nimmt dem Bacchus die halbe Rolle, lassen Sie sich nichts merken. TANZMEISTER zu Zerbinetta, lustig geistreich Diese Ariadne ist eine Königstochter. Sie ist mit einem gewissen Theseus entflohen, dem sie vorher das Leben gerettet hat. ZERB1NETTA zwischen Tür und Angel So etwas geht selten gut aus. TANZMEISTER Theseus wird ihrer überdrüssig und lässt sie bei Nacht auf einer wüsten Insel zurück! MUSIKLEHRER zum Komponisten Noch das, es muss sein! ZERBINETTA verständnisvoll Kleiner Schuft! TANZMEISTER Sie verzehrt sich in Sehnsucht und wünscht den Tod herbei. ZERBINETTA Den Tod! Das sagt man so. Natürlich meint sie einen anderen Verehrer. TANZMEISTER Natürlich, so kommt's ja auch! KOMPONIST hat aufgehorcht, kommt näher Nein, Herr, so kommt es nicht! Denn, Herr! sie ist eine von den Frauen, die nur einem im Leben gehören und danach keinem mehr. ZERBINETTA Ha! KOMPONIST verwirrt, starrt sie an - keinem mehr als dem Tod. ZERBINETTA Der Tod kommt aber nicht. Wetten wir. Sondern ganz das Gegenteil. Vielleicht auch. ein blasser, dunkeläugiger Bursche, wie du einer bist. MUSIKLEHRER Sie vermuten ganz recht. Es ist der jugendliche Gott Bacchus, der zu ihr kommt! ZERBINETTA fröhlich, spöttisch Als ob man das nicht wüsste! Nun hat sie ja fürs nächste, was sie braucht. KOMPONIST sehr feierlich Sie hält ihn für den Todesgott. In ihren Augen, in ihrer Seele ist er es, und darum, einzig nur darum - ZERBINETTA aus der Tür Das will sie dir weismachen. KOMPONIST Einzig nur darum geht sie mit ihm - auf sein Schiff! Sie meint zu sterben! Nein, sie stirbt wirklich. ZERBINETTA Tata. Du wirst mich meinesgleichen kennen lehren! KOMPONIST Sie ist nicht Ihresgleichen! schreiend Ich weiss es, dass sie stirbt. leise Ariadne ist die eine unter Millionen, sie ist die Frau, die nicht vergisst. ZERBINETTA Kindskopf. Sie kehrt ihm den Rücken; zu ihren vier Partnern, die herangetreten sind. Merkt auf, wir spielen mit in dem Stück Ariadne auf Naxos. Das Stück geht so eine Prinzessin ist von ihrem Bräutigam sitzen gelassen, und ihr nächster Verehrer ist vorerst noch nicht angekommen. Die Bühne stellt eine wüste Insel dar. Wir sind eine muntere Gesellschaft, die sich zufällig auf dieser wüsten Insel befindet. Ihr richtet euch nach mir, und, sobald sich eine Gelegenheit bietet, treten wir auf und mischen uns in die Handlung! KOMPONIST während sie spricht, vor sich Sie gibt sich dem Tod hin - ist nicht mehr da - weggewischt - Stürzt sich hinein ins Geheimnis der Verwandlung - wird neu geboren - entsteht wieder in seinen Armen! - Daran wird er zum Gott. Worüber in der Welt könnte eins zum Gott werden als über diesem Erlebnis? ZERBINETTA sieht ihm in die Augen Courage! jetzt kommt Vernunft in die Verstiegenheit! KOMPONIST Lebendig war's! Stand da - so! malt's mit den Händen in die Luft ZERBINETTA Und wenn ich hineinkomme, wird's schlechter? KOMPONIST vor sich Ich überlebe diese Stunde nicht! ZERBINETTA Du wirst noch ganz andere überleben. KOMPONIST verloren Was wollen Sie - in diesem Augenblick - damit sagen? ZERBINETTA mit äusserster Koketterie, scheinbar ganz schlicht Ein Augenblick ist wenig - ein Blick ist viel. Viele meinen, dass sie mich kennen, aber ihr Auge ist stumpf. Auf dem Theater spiele ich die Kokette, wer sagt, dass mein Herz dabei im Spiele ist? Ich scheine munter und bin doch traurig, gelte für gesellig und bin doch so einsam. KOMPONIST naiv entzückt Süsses, unbegreifliches Mädchen! ZERBINETTA Törichtes Mädchen, musst du sagen, das sich manchmal zu sehnen verstünde nach dem einen, dem sie treu sein könnte, treu bis ans Ende. KOMPONIST Wer es sein dürfte, den du ersehnest! Du bist wie ich - das lrdische unvorhanden in deiner Seele. ZERBINETTA zart Du spricht, was ich fühle. - Ich muss fort. Vergisst du gleich wieder diesen einen Augenblick? KOMPONIST Vergisst sich in Äonen ein einziger Augenblick? Zerbinetta macht sich los, läuft schnell in ihr Zimmer nach