約 5,264,879 件
https://w.atwiki.jp/oper/pages/2211.html
Entrée Christel CHRISTEL Ich bin die Christel von der Post; Klein das Salär und schmal die Kost. Aber das macht nichts, wenn man noch jung ist - Wenn man nicht übel, wenn man im Schwung ist. Ohne zu klagen Kann man s ertragen. Wenn man dabei Immer lustig und frei! Bin ja die Christel von der Post! Mein Amt ist herrlich, Wenn auch beschwerlich. Auf die Adresse kommt viel an; Wenn s ein galanter, Recht ein charmanter Wird es fatal oft dann und wann. Statt Rezepisse Gäb er gern Küsse; Pfiffig jedoch benehm ich mich da! Lass ihn vor allem s Porto erst zahlen. Sage dann lachend zu ihm ja, ja! Einen Kuss Wenn ich muss. Nur nicht gleich, nicht auf der Stell Denn bei der Post geht s nicht so schnell Mein Schatz, der Adam aus Tirol, Liebt mich unbändig, glaub s ihm wohl. Ob er mir treu ist, will ich nicht fragen, Dass er kein Geld hat, das kann ich sagen. Seh ich ihn wieder, Pocht s mir im Mieder, Wird mir so dumm Und ich weiss nicht warum? Bin halt die Christel von der Post. Er meint es ehrlich, Fragt unaufhörlich Wann ich ihm folge zum Altar. Er sagt «Ich nehm dich.» Ich sage «Schäm dich!» Wären doch komisch wir als Paar. «Du hast zu wenig, Ich keinen Pfennig- Denke nur, wenn einst Kinder da!» Treibt in die Enge Mich sein Gedränge, Sage ich lachend zu ihm «Ja, ja! Muss es sein, Werd ich dein; Nur nicht gleich, nicht auf der Stell , Denn bei der Post geht s nicht so schnell!» Terzett CHRISTEL Ach, Ihre Reputation Ist just die beste nicht - Pardon! Drum hab ich Durchlaucht von Person mir anders vorgestellt - Pardon! Ein wenig übertragen schon, Nicht sehr verführerisch - Pardon! Ein militärisch - grober Ton. Die Leute sagen so - Pardon! So hab ich Durchlaucht mir gedacht, Das hat mir wirklich bang gemacht; Doch kaum, dass ich gesehen sie, Da ward mir gleich -ich weiss nicht wie! Ach, leicht erweckt man Sympathie, Wenn man so reizend ist wie Sie! STANISLAUS und WEPS Das geht ja vorderhand Herrlich und ganz charmant Also nur vorwärts kühn, Immer das Ziel im Sinn; Alle Chancen sind für dichlmich Das weitere findet sich! CHRISTEL Wenn man so reizend ist wie Sie STANISLAUS Was soll ich dir gewähren? Verlange ungeniert WEPS Du kannst schon was begehren, Beim dem ist nichts riskiert. CHRISTEL Ach, meine Wünsche sind so klein, Ich werde sehr bescheiden sein! STANISLAUS Wozu die Resignation Mit diesem Feueraug - Pardon! Begehren kann man kühner schon Mit diesem Kirschenmund -Pardon! Ich gäb ein Schloss mit Passion Für einen Kuss von dir - Pardon! Es wär ja doch nur Bettlerlohn Für eine Götterlust - Pardon! Was auch dein Herz von mir verlang Um die Erfüllung sei nicht bang; Denn seit mein Aug gesehen dich Könnt zum Verschwender werden ich! Begehren kann man immerzu, Wenn man so reizend ist wie du! CHRISTEL und WEPS Das geht ja vorderhand Herrlich und ganz charmant Also nur vorwärts kühn, Immer das Ziel im Sinn; Alle Chancen sind für dich/mich Das weitere findet sich! STANISLAUS Wenn man so reizend ist wie du! Finale CHOR Vivat! Hoch! Hurrah! Hurrah! Nun gilt s loyal zu sein; Drum nur tüchtig vivat schrei n. Gebt acht, der Kurfürst naht sich gleich; Beglücken wird er sicher euch. Herbei, herbei mit frohem Schritt; Die Frauen alle in die Mitt ! Gebt acht, gebt acht auf die Bouquet - Der Fürst ist in der Näh ! SCHNECK Die Schöne, die er wählen wird, Dem Herrn ihr Sträusschen präsentiert, Bestimmt für die Ovation Ist hier im Pavillon! MÄNNER Welches Glück! FRAUEN Dieses Warten! Welche Pein! Wer wird die Erwählte sein? SCHNECK Ich hab s Wort von Exzellenz Er wählt nur meine Emmerenz! Hoch! ALLE Hoch! Hurrah! Nun gilt s! SCHNECK Da kommt die Durchlaucht schon! CHOR Das ist ja der Baron! Viv … WEPS Scht! Liebe, treue Untertanen, Trollt euch wieder nur von dannen, Stellt das Vivatbrüllen ein, Ungestört will Durchlaucht sein! Durchlaucht nämlich ist erschienen, Sitzt bereits huldvoll da drinnen Und ein Mädchen, wirklich nett, Brachte ihm schon ein Bouquet. Ja, den Strauss im Pavillon - Seine Durchlaucht hat ihn schon! CHOR Was! Den Strauss im Pavillon - Seine Durchlaucht hat ihn schon? SCHNECK Ein fremdes Mädchen drängt sich ein? CHOR Das darf nicht sein! SCHNECK Sie muss heraus! CHOR Wir kratzen ihr die Augen aus! Heraus mit ihr! Heraus! WEPS Kusch! Maul gehalten! Keinen Muckser! Man marschier! Man bedenk , dass seine Durchlaucht hier! KURFÜRSTIN Ei, der Zufall kommt gelegen, Dass der Kurfürst schon zugegen, Wie Sie sagen, Exzellenz, Denn ich möcht zur Audienz. Will die Rosen präsentieren, Bitte drum mich einzuführen; Führ n Sie mich nur still hinein! Ich werd wohl willkommen sein. Ja, mein Strauss im Pavillon, Seine Durchlaucht nimmt ihn schon. CHOR Was? Deinen Strauss im Pavillon, Seine Durchlaucht nimmt ihn schon? SCHNECK Die Person da will hinein? CHOR Das darf nicht sein! SCHNECK Die muss hinaus! CHOR Wir kratzen ihr die Augen aus! Hinaus mit ihr, hinaus! WEPS Kusch! - Sie begehren Unmögliches von mir Seine Durchlaucht ist ja gar nicht hier! CHOR Oho! Was soll das sein? KURFÜRSTIN Erst sagt Ihr ja, dann sagt Ihr nein? CHOR Ist Durchlaucht hier? Ja oder nein? WEPS Nein, nein, nein! ADAM Ist er noch im Pavillon? CHOR Wer? ADAM Der Verführer, der Kujon! CHOR Wer? ADAM und TIROLER Wir hauen ihm den Buckel aus! Heraus mit ihm! Heraus! CHOR Wen meint Ihr? WEPS Was wollet Ihr beginnen? ADAM und TIROLER Wieso? WEPS Packt euch sofort von hinnen! ADAM Oho! WEPS Ihr seid ja wohl von Sinnen; Durchlaucht ist ja drinnen! ADAM Der Fürst? KURFÜRSTIN Der Fürst? WEPS Der Fürst! KURFÜRSTIN Also doch? ADAM Also doch? SCHNECK und CHOR Der Fürst? Also doch? ADAM Der Fürst? KURFÜRSTIN Der Fürst? WEPS Der Fürst! KURFÜRSTIN Und wer noch? ADAM Und wer noch? SCHNECK und CHOR Der Fürst und wer noch? SCHNECK Ein Mädchen tugendsam und nett, Von der man s sich gedacht nie hätt Sich gar so unverschämt benahm. Die Christel ist s, Herr Bräutigam. CHOR Die Christel ist s? Herr Bräutigam! Haha! ADAM Lasst mich hinein, ich fürcht mich nicht; Ich sag s dem Fürsten ins Gesicht. ADELAIDE Verhütet den Skandal! KURFÜRSTIN Retten muss ich den Gemahl! CHOR Adam, geh was liegt daran? Passieren kann s jedermann! ADAM Mein Bouquet, das ich ihr eben Als der Treue Pfand gegeben, Das wirft die Verräterin Treulos einem andern hin. ADELAIDE Ein falsches Lieb vergisst man geschwind. WEPS Eine andere Mutter hat auch ein lieb s Kind. ADAM Lasst mich! CHOR Adam! Adam! KURFÜRSTIN Denk nicht an s Sträusschen mehr von ihr, Nimm meine Rosen hier dafür. ADAM Marie? Marie, du hier? - Und den Strauss, den gibst du mir? - Schenkt man sich Rosen im Tirol, Weisst du, was das bedeutet wohl? Man schenkt die Rosen nicht allein Man gibt sich selber mit auch drein! Meinst du es so? Verstehst du mich? Meinst du es so, dann Liebste, sprich! Meinst du es so, dann tröste mich, Gib mit der Rose mir auch dich! KURFÜRSTIN Schenkt man sich Rosen im Tirol, Weiss man, was das bedeuten soll; Doch trifft der Brauch nicht ein, Wir sind am Rhein, bedenk s, am Rhein. ADAM Mir winket neues Liebesglück Aus dieses Mädchens Blick. Ja, ja, die Rosen sind mein, Die Rosen nicht allein. KURFÜRSTIN Doch vielleicht bring ich dir Glück, Drum nehm die Rosen ich nicht zurück. Ja, ja, die Rosen sind dein, Doch die Rosen nur allein. WEPS und ADELAIDE Ich weiss nicht, was draus werden soll; Die Geschichte wird zu toll! Zieht sich die Fürstin nicht zurück, Wird der Skandal noch publik! CHOR Schenkt man sich Rosen im Tirol, Weiss man, was das bedeuten soll, Er kennt sich aus, hat wirklich Glück, Einen neuen Schatz im Augenblick. Sie ist für ihn, es hat den Schein, Beinah zu schön, beinah zu fein. CHRISTEL Adam! Adam! CHOR Die Christel! CHRISTEL Welches Glück! Als gnädiger Protektor Zum Menagerie-Inspektor Hat Durchlaucht dich ernannt! Schau nur, seine eigene Hand; Schau nur, du bist ernannt! Die Sorgen sind verronnen, Nun haben wir s gewonnen; Kaum dass ich s erwarten kann Bis wir Frau und Mann. CHOR Frau und Mann! ADAM Danke sehr! CHOR Frau und Mann! ADAM Frau und Mann, ich und du? Danke sehr, Nimmermehr. CHRISTEL Aber Schatz, du glaubst doch nicht. ADAM Schau mir ehrlich ins Gesicht Wo ist mein Bouquet? WEPS Ja, den Strauss im Pavillon - CHOR Seine Durchlaucht hat ihn schon! CHRISTEL Jetzt soll der Kurfürst selber her! CHOR Haha! Sonst gar nichts mehr! ADAM Sitzt er denn noch im Taubenhaus? CHRISTEL Lasst mich, ich hole ihn heraus! KURFÜRSTIN Lasst mich nun seine Durchlaucht sehen, Mir soll er Rede stehen! CHRISTEL, ADAM, CHOR Jetzt wird man gleich die Wahrheit sehen - Horcht, noch ist es still! KURFÜRSTIN Niemand hier - leer das Haus! WEPS Fort durch das Fenster ist Stanislaus! CHRISTEL, CHOR Niemand hier - leer das Haus? Lasst uns sehn! - Niemand hier? KURFÜRSTIN Man sieht nicht her - entwischen wir! ADELAIDE Höchste Zeit! ADAM, CHRISTEL, CHOR Niemand hier - leer das Haus? WEPS Mir scheint, ein Vogel kam euch aus! ADAM Wo ist die Marie? CHRISTEL Adam, was willst du tun? Höre mich! ADAM Fort mit dir! CHRISTEL Adam, was beginnst du? ADAM Was ich beginne? Behüt dich Gott, weil ich wieder wand re, Ich such mir eine and re! CHRISTEL Eine andere? ADAM B hüt dich Gott, du Unschuld du! Wünsch dir recht viel Glück dazu Ich dank dir für deine Kompagnie, Ich such wo anders meine Partie. Ich nimm d Marie! CHRISTEL Solche Schmach fügst du mir zu? Du Dummkopf du, Welche Infamie, Verklagen will ich dich und sie! Ich weiss schon wo und wie. Euch alle! Alle! CHOR B hüt dich Gott, du Unschuld du! Wünschen dir viel Glück dazu. Er dankt für deine Kompagnie, Er sucht wo anders sein Partie - Er nimmt d Marie! Marie! Marie! Marie! CHRISTEL Verklagen will ich dich und sie - Euch alle! Alle! Welche Infamie! Entrée Christel CHRISTEL Ich bin die Christel von der Post; Klein das Salär und schmal die Kost. Aber das macht nichts, wenn man noch jung ist - Wenn man nicht übel, wenn man im Schwung ist. Ohne zu klagen Kann man s ertragen. Wenn man dabei Immer lustig und frei! Bin ja die Christel von der Post! Mein Amt ist herrlich, Wenn auch beschwerlich. Auf die Adresse kommt viel an; Wenn s ein galanter, Recht ein charmanter Wird es fatal oft dann und wann. Statt Rezepisse Gäb er gern Küsse; Pfiffig jedoch benehm ich mich da! Lass ihn vor allem s Porto erst zahlen. Sage dann lachend zu ihm ja, ja! Einen Kuss Wenn ich muss. Nur nicht gleich, nicht auf der Stell Denn bei der Post geht s nicht so schnell Mein Schatz, der Adam aus Tirol, Liebt mich unbändig, glaub s ihm wohl. Ob er mir treu ist, will ich nicht fragen, Dass er kein Geld hat, das kann ich sagen. Seh ich ihn wieder, Pocht s mir im Mieder, Wird mir so dumm Und ich weiss nicht warum? Bin halt die Christel von der Post. Er meint es ehrlich, Fragt unaufhörlich Wann ich ihm folge zum Altar. Er sagt «Ich nehm dich.» Ich sage «Schäm dich!» Wären doch komisch wir als Paar. «Du hast zu wenig, Ich keinen Pfennig- Denke nur, wenn einst Kinder da!» Treibt in die Enge Mich sein Gedränge, Sage ich lachend zu ihm «Ja, ja! Muss es sein, Werd ich dein; Nur nicht gleich, nicht auf der Stell , Denn bei der Post geht s nicht so schnell!» Terzett CHRISTEL Ach, Ihre Reputation Ist just die beste nicht - Pardon! Drum hab ich Durchlaucht von Person mir anders vorgestellt - Pardon! Ein wenig übertragen schon, Nicht sehr verführerisch - Pardon! Ein militärisch - grober Ton. Die Leute sagen so - Pardon! So hab ich Durchlaucht mir gedacht, Das hat mir wirklich bang gemacht; Doch kaum, dass ich gesehen sie, Da ward mir gleich -ich weiss nicht wie! Ach, leicht erweckt man Sympathie, Wenn man so reizend ist wie Sie! STANISLAUS und WEPS Das geht ja vorderhand Herrlich und ganz charmant Also nur vorwärts kühn, Immer das Ziel im Sinn; Alle Chancen sind für dichlmich Das weitere findet sich! CHRISTEL Wenn man so reizend ist wie Sie STANISLAUS Was soll ich dir gewähren? Verlange ungeniert WEPS Du kannst schon was begehren, Beim dem ist nichts riskiert. CHRISTEL Ach, meine Wünsche sind so klein, Ich werde sehr bescheiden sein! STANISLAUS Wozu die Resignation Mit diesem Feueraug - Pardon! Begehren kann man kühner schon Mit diesem Kirschenmund -Pardon! Ich gäb ein Schloss mit Passion Für einen Kuss von dir - Pardon! Es wär ja doch nur Bettlerlohn Für eine Götterlust - Pardon! Was auch dein Herz von mir verlang Um die Erfüllung sei nicht bang; Denn seit mein Aug gesehen dich Könnt zum Verschwender werden ich! Begehren kann man immerzu, Wenn man so reizend ist wie du! CHRISTEL und WEPS Das geht ja vorderhand Herrlich und ganz charmant Also nur vorwärts kühn, Immer das Ziel im Sinn; Alle Chancen sind für dich/mich Das weitere findet sich! STANISLAUS Wenn man so reizend ist wie du! Finale CHOR Vivat! Hoch! Hurrah! Hurrah! Nun gilt s loyal zu sein; Drum nur tüchtig vivat schrei n. Gebt acht, der Kurfürst naht sich gleich; Beglücken wird er sicher euch. Herbei, herbei mit frohem Schritt; Die Frauen alle in die Mitt ! Gebt acht, gebt acht auf die Bouquet - Der Fürst ist in der Näh ! SCHNECK Die Schöne, die er wählen wird, Dem Herrn ihr Sträusschen präsentiert, Bestimmt für die Ovation Ist hier im Pavillon! MÄNNER Welches Glück! FRAUEN Dieses Warten! Welche Pein! Wer wird die Erwählte sein? SCHNECK Ich hab s Wort von Exzellenz Er wählt nur meine Emmerenz! Hoch! ALLE Hoch! Hurrah! Nun gilt s! SCHNECK Da kommt die Durchlaucht schon! CHOR Das ist ja der Baron! Viv … WEPS Scht! Liebe, treue Untertanen, Trollt euch wieder nur von dannen, Stellt das Vivatbrüllen ein, Ungestört will Durchlaucht sein! Durchlaucht nämlich ist erschienen, Sitzt bereits huldvoll da drinnen Und ein Mädchen, wirklich nett, Brachte ihm schon ein Bouquet. Ja, den Strauss im Pavillon - Seine Durchlaucht hat ihn schon! CHOR Was! Den Strauss im Pavillon - Seine Durchlaucht hat ihn schon? SCHNECK Ein fremdes Mädchen drängt sich ein? CHOR Das darf nicht sein! SCHNECK Sie muss heraus! CHOR Wir kratzen ihr die Augen aus! Heraus mit ihr! Heraus! WEPS Kusch! Maul gehalten! Keinen Muckser! Man marschier! Man bedenk , dass seine Durchlaucht hier! KURFÜRSTIN Ei, der Zufall kommt gelegen, Dass der Kurfürst schon zugegen, Wie Sie sagen, Exzellenz, Denn ich möcht zur Audienz. Will die Rosen präsentieren, Bitte drum mich einzuführen; Führ n Sie mich nur still hinein! Ich werd wohl willkommen sein. Ja, mein Strauss im Pavillon, Seine Durchlaucht nimmt ihn schon. CHOR Was? Deinen Strauss im Pavillon, Seine Durchlaucht nimmt ihn schon? SCHNECK Die Person da will hinein? CHOR Das darf nicht sein! SCHNECK Die muss hinaus! CHOR Wir kratzen ihr die Augen aus! Hinaus mit ihr, hinaus! WEPS Kusch! - Sie begehren Unmögliches von mir Seine Durchlaucht ist ja gar nicht hier! CHOR Oho! Was soll das sein? KURFÜRSTIN Erst sagt Ihr ja, dann sagt Ihr nein? CHOR Ist Durchlaucht hier? Ja oder nein? WEPS Nein, nein, nein! ADAM Ist er noch im Pavillon? CHOR Wer? ADAM Der Verführer, der Kujon! CHOR Wer? ADAM und TIROLER Wir hauen ihm den Buckel aus! Heraus mit ihm! Heraus! CHOR Wen meint Ihr? WEPS Was wollet Ihr beginnen? ADAM und TIROLER Wieso? WEPS Packt euch sofort von hinnen! ADAM Oho! WEPS Ihr seid ja wohl von Sinnen; Durchlaucht ist ja drinnen! ADAM Der Fürst? KURFÜRSTIN Der Fürst? WEPS Der Fürst! KURFÜRSTIN Also doch? ADAM Also doch? SCHNECK und CHOR Der Fürst? Also doch? ADAM Der Fürst? KURFÜRSTIN Der Fürst? WEPS Der Fürst! KURFÜRSTIN Und wer noch? ADAM Und wer noch? SCHNECK und CHOR Der Fürst und wer noch? SCHNECK Ein Mädchen tugendsam und nett, Von der man s sich gedacht nie hätt Sich gar so unverschämt benahm. Die Christel ist s, Herr Bräutigam. CHOR Die Christel ist s? Herr Bräutigam! Haha! ADAM Lasst mich hinein, ich fürcht mich nicht; Ich sag s dem Fürsten ins Gesicht. ADELAIDE Verhütet den Skandal! KURFÜRSTIN Retten muss ich den Gemahl! CHOR Adam, geh was liegt daran? Passieren kann s jedermann! ADAM Mein Bouquet, das ich ihr eben Als der Treue Pfand gegeben, Das wirft die Verräterin Treulos einem andern hin. ADELAIDE Ein falsches Lieb vergisst man geschwind. WEPS Eine andere Mutter hat auch ein lieb s Kind. ADAM Lasst mich! CHOR Adam! Adam! KURFÜRSTIN Denk nicht an s Sträusschen mehr von ihr, Nimm meine Rosen hier dafür. ADAM Marie? Marie, du hier? - Und den Strauss, den gibst du mir? - Schenkt man sich Rosen im Tirol, Weisst du, was das bedeutet wohl? Man schenkt die Rosen nicht allein Man gibt sich selber mit auch drein! Meinst du es so? Verstehst du mich? Meinst du es so, dann Liebste, sprich! Meinst du es so, dann tröste mich, Gib mit der Rose mir auch dich! KURFÜRSTIN Schenkt man sich Rosen im Tirol, Weiss man, was das bedeuten soll; Doch trifft der Brauch nicht ein, Wir sind am Rhein, bedenk s, am Rhein. ADAM Mir winket neues Liebesglück Aus dieses Mädchens Blick. Ja, ja, die Rosen sind mein, Die Rosen nicht allein. KURFÜRSTIN Doch vielleicht bring ich dir Glück, Drum nehm die Rosen ich nicht zurück. Ja, ja, die Rosen sind dein, Doch die Rosen nur allein. WEPS und ADELAIDE Ich weiss nicht, was draus werden soll; Die Geschichte wird zu toll! Zieht sich die Fürstin nicht zurück, Wird der Skandal noch publik! CHOR Schenkt man sich Rosen im Tirol, Weiss man, was das bedeuten soll, Er kennt sich aus, hat wirklich Glück, Einen neuen Schatz im Augenblick. Sie ist für ihn, es hat den Schein, Beinah zu schön, beinah zu fein. CHRISTEL Adam! Adam! CHOR Die Christel! CHRISTEL Welches Glück! Als gnädiger Protektor Zum Menagerie-Inspektor Hat Durchlaucht dich ernannt! Schau nur, seine eigene Hand; Schau nur, du bist ernannt! Die Sorgen sind verronnen, Nun haben wir s gewonnen; Kaum dass ich s erwarten kann Bis wir Frau und Mann. CHOR Frau und Mann! ADAM Danke sehr! CHOR Frau und Mann! ADAM Frau und Mann, ich und du? Danke sehr, Nimmermehr. CHRISTEL Aber Schatz, du glaubst doch nicht. ADAM Schau mir ehrlich ins Gesicht Wo ist mein Bouquet? WEPS Ja, den Strauss im Pavillon - CHOR Seine Durchlaucht hat ihn schon! CHRISTEL Jetzt soll der Kurfürst selber her! CHOR Haha! Sonst gar nichts mehr! ADAM Sitzt er denn noch im Taubenhaus? CHRISTEL Lasst mich, ich hole ihn heraus! KURFÜRSTIN Lasst mich nun seine Durchlaucht sehen, Mir soll er Rede stehen! CHRISTEL, ADAM, CHOR Jetzt wird man gleich die Wahrheit sehen - Horcht, noch ist es still! KURFÜRSTIN Niemand hier - leer das Haus! WEPS Fort durch das Fenster ist Stanislaus! CHRISTEL, CHOR Niemand hier - leer das Haus? Lasst uns sehn! - Niemand hier? KURFÜRSTIN Man sieht nicht her - entwischen wir! ADELAIDE Höchste Zeit! ADAM, CHRISTEL, CHOR Niemand hier - leer das Haus? WEPS Mir scheint, ein Vogel kam euch aus! ADAM Wo ist die Marie? CHRISTEL Adam, was willst du tun? Höre mich! ADAM Fort mit dir! CHRISTEL Adam, was beginnst du? ADAM Was ich beginne? Behüt dich Gott, weil ich wieder wand re, Ich such mir eine and re! CHRISTEL Eine andere? ADAM B hüt dich Gott, du Unschuld du! Wünsch dir recht viel Glück dazu Ich dank dir für deine Kompagnie, Ich such wo anders meine Partie. Ich nimm d Marie! CHRISTEL Solche Schmach fügst du mir zu? Du Dummkopf du, Welche Infamie, Verklagen will ich dich und sie! Ich weiss schon wo und wie. Euch alle! Alle! CHOR B hüt dich Gott, du Unschuld du! Wünschen dir viel Glück dazu. Er dankt für deine Kompagnie, Er sucht wo anders sein Partie - Er nimmt d Marie! Marie! Marie! Marie! CHRISTEL Verklagen will ich dich und sie - Euch alle! Alle! Welche Infamie! Zeller,Carl/Der Vogelhändler/II-1
https://w.atwiki.jp/michealfeng/pages/26.html
There are lots of a lot more sleeping luggage accessible to the market place nowadays than there are purposes for which they may be used. The traits and attributes of a sleeping bag that is definitely made use of for just a kid s sleepover are vastly various from people required of the bag that is to become utilized for sleeping during a trek in a very freezing mountainous region, and there are plenty of selections obtainable for the multitude of needs which lie somewhere in between these two extremes. Sleeping bags which might be for indoor use are certainly not required to be weatherproof, and they are frequently known as slumber baggage. They re extra probable to be manufactured from all-natural fabrics than from synthetic from which nearly issey miyake crossbody bag all of outside baggage are made. They are mostly made to make sleeping about the flooring much more comfortable, and to provide additional heat, as would a blanket. Certainly the technological know-how of sleeping bag manufacture has enhanced tremendously above the years, but sleeping luggage day again to 1861 when Francis Fox Tuckett produced his prototype. Originally camel fur and kapok were applied for insulation till duck and goose down were introduced. Sleeping baggage were not produced commercially right until the eighteen nineties every time a Norwegian firm commenced their manufacture, but customers needed to wait around one more hundred many years for manufacturing standards to become released while in the United states and Europe. The two main shaped sleeping baggage tend to be the rectangular luggage as well as mummy baggage. The rectangular luggage are formed as their title implies, and provide more home to maneuver about inside of, but then again that additional place signifies that you can find more space inside of wherein heat should be retained. Alternatively, the mum bags are tapered in condition in order that there is certainly considerably less place on the amount from the toes which requires the upkeep of warmth. The mother baggage have got a hood which dior jewelry guards your neck and head from the chilly, and when fully closed only your mouth and nose are uncovered. Insulation resources for sleeping luggage may be labeled into two principal groups; down and synthetic. Goose down is a superb insulator and is particularly also outstanding in terms of excess weight and bulk. Alternatively, its insulation features are compromised when the bag receives moist, and it really is tough to clean and dry. It is additionally more expensive than its artificial counterparts. There may be a variety of synthetic fibres which happen to be made use of for insulation, several of which can be Microloft, Hollowfibre, and Polarguard. Synthetic fibres are typically heavier and bulkier than down, nevertheless they tend to be more water-resistant and continue to supply heat if wet. The artificial baggage also tend to price tag considerably less compared to the down luggage. When purchasing a sleeping bag, look at the score in the bag and ensure that it satisfies your demands. Should you be going to be sleeping in alpine conditions you won t wish to be caught that has a bag that has a temperature score all the way down to only 40 degrees Fahrenheit. On the other hand, when you are sleeping out in delicate disorders you won t have to have a bag which is rated right down to zero degrees. This can be clearly simply just a matter of prevalent sense. For those who match your prerequisites with all the ideal sleeping bag, your tenting working experience will be enhanced, fairly than spoiled.
