約 5,264,893 件
https://w.atwiki.jp/oper/pages/3166.html
ZWEITES BILD (Paul, in der nämlichen Stellung wie am Schlusse des 1. Bildes beleuchtet, sichtbar wird. Dazu hört man hinter der Szene die Erscheinung Mariens, ihre letzten Worte «Schau und erkenne… » wiederholen. Das Bild verblaßt allmählich und verschwindet völlig. Nach einem Zwischenspiel, welches die Stimmungen wiedergibt, die das tote Brügge im Gemüte Pauls weckt, heben sich langsam die Schleier, aus dem Dunkel, aus nebligen Umrissen wird folgender Schauplatz sichtbar Ein öder, einsamer Kai in Brügge, spät abends. Parallel mit der Rampe ein Kanalarm, über den im Bogen eine niedrige Brücke fährt. Hinter Wasser und Brücke ist das andere Ufer des Kais zu sehen, auf welchem sich alte, für Brügge charakteristische Häuser, darunter ein altes Kloster mit schwärzlichem Gemäuer und kreuzweise vergitterten Fenstern hinziehn. In der Mitte des düstern Gebäudes ein Glockenturm mit Uhr, deren großes Zifferblatt zunächst undeutlich bleibt. Unterhalb dieser Uhr zwei Öffnungen im Turm, durch die später die Figuren des Uhrwerks hervorkommen und wieder verschwinden. Auf dem vorderen Ufer links das vereinzelt stehende Haus, in dem Marietta wohnt; die Türe geschlossen. Bänke und brennende Gaslaternen. Rechts alte Bäume, hinter denen der Weg zur Kirche zu denken ist. Bedeckter Himmel; abwechselnd Mondschein und herbstlicher Nebel. Glockengeläute, das schon vorher, bevor das Bild deutlich wurde, eingesetzt hat) Erste Szene (Paul, in einen Mantel gehüllt, den Kragen emporgezogen, den Hut in der Stirne. Unruhig vor dem Hause Mariettas auf- und abgehend) ▼MARIE STIMME▲ Gehe ins Leben, dich lockt die andre, Schau, schau und erkenne. ▼PAUL▲ Was ward aus mir? Ihr Haus umschleich ich, Gequält von Angst, Sehnsucht und Reu, Was ward aus mir? (neues Glockengeläute) Verstumme, dumpfer Glockenchor, Schwarz stürzt der Klang sich in die Nacht. So weintet ihr Glocken, als man sie begrub, Num mahnt ihr mein Gewissen. O sprecht mich los, ihr Beichtiger aus Erz! Ich koste bittere Freuden, Grausam zwiespältige Lust. (blickt zu den Fenstern Mariettas empor und schrickt zusammen) War das kein Licht, Ein doppelt Schattenbild? Stets fürcht ichs, Umfang ich selbst sie nicht In diesem Haus. Sie fehlte im Theater. Seh ich sie nicht, Faßt Sehnsucht mich nach ihr, Und sie zu sehen, bange ich nicht minder. (neuerliches Glockengeläute) Da hebt es wieder an Das Glockenlied, Und bohrt sich tief ins Herz. O sprecht mich los, ihr Beichtiger aus Erz! (Wolken haben den Mond verhüllt, ein Sturmwind fährt durch die Bäume und schüttelt die Blätter. Die Gasflammen in den Laternen schwanken hin und her) Faßt dich ein Schauer mit mir, müde Stadt? Es stöhnen deine altern Bäume, Des Wassers Seufzer brechen sich An den jahrhundertalten Grachten, Gespenstig raunst du Unheil! (Eine Schar von Beginnen bewegt sich inzwischen aus de m Hintergrund über die Brücke, zu zwei und zwei geordnet, mit sich glockenförmig bauschender Gewandung, langsam, wie gespenstig, undeutlich in den Konturen, den Bäumen zu, um hinter denselben den Weg zur Kirche zu nehmen.) Brügge, fromme Stadt! Einst war ich eins mit deiner Keuschheit, So wie du eins mit meiner Toten warst. Nun trag ich Unrast des Begehrens In die Stille und Versunkenheit deiner Nacht. (Dem Zuge der Beginnen, der in den Kulissen rechts verschwindet, folgt als letzte Brigitta mit einer Beginnenhaube als Novize. Erkennt sie und hält sie an) Brigitta! ▼BRIGITTA▲ (sanft abwehrend) Ich geh zur Kirche Mit meinen Klosterfrauen. ▼PAUL▲ Daß wir uns trennen mußten! ▼BRIGITTA▲ Ich floh die Sünde, blieb der Toten treu. ▼PAUL▲ Auch ich verriet sie nicht, Trotz jener Frau. ▼BRIGITTA▲ Mein schlichter Sinn versteht das nicht. Sie Leiden schwer, ich weiß. Ich will für Ihre Seele beten. (langsam ab) ▼PAUL▲ Die alte treue Magd, Ach, daß ich sie verlor! Zweite Szene (Eine Gestalt hat sich dem Hause Mariettas genähert Frank im Mantel, den Kragen emporgezogen. Das folgende, ein leidenschaftlich drängendes, düsteres Nachtstück, vielfach in gedämpftem Ton geflüstert) ▼PAUL▲ (stellt sich ihm entgegen) Wohin? Frank, du? ▼FRANK▲ Du wartest hier auf sie. ▼PAUL▲ Ich wart auf sie mit Schmerz und Scham. ▼FRANK▲ Laß ab von ihr! ▼PAUL▲ Ich kann nicht mehr. Mich zogs zur Seele meiner Toten Und ich verfiel dem Leib der Lebenden. ▼FRANK▲ (drohend) Laß ab von ihr! ▼PAUL▲ (betreten) Wie seltsam du das sagst! ▼FRANK▲ Du passest nicht zu ihr, Der du zwischen Tod und Leben teilst. Sie will die volle Liebe Und das volle Leben, Das sie durch alle Fenster ihres Körpers Und ihrer Seele strömen läßt! ▼PAUL▲ Des sündgen Körpers und der sündgen Seele! ▼FRANK▲ Und doch, weil sie so Ganz heißes Leben ist, Im Lachen ihrer Schönheit, Erhöhet sie das Leben. So wie wir nur im Traume fliegen, Fliegt sie mit wachem Sinn, Zwingt uns als Pierrots ihr zu Füßen, Und Colombine tanzt Uns lacht die Sünde weg, berauscht und… ▼PAUL▲ (befremdet unterbrechend) Und, hat auch dich berauscht? ▼FRANK▲ Laß ab von ihr! Geh heim, zu deiner Toten! ▼PAUL▲ (erregt) Ich warte hier auf sie ▼FRANK▲ Du darfst nicht. ▼PAUL▲ Ich darf nicht? Und warum nicht? ▼FRANK▲ Weil… ich ihrer harre! ▼PAUL▲ (bestürzt) Wie, du? ▼FRANK▲ Auch ich bin ihr verfallen, Und betrügt sie dich, Seis mit mir! ▼PAUL▲ Was sagst du? ▼FRANK▲ Räum mir den Platz, Unseliger! Fort, siehst du nicht? (zeigt ihm den Schlüssel) Den Schlüssel gab sie mir. ▼PAUL▲ Her den Schlüssel! (entreißt ihm mit Gewalt den Schlüssel) ▼FRANK▲ Ich bin dein Freund nicht mehr. (wankt ab) Dritte Szene (Man hört die sich in Booten lachend und singend nähernde Tänzergesellschaft. Paul verbirgt sich hinter den Bäumen rechts. Der nächtliche Himmel hat sich aufgeheitert; Mondschein. Ein Boot, mit Lampions beleuchtet, fährt durch den Kanal. Im Boote Victorin, der Regisseur, Fritz, der Pierrot, noch im Kostüm und mit seiner Laute von der Vorstellung her, Lucienne und Juliette, die Tänzerinnen, in Abendmänteln über dem Ballerinenkostüm, Graf Albert. Zwei weitere Boote mit Mitgliedern der Tanzgesellschaft kommen nach. Die diesen Booten Entstiegenen bleiben im Hintergrunde. - Die ganze Szene traumhaft wie die vorigen, stilisiert burlesk. Bald streng rhythmisierte Bewegung, bald Erstarren zu Bildhaftigkeit. Reicher bunter Wechsel in Stellung und Gruppierung. Spiele des Lichts) ▼ALLE▲ Schäume, schäume, Tolles Tänzerblut, Aller Schranken ledig, Träume, träume Dich auf Wasserflut Nach Venedig. (Das Boot hat angelegt. Victorin springt als erster heraus, die anderen folgen) ▼VICTORIN▲ Und dies hier die Piazetta, Wo sie wohnt, Marietta. ▼GRAF▲ Famose Mise-en-scene! Hoch Victorin! ▼VICTORIN▲ Und hoch der gräfliche Mäcen! (die anderen fallen ein) Hoch, hoch! ▼JULIETTE▲ Pst, pst! ▼GRAF▲ Bedenkt. ▼JULIETTE▲ Brügge, kein