rechts. Der Musiklehrer, als Regisseur der Oper, hat die übrigen Figuren, den Tenor, dann die drei Nymphen nach rückwärts, wo die Bühne angenommen ist, dirigiert und kommt jetzt eilfertig nach vorne, die Primadonna abzuholen, die noch einmal in ihr Garderobezimmer verschwunden war. MUSIKLEHRER An Ihre Plätze, meine Damen und Herren! Ariadne! Zerbinetta! Scaramuccio, Harlekin! Auf die Szene, wenn ich bitten darf! PRIMADONNA Ich soll mit dieser Person auf einer Szene stehen! Woran denken Sie! MUSIKLEHRER Seien Sie barmherzig! Bin ich nicht Ihr alter Lehrer? PRIMADONNA Jagen Sie mir die Kreatur von der Bühne - oder ich weiss nicht, was ich tue! MUSIKLEHRER Wo hätten Sie eine schönere Gelegenheit als auf der Bühne, ihr zu zeigen, welch unermesslicher Abstand zwischen Ihnen befestigt ist! PRIMADONNA Abstand! Ha! Eine Welt, hoffe ich. MUSIKLEHRER Legen Sie diese Welt in jede Gebärde und - man wird Ihnen anbetend zu Füssen sinken. küsst ihr die Hand, fährt sie ein paar Schritte nach rückwärts, kommt dann sogleich wieder, den Komponisten zu holen KOMPONIST umarmt den Musiklehrer stürmisch Seien wir wieder gut! Ich sehe jetzt alles mit anderen Augen! Die Tiefen des Daseins sind unermesslich! - Mein lieber Freund, es gibt manches auf der Welt, das lässt sich nicht sagen. Die Dichter unterlegen ja recht gute Worte, Jubel in der Stimme jedoch, jedoch, jedoch, jedoch, jedoch! - Mut ist in mir, Freund. - Die Welt ist lieblich und nicht fürchterlich dem Mutigen - und was ist denn Musik? mit fast trunkener Feierlichkeit Musik ist eine heilige Kunst, zu versammeln alle Arten von Mut wie Cherubim um einen strahlenden Thron! Und darum ist Musik die heilige unter den Künsten! Zerbinetta erscheint rückwärts, mit einem frechen Pfiff ihre Partner auf die Bühne zu rufen. Harlekin kommt eilfertig aus dem Zimmer rechts, läuft, seinen Gurt schnallend, auf die Bühne. KOMPONIST Was ist das? Wohin? Scaramuccio, wie Harlekin, gleichfalls seine Toilette im Laufen beendend Diese Kreaturen! Truffaldin, Brighella, den gleichen Weg wie die vorigen In mein Heiligtum hinein ihre Bocksprünge! Ah! MUSIKLEHRER Du hast es erlaubt! KOMPONIST rasend Ich durfte es nicht erlauben! Du durftest mir nicht erlauben, es zu erlauben! Wer hiess dich mich zerren, mich! in diese Welt hinein? Lass mich erfrieren, verhungern, versteinen in der meinigen! Stürzt verzweifelt davon. Der Musiklehrer sieht ihm nach, schüttelt den Kopf. VORSPIEL Ein tiefer, kaum möblierter und dürftig erleuchteter Raum im Hause eines grossen Herrn. Links und rechts je zwei Türen. In der Mitte ein runder Tisch. Im Hintergrund sieht man Zurichtungen zu einem Haustheater. Tapezierer und Arbeiter haben einen Prospekt aufgerichtet, dessen Rückseite sichtbar ist. Zwischen diesem Teil der Bühne und dem vorderen Raum läuft ein offener Gang querüber. Der Haushofmeister tritt auf. MUSIKLEHRER ihm entgegen Mein Herr Haushofmeister! Sie suche ich im ganzen Hause HAUSHOFMEISTER Womit kann ich dienen? Muss allerdings bemerken, dass ich pressiert bin. Die Vorbereitungen zur heutigen grossen Assemblee im Hause des reichsten Mannes von Wien - wie ich meinen gnädigen Herrn wohl betiteln darf - MUSIKLEHRER Ein Wort nur! Ich höre soeben, was ich allerdings nicht begreifen kann - HAUSHOFMEISTER Und das wäre? MUSIKLEHRER und was mich in erklärliche Aufregung versetzt HAUSHOFMEISTE In Kürze, wenn ich bitten darf! MUSIKLEHRER dass bei der heutigen festlichen Veranstaltung hier im Palais - nach der Opera seria meines Schülers - kaum traue ich meinen Ohren - noch eine weitere, und zwar gleichfalls sozusagen musikalische Darbietung in Aussicht genommen ist - eine Art von Singspiel oder niedrige Posse in der italianischen Buffo-Manier! Das kann nicht geschehen! HAUSHOFMEISTER Kann nicht? Wieso? MUSIKLEHRER Darf nicht! HAUSHOFMEISTER Wie beliebt? MUSIKLEHRER Das wird der Komponist nie und nimmer gestatten! HAUSHOFMEISTER Wer wird? Ich