https://w.atwiki.jp/oper/pages/3389.html
このテンプレはポリウト方式で作成されています。 こちらの役名一覧に和訳を記載して管理人までお知らせください。 Vor dem Vorhang ▼ARLECCHINO▲ Ein Schauspiel ist's für Kinder nicht, noch Götter, es wendet sich an menschlichen Verstand; deute es drum nicht völlig à la lettre, nur scheinbar liegt der Sinn offen zur Hand. Der Szenen-Horizont zeigt heitres Wetter, die Handlung spielt in heitren Wetters Land, sprichwörtlich abgefaßt, wie sie erschienen von alters her auf aller Länder Buhnen. Betrog'ner Ehemann, fremd dem eignen Lose, Rivalen, um ein zweites Weib in Streit; blutiger Zweikampf folgt, daran sich lose landläuf'ge Weisheit und Betrachtung reiht; ein grader Mann in buntgeflickter Hose greift hurtig-keck in die Begebenheit; so spiegelt sich die kleine Welt im kleinen, was lebend wahr, will nachgeahmt erscheinen. (zum Kapellmeister) Maestro? … 1. Satz Arlecchino als Schalk Einleitung, Szene und Liedchen (Eine gewundene und bergige Straße in der oberen Stadt Bergamos; wo die Straße sich teilt, bildet sich einkleiner Platz. Es ist die Zeit des Sonnenuntergangs. Ser Matteo hat sich vor seiner Haustür eine ambulante Werkstatt eingerichtet. Er naht an einem Mantel und hat zugleich vor sich ei-nen Band Dante aufgeschlagen, aus welchem er, als Feinschmec-ker, eigenen Hauses, gerade über seinem Kopf, sieht man Arlecchi-no mit Ser Matteos schoner junger Frau verstohlen herausschauen. Matteo liest ernst. Heitert sich auf Gerät in Verzuckung. Seine Ausdrucksweise, im Gegensatz zu dem sichtlichen Entzucken, hat etwas Mattes und Klagliches.) ▼MATTEO▲ Es bleibt doch die schönste, die ergreifendste Stelle! «Questi, che mai da me non fia diviso, la bocca mi bacio tutto tremante; (Arlecchino küßt die Frau des Schneiders.) Galeotto fu'l libro e chi lo scrisse!…» (sich unterbrechend) Symbole! Symbole! Ach! Symbole! Unkeuschheit, du bist der wahre Galeotto, und endest in der Holle! Da! Da! Da! (Er tippt mit dem Fingerauf das Buch. Arlecchino, am Fenster, hält sich den Mund, auf daß er nicht laut auflache.) Bei diesen Worten denk ich - ich weiß nicht wie - an die Musik der Oper! O du, mein Mozart! «La bocca mi bacib tutto tremante» Hier mußten mir die Floten girren, die Gamben stöhnen… (Er laßt, in Ekstase, die Arbeit fallen.) ▼ARLECCHINO▲ Wie komm ich fort?! Das Tor ist zu, der Schneider hält den Schlussel. Anknüpfen ist leicht zuweilen, loskommen oft unmoglich, per Dio! ▼MATTEO▲ «Questi, che mai da me non fia diviso, la bocca mi baciò tutto tremante…» ▼ARLECCHINO▲ Frauen brauchen Hintertüren, ein Mann hat seinen Degen, adio! ▼MATTEO▲ Nun wird der Baß unbändig «Galeotto fu'l libro.» (Arlecchino springt aus dem Fenster, so daß er vor dem Schneider zu stehen kommt; klappt ihm das Buch zu.) ▼ARLECCHINO▲ «Quel giorno piu non vi leggemmo avante!» Ausgelesen für heute, Ser Matteo! ▼MATTEO▲ Mein Wort? Fallt ihr vom Himmel? Was stört ihr mich? Wer seid ihr? ▼ARLECCHINO▲ Ernstlich, Ser Matteo, indessen ihr den Dante in Musik setzet, rückt der Barbar vor die Tore, - bald ist er da und nimmt unsere Weiber. So ein Tudesker zieht im Handumdrehen seinen Spieß… (Er zieht sein Holzschwert.) ▼MATTEO▲ ängstlich Ihr seid wohl selber einer! ▼ARLECCHINO▲ Ich bin der Erzengel Gabriel und töte den Drachen. (Er packt den Schneider.) ▼MATTEO▲ Mörder! ▼ARLECCHINO▲ Merkt ihr denn nicht? Ich markiere den Feind. Hoch die Bibel und nieder mit dem Papstgesindel! Her mit deinem schönen Dolche! (Er steckt die Schneiderschere zu sich in den Gürtel.) Gebt acht, Ser Matteo, schon seh' ich Germanias Stierhörner über euerem Haupte sich winden. Die Fahne des Glaubens flattert! (Er spießt den Mantel auf sein Holzschwert. Der Schneiderfällt um, der Hausschlüssel gleitet ihm aus der Tasche.) Holla! die Schlüssel der Stadt. «E caddi, - como corpo morte cade.» Das endet den Gesang. Ich rat' euch, geht ins Haus, verschanzt euch! Die Barbaren… hört ihr nicht? Trapp, trapp, tschum, tschum, trapp, trapp, tschum, tschum, Blut, Pest und Schändung! Seht, ich mein' es gut! ▼MATTEO▲ Ihr seid der Teufel. ▼ARLECCHINO▲ Geht, geht, ich schließ' euch auf; nein, keinen Widerstand, ich kann auch streng sein. Hinein mit euch! (Er hat Matteo ins Haus geschoben, hinter ihm zugeschlossen, den Schlüssel eingesteckt. Nun hüllt er sich in den eroberfen Mantel.) Eroberung! Kriegsbeute! Einen Gefangenen! Wetterwendisch ist das Schlachtenglück als wie der Hahn auf dem Turme. Drum im Sturme faß es beim Genick! blickt sich um, wirft eine Kußhand Sieh, da späht ein süßer Frauenblick, warte, Kind, bald bin ich dir zuruck als wie der Hahn, als wie der Hahn - im Abgehen La,la,la,la… (Matteo verschließt die Fensterladen seines Hauses.) La,la,la,la. Duett Es nahen, im Gespräch begriffen, der Abbate Cospicuo und der Dottore Bombasto. ▼ABBATE▲ Und noch hab ich euch zu danken… ▼DOTTORE▲ Keinen Dank, keinen Dank! ▼ABBATE▲ …daß ihr mir durch eure Kunst viele Seelen (reichlich viele!) in den Himmel expedieret;… ▼DOTTORE▲ Und wo wollt ihr hinaus? ▼ABBATE▲ …nur daß ihr die Zeit karg bemesset, zur würdigen Vorbereitung solcher Fahrt. ▼DOTTORE▲ So, so, so, so! Wart ihr in euerem Handwerk nur halb so gut beschlagen wie ich in dem meinen, ihr säßet langst als Kardinal zu Rom; der Purpur, indessen, er glanzt nur auf euerem Antlitz; ihr neigt zu Kongestionen… ▼ABBATE▲ Ungerecht sind die Guter auf Erden verteilt ich weiß von Kardinälen, die verdienten, in eurer Behandlung zu stehn! ▼DOTTORE▲ Nun seid ihr gar sanguinisch, und bald seid ihr cholerisch, und überfüllt den Magen! ▼ABBATE▲ Spart die Diagnose, beim Himmel! Für eure Tinkturen und Tränklein und Tropfen insgesamt gäb' ich nicht den Inhalt einer strohumflochtenen Flasche auf Hügeln der Toskana genossen! Toskana! das erfrischt und enwärmt, die Sonne bestrahlt die Opferhandlung; rings lacht die Landschaft, graue Turme warnen schweigend. Wie alt, und wie jung! Wie würdig, und wie heiter! Ich sage euch In diesem Weine spür' ich die Anwesenheit des Herrn! ▼DOTTORE▲ Lehrt ihr doch selber, Gott sei uberall! ▼ABBATE▲ Nein! Nur Weiber und Kapuziner schreien, daß Gott in jedem Katzenbuckel stecke! Oder denkt ihr, in euch ware Göttliches? ▼DOTTORE▲ Weiber und Kapuziner sind euer vornehmster Umgang… ▼ABBATE▲ Ihr vergeßt die Arzte! ▼DOTTORE▲ Pah ! ▼ABBATE▲ Die Frauen aber… ▼DOTTORE▲ Die Frauen, die Frauen, die Frauen! ▼ABBATE▲ …sie sind eine Zierde den Menschen… ▼DOTTORE▲ In jedem Weibe stecken sieben lange Teufel! ▼ABBATE▲ …und Süßigkeit in des Menschen Leben! ▼DOTTORE▲ Seht mir! ▼ABBATE▲ Just hier hauset die schöne Frau des wackren Schneidermeisters, ein hellgrünes Bäumchen, das aus der Ritze eines berstigen Gemäuers s eine Zweiglein nach der Sonne strecket aus . ▼DOTTORE▲ Ich kenn's. ▼ABBATE▲ …doch seht! ▼DOTTORE▲ Was ist zu sehn?! was gibt's? ▼ABBATE▲ Regungslos das Haus und verschlossen, wie ein Geheimnis. He, Ser Matteo!… ▼ABBATE, DOTTORE▲ He, Ser Matteo, Matteo! Seid ihr tot? Noch ist's nicht Abend! Ser Matteo! Matteol Oh! Im Namen des Herrn! ▼MATTEO▲ (vorsichtig ein halbes Fenster öffnend) Ihrs eid's, Monsignore? ▼ABBATE▲ Ja! ▼MATTEO▲ Und ihr, Dottore? ▼DOTTORE▲ Ja! ▼MATTEO▲ Treibt euch leichtfertig auf offener Straße umher? ▼ABBATE▲ Was fällt euch an meinem Wandeln Würdeloses auf? ▼DOTTORE▲ Möcht' ich erklärt haben… Terzett ▼MATTEO▲ So wüßt ihr von Nichts? ▼ABBATE, DOTTORE▲ Von was? ▼MATTEO▲ Die Barbaren… die Barbaren umringen diese Stadt! ▼ABBATE, DOTTORE▲ Die Barbaren?! ▼MATTEO▲ In wen'gen Stunden, von allen Seiten walzen sie sich her!… ▼ABBATE, DOTTORE▲ Ist's möglich?! ▼MATTEO▲ Die Barbaren! ▼ABBATE, DOTTORE▲ Die Barbaren?! ▼MATTEO▲ Ja, ja, die Barbaren! ▼ABBATE, DOTTORE, MATTEO▲ Die Barbaren! ▼MATTEO▲ Haben Hörner anstatt Ohren, Haar und Bart sind ungeschoren, und sie stehen vor den Toren. ▼ABBATE, DOTTORE, MATTEO▲ Vor den Toren! ▼MATTEO▲ Ihre Sprache ist ein Gemäule, ihr Gesang ist ein Geheule, und ihr Blut ist ein Gefäule! ▼ABBATE, DOTTORE, MATTEO▲ Ein Gefäule! ▼MATTEO▲ Mörder sind sie, Würger, Schlachter, Säufer, Ketzer, Höllenwächter, die schänden unsre Töchter! ▼ABBATE▲ Oh! Rosina, Lucinda, Mariettina, Agnese, Beatrice, Concettina, Francesca, Vittorina, Virginia, Serafina, ihr, meine Töchter, was, was wird aus euch? ▼DOTTORE▲ Das gibt zu denken. ▼MATTEO▲ Ja, das gibt zu denken. ▼ABBATE, MATTEO, DOTTORE▲ Also denken wir. ▼ABBATE▲ Gott, eh'dem der Schlachten, heute der Barmherzigkeit, wird meine Töchter schützen. Erste sei des Mannes Pflicht, für andere sich aufzusparen. ▼MATTEO, DOTTORE▲ Gut! ▼ABBATE, DOTTORE▲ Indessen, ihr, SerMatteo, einTestamentaufsetzet,… ▼MATTEO▲ Ein Testament? ▼ABBATE, DOTTORE▲ …begeben wir uns zu seiner Magnifizenz dem Herrn Bürgermeister. ▼MATTEO▲ Ihr begebt euch zu dem Bürgermeister! ▼ABBATE, DOTTORE▲ …mit sicherer Nachricht kommen wir zurück und pflegen Rat usw. ▼MATTEO▲ O kommt bald zuruck, o kommt bald! Ihr findet mich daheim. ▼ABBATE▲ Behaltet klaren Kopf! ▼DOTTORE▲ Etwas Beruhigendes nehmt zu euch, ein Aderlaß wär' angezeigt. ▼MATTEO▲ das Fensterzuschlagend Puh! Daß meine Frau noch ärgersich beklagte meines dürftigen Blu-tes! ▼ABBATE, DOTTORE▲ Ha, ha, ha, ha! ▼ABBATE▲ auf die Tur des Weinhauses deutend Was meint ihr? wie wär' es? Nur im Vorbeigehn. ▼DOTTORE▲ Ich begleit' euch. ▼ABBATE▲ Vortrefflich. Schreiten wir so den Nationen mit dem sittlichen Beispiel der Brüderlichkeit voran denn! (Sie treten in das Weinhaus.) 2. Satz Arlecchino als Kriegsmann Marsch und Szene (Arlecchino, mit Degen, Mantel und Reiterstiefeln, tritt, von zwei lächerlichen Sbirren gefolgt, in militärischer Haltung auf.) ▼ARLECCHINO▲ Den Schlüssel ließ ich mir nachfertigen, so kann ich als ehrlicher Mann das Eigentum zurückerstatten. Suum cuique. Dem Schlüssel-loch sein Schlüssel. (Matteo steckt den Kopf zum Fenster heraus.) ▼MATTEO▲ Die Barbaren! ▼ARLECCHINO▲ Mann! ▼MATTEO▲ Ja? ▼ARLECCHINO▲ Bist du Ser Matteo del Sarto, vergattet und außer Diensten? ▼MATTEO▲ Hm… ▼ARLECCHINO▲ Ja oder nein? ▼MATTEO▲ In Gottes Namen. ▼ARLECCHINO▲ Ich bin Kriegskapitän und mit der Aushebung der Rekruten betraut. Du prangst auf meiner Liste, - bedanke dich für die Ehre! Was du an Pistolen, Flinten, Kanonen, Schwertern, Pferden, Mauleseln oder Elefanten besitzest, nimmst du mit. Drei Minuten Zeit, dein Haus zu bestellen. Und den Mund gehalten. Flink! ▼MATTEO▲ «Ora incomincian le dolenti note.» ▼ARLECCHINO▲ (sich heftig gegen die Sbirren wendend) Glotzt nicht! Ich will das dicke Blut euch kreisen machen, platte Schildkröt', aufgespießte Heuschreck'. Du! Position! Kehrt. Erstürmt mir jenes Weinhaus, marsch! (Die Sbirren rennen.) Halt! Ließ' ich erst euch dort hinein, ihr kämet mir nie wieder an das Tageslicht, ihr Schlauche! Jetzt, ein geordneter Rückzug. Kehrt, marsch! (Die Sbirren bewegen sich steif auf Arlecchino zu.) Was ist ein Soldat? Etwas, das sich selbst aufgibt. Eine kenntliche Kleidung. Ein Hunderttausendstel. Der künstliche Mensch. Was ist das Recht? Was man anderen entreißen will. Was ist das Vaterland? Der Zank im eigenen Hause. Ihr seid Soldaten und kämpft für Recht und Vaterland. Merkt's euch! Die drei Minuten sind um… ▼MATTEO▲ (von innen) Der Torschlüssel ist unauffindbar. ▼ARLECCHINO▲ EinTorschlüssel?… Den hast du beim Absperren von außen stecken lassen, du Nebelkopf. Vortreten! (Er sperrt das Tor auf Ser Matteo erscheint in einer grotesken, im-provisierten Kriegsausrüstung.) ▼MATTEO▲ (sorgfaltig sein Haus verschließend) Ihr gestattet, daß ich meinen Dante mit mir nehme? ▼ARLECCHINO▲ Niemand soll sagen durfen, daß die Kultur im Kriege unterginge! Folge diesen Tapfern, wohin sie dich führen; dein Haus bleibt in mei-ner Bewachung, marsch! ▼MATTEO▲ (im Abgehen zwischen den Sbirren) «Per me si va nella citta dolente; per me si va tra la perduta gente.» ▼ARLECCHINO▲ (wieder unterwegs zum Tor) Nun den Rest! Nur keine halbe Arbeit. Besser nichts beginnen, als etwas zur Hälfte aufgeben. (versucht, es zu öffnen) Der Schlüssel ist noch neu. Ein neuer Schlüssel, ein rostiger Schlüs-sel, sie arbeiten gleich schlecht. 3. Satz Arlecchino als Ehemann Szene und Arie ▼ARLECCHINO▲ Jetzt aber… (Colombina tritt auf.) ▼COLOMBINA▲ Herr Kapitän, um Vergebung… ▼ARLECCHINO▲ (abgewandt) Madame!? Der Himmel soll gleich einstürzen, wenn das nicht die Stimme ist meiner Frau! ▼COLOMBINA▲ Herr Kapitän, ein verlassenes Weib sucht euren Schutz. ▼ARLECCHINO▲ (immer noch abgewandt) Madame, was konnt' ich schützen, das ihr nicht selbst zu schützen wüßtet? ▼COLOMBINA▲ Hört mich an… (Er wendet sich plötzlich um. Sie erkennt ihn.) Ach! da bist du wieder, du Ungeheuer, du Abenteurer, du Lügensack! Was vermummst du dich, was führst du jetzt im Schilde? Wo treibst du dich umher, seit Tagen, seit Nächten, die ich verweinte? Ich bin wohl ganz entstellt. (Sie zieht Spiegel und Puderquaste aus ihrem Säckchen und frischt eilig ihr Gesicht auf.) ▼ARLECCHINO▲ Scharmant, wie immer! ▼COLOMBINA▲ Schweig! Jedem Mädchen läufst du nach, jede Schürze tut's dir an, jeder Rock fängt deinen Blick. Ach, und nicht genug! Du führst fortwährend Handel, foppst ehrenwerte Leute, Unfrieden stiftest du, treibst etlichen Betrug; ja, du betrügst, ja, du betrügst, immer, immer, und vor andren betrügst du mich! ▼ARLECCHINO▲ Die Treue, Madame, ist ein Laster, das meiner Ehrsamkeit nicht ansteht. Sie ist der Beinbruch nach dem ersten Schritt, das Unrecht, an dritten begangen, die Untreue gegen sich selber, ein moralischer Bankrott und das Ende der Liebe. Sie ist der Bogen, der nur einen Pfeile abschießt; das Schiff, das nur an einer Küste anlegt, die Sonne, die nur einen Stern bescheint. Ich stehe mit ihr auf schlechtem Fuße, doch sag' ich's und zeig' ich's auf offenem Markte. Darum fuhr' ich das beste Gewissen und schlafe einen Kinderschlaf… Kleine Arie Wie ist ihr Schlaf, Madame? ▼COLOMBINA▲ Du redest abscheulich… ▼ARLECCHINO▲ Schönrederei ist von meinen vielen Unbegabtheiten eine! ▼COLOMBINA▲ (weislich einen anderen Ton anschlagend) O, du bist so begabt, und bist so hübsch, und bist so klug, und bist so männlich; ja, jede Frau beneidet mich um dich, die Dummen! Doch wozu brauchst du sie? Sieh, lieber Arlecchino, ich kann dir alles sein, wenn du nur bei mir willst bleiben Ich tanze, schlage Tamburin und singe, bereite schmackhaft deine Leibgerichte, und pflege dich, bestell' das Haus aufs schönste. Arlecchino! ▼ARLECCHINO▲ für sich Ein ehrlicher Zank, da stelle ich meinen Mann! … ▼COLOMBINA▲ (sich ihm anschmiegend) Arlecchino. ▼ARLECCHINO▲ Doch dies Gemiaule macht mich ungesund. O Colombina, siehst du jenen Stern? Betracht' ihn dir genau, betracht' ihn lange!… und wär' er ein Unheilskomet, ich durft' nicht eiliger mich davon retten! (Während Colombina den Himmel angafft, läuft Arlecchino davon.) ▼COLOMBINA▲ Ja, Arlecchino… (Sie wendet sich, und steht verdutzt.) Fort! Entschlüpft! Puh! Männer sind feige. In diesem Hause wollt' er wohl ein Vogelnest ausheben, der Vogeldieb! was hing er sonst an der Tür? Ich will doch wissen. (Sie klopft an Matteos Tur, ohne daß sich drinnen etwas regte. Inzwischen aber hört man eine süßliche Tenorstimme kommen.) Szene für zwef, dann für drei Personen ▼STIMME LEANDROS▲ Mit dem Schwerte, mit der Laute, zieht des Wegs der Trovador. Stern ist ihm die Herzenstraute, da er ihr die Treue schwor. Heilig ist der Herzensschwur dem Troubadour. Sänger ist vom Denken frei, Ehre ist des Ritters Fleiß, Sangesritter hält die Treue, weil er es nicht anders weiß. (Leandro tritt schwungvoll-perpendikulär auf und geht auf Colombina zu. Mit Federbarett, Schwert und Laute, nicht allzu schlank und nicht allzu jung, stellt er im ganzen den Typus des Operntenors älteren Schlages vor.) O Colombina, nach dir hab' ich die Fühlhörner meiner Stimmebänder ausgestreckt. Sieh her! Der artesianische Brunnen meines Herzens spritzt zum Himmel und träufelt - fächerpalmig - auf die Beete deines Jugendgartens nieder, o Colombinal ▼COLOMBINA▲ Ihr spottet einer Verlaßnen… ▼LEANDRO▲ Oh! verlassen! ▼COLOMBINA▲ …verlassen und betrogen! ▼LEANDRO▲ Oh, betrogen! Ha, ha, ha, hal So fordr' ich ihn, der dich betrog' an meines Degens schonungslose Spitze; er sterbe, er sterbe… ▼COLOMBINA▲ Ha, ha, ha, ha! ▼LEANDRO▲ (Er zieht das Schwert und schmettert opernhaft ) Contro l'empio traditore la vendetta compierò; gioia mia, per il tuo amore, il malvagio truciderò, sì, sì, sì , sì, vendetta, vendetta, vendetta io compierò! ▼COLOMBINA▲ Hüttet euch, den Mann zu schmähen, dem ich einzig angehört; ist mir Unrecht auch geschehen, war ich doch nicht seiner wert. ▼LEANDRO▲ Per il tuo amore il felon truciderò, büßen soll er sein Verschmähen, wenn ihn trifft mein gutes Schwert, vendetta, vendetta! (Er verbeugt sich lächelnd vor dem Publikum.) O Colombina, so soll heute diese Zunge als Sprachrohr meines wer-benden Busens tönen Ich liebe dich, ich bin reich, ich kann dich schützenl ▼COLOMBINA▲ Könnt' ich jemals einem Manne noch trauen! ▼LEANDRO▲ Ich schmücke dich mit den Juwelen meiner Ahnfraun; du wirst meine Ritterin, Donna Colombinal ▼COLOMBINA▲ (für sich) Donna Colombina! ▼LEANDRO▲ Ein Vorsaal voller Diener, ein Marstall voller Hengste folgen den Winken ihrer frischgekrönten Herrin. ▼COLOMBINA▲ Sollte das alles wahr sein? ▼LEANDRO▲ Ich schwör' es! ▼COLOMBINA▲ Sollte das alles, alles wahr sein? ▼LEANDRO▲ Ich schwör' es! bei der steinernen Gruft meiner gemordeten Tantel ▼COLOMBINA▲ Wüßt' ich nur, daß Arlecchino dies ärgern könnt'. ▼LEANDRO▲ O sprich! ▼COLOMBINA▲ So wartet doch… ▼LEANDRO▲ O sprich! ▼COLOMBINA▲ …und hieltet ihr mich nicht für allzu unbeständig? ▼LEANDRO▲ Ha! so darf ich jetzo, also darf ich jetzo pflücken die Hoffnungsblüte der kühnsten Träume; bebet! bebet, ihr sieghaften Liebespränge! Schmelzet hin, Intervalle meiner flüsternden Wonne «Venus sieht auf uns her nieder,…» ▼COLOMBINA▲ O Gott, was soll das wieder! ▼LEANDRO▲ «…und ihr Stern, er leuchtet auf.» ▼COLOMBINA▲ Verzeiht, findet ihr das sehr geschmackvoll? (parodierend) Ach! ▼LEANDRO▲ Gewiß, von auserlesenem Geschmack! «Amor, bübisch, immer wieder zielt und trifft im munt'ren Lauf." ▼COLOMBINA▲ Ha, ha, ha, ha, ach, gar zu läppisch macht sich diese Arietta. ▼LEANDRO▲ Wartet erst die Stretta, denn nun hol' ich aus «Liebe, nie genug besungen, ist hier abermals erwacht; Herz zu Herzen springen Funken, und der Brand ist hell entfacht. Liebe, nie genug besungen,» usw. ▼COLOMBINA▲ Gott wie lächerlich! wie veraltet! Ha, ha, ha, ha! Bald hab' ich von dem genug, dieser Mann ist wohl nicht klug. Ha, ha, ha, hal (Arlecchino, im gewohnten Kostüm, hat das Paar seit einiger Zeit durch eine Lorgnette beobachtet und springt jetzt einen kecken Schntt vor.) ▼ARLECCHINO▲ Madame, ich seh', ihr bildet euch an meiner Schule. Des Zöglings Fortschritt ist des Meisters Ehre. Ich beglückwünsche uns beide… ▼LEANDRO▲ Wer ist es, der also die Dissonanz schleudert in der Umschlingung Zweiklang? ▼ARLECCHINO▲ Mit dir, mein adeliger Musikophilus, werd' ich allsogleich einen kurzen, schlagfertigen Dialog führen. Ihr Madame, enwartet mich in jener Herberge, wohin ich euch begleiten darf! (Arlecchino bietet Colombina den Arm und führt sie bis vor die Tür des Weinhauses,in das er sie mit einer Verbeugung einläßt.) Ich bin der Mann jener Dame. Nun zieh! ▼LEANDRO▲ Ist euer Stand dem meinen ebenburtig? (Er zupft an der Laute.) ▼ARLECCHINO▲ Zieh, oder ich prügle dich! ▼LEANDRO▲ Ich dürft' es nicht, so ihr nicht Ritter wäret! (Er zupft wieder an der Laute.) ▼ARLECCHINO▲ O, ich mag deines Herzogs Kind sein; nichts ist erwiesen. Zieh, oder ich spieße dich auf wie eine Wappenratte! ▼LEANDRO▲ Es geschieht in der Notwehr. (Er zupft noch einmal an der Laute und zieht.) ▼ARLECCHINO▲ (auf die umgehängte Laute deutend) Dein kostbares Schnarrwerk könnte Schaden neh men. Leg' es ab. (Leandro schleudert mit edler Geste die Laute von sich.) A noil! (Beim ersten Gang schlägt Arlecchino dem Hitter den Degen aus der Hand und sticht nach ihm, der wie tot hinfällt.) ▼ARLECCHINO▲ Mord! (Er rettet sich in des Schneiders Haus, ehe noch jemand sich gezeigt hat.) 4. Satz Arlecchino als Sieger (Szene, Ouartett und Melodram) (Gleich darauf treten aus dem Weinhaus Colombina, der Abbate und der Dottore. Die beiden Männer sind sichtlich angeheitert.) ▼DOTTORE▲ Es ist schon ganz finster Der Wein hat uns über die Zeit getäuscht. ▼ABBATE▲ Seht ihr den Mond? Nein? Das läßt mich hoffen Der Mond, Gespenst des Himmels, ist gerne dabei, wo es Untaten gibt zu beleuchten. (zum Dottore) Sorgt für eine Laterne. (Der Dottore geht ins Weinhaus ab.) ▼COLOMBINA▲ Mir war es, als ob jemand «Mord» gerufen hätte,… und ich fürchte… ▼ABBATE▲ Man soll niemals Schlimmes befürchten, bevor das Übel erwiesen; wenn ich befürchtete, nicht ganz nüchtern zu sein, so beging ich ein Unrecht an mir selber. ▼DOTTORE▲ (mit einer Lateme zurückkommend) Die Welt ist aufgerühret. Die Erde schwankt. Leiht mir den Arm, damit ich besser sehe… euren Arm. ▼ABBATE▲ Unser Schifflein verläßt den Hafen Du bist das Licht am Hintermast und die scharmande Donnina das Püppchen an des Schiffes Schnabel. (Sie setzen sich in Bewegung.) ▼DOTTORE▲ Wie woll'n zum Bürgermeister… Die Barbaren… die haben uns den Wein gefälscht… ▼ABBATE▲ Halt! eine Klippe!… ▼DOTTORE▲ …darum auch! ▼ABBATE▲ …Steuert! (Der Dottore fällt über den Körper Leandros. Er steht mühsam auf.) ▼DOTTORE▲ Der Mann ist tot. ▼COLOMBINA▲ Ah! (Sie wirft sich auf den leblosen Körper Sämtliche Fenster, ausgenommen in Matteos Haus, bevölkern sich mit neugierigen Köpfen.) ▼ABBATE▲ Der Tod ist ein Geheimnis. ▼DOTTORE▲ Ich weiß mir diesen nicht zu deuten! (Sie sehen einander ratlos an.) ▼DOTTORE, ABBATE▲ Was vermuten, was beginnen, dieser Fall ist intrikat, rasches Tun mit klaren Sinnen, wer das könnte wüßte Rat, usw Priesters Tröstung, Arztes Hilfe ist vergeblich, kommt zu spat. Beides ist vergeblich, beides kommt zu spat. ▼COLOMBINA▲ Dieser Mann ist nicht tot! ▼DOTTORE▲ Ist nicht tot, ist nicht tot… Erlauben Sie! ▼COLOMBINA▲ Zum Beispiel? ▼DOTTORE▲ Mausetot! ▼COLOMBINA▲ Nein! ▼DOTTORE▲ Klarer Fall! ▼COLOMBINA▲ Ach! (Der Abbate untersucht den scheinbar Toten.) ▼DOTTORE▲ Herzschlag! Mors fulminans! Apoplexie! ▼COLOMBINA▲ Nein, nein, nein, nein! ▼ABBATE▲ Auferstehung! gepriesen sei der Herr! ▼DOTTORE▲ Ich weiß das nicht zu deuten! ▼COLOMBINA▲ Seht ihr nun! ▼DOTTORE▲ Der Teufel bleibt der Klügstel ▼ABBATE▲ Nun wollen wir das totlebendige Herrchen in des Schneiders Haus unterbringen. (an dem Hause horchend) Ser Matteo! Ser Matteo! Grabesstille! Es macht mich recht besorgt. (Er klopft an die Tur gegenüber.) Herr Nachbar, aus Barmherzigkeit hier liegt ein Verwundeter. (Der Kopf über der Tür zieht sich zurück, das Fenster wird geschlossen.) Kein Glück. (Er geht zur nächsten Türe.) Ihr, Freund, im Namen der Milde… (Gleicher Erfolg. Er macht die Hunde; rechtzeitig schließen sich die Fenster, verschwinden die Köpfe.) …Hilfe! Erbarmen! Es ist ein Hang in den Menschen, die angeborne Güte zu verbergen. Genug. Wenn sie versagen, stellt die Vorsehung sich ein. Und siehe! Hier erscheint sie im Sinnbild des Esels. (Um eine Straßenecke wird der Kopf eines Esels sichtbar. Der Esel ist von einem Karren gefolgt, dem zur Seite der Kärmer schreitet.) Haltet an, guter Mann, und helfet. Gottes Lohn und einen Taler. Quartett Laßt uns beten Asinus providentialis, er erschien als guter Stern; wunder Ritter, kluges Weibchen, und die Trauung ist nicht fern, usw. ▼LEANDRO▲ (erwachend) Ach, ich starb, und dennoch leb' ich, denn die eine ist treu geblieben. Schwert ist hin, und hin ist Laute, jedoch die Lunge atmet Lieben! usw. ▼DOTTORE▲ Ignorantia heißt der Glaube, Liebe Drang nach neuem Leben, tiefer sieht darin der Meister, Heilkraft ist nur ihm gegeben, usw. ▼COLOMBINA▲ Männer, tapfer oder schwächlich, sind im Grunde gleich zuwider, hat der eine mich verachtet, narr' ich drum den andren wieder! usw ▼DOTTORE▲ Liebe, was ist Liebe? Glaube, was ist Glaube? Tiefer, tiefer sieht der Meister, anders zeigt sich ihm die Welt! ▼ABBATE▲ Asinus providentialis, du erschienst als guter Stern; wunder Ritter, kluges Weibchen, eure Hochzeit ist nicht fern. ▼COLOMBINA▲ Wunder Ritter, wund im Herzen, deine Trauung scheint nicht fern. ▼COLOMBINA, LEANDRO, DOTTORE▲ Amen! (Der Kärrner, mit Hilfe des Abbaten, schafft den Ritter auf den Karren; darauf nehmen auch die übrigen Platz. Der Esel zieht an.) ▼DOTTORE▲ Zum Lazarett! (Der Karren biegt um die Ecke. Arlecchino zeigt sich an der Dachluke von Matteos Haus.) ▼ARLECCHINO▲ Glück auf zur Fahrt, und zur Hochzeit, und zur Kindtaufe! (sich weiterhinauslehnend) Ich hoffe, ihr versäumt nicht den Anstand, mich einzuladen . (Er steigt auf das Dach.) Nun glüht mein Stern! (Wie allumfassend breitet er die Arme aus.) Die Welt ist offen! Die Erde ist jung! Die Liebe ist frei! Ihr Harlekins! (Er läßt sich an der Traufe behende heruntergleiten, öffnet das Tor, umfaßt die dahinter wartende Frau und eilt mit ihr fort.) (Matteo tritt, anscheinend erschöpft, auf.) Monolog ▼MATTEO▲ Wahrlich, ich weiß nicht mehr aus noch ein! Ich… ich fuhle mich recht mitten in Dantes Wildnis. Ein Glück, daß der brave Kapitän mein Haus bewacht; die beiden andren ließen mich im Stich. Wo? das weiß der Himmel! Dieses Bergamo ist auch zu groß. (Er ist an seinem Tor angelangt und sieht sich in der völlig stillen Straße um.) Es hat den Anschein, als ob Frieden wieder herrschte. (Er seufzt und geht ins Haus. Man sieht ihn kurz darauf an einem Fenster, eine brennende Öllampe in der einen, einen Zettel in der anderen Hand. Er liest ) «Ich habe mich nur zur Vesper begeben, komme sobald als möglich zuruck; deine Annunziata.» Das ist mir völlig unbegreiflich! Völlig unbegreiflich! Also werde ich sie unten erwarten. (Er kommt mit Öllampe, Nahzeug und «Dante» aus dem Haustor, und macht sich an der ambulanten Werkstatt zu schaffen.) Das ist mir völlig… beim Galeotto war ich stehngeblieben… lange kann sie nicht bleiben… Es ist der fünfte Gesang… hier. «Galeotto fu'l libro e chi lo scrisse!» (Ein Zwischenvorhang wird ruhig heruntergelassen. Zwei Trompeter in der herkommlichen Livree des Theaterdieners stellen sich rechts und links vor dem Vorhang auf, blasen an und ziehen sich zuruck.) Umzug und Tanz (Schluß) (Vor dem Vorhang. Cavaliere Leandro, an seinem Arme Colombina Sie ziehen über die Bühne, halten vor dem Souffleurkasten, verbeugen sich undgehen ab. Es folgen in gleicher Weise der Dottore mit dem Abbate, der Karren mit dem Esel, der sich verbeugt, die beiden Sbirren und schließlich Arlecchino, an seinem Arme Annunziata. Er hält in der Mitte der Bühne still, nimmt die Maske ab und spricht ) ▼ARLECCHINO▲ Verehrliche Versammlung! Ich habe das innige Vergnügen, Ihnen meine jüngste Angetraute vorzustellen, die bislang als Frau Schneidermeisterin nicht vollauf Gelegenheit fand, ihre Reize vor Ihnen zu enffalten. Betrachten Sie sie jetzt in ihrer ganzen Schöne! O,sie weiß es zu schätzen, vor einer so kunstverständigen Gemeinde sich verneigen zu dürfen! Die ingebührende Distanz verzogene Gattin aus erster Hand ist neuerdings eine zu Hoch- und Edelgepaarte und verbleibt es bis zu neuen Begebenheiten. Die Moral daraus zu destillieren, übermache ich den Damen; was sagt' ich neue Begebenheiten! Wiederholt sich nicht alles und im ewig gleichen Kreise? Wer siegt? Wer fällt? Und wer behält zuletzt sein Recht? Der auf sich selbst gestellt, dem Herzen nach, im Hirne wach, den graden Weg erwählt Der sich begnügt, wenn's ihm gegluckt, die Selbstheit sich zu wahren; der auch geflickt sich niemals bückt, ich hab's an mir erfahren. Die Wahrheitswurzel hiervon zu ziehen, überlasse ich den Männern und zumal den Herren Kunst- und Zeitungskritikern, meinen wohlgesinnten Richtern. Meine Damen, meine Herren, gute Nacht! (Arlecchino umfaßt Annunziata und zusammen führen sie einen kurzen lebhaften Tanz auf mit hochge schwungenen Armen und Beinen, und also bewegt enteilen sie. Wenn der Vorhang wiederaufgezogen wird, erblickt man Ser Matfeo, nähend, lesend, wartend.) Vor dem Vorhang ARLECCHINO Ein Schauspiel ist's für Kinder nicht, noch Götter, es wendet sich an menschlichen Verstand; deute es drum nicht völlig à la lettre, nur scheinbar liegt der Sinn offen zur Hand. Der Szenen-Horizont zeigt heitres Wetter, die Handlung spielt in heitren Wetters Land, sprichwörtlich abgefaßt, wie sie erschienen von alters her auf aller Länder Buhnen. Betrog'ner Ehemann, fremd dem eignen Lose, Rivalen, um ein zweites Weib in Streit; blutiger Zweikampf folgt, daran sich lose landläuf'ge Weisheit und Betrachtung reiht; ein grader Mann in buntgeflickter Hose greift hurtig-keck in die Begebenheit; so spiegelt sich die kleine Welt im kleinen, was lebend wahr, will nachgeahmt erscheinen. zum Kapellmeister Maestro? … 1. Satz Arlecchino als Schalk Einleitung, Szene und Liedchen Eine gewundene und bergige Straße in der oberen Stadt Bergamos; wo die Straße sich teilt, bildet sich einkleiner Platz. Es ist die Zeit des Sonnenuntergangs. Ser Matteo hat sich vor seiner Haustür eine ambulante Werkstatt eingerichtet. Er naht an einem Mantel und hat zugleich vor sich ei-nen Band Dante aufgeschlagen, aus welchem er, als Feinschmec-ker, eigenen Hauses, gerade über seinem Kopf, sieht man Arlecchi-no mit Ser Matteos schoner junger Frau verstohlen herausschauen. Matteo liest ernst. Heitert sich auf Gerät in Verzuckung. Seine Ausdrucksweise, im Gegensatz zu dem sichtlichen Entzucken, hat etwas Mattes und Klagliches. MATTEO Es bleibt doch die schönste, die ergreifendste Stelle! «Questi, che mai da me non fia diviso, la bocca mi bacio tutto tremante; Arlecchino küßt die Frau des Schneiders. Galeotto fu'l libro e chi lo scrisse!