約 5,264,688 件
https://w.atwiki.jp/oper/pages/3009.html
ERSTER AUFZUG Ein Zimmer in Nureddins Hause Rechts und links Seitentüren. Rechts ein Ruhebett, zu dessen Seiten ein Tisch mit Medizinflaschen. Links ein zweiter Tisch nebst Stuhl. Es ist Morgendämmerung und wird während der ersten Szene allmählich Tag. Nureddin ruht auf dem Bett, seine Diener umgeben ihn mit Mienen voll Niedergeschlagenheit als einen Sterbenden. ERSTER AUFTRITT Nureddin. Diener Nureddins DIENER NUREDDINS Sanfter Schlummer Wiegt ihn ein, Lindert milde Jede Pein. Leise drum! Still und stumm! Weinet nicht! Weckt ihn nicht! Bald, ach bald verglimmt sein Lebenslicht. Weinet nicht! Weckt ihn nicht! NUREDDIN träumend Margiana! CHOR DER DIENER Horch, er spricht! NUREDDIN zart gesteigert Margiana! CHOR DER DIENER Weckt ihn nicht! NUREDDIN Margiana! CHOR DER DIENER Ihn umschwebt ein Traumgesicht. NUREDDIN Komm, deine Blumen zu begiessen, o Margiana! Lass deines Blickes mich geniessen, o Margiana! Bleib ewig mir verschlossen Edens Tor, Will sich dein Herz nur mir erschliessen, o Margiana! CHOR DER DIENER O hört ihn reden Vom Garten Eden! Ach! bald, ach! Bald hat er ausgelitten, Bald hat sein Fuss beschritten Die Brücke des Gerichts. In Strömen ew gen Lichts, In Paradieses Mitten Ruht er beglückt. Granaten pflückt Und Datteln seine Hand Im wonnigen Land; An der Glückseligen Baum, Am moschusduftenden Saum Von Edenflüssen Wiegt ihn mit Küssen Der Huri Mund In ewigen Liebestraum. Dort ahnt er kaum, Versenkt in Entzücken und Freuen, Die Tränen seiner Getreuen. NUREDDIN Komm , deine Blumen zu begiessen, o Margiana! Lass deines Blickes mich geniessen, o Margiana! Margiana! Margiana! Margiana! CHOR In Strahlen ew gen Lichts, In Paradieses Mitten Ruht er beglückt. Granaten pflückt Und Datteln seine Hand Im wonnigen Land. In der Glücksel gen Baum, Am moschusduftenden Saum Von Edenflüssen Wiegt ihn mit Küssen Der Huri Mund In seligen Traum. Weckt ihn nicht, still! Weckt ihn nicht! Bald verglimmt sein Lebenslicht. Der Chor zieht sich während der letzten Worte leise zurück. ZWEITER AUFTRITT Nureddin allein NUREDDIN fährt vom Lager empor, erhebt sich und tritt in den Vordergrund So leb ich noch? So hat noch nicht Der Liebe Feuer mich zerstört? Margiana, der mein Herz gehört, Margiana, meiner Seele Licht, Muss ich vergehn in meiner Pein? Kein Arzt kann Hilfe mir verleihn, Umsonst erprobt ward alle Kunst; Mich rettet einzig Liebesgunst. Bostana kennet meinen Schmerz; Sie sprach „Noch blüht vielleicht dein Glück! Erforschen will ich bald ihr Herz, Und Kunde bring ich dir zurück.“ Erscheinen will sie heute hier. Tod oder Leben bringt sie mir. Vor deinem Fenster die Blumen Versengte der Sonne Strahl, Du tränktest aus goldener Schale Die Schmachtenden allzumal. Doch als du die Blumen tränktest, Ergriff mich heissglühende Pein, Für die keinen Tau du mir schenktest Der tauenden Lippen dein. Nun prangen die Blumen und blühen, Doch hoffnungslos muss ich erglühen, Verwelken stumm und allein. Und ist denn mein Herz keine Blume, Und schmachtet es nicht nach dir? O hege die Blume am Herzen, Sie sei deine schönste Zier. Von deinen Blicken getroffen Im Innersten liebeswund - Genesung kann es nur hoffen Durch Labe von deinem Mund. O lass es nicht welkend verderben, O lass es nicht sinken und sterben, O mache mein Herz gesund! Er geht zum Tisch, setzt sich nieder und stützt den Kopf in die Hand, bis Bostana ihn anredet. Bostana tritt durch die Seitentür links ein, alt aussehend und in etwas groteskem Kostüm. DRITTER AUFTRITT Bostana. Nureddin. BOSTANA im Ausdruck bald salbungsvoll, bald geschwätzig Sei Allahs Frieden über dir, mein Sohn. Sei Allahs Frieden, Allahs Frieden Über dir, mein Sohn! - Und denke an ein gut Geschenk für mich, Ich komme eben von Margiana her. NUREDDIN Kommst du, ein Dämon, von dem Berge Kâf Und führst du mich zum Garten des Entzückens? Wie, oder harret mein der Qualen Abgrund, Wo mir dass Hirn von ew gem Feuer siedet? BOSTANA Beruh ge dich, dass Wonne dich nicht töte, Und denke an ein gut Geschenk für mich. Ich bringe gute Botschaft. NUREDDIN Gute Botschaft! So bist die Taube du, die nach der Sturmflut Herniederfliegt zur Arche meines Herzens, In dem des Grames Riesenschlange zischt, Darin Verzweiflung wie ein Schakal wimmert Und wilde Eifersucht, ein Tiger, heult Und, ach, die Nachtigall der Sehnsucht flötet. BOSTANA So höre denn Margiana will dich heilen, Dich laben, ihren Lieblingsblumen gleich. NUREDDIN O sprich! Darf ich sie sehn? BOSTANA Heute noch! Nun merke wohl auf alles, was ich sage, Dass richtig du zum Stelldichein erscheinst. BOSTANA UND NUREDDIN letzterer Bostanas Worte wiederholend Wenn zum Gebet Vom Minaret Um Mittag ladet der Muezzin Rufen, Der Kadi dann, Ein frommer Mann, Herniedersteiget seines Hauses Stufen, Dass zur Moschee Er eilig geh , Erfüllend streng die Lehre des Propheten, Dann sei bereit, Ich bin bereit, Das ist die Zeit, Margianens Zimmer sicher zu betreten. Harre auf mich, Ich harr auf dich, Ich leite dich, Du leitest mich, An ihren Blicken darfst du dann dich / darf ich dann mich sonnen Von aller Pein Dich / Mich zu befrein, Wird süsse Liebe dir gewähren / spenden hohe Wonnen! NUREDDIN O fort! Zu ihren Füssen mich zu stürzen. Bostana, komm, es muss schon Mittag sein. BOSTANA Wo denkst du hin, es ist noch früh am Tag, Und du kannst doch nicht so vor ihr erscheinen, Die schwere Krankheit hat dich ganz entstellt, Du hast noch Zeit, ein stärkend Bad zu nehmen. NUREDDIN Nein! Versäumen könnt ich sonst die Stunde ... Weisst du vielleicht, wo ein Barbier zu finden? BOSTANA O ja, ich habe einen alten Freund, Ein Heros jeder Wissenschaft und Kunst Und im Barbieren auch ein Virtuos, Den Abul Hassan Ali Ebn Bekar. NUREDDIN Wie? Abul Hassan Ali Ebn Bekar? ... So sende eilig ihn hierher zu mir Und harre pünktlich um die rechte Stunde. BOSTANA So hast du alles richtig auch verstanden? NUREDDIN O, jedes Wort ist mir ins Herz geprägt! NUREDDIN UND BOSTANA die jetzt wiederholt Wenn zum Gebet Vom Minaret Um Mittag ladet der Muezzin Rufen, Der Kadi dann, Ein frommer Mann, Herniedersteiget seines Hauses Stufen, Dass zur Moschee Er eilig geh , Erfüllend streng die Lehre des Propheten. Ich bin bereit, Du bist bereit, Das ist die Zeit, Margianens Zimmer sicher zu betreten. Ich harr auf dich, Harre auf mich, Ich leite dich. Du leitest mich. BOSTANA Tönet Muezzinruf, halte dich nah, Denn die Stunde der Wonn ist da. NUREDDIN Tönet Muezzinruf, bin ich schon da, Wenn die Stunde der Wonne nah! Begleitet Bostana bis zur Tür und verabschiedet sie; lebhaftes Gebärdenspiel von beiden Seiten. BOSTANA steckt den Kopf nochmals zur Tür herein Und denk auch an ein gut Geschenk für mich! NUREDDIN macht mit enthusiastisch abfertigender Bewegung der Tür hinter ihr wieder zu, reisst sie aber sogleich wieder auf und ruft ihr nach. Vergiss den Barbier nicht! VIERTER AUFTRITT Nureddin allein NUREDDIN in leidenschaftlicher Bewegung mit entzückten Gebärden auf und ab schreitend Ach, das Leid hab ich getragen, Wie ertrag ich nun sein Glück? Liebe, nimm dein Wort zurück, Sieh mich beben, sieh mich zagen! Lass mir all die sel ge Trauer, All den tödlich süssen Schmerz Der Erfüllung Wonneschauer Überwältigt mir das Herz! Doch dies ist ja nur ein Träumen, Schon der Welt bin ich entflohn, Pflücke ird schen Leides Lohn Dort in Paradieses Räumen. Tragen muss ich Himmelswonnen Wie der Erde Leid und Schmerz Leuchtet hell ihr Glückessonnen, Überwältigt mir das Herz! Er bleibt zu Ende des Gesanges in verzückter Stellung im Vordergrunde stehen Abul tritt ein; in orientalischer Barbiertracht, ein buntes Damasttuch hängt ihm vom Gürtel hernieder, auf der ändern Seite ein metallnes Becken und ein kleiner Handspiegel, sowie ein Astrolabium. Er trägt einen kleinen Kasten mit Utensilien unter dem Arm. Aussehen steinalt, sehr bleich, fast gelb, langer, weisser Bart. FÜNFTER AUFTRITT Nureddin. Abul Hassan Ali Ebn Bekar ABUL verbeugt sich NUREDDIN kehrt ihm noch den Rücken ABUL verbeugt sich wieder und räuspert sich laut NUREDDIN bemerkt ihn immer noch nicht ABUL nähert sich Nureddin und klopft ihn auf die Schulter; als dieser sich umwendet und ihn bemerkt, macht Abul nochmals eine tiefe Verbeugung NUREDDIN erwidert mit Kopfnicken seinen Gruss und gibt ihm einen Wink, sein Werk zu beginnen. ABUL Mein Sohn, sei Allahs Frieden hier Auf Erden stets beschieden dir. Heil dir, du Krankgewesener, Du glücklich Neugenesener, Du Übelüberwindender, Dich wieder Wohlbefindender, Dem Tode froh Entschlüpfender, Durchs Leben rüstig Hüpfender, Du jüngst noch Heiltrank Schlürfender, Nun meiner Kunst Bedürfender, Schwer unter Haarlast Ächzender, Nach meinem Messer Lechzender! setzt sich nieder Ich komm in aller Eiligkeit Und wünsche dir Gedeihlichkeit, Gesundheit, Glück und Überfluss Und langer Jahre Hochgenuss, Dir blühe stets - NUREDDIN Ich danke dir! Nur sei recht eilig! Mich ruft ein dringendes Geschäft. Mach schnell! ABUL Ich habe dir dein Horoskop gestellt; Vernimm durch mich den Spruch der Sternenwelt Du hast gewählt die beste Zeit auf Erden, Die man nur wählen kann, rasiert zu werden. Er zeigt Nureddin das Horoskop. Nureddin macht eine abwehrende Handbewegung. Dies Spiel wiederholt sich noch zweimal. Abul verfolgt Nureddin damit. Nureddin wird ungeduldig und weist ihn gebieterisch ab. ABUL zuckt die Achseln Mars und Merkur Schauen auf dich, Wag es drum nur, Baue auf mich; Doch droht Gefahr Von goldner Schar! Sei auf der Hut Vor Sonnenglut! Wenn Venus lacht, Nimm dich in acht! Geh nicht hinaus! Bleib fein zu Haus! NUREDDIN Was kümmern die Sterne dich nur? Mach schnell! Danach frage ich nicht, Beginne sogleich deine Schur, Gesell! Eilig tu deine Pflicht. Fasle nicht weiter von der Sterne Schar, Was du da schwatzest, ist ja doch nicht wahr. Lasse das! Dämme deiner Worte hohe Flut, Zu vieles Reden ist nicht gut. Nicht so lang bedacht, Schnell voran gemacht, Eilig packe aus, Sonst werf ich dich zur Tür hinaus! Sogleich ans Werk, sonst geh hinaus! ABUL Im Hause alles magst du heute wagen, Doch bleib zu Haus, sonst geht dir s an den Kragen. NUREDDIN Nicht will ich Rat von dir und Prophezeiung Dein Werk vollende schnell und weiter nichts. Drum kein Geschwätz - sonst ruf ich einen andern. für sich Margiana, o Margiana, du mein Alles! ABUL O wüsstest du, Verehrter, Was ich für ein Gelehrter, Du wärst erstaunt darob Und sprächest nicht so grob. So höre denn, du Tröpfchen, Du ungeschornes Köpfchen, Was ich für ein Barbier, Und freue dich mit mir. Bin Akademiker Doktor und Chemiker, Bin Mathematiker Und Arithmetiker, Bin auch Grammatiker, Sowie Ästhetiker, Ferner Rhetoriker, Grosser Historiker, Astrolog, Philolog, Physiker, Geolog, Geograph, Korograph, Topograph, Kosmograph, Linguist und Jurist Und Tourist und Purist. Maler und Plastiker, Fechter, Gymnastiker. NUREDDIN Margiana, o Margiana, du mein Alles! ABUL Tänzer und Mimiker, Dichter und Musiker, Grosser Dramatiker, Epigrammatiker, Scharfer Satiriker, Epiker, Lyriker, Dabei ein Sokrates Und Aristoteles. Bin Dialektiker, Sophist, Eklektiker, Zyniker, Ethiker, Peripathetiker. Bin ein athletisches, Tief theoretisches, Musterhaft praktisches, Autodidaktisches Gesamtgenie, Ja, ein Gesamtgenie! NUREDDIN mit Humor Nun sag einmal, du unverschämter Schwätzer, Wann endest du? Und wann beginnest du? ABUL O wie du mich verkennest, Dass du mich Schwätzer nennest! Ja, meine Brüder selig, Die schwatzten unausstehlich. Unausstehlich! Bakbak, der Einäugige, Bakbarah, der Dickbäuchige, Alkuz, der Vielbräuchige, Alnaschar, der Weinschläuchige, Bukbuk, der Spatzenscheuchige, Schakkabak, der Hustenkeuchige; Doch ich, der jüngste der Familie, Bin still und unschuldvoll wie eine Lilie. NUREDDIN geht ausser sich vor Ungeduld erst einige Schritte durch das Zimmer, dann fasst er einen Entschluss, geht zur Tür, reisst sie auf und ruft seinen Dienern. He! Ali, Sadi, Abbas, Achmet, Zofar, Omar, Dschafar, Jezid, Salem, Hussein, Mustein, Kajem, Riza, Jusuff, Motawackel! Werft ihn hinaus! Die Diener treten schon auf den ersten Ruf einzeln nacheinander ein, sind also bei den Worten „Werft ihn hinaus“ schon alle auf der Szene. Es ist wünschenswert, dass der zuletzt erscheinende Motawackel eine besonders auffällige Figur sei. Entweder sehr kolossal und dick, einen guten halben Kopf höher als die übrigen, oder, im Fall eine solche Persönlichkeit fehlt, ein sehr kleiner Knabe, der als Zwerg ausstaffiert wird, eine Art Ausläufer, Lakai. SECHSTER AUFTRITT Nureddin. Abul. Nureddins Diener CHOR DER DIENER Hinaus! Hinaus! Hinaus! Aus Hof und Haus! Du Schelm, du Wicht, Du Galgengesicht! Du Narr, du Schwätzer, Du Messerwetzer, Du Beckenträger, Du Haarabsäger! Hinaus! Hinaus! Hinaus! Aus Hof und Haus. Du Hungerleider! Du Pflasterschneider! Du Pulverreiber! Du Giftverschreiber! Hinaus! Hinaus! Hinaus! Aus Hof und Haus! Du Haarseilwinder, Du Leuteschinder, Du Gurgelschwenker, Du Armverrenker! Hinaus! Hinaus! Du Salbenwischer, Du Pillenmischer, Du Wundenstecher, Du Beinzerbrecher! Hinaus! Hinaus! Hinaus! Du Pulsbefasser, Du Aderlasser, Lanzettenritter Und Leichenbitter! Hinaus! Hinaus! Hinaus! Du Zähneauszwacker, Du Placker, du Racker, Du Sternbegucker, Du Schlucker, du Mucker! Hinaus! Hinaus! Aus Hof und Haus! Hinaus! Hinaus! Während des Nachspiels drängen die Diener den Barbier in den Hintergrund bis an die Tür, dort macht er sich aber los, eilt in den Vordergrund, zieht ein Barbiermesser hervor und schwingt es drohend. ABUL Wehe! Wehe! Wehe! Wie bin ich empört, Zertreten, zerstört, Beschimpft unerhört! CHOR DER DIENER Hast du nicht gehört?! ABUL Verwünscht! Verrucht! Verdammt! Verflucht! Hab ich dich gesucht? CHOR DER DIENER Ergreife die Flucht! ABUL Du wolltest mich schier, Du sandtest nach mir, So bin ich nun hier! CHOR DER DIENER Was willst du noch hier? ABUL Du aber vernimm Des Gütigen Stimm . Nicht reize den Grimm Des Abul Hassan Ali Ebn Bekar! CHOR DER DIENER Nun geht es dir schlimm! ABUL Auf Muselmanns Wort. Nicht wehren den Ort Die Elenden dort! CHOR DER DIENER Nun packe dich fort! ABUL Und zittert die Welt Und wankt und fällt Und bricht und zerschellt - CHOR DER DIENER Nun räume das Feld! ABUL Du hast keine Wahl, Es glättet mein Stahl Den Kopf dir kahl! CHOR DER DIENER Hinaus aus dem Saal! ABUL Drum Ali, Sadi, Abbas, Achmet, Zofar, Omar, Dschafar, Jezid, Salem, Hussein, Mustein, Kajem, Riza, Jusuff, Motawackel! Packt euch hinaus! Nureddin gibt den Dienern einen Wink, sich zu entfernen Sobald Abul sieht, dass er gewonnenes Spiel hat, behandelt er die Diener als Sieger und trägt mehreres zu ihrer Hinausbeförderung bei. Besonders lässt er Motawackel seinen Zorn fühlen. SIEBENTER AUFTRITT Nureddin. Abul NUREDDIN beiseite Ich seh , durch Strenge werd ich ihn nicht los, Versuch ich denn, durch Schmeicheln ihn zu kirren. zu Abul Erhabner Freund, du Krone der Barbiere, Du Bruder Bakbaks, Bukbuks, Bakbarahs Und Alkuz , Alnaschars und Schakkabaks, Du Alleswisser und du Alleskönner, Mich ruft ein dringendes Geschäft von hinnen; Du würdest ganz unendlich mich verbinden, Wenn du nun endlich so geneigt sein wolltest - ABUL. O wie die Rede süss vom Mund dir träuft! Nun sitze nieder; sanft wie Zephirhauch Soll meine Klinge übers Haupt dir streifen. Er wendet sich schon während der letzten Worte zum Tisch, breitet seine Utensilien aus, nimmt sein Becken vom Gürtel und schlägt Schaum NUREDDIN setzt sich während der folgenden Worte auf einen Stuhl in die Mitte der Bühne Heil mir, so wird er endlich nun beginnen; Das wird ein Stelldichein mit Abenteuern! Margiana, o Margiana, du mein Alles! ABUL nimmt das Damasttuch von seinem Gürtel, hängt es Nureddin um und singt dabei halblaut in den Bart brummend Margiana, o Margiana, du mein Alles? Haha! Ich merk , er ist verliebt. Nun wart ! Noch eh du glatt geschoren, weiss ich alles. Lass dir zu Füssen wonnesam mich liegen, o Margiana!“ NUREDDIN emporspringend Margiana!? ABUL Was willst du denn? Ich sing ein Liebeslied, Das ich dereinst in meinen jungen Jahren Gedichtet und auch in Musik gesetzt. NUREDDIN setzt sich wieder So singe nur, doch mache, dass du endest! ABUL Nureddins Kopf einseifend Lass dir zu Füssen wonnesam mich liegen, O Margiana!“ NUREDDIN jedesmal wiederholend O Margiana! ABUL im Rasieren „An deine Hand die Lippe trunken schmiegen, O Margiana! Auf deinem Munde lachet holde Fülle süsser Labe, Lass nur den Hauch mich nippen still verschwiegen, O Margiana! Wonnen der Liebe gleichen bunten flücht gen Sommerfaltern, Lasse sie kosend um die Stirn uns fliegen, O Margiana! Die Welt versinkt, es leuchten helle goldnen Äthers Wogen, Wir sind empor zum Eden schon gestiegen, O Margiana! O Margiana!“ NUREDDIN einstimmend O Margiana! Wonnen der Liebe - o Margiana! Die Welt versinkt - o Margiana! Abul vertieft sich in die Kadenz des Liedes; er hat bis darin Nureddins Kopf halb rasiert, während der Kadenz aber vergisst er das Geschäft vollständig. Er tritt mit Messer und Becken in den Vordergrund und vertieft sich ganz in die Erfindung der Rouladen, freut sich mit sichtbarem Wohlgefallen seiner Stimme. Zuletzt als Nureddin ihn beim Arm packt, ist er ganz wie aus den Wolken gefallen, schrickt sichtbar zusammen. NUREDDIN begleitet die Kadenz mit den Gebärden der bittersten Verzweiflung; ihn unterbrechend, in der höchsten fieberhaften Aufregung Mein teurer Abul! Deiner Stimme Klang, Voll bebenden Gedenkens einst ger Zeit, Verrät mir, dass auch du einmal geliebt! So höre denn und lass dein Herz bewegen. Ich liebe! Und Margiana heisst auch sie! Zum Stelldichein liess mich Margiana laden, Wenn Mittag ist und die Muezzin rufen. Die Stunde naht, und ich versäume sie. Drum, wenn ein Funke menschlichen Gefühls, Wenn je ein Hauch von Liebe dich durchdrungen, Auf meinen Knieen hier beschwör ich dich Rasiere mich!! Er sagt diese Worte in flehender ergebenster Stellung, als mache er Anstalten, wirklich niederzuknien. Bei den Worten „Rasiere mich“ verliert er die Besinnung und fällt in Abuls Arme. ABUL feierlich, gerührt, väterlich zärtlich Du liebst?! Du liebst!? O fühl an diesem Herzen, Dem neunzigjähr gen, ob auch ich geliebt!? Bei diesen Worten zieht Abul Nureddin ans Herz. Kurze Pause einer enthusiastischen Umarmung NUREDDIN UND ABUL mit jubelnder Begeisterung O Liebe! Liebe! Seligstes Gefühl! Lass dir zu Füssen wonnesam mich liegen, O Margiana! An deine Hand die Lippe trunken schmiegen, O Margiana! Von deinem Munde lachet holde Fülle süsser Labe, Lass nur den Hauch mich nippen still verschwiegen, O Margiana! Wonnen der Liebe gleichen bunten flücht gen Sommerfaltern, Lasse sie kosend um die Stirn uns fliegen, O Margiana! Die Welt versinkt, es leuchten helle goldnen Äthers Wogen, Wir sind empor zum Eden schon gestiegen, O Margiana!“ Während des Nachspiels eilt Nureddin wieder zum Stuhl ABUL während er eifrig rasiert Und sprich, wo wohnet sie? Wer ist ihr Vater? NUREDDIN Der Kadi Baba Mustapha. ABUL Nicht möglich! Der Schurk ! Ich hass ihn tödlich! NUREDDIN Und warum? ABUL Mög Allah ihn verderben! NUREDDIN Und weshalb? ABUL Die Pest auf den Barbaren! NUREDDIN Sprich, weswegen? ABUL Ei denk dir nur - der Kerl rasiert sich selber! NUREDDIN Ha ha ha ha! ABUL O lache nicht! Nimm dich in acht vor ihm. NUREDDIN Was kümmert mich der Vater denn? Er geht In die Moschee - ich zu Margiana. ABUL Herrlich. Doch denke an die drohende Gefahr! Ich werde dich geleiten, dich beschützen. NUREDDIN Mein teurer Abul, nein, ich geh allein! ABUL O Nureddin, misstraue deinem Stern. NUREDDIN Mein Stern ist Liebe, sie wird mich beschützen. ABUL ist fertig; er verbeugt sich, nimmt den Spiegel von seinem Gürtel und hält ihn Nureddin vor Nun bist du fertig. Schone dieses Haupts, Das neu verherrlicht ist durch meine Kunst. NUREDDIN Nimm meinen Dank. Ich gehe, mich zu kleiden, Du aber geh zu deinen andern Kunden. Wenn ihrer viele auf dich warten, Wird auch der Tage längster, fürcht ich, dir zu kurz. Er eilt in das Nebengemach ACHTER AUFTRITT Abul allein ABUL So schwärmet Jugend, achtet nicht Gefahr, Ja nicht den Tod, wenn nur die Liebe winkt. Ach meine Brüder! Eurer denk ich weinend, Auch euch hat Liebe in den Tod geführt. Was hat euch, Brüder, in den Tod getrieben? Lieben! Was ist der Grund, dass keiner mir geblieben? Lieben! Dass Bakbaks Busen musst in Staub zerstieben? Lieben! Dass Bakbarah erlag so vielen Hieben? Lieben! Dass Alnaschar sich Rattengift verschrieben? Lieben! Dass Alkuz ward gehängt mit andern Dieben? Lieben! Dass Schakkabak der Husten aufgerieben? Lieben! Was half dich, Bukbuk, in die Grube schieben? Lieben! Was quält auch mich, den jüngsten von den Sieben? Lieben! - O! Nureddin tritt in prächtigem Anzuge auf, geht mit raschen Schritten quer über die Szene in den Vordergrund, dann erst wendet er sich nach rechts und erblickt Abul. NEUNTER AUFTRITT Nureddin. Abul NUREDDIN So hat der Satan dich noch immer hier? ABUL Ich bin dein Engel, Freund, ich folge dir! NUREDDIN Wirst du nun gehn? Soll ich zum Ärgsten schreiten? ABUL Wirst du nun gehn? Ich will dich treu begleiten! NUREDDIN Ich rate dir, nicht hemme meinen Schritt! ABUL Ich rate dir, o Jüngling, nimm mich mit. NUREDDIN Der Alte ist toll, Ich rase, ich wüte! Er weicht keinen Zoll, Wie sehr ich mich mühte. Voll liebender Glut Versprach ich mir Wonnen, Die teuflische Brut Nun hält mich umsponnen! Wie wend ich die Not? Wie halt ich ihn ferne? O, lag er doch tot In tiefer Zisterne! Nicht weiss ich fürwahr Vor Wut mich zu fassen O Narr, der ich war, Mich scheren zu lassen! ABUL Ich bin ja so voll Von Liebe und Güte, Ich hege nicht Groll In meinem Gemüte. Ich bin dir so gut, So freundlich gesonnen, Da hast du mit Wut Und Ärger begonnen. Dich haben bedroht Die tückischen Sterne; Mein Freundesgebot, Erfüll es doch gerne! Doch lohnst du sogar Mein Lieben mit Hassen, Ich darf in Gefahr Dich nimmer verlassen! NUREDDIN Doch halt! Mich zu befrein, ällt mir ein Mittel ein Diener, herbei, herein! Er hat die letzten Worte zur Mitteltür hinausgerufen DIE DIENER erscheinen, Motawackel beschliesst den Zug ABUL Aha, nun lenkst du ein, Du willst vernünftig sein? Was aber soll das Schrein? Was willst du denn? ZEHNTER AUFTRITT Nureddin. Abul. Nureddins Diener NUREDDIN zu den Dienern, auf Abul deutend O sehet den Armen, Wie bleich zum Erbarmen! Sein Leben vergehet, Sein Atem verwehet, Das Fieber ihn schüttelt Und ziehet und rüttelt; O sehet ihn wanken Und beben und schwanken. O eilt, ihn zu retten, Ihn wohlig zu betten, Die Diener umringen den Barbier, der während des Folgenden vergebliche Anstrengungen macht, sich von ihnen loszumachen Ihn nieder zu strecken, Mit Kissen zu decken. Ihn müssen Arzneien Vom Übel befreien. O gebt von den Flaschen Dem Armen zu naschen, Mit Tränken und Pillen Das Übel zu stillen, Mit Salben und Säften Zu helfen nach Kräften. Und mag er nicht nehmen, Er muss sich bequemen, Man kann zum Verschlingen Mit Schlägen ihn zwingen. Man rufe Doktoren, Noch eh er verloren, Herbei mit dem Bader, Er lass ihm zur Ader; Ertränkt den Patienten In Medikamenten! Er eilt ab, Abul reisst sich los, will ihm nach CHOR DER DIENER Abul zurückhaltend und umringend So lasset uns eilen, Den Kranken zu heilen, Die starrenden Glieder, O strecket sie nieder! Abul will entfliehen, eine entgegenstehende Gruppe fängt ihn auf CHOR DER DIENER Wir brauen die besten Arzneien aus Resten Und wollen dazwischen Die Pillen dir mischen. Nimm ein ohne Schrecken, Es möge dir schmecken; Nicht mucken und zucken! Nur ducken und schlucken! ABUL sucht aufs neue zu entfliehen, wird aufgehalten CHOR DER DIENER Wir wehen dir Kühle, Zu lindern die Schwüle; Doch Frost wir vertreiben Durch heftiges Reiben. Abul sucht wieder nach einer andern Seite zu entrinnen, wird aufgehalten CHOR DER DIENER Lasst spanische Fliegen Am Halse ihm liegen Und Pflaster ihm prangen Auf Stirne und Wangen. Neuer Fluchtversuch, Abul wird festgehalten und in den Vordergrund gezogen CHOR DER DIENER Bringt Wasser in Menge, Dass man ihn besprenge, Und Opium Pfunde, Damit er gesunde. Dein Bart ist im Wege, Wir holen die Säge. Motawackel eilt ab Hier deine Lanzetten, Sie müssen dich retten. Wir lassen, o Bader, Dir selber zu Ader! Eine Gruppe von Dienern hat Abul zum Ruhebett hingezogen. Er wird ausgestreckt und so in Kissen gehüllt, dass man nur noch Mütze und Bart sieht. Einige Diener halten Abul fest, andere bewaffnen sich mit Lanzetten und Rasiermessern; einer bürstet ihm die Füsse mit einer grossen Bürste; einer weht Kühle mit einem grossen Tuche; einer schüttet den Rest der Medizinflaschen in ein grosses Glas und macht Miene, ihm einen Löffel voll einzuzwängen. Bei den Worten „Zofar, Dschafar“ bekommt er ein grosses schwarzes Pflaster auf Stirn und Nase gesetzt, und bei dem Rufe „Motawackel“ ist dieser schon mit einer Handsäge wiedergekehrt, fasst den Bart beim Ende an und will ihn in der Nähe des Kinnes durchsägen. ABUL spricht dumpf stöhnend aus der dichten Hülle von Kissen und Decken hervor Ali, Sadi, habt Erbarmen! Abbas, Achmet, lasst mich Armen! Mustein! Hussein! Muss Verdruss sein? Zofar, Dschafar, Motawackel, Ihr tötet mich! CHOR DER DIENER Abul Hassan Ali Ebn Bekar, Wir retten dich! Während sich alle an ihre verschiedenen Funktionen begeben, fällt der Vorhang. ERSTER AUFZUG Ein Zimmer in Nureddins Hause Rechts und links Seitentüren. Rechts ein Ruhebett, zu dessen Seiten ein Tisch mit Medizinflaschen. Links ein zweiter Tisch nebst Stuhl. Es ist Morgendämmerung und wird während der ersten Szene allmählich Tag. Nureddin ruht auf dem Bett, seine Diener umgeben ihn mit Mienen voll Niedergeschlagenheit als einen Sterbenden. ERSTER AUFTRITT Nureddin. Diener Nureddins DIENER NUREDDINS Sanfter Schlummer Wiegt ihn ein, Lindert milde Jede Pein. Leise drum! Still und stumm! Weinet nicht! Weckt ihn nicht! Bald, ach bald verglimmt sein Lebenslicht. Weinet nicht! Weckt ihn nicht! NUREDDIN träumend Margiana! CHOR DER DIENER Horch, er spricht! NUREDDIN zart gesteigert Margiana! CHOR DER DIENER Weckt ihn nicht! NUREDDIN Margiana! CHOR DER DIENER Ihn umschwebt ein Traumgesicht. NUREDDIN Komm, deine Blumen zu begiessen, o Margiana! Lass deines Blickes mich geniessen, o Margiana! Bleib ewig mir verschlossen Edens Tor, Will sich dein Herz nur mir erschliessen, o Margiana! CHOR DER DIENER O hört ihn reden Vom Garten Eden! Ach! bald, ach! Bald hat er ausgelitten, Bald hat sein Fuss beschritten Die Brücke des Gerichts. In Strömen ew gen Lichts, In Paradieses Mitten Ruht er beglückt. Granaten pflückt Und Datteln seine Hand Im wonnigen Land; An der Glückseligen Baum, Am moschusduftenden Saum Von Edenflüssen Wiegt ihn mit Küssen Der Huri Mund In ewigen Liebestraum. Dort ahnt er kaum, Versenkt in Entzücken und Freuen, Die Tränen seiner Getreuen. NUREDDIN Komm , deine Blumen zu begiessen, o Margiana! Lass deines Blickes mich geniessen, o Margiana! Margiana! Margiana! Margiana! CHOR In Strahlen ew gen Lichts, In Paradieses Mitten Ruht er beglückt. Granaten pflückt Und Datteln seine Hand Im wonnigen Land. In der Glücksel gen Baum, Am moschusduftenden Saum Von Edenflüssen Wiegt ihn mit Küssen Der Huri Mund In seligen Traum. Weckt ihn nicht, still! Weckt ihn nicht! Bald verglimmt sein Lebenslicht. Der Chor zieht sich während der letzten Worte leise zurück. ZWEITER AUFTRITT Nureddin allein NUREDDIN fährt vom Lager empor, erhebt sich und tritt in den Vordergrund So leb ich noch? So hat noch nicht Der Liebe Feuer mich zerstört? Margiana, der mein Herz gehört, Margiana, meiner Seele Licht, Muss ich vergehn in meiner Pein? Kein Arzt kann Hilfe mir verleihn, Umsonst erprobt ward alle Kunst; Mich rettet einzig Liebesgunst. Bostana kennet meinen Schmerz; Sie sprach „Noch blüht vielleicht dein Glück! Erforschen will ich bald ihr Herz, Und Kunde bring ich dir zurück.“ Erscheinen will sie heute hier. Tod oder Leben bringt sie mir. Vor deinem Fenster die Blumen Versengte der Sonne Strahl, Du tränktest aus goldener Schale Die Schmachtenden allzumal. Doch als du die Blumen tränktest, Ergriff mich heissglühende Pein, Für die keinen Tau du mir schenktest Der tauenden Lippen dein. Nun prangen die Blumen und blühen, Doch hoffnungslos muss ich erglühen, Verwelken stumm und allein. Und ist denn mein Herz keine Blume, Und schmachtet es nicht nach dir? O hege die Blume am Herzen, Sie sei deine schönste Zier. Von deinen Blicken getroffen Im Innersten liebeswund - Genesung kann es nur hoffen Durch Labe von deinem Mund. O lass es nicht welkend verderben, O lass es nicht sinken und sterben, O mache mein Herz gesund! Er geht zum Tisch, setzt sich nieder und stützt den Kopf in die Hand, bis Bostana ihn anredet. Bostana tritt durch die Seitentür links ein, alt aussehend und in etwas groteskem Kostüm. DRITTER AUFTRITT Bostana. Nureddin. BOSTANA im Ausdruck bald salbungsvoll, bald geschwätzig Sei Allahs Frieden über dir, mein Sohn. Sei Allahs Frieden, Allahs Frieden Über dir, mein Sohn! - Und denke an ein gut Geschenk für mich, Ich komme eben von Margiana her. NUREDDIN Kommst du, ein Dämon, von dem Berge Kâf Und führst du mich zum Garten des Entzückens? Wie, oder harret mein der Qualen Abgrund, Wo mir dass Hirn von ew gem Feuer siedet? BOSTANA Beruh ge dich, dass Wonne dich nicht töte, Und denke an ein gut Geschenk für mich. Ich bringe gute Botschaft. NUREDDIN Gute Botschaft! So bist die Taube du, die nach der Sturmflut Herniederfliegt zur Arche meines Herzens, In dem des Grames Riesenschlange zischt, Darin Verzweiflung wie ein Schakal wimmert Und wilde Eifersucht, ein Tiger, heult Und, ach, die Nachtigall der Sehnsucht flötet. BOSTANA So höre denn Margiana will dich heilen, Dich laben, ihren Lieblingsblumen gleich. NUREDDIN O sprich! Darf ich sie sehn? BOSTANA Heute noch! Nun merke wohl auf alles, was ich sage, Dass richtig du zum Stelldichein erscheinst. BOSTANA UND NUREDDIN letzterer Bostanas Worte wiederholend Wenn zum Gebet Vom Minaret Um Mittag ladet der Muezzin Rufen, Der Kadi dann, Ein frommer Mann, Herniedersteiget seines Hauses Stufen, Dass zur Moschee Er eilig geh , Erfüllend streng die Lehre des Propheten, Dann sei bereit, Ich bin bereit, Das ist die Zeit, Margianens Zimmer sicher zu betreten. Harre auf mich, Ich harr auf dich, Ich leite dich, Du leitest mich, An ihren Blicken darfst du dann dich / darf ich dann mich sonnen Von aller Pein Dich / Mich zu befrein, Wird süsse Liebe dir gewähren / spenden hohe Wonnen! NUREDDIN O fort! Zu ihren Füssen mich zu stürzen. Bostana, komm, es muss schon Mittag sein. BOSTANA Wo denkst du hin, es ist noch früh am Tag, Und du kannst doch nicht so vor ihr erscheinen, Die schwere Krankheit hat dich ganz entstellt, Du hast noch Zeit, ein stärkend Bad zu nehmen. NUREDDIN Nein! Versäumen könnt ich sonst die Stunde ... Weisst du vielleicht, wo ein Barbier zu finden? BOSTANA O ja, ich habe einen alten Freund, Ein Heros jeder Wissenschaft und Kunst Und im Barbieren auch ein Virtuos, Den Abul Hassan Ali Ebn Bekar. NUREDDIN Wie? Abul Hassan Ali Ebn Bekar? ... So sende eilig ihn hierher zu mir Und harre pünktlich um die rechte Stunde. BOSTANA So hast du alles richtig auch verstanden? NUREDDIN O, jedes Wort ist mir ins Herz geprägt! NUREDDIN UND BOSTANA die jetzt wiederholt Wenn zum Gebet Vom Minaret Um Mittag ladet der Muezzin Rufen, Der Kadi dann, Ein frommer Mann, Herniedersteiget seines Hauses Stufen, Dass zur Moschee Er eilig geh , Erfüllend streng die Lehre des Propheten. Ich bin bereit, Du bist bereit, Das ist die Zeit, Margianens Zimmer sicher zu betreten. Ich harr auf dich, Harre auf mich, Ich leite dich. Du leitest mich. BOSTANA Tönet Muezzinruf, halte dich nah, Denn die Stunde der Wonn ist da. NUREDDIN Tönet Muezzinruf, bin ich schon da, Wenn die Stunde der Wonne nah! Begleitet Bostana bis zur Tür und verabschiedet sie; lebhaftes Gebärdenspiel von beiden Seiten. BOSTANA steckt den Kopf nochmals zur Tür herein Und denk auch an ein gut Geschenk für mich! NUREDDIN macht mit enthusiastisch abfertigender Bewegung der Tür hinter ihr wieder zu, reisst sie aber sogleich wieder auf und ruft ihr nach. Vergiss den Barbier nicht! VIERTER AUFTRITT Nureddin allein NUREDDIN in leidenschaftlicher Bewegung mit entzückten Gebärden auf und ab schreitend Ach, das Leid hab ich getragen, Wie ertrag ich nun sein Glück? Liebe, nimm dein Wort zurück, Sieh mich beben, sieh mich zagen! Lass mir all die sel ge Trauer, All den tödlich süssen Schmerz Der Erfüllung Wonneschauer Überwältigt mir das Herz! Doch dies ist ja nur ein Träumen, Schon der Welt bin ich entflohn, Pflücke ird schen Leides Lohn Dort in Paradieses Räumen. Tragen muss ich Himmelswonnen Wie der Erde Leid und Schmerz Leuchtet hell ihr Glückessonnen, Überwältigt mir das Herz! Er bleibt zu Ende des Gesanges in verzückter Stellung im Vordergrunde stehen Abul tritt ein; in orientalischer Barbiertracht, ein buntes Damasttuch hängt ihm vom Gürtel hernieder, auf der ändern Seite ein metallnes Becken und ein kleiner Handspiegel, sowie ein Astrolabium. Er trägt einen kleinen Kasten mit Utensilien unter dem Arm. Aussehen steinalt, sehr bleich, fast gelb, langer, weisser Bart. FÜNFTER AUFTRITT Nureddin. Abul Hassan Ali Ebn Bekar ABUL verbeugt sich NUREDDIN kehrt ihm noch den Rücken ABUL verbeugt sich wieder und räuspert sich laut NUREDDIN bemerkt ihn immer noch nicht ABUL nähert sich Nureddin und klopft ihn auf die Schulter; als dieser sich umwendet und ihn bemerkt, macht Abul nochmals eine tiefe Verbeugung NUREDDIN erwidert mit Kopfnicken seinen Gruss und gibt ihm einen Wink, sein Werk zu beginnen. ABUL Mein Sohn, sei Allahs Frieden hier Auf Erden stets beschieden dir. Heil dir, du Krankgewesener, Du glücklich Neugenesener, Du Übelüberwindender, Dich wieder Wohlbefindender, Dem Tode froh Entschlüpfender, Durchs Leben rüstig Hüpfender, Du jüngst noch Heiltrank Schlürfender, Nun meiner Kunst Bedürfender, Schwer unter Haarlast Ächzender, Nach meinem Messer Lechzender! setzt sich nieder Ich komm in aller Eiligkeit Und wünsche dir Gedeihlichkeit, Gesundheit, Glück und Überfluss Und langer Jahre Hochgenuss, Dir blühe stets - NUREDDIN Ich danke dir! Nur sei recht eilig! Mich ruft ein dringendes Geschäft. Mach schnell! ABUL Ich habe dir dein Horoskop gestellt; Vernimm durch mich den Spruch der Sternenwelt Du hast gewählt die beste Zeit auf Erden, Die man nur wählen kann, rasiert zu werden. Er zeigt Nureddin das Horoskop. Nureddin macht eine abwehrende Handbewegung. Dies Spiel wiederholt sich noch zweimal. Abul verfolgt Nureddin damit. Nureddin wird ungeduldig und weist ihn gebieterisch ab. ABUL zuckt die Achseln Mars und Merkur Schauen auf dich, Wag es drum nur, Baue auf mich; Doch droht Gefahr Von goldner Schar! Sei auf der Hut Vor Sonnenglut! Wenn Venus lacht, Nimm dich in acht! Geh nicht hinaus! Bleib fein zu Haus! NUREDDIN Was kümmern die Sterne dich nur? Mach schnell! Danach frage ich nicht, Beginne sogleich deine Schur, Gesell! Eilig tu deine Pflicht. Fasle nicht weiter von der Sterne Schar, Was du da schwatzest, ist ja doch nicht wahr. Lasse das! Dämme deiner Worte hohe Flut, Zu vieles Reden ist nicht gut. Nicht so lang bedacht, Schnell voran gemacht, Eilig packe aus, Sonst werf ich dich zur Tür hinaus! Sogleich ans Werk, sonst geh hinaus! ABUL Im Hause alles magst du heute wagen, Doch bleib zu Haus, sonst geht dir s an den Kragen. NUREDDIN Nicht will ich Rat von dir und Prophezeiung Dein Werk vollende schnell und weiter nichts. Drum kein Geschwätz - sonst ruf ich einen andern. für sich Margiana, o Margiana, du mein Alles! ABUL O wüsstest du, Verehrter, Was ich für ein Gelehrter, Du wärst erstaunt darob Und sprächest nicht so grob. So höre denn, du Tröpfchen, Du ungeschornes Köpfchen, Was ich für ein Barbier, Und freue dich mit mir. Bin Akademiker Doktor und Chemiker, Bin Mathematiker Und Arithmetiker, Bin auch Grammatiker, Sowie Ästhetiker, Ferner Rhetoriker, Grosser Historiker, Astrolog, Philolog, Physiker, Geolog, Geograph, Korograph, Topograph, Kosmograph, Linguist und Jurist Und Tourist und Purist. Maler und Plastiker, Fechter, Gymnastiker. NUREDDIN Margiana, o Margiana, du mein Alles! ABUL Tänzer und Mimiker, Dichter und Musiker, Grosser Dramatiker, Epigrammatiker, Scharfer Satiriker, Epiker, Lyriker, Dabei ein Sokrates Und Aristoteles. Bin Dialektiker, Sophist, Eklektiker, Zyniker, Ethiker, Peripathetiker. Bin ein athletisches, Tief theoretisches, Musterhaft praktisches, Autodidaktisches Gesamtgenie, Ja, ein Gesamtgenie! NUREDDIN mit Humor Nun sag einmal, du unverschämter Schwätzer, Wann endest du? Und wann beginnest du? ABUL O wie du mich verkennest, Dass du mich Schwätzer nennest! Ja, meine Brüder selig, Die schwatzten unausstehlich. Unausstehlich! Bakbak, der Einäugige, Bakbarah, der Dickbäuchige, Alkuz, der Vielbräuchige, Alnaschar, der Weinschläuchige, Bukbuk, der Spatzenscheuchige, Schakkabak, der Hustenkeuchige; Doch ich, der jüngste der Familie, Bin still und unschuldvoll wie eine Lilie. NUREDDIN geht ausser sich vor Ungeduld erst einige Schritte durch das Zimmer, dann fasst er einen Entschluss, geht zur Tür, reisst sie auf und ruft seinen Dienern. He! Ali, Sadi, Abbas, Achmet, Zofar, Omar, Dschafar, Jezid, Salem, Hussein, Mustein, Kajem, Riza, Jusuff, Motawackel! Werft ihn hinaus! Die Diener treten schon auf den ersten Ruf einzeln nacheinander ein, sind also bei den Worten „Werft ihn hinaus“ schon alle auf der Szene. Es ist wünschenswert, dass der zuletzt erscheinende Motawackel eine besonders auffällige Figur sei. Entweder sehr kolossal und dick, einen guten halben Kopf höher als die übrigen, oder, im Fall eine solche Persönlichkeit fehlt, ein sehr kleiner Knabe, der als Zwerg ausstaffiert wird, eine Art Ausläufer, Lakai. SECHSTER AUFTRITT Nureddin. Abul. Nureddins Diener CHOR DER DIENER Hinaus! Hinaus! Hinaus! Aus Hof und Haus! Du Schelm, du Wicht, Du Galgengesicht! Du Narr, du Schwätzer, Du Messerwetzer, Du Beckenträger, Du Haarabsäger! Hinaus! Hinaus! Hinaus! Aus Hof und Haus. Du Hungerleider! Du Pflasterschneider! Du Pulverreiber! Du Giftverschreiber! Hinaus! Hinaus! Hinaus! Aus Hof und Haus! Du Haarseilwinder, Du Leuteschinder, Du Gurgelschwenker, Du Armverrenker! Hinaus! Hinaus! Du Salbenwischer, Du Pillenmischer, Du Wundenstecher, Du Beinzerbrecher! Hinaus! Hinaus! Hinaus! Du Pulsbefasser, Du Aderlasser, Lanzettenritter Und Leichenbitter! Hinaus! Hinaus! Hinaus! Du Zähneauszwacker, Du Placker, du Racker, Du Sternbegucker, Du Schlucker, du Mucker! Hinaus! Hinaus! Aus Hof und Haus! Hinaus! Hinaus! Während des Nachspiels drängen die Diener den Barbier in den Hintergrund bis an die Tür, dort macht er sich aber los, eilt in den Vordergrund, zieht ein Barbiermesser hervor und schwingt es drohend. ABUL Wehe! Wehe! Wehe! Wie bin ich empört, Zertreten, zerstört, Beschimpft unerhört! CHOR DER DIENER Hast du nicht gehört?! ABUL Verwünscht! Verrucht! Verdammt! Verflucht! Hab ich dich gesucht? CHOR DER DIENER Ergreife die Flucht! ABUL Du wolltest mich schier, Du sandtest nach mir, So bin ich nun hier! CHOR DER DIENER Was willst du noch hier? ABUL Du aber vernimm Des Gütigen Stimm . Nicht reize den Grimm Des Abul Hassan Ali Ebn Bekar! CHOR DER DIENER Nun geht es dir schlimm! ABUL Auf Muselmanns Wort. Nicht wehren den Ort Die Elenden dort! CHOR DER DIENER Nun packe dich fort! ABUL Und zittert die Welt Und wankt und fällt Und bricht und zerschellt - CHOR DER DIENER Nun räume das Feld! ABUL Du hast keine Wahl, Es glättet mein Stahl Den Kopf dir kahl! CHOR DER DIENER Hinaus aus dem Saal! ABUL Drum Ali, Sadi, Abbas, Achmet, Zofar, Omar, Dschafar, Jezid, Salem, Hussein, Mustein, Kajem, Riza, Jusuff, Motawackel! Packt euch hinaus! Nureddin gibt den Dienern einen Wink, sich zu entfernen Sobald Abul sieht, dass er gewonnenes Spiel hat, behandelt er die Diener als Sieger und trägt mehreres zu ihrer Hinausbeförderung bei. Besonders lässt er Motawackel seinen Zorn fühlen. SIEBENTER AUFTRITT Nureddin. Abul NUREDDIN beiseite Ich seh , durch Strenge werd ich ihn nicht los, Versuch ich denn, durch Schmeicheln ihn zu kirren. zu Abul Erhabner Freund, du Krone der Barbiere, Du Bruder Bakbaks, Bukbuks, Bakbarahs Und Alkuz , Alnaschars und Schakkabaks, Du Alleswisser und du Alleskönner, Mich ruft ein dringendes Geschäft von hinnen; Du würdest ganz unendlich mich verbinden, Wenn du nun endlich so geneigt sein wolltest - ABUL. O wie die Rede süss vom Mund dir träuft! Nun sitze nieder; sanft wie Zephirhauch Soll meine Klinge übers Haupt dir streifen. Er wendet sich schon während der letzten Worte zum Tisch, breitet seine Utensilien aus, nimmt sein Becken vom Gürtel und schlägt Schaum NUREDDIN setzt sich während der folgenden Worte auf einen Stuhl in die Mitte der Bühne Heil mir, so wird er endlich nun beginnen; Das wird ein Stelldichein mit Abenteuern! Margiana, o Margiana, du mein Alles! ABUL nimmt das Damasttuch von seinem Gürtel, hängt es Nureddin um und singt dabei halblaut in den Bart brummend Margiana, o Margiana, du mein Alles? Haha! Ich merk , er ist verliebt. Nun wart ! Noch eh du glatt geschoren, weiss ich alles. Lass dir zu Füssen wonnesam mich liegen, o Margiana!