höre gestatten. Ich wüsste nicht, wer ausser meinem gnädigen Herrn, in dessen Palais Sie sich befinden und Ihre Kunstfertigkeiten heute zu produzieren die Ehre haben, etwas zu gestatten - geschweige denn anzuordnen hätte! MUSIKLEHRER Es ist wider die Verbredung. Die Opera seria Ariadne wurde eigens für diese festliche Veranstaltung komponiert. HAUSHOFMEISTER Und das ausbedungene Honorar wird nebst einer munifizenten Gratifikation durch meine Hand in die Ihrige gelangen. MUSIKLEHRER Ich zweifle nicht an der Zahlungsfahigkeit eines steinreichen Mannes. HAUSHOFMEISTER Für den Sie samt Ihrem Eleven Ihre Notenarbeit zu liefern die Auszeichnung hatten. - Was dann steht noch zu Diensten ? MUSIKLEHRER Diese Notenarbeit ist ein ernstes bedeutendes Werk. Es kann uns nicht gleichgültig sein, in welchem Rahmen dieses dargestellt wird! HAUSHOFMEISTER Jedennoch bleibt es meinem gnädigen Herrn summo et unico loco überlassen, welche Arten von Spektakel er seinen hochansehnlichen Gästen nach Vorsetzung einer feierliclien Kollation zu bieten gesonnen ist. MUSIKLEHRER Zu diesen die Verdauung fördernden Genüssen rechnen Sie demnach die heroische Oper Ariadne? HAUSHOFMEISTER Zuvörderst diese, danach das für Punkt neun Uhr anbefohlene Feuerwerk, und zwischen beiden die eingeschobene Opera buffa. Womit ich die Ehre habe, mich zu empfehlen. geht ab MUSIKLEHRER Wie soll ich das meinem Schüler beibringen? Geht ab. Ein junger Lakai führt einen Offizier herein. DER LAKAI Hier finden Euer Gnaden die Mamsell Zerbinetta. Sie ist bei der Toilette. Ich werde anklopfen. horcht und klopft an die Tür rechts vorne DER OFFIZIER Lass Er das sein und geh' Er zum Teufel. stösst den Lakai heftig weg und tritt ein DER LAKAI taumelt, rettet den Leuchter auf einen Wandtisch rechts zwischen den beiden Türen und klaubt sich zusammen Das ist die Sprache der Leidenschaft, verbunden mit einem unrichtigen Objekt. KOMPONIST kommt eilig von rückwärts Lieber Freund! Verschaffen Sie mir die Geigen. Richten Sie ihnen aus, dass sie sich hier versammeln sollen zu einer letzten, kurzen Verständigungsprobe. DER LAKAI Die Geigen werden schwerlich kommen, erstens weil's keine Füss nicht haben, und zweitens, weil's in der Hand sind! KOMPONIST naiv, belehrend, ohne sich verspottet zu glauben Wenn ich sage die Geigen, so meine ich die Spieler. DER LAKAI gemein, von oben herab Ach so! Die sind aber jetzt dort, wo ich auch hin sollt'! und wo ich gleich sein werd' - anstatt mich da mit Ihnen aufzuhalten. KOMPONIST ganz naiv, zart Wo ist das? DER LAKAI gemein plump Bei der Tafel! KOMPONIST aufgeregt Jetzt? Eine Viertelstunde vor Anfang meiner Oper beim Essen? DER LAKAI Wenn ich sag' bei der Tafel, so mein' ich natürlich bei der herrschaftlichen Tafel, nicht beim Musikantentisch. KOMPONIST Was soll das heissen? DER LAKAI Aufspielen tun sie. Capito? Sind also für Sie derzeit nicht zu sprechen. KOMPONIST aufgeregt, unruhig So werde ich mit der Demoiselle die Arie der Ariadne repetieren - will an die vordere Tür rechts DER LAKAI hält ihn ab Hier ist nicht die Demoiselle darin, die Sie suchen, diejenige Demoiselle aber, die hier drin ist, ist für Sie ebenfalls nicht zu sprechen. KOMPONIST naiv, stolz Weiss Er, wer ich bin? Wer in meiner Oper singt, ist für mich jederzeit zu sprechen! DER LAKAI lacht spöttisch Hehehe! winkt ihm herablassend, geht ab KOMPONIST klopft an die Tür, bekommt keine Antwort; dann, plötzlich zornrot, dem Lakai nach Eselsgesicht! sehr unverschämter frecher Esel! Der Eselskerl lässt mich allein hier vor der Tür - Hier vor der Tür mich stehn und geht. O, ich möcht' vieles ändern noch In zwölfter Stund - und heut wird meine Oper - O der Esel! Die Freud'! Du allmächtiger Gott! O du mein zitterndes Herz! Du allmächtiger Gott! sinnt der Melodie nach, rucht in seinen Rocktaschen nach einem Stück Notenpapier, findet eines, zerknittert's, schlägt sich an den Kopf Dem Bacchus eintrichtern, dass