…» sich unterbrechend Symbole! Symbole! Ach! Symbole! Unkeuschheit, du bist der wahre Galeotto, und endest in der Holle! Da! Da! Da! Er tippt mit dem Fingerauf das Buch. Arlecchino, am Fenster, hält sich den Mund, auf daß er nicht laut auflache. Bei diesen Worten denk ich - ich weiß nicht wie - an die Musik der Oper! O du, mein Mozart! «La bocca mi bacib tutto tremante» Hier mußten mir die Floten girren, die Gamben stöhnen… Er laßt, in Ekstase, die Arbeit fallen. ARLECCHINO Wie komm ich fort?! Das Tor ist zu, der Schneider hält den Schlussel. Anknüpfen ist leicht zuweilen, loskommen oft unmoglich, per Dio! MATTEO «Questi, che mai da me non fia diviso, la bocca mi baciò tutto tremante…» ARLECCHINO Frauen brauchen Hintertüren, ein Mann hat seinen Degen, adio! MATTEO Nun wird der Baß unbändig «Galeotto fu'l libro.» Arlecchino springt aus dem Fenster, so daß er vor dem Schneider zu stehen kommt; klappt ihm das Buch zu. ARLECCHINO «Quel giorno piu non vi leggemmo avante!» Ausgelesen für heute, Ser Matteo! MATTEO Mein Wort? Fallt ihr vom Himmel? Was stört ihr mich? Wer seid ihr? ARLECCHINO Ernstlich, Ser Matteo, indessen ihr den Dante in Musik setzet, rückt der Barbar vor die Tore, - bald ist er da und nimmt unsere Weiber. So ein Tudesker zieht im Handumdrehen seinen Spieß… Er zieht sein Holzschwert. MATTEO ängstlich Ihr seid wohl selber einer! ARLECCHINO Ich bin der Erzengel Gabriel und töte den Drachen. Er packt den Schneider. MATTEO Mörder! ARLECCHINO Merkt ihr denn nicht? Ich markiere den Feind. Hoch die Bibel und nieder mit dem Papstgesindel! Her mit deinem schönen Dolche! Er steckt die Schneiderschere zu sich in den Gürtel. Gebt acht, Ser Matteo, schon seh' ich Germanias Stierhörner über euerem Haupte sich winden. Die Fahne des Glaubens flattert! Er spießt den Mantel auf sein Holzschwert. Der Schneiderfällt um, der Hausschlüssel gleitet ihm aus der Tasche. Holla! die Schlüssel der Stadt. «E caddi, - como corpo morte cade.» Das endet den Gesang. Ich rat' euch, geht ins Haus, verschanzt euch! Die Barbaren… hört ihr nicht? Trapp, trapp, tschum, tschum, trapp, trapp, tschum, tschum, Blut, Pest und Schändung! Seht, ich mein' es gut! MATTEO Ihr seid der Teufel. ARLECCHINO Geht, geht, ich schließ' euch auf; nein, keinen Widerstand, ich kann auch streng sein. Hinein mit euch! Er hat Matteo ins Haus geschoben, hinter ihm zugeschlossen, den Schlüssel eingesteckt. Nun hüllt er sich in den eroberfen Mantel. Eroberung! Kriegsbeute! Einen Gefangenen! Wetterwendisch ist das Schlachtenglück als wie der Hahn auf dem Turme. Drum im Sturme faß es beim Genick! blickt sich um, wirft eine Kußhand Sieh, da späht ein süßer Frauenblick, warte, Kind, bald bin ich dir zuruck als wie der Hahn, als wie der Hahn - im Abgehen La,la,la,la… Matteo verschließt die Fensterladen seines Hauses. La,la,la,la. Duett Es nahen, im Gespräch begriffen, der Abbate Cospicuo und der Dottore Bombasto. ABBATE Und noch hab ich euch zu danken… DOTTORE Keinen Dank, keinen Dank! ABBATE …daß ihr mir durch eure Kunst viele Seelen (reichlich viele!) in den Himmel expedieret;… DOTTORE Und wo wollt ihr hinaus? ABBATE …nur daß ihr die Zeit karg bemesset, zur würdigen Vorbereitung solcher Fahrt. DOTTORE So, so, so, so! Wart ihr in euerem Handwerk nur halb so gut beschlagen wie ich in dem meinen, ihr säßet langst als Kardinal zu Rom; der Purpur, indessen, er glanzt nur auf euerem Antlitz; ihr neigt zu Kongestionen… ABBATE Ungerecht sind die Guter auf Erden verteilt ich weiß von Kardinälen, die verdienten, in eurer Behandlung zu stehn! DOTTORE Nun seid ihr gar sanguinisch, und bald seid ihr cholerisch, und überfüllt den Magen! ABBATE Spart die Diagnose, beim Himmel! Für eure Tinkturen und Tränklein und Tropfen insgesamt gäb' ich nicht den Inhalt einer strohumflochtenen Flasche auf Hügeln der Toskana genossen! Toskana! das erfrischt und enwärmt, die Sonne bestrahlt die Opferhandlung; rings lacht die Landschaft, graue Turme warnen schweigend. Wie alt, und wie jung! Wie würdig, und wie heiter! Ich sage euch In diesem Weine spür' ich die Anwesenheit des Herrn! DOTTORE Lehrt ihr doch selber, Gott sei uberall! ABBATE Nein! Nur Weiber und Kapuziner schreien, daß Gott in jedem Katzenbuckel stecke! Oder denkt ihr, in euch ware Göttliches? DOTTORE Weiber und Kapuziner sind euer vornehmster Umgang… ABBATE Ihr vergeßt die Arzte! DOTTORE Pah ! ABBATE Die Frauen aber… DOTTORE Die Frauen, die Frauen, die Frauen! ABBATE …sie sind eine Zierde den Menschen… DOTTORE In jedem Weibe stecken sieben lange Teufel! ABBATE …und Süßigkeit in des Menschen Leben! DOTTORE Seht mir! ABBATE Just hier hauset die schöne Frau des wackren Schneidermeisters, ein hellgrünes Bäumchen, das aus der Ritze eines berstigen Gemäuers s eine Zweiglein nach der Sonne strecket aus . DOTTORE Ich kenn's. ABBATE …doch seht! DOTTORE Was ist zu sehn?! was gibt's? ABBATE Regungslos das Haus und verschlossen, wie ein Geheimnis. He, Ser Matteo!… ABBATE, DOTTORE He, Ser Matteo, Matteo! Seid ihr tot? Noch ist's nicht Abend! Ser Matteo! Matteol Oh! Im Namen des Herrn! MATTEO vorsichtig ein halbes Fenster öffnend Ihrs eid's, Monsignore? ABBATE Ja! MATTEO Und ihr, Dottore? DOTTORE Ja! MATTEO Treibt euch leichtfertig auf offener Straße umher? ABBATE Was fällt euch an meinem Wandeln Würdeloses auf? DOTTORE Möcht' ich erklärt haben… Terzett MATTEO So wüßt ihr von Nichts? ABBATE, DOTTORE Von was? MATTEO Die Barbaren… die Barbaren umringen diese Stadt! ABBATE, DOTTORE Die Barbaren?! MATTEO In wen'gen Stunden, von allen Seiten walzen sie sich her!… ABBATE, DOTTORE Ist's möglich?! MATTEO Die Barbaren! ABBATE, DOTTORE Die Barbaren?! MATTEO Ja, ja, die Barbaren! ABBATE, DOTTORE, MATTEO Die Barbaren! MATTEO Haben Hörner anstatt Ohren, Haar und Bart sind ungeschoren, und sie stehen vor den Toren. ABBATE, DOTTORE, MATTEO Vor den Toren! MATTEO Ihre Sprache ist ein Gemäule, ihr Gesang ist ein Geheule, und ihr Blut ist ein Gefäule! ABBATE, DOTTORE, MATTEO Ein Gefäule! MATTEO Mörder sind sie, Würger, Schlachter, Säufer, Ketzer, Höllenwächter, die schänden unsre Töchter! ABBATE Oh! Rosina, Lucinda, Mariettina, Agnese, Beatrice, Concettina, Francesca, Vittorina, Virginia, Serafina, ihr, meine Töchter, was, was wird aus euch? DOTTORE Das gibt zu denken. MATTEO Ja, das gibt zu denken. ABBATE, MATTEO, DOTTORE Also denken wir. ABBATE Gott, eh'dem der Schlachten, heute der Barmherzigkeit, wird meine Töchter schützen. Erste sei des Mannes Pflicht, für andere sich aufzusparen. MATTEO, DOTTORE Gut! ABBATE, DOTTORE Indessen, ihr, SerMatteo, einTestamentaufsetzet,… MATTEO Ein Testament? ABBATE, DOTTORE …begeben wir uns zu seiner Magnifizenz dem Herrn Bürgermeister. MATTEO Ihr begebt euch zu dem Bürgermeister! ABBATE, DOTTORE …mit sicherer Nachricht kommen wir zurück und pflegen Rat usw. MATTEO O kommt bald zuruck, o kommt bald! Ihr findet mich daheim. ABBATE Behaltet klaren Kopf! DOTTORE Etwas Beruhigendes nehmt zu euch, ein Aderlaß wär' angezeigt. MATTEO das Fensterzuschlagend Puh! Daß meine Frau noch ärgersich beklagte meines dürftigen Blu-tes! ABBATE, DOTTORE Ha, ha, ha, ha! ABBATE auf die Tur des Weinhauses deutend Was meint ihr? wie wär' es? Nur im Vorbeigehn. DOTTORE Ich begleit' euch. ABBATE Vortrefflich. Schreiten wir so den Nationen mit dem sittlichen Beispiel der Brüderlichkeit voran denn! Sie treten in das Weinhaus. 2. Satz Arlecchino als Kriegsmann Marsch und Szene Arlecchino, mit Degen, Mantel und Reiterstiefeln, tritt, von zwei lächerlichen Sbirren gefolgt, in militärischer Haltung auf. ARLECCHINO Den Schlüssel ließ ich mir nachfertigen, so kann ich als ehrlicher Mann das Eigentum zurückerstatten. Suum cuique. Dem Schlüssel-loch sein Schlüssel. Matteo steckt den Kopf zum Fenster heraus. MATTEO Die Barbaren! ARLECCHINO Mann! MATTEO Ja? ARLECCHINO Bist du Ser Matteo del Sarto, vergattet und außer Diensten? MATTEO Hm… ARLECCHINO Ja oder nein? MATTEO In Gottes Namen. ARLECCHINO Ich bin Kriegskapitän und mit der Aushebung der Rekruten betraut. Du prangst auf meiner Liste, - bedanke dich für die Ehre! Was du an Pistolen, Flinten, Kanonen, Schwertern, Pferden, Mauleseln oder Elefanten besitzest, nimmst du mit. Drei Minuten Zeit, dein Haus zu bestellen. Und den Mund gehalten. Flink! MATTEO «Ora incomincian le dolenti note.» ARLECCHINO sich heftig gegen die Sbirren wendend Glotzt nicht! Ich will das dicke Blut euch kreisen machen, platte Schildkröt', aufgespießte Heuschreck'. Du! Position! Kehrt. Erstürmt mir jenes Weinhaus, marsch! Die Sbirren rennen. Halt! Ließ' ich erst euch dort hinein, ihr kämet mir nie wieder an das Tageslicht, ihr Schlauche! Jetzt, ein geordneter Rückzug. Kehrt, marsch! Die Sbirren bewegen sich steif auf Arlecchino zu. Was ist ein Soldat? Etwas, das sich selbst aufgibt. Eine kenntliche Kleidung. Ein Hunderttausendstel. Der künstliche Mensch. Was ist das Recht? Was man anderen entreißen will. Was ist das Vaterland? Der Zank im eigenen Hause. Ihr seid Soldaten und kämpft für Recht und Vaterland. Merkt's euch! Die drei Minuten sind um… MATTEO von innen Der Torschlüssel ist unauffindbar. ARLECCHINO EinTorschlüssel?… Den hast du beim Absperren von außen stecken lassen, du Nebelkopf. Vortreten! Er sperrt das Tor auf Ser Matteo erscheint in einer grotesken, im-provisierten Kriegsausrüstung. MATTEO sorgfaltig sein Haus verschließend Ihr gestattet, daß ich meinen Dante mit mir nehme? ARLECCHINO Niemand soll sagen durfen, daß die Kultur im Kriege unterginge! Folge diesen Tapfern, wohin sie dich führen; dein Haus bleibt in mei-ner Bewachung, marsch! MATTEO im Abgehen zwischen den Sbirren «Per me si va nella citta dolente; per me si va tra la perduta gente.» ARLECCHINO wieder unterwegs zum Tor Nun den Rest! Nur keine halbe Arbeit. Besser nichts beginnen, als etwas zur Hälfte aufgeben. versucht, es zu öffnen Der Schlüssel ist noch neu. Ein neuer Schlüssel, ein rostiger Schlüs-sel, sie arbeiten gleich schlecht. 3. Satz Arlecchino als Ehemann Szene und Arie ARLECCHINO Jetzt aber… Colombina tritt auf. COLOMBINA Herr Kapitän, um Vergebung… ARLECCHINO abgewandt Madame!? Der Himmel soll gleich einstürzen, wenn das nicht die Stimme ist meiner Frau! COLOMBINA Herr Kapitän, ein verlassenes Weib sucht euren Schutz. ARLECCHINO immer noch abgewandt Madame, was konnt' ich schützen, das ihr nicht selbst zu schützen wüßtet? COLOMBINA Hört mich an… Er wendet sich plötzlich um. Sie erkennt ihn. Ach! da bist du wieder, du Ungeheuer, du Abenteurer, du Lügensack! Was vermummst du dich, was führst du jetzt im Schilde? Wo treibst du dich umher, seit Tagen, seit Nächten, die ich verweinte? Ich bin wohl ganz entstellt. Sie zieht Spiegel und Puderquaste aus ihrem Säckchen und frischt eilig ihr Gesicht auf. ARLECCHINO Scharmant, wie immer! COLOMBINA Schweig! Jedem Mädchen läufst du nach, jede Schürze tut's dir an, jeder Rock fängt deinen Blick. Ach, und nicht genug! Du führst fortwährend Handel, foppst ehrenwerte Leute, Unfrieden stiftest du, treibst etlichen Betrug; ja, du betrügst, ja, du betrügst, immer, immer, und vor andren betrügst du mich! ARLECCHINO Die Treue, Madame, ist ein Laster, das meiner Ehrsamkeit nicht ansteht. Sie ist der Beinbruch nach dem ersten Schritt, das Unrecht, an dritten begangen, die Untreue gegen sich selber, ein moralischer Bankrott und das Ende der Liebe. Sie ist der Bogen, der nur einen Pfeile abschießt; das Schiff, das nur an einer Küste anlegt, die Sonne, die nur einen Stern bescheint. Ich stehe mit ihr auf schlechtem Fuße, doch sag' ich's und zeig' ich's auf offenem Markte. Darum fuhr' ich das beste Gewissen und schlafe einen Kinderschlaf… Kleine Arie Wie ist ihr Schlaf, Madame? COLOMBINA Du redest abscheulich… ARLECCHINO Schönrederei ist von meinen vielen Unbegabtheiten eine! COLOMBINA weislich einen anderen Ton anschlagend O, du bist so begabt, und bist so hübsch, und bist so klug, und bist so männlich; ja, jede Frau beneidet mich um dich, die Dummen! Doch wozu brauchst du sie? Sieh, lieber Arlecchino, ich kann dir alles sein, wenn du nur bei mir willst bleiben Ich tanze, schlage Tamburin und singe, bereite schmackhaft deine Leibgerichte, und pflege dich, bestell' das Haus aufs schönste. Arlecchino! ARLECCHINO für sich Ein ehrlicher Zank, da stelle ich meinen Mann! … COLOMBINA sich ihm anschmiegend Arlecchino. ARLECCHINO Doch dies Gemiaule macht mich ungesund. O Colombina, siehst du jenen Stern? Betracht' ihn dir genau, betracht' ihn lange!… und wär' er ein Unheilskomet, ich durft' nicht eiliger mich davon retten! Während Colombina den Himmel angafft, läuft Arlecchino davon. COLOMBINA Ja, Arlecchino… Sie wendet sich, und steht verdutzt. Fort! Entschlüpft! Puh! Männer sind feige. In diesem Hause wollt' er wohl ein Vogelnest ausheben, der Vogeldieb! was hing er sonst an der Tür? Ich will doch wissen. Sie klopft an Matteos Tur, ohne daß sich drinnen etwas regte. Inzwischen aber hört man eine süßliche Tenorstimme kommen. Szene für zwef, dann für drei Personen STIMME LEANDROS Mit dem Schwerte, mit der Laute, zieht des Wegs der Trovador. Stern ist ihm die Herzenstraute, da er ihr die Treue schwor. Heilig ist der Herzensschwur dem Troubadour. Sänger ist vom Denken frei, Ehre ist des Ritters Fleiß, Sangesritter hält die Treue, weil er es nicht anders weiß. Leandro tritt schwungvoll-perpendikulär auf und geht auf Colombina zu. Mit Federbarett, Schwert und Laute, nicht allzu schlank und nicht allzu jung, stellt er im ganzen den Typus des Operntenors älteren Schlages vor. O Colombina, nach dir hab' ich die Fühlhörner meiner Stimmebänder ausgestreckt. Sieh her! Der artesianische Brunnen meines Herzens spritzt zum Himmel und träufelt - fächerpalmig - auf die Beete deines Jugendgartens nieder, o Colombinal COLOMBINA Ihr spottet einer Verlaßnen… LEANDRO Oh! verlassen! COLOMBINA …verlassen und betrogen! LEANDRO Oh, betrogen! Ha, ha, ha, hal So fordr' ich ihn, der dich betrog' an meines Degens schonungslose Spitze; er sterbe, er sterbe… COLOMBINA Ha, ha, ha, ha! LEANDRO Er zieht das Schwert und schmettert opernhaft Contro l'empio traditore la vendetta compierò; gioia mia, per il tuo amore, il malvagio truciderò, sì, sì, sì , sì, vendetta, vendetta, vendetta io compierò! COLOMBINA Hüttet euch, den Mann zu schmähen, dem ich einzig angehört; ist mir Unrecht auch geschehen, war ich doch nicht seiner wert. LEANDRO Per il tuo amore il felon truciderò, büßen soll er sein Verschmähen, wenn ihn trifft mein gutes Schwert, vendetta, vendetta! Er verbeugt sich lächelnd vor dem Publikum. O Colombina, so soll heute diese Zunge als Sprachrohr meines wer-benden Busens tönen Ich liebe dich, ich bin reich, ich kann dich schützenl COLOMBINA Könnt' ich jemals einem Manne noch trauen! LEANDRO Ich schmücke dich mit den Juwelen meiner Ahnfraun; du wirst meine Ritterin, Donna Colombinal COLOMBINA für sich Donna Colombina! LEANDRO Ein Vorsaal voller Diener, ein Marstall voller Hengste folgen den Winken ihrer frischgekrönten Herrin. COLOMBINA Sollte das alles wahr sein? LEANDRO Ich schwör' es! COLOMBINA Sollte das alles, alles wahr sein? LEANDRO Ich schwör' es! bei der steinernen Gruft meiner gemordeten Tantel COLOMBINA Wüßt' ich nur, daß Arlecchino dies ärgern könnt'. LEANDRO O sprich! COLOMBINA So wartet doch… LEANDRO O sprich! COLOMBINA …und hieltet ihr mich nicht für allzu unbeständig? LEANDRO Ha! so darf ich jetzo, also darf ich jetzo pflücken die Hoffnungsblüte der kühnsten Träume; bebet! bebet, ihr sieghaften Liebespränge! Schmelzet hin, Intervalle meiner flüsternden Wonne «Venus sieht auf uns her nieder,…» COLOMBINA O Gott, was soll das wieder! LEANDRO «…und ihr Stern, er leuchtet auf.» COLOMBINA Verzeiht, findet ihr das sehr geschmackvoll? parodierend Ach! LEANDRO Gewiß, von auserlesenem Geschmack! «Amor, bübisch, immer wieder zielt und trifft im munt'ren Lauf." COLOMBINA Ha, ha, ha, ha, ach, gar zu läppisch macht sich diese Arietta. LEANDRO Wartet erst die Stretta, denn nun hol' ich aus «Liebe, nie genug besungen, ist hier abermals erwacht; Herz zu Herzen springen Funken, und der Brand ist hell entfacht. Liebe, nie genug besungen,» usw. COLOMBINA Gott wie lächerlich! wie veraltet! Ha, ha, ha, ha! Bald hab' ich von dem genug, dieser Mann ist wohl nicht klug. Ha, ha, ha, hal Arlecchino, im gewohnten Kostüm, hat das Paar seit einiger Zeit durch eine Lorgnette beobachtet und springt jetzt einen kecken Schntt vor. ARLECCHINO Madame, ich seh', ihr bildet euch an meiner Schule. Des Zöglings Fortschritt ist des Meisters Ehre. Ich beglückwünsche uns beide… LEANDRO Wer ist es, der also die Dissonanz schleudert in der Umschlingung Zweiklang? ARLECCHINO Mit dir, mein adeliger Musikophilus, werd' ich allsogleich einen kurzen, schlagfertigen Dialog führen. Ihr Madame, enwartet mich in jener Herberge, wohin ich euch begleiten darf! Arlecchino bietet Colombina den Arm und führt sie bis vor die Tür des Weinhauses,in das er sie mit einer Verbeugung einläßt. Ich bin der Mann jener Dame. Nun zieh! LEANDRO Ist euer Stand dem meinen ebenburtig? Er zupft an der Laute. ARLECCHINO Zieh, oder ich prügle dich! LEANDRO Ich dürft' es nicht, so ihr nicht Ritter wäret! Er zupft wieder an der Laute. ARLECCHINO O, ich mag deines Herzogs Kind sein; nichts ist erwiesen. Zieh, oder ich spieße dich auf wie eine Wappenratte! LEANDRO Es geschieht in der Notwehr. Er zupft noch einmal an der Laute und zieht. ARLECCHINO auf die umgehängte Laute deutend Dein kostbares Schnarrwerk könnte Schaden neh men. Leg' es ab. Leandro schleudert mit edler Geste die Laute von sich. A noil! Beim ersten Gang schlägt Arlecchino dem Hitter den Degen aus der Hand und sticht nach ihm, der wie tot hinfällt. ARLECCHINO Mord! Er rettet sich in des Schneiders Haus, ehe noch jemand sich gezeigt hat. 4. Satz Arlecchino als Sieger Szene, Ouartett und Melodram Gleich darauf treten aus dem Weinhaus Colombina, der Abbate und der Dottore. Die beiden Männer sind sichtlich angeheitert. DOTTORE Es ist schon ganz finster Der Wein hat uns über die Zeit getäuscht. ABBATE Seht ihr den Mond? Nein? Das läßt mich hoffen Der Mond, Gespenst des Himmels, ist gerne dabei, wo es Untaten gibt zu beleuchten. zum Dottore Sorgt für eine Laterne. Der Dottore geht ins Weinhaus ab. COLOMBINA Mir war es, als ob jemand «Mord» gerufen hätte,… und ich fürchte… ABBATE Man soll niemals Schlimmes befürchten, bevor das Übel erwiesen; wenn ich befürchtete, nicht ganz nüchtern zu sein, so beging ich ein Unrecht an mir selber. DOTTORE mit einer Lateme zurückkommend Die Welt ist aufgerühret. Die Erde schwankt. Leiht mir den Arm, damit ich besser sehe… euren Arm. ABBATE Unser Schifflein verläßt den Hafen Du bist das Licht am Hintermast und die scharmande Donnina das Püppchen an des Schiffes Schnabel. Sie setzen sich in Bewegung. DOTTORE Wie woll'n zum Bürgermeister… Die Barbaren… die haben uns den Wein gefälscht… ABBATE Halt! eine Klippe!… DOTTORE …darum auch! ABBATE …Steuert! Der Dottore fällt über den Körper Leandros. Er steht mühsam auf. DOTTORE Der Mann ist tot. COLOMBINA Ah! Sie wirft sich auf den leblosen Körper Sämtliche Fenster, ausgenommen in Matteos Haus, bevölkern sich mit neugierigen Köpfen. ABBATE Der Tod ist ein Geheimnis. DOTTORE Ich weiß mir diesen nicht zu deuten! Sie sehen einander ratlos an. DOTTORE, ABBATE Was vermuten, was beginnen, dieser Fall ist intrikat, rasches Tun mit klaren Sinnen, wer das könnte wüßte Rat, usw Priesters Tröstung, Arztes Hilfe ist vergeblich, kommt zu spat. Beides ist vergeblich, beides kommt zu spat. COLOMBINA Dieser Mann ist nicht tot! DOTTORE Ist nicht tot, ist nicht tot… Erlauben Sie! COLOMBINA Zum Beispiel? DOTTORE Mausetot! COLOMBINA Nein! DOTTORE Klarer Fall! COLOMBINA Ach! Der Abbate untersucht den scheinbar Toten. DOTTORE Herzschlag! Mors fulminans! Apoplexie! COLOMBINA Nein, nein, nein, nein! ABBATE Auferstehung! gepriesen sei der Herr! DOTTORE Ich weiß das nicht zu deuten! COLOMBINA Seht ihr nun! DOTTORE Der Teufel bleibt der Klügstel ABBATE Nun wollen wir das totlebendige Herrchen in des Schneiders Haus unterbringen. an dem Hause horchend Ser Matteo! Ser Matteo! Grabesstille! Es macht mich recht besorgt. Er klopft an die Tur gegenüber. Herr Nachbar, aus Barmherzigkeit hier liegt ein Verwundeter. Der Kopf über der Tür zieht sich zurück, das Fenster wird geschlossen. Kein Glück. Er geht zur nächsten Türe. Ihr, Freund, im Namen der Milde… Gleicher Erfolg. Er macht die Hunde; rechtzeitig schließen sich die Fenster, verschwinden die Köpfe. …Hilfe! Erbarmen! Es ist ein Hang in den Menschen, die angeborne Güte zu verbergen. Genug. Wenn sie versagen, stellt die Vorsehung sich ein. Und siehe! Hier erscheint sie im Sinnbild des Esels. Um eine Straßenecke wird der Kopf eines Esels sichtbar. Der Esel ist von einem Karren gefolgt, dem zur Seite der Kärmer schreitet. Haltet an, guter Mann, und helfet. Gottes Lohn und einen Taler. Quartett Laßt uns beten Asinus providentialis, er erschien als guter Stern; wunder Ritter, kluges Weibchen, und die Trauung ist nicht fern, usw. LEANDRO erwachend Ach, ich starb, und dennoch leb' ich, denn die eine ist treu geblieben. Schwert ist hin, und hin ist Laute, jedoch die Lunge atmet Lieben! usw. DOTTORE Ignorantia heißt der Glaube, Liebe Drang nach neuem Leben, tiefer sieht darin der Meister, Heilkraft ist nur ihm gegeben, usw. COLOMBINA Männer, tapfer oder schwächlich, sind im Grunde gleich zuwider, hat der eine mich verachtet, narr' ich drum den andren wieder! usw DOTTORE Liebe, was ist Liebe? Glaube, was ist Glaube? Tiefer, tiefer sieht der Meister, anders zeigt sich ihm die Welt! ABBATE Asinus providentialis, du erschienst als guter Stern; wunder Ritter, kluges Weibchen, eure Hochzeit ist nicht fern. COLOMBINA Wunder Ritter, wund im Herzen, deine Trauung scheint nicht fern. COLOMBINA, LEANDRO, DOTTORE Amen! Der Kärrner, mit Hilfe des Abbaten, schafft den Ritter auf den Karren; darauf nehmen auch die übrigen Platz. Der Esel zieht an. DOTTORE Zum Lazarett! Der Karren biegt um die Ecke. Arlecchino zeigt sich an der Dachluke von Matteos Haus. ARLECCHINO Glück auf zur Fahrt, und zur Hochzeit, und zur Kindtaufe! sich weiterhinauslehnend Ich hoffe, ihr versäumt nicht den Anstand, mich einzuladen . Er steigt auf das Dach. Nun glüht mein Stern! Wie allumfassend breitet er die Arme aus. Die Welt ist offen! Die Erde ist jung! Die Liebe ist frei! Ihr Harlekins! Er läßt sich an der Traufe behende heruntergleiten, öffnet das Tor, umfaßt die dahinter wartende Frau und eilt mit ihr fort. Matteo tritt, anscheinend erschöpft, auf. Monolog MATTEO Wahrlich, ich weiß nicht mehr aus noch ein! Ich… ich fuhle mich recht mitten in Dantes Wildnis. Ein Glück, daß der brave Kapitän mein Haus bewacht; die beiden andren ließen mich im Stich. Wo? das weiß der Himmel! Dieses Bergamo ist auch zu groß. Er ist an seinem Tor angelangt und sieht sich in der völlig stillen Straße um. Es hat den Anschein, als ob Frieden wieder herrschte. Er seufzt und geht ins Haus. Man sieht ihn kurz darauf an einem Fenster, eine brennende Öllampe in der einen, einen Zettel in der anderen Hand. Er liest «Ich habe mich nur zur Vesper begeben, komme sobald als möglich zuruck; deine Annunziata.» Das ist mir völlig unbegreiflich! Völlig unbegreiflich! Also werde ich sie unten erwarten. Er kommt mit Öllampe, Nahzeug und «Dante» aus dem Haustor, und macht sich an der ambulanten Werkstatt zu schaffen. Das ist mir völlig… beim Galeotto war ich stehngeblieben… lange kann sie nicht bleiben… Es ist der fünfte Gesang… hier. «Galeotto fu'l libro e chi lo scrisse!» Ein Zwischenvorhang wird ruhig heruntergelassen. Zwei Trompeter in der herkommlichen Livree des Theaterdieners stellen sich rechts und links vor dem Vorhang auf, blasen an und ziehen sich zuruck. Umzug und Tanz (Schluß) Vor dem Vorhang. Cavaliere Leandro, an seinem Arme Colombina Sie ziehen über die Bühne, halten vor dem Souffleurkasten, verbeugen sich undgehen ab. Es folgen in gleicher Weise der Dottore mit dem Abbate, der Karren mit dem Esel, der sich verbeugt, die beiden Sbirren und schließlich Arlecchino, an seinem Arme Annunziata. Er hält in der Mitte der Bühne still, nimmt die Maske ab und spricht ARLECCHINO Verehrliche Versammlung! Ich habe das innige Vergnügen, Ihnen meine jüngste Angetraute vorzustellen, die bislang als Frau Schneidermeisterin nicht vollauf Gelegenheit fand, ihre Reize vor Ihnen zu enffalten. Betrachten Sie sie jetzt in ihrer ganzen Schöne! O,sie weiß es zu schätzen, vor einer so kunstverständigen Gemeinde sich verneigen zu dürfen! Die ingebührende Distanz verzogene Gattin aus erster Hand ist neuerdings eine zu Hoch- und Edelgepaarte und verbleibt es bis zu neuen Begebenheiten. Die Moral daraus zu destillieren, übermache ich den Damen; was sagt' ich neue Begebenheiten! Wiederholt sich nicht alles und im ewig gleichen Kreise? Wer siegt? Wer fällt? Und wer behält zuletzt sein Recht? Der auf sich selbst gestellt, dem Herzen nach, im Hirne wach, den graden Weg erwählt Der sich begnügt, wenn's ihm gegluckt, die Selbstheit sich zu wahren; der auch geflickt sich niemals bückt, ich hab's an mir erfahren. Die Wahrheitswurzel hiervon zu ziehen, überlasse ich den Männern und zumal den Herren Kunst- und Zeitungskritikern, meinen wohlgesinnten Richtern. Meine Damen, meine Herren, gute Nacht! Arlecchino umfaßt Annunziata und zusammen führen sie einen kurzen lebhaften Tanz auf mit hochge schwungenen Armen und Beinen, und also bewegt enteilen sie. Wenn der Vorhang wiederaufgezogen wird, erblickt man Ser Matfeo, nähend, lesend, wartend. Busoni,Ferruccio/Arlecchino