Geschrei! ▼GRAF▲ Polizei… ▼LUCIENNE▲ … die betet, die Kunst ist frei! ▼ALLE▲ Die Kunst ist frei! ▼VICTORIN▲ (Arm in Arm mit dein Grafen) Ja, bei! Fest und Tanz, Ohne sie kein Glanz, Ohne sie, die Göttlich, Unersättliche. ▼GRAF▲ Ja, bei! Fest und Tanz, Ohne sie kein Glanz, Stets Vergnügte, Stets besiegende, Besiegte. ▼VICTORIN▲ Die mit allen Phrynen Und Colombine und Phyllis und Willis Um die Wette Bezaubernde Mariette. ▼GRAF▲ Bezaubernde Mariette. ▼FRITZ▲ O Mond, vernimm die traurge Litanei; Mit wem brach sie mir heute wohl die Treu? Das Herz der Unbeständigen Ist nimmermehr zu bändigen. ▼VICTORIN, GRAF▲ Ja, bei Fest und Tanz Ohne sie kein Glanz, usw. ▼JULIETTE▲ (tänzeln auf ihn zu) Du guter, du treuer, dummer Pierrot, Fehlt dir nicht Gaston irgendwo? ▼LUCIENNE▲ (tänzeln auf ihn zu) O du guter, treuer, dummer Pierrot, Fehlt dir nicht Freund Gaston? ▼FRITZ▲ O Mond, vernimm die traurge Litanei, Mit wem brach sie mir heut die Treu? ▼JULIETTE, LUCIENNE▲ Sie und der Wohlgelenkge, Ach, sie treiben arge Ränke. (lachen) Ha, ha, ha, ha! ▼VICTORIN▲ (von der anderen Seite kommend) Ja, sie treibt es wie so viele, Stören wir die verliebten Spiele. Nach der Wasserpromenade Frommt die artge Serenade. Plum, plum, plum, usw. ▼ALLE▲ (alle begleiten sich auf Stöcken oder Schirmen. Fritz auf der Laute - zum Ständchen) Höre Reizende du, Höre silbernen Lautenklang, Deine Getreuen, Die alten und neuen, Sie schmachten schon lang! Führst doch den Reigen Zu tollem Genießen, Höre den Sang! Komm dich zu zeigen, Komm zu versüßen, Komm zu den Deinen, Komm laß den Einen, Höre den Sang! Komm zu gefallen, Chenke dich Allen! Usw. La, la, la, la. ▼MARIETTA▲ (Marietta ist während des Ständchens Arm in Arm mit Gaston) Ich komme, ich komme zu den Meinen, Ja, ich komme zu gefallen, Laß den Einen, Schenk mich Allen! ▼ALLE▲ (wenden sich überrascht um und begrüßen jubelnd die unter sie Tretenden) Marietta! Hoch! ▼LUCIENNE▲ Wo warst du, Marietta? ▼MARIETTA▲ Hatt' heute keine Lust zu proben, Ging mit Gaston aufs Land. ▼JULIETTE▲ Und er, dein Freund, der Düstere? ▼MARIETTA▲ Bin durchgebrannt. Man will doch einmal atmen. (lächelt Gaston behutsam an) ▼VICTORIN▲ (stellt vor) Herr Graf Albert, Ein Freund der frohen Feste. Wir alle sind Heut seine Gäste. ▼MARIETTA▲ Schön, kleiner Graf! Was kannst du sonst? ▼GRAF▲ Lieben! ▼MARIETTA▲ Brav so. Machs nur recht toll! Gibts Sekt? Woll ihr bei mir gedeckt? Doch nein, hier draußen, Das ist neu! ▼GRAF▲ Die Kunst ist frei. (Marietta blickt ihm lächelnd in die Augen. Gaston mit einer grotesken Pirouette auf Lucienne und Juliette zu, die sich in ihn einhängen und an ihn schmiegen.) ▼JULIETTE▲ Schon fängt sie ihn mit einem Blick. (zu Gaston) Kehrst du zu uns zurück? (Fritz, der Pierrot, hat einen Korb mit Sekt und Gläsern ans dem Boot geholt und schmachtet Marietta seufzend an. Victorin schenkt ein, verteilt die Gläser - alles in traumhaft rascher Sprunghaftigkeit.) ▼MARIETTA▲ (springt auf die Bank) Schach Brügge! Und Schach der dumpfen Lüge! ▼ALLE▲ Schach Brügge! Und Schach der dumpfen Lüge! ▼MARIETTA▲ Und nun Musik! Ein nicht zu heiter, Nicht zu traurig Stück. Musik, die wie im Tanz sich wiegt, Sanft lockend durch die Mondnacht fliegt, Ganz leise rührt und verführt. (springt von der Bank und schlägt Pierrot auf die Schulter) Auf Pierrot! Du triffst es fein! Ein Deutscher bist du, bist vom Rhein! ▼FRITZ▲ (verneigt sich tief) Da ihr befehlet, Königin, Fügt sich auch Pierrots treuer Sinn. (Singt. Die andern phantastisch um ihn gruppiert, zumeist vorgebeugten Hauptes starr die Augen auf ihn gerichtet. Unbeweglich wie im Traum!) Mein Sehnen, mein Wähnen, es träumt sich zurück, Im Tanze gewann ich, Verlor ich mein Glück, Im Tanze am Rhein, Bei Mondenschein, Gestand mirs aus Blauaug Ein inniger Blick, Gestand mirs ihr bittend Wort O bleib, o geh mir nicht fort, Bewahre der Heimat Still blühendes Glück, Mein Sehnen, mein Wähnen, Es träumt sich zurück. Zauber der Ferne Warf in die Seele den Brand. Zauber des Tanzes Lockte, ward Komödiant. Folgt ihr der Wundersüßen, Lernt unter Tränen küssen. ▼SOPRANS▲ (draußen) Ah, ah! ▼FRITZ▲ Rauch und Not, Wahn und Glück, Ach, das ist Gaukler`s Geschick… Mein Sehnen, mein Wähnen, Es träumt sich zurück, Zurück, zurück… (sinkt Marietta zu Füßen) ▼MARIETTA▲ Bravo, guter Pierrot, Darfst mich küssen. (bietet ihm die Wange, die Pierrot lange küßt) Und dir, Victorin, die Hand. (reicht ihm sie zum Küsse) Für Sie, Herr Graf, die andre. (Graf wie Victorin) Wenn ich winke, wie sie packen! (Gaston mit dem Sprunge des Grotesktänzers zu Marietta hin) Und was dir bleibt? Der Nacken? (Gaston küßt sie in den Nacken. - alle fünf Personen verharren einige Augenblicke in dieser Pose. Dann reißt sich Marietta) Trollt euch, Faune! Nun bin ich erst recht in Laune. Tanzen will ich staunt Bagage! Tanzen will ich ohne Gage. Lust quillt aus mir, Braust in mir und verbrennt mich! Ich fehlte bei der Prob heut als Hélène, Nun, so mach ich in Meyerbeer's "Teufe" Jetzt meine Szene. ▼VICTORIN, GRAF▲ Ein toller Einfall, den ich lobe! ▼VICTORIN▲ Ich halte mit! Das Kloster, die Beleuchtung Passen vortrefflich! ▼FRITZ▲ Ich hol das Segeltuch als Totenlaken. (läuft zum Boot) ▼VICTORIN▲ (zu Gaston) Gut! ▼JULIETTE, LUCIENNE▲ Ein toller Einfall, den ich lobe! ▼VICTORIN▲ (zu Gaston) Du bist Robert! ▼JULIETTE, LUCIENNE▲ Wir sind die auferweckten Nonnen. ▼VICTORIN▲ Und lockt mit Grazie zu Erdenwonnen. ▼FRITZ▲ (zurückgekehrt) Hier das Segeltuch! ▼MARIETTA▲ (zeigt auf einen der Bäume) Dort hängt der Zauberzweig. ▼VICTORIN▲ Und diese Bank hier sei der Sarkophag! ▼MARIETTA▲ (indem sie sich auf die Bank legt) Hélène streckt sich drauf als Leiche. ▼VICTORIN▲ Und pfife ich das Stichwort der Musik Erwachst du aus dem Todesschlaf. ▼MARIETTA▲ (sich ein wenig aufrichtend und auf den Arm stützend) Verführt als auferstandne Tote Robert, das Schaf. (setzt sich noch einmal auf, mit dämonischem Ausdruck) Ich wills nicht fehlen lassen! Los! (Aus der Kirche, in der Gottesdienst beendet ist, fällt von fern die Orgel ein. Die Beginnen erscheinen in gespenstisch lautlosem Zug wie vorher und nehmen im Rücken der handelnden Personen, wie der Vorgänge nicht achtend, den Rückweg über die rücke zum Kloster. Victorin pfeift das Aufweckungsmotiv aus «Robert der Teufel». Marietta erhebt sich langsam von ihrem Lager, mit Geste und Mimik einer zum Leben erwachten Toten, und schreitet mit lockenden, verführerischen Bewegungen auf Gaston zu. Im Kloster sind plötzlich mit einem Schlage die Fenster beleuchtet. In den Fenstern erscheinen Beginnen in weißem Nachtgewand als unbeweglich starrende Zeugen der Ereignisse. Das erleuchtete Zifferblatt der Uhr zeigt Mitternacht. Die allegorischen Figuren des Uhrwerks bewegen sich aus der einen Öffnung heraus in die andere