er ein Gott ist! Ein seliger Knabe! Kein selbstgefälliger Hanswurst mit einem Pantherfell! Mir scheint, das ist seine Tür. läuft an die zweite Tür links, klopft; hält indessen mit voller Stimme die gefundene Melodie fest O du Knabe! Du Kind! Du allmächtiger Gott! Die Tür geht auf, Perückenmacher taumelt heraus, empfängt soeben eine Ohrfeige vom Tenor, der als Bacchus, aber mit kahlem Kopf, die Lockenperücke in der Hand, nach ihm zornig heraustritt. DER TENOR Das! Für einen Bacchus! Das mir aufzusetzen, mutet Er zu. Da hat Er, Lump, für seinen Bacchuskopf! gibt ihm einen Fusstritt KOMPONIST ist zurückgesprungen Mein Wertester! Sie allerdringendst muss ich sprechen! PERÜCKENMACHER zum Tenor Dero misshelliges Betragen kann ich belächelnd nur einer angenommenen Gemütsaufwallung zurechnen. KOMPONIST Mein Wertester! Der Tenor schlägt die Tür zu. PERÜCKENMACHER schreiend gegen die geschlossene Tür Habe meinerseits keine Ursache, wegen meiner Leistungen vor Ihnen zu erröten! KOMPONIST sich ihm nähernd, naiv-bescheiden Hat der Herr leicht ein Stückerl Schreibpapier? Hätt' mir gern was aufnotiert! Ich vergess' nämlich gar so leicht. PERÜCKENMACHER Kann nicht dienen! läuft ab ZERBINETTA noch sehr im Négligé, mit dem Offizier aus dem Zimmer rechts Erst nach der Oper kommen wir daran. Es wird keine kleine Mühe kosten, die Herrschaften wieder lachen zu machen, wenn sie sich erst eine Weile gelangweilt haben. kokett Oder meinen Sie, es wird mir gelingen? Der Offizier küsst ihr stumm die Hand. Die Primadonna und der Musiklehrer treten ein. Sie trägt über dem Ariadne-Kostüm den Frisiermantel. Der Musiklehrer will sich verabschieden. PRIMADONNA Schnell, lieber Freund! Einen Lakai zu mir! Ich muss unbedingt sofort den Grafen sprechen. Schliesst ihre Tür; der Komponist hat sie gesehen, will hin. MUSIKLEHRER hält ihn auf Du kannst jetzt nicht eintreten - sie ist beim Frisieren. Tanzmeister kommt von rückwärts, tritt zu Zerbinetta und dem Offizier KOMPONIST gewahrt erst jetzt Zerbinetta, zum Musiklehrer Wer ist dieses Mädchen? TANZMEISTER zu Zerbinetta Sie werden leichtes Spiel haben, Mademoiselle. Die Oper ist langweilig über die Begriffe, und was die Einfälle anlangt, so steckt in meinem linken Schuhabsatz mehr Melodie als in dieser ganzen Ariadne auf Naxos. MUSIKLEHRER zum Komponisten Sei sie wer immer! KOMPONIST drängender Wer ist dieses entzückende Mädchen? MUSIKLEHRER Um so besser, wenn sie dir gefällt. Es ist die Zerbinetta. Sie singt und tanzt mit vier Partnern das lustige Nachspiel, das man nach deiner Oper gibt. KOMPONIST zurückprallend Nach meiner Oper? Ein lustiges Nachspiel? Tänze und Triller, freche Gebärden und zweideutige Worte nach Ariadne! Sag' mir's! MUSIKLEHRER zaghaft Ich bitte dich um alles. - KOMPONIST tritt von ihm weg; edel Das Geheimnis des Lebens tritt an sie heran, nimmt sie bei der Hand, und sie bestellen sich eine Affenkomödie, um das Nachgefühl der Ewigkeit aus ihrem unsagbar leichtfertigen Schädel fortzuspülen! lacht krampfhaft O ich Esel! MUSIKLEHRER Beruhige dich! KOMPONIST wütend Ich mag mich nicht beruhigen! Ein heiteres Nachspiel! Ein Übergang zu ihrer Gemeinheit! Dieses masslos ordinäre Volk will sich Brücken bauen aus meiner Welt hinüber in die seinige! 0 Mäzene! Das erlebt zu haben, vergiftet mir die Seele für immer. Es ist undenkbar, dass mir je wieder eine Melodie einfällt! In dieser Welt kann keine Melodie ihre Schwingen regen! Pause, dann mit verändertem Ton, ganz gemütlich Und gerade früher ist mir eine recht schöne eingefallen! Ich habe mich über einen frechen Lakaien erzürnt, da ist sie mir aufgeblitzt - dann hat der Tenor dem Perückenmacher eine Ohrfeige gegeben - da hab' ich sie gehabt! - Ein Liebesgefühl, ein süss bescheidenes, ein Vertrauen, wie diese Welt es nicht wert ist - da den Text improvisierend Du, Venus' Sohn - gibst süssen Lohn Für unser Sehnen und Schmachten! Lalala - mein junges Herz