https://w.atwiki.jp/oper/pages/1430.html
第2幕 第1場 (アントウェルペン城内。舞台背景の中央にはパラス(騎士の居館)、前方左手にはカメナーテ(婦人の寝室)、右手には聖堂へつながる門。その門の後ろには城塔へつながる門も見える。 夜。居館の窓は明るく照らされ、喜ばしい音楽が聞こえてくる。楽しそうなホルンとトランペットの音が響く。 聖堂へとつながる階段の上にたたずむのはフリードリヒとオルトルート。2人はみすぼらしい真っ黒な服に身を包んでいる。オルトルートは膝に手をついたまま、まじろぎもせず居館の明るい窓を見つめている。フリードリヒは陰気な顔つきで地面に目を落としている) フリードリヒ (勢いよく起き上がる) 起き上がれ!私の恥辱の道連れよ! もはやこの地で我々が朝を迎えることは許されぬ。 オルトルート (その場から動かずに) 逃げられないわ。私はこの地に縛り付けられているのだから。 私達の敵の祝いの席で 死の毒杯をしゃぶらせてよ。 そうしたら私の恥辱も終わり、あいつらの喜びも終わりよ! フリードリヒ (陰気な顔つきのまま、オルトルートのほうへ進み出て) 恐ろしい女だ・・・なぜ私は、今もこの女に魅きつけられるのだろう?なぜ、お前を捨てて、独りで彼方へと去って行けないのだろう?彼方へ・・・彼方へ・・・ 良心の安らぎを見出せる所へ! お前のせいで、私は名誉を失った・・・ 私の名声の全てを失ったのだ。 もはや賞賛の声が私を包むことはなく、 勇士としての名声は、恥辱にまみれてしまった。 追放の刑に処せられて、 剣は粉々に砕けてしまった。 家紋も砕け、 屋敷すら呪われてしまった。 どこに顔を出そうとも、 人から避けられ、追い払われ、 私と視線を交わすことを恐れるあまり、 泥棒さえも逃げて行く有り様だ! お前のせいで、私は名誉を失った・・・etc ああ・・・こんなにも惨めなら、むしろ死んだ方がましだ! 私は名誉を失った。 名誉は・・・私の名誉は、地に落ちた! (苦悶に打ちひしがれて地面に突っ伏す。居館から音楽が響く) オルトルート (フリードリヒは少しずつ身をもたげるが、オルトルートは今までの姿勢を崩さない) どうしてそんなにうるさくわめき立てるわけ? フリードリヒ 私は剣さえ奪われてしまったのだぞ。 (オルトルートに向かって激しい身振りで) 剣さえあれば、お前を殺してやりたいぐらいだ! オルトルート お優しいテルラムント伯さま! なぜ私を信じようとなさらないのです? フリードリヒ 何を言う?お前の証言や通報こそ、 私が、あの清らかな姫を訴えた理由ではないか? 暗い森に住んでいるお前が、 荒れ果てた居城の中から目にしたと言ったではないか? 「エルザが自分の弟を 沼で溺れさせて殺した場面を目にした」と・・・。 そのうえ、私の誇り高い心につけこみ、 由緒あるラドボードの一族こそ 間もなくブラバントを支配する者だと 預言したではないか? そのような言葉で、お前は私に 清らかなエルザとの結婚を退け、ラドボードの 末裔であるお前を妻に迎えるようにさせたではないか? オルトルート (小声だが怒りに震える声で) ああ!侮辱の言葉は死ぬほど私を傷つける! (大声で) ええ!確かに私はそう言ったわ! フリードリヒ そうして、お前は、最も高潔な男と讃えられ、 名声に輝いていた私を、 お前の嘘の共犯者に仕立て上げたではないか? オルトルート 嘘をついた?誰がよ? フリードリヒ お前だ!だからこそ、私は打ち負かされ、 神の裁きが下されたではないか? オルトルート 神ですって? フリードリヒ ぞっとする! お前が神の名を口にすると、何と恐ろしく響くのだ! オルトルート ハハハ!あんたは自分の臆病さを神と偽っているんじゃない? フリードリヒ オルトルート! オルトルート あたしを脅すつもり?女にすごんでどうするのよ? 何て卑怯なの!それぐらいなら、 あんたを不幸に突き落としたあの男にすごんで、 恥辱の代わりに勝利を奪い取ればいいじゃない! ハハハ・・・あんな男、扱い方さえ心得ていれば、 子供より弱いってことがわかるでしょうに! フリードリヒ あの男が弱いと言うのか? それならば、神の力の大きさが増すばかりだ! オルトルート 神の力ですって?ハハハ! 私に力を貸してくれれば、あの男を守っている神など、 いかに弱っちい神かを見せてあげるわ。 フリードリヒ (背筋をぶるっと震わせながら) 森の女占い師よ!お前はまたも神秘の力で、 私の心を惑わそうとするのだな? オルトルート (光が消えてしまった居館のほうを指差して) あいつらは、食べて飲んで寝てしまったようだわ。 ねえ・・・私の傍にお出でなさい! 今こそ私の千里眼が輝く時よ! (オルトルートが次の台詞を言う間、フリードリヒは不気味な力に引き寄せられるかのように彼女にますます近づき、上から彼女の言葉に耳を澄ます) 白鳥に連れられてこの地に来たあの勇士が誰なのか あなたは知っているの? フリードリヒ 知るものか! オルトルート では、私がいいことを教えてさしあげたら、 何かご褒美でも下さるかしら? あの男は名前と素姓を知られる羽目に陥ったら、 魔法によって手に入れていた 全ての力を失ってしまうのよ。 フリードリヒ なにっ!だから禁止したというわけだな! オルトルート 聞いて!誰もその秘密を 聞き出すことはできないわ・・・ 男がその問いを発することを固く禁じた あの女以外には。 フリードリヒ つまり、エルザを唆して、 あの男に質問するように仕向ければ良いのだな? オルトルート ふふっ・・・物分かりのいい人ね! フリードリヒ だが、どうしたら、うまくいくだろう? オルトルート 聞いて! 大切なことは、ここから逃げないで、 知恵を働かせることよ! あの女の胸に真っ当な疑いの心が兆すように、 進み出て、魔術を告発するのよ。 あの男は魔法によって裁きを偽ったのだから! フリードリヒ ああ!嘘だったとは!魔法による陰謀だったとは! オルトルート うまく行かなければ、 最後は実力行使あるのみよ! フリードリヒ 実力行使だと? オルトルート 私は、意味も無く 秘術を学んだわけではないわ・・・ よく聞いて! 魔法の力で強くなっている者は 誰でも、体のごく僅かな部分でも 切り取られてしまうと、 即座に元の無力な存在に戻ってしまうのよ。 フリードリヒ なんだと?本当か! オルトルート ええ・・・あなたが、あの決闘で、 あの男の指一本でも・・・ いいえ、指の関節一つでも切り取っていれば、 あの勇士は、あなたの意のままになったでしょうに! フリードリヒ 恐ろしい!何ということを聞かせてくれたのだ! 私は神の裁きにより敗者となったと思い込んでいた・・・ しかし、あの裁きは偽りで、 私は魔法による陰謀のために名誉を失っていたのだな! だが、私は身に浴びた屈辱に復讐し、 誠実の証しを立てることができるのだろうか? あの女の情夫の偽りに打ち勝ち、 名誉を取り戻すことができるのだろうか? おお・・・夜闇に潜む女よ・・・ もしやまた騙そうとするのではあるまいな?・・・そうだとしたら、ひどい目にあわせてやるからな! オルトルート ハハハ・・・すごい剣幕だこと!落ち着きなさいよ! あたしが復讐の甘い喜びを教えてあげるから! (フリードリヒはゆっくりとオルトルートの脇の階段に腰を下ろす) オルトルートとフリードリヒ 復讐よ!成るのだ! 暗き心の夜から成れ! 甘き眠りをむさぼる者よ・・・ 災厄が待ち受けていると知るのだ! 第2場 (白い服に身を包んだエルザがバルコニーに現れる。手すりのほうに歩み寄り、頬づえをつく) エルザ 風よ・・・あなたがたには、 いつも私の嘆きを乗せてばかりいましたが、 今はお礼を言わせていただきます。 私に幸せを運んできて下さったのはあなたがたですもの! オルトルート あの女よ! フリードリヒ エルザか! エルザ あの方が現れたのは、あなたがた、風のおかげです。 あなたがたは、あの方の航海を見守り、 激しい波の上でも、 あの方を守ってくださったのです。 オルトルート 今この時・・・私の眼に触れたこの時を、 いつまでも、あの女は呪うことになるはず! エルザ かつては、あなたがたの前で よく涙を乾かしていたものですが、 今は私の頬を冷やしていただけますでしょうか・・・ 愛に燃えるこの頬を! オルトルート (フリードリヒに) あっちに行って!しばらく離れていて! フリードリヒ なぜだ? オルトルート あの女は私に任せなさい・・・あなたの受け持ちは、あの勇士! (フリードリヒは去り、舞台の奥に姿を消す) エルザ 今は、愛に燃えるこの頬を、 冷やしてください! 愛に燃える・・・! オルトルート (前からの態勢で) エルザ! エルザ 呼ぶのは誰?何と恐ろしい嘆きの声で、 こんな夜中に、私の名を呼ぶの? オルトルート エルザ! 聞き馴染みのない声だとでも? あなたのせいで不幸のどん底に突き落とされた 哀れな女を、まさか知らないとでも言うの? エルザ オルトルート!あなたね?ここで何を?不幸なひと・・・。 オルトルート 「不幸なひと!」・・・ そう言われるのも、もっともだわ! 人里離れた森の中で、 私は独り静かに平穏に暮らしていた。 私が何をしたと言うの?あなたに何を? 私の先祖が背負い続けて来た不幸を、 私はただ嘆き悲しんでいただけじゃない。 何をしたと言うの?私があなたに? エルザ まあ!何てことを言うの? 私があなたを苦しめているですって? オルトルート あなたが自分から追い払った男が 私を妻にしたからといって、 なぜ私の幸福を嫉まねばならないのですか? エルザ ああ、神様!何ということを? オルトルート 確かに、あの人は、不幸な妄想に駆られて、 清らかなあなた様を罪に落とそうとしました・・・ ですが今は、心を引きちぎらんばかりに、そのことを悔い、 ひたすら罪を償おうとして生きているのです。 エルザ 神よ! オルトルート ああ・・・あなた様は幸せですわ! 無垢な甘い悩みを少し味わっただけで、 すぐ新たな生が微笑みかけてきたのですもの・・・ だから幸せなあなたは、私に別れを告げ、 私に死の道をたどらせようというのね? 私の嘆きが、あなたの祝宴に、 濁った光を投げかけないようにするために! エルザ 私を幸せにしてくださった全能の神よ! あなたへの感謝を尽くしたことになるでしょうか? もし、塵にまみれて、私の前に跪いている この不幸な人を追い払ったりしたら! いいえ、そんなことは!オルトルート!待っていて! 私が入れてあげるから! (寝室へと引き返す) オルトルート (震撼するように荒々しく、階段の上でがばっと身を起こす) 神聖の座から追われた神々よ!私の復讐に手を貸して! この地で蒙った恥辱に対して罰を下す時です! あなた方への聖なる奉仕を怠らなかった私に力を下さい! 背教者どもの卑劣な盲信を滅ぼすのです! ヴォーダン!力強き神よ! フライア!聖なる女神よ!お聞きください! 私の嘘と偽善を嘉(よみ)したまえ! 我が復讐を成功させたまえ! エルザ (まだ舞台の外で) オルトルート!どこにいるの? (エルザと、燈明をかざした2人の侍女が、寝室の1階の扉から現れる) オルトルート (へりくだってエルザの前に土下座する) お足もとにてございます。 エルザ (オルトルートを一目見ると、驚いて後じさりする) なんてこと!あんなに誇り高く着飾っていた あなたがこんな姿に! こんな惨めな姿のあなたを見ていると、 私の胸もつまりそう! 起きて下さい!望みがあれば何でも言って! あなたが私に抱いていた憎しみを赦すから、 あなたも、私ゆえに苦しんだことを どうか赦して下さい! オルトルート ああ・・・なんとお優しいお言葉でしょう! エルザ 私は、あの人の愛に溢れた心にお願いしてみます・・・ 明日の朝、私の夫となるべき人に。 そして、フリードリヒにもお慈悲を与えるようにしてみますわ。 オルトルート 感謝のあまり言葉も出ませんわ! エルザ 朝、お支度をしてから、またいらしてください・・・ きれいなドレスに身を包み、 私とともに聖堂に行きましょう。 そこで私は、あの勇士を待ち、 神に見守られて、その人の妻となるのです! その人の妻に! オルトルート あなた様のお情けに、この無力で惨めな私が、 どうやってお返しできましょう? もったいなくも、あなたのお傍に居させていただけるのなら、 物乞い女のように、いつまでも跪き続けます! (ますますエルザに近付きながら) ですが、たった一つ、いかなる命令をもってしても 私から奪えない力が残っております・・・ あるいは、その力であなたをお守りし、あなたが決して 後悔を感じないようにできるかも知れません! エルザ 一体何をおっしゃりたいの? オルトルート はい。私はご注意申し上げたいのです・・・ あまりの幸福に目を眩まさないでください、と。 あなたに災いが降りかからないように、 私にあなた様の未来を占わせていただきたいのです。 エルザ どんな災いがあるというの? オルトルート あなた様は、まさか、こう思っておられませんか? あれほどに不可思議な素姓のお方が、 魔法の力でここについたと同じように、 突然あなた様から離れて行くことが、よもや有り得ないとでも? エルザ (恐ろしい予感にはっとして、無意識に顔をそらすが、やがて悲しみと同情を溢れさせ、再びオルトルートに向きなおる) 哀れなあなたには、きっと分からないのでしょうね・・・ 露ほどの疑いの心もなく、人は人を愛せるのよ。 信仰によってのみ得られる幸福を、 きっとまだあなたは抱いたことがないのね? 私のもとにお出でなさい! 純粋に人を信じる歓びを、あなたにも教えて差し上げます! 私の信仰に改宗しなさい・・・ そうすれば、決して悔いのない幸福を得られるのですから! オルトルート (独り言で) ああ!何と誇りにみちた心かしら・・・ だけど、これで分かったわ! この女の忠実な心にどうやって打ち勝てるのか! この誇り高き心に狙いを定め、 傲慢さが悔いに変わるようにしてやる!・・・etc エルザ 純粋に人を信じることの歓びを、 あなたにも教えて差し上げます!・・・etc (オルトルートはエルザに伴われ、わざとらしく躊躇しながら、小さな扉をくぐって退場する。松明を持って先導していた侍女は、全員が中に入ってから扉を閉じる。朝が来て、ほのかに薄明るくなっていく) フリードリヒ (背景から姿を現す) 災いが屋敷に忍びこんでいく! 妻よ・・・思う限りの悪だくみを尽くすがよい・・・ 私にお前の仕事を止めることはできない! 私の敗北こそ、この災いの始まりなのだ! 斃れるがいい!私を追放した者どもよ! いまや私を導くのは、この言葉のみ・・・ 「我が栄誉を奪いし者は滅びよ!」 ZWEITER AKT ERSTE SZENE In der Burg von Antwerpen. In der Mitte des Hintergrundes der Palas (Ritterwohnung), links im Vordergrunde die Kemenate (Frauenwohnung); rechts im Vordergrunde die Pforte des Münsters; ebenda im Hintergrunde das Turmtor. Es ist Nacht. Die Fenster des Palas sind hell erleuchtet; aus dem Palas hört man jubelnde Musik, Hörner und Posaunen klingen lustig daraus her. Auf den Stufen zur Münsterpforte sitzen Friedrich und Ortrud, beide in düsterer, ärmlicher Kleidung. Ortrud, die Arme auf die Knie gestützt, heftet unverwandt ihr Auge auf die leuchtenden Fenster des Palas; Friedrich blickt finster zur Erde. FRIEDRICH erhebt sich rasch Erhebe dich, Genossin meiner Schmach! Der junge Tag darf hier uns nicht mehr sehn. ORTRUD ohne ihre Stellung zu ändern Ich kann nicht fort, hierher bin ich gebannt. Aus diesem Glanz des Festes unsrer Feinde lass saugen mich ein furchtbar tödlich Gift, das unsre Schmach und ihre Freuden ende! FRIEDRICH finster vor Ortrud hintretend Du fürchterliches Weib, was bannt mich noch in deine Nähe? Warum lass ich dich nicht allein und fliehe fort, dahin, dahin, wo mein Gewissen Ruhe wieder fänd ! Durch dich musst ich verlieren mein Ehr, all meinen Ruhm; nie soll mich Lob mehr zieren, Schmach ist mein Heldentum! Die Acht ist mir gesprochen, zertrümmert liegt mein Schwert, mein Wappen ward zerbrochen, verflucht mein Vaterherd! Wohin ich nun mich wende, geflohn, gefemt bin ich; dass ihn mein Blick nicht schände, flieht selbst der Räuber mich! Durch dich musst ich verlieren usw. O hätt ich Tod erkoren, da ich so elend bin! Mein Ehr hab ich verloren, mein Ehr , mein Ehr ist hin! Er stürzt, von Schmerz überwältigt, zu Boden. Musik aus dem Palas ORTRUD immer in ihrer ersten Stellung, während Friedrich sich erhebt Was macht dich in so wilder Klage doch vergehn? FRIEDRICH Dass mir die Waffe selbst geraubt, mit einer heftigen Bewegung gegen Ortrud mit der ich dich erschlüg ! ORTRUD Friedreicher Graf von Telramund! Weshalb misstraust du mir? FRIEDRICH Du fragst? War s nicht dein Zeugnis, deine Kunde, die mich bestrickt, die Reine zu verklagen? Die du im düstren Wald zu Haus, logst du mir nicht, von deinem wilden Schlosse aus die Untat habest du verüben sehn mit eignem Aug , wie Elsa selbst den Bruder im Weiher dort ertränkt? Umstricktest du mein stolzes Herz durch die Weissagung nicht, bald würde Radbods alter Fürstenstamm von neuem grünen und herrschen in Brabant? Bewogst du so mich nicht, von Elsas Hand, der Reinen, abzustehn und dich zum Weib zu nehmen, weil du Radbods letzter Spross? ORTRUD leise, doch grimmig Ha, wie tödlich du mich kränkst! laut Dies alles, ja, ich sagt und zeugt es dir! FRIEDRICH Und machtest mich, dess Name hochgeehrt, dess Leben aller höchsten Tugend Preis, zu deiner Lüge schändlichem Genossen? ORTRUD Wer log? FRIEDRICH Du! Hat nicht durch sein Gericht Gott mich dafür geschlagen? ORTRUD Gott? FRIEDRICH Entsetzlich! Wie tönt aus deinem Munde furchtbar der Name! ORTRUD Ha, nennst du deine Feigheit Gott? FRIEDRICH Ortrud! ORTRUD Willst du mir drohn? Mir, einem Weibe drohn? O Feiger! Hättest du so grimmig ihm gedroht, der jetzt dich in das Elend schickt, wohl hättest Sieg für Schande du erkauft! Ha, wer ihm zu entgegnen wüsst, der fänd ihn schwächer als ein Kind! FRIEDRICH Je schwächer er, desto gewalt ger kämpfte Gottes Kraft! ORTRUD Gottes Kraft? Ha, ha! Gib mir die Macht, und sicher zeig ich dir, welch schwacher Gott es ist, der ihn beschützt. FRIEDRICH von Schauer ergriffen Du wilde Seherin, wie willst du doch geheimnisvoll den Geist mir neu berücken? ORTRUD auf den Palas deutend, in dem das Licht verlöscht ist Die Schwelger streckten sich zur üpp gen Ruh . Setz dich zur Seite mir! Die Stund ist da, wo dir mein Seherauge leuchten soll! Während des Folgenden nähert sich Friedrich, wie unheimlich von ihr angezogen, Ortrud immer mehr und neigt sein Ohr aufmerksam zu ihr herab Weisst du, wer dieser Held, den hier ein Schwan gezogen an das Land? FRIEDRICH Nein! ORTRUD Was gäbst du doch, es zu erfahren, wenn ich dir sag Ist er gezwungen, zu nennen, wie sein Nam und Art, all seine Macht zu Ende ist, die mühvoll ihm ein Zauber leiht? FRIEDRICH Ha! Dann begriff ich sein Verbot! ORTRUD Nun hör! Niemand hier hat Gewalt, ihm das Geheimnis zu entreissen, als die, der er so streng verbot, die Frage je an ihn zu tun. FRIEDRICH So gält es, Elsa zu verleiten, dass sie die Frag ihm nicht erliess ? ORTRUD Ha, wie begreifst du schnell und wohl! FRIEDRICH Doch wie soll das gelingen? ORTRUD Hör! Vor allem gilt s, von hinnen nicht zu fliehn; drum schärfe deinen Witz! Gerechten Argwohn ihr zu wecken, tritt vor, klag ihn des Zaubers an, mit dem er das Gericht getäuscht! FRIEDRICH Ha! Trug und Zaubers List! ORTRUD Missglückt s, so bleibt ein Mittel der Gewalt! FRIEDRICH Gewalt? ORTRUD Umsonst nicht bin ich in geheimsten Künsten tief erfahren; drum achte wohl, was ich dir sage! Jed Wesen, das durch Zauber stark, wird ihm des Leibes kleinstes Glied entrissen nur, muss sich alsbald ohnmächtig zeigen, wie es ist. FRIEDRICH Ha, sprächst du wahr! ORTRUD O hättest du im Kampf nur einen Finger ihm, ja, eines Fingers Glied entschlagen, der Held - er war in deiner Macht! FRIEDRICH Entsetzlich! Ha, was lässest du mich hören! Durch Gott geschlagen wähnt ich mich Nun liess durch Trug sich das Gericht betören, durch Zaubers List verlor mein Ehre ich! Doch meine Schande könnt ich rächen, bezeugen könnt ich meine Treu ? Des Buhlen Trug, ich könnt ihn brechen, und meine Ehr gewänn ich neu? O Weib, das in der Nacht ich vor mir seh , betrügst du jetzt mich noch, dann weh dir! Weh! ORTRUD Ha, wie du rasest! Ruhig und besonnen! So lehr ich dich der Rache süsse Wonnen! Friedrich setzt sich langsam an Ortruds Seite auf die Stufen nieder ORTRUD und FRIEDRICH Der Rache Werk sei nun beschworen aus meines Busens wilder Nacht! Die ihr in süssem Schlaf verloren, wisst, dass für euch das Unheil wacht! ZWEITE SZENE Elsa, in weissem Gewande, erscheint auf dem Söller; sie tritt an die Brüstungund lehnt den Kopf auf die Hand ELSA Euch Lüften, die mein Klagen so traurig oft erfüllt, euch muss ich dankend sagen, wie sich mein Glück enthüllt! ORTRUD Sie ist es! FRIEDRICH Elsa! ELSA Durch euch kam er gezogen, ihr lächeltet der Fahrt, auf wilden Meereswogen habt ihr ihn treu bewahrt. ORTRUD Der Stunde soll sie fluchen, in der sie jetzt mein Blick gewahrt! ELSA Zu trocknen meine Zähren hab ich euch oft gemüht; wollt Kühlung nur gewähren der Wang , in Lieb erglüht! ORTRUD zu Friedrich Hinweg! Entfern ein kleines dich von hier! FRIEDRICH Warum? ORTRUD Sie ist für mich - ihr Held gehöre dir! Friedrich entfernt sich und verschwindet im Hintergrunde. ELSA Wollt Kühlung nur gewähren der Wang , in Lieb erglüht! In Liebe! ORTRUD in ihrer bisherigen Stellung verbleibend Elsa! ELSA Wer ruft? Wie schauerlich und klagend ertönt mein Name durch die Nacht? ORTRUD Elsa! Ist meine Stimme dir so fremd? Willst du die Arme ganz verleugnen, die du ins fernste Elend schickst? ELSA Ortrud! Bist du s? Was machst du hier, unglücklich Weib? ORTRUD »Unglücklich Weib!« Wohl hast du recht, so mich zu nennen! In ferner Einsamkeit des Waldes, wo still und friedsam ich gelebt, was tat ich dir? Was tat ich dir? Freudlos, das Unglück nur beweinend, das lang belastet meinen Stamm, was tat ich dir? Was tat ich dir? ELSA Um Gott, was klagest du mich an? War ich es, die dir Leid gebracht? ORTRUD Wie könntest du fürwahr mir neiden das Glück, dass mich zum Weib erwählt der Mann, den du so gern verschmäht? ELSA Allgüt ger Gott! Was soll mir das? ORTRUD Musst ihn unsel ger Wahn betören, dich Reine einer Schuld zu zeihn - von Reu ist nun sein Herz zerrissen, zu grimmer Buss ist er verdammt. ELSA Gerechter Gott! ORTRUD Oh, du bist glücklich! Nach kurzem, unschuldsüssem Leiden siehst lächeln du das Leben nur; von mir darfst selig du dich scheiden, mich schickst du auf des Todes Spur, dass meines Jammers trüber Schein nie kehr in deine Feste ein! ELSA Wie schlecht ich deine Güte priese, Allmächt ger, der mich so beglückt, wenn ich das Unglück von mir stiesse, das sich im Staube vor mir bückt! O nimmer! Ortrud! Harre mein! Ich selber lass dich zu mir ein! Sie eilt in die Kemenate zurück. ORTRUD springt in wilder Begeisterung von den Stufen auf Entweihte Götter! Helft jetzt meiner Rache! Bestraft die Schmach, die hier euch angetan! Stärkt mich im Dienste eurer heil gen Sache! Vernichtet der Abtrünn gen schnöden Wahn! Wodan! Dich Starken rufe ich! Freia! Erhabne, höre mich! Segnet mir Trug und Heuchelei, dass glücklich meine Rache sei! ELSA noch ausserhalb Ortrud, wo bist du? Elsa und zwei Mägde mit Lichtern treten aus der unteren Tür der Kemenate. ORTRUD sich demütigend vor Elsa niederwerfend Hier zu deinen Füssen. ELSA bei Ortruds Anblick erschreckt zurücktretend Hilf Gott! So muss ich dich erblicken, die ich in Stolz und Pracht nur sah! Es will das Herze mir ersticken, seh ich so niedrig dich mir nah! Steh auf! O spare mir dein Bitten! Trugst du mir Hass, verzieh ich dir; was du schon jetzt durch mich gelitten, das, bitte ich, verzeih auch mir! ORTRUD O habe Dank für so viel Güte! ELSA Der morgen nun mein Gatte heisst, anfleh ich sein liebreich Gemüte, dass Friedrich auch er Gnad erweist. ORTRUD Du fesselst mich in Dankes Banden! ELSA In Frühn lass mich bereit dich sehn - geschmückt mit prächtigen Gewanden sollst du mit mir zum Münster gehn Dort harre ich des Helden mein, vor Gott sein Eh gemahl zu sein! Sein Eh gemahl! ORTRUD Wie kann ich solche Huld dir lohnen, da machtlos ich und elend bin? Soll ich in Gnaden bei dir wohnen, stets bleibe ich die Bettlerin! Immer näher zu Elsa tretend Nur eine Kraft ist mir geblieben, sie raubte mir kein Machtgebot; durch sie vielleicht schütz ich dein Leben, bewahr es vor der Reue Not! ELSA Wie meinst du? ORTRUD Wohl, dass ich dich warne, zu blind nicht deinem Glück zu traun; dass nicht ein Unheil dich umgarne, lass mich für dich zur Zukunft schaun. ELSA Welch Unheil? ORTRUD Könntest du erfassen, wie dessen Art so wundersam, der nie dich möge so verlassen, wie er durch Zauber zu dir kam! ELSA von Grausen erfasst, wendet sich unwillig ab; voll Trauer und Mitleid wendet sie sich dann wieder zu Ortrud Du Ärmste kannst wohl nie ermessen, wie zweifellos ein Herze liebt? Du hast wohl nie das Glück besessen, das sich uns nur durch Glauben gibt? Kehr bei mir ein! Lass mich dich lehren, wie süss die Wonne reinster Treu ! Lass zu dem Glauben dich bekehren Es gibt ein Glück, das ohne Reu ! ORTRUD für sich Ha! Dieser Stolz, er soll mich lehren, wie ich bekämpfe ihre Treu ! Gen ihn will ich die Waffen kehren, durch ihren Hochmut werd ihr Reu ! usw. ELSA Lass mich dich lehren, wie süss die Wonne reinster Treu usw. Ortrud tritt, von Elsa geleitet, mit heuchlerischem Zögern durch die kleine Pforte ein; die Mägde leuchten voran und schliessen; nachdem alle eingetreten. Erstes Tagesgrauen. FRIEDRICH tritt aus dem Hintergrunde vor So zieht das Unheil in dies Haus! Vollführe, Weib, was deine List ersonnen; dein Werk zu hemmen fühl ich keine Macht! Das Unheil hat mit meinem Fall begonnen, nun stürzet nach, die mich dahin gebracht! Nur eines seh ich mahnend vor mir stehn Der Räuber meiner Ehre soll vergehn! この日本語テキストは、 クリエイティブ・コモンズ・ライセンス の下でライセンスされています。@wagnerianchan Wagner,Richard/Lohengrin/II-2
https://w.atwiki.jp/fnriewfw/pages/17.html
Ein Gesetz, Tokyo jung zu nennen, bevölkert, gesunde Erziehungsregulierungen reformieren, Rechnung wird jetzt in Japan gegeben.Wenn das Gesetz geht, wird ein lebhafter Cartoon / Komiker reguliert!Leichter Novell / der Roman ist mit dem Regulierungsgegenstand außerhalb es. Wie für der wunde Punkt bin ich die Grenze darin dieses ein Satz, aber, wie für das Schreiben, daß Sie in Stelle blog denken, ..... welcher Sie machen wenn hat über das Oben erwähnte nachgedacht, wie wird darüber; oder dies von mir konnte machen, das alles ist; ist ein Wunsch(Aber in dort das Sein die Möglichkeit, die ich "" sterbe und den unbesiedelten Ausdruck des Vaters bitte anhalte, und es wird genug für die Zustimmung gesagt)
https://w.atwiki.jp/oper/pages/1431.html
第3場 (群衆が出て来た時に最もうまく身を隠せそうな場所を探した結果、聖堂の壁の張り出し部分の陰に身を隠す。 ゆっくりと朝になっていく。2人の見張り番が塔から朝の合図のラッパを吹き鳴らす。遠方の城塔からも答礼のラッパが聞こえる。 塔を駆け下り城門を開けながら、四方から城の従僕が現れ、互いに挨拶を交わし、ゆっくりとそれぞれの仕事に取り掛かる。 そのうち二三名は金属製の桶で泉の水を汲み、居館の門を叩いて中に入れてもらう。 居館の門がまた開かれると四人のラッパ奏者が進み出て、召集ラッパを吹き鳴らすと居館の中に消える。従僕も舞台から去る。 すると城館から塔門をくぐって、無数のブラバントの貴族と戦士達が聖堂に集結し、快活なうちにも興奮した様子で挨拶を交わす) 貴族達と男達 朝のラッパがわれらを集める。 今日は良き日になるだろう! この地にて聖なる奇跡を為した方は、 またも新たな勲(いさおし)を立てるだろう! 朝のラッパがわれらを集める・・・etc (軍令使は居館から門前の高い場所に進み出る。4人のラッパ奏者が先に立って進む。 王の召集ラッパがもう一度吹き鳴らされ、全員、期待を込めて舞台の奥のほうに向かう) 軍令使 そち達に王の意志を伝えよう。 私の口から出る王の言葉をよく聞くのだ! 「フリードリヒ・テルラムントは追放の刑に処する。 不正にも神前の争いを試みたがゆえに。 この男をかくまい、味方する者にも、 王国の法に従い、同様の追放刑が下されるであろう。」 男達 呪われよ!不実な者よ! 神の裁きを受けた者よ! 清らかな者は、あの男を避けよ! あの男には安らぎも眠りも与えるな! 呪われよ!不実な者よ! (ラッパ奏者の合図に応じて、集まる人々の群れは、再び目立って多くなる) 軍令使 王はさらにこう仰せられた。 「遠方より神に遣わされ、 エルザの伴侶となることを望む勇士を、 私はブラバント公国に封じ、その称号を授与せんとした。 されど、勇士は「公」と名乗ることは固辞したがゆえに、 そち達は彼をこう呼ぶがよい!「ブラバントの守護者」と! 男達 待ちに待っていたお方だ! 万歳!神に遣わされた方! 我らは、ブラバントの守護者に 誠実に仕えよう! 待ちに待っていたお方・・・etc 万歳!ブラバントの守護者よ、万歳! (ラッパ奏者による新たな合図) 軍令使 聞け!私を通じて勇士はこう申されているぞ! 「今日は皆と祝宴を楽しもう。 されど明日は武装してまいれ! 王の戦列に従うのだ。 この私は甘き眠りを貪る気持ちは露ほども無い。 皆を率い、嚇々たる戦功を挙げることが私の務め!」 (4人のラッパ奏者を引き連れて、居館に引き返す) 男達 戦うことをためらうな! 軍を率いるのは聖なる方だ! 勇気をもって戦う者には、 高き勲(いさおし)が微笑むぞ! さあ!戦いをためらうな! 聖なる方が率いるのだから! あの方が神に遣わされたのは、 ブラバントの偉大さを高めるがため! 神はあの方を遣わした! 偉大なブラバントのために! 勇気をもって戦えば・・・etc 神はあの方を遣わした! (人々が歓喜のあまり互いに揉みくちゃになっている時、かつてフリードリヒの家臣だった4人の貴族が舞台前方に集まってくる) ブラバントの第3の貴族 聞いたか?あの男は我らをこの国から引き離す気だ! ブラバントの第2の貴族 一度もこの地には攻めて来たことのない敵のためにだと? ブラバントの第4の貴族 そのような厚かましいことを企てる資格が、なぜあの男に!? ブラバントの第1の貴族 だが従軍を命じられて断れる者などいるのか? フリードリヒ (フリードリヒは気づかれぬうちに彼らに近づいていた) 私ならできる! (頭にかぶせてあった覆いを取る) ブラバントの4人の貴族達 (驚いて飛びすさる) おい!お前は誰だ?・・・フリードリヒ!? ブラバントの第4の貴族 ほんとうか? ブラバントの第1・第2・第3の貴族 下郎の手にかかって死ぬために戻って来たのか? ブラバントの第4の貴族 ここで何をしようというのだ? フリードリヒ すぐに私は、大胆なことを仕出かすつもりだ。 お前達の目にもはっきりと分かるだろう! 厚かましくも出陣を呼び掛けているあの男を、 私は、神を偽ったがゆえに告発するのだ! ブラバントの4人の貴族達 何だと?怒りのあまり狂ったのか!どうするつもりだ? 何ということを!お前は敗者だぞ!人に聞かれたらどうするのだ! (彼らはフリードリヒを聖堂に連れて行き、人々の目に触れないようにする) (4人の侍童が寝室の扉からバルコニーに出てきて、きびきびと中央の道を下って、居館の前の高い場所に立つ。侍童の姿を目にした人々は、舞台前方に押し寄せて来る) 侍童たち 道を空けてください! 我らの姫君エルザ様のために道を空けるのです。 姫様が神に守られて聖堂へ参るのです。 (侍童たちは、自主的に道を譲った貴族達が作る聖堂の階段へとつながる広い道を進み、石段の上に立つ。 別の4人の侍童たちが落ち着いた荘重な様子で寝室からバルコニーに進み出て、これから始まろうとする女性達の行列をお伴するためにその場で待つ) 第4場 (豪華なドレスに身を包んだ女性達の長い行列が、寝室の扉からバルコニーに進んでいく。 行列は左に曲がり、居館の前の大通りを通ると、そこからまた聖堂へと歩を進める。聖堂の階段上には、先に到着していた人々が待ち構えている) 貴族達と男達 (パレードにあわせて歌う) 祝福のうちにお進みください! 長い忍従の日々を過ごした女性よ! 神よ、この方と共にあってください! 神よ、この方の歩みを見守ってください! (我知らずまた道をふさいでしまった貴族達は、すでに居館の前に到着して道を整えようとする侍童たちに後ろに追いやられる。 その行列の中に輝くばかりの装いをしたエルザが現れ、居館の前の高い場所に到着する。道は再び広々と空けられ、誰もがしばらくその場に立ち止まっているエルザを目の当たりにする) 天使のような人が近づく! けがれなき炎につつまれながら! (エルザは、男達が譲り渡した道を、ゆっくりと前に歩いて来る) 万歳!徳高き女性! 万歳!ブラバントのエルザ様! 祝福のうちにお進みください! 万歳!・・・etc 女達 万歳!・・・etc (侍童たちは勿論のこと、先頭の女性達も聖堂の階段に到着し、エルザを教会内に導くためにそこに立ち止まっている。 しかし、エルザの後に従う最後尾の女性達の中から、同じように盛装したオルトルートが進み出る。前を歩いていた女性達は脅えつつも憤懣やるかたない素振りで彼女から離れ、オルトルートは人々から孤立してしまう。彼女の表情には、募りゆく憤怒が読み取れる。 人々の歓呼を受けたエルザが今まさに聖堂の階段に足を乗せようとする瞬間、オルトルートは物凄い勢いで進み出る。彼女は叫び声を上げながら同じ段の上でエルザと向かい合うと、エルザを段から下がらせようとする) オルトルート 下がりなさい!エルザ!もうこれ以上耐えられないわ! あんたの侍女として、つき従っていることには! 本当なら、あんたはどこに行くにも、私の顔色をうかがい、 うやうやしく頭を下げなきゃいけないのよ! 侍童たちと男達 この女は何をするんだ?さがれ! (彼らはオルトルートを舞台の中央に押しのける) エルザ どういうこと!?こんなことを目にするなんて? なぜ急に態度を変えるのです? オルトルート 一度、自分をおとしめたからには、 ずっとあんたの後を這いつくばって行かねばならないと言うの? 私は私の受けた苦しみに復讐し、 私にふさわしい処遇を取り戻すつもりよ! (全員、激しく動揺し、動き回る) エルザ ああ・・・夜、泣きながら私のもとにすがってきた あの偽善の振舞いに私は騙されたわけね? あなたは神の裁きを受けた男の妻・・・ どうして傲慢にも私の前を歩けるというの? オルトルート (心を深く傷つけられた様子で) 偽りの裁判が、夫を追放したとしても、 その名はいまだこの国では高い名誉を保っている。 最も高潔な人と讃えられ、 強い剣の力が全ての人に恐れられた。 でも、あなたの夫となる人はどうなのよ?誰もその名を知らないし、あんた自身ですら、その名を口にできないじゃない! 男達 何を言うのだ?何たることを口にする? 女達と侍童たち ひどい言葉を! 男達 あの女の口をふさげ! オルトルート あの男の名を呼べるのかい?私達に教えられるのかい? あの男がどんな血筋の者で、 どこから川を下って来て、 いつどこへ帰っていくのかを?ふん、 答えられるはずがないわ!そうしたら、その身に危険が及ぶ…だから、あの抜け目ない男は、その問いを禁じたというわけよ! 男達と女達、侍童たち ああ・・・それは本当だろうか?なんと過酷な訴え! あの騎士を愚弄するとは!そんなことが許されるのか? エルザ (きわめて狼狽しつつも勇気を振りしぼるように) 何とひどい言葉を!卑劣な人! 私の答えをお聞きなさい! あの人は、あまりに清らかで高貴な人・・・ 高潔にして気高い人ですから、 その使命に疑いを抱く者は、 永遠の災いを受けるのです! 男達 その通りだ!その通りだ! エルザ あの時、私の勇士は、あなたの夫を 神の戦いで打ち砕いたではありませんか? (人々に) きっと、ここにいる皆様は同意してくださいますわね? 正しい人は誰でしょう!? 男達 あの方だ!あの方だ! あなたの勇士ただ一人! 女達と侍童たち あなたの勇士ただ一人! オルトルート ハハハ!あんたの勇士の清らかさなど、 すぐに濁ってしまうわよ。 あの男は魔の精を呼び出したから、 力を発揮しただけよ! あんたが、そのことをあの男に問いたださないのなら、 私達はこう思うしかない・・・ 「あんた自身も、あの男の清らかさが傷つくのを怖れて、 問いを控えているんだ」とね! 女達 (エルザの側に立って) 卑劣な女の憎しみから姫を守ってください! (その時、居館の扉が開き、4人のラッパ奏者が進み出て、ラッパを吹き鳴らす) 男達 (背後を見やりながら) 道を開けろ!道を開けろ!王のお成りだ! 第5場 (ハインリヒ王、ローエングリン、ザクセンの伯爵と貴族達が荘重な行列をなして居館から出て来るが、舞台前方の混乱のため、行列は途中で乱される) ブラバントの貴族達 万歳!王よ!万歳! (王とローエングリンは、混乱した人の波をきびきびとかき分けて、舞台前方に出てくる) 万歳!ブラバントの守護者よ! ハインリヒ王 どうしたのだ?何を争っている? エルザ (とても興奮しながら、ローエングリンの胸に飛び込む) ああ!わたしの大事な方! ローエングリン 一体何が? ハインリヒ王 教会に行くことを誰が邪魔したのだ? ハインリヒ王の随臣達 争いの声が聞こえたようだが? ローエングリン (オルトルートを一目見ると) これは!?呪われた女があなたの傍にいるとは? エルザ 私を救ってくれた人!この女から私を守ってください! あなたの言いつけを聞かなかったとしたら叱ってください! 扉の前で嘆いていたこの女を、 私は苦しみから救ってあげたのです。 ところが、善行に対して何とひどい報いようでしょう! この女は「私があなたを信じすぎている」と罵るのです! ローエングリン (魔物を祓うかのような目つきで、まじまじとオルトルートを見据えるので、彼女は身動きが取れない) 恐ろしい女め!エルザに近付くな! お前がこの地で勝者となることはない! (親しみを込めてエルザに振り向く) エルザよ・・・おっしゃっていただけますか? あなたの心はあの女によって毒を注ぎ込まれましたか? (エルザは泣きながらローエングリンの胸に顔をうずめる。彼はエルザを抱き起し、聖堂を指し示す) さあ、行きましょう・・・喜びのうちに涙を振り払ってください! (彼はエルザとハインリヒ王と一緒に行列の先頭に立ち、聖堂へと向き直る。全員が整列し直し、その後に続こうとする) フリードリヒ (フリードリヒが聖堂の階段に現れるので、彼に気づいた女性や侍童たちは驚いて身を離す) ああ・・・王よ!騙されている諸侯よ!お待ちを! ハインリヒ王 お前はここで何をしようと言うのだ? 男達 ここで何をしようと? 呪われし者よ!さがるのだ! フリードリヒ お聞きを! 男達 去れ! さがるのだ! ハインリヒ王 さがれ! 近づくな! 男達 死にたいのか?お前は! フリードリヒ お聞きを!私に加えられた仕打ちはひどすぎます! ハインリヒ王 去るのだ! 男達 去れ!近づくな! フリードリヒ 神明裁判なるものは、嘘とまやかしだったのです! あなた方は魔法にたぶらかされたのです! ハインリヒ王 この卑劣漢を捕らえるのだ! 男達と女達、侍童たち 卑劣漢を捕らえよ! 聞け!この男が神を嘲るさまを! (四方からフリードリヒのほうに押し寄せる) フリードリヒ (自分の言葉を聞いてもらおうとの一心で、恐ろしいまでに気持ちを集中させてローエングリン一人を見つめ、自分に向かってくる人々は一切意に介さない) 栄光に輝いているあの男を、 私は、魔法の罪ゆえに告発いたします! (押し寄せてきた男達は、フリードリヒの大音声に驚いて尻込みし、ついその言葉に聞き入ってしまう) ひとたび神の息吹が伝われば、 陰謀による力など、塵のように消えてしまいます! あなた方は、きわめて不当にも 裁判で私の名誉を奪ったが、 そうなったのは、あの男が神明裁判に現れた時、 誰一人問いを発しなかったからです! さあ、何者も邪魔してはなりません・・・ 私がこれから投げかける問いを。 (命令するような態度で) この男の名前、身分、賞罰を 全世界の目の前で、私は問いかけます! (全ての人々が激しく戸惑いながら、右往左往しはじめる) 野生の白鳥に曳かれた舟に乗り、 この地に流れ着いた男は一体全体誰なのです? 魔法じみた獣たちを従えている男が 清らかですと??妄想としか思えません! この男の義務は、私の訴えに答えることです・・・ そうできたなら、これまでの事も正義です。 