“ NUREDDIN emporspringend Margiana!? ABUL Was willst du denn? Ich sing ein Liebeslied, Das ich dereinst in meinen jungen Jahren Gedichtet und auch in Musik gesetzt. NUREDDIN setzt sich wieder So singe nur, doch mache, dass du endest! ABUL Nureddins Kopf einseifend Lass dir zu Füssen wonnesam mich liegen, O Margiana!“ NUREDDIN jedesmal wiederholend O Margiana! ABUL im Rasieren „An deine Hand die Lippe trunken schmiegen, O Margiana! Auf deinem Munde lachet holde Fülle süsser Labe, Lass nur den Hauch mich nippen still verschwiegen, O Margiana! Wonnen der Liebe gleichen bunten flücht gen Sommerfaltern, Lasse sie kosend um die Stirn uns fliegen, O Margiana! Die Welt versinkt, es leuchten helle goldnen Äthers Wogen, Wir sind empor zum Eden schon gestiegen, O Margiana! O Margiana!“ NUREDDIN einstimmend O Margiana! Wonnen der Liebe - o Margiana! Die Welt versinkt - o Margiana! Abul vertieft sich in die Kadenz des Liedes; er hat bis darin Nureddins Kopf halb rasiert, während der Kadenz aber vergisst er das Geschäft vollständig. Er tritt mit Messer und Becken in den Vordergrund und vertieft sich ganz in die Erfindung der Rouladen, freut sich mit sichtbarem Wohlgefallen seiner Stimme. Zuletzt als Nureddin ihn beim Arm packt, ist er ganz wie aus den Wolken gefallen, schrickt sichtbar zusammen. NUREDDIN begleitet die Kadenz mit den Gebärden der bittersten Verzweiflung; ihn unterbrechend, in der höchsten fieberhaften Aufregung Mein teurer Abul! Deiner Stimme Klang, Voll bebenden Gedenkens einst ger Zeit, Verrät mir, dass auch du einmal geliebt! So höre denn und lass dein Herz bewegen. Ich liebe! Und Margiana heisst auch sie! Zum Stelldichein liess mich Margiana laden, Wenn Mittag ist und die Muezzin rufen. Die Stunde naht, und ich versäume sie. Drum, wenn ein Funke menschlichen Gefühls, Wenn je ein Hauch von Liebe dich durchdrungen, Auf meinen Knieen hier beschwör ich dich Rasiere mich!! Er sagt diese Worte in flehender ergebenster Stellung, als mache er Anstalten, wirklich niederzuknien. Bei den Worten „Rasiere mich“ verliert er die Besinnung und fällt in Abuls Arme. ABUL feierlich, gerührt, väterlich zärtlich Du liebst?! Du liebst!? O fühl an diesem Herzen, Dem neunzigjähr gen, ob auch ich geliebt!? Bei diesen Worten zieht Abul Nureddin ans Herz. Kurze Pause einer enthusiastischen Umarmung NUREDDIN UND ABUL mit jubelnder Begeisterung O Liebe! Liebe! Seligstes Gefühl! Lass dir zu Füssen wonnesam mich liegen, O Margiana! An deine Hand die Lippe trunken schmiegen, O Margiana! Von deinem Munde lachet holde Fülle süsser Labe, Lass nur den Hauch mich nippen still verschwiegen, O Margiana! Wonnen der Liebe gleichen bunten flücht gen Sommerfaltern, Lasse sie kosend um die Stirn uns fliegen, O Margiana! Die Welt versinkt, es leuchten helle goldnen Äthers Wogen, Wir sind empor zum Eden schon gestiegen, O Margiana!“ Während des Nachspiels eilt Nureddin wieder zum Stuhl ABUL während er eifrig rasiert Und sprich, wo wohnet sie? Wer ist ihr Vater? NUREDDIN Der Kadi Baba Mustapha. ABUL Nicht möglich! Der Schurk ! Ich hass ihn tödlich! NUREDDIN Und warum? ABUL Mög Allah ihn verderben! NUREDDIN Und weshalb? ABUL Die Pest auf den Barbaren! NUREDDIN Sprich, weswegen? ABUL Ei denk dir nur - der Kerl rasiert sich selber! NUREDDIN Ha ha ha ha! ABUL O lache nicht! Nimm dich in acht vor ihm. NUREDDIN Was kümmert mich der Vater denn? Er geht In die Moschee - ich zu Margiana. ABUL Herrlich. Doch denke an die drohende Gefahr! Ich werde dich geleiten, dich beschützen. NUREDDIN Mein teurer Abul, nein, ich geh allein! ABUL O Nureddin, misstraue deinem Stern. NUREDDIN Mein Stern ist Liebe, sie wird mich beschützen. ABUL ist fertig; er verbeugt sich, nimmt den Spiegel von seinem Gürtel und hält ihn Nureddin vor Nun bist du fertig. Schone dieses Haupts, Das neu verherrlicht ist durch meine Kunst. NUREDDIN Nimm meinen Dank. Ich gehe, mich zu kleiden, Du aber geh zu deinen andern Kunden. Wenn ihrer viele auf dich warten, Wird auch der Tage längster, fürcht ich, dir zu kurz. Er eilt in das Nebengemach ACHTER AUFTRITT Abul allein ABUL So schwärmet Jugend, achtet nicht Gefahr, Ja nicht den Tod, wenn nur die Liebe winkt. Ach meine Brüder! Eurer denk ich weinend, Auch euch hat Liebe in den Tod geführt. Was hat euch, Brüder, in den Tod getrieben? Lieben! Was ist der Grund, dass keiner mir geblieben? Lieben! Dass Bakbaks Busen musst in Staub zerstieben? Lieben! Dass Bakbarah erlag so vielen Hieben? Lieben! Dass Alnaschar sich Rattengift verschrieben? Lieben! Dass Alkuz ward gehängt mit andern Dieben? Lieben! Dass Schakkabak der Husten aufgerieben? Lieben! Was half dich, Bukbuk, in die Grube schieben? Lieben! Was quält auch mich, den jüngsten von den Sieben? Lieben! - O! Nureddin tritt in prächtigem Anzuge auf, geht mit raschen Schritten quer über die Szene in den Vordergrund, dann erst wendet er sich nach rechts und erblickt Abul. NEUNTER AUFTRITT Nureddin. Abul NUREDDIN So hat der Satan dich noch immer hier? ABUL Ich bin dein Engel, Freund, ich folge dir! NUREDDIN Wirst du nun gehn? Soll ich zum Ärgsten schreiten? ABUL Wirst du nun gehn? Ich will dich treu begleiten! NUREDDIN Ich rate dir, nicht hemme meinen Schritt! ABUL Ich rate dir, o Jüngling, nimm mich mit. NUREDDIN Der Alte ist toll, Ich rase, ich wüte! Er weicht keinen Zoll, Wie sehr ich mich mühte. Voll liebender Glut Versprach ich mir Wonnen, Die teuflische Brut Nun hält mich umsponnen! Wie wend ich die Not? Wie halt ich ihn ferne? O, lag er doch tot In tiefer Zisterne! Nicht weiss ich fürwahr Vor Wut mich zu fassen O Narr, der ich war, Mich scheren zu lassen! ABUL Ich bin ja so voll Von Liebe und Güte, Ich hege nicht Groll In meinem Gemüte. Ich bin dir so gut, So freundlich gesonnen, Da hast du mit Wut Und Ärger begonnen. Dich haben bedroht Die tückischen Sterne; Mein Freundesgebot, Erfüll es doch gerne! Doch lohnst du sogar Mein Lieben mit Hassen, Ich darf in Gefahr Dich nimmer verlassen! NUREDDIN Doch halt! Mich zu befrein, ällt mir ein Mittel ein Diener, herbei, herein! Er hat die letzten Worte zur Mitteltür hinausgerufen DIE DIENER erscheinen, Motawackel beschliesst den Zug ABUL Aha, nun lenkst du ein, Du willst vernünftig sein? Was aber soll das Schrein? Was willst du denn? ZEHNTER AUFTRITT Nureddin. Abul. Nureddins Diener NUREDDIN zu den Dienern, auf Abul deutend O sehet den Armen, Wie bleich zum Erbarmen! Sein Leben vergehet, Sein Atem verwehet, Das Fieber ihn schüttelt Und ziehet und rüttelt; O sehet ihn wanken Und beben und schwanken. O eilt, ihn zu retten, Ihn wohlig zu betten, Die Diener umringen den Barbier, der während des Folgenden vergebliche Anstrengungen macht, sich von ihnen loszumachen Ihn nieder zu strecken, Mit Kissen zu decken. Ihn müssen Arzneien Vom Übel befreien. O gebt von den Flaschen Dem Armen zu naschen, Mit Tränken und Pillen Das Übel zu stillen, Mit Salben und Säften Zu helfen nach Kräften. Und mag er nicht nehmen, Er muss sich bequemen, Man kann zum Verschlingen Mit Schlägen ihn zwingen. Man rufe Doktoren, Noch eh er verloren, Herbei mit dem Bader, Er lass ihm zur Ader; Ertränkt den Patienten In Medikamenten! Er eilt ab, Abul reisst sich los, will ihm nach CHOR DER DIENER Abul zurückhaltend und umringend So lasset uns eilen, Den Kranken zu heilen, Die starrenden Glieder, O strecket sie nieder! Abul will entfliehen, eine entgegenstehende Gruppe fängt ihn auf CHOR DER DIENER Wir brauen die besten Arzneien aus Resten Und wollen dazwischen Die Pillen dir mischen. Nimm ein ohne Schrecken, Es möge dir schmecken; Nicht mucken und zucken! Nur ducken und schlucken! ABUL sucht aufs neue zu entfliehen, wird aufgehalten CHOR DER DIENER Wir wehen dir Kühle, Zu lindern die Schwüle; Doch Frost wir vertreiben Durch heftiges Reiben. Abul sucht wieder nach einer andern Seite zu entrinnen, wird aufgehalten CHOR DER DIENER Lasst spanische Fliegen Am Halse ihm liegen Und Pflaster ihm prangen Auf Stirne und Wangen. Neuer Fluchtversuch, Abul wird festgehalten und in den Vordergrund gezogen CHOR DER DIENER Bringt Wasser in Menge, Dass man ihn besprenge, Und Opium Pfunde, Damit er gesunde. Dein Bart ist im Wege, Wir holen die Säge. Motawackel eilt ab Hier deine Lanzetten, Sie müssen dich retten. Wir lassen, o Bader, Dir selber zu Ader! Eine Gruppe von Dienern hat Abul zum Ruhebett hingezogen. Er wird ausgestreckt und so in Kissen gehüllt, dass man nur noch Mütze und Bart sieht. Einige Diener halten Abul fest, andere bewaffnen sich mit Lanzetten und Rasiermessern; einer bürstet ihm die Füsse mit einer grossen Bürste; einer weht Kühle mit einem grossen Tuche; einer schüttet den Rest der Medizinflaschen in ein grosses Glas und macht Miene, ihm einen Löffel voll einzuzwängen. Bei den Worten „Zofar, Dschafar“ bekommt er ein grosses schwarzes Pflaster auf Stirn und Nase gesetzt, und bei dem Rufe „Motawackel“ ist dieser schon mit einer Handsäge wiedergekehrt, fasst den Bart beim Ende an und will ihn in der Nähe des Kinnes durchsägen. ABUL spricht dumpf stöhnend aus der dichten Hülle von Kissen und Decken hervor Ali, Sadi, habt Erbarmen! Abbas, Achmet, lasst mich Armen! Mustein! Hussein! Muss Verdruss sein? Zofar, Dschafar, Motawackel, Ihr tötet mich! CHOR DER DIENER Abul Hassan Ali Ebn Bekar, Wir retten dich! Während sich alle an ihre verschiedenen Funktionen begeben, fällt der Vorhang. Cornelius,Peter/Der Barbier von Bagdad/II
https://w.atwiki.jp/jasagiri/pages/68.html
RFC:http //www5d.biglobe.ne.jp/~stssk/rfcjlist.html 規格対応エレメント表 http //meiert.com/en/indices/html-elements/ html5 http //www.html5.jp/ URI-Templates http //bitworking.org/projects/URI-Templates/ http //builder.japan.zdnet.com/sp/firefox-3-for-developer-2008/ StatusCode http //www.studyinghttp.net/status_code http //thoughtpad.net/alan-dean/http-headers-status.html http //d.hatena.ne.jp/IwamotoTakashi/20090429/p1 REST 何がRESTを良くするか:http //www.infoq.com/jp/news/2008/11/rest-api RESTfullなアプリケーションを記述する:http //www.infoq.com/jp/articles/subbu-allamaraju-rest REST API デザイン http //www.25hoursaday.com/weblog/2008/10/24/RESTAPIDesignInventMediaTypesNotProtocolsAndUnderstandTheImportanceOfHyperlinks.aspx OpenID:http //code.google.com/p/openidengine/ :http //www.atmarkit.co.jp/fsecurity/rensai/openid01/openid01.html :http //www.goodpic.com/mt/archives2/2008/01/openid_oauth.html :http //d.hatena.ne.jp/lyokato/20080816/1218866900 OAuth:http //www.atmarkit.co.jp/fsecurity/special/106oauth/oauth01.html
https://w.atwiki.jp/oper/pages/199.html
序幕 (ヴァルキューレの岩山の上。第2夜「ジークフリート」の最後のシーンと同じ舞台設定である。舞台後方は、下から燃える炎の反射に照らし出されている。3人のノルンは、背の高い女性のように見えるが、その姿は、襞の多い、丈長の、黒い、ヴェールのような衣裳に包まれている。第1の(最年長の)ノルンは、舞台右手前方の枝ぶりの良いモミの木の下に寝そべり、第2の(年下の)ノルンは、ブリュンヒルデの寝室の前に置いてある岩のベンチにもたれて横たわっている。第3の(最年少の)ノルンは、舞台中央後方にあって岩山のへりとなっている岩に、腰を掛けている。しばらく、陰鬱な沈黙が続く) <第1のノルン> (身動きせずに) あそこで、何が光っているの? <第2のノルン> もう朝が来たのかしら? <第3のノルン> ローゲの手下が、この岩を囲んで燃えているのよ。 まだ夜だわ。 綱を紡いで、歌いましょうよ。 <第2のノルン> (第1のノルンに) では、紡ぎながら、歌いましょう。 お姉さんは、どこに、この綱を掛けるつもり? <第1のノルン> (体を起こし、金色の綱を体から解きほぐすと、その先端をモミの木の枝に結びつける) 吉と出るか、凶と出るか分からないけれど、 綱を巻き付けて、歌いましょう。 ああ・・・昔は「世界樹」に巻き付けていたのに。 その木の幹からは、力強く、雄々しく、 神聖な枝々が緑に茂っていたものだった。 涼しい木陰に泉がさざめき、 その水の音は、知恵をささやいていた・・・。 だから、私は、神聖な想いを歌ったものよ。 ある時、大胆な神が 泉の水を飲みにやって来て、 片方の目を、 永遠の代価として差し出した。 ヴォータンが代価を払って得たのは、 この世界樹から、一つの枝を伐り出すこと・・・ 強き神にふさわしい槍の柄を作るため、 幹から枝を伐り取ったの。 でも、長い歳月(としつき)のうちに、 その傷が、森を壊してしまった。 葉は落ち、 樹は枯れ果てて、 悲しいかな、泉の水も涸れ果てた・・・ いまや、私の歌は、暗い想いばかり。 それなのに・・・もはや世界樹には 綱を掛けられない。 私は、このモミの木に 掛けることしかできない・・・ さあ、妹よ、歌って・・・綱をあなたに投げるから。 知ってる?それからどうなるか? <第2のノルン> (投げられた綱を、寝室の入口の脇にある岩の出っ張った部分に巻き付ける) 信義を守るべしとの契約の言葉を、 ヴォータンは、その槍の柄に刻み込み、 その槍を持って、世界を支配していたのよ。 ところが、ある大胆な勇者が 戦でその槍を打ち砕き、 聖なる契約を保持する槍は、 粉々になってしまった。 そこで、ヴォータンはヴァルハラの勇士達に命じ、 世界樹を幹ごと切り倒し、 枯れた枝ともども薪にさせたわ。 樹は倒れた・・・ もはや泉は、永遠に湧き出すことはない! だから私は、今、綱を巻き付けるわ・・・ このとんがった岩に。 さあ、妹よ、歌って・・・綱をあなたに投げるから。 知ってる?それからどうなるか? <第3のノルン> (綱を受け取り、その先端を背後に放り投げながら) 巨人達によって建てられた城がそびえ立つ・・・ 神々と勇者の神聖な一族をしたがえて、 ヴォータンは、大広間に腰掛けている。 伐られた薪の高い山が、 大広間をぐるりと取り囲んでいる・・・ かつては、世界樹だったのよ! ひとたび、この聖なる樹に 激しく赤々と火が付けば、 炎は、輝かしい大広間を 焼き尽くし、 不死の神々の終末が、 永遠にたそがれ始めるのよ。 お姉さん達は、まだ知っていることがあるの? もしそうならば、改めて綱を掛け直して・・・ 北からもう一度投げ返すから。 (第2のノルンに綱を投げる) <第2のノルン> (第2のノルンは、そのままその綱を第1のノルンの方へ投げると、第1のノルンは、その綱を小枝からほどいて、別の大きな枝へと結びつける) 紡いでよ!お姉さん!歌ってよ! <第1のノルン> (舞台後方を見やりながら) 朝が来るの? それとも炎の明かりなの? 瞳が曇る・・・ 聖なる過去が、はっきり見えなくなった。 あの場所には、昔、ローゲが赤々と燃え盛っていたはずよ。 知ってる?あの男はどうなったの? <第2のノルン> (投げられた綱を、また岩に巻き付けながら) 槍の持つ魔力で ヴォータンは、ローゲを手下にし、 ローゲは、ヴォータンに知恵を授けた。 だけど、ローゲが自由を求め、 槍の柄に刻まれた文字を、 歯でかじり取ろうとした時、 誰もをねじふせる 槍の切っ先で、 ヴォータンは、ローゲを拘束し、 ブリュンヒルデの岩山の周りで燃えさせた。 知ってる?ローゲはどうなるの? <第3のノルン> (投げられた綱を、また後ろに放り投げる) 粉々になった槍の とがった破片を、 いずれ、ヴォータンは 火の神ローゲの胸に深く突き刺すわ・・・ そうすれば、この世を焼き尽くす炎が点火し、 主神ヴォータンは、その炎を、うず高く積まれた 世界樹の薪の山へと投げ入れるでしょう。 (綱を投げ返す。受け取った第2のノルンは、その綱を再度そのまま第1のノルンに投げ返す) <第2のノルン> 知りたいの? いつそうなるかを・・・。 投げて!お姉さん!その綱を! <第1のノルン> (あらためて、その綱を結びつける) 夜が明ける・・・ もう何も見えないわ・・・ 綱の糸目も、もう見えない。 全ては、もつれにもつれている。 怒り狂った男のいやらしい顔が、私の心を乱す。 昔、ラインの黄金を奪ったアルベリヒ・・・ 知っている?あの男はどうなったか? <第2のノルン> (寝室の前にあるギザギザになった岩に、苦労して綱を巻き付けながら) 岩のギザギザが、綱に食い込む・・・ 糸の強さが、十分ではないんだわ・・・ 綱は、ちぎれ始めている。 災いと妬みから出来あがった ニーベルングの指輪が目の前に立ちはだかる。 復讐の呪いが 私の糸を引きちぎろうとする。 知っている?これから、どうなるか? <第3のノルン> (投げられた綱を、急いで、つかみに行く) 綱の張り方がゆるすぎて、届かないわ。 私が北に向かって先端を投げられるように、 もっと、ピンと張ってちょうだいよ! (力を込めて無理やり綱を引っ張ったので、綱は真ん中で切れる) 切れた! <第2のノルン> 切れた! <第1のノルン> 切れた! (ノルンは3人とも驚きのあまり立ち上がり、舞台の中央に集まって来る。切れた綱の断片を手にすると、その綱で自分達の体を結び合わせる) <3人のノルン達> 永遠の知識も、もうおしまい! 私たち、知恵の女が、もうこの世を語ることもない。 降りて行こう!母のもとへ!降りて行こう! (3人は姿を消す) (薄明。曙光が広がり始めると、下界から反射していた炎の輝きは、だんだん力を失っていく) オーケストラによる間奏曲 薄明-日の出-明るい陽ざし (ジークフリートとブリュンヒルデは、岩山の寝室から出て来る。ジークフリートは完全に武装しており、ブリュンヒルデは自分の馬を轡(くつわ)につなぐ) <ブリュンヒルデ> 新たな行動に出るのね?私の勇者さん・・・ とっても愛しているあなたを 手放さなきゃならないの? 私がためらっているのは、 一つ気がかりなことがあるからなの。 もしや、私の魅力や値打ちが 薄れちゃったのかなって! だって、神々に教えられたことは、 全部授けてしまったわ。 数え切れないほどたくさんの神聖なおまじないをね。 逆に私は、 乙女としての強さの源を、 勇者のあなたにあげてしまって、 今はあなたに従うしかない。 知識は失って、願いごとばっかり・・・ 愛には溢れているけれど、能力は失って・・・。 でも、こんな弱い女だけれど、さげすまないで! 全てを与えてしまって、 もう何にも与えられない私を! <ジークフリート> 奇蹟のように素晴らしいひと。 あなたは持ち切れないぐらいのものを、ぼくにくれたよ。 もし、ぼくがあなたに教わったことを、 身につけていなくても怒らないでくれ! 一つのことだけは、頭から離さないよ。 ぼくにはブリュンヒルデがいるってことを。 それだけはすぐ頭に入ったんだ。 ブリュンヒルデを忘れないってことだけは! <ブリュンヒルデ> 私に、愛の約束をしてくれるの? だったら、あなた自身のことだけを考えてちょうだい。 そして、あなたの為したことを忘れないで。 あの激しい炎のことを忘れないで。 この岩山を取り囲み、 怖れることなく突き進んできた、あの炎のことを。 <ジークフリート> ブリュンヒルデをつかまえに来たんだ! <ブリュンヒルデ> 忘れないで・・・あの盾で覆われた女のことを。 深い眠りに落ちていて、あなたが兜の縛めから 解き放ってくれた女のことを。 <ジークフリート> ブリュンヒルデを目覚めさせに来たんだ! <ブリュンヒルデ> 忘れないで・・・二人を一つにしている誓いを。 忘れないで・・・二人で誓っている契りを。 忘れないで・・・二人が生きている愛を。 そうすれば、ブリュンヒルデは、永遠に清らかに、 あなたの胸の中で燃え続けるわ! (ジークフリートを抱きしめる) <ジークフリート> 最愛の人・・・ぼくは行くよ。 炎に清められたこの小屋に、あなたを置いて。 (指からアルベリヒの指輪を抜き取り、ブリュンヒルデに手渡す) あなたのおまじないのお礼に、 ぼくは、この指輪をあげるよ。 そこには、ぼくが昔成し遂げたことの 幸(さち)がいっぱいつまっているのさ。 ぼくは、長いこと陰気にそれを守っていた 一匹の龍を打ち殺したんだ。 さあ、指輪の力をあなたの手に! ぼくの誠実さを現わす聖なる形見の品として! <ブリュンヒルデ> (感動に心を震わせながら指輪を手にはめる) ただ一つの宝物よ!誰にもやらないわ! 指輪の代わりに、私の愛馬を受け取って! 昔は、私と一緒に 雄々しく空を駆けめぐったけど、 今は私ともども、強い性格を失ったので、 稲妻光る雷雨の中を、雲を飛び越え、 ひらりと舞い上がったりはしなくなった。 けれども、あなたと一緒なら、 たとえ火の中であっても、 グラーネは、怖がらずについて行くわ。 そうよ!勇者さん! この子は何でも言うことを全部聴くわ! だから大事に守ってほしいの! この子は、あなたの仰せのままに動くから、 ブリュンヒルデからの挨拶をグラーネに伝えてね! <ジークフリート> あなたの清らかさによってのみ、ぼくは これまで以上の働きができるということだね? ぼくの戦いの勝敗を決めるのは、あなたさ。 ぼくが勝利を贈るのは、あなたさ。 あなたの愛馬の背にまたがり、 あなたの盾で身を守れば、もう、ぼくは 自分がジークフリートだなんて思わない。 そのとき、ぼくはブリュンヒルデの片腕にすぎないんだ。 <ブリュンヒルデ> ああ!あなたの心こそブリュンヒルデじゃないかしら!? <ジークフリート> ぼくの心から燃え上がるのは勇気さ! <ブリュンヒルデ> だとしたら、あなたはジークフリートであり、ブリュンヒルデなのね? <ジークフリート> ぼくのいる所が、ぼくたちの居場所なんだ。 <ブリュンヒルデ> (いきいきと) えっ?だったら、この岩のお部屋は空っぽになるわ? <ジークフリート> 二人で一つになって、ここにいるのさ! <ブリュンヒルデ> (大きな陶酔に浸って) ああ!神聖なる神々よ! 高貴なる種族よ! この祝福に満ちた夫婦を見て、 微笑んでください! 離れていても・・・誰が別れさせられると言うの? 別れている間も・・・決して離れ離れじゃない! <ジークフリート> 元気でね!ブリュンヒルデ。きらめく星座! 元気でね!輝いて愛して! <ブリュンヒルデ> 元気でね!ジークフリート!勝利の光! 元気でね!輝いて生きて! <二人> 元気でね!元気でね!元気でね! (ジークフリートは急いで馬を岩山の斜面に連れて行き、ブリュンヒルデはその後を追う。ジークフリートと馬が岩舞台の陰に隠れてしまうと、観客にはもう彼の姿は見えなくなる。ブリュンヒルデは、慌てて斜面のはじっこに駆け寄り、一人立ちすくむと、ジークフリートの姿を追って下界を見やる。 すると低い所からジークフリートのホルンの音が聞こえてくる。ブリュンヒルデはその音に耳を澄ますと、斜面をもう少し降りて行く。おかげでもう一度、下にジークフリートの姿を認め、無我夢中に身振り手振りで別れの挨拶を送る。彼女のうれしそうな微笑みからは、勇者ジークフリートの陽気な旅立ちの様子が手に取るように伝わってくる。幕が素早く閉まると、オーケストラはホルンのメロディーを受け継ぎ、力強い曲を演奏し始める) ジークフリートのライン河への旅 (そのあと、すぐに第1幕となる) 第1幕 ライン河のほとりのギービヒ家の大広間 (舞台後方に向かって開かれている大広間。舞台後方もまた、川まで続く広々とした岸辺。岸の周りを岩山が取り囲んでいる) 第1場 (グンター、ハーゲン、グートルーネ。グンターとグートルーネは、舞台の袖の高椅子に座っており、その前には酒宴用のグラスを置いたテーブルがある。ハーゲンは、その前に座っている) <グンター> なあ、ハーゲン。教えてくれ、勇者よ・・・ 私は、このラインの地を立派に治めているだろうか? このグンターは、父ギービヒの名声を高めているだろうか? <ハーゲン> 正当な世継ぎであるあなたを、 私はうらやまずにはいられない。 我々二人の兄弟を産んだグリムヒルデが、 身の程を知るようにと、私に教えたのだ。 <グンター> うらやましいのはこちらだ! お前がうらやむことはない! 私は、長男としての器量を受け継いだだけで、 知恵があるのは、お前だけだ・・・。 だが、そのおかげで腹違いの兄弟の争いも丸く収まる。 お前の助言を高く買っているからこそ、 今度も私の名声をいかに高めるか尋ねているのだ。 <ハーゲン> ならば、その私の助言が至らぬと言うわけだな・・・? 実は、あなたの評判は、まだ余り良くないのだ。 なぜなら、ギービヒ家の当主であるあなたは、 ある高貴な宝を、まだ手に入れていないからだ。 <グンター> それが何なのか言わなければ、 今度は私がお前を責めるぞ。 <ハーゲン> 一見したところギービヒ一族は、 夏の陽射しを浴びて熟し切った大木のようだが、 グンター・・・あなたには妻が無く、 グートルーネ・・・あなたには夫がいない。 (グンターとグートルーネは、黙ったまま物思いに沈む) <グンター> 教えてくれ・・・我らが家名を高めるためには、 誰を妃に迎えればいいのだ? <ハーゲン> ある女を知っている。 この世で一番美しい女だ・・・ 高き岩山の上にその座はあり、 広間は、炎に取り巻かれている。 この炎をかいくぐる者だけが その女ブリュンヒルデの求婚者となれるのだ。 <グンター> 私程度の男の勇気でも出来ることなのか? <ハーゲン> もっと強い男にしか出来ないことだ。 <グンター> その強い男とは誰のことだ? <ハーゲン> ヴェルズング族の若者ジークフリートこそ その最強の勇者だ。 愛の力に捉えられた 双子の兄妹・・・ ジークムントとジークリンデが産んだ いわくつきの血統正しい息子だ。 森の中でたくましく育ったこの男を、 私はグートルーネの夫にしたいのだ。 <グートルーネ> (恥ずかしそうに話し始める) そのお方は、どんな勇敢なことをしたので、 最強の勇者と呼ばれているの? <ハーゲン> 巨大な龍が「嫉妬の洞窟」の前で ニーベルングの宝を守っていたが、 ジークフリートは、その龍の大きな口をふさぎ、 勝利の剣を振るって、龍を斬り殺したのだ。 こんな大それたことをしたので、 勇者としての名声は、いや増しに増したのだ。 <グンター> (考えをめぐらしながら) ニーベルングの宝なら聴いたことがあるぞ・・・ その中には、世の羨望の的の財宝も含まれているのだろう? <ハーゲン> その使い方を知る男が宝を持てば、 それこそ全世界がひれ伏すはずだ。 <グンター> しかし、その宝は、ジークフリートが奪い取ったのだろう? <ハーゲン> ニーベルング族は、あの男のしもべだ。 <グンター> ならばブリュンヒルデを手にするのも、あの男に決まっているではないか? <ハーゲン> あの男以外に炎の勢いを抑えられる者はいないからな。 <グンター> (不機嫌そうに席から立ち上がって) 何だって、不和と不信の種をまいたりするのだ! 私の力ではどうにもできないものを、 なぜ私に求めさせようとするのだ? (グンターは、せわしなく大広間を行ったり来たりする。ハーゲンは、席を立たないまま、再び近くに舞い戻って来たグンターを、いわくありげな身振りで立ち止まらせる) <ハーゲン> ジークフリートが、あなたに花嫁を連れ帰るならば、 ブリュンヒルデはあなたのものになるではないか? <グンター> (腹を立て、疑い深そうにして、また顔を背ける) どうしたら、何の不足もないそんな男が、 私のために求婚してくれるというのだ? <ハーゲン> (相変わらず席に座ったまま) そんな願いなど、すぐ聞いてくれるさ。 その前に、グートルーネが、あの男を魅了してくれれば。 <グートルーネ> ハーゲン!私をバカにするなんて意地悪な人! どうして私がジークフリートを魅了できるというのよ? 世界一強い勇者なら、 きっと絶世の美女たちが とっくに自分のものにしているはずだわ。 <ハーゲン> (きわめて内輪の話をするかのように、グートルーネに上体を傾ける) あの小箱に入っている薬を忘れたのか? (さらに声をひそめて) この薬を手に入れた私が保証しよう・・・ これを使えば、あなたの望むあの勇者は、 あなたに恋い焦がれてしまうのだ。 (グンターは、またテーブルのほうに戻って来て、テーブルによりかかったまま注意深く耳を傾ける) もしジークフリートがやって来て、 この飲み薬を一口飲めば、 あなたの前に会った女がいたことも、 そもそも近くに女がいたことも、 この男は一切合財忘れてしまう。 さあ、いかがであろう?ハーゲンの助言は。 <グンター> (元気良く、立ち上がって) グリムヒルト、ばんざい! 我らに、この男を授けてくれた母よ! <グートルーネ> ジークフリートに会ってみたいわ! <グンター> どこに行けば会えるのだ? (ホルンが舞台の左後方から響いてくる。 ハーゲンは耳を澄ます) <ハーゲン> 喜び勇んで活躍の場を求めているあの男にとって、 この世界など、ちっぽけな森のようなものだ・・・ 休むことなく何かを求めて突き進んでいるのだから、 ギービヒ家の治めるラインの岸辺にも立ち寄ったのだ。 <グンター> ならば、喜んであの男を迎えよう! (舞台上のホルンの音が近付いて来るが、まだまだ離れている。二人とも耳を澄ます) 角笛の音がライン河から聞こえるぞ。 <ハーゲン> (岸辺に近付き、川面を見下ろすと、また振り返って叫ぶ) 小舟の上に、勇者と馬がいる! 勇ましく角笛を吹き鳴らしている! (グンターは道半ばで立ち止まり、耳を澄ます) 舟にゆっくり櫂を入れ、 手持無沙汰に見えるくせに、 流れに逆らう小舟は勢いよく近づいて来る。 櫂を操る腕が示すのは、 龍退治をした者のみが誇る無双の力。 まさにジークフリート!他の者ではない! <グンター> 通り過ぎてしまうのか? <ハーゲン> (両手を口に当てて川へと呼びかける) ホイホー!おおい! 元気な勇者よ、どこへ行く? <ジークフリートの声 (川の下流の遠い所から) 豪勇なるギービヒの若殿のもとへ。 <ハーゲン> その殿の大広間に、私が案内しよう。 (舟に乗ったジークフリートが岸辺に現れる) こちらへ!さあ、ここに舟を! 第2場 (ジークフリート、ハーゲン、グンター、グートルーネ) (ジークフリートの舟が着くと、ハーゲンは舟を鎖で岸につなぎ、ジークフリートは馬とともに岸辺に降り立つ) <ハーゲン> ようこそ!ジークフリート、誉れ高き勇者! (グンターは岸辺のハーゲンに近寄る。グートルーネは高椅子に腰掛けながら、うっとりしてジークフリートの姿を見つめている。グンターは友好の挨拶を交わそうとする。一同は、無言のまま、互いに相手の出方をうかがっている) <ジークフリート> (馬に寄りかかりながら、落ち着き払って舟の傍に立ち止まっている) ギービヒの若殿とは、どなただ? <グンター> あなたが探していたグンターとは私のことだ。 <ジークフリート> ラインの地での名声はうかがっている・・・ さあ、一戦交えるか?それとも友となるか? <グンター> 戦いは、よそうではないか! ようこそ、お越し下された! <ジークフリート> (落ち着き払って辺りを見渡す) 馬は、どこにつなげばいい? <ハーゲン> 私が、休める所に連れて行こう。 <ジークフリート> (ハーゲンに向き直って) あなたは、ぼくをジークフリートと呼んだな・・・ 以前会ったことがあるのか? <ハーゲン> あなたの怪力を見て、あなただと思い当たっただけだ。 <ジークフリート> (ハーゲンに馬を委ねながら) グラーネの面倒を良く見てくれ!あなたは、これほど 高貴な馬の手綱を取ったことはないはずだ。 (ハーゲンは馬を引き、舞台右手後方の、大広間の後ろへと消える。ジークフリートが感慨深げに馬を見送ると、グートルーネもハーゲンの合図に応じて、ジークフリートには気付かれぬまま、舞台左手の扉を通って、自室へと退場していく。グンターはジークフリートを案内し、共に大広間の中へと入っていく) <グンター> さあ、勇者よ・・・安んじて使ってくれ、 父祖代々のこの広間を・・・ あなたの行く所、 目についたもの、それらは全て、 あなた自身のものと思って良いのだ・・・ 私の財産、領地、領民、全てあなたのものだ。 私は、この身に誓おう! 私自身を、あなたの臣下として差し出すことを。 <ジークフリート> ぼくは、領地も領民もあげられないし、 父親の家屋敷もあげられない。 ぼくが受け継いだのは、我が身一つなので、 この身を使い果たすことしかできないのだ。 ぼくが持っている一振りの剣ですら、 自分自身で鍛えたのだ・・・ ぼくは、この剣に誓う! この剣を、盟約の証しとすることを。 <ハーゲン> (二人の話している間に戻って来て、ジークフリートの背後に立っている) だが、あなたは、 ニーベルングの宝の持ち主だと聞いたぞ。 <ジークフリート> (ハーゲンの方に振り返って) そんな宝のことなど忘れていた。 どうでもいいものでしかないのだから! その宝は、置きっぱなしにしてある。 かつて龍が宝の番をしていた洞窟の中に。 <ハーゲン> 何一つ持ち出さなかったわけか? <ジークフリート> (ベルトにぶら下がっている網目の金物細工を指差しながら) こんな物があるが、何の役に立つのかわからない。 <ハーゲン> これは、隠れ頭巾ではないか。 ニーベルング族が腕によりをかけて作った物だ・・・ ひとたび、これを頭にかぶれば、 あなたは、どんな姿にも変身できるし、 遠くに行きたいと思う時は、 一瞬にして行ってしまうのだ。 これ以外の宝は、持ち出さなかったのか? <ジークフリート> 指輪を一つだ。 <ハーゲン> 今も持っているんだろう? <ジークフリート> 美しい女が持っているさ。 <ハーゲン> (独り言で) ブリュンヒルデか・・・! <グンター> ジークフリートよ、宝の交換など必要ない・・・ あなたの持ち物に比べれば、私の財産など がらくたのようなものだが、それもみんな、あなたにあげよう。 何もお返しなどなくても、私は喜んであなたに仕えよう。 (ハーゲンは、グートルーネの部屋に近づき、その扉を開く。出て来たグートルーネは、牛の角でできた盃に酒を満たして、ジークフリートに近付いて行く) <グートルーネ> ようこそ、お客様!このギービヒの家に! この家の娘が、お飲み物を差し上げますわ。 <ジークフリート> (機嫌よくグートルーネにお辞儀をすると、酒盃を手でつかむ。そのまま、感慨深げに目の前に持ってゆき、小声で語りかける) たとえ君が教えてくれたことを全て忘れようとも、 たった一つの教えだけは忘れない・・・ この最初の一口を、ぼくは大切な愛のために捧げる! ブリュンヒルデ・・・君への! (ジークフリートは酒盃に口を当て、長い時間をかけて一息で飲む。グートルーネに盃を返すと、グートルーネは、戸惑いつつも恥ずかしそうに目を伏せる) <ジークフリート> (ぱっと燃え上がった恋情もあらわに、じっとグートルーネを見つめる) 稲妻のような眼差しで、ぼくを焼き焦がしておきながら、 どうして今さら目を伏せるのです? (グートルーネは、顔を真っ赤にしながら、目を上げてジークフリートを見る) <ジークフリート> ああ!何て美しいんだ! 瞳を閉じて・・・ その目の輝きは、ぼくの胸を 焼き尽くしてしまいそうだ・・・ 炎のような血潮の流れが、 胸を焦がしてしまいそうだ! (声を震わせながら) グンター、あなたの妹さんのお名前は? <グンター> グートルーネだ。 <ジークフリート> (小声で) グートルーネ・・・なるほど「良き知らせ」だ。 ぼくが、この人の眼に見たものは・・・。 (情熱的に激しくグートルーネの手をつかんで) ぼくは、あなたの兄上に仕えようとしましたが、 誇り高き兄上は、ぼくの申し出を断りました。 あなたも、兄上同様、ぼくを思い上がった男と思うのですか? もしも、ぼくがあなたに結婚を申し込んだら? (グートルーネは、思わずハーゲンと目を合わせる。 しおらしく首をうなだれると、自分はジークフリートにふさわしくないとでも言うような身振りをしながら、よろめくような足取りで大広間を後にする) <ジークフリート> (ハーゲンとグンターが注意深く様子を見守る中、ジークフリートは、まるで魔法に捕えられたかのように、グートルーネの後ろ姿を見送ったまま、振り返ろうともせずに質問する) グンター、あなたには妻がいますか? <グンター> まだ結婚はしていないが、 おそらく妻をめとることは難しかろう! 実はある女を想っているのだが、 手に入れる手段が思いつかないのだ。 <ジークフリート> (元気づいて、グンターに振り向く) 諦めているようだが、ぼくが何かお役に立てないだろうか? <グンター> 彼女の居場所は、岩山高く・・・ <ジークフリート> (いぶかしげに、急いで口をはさむ) 「彼女の居場所は、岩山高く」・・・ <グンター> 広間は炎に取り巻かれ・・・ <ジークフリート> 「広間は炎に取り巻かれ」・・・? <グンター> 炎を越える者だけが・・・ <ジークフリート> (全身全霊で記憶をつなぎ留めようとしながら) 「炎を越える者だけが」・・・? <グンター> ・・・ブリュンヒルデの花婿となる。 (ジークフリートの仕草からは、ブリュンヒルデの名前が出ても、もはや彼女との記憶は完全に消え去ってしまったことが分かる) <グンター> 私では、岩山をよじ登ることもできないし、 炎の勢いも弱まりはしないだろう! <ジークフリート> (白昼夢のような状態から我に返ると、陽気にはしゃぎながら、グンターに顔を向ける) ぼくは・・・炎なんか怖くない。 あなたのために、その女性に求婚しよう。 なぜなら、ぼくは、あなたのしもべ。 ぼくの勇気はあなたのものだ。 グートルーネを、ぼくの妻としていただきたい。 <グンター> グートルーネは、喜んであなたに差し上げよう。 <ジークフリート> ブリュンヒルデを、あなたのもとに連れて来よう。 <グンター> あの女性を、どうやって欺くつもりだ? <ジークフリート> 隠れ頭巾で変身して、 あなたの姿になり代わる。 <グンター> ならば、誓いを立てようではないか! <ジークフリート> 義兄弟の血の誓いを立てよう! (ハーゲンは、角でできた酒盃に、樽から出したばかりのワインを注ぎ、ジークフリートとグンターの目の前に差し出す。彼らは、剣で腕に傷をつけると、しばらく盃の真上に傷口をかかげる。そして、ハーゲンが二人の間に盃を差し出すと、その上に二本ずつ指を置く) <ジークフリート> 花咲く命あふれる血潮よ、 この飲み物に、したたり落ちろ。 <グンター> 兄弟の熱き思いをたっぷり混ぜて・・・ この飲み物に、我らの血よ、咲き誇れ。 <二人> 友への忠誠のために飲もう。 楽しく、自由に、この契りから、 義兄弟の血の誓いよ・・・栄えよ! <グンター> 兄弟の一人が誓いを破れば、 <ジークフリート> 友が、不実を行うならば、 <二人> 今飲んだ血のしずくよ。 激流となり、ほとばしれ! 友への罪の償いを果たせ! <グンター> (飲むと、ジークフリートに盃を渡す) さあ・・・契りを交わすぞ。 <ジークフリート> さあ・・・忠誠のしるしを飲むぞ。 (飲み終わったジークフリートが、空になった盃を差し出すと、ハーゲンは、その盃を剣で真っ二つに割る。ジークフリートとグンターは、手を差し出して握手し合う) <ジークフリート> (誓約の儀式の間、ずっと後ろに立っていたハーゲンを、しげしげと見つめながら) なぜ、あなたはこの誓いに加わらない? <ハーゲン> 私の血など入れたら、酒が腐ってしまう。 私の血は、あなた方の血のように、純粋で高貴ではない。 冷たくこごる、よどむ血で、 頬さえ赤く染めてくれない。 だから、炎のようなあなた達の契りには、関わらないのだ。 <グンター> (ジークフリートに) 陰気な男は放っておけ! <ジークフリート> (再び盾を持ち) さあ、出発しよう! あそこにぼくの船がある。 あれなら早く岩山に着く。 (グンターに近寄って行き、出発の合図をする) あなたは一晩、岸辺の船の中で待っていて、 そのあと、例の女を連れ帰れば良い。 (出発しようと向きを変え、グンターについて来るよう合図する) <グンター> その前に休まなくて良いのか? <ジークフリート> 一刻でも早く帰って来たいんだ! (岸辺に行き、船のともづなを解き始める) <グンター> ハーゲン!お前はこの家の番をしていろ! (ジークフリートを追って岸辺に出る。ジークフリートとグンターが武器を船に下ろし、マストに帆を張って出発の準備を全て整えている間に、ハーゲンは自分の槍と盾を持って来る。 グートルーネは自分の部屋の戸口に姿を見せるが、その直前にジークフリートは船を岸から離したばかりであり、すぐに船は川の流れの真ん中へと漕ぎ出ていく) <グートルーネ> みんな、慌ててどこへ行ったの? <ハーゲン> (盾と槍を持って、悠然と大広間の前に陣取り、腰掛けながら) 船に乗った・・・ブリュンヒルデの求婚に行くのだ。 <グートルーネ> ジークフリートが? <ハーゲン> そうだ。あなたを妻にしたくて、 居ても立ってもいられぬ様子だったぞ! <グートルーネ> ジークフリートが・・・あたしのもの! (うきうきと上気したように、自分の部屋に引っ込んでいく。その間に、ジークフリートは手につかんだ櫂を、川の上流に向けて入れ、瞬く間にすっかり視界から消えてしまう) <ハーゲン> (大広間の入口の柱に背をもたせながら、微動だにもせず) ここに座って、俺は見張り、屋敷を守る。 大広間を敵から守る。 ギービヒの子は、追い風を受け、 妻を求めて旅の空。 その男のために舵を取る強き勇者は、 その男を危機から守ってやった上に、 自分の花嫁を、このラインの岸辺に連れてくるというわけだ。 だが、この俺のために持ち帰るのは・・・あの指輪だ! 何不自由ない息子達よ・・・陽気な奴らよ。 せいぜい陽気に、帆を張るのだ! お前らは俺を見下している。だが、お前らの方こそ、 このニーベルングの息子に仕えているのだ。 (ギービヒ家の大広間と舞台前面とを仕切っていたタペストリーが、バタンと崩れかかり、舞台と観客席とは遮断される。短いオーケストラ間奏曲を経て舞台転換が行われた後、タペストリーは完全に引き上げられる) 第3場 (ブリュンヒルデ、ヴァルトラウテ、ジークフリート) (序幕と同じく、ブリュンヒルデの岩山の上。ブリュンヒルデは、岩の寝室の入口に座り、一言も発さず物思いに沈んでいる。ジークフリートにもらった指輪を見つめると、歓びに満ちた思い出に満たされて、指輪に口づけする。 すると、遠くから雷鳴が聞こえて来るので、目を上げて耳を澄ますが、やがてまた指輪をじっと見つめる。再度稲妻が炎のように光ると、もう一度耳を澄ます。遠くに目をやると、黒い雷雲が岩山に向かって近付いて来る) <ブリュンヒルデ> 耳になじんだ音が、 遠くから聴こえて来る。 天馬がここに駆けて来るわ。 雲に乗り、雷を鳴らしながら、この岩山へ。 独りぼっちの私を見つけたのは誰? <ヴァルトラウテの声> (遠くから) ブリュンヒルデ!お姉さん! 寝ているの?起きているの? <ブリュンヒルデ> (椅子から立ち上がって) ヴァルトラウテの声だわ!何て懐かしい声かしら! (舞台に向かって叫ぶ) 来てくれたのね?妹よ! 勇気を出して、来てくれたのね? (岩山のへりに駆けて行く) あのモミの木・・・ きっと見覚えがあるでしょ? あそこで馬から降りて、 馬を休ませなさいよ! (ブリュンヒルデがモミの木に駆け寄って行くと、そこから雷が落ちたような轟音が聴こえて来る。やがて、彼女は体を激しく揺らしながら、ヴァルトラウテと共に戻って来る。相変わらず、喜びに上気しているが、ヴァルトラウテの、おずおずとした不安そうな様子には気がつかない) 私を訪ねて、ここに来たの? あなたは、そんなに勇気ある人だった? おそれもせずに、 ブリュンヒルデに会いに来てくれるなんて? <ヴァルトラウテ> あなたのことだけが心配で、急いで来たのよ! <ブリュンヒルデ> (とても嬉しそうに興奮して) ブリュンヒルデのために、 ヴァルハラのお父さまの禁令を破ってくれたのね? それとも・・・ねえ、もしや・・・ 私へのヴォータンの怒りが和らいだとでも? 私が、主神に逆らい、ジークムントを守った時、 罪を犯しつつも、私は・・・ お父さまの望みを叶えたのだわ。 怒りが和らいだことは、 この私も分かっていたの。 なぜなら、お父さまは、私を眠りに閉じ込め、 この岩山に縛り付け、 偶然、私の目を覚ました男の 下女にしようとした時でさえ、 私の切なる願いを叶えてくれた。 全てを燃やし尽くす炎で、岩山を取り巻き、 臆病な男が寄りつかないようにしてくれた。 その罰によって、私は最も幸せな女になったのよ。 だって、世に類なき素晴らしい勇者が 私を妻にしてくれたのだもの! その方の愛につつまれて、 今の私は笑い輝いているのよ。 (激しい歓喜の仕草で抱きしめようとするブリュンヒルデに対して、ヴァルトラウテは、ためらいつつも苛立たしげに、身をもぎ離す) あなたは、私の幸運がうらやましくないの? 私の歓びを一緒に喜んでくれたり、 分かち合ったりはしてくれないの? <ヴァルトラウテ> (声を荒らげて) 愚かな姉さんと、そんな妄想を分かち合えというの? 全然別のことが不安でたまらないから、 ヴォータンの禁令を破って来たというのに。 (ブリュンヒルデは、ここで初めて、ヴァルトラウテの極度に興奮した雰囲気に気付いて、いぶかしく思う) <ブリュンヒルデ> かわいそうに・・・不安と恐怖で脅えているのね? 厳しいお父さまは、まだ許してくれてないの? お父さまに怒られて、罰せられるのが怖いのね? <ヴァルトラウテ> (暗い声で) そんなことが怖いぐらいなら、 私の不安なんか、すぐ消え去ってしまうわ! <ブリュンヒルデ> 何ですって?まるでわからないわ! <ヴァルトラウテ> 興奮しちゃだめよ・・・ 私の言うことをよく聴いて! 不安でたまらなくてやって来たのに、 今すぐ、ヴァルハラに飛んで帰りたいぐらいよ。 それぐらい私は不安なのよ。 <ブリュンヒルデ> (驚いて) 不死の神々に何か起こったの? <ヴァルトラウテ> 私の言うことを、よく聴いて! お父さまは、あなたと別れてからというもの、 もう私達を戦場に送り出さなくなった・・・。 途方に暮れた私達は、 不安に脅えながら騎行するばかりだった。 お父さまは、ヴァルハラの戦士たちにも 近寄らなくなったわ。 絶え間なく一人で馬に乗り、 さすらい人として、この世界をさまようばかり。 つい最近、やっと帰って来たかと思えば、 どこかの勇士に砕かれた槍の破片を 手に持っていたわ・・・ そして、一言も発さないで、手で合図した。 ヴァルハラの高貴な戦士達に合図し、「世界樹」を切り倒させ、 その幹を薪にさせると、神々の大広間の周りに うず高く積み上げさせたわ。 そして、神々の会議を招集し、 おごそかに玉座に座ると、 不安そうな神々を横に座らせ、 大広間の周りを、ぐるっと勇者達に取り巻かせた。 でも、お父さまは、そのまま座って何も言わず、 玉座に沈み込み、深刻な顔で、口をつぐんでいるばかり。 こぶしに槍の破片を固く握りしめ、 ホルダのリンゴにも手を触れようとせずに・・・。 それを見た神々は、 驚きと不安で固まってしまった。 でも、ヴォータンが旅に出していた二羽のカラス・・・ そのカラス達が良い知らせを持ち帰った時、 もう一度・・・最後にもう一度だけ・・・ 神は、永遠の微笑をもらした。 お父さまの膝の周りを取り囲む私達ヴァルキューレは、 お父さまを哀願の眼差しで見つめていたけど、 お父さまはそれにも気づかず、 私達は皆、 底知れぬ不安とおののきにさいなまれていた。 でも、私がお父さまの胸にすがって泣いた時、 その瞳が、ようやく光を放った・・・ お父さまが想い出したのは、 ブリュンヒルデ・・・あなたのことよ! 深くため息をつくと、お父さまは目を閉じて、 夢の中にいるように、 こうつぶやいたわ・・・ 「ラインの水底の娘達に、 あの子が指輪を返してくれれば、 神も世界も、呪いの重荷から解き放たれて、 救われるだろうに!」 私はすぐに決意すると、お父さまの傍から離れ、 黙っている神々をかき分けながら、 人知れず急いで馬に乗ると、 嵐のように、あなたのもとへとやって来たのよ。 ああ、お姉さん、お願いよ・・・ 思い切って、あなたにできることをしてちょうだい! 不死の神々の苦しみを終わらせて! (ブリュンヒルデの目の前に崩れ落ちる) <ブリュンヒルデ> (平静なまま) 何と落ち着かない夢のような話を、 かわいそうなあなたは、語るのかしら! でも、愚かな私は、神々の神聖な霧の中から、 もう飛び出してしまったのよ・・・ 今聞いたことが、理解できないわ。 あなたの言うことは、ひどく混乱した話にしか思えない。 眼だって・・・きっと疲れすぎなのね。 真っ赤な炎のように瞬いているし、 頬にも血の気が無くて、真っ青よ・・・ そんなに取り乱して、私に何をしてほしいと言うの? <ヴァルトラウテ> (激しい口調で) あなたの手にある、その指輪。 そう、それよ・・・私の言うことを聞いて・・・ ヴォータンのために、その指輪を捨ててほしいの! <ブリュンヒルデ> 指輪を?・・・あたしが? <ヴァルトラウテ> ラインの娘達に返すのよ! <ブリュンヒルデ> ラインの娘達に・・・私が・・・この指輪を? ジークフリートの愛の形見なのよ? あなた、正気? <ヴァルトラウテ> 聞いて!私の不安な気持ちを分かってよ! その指輪には、世界中の災厄が取り憑いている。 投げ捨てて!遠く波間へと! ヴァルハラの悲惨を終わらせるため、 川に投げてほしいの・・・その呪いの指輪を! <ブリュンヒルデ> 何ですって! これが、私にとってどんなものか分からないの? 分かるわけがないわね!心のない人には! ヴァルハラで得られる歓びよりも、 不死の神々の名誉よりも、 この指輪のほうが私にとって価値があるのよ・・・ この明るい黄金を見つめれば、 神々しい輝きが溢れ出してくる・・・ それこそが、永遠に続く神々の幸福よりも、 ずっと私にとって価値あることだわ! なぜなら、そこから輝き出すのは、 ジークフリートの愛なのだもの・・・ ジークフリートの愛! ああ、あなたに、この歓喜を伝えられれば! その歓喜とは・・・この指輪の中にこそ、あるのよ。 さあ、神々の神聖な会議の場へと、戻りなさい! 指輪の件については、こう報告するがいいわ・・・ 「愛を、私は捨てたりはしない。 誰も私から愛を奪えない。 たとえ、壮麗に輝くヴァルハラが 瓦礫と化してしまおうとも!」 <ヴァルトラウテ> それが、あなたの誠意だと言うの? 妹のことは愛さないで、こんな悲しみの中に、 放り出してしまうの? <ブリュンヒルデ> 行ってしまいなさい! 馬に乗って飛んで行け! あなたなんかが指輪を奪うことはできないわよ! <ヴァルトラウテ> ひどいわ!何てこと! 何てひどいの、お姉さん! ヴァルハラの神々がひどいことになるわ! (ヴァルトラウテは駆け去って行く。すぐにモミの木から雷雲が、嵐の中を立ち昇る) <ブリュンヒルデ> (明るく照らし出された雷雲が遠ざかって行く。すぐに、完全に遠方に消え去ってしまうが、ブリュンヒルデは、それを目で追っている) 雷雲が、稲光を発しながら、 風に運ばれて、 嵐のように去って行く。 もう二度と私の所には来ないでちょうだい! (辺りは夕暮れにつつまれている。麓からの炎の反射が、次第に明るさを増してくる。ブリュンヒルデは、落ち着き払って、下界の風景を見渡す) 黄昏の夕闇が、天を包んでいるわ・・・ 私を守ってくれる炎が、ますます明るくなってくる。 (麓からの炎の反射が、どんどん強くなって来る。炎はますます赤くなり、岩山のへりにまで近づいてくる) 今日はなぜ、これほど狂ったように、 炎の波が、この岩の壁まで燃えてくるの? 岩の頂きまで、火が洪水みたいに押し寄せて来る。 (ジークフリートが角笛を鳴らして近づいて来る音が、下の方から聞こえる。ブリュンヒルデはそれを聞くと、歓喜して立ち上がる) ジークフリートだわ! ジークフリートが帰ってきたの? あの人が呼んでいるわ! さあ・・・!さあ!あの人のもとへ! 私の神である、あの人のもとへ! (感極まって、岩のへりへと駆けて行く。炎が吹き上げると、その中からジークフリートが現れる。だが、彼が高い岩の上に飛び移ると、炎はすぐに消え、また下から照らし出されるだけとなる。ジークフリートは、頭にかぶった隠れ頭巾で、顔の上半分を覆い、目だけを露わにし、グンターの姿をしている) <ブリュンヒルデ> (驚きのあまり後じさりする) だまされた!誰が入って来たの? (舞台前方にまで逃げて行き、驚いて声も出せず、ジークフリートをじっと見つめる) <ジークフリート> (舞台後方の石の上に突っ立ったまま、盾にもたれて身じろぎもせず、長い間ブリュンヒルデを見つめている。やがて、普段よりも低い作り声で、彼女に語りかける) ブリュンヒルデよ!求婚者が来たのだ! お前の炎など、私には恐ろしくなかった。 私は、お前を妻にする・・・ 喜んで従うがいい! <ブリュンヒルデ> (ぶるぶると震えながら) この男は誰かしら? 最強の男にのみ定められたはずのことが できてしまったなんて・・・ <ジークフリート> (前と同様の作り声で) お前を手なずけに来た勇者だ。 お前を力ずくでも手に入れに来たのだ。 <ブリュンヒルデ> (恐怖に襲われて) 妖怪が、あの岩に降りて来たの!? 鷲が舞い下りて、 私を食いちぎりに来たの!? 気味悪い男!お前は誰なの? (長い沈黙) 人間の仲間なの? それとも地獄の軍勢の一員? <ジークフリート> (前と同様の作り声だが、初めはいくらか震えた声で、やがて再び平静な声で続ける) 私はギービヒ家の当主・・・ 勇者グンターだ。 女よ、私に従うがいい。 <ブリュンヒルデ> (絶望の叫び声をあげる) ヴォータン!残酷で恐ろしい神! ああ!今、分かった! 罰とは、これを意味していたのね・・・ 私を嘲笑い、悲しみのどん底に 突き落とそうというのね! <ジークフリート> (岩から飛び下り、ブリュンヒルデに近づいて来る) もう夜になるぞ・・・ この岩屋で、 私と契りを結ぶのだ! <ブリュンヒルデ> (ジークフリートの指輪をはめている指を、脅すように突き出しながら) 近寄らないで!このしるしを恐れるがいい! 私に乱暴することはできないわ。 この指輪が、私を守っている限り。 <ジークフリート> その指輪こそ、夫の権利を、このグンターに与えるもの。 その指輪を、二人の契りのしるしとしてやろう! <ブリュンヒルデ> さがれ!強盗め! 恥知らずの盗っ人め! 厚かましく、近寄って来ないで! 私は、指輪のおかげで、 鉄より強い女となっている。 絶対に・・・これを私から奪うことはできない! <ジークフリート> ならば、それさえ奪えば いいと言うわけだな! (ブリュンヒルデに飛びかかり、二人は取っ組み合う。やがて、ブリュンヒルデは身をもぎ離し、逃げ、身を守ろうとするかのように振り返るが、ジークフリートは再び彼女をとらえる。ブリュンヒルデは逃げるが、さらに追いつかれ、またも激しい取っ組み合いとなる。ジークフリートがブリュンヒルデの手をつかみ、その指から指輪を抜き取ると、彼女は大きな叫び声を上げる。ブリュンヒルデが力尽きて、ジークフリートの腕の中に倒れ込む時、彼女の眼差しは、無意識にジークフリートの両眼をかすめる) <ジークフリート> (岩山の寝室の入口にある石のベンチに、力尽きたブリュンヒルデを寝かせる) もはや、お前は、私のものだ。 ブリュンヒルデ・・・グンターの花嫁よ。 お前の寝室を、私によこすのだ! <ブリュンヒルデ> (放心状態で虚空をみつめ、弱々しい声で) どうやって身を守ればいいの・・・なんて惨めな女! (ジークフリートは命令するような身振りで急き立てる。ブリュンヒルデは、震えながら、よろめくような足取りで、寝室に入って行く) <ジークフリート> (剣を抜き、いつもの声に戻って) さあ、ノートゥングよ、証人となれ。 ぼくが礼節にかなう求婚をしたことを。 