hinein. Dazu stürmischer Wolkenzug am Nachthimmel. Aufgeregtes Glockengetümmel. Man sieht zwischen den Bäumen Paul, durch einen vereinzelten Lichtstrahl beleuchtet, starren Blickes dastehen. (Paul stürzt hinter den Bäumen hervor, faßt mit eisernem Griff Marietta bei der Hand, sie zum Stillstehen zwingend und ihr ins Gesicht schreiend ) ▼PAUL▲ Halt ein! Du eine auferstandene Tote? Nie! ▼MARIETTA▲ (die sich nicht stören läßt) Du bists! Kommst grade recht! Du bist der richtige Robert. (beginnt ihn dämonisch - verführerisch zu umtanzen) ▼PAUL▲ Halt ein! ▼MARIETTA▲ Narr! (Gaston springt mit einem grotesken Tänzersprung von der einen Seite hinzu) ▼VICTORIN▲ Zurück von ihr! ▼GRAF▲ Zurück! ▼FRITZ▲ (Paul entgegen) Die Hand von dieser Dame! ▼MARIETTA▲ Laßt nur, Bajazzi, laß es, Gräflein, Laß es sein, Mit dem werd fertig ich allein. (zu Paul) Geht! Geht nach Haus! Adieu, adieu, das Fest ist aus. (da die andern mit Gebärden remonstrieren) Genug getollt. Ruh will der Kai. (zum Grafen mit Beziehung) Herr Graf, es gibt ein Wiedersehn. (Graf küßt ihr die Hand) ▼DIE ANDEREN▲ (ab) La, la, la, la… Vierte Szene ▼MARIETTA▲ (mit frecher Ruhe) Du machst mir eine Szene? Spürst mir nach? ▼PAUL▲ Verlogen und verderbt bist du! Wirfst zuchtlos dich und schamlos weg! Nahmst mir sogar den Freund! Du warst bei Frank! ▼MARIETTA▲ Das ist nicht wahr! ▼PAUL▲ Er selbst gestand es, kurz zuvor; (hebt den Schlüssel empor) Hier dies entriß ich ihm! ▼MARIETTA▲ (wütend) Nun wenn dus weißt Was gibt dir Rechte über mich? Ich tu, was mir gefällt. ▼PAUL▲ Du, hüte dich! ▼MARIETTA▲ (zuckt höhnisch die Achseln) Du bist grotesk! ▼PAUL▲ Erniedrigt hast du mich Mit deiner Niedrigkeit, Betrogen meinen Traum. ▼MARIETTA▲ (trocken) Dann geh, ich halt dich nicht. ▼PAUL▲ (seiner kaum mächtig) Und glaubst du, Elende, ich liebte dich? Dein Fleisch begehrt ich, Dein wissend Liebkosen! Niemals liebt ich dich, Ich liebe eine Andre. ▼MARIETTA▲ Die jagte dich doch fort? Wer hielt es aus mit dir? ▼PAUL▲ Schweig oder hör, was dich vernichtet! Vernimm mein grauenvoll Geheimnis! Ich küßte eine Tote in dir Liebkost in deinem Haar nur das der Andern, Erlauscht in deiner Stimme nur die ihre. Fühlt dich umarmend, nichts als ihre Haut, Nur ihre Wärme, ihren Duft. Nur sie allein liebt ich, In dir liebt ich nur meine Tote! ▼MARIETTA▲ (beißt sich auf die Lippen) Verdammt, das Bild, Dein totes Liebchen? ▼PAUL▲ Wags nicht, sprich nicht von ihr! 'S war meine Gattin! Eine Heilige! Du gleichst betörend ihr, Bist ihr unwürdig Ebenbild! Begreifst du nun, was du mir warst? Ein Nichts, ein leerer Schatten Für meine ewig, heiß Geliebte! Wie hasse, wie veracht ich dich, Die meinen edlen Schmerz, Den reinen Wahn mir hat beschmutzt! Ich bin gesunken, tief gesunken! Doch nun hab ich mich wieder! Hab abgerechnet, bin befreit! Erlöst bin ich, ja, erlöst! Wir zwei sind fertig! (sinkt auf die Bank hin) ▼MARIETTA▲ (nähert sich ihm lauernd, den Moment der Schwäche benützend. Legt die Hand sanft auf Pauls Schulter) Paul, du leidest. So wild du mich beschimpft hast, Du dauerst mich. Was ist geschehn? Du übertreibst. Man stellt mir nach. Ich seh nicht übel aus, Hab heißes Blut. Bin jung, bin jung! Ich bin vergnügt Und liebe das Vergnügen. Bin Tänzerin, gehör der Welt an Und brauch den Rausch für meine Kunst. Was willst du denn? Du Undankbarer! Hab ich nicht glücklich dich gemacht? Gehöre ich nicht dir? Mein Leib, dess Duft dich so berückt, Mein Haar, das deine Hand durchwühlt. ▼PAUL▲ (verwirrt) Ja, ja!… Der Duft, das Haar… ▼MARIETTA▲ (sich neben ihn setzend, schnell) Siehst du, ein wenig liebst du mich doch! ▼PAUL▲ (schwach) Nein, nein, ich begehrte dich. ▼MARIETTA▲ (schmeichelnd) Und willst mich nun nicht mehr? ▼PAUL▲ Laß mich, laß mich. (wie um sich vor sich selbst zu entschuldigen) Schändlich entweiht Hab ich meiner Toten Recht! Hielt ich, auch fern dich ihrem Heime, Hab ich sie schon in deinem Haus entweiht. Und was du mir gabst, was du mir gewährt, Grausam hat es holden Traum mir zerstört. ▼MARIETTA▲ Nichts ist zerstört, nichts ist geschehn. Du belügst dich selbst. Ersehnten Traum, ersehntes Glück, Genosset dus nicht süß und warm? ▼PAUL▲ Brügge, entweiht hab ich dich und sie! ▼MARIETTA▲ Gab ich dirs nicht und keine andre? Winkt es dir weiter Nicht in meinem Arm? Du bist verdüstert, armer Freund, (auf das Wasser weisend) Dem schwarzen Wasser gleichst du hier, Für das der bleiche Mond kaum scheint. (ihm das beleuchtete Gesicht zuwendend) Mich aber liebkost der weiße Strahl, Wie mir erst recht die Sonne hold. ▼PAUL▲ Brügge, entwiht hab ich dich und sie! ▼MARIETTA▲ Und selbst so reich Beschenkt zum Lebensmahl, Schenk ich dir Mondessilber, Sonnengold! (mit allem Zauber der Verführung, umfaßt ihn, schmiegt sich an ihn) Sieh ins Gesicht mir, Das du so geliebt. Dein ists! Und dein mein Aug. Und dein zu heißer Stund Der durstige, lustgeschwellte Mund. ▼PAUL▲ (stöhnend) Dein Mund, dein Mund. ▼MARIETTA▲ (aufspringend und ihn mitreißend) Hier, hier, nimm und trink! (Paul sinkt an ihre Brust. langer Kuß.) Willst du noch fort von mir, Mich opfern deiner Toten? ▼PAUL▲ (an ihrer Brust) Betörend Weib, bin dir verfallen, Unlösbar… gibst mir den Rausch… ▼MARIETTA▲ Des Lebens und der Liebe Macht, Sie halten dich An mich gekettet… unlösbar. Schlürf den Trank der höchsten Lust, Den süßen Rausch, Vergessenheit. ▼PAUL▲ (seiner nicht mächtig) Verlaß mich nicht, Ich liebe dich… geh nicht von mir! ▼MARIETTA▲ (hoch aufgerichtet, triumphierend) So sprich Wen küssest du in mir? ▼PAUL▲ Nur dich, nur dich. ▼MARIETTA▲ Wess Haar liebkosest du? ▼PAUL▲ Das deine, nur das deine. ▼MARIETTA▲ (dämonisch flüsternd) So komm, so komm. ▼PAUL▲ Zu dir, zu dir, zu dir! ▼MARIETTA▲ Nein, nicht zu mir! Ich will dich fortan ganz! Im Hause der Toten Such ich dich auf, Zu bannen das Gespenst für immer! Ich will zu dir! Zum erstenmal zu dir! ▼PAUL▲ Wohin du willst, Gib mir den Trank, Gib mir Vergessenheit, Den süßen Rausch! ▼MARIETTA▲ So komm, Und trink Vergessenheit Im süßen Rausch! (Paul nimmt sie um den Leib und stürmt mit ihr über die Brücke ab. Der Vorhang fällt rasch.) ZWEITES BILD Paul, in der nämlichen Stellung wie am Schlusse des 1. Bildes beleuchtet, sichtbar wird. Dazu hört man hinter der Szene die Erscheinung Mariens, ihre letzten Worte «Schau und erkenne… » wiederholen. Das Bild verblaßt allmählich und verschwindet völlig. Nach einem Zwischenspiel, welches die Stimmungen wiedergibt, die das tote Brügge im Gemüte Pauls weckt, heben sich langsam die Schleier, aus dem Dunkel, aus nebligen Umrissen wird folgender Schauplatz sichtbar Ein öder, einsamer Kai in Brügge, spät abends. Parallel mit der Rampe ein Kanalarm, über den im Bogen eine niedrige Brücke fährt. Hinter Wasser und Brücke ist das andere Ufer des Kais zu sehen, auf welchem