ですが、できないとなれば誰の目にも明らかでしょう! この男の清らかさとは、よこしまなものだということが! (全員、衝撃を受けつつも、一種の期待に満ちてローエングリンを見つめる) 男達とハインリヒ王、女達、侍童たち 何という厳しい訴えだ! あの方はどのような答えをするのだろう? ローエングリン 恥を忘れたお前になど、 答える必要はない! 悪人の疑いには、私は答える必要はない。 それでも私の清らかさは、いささかも揺るがない! フリードリヒ 私ではだめだと言うのなら、 王よ!皆が権威を認めるあなたにお願いします! この男は王であるあなたにすら「その資格がない」と言って、 問いに答えぬつもりでしょうか? ローエングリン その通り!・・・私は王にも答えなくて良いのだ! 諸侯の最高会議の場においてもな! 疑う必要がどこにある・・・ 私の正しき行いを皆は目の当たりにしたのだから! だが、ただ一人、私が答えねばならぬ人がいる・・・ それはエルザ・・・ (その時、ローエングリンは愕然として息をのむ。振り向いた彼の目に映ったのは、内心の激しい葛藤のあまり息をはずませながら、宙の一点を呆然と見つめているエルザの姿である) エルザ!なぜ震えているのです! ハインリヒ王、男達、女達、侍童たち あの勇士は秘密を守れるだろうか? オルトルートとフリードリヒ 激しく思案しているぞ! 心の底に疑いが芽生えたのだ! ローエングリン 思案に暮れる姿を見なければならぬとは! ハインリヒ王、男達、女達、侍童たち 勇士が危険に陥るのなら、むしろ沈黙していてほしい! フリードリヒとオルトルート 心の底に疑いが芽生えたのだ。 ローエングリン 憎しみの嘘に騙されるとは? エルザ (周りのことには目もくれず、目の前を見やり続ける) あの方の隠し事は、ひとたび口に出され、明るみに出れば、 きっと、あの方に危険を招き寄せることに違いない・・・ ああ!何という恩知らずでしょう。私がもし、それをここで明るみに出し、私の恩人を裏切ったとしたら・・・。 女達と侍童たち 姫様に危険をもたらす秘密なら、 むしろ沈黙していてほしい! ハインリヒ王 あの男が危険に陥る秘密なら、 むしろ沈黙していてほしい! ローエングリン 思案の姿を見ねばならぬのか! オルトルートとフリードリヒ エルザは激しく思案している! ローエングリン ああ、神よ!この人の魂を危機からお救いください! 清らな人の心に疑いを兆させぬよう!・・・etc ハインリヒ王と男達 気高き人を危険から救おう・・・ あの方の素性など行為の正しさからも明らかだ!・・・etc エルザ あの人の運命を知ったとて、私はその秘密を守り続けるわ! でも心の奥底は、疑いに揺れている!・・・etc オルトルートとフリードリヒ 勝利できるぞ、この男に・・・ この地に来て私を苦しめた男に・・・ 勝利できるぞ。問いさえ発せられれば!・・・etc 女達と侍童たち 危険に陥る秘密なら、 沈黙していてくださいませ!・・・etc ハインリヒ王 勇士よ!不忠の男には、ためらわず返答するがよい! あなたは、かくの如き訴えを避けるには気高すぎる男だ! ザクセンとブラバントの貴族達 (ローエングリンのもとに押し寄せながら) 我らがあなたのお味方ですぞ。あなたを勇士の鑑と見極めた 我らに悲しい思いをさせないでください! 我らの手をお取りください!固く信じているのですから。 たとえ名乗られずとも、あなたの名はもはや十分気高い!・・・etc ローエングリン あなた方の信頼を裏切るはずがあろうか。 たとえ我が名と素姓を名乗らずとも!・・・etc (ローエングリンは握手を求める男達に取り巻かれ、彼ら全員の手を握り返しながら、やや後ろのほうにとどまっている。その間、フリードリヒはエルザの方に駆け寄る。 彼女は不安と戸惑いと羞恥のうちにローエングリンを見ることさえできず、自分自身の心と戦いながら独り舞台前方に立ちつくしていたのである) フリードリヒ (エルザに頭を垂れながら) 私を信じてくれ! 教えてあげよう!お前の心が安らかになる方法を! エルザ (驚きながらも、弱々しく小声で言うことしかできない) 私から離れてください! フリードリヒ あの男の体から、ほんの少しの部分でも切り取ってこい・・・ 指の先っぽでもよいのだ。 そうすれば、あの男の隠し事がお前に明らかにされ、 あの男はお前に忠実なまま、決して去って行くことはないはずだ! エルザ なんですって!そんなことはしません! フリードリヒ 夜、また行くぞ・・・ 呼んでくれさえすれば、誰も傷つかず、速やかに事は成るはずだ。 ローエングリン (急いで舞台前方にやって来る) エルザ?誰と話しているのです? (エルザは苦痛に満ちた絶望的な目をフリードリヒからそらし、心を打ち震わせながらローエングリンの足もとに身を投げ出す。ローエングリンはオルトルートとフリードリヒのほうに振り向く) 去るのだ!呪われし者たちよ! 二度と私の目の前に お前達が現れることがないように! (フリードリヒはきわめて激しい苦痛と怒りを身振りで示す) エルザ!立ち上がってください!私達の幸福は、 全てあなたの手、あなたの誠実にかかっているのです! 疑いがやまないのですか? 私に問いを発するつもりですか? エルザ (極めて激しく心を動かされ、混乱しつつも恥ずかしげに) 私を救ってくれた方! 私が身を捧げる勇士! 私の愛は、 どんな疑いよりも強いのです。 (ローエングリンの胸に顔をうずめる。聖堂からオルガンの音が響いてくる) ローエングリン 万歳!エルザ! 神のみもとに参りましょう! 男達 見よ!やはりあの方は神から遣わされた人だ! 女達と侍童たち 万歳!万歳!万歳! (ローエングリンは厳かな様子でエルザを導き、貴族達の脇を通って王のもとへと連れて行く。通り過ぎる二人に、男達はうやうやしく道を譲る) 男達 万歳!お二人とも万歳! 万歳!ブラバントのエルザ! (王に導かれ、ローエングリンとエルザはゆっくり聖堂へと歩を進める) 祝福のうちにお進みください!・・・etc 男達と女達、侍童たち 万歳!貞節なる姫君! 万歳!ブラバントのエルザさま! 万歳! (王と結婚する二人が最上段にたどりつくと、エルザは激しく感動してローエングリンに顔を向け、彼は彼女を腕の中に抱きしめる。 だが、舞台右側の階段上で抱きしめられているエルザが、不安に苛まれておずおずと下を見ると、オルトルートの姿が目にとまる。彼女は、勝利を確信したかのようにエルザに向けて手を高々と掲げているので、彼女は驚いて顔を背ける。 王に導かれて、ローエングリンとエルザは、聖堂の入口へと歩を進める) DRITTE SZENE Nachdem er den Ort erspäht, der ihn vor dem Zulaufe des Volkes am günstigsten verbergen könnte, tritt er hinter einen Mauervorsprung des Münsters. Allmählicher Tagesanbruch. Zwei Wächter blasen vom Turm das Morgenlied; von einem entfernteren Turme hört man antworten. Während die Türmer herabsteigen und das Tor erschliessen, treten aus verschiedenen Richtungen der Burg Dienstmannen auf, begrüssen sie, gehen ruhen an ihre Verrichtungen usw. Einige schöpfen am Brunnen in metallenen Gefässen Wasser, klopfen an die Pforte des Palas und werden damit eingelassen. Die Pforte des Palas öffnet sich von neuem, die vier Heerhornbläser des Königs schreiten heraus und blasen den Ruf, dann treten sie wieder in den Palas zurück. Die Dienstmannen haben die Bühne verlassen. Aus dem Burghofe und durch das Turmtor kommen nun immer zahlreicher brabantische Edle und Mannen vor dem Münster zusammen; sie begrüssen sich in heiterer Erregtheit. Die EDLEN und MANNEN In Frühn versammelt uns der Ruf, gar viel verheisset wohl der Tag! Der hier so hehre Wunder schuf, manch neue Tat vollbringen mag! In Frühn versammelt uns der Ruf usw. Der Heerrufer schreitet aus dem Palas auf die Erhöhung vor dessen Pforte heraus, die vier Heerhornbläser ihm voran. Der Königsruf wird wiederum geblasen; alle wenden sich in lebhafter Erwartung dem Hintergrunde zu. DER HEERRUFER Des Königs Wort und Will tu ich euch kund drum achtet wohl, was euch durch mich er sagt! In Bann und Acht ist Friedrich Telramund, weil untreu er den Gotteskampf gewagt. Wer sein noch pflegt, wer sich zu ihm gesellt, nach Reiches Recht derselben Acht verfällt. Die MÄNNER Fluch ihm, dem Ungetreuen, den Gottes Urteil traf! Ihn soll der Reine scheuen, es flieh ihn Ruh und Schlaf! Fluch ihm, dem Ungetreuen! Beim Rufe der Heerhörner sammelt sich das Volk schnell wieder zur Aufmerksamkeit. DER HEERRUFER Und weiter kündet euch der König an, dass er den fremden, gottgesandten Mann, den Elsa zum Gemahle sich ersehnt, mit Land und Krone von Brabant belehnt. Doch will der Held nicht Herzog sein genannt - ihr sollt ihn heissen Schützer von Brabant! Die MÄNNER Hoch der ersehnte Mann! Heil ihm, den Gott gesandt! Treu sind wir untertan dem Schützer von Brabant! Hoch der ersehnte Mann usw.. Heil ihm! Heil dem Schützer von Brabant! Neuer Ruf der Heerhornbläser. DER HEERRUFER Nun hört, was er durch mich euch sagen lässt Heut feiert er mit euch sein Hochzeitfest; doch morgen sollt ihr kampfgerüstet nahn, zur Heeresfolg dem König untertan; er selbst verschmäht der süssen Ruh zu pflegen, er führt euch an zu hehren Ruhmes Segen! Er geht mit den vier Heerhornbläsern in den Palas zurück. Die MÄNNER Zum Streite säumet nicht, führt euch der Hehre an! Wer mutig mit ihm ficht, dem lacht des Ruhmes Bahn! Auf! säumt zu streiten nicht, führt euch der Hehre an! Gott hat ihn gesandt zur Grösse von Brabant! Von Gott ist er gesandt zur Grösse von Brabant! Wer mutig mit ihn ficht usw. Von Gott ist er gesandt! Während das Volk freudig durcheinander wogt, treten im Vordergrunde vier Edle, Friedrichs sonstige Lehensmannen, zusammen. Der DRITTE EDLE Nun hört, dem Lande will er uns entführen! Der ZWEITE EDLE Gen einen Feind, der uns noch nie bedroht? Der VIERTE EDLE Solch kühn Beginnen solle ihm nicht gebühren! Der ERSTE EDLE Wer wehret ihm, wenn er die Fahrt gebot? FRIEDRICH ist unbemerkt unter sie getreten Ich! Er enthüllt sein Haupt DIE VIER EDLEN fahren entsetzt zurück Ha! Wer bist du? - Friedrich! Der VIERTE EDLE Seh ich recht? Der ERSTE, ZWEITE und DRITTE EDLE Du wagst dich her, zur Beute jedem Knecht? Der VIERTE EDLE Hier wagst du dich her? FRIEDRICH Gar bald will ich wohl weiter noch mich wagen, vor euren Augen soll es leuchtend tagen! Der euch so kühn die Heerfahrt angesagt, der sei von mir des Gottestrugs beklagt! DIE VIER EDLEN War hör ich? Rasender! Was hast du vor? Weh dir! Verlorner du, hört dich des Volkes Ohr! Sie drängen ihn nach dem Münster, wo sie ihn vor dem Blicke des Volkes zu verbergen suchen. Vier Edelknaben treten aus der Tür der Kemenate auf den Söller, laufen munter den Hauptweg hinab und stellen sich vor dem Palas auf der Höhe auf. Das Volk, das die Knaben gewahrt, drängt sich mehr nach dem Vordergrunde. EDELKNABEN Macht Platz! Macht Platz für Elsa, unsre Frau Die will in Gott zum Münster gehn. Sie schreiten nach vorn, indem sie durch die willig zurückweichenden Edlen eine breite Gasse bis zu den Stufen des Münsters bilden, wo sie dann sich selbst aufstellen. Vier andere Edelknaben treten gemessen und feierlich aus der Tür der Kemenate auf den Söller und stellen sich daselbst auf, um den Zug der Frauen, den sie erwarten, zu geleiten. VIERTE SZENE Ein langer Zug von Frauen in prächtigen Gewändern schreitet langsam aus der Pforte der Kemenate auf den Söller; er wendet sich links auf dem Hauptwege am Palas vorbei und von da wieder nach vorn dem Münster zu,auf dessen Stufen die zuerst Gekommenen sich aufstellen. Die EDLEN und MANNEN während des Aufzugs Gesegnet soll sie schreiten, die lang in Demut litt! Gott möge sie geleiten, Gott hüte ihren Schritt! Die Edlen, die unwillkürlich die Gasse wieder vertreten hatten, weichen vor den Edelknaben aufs neue zurück, welche dem Zuge, da er bereits vor dem Palas angekommen ist, Bahn machen. Elsa ist, prächtig geschmückt, im Zuge aufgetreten und auf der Erhöhung vor dem Palas angelangt; die Gasse ist wieder offen, alle können Elsa sehen, welche eine Zeitlang verweilt. Sie naht, die Engelgleiche, von keuscher Glut entbrannt! Elsa schreitet aus dem Hintergrunde langsam nach vorn durch die Gasse der Männer. Heil dir, o Tugendreiche! Heil dir, Elsa von Brabant! Gesegnet sollst du schreiten! Heil dir usw. Die FRAUEN Heil dir usw. Ausser den Edelknaben sind auch die vordersten Frauen bereits auf der Treppe des Münsters angelangt, wo sie sich aufstellen, um Elsa den Vortritt in die Kirche zu lassen; unter den Frauen, welche ihr noch folgen und den Zug schliessen, geht Ortrud, ebenfalls reich gekleidet; die Frauen, die dieser zunächst gehen, halten sich voll Scheu und wenig verhaltenem Unwillen von ihr entfernt, so dass sie sehr einzeln erscheint In ihren Mienen drückt sich immer steigender Ingrimm aus. Als Elsa unter dem lauten Zurufe des Volkes eben den Fuss auf die erste Stufe zum Münster setzen will, tritt Ortrud heftig hervor, schreitet auf Elsa zu, stellt sich auf derselben Stufe ihr entgegen und zwingt sie so, vor ihr wieder zurückzutreten. ORTRUD Zurück, Elsa! Nicht länger will ich dulden, dass ich gleich einer Magd dir folgen soll! Den Vortritt sollst du überall mir schulden, vor mir dich beugen sollst du demutsvoll! Die EDELKNABEN und die MÄNNER Was will das Weib? Zurück! Sie drängen Ortrud nach der Mitte der Bühne zurück. ELSA Um Gott! Was muss ich sehn? Welch jäher Wechsel ist mit dir geschehn? ORTRUD Weil eine Stund ich meines Werts vergessen, glaubst du, ich müsste dir nur kriechend nahn? Mein Leid zu rächen will ich mich vermessen, was mir gebührt, das will ich nun empfahn! Lebhaftes Staunen und Bewegung aller. ELSA Weh, liess ich durch dein Heucheln mich verleiten, die diese Nacht sich jammernd zu mir stahl? Wie willst du nun in Hochmut vor mir schreiten, du, eines Gottgerichteten Gemahl? ORTRUD mit dem Anschein tiefer Gekränktheit Wenn falsch Gericht mir den Gemahl verbannte, war doch sein Nam im Lande hoch geehrt; als aller Tugend Preis man ihn nur nannte, gekannt, gefürchtet war sein tapfres Schwert. Der deine, sag, wer sollte hier ihn kennen, vermagst du selbst den Namen nicht zu nennen! Die MÄNNER Was sagt sie? Ha, was tut sie kund? Die FRAUEN und KNABEN Sie lästert! Die MÄNNER Wehret ihrem Mund! ORTRUD Kannst du ihn nennen, kannst du uns es sagen, ob sein Geschlecht, sein Adel wohl bewährt? Woher die Fluten ihn zu dir getragen, wann und wohin er wieder von dir fährt? Ha, nein! Wohl brächte es ihm schlimme Not - der kluge Held die Frage drum verbot! MÄNNER, FRAUEN und KNABEN Ha, spricht sie wahr? Welch schwere Klagen! Sie schmähet ihn! Darf sie es wagen? ELSA nach grosser Betroffenheit sich ermannend Du Lästerin! Ruchlose Frau! Hör, ob ich Antwort mir getrau ! So rein und edel ist sein Wesen, so tugendreich der hehre Mann, dass nie des Unheils soll genesen, wer seiner Sendung zweifeln kann! Die MÄNNER Gewiss! Gewiss! ELSA Hat nicht durch Gott im Kampf geschlagen mein teurer Held den Gatten dein? zum Volke Nun sollt nach Recht ihr alle sagen, wer kann da nur der Reine sein? Die MÄNNER Nur er! Nur er! Dein Held allein! Die FRAUEN und KNABEN Dein Held allein! ORTRUD Ha, diese Reine deines Helden, wie wäre sie so bald getrübt, müsst er des Zaubers Wesen melden, durch den hier solche Macht er übt! Wagst du ihn nicht darum zu fragen, so glauben alle wir mit Recht, du müsstest selbst in Sorge zagen, um seine Reine steh es schlecht! Die FRAUEN Elsa unterstützend Helft ihr vor der Verruchten Hass! Der Palas wird geöffnet, die vier Heerhornbläser schreiten heraus und blasen. Die MÄNNER dem Hintergrunde zu blickend Macht Platz! Macht Platz! Der König naht! FüNFTE SZENE Der König, Lohengrin und die sächsischen Grafen und Edlen sind in feierlichem Zuge aus dem Palas getreten; durch die Verwirrung im Vordergrunde wird der Zug unterbrochen. Die BRABANTER Heil! Heil dem König! Der König und Lohengrin dringen durch die verwirrten Haufen des Vordergrundes lebhaft vor. Heil dem Schützer von Brabant! KÖNIG HEINRICH Was für ein Streit? ELSA sehr aufgeregt an Lohengrins Brust stürzend Mein Herr! O mein Gebieter! LOHENGRIN Was ist? KÖNIG HEINRICH Wer wagt es hier, den Kirchengang zu stören? Des Königs GEFOLGE Welcher Streit, den wir vernahmen? LOHENGRIN Ortrud erblickend Was seh ich! Das unsel ge Weib bei dir? ELSA Mein Retter! Schütze mich vor dieser Frau! Schilt mich, wenn ich dir ungehorsam war! In Jammer sah ich sie vor dieser Pforte, aus ihrer Not nahm ich sie bei mir auf. Nun sieh, wie furchtbar sie mir lohnt die Güte Sie schilt mich, dass ich dir zu sehr vertrau ! LOHENGRIN den Blick fest und bannend auf Ortrud heftend, welche vor ihm sich nicht zu regen vermag Du fürchterliches Weib, steh ab von ihr! Hier wird dir nimmer Sieg! er wendet sich freundlich zu Elsa Sag, Elsa, mir, vermocht ihr Gift sie in dein Herz zu giessen? Elsa birgt ihr Gesicht weinend an seiner Brust. Lohengrin richtet sie auf und deutet nach dem Münster Komm, lass in Freude dort diese Tränen fliessen! Er wendet sich mit Elsa und dem König dem Zuge vorannach dem Münster, alle lassen sich an, wohlgeordnet zu folgen. FRIEDRICH tritt auf der Treppe des Münsters hervor; die Frauen und Edelknaben, als sie ihn erkennen, weichen entsetzt aus seiner Nähe O König! Trugbetörte Fürsten! Haltet ein! KÖNIG HEINRICH Was will der hier? Die MÄNNER Was will der hier? Verfluchter! Weich von dannen! FRIEDRICH O hört mich an! Die MÄNNER Hinweg! Zurück! KÖNIG HEINRICH Zurück! Weiche von dannen! Die MÄNNER Du bist des Todes, Mann! FRIEDRICH Hört mich, dem grimmes Unrecht ihr getan! KÖNIG HEINRICH Hinweg! Die MÄNNER Hinweg! Weich von dannen! FRIEDRICH Gottes Gericht, es ward entehrt, betrogen! Durch eines Zaubrers List seid ihr belogen! KÖNIG HEINRICH Greift den Verruchten! Die MÄNNER, FRAUEN und KNABEN Greift den Verruchten! Hört! Er lästert Gott! Sie dringen von allen Seiten auf ihn ein. FRIEDRICH mit der fürchterlichsten Anstrengung, um gehört zu werden, seinen Blick nur auf Lohengrin geheftet und der Andringenden nicht achtend Den dort im Glanz ich vor mir sehe, den klage ich des Zaubers an! Die Andringenden schrecken vor Friedrichs Stimme zurück und hören endlich aufmerksam zu Wie Staub vor Gottes Hauch verwehe die Macht, die er durch List gewann! Wie schlecht ihr des Gerichtes wahrtet, das doch die Ehre mir benahm, da eine Frag ihr ihm erspartet, als er zum Gotteskampfe kam! Die Frage nun sollt ihr nicht wehren, dass sie ihm jetzt von mir gestellt in gebieterischer Stellung Nach Namen, Stand und Ehren frag ich ihn laut vor aller Welt! Bewegung grosser Betroffenheit unter allen Wer ist er, der ans Land geschwommen, gezogen von einem wilden Schwan? Wem solche Zaubertiere frommen, dess Reinheit achte ich für Wahn! Nun soll der Klag er Rede stehn ; vermag er s, so geschah mir recht - wo nicht, so sollet ihr ersehn, um seine Reine steh es schlecht! Alle blicken bestürzt und erwartungsvoll auf Lohengrin Die MÄNNER, der KÖNIG, die FRAUEN und KNABEN Welch harte Klagen! Was wird er ihm entgegnen? LOHENGRIN Nicht dir, der so vergass der Ehren, hab not ich Rede hier zu stehn! Des Bösen Zweifel darf ich wehren, vor ihm wird Reine nie vergehn! FRIEDRICH Darf ich ihm nicht als würdig gelten, dich ruf ich, König, hoch geehrt! Wird er auch dich unadlig schelten, dass er die Frage dir verwehrt? LOHENGRIN Ja, selbst dem König darf ich wehren und aller Fürsten höchstem Rat! Nicht darf sie Zweifels Last beschweren, sie sahen meine gute Tat! Nur eine ist s, der muss ich Antwort geben Elsa - Er hält betroffen an, als er, sich zu Elsa wendend, diese mit heftig wogender Brust in wildem innerem Kampfe vor sich hinstarren sieht Elsa! Wie seh ich sie erbeben! Der KÖNIG, die MÄNNER, FRAUEN und KNABEN Welch ein Geheimnis muss der Held bewahren? ORTRUD und FRIEDRICH In wildem Brüten darf ich sie gewahren, der Zweifel keimt in ihres Herzens Grund! LOHENGRIN In wildem Brüten muss ich sie gewahren! Der KÖNIG, die MÄNNER, FRAUEN und KNABEN Bringt es ihm Not, so wahr es treu sein Mund! FRIEDRICH und ORTRUD Der Zweifel keimt in ihres Herzens Grund. LOHENGRIN Hat sie betört des Hasses Lügenmund? ELSA der Umgebung entrückt vor sich hinblickend Was er verbirgt, wohl brächt es ihm Gefahren, vor aller Welt spräch es hier aus sein Mund; die er errettet, weh mir Undankbaren, verriet ich ihn, dass hier es werde kund. Die FRAUEN und KNABEN Bringt sein Geheimnis ihr Not, so wahr es treu sein Mund! KÖNIG HEINRICH Bringt ihm sein Geheimnis Not, so wahr es treu sein Mund! LOHENGRIN In wildem Brüten muss ich sie gewahren! ORTRUD und FRIEDRICH In wildem Brüten darf ich sie gewahren! LOHENGRIN O Himmel, schirm ihr Herz vor den Gefahren! Nie werde Zweifel dieser Reinen kund! usw. Der KÖNIG und die MÄNNER Wir schirmen ihn, den Edlen, vor Gefahren; durch seine Tat ward uns sein Adel kund! usw. ELSA Wüsst ich sein Los, ich wollt es treu bewahren! Im Zweifel doch erbebt des Herzens Grund! usw. ORTRUD und FRIEDRICH Er ist besiegt, besiegt ist dieser Held, der mir zur Not in dieses Land gefahren, er ist besiegt, wird ihm die Frage kund! usw. Die FRAUEN und KNABEN Bringt ihr sein Geheimnis Not, so bewahr es treu sein Mund! usw. KÖNIG HEINRICH Mein Held, entgegne kühn dem Ungetreuen! Du bist zu hehr, um, was er klagt, zu scheuen! Die SÄCHSISCHEN und BRABANTISCHEN EDLEN sich an Lohengrin drängend Wir stehn zu dir, es soll uns nie gereuen, dass wir der Helden Preis in dir erkannt! Reich uns die Hand! Wir glauben dir in Treuen, dass hehr dein Nam , wenn er auch nicht genannt! usw. LOHENGRIN Euch Helden soll der Glaube nicht gereuen, werd euch mein Nam und Art auch nie genannt! usw. Während Lohengrin, von den Männern, in deren dargereichte Hand er jedem einschlägt, umringt, etwas tiefer im Hintergrund verweilt, drängt sich Friedrich an Elsa, welche bisher vor Unruhe, Verwirrung und Scham noch nicht vermocht hat, auf Lohengrin zu blicken, und so, mit sich kämpfend, noch einsam im Vordergrunde steht. FRIEDRICH sich zu Elsa neigend Vertraue mir! Lass dir ein Mittel heissen, das dir Gewissheit schafft! ELSA erschrocken; doch leise Hinweg von mir! FRIEDRICH Lass mich das kleinste Glied ihm nur entreissen, des Fingers Spitze, und ich schwöre dir, was er dir hehlt, sollst frei du vor dir sehn, dir treu, soll nie er dir von hinnen gehn! ELSA Ha! Nimmermehr! FRIEDRICH Ich bin dir nah zur Nacht - rufst du, ohn Schaden ist es schnell vollbracht. LOHENGRIN schnell in den Vordergrund tretend Elsa, mit wem verkehrst du da? Elsa wendet sich mit einem zweifelvoll schmerzlichen Blick von Friedrich ab und sinkt tief erschüttert zu Lohengrins Füssen. Lohengrin wendet sich an Ortrud und Friedrich Zurück von ihr, Verfluchte! Dass nie mein Auge je euch wieder bei ihr seh ! Friedrich macht eine Gebärde der schmerzlichsten Wut Elsa, erhebe dich! In deiner Hand, in deiner Treu liegt alles Glückes Pfand! Lässt nicht des Zweifels Macht dich ruhn? Willst du die Frage an mich tun? ELSA in heftigster innerer Aufregung und in schamvoller Verwirrung Mein Retter, der mir Heil gebracht! Mein Held, in dem ich muss vergehn! Hoch über alles Zweifels Macht soll meine Liebe stehn. Sie sinkt an seine Brust. Die Orgel ertönt aus dem Münster. LOHENGRIN Heil dir, Elsa! Nun lass vor Gott uns gehn! Die MÄNNER Seht, er ist von Gott gesandt! Die FRAUEN und KNABEN Heil! Heil! Heil! Lohengrin führt Elsa feierlich an den Edlen vorüber zum König.Wo sie vorbeikommen, machen die Männer ehrerbietig Platz. Die MÄNNER Heil! Heil euch! Heil Elsa von Brabant! Von dem König geleitet, schreiten Lohengrin und Elsa langsam dem Münster zu Gesegnet sollst du schreiten! usw. Die MÄNNER, FRAUEN und KNABEN Heil dir, Tugendreiche! Heil Elsa von Brabant! Heil dir! Als der König mit dem Brautpaar die höchste Stufe erreicht, wendet sich Elsa in grosser Ergriffenheit zu Lohengrin, dieser empfängt sie in seinen Armen. Aus dieser Umarmung blickt sie mit scheuer Besorgnis rechts von der Treppe hinab und gewahrt Ortrud, welche den Arm gegen sie erhebt, als halte sie sich des Sieges gewiss; Elsa wendet erschreckt ihr Gesicht ab. Vom König geführt, schreiten Lohengrin und Elsa dem Eingange des Münsters zu. この日本語テキストは、 クリエイティブ・コモンズ・ライセンス の下でライセンスされています。@wagnerianchan Wagner,Richard/Lohengrin/III-1
https://w.atwiki.jp/oper/pages/1577.html
I. Szene Am Rande eines Waldes. Mondhelle Straßen und Felder; der Wald hoch und dunkel. Nur die ersten Stämme und der Anfang des breiten Weges noch hell. (Eine Frau kommt; zart, weiß gekleidet. Teilweise entblätterte rote Rosen am Kleid. Schmuck.) (Zögernd ) Hier hinein? … Man sieht den Weg nicht … Wie silbern die Stämme schimmern … wie Birken (vertieft zu Boden schauend.) Oh! Unser Garten … Die Blumen für ihn sind sicher verwelkt … Die Nacht ist so warm. (In plötzlicher Angst ) Ich fürchte mich … (Horcht in den Wald, beklommen ) Was für schwere Luft herausschlägt … wie ein Sturm, der steht … (Ringt die Hände, sieht zurück ) So grauenvoll ruhig und leer … Aber hier ist es wenigstens hell … (Sieht hinauf ) Der Mond war früher so hell … (Kauert nieder, lauscht, sieht vor sich hin ) Oh! Noch immer die Grille mit ihrem Liebeslied … Nicht sprechen … es ist so süß bei dir … Der Mond ist in der Dämmerung … (Auffahrend. Wendet sich gegen den Wald, zögert wieder, dann heftig ) Feig bist du … willst ihn nicht suchen? So stirb doch hier (Leise ) Wie drohend die Stille ist … (Sieht sich scheu um ) Der Mond ist voll Entsetzen … Sieht der hinein? (Angstvoll ) Ich allein … in den dumpfen Schatten (Mut fassend, geht rasch in den Wald hinein ) Ich will singen, dann hört er mich … II. Szene Tiefstes Dunkel, breiter Weg, hohe, dichte Bäume. Sie tastet vorwärts. (Noch hinter der Szene ) Ist das noch der Weg? … (Bückt sich, greift mit den Händen ) Hier ist es eben … (aufschreiend ) Was? … Laß los! (Zitternd auf, versucht ihre Hand zu betrachten) Eingeklemmt? … Nein, es ist was gekrochen … (Wild, greift sich ins Gesicht ) Und hier auch … Wer rührt mich an? … Fort … (Schlägt mit den Händen um sich ) Fort, nur weiter … um Gotteswillen … (Geht weiter, mit vorgestreckten Armen ) So, der Weg ist breit … (Ruhig, nachdenklich ) Es war so still hinter den Mauern des Gartens … (sehr ruhig ) Keine Sensen mehr … kein Rufen und Gehn … Und die Stadt in hellem Nebel … so sehnsüchtig schaute ich hinüber … Und der Himmel so unermeßlich tief über dem Weg, den du immer zu mir gehst … noch durchsichtiger und ferner … die Abendfarben … (Traurig ) Aber du bist nicht gekommen. (Stehenbleibend ) Wer weint da? (Rufend, sehr ängstlich ) Ist hier jemand? (Wartet. Lauter ) Ist hier jemand? (Wieder lauschend ) Nichts … aber das war doch … (Horcht wieder ) Jetzt rauscht es oben … Es schlägt von Ast zu Ast … (Voll Entsetzen seitwärts flüchtend ) Es kommt auf mich zu … (Schrei des Nachtvogels.) (Tobend ) Nicht her! Laß mich … Herrgott, hilf mir … (Stille. Hastig ) Es war nichts … Nur schnell, nur schnell … (Beginnt zu laufen, fällt nieder. Schon hinter der Szene ) Oh, oh, was ist das? … Ein Körper … Nein, nur ein Stamm … III. Szene Weg noch immer im Dunkel. Seitlich vom Wege ein breiter heller Streifen. Das Mondlicht fällt auf eine Baumlichtung. Dort hohe Gräser, Farne, große gelbe Pilze. Die Frau kommt aus dem Dunkel. Da kommt ein Licht! (Atmet auf ) Ach! nur der Mond … Wie gut … (Wieder halb ängstlich ) Dort tanzt etwas Schwarzes … hundert Hände … (Sofort beherrscht ) Sei nicht dumm … es ist der Schatten … (Zärtlich nachdenkend ) Oh! wie dein Schatten auf die weißen Wände fällt … Aber so bald mußt du fort. (Rauschen. Sie hält an, sieht um sich und lauscht einen Augenblick ) Rufst du? … (wieder träumend ) Und bis zum Abend ist es so lang … (Leichter Windstoß. Sie sieht wieder hin ) Aber der Schatten kriecht doch! … Gelbe, breite Augen … (Laut des Schauderns) So vorquellend … wie an Stielen … Wie es glotzt … (Knarren im Gras. Entsetzt ) Kein Tier, lieber Gott, kein Tier … Ich habe solche Angst … Liebster, mein Liebster, hilf mir … (sie läuft weiter.) IV. Szene Mondbeschienene, breite Straße, rechts aus dem Walde kommend. Wiesen und Felder (gelbe und grüne Streifen abwechselnd). Etwas nach links verliert sich die Straße wieder im Dunkel hoher Baumgruppen. Erst ganz links sieht man die Straße frei liegen. Dort mündet auch ein Weg, der von einem Hause herunterführt. In diesem alle Fenster mit dunklen Läden geschlossen. Ein Balkon aus weißem Stein. (Die Frau kommt langsam, erschöpft. Das Gewand ist zerrissen, die Haare verwirrt. Blutige Risse an Gesicht und Händen. Umschauend ) Er ist auch nicht da … Auf der ganzen, langen Straße nichts Lebendiges … und kein Laut … (Schauer; lauschend ) Die weiten blassen Felder sind ohne Atem, wie erstorben … kein Halm rührt sich … (Sieht die Straße entlang ) Noch immer die Stadt … Und dieser fahle Mond … Keine Wolke, nicht der Flügelschatten eines Nachtvogels am Himmel … diese grenzenlose Totenblässe … (Sie bleibt schwankend stehen ) Ich kann kaum weiter … Und dort läßt man mich nicht ein … Die fremde Frau wird mich fort jagen! … Wenn er krank ist … (Sie hat sich in die Nähe der Baumgruppen geschleppt, unter denen es vollständig dunkel ist ) Eine Bank … ich muß ausruhen … (Müde, unentschlossen, sehnsüchtig ) Aber so lang hab ich ihn nicht gesehen … (Sie kommt unter die Bäume, stößt mit den Füßen an etwas ) Nein, das ist nicht der Schatten der Bank (mit dem Fuß tastend, erschrocken ) Da ist jemand … (Beugt sich nieder, horcht ) Er atmet nicht … (Sie tastet hinunter ) Feucht … hier fließt etwas … (Sie tritt aus dem Schatten ins Mondlicht ) Es glänzt rot … Ach, meine Hände sind wund gerissen … Nein, es ist noch naß, es ist von dort … (Versucht mit entsetzlicher Anstrengung den Gegenstand hervorzuzerren ) Ich kann nicht. (Bückt sich. Mit furchtbarem Schrei ) Das ist er (sie sinkt nieder.) (Nach einigen Augenblicken erhebt sie sich halb, so daß ihr Gesicht den Bäumen zugewendet ist. Verwirrt ) Das Mondlicht … nein dort … Da ist der schreckliche Kopf … das Gespenst … (Sieht unverwandt hin ) Wenn es nur endlich verschwände … wie das im Wald … Ein Baumschatten, ein lächerlicher Zweig … Der Mond ist tückisch … weil er blutleer ist, malt er rotes Blut … (Mit ausgestreckten Fingern hinweisend, flüsternd ) Aber es wird gleich