Und all mein Sinnen und Trachten O du Knabe, du Kind, du allmächtiger Gott! eilig gemütlich Hast' ein Stückerl Notenpapier? Der Musiklehrer gibt ihm welches. Der Komponist notiert. Harlekin, Scaramuccio, Brighella und Truffaldin sind im Gänsemarsch aus Zerbinettas Zimmer herausgekommen. ZERBINETTA vorstellend Meine Partner! Meine erprobten Freunde! jetzt meinen Spiegel, mein Rot! Meinen Crayon! Die vier laufen ins Zimmer, kommen bald wieder, bringen ein Strohstühlchen, Spiegel, Dosen, Puderquasten. KOMPONIST mit einem Blick auf Zerbinetta, besinnt sich plötzlich; fast tragisch Und du hast es gewusst! Du hast es gewusst! MUSIKLEHRER Mein Freund, ich bin halt dreissig Jahrl'n älter als wie du und hab' halt gelernt, mich in die Welt zu schicken. KOMPONIST Wer so an mir handelt, der ist mein Freund gewesen, gewesen, gewesen, Gewesen! zerreisst wütend das Notierte, läuft auf und nieder, dann nach hinten PRIMADONNA öffnet ihre Türe PRIMADONNA winkt dem Musiklehrer Haben Sie nach dem Grafen geschickt? tritt ein wenig vor, bemerkt Zerbinetta und die übrigen Pfui! Was gibt's denn dafür Erscheinungen! Zerbinetta hat auf dem Strohstühlchen rechts im Vorder rund Platz genommen, schminkt sich zu Ende, von ihren Partnern bedient. PRIMADONNA zum Musiklehrer, nicht gerade leise Uns mit dieser Sorte von Leuten in einen Topf! Weiss man hier nicht, wer ich bin? Wie konnte der Graf - ZERBINETTA mit einem frechen Blick auf die Sängerin und absichtlich laut Wenn das Zeug so langweilig ist, dann hätte man doch uns zuerst auftreten lassen sollen, bevor sie übellaunig werden. Haben sie sich eine Stunde lang gelangweilt, so ist ist es doppelt schwer, sie lachen zu machen. TANZMEISTER zu Zerbinetta Im Gegenteil. Man kommt vom Tisch, man ist beschwert und wenig aufgelegt, man macht unbemerkt ein Schläfchen, klatscht dann aus Höflichkeit und um sich wach zu machen. Indessen ist man ganz munter geworden » Was kommt jetzt?«, sagt man sich. Die ungetreue Zerbinetta und ihre vier Liebhaber, ein heiteres Nachspiel mit Tänzen, leichte, gefällige Melodien, ja! eine Handlung, klar wie der Tag, da weiss man, woran man ist, das ist unser Fall, sagt man sich, da wacht man auf, da ist man bei der Sache! - Und wenn sie in ihren Karossen sitzen, wissen sie überhaupt nichts mehr, als dass sie die unvergleichliche Zerbinetta haben tanzen sehen. MUSIKLEHRER beruhigend zur Primadonna Erzürnen Sie sich nicht um nichts und wieder nichts. Ariadne ist das Ereignis des Abends, um Ariadne zu hören, versammeln sich Kenner und vornehme Personen im Hause eines reichen Mäzens, Ariadne ist das Losungswort, Sie sind Ariadne, morgen wird überhaupt niemand mehr wissen, dass es ausser Ariadne noch etwas gegeben hat. DER JUNGE LAKAI läuft rückwärts vorüber Die Herrschaften stehen vom Tisch auf! Man sollte sich hier beeilen. MUSIKLEHRER Meine Damen und Herren, an Ihre Plätze. Alles kommt in Bewegung, die Arbeiter rückwärts sind fertig. Der Tenor, als Bacchus, sowie Najade, Dryade und Echo sind eingetreten. Der Haushofmeister tritt auf den Musiklehrer zu; mit Wichtigkeit. DER HAUSHOFMEISTER Ihnen allen habe ich eine plötzliche Anordnung meines gnädigen Herrn auszurichten. MUSIKLEHRER Ist schon geschehen, wir sind bereit, in drei Minuten mit der Oper Ariadne anzufangen. HAUSHOFMEISTER mit Grandezza Der gnädige Herr haben sich nunmehr wiederum anders besonnen. MUSIKLEHRER Es soll also nicht mit der Oper begonnen werden? PRIMADONNA Was ist das? HAUSHOFMEISTER Um Vergebung. Wo ist der Herr Tanzmeister? Ich habe einen Auftrag meines gnädigen Herrn an Sie beide. TANZMEISTER tritt herzu Was wünscht man von mir? HAUSHOFMEISTER Mein gnädiger Herr belieben das von ihm selbst genehmigte Programm umzustossen. MUSIKLEHRER Jetzt im letzten Moment! Ah, das ist doch ein starkes Stückl! HAUSHOFMEISTER - umzustossen und folgendermassen abzuändern. TANZME1STER Das Nachspiel wird Vorspiel, wir geben zuerst Die