sich alte, für Brügge charakteristische Häuser, darunter ein altes Kloster mit schwärzlichem Gemäuer und kreuzweise vergitterten Fenstern hinziehn. In der Mitte des düstern Gebäudes ein Glockenturm mit Uhr, deren großes Zifferblatt zunächst undeutlich bleibt. Unterhalb dieser Uhr zwei Öffnungen im Turm, durch die später die Figuren des Uhrwerks hervorkommen und wieder verschwinden. Auf dem vorderen Ufer links das vereinzelt stehende Haus, in dem Marietta wohnt; die Türe geschlossen. Bänke und brennende Gaslaternen. Rechts alte Bäume, hinter denen der Weg zur Kirche zu denken ist. Bedeckter Himmel; abwechselnd Mondschein und herbstlicher Nebel. Glockengeläute, das schon vorher, bevor das Bild deutlich wurde, eingesetzt hat Erste Szene Paul, in einen Mantel gehüllt, den Kragen emporgezogen, den Hut in der Stirne. Unruhig vor dem Hause Mariettas auf- und abgehend MARIE STIMME Gehe ins Leben, dich lockt die andre, Schau, schau und erkenne. PAUL Was ward aus mir? Ihr Haus umschleich ich, Gequält von Angst, Sehnsucht und Reu, Was ward aus mir? neues Glockengeläute Verstumme, dumpfer Glockenchor, Schwarz stürzt der Klang sich in die Nacht. So weintet ihr Glocken, als man sie begrub, Num mahnt ihr mein Gewissen. O sprecht mich los, ihr Beichtiger aus Erz! Ich koste bittere Freuden, Grausam zwiespältige Lust. blickt zu den Fenstern Mariettas empor und schrickt zusammen War das kein Licht, Ein doppelt Schattenbild? Stets fürcht ichs, Umfang ich selbst sie nicht In diesem Haus. Sie fehlte im Theater. Seh ich sie nicht, Faßt Sehnsucht mich nach ihr, Und sie zu sehen, bange ich nicht minder. neuerliches Glockengeläute Da hebt es wieder an Das Glockenlied, Und bohrt sich tief ins Herz. O sprecht mich los, ihr Beichtiger aus Erz! Wolken haben den Mond verhüllt, ein Sturmwind fährt durch die Bäume und schüttelt die Blätter. Die Gasflammen in den Laternen schwanken hin und her Faßt dich ein Schauer mit mir, müde Stadt? Es stöhnen deine altern Bäume, Des Wassers Seufzer brechen sich An den jahrhundertalten Grachten, Gespenstig raunst du Unheil! Eine Schar von Beginnen bewegt sich inzwischen aus de m Hintergrund über die Brücke, zu zwei und zwei geordnet, mit sich glockenförmig bauschender Gewandung, langsam, wie gespenstig, undeutlich in den Konturen, den Bäumen zu, um hinter denselben den Weg zur Kirche zu nehmen. Brügge, fromme Stadt! Einst war ich eins mit deiner Keuschheit, So wie du eins mit meiner Toten warst. Nun trag ich Unrast des Begehrens In die Stille und Versunkenheit deiner Nacht. Dem Zuge der Beginnen, der in den Kulissen rechts verschwindet, folgt als letzte Brigitta mit einer Beginnenhaube als Novize. Erkennt sie und hält sie an Brigitta! BRIGITTA sanft abwehrend Ich geh zur Kirche Mit meinen Klosterfrauen. PAUL Daß wir uns trennen mußten! BRIGITTA Ich floh die Sünde, blieb der Toten treu. PAUL Auch ich verriet sie nicht, Trotz jener Frau. BRIGITTA Mein schlichter Sinn versteht das nicht. Sie Leiden schwer, ich weiß. Ich will für Ihre Seele beten. langsam ab PAUL Die alte treue Magd, Ach, daß ich sie verlor! Zweite Szene Eine Gestalt hat sich dem Hause Mariettas genähert Frank im Mantel, den Kragen emporgezogen. Das folgende, ein leidenschaftlich drängendes, düsteres Nachtstück, vielfach in gedämpftem Ton geflüstert PAUL stellt sich ihm entgegen Wohin? Frank, du? FRANK Du wartest hier auf sie. PAUL Ich wart auf sie mit Schmerz und Scham. FRANK Laß ab von ihr! PAUL Ich kann nicht mehr. Mich zogs zur Seele meiner Toten Und ich verfiel dem Leib der Lebenden. FRANK drohend Laß ab von ihr! PAUL betreten Wie seltsam du das sagst! FRANK Du passest nicht zu ihr, Der du zwischen Tod und Leben teilst. Sie will die volle Liebe Und das volle Leben, Das sie durch alle Fenster ihres Körpers Und ihrer Seele strömen läßt! PAUL Des sündgen Körpers und der sündgen Seele! FRANK Und doch, weil sie so Ganz heißes Leben ist, Im Lachen ihrer Schönheit, Erhöhet sie das Leben. So wie wir nur im Traume fliegen, Fliegt sie mit wachem Sinn, Zwingt uns als Pierrots ihr zu Füßen, Und Colombine tanzt Uns lacht die Sünde weg, berauscht und… PAUL befremdet unterbrechend Und, hat auch dich berauscht? FRANK Laß ab von ihr! Geh heim, zu deiner Toten! PAUL erregt Ich warte hier auf sie FRANK Du darfst nicht. PAUL Ich darf nicht? Und warum nicht? FRANK Weil… ich ihrer harre! PAUL bestürzt Wie, du? FRANK Auch ich bin ihr verfallen, Und betrügt sie dich, Seis mit mir! PAUL Was sagst du? FRANK Räum mir den Platz, Unseliger! Fort, siehst du nicht? zeigt ihm den Schlüssel Den Schlüssel gab sie mir. PAUL Her den Schlüssel! entreißt ihm mit Gewalt den Schlüssel FRANK Ich bin dein Freund nicht mehr. wankt ab Dritte Szene Man hört die sich in Booten lachend und singend nähernde Tänzergesellschaft. Paul verbirgt sich hinter den Bäumen rechts. Der nächtliche Himmel hat sich aufgeheitert; Mondschein. Ein Boot, mit Lampions beleuchtet, fährt durch den Kanal. Im Boote Victorin, der Regisseur, Fritz, der Pierrot, noch im Kostüm und mit seiner Laute von der Vorstellung her, Lucienne und Juliette, die Tänzerinnen, in Abendmänteln über dem Ballerinenkostüm, Graf Albert. Zwei weitere Boote mit Mitgliedern der Tanzgesellschaft kommen nach. Die diesen Booten Entstiegenen bleiben im Hintergrunde. - Die ganze Szene traumhaft wie die vorigen, stilisiert burlesk. Bald streng rhythmisierte Bewegung, bald Erstarren zu Bildhaftigkeit. Reicher bunter Wechsel in Stellung und Gruppierung. Spiele des Lichts ALLE Schäume, schäume, Tolles Tänzerblut, Aller Schranken ledig, Träume, träume Dich auf Wasserflut Nach Venedig. Das Boot hat angelegt. Victorin springt als erster heraus, die anderen folgen VICTORIN Und dies hier die Piazetta, Wo sie wohnt, Marietta. GRAF Famose Mise-en-scene! Hoch Victorin! VICTORIN Und hoch der gräfliche Mäcen! die anderen fallen ein Hoch, hoch! JULIETTE Pst, pst! GRAF Bedenkt. JULIETTE Brügge, kein Geschrei! GRAF Polizei… LUCIENNE … die betet, die Kunst ist frei! ALLE Die Kunst ist frei! VICTORIN Arm in Arm mit dein Grafen Ja, bei! Fest und Tanz, Ohne sie kein Glanz, Ohne sie, die Göttlich, Unersättliche. GRAF Ja, bei! Fest und Tanz, Ohne sie kein Glanz, Stets Vergnügte, Stets besiegende, Besiegte. VICTORIN Die mit allen Phrynen Und Colombine und Phyllis und Willis Um die Wette Bezaubernde Mariette. GRAF Bezaubernde Mariette. FRITZ O Mond, vernimm die traurge Litanei; Mit wem brach sie mir heute wohl die Treu? Das Herz der Unbeständigen Ist nimmermehr zu bändigen. VICTORIN, GRAF Ja, bei Fest und Tanz Ohne sie kein Glanz, usw. JULIETTE tänzeln auf ihn zu Du guter, du treuer, dummer Pierrot, Fehlt dir nicht Gaston irgendwo? LUCIENNE tänzeln auf ihn zu O du guter, treuer, dummer Pierrot, Fehlt dir nicht Freund Gaston? FRITZ O Mond, vernimm