zerfließen … Nicht hinsehen … Nicht darauf achten … Es zergeht sicher … wie das im Wald … (Sie wendet sich mit gezwungener Ruhe ab, gegen die Straße zu ) Ich will fort … ich muß ihn finden … Es muß schon spät sein … (Schweigen. Unbeweglichkeit. Sie wendet sich jäh um, aber nicht vollständig. Fast jauchzend ) Es ist nicht mehr da … Ich wußte … (Sie hat sich weiter gewendet, erblickt plötzlich wieder den Gegenstand ) Es ist noch da … Herrgott im Himmel … (Ihr Oberkörper fällt nach vorne, sie scheint zusammenzusinken. Aber sie kriecht mit gesenktem Haupt hin ) Es ist lebendig (tastet ) Es hat Haut … Augen … Haar … (Sie beugt sich ganz zur Seite, als wollte sie ihm ins Gesicht sehen ) Seine Augen … es hat seinen Mund … Du … du … bist du es … Ich habe dich so lang gesucht … Im Wald und … (an ihm zerrend ) Hörst du? Sprich doch … Sieh mich an … (Entsetzt, beugt sich ganz. Atemlos ) Herrgott, was ist … (schreiend, rennt ein Stück fort ) Hilfe … (Von ferne zum Hause hinauf ) Um Gotteswillen! … rasch! … hört mich denn niemand? … er liegt da … (schaut verzweifelt um sich.) (Eilig zurück unter die Bäume ) Wach auf … wach doch auf … (flehend ) Nicht tot sein … mein Liebster … Nur nicht tot sein … ich liebe dich so. (Zärtlich, eindringlich ) Unser Zimmer ist halbhell … alles wartet … die Blumen duften so stark … (Die Hände faltend, verzweifelnd ) Was soll ich tun … Was soll ich nur tun, daß er aufwacht? … (Sie greift ins Dunkel hinein, faßt seine Hand ) Deine liebe Hand … (zusammenzuckend, fragend ) So kalt? … (Sie zieht die Hand an sich, küßt sie. Schüchtern schmeichelnd ) Wird sie nicht warm an meiner Brust? (Sie öffnet das Gewand ) Mein Herz ist so heiß vom Warten … (Flehend, leise ) Die Nacht ist bald vorbei … Du wolltest doch bei mir sein diese Nacht. (Ausbrechend ) Oh! es ist heller Tag … Bleibst du am Tage bei mir? … Die Sonne glüht auf uns … deine Hände liegen auf mir … deine Küsse … mein bist du … du … Sieh mich doch an, Liebster, ich liege neben dir … So sieh mich doch an … (Sie erhebt sich, sieht ihn an, erwachend ) Ah! wie starr … Wie fürchterlich deine Augen sind … (Laut aufweinend ) Drei Tage warst du nicht bei mir … Aber heute … so sicher … Der Abend war so voll Frieden … Ich schaute und wartete … (ganz versunken ) Über die Gartenmauer dir entgegen … So niedrig ist sie … Und dann winken wir beide … (Aufschreiend ) Nein, nein … es ist nicht wahr … Wie kannst du tot sein? … Überall lebtest du … Eben noch im Wald … deine Stimme so nah an meinem Ohr … immer, immer warst du bei mir … dein Hauch auf meiner Wange … deine Hand auf meinem Haar … (Angstvoll ) Nicht wahr … es ist nicht wahr? Dein Mund bog sich doch eben noch unter meinen Küssen … (wartend ) Dein Blut tropft noch jetzt mit leisem Schlag … Dein Blut ist noch lebendig … (Sie beugt sich tief über ihn ) Oh! der breite rote Streif … Das Herz haben sie getroffen … (Fast unhörbar ) Ich will es küssen … mit dem letzten Atem … dich nie mehr loslassen … (richtet sich halb auf ) In deine Augen sehn … Alles Licht kam ja aus deinen Augen … mir schwindelte, wenn ich dich ansah … (In der Erinnerung lächelnd, geheimnisvoll, zärtlich ) Nun küss ich mich an dir zu Tode. (Tiefes Schweigen. Sie sieht ihn unverwandt an. Nach einer Pause plötzlich ) Aber so seltsam ist dein Auge … (verwundert ) Wohin schaust du? (Heftiger ) Was suchst du denn? (Sieht sich um; nach dem Balkon ) Steht dort jemand? (Wieder zurück, die Hand an der Stirn ) Wie war das nur das letzte Mal? … (immer vertiefter ) War das damals nicht auch in deinem Blick? (Angestrengt in der Erinnerung suchend ) Nein, nur so zerstreut … oder … und plötzlich bezwangst du dich … (Immer klarer werdend ) Und drei Tage warst du nicht bei mir … keine Zeit … So oft hast du keine Zeit gehabt in diesen letzten Monaten … (Jammernd, wie abwehrend ) Nein, das ist doch nicht möglich … das ist doch … (in blitzartiger Erinnerung ) Ah, jetzt erinnere ich mich … der Seufzer im Halbschlaf … wie ein Name … du hast mir die Frage von den Lippen geküßt … (Grübelnd ) Aber warum versprach er mir, heute zu kommen? … (In rasender Angst ) Ich will das nicht … nein ich will nicht … (Aufspringend, sich umwendend ) Warum hat man dich getötet? … Hier vor dem Hause … Hat dich jemand entdeckt? … (Aufschreiend, wie sich anklammernd ) Nein, nein … mein einzig Geliebter … das nicht … (Zitternd ) Oh, der Mond schwankt … ich kann nicht sehen … Schau mich doch an … (rast plötzlich ) Du siehst wieder dort hin? … (Nach dem Balkon ) Wo ist sie denn … die Hexe, die Dirne … die Frau mit den weißen Armen … (höhnisch ) Oh, du liebst sie ja die weißen Arme … wie du sie rot küßt … (Mit geballten Fäusten ) Oh, du … du … du Elender, du Lügner … du … Wie deine Augen mir ausweichen! … Krümmst du dich vor Scham? … (Stößt mit dem Fuß gegen ihn ) Hast sie umarmt … Ja? … (von Ekel geschüttelt ) so zärtlich und gierig … und ich wartete … Wo ist sie hingelaufen, als du im Blut lagst? … Ich will sie an den weißen Armen herschleifen … so (Gebärde; zusammenbrechend ) Für mich ist kein Platz da … (schluchzt auf ) Oh! nicht einmal die Gnade, mit dir sterben zu dürfen … (Sinkt nieder, weinend ) Wie lieb, wie lieb ich dich gehabt hab’ … Allen Dingen ferne lebte ich … allem fremd … (in Träumerei versinkend ) Ich wußte nichts als dich … dieses ganze Jahr … seit du zum ersten Mal meine Hand nahmst … oh, so warm … nie früher liebte ich jemanden so … Dein Lächeln und dein Reden … ich hatte dich so lieb … (Stille und Schluchzen. Dann leise, sich aufrichtend ) Mein Lieber … mein einziger Liebling … hast du sie oft geküßt? … während ich vor Sehnsucht verging … (Flüsternd ) Hast du sie sehr geliebt? (Flehend ) Sag nicht ja … Du lächelst schmerzlich … Vielleicht hast du auch gelitten … vielleicht rief dein Herz nach ihr … (Stiller, warm ) Was kannst du dafür? … Oh, ich fluchte dir … Aber dein Mitleid machte mich glücklich … Ich glaubte, war im Glück … (Stille. Dämmerung links im Osten. Tief am Himmel Wolken, von schwachem Schein durchleuchtet, gelblich schimmernd wie Kerzenlicht. Sie steht auf ) Liebster, Liebster, der Morgen kommt … Was soll ich allein hier tun? … In diesem endlosen Leben … in diesem Traum ohne Grenzen und Farben … denn meine Grenze war der Ort, an dem du warst … und alle Farben der Welt brachen aus deinen Augen … Das Licht wird für alle kommen … aber ich allein in meiner Nacht? … Der Morgen trennt uns … immer der Morgen … So schwer küßt du zum Abschied … wieder ein ewiger Tag des Wartens … Oh du erwachst ja nicht mehr … Tausend Menschen ziehn vorüber … ich erkenne dich nicht … Alle leben, ihre Augen flammen … Wo bist du? … (Leiser ) Es ist dunkel … dein Kuß wie ein Flammenzeichen in meiner Nacht … meine Lippen brennen und leuchten … dir entgegen … (in Entzücken aufschreiend ) Oh, bist du da … (irgend etwas entgegen ) ich suchte … I. Szene Am Rande eines Waldes. Mondhelle Straßen und Felder; der Wald hoch und dunkel. Nur die ersten Stämme und der Anfang des breiten Weges noch hell. (Eine Frau kommt; zart, weiß gekleidet. Teilweise entblätterte rote Rosen am Kleid. Schmuck.) (Zögernd ) Hier hinein? … Man sieht den Weg nicht … Wie silbern die Stämme schimmern … wie Birken (vertieft zu Boden schauend.) Oh! Unser Garten … Die Blumen für ihn sind sicher verwelkt … Die Nacht ist so warm. (In plötzlicher Angst ) Ich fürchte mich … (Horcht in den Wald, beklommen ) Was für schwere Luft herausschlägt … wie ein Sturm, der steht … (Ringt die Hände, sieht zurück ) So grauenvoll ruhig und leer … Aber hier ist es wenigstens hell … (Sieht hinauf ) Der Mond war früher so hell … (Kauert nieder, lauscht, sieht vor sich hin ) Oh! Noch immer die Grille mit ihrem Liebeslied … Nicht sprechen … es ist so süß bei dir … Der Mond ist in der Dämmerung … (Auffahrend. Wendet sich gegen den Wald, zögert wieder, dann heftig ) Feig bist du … willst ihn nicht suchen? So stirb doch hier (Leise ) Wie drohend die Stille ist … (Sieht sich scheu um ) Der Mond ist voll Entsetzen … Sieht der hinein? (Angstvoll ) Ich allein … in den dumpfen Schatten (Mut fassend, geht rasch in den Wald hinein ) Ich will singen, dann hört er mich … II. Szene Tiefstes Dunkel, breiter Weg, hohe, dichte Bäume. Sie tastet vorwärts. (Noch hinter der Szene ) Ist das noch der Weg? … (Bückt sich, greift mit den Händen ) Hier ist es eben … (aufschreiend ) Was? … Laß los! (Zitternd auf, versucht ihre Hand zu betrachten) Eingeklemmt? … Nein, es ist was gekrochen … (Wild, greift sich ins Gesicht ) Und hier auch … Wer rührt mich an? … Fort … (Schlägt mit den Händen um sich ) Fort, nur weiter … um Gotteswillen … (Geht weiter, mit vorgestreckten Armen ) So, der Weg ist breit … (Ruhig, nachdenklich ) Es war so still hinter den Mauern des Gartens … (sehr ruhig ) Keine Sensen mehr … kein Rufen und Gehn … Und die Stadt in hellem Nebel … so sehnsüchtig schaute ich hinüber … Und der Himmel so unermeßlich tief über dem Weg, den du immer zu mir gehst … noch durchsichtiger und ferner … die Abendfarben … (Traurig ) Aber du bist nicht gekommen. (Stehenbleibend ) Wer weint da? (Rufend, sehr ängstlich ) Ist hier jemand? (Wartet. Lauter ) Ist hier jemand? (Wieder lauschend ) Nichts … aber das war doch … (Horcht wieder ) Jetzt rauscht es oben … Es schlägt von Ast zu Ast … (Voll Entsetzen seitwärts flüchtend ) Es kommt auf mich zu … (Schrei des Nachtvogels.) (Tobend ) Nicht her! Laß mich … Herrgott, hilf mir … (Stille. Hastig ) Es war nichts … Nur schnell, nur schnell … (Beginnt zu laufen, fällt nieder. Schon hinter der Szene ) Oh, oh, was ist das? … Ein Körper … Nein, nur ein Stamm … III. Szene Weg noch immer im Dunkel. Seitlich vom Wege ein breiter heller Streifen. Das Mondlicht fällt auf eine Baumlichtung. Dort hohe Gräser, Farne, große gelbe Pilze. Die Frau kommt aus dem Dunkel. Da kommt ein Licht! (Atmet auf ) Ach! nur der Mond … Wie gut … (Wieder halb ängstlich ) Dort tanzt etwas Schwarzes … hundert Hände … (Sofort beherrscht ) Sei nicht dumm … es ist der Schatten … (Zärtlich nachdenkend ) Oh! wie dein Schatten auf die weißen Wände fällt … Aber so bald mußt du fort. (Rauschen. Sie hält an, sieht um sich und lauscht einen Augenblick ) Rufst du? … (wieder träumend ) Und bis zum Abend ist es so lang … (Leichter Windstoß. Sie sieht wieder hin ) Aber der Schatten kriecht doch! … Gelbe, breite Augen … (Laut des Schauderns) So vorquellend … wie an Stielen … Wie es glotzt … (Knarren im Gras. Entsetzt ) Kein Tier, lieber Gott, kein Tier … Ich habe solche Angst … Liebster, mein Liebster, hilf mir … (sie läuft weiter.) IV. Szene Mondbeschienene, breite Straße, rechts aus dem Walde kommend. Wiesen und Felder (gelbe und grüne Streifen abwechselnd). Etwas nach links verliert sich die Straße wieder im Dunkel hoher Baumgruppen. Erst ganz links sieht man die Straße frei liegen. Dort mündet auch ein Weg, der von einem Hause herunterführt. In diesem alle Fenster mit dunklen Läden geschlossen. Ein Balkon aus weißem Stein. (Die Frau kommt langsam, erschöpft. Das Gewand ist zerrissen, die Haare verwirrt. Blutige Risse an Gesicht und Händen. Umschauend ) Er ist auch nicht da … Auf der ganzen, langen Straße nichts Lebendiges … und kein Laut … (Schauer; lauschend ) Die weiten blassen Felder sind ohne Atem, wie erstorben … kein Halm rührt sich … (Sieht die Straße entlang ) Noch immer die Stadt … Und dieser fahle Mond … Keine Wolke, nicht der Flügelschatten eines Nachtvogels am Himmel … diese grenzenlose Totenblässe … (Sie bleibt schwankend stehen ) Ich kann kaum weiter … Und dort läßt man mich nicht ein … Die fremde Frau wird mich fort jagen! … Wenn er krank ist … (Sie hat sich in die Nähe der Baumgruppen geschleppt, unter denen es vollständig dunkel ist ) Eine Bank … ich muß ausruhen … (Müde, unentschlossen, sehnsüchtig ) Aber so lang hab ich ihn nicht gesehen … (Sie kommt unter die Bäume, stößt mit den Füßen an etwas ) Nein, das ist nicht der Schatten der Bank (mit dem Fuß tastend, erschrocken ) Da ist jemand … (Beugt sich nieder, horcht ) Er atmet nicht … (Sie tastet hinunter ) Feucht … hier fließt etwas … (Sie tritt aus dem Schatten ins Mondlicht ) Es glänzt rot … Ach, meine Hände sind wund gerissen … Nein, es ist noch naß, es ist von dort … (Versucht mit entsetzlicher Anstrengung den Gegenstand hervorzuzerren ) Ich kann nicht. (Bückt sich. Mit furchtbarem Schrei ) Das ist er (sie sinkt nieder.) (Nach einigen Augenblicken erhebt sie sich halb, so daß ihr Gesicht den Bäumen zugewendet ist. Verwirrt ) Das Mondlicht … nein dort … Da ist der schreckliche Kopf … das Gespenst … (Sieht unverwandt hin ) Wenn es nur endlich verschwände … wie das im Wald … Ein Baumschatten, ein lächerlicher Zweig … Der Mond ist tückisch … weil er blutleer ist, malt er rotes Blut … (Mit ausgestreckten Fingern hinweisend, flüsternd ) Aber es wird gleich zerfließen … Nicht hinsehen … Nicht darauf achten … Es zergeht sicher … wie das im Wald … (Sie wendet sich mit gezwungener Ruhe ab, gegen die Straße zu ) Ich will fort … ich muß ihn finden … Es muß schon spät sein … (Schweigen. Unbeweglichkeit. Sie wendet sich jäh um, aber nicht vollständig. Fast jauchzend ) Es ist nicht mehr da … Ich wußte … (Sie hat sich weiter gewendet, erblickt plötzlich wieder den Gegenstand ) Es ist noch da … Herrgott im Himmel … (Ihr Oberkörper fällt nach vorne, sie scheint zusammenzusinken. Aber sie kriecht mit gesenktem Haupt hin ) Es ist lebendig (tastet ) Es hat Haut … Augen … Haar … (Sie beugt sich ganz zur Seite, als wollte sie ihm ins Gesicht sehen ) Seine Augen … es hat seinen Mund … Du … du … bist du es … Ich habe dich so lang gesucht … Im Wald und … (an ihm zerrend ) Hörst du? Sprich doch … Sieh mich an … (Entsetzt, beugt sich ganz. Atemlos ) Herrgott, was ist … (schreiend, rennt ein Stück fort ) Hilfe … (Von ferne zum Hause hinauf ) Um Gotteswillen! … rasch! … hört mich denn niemand? … er liegt da … (schaut verzweifelt um sich.) (Eilig zurück unter die Bäume ) Wach auf … wach doch auf … (flehend ) Nicht tot sein … mein Liebster … Nur nicht tot sein … ich liebe dich so. (Zärtlich, eindringlich ) Unser Zimmer ist halbhell … alles wartet … die Blumen duften so stark … (Die Hände faltend, verzweifelnd ) Was soll ich tun … Was soll ich nur tun, daß er aufwacht? … (Sie greift ins Dunkel hinein, faßt seine Hand ) Deine liebe Hand … (zusammenzuckend, fragend ) So kalt? … (Sie zieht die Hand an sich, küßt sie. Schüchtern schmeichelnd ) Wird sie nicht warm an meiner Brust? (Sie öffnet das Gewand ) Mein Herz ist so heiß vom Warten … (Flehend, leise ) Die Nacht ist bald vorbei … Du wolltest doch bei mir sein diese Nacht. (Ausbrechend ) Oh! es ist heller Tag … Bleibst du am Tage bei mir? … Die Sonne glüht auf uns … deine Hände liegen auf mir … deine Küsse … mein bist du … du … Sieh mich doch an, Liebster, ich liege neben dir … So sieh mich doch an … (Sie erhebt sich, sieht ihn an, erwachend ) Ah! wie starr … Wie fürchterlich deine Augen sind … (Laut aufweinend ) Drei Tage warst du nicht bei mir … Aber heute … so sicher … Der Abend war so voll Frieden … Ich schaute und wartete … (ganz versunken ) Über die Gartenmauer dir entgegen … So niedrig ist sie … Und dann winken wir beide … (Aufschreiend ) Nein, nein … es ist nicht wahr … Wie kannst du tot sein? … Überall lebtest du … Eben noch im Wald … deine Stimme so nah an meinem Ohr … immer, immer warst du bei mir … dein Hauch auf meiner Wange … deine Hand auf meinem Haar … (Angstvoll ) Nicht wahr … es ist nicht wahr? Dein Mund bog sich doch eben noch unter meinen Küssen … (wartend ) Dein Blut tropft noch jetzt mit leisem Schlag … Dein Blut ist noch lebendig … (Sie beugt sich tief über ihn ) Oh! der breite rote Streif … Das Herz haben sie getroffen … (Fast unhörbar ) Ich will es küssen … mit dem letzten Atem … dich nie mehr loslassen … (richtet sich halb auf ) In deine Augen sehn … Alles Licht kam ja aus deinen Augen … mir schwindelte, wenn ich dich ansah … (In der Erinnerung lächelnd, geheimnisvoll, zärtlich ) Nun küss ich mich an dir zu Tode. (Tiefes Schweigen. Sie sieht ihn unverwandt an. Nach einer Pause plötzlich ) Aber so seltsam ist dein Auge … (verwundert ) Wohin schaust du? (Heftiger ) Was suchst du denn? (Sieht sich um; nach dem Balkon ) Steht dort jemand? (Wieder zurück, die Hand an der Stirn ) Wie war das nur das letzte Mal? … (immer vertiefter ) War das damals nicht auch in deinem Blick? (Angestrengt in der Erinnerung suchend ) Nein, nur so zerstreut … oder … und plötzlich bezwangst du dich … (Immer klarer werdend ) Und drei Tage warst du nicht bei mir … keine Zeit … So oft hast du keine Zeit gehabt in diesen letzten Monaten … (Jammernd, wie abwehrend ) Nein, das ist doch nicht möglich … das ist doch … (in blitzartiger Erinnerung ) Ah, jetzt erinnere ich mich … der Seufzer im Halbschlaf … wie ein Name … du hast mir die Frage von den Lippen geküßt … (Grübelnd ) Aber warum versprach er mir, heute zu kommen? … (In rasender Angst ) Ich will das nicht … nein ich will nicht … (Aufspringend, sich umwendend ) Warum hat man dich getötet? … Hier vor dem Hause … Hat dich jemand entdeckt? … (Aufschreiend, wie sich anklammernd ) Nein, nein … mein einzig Geliebter … das nicht … (Zitternd ) Oh, der Mond schwankt … ich kann nicht sehen … Schau mich doch an … (rast plötzlich ) Du siehst wieder dort hin? … (Nach dem Balkon ) Wo ist sie denn … die Hexe, die Dirne … die Frau mit den weißen Armen … (höhnisch ) Oh, du liebst sie ja die weißen Arme … wie du sie rot küßt … (Mit geballten Fäusten ) Oh, du … du … du Elender, du Lügner … du … Wie deine Augen mir ausweichen! … Krümmst du dich vor Scham? … (Stößt mit dem Fuß gegen ihn ) Hast sie umarmt … Ja? … (von Ekel geschüttelt ) so zärtlich und gierig … und ich wartete … Wo ist sie hingelaufen, als du im Blut lagst? … Ich will sie an den weißen Armen herschleifen … so (Gebärde; zusammenbrechend ) Für mich ist kein Platz da … (schluchzt auf ) Oh! nicht einmal die Gnade, mit dir sterben zu dürfen … (Sinkt nieder, weinend ) Wie lieb, wie lieb ich dich gehabt hab’ … Allen Dingen ferne lebte ich … allem fremd … (in Träumerei versinkend ) Ich wußte nichts als dich … dieses ganze Jahr … seit du zum ersten Mal meine Hand nahmst … oh, so warm … nie früher liebte ich jemanden so … Dein Lächeln und dein Reden … ich hatte dich so lieb … (Stille und Schluchzen. Dann leise, sich aufrichtend ) Mein Lieber … mein einziger Liebling … hast du sie oft geküßt? … während ich vor Sehnsucht verging … (Flüsternd ) Hast du sie sehr geliebt? (Flehend ) Sag nicht ja … Du lächelst schmerzlich … Vielleicht hast du auch gelitten … vielleicht rief dein Herz nach ihr … (Stiller, warm ) Was kannst du dafür? … Oh, ich fluchte dir … Aber dein Mitleid machte mich glücklich … Ich glaubte, war im Glück … (Stille. Dämmerung links im Osten. Tief am Himmel Wolken, von schwachem Schein durchleuchtet, gelblich schimmernd wie Kerzenlicht. Sie steht auf ) Liebster, Liebster, der Morgen kommt … Was soll ich allein hier tun? … In diesem endlosen Leben … in diesem Traum ohne Grenzen und Farben … denn meine Grenze war der Ort, an dem du warst … und alle Farben der Welt brachen aus deinen Augen … Das Licht wird für alle kommen … aber ich allein in meiner Nacht? … Der Morgen trennt uns … immer der Morgen … So schwer küßt du zum Abschied … wieder ein ewiger Tag des Wartens … Oh du erwachst ja nicht mehr … Tausend Menschen ziehn vorüber … ich erkenne dich nicht … Alle leben, ihre Augen flammen … Wo bist du? … (Leiser ) Es ist dunkel … dein Kuß wie ein Flammenzeichen in meiner Nacht … meine Lippen brennen und leuchten … dir entgegen … (in Entzücken aufschreiend ) Oh, bist du da … (irgend etwas entgegen ) ich suchte … Schönberg,Arnold/Erwartung
https://w.atwiki.jp/oper/pages/3542.html
このテンプレはポリウト方式で作成されています。 こちらの役名一覧に和訳を記載して管理人までお知らせください。 ERSTER AKT Vorspiel (Ein gepflasterter Platz vor der Mühle. Seitlich eine geräumige Weinlaube) ERSTE SZENE (Ein Nachbar und Lukas. Lukas ist im Begriffe, mit einem Korb auf die Weinlaube zu steigen) ▼NACHBAR▲ Euch gelingt's in allen Stücken, Tio Lukas! Selbst die Trauben reifen früher hier bei euch. Pflückt ihr heute wirklich schon? ▼LUKAS▲ Der hochwürd'ge Bischof wird heute wohl so gnädig sein, in der Mühle einzukehren. ▼NACHBAR▲ (etwas näselnd) Habt ihr schon einmal berechnet, was euch diese Gastereien wohl im Jahre kosten mögen? ▼LUKAS▲ (lachend) Diese Arbeit überlass ich arithmetisch mehr Geübten, euch zum Beispiel, guter Freund. ▼NACHBAR▲ Aber glaubt ihr nicht, dass mancher nicht allein der Trauben wegen oder andrer Leckerbissen seine Gegenwart euch schenkt? Wäre ich an eurer Stelle, dann bedächte ich genau, dass Frasquita eine schöne, eine wunderschöne Frau. ▼LUKAS▲ Nun, dann ist's ein Glück, dass euch das Geschick nicht an meinen Platz gesetzt. Lieber Nachbar, guten Tag. (Er steigt hinauf. Nachbar ab) ZWEITE SZENE (Lukas auf der Weinlaube, Frasquita mit einem Tischtuch, das sie auf den Tisch vor dem Hause breitet; sie singt, wählend sie den Platz fegt und besprengt und die Stühle zurechtstellt) ▼FRASQUITA▲ Kommt ein Knabe her des Weges "Lieber Knabe, bleibe stehn! Magst den Trunk aus kühlem Brunnen an der Mühle nicht verschmähn." Oder kommt ein Caballero angeritten über's Feld "Gastlich ist die Mühle offen, Küch und Keller wohlbestellt." Ist's der Bischof, sind's Prälaten, Eminenzen mildgesinnt "Darf der Müller euch kredenzen, was bei ihm vom Zapfen rinnt?" ▼LUKAS▲ Denkst du aber nicht, Frasquita, lieber sei's den Eminenzen, den Prälaten, Caballeros, allen Knaben jung und alt, wenn die Müllerin Frasquita an des Müllers Statt kredenzt? ▼FRASQUITA▲ Du dort oben in der Laube, böser Spotter, gib nur acht, dass du nicht herabfällst! Sonst - ▼LUKAS▲ Und was denkst du, sucht der alte stattliche Corregidor, wenn er schwitzend nach der Mühle seinen hochgewölbten Rücken wöchentlich so oft herausträgt? ▼FRASQUITA▲ O der Tausend, Herr Don Lukas, wären Sie wohl eifersüchtig? ▼LUKAS▲ Eifersüchtig auf den Alten? Nein, ich freue mich von Herzen seiner Liebe. ▼FRASQUITA▲ Ei, das wäre? ▼LUKAS▲ In der Sünde liegt die Strafe! Denn die Meine, denn Frasquita wird von allen Erdenmännern ewig nur den Einen lieben, ewig ihm nur angehören. ▼FRASQUITA▲ Seht einmal den eitlen Mann! Aber wie, wenn ich es lernte, einen Zweiten noch zu lieben? ▼LUKAS▲ O, dann wärst du nicht Frasquita, meine süsse, holdeste Frasquita, die von allen Erdenmännern ewig nur wird einen lieben. ▼FRASQUITA▲ (ihn unterbrechend) Ewig ihm nur angehören? Ja! Du eitler, guter, treuer närrisch lieber Herzenslukas, steige nur aus deiner Laube endlich auf die Erde nieder, dass du fühlst, wie Liebe tut. (Lukas steigt von der Laube herunter und eilt auf sie zu. Stürmische Umarmung) ▼LUKAS▲ (der sich inzwischen einmal umgesehen hat) Ho, Frasquita! Mit Repela seh' in seinem roten Mantel den Corregidor ich nah'n. ▼FRASQUITA▲ Schon so früh? Was mag er wollen? Welche Absicht führt ihn her? ▼LUKAS▲ Dass wir es genau erfahren, will ich hier im Laub versteckt, lauschen eurem Zwiegespräch. ▼FRASQUITA▲ Köstlicher Gedanke, Lukas! Trifft der Alte mich allein, wird er mir sein runzlig altes, garst'ges Herz beredsam öffnen, (mit affektierter Zärtlichkeit) wird er sehr gesprächig sein. (Lukas besteigt lachend die Laube. Repela, vorsichtig umherspähend, nähert sich Frasquita) DRITTE SZENE (Die Vorigen, Repela) ▼REPELA▲ (nimmt eine Prise Schnupftabak … es reizt ihn zu niesen, er niest) ▼FRASQUITA▲ Nun, wo blieb dein Herr, Repela? ▼REPELA▲ (mit komischem Pathos) Schreckliche Müllerin, schweige! Schreckliche Müllerin, zeige mir dein Antlitz nicht. ▼FRASQUITA▲ Närrischer Repela, sprich! Kommst du ohne deinen Herrn? ▼REPELA▲ (niest wieder) Dass ich ein Mann bin, o wehe! Unheil der Männer du, gehe mir aus dem Gesicht! ▼FRASQUITA▲ Möchtest du statt solcher Possen endlich mir nicht Rede stehn? ▼REPELA▲ (niest) Seh' ich dich, schönste der Frauen, fühl' ich von Schauder und Grauen bang mich übermannt. Rosige Wangen und Lippen, ach, wie gefährliche Klippen sind sie dem Verstand! ▼FRASQUITA▲ Solche abgeschmackte Weisheit hab' ich schon genug gehört. Oder bringst du sie im Auftrag deines Herrn, dann geh und sag ihm, dass er mir willkommen ist. ▼REPELA▲ Wirklich, Müllerin? Erwartest du allein zu dieser Stunde, übermütige Frasquita, wirklich den Corregidor? Und der gute Lukas schläft wohl den Schlaf vertrauenssel'ger Gatten drinnen in der Kammer auf dem weichen Kanapee? ▼FRASQUITA▲ Frecher Wicht! Und wenn er schliefe? ▼REPELA▲ Sput ich mich, es zu vermelden, und mein Auftrag ist vollbracht. (ab) ▼FRASQUITA▲ (zu Lukas) Hörst du wohl? Dein Schlummerstündchen will er sich zu Nutze machen. ▼LUKAS▲ Armer Schelm! Es ist zum Lachen! (Beide lachen, man hört Repela noch aus der Ferne niesen) ▼FRASQUITA▲ (nimmt die Castagnetten und tanzt lachend den Fandango) La la la la la la la VIERTE SZENE (Die Vorigen, der Corregidor) ▼CORREGIDOR▲ (beim Eingang einige Zeit zusehend und dann in die Hände klatschend) Reizend! Himmlisch! Wunderbar! (näherkommend) Gott behüte dich, Frasquita! ▼FRASQUITA▲ O wie freundlich, o wie gütig, Euer Gnaden sind schon hier! Noch im Sonnenbrand begeben euer Gnaden sich zu mir! Niemand sonst ist noch erschienen, leer der Tisch, leer das Gestühl. Ihr allein - doch lasst euch nieder. Hier im Schatten ist es kühl. ▼CORREGIDOR▲ Still, Frasquita, nicht so wortreich! Weckest sonst den Lukas auf - denn der Gute schläft wohl noch? ▼FRASQUITA▲ (indem sie schalkhaft mit ihren Haaren spielt) In dem Schatten meiner Locken schlief mir mein Geliebter ein. Weck ich ihn nun auf? Ach, nein! Sorglich strählt' ich meine krausen Locken täglich in der Frühe; doch umsonst ist meine Mühe, weil die Winde sie zerzausen. Lockenschatten, Windessausen schläferten den Liebsten ein. Weck ich ihn nun auf? Ach, nein! Hören muss ich, wie ihn gräme, dass er schmachtet schon so lange, dass ihm Leben gäb und nähme diese meine braune Wange. Und er nennt mich seine Schlange, und doch schlief er bei mir ein! Weck ich ihn nun auf? Ach, nein! ▼CORREGIDOR▲ Lass ihn schlafen, lass ihn ruhen! Komm und setz dich her zu mir. Viele Dinge, grosse Dinge möcht ich anvertrauen dir. ▼FRASQUITA▲ Nun, ich sitze, euer Gnaden! Sprecht! Ich höre zu. (schlagt die Beine übereinander, stützt den Ellbogen auf das Knie und sieht ihn lächelnd an) ▼CORREGIDOR▲ (durch Frasquitas verführerische Haltung verwirrt, starrt sie eine Weile sprachlos an, dann - tief aufatmend und sich den Schweiss von der Stirn wischend - sucht er durch schmachtende Gebärden seinen