ungetreue Zerbinetta, dann Ariadne. Sehr vernünftig. HAUSHOFMEISTER Um Vergebung. Die Tanzmaskerade wird weder als Nachspiel noch als Vorspiel aufgeführt, sondern mit dem Trauerstück Ariadne gleichzeitig. TENOR Ha, ist dieser reiche Herr besessen? MUSIKLEHRER Will man sich über uns lustig machen? PRIMADONNA Sind die Leute wahnsinnig? Ich muss augenblicklich den Grafen sprechen! Komponist nähert sich erschrocken. Zerbinetta horcht von rechts. HAUSHOFMEISTER mit hochmütiger Ironie Es ist genau so, wie ich es sage. Wie Sie es machen werden, das ist natürlich Ihre Sache. MUSIKLEHRER dumpf Unsere Sache! HAUSHOFMEISTER Mein gnädiger Herr ist der für Sie schmeichelhaften Meinung, dass Sie beide Ihr Handwerk genug verstehen, um eine solche kleine Abänderung auf eins, zwei durchzuführen; und es ist nun einmal der Wille meines gnädigen Herrn, die beiden Stücke, das lustige und das traurige, mit allen Personen und der richtigen Musik, so wie er sie bestellt und bezahlt hat, gleichzeitig auf seiner Bühne serviert zu bekommen. MUSIKLEHRER Warum gleichzeitig? ZERBINETTA leichtfertig Da muss ich mich ja beeilen! läuft in ihr Zimmer HAUSHOFMEISTER Und'zwar so, dass die ganze Vorstellung deswegen auch nicht einen Moment länger dauert. Denn für Punkt neun Uhr ist ein Feuerwerk im Garten anbefohlen. MUSIKLEHRER Ja, wie um aller Götter willen stellt sich denn Seine Gnaden das vor? KOMPONIST vor sich, ganz für sich leise Eine innere Stimme hat mir von der Wiege an etwas Derartiges vorausgesagt. HAUSHOFMEISTER Es ist wohl nicht die Sache meines gnädigen Herrn, wenn er ein Spektakel bezahlt, sich auch noch damit abzugeben, wie es ausgeführt werden soll. Seine Gnaden ist gewohnt, anzuordnen und seine Anordnungen befolgt zu sehen. nach einer Pause, nochmals umkehrend, herablassend Zudem ist mein gnädiger Herr schon seit drei Tagen ungehalten darüber, dass in einem so wohlausgestatteten Hause wie dem seinigen ein so jämmerlicher Schauplatz wie eine wüste Insel ihm vorgestellt werden soll, und ist eben, um dem abzuhelfen, auf den sublimen Gedanken gekommen, diese wüste Insel durch das Personal aus dem anderen Stück einigermassen anständig staffieren zu lassen. TANZMEISTER Das finde ich sehr richtig. Es gibt nichts Geschmackloseres als eine wüste Insel. KOMPONIST Ariadne auf Naxos, Herr. Sie ist das Sinnbild der menschlichen Einsamkeit. TANZMEISTER Eben darum braucht sie Gesellschaft. KOMPONIST Nichts um sich als das Meer, die Steine, die Bäume, das fühllose Echo. Sieht sie ein menschliches Gesicht, wird meine Musik sinnlos. TANZMEISTER Aber der Zuhörer unterhält sich. So wie es jetzt ist, ist es, um stehend einzuschlafen. Pirouette HAUSHOFMEISTER Um Vergebung, aber ich bitte sich höchlich zu beeilen, die Herrschaften werden sogleich eintreten. ab MUSIKLEHRER Ich weiss nicht, wo mir der Kopf steht. Wenn man zwei Stunden Zeit hätte, um über die Lösung nachzudenken. KOMPONIST Darüber willst du, nachdenken? Wo menschliche Gemeinheit, stier wie die Meduse, einem entgegengrinst. Fort, was haben wir hier verloren? MUSIKLEHRER Was wir hier verloren haben? Die fünzig Dukaten unter anderem, von denen du das nächste halbe Jahr zu leben gedachtest. KOMPONIST vor sich Ich habe nichts mit dieser Welt gemein! Wozu leben in ihr? TANZMEISTER nimmt den Musiklehrer beiseite Ich weiss wirklich nicht, warum Sie beide einem so vernünftigen Vorschlag solch übertriebene Schwierigkeiten entgegensetzen. MUSIKLEHRER Meinen Sie denn irn Ernst, es liesse sich machen? TANZMEISTER Nichts leichter als das, Die Oper enthält Längen leiser gefährliche Längen. Man lässt sie weg. Diese Leute wissen zu improvisieren, finden sich in jede Situation. MUSIKLEHRER Still, wenn er uns hört, begeht er Selbstmord. TANZMEISTER Fragen Sie ihn, ob er seine Oper lieber heute ein wenig verstümmelt hören will, oder ob er sie niemals hören will. Schaffen Sie ihm Tinte, Feder, einen Rotstift, was immer! zum