die traurge Litanei, Mit wem brach sie mir heut die Treu? JULIETTE, LUCIENNE Sie und der Wohlgelenkge, Ach, sie treiben arge Ränke. lachen Ha, ha, ha, ha! VICTORIN von der anderen Seite kommend Ja, sie treibt es wie so viele, Stören wir die verliebten Spiele. Nach der Wasserpromenade Frommt die artge Serenade. Plum, plum, plum, usw. ALLE alle begleiten sich auf Stöcken oder Schirmen. Fritz auf der Laute - zum Ständchen Höre Reizende du, Höre silbernen Lautenklang, Deine Getreuen, Die alten und neuen, Sie schmachten schon lang! Führst doch den Reigen Zu tollem Genießen, Höre den Sang! Komm dich zu zeigen, Komm zu versüßen, Komm zu den Deinen, Komm laß den Einen, Höre den Sang! Komm zu gefallen, Chenke dich Allen! Usw. La, la, la, la. MARIETTA Marietta ist während des Ständchens Arm in Arm mit Gaston Ich komme, ich komme zu den Meinen, Ja, ich komme zu gefallen, Laß den Einen, Schenk mich Allen! ALLE wenden sich überrascht um und begrüßen jubelnd die unter sie Tretenden Marietta! Hoch! LUCIENNE Wo warst du, Marietta? MARIETTA Hatt' heute keine Lust zu proben, Ging mit Gaston aufs Land. JULIETTE Und er, dein Freund, der Düstere? MARIETTA Bin durchgebrannt. Man will doch einmal atmen. lächelt Gaston behutsam an VICTORIN stellt vor Herr Graf Albert, Ein Freund der frohen Feste. Wir alle sind Heut seine Gäste. MARIETTA Schön, kleiner Graf! Was kannst du sonst? GRAF Lieben! MARIETTA Brav so. Machs nur recht toll! Gibts Sekt? Woll ihr bei mir gedeckt? Doch nein, hier draußen, Das ist neu! GRAF Die Kunst ist frei. Marietta blickt ihm lächelnd in die Augen. Gaston mit einer grotesken Pirouette auf Lucienne und Juliette zu, die sich in ihn einhängen und an ihn schmiegen. JULIETTE Schon fängt sie ihn mit einem Blick. zu Gaston Kehrst du zu uns zurück? Fritz, der Pierrot, hat einen Korb mit Sekt und Gläsern ans dem Boot geholt und schmachtet Marietta seufzend an. Victorin schenkt ein, verteilt die Gläser - alles in traumhaft rascher Sprunghaftigkeit. MARIETTA springt auf die Bank Schach Brügge! Und Schach der dumpfen Lüge! ALLE Schach Brügge! Und Schach der dumpfen Lüge! MARIETTA Und nun Musik! Ein nicht zu heiter, Nicht zu traurig Stück. Musik, die wie im Tanz sich wiegt, Sanft lockend durch die Mondnacht fliegt, Ganz leise rührt und verführt. springt von der Bank und schlägt Pierrot auf die Schulter Auf Pierrot! Du triffst es fein! Ein Deutscher bist du, bist vom Rhein! FRITZ verneigt sich tief Da ihr befehlet, Königin, Fügt sich auch Pierrots treuer Sinn. Singt. Die andern phantastisch um ihn gruppiert, zumeist vorgebeugten Hauptes starr die Augen auf ihn gerichtet. Unbeweglich wie im Traum! Mein Sehnen, mein Wähnen, es träumt sich zurück, Im Tanze gewann ich, Verlor ich mein Glück, Im Tanze am Rhein, Bei Mondenschein, Gestand mirs aus Blauaug Ein inniger Blick, Gestand mirs ihr bittend Wort O bleib, o geh mir nicht fort, Bewahre der Heimat Still blühendes Glück, Mein Sehnen, mein Wähnen, Es träumt sich zurück. Zauber der Ferne Warf in die Seele den Brand. Zauber des Tanzes Lockte, ward Komödiant. Folgt ihr der Wundersüßen, Lernt unter Tränen küssen. SOPRANS draußen Ah, ah! FRITZ Rauch und Not, Wahn und Glück, Ach, das ist Gaukler`s Geschick… Mein Sehnen, mein Wähnen, Es träumt sich zurück, Zurück, zurück… sinkt Marietta zu Füßen MARIETTA Bravo, guter Pierrot, Darfst mich küssen. bietet ihm die Wange, die Pierrot lange küßt Und dir, Victorin, die Hand. reicht ihm sie zum Küsse Für Sie, Herr Graf, die andre. Graf wie Victorin Wenn ich winke, wie sie packen! Gaston mit dem Sprunge des Grotesktänzers zu Marietta hin Und was dir bleibt? Der Nacken? Gaston küßt sie in den Nacken. - alle fünf Personen verharren einige Augenblicke in dieser Pose. Dann reißt sich Marietta Trollt euch, Faune! Nun bin ich erst recht in Laune. Tanzen will ich staunt Bagage! Tanzen will ich ohne Gage. Lust quillt aus mir, Braust in mir und verbrennt mich! Ich fehlte bei der Prob heut als Hélène, Nun, so mach ich in Meyerbeer's "Teufe" Jetzt meine Szene. VICTORIN, GRAF Ein toller Einfall, den ich lobe! VICTORIN Ich halte mit! Das Kloster, die Beleuchtung Passen vortrefflich! FRITZ Ich hol das Segeltuch als Totenlaken. läuft zum Boot VICTORIN zu Gaston Gut! JULIETTE, LUCIENNE Ein toller Einfall, den ich lobe! VICTORIN zu Gaston Du bist Robert! JULIETTE, LUCIENNE Wir sind die auferweckten Nonnen. VICTORIN Und lockt mit Grazie zu Erdenwonnen. FRITZ zurückgekehrt Hier das Segeltuch! MARIETTA zeigt auf einen der Bäume Dort hängt der Zauberzweig. VICTORIN Und diese Bank hier sei der Sarkophag! MARIETTA indem sie sich auf die Bank legt Hélène streckt sich drauf als Leiche. VICTORIN Und pfife ich das Stichwort der Musik Erwachst du aus dem Todesschlaf. MARIETTA sich ein wenig aufrichtend und auf den Arm stützend Verführt als auferstandne Tote Robert, das Schaf. setzt sich noch einmal auf, mit dämonischem Ausdruck Ich wills nicht fehlen lassen! Los! Aus der Kirche, in der Gottesdienst beendet ist, fällt von fern die Orgel ein. Die Beginnen erscheinen in gespenstisch lautlosem Zug wie vorher und nehmen im Rücken der handelnden Personen, wie der Vorgänge nicht achtend, den Rückweg über die rücke zum Kloster. Victorin pfeift das Aufweckungsmotiv aus «Robert der Teufel». Marietta erhebt sich langsam von ihrem Lager, mit Geste und Mimik einer zum Leben erwachten Toten, und schreitet mit lockenden, verführerischen Bewegungen auf Gaston zu. Im Kloster sind plötzlich mit einem Schlage die Fenster beleuchtet. In den Fenstern erscheinen Beginnen in weißem Nachtgewand als unbeweglich starrende Zeugen der Ereignisse. Das erleuchtete Zifferblatt der Uhr zeigt Mitternacht. Die allegorischen Figuren des Uhrwerks bewegen sich aus der einen Öffnung heraus in die andere hinein. Dazu stürmischer Wolkenzug am Nachthimmel. Aufgeregtes Glockengetümmel. Man sieht zwischen den Bäumen Paul, durch einen vereinzelten Lichtstrahl beleuchtet, starren Blickes dastehen. (Paul stürzt hinter den Bäumen hervor, faßt mit eisernem Griff Marietta bei der Hand, sie zum Stillstehen zwingend und ihr ins Gesicht schreiend PAUL Halt ein! Du eine auferstandene Tote? Nie! MARIETTA die sich nicht stören läßt Du bists! Kommst grade recht! Du bist der richtige Robert. beginnt ihn dämonisch - verführerisch zu umtanzen PAUL Halt ein! MARIETTA Narr! Gaston springt mit einem grotesken Tänzersprung von der einen Seite hinzu VICTORIN Zurück von ihr! GRAF Zurück! FRITZ Paul entgegen Die Hand von dieser Dame! MARIETTA Laßt nur, Bajazzi, laß es, Gräflein, Laß es sein, Mit dem werd fertig ich allein. zu Paul Geht! Geht nach Haus! Adieu, adieu, das Fest ist aus. da die andern mit Gebärden remonstrieren Genug getollt. Ruh will der Kai. zum Grafen mit Beziehung Herr Graf, es gibt ein Wiedersehn. Graf küßt