überschwänglichen Empfindungen Ausdruck zu verleihen) Süsse Zauberin Frasquita, was in deinen Feuerblicken mag den männlich harten Sinn doch so magisch mir bestricken? Scheu machst du mich, kühn zugleich. Drohen möcht' ich, möchte schmähen - und doch wag in stillem Glüh'n keinen Wunsch ich zu gestehen. ▼FRASQUITA▲ Und was wünschen euer Gnaden? ▼CORREGIDOR▲ (feurig) Alles, was du willst, mein Herz! ▼FRASQUITA▲ Was ich will, ihr wisst es ja Die Ernennung meines Neffen allsogleich zum Sekretär beim Gerichte zu Estella! Dieses will ich! ▼CORREGIDOR▲ Ha, Frasquita! Ganz Unmögliches verlangst du! Denn bedenke die Gefahr, Wenn der hohe Stadtrat gar - ▼FRASQUITA▲ (ihn unterbrechend) Ach, wie haben die Sitten sich doch betrüblich verwandelt! Einst auf weibliche Bitten wie hätt' ein Spanier gehandelt! O, Don Eugenio, einst sprachen Ritter nicht von Gefahren, kämpften mit Leuen und mit Drachen, wenn sie im Wege waren. Aber vielleicht von den Rittern, werdet ihr sagen, träte Keiner ohne zu zittern vor die städtischen Räte? ▼CORREGIDOR▲ Nun, ich will es überlegen. Würdest du um diesen Preis schenken deine Liebe mir? ▼FRASQUITA▲ Ganz gewiss nicht, denn ich liebe ja umsonst euch, gnäd'ger Herr! ▼CORREGIDOR▲ Also wirst du dann mich lieben? ▼FRASQUITA▲ Jetzt schon, sagt' ich doch soeben, jetzt schon lieb ich euch gar sehr! ▼CORREGIDOR▲ Aber - ▼FRASQUITA▲ Ohne aber, ehrlich ist und herzlich meine Liebe! ▼CORREGIDOR▲ Aber - ▼FRASQUITA▲ Dass ich euer Gnaden treu ergeben, könnt ihr zweifeln? ▼CORREGIDOR▲ Aber - ▼FRASQUITA▲ Jeder Zweifel würde kränken tief mein armes Herz. ▼CORREGIDOR▲ Aber, süsseste Frasquita! Deine Liebe ist zu klein für so grosser Schönheit Reiz. ▼FRASQUITA▲ So gefall' ich euch so sehr? ▼CORREGIDOR▲ Keine zweite Frau der Erde ist so schön wie du! Tag und Nacht raubt deiner Schönheit Bild mir Glück und Ruh'. ▼FRASQUITA▲ Doch eure Frau Gemahlin! So hold und engelgleich, der Ehefrauen Krone, an Güte überreich! ▼CORREGIDOR▲ Ach die Ehe! Gott mag's wissen, ist ein böses Sakrament. Auch die schönste Frau gewöhnt man, wenn man sie die Seine nennt! ▼FRASQUITA▲ Von andern hört ich freilich, dass strenge Zucht sie hält, mit Argusaugen hütet den Mann, der ihr vermählt. ▼CORREGIDOR▲ Ach, es haben diese andern manches Wahre dir gesagt; sehr von ihren schlimmen Launen bin ich armer Mann geplagt. Hart ist sie und abgewendet aller Glut, versteh genau. Dir will ich es anvertrauen Sie ist eine kalte Frau. Aber wenn dein Blick, Frasquita, feuersprühend auf mir ruht, o, da ahn' ich wonnetrunken eine tiefe Seelenglut. Dürft ich einmal dich umfassen, kosten dich, verbot'ne Frucht, dürft ich diesen Mund berühren, den mein Blick begehrlich sucht - (Er beugt sich stark über, um sie zu umarmen. Sie weicht unversehens zurück. Er fällt, das Gleichgewicht verlierend, mit dem Stuhl der Länge nach auf den Boden) ▼FRASQUITA▲ (lachend) Herr Corregidor, ich bitte - ▼LUKAS▲ (aus der Weinlaube hervorkommend) Was ist los, was ist geschehen? ▼FRASQUITA▲ Dieser Scherz kam unerbeten! ▼LUKAS▲ Herr, ihr seid wohl fehlgetreten? ▼FRASQUITA▲ Oder wäre unter euch gar der Stuhl zerbrochen? (zu Lukas) Höre, fauler Müller! Hohe Gäste, schlechte Stühle taugen für einander nicht! ▼LUKAS▲ Euer Gnaden haben sich doch nicht verletzt? ▼CORREGIDOR▲ (der indessen mühsam aufgestanden ist, mit verhaltenem Ingrimm) Nein, ich bin ganz heil geblieben. (zischend, aber leise zu Frasquita) Frau, das sollst du mir bezahlen! ▼LUKAS▲ (unbefangen) Nun, dann bin ich euer Gnaden hoch verpflichtet für dies Stückchen; denn inmitten meiner Trauben hat der Schlaf mich übermannt. Hätte seiner Gnaden lauter Fall mich nicht erweckt, gewiss hätt ich auf den Fliesen später mir gebrochen Arm und Bein. ▼CORREGIDOR▲ Also du? Nun, das freut mich, Müller, freut mich wirklich sehr. - (leise zu Frasquita) Ja, das sollst du mir bezahlen! ▼FRASQUITA▲ (den Corregidor abstäubend, bittend) O Herr, vergebt dem Armen, er hat geschlafen wie ein Stock! (zu Lukas) Herbei, du Siebenschläfer, und bürste seiner Gnaden Rock! ▼CORREGIDOR▲ (während Frasquita ihm ihre Schürze um die Ohren schlägt) Du Schelm, Du böser Trotzkopf! ▼FRASQUITA▲ (schmeichelnd) Und euer Gnaden hegen doch länger keinen Groll? ▼CORREGIDOR▲ Mein Schatz, es hängt von dir ab, ob ich verzeihen soll. (Lukas ist indessen mit dem Korb voll Weintrauben herabgestiegen. Frasquita, ihm hinter dem Rücken des Corregidors Kusshände zuwerfend, nimmt zwei Trauben aus dem Korb und stellt sich die Hände mit den Trauben hoch erhoben, lächelnd vor den Corregidor) ▼FRASQUITA▲ Unsres Weinstocks erste Gaben seien, Herr, euch zugedacht; denn die Erstlingsfrüchte haben eine wundertät'ge Macht. Nehmet sie gleich einem Pfande, wie's ein Freund von Freunden nimmt, das der Freundschaft zarte Bande zu besiegeln ist bestimmt. (Der Corregidor zögert, die Trauben anzunehmen) FÜNFTE SZENE (Die Vorigen, Repela) ▼REPELA▲ (der schon vorher nähergekommen ist) Müllerin, deine Trauben mute dem Gaste nicht zu, denn es stehet zu glauben sauer sind sie so wie du. ▼FRASQUITA▲ Grober Schlingel! Weisst du denn, Ob ich sauer bin, ob süss? ▼REPELA▲ Wachsen die Trauben auf Mauern unerreichbar hinan, wird sie unter die sauern rechnen der weise Mann. Aber deinen Freundschaftstrauben kommt ein Schätzer schon des Wegs. Müller, Müllerin vor's Tor, hohe Gäste zu empfah'n. ▼FRASQUITA▲ Nein, im Ernste! Kommt der Bischof? Lukas, komm! Geschwind vor's Tor, ihn gebührend zu empfah'n. ▼LUKAS▲ (gleichzeitig) Nein, im Ernste! Kommt der Bischof? Schnell, Frasquita! Komm vor's Tor, ihn gebührend zu empfah'n. (Frasquita mit Lukas ab) ▼REPELA▲ Herr, sofern ihr noch gesonnen, ungesehn euch aus der Mühle zu entfernen, nehmet den Weg hier links hinaus, doch ohne Säumen. ▼CORREGIDOR▲ Nein, ich bleibe! Und bezahlen soll sie mir den Spott, soll teuer meine Leiden mir bezahlen! (schreibt einige Worte in seine Brieftafel und reisst das Blatt heraus) Höre und versteh, Repela! Dies hier bringst du dem Alkalden Juan Lopez und gebiete Eile ihm bei meinem Zorn. Dann nach Hause zur Señora geh und melde, dass ich heute dringender Geschäfte wegen auf dem Rathaus übernachte. Dorten um die neunte Stunde Harre deines Herrn! ▼REPELA▲ Schwachen Kopf und schwache Beine überbürdet ihr da schwer. Möchtet ihr nicht lieber Trauben, die auf dem Spalier der Tugend hoch und unersteiglich hangen, gleich dem weisen Tier der Fabel, unversucht für sauer halten? ▼CORREGIDOR▲ Nicht, eh' sie das Spiel bezahlten! (Er weist Repela mit einer gebieterischen Gebärde fort. Repela geht links ab. Im Hintergrunde, wo sich indessen herumziehende Musikanten aufgestellt haben, sieht man den Bischof mit Gefolge, von Lukas und Frasquita begleitet, auftreten. In dem Augenblick, als der Bischof in den Vordergrund tritt und der Corregidor ihm eine tiefe Verbeugung macht, fällt der Vorhang.) ERSTER AKT Vorspiel Ein gepflasterter Platz vor der Mühle. Seitlich eine geräumige Weinlaube ERSTE SZENE Ein Nachbar und Lukas. Lukas ist im Begriffe, mit einem Korb auf die Weinlaube zu steigen NACHBAR Euch gelingt's in allen Stücken, Tio Lukas! Selbst die Trauben reifen früher hier bei euch. Pflückt ihr heute wirklich schon? LUKAS Der hochwürd'ge Bischof wird heute wohl so gnädig sein, in der Mühle einzukehren. NACHBAR etwas näselnd Habt ihr schon einmal berechnet, was euch diese Gastereien wohl im Jahre kosten mögen? LUKAS lachend Diese Arbeit überlass ich arithmetisch mehr Geübten, euch zum Beispiel, guter Freund. NACHBAR Aber glaubt ihr nicht, dass mancher nicht allein der Trauben wegen oder andrer Leckerbissen seine Gegenwart euch schenkt? Wäre ich an eurer Stelle, dann bedächte ich genau, dass Frasquita eine schöne, eine wunderschöne Frau. LUKAS Nun, dann ist's ein Glück, dass euch das Geschick nicht an meinen Platz gesetzt. Lieber Nachbar, guten Tag. Er steigt hinauf. Nachbar ab ZWEITE SZENE Lukas auf der Weinlaube, Frasquita mit einem Tischtuch, das sie auf den Tisch vor dem Hause breitet; sie singt, wählend sie den Platz fegt und besprengt und die Stühle zurechtstellt FRASQUITA Kommt ein Knabe her des Weges "Lieber Knabe, bleibe stehn! Magst den Trunk aus kühlem Brunnen an der Mühle nicht verschmähn." Oder kommt ein Caballero angeritten über's Feld "Gastlich ist die Mühle offen, Küch und Keller wohlbestellt." Ist's der Bischof, sind's Prälaten, Eminenzen mildgesinnt "Darf der Müller euch kredenzen, was bei ihm vom Zapfen rinnt?" LUKAS Denkst du aber nicht, Frasquita, lieber sei's den Eminenzen, den Prälaten, Caballeros, allen Knaben jung und alt, wenn die Müllerin Frasquita an des Müllers Statt kredenzt? FRASQUITA Du dort oben in der Laube, böser Spotter, gib nur acht, dass du nicht herabfällst! Sonst - LUKAS Und was denkst du, sucht der alte stattliche Corregidor, wenn er schwitzend nach der Mühle seinen hochgewölbten Rücken wöchentlich so oft herausträgt? FRASQUITA O der Tausend, Herr Don Lukas, wären Sie wohl eifersüchtig? LUKAS Eifersüchtig auf den Alten? Nein, ich freue mich von Herzen seiner Liebe. FRASQUITA Ei, das wäre? LUKAS In der Sünde liegt die Strafe! Denn die Meine, denn Frasquita wird von allen Erdenmännern ewig nur den Einen lieben, ewig ihm nur angehören. FRASQUITA Seht einmal den eitlen Mann! Aber wie, wenn ich es lernte, einen Zweiten noch zu lieben? LUKAS O, dann wärst du nicht Frasquita, meine süsse, holdeste Frasquita, die von allen Erdenmännern ewig nur wird einen lieben. FRASQUITA ihn unterbrechend Ewig ihm nur angehören? Ja! Du eitler, guter, treuer närrisch lieber Herzenslukas, steige nur aus deiner Laube endlich auf die Erde nieder, dass du fühlst, wie Liebe tut. Lukas steigt von der Laube herunter und eilt auf sie zu. Stürmische Umarmung LUKAS der sich inzwischen einmal umgesehen hat Ho, Frasquita! Mit Repela seh' in seinem roten Mantel den Corregidor ich nah'n. FRASQUITA Schon so früh? Was mag er wollen? Welche Absicht führt ihn her? LUKAS Dass wir es genau erfahren, will ich hier im Laub versteckt, lauschen eurem Zwiegespräch. FRASQUITA Köstlicher Gedanke, Lukas! Trifft der Alte mich allein, wird er mir sein runzlig altes, garst'ges Herz beredsam öffnen, mit affektierter Zärtlichkeit wird er sehr gesprächig sein. Lukas besteigt lachend die Laube. Repela, vorsichtig umherspähend, nähert sich Frasquita DRITTE SZENE Die Vorigen, Repela REPELA nimmt eine Prise Schnupftabak … es reizt ihn zu niesen, er niest FRASQUITA Nun, wo blieb dein Herr, Repela? REPELA mit komischem Pathos Schreckliche Müllerin, schweige! Schreckliche Müllerin, zeige mir dein Antlitz nicht. FRASQUITA Närrischer Repela, sprich! Kommst du ohne deinen Herrn? REPELA niest wieder Dass ich ein Mann bin, o wehe! Unheil der Männer du, gehe mir aus dem Gesicht! FRASQUITA Möchtest du statt solcher Possen endlich mir nicht Rede stehn? REPELA niest Seh' ich dich, schönste der Frauen, fühl' ich von Schauder und Grauen bang mich übermannt. Rosige Wangen und Lippen, ach, wie gefährliche Klippen sind sie dem Verstand! FRASQUITA Solche abgeschmackte Weisheit hab' ich schon genug gehört. Oder bringst du sie im Auftrag deines Herrn, dann geh und sag ihm, dass er mir willkommen ist. REPELA Wirklich, Müllerin? Erwartest du allein zu dieser Stunde, übermütige Frasquita, wirklich den Corregidor? Und der gute Lukas schläft wohl den Schlaf vertrauenssel'ger Gatten drinnen in der Kammer auf dem weichen Kanapee? FRASQUITA Frecher Wicht! Und wenn er schliefe? REPELA Sput ich mich, es zu vermelden, und mein Auftrag ist vollbracht. ab FRASQUITA zu Lukas Hörst du wohl? Dein Schlummerstündchen will er sich zu Nutze machen. LUKAS Armer Schelm! Es ist zum Lachen! Beide lachen, man hört Repela noch aus der Ferne niesen FRASQUITA nimmt die Castagnetten und tanzt lachend den Fandango La la la la la la la VIERTE SZENE Die Vorigen, der Corregidor CORREGIDOR beim Eingang einige Zeit zusehend und dann in die Hände klatschend Reizend! Himmlisch! Wunderbar! näherkommend Gott behüte dich, Frasquita! FRASQUITA O wie freundlich, o wie gütig, Euer Gnaden sind schon hier! Noch im Sonnenbrand begeben euer Gnaden sich zu mir! Niemand sonst ist noch erschienen, leer der Tisch, leer das Gestühl. Ihr allein - doch lasst euch nieder. Hier im Schatten ist es kühl. CORREGIDOR Still, Frasquita, nicht so wortreich! Weckest sonst den Lukas auf - denn der Gute schläft wohl noch? FRASQUITA indem sie schalkhaft mit ihren Haaren spielt In dem Schatten meiner Locken schlief mir mein Geliebter ein. Weck ich ihn nun auf? Ach, nein! Sorglich strählt' ich meine krausen Locken täglich in der Frühe; doch umsonst ist meine Mühe, weil die Winde sie zerzausen. Lockenschatten, Windessausen schläferten den Liebsten ein. Weck ich ihn nun auf? Ach, nein! Hören muss ich, wie ihn gräme, dass er schmachtet schon so lange, dass ihm Leben gäb und nähme diese meine braune Wange. Und er nennt mich seine Schlange, und doch schlief er bei mir ein! Weck ich ihn nun auf? Ach, nein! CORREGIDOR Lass ihn schlafen, lass ihn ruhen! Komm und setz dich her zu mir. Viele Dinge, grosse Dinge möcht ich anvertrauen dir. FRASQUITA Nun, ich sitze, euer Gnaden! Sprecht! Ich höre zu. schlagt die Beine übereinander, stützt den Ellbogen auf das Knie und sieht ihn lächelnd an CORREGIDOR durch Frasquitas verführerische Haltung verwirrt, starrt sie eine Weile sprachlos an, dann - tief aufatmend und sich den Schweiss von der Stirn wischend - sucht er durch schmachtende Gebärden seinen überschwänglichen Empfindungen Ausdruck zu verleihen Süsse Zauberin Frasquita, was in deinen Feuerblicken mag den männlich harten Sinn doch so magisch mir bestricken? Scheu machst du mich, kühn zugleich. Drohen möcht' ich, möchte schmähen - und doch wag in stillem Glüh'n keinen Wunsch ich zu gestehen. FRASQUITA Und was wünschen euer Gnaden? CORREGIDOR feurig Alles, was du willst, mein Herz! FRASQUITA Was ich will, ihr wisst es ja Die Ernennung meines Neffen allsogleich zum Sekretär beim Gerichte zu Estella! Dieses will ich! CORREGIDOR Ha, Frasquita! Ganz Unmögliches verlangst du! Denn bedenke die Gefahr, Wenn der hohe Stadtrat gar - FRASQUITA ihn unterbrechend Ach, wie haben die Sitten sich doch betrüblich verwandelt! Einst auf weibliche Bitten wie hätt' ein Spanier gehandelt! O, Don Eugenio, einst sprachen Ritter nicht von Gefahren, kämpften mit Leuen und mit Drachen, wenn sie im Wege waren. Aber vielleicht von den Rittern, werdet ihr sagen, träte Keiner ohne zu zittern vor die städtischen Räte? CORREGIDOR Nun, ich will es überlegen. Würdest du um diesen Preis schenken deine Liebe mir? FRASQUITA Ganz gewiss nicht, denn ich liebe ja umsonst euch, gnäd'ger Herr! CORREGIDOR Also wirst du dann mich lieben? FRASQUITA Jetzt schon, sagt' ich doch soeben, jetzt schon lieb ich euch gar sehr! CORREGIDOR Aber - FRASQUITA Ohne aber, ehrlich ist und herzlich meine Liebe! CORREGIDOR Aber - FRASQUITA Dass ich euer Gnaden treu ergeben, könnt ihr zweifeln? CORREGIDOR Aber - FRASQUITA Jeder Zweifel würde kränken tief mein armes Herz. CORREGIDOR Aber, süsseste Frasquita! Deine Liebe ist zu klein für so grosser Schönheit Reiz. FRASQUITA So gefall' ich euch so sehr? CORREGIDOR Keine zweite Frau der Erde ist so schön wie du! Tag und Nacht raubt deiner Schönheit Bild mir Glück und Ruh'. FRASQUITA Doch eure Frau Gemahlin! So hold und engelgleich, der Ehefrauen Krone, an Güte überreich! CORREGIDOR Ach die Ehe! Gott mag's wissen, ist ein böses Sakrament. Auch die schönste Frau gewöhnt man, wenn man sie die Seine nennt! FRASQUITA Von andern hört ich freilich, dass strenge Zucht sie hält, mit Argusaugen hütet den Mann, der ihr vermählt. CORREGIDOR Ach, es haben diese andern manches Wahre dir gesagt; sehr von ihren schlimmen Launen bin ich armer Mann geplagt. Hart ist sie und abgewendet aller Glut, versteh genau. Dir will ich es anvertrauen Sie ist eine kalte Frau. Aber wenn dein Blick, Frasquita, feuersprühend auf mir ruht, o, da ahn' ich wonnetrunken eine tiefe Seelenglut. Dürft ich einmal dich umfassen, kosten dich, verbot'ne Frucht, dürft ich diesen Mund berühren, den mein Blick begehrlich sucht - Er beugt sich stark über, um sie zu umarmen. Sie weicht unversehens zurück. Er fällt, das Gleichgewicht verlierend, mit dem Stuhl der Länge nach auf den Boden FRASQUITA lachend Herr Corregidor, ich bitte - LUKAS aus der Weinlaube hervorkommend Was ist los, was ist geschehen? FRASQUITA Dieser Scherz kam unerbeten! LUKAS Herr, ihr seid wohl fehlgetreten? FRASQUITA Oder wäre unter euch gar der Stuhl zerbrochen? zu Lukas Höre, fauler Müller! Hohe Gäste, schlechte Stühle taugen für einander nicht! LUKAS Euer Gnaden haben sich doch nicht verletzt? CORREGIDOR der indessen mühsam aufgestanden ist, mit verhaltenem Ingrimm Nein, ich bin ganz heil geblieben. zischend, aber leise zu Frasquita Frau, das sollst du mir bezahlen! LUKAS unbefangen Nun, dann bin ich euer Gnaden hoch verpflichtet für dies Stückchen; denn inmitten meiner Trauben hat der Schlaf mich übermannt. Hätte seiner Gnaden lauter Fall mich nicht erweckt, gewiss hätt ich auf den Fliesen später mir gebrochen Arm und Bein. CORREGIDOR Also du? Nun, das freut mich, Müller, freut mich wirklich sehr. - leise zu Frasquita Ja, das sollst du mir bezahlen! FRASQUITA den Corregidor abstäubend, bittend O Herr, vergebt dem Armen, er hat geschlafen wie ein Stock! zu Lukas Herbei, du Siebenschläfer, und bürste seiner Gnaden Rock! CORREGIDOR während Frasquita ihm ihre Schürze um die Ohren schlägt Du Schelm, Du böser Trotzkopf! FRASQUITA schmeichelnd Und euer Gnaden hegen doch länger keinen Groll? CORREGIDOR Mein Schatz, es hängt von dir ab, ob ich verzeihen soll. Lukas ist indessen mit dem Korb voll Weintrauben herabgestiegen. Frasquita, ihm hinter dem Rücken des Corregidors Kusshände zuwerfend, nimmt zwei Trauben aus dem Korb und stellt sich die Hände mit den Trauben hoch erhoben, lächelnd vor den Corregidor FRASQUITA Unsres Weinstocks erste Gaben seien, Herr, euch zugedacht; denn die Erstlingsfrüchte haben eine wundertät'ge Macht. Nehmet sie gleich einem Pfande, wie's ein Freund von Freunden nimmt, das der Freundschaft zarte Bande zu besiegeln ist bestimmt. Der Corregidor zögert, die Trauben anzunehmen FÜNFTE SZENE Die Vorigen, Repela REPELA der schon vorher nähergekommen ist Müllerin, deine Trauben mute dem Gaste nicht zu, denn es stehet zu glauben sauer sind sie so wie du. FRASQUITA Grober Schlingel! Weisst du denn, Ob ich sauer bin, ob süss? REPELA Wachsen die Trauben auf Mauern unerreichbar hinan, wird sie unter die sauern rechnen der weise Mann. Aber deinen Freundschaftstrauben kommt ein Schätzer schon des Wegs. Müller, Müllerin vor's Tor, hohe Gäste zu empfah'n. FRASQUITA Nein, im Ernste! Kommt der Bischof? Lukas, komm! Geschwind vor's Tor, ihn gebührend zu empfah'n. LUKAS gleichzeitig Nein, im Ernste! Kommt der Bischof? Schnell, Frasquita! Komm vor's Tor, ihn gebührend zu empfah'n. Frasquita mit Lukas ab REPELA Herr, sofern ihr noch gesonnen, ungesehn euch aus der Mühle zu entfernen, nehmet den Weg hier links hinaus, doch ohne Säumen. CORREGIDOR Nein, ich bleibe! Und bezahlen soll sie mir den Spott, soll teuer meine Leiden mir bezahlen! schreibt einige Worte in seine Brieftafel und reisst das Blatt heraus Höre und versteh, Repela! Dies hier bringst du dem Alkalden Juan Lopez und gebiete Eile ihm bei meinem Zorn. Dann nach Hause zur Señora geh und melde, dass ich heute dringender Geschäfte wegen auf dem Rathaus übernachte. Dorten um die neunte Stunde Harre deines Herrn! REPELA Schwachen Kopf und schwache Beine überbürdet ihr da schwer. Möchtet ihr nicht lieber Trauben, die auf dem Spalier der Tugend hoch und unersteiglich hangen, gleich dem weisen Tier der Fabel, unversucht für sauer halten? CORREGIDOR Nicht, eh' sie das Spiel bezahlten! Er weist Repela mit einer gebieterischen Gebärde fort. Repela geht links ab. Im Hintergrunde, wo sich indessen herumziehende Musikanten aufgestellt haben, sieht man den Bischof mit Gefolge, von Lukas und Frasquita begleitet, auftreten. In dem Augenblick, als der Bischof in den Vordergrund tritt und der Corregidor ihm eine tiefe Verbeugung macht, fällt der Vorhang. Wolf,Hugo/Der Corregidor/II
https://w.atwiki.jp/petri/pages/322.html
Farbbilder zu Mini-Preisen Zum ersten Mal ist es gelungen, Farbfotos in großer Stückzahl ohne Negativ herzustellen. Ein Fotochrome-Farbbild kostet (umgerechnet) nur 80 Pfennige. Leider läßt die Qualität noch zu wünschen übrig. Jeder kennt das brillante Polaroid-System, die Sofortbild-Kamera für Filme mit eingebautem Entwickler. Man knipst, zieht an einer Papierlasche und kann nach zehn Sekunden das fertige Bild aus der Kamera lösen. Seit gut zwei Jahren gibt es sogar Polaroid-Farbfotos, die nur ein paar Sekunden länger brauchen als Schwarzweißbilder. Technisch gesehen, ist dieses Wunderwerk kaum noch zu überbieten. Trotzdem hat auch das Polaroid-System einen Haken den Preis. Ein schwarzweißes Polaroidbild kostet eine Mark, ein farbiges jedoch rund fünf Mark. Das sei entschieden zuviel, tönt jetzt die Werbetrommel einer anderen amerikanischen Firma durch den Blätterwald, zumal es ja jetzt einen viel billigeren Weg zum Farbfoto gebe Die Fotochrome Company, New York, propagiert das Fotochrome-System Wir haben nach jahrelanger Entwicklungsarbeit und nach Tausenden von Experimenten ein revolutionäres Farbfotoaufnahmesystem fertiggestellt. Die Kamera ist so automatisch, wie sie überhaupt nur sein kann. Sie ist narrensicher. Die Bedienung ist ein Kinderspiel. Und die Hauptsache Marn lädt sie mit einem Film, der die Kosten von Farbaufnahmen praktisch halbiert. Farbaufnahmen kosten soviel wie Schwarzweißaufnahmen. Warum? Nun, Fotochrome gibt den Grund an braucht kein Negativ mehr. Das Geheimnis liegt angeblich im Entwicklungsprozeß Wir sind jetzt imstande, ein Positiv in klaren, leuchtenden Farben unmittelbar, ohne umständliche, kostspielige Zwischenstufen aus dem belichteten Film herzustellen. AußBer Geld spart das Verfahren auch Zeit Bisher dauerte es meistens zwei Tage, von der Absendung des Films an gerechnet, bis man die Bilder zurückerhielt. Beim Fotochrome-Verfahren braucht man gewöhnlich nur einen Tag. Das ist zwar gegenüber dem herkömmlichen Farbfilm recht schnell, doch mit Polaroid kann man Fotochrome in dieser Hinsicht eben doch nicht vergleichen. Bleibt als zugkräftigstes Verkaufsargument also der Preis. Die ziemlich eigenartig geformte Fotochrome-Kamera ist zunächst nur in den Vereinigten Staaten zu beziehen. Kaufpreis im Einzelhandel 50 Dollar Für das Geld bekommt man einen Apparat, der wirklich beinahe so einfach zu bedienen ist, wie der Prospekt verspricht. Die 4.5-f-Linse ist nicht besonders lichtstark (viele der billigeren Polaroidlinsen sind es auch nicht); ein Belichtungsmesser ist selbstver- ständlich eingebaut, und das Laden ist nicht schwieriger als bei den Kodak-Instamatic-Modellen. Auch sonst gibt's manches vom üblichen Kamera-Komfort Sperrvorrichtung zur Verhinderung von Doppelbelichtung, automatische Belichtungseinstellung für Blitzlichtaufnahmen und ähnliches mehr. Die Fotochrome-Filmkassette läßt sich kinderleicht einlegen. Der Film besteht aus einer beschichteten Kunststoffolie, die auch das entwickelte Positiv trägt. Die Fotochrome-Filmkassette für zehn Aufnahmen kostet knapp zwei Dollar, ein Farbbild kommt also umgerechnet auf rund 80 Pfennige. Das ist fürwahr außergewöhnlich günstig! Aber nun die wichtigste Frage Wie gut sind diese Billigst-Farbbilder? Hier sind die Kenner nicht ganz zufrieden und die Laien auch nicht. Schon bei Polaroid-Farbe gibt es unter ungünstigen Aufnahmeverhältnissen manches zu bemängeln bei Fotochrome gilt das meistens auch dann, wenn die Voraussetzungen günstig waren. Manche Bilder haben einen unmotivierten Stich ins Violette; das verschossene Blau des Himmels sieht weniger natürlich aus, als es solite; beim Betrachten der Porträtaufnahmen drängt sich der Eindruck auf, die Frauen und Kinder, die da 'bitte recht freundlich' lächeln, scheinen noch einer längeren Rekonvaleszenz zu bedürfen. Leider wird dieser Fehler, der mit dem Entwicklungsverfahren zu tun haben mag, nicht durch einen zweiten aufgehoben Selbst die Farbfotos, die die Firma zu Werbezwecken verschickt, sind nicht scharf durchgezeichnet. Feine Details gibt es nicht. Der Verdacht liegt nahe, daß die Linse optisch nicht erstklassig ist. Nun soll man deshalb über Fotochrome noch nicht den Stab brechen. Wer nicht allzu anspruchsvoll ist und die Hälfte der üblichen Farbfotokosten sparen will, kann mit Fotochrome durchaus glücklich werden. Man soll auch nicht vergessen, daß man es hier mit einem der ersten negativlosen Farbaufnahmesysteme zu tun hat. Vielleicht haben sich die Fotochrome-Leute etwas zu früh auf den Markt gewagt Sie standen unter Druck. Allerdings hatten sie den Druck selbst erzeugt. Vor rund zwei Jahren ließen sie Gerüchte über ein sensationelles Farbfotosystem kursieren; damals war das Verfahren aber noch nicht publikumsreif. Da die Gerüchte ziemlich wilde Spekulationen in Fotochrome-Aktien auslösten , ordnete die Börsenaufsichtsbehörde den vorübergehenden Ausschluß von Fotochrome-Aktien an. Bei Fotochrome ist man sehr zugeknöpft, wenn man wissen will, wie denn nun das Wunder eigentlich funktioniert. Offiziell wurde uns überhaupt nichts mitgeteilt. Wir vermuten aber, daβ das Geheimnis dieses Verfahrens, ähnlich wie bei Polaroid, im Film begraben ist. Der Fotochrome-Film ist eine beschichtete Kunststoffolie, die nach Belichtung und Entwicklung auch das positive Farbbild trägt. Es muß den Fotochrome-Leuten gelungen sein, das bei der Belichtung entstehende Negativ auf dem Film in ein Positiv umzuwandeln. Vom Positiv können selbstverständ lich auch Kopien und Vergrößerungen angefertigt werden. Welcher fotochemische Prozeß dem Verfahren zugrunde liegt, ist jedoch noch striktes Firmengeheimnis der Fotochrome Inc, in Long Island City. Und wenn die sem Verfahren noch verschiedene Kinderkrankheiten anhaften, so darf man jedoch nicht übersehen, daß hier wirkli ches Neuland betreten wurde und daß Fotochrome höchstwahrscheinlich noch uner-forschte, aber zukunftsträchtige Möglichkeiten birgt. N.D. Hebert
https://w.atwiki.jp/oper/pages/3167.html