Komponisten Es handelt sich darum, Ihr Werk zu retten! KOMPONIST drückt die ihm von allen Seiten gereichten Noten leidenschaftlich an die Brust Lieber ins Feuer! Man bringt Tinte, - Feder, ein Licht dazu. TANZME1STER Hundert grosse Meister, die wir auf den Knien bewundern, haben ihre erste Aufführung mit noch ganz anderen Opfern erkauft. KOMPONIST rührend, hilflos Meinen Sie? Hat er recht, du? Darf ich denn? Muss ich denn? TANZMEISTER drückt ihn sanft an den Tisch, wo man die Noten ausbreitet und das Licht danebenstellt; zum Musiklehrer Sehen Sie zu, dass er genug streicht. Ich rufe indessen Zerbinetta, wir erklären ihr in zwei Worten die Handlung! Sie ist eine Meisterin im Improvisieren; da sie immer nur sich selber spielt, findet sie sich in jeder Situation zurecht, die anderen sind auf sie eingespielt, es geht alles wie am Schnürchen. Er holt sich Zerbinetta aus dem Zimmer, spricht zu ihr. Komponist fängt an, beim Schein der Kerze zu streichen. PRIMADONNA zum Musiklehrer, leise Sehen Sie zu, dass er dem Bacchus einiges wegnimmt; man erträgt es nicht, diesen Mann soviel singen zu hören. TENOR tritt verstohlen zum Komponisten, beugt sich zu ihm Der Ariadne müssen Sie streichen. Niemand hält es aus, wenn diese Frau unaufhörlich auf der Bühne steht. MUSIKLEHRER flüsternd, nimmt den Tenor beiseite Er nimmt ihr zwei Arien weg, Ihnen keine Note. Verraten Sie mich nicht. tritt ebenso zur Primadonna hinüber Sie behalten alles. Er nimmt dem Bacchus die halbe Rolle, lassen Sie sich nichts merken. TANZMEISTER zu Zerbinetta, lustig geistreich Diese Ariadne ist eine Königstochter. Sie ist mit einem gewissen Theseus entflohen, dem sie vorher das Leben gerettet hat. ZERB1NETTA zwischen Tür und Angel So etwas geht selten gut aus. TANZMEISTER Theseus wird ihrer überdrüssig und lässt sie bei Nacht auf einer wüsten Insel zurück! MUSIKLEHRER zum Komponisten Noch das, es muss sein! ZERBINETTA verständnisvoll Kleiner Schuft! TANZMEISTER Sie verzehrt sich in Sehnsucht und wünscht den Tod herbei. ZERBINETTA Den Tod! Das sagt man so. Natürlich meint sie einen anderen Verehrer. TANZMEISTER Natürlich, so kommt's ja auch! KOMPONIST hat aufgehorcht, kommt näher Nein, Herr, so kommt es nicht! Denn, Herr! sie ist eine von den Frauen, die nur einem im Leben gehören und danach keinem mehr. ZERBINETTA Ha! KOMPONIST verwirrt, starrt sie an - keinem mehr als dem Tod. ZERBINETTA Der Tod kommt aber nicht. Wetten wir. Sondern ganz das Gegenteil. Vielleicht auch. ein blasser, dunkeläugiger Bursche, wie du einer bist. MUSIKLEHRER Sie vermuten ganz recht. Es ist der jugendliche Gott Bacchus, der zu ihr kommt! ZERBINETTA fröhlich, spöttisch Als ob man das nicht wüsste! Nun hat sie ja fürs nächste, was sie braucht. KOMPONIST sehr feierlich Sie hält ihn für den Todesgott. In ihren Augen, in ihrer Seele ist er es, und darum, einzig nur darum - ZERBINETTA aus der Tür Das will sie dir weismachen. KOMPONIST Einzig nur darum geht sie mit ihm - auf sein Schiff! Sie meint zu sterben! Nein, sie stirbt wirklich. ZERBINETTA Tata. Du wirst mich meinesgleichen kennen lehren! KOMPONIST Sie ist nicht Ihresgleichen! schreiend Ich weiss es, dass sie stirbt. leise Ariadne ist die eine unter Millionen, sie ist die Frau, die nicht vergisst. ZERBINETTA Kindskopf. Sie kehrt ihm den Rücken; zu ihren vier Partnern, die herangetreten sind. Merkt auf, wir spielen mit in dem Stück Ariadne auf Naxos. Das Stück geht so eine Prinzessin ist von ihrem Bräutigam sitzen gelassen, und ihr nächster Verehrer ist vorerst noch nicht angekommen. Die Bühne stellt eine wüste Insel dar. Wir sind eine muntere Gesellschaft, die sich zufällig auf dieser wüsten Insel befindet. Ihr richtet euch nach mir, und, sobald sich eine Gelegenheit bietet, treten wir auf und mischen uns in die Handlung! KOMPONIST während sie spricht, vor sich Sie gibt sich dem Tod hin - ist nicht mehr da - weggewischt - Stürzt sich hinein ins