ihr die Hand DIE ANDEREN ab La, la, la, la… Vierte Szene MARIETTA mit frecher Ruhe Du machst mir eine Szene? Spürst mir nach? PAUL Verlogen und verderbt bist du! Wirfst zuchtlos dich und schamlos weg! Nahmst mir sogar den Freund! Du warst bei Frank! MARIETTA Das ist nicht wahr! PAUL Er selbst gestand es, kurz zuvor; hebt den Schlüssel empor Hier dies entriß ich ihm! MARIETTA wütend Nun wenn dus weißt Was gibt dir Rechte über mich? Ich tu, was mir gefällt. PAUL Du, hüte dich! MARIETTA zuckt höhnisch die Achseln Du bist grotesk! PAUL Erniedrigt hast du mich Mit deiner Niedrigkeit, Betrogen meinen Traum. MARIETTA trocken Dann geh, ich halt dich nicht. PAUL seiner kaum mächtig Und glaubst du, Elende, ich liebte dich? Dein Fleisch begehrt ich, Dein wissend Liebkosen! Niemals liebt ich dich, Ich liebe eine Andre. MARIETTA Die jagte dich doch fort? Wer hielt es aus mit dir? PAUL Schweig oder hör, was dich vernichtet! Vernimm mein grauenvoll Geheimnis! Ich küßte eine Tote in dir Liebkost in deinem Haar nur das der Andern, Erlauscht in deiner Stimme nur die ihre. Fühlt dich umarmend, nichts als ihre Haut, Nur ihre Wärme, ihren Duft. Nur sie allein liebt ich, In dir liebt ich nur meine Tote! MARIETTA beißt sich auf die Lippen Verdammt, das Bild, Dein totes Liebchen? PAUL Wags nicht, sprich nicht von ihr! 'S war meine Gattin! Eine Heilige! Du gleichst betörend ihr, Bist ihr unwürdig Ebenbild! Begreifst du nun, was du mir warst? Ein Nichts, ein leerer Schatten Für meine ewig, heiß Geliebte! Wie hasse, wie veracht ich dich, Die meinen edlen Schmerz, Den reinen Wahn mir hat beschmutzt! Ich bin gesunken, tief gesunken! Doch nun hab ich mich wieder! Hab abgerechnet, bin befreit! Erlöst bin ich, ja, erlöst! Wir zwei sind fertig! sinkt auf die Bank hin MARIETTA nähert sich ihm lauernd, den Moment der Schwäche benützend. Legt die Hand sanft auf Pauls Schulter Paul, du leidest. So wild du mich beschimpft hast, Du dauerst mich. Was ist geschehn? Du übertreibst. Man stellt mir nach. Ich seh nicht übel aus, Hab heißes Blut. Bin jung, bin jung! Ich bin vergnügt Und liebe das Vergnügen. Bin Tänzerin, gehör der Welt an Und brauch den Rausch für meine Kunst. Was willst du denn? Du Undankbarer! Hab ich nicht glücklich dich gemacht? Gehöre ich nicht dir? Mein Leib, dess Duft dich so berückt, Mein Haar, das deine Hand durchwühlt. PAUL verwirrt Ja, ja!… Der Duft, das Haar… MARIETTA sich neben ihn setzend, schnell Siehst du, ein wenig liebst du mich doch! PAUL schwach Nein, nein, ich begehrte dich. MARIETTA schmeichelnd Und willst mich nun nicht mehr? PAUL Laß mich, laß mich. wie um sich vor sich selbst zu entschuldigen Schändlich entweiht Hab ich meiner Toten Recht! Hielt ich, auch fern dich ihrem Heime, Hab ich sie schon in deinem Haus entweiht. Und was du mir gabst, was du mir gewährt, Grausam hat es holden Traum mir zerstört. MARIETTA Nichts ist zerstört, nichts ist geschehn. Du belügst dich selbst. Ersehnten Traum, ersehntes Glück, Genosset dus nicht süß und warm? PAUL Brügge, entweiht hab ich dich und sie! MARIETTA Gab ich dirs nicht und keine andre? Winkt es dir weiter Nicht in meinem Arm? Du bist verdüstert, armer Freund, auf das Wasser weisend Dem schwarzen Wasser gleichst du hier, Für das der bleiche Mond kaum scheint. ihm das beleuchtete Gesicht zuwendend Mich aber liebkost der weiße Strahl, Wie mir erst recht die Sonne hold. PAUL Brügge, entwiht hab ich dich und sie! MARIETTA Und selbst so reich Beschenkt zum Lebensmahl, Schenk ich dir Mondessilber, Sonnengold! mit allem Zauber der Verführung, umfaßt ihn, schmiegt sich an ihn Sieh ins Gesicht mir, Das du so geliebt. Dein ists! Und dein mein Aug. Und dein zu heißer Stund Der durstige, lustgeschwellte Mund. PAUL stöhnend Dein Mund, dein Mund. MARIETTA aufspringend und ihn mitreißend Hier, hier, nimm und trink! Paul sinkt an ihre Brust. langer Kuß. Willst du noch fort von mir, Mich opfern deiner Toten? PAUL an ihrer Brust Betörend Weib, bin dir verfallen, Unlösbar… gibst mir den Rausch… MARIETTA Des Lebens und der Liebe Macht, Sie halten dich An mich gekettet… unlösbar. Schlürf den Trank der höchsten Lust, Den süßen Rausch, Vergessenheit. PAUL seiner nicht mächtig Verlaß mich nicht, Ich liebe dich… geh nicht von mir! MARIETTA hoch aufgerichtet, triumphierend So sprich Wen küssest du in mir? PAUL Nur dich, nur dich. MARIETTA Wess Haar liebkosest du? PAUL Das deine, nur das deine. MARIETTA dämonisch flüsternd So komm, so komm. PAUL Zu dir, zu dir, zu dir! MARIETTA Nein, nicht zu mir! Ich will dich fortan ganz! Im Hause der Toten Such ich dich auf, Zu bannen das Gespenst für immer! Ich will zu dir! Zum erstenmal zu dir! PAUL Wohin du willst, Gib mir den Trank, Gib mir Vergessenheit, Den süßen Rausch! MARIETTA So komm, Und trink Vergessenheit Im süßen Rausch! Paul nimmt sie um den Leib und stürmt mit ihr über die Brücke ab. Der Vorhang fällt rasch. Korngold,Erich Wolfgang/Die tote Stadt/III
https://w.atwiki.jp/oper/pages/2371.html
このテンプレはポリウト方式で作成されています。 こちらの役名一覧に和訳を記載して管理人までお知らせください。 Ouvertüre ERSTER AKT (Platz am Canal grande mit Blick auf die Dogana (Santa Maria della Salute) und die Insel San Giorgio. Rechts vorne das in romanischem Stil gehaltene Haus Delacquas, dahinter, unmittelbar am Kanal, ein zweites Haus. Links vorne ein torartiger Schwibbogen; an diesen anschliessend der rückwärtige Teil des Palazzo Urbino (in maurischem Stil). Es wird angenommen, dass die Vorderfronten des Palazzo und des Hauses zur Rechten gegen den Kanal zu liegen, so dass auf dem Platz nur die Rückseiten der Gebäude sichtbar sind. Links, hart an dem Schwibbogen, steht der primitive Stand des Pappacoda ein kleines, zerlumptes Zelt, darunter der mit Kohlenfeuer geschürte Makkaronikessel; daneben ein kleines Tischchen, auf dem ineinandergeschichtete Schüsseln liegen. Im Kanal sieht man manchmal eine Gondel vorbeifahren. Rechts am Ufer liegt eine Barke.) ERSTER AUFTRITT (Peppino, Volk, Schiffer, Orientalen, Mönche, Gondolieri, Soldaten, Matrosen, Händler aller Art. Dann Pappacoda, zuletzt Annina.) (Wenn der Vorhang aufgeht, herrscht reges Volksleben. Es ist Feierabend. Über der Szene liegt gelblichrotes Licht, wie es der Dämmerung vorangeht. Am Ufer des Kanals legt eine Gondel an, welcher eine Dame entsteigt, die Einkäufe macht und dann weiterfährt. Aus der Barke, die am Ufer liegt, wird Holz geladen. Um Pappacodas Stand stehen und sitzen einige zerlumpte Gesellen, die Makkaroni essen. Peppino, ein kleiner, schmieriger Junge, bedient sie. Der heiter auftretende Pappacoda ist ein junger Neapolitaner in seinem Äusseren halb Lazzaroni, halb Koch; er hat krauses Haar, braunen Teint, trägt Ohrringe und um den Hals ein Amulett, ist sehr geschwätzig und gestikuliert aufs lebhafteste.) Nr. 1 - Introduktion ▼ALLGEMEINER CHOR▲ Wenn vom Lido sacht Wieder Kühlung weht, Wenn der Sonne Macht Schon zur Neige geht, Dann strömet die Menge In buntem Gedränge Durch Plätze und Strassen, Kanäle und Gassen; Die Ufer, die Brücken Gefüllt zum Erdrücken; Ein Hasten, ein Laufen Zum Kaufen, Verkaufen! In zahllosen Weisen Hört Waren man preisen! ▼STIMMEN DER VERKÄUFER▲ (durcheinander) ▼FISCHWEIB▲ Pesci, pesci freschi! ▼BLUMENMÄDCHEN▲ Qua la bella pianta! ▼OBSTVERKÄUFER▲ Rosse, rosse le angurie! ▼WASSERTRÄGER▲ Acqua, acqua dolce! ▼BOHNENHÄNDLER▲ Favetta, favetta! ▼TOPFENHÄNDLERIN▲ Puina, puina! ▼ALLGEMEINER CHOR▲ Welch ein Leben, welch Regen, Welch munteres Bewegen! Aus Gondeln die Lieder! Vom Ufer hallt's wider In jubelnden Sängen, In schmetternden Klängen Tönt es Heil dir, heil Venezia! Heil dir, Königin der Adria! ▼PAPPACODA▲ Signori, prego, hört, Was Pappacoda wert! Ihr habt wohl manches Schöne hier, Doch ohne mich, was wäret ihr?! ▼CHOR▲ Was sagt er? O hört doch! Kommet heran! Hört den Neapolitaner an! ▼PAPPACODA▲ Kommet heran, hört mich an! 1 Ihr habet euren Markuspiatz, Daneben die Piazzetta, Die Rialtobriicke dann, Die Merceria, die Loggetta! Ihr habt des Dogen Prachtpalast, Den schlanken Campanile, Der Kanäle süssen Duft, Und habt der Riva Abendkühle. Nur eines hat gefehlt noch Bisher euch immer hier Ein echter Makkaronikodi Den habt ihr nun in mir, ja hier in mir! Pappacoda in Person Hat nach Venedig sich gewandt, Erzeugt für euch die Makkaron' Mit seiner kunstgeübten Hand! (Tanzend) Tia, tia, tia, tia! Drum sei glücklich, sei selig, Venezia! Pappacoda, Pappacoda, Pappacoda ist da! ▼CHOR▲ (ebenso) Sei glücklich, sei selig, Venezia! Pappacoda, Pappacoda, Pappacoda ist da! ▼PAPPACODA▲ 2 Preis ihm, der diese Welt So trefflich schuf nach allen Seiten, Er schuf Erd' und Himmelszelt, Schuf Wolken, die vorübergleiten, Die Vögel, das Insektenheer, Den Walfisch, die Harpune, Schuf auch diese Stadt im Meer Und schuf die sandige Lagune! Schuf Sonnenschein und Mondlicht Und schuf zuletzt auch mich! Nur Makkaroni schuf er nicht, Denn diese schaff nur ich! Die schaff nur ich! Pappacoda in Person Hat nach Venedig sich gewandt, Erzeugt für euch die Makkaron' Mit seiner kunstgeübten Hand! (Tanzend) Tia, tia, tia, tia! Drum sei glücklich, sei selig, Venezia, Pappacoda, Pappacoda, Pappacoda ist da! ▼CHOR▲ (ebenso) Sei glücklich, sei selig, Venezia! Pappacoda, Pappacoda, Pappacoda ist da! ZWEITER AUFTRITT (Vorige. Enrico Piselli) ▼PAPPACODA▲ (ausrufend) Maccheroni, Maccheroni di Napoli! Maccheroni con sugo! Einen Denar die Schüssel! Makkaroni, so lang wie der Canal grande, mit soviel Käse wie Sand am Lido! Makkaroni, Signori, Makkaroni! (Einige Personen treten an den Stand) ▼ENRICO▲ (der, in einen Mantel gehüllt, schon vorher geheimnisvoll von rechts auftrat und das Haus Delacquas fixierte, halblaut). Pappacoda! (Stärker) Pappacoda! ▼PAPPACODA▲ Oh, Signor Piselli! (Stürzt zu ihm.) Befehlen? ▼ENRICO▲ Mein Onkel zuhause? ▼PAPPACODA▲ Signor Delacqua? Nein. Der Senat hat heute Sitzung. Der Onkel sitzt mit. ▼ENRICO▲ Wirklich? Dann will ich meine Tante besuchen! (Will ins Haus) ▼PAPPACODA▲ Man soll nie jemand besuchen, der nicht zuhause ist! Signora Delacqua ist mit Ciboletta zur Vesper nach San Marco. ▼ENRICO▲ Wie unangenehm! Pappacoda, kannst du schweigen? ▼PAPPACODA▲ Oh, Signor, eher schwatzt der Löwenrachen vor dem Dogenpalast als ich! ▼ENRICO▲ Nun denn, nimm diesen Scudo! ▼PAPPACODA▲ Ein Scudo?! Das ist gut, oh! Welche Schandtat soll ich begehen für diese Riesensumme? ▼ENRICO▲ Lass meiner Tante ein Briefchen zukommen! ▼PAPPACODA▲ Sonst nichts? ▼ENRICO▲ Nein. Aber mein Onkel darf nichts davon wissen - du begreifst? ▼PAPPACODA▲ Vollkommen! ▼ENRICO▲ Morgen ist Delacquas Geburtstag, es betrifft - eine Überraschung! ▼PAPPACODA▲ Für den Onkel? Verstehe vollkommen. Eine Überraschung! ▼ENRICO▲ Sage Signora Barbara, für heute abend bliebe es bei neun Uhr! ▼PAPPACODA▲ (der nicht versteht) Aha! Für heute abend bleibt es bei… ▼ENRICO▲ (ungeduldig) Neun Uhr! Ich verlasse mich auf dich, Pappacoda! Und zu keinem Menschen ein Wort! ▼PAPPACODA▲ Zu keinem Menschen ein Wort! (Enrico geht langsam nach rechts ab) ▼ALLE▲ (zu Pappacoda, der tiefe Bücklinge macht). Was hat er denn? Was machst du denn? ▼PAPPACODA▲ Ich freue mich! Ich bin gerührt! Wenn man sieht, wie liebevoll dieser junge Neffe mit seiner jungen Tante eine Überraschung plant für den zuwideren Onkel für neun Uhr am Vorabend seines Geburtstags! Das geht einem förmlich zu Herzen! Braver Jüngling! Charmante Tante! (Mit der Geste des Gehörntwerdens) Beneidenswerter Onkel! Feine Familie! DRITTER AUFTRITT (Vorige. Annina) (Annina, ein Fischermädchen, geschmückt mit Korallen und Muscheln aller Art, ein mit Frutti di mare gefülltes Netz über der Schulter tragend, entsteigt einer rückwärts anlegenden Barke) Nr. 2 - Auftrittslied Anninas, mit Chor ▼ALLE▲ Seht, o seht! ▼ANNINA▲ Frutti di mare! Frutti di mare! Kommt und kauft Frischeste Ware! ▼ALLE▲ Seht, Annina legt dort an, Die immer, wenn sie Fische bringt, Uns neue Lieder singt! Stille, stille, hört sie an! ▼ANNINA▲ (nach vorne kommend) 1 Ich kam von Chioggia Zu euch übers Meer Und brachte die Barke Mit Fischen da her! Heut biet ich euch Austern, So saftig und frisch, Crevetten und Muscheln, Das Feinste zu Tisch! Frutti di mare! Frutti di mare! Kommt und kauft Frischeste Ware! ▼ALLE▲ Kauft, kauft! ▼ANNINA▲ 2 Das Fischlein im Netze Kann nicht mehr heraus, Die Auster verkriecht sich Und schliesset ihr Haus. Die Fische, die fängt man, Die Fische sind stumm, Die Auster, die schluckt man, Die Auster ist dumm! Frutti di mare! Frutti di mare! Kommt und kauft Frischeste Ware! ▼ALLE▲ Kauft, kauft! (Annina legt ihr Netz und einen Korb voll Austern auf die Bank vor Delacquas Haus) ▼PAPPACODA▲ Ah, schöne Annina! Also Frutti di mare? ▼ANNINA▲ Ja! Signor Pappacoda, wollt Ihr ein paar Austern schlürfen? ▼PAPPACODA▲ Aus Eurer Hand mit Haut und Haaren! ▼ANNINA▲ (öffnet gewandt mit einem vom Gürtel herab hängenden Messer einige Austern) Also, da habt Ihr! ▼PAPPACODA▲ (essend) Oh, delikat! Aber apropos Haare! Ich errate, was Euch herführt! Ihr seid wegen Caramello da, dem Leibbarbier des Herzogs von Urbino, der heute mit seinem Herrn hier ankommt. Da steht der Palast des Herzogs! (Deutet auf den Palazzo Urbino) ▼ANNINA▲ Ihr irrt Euch, Pappacoda ich bringe Barbara Delacqua, meiner Milchschwester, Fische! Von dem Leibbarbier will ich nichts wissen. ▼PAPPACODA▲ Wie? So sprecht Ihr von Caramello, der Euch verehrt anbetet? ▼ANNINA▲ Ein Tunichtgut ist er… ein Ungeheuer ein …ein… ▼PAPPACODA▲ Also, mit einem Wort, Ihr liebt ihn noch immer! ▼ANNINA▲ Ach, sprecht mir nicht mehr von ihm! Sagt mir lieber, wie Ihr mit Ciboletta steht, der hübschen Zofe von Signora