兄との信義を守るために、 グンターの花嫁と、ぼくとの間を隔てよ! (ブリュンヒルデの後を追う) (幕が降りる) VORSPIEL (Auf dem Walkürenfelsen. Die Szene ist dieselbe wie am Schlusse des zweiten Tages. Nacht. Aus der Tiefe des Hintergrundes leuchtet Feuerschein. Die drei Nornen, hohe Frauengestalten in langen, dunklen und schleierartigen Faltengewändern. Die erste (älteste) lagert im Vordergrunde rechts unter der breitästigen Tanne; die zweite (jüngere) ist an einer Steinbank vor dem Felsengemache hingestreckt; die dritte (jüngste) sitzt in der Mitte des Hintergrundes auf einem Felssteine des Höhensaumes. Eine Zeitlang herrscht düsteres Schweigen ) DIE ERSTE NORN (ohne sich zu bewegen ) Welch Licht leuchtet dort? DIE ZWEITE NORN Dämmert der Tag schon auf? DIE DRITTE NORN Loges Heer lodert feurig um den Fels. Noch ist s Nacht. Was spinnen und singen wir nicht? DIE ZWEITE NORN (zu der ersten ) Wollen wir spinnen und singen, woran spannst du das Seil? DIE ERSTE NORN (erhebt sich, während sie ein goldenes Seil von sich löst und mit dem einen Ende es an einen Ast der Tanne knüpft ) So gut und schlimm es geh schling ich das Seil und singe. An der Weltesche wob ich einst, da gross und stark dem Stamm entgrünte weihlicher Äste Wald. Im kühlen Schatten rauscht ein Quell, Weisheit raunend rann sein Gewell ; da sang ich heil gen Sinn. Ein kühner Gott trat zum Trunk an den Quell; seiner Augen eines zahlt er als ewigen Zoll. Von der Weltesche brach da Wotan einen Ast; eines Speeres Schaft entschnitt der Starke dem Stamm. In langer Zeiten Lauf zehrte die Wunde den Wald; falb fielen die Blätter, dürr darbte der Baum, traurig versiegte des Quelles Trank trüben Sinnes ward mein Gesang. Doch, web ich heut an der Weltesche nicht mehr, muss mir die Tanne taugen zu fesseln das Seil singe, Schwester, - dir werf ich s zu. Weisst du, wie das wird? DIE ZWEITE NORN (windet das zugeworfene Seil um einen hervorspringenden Felsstein am Eingange des Gemaches ) Treu beratner Verträge Runen schnitt Wotan in des Speeres Schaft den hielt er als Haft der Welt. Ein kühner Held zerhieb im Kampfe den Speer; in Trümmer sprang der Verträge heiliger Haft. Da hiess Wotan Walhalls Helden der Weltesche welkes Geäst mit dem Stamm in Stücke zu fällen. Die Esche sank; ewig versiegte der Quell! Fessle ich heut an den scharfen Fels das Seil singe, Schwester, - dir werf ich s zu. Weisst du, wie das wird? DIE DRITTE NORN (das Seil auffangend und dessen Ende hinter sich werfend ) Es ragt die Burg, von Riesen gebaut mit der Götter und Helden heiliger Sippe sitzt dort Wotan im Saal. Gehau ner Scheite hohe Schicht ragt zuhauf rings um die Halle die Weltesche war dies einst! Brennt das Holz heilig brünstig und hell, sengt die Glut sehrend den glänzenden Saal der ewigen Götter Ende dämmert ewig da auf. Wisset ihr noch, so windet von neuem das Seil; von Norden wieder werf ich s dir nach. (Sie wirft das Seil der zweiten Norn zu ) DIE ZWEITE NORN (schwingt das Seil der ersten hin, die es vom Zweige löst und es an einen andern Ast wieder anknüpft ) Spinne, Schwester, und singe! DIE ERSTE NORN (nach hinten blickend ) Dämmert der Tag? Oder leuchtet die Lohe? Getrübt trügt sich mein Blick; nicht hell eracht ich das heilig Alte, da Loge einst entbrannte in lichter Brunst. Weisst du, was aus ihm ward? DIE ZWEITE NORN (das zugeworfene Seil wieder um den Stein windend ) Durch des Speeres Zauber zähmte ihn Wotan; Räte raunt er dem Gott. An des Schaftes Runen, frei sich zu raten, nagte zehrend sein Zahn da, mit des Speeres zwingender Spitze bannte ihn Wotan, Brünnhildes Fels zu umbrennen. Weisst du, was aus ihm wird? DIE DRITTE NORN (das zugeschwungene Seil wieder hinter sich werfend ) Des zerschlagnen Speeres stechende Splitter taucht einst Wotan dem Brünstigen tief in die Brust zehrender Brand zündet da auf; den wirft der Gott in der Weltesche zuhauf geschichtete Scheite. (Sie wirft das Seil zurück, die zweite Norn windet es auf und wirft es der ersten wieder zu ) DIE ZWEITE NORN Wollt ihr wissen, wann das wird? Schwinget, Schwestern, das Seil! DIE ERSTE NORN (das Seil von neuem anknüpfend ) Die Nacht weicht; nichts mehr gewahr ich des Seiles Fäden find ich nicht mehr; verflochten ist das Geflecht. Ein wüstes Gesicht wirrt mir wütend den Sinn das Rheingold raubte Alberich einst weisst du, was aus ihm ward? DIE ZWEITE NORN (mit mühevoller Hand das Seil um den zackigen Stein des Gemaches windend ) Des Steines Schärfe schnitt in das Seil; nicht fest spannt mehr der Fäden Gespinst; verwirrt ist das Geweb . Aus Not und Neid ragt mir des Niblungen Ring ein rächender Fluch nagt meiner Fäden Geflecht. Weisst du, was daraus wird? DIE DRITTE NORN (das zugeworfene Seil hastig fassend ) Zu locker das Seil, mir langt es nicht. Soll ich nach Norden neigen das Ende, straffer sei es gestreckt! (Sie zieht gewaltsam das Seil an dieses reisst in der Mitte ) Es riss! DIE ZWEITE NORN Es riss! DIE ERSTE NORN Es riss! (Erschreckt sind die drei Nornen aufgefahren und nach der Mitte der Bühne zusammengetreten sie fassen die Stücke des zerrissenen Seiles und binden damit ihre Leiber aneinander ) DIE DREI NORNEN Zu End ewiges Wissen! Der Welt melden Weise nichts mehr. Hinab! Zur Mutter! Hinab! (Sie verschwinden ) (Tagesgrauen. Wachsende Morgenröte, immer schwächeres Leuchten des Feuerscheines aus der Tiefe) Orchesterzwischenspiel Tagesgrauen - Sonnenaufgang - Heller Tag (Siegfried und Brünnhilde, treten aus dem Steingemache auf. Siegfried ist in vollen Waffen, Brünnhilde führt ihr Ross am Zaume ) BRÜNNHILDE Zu neuen Taten, teurer Helde, wie liebt ich dich, liess ich dich nicht? Ein einzig Sorgen lässt mich säumen dass dir zu wenig mein Wert gewann! Was Götter mich wiesen, gab ich dir heiliger Runen reichen Hort; doch meiner Stärke magdlichen Stamm nahm mir der Held, dem ich nun mich neige. Des Wissens bar, doch des Wunsches voll an Liebe reich, doch ledig der Kraft mögst du die Arme nicht verachten, die dir nur gönnen, nicht geben mehr kann! SIEGFRIED Mehr gabst du, Wunderfrau, als ich zu wahren weiss. Nicht zürne, wenn dein Lehren mich unbelehret liess! Ein Wissen doch wahr ich wohl dass mir Brünnhilde lebt; eine Lehre lernt ich leicht Brünnhildes zu gedenken! BRÜNNHILDE Willst du mir Minne schenken, gedenke deiner nur, gedenke deiner Taten gedenk des wilden Feuers, das furchtlos du durchschrittest, da den Fels es rings umbrann. SIEGFRIED Brünnhilde zu gewinnen! BRÜNNHILDE Gedenk der beschildeten Frau, die in tiefem Schlaf du fandest, der den festen Helm du erbrachst. SIEGFRIED Brünnhilde zu erwecken! BRÜNNHILDE Gedenk der Eide, die uns einen; gedenk der Treue, die wir tragen; gedenk der Liebe, der wir leben Brünnhilde brennt dann ewig heilig dir in der Brust! (Sie umarmt Siegfried ) SIEGFRIED Lass ich, Liebste, dich hier in der Lohe heiliger Hut; (Er hat den Ring Alberichs von seinem Finger gezogen und reicht ihn jetzt Brünnhilde dar ) zum Tausche deiner Runen reich ich dir diesen Ring. Was der Taten je ich schuf, des Tugend schliesst er ein. Ich erschlug einen wilden Wurm, der grimmig lang ihn bewacht. Nun wahre du seine Kraft als Weihegruss meiner Treu ! BRÜNNHILDE (voll Entzücken den Ring sich ansteckend ) Ihn geiz ich als einziges Gut! Für den Ring nimm nun auch mein Ross! Ging sein Lauf mit mir einst kühn durch die Lüfte, mit mir verlor es die mächt ge Art; über Wolken hin auf blitzenden Wettern nicht mehr schwingt es sich mutig des Wegs; doch wohin du ihn führst, - sei es durchs Feuer - grauenlos folgt dir Grane; denn dir, o Helde, soll er gehorchen! Du hüt ihn wohl; er hört dein Wort o bringe Grane oft Brünnhildes Gruss! SIEGFRIED Durch deine Tugend allein soll so ich Taten noch wirken? Meine Kämpfe kiesest du, meine Siege kehren zu dir auf deines Rosses Rücken, in deines Schildes Schirm, nicht Siegfried acht ich mich mehr, ich bin nur Brünnhildes Arm. BRÜNNHILDE O wäre Brünnhild deine Seele! SIEGFRIED Durch sie entbrennt mir der Mut. BRÜNNHILDE So wärst du Siegfried und Brünnhild ? SIEGFRIED Wo ich bin, bergen sich beide. BRÜNNHILDE (lebhaft ) So verödet mein Felsensaal? SIEGFRIED Vereint, fasst er uns zwei! BRÜNNHILDE in grosser Ergriffenheit O heilige Götter! Hehre Geschlechter! Weidet eu r Aug an dem weihvollen Paar! Getrennt - wer will es scheiden? Geschieden - trennt es sich nie! SIEGFRIED Heil dir, Brünnhilde, prangender Stern! Heil, strahlende Liebe! BRÜNNHILDE Heil dir, Siegfried, siegendes Licht! Heil, strahlendes Leben! BEIDE Heil! Heil! Heil! Heil! (Siegfried geleitet schnell das Ross dem Felsenabhange zu, wohin ihm Brünnhilde folgt. Siegfried ist mit dem Rosse hinter dem Felsenvorsprunge abwärts verschwunden, so dass der Zuschauer ihn nicht mehr sieht Brünnhilde steht so plötzlich allein am Abhange und blickt Siegfried in die Tiefe nach. Man hört Siegfrieds Horn aus der Tiefe. Brünnhilde lauscht. Sie tritt weiter auf den Abhang hinaus und erblickt Siegfried nochmals in der Tiefe sie winkt ihm mit entzückter Gebärde zu. Aus ihrem freudigen Lächeln deutet sich der Anblick des lustig davonziehenden Helden. Der Vorhang fällt schnell. Das Orchester nimmt die Weise des Hornes auf und führt sie in einem kräftigen Satze durch.) Siegfrieds Rheinfahrt (Darauf beginnt sogleich der erste Aufzug ) ERSTER AUFZUG Die Halle der Gibichungen am Rhein (Diese ist dem Hintergrunde zu ganz offen; den Hintergrund selbst nimmt ein freier Uferraum bis zum Flusse hin ein; felsige Anhöhen umgrenzen das Ufer ) ERSTE SZENE (Gunther, Hagen und Gutrune. Gunther und Gutrune auf dem Hochsitze zur Seite, vor welchem ein Tisch mit Trinkgerät steht; davor sitzt Hagen ) GUNTHER Nun hör , Hagen, sage mir, Held sitz ich herrlich am Rhein, Gunther zu Gibichs Ruhm? HAGEN Dich echt genannten acht ich zu neiden die beid uns Brüder gebar, Frau Grimhild hiess mich s begreifen. GUNTHER Dich neide ich nicht neide mich du! Erbt ich Erstlingsart, Weisheit ward dir allein Halbbrüderzwist bezwang sich nie besser. Deinem Rat nur red ich Lob, frag ich dich nach meinem Ruhm. HAGEN So schelt ich den Rat, da schlecht noch dein Ruhm; denn hohe Güter weiss ich, die der Gibichung noch nicht gewann. GUNTHER Verschwiegest du sie, so schelt auch ich. HAGEN In sommerlich reifer Stärke seh ich Gibichs Stamm, dich, Gunther, unbeweibt, dich, Gutrun , ohne Mann. (Gunther und Gutrune sind in schweigendes Sinnen verloren ) GUNTHER Wen rätst du nun zu frein, dass unsrem Ruhm es fromm ? HAGEN Ein Weib weiss ich, das herrlichste der Welt auf Felsen hoch ihr Sitz; ein Feuer umbrennt ihren Saal; nur wer durch das Feuer bricht, darf Brünnhildes Freier sein. GUNTHER Vermag das mein Mut zu bestehn? HAGEN Einem Stärkren noch ist s nur bestimmt. GUNTHER Wer ist der streitlichste Mann? HAGEN Siegfried, der Wälsungen Spross der ist der stärkste Held. Ein Zwillingspaar, von Liebe bezwungen, Siegmund und Sieglinde, zeugten den echtesten Sohn. Der im Walde mächtig erwuchs, den wünsch ich Gutrun zum Mann. GUTRUNE (schüchtern beginnend ) Welche Tat schuf er so tapfer, dass als herrlichster Held er genannt? HAGEN Vor Neidhöhle den Niblungenhort bewachte ein riesiger Wurm Siegfried schloss ihm den freislichen Schlund, erschlug ihn mit siegendem Schwert. Solch ungeheurer Tat enttagte des Helden Ruhm. GUNTHER (in Nachsinnen ) Vom Niblungenhort vernahm ich er birgt den neidlichsten Schatz? HAGEN Wer wohl ihn zu nützen wüsst , dem neigte sich wahrlich die Welt. GUNTHER Und Siegfried hat ihn erkämpft? HAGEN Knecht sind die Niblungen ihm. GUNTHER Und Brünnhild gewänne nur er? HAGEN Keinem andren wiche die Brunst. GUNTHER (unwillig sich vom Sitze erhebend ) Wie weckst du Zweifel und Zwist! Was ich nicht zwingen soll, darnach zu verlangen machst du mir Lust? (Er schreitet bewegt in der Halle auf und ab. Hagen, ohne seinen Sitz zu verlassen, hält Gunther, als dieser wieder in seine Nähe kommt, durch einen geheimnisvollen Wink fest ) HAGEN Brächte Siegfried die Braut dir heim, wär dann nicht Brünnhilde dein? GUNTHER (wendet sich wieder zweifelnd und unmutig ab ) Was zwänge den frohen Mann, für mich die Braut zu frein? HAGEN (wie vorher ) Ihn zwänge bald deine Bitte, bänd ihn Gutrun zuvor. GUTRUNE Du Spötter, böser Hagen! Wie sollt ich Siegfried binden? Ist er der herrlichste Held der Welt, der Erde holdeste Frauen friedeten längst ihn schon. HAGEN (sehr vertraulich zu Gutrune hinneigend ) Gedenk des Trankes im Schrein; (heimlicher ) vertraue mir, der ihn gewann den Helden, des du verlangst, bindet er liebend an dich. (Gunther ist wieder an den Tisch getreten und hört, auf ihn gelehnt, jetzt aufmerksam zu ) Träte nun Siegfried ein, genöss er des würzigen Tranks, dass vor dir ein Weib er ersah, dass je ein Weib ihm genaht, vergessen müsst er des ganz. Nun redet wie dünkt euch Hagens Rat? GUNTHER (lebhaft auffahrend ) Gepriesen sei Grimhild , die uns den Bruder gab! GUTRUNE Möcht ich Siegfried je ersehn! GUNTHER Wie suchten wir ihn auf? (Ein Horn auf dem Theater klingt aus dem Hintergrunde von links her. Hagen lauscht ) HAGEN Jagt er auf Taten wonnig umher, zum engen Tann wird ihm die Welt wohl stürmt er in rastloser Jagd auch zu Gibichs Strand an den Rhein. GUNTHER Willkommen hiess ich ihn gern! (Horn auf dem Theater, näher, aber immer noch fern. Beide lauschen ) Vom Rhein ertönt das Horn. HAGEN (ist an das Ufer gegangen, späht den Fluss hinab und ruft zurück ) In einem Nachen Held und Ross! Der bläst so munter das Horn! (Gunther bleibt auf halbem Wege lauschend zurück ) Ein gemächlicher Schlag, wie von müssiger Hand, treibt jach den Kahn wider den Strom; so rüstiger Kraft in des Ruders Schwung rühmt sich nur der, der den Wurm erschlug. Siegfried ist es, sicher kein andrer! GUNTHER Jagt er vorbei? HAGEN (durch die hohlen Hände nach dem Flusse rufend ) Hoiho! Wohin, du heitrer Held? SIEGFRIEDS STIMME (aus der Ferne, vom Flusse her ) Zu Gibichs starkem Sohne. HAGEN Zu seiner Halle entbiet ich dich. (Siegfried erscheint im Kahn am Ufer ) Hieher! Hier lege an! ZWEITE SZENE (Siegfried, Hagen, Gunther und Gutrune. Siegfried legt mit dem Kahne an und springt, nachdem Hagen den Kahn mit der Kette am Ufer festgeschlossen hat, mit dem Rosse auf den Strand ) HAGEN Heil! Siegfried, teurer Held! (Gunther ist zu Hagen an das Ufer getreten. Gutrune blickt vom Hochsitze aus in staunender Bewunderung auf Siegfried. Gunther will freundlichen Gruss bieten. Alle sind in gegenseitiger stummer Betrachtung gefesselt ) SIEGFRIED (auf sein Ross gelehnt, bleibt ruhig am Kahne stehen ) Wer ist Gibichs Sohn? GUNTHER Gunther, ich, den du suchst. SIEGFRIED Dich hört ich rühmen weit am Rhein nun ficht mit mir, oder sei mein Freund! GUNTHER Lass den Kampf! Sei willkommen! SIEGFRIED (sieht sich ruhig um ) Wo berg ich mein Ross? HAGEN Ich biet ihm Rast. SIEGFRIED (zu Hagen gewendet ) Du riefst mich Siegfried sahst du mich schon? HAGEN Ich kannte dich nur an deiner Kraft. SIEGFRIED (indem er an Hagen das Ross übergibt ) Wohl hüte mir Grane! Du hieltest nie von edlerer Zucht am Zaume ein Ross. (Hagen führt das Ross rechts hinter die Halle ab. Während Siegfried ihm gedankenvoll nachblickt, entfernt sich auch Gutrune, durch einen Wink Hagens bedeutet, von Siegfried unbemerkt, nach links durch eine Tür in ihr Gemach. Gunther schreitet mit Siegfried, den er dazu einlädt, in die Halle vor ) GUNTHER Begrüsse froh, o Held, die Halle meines Vaters; wohin du schreitest, was du ersiehst, das achte nun dein Eigen dein ist mein Erbe, Land und Leut , hilf, mein Leib, meinem Eide! Mich selbst geb ich zum Mann. SIEGFRIED Nicht Land noch Leute biete ich, noch Vaters Haus und Hof einzig erbt ich den eignen Leib; lebend zehr ich den auf. Nur ein Schwert hab ich, selbst geschmiedet hilf, mein Schwert, meinem Eide! Das biet ich mit mir zum Bund. HAGEN (der zurückgekommen ist und jetzt hinter Siegfried steht ) Doch des Niblungenhortes nennt die Märe dich Herrn? SIEGFRIED (sich zu Hagen umwendend ) Des Schatzes vergass ich fast so schätz ich sein müss ges Gut! In einer Höhle liess ich s liegen, wo ein Wurm es einst bewacht . HAGEN Und nichts entnahmst du ihm? SIEGFRIED (auf das stählerne Netzgewirk deutend, das er im Gürtel hängen hat ) Dies Gewirk, unkund seiner Kraft. HAGEN Den Tarnhelm kenn ich, der Niblungen künstliches Werk er taugt, bedeckt er dein Haupt, dir zu tauschen jede Gestalt; verlangt dich s an fernsten Ort, er entführt flugs dich dahin. Sonst nichts entnahmst du dem Hort? SIEGFRIED Einen Ring. HAGEN Den hütest du wohl? SIEGFRIED Den hütet ein hehres Weib. HAGEN (für sich ) Brünnhild !... GUNTHER Nicht, Siegfried, sollst du mir tauschen Tand gäb ich für dein Geschmeid, nähmst all mein Gut du dafür. Ohn Entgelt dien ich dir gern. (Hagen ist zu Gutrunes Türe gegangen und öffnet sie jetzt. Gutrune tritt heraus, sie trägt ein gefülltes Trinkhorn und naht damit Siegfried ) GUTRUNE Willkommen, Gast, in Gibichs Haus! Seine Tochter reicht dir den Trank. SIEGFRIED (neigt sich ihr freundlich und ergreift das Horn; er hält es gedankenvoll vor sich hin und sagt leise ) Vergäss ich alles, was du mir gabst, von einer Lehre lass ich doch nie den ersten Trunk zu treuer Minne, Brünnhilde, bring ich dir! (Er setzt das Trinkhorn an und trinkt in einem langen Zuge. Er reicht das Horn an Gutrune zurück, die verschämt und verwirrt ihre Augen vor ihm niederschlägt ) SIEGFRIED (heftet den Blick mit schnell entbrannter Leidenschaft auf sie ) Die so mit dem Blitz den Blick du mir sengst, was senkst du dein Auge vor mir? (Gutrune schlägt errötend das Auge zu ihm auf ) SIEGFRIED Ha, schönstes Weib! Schliesse den Blick; das Herz in der Brust brennt mir sein Strahl zu feurigen Strömen fühl ich ihn zehrend zünden mein Blut! (mit bebender Stimme ) Gunther, wie heisst deine Schwester? GUNTHER Gutrune. SIEGFRIED (leise ) Sind s gute Runen, die ihrem Aug ich entrate? (Er fasst Gutrune mit feurigem Ungestüm bei der Hand ) Deinem Bruder bot ich mich zum Mann der Stolze schlug mich aus; trügst du, wie er, mir Übermut, böt ich mich dir zum Bund? (Gutrune trifft unwillkürlich auf Hagens Blick. Sie neigt demütig das Haupt, und mit einer Gebärde, als fühle sie sich seiner nicht wert, verlässt sie schwankenden Schrittes wieder die Halle ) SIEGFRIED (von Hagen und Gunther aufmerksam beobachtet, blickt ihr, wie festgezaubert, nach; dann, ohne sich umzuwenden, fragt er ) Hast du, Gunther, ein Weib? GUNTHER Nicht freit ich noch, und einer Frau soll ich mich schwerlich freun! Auf eine setzt ich den Sinn, die kein Rat mir je gewinnt. SIEGFRIED (wendet sich lebhaft zu Gunther ) Was wär dir versagt, steh ich zu dir? GUNTHER Auf Felsen hoch ihr Sitz - SIEGFRIED (mit verwunderungsvoller Hast einfallend ) "Auf Felsen hoch ihr Sitz;" GUNTHER ein Feuer umbrennt den Saal - SIEGFRIED "ein Feuer umbrennt den Saal"... ? GUNTHER Nur wer durch das Feuer bricht - SIEGFRIED (mit der heftigsten Anstrengung, um eine Erinnerung festzuhalten ) "Nur wer durch das Feuer bricht"... ? GUNTHER - darf Brünnhildes Freier sein. (Siegfried drückt durch eine Gebärde aus, dass bei Nennung von Brünnhildes Namen die Erinnerung ihm vollends ganz schwindet ) GUNTHER Nun darf ich den Fels nicht erklimmen; das Feuer verglimmt mir nie! SIEGFRIED (kommt aus einem traumartigen Zustand zu sich und wendet sich mit übermütiger Lustigkeit zu Gunther) Ich - fürchte kein Feuer, für dich frei ich die Frau; denn dein Mann bin ich, und mein Mut ist dein, gewinn ich mir Gutrun zum Weib. GUNTHER Gutrune gönn ich dir gerne. SIEGFRIED Brünnhilde bring ich dir. GUNTHER Wie willst du sie täuschen? SIEGFRIED Durch des Tarnhelms Trug tausch ich mir deine Gestalt. GUNTHER So stelle Eide zum Schwur! SIEGFRIED Blut-Brüderschaft schwöre ein Eid! (Hagen füllt ein Trinkhorn mit frischem Wein; dieses hält er dann Siegfried und Gunther hin, welche sich mit ihren Schwertern die Arme ritzen und diese eine kurze Zeit über die Öffnung des Trinkhornes halten. Siegfried und Gunther legen zwei ihrer Finger auf das Horn, welches Hagen fortwährend in ihrer Mitte hält.) SIEGFRIED Blühenden Lebens labendes Blut träufelt ich in den Trank. GUNTHER Bruder-brünstig mutig gemischt, blüh im Trank unser Blut. BEIDE Treue trink ich dem Freund. Froh und frei entblühe dem Bund, Blut-Brüderschaft heut ! GUNTHER Bricht ein Bruder den Bund, SIEGFRIED Trügt den Treuen der Freund, BEIDE Was in Tropfen heut hold wir tranken, in Strahlen ström es dahin, fromme Sühne dem Freund! GUNTHER (trinkt und reicht das Horn Siegfried ) So - biet ich den Bund. SIEGFRIED So - trink ich dir Treu ! (Er trinkt und hält das geleerte Trinkhorn Hagen hin. Hagen zerschlägt mit seinem Schwerte das Horn in zwei Stücke. Siegfried und Gunther reichen sich die Hände ) SIEGFRIED (betrachtet Hagen, welcher während des Schwures hinter ihm gestanden ) Was nahmst du am Eide nicht teil? HAGEN Mein Blut verdürb euch den Trank; nicht fliesst mir s echt und edel wie euch; störrisch und kalt stockt s in mir; nicht will s die Wange mir röten. Drum bleibt ich fern vom feurigen Bund. GUNTHER (zu Siegfried ) Lass den unfrohen Mann! SIEGFRIED (hängt sich den Schild wieder über ) Frisch auf die Fahrt! Dort liegt mein Schiff; schnell führt es zum Felsen. (Er tritt näher zu Gunther und bedeutet diesen ) Eine Nacht am Ufer harrst du im Nachen; die Frau fährst du dann heim. (Er wendet sich zum Fortgehen und winkt Gunther, ihm zu folgen ) GUNTHER Rastest du nicht zuvor? SIEGFRIED Um die Rückkehr ist mir s jach! (Er geht zum Ufer, um das Schiff loszubinden ) GUNTHER Du, Hagen, bewache die Halle! (Er folgt Siegfried zum Ufer. - Während Siegfried und Gunther, nachdem sie ihre Waffen darin niedergelegt, im Schiff das Segel aufstecken und alles zur Abfahrt bereit machen, nimmt Hagen seinen Speer und Schild. Gutrune erscheint an der Tür ihres Gemachs, als soeben Siegfried das Schiff abstösst, welches sogleich der Mitte des Stromes zutreibt.) GUTRUNE Wohin eilen die Schnellen? HAGEN (während er sich gemächlich mit Schild und Speer vor der Halle niedersetzt ) Zu Schiff - Brünnhild zu frein. GUTRUNE Siegfried? HAGEN Sieh , wie s ihn treibt, zum Weib dich zu gewinnen! GUTRUNE Siegfried - mein! (Sie geht, lebhaft erregt, in ihr Gemach zurück. Siegfried hat das Ruder erfasst und treibt jetzt mit dessen Schlägen den Nachen stromabwärts, so dass dieser bald gänzlich ausser Gesicht kommt ) HAGEN (sitzt mit dem Rücken an den Pfosten der Halle gelehnt, bewegungslos ) Hier sitz ich zur Wacht, wahre den Hof, wehre die Halle dem Feind. Gibichs Sohne wehet der Wind, auf Werben fährt er dahin. lhm führt das Steuer ein starker Held, Gefahr ihm will er bestehn Die eigne Braut ihm bringt er zum Rhein; mir aber bringt er - den Ring! Ihr freien Söhne, frohe Gesellen, segelt nur lustig dahin! Dünkt er euch niedrig, ihr dient ihm doch, des Niblungen Sohn. (Ein Teppich, welcher dem Vordergrunde zu die Halle einfasste, schlägt zusammen und schliesst die Bühne vor dem Zuschauer ab. Nachdem während eines kurzen Orchester-Zwischenspieles der Schauplatz verwandelt ist, wird der Teppich gänzlich aufgezogen ) DRITTE SZENE (Brünnhilde, Waltraute, Siegfried.) (Die Felsenhöhle wie im Vorspiel. Brünnhilde sitzt am Eingange des Steingemaches, in stummen Sinnen Siegfrieds Ring betrachtend; von wonniger Erinnerung überwältigt, bedeckt sie ihn mit Küssen. Ferner Donner lässt sich vernehmen, sie blickt auf und lauscht. Dann wendet sie sich wieder zu dem Ring. Ein feuriger Blitz. Sie lauscht von neuem und späht nach der Ferne, von woher eine finstre Gewitterwolke dem Felsensaume zuzieht ) BRÜNNHILDE Altgewohntes Geräusch raunt meinem Ohr die Ferne. Ein Luftross jagt im Laufe daher; auf der Wolke fährt es wetternd zum Fels. Wer fand mich Einsame auf? WALTRAUTES STIMME (aus der Ferne ) Brünnhilde! Schwester! Schläfst oder wachst du? BRÜNNHILDE (fährt vom Sitze auf ) Waltrautes Ruf, so wonnig mir kund! (in die Szene rufend ) Kommst du, Schwester? Schwingst dich kühn zu mir her? (sie eilt nach dem Felsrande ) Dort im Tann - dir noch vertraut - steige vom Ross und stell den Renner zur Rast! (Sie stürmt in den Tann, von wo ein starkes Geräusch, gleich einem Gewitterschlage, sich vernehmen lässt. Dann kommt sie in heftiger Bewegung mit Waltraute zurück; sie bleibt freudig erregt, ohne Waltrautes ängstliche Scheu zu beachten ) Kommst du zu mir? Bist du so kühn, magst ohne Grauen Brünnhild bieten den Gruss? WALTRAUTE Einzig dir nur galt meine Eil ! BRÜNNHILDE (in höchster freudiger Aufgeregtheit ) So wagtest du, Brünnhild zulieb, Walvaters Bann zu brechen? Oder wie - o sag - wär wider mich Wotans Sinn erweicht? Als dem Gott entgegen Siegmund ich schützte, fehlend - ich weiss es - erfüllt ich doch seinen Wunsch. Dass sein Zorn sich verzogen, weiss ich auch; denn verschloss er mich gleich in Schlaf, fesselt er mich auf den Fels, wies er dem Mann mich zur Magd, der am Weg mich fänd und erweckt , meiner bangen Bitte doch gab er Gunst mit zehrendem Feuer umzog er den Fels, dem Zagen zu wehren den Weg. So zur Seligsten schuf mich die Strafe der herrlichste Held gewann mich zum Weib! In seiner Liebe leucht und lach ich heut auf. (Sie umarmt Waltraute unter stürmischen Freudenbezeigungen, welche diese mit scheuer Ungeduld abzuwehren sucht ) Lockte dich, Schwester, mein Los? An meiner Wonne willst du dich weiden, teilen, was mich betraf? WALTRAUTE (heftig ) Teilen den Taumel, der dich Törin erfasst? Ein andres bewog mich in Angst, zu brechen Wotans Gebot. (Brünnhilde gewahrt hier erst mit Befremdung die wildaufgeregte Stimmung Waltrautes ) BRÜNNHILDE Angst und Furcht fesseln dich Arme? So verzieh der Strenge noch nicht? Du zagst vor des Strafenden Zorn? WALTRAUTE (düster ) Dürft ich ihn fürchten, meiner Angst fänd ich ein End ! BRÜNNHILDE Staunend versteh ich dich nicht! WALTRAUTE Wehre der Wallung achtsam höre mich an! Nach Walhall wieder drängt mich die Angst, die von Walhall hierher mich trieb. BRÜNNHILDE (erschrocken ) Was ist s mit den ewigen Göttern? WALTRAUTE Höre mit Sinn, was ich dir sage! Seit er von dir geschieden, zur Schlacht nicht mehr schickte uns Wotan; irr und ratlos ritten wir ängstlich zu Heer; Walhalls mutige Helden mied Walvater. Einsam zu Ross, ohne Ruh noch Rast, durchschweift er als Wandrer die Welt. Jüngst kehrte er heim; in der Hand hielt er seines Speeres Splitter die hatte ein Held ihm geschlagen. Mit stummem Wink Walhalls Edle wies er zum Forst, die Weltesche zu fällen. Des Stammes Scheite hiess er sie schichten zu ragendem Hauf rings um der Seligen Saal. Der Götter Rat liess er berufen; den Hochsitz nahm heilig er ein ihm zu Seiten hiess er die Bangen sich setzen, in Ring und Reih die Hall erfüllen die Helden. So sitzt er, sagt kein Wort, auf hehrem Sitze stumm und ernst, des Speeres Splitter fest in der Faust; Holdas Äpfel rührt er nicht an. Staunen und Bangen binden starr die Götter. Seine Raben beide sandt er auf Reise kehrten die einst mit guter Kunde zurück, dann noch einmal - zum letztenmal - lächelte ewig der Gott. Seine Knie umwindend, liegen wir Walküren; blind bleibt er den flehenden Blicken; uns alle verzehrt Zagen und endlose Angst. An seine Brust presst ich mich weinend da brach sich sein Blick - er gedachte, Brünnhilde, dein ! Tief seufzt er auf, schloss das Auge, und wie im Traume raunt er das Wort "Des tiefen Rheines Töchtern gäbe den Ring sie wieder zurück, von des Fluches Last erlöst wär Gott und Welt!" Da sann ich nach von seiner Seite durch stumme Reihen stahl ich mich fort; in heimlicher Hast bestieg ich mein Ross und ritt im Sturme zu dir. Dich, o Schwester, beschwör ich nun was du vermagst, vollend es dein Mut! Ende der Ewigen Qual! (Sie hat sich vor Brünnhilde niedergeworfen ) BRÜNNHILDE (ruhig ) Welch banger Träume Mären meldest du Traurige mir! Der Götter heiligem Himmelsnebel bin ich Törin enttaucht nicht fass ich, was ich erfahre. Wirr und wüst scheint mir dein Sinn; in deinem Aug - so übermüde - glänzt flackernde Glut. Mit blasser Wange, du bleiche Schwester, was willst du Wilde von mir? WALTRAUTE (heftig ) An deiner Hand, der Ring, er ist s; - hör meinen Rat für Wotan wirf ihn von dir! BRÜNNHILDE Den Ring? - Von mir? WALTRAUTE Den Rheintöchtern gib ihn zurück! BRÜNNHILDE Den Rheintöchtern - ich - den Ring? Siegfrieds Liebespfand? Bist du von Sinnen? WALTRAUTE Hör mich! Hör meine Angst! Der Welt Unheil haftet sicher an ihm. Wirf ihn von dir, fort in die Welle! Walhalls Elend zu enden, den verfluchten wirf in die Flut! BRÜNNHILDE Ha! Weisst du, was er mir ist? Wie kannst du s fassen, fühllose Maid! Mehr als Walhalls Wonne, mehr als der Ewigen Ruhm ist mir der Ring ein Blick auf sein helles Gold, ein Blitz aus dem hehren Glanz gilt mir werter als aller Götter ewig währendes Glück! Denn selig aus ihm leuchtet mir Siegfrieds Liebe Siegfrieds Liebe! O liess sich die Wonne dir sagen! Sie - wahrt mir der Reif. Geh hin zu der Götter heiligem Rat! Von meinem Ringe raune ihnen zu die Liebe liesse ich nie, mir nähmen nie sie die Liebe, stürzt auch in Trümmern Walhalls strahlende Pracht! WALTRAUTE Dies deine Treue? So in Trauer entlässest du lieblos die Schwester? BRÜNNHILDE Schwinge dich fort! Fliege zu Ross! Den Ring entführst du mir nicht! WALTRAUTE Wehe! Wehe! Weh dir, Schwester! Walhalls Göttern weh ! (Sie stürzt fort. Bald erhebt sich unter Sturm eine Gewitterwolke aus dem Tann ) BRÜNNHILDE (während sie der davonjagenden, hell erleuchteten Gewitterwolke, die sich bald gänzlich in der Ferne verliert, nachblickt ) Blitzend Gewölk, vom Wind getragen, stürme dahin zu mir nie steure mehr her! (Es ist Abend geworden. Aus der Tiefe leuchtet der Feuerschein allmählich heller auf. Brünnhilde blickt ruhig in die Landschaft hinaus ) Abendlich Dämmern deckt den Himmel; heller leuchtet die hütende Lohe herauf. (Der Feuerschein nähert sich aus der Tiefe. Immer glühendere Flammenzungen lecken über den Felsensaum auf ) Was leckt so wütend die lodernde Welle zum Wall? Zur Felsenspitze wälzt sich der feurige Schwall. (Man hört aus der Tiefe Siegfrieds Hornruf nahen. Brünnhilde lauscht und fährt entzückt auf ) Siegfried! Siegfried zurück? Seinen Ruf sendet er her! Auf! - Auf! Ihm entgegen! In meines Gottes Arm! (Sie eilt in höchstem Entzücken dem Felsrande zu. Feuerflammen schlagen herauf aus ihnen springt Siegfried auf einen hochragenden Felsstein empor, worauf die Flammen sogleich wieder zurückweichen und abermals nur aus der Tiefe heraufleuchten. Siegfried, auf dem Haupte den Tarnhelm, der ihm bis zur Hälfte das Gesicht verdeckt und nur die Augen freilässt, erscheint in Gunthers Gestalt ) BRÜNNHILDE (voll Entsetzen zurückweichend ) Verrat! Wer drang zu mir? (Sie flieht bis in den Vordergrund und heftet von da aus in sprachlosem Erstaunen ihren Blick auf Siegfried ) SIEGFRIED (im Hintergrunde auf dem Steine verweilend, betrachtet sie lange, regungslos auf seinen Schild gelehnt; dann redet er sie mit verstellter - tieferer - Stimme an ) Brünnhild ! Ein Freier kam, den dein Feuer nicht geschreckt. Dich werb ich nun zum Weib du folge willig mir! BRÜNNHILDE (heftig zitternd ) Wer ist der Mann, der das vermochte, was dem Stärksten nur bestimmt? SIEGFRIED (unverändert wie zuvor ) Ein Helde, der dich zähmt, bezwingt Gewalt dich nur. BRÜNNHILDE (von Grausen erfasst ) Ein Unhold schwang sich auf jenen Stein! Ein Aar kam geflogen, mich zu zerfleischen! Wer bist du, Schrecklicher? (langes Schweigen ) Stammst du von Menschen? Kommst du von Hellas nächtlichem Heer? SIEGFRIED (wie zuvor, mit etwas bebender Stimme beginnend, alsbald aber wieder sicherer fortfahrend ) Ein Gibichung bin ich, und Gunther heisst der Held, dem, Frau, du folgen sollst. BRÜNNHILDE (in Verzweiflung ausbrechend ) Wotan! Ergrimmter, grausamer Gott! Weh ! Nun erseh ich der Strafe Sinn zu Hohn und Jammer jagst du mich hin! SIEGFRIED (springt vom Stein herab und tritt näher heran ) Die Nacht bricht an in diesem Gemach musst du dich mir vermählen! BRÜNNHILDE (indem sie den Finger, an dem sie Siegfrieds Ring trägt, drohend ausstreckt ) Bleib fern! Fürchte dies Zeichen! Zur Schande zwingst du mich nicht, solang der Ring mich beschützt. SIEGFRIED Mannesrecht gebe er Gunther, durch den Ring sei ihm vermählt! BRÜNNHILDE Zurück, du Räuber! Frevelnder Dieb! Erfreche dich nicht, mir zu nahn! Stärker als Stahl macht mich der Ring nie - raubst du ihn mir! SIEGFRIED Von dir ihn zu lösen, lehrst du mich nun! (Er dringt auf sie ein; sie ringen miteinander. Brünnhilde windet sich los, flieht und wendet sich um, wie zur Wehr. Siegfried greift sie von neuem an. Sie flieht, er erreicht sie. Beide ringen heftig miteinander. Er fasst sie bei der Hand und entzieht ihrem Finger den Ring. Sie schreit heftig auf. Als sie wie zerbrochen in seinen Armen niedersinkt, streift ihr Blick bewusstlos die Augen Siegfrieds ) SIEGFRIED (lässt die Machtlose auf die Steinbank vor dem Felsengemach niedergleiten ) Jetzt bist du mein, Brünnhilde, Gunthers Braut. - Gönne mir nun dein Gemach! BRÜNNHILDE (starrt ohnmächtig vor sich hin, matt ) Was könntest du wehren, elendes Weib! (Siegfried treibt sie mit einer gebietenden Bewegung an. Zitternd und wankenden Schrittes geht sie in das Gemach ) SIEGFRIED (das Schwert ziehend, mit seiner natürlichen Stimme ) Nun, Notung, zeuge du, dass ich in Züchten warb. Die Treue wahrend dem Bruder, trenne mich von seiner Braut! (Er folgt Brünnhilde ) (Der Vorhang fällt ) この日本語テキストは、 クリエイティブ・コモンズ・ライセンス の下でライセンスされています。@wagnerianchan Wagner,Richard/Götterdämmerung/II+
https://w.atwiki.jp/oper/pages/1876.html
第1幕 序曲 中庭 左手にライヒ氏の家 右手にはフルート氏の家 どちらにも出入りできる扉がある 背後にはドアの付いた生垣があり それを通して通りの反対側が見える 夏の日の午後 第1場 フルート夫人 手に開封した手紙を持って彼女の家から出てくる Nr. 1 - デュエット 【フルート夫人】 やだわ ほんと厚かましい! なんでこんなことすんのよ あの飲んだくれのデブ 私を愛してるなんて言って困らせてさ! そりゃ騎士様だから考えてもいいけど イケメンで - 年が若かったならねえ - だけどあんなアブラぎったブタじゃあ… ちょっと勘弁して欲しいわよ! でもほんとにそう書いてあるのかしら? (読む) 「おお こよなく麗しき女性よ われらはお似合いですぞ お互い あまりにもピッタリです あなたは恋多き瞳をして そして熱い血をお持ちのようだ… 」 ヒドイ言い方ね! 私の瞳が何ですって? 「あなたはゼクト酒を好む 私もそうなのです! これこそが共感ではないですかな?」 何考えてんのよ あの飲んだくれジジイ 私がゼクト酒を? - 全然飲まないわよ! 「手短に申せば 私には勇気があり 私はあなたを愛しておるのです 心の底から 昼も夜も あなたを想っております ジョン・ファルスタッフ!」 ハア 待ってよ!あんたみたいな自惚れ野郎の 恥知らずな言葉は懲らしめてやらなきゃね お隣のライヒの奥さんと 早速作戦を立てましょう! 第2場 フルート夫人 ライヒ夫人 同じように手に手紙を持っている はじめ彼女は隣人には気付かない 【ライヒ夫人】 急いで行きましょ お隣へ この手紙を一緒に読まなきゃね こんなバカな手紙 今まで 見たこともないわ! (フルート夫人に気づいて) あらまあ!フルートさん! ちょうど良かったわ! 【フルート夫人】 ライヒさん - 【ライヒ夫人】 あなたの家に行くとこだったのよ 【フルート夫人】 私もあなたのとこによ お隣さん 【ライヒ夫人】 このヘンテコな手紙を持ってね 【フルート夫人】 私も手紙を持ってきたわ! 【ライヒ夫人】 私に書いてきたのよ 全くトンデモナイ奴が! 【フルート夫人】 まあ さっそく読んでよ! 【ライヒ夫人】 じゃあ聞いてね! 【フルート夫人】 ええ 読んでよ しっかり聞いてるから! 【ライヒ夫人】 じゃあ読むわ 聞いててね! (読む) 「おお こよなく麗しき女性よ われらはお似合いですぞ お互い あまりにもピッタリです- 【フルート夫人】 (驚いて彼女自身の手紙を読み直す) お互い あまりにもピッタリです- ここにもそう書いてあるわ 【ライヒ夫人】 あなたは恋多き瞳をして そして… 【フルート夫人】 そして熱い血をお持ちのようだ その先 その先は! 【ライヒ夫人】 あなたはゼクト酒を好む 私もそうなのです! 【フルート夫人】 ゼクト酒 【ライヒ夫人】 これこそが共感ではないですかな?」 【フルート夫人】 もっと先 もっと先よ! 【二人】 「手短に申せば 私には勇気があり 私はあなたを愛しておるのです 心の底から 昼も夜も あなたを想っております ジョン・ファルスタッフ!」 何て腹立つの!二人の女性を 狙うなんて この罰当たりジジイ! あきれ果てて 気分が悪いわ どう考えたってバカにしてるわよ! 【フルート夫人】 だけど 私たち人妻の名誉にかけて 仕返ししてやんなくちゃね ねえお友だち! 女たちで身を護るのよ 策略と復讐とをひとまとめにして! 【ライヒ夫人】 だけど 私たち人妻の名誉にかけて… カデンツァ 【フルート夫人】 何から私たち始めましょうか? 【ライヒ夫人】 (決心して) 私 夫に話すわ! 【フルート夫人】 あなた 頭 大丈夫? そんなことしか思いつかないの? そんなんじゃつまんないじゃない 笑えるようなやつでなくちゃ ダメよ ダメ それはないでしょう! 【ライヒ夫人】 じゃあ あなたの好きにしてよ! 【フルート夫人】 だったら聞いて 私の作戦 私たち あいつを誘いこむのよ 女の武器で 確実な罠の中にね そして もしあいつが見事にかかったら みんなであざ笑ってやりましょ! 【ライヒ夫人】 ええ ええ それいいわ! 【二人】 私たち あいつを誘いこむのよ 女の武器で 確実な罠の中に そして もしあいつが見事にかかったら みんなであざ笑ってやりましょ! それじゃ 急いですぐに作戦会議よ そして今日中に抜け目なく実行しましょう! じいさん せいぜい気を付けることね すてきなジョークを考え出してやるからさ そうよ 私たち あんたの炎を冷やして あんたの性根を叩き直してやるわ! 策略が 移り気が 陽気な悪ふざけが あんたを私たちのとこにおびき出すんだからね さあ覚えておきなさい - 千もの策略が あんたを待ってるわ 哀れな男! (彼女らはフルート夫人の家に急いで行き 退場) 第3場 フルート氏 ライヒ氏 シュペアリッヒの若旦那 カイアス博士たちが話しながら通りをやってくる 【フルート】 さて親愛なる皆さん 私の家の近くまで来ました もうテーブルの支度も出来ているはずですので 私は皆さんを夜の食事にご招待したいのですが 【ライヒ】 申し訳ない フルートさん 妻が私を待っているので 【シュペアリッヒ】 ぼくちんもえんりょしますよ ライヒさんのお招きを受けてるんです ともかくあのかわいいアンナと一緒に食事をするどんなチャンスも逃したくないんですよ 【カイアス】 (軽蔑したように傍白 シュペアリッヒを一瞥して) このポチ野郎 【ライヒ】 それがあなたには正解ですぞ シュペアリッヒさん!あなたがわが娘アンナのことを気にかけて下さることは 私はもちろん同意しておるのですが 妻の方はこちらのドクターの方がお気に召しているようですな 【カイアス】 当然デース! - あのお嬢さん ワタシを愛してますネ - あのビューティフルな瞳でワタシ分かってマース! 【シュペアリッヒ】 (カイアスを軽蔑して独白) おお かわいいアンナ! 【フルート】 (カイアスへ) それは偽りのサインですよ 博士!女どもはたいていいつも奇麗な目をしてるもんです!私は自分の妻のお陰でそのことは十分承知して あなたに忠告し過ぎることはないんです!だけど畜生め! (怒りに駆られて) もしも あいつが情夫と一緒にいるところを捕まえたら 私は… 【ライヒ】 落ち着いてフルートさん!あなたの際限ない嫉妬心はしっかりものの奥さんを困らせるばかりか あなたを笑いものにするだけですぞ! 【フルート】 それじゃあなたは指をくわえてじっと見てるだけなんですか あなたの美しい奥さんが頭痛の種になるまで!-おお女って奴は 女って奴は! 【ライヒ】 そのことで議論するのはよしましょう あなたが頑固なのは分かってますからね では行きましょう! 【フルート】 では失礼 親愛なる紳士のみなさん! (彼の家の中へ入って行く) 妻をあんまり長いこと一人にしては置けんからな (退場) 【ライヒ】 さあ シュペアリッヒさん 女たちが待っています! (家に入ろうとする) 第4場 前場の人物たち フェントン 【フェントン】 ちょっと一言だけ ライヒさん! 【ライヒ】 (独白) またあの厄介なフェントンの奴か! (声を上げて) 何の用かね? 【フェントン】 ほんの少しだけあなたとお話したいんです Nr. 2 - レチタティーヴォとデュエット 【ライヒ】 (シュペアリッヒに) それでは先にお入り下さい 婿どの 私もすぐに行きますから 【シュペアリッヒ】 (ライヒ氏の家に入って行く マンガチックに) おお かわいいアンナ! 【カイアス】 (激怒して) ムコ!ムコって言いましたネ! ヤバイでーす!デモ まだ手はアリマスね! ムッシュー・スペアリクぶちのめして ワタシ あのうつくしいアンナをモノにしてやりマース! 誓いますネ 悪魔にかけても! (彼は駆け出して行く) 【ライヒ】 (彼を見送って) ウーム!あのフランスの七面鳥野郎ときたら! ところで何の用なのかね フェントン君? デュエット 【フェントン】 あなたの娘さんをください! 【ライヒ】 (驚いて) 私の娘を? 【フェントン】 アンナさんですよ 私がこの心を捧げるただ一人の人 【ライヒ】 (独白) こんな馬鹿なことがあるか? こいつみたいな貧乏人が私の娘との結婚を望むなんて! 【フェントン】 ぼくの財産は大したことはないですけど 【ライヒ】 知っているとも 笑っちゃうほどわずかだがな 【フェントン】 でも愛がぼくたち二人にはあります それにぼくには力と勤勉さが 【ライヒ】 なるほど だがあの子にはもう… 【フェントン】 信じてください ぼくは心の底から誠実に愛してるんです! 【ライヒ】 (独白) はっ だがシュペアリッヒの若旦那が居るんだけどな お前とは全然違う婿殿が! 【フェントン】 おお 聞いてください! もしもあなたの魂が今まで感じたことがあるのなら 愛の至上の幸福感を おお その時を思い出して そんなに冷たくぼくを追い返さないでください! この最高の贈り物を拒んだりせずに あとで後悔することを心配してください ぼくにはお金や財産はあまりありません だけど満ち溢れているんです 愛情や誠意には! 【ライヒ】 (独白) そうだな きっと良い具合だろうな! シュペアリッヒには結構な財産がある - あれ以上良い相手を 私の娘が見つけ出すことはあるまいて 【フェントン】 この最高の贈り物を拒んだりせずに あとで後悔することを心配してください ぼくにはお金や財産はあまりありません だけど愛情や誠意には満ち溢れているんです! 【ライヒ】 しこたま貯め込んでおるから 利息だけでもけっこうなものだ 毎年の収入にして 現ナマで600ポンドだぞ それに景気のいい工場もある- アンナはけっこうな財産を築けるぞ! 毎年600ポンドだからな! 【フェントン】 聞いてくださいましたか?おお お答えください! 【ライヒ】 駄目だ 駄目だ!私はもう婿を決めてるんだ 【フェントン】 ああ ぼくより誠実な男は見つからないはずなのに - 【ライヒ】 そうかね?例えばシュペアリッヒの若旦那とか - 【フェントン】 何ですって? あいつが!あのオウム野郎のために あなたはぼくを押しのけるのですか? 【ライヒ】 (腹を立てて) 君ぃ!もう決まってることなんだよ! 私の婿を侮辱しないでくれんかね! あの子は君のものにはならんから もう関わらんでくれ 【フェントン】 (激昂して) じゃあこれがあなたの最後の言葉ですか? 【ライヒ】 あの子は君のものにはならん! 【フェントン】 じゃあこれがあなたの最後の言葉ですか? 【ライヒ】 (憮然として) いい加減にしてくれ!私は行かねばならんのだ 【フェントン】 (更に激しく) 隣人の方 ご注意なさい ぼくは彼女を愛しているし 勇気があるんですから! 【ライヒ】 ほほう! 【フェントン】 無駄ですよ あなたのすべての目論見は - 【ライヒ】 それで? 【フェントン】 愛は勝利を得るんです - 【ライヒ】 どうやってだね? 【フェントン】 あなたのあらゆる横暴にもくじけず アンナはぼくのものになるんだ! 【ライヒ】 (一見温厚そうに) 君!怒りで自分を殺してはならんよ 君にはアンナはあまりにももったいない! 何てバカなことを始めるんだね? 頼むから 分をわきまえてくれないか! バカげたことをして何になるんだ? 娘が君のものになるわけじゃなし! 駄目だ 駄目だ 駄目だ 駄目だ! (彼はフェントンを立たせたまま 自分の家に入って行く) 場面転換 フルートの家の部屋 奥には二つの扉 その左側のものは内側からかんぬきを掛けて閉じられるようになっている これは廊下に繋がっている それと二つのサイドドア 背景の右手には屏風 背景の左手には大きな洗濯籠が置かれている 手前の二つのドアの間には小さな衣装部屋がありいくつかの女もののスカートが掛けられている 手前にはテーブルとその脇にいくつかのイス 第5場 フルート夫人 Nr. 3 - 朗唱とアリア 【フルート夫人】 (左側のサイドドアから歩いて出てくる) さあ早く来てね ジョークとか 陽気な気分とか 最高のコメディに 策略に茶番もよ! 何も悪いことなんてないわ もし役立つのなら あの男どもを容赦なく懲らしめることに! あんな連中なのよ! - あんまりヒドイもんだから 多少のことじゃへこたれないんでしょ! 特にあのデブの大喰らい 私たちを誘惑なんかしちゃってさ! - アハハハ! 落とし前をつけさせなきゃね! でも奴がやって来たら - 私はどう振舞えばいいのかしら? 何て言ってやろうかしら…?待って!決まってるじゃないの! (腹立たしげに) ゲスの極み!どうして手を出そうとするのよ 貞淑な人妻に? どうしてなの?女たらし! そんなデタラメ 私は絶対許しませんからね 絶対に! 私の怒りはきっとあんたを罰するわ それなのに - 女の心は弱いの! あなたは訴えかけるのね そんなに切なくあなたの痛みを - あなたのため息は - 私の心を和らげるわ もう私 ヒドイことなんてできない そして私は告白するの - 赤面して - あなたに: 私の騎士さま ああ!私はあなたを愛してますわ! (彼女は笑う) ハハハハ - あいつきっと信じるわ! ネコをかぶるのなんて私自在だものね それは確かにちょっと大胆だけど でも冗談だからいいわよね 明るさとユーモアは 人生の調味料 だから許されるのよ ちょっとした冗談ならね だから ふざけて 嘘をついてもいいのよ もしも愛情に満ちているのならね 貞淑さでいっぱいの心が だったら 自信を持って 実行あるのみよ 陽気な女たちは 良く知っているの 策略をね! 第6場 ライヒ夫人 フルート夫人 【ライヒ夫人】 (注意深く入ってきて) さて ゴシップ夫人 準備完了かしら? 【フルート夫人】 ああ あなたね!バッチリよ!見てちょうだい あの巨大な洗濯籠を 私が置かせたのよ 【ライヒ夫人】 (笑う) アハハハ!それで使用人たちの準備はどうなの? 【フルート夫人】 私の合図を待つだけよ あなたの方は準備できたの? 【ライヒ夫人】 打ち合わせた通りよ 私はあなたの旦那に手紙を出したわ 奥さんがこの夕暮れ時に情夫としけ込んでるとこを捕まえられるはずだって書いてね 【フルート夫人】 上出来よ!こうして二人ともとっちめてやらなきゃ 私の夫はあの異常な嫉妬を… 【ライヒ夫人】 それからあのデブの貴公子はあの厚かましさをね!あいつももう来るでしょう もう指定した時間になったんだもの 【フルート夫人】 それじゃ急いであなたの持ち場についてね 役目を忘れちゃ駄目よ! 【ライヒ夫人】 心配しないで! (彼女は背後にあるドアを通って行こうとする) 【フルート夫人】 いいえ こっちよ! (彼女はサイドドアを指す) こっちなら奴とあなたが出会うことはないわ!あの部屋からは秘密のドアを通って廊下に出られるのよ 【ライヒ夫人】 分かってる 分かってる じゃあしっかりね! 【フルート夫人】 早く 早く 奴が来たみたいよ! ライヒ夫人は指されたドアを通って外に出ていく 【フルート夫人】 さあいらっしゃい 老いぼれの罰当たり!私たちがあんたに礼儀を教えてやるわ (彼女はテーブルにつくと物思いに耽る) 第7場 フルート夫人 ドアから入ってきてかんぬきをかける ファルスタッフ その後外でライヒ夫人 Nr. 4 - フィナーレ 【ファルスタッフ】 (大げさに) ついに私はあなたを得ましたぞ あなたは最も美しい宝石だ! さあ ここへきて抱かれなされ (堂々と) 私のレディになるのです! (彼女を抱こうとする) そう あなたは私のレディになって頂かなければなりません! 【フルート夫人】 (恥じらうフリをして) ああ愛しの貴公子様!私を でも… 【ファルスタッフ】 なんと 麗しの女性よ あなたはまだ震えていますな? さあ ご婦人 なんの心配もありません もはやご自身を飾ることはないのです! 【フルート夫人】 今日はそうおっしゃっても 明日には 私をお忘れになるのでしょう 騎士さまは 【ファルスタッフ】 私は誠実で 常に真面目ですぞ 【フルート夫人】 すぐには信じられませんわ - 【ファルスタッフ】 さあ 最愛の人よ そう恥ずかしがらずに - 【フルート夫人】 私にはすぐには信じられませんわ あなたは愛しておられるのではないですか ライヒさんを? ライヒ夫人が戸口のところに現れて聞き耳を立てる 【ファルスタッフ】 えっ?何ですと?あのババアを? あんなのが私の趣味だと! ウズラみたいに飛び跳ねて - (体を前後に揺する) ライヒ夫人は彼に襲い掛かろうとする 【ファルスタッフ】 それじゃあ私は愚か者だ! いいえ 絶対に!何てことをお考えに? それじゃあ私は本当の愚か者だ! ライヒ夫人はいなくなる 【フルート夫人】 いいですわ!私はあなたを信じましょう (優しく) あなたはステキな騎士さまでいらっしゃいますわね 【ファルスタッフ】 (ぎこちなく) さあ 愛しの小鳩よ わが魂に安らぎを! 【ライヒ夫人】 (外からロックされたドアをノックする) フルートさん! 【フルート夫人】 (驚いたフリをして) 誰かノックしてるわ! 【ライヒ夫人】 フルートさん!急いで開けて! 【フルート夫人】 困ったわ! 【ファルスタッフ】 (おずおずと 小声で) 今度は何です?話してください いとし子よ! 【ライヒ夫人】 (ノックしながら) フルートさん!開けて! 【ファルスタッフ】 天よ 助けたまえ! 【ライヒ夫人】 急いで! 【フルート夫人】 (声を上げて) はい すぐに! (小声で) 愛しいお方 ここに隠れて! (彼女は壁掛けの後ろにファルスタッフを隠す) 【ライヒ夫人】 (また叫ぶ) フルートさん 開けて! 【フルート夫人】 はい すぐに! (彼女はドアを開けに行く) 第8場 前場の人物たち ライヒ夫人 【フルート夫人】 ライヒさん あなただったの? 【ライヒ夫人】 そう 私よ 【フルート夫人】 いったいどうしたの? 【ライヒ夫人】 (息を切らして) ああ大変!私どうにかなりそう! 【フルート夫人】 どうしたのよ?話してちょうだい! 【ライヒ夫人】 ああ あなたの評判はおしまいよ! 【フルート夫人】 (怒ったように) どうしてなのよ お隣さん? 【ライヒ夫人】 ああ あなたのご主人 怒り狂ってるわ 逃げて でないと血が流れるわ! 【フルート夫人】 (静かに だがはっきりと語る 歌わずに) もっとはっきりしゃべって! (声を上げて 歌う) 神さま!あの人何するつもりなの? 【ライヒ夫人】 (大声で) わめきながらあなたの後を追いかけてるわ あなたがここに愛人を連れ込んでるに違いないって… 【フルート夫人】 私はもうおしまいだわ!どうしたらいいの! 【ライヒ夫人】 お気の毒に!もしそうなったら… 【フルート夫人】 (べそをかきながら) ああ - それじゃあ - (小声で話す) もっと大きな声で! 【ライヒ夫人】 (絶叫して) あなたたち破滅だわ 二人とも! ウィンザーの住民の半分をあの人連れて来てるんですもの もし間男でも見つけようものなら 刺し殺しかねないわ! 【フルート夫人】 (絶望したように) お願い 私を助けて! 【ライヒ夫人】 (しばらく考え込んでから) 見て あの籠 そんなに小さくないでしょ あの中に男を隠すのよ 【フルート夫人】 どうやって?あの中に? 【ライヒ夫人】 それしか運命を逃れる方法はないわ 【フルート夫人】 ああ神さま!でも彼はあまりにもデブ過ぎだわ! 【ファルスタッフ】 (現れてきて) その籠をすぐに見せて下さい!すぐに見せて下さい! 【ライヒ夫人】 (びっくりしたフリをして) まあ!騎士のジョンさまなの? 【ファルスタッフ】 (驚いて) そうだ いとし子よ! 【ライヒ夫人】 どうして?あなたですよね 私に恋文を書いたのは? ファルスタッフはなんとか籠の中に入ろうとする フルート夫人 衣裳部屋からいくつかの女物のスカートを 取ってくる 【ファルスタッフ】 ああ それは私だ あなたを愛してますぞ 私はあなたの騎士になりたいと望んでますぞ - 【フルート夫人】 (こっそりと笑う) アハハハ 【ファルスタッフ】 さあ 籠に入るのを手助けして下され (彼は中に入る) 私は入りたい-入らねば-この中へ! 【ライヒ夫人】 (手助けしながら) 入りそうよ-なんとか-この中に! 【フルート夫人】 (一枚のスカートを彼にかぶせて) 急いで 急いで! 【ファルスタッフ】 おお 愛しのフルート! 【ライヒ夫人】 (もう一枚スカートを彼にかぶせて) 急いで 急いで! 【ファルスタッフ】 おお愛しのライヒ! 私は愛し- 【二人の女性】 (彼を押し込んで) 入って 入って! そして黙ってて!ハハ! では 愛しの貴公子さま お楽しみ下さい! 【ファルスタッフ】 (もう一度顔を出して) 愛してますぞ! (洗濯物の下に消える) 【二人の女性】 入って! では 愛しの貴公子さま お楽しみ下さい! 【フルート夫人】 (奥に向かって叫ぶ) さあ 使用人たち! 第9場 前場のひとたち 天秤棒を持った二人の使用人 【フルート夫人】 そこの洗濯物を抱えて さらし場に運んで行ってちょうだい そしたら溝の中にすぐにぶち込んで! わかったわね? 【ライヒ夫人】 溝の中にすぐにぶち込んで! 【二人】 アハハハ!では愛しの貴公子さま お楽しみ下さい! 使用人たちは肩の上に籠を担ぎ上げて運んで行こうとする 第10場 前場の人たち フルート氏 ライヒ氏 カイアス博士 若旦那シュペアリッヒ 市民たち 女たち 【フルート】 (激怒して) 入れ 入れ!みんな中に入ってくれ! みんなこの場に立ち会ってくれ! おい 使用人ども 止まれ!お前たちどこに行くんだ? 【フルート夫人】 行って 行って それを洗濯女のところへ持って行くのよ! 使用人たちは籠を運んで行く 【フルート夫人】 何なの これは? 【フルート】 ハッ 裏切り者め! 【フルート夫人】 何をするのよ 嫉妬男? 私の洗濯籠がどうかしたの? 【フルート】 (彼女の手をつかんで) 裏切り者め!やっと捕まえたぞ よくも長いこと隠しておいたもんだな! 【フルート夫人】 ああ 愛するあなた! 【フルート】 蛇め あっち行け! 【ライヒ】 (フルートに) 落ち着きなさい! 【カイアス】 アブナいデース! 【フルート】 黙ってろ! ここに鍵がある みんな一緒に来てくれ! きっと情夫がここで見つかるはずなんだ 【ライヒ夫妻】 ご隣人 正気になってください! 【カイアス】 スゴいジェラシーですネ! 【フルート夫人】 理性的になって! ああ 愛するあなた! 【全員】 おおひどい!何て嫉妬深い人だ! 【フルート】 女なんてのは 皆亭主を騙して - 【シュペアリッヒ】 (突然思い立ったように) おお かわいいアンナ! (物思いにふける) 【フルート】 亭主の恥を天下に晒しやがる! 全員でいろんなドアを出たり入ったりして 最後はフルート夫人・ライヒ夫人を残して皆いなくなる 第11場 フルート夫人 ライヒ夫人 【フルート夫人とライヒ夫人】 (笑う) アハハハ! 【ライヒ夫人】 行きなさいよ! 【フルート夫人】 探しなさいよ! 【二人】 面白いわ! 王様の楽しみね! 行って しばらく探してなさい! 【フルート夫人】 貴公子ファルスタッフさまは今頃はずぶ濡れでお休みね 【ライヒ夫人】 そして隣人のフルート氏もその分け前を頂戴するのよ 【フルート夫人】 でもまだ十分じゃないわ 私たち もっとあいつらを嵌めてやりましょう! 【ライヒ夫人】 当然よ!私たち 知恵を絞って また明日 もう一度弄ってやりましょう 【二人】 そうよ 女はずる賢くて抜け目ないけど それでも常に正直なのよ! 第12場 前場のひとたち フルート氏 ライヒ氏 カイアス博士 若旦那シュペアリッヒ 市民たち 女たち 【フルート夫人】 狩人たちが戻ってきたわ 獲物は何もなかったみたいね 【ライヒ夫人】 (こっそりと彼女に) さあ 涙にくれて崩れ落ち 絶望したそぶりを見せつけてやりましょ! 【フルート】 (何人かの男たちに) 居なかったのか? … 【男たち】 居ませんでした! … フルート夫人は涙にくれて椅子に倒れ込む 【ライヒ夫人】 (フルート夫人を介抱し 支えながら) どうしたの どこが悪いの? 【フルート夫人】 (泣きながら) 私は死んでしまうわ 悲しみと痛みとで! 【ライヒ夫人】 (非難するようにフルート氏に) あなた このひとをこんなに苦しめてるのよ 気の毒な 誠実な心を! この気の毒な人をご覧なさい このモラハラ亭主! 【全員】 (フルートに) モラハラだ モラハラ! 