Geheimnis der Verwandlung - wird neu geboren - entsteht wieder in seinen Armen! - Daran wird er zum Gott. Worüber in der Welt könnte eins zum Gott werden als über diesem Erlebnis? ZERBINETTA sieht ihm in die Augen Courage! jetzt kommt Vernunft in die Verstiegenheit! KOMPONIST Lebendig war's! Stand da - so! malt's mit den Händen in die Luft ZERBINETTA Und wenn ich hineinkomme, wird's schlechter? KOMPONIST vor sich Ich überlebe diese Stunde nicht! ZERBINETTA Du wirst noch ganz andere überleben. KOMPONIST verloren Was wollen Sie - in diesem Augenblick - damit sagen? ZERBINETTA mit äusserster Koketterie, scheinbar ganz schlicht Ein Augenblick ist wenig - ein Blick ist viel. Viele meinen, dass sie mich kennen, aber ihr Auge ist stumpf. Auf dem Theater spiele ich die Kokette, wer sagt, dass mein Herz dabei im Spiele ist? Ich scheine munter und bin doch traurig, gelte für gesellig und bin doch so einsam. KOMPONIST naiv entzückt Süsses, unbegreifliches Mädchen! ZERBINETTA Törichtes Mädchen, musst du sagen, das sich manchmal zu sehnen verstünde nach dem einen, dem sie treu sein könnte, treu bis ans Ende. KOMPONIST Wer es sein dürfte, den du ersehnest! Du bist wie ich - das lrdische unvorhanden in deiner Seele. ZERBINETTA zart Du spricht, was ich fühle. - Ich muss fort. Vergisst du gleich wieder diesen einen Augenblick? KOMPONIST Vergisst sich in Äonen ein einziger Augenblick? Zerbinetta macht sich los, läuft schnell in ihr Zimmer nach rechts. Der Musiklehrer, als Regisseur der Oper, hat die übrigen Figuren, den Tenor, dann die drei Nymphen nach rückwärts, wo die Bühne angenommen ist, dirigiert und kommt jetzt eilfertig nach vorne, die Primadonna abzuholen, die noch einmal in ihr Garderobezimmer verschwunden war. MUSIKLEHRER An Ihre Plätze, meine Damen und Herren! Ariadne! Zerbinetta! Scaramuccio, Harlekin! Auf die Szene, wenn ich bitten darf! PRIMADONNA Ich soll mit dieser Person auf einer Szene stehen! Woran denken Sie! MUSIKLEHRER Seien Sie barmherzig! Bin ich nicht Ihr alter Lehrer? PRIMADONNA Jagen Sie mir die Kreatur von der Bühne - oder ich weiss nicht, was ich tue! MUSIKLEHRER Wo hätten Sie eine schönere Gelegenheit als auf der Bühne, ihr zu zeigen, welch unermesslicher Abstand zwischen Ihnen befestigt ist! PRIMADONNA Abstand! Ha! Eine Welt, hoffe ich. MUSIKLEHRER Legen Sie diese Welt in jede Gebärde und - man wird Ihnen anbetend zu Füssen sinken. küsst ihr die Hand, fährt sie ein paar Schritte nach rückwärts, kommt dann sogleich wieder, den Komponisten zu holen KOMPONIST umarmt den Musiklehrer stürmisch Seien wir wieder gut! Ich sehe jetzt alles mit anderen Augen! Die Tiefen des Daseins sind unermesslich! - Mein lieber Freund, es gibt manches auf der Welt, das lässt sich nicht sagen. Die Dichter unterlegen ja recht gute Worte, Jubel in der Stimme jedoch, jedoch, jedoch, jedoch, jedoch! - Mut ist in mir, Freund. - Die Welt ist lieblich und nicht fürchterlich dem Mutigen - und was ist denn Musik? mit fast trunkener Feierlichkeit Musik ist eine heilige Kunst, zu versammeln alle Arten von Mut wie Cherubim um einen strahlenden Thron! Und darum ist Musik die heilige unter den Künsten! Zerbinetta erscheint rückwärts, mit einem frechen Pfiff ihre Partner auf die Bühne zu rufen. Harlekin kommt eilfertig aus dem Zimmer rechts, läuft, seinen Gurt schnallend, auf die Bühne. KOMPONIST Was ist das? Wohin? Scaramuccio, wie Harlekin, gleichfalls seine Toilette im Laufen beendend Diese Kreaturen! Truffaldin, Brighella, den gleichen Weg wie die vorigen In mein Heiligtum hinein ihre Bocksprünge! Ah! MUSIKLEHRER Du hast es erlaubt! KOMPONIST rasend Ich durfte es nicht erlauben! Du durftest mir nicht erlauben, es zu erlauben! Wer hiess dich mich zerren, mich! in diese Welt hinein? Lass mich erfrieren, verhungern, versteinen in der meinigen! Stürzt verzweifelt davon. Der Musiklehrer sieht ihm nach, schüttelt den Kopf. Strauss,Richard/Ariadne auf Naxos/2