DRITTES BILD (Die Türe öffnet sich Marietta erscheint in weißem Morgengewande und verharrt kurze Zeit regungslos auf der obersten Stufe. Dann stürzt sie mit wilder Bewegung vor das Bild, das so unverhüllt ist wie zum Schluß des 1. Bildes) Erste Szene ▼MARIETTA▲ Dich such ich, Bild! Mit dir hab ich zu reden! Schön bist du und gleichst mir, Sag, gleichst du mir noch? Sag, wo ist deine Macht? Zum zweitenmal starbst du, Du stolze Tote, an mir, An mir der Lebenden Liebesnacht! Ihr, die ihr abgeschieden, Brecht nicht den Frieden, Drängt nicht ins Leben, Laßt uns, die wir atmen und leben, Die wir leiden und streben, Laßt uns die springenden Bronnen, Laßt uns die Stürme, Sonnen und Wonnen, Laßt uns das trunkne Getriebe Von Lust und von Liebe! (Es ist hell geworden. Vereinzelte Glockentöne. Aus der Ferne dringt leise in unbestimmten Klängen eine mysteriös - traumhafte Marschweise, dazu der Gesang der Kinder, die sich zum Ausgangspunkt der Prozession begeben.) ▼KINDER▲ (draußen) O süßer Heiland mein, Einst werd ich um dich sein. In deiner Liebe Hut Werd ruhen ich so gut. ▼MARIETTA▲ Kinder sinds. Sie sammeln sich Zur heiligen Prozession Und rufen mit des Lebens Wort Mich von der Toten fort. ▼KINDER▲ (draußen) Einst sagst du komm zu mir Ins selige Revier, Zu blühn am Himmelsrain, Ein leuchtend Blümelein. ▼MARIETTA▲ Der Kinder Sang, er schwingt und schwillt, Bestärkt des Lebens Drang. Zweite Szene ▼PAUL▲ (stürzt verstört herein) Du hier? ▼MARIETTA▲ (die Schmollende spielend) Als ich erwachte, warst du fort. ▼PAUL▲ (düster, den Blick zu Boden gerichtet, von Gewissensangst gequält vor sich hin) Mich Triebs in die Straßen, Die Andacht und Gebet erfüllt. ▼MARIETTA▲ Und ich hatt Langeweile ohne dich. Da stieg ich ins untere, Ins intressantre Stockwerk, Besuchte deine Tote. ▼PAUL▲ (aufschreckend) Fort von hier! Fort, fort! ▼MARIETTA▲ Empfingst du selber mich nicht hier, Das erste Mal? ▼PAUL▲ Ja, damals. (faßt sie bei der Hand) Doch heut, komm fort! ▼MARIETTA▲ (sich losmachend) Nein, ich bleib da. Sehn wir doch auch den Umzug besser hier. ▼PAUL▲ Komm, ich beschwöre dich! ▼MARIETTA▲ Den kleinsten Wunsch versagst du mir! Vergißt so rasch du, was du schwurst? (schmiegt sich schmeichelnd an ihn) ▼PAUL▲ O schweig. (Draußen hat die traumhafte Marschmusik wieder eingesetzt, die das Nahen des Zuges ankündigt. Sie erklingt gedämpft während des Folgenden.) ▼MARIETTA▲ (zum Fenster eilend und die Hände zusammen - schlagend) Die Menschen! Das ist nicht Brügge heut, Die tote Stadt. (will das Fenster öffnen) Die Menschen! ▼PAUL▲ (halt sie zurück) Was fällt dir ein! Wenn man dich säh! ▼MARIETTA▲ Schon wieder! Schämst dich noch immer meiner! (wendet sich erzürnt ab) ▼PAUL▲ (nachgebend) Ich öffne halb, stell dich zur Seite, Gedeckt durch mich. ▼MARIETTA▲ (wirft sich ärgerlich in einen Stuhl) Nun will ich gar nichts sehn! ▼PAUL▲ (beschwichtigend) Sei klug! Sei gut! (sich erinnernd) Doch ich vergaß der Lichter, Die landesüblich. (geht in den Hintergrund, öffnet einen Schrank und entnimmt ihm zwei Leuchter mit Wachskerzen, die er anzündet und aufs Fensterbrett stellt.) ▼MARIETTA▲ (für sich) Mein Sehnen, mein Wähnen, Es träumt sich zurück. Im Tanze gewann ich, Verlor ich mein Glück. Im Tanze am Rhein, Bei Mondenschein Gestand mirs aus Blauaug… Lieb sang er das, mein Pierrot. Ja, der brennt lichterloh! ▼PAUL▲ (sich vom Fenster aus umwendend, wie beschwörend) Der fromme Zug! ▼MARIETTA▲ (ohne hinzublicken) Laß mich zufrieden! Behalt sie, deine fromme Maskerade! (mit den Füßen wippend) Wie fade! Bleib du in deiner Loge, Ich sing mir eins. Was soll es, daß du ferne bist? Hab dich ja heut doch noch nicht geküßt. Diridi, diridi, diridon, Gaston, Gaston! (springt auf) Gaston, Gaston! Zu ihm, zu ihm! ▼PAUL▲ (sie brutal auf den Sitz niederdrückend) Du schweigst und bleibst mir, wo du bist! (Marietta blickt ihn halb überrascht, halb trotzig an und folgt ihm mit den Blicken, während er zum Fenster geht. Von der Straße her dringt dumpfes Geräusch Die Menschenmenge, die sich angesammelt hat, um die Prozession zu erwarten. Die Marschmusik wird lauter. Der sich nahende Zug bannt Pauls Aufmerksamkeit. Er gibt sich der feinen seelischen Zwiespalt beschwichtigenden frommen Zeremonie hin, so daß er die Anwesenheit Mariettas zu vergessen scheint. Aus der Marschmusik, die immer weiter geht, löst sich der Gesang der Kinder los.) ▼KINDER▲ (draußen) O süßer Heiland mein Wir, deine Kindelein, Geleiten treu und gut Dein kostbar heilig Blut. ▼PAUL▲ (beim Fenster) Die Kinder sinds an der Spitze. In ihren silbern schimmernden Kleidchen, Unschuldsvoll, erglänzen sie wie Sterne am Firmament. Komm und schau! Statuen jetzt und Kirchenbanner, Von Mönchen vor sich hergetragen. ▼PROZESSION▲ (draußen) Pange lingua gloriosi, Corporis mysterium, etc. Pange lingua, etc. ▼PAUL▲ Nun die historische Gruppe! Patrizier stellen sie dar von Brügge, In alten Prachtkostümen. Erwacht sind zum Leben, alle Straßen. (zu Marietta) So komm doch, Marietta, komm und schau! (Marietta verharrt in finsterer Ruhe.) Ein flutend Meer von goldnen Meßgewändern! Und zwischendurch, Blutstropfen gleich versprengt, Das Chorhemdrot der Sängerknaben, Die Weihrauchfässer schwenken, Den heilgen Duft kredenzen. Berauschend wogt die farbige Flut. Und unter schwankem Baldachin Ein Bischof trägt den goldenen Schrein, Den goldenen Dom, besetzt mit Edelstein. Inbrunst ergießt sich durch die Straßen. Des Glaubens selig süße Frenesie, Zwingt alles auf die knie! (neigt sich, unwillkürlich mitgerissen, tief zur Erde. Der Hintergrund des Zimmers wird transparent. Ein gespenstig Traumbild Der Zug, die Kinder, dann die Kreuzritter die Geistlichkeit und die Chorknaben, wie es Paul beschrieben hat, scheinen im Hintergrunde vorbeizuschreiten) ▼PROZESSION▲ (Gemurmel) Mysterium corporis, corporis, etc. ▼MARIETTA▲ (sieht Paul halb ironisch, halb wie mit neuerwachtem Interesse an) Du bist ja fromm! Ja wer dich liebt, der muß teilen Mit Toten und mit Heiligen. (plötzlich) Ich aber, Hör mich, Ich will dich gar nicht, oder ganz! (umfaßt ihn und zieht ihn vorn Fenster weg) Geh, laß das Schaugepränge! Komm, setz dich zu mir. Dann bin ich wieder gut. Wie hübsch dir Die Verklärtheit steht! Küß mich, mein Junge. ▼PAUL▲ (abwehrend) Nicht jetzt, nicht hier. ▼MARIETTA▲ Gerade jetzt, gerade hier. (Der Marsch setzt voll dräuender Dissonanzen ein. Der Zug erscheint neuerlich im Hintergrunde in rotafflammendem Licht, diesmal in bewegungsloser Erstarrung; alle, wie im Schreiten begriffen, die Körper nach vorwärts geneigt, die Augen drohend auf Paul gerichtet, die Arme gegen ihn erhoben.) ▼PAUL▲ (entsetzt auffahrend, taumelt rückwärts) Der fromme Zug, Er dringt herein ins Zimmer, Dringt drohend ins Zimmer, Furchtbar Gesicht! Furchtbar! Laß mich, laß mich, laß mich! ▼MARIETTA▲ (gereizt) Du siehst Gespenster. Das macht der Moder dieses Raums, Dein dumpfer Aberglaube. ▼PAUL▲ (sich fassend) Aberglaube? Nein, kein Aberglaube! Mein Glaube ist die Treu, Mein Glaube ist der Liebe ewge Weih. Und heilig, heilig dieser Glaube! Er weiht diesen Raum, Und erfüllet ihn mit seligem Traum. Und unsichtbar erbauet Ragt mir ein Altar, Vor dem sich niederwirft Mein Schmerz um die war. ▼MARIETTA▲ Und wieder die Tote, O, wie du mich erniedrigst! Sie schläft doch und fühlt ja nicht Untreu, nicht Liebe. Ich aber lebe, fühle die Kränkung. Ich gab mich frei dir, Sie war deine Gattin, Lebte geborgen, Ich kam aus der Gosse, Getreten, gehöhnt! Und der Erste, der Lieb mich gelehrt, Er wars, der mich zerstört. Ich litt, ich stritt, ich wagt, gewann, verlor, Rang unter Qualen mich empor, Die Zähne biß im Trotz ich zusammen, Entwand mich einer Hölle Flammen, Sprengte kämpfend das verschlossne Tor Zum Garten jauchzender Lust, Errang mir an mich selbst den Glauben… Soll, darf die Tote ihn mir rauben? ▼PAUL▲ Rein war sie, rein, Vergleich dich nicht mit ihr. ▼MARIETTA▲ Du Heuchler! Vor wenig Stunden noch, Da hast du mein Laster angebetet Und ihrer Reinheit nicht gedacht! Und wenn ich will, Liegst wieder du zu Füßen mir, Mir, ja mir, die du unrein schiltst. ▼PAUL▲ Verruchte, schweig und geh! ▼MARIETTA▲ Gierst nach geschmähter Lüste freier Macht, Stöhnst nach wild durchraster Liebesnacht, Und teilst mich mit deinem Freund, Und mit Pierrot und jedem ersten Besten Der mir gefällt! ▼PAUL▲ (drohend auf sie zu, ihr die Türweisend) Verworfne, fort von hier. ▼MARIETTA▲ Nein! ▼PAUL▲ Fort aus dem geweihten Raum! ▼MARIETTA▲ Narr! ▼PAUL▲ Fort! ▼MARIETTA▲ Narr! ▼PAUL▲ Hinweg! ▼MARIETTA▲ Ihr weichen? Nie! Zum Kampf mit ihr! (stürzt leidenschaftlich vor das Bild) Und offnen Augs, Weib gegen Weib, Heissatmend Leben gegen Tod! Bin ich nicht schön, Strafft Jugend nicht der Glieder Pracht? (deutet auf das Bild) Nehm ichs nicht auf mit ihr. ▼PAUL▲ Schweige und laß das! ▼MARIETTA▲ Bin ich nicht schön Und macht mich meine Kunst nicht stark? (greift nach einer der Photographien) Und hebt sie mich nicht über blasses Abbild von dem, was war? ▼PAUL▲ (entreißt ihr heftig die Photographie) Laß das und geh! ▼MARIETTA▲ (wild) Wo steckt ihr Zauber In dieser öden Trödelkammer? Ich werde mit ihm fertig Ich schwörs, ich schwörs. (ihr Bild fällt auf die Kristalltruhe, sie eilt auf diese zu, öffnet sie rasch und zieht die Haarflechte hervor) Ah, was ist das? ▼PAUL▲ (stürzt auf sie zu) Rühr das nicht an! Das ist geheiligt! (Marietta lacht mit jähem Stimmungswechsel schrill auf, läuft vor Paul um den Tisch herum davon, die Flechte in der Hand hoch empohaltend, Paul ihr nach) ▼MARIETTA▲ Ihr Haar? Gewiß, gewiß, ihr Haar! Laß mich vergleichen, Tot ists, tot und ohne Glanz. Ist meins nicht seidiger, nicht weicher? ▼PAUL▲ Nimm dich in Acht! Mein Heiligtum, entweih es nicht! ▼MARIETTA▲ (lachend) Der tote Tand, ein Heiligtum? Du phantasierst ja! ▼PAUL▲ Gib her, gib her, Das Haar, es wacht und droht. ▼MARIETTA▲ (immer lachend) Du schenkst mir das, nicht wahr? ▼PAUL▲ (keuchend) Das Haar, das Haar, Der goldne Schatz, den sie mir ließ, Es wacht in meinem Hause, Es wacht un rächt! Nimm dich in Acht! (Marietta springt katzenartig auf die podiumartige Erhöhung, schlingt sich die Flechte wie eine Kette um den Hals und hält sie mit beiden Händen fest. Beginnt dann hohnlachend zu tanzen.) ▼MARIETTA▲ Ich tanz, ich tanz Die letzte Glut der Liebe, Den letzten Kuß, Ich tanz, ich tanz Des Lebens siegende Macht! (der eine Zeitlang wie fasziniert, starr zugesehen, erfaßt sie, zerrt sie in den Vordergrund und wirft sie zu Boden) ▼PAUL▲ Gib oder stirb! ▼MARIETTA▲ Du tust mir weh! Nein! Nein! Du bist verrückt. (Paul erdrosselt sie im Ringen mit der Haarflechte. Aufschreiend) Ah! (fällt entseelt zurück. Kurze Pause) ▼PAUL▲ (starrt entsetzt die Tote an) Jetzt gleicht sie ihr ganz, Marie! (Dunkelheit wie zum Schluß des ersten Bildes. Kurzes Zwischenspiel. Aus dem Dunkel hat zuerst allein die Gestalt Pauls hervorzutreten, der in eben derselben Stellung wie zum Schluß des ersten Bildes zu sehen ist; dann erhellt sich allmählich die ganze Umgebung. Das Zimmer genau wie im ersten Bild.) Dritte Szene ▼PAUL▲ Die Tote, wo, lag sie nicht hier, Verzerrt, gebrochnen Augs? (erblickt die Kristalltruhe, die ein Mondstrahl beleuchtet) Und hier das Haar, Unangetastet leuchtets wie zuvor, Wie wird mir, was hab ich erlebt, Nein, was hab ich geschaut? ▼BRIGITTA▲ (öffnet die Tür im Hintergrund und stellt sachte eine brennende Lampe vorn auf den Tisch) Die Dame von vorher, Herr Paul, Sie kehrte an der Ecke um. ▼PAUL▲ (sie liebevoll anblickend) Brigitta, du, in alter Lieb und Treu (tritt herein, in Erscheinung und Haltung genau wie sie zu Ende des 1. Bildes fortging, leicht und liebenswürdig) ▼MARIETTA▲ Da bin ich wieder, Kaum daß ich sie verlassen, Vergaß den Schirm und meine Rosen. (lächelnd, mit Beziehung) Man sollt es für ein Omen nehmen, Ein Wink, als ob ich bleiben sollte. (Da Paul stumm und in sich gekehrt bleibt, wendet sie sich nach einer Pause - deutliches pantomimisches Spiel - die Achsel zuckend, mit feinem ironischem Lächeln, kokett den Schirm schwingend und an dem Rosenstrauch riechend, zur Türe. Dort trifft sie mit dem eintretenden Frank zusammen, der sich stumm vor ihr verbeugt. Sie nickt ihm liebenswürdig lächelnd zu. Ab.) ▼FRANK▲ Das also war das Wunder? (auf Paul zu, dessen beide Hände fassend und ihm ins Auge blickend) Es war das Wunder, Ich les in deinem Aug, Ist es nicht mehr. ▼PAUL▲ O Freund, ich werde Sie nicht wiedersehn. Ein Traum hat mir den Traum Zerstört, Ein Traum der bittren Wirklichkeit Den Traum der Phantasie. Die Toten schicken solche Träume, Wenn wir zu viel mit Und in ihnen leben. Wie weit darf sie es, Ohn' uns zu entwurzeln? Schmerzlicher Zwiespalt des Gefühls! ▼FRANK▲ (herzlich) Ich reise wieder ab. Sag, willst du mit mir? Fort aus der Stadt des Todes? ▼PAUL▲ Ich wills, ich wills versuchen… (Frank gibt Brigitta ein Zeichen sich mit ihm zurückzuziehen und Paul allein zu lassen. Allein vor sich hin) Glück, das mir verblieb, Lebe wohl, mein treues Lieb. Leben trennt von Tod, Grausam Machtgebot. Harre mein in lichten Höhn, Hier gibt es kein Auferstehn. (Er erhebt sich, schliesst mit langsamer Feierlichkeit die zum Zimmer der Toten führende Tür ab, nimmt die sie schmückenden Blumen ab, verhüllt das Bild und nimmt auch hier die Blumen an sich, sie an die Brust drückend. Dann läßt er die Gardine des Fensters herab, ergreift die Tischlampe und schreitet gesenkten Hauptes auf die Ausgangstüre im Hintergrunde zu. Wenn er sie erreicht hat, öffnet und Abschied nehmend zurückblickt, fällt langsam der Vorhang.) DRITTES BILD Die Türe öffnet sich Marietta erscheint in weißem Morgengewande und verharrt kurze Zeit regungslos auf der obersten Stufe. Dann stürzt sie mit wilder Bewegung vor das Bild, das so unverhüllt ist wie zum Schluß des 1. Bildes Erste Szene MARIETTA Dich such ich, Bild! Mit dir hab ich zu reden! Schön bist du und gleichst mir, Sag, gleichst du mir noch? Sag, wo ist deine Macht? Zum zweitenmal starbst du, Du stolze Tote, an mir, An mir der Lebenden Liebesnacht! Ihr, die ihr abgeschieden, Brecht nicht den Frieden, Drängt nicht ins Leben, Laßt uns, die wir atmen und leben, Die wir leiden und streben, Laßt uns die springenden Bronnen, Laßt uns die Stürme, Sonnen und Wonnen, Laßt uns das trunkne Getriebe Von Lust und von Liebe! Es ist hell geworden. Vereinzelte Glockentöne. Aus der Ferne dringt leise in unbestimmten Klängen eine mysteriös - traumhafte Marschweise, dazu der Gesang der Kinder, die sich zum Ausgangspunkt der Prozession begeben. KINDER draußen O süßer Heiland mein, Einst werd ich um dich sein. In deiner Liebe Hut Werd ruhen ich so gut. MARIETTA Kinder sinds. Sie sammeln sich Zur heiligen Prozession Und rufen mit des Lebens Wort Mich von der Toten fort. KINDER draußen Einst sagst du komm zu mir Ins selige Revier, Zu blühn am Himmelsrain, Ein leuchtend Blümelein. MARIETTA Der Kinder Sang, er schwingt und schwillt, Bestärkt des Lebens Drang. Zweite Szene PAUL stürzt verstört herein Du hier? MARIETTA die Schmollende spielend Als ich erwachte, warst du fort. PAUL düster, den Blick zu Boden gerichtet, von Gewissensangst gequält vor sich hin Mich Triebs in die Straßen, Die Andacht und Gebet erfüllt. MARIETTA Und ich hatt Langeweile ohne dich. Da stieg ich ins untere, Ins intressantre Stockwerk, Besuchte deine Tote. PAUL aufschreckend Fort von hier! Fort, fort! MARIETTA Empfingst du selber mich nicht hier, Das erste Mal? PAUL Ja, damals. faßt sie bei der Hand Doch heut, komm fort! MARIETTA sich losmachend Nein, ich bleib da. Sehn wir doch auch den Umzug besser hier. PAUL Komm, ich beschwöre dich! MARIETTA Den kleinsten Wunsch versagst du mir! Vergißt so rasch du, was du schwurst? schmiegt sich schmeichelnd an ihn PAUL O schweig. Draußen hat die traumhafte Marschmusik wieder eingesetzt, die das Nahen des Zuges ankündigt. Sie erklingt gedämpft während des Folgenden. MARIETTA zum Fenster eilend und die Hände zusammen - schlagend Die Menschen! Das ist nicht Brügge heut, Die tote Stadt. will das Fenster öffnen Die Menschen! PAUL halt sie zurück Was fällt dir ein! Wenn man dich säh! MARIETTA Schon wieder! Schämst dich noch immer meiner! wendet sich erzürnt ab PAUL nachgebend Ich öffne halb, stell dich zur Seite, Gedeckt durch mich. MARIETTA wirft sich ärgerlich in einen Stuhl Nun will ich gar nichts sehn! PAUL beschwichtigend Sei klug! Sei gut! sich erinnernd Doch ich vergaß der Lichter, Die landesüblich. geht in den Hintergrund, öffnet einen Schrank und entnimmt ihm zwei Leuchter mit Wachskerzen, die er anzündet und aufs Fensterbrett stellt. MARIETTA für sich Mein Sehnen, mein Wähnen, Es träumt sich zurück. Im Tanze gewann ich, Verlor ich mein Glück. Im Tanze am Rhein, Bei Mondenschein Gestand mirs aus Blauaug… Lieb sang er das, mein Pierrot. Ja, der brennt lichterloh! PAUL sich vom Fenster aus umwendend, wie beschwörend Der fromme Zug! MARIETTA ohne hinzublicken Laß mich zufrieden! Behalt sie, deine fromme Maskerade! mit den Füßen wippend Wie fade! Bleib du in deiner Loge, Ich sing mir eins. Was soll es, daß du ferne bist? Hab dich ja heut doch noch nicht geküßt. Diridi, diridi, diridon, Gaston, Gaston! springt auf Gaston, Gaston! Zu ihm, zu ihm! PAUL sie brutal auf den Sitz niederdrückend Du schweigst und bleibst mir, wo du bist! Marietta blickt ihn halb überrascht, halb trotzig an und folgt ihm mit den Blicken, während er zum Fenster geht. Von der Straße her dringt dumpfes Geräusch Die Menschenmenge, die sich angesammelt hat, um die Prozession zu erwarten. Die Marschmusik wird lauter. Der sich nahende Zug bannt Pauls Aufmerksamkeit. Er gibt sich der feinen seelischen Zwiespalt beschwichtigenden frommen Zeremonie hin, so daß er die Anwesenheit Mariettas zu vergessen scheint. Aus der Marschmusik, die immer weiter geht, löst sich der Gesang der Kinder los. KINDER draußen O süßer Heiland mein Wir, deine Kindelein, Geleiten treu und gut Dein kostbar heilig Blut. PAUL beim Fenster Die Kinder sinds an der Spitze. In ihren silbern schimmernden Kleidchen, Unschuldsvoll, erglänzen sie wie Sterne am Firmament. Komm und schau! Statuen jetzt und Kirchenbanner, Von Mönchen vor sich hergetragen. PROZESSION draußen Pange lingua gloriosi, Corporis mysterium, etc. Pange lingua, etc. PAUL Nun die historische Gruppe! Patrizier stellen sie dar von Brügge, In alten Prachtkostümen. Erwacht sind zum Leben, alle Straßen. zu Marietta So komm doch, Marietta, komm und schau! Marietta verharrt in finsterer Ruhe. Ein flutend Meer von goldnen Meßgewändern! Und zwischendurch, Blutstropfen gleich versprengt, Das Chorhemdrot der Sängerknaben, Die Weihrauchfässer schwenken, Den heilgen Duft kredenzen. Berauschend wogt die farbige Flut. Und unter schwankem Baldachin Ein Bischof trägt den goldenen Schrein, Den goldenen Dom, besetzt mit Edelstein. Inbrunst ergießt sich durch die Straßen. Des Glaubens selig süße Frenesie, Zwingt alles auf die knie! neigt sich, unwillkürlich mitgerissen, tief zur Erde. Der Hintergrund des Zimmers wird transparent. Ein gespenstig Traumbild Der Zug, die Kinder, dann die Kreuzritter die Geistlichkeit und die Chorknaben, wie es Paul beschrieben hat, scheinen im Hintergrunde vorbeizuschreiten PROZESSION Gemurmel Mysterium corporis, corporis, etc. MARIETTA sieht Paul halb ironisch, halb wie mit neuerwachtem Interesse an Du bist ja fromm! Ja wer dich liebt, der muß teilen Mit Toten und mit Heiligen. plötzlich Ich aber, Hör mich, Ich will dich gar nicht, oder ganz! umfaßt ihn und zieht ihn vorn Fenster weg Geh, laß das Schaugepränge! Komm, setz dich zu mir. Dann bin ich wieder gut. Wie hübsch dir Die Verklärtheit steht! Küß mich, mein Junge. PAUL abwehrend Nicht jetzt, nicht hier. MARIETTA Gerade jetzt, gerade hier. Der Marsch setzt voll dräuender Dissonanzen ein. Der Zug erscheint neuerlich im Hintergrunde in rotafflammendem Licht, diesmal in bewegungsloser Erstarrung; alle, wie im Schreiten begriffen, die Körper nach vorwärts geneigt, die Augen drohend auf Paul gerichtet, die Arme gegen ihn erhoben. PAUL entsetzt auffahrend, taumelt rückwärts Der fromme Zug, Er dringt herein ins Zimmer, Dringt drohend ins Zimmer, Furchtbar Gesicht! Furchtbar! Laß mich, laß mich, laß mich! MARIETTA gereizt Du siehst Gespenster. Das macht der Moder dieses Raums, Dein dumpfer Aberglaube. PAUL sich fassend Aberglaube? Nein, kein Aberglaube! Mein Glaube ist die Treu, Mein Glaube ist der Liebe ewge Weih. Und heilig, heilig dieser Glaube! Er weiht diesen Raum, Und erfüllet ihn mit seligem Traum. Und unsichtbar erbauet Ragt mir ein Altar, Vor dem sich niederwirft Mein Schmerz um die war. MARIETTA Und wieder die Tote, O, wie du mich erniedrigst! Sie schläft doch und fühlt ja nicht Untreu, nicht Liebe. Ich aber lebe, fühle die Kränkung. Ich gab mich frei dir, Sie war deine Gattin, Lebte geborgen, Ich kam aus der Gosse, Getreten, gehöhnt! Und der Erste, der Lieb mich gelehrt, Er wars, der mich zerstört. Ich litt, ich stritt, ich wagt, gewann, verlor, Rang unter Qualen mich empor, Die Zähne biß im Trotz ich zusammen, Entwand mich einer Hölle Flammen, Sprengte kämpfend das verschlossne Tor Zum Garten jauchzender Lust, Errang mir an mich selbst den Glauben… Soll, darf die Tote ihn mir rauben? PAUL Rein war sie, rein, Vergleich dich nicht mit ihr. MARIETTA Du Heuchler! Vor wenig Stunden noch, Da hast du mein Laster angebetet Und ihrer Reinheit nicht gedacht! Und wenn ich will, Liegst wieder du zu Füßen mir, Mir, ja mir, die du unrein schiltst. PAUL Verruchte, schweig und geh! MARIETTA Gierst nach geschmähter Lüste freier Macht, Stöhnst nach wild durchraster Liebesnacht, Und teilst mich mit deinem Freund, Und mit Pierrot und jedem ersten Besten Der mir gefällt! PAUL drohend auf sie zu, ihr die Türweisend Verworfne, fort von hier. MARIETTA Nein! PAUL Fort aus dem geweihten Raum! MARIETTA Narr! PAUL Fort! MARIETTA Narr! PAUL Hinweg! MARIETTA Ihr weichen? Nie! Zum Kampf mit ihr! stürzt leidenschaftlich vor das Bild Und offnen Augs, Weib gegen Weib, Heissatmend Leben gegen Tod! Bin ich nicht schön, Strafft Jugend nicht der Glieder Pracht? deutet auf das Bild Nehm ichs nicht auf mit ihr. PAUL Schweige und laß das! MARIETTA Bin ich nicht schön Und macht mich meine Kunst nicht stark? greift nach einer der Photographien Und hebt sie mich nicht über blasses Abbild von dem, was war? PAUL entreißt ihr heftig die Photographie Laß das und geh! MARIETTA wild Wo steckt ihr Zauber In dieser öden Trödelkammer? Ich werde mit ihm fertig Ich schwörs, ich schwörs. ihr Bild fällt auf die Kristalltruhe, sie eilt auf diese zu, öffnet sie rasch und zieht die Haarflechte hervor Ah, was ist das? PAUL stürzt auf sie zu Rühr das nicht an! Das ist geheiligt! Marietta lacht mit jähem Stimmungswechsel schrill auf, läuft vor Paul um den Tisch herum davon, die Flechte in der Hand hoch empohaltend, Paul ihr nach MARIETTA Ihr Haar? Gewiß, gewiß, ihr Haar! Laß mich vergleichen, Tot ists, tot und ohne Glanz. Ist meins nicht seidiger, nicht weicher? PAUL Nimm dich in Acht! Mein Heiligtum, entweih es nicht! MARIETTA lachend Der tote Tand, ein Heiligtum? Du phantasierst ja! PAUL Gib her, gib her, Das Haar, es wacht und droht. MARIETTA immer lachend Du schenkst mir das, nicht wahr? PAUL keuchend Das Haar, das Haar, Der goldne Schatz, den sie mir ließ, Es wacht in meinem Hause, Es wacht un rächt! Nimm dich in Acht! Marietta springt katzenartig auf die podiumartige Erhöhung, schlingt sich die Flechte wie eine Kette um den Hals und hält sie mit beiden Händen fest. Beginnt dann hohnlachend zu tanzen. MARIETTA Ich tanz, ich tanz Die letzte Glut der Liebe, Den letzten Kuß, Ich tanz, ich tanz Des Lebens siegende Macht! der eine Zeitlang wie fasziniert, starr zugesehen, erfaßt sie, zerrt sie in den Vordergrund und wirft sie zu Boden PAUL Gib oder stirb! MARIETTA Du tust mir weh! Nein! Nein! Du bist verrückt. Paul erdrosselt sie im Ringen mit der Haarflechte. Aufschreiend Ah! fällt entseelt zurück. Kurze Pause PAUL starrt entsetzt die Tote an Jetzt gleicht sie ihr ganz, Marie! Dunkelheit wie zum Schluß des ersten Bildes. Kurzes Zwischenspiel. Aus dem Dunkel hat zuerst allein die Gestalt Pauls hervorzutreten, der in eben derselben Stellung wie zum Schluß des ersten Bildes zu sehen ist; dann erhellt sich allmählich die ganze Umgebung. Das Zimmer genau wie im ersten Bild. Dritte Szene PAUL Die Tote, wo, lag sie nicht hier, Verzerrt, gebrochnen Augs? erblickt die Kristalltruhe, die ein Mondstrahl beleuchtet Und hier das Haar, Unangetastet leuchtets wie zuvor, Wie wird mir, was hab ich erlebt, Nein, was hab ich geschaut? BRIGITTA öffnet die Tür im Hintergrund und stellt sachte eine brennende Lampe vorn auf den Tisch Die Dame von vorher, Herr Paul, Sie kehrte an der Ecke um. PAUL sie liebevoll anblickend Brigitta, du, in alter Lieb und Treu tritt herein, in Erscheinung und Haltung genau wie sie zu Ende des 1. Bildes fortging, leicht und liebenswürdig MARIETTA Da bin ich wieder, Kaum daß ich sie verlassen, Vergaß den Schirm und meine Rosen. lächelnd, mit Beziehung Man sollt es für ein Omen nehmen, Ein Wink, als ob ich bleiben sollte. Da Paul stumm und in sich gekehrt bleibt, wendet sie sich nach einer Pause - deutliches pantomimisches Spiel - die Achsel zuckend, mit feinem ironischem Lächeln, kokett den Schirm schwingend und an dem Rosenstrauch riechend, zur Türe. Dort trifft sie mit dem eintretenden Frank zusammen, der sich stumm vor ihr verbeugt. Sie nickt ihm liebenswürdig lächelnd zu. Ab. FRANK Das also war das Wunder? auf Paul zu, dessen beide Hände fassend und ihm ins Auge blickend Es war das Wunder, Ich les in deinem Aug, Ist es nicht mehr. PAUL O Freund, ich werde Sie nicht wiedersehn. Ein Traum hat mir den Traum Zerstört, Ein Traum der bittren Wirklichkeit Den Traum der Phantasie. Die Toten schicken solche Träume, Wenn wir zu viel mit Und in ihnen leben. Wie weit darf sie es, Ohn' uns zu entwurzeln? Schmerzlicher Zwiespalt des Gefühls! FRANK herzlich Ich reise wieder ab. Sag, willst du mit mir? Fort aus der Stadt des Todes? PAUL Ich wills, ich wills versuchen… Frank gibt Brigitta ein Zeichen sich mit ihm zurückzuziehen und Paul allein zu lassen. Allein vor sich hin Glück, das mir verblieb, Lebe wohl, mein treues Lieb. Leben trennt von Tod, Grausam Machtgebot. Harre mein in lichten Höhn, Hier gibt es kein Auferstehn. Er erhebt sich, schliesst mit langsamer Feierlichkeit die zum Zimmer der Toten führende Tür ab, nimmt die sie schmückenden Blumen ab, verhüllt das Bild und nimmt auch hier die Blumen an sich, sie an die Brust drückend. Dann läßt er die Gardine des Fensters herab, ergreift die Tischlampe und schreitet gesenkten Hauptes auf die Ausgangstüre im Hintergrunde zu. Wenn er sie erreicht hat, öffnet und Abschied nehmend zurückblickt, fällt langsam der Vorhang. Korngold,Erich Wolfgang/Die tote Stadt