【フルート夫人】 (立ち上がって) ああ ああ ああ ああ 過ぎ去ったあの日々 このひとが私に誠を誓った日には 私は嘆きなんて知らなかったわ このひとの心には愛だけしかなかった けれど 盲目の怒りが駆り立てているの 今あのひとを おお苦しくてみじめだわ! この嫉妬深いひとは苦しめているのよ この哀れな女を 死ぬほどに! このひとは私を死ぬほど苦しめているの! (彼女は泣く) 【フルート】 私は獲物を捕えに来たのだ だが その足跡すら見つからん 【ライヒ夫人】 嫉妬心は苦しめるのよ 自分だけでなく 他の人も 【フルート】 その悪魔が私を悩ませているにちがいない - なんて不幸な性格なんだ 【ライヒ夫人】 彼は獲物を捕えに来た- 【フルート夫人とライヒ夫人】 だけど その足跡すら見つからない 【フルート夫人】 ああ 過ぎ去ったあの日々… 【フルート】 嫉妬心が駆り立てるのだ 私の心を - おお苦しくて惨めな! お前たち 嘘つきの女房どもは苦しめるんだ われら亭主を死ぬほどに! 【他の者たち】 彼は獲物を捕えに来た だけど その足跡すら見つからない 嫉妬心は苦しめるのだ 自分だけでなく 他の人も おお 何と彼は激怒して 奥さんを死ぬほど苦しめることか ああ あなたの疑念は苦しめてるんだ 気の毒な奥さんを死ぬほどに 嫉妬心で 彼は奥さんを苦しめて そして 不必要に荒れ狂ってる 【フルート】 (控え目に) 許してくれ 愛する妻よ! 許してくれ とある手紙に書いてあったんだ 騎士ジョンがお前のところにいると… 【フルート夫人】 (怒っているフリをして) えっ?何ですって?ヒドイ! 不愉快だわ!私うんざり もう我慢できないわ! 町中に知らせてやる どれほどあなたのせいでとんでもない目にあったのかを 今日にも私 別れてやる 【全員】 うひょー! 【フルート夫人】 今日にも私 別れてやる 【全員】 モラハラだ モラハラ! 【フルート】 ああ この呪われた手紙がもたらしたのだ このすべての苦しみの原因を だからもう静かにしてくれ - もう勘弁してくれ 黙って静かにしておくれ もういいだろう お前は町中に叫んでるんだぞ! これが結婚の生み出す喜びなのか! 【フルート夫人】 町中に知らせてやる どれほどあなたのせいでとんでもない目にあったのかを 今すぐに - させてよ - 私と - 離婚よ! 【その他の全員】 モラハラだ モラハラ!全部が全部 不当なことだぞ 彼女を苦しめるのは! 町中に知らせてやる どれほど彼女がとんでもない目にあったのかを 離婚されるのも当然だ ERSTER AKT Ouvertüre Hofraum, Links das Haus des Herrn Reich, rechts das des Herrn Fluth; beide mit praktikablen Türen. Im Hintergrunde ein Staketenzaun mit einer Tür, durch den man die andere Seite der Strasse erblickt. Es ist nachmittags an einem Sommertage ERSTER AUFTRITT Frau Fluth, einen offenen Brief in der Hand, tritt aus ihrem Hause Nr. 1 - Duett FRAU FLUTH Nein, das ist wirklich doch zu keck! Wie kann er es nur wagen, Der vollgetrunkne dicke Geck, Mit Liebe mich zu plagen! ja, wenn es noch ein Ritter wär , Fein zierlich - jung an Jahren - Doch solch ein fetter Gast wie der … Da soll mich Gott bewahren! Hab ich denn wirklich recht gelesen? (Sie liest. ) O schönste Frau, wir taugen Zusammen gar zu gut, Ihr habt verliebte Augen Und scheint von heissem Blut …« Da hört mir nur den Grobian! Was gehn ihn meine Augen an? Ihr liebt den Sekt, ich lieb ihn auch! Ist das nicht Sympathie?« Was denkt sich nur der alte Schlauch, Ich, Sekt? - Ich trinke nie! Und kurz und gut, Ich habe Mut, ich liebe dich Herzinniglich, Bei Tag und Nacht Für dich bedacht, John Falstaff!« Ha warte nur! Ich will dich Gecken Für deine frechen Worte necken; Mit meiner Nachbarin, Frau Reich, Berat ich ein Komplott sogleich! ZWEITER AUFTRITT Frau Fluth. Frau Reich, die ebenfalls einen Brief in der Hand hält und ihre Nachbarin nicht gleich bemerkt FRAU REICH Geschwind zu meiner Nachbarin, Das Zeug mit ihr zu lesen! Nein, so ein Schreiben ohne Sinn Ist nimmer dagewesen! (Sie bemerkt Frau Fluth) Ach schön! Frau Fluth! Das trifft sich gut! FRAU FLUTH Frau Reich - FRAU REICH Zu Euch wollt ich soeben hin. FRAU FLUTH Und ich zu Euch, Frau Nachbarin. FRAU REICH Mit diesem Briefchen wunderlich. FRAU FLUTH Mit einem Briefe komm auch ich! FRAU REICH Mir schreibt ein ganz kurioser Mann! FRAU FLUTH O lest es mir! FRAU REICH So hört mich an! FRAU FLUTH O lest, dass ich es hören. kann! FRAU REICH Ich les es Euch, so hört es an! (Sie liest.) »O schönste Frau, wir taugen Zusammen gar zu gut - FRAU FLUTH (erstaunt und ihren eigenen Brief nachlesend) Zusammen gar zu gut - Das steht auch hier. FRAU REICH Ihr habt verliebte Augen Und… FRAU FLUTH Und scheint von heissem Blut Nur fort, nur fort! FRAU REICH Ihr liebt den Sekt, ich lieb ihn auch! FRAU FLUTH Den Sekt. FRAU REICH Ist das nicht Sympathie?« FRAU FLUTH Nur weiter,nur weiter! BEIDE Und kurz und gut, Ich habe Mut, Ich liebe dich Herzinniglich, Bei Tag und Nacht Für dich bedacht, John Falstaff!« Welch ein Frevel! Zweien Frauen Stellt der alte Sünder nach! Mich ergreift Entsetzen, Grauen, überdenk ich mir die Schmach! FRAU FLUTH Aber unsre Weiberehre Soll sich rächen, guter Freund! Weiber setzen sich zur Wehre, List und Rache sei vereint! FRAU REICH Aber unsre Weiberehre usw. Kadenz FRAU FLUTH Was werden wir beginnen? FRAU REICH (entschlossen) Ich sag es meinem Mann! FRAU FLUTH Seid Ihr nicht recht bei Sinnen? Wie denkt Ihr nur daran? Da wär der Spass zu Ende, Bevor man lachen könnte, Nein, nein, das geht nicht an! FRAU REICH Nun, wie Ihr wollt! FRAU FLUTH So höret meinen Plan Wir locken ihn mit Weiberlist In eine sichre Falle, Und wenn er drin gefangen ist, Verhöhnen wir ihn alle! FRAU REICH ja, ja, so sei s! BEIDE Wir locken ihn mit Weiberlist In eine sichre Falle, Und wenn er drin gefangen ist, Verhöhnen wir ihn alle! So eilen wir sogleich zu Rat Und heute noch zur schlauen Tat! Alter, nimm dich jetzt zusammen, Wir ersinnen feinen Scherz, ja, wir kühlen deine Flammen, Wir kurieren dir das Herz! List und Laune, heitre Schwänke Locken dich zu uns heran. Doch bedenke - tausend Ränke Harren deiner, armer Mann! (Sie gehen eilig in das Haus der Frau Fluth ab) DRITTER AUFTRITT Herr Fluth, Herr Reich, Junker Spärlich, Dr. Cajus im Gespräch von der Strasse kommend. FLUTH Nun, liebe Herren, ich denke Ihr tretet bei mir ein; mein Tisch wird wohl leidlich besetzt sein, und ich lade Euch alte zum Nachtmahle. REICH Entschuldigt mich, Herr Fluth, meine Frau erwartet mich. SPÄRLICH Verzeiht auch mir; ich habe die Einladung des Herrn Reich angenommen und möchte um keinen Preis versäumen, in Gesellschaft der süssen Anna zu speisen. CAJUS (beiseite, mit verächtlichem Blick auf Spärlich) Der ans Aff. REICH Das ist recht von Euch, Junker Spärlich! Ich sehe es gerne, dass Ihr Euch um meine Tochter Anna bewerbt, und meine Einwilligung habt Ihr, obwohl meine Frau für Euch, Herr Doktor, stimmt, ich weiss es. CAJUS Qui pardieu! - Und die Fräulein lieben mir - ick aben kelesen dass in ihre ssöne Auken! SPÄRLICH (beiseite, mit verächtlichem Blick auf Cajus) O süsse Anna! FLUTH (zu Cajus) Das ist eine trügliche Schrift, mein Freund, die ihr da gelesen habt! Die Weiber machen leicht überall schöne Augen! Ich weiss das von meinem eigenen Weibe, das ich nicht genug hüten kann! Aber beim Himmel! (Heftig werdend) Wenn ich einmal einen Liebhaber bei ihr ertappe, ich … REICH Schweigt, Nachbar Fluth! Mit Eurer ewigen Eifersucht kränkt Ihr nur Eure tugendsame Hausfrau und macht Euch zum Gelächter! FLUTH Und Ihr werdet Eurem Weibe so lange alles durch die Finger sehen, bis Ihr den allerschönsten Hauptschrauck herumtragen werdet! - O die Weiber, die Weiber! REICH Lasst uns darum nicht streiten; ich weiss es, Ihr seid unverbesserlich. Gehen wir! FLUTH Guten Abend, liebe Herren! (Im Abgehen in sein Haus.) Ich will meine Frau nicht zu lange allein lassen. (Er geht ab) REICH Kommt, Sohn Spärlich, die Frauen erwarten uns! (Er will in sein Haus) VIERTER AUFTRITT Die Vorigen. Fenton FENTON Vergönnt mir ein Wort, Herr Reich! REICH (beiseite) Schon wieder dieser überlästige Fenton! (Laut) Was wünschet Ihr? FENTON Einen Augenblick allein mit Euch zu reden. Nr. 2 - Rezitativ und Duett REICH (zu Spärlich) So geht indes hinein, mein lieber Schwiegersohn, Ich werde bald Euch folgen. SPÄRLICH (im Abgeben in Reichs Haus, mit Karikatur ) O süsse Anna! CAJUS (wütend) Swiekersohn! Swickersohn! Mort de ma vie! Nock sein wir nick so weit! Ick werde bringen um ce Monsieur Sperlik Und ick wollen selbst besitzen la belle Anna! Dass sswören ick bei alle Teufel! (Er läuft ab.) REICH (ihm nachsehend) Uhu! Der fränk sche Puter, der! Doch was begehret Ihr von mir, Herr Fenton? Duett FENTON Eure Tochter! REICH (erstaunt) Meine Tochter? FENTON Anna, der mein ganzes Herz gehört REICH (für sich) Hat man so was je gehört? Dass ein Habenichts wie dieser Meiner Tochter Hand begehrt! FENTON Mein Vermögen ist bescheiden REICH Ich weiss es, spottend sehr bescheiden. FENTON Doch ist Liebe mit uns beiden, Und ich habe Kraft und Fleiss. REICH Alles recht, doch ist sie schon … FENTON Glaubt, ich liebe treu und ehrlich! REICH (für sich) Ha, da ist doch Junker Spärlich Ganz ein andrer Schwiegersohn! FENTON O hört mich! Wenn Eure Seele je empfunden Der Liebe ganzes sel ges Glück, O so gedenket jener Stunden Und weist so kalt mich nicht zurück! Verweigert nicht die höchste Gabe Und fürchtet spätrer Tage Reu . Ich bin nicht reich an Gold und Habe, Doch bin ich reich an Lieb und Treu! REICH (für sich) Ja, der käme mir gelegen! Spärlich hat ein schön Vermögen - Eine bessere Partie Findet meine Tochter nie. FENTON Verweigert nicht die höchste Gabe Und fürchtet spätrer Tage Reu . Ich bin nicht reich an Gold und Habe, Doch bin ich reich an Lieb und Treu! REICH Viel hat er zurückgelegt, Das ihm sichre Zinsen trägt, Steht sich zirka jedes Jahr Auf sechshundert Pfunde bar. Und die blühende Fabrik - Anna macht das grösste Glück! Alle Jahr sechshundert Pfund! FENTON Bin ich erhört? O saget an! REICH Nein, nein! Ich hab schon meinen Mann. FENTON Ach, einen treuern trefft Ihr schwerlich - REICH So, so? Zum Beispiel Junker Spärlich - FENTON Wie? Der! Um diesen Papagei Verstosst Ihr mich? REICH (ärgerlich) Mein Herr! Nun aber ist s vorbei! Beschimpft mir nicht den Schwiegersohn! Ihr kriegt sie nicht Bleibt mir davon FENTON (heftig werdend) So ist dies Euer letztes Wort? REICH Ihr kriegt sie nicht! FENTON So ist das Euer letztes Wort? REICH (kurz) Ergebner Diener! Ich muss fort. FENTON (gesteigert) Herr Nachbar, seid auf Eurer Hut, Ich liebe sie, ich habe Mut! REICH Hoho! FENTON Vergebens ist all Euer Sinnen - REICH So? FENTON Die Liebe wird den Sieg gewinnen - REICH Wie? FENTON Trotz allen Euren Tyrannein Wird Anna doch die Meine sein! REICH (scheinbar gutmütig) Herr Nachbar! Bringt Euch nicht in Wut, Für Euch ist Anna viel zu gut! Was soll das törichte Beginnen? Ich bitt Euch, wollt Euch besinnen! Was nützen Euch die Narretein? Sie kann doch nie die Eure sein! Nein, nein, nein, nein! (Er lässt Fenton stehen und begibt sich in sein Haus) VERWANDLUNG Zimmer in Fluths Hause. Im Hintergrunde zwei Tären, wovon die linke inwendig zu verriegeln und mit einem praktikablen Schlüssel zu verlschliessen ist. Diese führt auf den Hausflur. Zwei Seitentüren. Rechts gegen den Hintergrund steht eine spanische Wand. Links gegen den Hintergrund ist ein grosser Waschkorb hingestellt. Zwischen beiden Türen des Hauptgrundes befindet sich ein zugemachter Kleiderschrank, worin mehrere Weiberröcke hängen. Im Vordergrunde links ein Tisch mit Lichtern nebst Stuhl. FÜNFTER AUFTRITT Frau Fluth Nr. 3 - Rezitativ und Arie FRAU FLUTH (tritt aus der Seitentür links) Nun eilt herbei, Witz, heitre Laune, Die tollsten Schwänke, List und Übermut! Nichts sei zu arg, wenn s dazu diene, Die Männer ohn Erbarmen zu bestrafen! Das ist ein Volk! - So schlecht sind sie, Dass man sie gar genug nicht quälen kann! Vor allem jener dicke Schlemmer, Der uns verführen will! - Hahahaha! Er soll es büssen! Doch wenn er kommt - wie werd ich mich benehmen müssen ? Was werd ich sagen…? halt! Ich weiss es schon! (Zornig) Verführer! Warum stellt Ihr so Der tugendsamen Gattin nach? Warum? Verführer! Den Frevel sollt ich nie verzeihn, Nein, nie! Mein Zorn müsst Eure Strafe sein. jedoch - des Weibes Herz ist schwach! Ihr klagt so rührend Eure Pein - Ihr seufzt - mein Herz wird weich. Nicht länger kann ich grausam sein, Und ich gesteh es - schamrot - Euch ein Mein Ritter, ach! Ich liebe Euch! (Sie lacht) Hahahaha! - Er wird mir glauben! Verstellen kann ich mich fürwahr; Ein kühnes Wagstück ist es zwar, Allein den Spass kann man sich schon erlauben. Frohsinn und Laune Würzen das Leben, Und zu vergeben Ist wohl ein Scherz. So zum Vergnügen Darf man schon lügen, Bleibt nur voll Liebe, Voll Treue das Herz. Drum voll Vertrauen Wag ich die Tat Lustige Frauen, Die wissen sich Rat! SECHSTER AUFTRITT Frau Reich. Frau Fluth FRAU REICH (tritt behutsam ein) Nun, Frau Gevatterin, ist alles fertig? FRAU FLUTH Ach, da seid Ihr ja schon! Das ist herrlich! Seht nur den gewaltigen Waschkorb, den ich habe hersetzen lassen. FRAU REICH (lacht) Hahahaha! Und die Knechte sind bereit? FRAU FLUTH Sie warten nur auf meinen Ruf; Ihr habt doch auch das Eure getan? FRAU REICH Wie wir verabredet haben. Ich habe an Euren Mann ein Briefchen geschickt, worin er erfährt, dass er heute in der Dämmerungsstunde bei seiner Frau einen Liebhaber ertappen könne. FRAU FLUTH Herrlich! So sollen sie beide bestraft werden; mein Mann für seine ewige Eifersucht … FRAU REICH Und der dicke Junker für seine Frechheit! Er wird gewiss gleich hier sein, denn die Stunde, zu der wir ihn bestellt haben, hat schon geschlagen. FRAU FLUTH So eilet fort auf Euren Posten und vergesst Eure Rolle nicht! FRAU REICH Seid unbesorgt! (Sie will durch die Tür im Hintergrunde) FRAU FLUTH Nein, hier hinaus! (Sie deutet auf die Seitentüre) Damit er Euch nicht etwa begegnet! Von jener Kammer könnt Ihr durch eine Tapetentür wieder auf den Hausflur. FRAU REICH Ich weiss, ich weiss! Haltet Euch tapfer! FRAU FLUTH Fort, fort, ich hör ihn schon! FRAU REICH geht durch die bezeichnete Tür ab FRAU FLUTH Nun komm, alter Sünder! Wir wollen dich Mores lehren. (Sie setzt sich an den Tisch und tut nachdenkend) SIEBENTER AUFTRITT Frau Fluth. Falstaff, der den Riegel vor die Tür schiebt. Dann Frau Reich von aussen Nr. 4 - Finale FALSTAFF (mit Emphase) So hab ich dich errungen, Du schönster Edelstein! Komm her und sei umschlungen, (Stolz) Sollst meine Lady sein! (Er will sie umfassen) Ja, du sollst meine Lady sein! FRAU FLUTH (sich verschämt stellend) Ach, liebster Junker! Lasst mich doch … FALSTAFF Wie, schöne Frau, du zitterst noch? Sei, Weibchen, ohne Sorgen Und zier dich länger nicht! FRAU FLUTH So sprecht Ihr heut, doch morgen Kennt mich der Ritter nicht. FALSTAFF So wahr ich treu und immer nüchtern FRAU FLUTH Ich trau Euch nicht sogleich - FALSTAFF Komm, Herzchen, sei doch nicht so schüchtern - FRAU FLUTH Ich trau Euch nicht sogleich. Liebt Ihr nicht auch Frau Reich? (FRAU REICH erscheint in der Tür, horchend) FALSTAFF Wie? Was? Jene alte Schachtel? Das wär mir ein Geschmack! Die hüpft wie eine Wachtel - (Er wiegt sich hin und her) FRAU REICH droht ihm FALSTAFF Da müsst ich närrisch sein! Nein, nein! Was fällt Euch ein? Da müsst ich wirklich närrisch sein! FRAU REICH verschwindet FRAU FLUTH Nun gut! Ich will dir glauben, (Zärtlich) Du schmucker Ritter, du. FALSTAFF (plump) Komm, lieblichste der Tauben, Gib meiner Seele Ruh! FRAU REICH (von aussen, klopft an die verriegelte Tür) Frau Fluth! FRAU FLUTH (sich erschrocken stellend) Man klopft! FRAU REICH Frau Fluth! Macht auf geschwind! FRAU FLUTH Weh mir! FALSTAFF ängstlich und leise Was nun? Sprich, süsses Kind! FRAU REICH klopft Frau Fluth! Macht auf! FALSTAFF Hilf, Himmel! FRAU REICH Geschwind! FRAU FLUTH laut ja doch, gleich! Leise Hier teurer Sir, versteckt Euch! (Sie versteckt Falstaff hinter die Tapete) FRAU REICH pocht von neuem Frau Fluthl Macht auf! FRAU FLUTH Ja doch, gleich! Sie geht die Tür öffnen ACHTER AUFTRITT Die Vorigen. Frau Reich FRAU FLUTH Frau Reich, seid Ihr s? FRAU REICH ja, ich. FRAU FLUTH Was bringet Ihr? FRAU REICH (atemlos) O weh! Ich bin ganz ausser mir! FRAU FLUTH Was gibt s? So sprecht! FRAU REICH Ach, Euer guter Ruf ist hin! FRAU FLUTH (wie zornig) Wieso, Frau Nachbarin? FRAU REICH Ach Euer Mann ist toll vor Wut. O rettet Euch, sonst fliesst noch Blut! FRAU FLUTH (leise, aber sehr eindringlich gesprochen, nicht gesungen) Sprich lauter! (Laut, sing) Gott! Was will er nur? FRAU REICH (sehr laut) Er schreit, er sei Euch auf der Spur, Ihr hättet Euren Liebsten hier … FRAU FLUTH Ich bin verloren! Ratet mir! FRAU REICH Unglückliche! So wär es doch … FRAU FLUTH (weinerlich) Ach ja - es ist - (Leise, gesprochen ) Sprich lauter noch! FRAU REICH (schreiend ) Ihr seid verloren, alle zwei! Halb Windsor führt er schon herbei, Und findet er den andern noch, Sticht er ihn tot! FRAU FLUTH (verzweifelnd ) So helft mir doch! FRAU REICH (nach einigem Nachsinnen) Seht, da steht ein Korb, just nicht zu klein, Wir stecken da den Mann hinein. FRAU FLUTH Wie? Da hinein? FRAU REICH Nur so entgeht er dem Geschick. FRAU FLUTH Ach Gott! Er ist ja viel zu dick! FALSTAFF (kommt hervor) Lasst sehn den Korb geschwind! Lasst sehn geschwind! FRAU REICH (sich erstaunt stellend) Wie! Ritter John? FALSTAFF (ängstlich) Ja, süsses Kind! FRAU REICH Wie? Ihr seid s, der mir ein Briefchen schrieb? FALSTAFF macht Anstrengungen, um in den Korb zu steigen FRAU FLUTH nimmt mehrere Weiberröcke aus dem Kleiderschranke FALSTAFF Ach ja, ich bin s, ich hab dich lieb. Ich will ja gern dein Ritter sein - FRAU FLUTH (beiseite, lachend ) Hahahaha, FALSTAFF Nur hilf mir in den Korb hinein (Er steigt hinein ) Ich will - ich muss - hinein! FRAU REICH (hilft ihm) Es geht - so, so - hinein. FRAU FLUTH (einen Weiberrock über ihn deckend ) Geschwind, geschwind! FALSTAFF O süsse Fluth! FRAU REICH (deckt auch einen Rock über ihn ) Geschwind, geschwind! FALSTAFF O teure Reich! Ich lie - BEIDE FRAUEN (ihn unterduckend) Hinein, hinein! Und schweigt! Haha! Nun, lieber Junker, freuet Euch! FALSTAFF (noch einmal hervorguckend ) Ich liebe Euch! (Er verschwindet unter der Wäsche) BEIDE FRAUEN Hinein! Nun, lieber Junker, freuet Euch! FRAU FLUTH (hinausrufend) He, Knechte! NEUNTER AUFTRITT Die Vorigen. Zwei Knechte mit Tragstangen FRAU FLUTH Nehmt die Wäsche dort Und tragt sie auf die Bleiche fort. Da schüttet s in den Graben gleich! Versteht ihr? FRAU REICH Ihr schüttet s in den Graben gleich! BEIDE Hahahaha! Nun, lieber Junker, freuet Euch! DIE KNECHTE sind im Begriff, den Korb auf die Schultern zu heben ZEHNTER AUFTRITT Die Vorigen. Herr Fluth. Herr Reich. Dr. Cajus. Junker Spärlich. Bürger. Frauen FLUTH (wütend) Herein, herein! Kommt all herein! Ihr alle sollt zugegen sein! He, Knechte, halt! Wo wollt ihr hin? FRAU FLUTH Fort, fort, und tragt s zur Wäscherin! DIE KNECHTE tragen den Korb hinaus FRAU FLUTH Was willst du? FLUTH Ha, Falsche! FRAU FLUTH Was willst du, du eifersücht ger Mann? Was gehn dich meine Körbe an? FLUTH (sie bei der Hand nehmend). Falsche! Jetzt wirst du ertappt, Du hast dich lang genug verkappt! FRAU FLUTH Ach, liebes Männchen! FLUTH Schlange, fort! REICH (zu Fluth ) Beruhigt Euch! CAJUS Quel horreur! FLUTH Kein Wort! Hier sind die Schlüssel, kommt alle mit mir! Wir finden ihn gewiss noch hier Herr und Frau Reich. Herr Nachbar, nehmt Vernunft doch an! CAJUS Il est jaloux furieusement! FRAU FLUTH Nimm Vernunft doch an! Ach, liebster Mann ALLE O weh! Welch eifersücht ger Mann! FLUTH Ein jedes Weib betrügt den Mann - SPÄRLICH (plötzlich von anderen Gedanken ergriffen,für sich) O süsse Anna! Er versinkt im Nachdenken FLUTH Und setzt ihm tücht ge Hörner an! ALLE wiederholen und geben dann in verschiedene Türen ab, bis auf Frau Fluth und Frau Reich ELFTER AUFTRITT Frau Fluth. Frau Reich FRAU FLUTH und FRAU REICH (lachend ) Hahahaha! FRAU REICH Geht nur! FRAU FLUTH Sucht nur! BEIDE Ist das ein Spass! Ist das ein königlicher Spass! Geht nur und suchet noch ein Weilchen! FRAU FLUTH Der Junker Falstaff schläft heut nass. FRAU REICH Und Nachbar Fluth kriegt auch sein Teilchen. FRAU FLUTH Doch damit ist es nicht genug, Wir müssen ihn noch öfter prellen! FRAU REICH Gewiss! So wollen wir ihn fein und klug Auf morgen noch einmal bestellen. BEIDE Gewiss, ein Weib kann schlau und fein Und doch dabei stets ehrlich sein! ZWÖLFTER AUFTRITT Die Vorigen. Herr Fluth. Herr Reich. Dr. Cajus. Junker Spärlich. Bürger. Frauen FRAU FLUTH Da sind die Jäger wieder Und haben nichts ejagt. FRAU REICH (heimlich zu ihr) Nun setz dich weinend nieder Und stell dich recht verzagt! FLUTH (zu einigen Männern) Nichts? … DIE MÄNNER Nichts! … FRAU FLUTH hat sich weinend in einen Sessel geworfen FRAU REICH (mit Frau Fluth beschäftigt, unterstützt sie) So sagt doch, was Euch fehlet? FRAU FLUTH (weinend) Ich sterb vor Gram und Schmerz! FRAU REICH (zu Fluth mit Vorwurf ) Ihr habt sie so gequälet, Das arme treue Herz! Da schaut die Armste an, Tyrann! ALLE (zu Fluth ) Tyrann, Tyrann! FRAU FLUTH (aufstehend ) Ach, ach, ach, Ach, einst in jenen Tagen, Wo er mir Treue schwur, Da kannt ich keine Klagen, Sein Herz war Liebe nur. Doch blinde Wut beseelet Ihn jetzt o Pein und Not! Der Eifersücht ge quälet Mich arme Frau zu Tod! Er quälet mich zu Tod! (Sie weint) FLUTH Ich kam, ein Wild zu jagen, Und finde keine Spur. FRAU REICH Die Eifersücht gen plagen Sich selbst und andre nur. FLUTH Der Teufel musst mich plagen - Unglückliche Natur! FRAU REICH Er kam, ein Wild zu jagen- FRAU FLUTH und FRAU REICH Und findet keine Spur. FRAU FLUTH Ach, einst in jenen Tagen usw. usw. FLUTH Die Eifersucht beseelet Mein Herz - o Pein und Not! Ihr falschen Weiber quälet Uns arme Männer tot! DIE ANDERN Er kam, ein Wild zu jagen, Und findet keine Spur; Die Eifersücht gen plagen Sich und die andern nur. Oh, wie er wütet, Er quält die Frau noch tot. Ach, Euer Zweifel quält Die arme Frau zu Tod. Der Eifersücht ge, wie er sie quälet Und wütet ohne Not. FLUTH (demütig) Verzeih, mein liebes Weibchen! Verzeih, ein Brief vertraute mir, Es sei der Ritter John bei dir … FRAU FLUTH (sich zornig stellend) Wie? Was? Entsetzlich! Abscheulicher! Ich hab es satt, Nicht länger will ich leiden! Erfahren soll die ganze Stadt, Was man mit dir für Plage hat. Noch heut lass ich mich scheiden. ALLE Oho! FRAU FLUTH Noch heut lass ich mich scheiden. ALLE Tyrann! Tyrann! FLUTH Ach, der verwünschte Brief nur hat Verursacht all dies Leiden. So seid doch still - nun hab ich s satt So schweig doch still, ich hab es satt, Du schreist ja auf die ganze Stadt! Das sind die Ehstandsfreuden! FRAU FLUTH Erfahren soll die ganze Stadt, Was man mit dir für Plage hat. Ich - lass - mich - scheiden! ALLE ANDERN Tyrann! Tyrann! Das alles hat Sie unverdient zu leiden! Erfahren soll die ganze Stadt, Was sie mit Euch für Plage hat, Mit Recht lässt sie sich scheiden. この日本語テキストは、 クリエイティブ・コモンズ・ライセンス の下でライセンスされています。@ 藤井宏行 Nicolai,Otto/Die lustigen Weiber von Windsor/II
https://w.atwiki.jp/oper/pages/3162.html
I. 大収穫謝恩歌 汝を取り囲みし、夜と闇とを讃えよ 集い来たれ 仰ぎて天を見よ 今この時からは、もはや逃れられぬのだ 天の思し召しの僅かなることを、心から讃えよ 天は知る由もない 汝らの名も、また顔も 汝らの生くることをも、知る者とてないのだ 汝らの傍らで生き死にする草木と獣物とを讃えよ その様を見よ 草木と獣物とは生き また、汝らと共に死んでいくのだ 寒冷と暗黒と腐敗とを讃えよ 見上げるが良い 汝らにもたらされる物は無い そして誰にも惜しまれずに死んでいくのだ II. 物語詩 溺れ死んだ娘について その娘が溺れ死んで、川を流されて行った時のこと 小さなせせらぎから大きな河へと漂い 空はとても不思議なオパールの色に輝いていた まるで骸を慰めてでもいるかのように 水草や藻に絡め取られるものだから 骸はゆっくりと重さを増していった 冷やかに魚たちは娘の股座に潜り込む 草木や動物はなおも娘の最期の道行きを重いものにするのだ 暮れ方になると空は煙るように暗くなり 夜には満天の星空が天に浮かぶ明かりとなった だが朝が来れば明るくなる、その繰り返し まだ娘の元にも、昼と夜とが訪れるのだ 娘の血の気ない身体が水の中で腐れていった時に やがて(本当にゆっくりだったけど)、神様もだんだんと娘のことを忘れていった まずはその顔を、そしてその手を、、 最後の最後にその髪を やがて娘は塵芥となり、流れの中の塵芥の中に紛れていった III. 慰霊碑 ここに乙女眠る ここに眠れる乙女はヨハンナ・ベック 亡くなった時、既にその純潔は失われていた 男たちが引導を渡したのだ かくして乙女は甘美な生から逃れ去ったのだ 安らかに眠れ、安らかに眠れ IV. 凱旋門の下に埋められた無名兵士についての第一の報告 我らは山々より来たり 我らは山々から、また大海原から来た あいつをぶち殺すために 我らはあいつを荒縄で捕らようと、手を伸ばして モスクワからマルセイユの都まで包囲した それから大砲を用意して、あいつに狙いを定めた いつ何時でも、どこへあいつが逃れたとしても撃てるように あいつが我らを見つけて逃げたとしても撃てるように 我らは四年の長きに渡って、集まってきたのだ 我らの務めをたゆまず果たして、立ち上がったのだ 瓦礫の山と化した街に向かい、我らは数多の言語で呼びかけた 山々から大海原にいたるまで あいつのいるところで 四年目にしてようやく、あいつをぶち殺したのだ そこに我らは立ち会ったのだ あいつが生まれ落ちたのは 死の際にあって見るためだったのだ 我ら全員を そこには一人の女もいて、あいつを産み落とした女だった 女は黙したままでいた、我らがあいつを連れ出しても こんな母胎など引き裂かれてしまえばいい アーメン! 女は自らあいつをぶち殺して 我らはあいつに暴行を加えたから、あいつの顔はメチャメチャになった 我らの拳で殴り続けて あいつが誰なのかも、分からないようにしたのだ もはや、あいつは誰かの息子ではなくなったのだ あいつの身体は鉱石の下に埋めた あいつの故郷でもある我らの街まで運び 石の下に葬ったのだ、そこは門の下で 凱旋門と呼ばれていた 石の目方は一千貫目もあった かくして無名兵士は 裁きの日まで、いつまでも立ち続け そして、それと目に止まることもないままに 神の前を歩くのだ それでもなお、再び光の中へ向かい 我らに認めさせようとするのだ 公正を求めて V. 凱旋門の下に埋められた無名兵士についての第二の報告 全てを我は語れり 私の語ったすべて 無名兵士の殺害と死 その顔が滅茶苦茶にされたこと それから私の語った殺害者たちの骨折りも その復活を阻止しようとしてしたことも これは事実なのだ だが、兵士は二度と帰らないのだ その顔は君らと同じように生き生きとしていたんだ 打ちのめされて、二目と見られないものになるまでは それから兵士は この世界で再びまみえることはない 完全な形でも、粉々の欠片でも 今日この日でも、終末の日でも その口も 最後の審判が来ても開かれることはない そこに裁きはない 君らの兄弟は 死んでしまって、その骸の上には岩が置かれている だから私は嘆くんだ いかなる嘲りであろうと、だから私は悲しみを胸に秘めておこう だが私は君らに請う、この兵士を 再び打ち殺そうとしているようだけれど 静まるんだ! 新たにことを起こすんじゃない 争いだなんて、もう兵士は死んでいるのだから それでも、なお、お願いする、また兵士のことも もはや、ぶち殺されているのだから ほんの小さな石でも取り除いて欲しい その骸に置かれた石を 勝利の雄叫びは いらないんだ、そんなことすると 私を苦しめるんだ、だから私が その撃ち殺された者のことを もう忘れてしまったとしても、兵士を思い出すんだ 君たちは毎日、君たちはまだ 生きていて、それに君たちは 今もなお、撃ち殺されていないのだから なぜ、それでいけないんだ? VI. 大収穫謝恩歌(ダ・カーポ) 汝を取り囲みし、夜と闇とを讃えよ 集い来たれ 仰ぎて天を見よ 今この時からは、もはや逃れられぬのだ 寒冷と暗黒と腐敗とを讃えよ 見上げるが良い 汝らにもたらされる物は無い そして誰にも惜しまれずに死んでいくのだ (「III. 慰霊碑」の差し替えられる前の歌詞) III. 墓碑銘 紅の薔薇に 赤のローザもまた、今はもういない もう死んでしまって、葬られた場所を知る者もいないのだ 貧乏人たちに真実を教えてやったから 金持ちたちには生かしてはおけなかったのだ 安らかに眠れ、安らかに眠れ (製作時にスコアからカットされた曲) I. 樫の下なるポツダムを 樫の下なるポツダムを、 とある真昼時のこと、歩いて行く行列があった。 先頭は太鼓でしんがりは旗。 その間には棺が一つ、人々は運んでいった。 樫の下なるポツダムを、 百年来の塵の中を、 六人の者達が一つの棺を運んでいった。 鉄兜と柏葉の勲章で飾りつけて。 棺には真っ赤な文字で、 銘が記されていた。 不格好な書体で、 「かくて英雄故郷へ帰る。 かくて英雄故郷へ帰る。」と。 それは、死んでいった多くの者達への、 思い出のためだった。 その故郷に生を請け、 シュマン・ドゥ・ダムの地に果てていった者達への。 「お国のため」と言う言葉に踊らされ、 誠心誠意を尽くして這いずり回った者達に、 故国はこの棺でそれに報いたのだ。 かくて英雄故郷へ帰る! そこで彼らはポツダム中を練り歩いた。 シュマン・ドゥ・ダムで死んだ男のために。 でもそこへ緑色の制服を着た警官がやって来て、 彼らみんなを叩きのめしてしまった。 II. 死んだ兵隊の伝説 開戦から四年も経つというのに 平和の訪れる望みはなかった。 兵隊はその責任を果たそうとして 戦場で死を遂げた。 それで戦争が終わった訳ではなかったから それを聞いて皇帝はがっかりした。 彼の兵隊が死んでしまったことが いささか時期尚早に思われたのだ。 墓地にも夏が訪れて 兵隊は安らかに眠っていた。 ある夜、そこへやって来たのは 軍事医務委員会御一行だった。 医務委員会の連中は のこのこ墓場までやって来て 聖別された墓掘り用のスコップで 戦死した兵隊を掘り起こした。 兵隊、あるいはかつては兵隊だった物体を ドクトルは子細に診察した。 ドクトルの診断は「甲種合格」 臆病風に吹かれて逃げ出しただけだ。 そこで彼らはすぐに兵隊を連れ出した。 その夜は青々として晴れ渡っていた。 鉄かぶとを被せられていなかったなら 故郷の星も見えただろうに。 兵隊の腐れ果てた身体に 彼らは火酒を注いだ。 兵隊の腕には二人の看護婦がすがり付き もう一人、なかば裸の女もくっ付いていた。 兵隊の腐敗臭がひどかったために びっこの坊主が先導を務め、 兵隊の廻りで香炉を振って 臭わないように気を配った。 楽の音がジャンジャカジャンと鳴り響き 勇壮に行進曲を奏で出すと、 兵隊は訓練されたとおりに ケツから足を振り上げてみせた。 兵隊の腕を取って両脇から支えながら 仲よく歩いていたのは二人の衛生兵。 一度でも手を放すと兵隊は転んで糞まみれになってしまうし、 そんなことは許されない行為だったからだ。 彼らは兵隊の経帷子を 黒白赤に染め抜いた。 彼らがそれを捧げ持って運べば、 糞の色はもう分からなくなっていた。 燕尾服を着た一紳士が 胸を張って一行の先導を務めた。 彼は一人のドイツ人として 自らの責務に目覚めたのだ。 ジャンジャカジャンと彼らは兵隊を引っ張って 薄暗い石畳の道を下っていった。 兵隊はふらつきながらも彼らと歩調を合わせていた。 さながら嵐の中の雪の一ひらのように。 猫がニャーニャー鳴いて、犬はワンワン吠え、 野鼠までチューチュー言ってうるさかった。 動物にはフランス式の知らんぷりなんかできない。 それじゃあ礼儀に欠けるから。 一行が村を通り過ぎた時に 村中の女たちが出迎えた。 木々までが腰を屈め、空には満月が輝き、 そして誰も彼もが万歳の声を上げた。 ジャンジャカジャンにご機嫌よう! 女に犬にハゲ坊主! その真ん中の死んだ兵隊は 酔っ払いの猿みたいだった。 一行が村を通り過ぎた時に いつの間にか兵隊の姿は見えなくなった。 兵隊の廻りの一帯は一杯だったのだ。 ジャンジャカジャンと万歳で。 歌ったり踊ったりの大騒ぎの中で 兵隊の姿は見えなくなった。 上から見れば見えただろうが 空には星しかいなかった。 空の星もいつかは消えて やがては夜明けが訪れる。 けれども兵隊は訓練されたとおりに 戦場で死を遂げるために進んでいくのだった。 I. Großer Dankchoral Lobet die Nacht und die Finsternis, die euch umfangen! Kommet zuhauf! Schaut in den Himmel hinauf Schon ist der Tag euch verfangen. Lobet von Herzen das schlechte Gedächtnis des Himmels! Und dass er nicht Weiß euren Nam noch Gesicht. Niemand weiß, dass ihr noch da seid. Lobet das Gras und die Tiere, die neben euch leben und sterben! Sehet, wie ihr Lebet das Gras und das Tier. Und es muss auch mit euch sterben. Lobet die Kälte, die Finsternis und das Verderben! Schauet hinan Es kommet nicht auf euch an. Und ihr könnt unbesorgt sterben II. Ballade Vom ertrunkenem Mädchen Als sie ertrunken war und hinunter schwamm Von den Bächen in die größeren Flüsse, Schien der Opal des Himmels sehr wundersam, Als ob er die Leiche begütigen müsse. Tang und Algen hielten sich an ihr ein, So dass sie langsam viel schwerer ward. Kühl die Fische schwammen an ihrem Bein, Pflanzen und Tiere beschwerten noch ihre letzte Fahrt. Und der Himmel ward abends dunkel wie Rauch Und hielt nachts mit den Sternen das Licht in Schwebe. Aber früh ward er hell, dass es auch Noch für sie Morgen und Abend gebe. Als ihr bleicher Leib im Wasser verfaulet war, Geschah es (sehr langsam), dass Gott sie allmählich vergaß. Erst ihr Gesicht, dann die Hände und ganz zuletzt erst ihr Haar. Dann ward sie Aas in Flüssen mit vielem Aas. III. Marterl Hier ruht die Jungfrau Hier ruht die Jungfrau Johanna Beck. Als sie starb, war ihre Unschuld schon vorher weg. Die Männer haben ihr den Rest gegeben, Drum floh sie aus diesem süßen Leben. Ruhe sanft, ruhe sanft. IV. Erster Bericht über den Unbekannten Soldaten unter dem Triumphbogen Wir kamen von den Gebirgen Wir kamen von den Gebirgen und vom Weltmeer, Um ihn zu erschlagen. Wir fingen ihn mit Stricken, langend Von Moskau bis zur Stadt Marseille Und stellten auf Kanonen, ihn erreichend An jedem Punkt, wo er hinfliehen konnte, Wenn er uns sah. Wir versammelten uns vier Jahre lang, Legten nieder unsere Arbeit und standen In den zerfallenen Städten, uns zurufend in vielen Sprachen Von den Gebirgen bis zum Weltmeer, Wo er sei. So erschlugen wir ihn im vierten Jahr. Dabei waren, Die er war geboren zu sehn Um sich stehend zur Zeit seines Todes Wir alle. Und dabei war eine Frau, die ihn geboren hatte Und die geschwiegen hatte, als wir ihn holten. Der Schoß sei ihr ausgerissen, Amen! Als sie ihn aber erschlagen hatten, Richteten wir ihn zu, dass er sein Gesicht verlor Durch die Spuren unsrer Fäuste. So machten wir ihn unkenntlich, Dass er keines Menschen Sohn mehr sei. Und gruben ihn aus unter dem Erz, Trugen ihn heim in unsere Stadt und Begruben ihn unter dem Stein, und zwar unter einem Bogen, genannt Bogen des Triumphs, Welcher wog tausend Zentner, dass Der Unbekannte Soldat Keinesfalls aufstünde am Tag des Gerichts Und unkenntlich Wandelte vor Gott, Dennoch wieder im Licht Und bezeichnete uns Kenntliche Zur Gerechtigkeit. V. Zweiter Bericht über den Unbekannten Soldaten unter dem Triumphbogen Alles, was ich euch sagte Alles was ich euch sagte Über Ermordung und Tod des Unbekannten Soldaten Und die Verwüstung seines Gesichts, Auch was ich euch sagte über die Bemühung seiner Mörder, Ihn zu hindern am Wiederkommen, Ist wahr. Aber er kommt nicht wieder Sein Gesicht war lebendig wie das eure, Bis es zerschmettert wurde und nicht mehr war. Und er ward Nicht mehr gesehen auf dieser Welt, Weder ganz noch zerschmettert, Weder heute noch am Ende der Tage, Und sein Mund Wird nicht reden am Jüngsten Gericht. Es wird kein Gericht sein, Sondern euer Bruder Ist tot und tot ist der Stein über ihm, Und ich bedaure Jeglichen Hohn, und ziehe zurück meine Klage. Aber ich bitte euch, da ihr ihn Nun einmal erschlagen habt, Still! Fangt nicht von neuen an Zu streiten, da er doch tot ist. Aber doch bitte ich, da ihr ihn also Erschlagen habt Entfernt wenigstens Den Stein über ihm, Denn dieses Triumphgeheul Ist doch nicht nötig und macht Mir Kummer, denn mich, Der ich den Erschlagenen Schon vergessen hatte, erinnert er Täglich an euch, die ihr noch Lebt, und die ihr Immer noch nicht erschlagen seid. Warum denn nicht? VI. Großer Dankchoral (da capo) Lobet die Nacht und die Finsternis, die euch umfangen! Kommet zuhauf! Schaut in den Himmel hinauf Schon ist der Tag euch verfangen. Lobet die Kälte, die Finsternis und das Verderben! Schauet hinan Es kommet nicht auf euch an. Und ihr könnt unbesorgt sterben (Alternate of III. Marterl) III. Grabschrift Die rote Rosa Die rote Rosa schon lang verschwand. Die ist tot, ihr Aufenthaltsort ist unbekannt. Weil sie den Armen hat die Wahrheit gesaget Drum haben sie die Reichen aus dem Leben gejaget. Ruhe sanft, Ruhe sanft. (Deleted from the score) I. Zu Potsdam unter den Eichen Zu Potsdam unter den Eichen Im hellen Mittag ein Zug Vorn eine Trommel und hinten eine Fahn In der Mitte einen Sarg man trug. Zu Potsdam unter den Eichen Im hundertjährigen Staub Da trugen sechse einen Sarg Mit Helm und Eichenlaub. Und auf dem Sarge mit Menigerot Da war geschrieben ein Reim Die Buchstaben sahen häßlich aus »Jedem Krieger sein Heim! Jedem Krieger sein Heim!« Das war zum Angedenken An manchen toten Mann Geboren in der Heimat Gefallen am Chemin des Dames. Gekrochen einst mit Herz und Hand Dem Vaterland auf den Leim Belohnt mit dem Sarge vom Vaterland Jedem Krieger sein Heim! So zogen sie durch Potzdam Für den Mann am chemin des Dames Da kam die grüne Polizei Und haute sie zusamm. II. Legende vom toten Soldaten Und als der Krieg im vierten Jahr Keinen Ausblick auf Frieden bot Da zog der Soldat seine Konsequenz Und starb den Heldentod. Der Krieg war aber noch nicht gar Drum tat es dem Kaiser leid Daß seine Soldat gestorben war Es schien ihm noch vor der Zeit. Der Sommer zog über die Gräber her Und der Soldat schlief schon Da kam eines Nachts eine militär- ische ärztliche Kommission. Es zog die ärztliche Kommission Zum Gottesacker hinaus Und grub mit geweihtem Spaten den Gefallnen Soldaten aus. Der Doktor besah den Soldaten genau Oder was von ihm noch da war Und der Doktor fand, der Soldat war k.v. Und er drückte sich vor der Gefahr. Und sie nahmen sogleich den Soldaten mit Die Nacht war blau und schön. Mann konnte, wenn man keinen Helm aufhatte Die Sterne der Heimat sehn. Sie schütteten ihm einen feurigen Schnaps In den verwesten Leib Und hängten zwei Schwestern in seinen Arm Und ein halb entblößtes Weib. Und weil der Soldat nach Verwesung stinkt Drum hinkt ein Pfaffe voran Der über ihn ein Weihrauchfaß schwingt Daß er nicht stinken kann. Voran die Musik mit Tschindrara Spielt einen flotten Marsch. Und der Soldat, so wie er’s gelernt Schmeißt seine Beine vom Arsch. Und brüderlich den Arm um ihn Zwei Sanitäter gehn Sonst flög er noch in den Dreck ihnen hin Und das darf nicht geschehn. Sie malten auf sein Leichenhemd Die Farben Schwarz-Weiß-Rot Und trugen’s vor ihm her; man sah Vor Farben nicht mehr den Kot. Ein Herr im Frack schritt auch voran Mit einer gestärkten Brust Der war sich als ein deutscher Mann Seiner Pflicht genau bewußt. So zogen sie mit Tschindrara Hinab die dunkle Chaussee Und der Soldat zog taumelnd mit Wie im Sturm die Flocke Schnee. Die Katzen und die Hunde schrein Die Ratzen im Feld pfeifen wüst Sie wollen nicht französisch sein Weil das eine Schande ist. Und wenn sie durch die Dörfer ziehn Waren alle Weiber da Die Bäume verneigten sich, Vollmond schien Und alles schrie hurra. Mit Tschindrara und Wiedersehn! Und Weib und Hund und Pfaff! Und mitten drin der tote Soldat Wie ein besoffner Aff. Und wenn sie durch die Dörfer ziehn Kommt’s, daß ihn keiner sah So viele waren herum um ihn Mit Tschindrara und Hurra. So viele tanzten und johlten um ihn Daß ihn keiner sah. Mann konnte ihn einzig von oben noch sehn Und da sind nur Sterne da. Die Sterne sind nicht immer da Es kommt ein Morgenrot. Doch der Soldat, so wie er’s gelernt Zieht in den Heldentod. この日本語テキストは、 クリエイティブ・コモンズ・ライセンス の下でライセンスされています。@ hanmyo Weill,Kurt/Das Berliner Requiem
https://w.atwiki.jp/zeitvertreib/pages/75.html
http //www.soziale-systeme.ch/leseproben/luhmann.htm Soziale Systeme 1 (1995), H.1, S. 7-28 **Kausalität im Süden ***Niklas Luhmann Zusammenfassung Politische Entwicklungsplanungen, die rechtliche und monetäre Mechanismen benutzen, haben sich als wenig erfolgreich erwiesen. Widerstand gegen Modernisierung ist, infolge dieser Erfahrung, durch Faktoren wie "Tradition", "Kultur", "Mentalitäten" erklärt worden. Aber solche Erklärungen sind mehr oder weniger tautologisch geblieben. Es wird vorgeschlagen, sie durch einen Faktor zu ersetzen, den man als "soziale Konstruktion" von Kausalität bezeichnen könnte. Nach jahrzehntelangen Forschungen über Kausalattribution und Wahrnehmung kausaler Beziehungen kann man nicht mehr davon ausgehen, daß Beziehungen zwischen Ursachen und Wirkungen objektive Sachverhalte der Welt seien, über die dann wahre bzw. unwahre Urteile möglich sind. Vielmehr geht es um eine Unendlichkeit möglicher Kombination von Ursachen und Wirkungen, die nur extrem selektiv genutzt werden kann, wenn ein Zusammenhang von bestimmten Ursachen mit bestimmten Wirkungen irgendeinen kognitiven oder praktischen Sinn geben soll. In anderen Worten Kausalität ist ein Medium lose gekoppelter Möglichkeiten, dessen Verwendung eine Bildung von relationalen Formen, also eine feste Kopplung bestimmter Ursachen und bestimmter Wirkungen erfordert. Aussichten auf erfolgreiches Handeln ebenso wie das Beobachten der Intentionen anderer hängt von einer solchen Formselektion ab. Dabei handelt es sich um soziale Konstrukte, deren Konstruktion jedoch nicht wie eine Meta-Ursache, gleichsam als Ursache der Kausalität selbst, in das Kausalschema aufgenommen wird. Vielmehr dient die Formbildung als "blinder Fleck", der es überhaupt erst ermöglicht, Kausalität zu sehen und zu benutzen. Wenn eine Gesellschaft daran gewöhnt ist, Kausalität in personalisierten sozialen Netzwerken zu lokalisieren und Erfolge bzw. Mißerfolge vom Gebrauch dieser spezifischen Form von Kausalität zu erwarten, wird es sehr schwierig sein, an diesen Bedingtheiten etwas zu ändern, wenn nicht als Ersatz gleichermaßen handliche Kausalformen zur Verfügung gestellt werden können. Mehr Geld und mehr Rechtsvorschriften werden nur dazu dienen, die Wirksamkeit der Kontakte des Netzwerks zu erproben und zu bestätigen. I. Forschungen über die besonderen Strukturen und Probleme des "Mezzogiorno" Italiens sind in großer Zahl durchgeführt oder jedenfalls projektiert und finanziert worden. Im folgenden geht es um eine Revision ihrer theoretischen Grundlagen. Im typischen Falle geht man von Unterschieden in der "Kultur" oder der "Mentalität" der Bevölkerung des Südens aus. Man hat empirische Befunde genug, die belegen, daß es solche Unterschiede gibt. Unsere Frage ist, was es besagt und welche Konsquenzen es hat, wenn sie über Begriffe wie "Kultur" oder "Mentalität" in die Literatur und in die weitere Forschung eingeführt werden. Beide Begriffe eignen sich dazu, Unterschiede sichtbar zu machen. In der Tat ist der Begriff "Kultur" in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts konstruiert worden, um vergleichende Darstellungen, sei es in regionaler, sei es in historischer Sicht, mit einem übergreifenden Begriff zu versorgen. Erfolge in Richtung einer Erweiterung des europäischen Horizontes bis ins Entlegene und Esoterische sind nicht zu bestreiten. Kultur scheint es immer und überall gegeben zu haben, solange und soweit es Menschen gibt. Theoretisch hat dieser Begriff jedoch wenig erbracht. Vor allem ist unklar geblieben, wovon sich Kultur unterscheidet, wenn alle Artefakte, einschließlich Texte, einschließlich sogar der jeweiligen Vorstellung von "Natur" als "Kultur" zu verstehen sind. Ebenso unklar bleibt der Begriff der Mentalität, der sogar die wichtige Unterscheidung von kommunikativen und intrapsychischen Prozessen, über die man mindestens seit der Romantik verfügt, ignoriert oder doch sabotiert. Wenn aber ein Begriff nicht klarstellen kann, was durch ihn ausgeschlossen wird, was also die andere, nicht bezeichnete Seite seiner Form ist, sind wissenschaftliche Erträge nicht zu erwarten. Das mag dazu geführt haben, daß man sich genötigt sah, "harte" Naturwissenschaften und "weiche" Geisteswissenschaften (oder "science" und "humanities") zu unterscheiden. Zugleich könnte hier einer der Gründe liegen, weshalb die Feststellung von Unterschieden in der Kultur und den Mentalitäten des Südens im Vergleich zu den Zentren der modernen Gesellschaft ebenso inspirativ wie unergiebig geblieben ist. Wissenschaftlich, aber auch politisch. II. Daß man so intensiv und so lange mit dem Begriff der Kultur und mit Mentalitätsvergleichen gearbeitet hat, mag mit bestimmten Eigentümlichkeiten der neuzeitlichen Semantik Europas zusammenhängen. Wir konzentrieren uns auf zwei Konzepte auf ein vorwiegend technisches Verständnis von Rationalität und ein vorwiegend liberales bzw. sozialistisches Verständnis von Freiheit. Die Entstehung von Geisteswissenschaften scheint das Ergebnis oder auch die Kompensation dafür gewesen zu sein, daß mit dieser Engführung der Semantik von Rationalität und Freiheit wichtige Probleme der modernen Gesellschaft nicht zu fassen waren und dann gleichsam als Restprobleme untergebracht werden mußten. Der rationalen "Entzauberung" der Welt (Max Weber) entsprach sehr überzeugend eine Verinnerlichung des Freiheitsverständnisses und die Dauerklage über Entfremdung im Gebrauch der angeborenen Freiheit. Aber so überzeugend diese Gegenüberstellung gelungen war sie scheint heute eine ausreichende Beschreibung der modernen Gesellschaft eher zu behindern als zu fördern. Es handelt sich um ein Relikt der "bürgerlichen" (technisch-rationalen, fortschrittlichen, liberalen oder sozialistischen) Gesellschaft. Die Vorstellungen über technische Rationalität gehen zurück auf eine radikale Vereinfachung des aristotelischen Vier-Ursachen-Schemas. Für Aristoteles waren Ursachen alle Bedingungen, denen Seiendes sein Sein verdankt, also neben den Wirkursachen auch das angestrebte Ende (télos), die bestimmungsbedürftige Materie und die Form. Davon blieb, soweit es um Kausalität geht, nur eine einzige, die sogenannte mechanische Kausalität.(1) Das Ergebnis war eine gewaltige Ausdehnung des Anwendungsbereichs dieser einen Kausalität. Sie war sozusagen nicht mehr auf ein Zusammenwirken mit anderen Kausalitäten im schön geordneten Kosmos verpflichtet und nicht mehr durch deren Interferenzen bedroht und eingeschränkt. Statt dessen mußte sie sich andere Einschränkungen suchen, etwa solche der Mathematik (die einen Verzicht auf zeitliche Irreversibilität implizieren) oder in der Form von empirisch getesteten Kausalgesetzen oder schließlich in der Form statistischer Wahrscheinlichkeiten des Erzielens bestimmten Wirkungen durch die Aktivierung bestimmter Ursachen. Zugleich wurden die Zwecke entteleologisiert, das heißt nicht mehr als Komponenten der Kausalität selbst behandelt, sondern nur noch als Vorstellungen, die den Einsatz menschlichen Handelns zum Bewirken von Wirkungen motivieren. Die Folge ist daß Zwecke einen "Wert" haben müssen und über die Werte einer sozialen Aufsicht unterliegen oder wie man im 19. und 20. Jahrhundert dann sagen wird Institution werden können. Bei aller Kritik der Konsequenzen moderner technischer Kausalrationalität, wie wir sie bei Max Weber oder beim späten Husserl finden die Institutionalisierung von Rationalität scheint unangefochten in Geltung zu stehen - wenn nicht in Bezug auf das Privatleben so doch in den Anforderungen an Organisationen.(2) Die Erwartungen können sich von der Annahme einer linearen Ursache-Wirkung-Kausalität schwer lösen. Denn wie sollte man sich eigenes Handeln oder das Handeln anderer vorstellen, wenn man nicht erwarten könnte, daß das Handeln im Regelfalle die beabsichtigten Effekte hat. Es ist kaum denkbar, daß man diese Vorstellung frontal attackiert. So viel Unplausibilität kann selbst die Wissenschaft sich nicht leisten. Und trotzdem werden wir fragen müssen, ob Kausalität richtig verstanden ist, wenn man sie schon durch ihren Begriff auf eine feste, technisch verfügbare Koppelung von Ursachen und Wirkungen reduziert. Parallel zur Festlegung auf technisch-rationale Kausalität war die liberale Theorie vom 17. bis zum 20. Jahrhundert von der Unterscheidung Freiheit und Zwang ausgegangen. Die Konzeption einer natürlichen, also angeborenen Wahlfreiheit war immer schon ein Erfordernis der Ethik gewesen (und dies unabhängig von der Frage der politischen Freiheit, die man nur auf Städte oder Territorialherrschaften bezogen hatte). Auch wenn nach den Religionskriegen normative religiöse, naturrechtliche, ethische Beschränkungen der Freiheit mehr und mehr in Kontroversen (vor allem in Begründungskontroversen) gerieten, blieb die Freiheit des Individuums als gemeinsame Voraussetzung aller Bemühungen um normative Regulierung zurück. Der moderne Individualismus eignete sich vorzüglich zur Dekonstruktion alter sozialer Einteilungen, vor allem solcher der Nationen, der Stratifikation, der Patron/Klient-Gruppierungen, der Kirchen und Sekten und hatte damit eine neue Funktion, ein Existenzrecht unter ganz anderen sozialen Bedingungen. Freiheit wurde einerseits von Zwang unterschieden; andererseits aber auch als in sich beschränkt gedacht als Ausschließung von Willkür (licentia), wenn nicht gar als angewiesen auf vernünftigen Gebrauch. Wenn im Gegensatz zu Zwang definiert, gerät die individuelle Freiheit in einen unlösbaren Gegensatz auch zur sozialen Ordnung, die ihr immer Beschränkungen setzen muß. Rousseau hatte diesen Konflikt bekanntlich durch Eliminierung aller besonderen Abhängigkeiten in der Gesellschaft vermeiden wollen, "parce que toute dépendence particuliere est autant de force ôtée au corps de l Etat".(3) Aber um so dramatischer tritt er dann im Verhältnis von Individuum und Staat auf. Eben deshalb mußte man auf Seiten des Individuums mit Vernunftzumutungen nachhelfen und auf Seiten des Staates mit verfassungsrechtlichen Vorkehrungen. Der beides zusammenfassende Titel lautete bei Rousseau volonté générale. Diese Konstellation hat die allmähliche Abschwächung der Vernunftzumutung und den Zusammenbruch der Unterscheidung empirisch/transzendental überdauert. Sie hat sich zwar als radikaler Republikanismus, als Ausschaltung aller intermediären Instanzen der Einschränkung von Freiheit - sei es des Individuums, sei es des Staates - nicht durchführen lassen. Sie hat gleichwohl die politisch-ideologischen Kontroversen zwischen Liberalismus und Sozialismus überdauert; denn in diesen Kontroversen ging es nur um die Art des Zwanges, der die Freiheit unter modernen Bedingungen einschränkt staatliches Recht oder kapitalistische Fabrikorganisation. Sie findet sich, wieder und wieder copiert, in den Programmen der politischen Parteien demokratischer Staaten und in ihrer Wahlkampfrhetorik. Und immer ist die Freiheit die positive, der Zwang die negative Seite dieser Unterscheidung. Man könnte in Bezug auf diese persistente Prominenz von semantisch codiertem Individualismus sprechen. In der offiziellen Kultur herrschen diese Schemata der technischen Rationalität und der individuell fundierten Freiheit nach wie vor. Es gibt eine romantische Gegenkultur, es gibt zahllose Ansätze zur Kritik der modernen Gesellschaft; aber solche Bestrebungen leben davon, daß das, wogegen sie sich wenden, den ersten Platz besetzt hält. Und doch gibt es deutliche Zeichen dafür, daß diese beiden aufeinander abgestimmten Schemata nur noch wie kulturelle Fiktionen fortexistieren. Denn in der sozialwissenschaftlichen Forschung sind sie seit langem unter dem Mikroskop empirischer Untersuchungen aufgelöst worden. Für die Kausalannahmen gilt dies vor allem dank der sogenannten Attributionsforschung. Ausgehend von der Frage, wie Kausalität überhaupt beobachtet werden kann,(4) hat sich das Interesse auf den Zurechnungsprozeß verschoben. Die Frage lautet nicht mehr, welche Ursache welche Wirkung hat, sondern wie eine Zuordnung von Wirkungen auf Ursachen und von Ursachen auf Wirkungen konstruiert wird; und vor allem wer bestimmt, was dabei unberücksichtigt bleiben kann. Und wie immer, wenn die Forschung von Was-Fragen auf Wie-Fragen umgestellt wird, kommen dabei Strukturen in den Blick, die den Ausschlag dafür geben, daß bestimmte Zusammenhänge gesehen und andere ebenfalls mögliche Zusammenhänge nicht gesehen werden. Die Forschung nimmt, in Begriffe der Kybernetik und der Systemtheorie übersetzt, die Perspektive eines Beobachters zweiter Ordnung ein. Das heißt sie beobachtet, wie Beobachter, die Kausalaussagen machen, beobachten.(5) Die Annahme einer im Individuum immer schon gegebenen, also nur durch Vernunft oder durch Zwang einschränkbaren Freiheit hat ein ganz anderes Schicksal gehabt Sie ist als Unterscheidung zusammengebrochen. Wie soll man unterscheiden können, so ist zu fragen, ob jemand auf Grund von Freiheit oder auf Grund von Zwang handelt? Das war schon ein Problem der kantischen Theorie gewesen Wie soll sich jemand moralisch frei entscheiden können, wenn er zugleich auch rechtlich gezwungen werden könnte und das weiß? Oder noch älter wie kann jemand nur um der Tugend willen handeln, wenn er weiß, daß Tugend mit sozialer Anerkennung belohnt wird? Oder heute handelt jemand, den man mit Über-Ich vollgestopft hat, frei oder unfrei? Auch hier wirft uns diese Ambiguität zurück auf ein Problem der Beobachtung zweiter Ordnung Wer zieht in solchen Fällen die Grenze zwischen Freiheit und Zwang? Wer konstruiert die Unterscheidung? Warum diese und keine andere? Wer ist der Beobachter, der beobachtet, wie ein anderer sich seine Freiheit und sein Gezwungensein zurechtlegt, wie er external oder internal zurechnet? Auf Grund welcher Charaktermerkmale und in welchen Situationen? Die empirische Sozialforschung, und zwar weniger die Soziologie als vielmehr die Sozialpsychologie, hat die relativ schlichten, und eben deshalb wirksamen, Prämissen der technisch-rationalen Kausalität und der individuellen Freiheit pulverisiert. Aber sie hat keinen ebenso wirksamen Ersatz geschaffen. Sie hat aufgelöst, aber nicht rekonstruiert. Daher stellen technisch-rationale Kausalität und individuelle Freiheit immer noch ihre Ansprüche, besonders an die Politik. Die Technik soll auf Umweltschonung und Risikovermeidung umdirigiert werden, was voraussetzt, daß man Effekte kennen und kontrollieren kann. Die Individuen wollen "emanzipiert" werden (oder zumindest wird ihnen eine solche Ambition zugemutet). Und schließlich beruht alle Aufarbeitung von Zivilisationsschäden - Therapie, Sozialarbeit, Entwicklungshilfe usw. - auf solchen Vorgaben. Man kann eine Diskrepanz zwischen verfügbarem Wissen und rhetorischen Formulierungen beobachten, auch eine Diskrepanz zwischen dem, was man wissen kann, und derjenigen Sprache, mit der man Finanzierungen erreichen kann. Aber das sind deutlich Übergangssituationen, die auf bessere Theorieangebote warten. III. Auf Grund der Kritik üblicher Vorstellungen über Kausalität und über Freiheit dürfte es nicht schwer fallen, die in diesen Begriffen steckenden Beobachtungsdirektiven zu reformulieren. Wir suchen damit Konzepte, die historisch und regional vergleichende Untersuchungen anleiten können und die in ihrer theoretischen Prägnanz den Begriffen "Kultur" und "Mentalität" überlegen sind. Dem liegt die Annahme zugrunde, daß eine Begriffsrevision nicht nur die Vorstellungen über Kausalität und Freiheit besser an bereits verfügbares Wissen anpaßt, sondern zugleich bessere Ausgangspunkte für vergleichende Untersuchungen bietet. Denn sie ermöglichen es, davon auszugehen, daß Kausalität nicht einfach eine freischwebende Konstruktion ist, die nur nach wahr oder unwahr oder Funktionieren/Nichtfunktionieren zu beurteilen wäre, und daß Freiheit nicht nur ein normatives Postulat ist in dem Sinne, daß mehr davon (man sagt "Emanzipation") gut wäre, sondern daß es sich in beiden Fällen um Konstruktionen handelt, deren Anwendung unter regionalen und historischen Sonderbedingungen gelernt werden muß und im Bewährungsfalle nur schwer zu revidieren ist. Bewährtes läßt sich schwer stornieren, wenn nicht sehr konkrete bessere Möglichkeiten angeboten werden. Für einen nach Kausalzusammenhängen fragenden Beobachter ist das Problem der Zurechnung nur deshalb relevant, weil mit dem Begriff der Kausalität noch keine Festlegung auf bestimmte Zusammenhänge zwischen Ursachen und Wirkungen erfolgt. Sowohl in Richtung Ursachen als auch in Richtung Wirkungen führt Kausalität in Endloshorizonte - und dies nicht nur in linearer Sukzession (also zeitlich), sondern zugleich kaskadenhaft in beliebig viele benennbare Mitursachen und Nebenwirkungen. Hinzukommt, daß wir gewohnt sind, auch mit negativen Kausalitäten zu rechnen, zum Beispiel mit Unterlassungen, mit Ausfall von Elektrizität (und natürlich mit Folgen eines Todesfalles); und daß wir auch Strukturen Kausalität zuschreiben, zum Beispiel der "Klassenstruktur" der modernen Gesellschaft oder den feedback-Schleifen der Kybernetik. Viele Zufälle, Vorfälle, Unfälle haben weitreichende Folgen (so rechnen wir zu!), weil man mit ihnen nicht gerechnet hatte. Diese einfache Überlegung zwingt uns, in das Kausalschema eine Unterscheidung einzubauen, die quer steht zu der Unterscheidung von Ursachen und Wirkungen. Kausalität ist einerseits ein Medium des Beobachtens und andererseits eine Form.(6) Als Medium dient Kausalität, wenn man von massenhaft gegebenen, aber nur lose gekoppelten, nur hin und wieder, nur unter besonderen Bedingungen zusammenwirkenden Kausalfaktoren ausgeht. Kausale Formen ergeben sich dagegen bei festen oder doch im Normalfalle erwartbaren Kopplungen - so wie man weiß, daß ein Ei zerschellt, wenn man es auf den Boden fallen läßt, und es nicht davonschwebt (wie es im Weltraum geschehen würde). Als Medium ist Kausalität die bloße Möglichkeit einer Zurechnung von Wirkungen auf Ursachen. Als Form ist Kausalität vollzogene Zurechnung, die von Situationen, aber auch von Auswahlgepflogenheiten des Beobachters abhängt. Man kann, anders gesagt, Kausalität als Schema einer möglichen Weltbeschreibung akzeptieren, ohne mit der spezifischen Zurechnung eines bestimmten Beobachters in bestimmten Situationen einverstanden zu sein. Medium und Form sind nicht etwa zwei ontologisch getrennte Existenzweisen. Vielmehr handelt es sich um ein als Einheit konstituiertes Beobachtungsschema, dessen Komponenten einander wechselseitig bedingen. So ist auch Sprache ein Medium, dessen Elemente (Wörter) nur reproduziert werden, wenn sie fallweise in der Form von Sätzen so kombiniert werden, daß sie einen verständlichen, kommunizierbaren Sinn ergeben. Auch Kausalität ist Kausalität nur, wenn und soweit dies spezifische Medium zu Formen kondensiert - zu Beobachtungen und Beschreibungen vom Typ "A bewirkt B". Die Form impliziert, daß andere Kausalverläufe dadurch ausgeschlossen sind - etwa "Nicht-A bewirkt B". Aber dieser Ausschluß bezieht sich nur auf die konkret realisierte Kausalität. Er läßt es durchaus zu, daß gleichzeitig und in riesigen Mengen andere Kausalverläufe realisiert werden. Das Medium erscheint, anders gesagt, nur in seinen jeweils realisierten Formen. Als solches bleibt es unsichtbar. Es wird nur dadurch reproduziert, daß laufend Formen gebildet werden. Würde das (aus welchen Gründen immer) nicht geschehen, gäbe es auch keine Kausalität. Ferner folgt aus dieser Unterscheidung Medium/Form, daß das Medium invariant bleibt, die Formen dagegen variabel reproduziert werden von Moment zu Moment andere. Formenbildung erfolgt strikt zeitpunktgebunden, und nur deshalb ist es von Interesse, nach Möglichkeiten nahezu-identischer Wiederholung zu fragen im Sinne von Ein Ei fallen lassen, noch ein Ei fallen lassen. Alle informationsverarbeitenden Operationen, seien es Bewußtseinsakte, seien es Kommunikationen, die selbst nur aus Ereignissen bestehen, suchen und finden Redundanzen, das heißt Hinweise in dem, was vorliegt, auf das, was folgen wird. Man denke zum Beispiel an Wettervorhersage - eine ehemals freie, heute durch Satelliten und Fernsehen professionell gewordene Praxis. Nur durch ausreichende Redundanzen kann die sequentielle Reproduktion des jeweiligen Systems gesichert werden. Nur weil diese Zeitpunktgebundenheit aller Beobachtungen Wiederholbarkeit zum Problem, ja der Lebenserfahrung nach zur Ausnahme werden läßt, gibt es ein Problem des Gedächtnisses und des Lernens. Man kann davon ausgehen, daß die Hauptfunktion des Gedächtnisses im Vergessen, im Wiederfreimachen von Kapazitäten für Aufmerksamkeit und für Kommunikation besteht, daß aber eben deshalb das wiederholt Vorkommende bevorzugt erinnert und über alle Situationsunterschiede hinweg identifiziert wird. Mit einem Begriff von Heinz von Foerster (siehe Förster 1948) kann man sagen, daß das Gedächtnis auf laufende "Reimprägnierung" angewiesen ist, um die heilsame Funktion des Vergessens zu blockieren. In der diffus erlebten und rasch wieder vergessenen Wirklichkeit bieten Kausalformen, und zwar deshalb, weil es relationale und damit außergewöhnliche Formen sind, einen besonderen Anreiz für Erinnerung und für Lernen. Man erwartet und testet gegebenenfalls Wiederholbarkeit. Jemand hatte in einer schwierigen Lage geholfen und damit gezeigt, daß er über Kompetenz und Macht verfügt, die man in ähnlichen Situationen wiederbenutzen kann. Die Formen, die man im Kausalschema festlegt, um etwas zu erklären oder zu planen, fixieren deshalb zugleich Unterscheidungen gegenüber dem, was außer Acht bleiben und Vergessen werden kann. Das Kausalschema ist eine Unterscheidungen bewahrende Struktur (vgl. Heylighen 1989). Und selbst wenn Korrekturen notwendig werden, muß man zurückgreifen können auf das, was sich bewährt hat, und das, was sich nicht bewährt hat. Eben deshalb versteht es sich keineswegs von selbst, daß Menschen oder soziale Systeme über die Fähigkeit verfügen, im Kausalschema zu lernen und Gelerntes zu kommunizieren. Das ist nicht zuletzt auch eine Frage der dafür geeigneten Sprache. Und selbst wenn diese Fähigkeit als selbstverständlich vorausgesetzt werden kann, und das kann man unter heutigen Bedingungen weltweit unterstellen, ist es immer noch eine offene Frage, was genau gelernt wird - also wie Kausalformen auffallen, wie sie über eklatante Unterschiede hinweg identifiziert werden, welche Rolle dabei Personen spielen in dem Sinne, daß Kausalannahmen (Macht zum Beispiel), die für eine Person gelten, für andere nicht gelten, und was für Unterschiede über solche Unterschiede kulturellen Lernens produziert und reproduziert werden. Die primäre Funktion von Kausalkonstruktionen dürfte es sein, auf Unterschiede aufmerksam zu machen und sie zu bewahren; und erst wie das konkret geschieht (ob zum Beispiel festgemacht an Personen oder Werkzeugen, an chemischen Eigenschaften oder an Rechten, die man durchsetzen kann), dirigiert Lernprozesse. IV. Auch im Verständnis von Freiheit hilft uns die sozialwissenschaftliche Kritik auf den Weg. Denn wenn die Unterscheidung von Freiheit und Zwang implodiert und Freiheit nicht mehr durch ihren Gegenbegriff als Abwesenheit von Zwang definiert werden kann, muß man ein anderes Verständnis vorschlagen - oder diesen hochgeliebten Begriff aufgeben. Die Frage lautet also woran erkennt jemand, daß er frei ist, wenn er es nicht daran erkennen kann, daß er nicht gezwungen wird? Diese Frage verschiebt unser Problem in die weitere Frage nach den kognitiven Voraussetzungen von Freiheit. Freiheit entsteht überhaupt erst, wenn man Wahlmöglichkeiten erkennen kann. Freiheit wird, kann man auch sagen, durch Wissen generiert; was auch heißt durch Wissen manipulierbar. Solche kognitiven Bedingungen von Wahlfreiheit nehmen nicht die Form von Regeln an, die anzuwenden wären. Sie sind deshalb in ihrer Freiheit begründenden Form nicht leicht zu erkennen. Sie erzeugen nur einen Bereich möglicher Optionen, der dann durch Regeln und Präferenzbildung eingeschränkt werden kann. Das heißt auch, daß - im Gegensatz zu methodologischen Annahmen vieler "kulturvergleichender" Forschungen - direkte Rückschlüsse von Kultur auf Verhalten nicht möglich sind.(7) Akzeptiert man diesen Ausgangspunkt, dann werden zahllose Phänomene lebendig, ohne daß zunächst eine Ordnung erkennbar wird. Vor allem wird man die Vorstellung aufgeben müssen, daß Freiheit mit Macht oder mit sozialem Status korreliert. Das kann der Fall sein, wenn herausgehobene soziale Positionen mehr Möglichkeiten bieten, sich Informationen zu beschaffen; aber dann ist wiederum Kognition die eigentliche Quelle von Freiheit und Status eine von vielen Bedingungen. Hat ein Chirurg mehr Freiheit, der weiß, welchen Spielraum er bei der Entscheidung für oder gegen eine Operation und bei ihrer Durchführung hat; oder ein Obdachloser, der weiß, wo man bei welchem Wetter am besten übernachtet (Parkbänke, U-Bahnschächte, unter Brücken, in Eingängen von Bürohäusern), und der weiß, wo man die vom Supermarkt ausrangierten Lebensmittel findet? In jedem Falle wäre der Obdachlose am Operationstisch ebenso hilflos wie der Chirurg auf der Parkbank, wenn es nach Regen aussieht. Der Alltag bietet jede Menge von Belegen Der Strom fällt aus, und man sitzt im Dunkeln. Hier sind Raucher im Vorteil, denn sie wissen, wo die Streichhölzer sind. Nur wenn der Jugendliche weiß, wo die Jugend des Ortes sich abends trifft, kann er entscheiden, ob er hingeht oder nicht. Freiheit ist "der Witz des Gefangenen, mit welchem er nach Mitteln zu seiner Befreiung sucht".(8) Und ein Politiker (selbst höchsten Ranges) muß wissen können, wie die Presse auf sein Verhalten reagieren wird, wenn er entscheiden will, was er öffentlich tut und was nur im geheimen oder gar nicht. So gesehen bedeutet ein unvorbereiteter Milieuwechsel zunächst einmal Freiheitsverlust mit unsicheren Chancen des Wiedergewinns. Das erklärt zum Beispiel den Widerstand der Einwohner East Londons gegen den Umzug in die so schön geplanten New Towns im breiteren Umkreis der Metropole.(9) Weitere Überlegungen schließen sich an. Freiheit wird in der Gesellschaft symbolisiert, unter anderem, um Prestige und sozialen Status zum Ausdruck zu bringen. Aber das kann zu Fehlurteilen führen. Ist die Freiheit eines Chefredakteurs wirklich so groß, wie man annimmt, wenn es darum geht, was in die Zeitung aufgenommen wird und was nicht und was auf die erste Seite kommt oder als eine unvermeidliche Meldung doch eher versteckt wird (vgl. Rühl 1979)? Oder gibt es hier viel Berufs- und Milieuwissen, das den scheinbaren Entscheidungsspielraum stark einschränkt, aber faktisch ihn durch Einschränkung überhaupt erst konstituiert? Der vielleicht wichtigste Vorzug dieser Annahme, Freiheit werde durch Kognition erzeugt, liegt im Übergang zu kleinformatigen, geradezu mikroskopischen Analysen. Die Sequenzen sowohl des bewußten Erlebens als auch der Kommunikation sind durch relativ kurzfristige Episoden bestimmt. (Welche Freiheitsgrade hat ein gut erzogener Mensch bei der Inszenierung einer Begrüßung oder beim Akzeptieren eines Verlustes?) Gelegenheiten, Alternativen zu sehen, erscheinen und verschwinden wieder von Moment zu Moment, sie können ergriffen oder auch verpaßt und nur noch retrospektiv erkannt werden, wenn es zu spät ist. Da das Leben, das Bewußtsein und die Kommunikation durch dynamisch stabilisierte Systeme reproduziert wird, ist mit einem dauernden Übergang von Episode zu Episode zu rechnen. Erst wenn man das einsieht und es der theoretischen Analyse zugrundelegt, kann man fragen, welche strukturellen Faktoren Episoden zusammenfassen und oft oder immer wieder zur Entdeckung von Freiheit oder Unfreiheit führen. Dann kann man so etwas wie "gute" (= zur Gesellschaft passende) Erziehung nennen, und man kann in diesem Konzept auch Bedingungen Rechnung tragen, die auf ständige Konfrontation mit Zwang hinauslaufen. Die klassische Konzeption der Freiheit durch Abwesenheit von Zwang wird nicht systematisch ausgeschlossen, so als ob sie empirisch gar nicht vorkommen könnte; aber sie wird als ein Grenzfall behandelt, in dem viele oder nahezu alle Episoden durch ein und dieselbe Quelle von Zwang determiniert sind - etwa bei Entführungen. Die Freiheit konstituierende Funktion von Wissen ist unabhängig vom Streit der Erkenntnistheorien (realistisch, idealistisch, pragmatistisch, konstruktivistisch) und von der Wissenschaft selbst. Ein Wissenschaftler muß natürlich etwas vom Fach und von Finanzierungsmöglichkeiten verstehen, wenn er in Bezug auf seine eigenen Forschungen frei entscheiden will. Aber diese Freiheit besteht auch dann, wenn die Ausgangsannahmen sich später als falsch erweisen; und sie ist natürlich auch unabhängig davon, ob seine Forschungen Hypothesen verifizieren oder falsifizieren oder, wie so oft, dies weiteren Forschungen überlassen müssen. Freiheit ist ein soziales Konstrukt, und Wissen ist die Form, in der Beschränkungen eingeführt werden, um Entscheidungen zu ermöglichen. Kognitive Erwartungen unterscheiden sich, unter anderem wegen dieser Funktion, grundsätzlich von normativen Erwartungen; denn formulierte Normen provozieren geradezu die Freiheit, gegen die Norm zu verstoßen. Das Paradies war der Ort für einen Modellversuch in genau dieser Frage; und die Welt verdankt einer mutigen Frau die Folgen des Normbruchs Unterscheidungsvermögen und Freiheit. Die Kenntnis des Verbots hat genügt.(10) Auch wenn Freiheit als Korrelat von Wissen überall entstehen kann und auch, wenn soziale Stratifikation kein sicherer Indikator für Freiheitsverteilung in der Gesellschaft ist, müssen doch weitere Faktoren beachtet werden, die differenzierend wirken. In einer Hinsicht geht es erneut um ein Attributionsproblem. Was sind die Bedingungen dafür, daß Freiheit gesehen und auf die Person, die sich entscheidet, zugerechnet wird? Oder noch schärfer wovon hängt es ab, daß derjenige, der von seiner Freiheit Gebrauch macht, sich selbst als Ursache einbringt. Freiheit ist ja ein Konzept für das Abschneiden der Rückfrage nach weiteren Ursachen. Wir wissen, daß eine solche Personzurechnung als Selbstzurechnung wie als Fremdzurechnung kontingent erfolgt und auch anders möglich ist, also von weiteren Bedingungen abhängt. Solche Bedingungen können psychischer Art sein; aber man findet sie auch im System sozialer Kommunikation. Wann wird es ermutigt, Selbstzurechnung zu kommunizieren, und wann muß man so tun, als ob gar keine Entscheidung vorliege oder sie von anderen provoziert wurde (typisch zum Beispiel für Rechenschaftslegung bei kriminellem Verhalten oder sonstigen Formen auffälliger Devianz(11)). Eine andere Variable liegt in der Frage, wie weit Freiheit nur darin besteht, zwischen Grenzsituationen zu wählen. Im eher harmlosen Kleinformat heißt dies zwischen Handlung und Unterlassung zu wählen. Dies läuft zumeist auf eine Wahl zwischen verschiedenen Handlungsmöglichkeiten hinaus, wobei die Wahl der einen aus zeitlichen oder ökonomischen Gründen das Unterlassen der anderen erfordert. Nicht selten sind aber auch die Fälle, in denen man sich nicht entscheiden kann, eine bestimmte Möglichkeit zu ergreifen (zum Beispiel wegen des Risikos, auf das man sich damit einlassen müßte), aber auch nicht weiß, was man statt dessen tun könnte. Dann liegt das Problem nicht in der Ökonomie der Ressourcen, für die Modelle rationalen Entscheidens angeboten werden,(12) sondern es liegt in Problemen der Unentschlossenheit, der Risikoaversion, der Rigidität von Präferenzen, also in Systemproblemen, die in einer dynamischen Gesellschaft eher negativ bewertet werden. Im tragischen Großformat steht nur noch Inklusion oder Exklusion zur Wahl. Wenn man nicht "mitmacht" (und wohlgemerkt freiwillig mitmacht), wird man aus bestimmten Netzwerken oder sogar aus dem sozialen Leben schlechthin ausgeschlossen. Solche Wahlsituationen werden oft als "Moral" dargestellt, um den Ausschluß zu rechtfertigen. Sowohl Unterlassen (ohne sinnvolle Alternative) als auch Exklusion sind Optionen (und wohlgemerkt Optionen!), die in einen unspezifizierten Raum führen.(13) Man verliert damit Anhaltspunkte für weiteres Verhalten. Man verliert die Freiheit, und zwar genau deshalb, weil man keine kognitiven Anhaltspunkte findet, die einen Spielraum für freie Wahl konstituieren könnten. Das sind, wenn in einer Gesellschaft mit solchen Grenzsituationen gespielt wird, starke Sanktionen - viel stärker als alles, was über Moral und über sonstige normative Regulierungen erreicht werden kann; denn Normen geben immer noch die Möglichkeit der Abweichung frei, ja sind geradezu kognitive Voraussetzungen für die Entscheidung zur Abweichung.(14) Moralen stützen sich denn auch, zumindest in älteren Gesellschaften, auf die Unmöglichkeit, die Grenze zum "unmarked space" zu überschreiten. V. Für regional orientierte Forschungen geben die theoretischen Modifikationen, die an den Begriffen Kausalität und Freiheit ansetzen, nur sehr abstrakte Anhaltspunkte. Das gilt auch dann, wenn man einbezieht, daß Kausalität etwas mit einem technischen Verständnis von Rationalität zu tun hat und Freiheit etwas mit kognitiven Bedingungen der Konstitution von Sinn. In einem ersten Schritt kommt es vor allem darauf an, sich von begrifflichen Voreingenommenheiten zu lösen, die eine ganz andere historische und gesellschaftliche Situation reflektieren, nämlich die Situation einiger europäischer Länder (vor allem Englands) im 17. und 18. Jahrhundert. Man kann natürlich, was Wissenschaft betrifft, viele andere Länder und Namen nennen - neben Bacon (der aber erst im Laufe des 17. Jahrhunderts eine Modeautor wird), Locke und Newton auch Galilei und Descartes. Aber entscheidend ist die historische Verortung im 17. und 18. Jahrhundert - in einer Gesellschaft also, die in nahezu allen Funktionsbereichen die alte Ordnung aufzulösen begann, deshalb einen technisch-rationalen Begriff von Kausalität bevorzugte, um neue Sicherheiten zu finden, und einen Begriff natürlich-individueller Freiheiten, um alte soziale Einteilungen als entbehrlich behandeln zu können. Aber es war zugleich eine Gesellschaft, die mit einem inhaltlich ganz unbestimmten, "offenen" Begriff von Zukunft auskommen und ihn mit der Semantik des "Fortschritts" besetzen konnte. Warum aber sollen wir uns in einer völlig anderen Situation durch begriffliche Vorgaben binden lassen, die damals, und nur damals, überzeugen konnten? Die Situation der modernen Gesellschaft am Ende des 20. Jahrhunderts ist eine andere als die einer Epoche, die man als "transitorische Moderne" bezeichnen könnte. Es ist keineswegs eine "postmoderne" Situation. Der einzige Sinn dieser Rede von "postmodernen" Verhältnissen dürfte darin liegen, sich um ein Begreifen der modernen Gesellschaft herumzudrücken mit der Behauptung, es sei schon vorbei. Tatsächlich haben wir aber erst heute die Chance, die moderne Gesellschaft angemessen zu beschreiben, weil sie erst heute, und zwar in weltweiten Dimensionen, als beobachtbares und beschreibbares Faktum vor Augen liegt. Bei regionalen Vergleichen werden üblicherweise die extremen Unterschiede an Realisierung der Leistungsmöglichkeiten der Funktionssysteme hervorgehoben - in erster Linie Unterschiede der wirtschaftlichen Entwicklung, der schul-/hochschulmäßigen Ausbildung, aber auch der Rechtsstaatlichkeit und der Demokratisierung des politischen Systems über politische Parteien und eine Oppositionskultur. Solche Tatbestände sollen weder bestritten noch bagatellisiert werden. Aber sie enthalten nichts spezifisch Modernes, sondern waren immer schon vorhanden gewesen. Lediglich die moderne Weltgesellschaft verleiht ihnen einen besonderen Aufmerksamkeitswert. Denn man ist jetzt mit ihnen in einem umfassenden Gesellschaftssystem konfrontiert, und das läßt, wenn Unterschiede der Realisierung sichtbar werden, diese als unakzeptabel erscheinen. Aber was kann geschehen, wenn man wiederum nur auf Konzepte technisch-rationaler Kausalität zurückgreifen kann, etwa der Meinung ist, daß man Geld zur Verfügung stellen müßte, um die Entwicklung zu fördern? Auf enttäuschende Erfahrungen reagiert man heute mit der Theorie des "Sozialkapitals" (Traditionen, Einstellungen, Prestige und Prominenz), das hinzukommen müsse, um beabsichtigte Innovationen erfolgreich durchführen zu können. Aber das ist eine fast schon tautologische Zusatzbedingung, für die es nur sehr enge, lokale und projektabhängige empirische Indikatoren gibt. Im übrigen geht man bei der Beschreibung unterentwickelter Regionen von den vorgefundenen Tatbeständen aus. Inzwischen gibt es jedoch Anhaltspunkte genug dafür, daß die funktionale Differenzierung der modernen Gesellschaft solche Tatbestände erst produziert. Typisch verstärken die Funktionssysteme der Weltgesellschaft vorgefundene Ungleichheiten, weil es für sie rational ist, Unterschiede zu nutzen. Nur wer zahlungsfähig zu sein scheint, erhält Kredite. Andererseits wandert die Arbeit in Billiglohnländer ab; aber dies nur, wenn das Rechtssystem dank staatlicher Garantien funktioniert. Das weltpolitische System legt wert auf Ansprechpartner und lokale Adressen in allen Regionen; aber die Form des souveränen Zentralstaates paßt schlecht auf tribale oder auf ethnisch und religiös inhomogene Regionen. Bei den heute aktuellen Problemen - von Problemen des Hungers, der politischen Korruption bis hin zur Entstehung neuer religiöser Kulte - handelt es sich keineswegs um Relikte einer vergangenen Ordnung, die einer Modernisierung unterzogen werden müßten, sondern um direkte Korrelate der Moderne selbst. Mehr und mehr scheint die moderne Weltgesellschaft sich mit Problemen zu befassen, die sie selbst erst erzeugt hat. Auch das läßt es fraglich erscheinen, ob man gut beraten ist, wenn man meint, die üblichen Mittel wie Kredite oder Erziehung oder Verfahrensinnovationen in Produktion und Verwaltung nur verstärkt einsetzen zu müssen, um zu Erfolgen zu kommen. Die Modernisierungsforschung, mit der die Soziologie nach dem zweiten Weltkrieg eingesetzt und es zu erheblichen Erfolgen gebracht hatte, war davon ausgegangen, daß "Modernität" in den einzelnen Funktionsbereichen wechselseitige Stützfunktionen erfüllen würde; daß also technisch-industriell fortgeschrittene Produktion, Marktwirtschaft, wissenschaftliche, nur an eigenen Erfolgsaussichten orientierte Forschung, schulisch organisierte Erziehung der Gesamtbevölkerung, politische Demokratie mit wohlfahrtsstaatlichen Ausgleichsfunktionen und schließlich verbesserte Lebensperspektiven der Einzelmenschen im Projekt Moderne integriert werden würden und daß die Gesamtentwicklung einem günstigen Mix von Evolution und Politik überlassen bleiben könnten. Daran vermag man heute kaum mehr zu glauben. Zu deutlich sind kaum mehr kontrollierbare Nebenfolgen in ökologischen und demographischen Hinsichten, in Bezug auf zu hohe Risiken, Zukunftsunsicherheit und eine auch nur annähernd erträgliche Wohlstandsverteilung zutage getreten; und auch die Aussichten, dies mit regionalen Besonderheiten, also mit Entwicklungsrückständen zu erklären, schwinden mit der Zeit. Im Gegensatz zu jeder klassischen Theorie, die funktionale Differenzierung wie Arbeitsteilung behandelt hatte, wird man davon ausgehen müssen, daß gerade die hohe Spezialisierung und Autonomisierung der Funktionssysteme zu wechselseitigen Belastungen führen wird, von denen man nicht voraussehen kann, wie sie in Einzelfällen bewältigt werden können. Daß es Erfolge geben kann und gegeben hat, sollte natürlich nicht bestritten werden. Ein dogmatischer Pessimismus ist auf jeden Fall unangebracht. Die Frage ist nur, ob man mit der vorgeschlagenen Revision der Annahmen über Kausalität zu besseren Einsichten kommt - und wenn nicht im Sinne von Erfolgswissen, dann doch im Sinne von Orientierungswissen. In der bisherigen Betrachtungsweise ist der Zeitfaktor nicht zureichend berücksichtigt worden. Man hat Zeit natürlich im Zusammenhang mit Projekten beachtet, also als Zeit, die man voraussichtlich braucht, um von der Ursache zur Wirkung zu kommen; oder als Zeitspanne, während der es vertretbar ist, Umweltveränderungen, die das Projekt betreffen, außer Acht zu lassen.(15) Aber in gesellschaftsgeschichtlicher Perspektive ist die vordringliche Frage wieviel Zeit bleibt für Modernisierung, wie schnell muß es gehen? Zu Beginn der europäischen Neuzeit und noch im 17. und 18. Jahrhundert hatte sich diese Frage nicht gestellt. Modernisierung war kein Projekt. Man konnte zwar Innovationen beobachten, und dies auch während der Lebenszeit von Individuen, und der Buchdruck trug dazu bei, neue Kenntnisse zu schätzen und rasch zu verbreiten. Das hatte Konsequenzen, zum Beispiel für die Autorität des Alters und für die Berufung auf Erfahrung (vgl. nur Thomas 1988). Aber es gab keine Dringlichkeit in einer Programmatik gesellschaftlicher Veränderung. Und es gab diesen Zeitdruck nicht, weil man keine Vergleichsmöglichkeiten hatte. Europa konnte sich selbst, so zumindest seit der Mitte des 18. Jahrhunderts, als eine dynamische Gesellschaft begreifen, aber der eigene Prozeß der Umstellung auf technische Innovationen, auf Rechtsreformen, auf schulische Erziehung usw. hatte nur der Logik des Fortschritts zu gehorchen, und die Welt im übrigen konnte schließlich kolonisiert werden. Erst im 20. Jahrhundert wird die Differenzierung von (fortgeschrittenen) Zentren und (zurückgebliebener) Peripherie zum Problem. Erst jetzt entsteht aus dem Vergleich von Zentren und Peripherien der Moderne die Erwartung und der Anspruch auf schnelle Aufhebung dieser im Konzept der modernen, allinklusiven Gesellschaft nicht zu rechtfertigenden Differenz. Und während Europa sich im Horizonte einer offenen, weithin unbestimmten Zukunft Jahrhunderte Zeit lassen und sektorale Fortschritte (zum Beispiel Industrialisierung) jeweils austarieren und Nebeneffekte auf andere Sektoren, zum Beispiel auf den Staat abwälzen konnte,(16) sind unter heutigen Bedingungen keine Zeitreserven mehr verfügbar, und angesichts der faktisch gegebenen Ungleichheit und ihrer laufenden Reproduktion durch die Bedingungen funktionaler Differenzierung wäre es blanker Zynismus, wollte man den benachteiligten Regionen eine Wartezeit von zwei bis drei Jahrhunderten verschreiben. Aber wie schnell kann es gehen? Und vor allem welche perversen Effekte entstehen allein schon dadurch, daß es schnell gehen muß? VI. Einige der Besonderheiten süditalienischer Verhältnisse könnten durch diesen Zeitfaktor erklärbar sein, also durch die relative Plötzlichkeit mit der Süditalien einem Vergleich mit Norditalien oder anderen, "besser" entwickelten Regionen Europas ausgesetzt worden ist. Die alte Ordnung hatte die Gesellschaftsstruktur auf eine Einheit von Familie, Eigentum und Stratifikation aufgebaut. Demgegenüber blieb die Frage, wie Vermögensverhältnisse aus landwirtschaftlichen Quellen und auf Grund von Handel reguliert und über Generationen hinweg tradiert wurden, zum Beispiel durch arrangierte Heiraten, eine Frage zweiten Ranges - wie überall im alten Europa. Ausschlaggebend war die Einheit von Familie und Vermögen ("alter Reichtum" im Sinne der aristotelischen Adelsdefinition) als Grundlage gesellschaftlicher Differenzierung. Im übrigen waren in die Stratifikation - und wiederum hier wie auch sonst im alten Europa - Patron/Klient-Verhältnisse eingebaut, die auch politische Funktionen mitzuerfüllen hatten, da es keine von der Zentrale aus steuerbaren Lokalverwaltungen, sondern allenfalls lokale (oft grundherrschaftliche) Gerichte gab. Diese Ordnung hat den Übergang zu einer primär funktional differenzierten Gesellschaft nicht überlebt. Die Veränderungen betreffen nicht mehr nur die Oberschicht, die sich an anderen Prestige- und Einkommensquellen und nicht zuletzt an der jetzt nationalstaatlich organisierten Politik orientieren muß. Nach dem zweiten Weltkrieg sind auch die bäuerlich-handwerklichen Familienökonomien in den Strudel der "Modernisierung" geraten und verlieren innerhalb von ein bis zwei Generationen ihre alte Bestandssicherheit, ohne daß auf struktureller Ebene eine Nachfolge erkennbar wäre.(17) Demographisch gesehen produzieren die Familien Nachwuchs nicht mehr für Produktion, sondern für Konsum, also im ursprünglichen Sinne "Proleten". Im Zusammenhang damit wächst die Bedeutung der Schulen und Universitäten, die ihrerseits jedoch nicht so organisiert sind, daß sie den Aufgaben einer sinnvollen Ausbildung und Karriereselektion gerecht werden könnten. Im Wirtschaftssystem gibt es nun eine am Markt orientierte industrielle Produktion als primäre Einkommensquelle für alle Schichten. Entsprechend breitet sich die Geld- und neuerdings auch die Kreditabhängigkeit in allen Schichten aus - bis in privateste Bereiche wie gestiegene Konsumansprüche, Scheidungs- und Scheidungsfolgenkosten, Versicherungskosten, Geldausstattung der Kinder etc. Aber auch in anderen Funktionssystemen nimmt die Übertragung von Aufgaben auf Organisationen zu. Es gibt staatliche Verwaltungen, die auf die lokale Ebene durchgreifen, was immer den Gemeinden oder Regionen an Autonomie konzediert wird. Es gibt politische Parteien mit Ortsvereinen bis in kleinste Orte hinein, wobei die Kandidatenselektion durch die Machtkämpfe in den Parteizentralen bestimmt wird. Es gibt Schulen für die gesamte Bevölkerung, Krankenhäuser (statt nur Ärzte) und Gefängnisse - also organisatorische Einrichtungen für die Versorgung jeder Art von Klientel nach Maßgabe spezifischer Funktionen. Die Funktionssysteme selbst können zwar nicht als Einheiten organisiert sein, aber im Alltag wirken sie über die ihnen zugeordneten Organisationen und ziehen auf diese Weise die entsprechenden Probleme und Bedürfnisse an oder erzeugen sie sogar erst durch ihr Angebot. Es gibt von dieser Struktur aus gesehen eigentlich keinen Bedarf für Patron/Klient-Verhältnisse oder Netzwerke ähnlicher (heute würde man sagen "privater") Art. Aber genau hier liegt das Problem. Man kann gerade in Süditalien beobachten, daß die Gewohnheit, in Netzwerken der Hilfe, der Förderung und der erwartbaren Dankbarkeit zu denken, erhalten geblieben, aber von der gesellschaftlichen Stratifikation auf die Organisationen übertragen worden ist. Die "ansprechbaren" Ressourcen liegen jetzt nicht im Eigentum, im Prestige der Familie, in der Verpflichtung durch Herkunft und in den sozial weiterreichenden, überlokalen Kontakten einer Oberschicht. Sie werden vielmehr aus den Kompetenzen "abgezweigt", die Positionen in Organisationen zur Verfügung stellen. Oft genügt das Prestige einer Position, um sich für etwas einzusetzen, was mit den Aufgaben des Amtes nichts zu tun hat. Die Organisation stellt Signale zur Verfügung, die als Symbole für allgemeine soziale Kompetenzen verwendet werden können. Das versteht sich freilich nicht von selbst, sondern muß im Netzwerk selbst durch ständige Bereitschaft erarbeitet, "verdient" und reproduziert werden. Dazu sind zahlreiche soziale Kontakte erforderlich, viel mündliche Kommunikation, deren Sinn sich weder aus den Organisationsaufgaben ableiten läßt noch von unmittelbaren praktischen Zwecken her als notwendig verständlich ist, sondern eine Art Überschußproduktion hervorbringt, die der Reproduktion von sozialer Kompetenz und Bereitschaft dient. Legt man die Interpretation von Kausalität als Formwahl im entsprechenden Medium zugrunde und die Interpretation von Freiheit als kognitiv (und damit sozial) konstituierter Freiheitsspielraum, wird die Persistenz solcher Muster und ihre selbstläufige Reproduktion besser verständlich. Auch hier dient Kausalität in erster Linie der Bewahrung und der Selbstkorrektur von Unterscheidungen - und zwar bezogen auf die Faktoren, mit denen man immer schon etwas erreichen konnte. An der Ausgrenzung anderer Möglichkeiten muß festgehalten werden, auch wenn man laufend lernen muß, Positionen im Netzwerk umzubesetzen. Offenbar können sich Muster für das Entdecken von Kausalformen, gerade weil sie sich nicht von selbst verstehen und nicht durch die Natur schon vorgegeben sind, nicht so schnell ändern, wie es eine Anpassung an die Strukturen der modernen Gesellschaft erfordern würde. Man kann sie nicht so schnell durch etwas anderes, noch nicht Bewährtes ersetzen. (Wie soll man Organisationen trauen, wenn man niemanden kennt, der sie beeinflußen kann?) Und offenbar sind auch die kognitiven Bedingungen für die Konstitution begrenzter Freiheiten, für die Zurechnung auf Absichten (statt auf Ansichten) und damit für das, was persönlich zurechenbaren Sinn gibt, nicht so rasch änderbar. Man liest in die Organisationen hinein, was man ohne sie nicht mehr realisieren kann; und in der Tat die Organisationen bieten mit ihrer auf Entscheidung und Kompetenz bezogenen Selbstbeschreibung zahlreiche Möglichkeiten des Austausches von Gefälligkeiten. Man kann nicht sagen, man könne es nicht. Und wenn es rechtliche Schranken des Erlaubten gibt, bietet das Beiseiteschieben der damit gegebenen Hindernisse um so mehr Gelegenheiten, guten Willen und Hilfsbereitschaft zu demonstrieren. Eine Funktion des Rechts könnte geradezu darin liegen, den expressiven Wert der Umgehung oder des bewußten Ausschaltens oder Einschaltens der juristischen Betrachtungsweise zu steigern. Die Reproduktion dieses Umgangs mit Kausalität und Freiheit wird verständlich, wenn man sich die alltäglichen Kommunikationen genauer ansieht. Mit Watzlawick (siehe Watzlawick/Beavin/Jackson 1974) kann man zwei Ebenen der Kommunikation, mit der speech act Theorie zwei Typen oder Funktionsrichtungen der Kommunikation unterscheiden. Auf der einen Ebene geht es um die Themen oder die Informationen, die behandelt werden - etwa der Auftrag an einen Handwerker, die Planung eines Ausflugs, Berlusconi oder Ähnliches. Auf der anderen Ebene geht es um die Einstellung der Beteiligten zueinander, die zwar nicht explizit mitgeteilt, aber implizit zum Ausdruck gebracht wird, also der Ausdruck des wechselseitigen Wohlwollens, der Hilfsbereitschaft, aber auch daß ein Ja eigentlich ein Nein bedeutet. Die Kommunikation ist immer paradox insofern, als sie immer etwas Nichtkommuniziertes mitkommuniziert. Aber es wird erwartet, daß man versteht - und nicht nachfragt. Nicht selten tritt das Gemeinte in direkten Widerspruch zum Gesagten; und auch dann wird erwartet, daß man versteht, aber nicht nachfragt. Daß die Kommunikation in solchen Fällen ohne greifbare Resultate bleibt, darf nicht mit Überraschung vermerkt werden, obwohl je nach Sachlage Insistieren zum guten Ton gehören kann. Teilnehmer wissen, wann man nachfassen kann - und wann nicht. Jedenfalls ist die Unterscheidung der semantischen (konstativen) und der pragmatischen (performativen) Aspekte jeder Kommunikation wichtige Voraussetzung für die Teilnahme am Spiel und für die zutreffende Lokalisierung von Kausalitäten und Freiheiten. Wenn dies ein allgemeines Problem der modernen Kommunikation ist und zum Beispiel bei der Analyse von Pathologien in der Familientherapie eine bedeutende Rolle spielt, kann man vermuten, daß im süditalienischen Kontext gerade die Organisationen aktivierende Kommunikation sich selbst an diesem Problem der paradoxen Kommunikation orientiert, und zwar mit Schwerpunktverlagerung in Richtung auf die Ebene der latenten Kommunikation von Einstellungen - aus welchen Anlässen und über welche Informationen auch immer. Die Paradoxie der Kommunikation wird dadurch aufgelöst, daß vorausgesetzt wird, daß verstanden wird, daß die Informationen eine untergeordnete Rolle spielen und daß es vor allem auf das Symbolisieren des Netzwerks ankommt, in dem Gefälligkeiten gehandelt und dazu passende Einstellungen zugemutet werden. Von selbst bewegt sich nichts - und auch das ist eine wichtige Voraussetzung dafür, daß das Wohlwollen und Freundschaftsdienste benötigt und über Prestigezuweisungen reproduziert werden. Die gleiche Schwerpunktverschiebung in Richtung auf personalisierte Einstellungskommunikation findet man auch in der Inszenierung von Kultur. Wissenschaft und Kunst werden in erster Linie als Kultur gefördert. Die öffentliche Präsentation von Kultur ermutigt zu einer Rhetorik, die riesige Bedeutungsüberschüsse produziert, ohne erkennen zu lassen, was daraus und darauf nun folgen würde. Kultur (und die damit erfaßbaren Themen wie die Familie, die Jugend, Ethik, Dichtung, Europa etc.) wird als eine sich selbst konsumierende Angelegenheit zelebriert, fast wie ein Ritual, bei dem das Dabeisein und Gesehen- und Gehörtwerden zählt. Es geht, könnte man vermuten, um die Schokoladenseite des Netzwerks oder auch um die Symbolisierung von Gemeinsamkeit bei stark divergierenden Interessen. Oder um es paradox zu formulieren das Interesse an Kultur darf kein Interesse werden.(18) Je deutlicher die Teilnahmebedingungen erkennbar sind, ohne als Information kommuniziert zu werden, desto schärfer stellt sich die harte Alternative von Inklusion und Exklusion. In dem Maße, als Normen "offizieller" Provenienz und vor allem Fragen der Geltung und Durchsetzbarkeit des Rechts den Bedingungen persönlicher Interaktionen unterworfen werden, muß ein neuer, ebenfalls generalisierter Sanktionsmechanismus erfunden werden; und das ist, unter Rückgriff auf sehr alte Ordnungsformen, die Unterscheidung von Inklusion und Exklusion. Und dies gilt auf allen Ebenen in den Dörfern und in den Universitäten und in den Beziehungen zwischen Privatwirtschaft und staatlicher Verwaltung; und vor allem natürlich für die professionellen und die zahllosen nichtprofessionellen Politiker.(19) Exklusion kann aber nicht wirklich getestet werden, da sie in den "unmarked space" führen würde, in dem man keine auswertbaren kognitiven Strukturen, keine wirksamen Kausalitäten, keine nutzbaren Freiheiten finden kann. Ausschluß in der Form sozialer Isolierung existiert gewissermaßen nur als Gerücht und nicht in der Form einer von Fall zu Fall sinnvoll wählbaren Alternative. Die Reproduktion des Netzwerkes erzeugt, um es mit einem älteren sozialpsychologischen Begriff zu formulieren, "pluralistic ignorance" in bezug auf das, was möglich wäre. Das wiederum bestätigt die in der Kommunikation reproduzierte Ordnung mit all dem, was man dort und nur dort an Wirkungsmöglichkeiten und an Freiheit finden kann. Empiriker könnten daran denken, einen "Peinlichkeitstest" zu entwickeln. Was wird in der Kommunikation als peinlich empfunden? Offenbar nicht die Bitte um Hilfe, um Intervention in rechtlich und organisatorisch geregelte Verläufe (zum Beispiel Examen, Zeugenvernehmungen vor Gericht, Reihenfolge in der Bearbeitung von Anträgen, Verteilung von Krankenbetten und ärztlicher Aufmerksamkeit). Und es ist nicht etwa deswegen nicht peinlich, weil dafür Bezahlung angeboten wird,(20) sondern deswegen, weil mit der Bitte um einen Gefallen die Anerkennung von Kompetenz, von Einfluß, von Macht und von gutem Willen verbunden ist. Das Netzwerk zahlt und motiviert durch "Honorierung", das heißt durch Selbstreproduktion der eigenen Asymmetrien, also wiederum durch Reproduktion von Kausalitäten und Freiheiten. Selbstverständlich sind auch riesige Geldsummen involviert und werden gleichsam mithineingezogen in den Austausch von Entgegenkommen und Gefälligkeiten. Denn wie könnte man Freundschaft und zugleich Macht besser beweisen als durch Eröffnung eines Zugangs zum Geld? Aber Korruption in diesem legalen Sinne, die es ja überall gibt, ist kein isoliert zu betrachtendes Phänomen. Vielmehr ist anzunehmen, daß das Netzwerk die Grenze zwischen Korruption und Nichtkorruption durch eine eigene Supercodierung verwischt, und vor allem wohl durch die Supercodierung von Inklusion und Exklusion. Jeder, der am Netzwerk in diesem Sinne teilnimmt, muß wissen, wie es funktioniert. Er braucht nicht zu wissen, warum es so funktioniert, wie es funktioniert. Das Netzwerk benötigt zur Lokalisierung von Kausalität und Freiheit keine Orientierung an öffentlichen Problemen. Solche Probleme sind zwar Thema der Kommunikation - aber vorwiegend deshalb, weil sich die Organisationen, die Anlässe geben zur Kommunikation, mit ihnen beschäftigen. Die Kommunikation selbst verlagert dann aber den stets mitgemeinten Sinn auf die Ebene individueller Interessen. Hier und nur hier festigt sich im Alltag ein Problembewußtsein, das die Kommunikation in Gang hält. "Individuell" ist dabei wiederum netzwerkbezogen zu verstehen, also nicht etwa beschränkt auf persönliche Bedürfnisse und Wünsche von Einzelpersonen. Vielmehr überleben in diesem Zusammenhang die Familie ebenso wie Patron/Klient-Verhältnisse. Man setzt sich nicht nur für eigenen Interessen, sondern in erheblichem Umfange auch, und um so unbefangener, für die Interessen anderer ein. Das System lebt von Vermittlungen und honoriert sie durch Prestigeverteilungen. Die erst im 18. Jahrhundert aufkommende Unterscheidung von öffentlich und privat hat hier noch keine Wurzeln geschlagen. Der "Private" ist noch der "idiotes", der sich selbst ausschließt. Aber die Übergangssituation zeigt sich nicht zuletzt darin, daß das System nicht mehr auf Familienökonomien gegründet ist und daß Vermittlungsrollen organisationsabhängig geworden sind und die normalen Regulative der Organisationen stören, wenn nicht sabotieren. So wird es schwierig, von den Zentren aus Organisationen durch Organisation zu kontrollieren, denn die Netzwerke stehen den "offiziellen" Zentren nicht zu Verfügung; sie sind nicht hierarchisch, sondern heterarchisch konzipiert. So kommt es zu einer eigentümlichen Symbiose von Organisationen und Netzwerken, die alle planmäßige Durchgriffskausalität zum Scheitern bringt, aber statt dessen in einem anderen Sinne Formen der Kausalität und lokalisierbare Optionen im System verteilt. VII. Wenn wichtige Probleme in der sozial verbreiteten Einschätzung von Kausalität und von Wahlfreiheit liegen, sollte verständlich sein, weshalb eine staatliche Politik solchen Verhältnissen gegenüber versagt oder allenfalls in ihren Angeboten abgesucht wird auf das, was sich unter Freunden verwenden läßt. Die Prämissen, daß über Recht oder über Geld oder schließlich über die Bedingungen der Mitgliedschaft in formalen Organisationen ein Direktzugriff auf individuelles Verhalten möglich und allenfalls mit einer Restquote von unvernünftigem, unökonomischem oder schlichtweg kriminellem Verhalten belastet sei, treffen nicht zu. Und ebensowenig lassen sich die Probleme im Schema Liberalismus/Sozialismus politisieren. Denn die Frage ist ja gerade, ob man Zwang so schematisieren kann, daß eine Disposition über zwingende Macht - sei es daß man sie als Staatsmacht "demokratisch" kontrolliert, sei es, daß man sie als Wirtschaftsmacht beseitigt - eine regionale Entwicklung sozusagen "emanizipiert". Gesellschaft ist ein geschichtliches System, eine "historische Maschine", die sich in der operativen Reproduktion von Situation zu Situation immer an sich selbst orientiert - und das heißt an dem, was sie aus sich selbst gemacht hat. Oder um es Nietzscheanisch zu formulieren ihr irreversibles "Werden" wird vom "Willen zur Macht" zur "Wiederkehr des Gleichen" gezwungen. Grosso modo jedenfalls. Es gibt natürlich strukturellen Wandel, auch solchen tiefgreifender Art. Daß das Patronagesystem binnen relativ kurzer Zeit vom Fundament in Familieneigentum auf Positionen in Organisationen umgestellt werden konnte, belegt Tiefgang und Tempo eines strukturellen Wandels mehr als genug. Eine ganz andere Frage ist jedoch, ob ein Strukturwandel politisch herbeigeführt werden kann oder ob er der Evolution überlassen bleiben muß, in der dann "Planung" eine mehr oder weniger fatale Rolle spielt. Wir können und brauchen diese Frage hier nicht zu entscheiden. Wenn man aber annehmen muß, daß ein Gesellschaftssystem, auch in seinen regionalen Ausprägungen, ein historisches System ist, also in jeder Situation Erinnerung an Bewährtes aktiviert und sich selbst anders gar nicht einschätzen kann, liegen skeptische Konsequenzen auf der Hand. Auch Kybernetiker und Mathematiker zeigen, daß ein System, das seinen eigenen Output als Input wiedereinführt, für die eigenen Operationen unkalkulierbar wird und erst recht von außen nicht wie eine zuverlässige Maschine berechnet werden kann;(21) und dies, obwohl, ja weil es operativ geschlossen und strukturdeterminiert operiert. Forschungen, die Entwicklungen in eher peripheren Gebieten der modernen Gesellschaft betreffen, können daher kaum, ohne ihren eigenen Grundlagen zu widersprechen, dem politischen Gestaltungswillen Instrumente zur Verfügung stellen. Zweifel dieser Art, die heute weit verbreitet sind, müssen jedoch nicht zur Resignation führen. Sie eröffnen, im Gegenteil, Forschungsperpektiven anderer Art, die auf eine stärkere Differenzierung von Politik und Wissenschaft eingestellt sind. Die diskutierten Konzeptveränderungen in Fragen der Kausalität und der Freiheit betreffen "autologische" Theorien. Das heißt sie können, ja müssen auch auf die Forschung selbst angewandt werden. Und nichts anderes ist gesagt, wenn man davon ausgeht, daß die moderne Gesellschaft auf einer funktionalen Differenzierung ihrer primären Subsysteme beruht. Welche Freiheiten gesehen und welche Kausalitäten konstruiert werden, variiert daher von System zu System. Wenn man dem Rechnung trägt, macht das alle Planungen kompliziert, vielleicht entmutigend kompliziert. Man kann dann weder mit einem ontologischen Realitätsbegriff arbeiten noch mit einer einfachen zweiwertigen Wahrheitslogik, die, wenn fehlerfrei angewandt, zu Ergebnissen führt, deren Wahrheitswerte von jedermann anerkannt werden müssen. Über derart vereinfachende Prämissen ist die moderne Gesellschaft jedoch seit langem hinausgewachsen, und dies nicht nur, weil es noch gewisse "Rückständigkeiten" in der Entwicklung gibt, sondern gerade auch in der Modernität ihrer Strukturen und Semantiken. Es würde wenig helfen, wollte man das nicht zu Kenntnis nehmen und weiterhin von Rationalitätszentrismus einer längst überholten europäischen Tradition ausgehen.
https://w.atwiki.jp/chorprimavera/pages/12.html
Ein deutsches Requiem(Johannes Brahms) 練習用音源(mp3ファイル) 下のリンクをクリックした後現れるページで,ダウンロードしてください. ※ midi形式のファイルは削除しました.(2017.12.27) ※ ソプラノ以外の3パートも用意しました.(2008.10.19) ※ mp3形式のファイルも用意しました.MP3形式はサイズが大きく,ダウンロードに時間がかかります.(2008.10.15) ※ 第2,第3,第5~第7楽章を一部修正しました.(2008.8.24) ※ 第6,第7楽章を一部修正し,第1~第4楽章のテンポを多少変更しました.(2008.8.22) ※ 第1~第5楽章を一部修正し,第6楽章と第7楽章を追加ました.(2008.8.21) ※ 第1楽章を一部修正し,第3楽章と第5楽章を追加ました.第6,第7楽章は準備中です.(2008.8.8) ソプラノ 1 - Selig sind, die da Leid tragen 2 - Denn alles Fleisch ist wie Gras 3 - Herr, lehre doch mich, dass ein Ende 4 - Wie lieblich sind deine Wohnungen 5 - Ihr habt nun Traurigkeit 6 - Denn wir haben hie keine bleibende Statt 7 - Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben アルト 1 - Selig sind, die da Leid tragen 2 - Denn alles Fleisch ist wie Gras 3 - Herr, lehre doch mich, dass ein Ende 4 - Wie lieblich sind deine Wohnungen 5 - Ihr habt nun Traurigkeit 6 - Denn wir haben hie keine bleibende Statt 7 - Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben テノール 1 - Selig sind, die da Leid tragen 2 - Denn alles Fleisch ist wie Gras 3 - Herr, lehre doch mich, dass ein Ende 4 - Wie lieblich sind deine Wohnungen 5 - Ihr habt nun Traurigkeit 6 - Denn wir haben hie keine bleibende Statt 7 - Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben バス 1 - Selig sind, die da Leid tragen 2 - Denn alles Fleisch ist wie Gras 3 - Herr, lehre doch mich, dass ein Ende 4 - Wie lieblich sind deine Wohnungen 5 - Ihr habt nun Traurigkeit 6 - Denn wir haben hie keine bleibende Statt 7 - Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben ここから下は広告です.無視してくださって結構です.
https://w.atwiki.jp/oper/pages/3023.html
VORSPIEL Erste Szene (Eine felsige Halde hoch oben in den Pyrenäen. Links eine primitive Sennhütte. Davor ein Brunnen und ein Trog. Rechts verliert sich der Abhang in Geröll. Hinter dem Hügel scheint eine tiefe Mulde zu liegen. Jenseits der Mulde erheben sich in bizarren, phantastischen Formen die schneebedeckten Spitzen der Pyrenäen. In der Mitte ein kolossaler Gletscher, an dessen Seite ein gewaltiger Steinkoloss. Etwa drei Uhr morgens. Sternenhimmel) NANDO (hinter der Szene) Ohe! PEDRO (hinter der Szene, antwortet) Ohe! (Nando taucht auf und Pedro erscheint bei der Hütte) Gelobt sei Jesus Christus! NANDO In Ewigkeit! PEDRO Gehst du mit deinen Tieren gegen Osten? NANDO Ich will zur Höhe. PEDRO Hüte dich vor den Wölfen! NANDO Ich habe meine Schleuder und den Hund. PEDRO Und ich vertrau auf Gott! (Sie begegnen sich jetzt auf der Mitte der Anhöhe. Man hört das Geläut der Herdenglocken) Ein schöner Tag wird kommen. NANDO Wenn erst die Nebel fallen! PEDRO Grüss mir die Hirten oben! NANDO Sahst du sie nicht? PEDRO Drei Monate sind s her, daß ich den letzten Menschen sah. Vor einem halben Jahr sprach ich zuletzt mit einem und wenn du jetzt dort hinterm Berg verschwindest, dann mag es wieder Wochen dauern, Monate, ein Jahr, bis ich den Mund zum Reden wieder öffne. NANDO Ist dir die Einsamkeit nicht schrecklich? PEDRO Ach, herrlich ist sie mir! Ich träum des Nachts und träum des Tags und fühl mich glücklich. Gibt s ein andres Glück? Zwei Vaterunser bet ich vor dem Schlafengehn, das erste bet ich für die Eltern, ich kannt sie nie. Doch oben rechts und links von Gottes Thron, da stehen beide wachend über mich. Das zweite Vaterunser aber, das geht den lieben Herrgott selber an. Ich bitt ihn jede Nacht, daß er ein Weib dem Pedro schenke . NANDO Ein Weib! Haha! Kennst du die Weiber ? Hast du schon mal ein Weib gesehn? Gesprochen? PEDRO Noch nicht. Wie käme hier herauf ein Weib? Von ferne seh ich sie einmal im Jahre nur, wenn ich ins Tal hinab zur Kirche geh. Ich denk mir aber, daß wenn Gott nur will, ich auch einmal zu einem Weibe kommen werde. NANDO Hahaha! PEDRO Darüber lacht man nicht. Ich mein es ernst. (Er hat sich auf den Rücken gelegt) Wie ich nun gestern abend in der Hütte liege und mit dem ersten Vaterunser fertig bin, fang ich das zweite an. Doch nach dem ersten Worte schlaf ich ein, und das Gebet bleibt mir im Munde liegen. Im Traume seh ich, wie mit einem Mal die Herde in die Tiefe flüchtet. Ich lauf ihr nach und nehm einen Stein auf meine Schleuder, werf ihn nach vorn, damit die Tiere stehen bleiben. Der Stein fällt in den See von Roccabruna, das Wasser siedet auf und wallt, als wär der See ein Kochtopf. Aus Dampf und Wellen ballt es sich zusammen, wie eine Wolke steigt es aus dem See empor. Ein leuchtendes Gewand, ein weißer Arm, ein Kopf mit langem blonden Haar - die Hexe, schrei ich auf, die Felsenhexe! Doch nein! So schön kann eine Hexe doch nicht sein. Und plötzlich wird der wilde See ein Spiegel, und die Gestalt kommt übers Wasser her und auf mich zu. Sie war so schön, ich kann dir s nicht beschreiben. Und wie sie ging, da neigten sich die Bäume, da dufteten die Blumen stärker, und die Vögel sangen, wie ich s nie gehört. Es war ein Jubeln, daß die Berge dröhnten, und das die ganze Welt zu füllen schien. Und die Erscheinung lächelte und kam zu mir ganz nah heran. Da kniet ich vor ihr nieder und sprach mein zweites Vaterunser nun zu Ende. Nun weiß ich auch, wer die Erscheinung war die Mutter Gottes kam zu mir im Traum, um mir zu sagen, daß der liebe Gott mir Weib und Glück bescheren will. NANDO Du glaubst am Ende, Weib und Glück sind eins? Ich aber sage dir, daß zwischen beiden ein Stückchen Himmel und die ganze Hölle liegt. Das wirst du auch noch lernen! Dessen sei gewiß. PEDRO Wenn ich nur wüßte, aus welcher Gegend sie wohl kommen wird? Paß auf da leg ich einen Stein auf meine Schleuder und schwinge sie im Kreis! Die Augen hab ich zu. Wohin der Stein jetzt fällt, das ist der Weg, den sie wohl kommen wird. (Er wirft den Stein) SEBASTIANOS STIMME Verfluchte Kerle, seht ihr nicht, daß Menschen kommen? Beinah hätt mich der Kieselstein getroffen. NANDO Es kommt Besuch! PEDRO Was kümmert s mich! Zu mir kommt niemand. NANDO (in die Tiefe spähend) Der Herr ist es! Herr Sebastiano! Kennst du den Herren nicht? So weit du schaust ist alles sein. Die Wiesen, Matten, Felder, die Herden, Hütten, Wald und Fluß, das Dorf da unten und die Mühle, alles was du dir denken kannst, ist sein. In seinem Dienste stehn wir alle, alle, die Hirten oben und die Hirten unten. Der mit ihm geht, das ist der Älteste aus unserm Dorfe. Neunzig Jahre trägt Tommaso schon auf seinem Buckel. PEDRO (unwillig aufstehend) Zu meiner Hütte geh ich. Wollen die etwas von mir, so sollen sie mich holen. (Er geht langsam aufwärts und verschwindet in der Hütte) NANDO (gespannt zur Tiefe blickend) Und mit den beiden geht, ich irre nicht, ein Frauenzimmer. Was soll das bedeuten? Am Ende hält der Herrgott Wort und schickt ein Weibchen für den Pedro. Zweite Szene (Sebastiano, Marta und Tommaso treten auf) SEBASTIANO Ist Pedro nicht hier? NANDO Er ist in seiner Hütte oben. SEBASTIANO Tommaso, geh und schaff ihn her. (zu Nando) Du aber bring uns Milch und Brot und Käse. Der Weg war weit, und ich hab Hunger. (Tommaso und Nando gehen zur Hütte, in die Tommaso eintritt) MARTA Warum schleppt Ihr mich hierher? SEBASTIANO Weil es mich freut! Und dann, mein Kind, hab ich einen Plan mit dir. MARTA Sagt mir, Herr, um Christi willen, was Ihr vorhabt. SEBASTIANO Fürchte nichts! Warst mir immer treu ergeben. Und du weißt, ich lohnte gut! Kamst als Bettelkind ins Land mit dem alten Vagabunden, deinem Vater. Du gefielst mir. Deinen Vater macht ich zum Müller, deiner schönen Augen willen. Jetzt bist du die Müllerin. Und den Pacht zahlst du in Liebe. Das ist doch nur recht und billig. MARTA Schrecklich ist es Jeden Tag schrei ich s Euch ins Angesicht. Doch was hilft s, Ihr seid der Herr. SEBASTIANO Wohl, das bin ich! Und als Herr werd ich dir jetzt befehlen (Oben erscheint Pedro) Schau dir mal den Burschen an! Hübsch, nicht wahr, und jung und kräftig. Den bestimm ich dir zum Gatten. MARTA (entsetzt zurückweichend) Lieber spring ich in die Tiefe! SEBASTIANO Tollkopf! Trotzkopf! Bleib doch nur! Warte, bis ich s dir erkläre! Keine Laune ist s von mir. Was geschieht, das muss geschehn. MARTA Habt Erbarmen! SEBASTIANO Darum eben, weil ich s gut und ehrlich meine, geb ich Pedro dir zum Manne. MARTA (reißt sich von Sebastiano, der ihr die Hand gehalten, los) Laßt mich, Herr, ich will nicht, will nicht! SEBASTIANO Marta, schau ihn dir doch an! MARTA (gesprochen) Nein! (Sie reißt sich los und läuft weg) PEDRO (Er ist ganz nahe herangekommen, schaut ihr mit offenem Mund nach) Mutter Gottes! War die schön! Dritte Szene SEBASTIANO Na, mein Pedro, sag mir mal, bist du hier zufrieden? PEDRO Ei gewiß, mein gnäd ger Herr! SEBASTIANO Möchtest du s nicht besser haben? PEDRO Wüsst nicht wie! SEBASTIANO Hirte sein, ist ja ganz schön, aber meinst du, daß es nicht doch noch etwas Bessres gibt! Schau, ich hab im Tale unten eine Mühle stehn. Willst du nicht der Müller sein? PEDRO Wenn es Korn zum Mahlen gibt, warum nicht? SEBASTIANO Und zur Mühle geb ich dir noch die Müllerin als Frau. PEDRO Wenn das Mädel mir gefällt und ich ihr, ich sag nicht nein. SEBASTIANO Sahst sie doch! Gelt, die ist schön? PEDRO Treibt Ihr euren Spaß mit mir, oder träum ich noch? SEBASTIANO Setz dich her und hör mich an. Meine Mühle ist verwaist, denn der Müller starb, da hab ich an dich gedacht. Paßt es dir, so komm herab, nimm die Marta dir zum Weibe und ich nehme dich zum Müller. PEDRO Wie ein Bienenschwarm fliegen Eure Worte mir ums Ohr. Darf ich jubeln, darf ich jauchzen? Darf ich allen Heil gen danken? Wird mein Traum zur Wirklichkeit? TOMMASO Ich wohne viele Meilen weit dort über dem Gebirge. Mich frug der Herr um Rat. Ich nannt ihm deinen Namen. Kam ich auch viele Jahre nicht hierher, ich kenn dich doch Du bist ein wackrer Junge! Schlag ein, mein Sohn, und nimm s als Gottes Fügung. Dein Bestes will der Herr. Dank ihm dein Glück. Und Gott, der über Allem wacht und alles lenkt, wach über deinem Hause, lenke deinen Schritt zum Frieden. SEBASTIANO Schlag ein, mein Junge. PEDRO Soll ich? Darf ich? Wird sie mich denn wollen? Wird sie nicht finden, daß ich häßlich bin? Und wenn sie nein sagt? Wenn sie mich verschmäht? SEBASTIANO Laß das nur meine Sorge sein! Ich nehm s auf mich. PEDRO Sie floh, als sie mich sah. SEBASTIANO So sind und morgen wird die Hochzeit sein die Weiber. Mach dich nur fertig, komm herab ins Tal, Für alles hab ich schon gesorgt. PEDRO Schon morgen? So viel Glück schon morgen? TOMMASO Das Glück kommt nie zu schnell! Nun ist es da, nun halt es fest. SEBASTIANO Es bleibt dabei ich warte in der Mühle und führ dein Weib dir zu. PEDRO Ich komme! TOMMASO Gott segne deinen Weg! (Sebastiano und Tommaso gehen ab) Vierte Szene PEDRO Hast du s gehört? Ich krieg ein Weib, der Himmel schenkt es mir. Ich geh ins Tal. NANDO Ins Tiefland gehst du? Dort sind die Häuser dumpf, die Berge weit, die Menschen wohnen eng beisammen. Die Sonne selbst ist trüb, und grau ist alles. Dort gibt s Zank und Streit und Hader alle Tage. Ins Tiefland gehst du? PEDRO Meinem Glücke nach! Nimm dich der Herde an, bis unser Herr statt meiner einen neuen Hirten schickt Ich grüss noch einmal meine Berge. Ich kenn euch alle, kenne jeden Gipfel, kenn jeden Schlund und jede grüne Wiese. Hier war ich frei in deinem Strahle, o Sonne, nun leuchte mir auf meinem Weg zum Glück. (Er geht den Weg hinab) Nimm dich der Herde an, sei wachsam, Nando, nimm vor dem Wolf dich in acht! Hei, wie sie kommen und sich um mich drängen! Lebt wohl, gewiß, ich will im Tal, im Tiefland eurer nicht vergessen! Auch deiner nicht, mein braver Hund. Lebt wohl, vergeßt auch meiner nicht! (Er verschwindet ganz. Seine Stimme klingt von unten, sich immer weiter entfernend) Die Sonne leuchtet meinem Weg ins Tal, ins Tiefland geh ich! VORSPIEL Erste Szene (Eine felsige Halde hoch oben in den Pyrenäen. Links eine primitive Sennhütte. Davor ein Brunnen und ein Trog. Rechts verliert sich der Abhang in Geröll. Hinter dem Hügel scheint eine tiefe Mulde zu liegen. Jenseits der Mulde erheben sich in bizarren, phantastischen Formen die schneebedeckten Spitzen der Pyrenäen. In der Mitte ein kolossaler Gletscher, an dessen Seite ein gewaltiger Steinkoloss. Etwa drei Uhr morgens. Sternenhimmel) NANDO (hinter der Szene) Ohe! PEDRO (hinter der Szene, antwortet) Ohe! (Nando taucht auf und Pedro erscheint bei der Hütte) Gelobt sei Jesus Christus! NANDO In Ewigkeit! PEDRO Gehst du mit deinen Tieren gegen Osten? NANDO Ich will zur Höhe. PEDRO Hüte dich vor den Wölfen! NANDO Ich habe meine Schleuder und den Hund. PEDRO Und ich vertrau auf Gott! (Sie begegnen sich jetzt auf der Mitte der Anhöhe. Man hört das Geläut der Herdenglocken) Ein schöner Tag wird kommen. NANDO Wenn erst die Nebel fallen! PEDRO Grüss mir die Hirten oben! NANDO Sahst du sie nicht? PEDRO Drei Monate sind s her, daß ich den letzten Menschen sah. Vor einem halben Jahr sprach ich zuletzt mit einem und wenn du jetzt dort hinterm Berg verschwindest, dann mag es wieder Wochen dauern, Monate, ein Jahr, bis ich den Mund zum Reden wieder öffne. NANDO Ist dir die Einsamkeit nicht schrecklich? PEDRO Ach, herrlich ist sie mir! Ich träum des Nachts und träum des Tags und fühl mich glücklich. Gibt s ein andres Glück? Zwei Vaterunser bet ich vor dem Schlafengehn, das erste bet ich für die Eltern, ich kannt sie nie. Doch oben rechts und links von Gottes Thron, da stehen beide wachend über mich. Das zweite Vaterunser aber, das geht den lieben Herrgott selber an. Ich bitt ihn jede Nacht, daß er ein Weib dem Pedro schenke . NANDO Ein Weib! Haha! Kennst du die Weiber ? Hast du schon mal ein Weib gesehn? Gesprochen? PEDRO Noch nicht. Wie käme hier herauf ein Weib? Von ferne seh ich sie einmal im Jahre nur, wenn ich ins Tal hinab zur Kirche geh. Ich denk mir aber, daß wenn Gott nur will, ich auch einmal zu einem Weibe kommen werde. NANDO Hahaha! PEDRO Darüber lacht man nicht. Ich mein es ernst. (Er hat sich auf den Rücken gelegt) Wie ich nun gestern abend in der Hütte liege und mit dem ersten Vaterunser fertig bin, fang ich das zweite an. Doch nach dem ersten Worte schlaf ich ein, und das Gebet bleibt mir im Munde liegen. Im Traume seh ich, wie mit einem Mal die Herde in die Tiefe flüchtet. Ich lauf ihr nach und nehm einen Stein auf meine Schleuder, werf ihn nach vorn, damit die Tiere stehen bleiben. Der Stein fällt in den See von Roccabruna, das Wasser siedet auf und wallt, als wär der See ein Kochtopf. Aus Dampf und Wellen ballt es sich zusammen, wie eine Wolke steigt es aus dem See empor. Ein leuchtendes Gewand, ein weißer Arm, ein Kopf mit langem blonden Haar - die Hexe, schrei ich auf, die Felsenhexe! Doch nein! So schön kann eine Hexe doch nicht sein. Und plötzlich wird der wilde See ein Spiegel, und die Gestalt kommt übers Wasser her und auf mich zu. Sie war so schön, ich kann dir s nicht beschreiben. Und wie sie ging, da neigten sich die Bäume, da dufteten die Blumen stärker, und die Vögel sangen, wie ich s nie gehört. Es war ein Jubeln, daß die Berge dröhnten, und das die ganze Welt zu füllen schien. Und die Erscheinung lächelte und kam zu mir ganz nah heran. Da kniet ich vor ihr nieder und sprach mein zweites Vaterunser nun zu Ende. Nun weiß ich auch, wer die Erscheinung war die Mutter Gottes kam zu mir im Traum, um mir zu sagen, daß der liebe Gott mir Weib und Glück bescheren will. NANDO Du glaubst am Ende, Weib und Glück sind eins? Ich aber sage dir, daß zwischen beiden ein Stückchen Himmel und die ganze Hölle liegt. Das wirst du auch noch lernen! Dessen sei gewiß. PEDRO Wenn ich nur wüßte, aus welcher Gegend sie wohl kommen wird? Paß auf da leg ich einen Stein auf meine Schleuder und schwinge sie im Kreis! Die Augen hab ich zu. Wohin der Stein jetzt fällt, das ist der Weg, den sie wohl kommen wird. (Er wirft den Stein) SEBASTIANOS STIMME Verfluchte Kerle, seht ihr nicht, daß Menschen kommen? Beinah hätt mich der Kieselstein getroffen. NANDO Es kommt Besuch! PEDRO Was kümmert s mich! Zu mir kommt niemand. NANDO (in die Tiefe spähend) Der Herr ist es! Herr Sebastiano! Kennst du den Herren nicht? So weit du schaust ist alles sein. Die Wiesen, Matten, Felder, die Herden, Hütten, Wald und Fluß, das Dorf da unten und die Mühle, alles was du dir denken kannst, ist sein. In seinem Dienste stehn wir alle, alle, die Hirten oben und die Hirten unten. Der mit ihm geht, das ist der Älteste aus unserm Dorfe. Neunzig Jahre trägt Tommaso schon auf seinem Buckel. PEDRO (unwillig aufstehend) Zu meiner Hütte geh ich. Wollen die etwas von mir, so sollen sie mich holen. (Er geht langsam aufwärts und verschwindet in der Hütte) NANDO (gespannt zur Tiefe blickend) Und mit den beiden geht, ich irre nicht, ein Frauenzimmer. Was soll das bedeuten? Am Ende hält der Herrgott Wort und schickt ein Weibchen für den Pedro. Zweite Szene (Sebastiano, Marta und Tommaso treten auf) SEBASTIANO Ist Pedro nicht hier? NANDO Er ist in seiner Hütte oben. SEBASTIANO Tommaso, geh und schaff ihn her. (zu Nando) Du aber bring uns Milch und Brot und Käse. Der Weg war weit, und ich hab Hunger. (Tommaso und Nando gehen zur Hütte, in die Tommaso eintritt) MARTA Warum schleppt Ihr mich hierher? SEBASTIANO Weil es mich freut! Und dann, mein Kind, hab ich einen Plan mit dir. MARTA Sagt mir, Herr, um Christi willen, was Ihr vorhabt. SEBASTIANO Fürchte nichts! Warst mir immer treu ergeben. Und du weißt, ich lohnte gut! Kamst als Bettelkind ins Land mit dem alten Vagabunden, deinem Vater. Du gefielst mir. Deinen Vater macht ich zum Müller, deiner schönen Augen willen. Jetzt bist du die Müllerin. Und den Pacht zahlst du in Liebe. Das ist doch nur recht und billig. MARTA Schrecklich ist es Jeden Tag schrei ich s Euch ins Angesicht. Doch was hilft s, Ihr seid der Herr. SEBASTIANO Wohl, das bin ich! Und als Herr werd ich dir jetzt befehlen (Oben erscheint Pedro) Schau dir mal den Burschen an! Hübsch, nicht wahr, und jung und kräftig. Den bestimm ich dir zum Gatten. MARTA (entsetzt zurückweichend) Lieber spring ich in die Tiefe! SEBASTIANO Tollkopf! Trotzkopf! Bleib doch nur! Warte, bis ich s dir erkläre! Keine Laune ist s von mir. Was geschieht, das muss geschehn. MARTA Habt Erbarmen! SEBASTIANO Darum eben, weil ich s gut und ehrlich meine, geb ich Pedro dir zum Manne. MARTA (reißt sich von Sebastiano, der ihr die Hand gehalten, los) Laßt mich, Herr, ich will nicht, will nicht! SEBASTIANO Marta, schau ihn dir doch an! MARTA (gesprochen) Nein! (Sie reißt sich los und läuft weg) PEDRO (Er ist ganz nahe herangekommen, schaut ihr mit offenem Mund nach) Mutter Gottes! War die schön! Dritte Szene SEBASTIANO Na, mein Pedro, sag mir mal, bist du hier zufrieden? PEDRO Ei gewiß, mein gnäd ger Herr! SEBASTIANO Möchtest du s nicht besser haben? PEDRO Wüsst nicht wie! SEBASTIANO Hirte sein, ist ja ganz schön, aber meinst du, daß es nicht doch noch etwas Bessres gibt! Schau, ich hab im Tale unten eine Mühle stehn. Willst du nicht der Müller sein? PEDRO Wenn es Korn zum Mahlen gibt, warum nicht? SEBASTIANO Und zur Mühle geb ich dir noch die Müllerin als Frau. PEDRO Wenn das Mädel mir gefällt und ich ihr, ich sag nicht nein. SEBASTIANO Sahst sie doch! Gelt, die ist schön? PEDRO Treibt Ihr euren Spaß mit mir, oder träum ich noch? SEBASTIANO Setz dich her und hör mich an. Meine Mühle ist verwaist, denn der Müller starb, da hab ich an dich gedacht. Paßt es dir, so komm herab, nimm die Marta dir zum Weibe und ich nehme dich zum Müller. PEDRO Wie ein Bienenschwarm fliegen Eure Worte mir ums Ohr. Darf ich jubeln, darf ich jauchzen? Darf ich allen Heil gen danken? Wird mein Traum zur Wirklichkeit? TOMMASO Ich wohne viele Meilen weit dort über dem Gebirge. Mich frug der Herr um Rat. Ich nannt ihm deinen Namen. Kam ich auch viele Jahre nicht hierher, ich kenn dich doch Du bist ein wackrer Junge! Schlag ein, mein Sohn, und nimm s als Gottes Fügung. Dein Bestes will der Herr. Dank ihm dein Glück. Und Gott, der über Allem wacht und alles lenkt, wach über deinem Hause, lenke deinen Schritt zum Frieden. SEBASTIANO Schlag ein, mein Junge. PEDRO Soll ich? Darf ich? Wird sie mich denn wollen? Wird sie nicht finden, daß ich häßlich bin? Und wenn sie nein sagt? Wenn sie mich verschmäht? SEBASTIANO Laß das nur meine Sorge sein! Ich nehm s auf mich. PEDRO Sie floh, als sie mich sah. SEBASTIANO So sind und morgen wird die Hochzeit sein die Weiber. Mach dich nur fertig, komm herab ins Tal, Für alles hab ich schon gesorgt. PEDRO Schon morgen? So viel Glück schon morgen? TOMMASO Das Glück kommt nie zu schnell! Nun ist es da, nun halt es fest. SEBASTIANO Es bleibt dabei ich warte in der Mühle und führ dein Weib dir zu. PEDRO Ich komme! TOMMASO Gott segne deinen Weg! (Sebastiano und Tommaso gehen ab) Vierte Szene PEDRO Hast du s gehört? Ich krieg ein Weib, der Himmel schenkt es mir. Ich geh ins Tal. NANDO Ins Tiefland gehst du? Dort sind die Häuser dumpf, die Berge weit, die Menschen wohnen eng beisammen. Die Sonne selbst ist trüb, und grau ist alles. Dort gibt s Zank und Streit und Hader alle Tage. Ins Tiefland gehst du? PEDRO Meinem Glücke nach! Nimm dich der Herde an, bis unser Herr statt meiner einen neuen Hirten schickt Ich grüss noch einmal meine Berge. Ich kenn euch alle, kenne jeden Gipfel, kenn jeden Schlund und jede grüne Wiese. Hier war ich frei in deinem Strahle, o Sonne, nun leuchte mir auf meinem Weg zum Glück. (Er geht den Weg hinab) Nimm dich der Herde an, sei wachsam, Nando, nimm vor dem Wolf dich in acht! Hei, wie sie kommen und sich um mich drängen! Lebt wohl, gewiß, ich will im Tal, im Tiefland eurer nicht vergessen! Auch deiner nicht, mein braver Hund. Lebt wohl, vergeßt auch meiner nicht! (Er verschwindet ganz. Seine Stimme klingt von unten, sich immer weiter entfernend) Die Sonne leuchtet meinem Weg ins Tal, ins Tiefland geh ich! Albert,Eugen d /Tiefland/I
https://w.atwiki.jp/oper/pages/2352.html
第二幕 (エレガントなサロン。) (真ん中に二つのドア。右には袖に通じる戸が、左には窓がある。舞台の中央には奥に向かってビリヤード台が並べられている。二つのドアの間の壁にはキューとともに規則表が貼ってある。ビリヤード台の真上にはしゃれたランプが吊るしてあり、ひもを引っぱれば消えるようになっている。夕暮れ時。) 第一場 (パンクラティウスは右手の開かれたドアの前に座り、その後ろには城の召使いたち、(世話係やコック、狩人、メイドなど)がずらりと続いている。そのうちの数人は舟をこいでいる。あとでバクルス。) Nr. 7 - 導入 パンクラティウスと召使いたち しゃべるな!よく注意して! よーく耳を澄まして聞け!しーっ! 我々の人生では またとない機会だぞ。 召使いたち まったく伯爵夫人の朗読のすばらしいこと! とてもまねできない。すばらしい。 涙さえ誘う・・・ 意味がわかりさえすればねえ! 残念だ! バクルス (うやうやしく入ってきて、大声を出す。) まことに恐縮ですが・・・ 全員 (くるっと振り返り、しーっ!と言う。) しゃべらないで!静かに頼みます! 伯爵夫人 (奥の小部屋から朗読する。) 「かくして彼は年を経て知恵を授かることを学びけり」 パンクラティウス (少し経ってからドアを閉め、) 朗読は終わったようだ。 (立ち上がった召使いたちに) さ、急いでそっと行け。 どうだった?意見を聞きたいね。 気分はどうだ? 合唱 まったく伯爵夫人の朗読のすばらしいこと! usw. (次第に皆出て行き、バクルスとパンクラティウスだけになる。) 第二場 (バクルス、パンクラティウス。) バクルス (それまでドアの前に立っていたが、今前に出てきて、) いったいさっきのは何だったんだね、パンクラティウスくん?庭も階段も控室も、とにかく人、人、人・・・ パンクラティウス ああ、朗読のために集まってたんだよ、じつに滑稽だった。 バクルス 朗読? パンクラティウス 朗読が続いている間は、仮に厩舎で働く召使いでも身の振り方を知ってるぜ。我々のところにいれば自然とそのあたりの行儀も心得るようになるってわけだ。 バクルス 要するに何のことだ? パンクラティウス つまり、我らが伯爵夫人が迫真の演技で喜劇―いつどこでも起こるような題材を扱ったものなんだけどさ―を朗読なさったんだよ。奥方がもうちょっとふつうの言語で演じてくれさえしたら、なお笑えてよかっただろうになあ。ところがだよ、奥方はよりによって古語で書かれた大昔のコメディの本を町で買ってきてね、それをお読みになるもんだから意味がさっぱり分からないんだ。みんないくら聞いてもわけが分からないもんだから笑うに笑えないよ。コメディなんて笑うために存在するのに、もったいないよな。 バクルス いやね、パンクラティウスくん。笑えない喜劇ってのもあるんだぜ。解雇されて、伯爵に慈悲を乞うシーンなんか笑えたもんじゃない。 パンクラティウス 分かってるよ、分かってる。しかし、それにしてもよりによってあんな滑稽な瞬間に現れたんだい? バクルス まったく、まさか私がこんなことになろうとは!あのおてんば娘に夢中になっていたせいなんだ。必死で気を紛らわそうとしてね、日ごろはスズメを追い払うのにしか使わない猟銃を取ってきて、家の前に出て、それから発射させて、すると弾が飛び出して・・・ パンクラティウス おいおい、うちの禁猟区はきみの家から二、三時間もかかる距離だぜ。 バクルス そりゃそうだが、何しろ百発百中の武器だし、おまけに気晴らしがメインだからね。自分の家からちょっと離れてしまったのさ。 パンクラティウス それで、どうするつもりだい、バクルスさん? バクルス あのお、何でも噂では伯爵は可愛い女性に目がないとか・・・ パンクラティウス ま、そうだね。 バクルス だから私の花嫁も連れてきたのだよ。彼女は下の広場に待たせてある。彼女がうまく取り成してくれれば・・・。 パンクラティウス だったら、僕も機会をとらえてその娘さんのお顔を拝見したいもんだね。 バクルス それでだ、どうなんだろう。伯爵夫人は夫に何か影響力はあるのかな。私のために取り成していただける見込みはあると思うかね? パンクラティウス それは状況によるかもなあ。奥さまは目下のところ、明日上演しようと考えている古代喜劇のことで頭がいっぱいなんだ。あっ、そうだ!きみは学者だよね? バクルス まあ、そうだな・・・。必要最低限しか知らないが。 パンクラティウス 僕は伯爵夫人の朗読をちょっと聞きかじってるから知ってるんだよ。門前の小僧ってわけさ。 バクルス じゃ、話してくれ。 パンクラティウス きみ、ソフォクレスのことは知ってるか? バクルス ソフォクレス? パンクラティウス 要するに詩人ってとこだ。喜劇をやったんだぜ。ずいぶん前のことだけどさ。まだ、悪魔だって存在してなかったかもしれない、大昔も大昔の話なんだ。すごく滑稽だよ。 バクルス へえ、私は聞いたことないなあ。 パンクラティウス 僕は伯爵夫人から聞いたのさ。こっち来いよ。ちょっと話してもらわないと。 バクルス ソフォクレスについて?いや、だから私は知らないって! パンクラティウス いいから来いよ。 バクルス ソフォクレスのことなんかちんぷんかんぷんなのに! (二人とも退場。) 第三場 (伯爵夫人と男爵が話しながら脇のドアから入ってくる。) 伯爵夫人 ちがうわ、ちがうわ。ごちゃごちゃにしないで。エディプスはテーベの王となったあとで、メネケウスの娘イオカステと結婚したのよ。 男爵 ああ、そうでしたね、伯爵夫人。ですが、どうかここを去らせてください。突然偏頭痛にかかってしまって、うまく考えることができないのです。 伯爵夫人 まあまあ、馬屋番さんったら。今日はギリシャ悲劇にまったく感動なさらないようね。とても崇高な伝説なのに。 男爵 ちがいますよ、奥さま。あの魂の奥深くからこみ上げてくるような朗読で感動しない人はおりません。何も感じないとすれば、集中できないだけですよ。悩みがあるとか、体がどこか・・・ 伯爵夫人 要するに具合が良くないってことね。で、まさしく今日のあなたがその例に当てはまっているわけよ。いったいどうなさったの?何か恐ろしい悲劇でも抱えているの?ポリュネイケスのように兄弟から打撃を与えられたのかしら?それともヘーモンのように愛する花嫁を失って絶望していらっしゃるのかしら? 男爵 (独白) これは困ったな。とんだ窮地だ。田舎の娘に恋していることなど彼女に相談できるはずもないし。 伯爵夫人 黙ってるの?おまえの考えを当てろとでも言うつもり? 男爵 お美しい奥さま。僕を困らせないでください。それではこれまで言うに言えなかったあることを申し上げさせていただきます。 伯爵夫人 (傍白) 何を言いだすのかしら。 男爵 激しい悲しみを味わった後で、僕はようやく高貴な方々が集うこの国へやってきたのです。でも、真に気高い人も崇高な愛を持った人もいない。 伯爵夫人 まあ、だって・・・ 男爵 おっしゃる通りです。僕は罪深い人間です。本来なら、僕もエディプスのように我が目の光を絶ち、償いをすべきでしょう。ですからどうぞ、ここから去らせてください。 伯爵夫人 (独白) この若者ったらいいことを言うわね。(ふつうの声で) おまえ、わたくしが怒るとでも思っているのだろうけれど、でも・・・「つねはあらゆるものを見たまえしゼウスは聞きいれたもう。」― わたくしはライオス王ではなくてよ。おまえをひどい目に遭わせる気はないわ。 男爵 えっ、許していただけるんですか? 伯爵夫人 情熱的過ぎるのがおまえの欠点なのよね。わたくし自身はあまり熱を上げるほうではないから・・・。もしもおまえがアポロン神殿で信託を仰げば、おまえを理解したうえでこう仰せられるわ「だが、留まれ」。 男爵 おお、奥さま。何をなさろうというのです?僕は弱い人間なのに。 伯爵夫人 (朗読するように) 「残酷なものは数あれど、人間ほど残虐なものはない。」あなたはまだ青年なのよ。わたくしならそうした方の扱いに慣れているわ。ですからね、留まったほうがいいと思うの。「わたしは憎み合うことはしない。ただ愛し合うのみ。」 (キスしてもらおうと手を出す。) 男爵 (あわてて) 愛し合う? 伯爵夫人 アンティゴネーのセリフよ。とにかく留まって。 男爵 (彼女の手にキスする。) ご親切ありがとうございます。では、心の葛藤を乗り越えるようにやってみましょう。負けてしまいそうですが。 Nr. 8 - 二重唱とカヴァティーナ 男爵 ここに残り、いつも彼女を見つめる。 思っただけで心が燃え上がる。 何の希望もないのなら 苦しみにもだえ死んだほうがいいのに。 こんなに苦しむくらいなら、 あのスフィンクスの下敷きになったほうがましだ。 伯爵夫人 (傍白) ああ、いいことを言うわ、すてき。 もっとも、主人がこれを耳にしたら ただじゃ済まないでしょうけれど。 男爵 (傍白) 後で僕が誰かわかったら どんな顔をするだろう。 自分が想いを寄せていた相手が 血を分けた弟だと知ったら! 伯爵夫人 ああ、いいことを言うわ、すてき。 男爵 (彼女に) 苦い悩みに視界がぼやけても、 黙していなければならないのです。 人生の美しき喜びは すべて僕から去っていってしまった。 ヘーモンがアンティゴネ―を想った時のように 胸が締め付けられる。 男爵夫人 (場の後ろのほうから) ずっと田舎にいたいわ。 田舎はとっても素敵。 伯爵夫人 (傍白) ああ、いい事言うわ、あの子は! 男爵 (傍白) あれは? (はっとして耳を澄ます。) ああ、あの声! 男爵夫人 ずっと田舎にいたい! 男爵 あの歌だ。 あの歌が美しい唇から流れ出て、 僕の心を揺り動かしたのだ。 (大きな声で) 苦痛が僕を捕え、耐えられないほど。 彼女から離れているのが辛い。 夜空に向かって このやり場のない痛みを訴えよう。 ああ、とても耐えられない! 男爵夫人 田舎はほんとうに素敵なんですもの! 男爵 (窓のほうを窺いながら) あのかわいらしい歌は広場から聞こえるんだろうか。 彼女こそ愛らしく素敵な村娘だ。 あの人に会って、この想いを打ち明けてしまいたい。 もしあの人の心を得ることができるなら 死んだっていい。 あの人は何にも代えがたい大事な人。 気の迷いではない!あの人といれば幸せになれるんだ! (急に、びっくりしたように自分を見ている男爵夫人のほうを向いて、) 僕は空気に向かって 胸の痛みを訴えるしかないのです。 男爵夫人 田舎の生活は最高よ。 男爵 あのかわいらしい歌は広場から・・・ usw. (伯爵夫人に) どうかわかってください。 (傍白) あの人がいれば幸せになれるんだ! (飛び出していく。) 第四場 (伯爵夫人ひとり。) 伯爵夫人 あの若者は心配だわ。病気なのか、それともわたくしへの情熱のためにああなっているのかしら。つまり、あの子は・・・もしかすると・・・ (何気なく鏡の前へ行く。) ありえないことはないわ!エディプスがイオカステに求婚した時、彼女はかなり年だったんですもの。ええ、そうですとも。ちょうどわたくしと同じくらいだったわ。 (しげしげと鏡の中の自分を見つめて、) わたくしってイオカステに似ているわ。彼女も非常におおらかで好意的だったに違いませんもの。 (突然大真面目になって、) でも、彼女は誇り高く、強い信念の持ち主だったわ。自分の夫が息子だったという、恐ろしき事実が発覚した時、首を吊ったんですものね。さあ、エレオノーレ、エーベルバッハ伯爵夫人、かの高貴な婦人を見習うがよい!イオカステのように誇り高く、信念を貫くのよ。ただし首は吊るべからず。 第五場 (伯爵夫人、パンクラティウス。) パンクラティウス 奥様、恐れ入りながら訪問客が・・・ 伯爵夫人 「テレシアスや、何か新しきことがあるや?」 主人はどこ? パンクラティウス ご主人様なら奥様のお部屋のソファーでお眠りになっていますよ。 伯爵夫人 もしお目覚めのようだったら、来るように言ってくださらない? パンクラティウス かしこまりました。 伯爵夫人 明日の準備はすべて済んだの? パンクラティウス はい。ただ、一つ頭を痛めてることがございまして。 伯爵夫人 頭を?「そは何か?戦慄に身も凍る思い!」 パンクラティウス 街で頼んでおいた楽団に断られてしまったんですよ。 伯爵夫人 ああ、何てこと!「これこそエディプスから我々に引き継がれた災いか。」どうしたらいいかしら。 パンクラティウス 奥様さえお許しいただければ、僭越ながら提案がございます。てまえのいとこ、教養高きバクルス校長が来ております。彼はピアノも奏でることができますし、何かとお役にたてることもあるかと。 伯爵夫人 それは耳寄りな話ね。その方、今ここにおいでなの? パンクラティウス 廊下におります。彼は奥様のお慈悲にすがりたいことがあるようで。 伯爵夫人 お通しして。もう一つだけ。馬屋番を見なかった? パンクラティウス 先ほど広場に走っていきました。おそらく奥様の朗読に感動していたたまれなくなったのでしょう。 伯爵夫人 そうかしらん? (自慢げに) わたくしの朗読って魅惑的でしょう?よく読めたと思うけれど、いかが? パンクラティウス ええ、まったく滑稽・・・ (びくっとしてあわてて口をおさえる。) 伯爵夫人 (ぎょっとして、) ええっ? パンクラティウス (あわてて言い直す。) じつに神々しい!戦慄が走るほどでした! 伯爵夫人 もう結構よ。校長殿をお連れして。 パンクラティウス (お辞儀し、バクルスを導き入れる。) さあ、どうぞ、バクルス様。 奥様からきっとお慈悲をいただけるでしょう。 (去る。) 第六場 (伯爵夫人、バクルス) 伯爵夫人 ちょっと待ってくださいね、校長。すぐに戻りますから。 (自分の部屋に下がる。) バクルス (一人で) 全能の神よ、この哀れな者をどうかお助けください。(メモを取り出して) パンクラティウスが大急ぎで伯爵夫人の朗読から聞きかじった何節かを叩きこんでくれたから、メモを取っておいたが・・・。おお、神よ、失笑を買うことがありませんように!勇気だ、セバスティアン。職も食費もかかってるんだ。―ああ、いらした。よく気をつけて、いかにも、というように詩的な文句を浴びせてみよう。 伯爵夫人 (入ってきながら) ごめんなさいね、本をテーブルの上に置きっぱなしで。 バクルス (メモを帽子の中に置いておき、暗誦する。) 「太陽の光よ、おお、麗しき光。 このテーバイの民に・・・」 伯爵夫人 (びっくりして) 何ですって? バクルス (帽子の中をのぞき込みながら続ける。) 「そして七つの塔に照り映えり。」 伯爵夫人 まあ、驚きましたわ。古代ギリシャの崇高なる詩をご存じですのね? バクルス 根っから古代ギリシャにはまっております、根っからですよ。 伯爵夫人 (座る。) まあ、素敵。どうぞ、お座りになって。 バクルス (座る。) あの、恐縮ながらお願いが・・・ 伯爵夫人 嬉しいですわ、はるか昔の偉大な作品に通じた教師にお会いできるなんて。あなたほど博学な方が小学校にお勤めだなんてもったいないですわ。 バクルス いやはや、まあ。しかし奥さま、今小学校では・・・ 伯爵夫人 独学で教養をおつけになりましたの? バクルス 来る日も来る日も勉強です。朝も晩も日中もソフォクレスばかり。 伯爵夫人 おお、あなたこそは神が遣わしてくださったお方ですわ! バクルス もしよろしければ・・・ 伯爵夫人 それでは、間違いなくギリシャ悲劇の上演も数多くご覧になったことでしょうね。 バクルス (傍白) やれやれ!(ふつうの声で) いや、観劇はしていないのですが、ただ多くを耳にして・・・ 伯爵夫人 それからお読みになりましたのね? バクルス そうです、読みました。 伯爵夫人 素晴らしいですわ!それで、ご感想は?わたくしね、夫のために明晩ギリシャ悲劇の催しをやるつもりなんですけれど、まだいろいろ迷っていますのよ。舞台配置とかその他、考えることがたくさんありますでしょう?祭壇を置くのは後ろのほうか、それともオーケストラの真ん中が良いかしら。どう思われまして? バクルス (こんがらがって) ええと、何がです? 伯爵夫人 つまりね、バッカスの祭壇は真ん中に置いたほうがいいかどうかですわ。 バクルス もちろんです、決まっております。私なら真ん中に置きますね。 伯爵夫人 よかったわ。わたくし、そうしようと思っていましたの。それから後方の三つのドアはどういたしましょう? バクルス もちろん、ドアも真ん中にしたらよろしいでしょう。 伯爵夫人 何ですって?ドアも? バクルス 古代ギリシャではすべて真ん中に置きます。 伯爵夫人 (傍白) この方は確かに面白味はあるわね。 バクルス (傍白) 早く本題に入りたいのだが・・・。 伯爵夫人 (ふつうの声で) でも、一つ困ったことがありますのよ。合唱がいないんですの。 バクルス もしよろしければ、生徒たちをお使いいだたいても・・・ 伯爵夫人 まさか!子供たちでしょう? バクルス 一応、しっかりと訓練されていますが・・・ 伯爵夫人 でも、あの合唱曲はだめだと思いますわ。非常に崇高な曲ですもの。「太陽よきらめけ、麗しき光よ」と、こんな感じに続きますの。 バクルス よろしければ、合唱曲そのものを差し換えてはどうでしょう。「暁の星が我々にほほえみ」という、美しいコラールがございますよ。 伯爵夫人 それはいけませんわ、校長先生。わたくしはすべてメロドラマ風にきちんとやりたいんですの。妥協は許されませんわ。 バクルス たしかにそうですな。 伯爵夫人 この催しで主人がギリシャ悲劇のすばらしさを分かってくれたら、と思っておりますのよ、校長先生。 バクルス (帽子の中を覗いてから) 「かくして彼は年を経て知恵を授かることを学びけり」 伯爵夫人 しゃれてますこと! (傍白) この方、ユーモアがおありね。 バクルス (傍白) よしよし、見事華麗にやってのけたぞ。 (ふつうの声で) ところで、まことに恐縮ながらお願いがあって・・・お手間を取らせて申し訳ないのですが・・・ 第七場 (前場の人々、伯爵。) Nr. 9 - 五重唱 伯爵 (バクルスを見つけて) 何だ?我が目が信じられん! 厚かましいにもほどがある! おい、殴られたいのか? バクルス (ぎょっと跳び上がり、) ああ、どうかお手柔らかに! 伯爵夫人 この怒り方ときたら! ぞっといたしますわ。 伯爵 この男に弁解の余地はない! バクルス どうかお気を静めてお聞きください。 伯爵 こいつは密猟者なんだぞ! バクルス 頼みますから! 伯爵夫人 この方が、密猟者? 伯爵 何度言ったら分かる? 記録されているぞ。 バクルス 誰だって自分の命を守るために ヤギを撃ったりするじゃありませんか。 伯爵夫人 それでわたくしに取り成してほしかったんですのね。 校長の座を維持しようとして。 伯爵 そうだろうな。 バクルス もちろん、そうです。 伯爵夫人 密猟しましたの?まあ! 伯爵 そうだとも。 バクルス たしかに。 伯爵夫人 それで慈悲を乞いに? 伯爵 いや、慈悲など与えん。 どうしても赦さんぞ。 罰は撤回しないからな。 私がこうと言ったら絶対に変えん! (後方に行く。伯爵夫人はなだめようとしながら後を追う。) バクルス (独白) 知恵も種切れだ。 残る頼みの綱は学生さんだけだ。 この雰囲気だと、どう考えても ソフォクレスは役に立ちそうにないし。 (窓に駆け寄り、下に呼ばわる。) 学生さん、上がってきてくれ!頼む! (窓から身を乗り出して) 伯爵の心が少しも和らがないんだ。 取りつく島もないんだよ。 伯爵 (入ってきながら) あっちへ行け!もう何も聞きたくない。 私の意志は固いんだぞ。 我が領地で勝手に狩をした者など、 ただで済ますわけにはいかん! 伯爵夫人 少しも許すおつもりがありませんのね。 頭に血がのぼってしまって・・・ たとえ自分の領地で狩をしたからとて、 見逃してあげてもよろしいのに。 バクルス まったく慈悲をかけてくださらないようだ。 とにかく、この癇癪! だが、まだ望みはあるぞ。 あの頑固な意思とやらを木っ端みじんにしなくては。 第八場 (前場の人々、男爵。) 男爵 とんでもないけんか騒ぎですね、 向こうまで聞こえてきましたよ。 おまけに誰だかあっちの窓から走っていきましたし。 何であんなことができたのか分からないのですが。 伯爵 窓から走り出る? 突拍子もないことを言うな。 夢の中で幽霊でも見たんじゃないのか? 男爵 僕はいつも夢見ているようなものですよ。 はっきり申し上げますが、 僕はかなわぬ希望のために 放心状態ですから。 伯爵夫人 (独白) あの子はわたくしを夢見ているんだわ。 あまりに甘美な愛の憧れのために気を失いそうなのよ。 恥ずかしがらずに、恋していることを 言ってしまえばいいのに。 でも、お相手が誰なのか言ってはだめよ。 伯爵 (傍白) やつはあの優しい美人を夢見ているんだな。 甘美な憧れのせいで気を失いそうらしい。 はにかまずに恋していることを 言ってしまえばいい。 だが、決して言うな、相手が誰かは。 男爵 (傍白) あの優しく美しい娘さんと、僕は話したのだ。 愛の憧れのために気が遠くなる。 ためらうことなく、言ってしまえたらいいのに。 僕が再び恋に落ちたことを。 でも、相手が誰かは決して言ってはならない。 バクルス (独白) あのかわいい子がそばにいてくれたらなあ。 精いっぱい泣き声を上げたって何の役にも立たん。 あらゆる悪巧みのせいでどうかなりそうだ。 心配で心配で、 気を失わないでいるのがやっとのことだ。 第九場 (前場の人々。男爵夫人がはにかみながら入ってくる。) 伯爵 何てこった! 男爵 (傍白) どうしたんだろう? 伯爵 あの美しい村娘ではないか! 伯爵夫人 どうしたの、お嬢さん? 男爵夫人 ああ、勝手に入ってきましたこと、 どうかお許しくださいませ。 婚約者のことでお願いがあって、 参りましたの。 伯爵、男爵 (あわてて) きみ、婚約してるの? 男爵夫人 はい。 伯爵夫人 あら、あなたたち。それがどうかして? 男爵夫人 噂ではご主人様は若い娘たちを たいそうお気に召されるそうで・・・ 伯爵夫人 あら、まあ! 伯爵 どこのどいつがそんなことを! 男爵夫人 みんなですわ! 伯爵 いやいや、皆は私をばかにしているのか! 男爵夫人 ご主人様は問答無用で (バクルスを指しながら) 彼を失業させようとなさるんですの? 伯爵、男爵 (びっくりして) おい、きみの婚約者って・・・ 男爵夫人 この方ですわ。 伯爵 こいつが? 男爵 彼が? 伯爵夫人 校長先生が? 伯爵、男爵、伯爵夫人、男爵夫人 この人が⁈ バクルス (傍白) そうとう驚いてるな。 伯爵、男爵 とても信じられない。 ここにいるこの男が この娘さんの美しき希望を 意のままにできるなどということがあろうか。 彼女のバラ色のほおは この男を愛するがゆえに 赤く染まるのか? まったくやつを絞め殺してやりたいくらいだ! 伯爵夫人 こんなことってあるかしら。 この発表はどうやら リラックス気分を吹き飛ばしてしまったようだわ。 ことに、わたくしの夫はそのようね。 このお嬢さんのほっぺたが 校長先生を恋して 赤く染まるっていうのが 主人を怒らせているらしいわ。 男爵夫人 ぜんぜん信じてないみたいね。 確かに、もしこの校長先生を わたしが愛すると想像してみると、 自分でもしっくりこないわ。 情熱を秘めているのか、 あの人たち、頬が燃えているみたい。 二人とも、ほんとうなら 校長先生を絞め殺したいんだわ。 バクルス よもや誰も思わんだろう、 この紳士方を夢中にさせてるのが、 よりによって男、 それも学生だとはな。 誰のほっぺたに憧れているか 分かりでもしたら、 あんな表情も さっさと引っ込むだろうよ。 伯爵夫人 きっと主人の心が和らぐわ。 ずいぶん巧妙なやり方に出たものね。 彼女が言えば きっと赦していただけるわ。 ほんとうにきれいな方。 伯爵 私もそう思う。 伯爵夫人 でも、どうしてこんな裏事情がわかったんですの? バクルス ええと、近所の人が・・・ この学生が言うには・・・ 伯爵夫人、伯爵、男爵 学生? バクルス (言い直して) いや、親戚と言いたかったんですよ。 男爵夫人 ばかなことばっかり言わないの! 黙ってなさい! 伯爵夫人 学生ですって? 伯爵、男爵 この場で叩きのめしてやりたい! バクルス だから親戚ですってば! 伯爵夫人 (伯爵と男爵を観察しながら) 不満のあまり怒り狂っているご様子ね。 (男爵夫人はこの間、小声でバクルスに文句を言う。) 伯爵夫人 ほらほら、喧嘩なんてしちゃいけないわ。 さあ、仲良くなさい。 伯爵、男爵 (伯爵夫人に) 困らせないでやってほしい/ください。 伯爵夫人 さあ、仲直りして。抱き合うんですよ。 男爵夫人 あの・・・それは必要ないかと思うんですけれど・・・。 伯爵 (伯爵夫人に) いやいや、彼らは恥ずかしいんだよ。 男爵 (同じく) そうそう、はにかみも考慮しないと。 バクルス じゃあ、そうしよう。 男爵夫人 (独白) ああ、もうどうなるの? 男爵 いやなやつだ! 伯爵 (独白) 妻は何ておせっかいなんだ。 伯爵夫人 キスなさい。今すぐに! 伯爵、男爵 ちくしょう! バクルス (男爵夫人に) 我慢しろよ、なあ! 伯爵夫人、伯爵、男爵 ええっ!それが婦人に対する物言い? 気はたしかか/かしら? 冗談にしては度が過ぎます! 男爵夫人 もう、この間抜け! バクルス (あわてて取り繕い、) 可愛い子ちゃん、可愛い子ちゃん。 ちょっと冗談言っただけじゃないか。 男爵夫人 (覚悟を決めて傍白) しかたがない。 目をつぶって我慢するわ! (バクルスは男爵夫人にチューっとする。伯爵と男爵は悔しがって地団太を踏む。) 伯爵夫人 こんなことってあるかしら・・・ usw. 伯爵、男爵 とても信じられない・・・ usw. 男爵夫人 ぜんぜん信じてないみたいね・・・ usw. バクルス よもや誰も思わんだろう・・・ usw. (伯爵は妻を食堂へ連れて行く。) ZWEITER AUFZUG Eleganter Salon Mit zwei Mitteltüren. Rechts eine Seitentür, links ein Fenster. In der Mitte der Bühne, jedoch mehr nach hinten zu, steht ein Billard. Zwischen den beiden Mitteltüren an der Wand befindet sich das Regal mit den Queues usw., über dem Billard hängt eine elegante brennende Lampe, welche mittels eines Schiebers ausgelöscht werden kann. Es ist gegen Abend ERSTER AUFTRITT Pancratius sitzt vor der offenen Tür rechts, hinter ihm die Dienerschaft des Schlosses Bediente, Köche, Jäger, Mädchen usw. Einige von ihnen sind eingeschlafen. Später Baculus Nr. 7 - Introduktion PANCRATIUS UND DIENERCHOR Nicht geplaudert! Acht gegeben! Alles schärfe Sinn und Ohr! St! Denn es kommt in unserm Leben So etwas nicht wieder vor. DIENER Die Frau Gräfin liest vortrefflich, Unnachahmlich, wunderschön, Tränen möchte man vergiessen - Schade, dass wir s nicht verstehn! Schade! BACULUS tritt mit Reverenzen ein, laut Darf ich untertänigst wagen - ALLE drehen die Köpfe, ihm Ruhe gebietend Nicht geplaudert! Stille! Stille! GRÄFIN liest im Kabinett »Dann lernt er wohl noch weise zu werden im Alter!« PANCRATIUS nach einer Pause die Tür schliessend Die Frau Gräfin ist zu Ende. Zur Dienerschaft, die sich erhebt Trollt euch leise und behende. Nun, was sagt ihr? Nun, was meint ihr? Nun, wie ist euch? Wie? CHOR Die Frau Gräfin liest vortrefflich, usw. Allmählich entfernen sich alle bis auf Baculus und Pancratius ZWEITER AUFTRITT Baculus. Pancratius BACULUS der an der Tür stehen geblieben, kommt vor Aber was hat denn das zu bedeuten, Herr Pancratius? Weder im Hofe, noch auf der Treppe, noch im Vorzimmer eine menschliche Seele. - PANCRATIUS Weil alles bei der Vorlesung versammelt war, wie närr sch. BACULUS Vorlesung? PANCRATIUS Wie ich Euch sage, und wenn das so fortgeht, so seid Ihr binnen kurzem gegen den Stallknecht ein Einfaltspinsel, denn bei uns muss jetzt alles gelehrt werden, wie närr sch. BACULUS Wie versteh ich denn das? PANCRATIUS Unsre gnädige Frau Gräfin nämlich - wie denn jeder Mensch sein närr schen Einfälle hat - will mit aller Gewalt Komödie spielen, wie närr sch. Und das wäre auch ganz hübsch, wenn sie nur recht spassige Stücke wählte, wobei man lachen könnte; aber so hat sie sich ganz alte Komödienbücher aus der Stadt mitgebracht, die man gar nicht versteht, wenn sie gelesen werden; und wenn man nicht versteht, was die Leute wollen, kann man doch nicht lachen, und bei jeder Komödie muss doch gelacht werden, wie närr sch. BACULUS Je nun, mein lieber Herr Pancratius, es gibt wohl auch ernste Komödien. Mir zum Beispiel hat der Graf heute eine vorgespielt, bei der ich eher hätte in Tränen zerfliessen mögen. PANCRATIUS Ich weiss, ich weiss. Aber, Herr Baculus, wie ist Er auch auf den närr schen Einfall gekommen? BACULUS Du lieber Gott, wie kommt der Mensch auf so manches! Meine Rangen hatten mir den Kopf warm gemacht. Um mich zu zerstreuen, nehm ich die Flinte, mit welcher ich gewöhnlich nur Sperlinge zu vertilgen pflege, trete vor die Haustür, das Gewehr geht los, und die Kugel fliegt ... PANCRATIUS Na, na, doch wohl nicht ein paar Stunden weit bis in unsern Tiergarten. BACULUS Es ist allerdings ein vortreffliches Gewehr, aber in der Zerstreuung mochte ich mich wohl ein wenig vom Hause entfernt haben. PANCRATIUS Und was gedenkt Ihr denn jetzt zu tun, Herr Baculus? BACULUS Seht, man sagt Der Herr Graf sähe die hübschen Weiber gern. PANCRATIUS Na - wie närr sch. BACULUS Da habe ich denn meine Braut mitgebracht - sie wartet unten im Park -, und die, hoffe ich, soll ihn herumbringen. PANCRATIUS So kriege ich doch seine Herzliebste bei der Gelegenheit auch einmal zu Gesicht. BACULUS Und dann, was meint Ihr, sollte denn die Frau Gräfin keine Gewalt über den Herrn haben und ein gutes Wort für mich einlegen können? PANCRATIUS Es käme darauf an; sie hat nur jetzt für nichts anderes Sinn als für die alte Komödie, die morgen aufgeführt werden soll, wie närr sch - Da fällt mir etwas ein! Ihr seid doch ein Gelehrter? BACULUS I nun - so ein Stück davon allerdings, wenn nicht zuviel verlangt wird. PANCRATIUS Ich wüsste etwas, wodurch Ihr die Frau Gräfin gewinnen könntet. BACULUS Heraus damit. PANCRATIUS Kennt Ihr den Sophoklex? BACULUS Den Sophoklex? PANCRATIUS Das ist nämlich der Poet, der die Komödie gemacht hat - vor langer Zeit - wie der Teufel noch ein kleiner Junge war, wie närr sch. BACULUS So? Ich habe noch nichts von ihm gehört. PANCRATIUS Ich höre die Frau Gräfin. - Kommt mit hinunter, Ihr müsst mir etwas davon erzählen. BACULUS Vom Sophoklex? Den kannte ich ja gar nicht. PANCRATIUS Kommt nur mit. BACULUS Wenn ich ihn aber doch nicht kenne! Beide ab DRITTER AUFTRITT Gräfin und Baron im Gespräch aus der Seitentür tretend GRÄFIN Nein, nein, Herr Stallmeister, Sie sind nicht recht im klaren. Erst nachdem Ödipus König von Thebä geworden, ermählte er sich mit Jokaste, der Tochter des Menökeus. BARON Sie mögen recht haben, Frau Gräfin. Doch entschuldigen Sie mich, wenn ich Sie jetzt verlasse, eine plötzliche Migräne verhindert mich, klar zu denken. GRÄFIN Ei, ei, Herr Stallmeister, gestehen Sie vielmehr, dass Sie heute für die hehre Sage des griechischen Altertums ganz unempfänglich sind. BARON Sie tun mir unrecht, Frau Gräfin; wer bei Ihrem seelenvollen Vortrage nicht davon begeistert würde, müsste geistig und körperlich krank sein, und beides - GRÄFIN Scheint bei Ihnen der Fall zu sein. Nun, mein geistig und körperlich kranker Herr Stallmeister, welch hartes Schicksal ruht denn auf Ihnen? Wurden Sie, ein zweiter Polyneikes, von den Ihrigen verstossen, oder sind Sie ein trostloser Hämon, den Verlust der verbundenen Braut beklagend? BARON für sich Meine Frau Schwester setzt mir Daumschrauben an; ich kann ihr doch unmöglich sagen, dass ich mich in ein Bauernmädchen verliebt habe. GRÄFIN Sie schweigen? Hab ich s erraten? BARON Schöne Gräfin, Sie martern mich. So hören Sie denn ein Geständnis, welches schon lange auf meinen Lippen schwebt. GRÄFIN beiseite Was werde ich hören? BARON Nach manchen Stürmen des Lebens glaubte ich hier endlich unter edlen Menschen eine Freistatt gefunden zu haben - zu meinem Unglück fand ich nicht bloss Edelmut - auch die höchste Liebenswürdigkeit. GRÄFIN Herr Stallmeister, Sie vergessen - BARON Sie haben recht, ich bin strafbar und möchte mich, gleich dem Ödip, selbst des Augenlichts berauben, um mein Verbrechen zu büssen; darum vergönnen Sie mir, dass ich sofort mich aus Ihrem Hause entferne. GRÄFIN für sich Der junge Mann spricht gut! Laut. Herr Stallmeister, ich sollte Ihnen zürnen, doch - »vernehm es Zeus, der stets Allsehende« - ich bin kein König Laïos, Sie dem Verderben preiszugeben. BARON Wie? Sie verzeihen? GRÄFIN Ihre Leidenschaft ist eine Schwäche, und ich habe kein Gedächtnis für Schwächen; fragen Sie den delphischen Apollo - Ihren Verstand - er wird Ihnen das Rechte sagen, aber - bleiben Sie. BARON O Gräfin, was muten Sie mir zu? Ich bin nur ein schwacher Mensch. GRÄFIN rezitierend »Vieles Gewaltige lebt, doch nichts ist gewaltiger als der Mensch -« Sie sind ein Mann von Erziehung; ich weiss das zu schätzen, und darum habe ich Sie ausgezeichnet. Sie mögen bleiben - »nicht mitzuhassen pfleg ich, mitzulieben nur«. Reicht ihm die Hand zum Kuss BARON schnell Mitzulieben? GRÄFIN So sagt Antigone. Sie sollen bleiben. BARON küsst ihr die Hand O himmlische Güte! Wohlan, ich will versuchen, den Kampf zu bestehen, aber ich werde unterliegen. Nr. 8 - Duett und Kavatine BARON Bleiben soll ich und stets sie sehen, Für die mein liebend Herz erglüht! Werd ich vor Schmerzen nicht vergehen, Wenn keine Hoffnung mir erblüht? Bei Gott, viel lieber stürzte ich, Gleich jener Sphinx, vom Felsen mich. GRÄFIN beiseite Oh, er spricht gut, oh, er spricht gut! Doch wenn mein Gemahl es hörte, Drohte sicher ihm Gefahr! BARON beiseite Das Gesicht nur will ich sehen, Wenn es später ihr wird klar, Dass, der schmachtend sie verehrte, Ihr leibhafter Bruder war! GRÄFIN Oh, er spricht gut, sehr gut, sehr gut! BARON zu ihr Schweigen soll ich, wenn bittre Leiden Mir trüben den sonst heitern Blick, Wenn dieses Lebens schönste Freuden Sich wenden scheu von mir zurück! Wenn diese Brust presst süsses Weh, Wie Hämon um Antigone? BARONIN hinter der Szene Auf dem Lande will ich bleiben, Auf dem Lande ist s so schön! GRÄFIN beiseite Oh, er spricht gut, sehr gut! BARON beiseite Was ist das? stutzt und horcht auf Welche Stimme! BARONIN Auf dem Lande will ich bleiben! BARON s ist der nämliche Gesang, Der von jenen schönen Lippen Mächtig mir zum Herzen drang! laut Mich fasst der Schmerz, ich kann s nicht tragen, In ihrer Näh nicht ferner sein; Den Abendlüften will ich klagen Meines Herzens herbe Pein. Ich kann s nicht tragen! BARONIN Auf dem Lande ist s so schön! BARON nach dem Fenster lauschend Aus dem Parke erklingen liebliche Töne, Ja, sie ist es selbst, die ländliche Schöne! Ich will sie sehen, ihr Liebe gestehen, In Wonne vergehen und seliger Lust, Wenn mir es gelinget, ihr Herz zu gewinnen! Sie ist meiner wert, ich täusche mich nicht, Nein, nein! Ich werde glücklich sein! sich plötzlich wieder zur Gräfin wendend, die ihn erstaunt betrachtet Ja, den Lüften will ich klagen Meines Busens herbe Pein. BARONIN Auf dem Lande ist s so schön! BARON Aus dem Park erklingen die lieblichen Töne, usw. zur Gräfin Ach, ach! beiseite Ich werde glücklich sein. stürzt ab VIERTER AUFTRITT Gräfin allein GRÄFIN Der junge Mann macht mir Angst; entweder ist er krank, oder seine Leidenschaft für mich ist wirklich der Art, dass - sie tritt unwillkürlich vor den Spiegel warum auch nicht! Als Ödipus um Jokaste warb, zählte sie gewiss auch bereits - ja, ja, so alt wie ich! sich im Spiegel musternd Ich glaube, ich habe Ähnlichkeit mit Jokaste; sie muss sehr liebenswürdig gewesen sein! plötzlich ernst Aber sie besass auch Stolz und Grundsätze! Als sie die grässliche Gewissheit vernahm, dass ihr Gatte ihr Sohn sei, erhing sie sich! - Wohlan, Eleonore, Gräfin von Eberbach, spiegle dich an jenem erhabenen Vorbilde! Wahre deinen Stolz, deine Grundsätze wie sie - aber hänge dich nicht auf! FÜNFTER AUFTRITT Gräfin. Pancratius PANCRATIUS Frau Gräfin, ich habe untertänigst zu melden, dass - GRÄFIN »Was gibt es Neues, hoher Greis Teiresias?« Wo ist mein Gemahl? PANCRATIUS Der Herr Gemahl sind auf Ihrem Zimmer und liegen auf dem Kanapee, wie närr sch. GRÄFIN Ich lasse ihn bitten, wenn er ausgeruht, zu mir zu kommen. PANCRATIUS Ganz wohl, Frau Gräfin. GRÄFIN Ist für den morgenden Tag alles geordnet? PANCRATIUS Alles, wie närr sch; nur mit einem bin ich in Schwulität. GRÄFIN Schwulität? »Was ist es? Schauder fasst mich an bei diesem Wort!« PANCRATIUS Die Musikanten, welche wir aus der Stadt verschrieben, haben absagen lassen. GRÄFIN O weh mir! »Gibt es wohl ein Übel, das von Ödipus forterbend, uns nicht Zeus erschuf?« Was beginnen wir nun? PANCRATIUS Ich wollte Euer Gnaden eben einen untertänigen Vorschlag machen mein Gevatter, der Schulmeister Baculus, ein äusserst gelehrter Mann, ist da. Er spielt das Klavier, wie närr sch, und würde sich eine Ehre daraus machen. GRÄFIN Das liesse sich hören. Der Mann ist hier? PANCRATIUS Im Vorzimmer, wie närr sch; er hat ausserdem Euer Gnaden eine Bitte vorzutragen. GRÄFIN So lass Er ihn eintreten. Noch eins hat Er den Herrn Stallmeister gesehen? PANCRATIUS Er lief soeben in den Park hinunter, wie närr sch. Die Vorlesung von Euer Gnaden muss ihn gewaltig ergriffen haben. GRÄFIN Meint Er? selbstgefällig Mein Vortrag ist ergreifend, wie? Ich lese gut! PANCRATIUS Oh, wie ärr sch - sich erschrocken auf den Mund schlagend GRÄFIN stutzt Wie? PANCRATIUS sich verbessernd Oh, göttlich! Erschrecklich! GRÄFIN Schon gut; herein mit dem Schulmeister. PANCRATIUS verbeugt sich und lässt Baculus eintreten Nur herein, Herr Baculus, die gnädige Frau will die Gnade haben. ab SECHSTER AUFTRITT Gräfin. Baculus GRÄFIN Einen Augenblick, Herr Schulmeister, ich bin gleich wieder hier. Ab in ihr Zimmer BACULUS allein Nun, lieber Gott, bitte ich dich, lass einen armen Schlucker nicht im Stich. Zieht einen Zettel hervor. Mein Freund Pancratius hat in der Geschwindigkeit aus dem Zimmer der Frau Gräfin das Komödienbuch wegstibitzt, und ich habe mir daraus einige Redensarten auf ein Zettelchen notiert; gebe Gott, dass ich mich damit nicht blamiere. Courage, Sebastian, es handelt sich hier um Amt und Brot! - Sie kommt. Aufgepasst und ihr gleich eine faustdicke Phrase ins Gesicht geworfen. GRÄFIN im Eintreten Unerklärlich, ich liess doch das Buch auf dem Tisch liegen. BACULUS hat den Zettel in den Hut gelegt und hineingesehen, deklamierend »Strahl der Sonne, du schönstes Licht, Das je dieses Thebanervolks -« GRÄFIN erstaunt Was höre ich? BACULUS fortfahrend, nachdem er jedesmal in den Hut gesehen »Siebentoriger Stadt erschien!« GRÄFIN Sie überraschen mich; also kennen Sie dies erhabene Gedicht des grauen Altertums? BACULUS Durch und durch, Eure gräflichen Gnaden, durch und durch. GRÄFIN setzt sich Oh, Sie entzücken mich, nehmen Sie Platz! BACULUS setzt sich Wenn ich es wagen dürfte - GRÄFIN Wie freut es mich, einen Lehrer vor mir zu sehen, der die alten Meisterwerke kennt und schätzt. Leider wird dieser Zweig der Wissenschaft in den Schulen so gänzlich vernachlässigt. BACULUS Oh, es ist abscheulich; aber ich versichere Euer Gnaden, dass in meiner Schule - GRÄFIN Wie, Sie kultivieren diese Wissenschaft? BACULUS Tagtäglich. Morgens Abc, nachmittags Sophokles. GRÄFIN Oh, Sie sind mir von Gott gesendet! BACULUS Wenn ich eine untertänige Bitte - GRÄFIN So sind Sie ohne Zweifel auch vertraut mit der Einrichtung der griechischen Schaubühne? BACULUS beiseite O weh! Laut. Ich habe zwar noch keine gesehen, aber doch viel davon gehört - GRÄFIN Und gelesen? BACULUS Versteht sich, gelesen. GRÄFIN Herrlich! Also Ihre Meinung? Ich bin nämlich wegen des Arrangements der Bühne zur Vorstellung, welche zu Ehren des Grafen morgen abend stattfindet, noch etwas im Zweifel. Stand der Altar mehr nach hinten oder in der Mitte der Orchestra? BACULUS konfus Wo drin? GRÄFIN Ich frage Sie, ob der Altar des Bacchus in der Mitte stand? BACULUS Wahrscheinlich; allerdings. Ich würde ihn jedenfalls in die Mitte setzen. GRÄFIN Ganz meine Ansicht. Und - nicht wahr - drei Türen im Hintergrunde? BACULUS Versteht sich, auch in die Mitte. GRÄFIN Wie? Die Seitentüren auch? BACULUS Alles in die Mitte, das ist altgriechisch. GRÄFIN beiseite Der Mann ist wirklich nicht uninteressant. BACULUS beiseite Wenn ich nur erst mit meinem Anliegen zustande kommen könnte! GRÄFIN laut Nun aber ein Übelstand wir haben keinen Chor. BACULUS Wenn ich untertänigst meine Schuljugend offerieren dürfte - GRÄFIN Sie scherzen - Kinder! BACULUS Es befinden sich schon passable Pflanzen darunter. GRÄFIN So sind ihnen doch immer diese Chöre unbekannt. Wie erhebend ist gleich der erste »Strahl der Sonne, du schönstes Licht« und so weiter. BACULUS Vielleicht liesse sich statt dessen der schöne Choral verwenden »Wie schön leucht t uns der Morgenstern.« GRÄFIN Doch wohl nicht, Herr Schulmeister; ich weiss keinen andern Ausweg, als das Ganze melodramatisch zu behandeln. BACULUS Auch sehr gut, sehr zweckmässig. GRÄFIN Ich hoffe, durch diese Vorstellung den Grafen ganz für die griechische Tragödie zu gewinnen. BACULUS hat in den Hut gesehen »Dann lernt er wohl noch weise zu werden im Alter.« GRÄFIN Gar nicht übel! Beiseite. Der Mann hat auch Witz. BACULUS beiseite Ich mache meine Sache ja prächtig! Laut. Wenn ich es jetzt wagen dürfte, Euer Gnaden Gnade in Anspruch zu nehmen, so - SIEBENTER AUFTRITT Die Vorigen. Graf Nr. 9 - Quintett GRAF Baculus erblickend Was seh ich? Mir aus den Augen! Diese Kühnheit geht zu weit! Soll ich Gewalt noch gebrauchen? BACULUS ist aufgesprungen Ach, gnäd ger Herr, Barmherzigkeit! GRÄFIN Diesen Mann so zu beleid gen! Ich bin starr! GRAF Dieser Mann ist nicht zu verteid gen. BACULUS Hören Sie mich ruhig an. GRAF Er ist ein Wilddieb! BACULUS Oh, ich bitte! GRÄFIN Er, ein Wilddieb? GRAF Darum eben Finde ein Exempel statt. BACULUS Jeder Mensch in seinem Leben Mal nen Bock geschossen hat. GRÄFIN Und mir gestand er frei, Dass er Schulmeister sei. GRAF Das ist er auch. BACULUS Das bin ich auch. GRÄFIN Und Wilddieb? Unerhört! GRAF Das ist es ja. BACULUS Das ist es ja. GRÄFIN Und Gnade er begehrt? GRAF Nein, es soll ihm nicht gelingen, Sich Gnade zu erzwingen. Drum möge Strenge walten; Mein Wort, ich werd es halten. Geht in den Hintergrund; die Gräfin, ihn besänftigend, ihm nach BACULUS für sich Meine Weisheit ist zu Ende; Helfen muss nun der Studente, Denn es scheint, bei dem Prozess Hilft mir nichts der Sophokles. geht an das Fenster und ruft hinunter Studente, herauf! Studente, herauf! - vom Fenster weggehend Denn kann der sein Herz nicht rühren, Darf ich getrost das Bündel schnüren. GRAF vortretend Fort! Ich will nichts weiter hören, Fühle meines Willens Kraft; Mir das Jagdvergnügen stören, Bleibet nimmer ungestraft. GRÄFIN Er will nichts von Gnade hören, Allzusehr tobt Leidenschaft; Ihm das Jagdvergnügen stören, Bleibet nimmer ungestraft. BACULUS Er will nichts von Gnade hören, Allzusehr tobt Leidenschaft; Doch ich hoffe zu zerstören Seines starren Willens Kraft. ACHTER AUFTRITT Die Vorigen. Baron BARON Ich höre, dass hier oben Sich ein Streit erhoben. Man rief aus jenem Fenster. Was - konnt ich nicht verstehn. GRAF Man rief aus jenem Fenster? Herr, was fällt Ihnen ein? Sie träumten wohl Gespenster? BARON Ich träumte wachend, ja, Ich will es eingestehn, Von Wünschen, die vielleicht Nie in Erfüllung gehn. GRÄFIN für sich Er träumt von mir, von seiner Schönen, Vergehet schier vor Liebessehnen, Gestehet frei, ohn alle Scheu, Dass er verliebet sei; Doch in wen, darf er nicht eingestehn. GRAF beiseite Er träumt von ihr, der holden Schönen, Vergehet schier vor Liebessehnen, Gesteht frei, ohn alle Scheu Dass er verliebet sei; Doch in wen, darf er nicht eingestehn. BARON beiseite Ich sprach mit ihr, der holden Schönen, Vergehe schier vor Liebessehnen, Gestände frei, ohn alle Scheu, Dass ich verliebt aufs neu ; Doch in wen, darf ich nicht eingestehn. BACULUS für sich Wär ich bei ihr, bei meiner Schönen! Doch nichts hilft mir mein Liebesstöhnen Die Schelmerei quält mich aufs neu ; Vor Angst werd ich dabei, Noch vergehn, das darf ich eingestehn. NEUNTER AUFTRITT Die Vorigen. Baronin, schüchtern eintretend GRAF Wen seh ich? BARON beiseite Was will sie hier? GRAF Es ist das schöne Kind vom Lande! GRÄFIN Was willst du, liebes Kind? BARONIN Ach, Sie verzeihn, Dass ich so frei hier trete ein; Ich komm , für meinen Bräutigam Zu bitten beim Herrn Grafen. GRAF, BARON schnell Du wärest Braut? BARONIN Ach ja, zu dienen. GRÄFIN Ei, meine Herrn, missfällt das Ihnen? BARONIN Nun sagt man von dem gnäd gen Herrn, Er säh die hübschen Mädchen gern - GRÄFIN Ei, ei! GRAF Wer sagt das? BARONIN Alle Welt! GRAF Sieh, wie mich die zum Narren hält. BARONIN Der Herr will ohne Fragen auf Baculus zeigend Ihn nun vom Amte jagen. GRAF, BARON überrascht Wer ist der Bräutigam? BARONIN Der! GRAF Der? BARON Der? GRÄFIN Der? GRAF, BARON, GRÄFIN, BARONIN Der?! BACULUS beiseite Darüber wundern sie sich sehr. GRAF, BARON Nein, es ist kaum zu glauben, Dass dieses Monstrum hier Imstande wär , zu rauben Der Mädchen schönste Zier! Und diese Rosenwangen, Sie sollten vor Verlangen Für diesen Alten glühn? Erdrosseln möcht ich ihn! GRÄFIN Was soll ich davon glauben? Die Nachricht scheinet mir Die Laune schnell zu rauben Dem Herrn Gemahle hier. Dass diese Rosenwangen In bräutlichem Verlangen Für einen, Alten glühn - Fürwahr, das ärgert ihn. BARONIN Sie scheinen nicht zu glauben, Dass dieser Alte hier Imstande wär zu rauben Des Herzens Neigung mir. Vor heimlichem Verlangen Erglühen ihre Wangen, Es möchten beide kühn Erdrosseln lieber ihn. BACULUS Man sollte es nicht glauben, Dass der Studente hier Imstand wär , so zu schrauben Die beiden Herren hier. Wüsst ihr, nach welchen Wangen Ihr traget solch Verlangen, So würde eure Mien Gewaltig sich verziehn. GRÄFIN Der Herr wird gnädig sein! Doch habt Ihr falsch vertraut, Wenn Ihr der Meinung seid, Dass er Euch nur verzeiht, Weil schön ist Eure Braut. GRAF Das mein ich auch. GRÄFIN Beweis, dass Ihr den Herrn nicht kennt. BACULUS Die Leute sagten so, Da meinte der Student - GRÄFIN, GRAF, BARON Student? Student? BACULUS sich verbessernd Mein Vetter, wollt ich sagen. BARONIN Schwatzt nicht so dummes Zeug. Schweigt lieber! GRÄFIN Student? Student? GRAF, BARON Vergiften möchte ich den Alten auf der Stelle? BACULUS Mein Vetter! GRÄFIN den Grafen und Baron beobachtend Wie Verdruss sich malt in ihren Zügen! Baronin macht währenddessen Baculus leise Vorwürfe GRÄFIN Wie? Zank? Ich will nicht hoffen - Geschwind, geschwind, vertragt euch! GRAF, BARON zur Gräfin Die Leute sind betroffen! GRÄFIN Versöhnung! Umarmt euch! BARONIN Ach, das ist gar nicht nötig. GRAF zur Gräfin Es schämen sich die Leute. BARON ebenso Ja wahrlich, sie genieren sich. BACULUS Ich bin dazu erbötig. BARONIN für sich Gott, was beginn ich nur! BARON Boshafte Kreatur! GRAF für sich Mich ärgern will sie nur. GRÄFIN Ein Kuss! Gleich auf der Stelle! GRAF, BARON Oh, wär er in der Hölle! BACULUS zur Baronin So komm Er einmal her! GRÄFIN, GRAF, BARON Er! Er! Was soll das heissen? Ist er verrückt? Was soll zur Unzeit dieser Scherz? BARONIN Der Tölpel! Der Tölpel! BACULUS verbessernd Ein Scherz, ein Scherz! Es war ein gar unschuld ger Scherz! BARONIN beiseite sich drein ergebend In Gottes Namen denn, Die Augen zugedrückt! Baculus gibt ihr einen derben Schmatz. Graf und Baron stampfen vor Wut mit den Füssen GRÄFIN Was soll ich davon glauben, usw. GRAF, BARON Nein, es ist kaum zu glauben, usw. BARONIN Sie scheinen nicht zu glauben, usw. BACULUS Man sollte es nicht glauben, usw. Der Graf führt die Gräfin in den Speisesaal Lortzing,Albert/Der Wildschütz/II-2
https://w.atwiki.jp/oper/pages/2600.html
DRITTER AUFZUG Eine öde, von dichtem Gebüsch umwachsene Felsschlucht. Über eine kleine Anhöhe rechts führt ein steiler Pfad herein. Im Vordergrund links eine von Trauerweiden umgebene Quelle, in deren Nähe ein Moossitz.Vollmondnacht ERSTER AUFTRITT Adolar schwarz gerüstet, das Schwert, mit dem er sich den Weg gebahnt, in der Hand, steigt langsam den Pfad von rechts nieder und bleibt, im Kampfe mit sich, sinnend stehen. Euryanthe in wallendem Haar und in einem einfachen weissen Kleide, folgt ihm matt und bebend Nr. 15 - Recitativ und Duett Recitativ EURYANTHE Hier weilest du? Hier darf ich ruhn? Sich rechts vorn an ein Felsstück lehnend O gönn auch Frieden meiner Seele nun! Bei Sonnenglut, bei Sternenschimmer Durchirrtest du den öden Hain, Sie wendet sich mit einigen Schritten zu ihm Verschmähtest Rast und Labung immer, Und neben dir, o Gott! war ich allein! Sei milde nun! Adolar wendet sich und blickt sie durchbohrend an. EURYANTHE flieht von ihm Weh! solch ein Blick ist Tod! Was ist s, dass mir dein Zürnen droht? Du wendest dich hinweg von meinen Leiden? Lass mich nicht ohne Trost verscheiden! Ein lindernd Wort nur lass der Lipp entbeben, Nur einen Blick, wie du mir sonst gegeben! ADOLAR Dies ist der Ort, So schaurig, öd und still, Wie meine That ihn will! Ich führte dich zum Tode fort. EURYANTHE Barmherzigkeit! ADOLAR Vernimm mein letztes Wort! Es wecke meine Stimme Dein schlummerndes Gewissen! Du sollst in meinem Grimme Erbarmen nicht vermissen. Bereu ! EURYANTHE Ich bin mir Liebe nur bewusst! Fühlst du nicht meine Treu in deiner Brust? ADOLAR Du, die entweiht das heiligste Vertrauen, Den Himmel log und barg des Abgrunds Grauen - Duett ADOLAR Wie liebt ich dich! Du warst mein höchstes Gut! Du warst mein höchstes Gut! wie liebt ich dich! EURYANTHE O stille deines Zornes Glut! Mein Herz ist rein, wie meine Thaten. ADOLAR Der höchsten Liebe sprachst du Hohn! So grässlich ward noch nie die Treu verraten; Empfange nun der Unthat Lohn! EURYANTHE O höre mich. ADOLAR Zu oft von deinen Lippen Hört ich den holden Liebeton. Sirenenlied an Todesklippen, Verstumm auf ewig! EURYANTHE Kann nichts dich bewegen, So töte mich! Mein letzter Hauch ist Segen Für dich, mein letzter Herzschlag dir geweiht! ADOLAR Verworfene! Zum Tode sei bereit! EURYANTHE Du klagst mich an! ADOLAR Der Tod macht dich - EURYANTHE O herbe Pein! ADOLAR Von Makel rein! EURYANTHE Vertraun und Glauben sind geschwunden - ADOLAR Der Tod macht dich von Makel rein! EURYANTHE Du klagst mich an - ADOLAR Im Sterben nur - EURYANTHE O herbe Pein! ADOLAR Kannst du gesunden! EURYANTHE Vertraun und Glauben sind verschwunden, So bittrer Tod war nie gefunden, Mein Leben war in dir allein! ADOLAR Mein Herzblut quillt aus deinen Wunden! Weh, dass ich muss dein Richter sein! EURYANTHE Du klagst mich an! ADOLAR Der Tod macht dich - EURYANTHE O herbe Pein! ADOLAR Von Makel rein! EURYANTHE Vertraun und Glauben sind verschwunden, Mein Leben war in dir allein! Du klagst mich an, o herbe Pein, Mein Leben war in dir allein! ADOLAR Weh, dass ich muss dein Richter sein! Der Tod macht dich von Makel rein, Weh, dass ich muss dein Richter sein! EURYANTHE scheint Grässliches zu gewahren und eilt zurück an Adolars Brust, als wolle sie ihn schützen Entsetzen! rette dich! Nach links hineinsehend Sieh, eine Schlange, fürchterlich, Wälzt sich herbei durch das Gestein! Hinweg, lass mich das Opfer sein! Für dich zu sterben, o versage Dies höchste Glück nicht meinem Fleh n! Schon naht die Schlange, flüchte! ADOLAR sie von sich stossend Nicht verzage! Mit Gott will ich den Kampf bestehn! Ab nach links vorn ZWEITER AUFTRITT Euryanthe allein Nr. 16 - Arioso und Recitativ EURYANTHE in heftiger Angst Schirmende Engel Schar, Wachend allimmerdar, In tiefster Mächte Schoss Über der Menschen Los, Blicke herab! Schirmende Engelschar, blicke herab! Schäumend in Kampfes Wut, Qualmend in Dampf und Glut Dringet die Feindin ein! O wo wird Hilfe sein In dieser Not? Wie sie dichter ihn umzingelt, Sich nach seinem Herzen ringelt! Weh! er fällt! - Nein! mein Held Ringt sich auf und hochgeschwungen Blitzt sein Schwert! Es ist gelungen! Heil! der Sieg ist ihm gegeben! Seele, fühle ganz dein Glück! O was ist mein Leben Gegen diesen Augenblick! - Sie eilt in höchster Freudigkeit dem zurückkehrenden Adolar entgegen DRITTER AUFTRITT Euryanthe. Adolar zu ihrer Linken Recitativ EURYANTHE Nun lass mich sterben! ADOLAR Nein, das sei mir fern! Dich töten war der Ehre streng Gebot, Du aber wolltest gehn für mich in Tod, So kann ich nicht dein Richter sein; Im Schutz des Höchsten bleibe hier allein! Er eilt, nach schmerzlichem innern Kampf sich losreissend, mit einem letzten Blick auf Euryanthe nach links ab VIERTER AUFTRITT Euryanthe allein Nr. 17 - Recitativ und Kavatine Recitativ EURYANTHE So bin ich nun verlassen, So muss ich hier erblassen Im öden Felsenthal, In Einsamkeit und Qual! Was rieselst du im Haine, Du Quelle, mildiglich? Was blickst mit goldnem Scheine, So lieblich, Mond, auf mich? Nicht sieget deine Pracht Ob meiner Leiden Nacht. Wo irr ich hin? Ach, nirgend hin! Die ganze Welt ist öd und leer, Mir bleibet keine Heimat mehr! Kavatine Hier dicht am Quell, wo Weiden stehn, Die Sterne hell durchschauen, Da will ich mir den Tod erflehn, Mein stilles Grab mir bauen. Wohl kommt auch er einst weit daher, Und findet kaum die Stätte mehr; Dann rauscht ihm sanft die Weide zu Sie fand von Lieb und Leide Ruh ! Die Blum im Thaue spricht Nein sie verriet dich nicht! Sie sinkt erschöpft auf den Moossitz an der Quelle links hin. Die Morgenröte bricht an. Bauern Männerchor, treten beim Beginn der Hornmusik von links hinten auf und nehmen die rechte Seite FÜNFTER AUFTRITT Euryanthe. Bauern. Dann Jäger und Musikanten Nr. 18 - Jägerchor Die erste Strophe entfernt. CHOR Die Thale dampfen, die Höhen glühn, Welch fröhlich Jagen im Waldesgrün! Der Morgen weckt zu frischer Lust, Hoch schwillt die Brust, des Siegs bewusst. Dringt mutig durch Schluchten und Moor, Lasst schmettern die Hörner im Chor Ihr Fürsten der Waldung hervor! Die Jäger kommen von rechts hinten und nehmen die linke Seite. Die Musikanten folgen ihnen, indem sie die Mitte nehmen CHOR Nun freudig sieget das goldne Licht, Vom Bogen flieget des Pfeils Gewicht, Ereilt den Aar auf luft gem Horst, Erlegt die Schlang im dichten Forst. Wohlauf denn durch Schluchten und Moor, Lasst schmettern die Hörner im Chor Ihr Fürsten der Waldung hervor! Der König erscheint nach Beendigung des Jagdchors auf der kleinen Anhöhe rechts. Vier Pagen und zwei Jagdjunker folgen ihm und nehmen dann hinter ihm Aufstellung SECHSTER AUFTRITT Die Vorigen. Der König und Gefolge KÖNIG blickt nach links vorn hinein und scheint dort die getötete Schlange wahrzunehmen O seht! die Schlang erlegt von starker Hand! CHOR hat inzwischen Euryanthe bemerkt und lenkt des Königs Aufmerksamkeit auf sie Und hier in Thränen eine zarte Frau! KÖNIG ist herabgestiegen und hat sich Euryanthe genähert Wer du auch sein magst, holde Unbekannte, Verbanne jede Scheu, blick auf zu mir, Des Unglücks Hort, dein König, spricht zu dir! Euryanthe wendet ihr Antlitz gegen den König, ohne aufzustehn KÖNIG UND CHOR sie erkennend Himmel! Euryanthe! Jäger ziehen sich nach rechts vor die Bauern Nr. 19 - Duett mit Chor EURYANTHE Lasst mich hier in Ruh erblassen, Gönnt mir diese letzte Huld! KÖNIG Nein, ich will dich nicht verlassen, Komm , zu sühnen deine Schuld! EURYANTHE Meine Brust ist rein von Schuld. KÖNIG Du nicht schuldig? Dürft ich s hoffen? CHOR Hilf uns auf der Wahrheit Spur! EURYANTHE Eglantines flehend Kosen Lockt mir mein Geheimnis ab; Natter war sie unter Rosen, Die den Tod mir schmeichelnd gab. KÖNIG Euryanthe, sprichst du Wahrheit, O so nimm mein Wort zum Pfand, Höllentrug bring ich zur Klarheit, Neu knüpf ich dein schönes Band. EURYANTHE Wiedersehn! Sich langsam aufrichtend Mich ihm versöhnen, Wär es möglich? CHOR Hoffe! Lebe! EURYANTHE Stürb ich hin in diesen Tönen! CHOR Hoffe! EURYANTHE Täuscht mich nicht! KÖNIG Glaube, hoffe, lebe! CHOR Glaube, hoffe, liebe, lebe! EURYANTHE O wie ich bebe! o kann ich s fassen! Nr. 20 - Arie mit Chor EURYANTHE in Wonneglut aufspringend Zu ihm, zu ihm, zu ihm! o weilet nicht! Wo bist du meines Daseins Licht? Wo bist du wo bist du, wo? Zu ihm, dass ich ihn fest umfasse, Ihn nimmer, nimmer lasse! So Herz an Herzen, Aug in Auge, Aus seinen Blicken Leben sauge! Wo bist du meines Daseins Licht, Dass ich dich fest umfasse, Nimmer, nimmer lasse! Wo bist du, wo bist du? Zu ihm, o weilet nicht! CHOR. Fort - o weilet nicht! EURYANTHE Zu ihm, zu ihm, zu ihm! O weilet nicht! Wo bist du meines Daseins Licht? Wo bist du, wo bist du, wo? Zu ihm, zu ihm, zu ihm! CHOR Fort, fort, fort! o weilet nicht! Fort, o weilet nicht! fort zu ihm! EURYANTHE Dass ich ihn fest umfasse, Ihn nimmer, nimmer lasse! Herz an Herzen, Aug in Auge Seiner Blicke Leben sauge! Dass ich ihn fest umfasse, Nimmer lasse, nimmer lasse! Zu ihm! o Hoffnung! Himmelsstrahl! Ich trag es nicht! Ich sterb in Wonn und Qual! Ich trag es nicht! Ich sterb in Wonn und Qual! CHOR Hoffe, liebe, lebe! Dir winkt ein Himmelsstrahl! EURYANTHE Ach! Sie sinkt zusammen CHOR O Jammer, unerhört! O lieblichste der Blüten, Wie hat so früh das Wüten Des Sturmes dich zerstört! Alle umstehen Euryanthe mit teilnahmsvollen Gebärden Verwandlung Freier Platz vor der Burg Nevers, deren Eingangsthor man links hinten hoch oben erblickt; die Zugbrücke führt auf einen im Zickzack nach unten verlaufenden Weg. Im Vordergrunde rechts und links die Hütten der Landleute; rechts vorn diejenige des Brautpaars. Rasenbänke rechts und links ganz vorn. In weiter Ferne sieht man die weinumlaubten Berge der schönen Landschaft SIEBENTER AUFTRITT Die Brautmutter. Der Bräutigam. Die Braut. Bertha. Bauern und Bäuerinnen. Man beglückwünscht das Brautpaar und schmückt dessen Hütte rechts vorn mit Blumengewinden Nr. 21 - Tanz mit Gesang und Chor Pas de cinq Bauerntanz Gesang und Chor. BERTHA Der Mai bringt frische Rosen dar, Die Rose schmückt der Jungfrau Haar, Und niemand weiss im grünen Mai, Was Rose, noch was Mädchen sei. CHOR Berthas Gesang mit teilnehmenden Gebärden begleitend Denn was da blüht, ist Ros im Mai. BERTHA Der Mai bringt frische Blüten viel, Die Liebe ist des Maien Spiel, Und niemand weiss im grünen Mai, Was Blüte, noch was Liebe sei. CHOR Denn was da blüht, das liebt im Mai! BERTHA Der Mai bringt dir, du teures Paar, Der Blüten allerschönste dar. Wohl wisst ihr zwei im grünen Mai, Wie selig Lieb und Treue sei. CHOR Denn eure Treu krönt heut der Mai! Adolar mit gesenktem Visier, wankt, ohne das festliche Treiben zu beachten, von rechts hinten herzu und steht sinnend rechts vorn ACHTER AUFTRITT Die Vorigen. Adolar. Alle Übrigen sind erstaunt über das Erscheinen des Unbekannten ADOLAR Giebts keine Treu auf weiter Erde mehr, Davon, davon ist mir das Herz so schwer. In Liebesglut ist nichts als Wankelmut, Am falschen Herzen sich s gefährlich ruht. DIE LANDLEUTE Welch Klagen hier trübt froher Liebe Mut? ADOLAR Fahr hin, fahr hin, du süsser Liebestraum, Gieb dunkler Nacht und ihren Schrecken Raum. Nacht ohne Licht herein mit Stürmen bricht; Heimat, versag ein Grab dem Müden nicht. Er öffnet sein Visier. Die Landleute erkennen ihren Herrn; freudige Bewegung CHOR Er ist s, o Glück, o neuer Hoffnung Licht! BERTHA So musste der ersehnte Tag erscheinen! ALLE Geliebter Herr! willkommen bei den deinen! ADOLAR Hinweg! Lasst meiner Trauer mich! BERTHA Hier schlägt noch jedes Herz für dich! CHOR Führ an der Jugend mut ge Schar, befreie Dein seufzend Land - ADOLAR Du süsse, heil ge Treue! Du lebst, doch nicht in Euryanthes Brust! CHOR Den schnödesten Verdacht entferne, Ich spreche Wahrheit sonder Scheu Es wankten eh des Himmels Sterne, Als unsrer süssen Herrin Treu ! ADOLAR Nein! sie verriet mich! BERTHA Hör gewicht ge Kunde Mit deinem Feind ist Eglantin im Bunde, Auf deiner Ahnen stolzem Sitz, Wo du ihr Zuflucht einst gegeben, Will Lysiart heut zur Herrin sie erheben. ADOLAR Allwaltender, wo ist dein Blitz?! Nr. 22 - Solo mit Chor BERTHA UND CHOR Vernichte kühn das Werk der Tücke, Vertrau der Liebe und dem Glücke! Es jauchzt dir zu dein ganzes Land, Zum Schwert für dich greift jede Hand! ADOLAR Hilf mir durchschau n das Werk der Tücke, Allwissender, mit klarem Blicke; Gieb Kraft zum Siege meiner Hand, Für Ehre, Treue, Gut und Land. Er schliesst seinen Helm und tritt beobachtend nach links vorn NEUNTER AUFTRITT Die Vorigen. Die Personen des Hochzeitsmarsches Nr. 23 - Hochzeitsmarsch und Chor Die acht Trompeter welche aus dem Eingangsthor des Schlosses links hinten den Hochzeitszug eröffnen, beginnen die Marschmusik. Es folgen ihnen im Marsch ohne Tritt ein Offizier, zwei Fahnenträger mit schwarzen Fahnen, zwei Fahnenträger mit den Fahnen von Nevers und Rethel, vierzehn Soldaten, zwei Chorknaben mit Fahnen, zwei Chorknaben mit Räucherbecken, zwei Chorknaben mit Lichtern, zwei Geistliche, Lysiart und Eglantine totenbleich, zwei Pagen die Eglantines Schleppe tragen, vier Damen, vierzehn Ritter, ein Offizier, zwei Fahnenträger mit den Fahnen von Nevers und Rethel, zwölf Soldaten. Die Fahnenträger mit den schwarzen Fahnen nehmen am untern Ausgang des vom Schloss herabkommenden Weges Aufstellung. Der erste Offizier mit den beiden andern Fahnenträgern und die vierzehn Soldaten marschieren nach rechts und von da nach links um den Raum und nehmen zuerst auf der linken Seite Aufstellung, um den Zug, der den ganzen Raum umschreitet, an sich vorüber ziehen zu lassen; dann ziehen sie sich nach rechts hinüber und nehmen dort Aufstellung. Der letzte Offizier mit seinen zwei Fahnenträgern und zwölf Soldaten nimmt auf dem Burgweg Aufstellung LANDLEUTE Das Frevlerpaar! Weh diesem Bunde! ADOLAR O klopfend Herz - sei stark zu dieser Stunde! EGLANTINE mit Gebärden des Schmerzes, indem sie mit Entsetzen, das in Wahnsinn übergeht, stehen bleibt Ich kann nicht weiter! Todesschauer Durchrieseln mein Gebein! Mich drückt die Luft - Sieh! Emma steigt aus dunkler Gruft, Sie winket mir mit starrer Hand! Was forderst du zurück der Rache Pfand? Ich gab es hin, die Unschuld zu ermorden! Hinweg! Hier bin ich Herrscherin geworden! Auf ewig, Lysiart, bin ich dein! Geschmiedet ist der Trauring, fest und eigen, Mit Meineid, Blut und Thränen - kannst du schweigen? Sei ruhig! Nacht hüllt unsre Thaten ein! Lysiart schaut sie ingrimmig an CHOR Welch Entsetzen! Welch Gericht! Die Vergeltung schlummert nicht. LYSIART Hört! dass Wahnsinn aus ihr spricht! ADOLAR für sich Ha! mir tagt ein schrecklich Licht! Vortretend, Lysiart zur Linken Erzittre, ruchlos Paar! Es naht die Rache. Der Himmel führt bedrückter Unschuld Sache! LYSIART Was zischest aus dem Staub du, nicht ger Wurm? Vasallen, werft den Fremdling in den Turm! Die vierzehn Ritter zur Linken, wollen auf Adolar eindringen ADOLAR zu ihnen Mich wollt ihr fahen? mich? Er schlägt den Helmsturz auf CHOR in freudigem Erstaunen, in Jubel ausbrechend Heil, Adolar, in seiner Väter Hallen! Die Ritter drängen sich um ihn CHOR Geliebter, unsre Demut dich versöhne! EGLANTINE aus dumpfer Betäubung erwachend und in die Arme ihrer rechts vorn stehenden Frauen sinkend Er ist s! in seiner Glorie, seiner Schöne! Weh mir! LYSIART Verderben, Fluch euch allen! Verwegne Knechte, büssend sollt ihr fallen! Nr. 24 - Chor mit Duett DIE RITTER Chor, sich drohend gegen Lysiart gruppierend Trotze nicht, Vermessener! Strafe dräut, Verräter. Tilgt das Werk der Nacht! Zittre, Gottvergessener! Birg dich, Missethäter! Gottes Auge wacht. ADOLAR Zum Kampf, zum Gottgerichte, Verruchter Frevler, du! LYSIART Dass ich dich, Feind! vernichte, Jauchzt mir der Abgrund zu! ADOLAR Dein schwarzes Herz durchwühle Mein sieggewohnter Stahl! LYSIART Dein strömend Herzblut kühle Der Seele Folterqual! ADOLAR Dein schwarzes Herz durchwühle Mein sieggewohnter Stahl! LYSIART Dein strömend Herzblut kühle Der Seele Folterqual! CHOR Trotze nicht, Vermessener! Zittre, Gottvergessener! Trotze nicht, Vermessener! Strafe dräut, Verräter, Tilgt, das Werk der Nacht! Erzittre, Gottvergessener! Birg dich, Missethäter! Gottes Auge wacht! ADOLAR Dein schwarzes Herz durchwühle Mein sieggewohnter Stahl! LYSIART Dein strömend Herzblut kühle Der Seele Folterqual! CHOR Zittre, Gottvergessener! ADOLAR Zum Kampf! Zum Gottgerichte! Verruchter Frevler du! Trotze nicht! Gottes Auge wacht! LYSIART Zum Kampf! will nicht um Mitleid werben, Heran! ich bin bereit! heran! CHOR Birg dich, Missethäter! Gottes Auge wacht! Schande nur und Verderben Ist ewig dir geweiht! Trotze nicht! trotze nicht! Gottes Auge wacht! Adolar, Lysiart ziehen die Schwerter und dringen aufeinander ein. Der König, zwei Jagdjunker, vier Pagen nahen sich von rechts hinten. Die zwei Jagdjunker trennen die Kämpfenden ZEHNTER AUFTRITT Der König nimmt zwischen Lysiart und Adolar die Mitte. Die vier Pagen stehen hinter ihm. Die beiden Jagdjunker nehmen, zurückstehend, zur Linken des Königs Aufstellung Nr. 25 - Finale KÖNIG zürnend Lasst ruhn das Schwert, der höchste Richter naht, Der Rächer jeder Frevelthat! Alle beugen sich ehrerbietig. Lysiart das Schwert senkend, tritt zurück ADOLAR knieend Mein König, hör den grässlichsten Verrat! Wir sind getäuschet, aller Tugend Bildnis War Euryanthe! - Weh mir! in der Wildnis Verlassen irret sie umher! Hilf, rette, strafe! KÖNIG Hemme deine Klagen, Fass dich, als Held das Grässlichste zu tragen, Dich segnend ist das treuste Herz gebrochen! EGLANTINE in teuflischer Lust auffahrend Triumph! gerochen Ist meine Schmach! der Feindin Herz gebrochen! Es stürmt der Tod durch deine Brust! Betrogner! war dir meine Glut bewusst, Wie legtest sorglos und vermessen Die Schlange du an der Geliebten Brust? So hattest du mein Flehn vergessen? Vergessen meinen Todesschmerz? Vergessen deines Kaltsinns Hohn? Vergessen meines Zornes Drohn? ADOLAR Abscheuliche! EGLANTINE Grausamer Adolar! Verzweifle, da sie schuldlos war! Ich war s, von deren Hand den Ring Der kühne Räuber dort empfing. Ich war s, die ihn der Gruft entwandte. Rein, wie das Licht, war Euryanthe! CHOR O höllischer Verrat! o herb Geschick! LYSIART nähert sich Eglantine Wahnsinn ge! EGLANTINE Schnödes Werkzeug meiner Rache, Dich schleudr ich in dein Nichts zurück! LYSIART Was hält mich, dass ich dich zermalme, Meineidige! Verräterin! Er stösst sie nieder. Eglantine fällt ihren Frauen in die Arme, die sie nach rechts vorn abführen CHOR Ruchloser Mörder! KÖNIG winkt Führt zum Tod ihn! ADOLAR Nein, gebt ihn frei! Lasst ganz sein Werk ihn krönen. Hier ist mein Herz, der Mörder sei Befriedigt. - Gott! wen nannt ich Mörder? Ich! Ich bin der Mörder und der Fluch trifft mich! Wer mordete mit wildem Triebe Die höchste Treue, Glauben, Unschuld, Liebe! Wo lebt ein Frevler sonst, als ich? Er versinkt in dumpfe Verzweiflung. Der König winkt noch einmal. Lysiart wendet sich nach hinten. Die beiden Jagdjunker, der Offizier rechts hinten und sechs Mann seiner Soldaten begleiten Lysiart als Gefangenen nach rechts hinten hinaus. Hornsignale rechts hinten CHOR DER JÄGER rechts hinten O Wonne! sie atmet! sie lebet! Euryanthe, Chor der Jäger kommen von rechts hinten ELFTER AUFTRITT Die Vorigen. Euryanthe zu Adolar in den Vordergrund eilend. Jagdchor Duett mit Chor Der Jagdchor nimmt vor den Trompetern Ausstellung. Adolar kniet vor Euryanthe. Der König in der Mitte, hinter beiden stehend EURYANTHE, ADOLAR Hin nimm die Seele mein, Atme mein Leben ein! Hin nimm die Seele mein, Mein Leben atme ein, Ganz bin ich dein! Lass mich in Lust und Wehn An deiner Brust vergehn! CHOR O Lust nach Todespein, O Treue, stark und rein, Du sein, er dein! Holdseliger Verein, O Lust nach Todespein! Recitativ ADOLAR von Entzückung ergriffen Ich ahne, Emma, selig ist sie jetzt Der Unschuld Thräne hat den Ring benetzt. Treu bot dem Mörder Rettung an für Mord, Ewig vereint mit Udo weilt sie dort! König nähert sich und vereinigt die Hände der Liebenden Schlusschor EURYANTHE, ADOLAR Nun selig Glück will jedes Leid versöhnen! CHOR Nun feiert hoch in vollen Jubeltönen Der Ritter Schmuck, die treu ste aller Schönen. Geprüftes Paar, besiegt ist Nacht und Tod, Die Wahrheit strahlt im reinsten Morgenrot, Der Himmel schirmt dies Band! Heil Adolar! In vollen Jubeltönen! Heil Euryanth ! Der Treusten aller Schönen. Heil Adolar! Heil Euryanth . DRITTER AUFZUG Eine öde, von dichtem Gebüsch umwachsene Felsschlucht. Über eine kleine Anhöhe rechts führt ein steiler Pfad herein. Im Vordergrund links eine von Trauerweiden umgebene Quelle, in deren Nähe ein Moossitz.Vollmondnacht ERSTER AUFTRITT Adolar schwarz gerüstet, das Schwert, mit dem er sich den Weg gebahnt, in der Hand, steigt langsam den Pfad von rechts nieder und bleibt, im Kampfe mit sich, sinnend stehen. Euryanthe in wallendem Haar und in einem einfachen weissen Kleide, folgt ihm matt und bebend Nr. 15 - Recitativ und Duett Recitativ EURYANTHE Hier weilest du? Hier darf ich ruhn? Sich rechts vorn an ein Felsstück lehnend O gönn auch Frieden meiner Seele nun! Bei Sonnenglut, bei Sternenschimmer Durchirrtest du den öden Hain, Sie wendet sich mit einigen Schritten zu ihm Verschmähtest Rast und Labung immer, Und neben dir, o Gott! war ich allein! Sei milde nun! Adolar wendet sich und blickt sie durchbohrend an. EURYANTHE flieht von ihm Weh! solch ein Blick ist Tod! Was ist s, dass mir dein Zürnen droht? Du wendest dich hinweg von meinen Leiden? Lass mich nicht ohne Trost verscheiden! Ein lindernd Wort nur lass der Lipp entbeben, Nur einen Blick, wie du mir sonst gegeben! ADOLAR Dies ist der Ort, So schaurig, öd und still, Wie meine That ihn will! Ich führte dich zum Tode fort. EURYANTHE Barmherzigkeit! ADOLAR Vernimm mein letztes Wort! Es wecke meine Stimme Dein schlummerndes Gewissen! Du sollst in meinem Grimme Erbarmen nicht vermissen. Bereu ! EURYANTHE Ich bin mir Liebe nur bewusst! Fühlst du nicht meine Treu in deiner Brust? ADOLAR Du, die entweiht das heiligste Vertrauen, Den Himmel log und barg des Abgrunds Grauen - Duett ADOLAR Wie liebt ich dich! Du warst mein höchstes Gut! Du warst mein höchstes Gut! wie liebt ich dich! EURYANTHE O stille deines Zornes Glut! Mein Herz ist rein, wie meine Thaten. ADOLAR Der höchsten Liebe sprachst du Hohn! So grässlich ward noch nie die Treu verraten; Empfange nun der Unthat Lohn! EURYANTHE O höre mich. ADOLAR Zu oft von deinen Lippen Hört ich den holden Liebeton. Sirenenlied an Todesklippen, Verstumm auf ewig! EURYANTHE Kann nichts dich bewegen, So töte mich! Mein letzter Hauch ist Segen Für dich, mein letzter Herzschlag dir geweiht! ADOLAR Verworfene! Zum Tode sei bereit! EURYANTHE Du klagst mich an! ADOLAR Der Tod macht dich - EURYANTHE O herbe Pein! ADOLAR Von Makel rein! EURYANTHE Vertraun und Glauben sind geschwunden - ADOLAR Der Tod macht dich von Makel rein! EURYANTHE Du klagst mich an - ADOLAR Im Sterben nur - EURYANTHE O herbe Pein! ADOLAR Kannst du gesunden! EURYANTHE Vertraun und Glauben sind verschwunden, So bittrer Tod war nie gefunden, Mein Leben war in dir allein! ADOLAR Mein Herzblut quillt aus deinen Wunden! Weh, dass ich muss dein Richter sein! EURYANTHE Du klagst mich an! ADOLAR Der Tod macht dich - EURYANTHE O herbe Pein! ADOLAR Von Makel rein! EURYANTHE Vertraun und Glauben sind verschwunden, Mein Leben war in dir allein! Du klagst mich an, o herbe Pein, Mein Leben war in dir allein! ADOLAR Weh, dass ich muss dein Richter sein! Der Tod macht dich von Makel rein, Weh, dass ich muss dein Richter sein! EURYANTHE scheint Grässliches zu gewahren und eilt zurück an Adolars Brust, als wolle sie ihn schützen Entsetzen! rette dich! Nach links hineinsehend Sieh, eine Schlange, fürchterlich, Wälzt sich herbei durch das Gestein! Hinweg, lass mich das Opfer sein! Für dich zu sterben, o versage Dies höchste Glück nicht meinem Fleh n! Schon naht die Schlange, flüchte! ADOLAR sie von sich stossend Nicht verzage! Mit Gott will ich den Kampf bestehn! Ab nach links vorn ZWEITER AUFTRITT Euryanthe allein Nr. 16 - Arioso und Recitativ EURYANTHE in heftiger Angst Schirmende Engel Schar, Wachend allimmerdar, In tiefster Mächte Schoss Über der Menschen Los, Blicke herab! Schirmende Engelschar, blicke herab! Schäumend in Kampfes Wut, Qualmend in Dampf und Glut Dringet die Feindin ein! O wo wird Hilfe sein In dieser Not? Wie sie dichter ihn umzingelt, Sich nach seinem Herzen ringelt! Weh! er fällt! - Nein! mein Held Ringt sich auf und hochgeschwungen Blitzt sein Schwert! Es ist gelungen! Heil! der Sieg ist ihm gegeben! Seele, fühle ganz dein Glück! O was ist mein Leben Gegen diesen Augenblick! - Sie eilt in höchster Freudigkeit dem zurückkehrenden Adolar entgegen DRITTER AUFTRITT Euryanthe. Adolar zu ihrer Linken Recitativ EURYANTHE Nun lass mich sterben! ADOLAR Nein, das sei mir fern! Dich töten war der Ehre streng Gebot, Du aber wolltest gehn für mich in Tod, So kann ich nicht dein Richter sein; Im Schutz des Höchsten bleibe hier allein! Er eilt, nach schmerzlichem innern Kampf sich losreissend, mit einem letzten Blick auf Euryanthe nach links ab VIERTER AUFTRITT Euryanthe allein Nr. 17 - Recitativ und Kavatine Recitativ EURYANTHE So bin ich nun verlassen, So muss ich hier erblassen Im öden Felsenthal, In Einsamkeit und Qual! Was rieselst du im Haine, Du Quelle, mildiglich? Was blickst mit goldnem Scheine, So lieblich, Mond, auf mich? Nicht sieget deine Pracht Ob meiner Leiden Nacht. Wo irr ich hin? Ach, nirgend hin! Die ganze Welt ist öd und leer, Mir bleibet keine Heimat mehr! Kavatine Hier dicht am Quell, wo Weiden stehn, Die Sterne hell durchschauen, Da will ich mir den Tod erflehn, Mein stilles Grab mir bauen. Wohl kommt auch er einst weit daher, Und findet kaum die Stätte mehr; Dann rauscht ihm sanft die Weide zu Sie fand von Lieb und Leide Ruh ! Die Blum im Thaue spricht Nein sie verriet dich nicht! Sie sinkt erschöpft auf den Moossitz an der Quelle links hin. Die Morgenröte bricht an. Bauern Männerchor, treten beim Beginn der Hornmusik von links hinten auf und nehmen die rechte Seite FÜNFTER AUFTRITT Euryanthe. Bauern. Dann Jäger und Musikanten Nr. 18 - Jägerchor Die erste Strophe entfernt. CHOR Die Thale dampfen, die Höhen glühn, Welch fröhlich Jagen im Waldesgrün! Der Morgen weckt zu frischer Lust, Hoch schwillt die Brust, des Siegs bewusst. Dringt mutig durch Schluchten und Moor, Lasst schmettern die Hörner im Chor Ihr Fürsten der Waldung hervor! Die Jäger kommen von rechts hinten und nehmen die linke Seite. Die Musikanten folgen ihnen, indem sie die Mitte nehmen CHOR Nun freudig sieget das goldne Licht, Vom Bogen flieget des Pfeils Gewicht, Ereilt den Aar auf luft gem Horst, Erlegt die Schlang im dichten Forst. Wohlauf denn durch Schluchten und Moor, Lasst schmettern die Hörner im Chor Ihr Fürsten der Waldung hervor! Der König erscheint nach Beendigung des Jagdchors auf der kleinen Anhöhe rechts. Vier Pagen und zwei Jagdjunker folgen ihm und nehmen dann hinter ihm Aufstellung SECHSTER AUFTRITT Die Vorigen. Der König und Gefolge KÖNIG blickt nach links vorn hinein und scheint dort die getötete Schlange wahrzunehmen O seht! die Schlang erlegt von starker Hand! CHOR hat inzwischen Euryanthe bemerkt und lenkt des Königs Aufmerksamkeit auf sie Und hier in Thränen eine zarte Frau! KÖNIG ist herabgestiegen und hat sich Euryanthe genähert Wer du auch sein magst, holde Unbekannte, Verbanne jede Scheu, blick auf zu mir, Des Unglücks Hort, dein König, spricht zu dir! Euryanthe wendet ihr Antlitz gegen den König, ohne aufzustehn KÖNIG UND CHOR sie erkennend Himmel! Euryanthe! Jäger ziehen sich nach rechts vor die Bauern Nr. 19 - Duett mit Chor EURYANTHE Lasst mich hier in Ruh erblassen, Gönnt mir diese letzte Huld! KÖNIG Nein, ich will dich nicht verlassen, Komm , zu sühnen deine Schuld! EURYANTHE Meine Brust ist rein von Schuld. KÖNIG Du nicht schuldig? Dürft ich s hoffen? CHOR Hilf uns auf der Wahrheit Spur! EURYANTHE Eglantines flehend Kosen Lockt mir mein Geheimnis ab; Natter war sie unter Rosen, Die den Tod mir schmeichelnd gab. KÖNIG Euryanthe, sprichst du Wahrheit, O so nimm mein Wort zum Pfand, Höllentrug bring ich zur Klarheit, Neu knüpf ich dein schönes Band. EURYANTHE Wiedersehn! Sich langsam aufrichtend Mich ihm versöhnen, Wär es möglich? CHOR Hoffe! Lebe! EURYANTHE Stürb ich hin in diesen Tönen! CHOR Hoffe! EURYANTHE Täuscht mich nicht! KÖNIG Glaube, hoffe, lebe! CHOR Glaube, hoffe, liebe, lebe! EURYANTHE O wie ich bebe! o kann ich s fassen! Nr. 20 - Arie mit Chor EURYANTHE in Wonneglut aufspringend Zu ihm, zu ihm, zu ihm! o weilet nicht! Wo bist du meines Daseins Licht? Wo bist du wo bist du, wo? Zu ihm, dass ich ihn fest umfasse, Ihn nimmer, nimmer lasse! So Herz an Herzen, Aug in Auge, Aus seinen Blicken Leben sauge! Wo bist du meines Daseins Licht, Dass ich dich fest umfasse, Nimmer, nimmer lasse! Wo bist du, wo bist du? Zu ihm, o weilet nicht! CHOR. Fort - o weilet nicht! EURYANTHE Zu ihm, zu ihm, zu ihm! O weilet nicht! Wo bist du meines Daseins Licht? Wo bist du, wo bist du, wo? Zu ihm, zu ihm, zu ihm! CHOR Fort, fort, fort! o weilet nicht! Fort, o weilet nicht! fort zu ihm! EURYANTHE Dass ich ihn fest umfasse, Ihn nimmer, nimmer lasse! Herz an Herzen, Aug in Auge Seiner Blicke Leben sauge! Dass ich ihn fest umfasse, Nimmer lasse, nimmer lasse! Zu ihm! o Hoffnung! Himmelsstrahl! Ich trag es nicht! Ich sterb in Wonn und Qual! Ich trag es nicht! Ich sterb in Wonn und Qual! CHOR Hoffe, liebe, lebe! Dir winkt ein Himmelsstrahl! EURYANTHE Ach! Sie sinkt zusammen CHOR O Jammer, unerhört! O lieblichste der Blüten, Wie hat so früh das Wüten Des Sturmes dich zerstört! Alle umstehen Euryanthe mit teilnahmsvollen Gebärden Verwandlung Freier Platz vor der Burg Nevers, deren Eingangsthor man links hinten hoch oben erblickt; die Zugbrücke führt auf einen im Zickzack nach unten verlaufenden Weg. Im Vordergrunde rechts und links die Hütten der Landleute; rechts vorn diejenige des Brautpaars. Rasenbänke rechts und links ganz vorn. In weiter Ferne sieht man die weinumlaubten Berge der schönen Landschaft SIEBENTER AUFTRITT Die Brautmutter. Der Bräutigam. Die Braut. Bertha. Bauern und Bäuerinnen. Man beglückwünscht das Brautpaar und schmückt dessen Hütte rechts vorn mit Blumengewinden Nr. 21 - Tanz mit Gesang und Chor Pas de cinq Bauerntanz Gesang und Chor. BERTHA Der Mai bringt frische Rosen dar, Die Rose schmückt der Jungfrau Haar, Und niemand weiss im grünen Mai, Was Rose, noch was Mädchen sei. CHOR Berthas Gesang mit teilnehmenden Gebärden begleitend Denn was da blüht, ist Ros im Mai. BERTHA Der Mai bringt frische Blüten viel, Die Liebe ist des Maien Spiel, Und niemand weiss im grünen Mai, Was Blüte, noch was Liebe sei. CHOR Denn was da blüht, das liebt im Mai! BERTHA Der Mai bringt dir, du teures Paar, Der Blüten allerschönste dar. Wohl wisst ihr zwei im grünen Mai, Wie selig Lieb und Treue sei. CHOR Denn eure Treu krönt heut der Mai! Adolar mit gesenktem Visier, wankt, ohne das festliche Treiben zu beachten, von rechts hinten herzu und steht sinnend rechts vorn ACHTER AUFTRITT Die Vorigen. Adolar. Alle Übrigen sind erstaunt über das Erscheinen des Unbekannten ADOLAR Giebts keine Treu auf weiter Erde mehr, Davon, davon ist mir das Herz so schwer. In Liebesglut ist nichts als Wankelmut, Am falschen Herzen sich s gefährlich ruht. DIE LANDLEUTE Welch Klagen hier trübt froher Liebe Mut? ADOLAR Fahr hin, fahr hin, du süsser Liebestraum, Gieb dunkler Nacht und ihren Schrecken Raum. Nacht ohne Licht herein mit Stürmen bricht; Heimat, versag ein Grab dem Müden nicht. Er öffnet sein Visier. Die Landleute erkennen ihren Herrn; freudige Bewegung CHOR Er ist s, o Glück, o neuer Hoffnung Licht! BERTHA So musste der ersehnte Tag erscheinen! ALLE Geliebter Herr! willkommen bei den deinen! ADOLAR Hinweg! Lasst meiner Trauer mich! BERTHA Hier schlägt noch jedes Herz für dich! CHOR Führ an der Jugend mut ge Schar, befreie Dein seufzend Land - ADOLAR Du süsse, heil ge Treue! Du lebst, doch nicht in Euryanthes Brust! CHOR Den schnödesten Verdacht entferne, Ich spreche Wahrheit sonder Scheu Es wankten eh des Himmels Sterne, Als unsrer süssen Herrin Treu ! ADOLAR Nein! sie verriet mich! BERTHA Hör gewicht ge Kunde Mit deinem Feind ist Eglantin im Bunde, Auf deiner Ahnen stolzem Sitz, Wo du ihr Zuflucht einst gegeben, Will Lysiart heut zur Herrin sie erheben. ADOLAR Allwaltender, wo ist dein Blitz?! Nr. 22 - Solo mit Chor BERTHA UND CHOR Vernichte kühn das Werk der Tücke, Vertrau der Liebe und dem Glücke! Es jauchzt dir zu dein ganzes Land, Zum Schwert für dich greift jede Hand! ADOLAR Hilf mir durchschau n das Werk der Tücke, Allwissender, mit klarem Blicke; Gieb Kraft zum Siege meiner Hand, Für Ehre, Treue, Gut und Land. Er schliesst seinen Helm und tritt beobachtend nach links vorn NEUNTER AUFTRITT Die Vorigen. Die Personen des Hochzeitsmarsches Nr. 23 - Hochzeitsmarsch und Chor Die acht Trompeter welche aus dem Eingangsthor des Schlosses links hinten den Hochzeitszug eröffnen, beginnen die Marschmusik. Es folgen ihnen im Marsch ohne Tritt ein Offizier, zwei Fahnenträger mit schwarzen Fahnen, zwei Fahnenträger mit den Fahnen von Nevers und Rethel, vierzehn Soldaten, zwei Chorknaben mit Fahnen, zwei Chorknaben mit Räucherbecken, zwei Chorknaben mit Lichtern, zwei Geistliche, Lysiart und Eglantine totenbleich, zwei Pagen die Eglantines Schleppe tragen, vier Damen, vierzehn Ritter, ein Offizier, zwei Fahnenträger mit den Fahnen von Nevers und Rethel, zwölf Soldaten. Die Fahnenträger mit den schwarzen Fahnen nehmen am untern Ausgang des vom Schloss herabkommenden Weges Aufstellung. Der erste Offizier mit den beiden andern Fahnenträgern und die vierzehn Soldaten marschieren nach rechts und von da nach links um den Raum und nehmen zuerst auf der linken Seite Aufstellung, um den Zug, der den ganzen Raum umschreitet, an sich vorüber ziehen zu lassen; dann ziehen sie sich nach rechts hinüber und nehmen dort Aufstellung. Der letzte Offizier mit seinen zwei Fahnenträgern und zwölf Soldaten nimmt auf dem Burgweg Aufstellung LANDLEUTE Das Frevlerpaar! Weh diesem Bunde! ADOLAR O klopfend Herz - sei stark zu dieser Stunde! EGLANTINE mit Gebärden des Schmerzes, indem sie mit Entsetzen, das in Wahnsinn übergeht, stehen bleibt Ich kann nicht weiter! Todesschauer Durchrieseln mein Gebein! Mich drückt die Luft - Sieh! Emma steigt aus dunkler Gruft, Sie winket mir mit starrer Hand! Was forderst du zurück der Rache Pfand? Ich gab es hin, die Unschuld zu ermorden! Hinweg! Hier bin ich Herrscherin geworden! Auf ewig, Lysiart, bin ich dein! Geschmiedet ist der Trauring, fest und eigen, Mit Meineid, Blut und Thränen - kannst du schweigen? Sei ruhig! Nacht hüllt unsre Thaten ein! Lysiart schaut sie ingrimmig an CHOR Welch Entsetzen! Welch Gericht! Die Vergeltung schlummert nicht. LYSIART Hört! dass Wahnsinn aus ihr spricht! ADOLAR für sich Ha! mir tagt ein schrecklich Licht! Vortretend, Lysiart zur Linken Erzittre, ruchlos Paar! Es naht die Rache. Der Himmel führt bedrückter Unschuld Sache! LYSIART Was zischest aus dem Staub du, nicht ger Wurm? Vasallen, werft den Fremdling in den Turm! Die vierzehn Ritter zur Linken, wollen auf Adolar eindringen ADOLAR zu ihnen Mich wollt ihr fahen? mich? Er schlägt den Helmsturz auf CHOR in freudigem Erstaunen, in Jubel ausbrechend Heil, Adolar, in seiner Väter Hallen! Die Ritter drängen sich um ihn CHOR Geliebter, unsre Demut dich versöhne! EGLANTINE aus dumpfer Betäubung erwachend und in die Arme ihrer rechts vorn stehenden Frauen sinkend Er ist s! in seiner Glorie, seiner Schöne! Weh mir! LYSIART Verderben, Fluch euch allen! Verwegne Knechte, büssend sollt ihr fallen! Nr. 24 - Chor mit Duett DIE RITTER Chor, sich drohend gegen Lysiart gruppierend Trotze nicht, Vermessener! Strafe dräut, Verräter. Tilgt das Werk der Nacht! Zittre, Gottvergessener! Birg dich, Missethäter! Gottes Auge wacht. ADOLAR Zum Kampf, zum Gottgerichte, Verruchter Frevler, du! LYSIART Dass ich dich, Feind! vernichte, Jauchzt mir der Abgrund zu! ADOLAR Dein schwarzes Herz durchwühle Mein sieggewohnter Stahl! LYSIART Dein strömend Herzblut kühle Der Seele Folterqual! ADOLAR Dein schwarzes Herz durchwühle Mein sieggewohnter Stahl! LYSIART Dein strömend Herzblut kühle Der Seele Folterqual! CHOR Trotze nicht, Vermessener! Zittre, Gottvergessener! Trotze nicht, Vermessener! Strafe dräut, Verräter, Tilgt, das Werk der Nacht! Erzittre, Gottvergessener! Birg dich, Missethäter! Gottes Auge wacht! ADOLAR Dein schwarzes Herz durchwühle Mein sieggewohnter Stahl! LYSIART Dein strömend Herzblut kühle Der Seele Folterqual! CHOR Zittre, Gottvergessener! ADOLAR Zum Kampf! Zum Gottgerichte! Verruchter Frevler du! Trotze nicht! Gottes Auge wacht! LYSIART Zum Kampf! will nicht um Mitleid werben, Heran! ich bin bereit! heran! CHOR Birg dich, Missethäter! Gottes Auge wacht! Schande nur und Verderben Ist ewig dir geweiht! Trotze nicht! trotze nicht! Gottes Auge wacht! Adolar, Lysiart ziehen die Schwerter und dringen aufeinander ein. Der König, zwei Jagdjunker, vier Pagen nahen sich von rechts hinten. Die zwei Jagdjunker trennen die Kämpfenden ZEHNTER AUFTRITT Der König nimmt zwischen Lysiart und Adolar die Mitte. Die vier Pagen stehen hinter ihm. Die beiden Jagdjunker nehmen, zurückstehend, zur Linken des Königs Aufstellung Nr. 25 - Finale KÖNIG zürnend Lasst ruhn das Schwert, der höchste Richter naht, Der Rächer jeder Frevelthat! Alle beugen sich ehrerbietig. Lysiart das Schwert senkend, tritt zurück ADOLAR knieend Mein König, hör den grässlichsten Verrat! Wir sind getäuschet, aller Tugend Bildnis War Euryanthe! - Weh mir! in der Wildnis Verlassen irret sie umher! Hilf, rette, strafe! KÖNIG Hemme deine Klagen, Fass dich, als Held das Grässlichste zu tragen, Dich segnend ist das treuste Herz gebrochen! EGLANTINE in teuflischer Lust auffahrend Triumph! gerochen Ist meine Schmach! der Feindin Herz gebrochen! Es stürmt der Tod durch deine Brust! Betrogner! war dir meine Glut bewusst, Wie legtest sorglos und vermessen Die Schlange du an der Geliebten Brust? So hattest du mein Flehn vergessen? Vergessen meinen Todesschmerz? Vergessen deines Kaltsinns Hohn? Vergessen meines Zornes Drohn? ADOLAR Abscheuliche! EGLANTINE Grausamer Adolar! Verzweifle, da sie schuldlos war! Ich war s, von deren Hand den Ring Der kühne Räuber dort empfing. Ich war s, die ihn der Gruft entwandte. Rein, wie das Licht, war Euryanthe! CHOR O höllischer Verrat! o herb Geschick! LYSIART nähert sich Eglantine Wahnsinn ge! EGLANTINE Schnödes Werkzeug meiner Rache, Dich schleudr ich in dein Nichts zurück! LYSIART Was hält mich, dass ich dich zermalme, Meineidige! Verräterin! Er stösst sie nieder. Eglantine fällt ihren Frauen in die Arme, die sie nach rechts vorn abführen CHOR Ruchloser Mörder! KÖNIG winkt Führt zum Tod ihn! ADOLAR Nein, gebt ihn frei! Lasst ganz sein Werk ihn krönen. Hier ist mein Herz, der Mörder sei Befriedigt. - Gott! wen nannt ich Mörder? Ich! Ich bin der Mörder und der Fluch trifft mich! Wer mordete mit wildem Triebe Die höchste Treue, Glauben, Unschuld, Liebe! Wo lebt ein Frevler sonst, als ich? Er versinkt in dumpfe Verzweiflung. Der König winkt noch einmal. Lysiart wendet sich nach hinten. Die beiden Jagdjunker, der Offizier rechts hinten und sechs Mann seiner Soldaten begleiten Lysiart als Gefangenen nach rechts hinten hinaus. Hornsignale rechts hinten CHOR DER JÄGER rechts hinten O Wonne! sie atmet! sie lebet! Euryanthe, Chor der Jäger kommen von rechts hinten ELFTER AUFTRITT Die Vorigen. Euryanthe zu Adolar in den Vordergrund eilend. Jagdchor Duett mit Chor Der Jagdchor nimmt vor den Trompetern Ausstellung. Adolar kniet vor Euryanthe. Der König in der Mitte, hinter beiden stehend EURYANTHE, ADOLAR Hin nimm die Seele mein, Atme mein Leben ein! Hin nimm die Seele mein, Mein Leben atme ein, Ganz bin ich dein! Lass mich in Lust und Wehn An deiner Brust vergehn! CHOR O Lust nach Todespein, O Treue, stark und rein, Du sein, er dein! Holdseliger Verein, O Lust nach Todespein! Recitativ ADOLAR von Entzückung ergriffen Ich ahne, Emma, selig ist sie jetzt Der Unschuld Thräne hat den Ring benetzt. Treu bot dem Mörder Rettung an für Mord, Ewig vereint mit Udo weilt sie dort! König nähert sich und vereinigt die Hände der Liebenden Schlusschor EURYANTHE, ADOLAR Nun selig Glück will jedes Leid versöhnen! CHOR Nun feiert hoch in vollen Jubeltönen Der Ritter Schmuck, die treu ste aller Schönen. Geprüftes Paar, besiegt ist Nacht und Tod, Die Wahrheit strahlt im reinsten Morgenrot, Der Himmel schirmt dies Band! Heil Adolar! In vollen Jubeltönen! Heil Euryanth ! Der Treusten aller Schönen. Heil Adolar! Heil Euryanth . Weber,Carl Maria von/Euryanthe