Delacqua? ▼PAPPACODA▲ (presst ihre Hand auf sein Herz) Spürt Ihr, wie es da klopft, wenn ich diesen Balkon betrachte? (Blickt auf Delacquas Balkon) Wisst Ihr, was dieses Klopfen bedeutet, wenn ich zu diesem Balkon hinaufblicke? Habt Ihr eine Ahnung, was dieser Klopfbalkon mir… ▼ANNINA▲ (hat nach links geblickt) Still! Da kommt ihre Herrin! VIERTER AUFTRITT (Vorige. Barbara Delacqua). ▼ANNINA▲ (eilt auf Barbara, die von links kommt, zu) Barbara! ▼BARBARA▲ Annina! Ach, wie schön von dir, dass du gekommen bist! ▼PAPPACODA▲ (mit einem Kratzfuss) Meinen Respekt, Signora! ▼BARBARA▲ Grüss Euch, Pappacoda! (Geht an ihm vorbei, will zu Annina) ▼PAPPACODA▲ (räuspert sich, dann leise zu Barbara) Signora Barbara, auf ein Wort! (Barbara bleibt stehen) Signor Enrico Piselli … ▼BARBARA▲ (schnell) Mein Neffe? Was ist's mit ihm? ▼PAPPACODA▲ … gab mir diesen Brief für seine schöne Tante. ▼BARBARA▲ Gebt her! (Liest verstohlen den Brief) ▼PAPPACODA▲ (ironisch) Er meinte, es handle sich um eine Überraschung für hochdero Gemahl. ▼BARBARA▲ (verwirrt) Ja, ja, in der Tat … eine Überraschung… zu Delacquas Geburtstag! ▼PAPPACODA▲ (lauter) Und es bliebe, wie verabredet, bei heute abend, punkt neun Uhr! ▼BARBARA▲ Pst! Schreit doch nicht so! (leise) Es handelt sich doch um eine Überraschung! ▼PAPPACODA▲ Ja, richtig, um eine Uberraschung! ▼ANNINA▲ Nun, Barbara! ▼BARBARA▲ Gleich, gleich! (Will zu ihr, bleibt stehen) Pappacoda! Sagt Ciboletta, sie solle mir melden, wenn mein Mann aus der Sitzung heimkommt! Für Eure Botschaft besten Dank. Da, nehmt und schweigt! (Gibt ihm ein Geldstück) Jetzt komm, Annina, ich habe eine dringende Bitte an dich! Addio, Pappacoda! (Mit Annina ab) ▼PAPPACODA▲ Addio, Signora, addio! Zwei Scudi! Einer von dem Neffen, einer von der Tante, Jetzt fehlt nur noch einer von dem zuwideren Onkel! Doch, wo steckt Ciboletta? (Ruft) Ciboletta! FÜNFTER AUFTRITT (Vorige. Ciboletta). ▼CIBOLETTA▲ (hinter der Szene) Ich komme schon! (Sie tritt nach rückwärts gehend auf und ruft, heftig gestikulierend, in die Kulisse zurück) Addio, addio, Giovannina! Auf morgen! Hoppla! (Sie stösst an Peppino, der eben mit einer Schüssel Makkaroni hantiert, stolpert, fällt mit der Schüssel zugleich zu Boden, bleibt sitzen und macht ein dummes Gesicht) Bin schon da! ▼PAPPACODA▲ (hilft ihr auf) Wo warst du denn, mein Dummerl? ▼CIBOLETTA▲ In der Vesper! ▼PAPPACODA▲ Hast du gebetet, dass du ein recht gescheites Mädel wirst? ▼CIBOLETTA▲ Mein Gott, bei mir hilft ja doch nichts! ▼PAPPACODA▲ Aber was hast du denn in der Kirche gemacht, wenn du nicht gebetet hast? ▼CIBOLETTA▲ Ich hab recht bitterlich geweint weil ich in diesem Karneval noch nicht ein einziges Mal getanzt habe! ▼PAPPACODA▲ Geweint hast du? Geweint wegen Tanzen? Und so was liebt ein Mann wie ich! ▼CIBOLETTA▲ Ja liebst du mich denn wirklich? ▼PAPPACODA▲ Freilich liebe ich dich - und du - liebst du mich? ▼CIBOLETTA▲ Lieben? Was ist denn das? ▼PAPPACODA▲ Nun, wenn die da … den da … so recht von Herzen … na, du verstehst ja! (Ciboletta schüttelt verneinend den Kopf; er spricht mit komischen Gesten weiter) Also wenn der da … die da… so recht innig, leidenschaftlich … (drückt sie an sich) verstehst du? ▼CIBOLETTA▲ (nickt). Mhm! Aber wenn die da … den da … und der da … die da … liebt, so meine ich, sollten die da und der da ein Paar werden und - heiraten! ▼PAPPACODA▲ Heiraten? ▼CIBOLETTA▲ Freilich! ▼PAPPACODA▲ Also gut, wir heiraten, sobald ich den Platz als Herrschaftskoch habe, den ich noch immer vergebens suche. Aber sind wir einmal Mann und Frau, dann nimm dir nicht etwa ein Beispiel an deiner Herrin, die ihren Mann mit seinem Neffen betrügt! ▼CIBOLETTA▲ Ja, hast du denn einen Neffen? ▼PAPPACODA▲ Nein! ▼CIBOLETTA▲ Ich auch nicht. Mit wem soll ich dich dann betrügen? ▼PAPPACODA▲ (zum Publikum) Gott, ist die dumm! ▼CIBOLETTA▲ Wenn ich so dumm bin - weshalb willst du mich denn dann heiraten? ▼PAPPACODA▲ Eben deshalb! Eben deshalb! ▼CIBOLETTA▲ Was? Nur deshalb? Ich hab fein noch andere Sachen, die mich begehrenswert machen! ▼PAPPACODA▲ (drückt sie an sich) Das glaub ich - und was für Sachen du hast! ▼CIBOLETTA▲ (reisst sich los) Lass mich, zwischen uns ist es aus! ▼PAPPACODA▲ Aber Ciboletta! ▼CIBOLETTA▲ Ich lass mir nicht immer sagen, dass ich dumm bin! ▼PAPPACODA▲ Aber Ciboletta! ▼CIBOLETTA▲ (schreiend). Schluss! ▼PAPPACODA▲ Aber Cibo… ▼CIBOLETTA▲ Schluss! ▼PAPPACODA▲ Aber Ci… Nr. 3 - Duett ▼CIBOLETTA▲ Heiraten, ja, das würd' mich freun, Heiraten soll sehr lustig sein! ▼PAPPACODA▲ Nur wenn man eine Stellung hat! Von Lieb' allein wird man nicht satt! Und kurz - es geht noch nicht! ▼CIBOLETTA▲ Warum? ▼PAPPACODA▲ Warum? Die Frag' ist zu dumm! ▼CIBOLETTA▲ (beleidigt) Zu dumm? Zu dumm? ▼PAPPACODA▲ Zu dumm! Zu dumm! ▼CIBOLETTA▲ Nun denn, du kluger Mann, So hör mich einmal an! ▼PAPPACODA▲ (gesprochen) Was wird da herauskommen? ▼CIBOLETTA▲ 's ist wahr, ich bin nicht allzu klug, Doch wär' ich, sollt' ich denken, Als deine Frau schon klug genug, Ich werde dir nichts schenken! Wir beide gäben wohl ein Paar, Ich nähm' dich mit Vergnügen Doch willst du nicht nun denn, fürwahr, So werd ich mich drein fügen Und bald 'nen andern kriegen! Ja ja! Da sorg ich mich nicht drum! Ziehst du mich gar zu lang herum, So mach ich kurz "Linksum"! Halt mich nur nicht für gar so dumm! ▼PAPPACODA▲ Sei nur nicht bös gleich drum Ich seh, du bist nicht gar so dumm, Bist weder dumm noch stumm, Doch nimm nur nicht gleich alles krumm! ▼CIBOLETTA▲ Du bist ein Mann, bist sehr gescheit Und willst mir imponieren; Doch lass ich mich nur kurze Zeit So bei der Nase führen. Die Mutter hat mich's schon gelehrt "Trau keinem! Du wirst betrogen! Denn was ein Mann dir zehnmal schwört, Ist elfmal schon erlogen!" Dies Wort ist wohl erwogen! Drum frag ich jetzt Warum Ziehst du so lange mich herum? Blieb' ferner ich noch stumm, Da wär' ich wirklich gar zu dumm! ▼PAPPACODA▲ Sei nur nicht bös gleich drum Ich seh, du bist nicht gar so dumm, Bist weder dumm noch stumm, Doch nimm nur nicht gleich alles krumm! (Beide tanzen nach rechts ab) SECHSTER AUFTRITT (Delacqua, Testaccio, Barbaruccio ) (drei gleich gekleidete, komisch wirkende ältere Männer,Volk im Hintergrund) ▼BARBARUCCIO▲ Puh, das war eine stürmische Sitzung heute! ▼DELACQUA▲ Eure Rede gegen den Herzog von Urbino enthielt manches Wahre! ▼BARBARUCCIO▲ (im Rednerton) Ich opponiere gegen jeden feierlichen Empfang des Herzogs, rief ich, "wir sind Republikaner und keine Tyrannenknechte!" ▼TESTACCIO▲ Der Herzog von Urbino ist gar kein Tyrann! Er ist ein lebenslustiger Herr, der alljährlich zum Karneval nach Venedig kommt und enorm viel Geld sitzen lässt. ▼DELACQUA▲ Viel Geld aber auch ebenso viele betrogene Weiber! ▼BARBARUCCIO▲ Er hat uns Räte mit unseren Frauen zu einem Feste geladen, das er heute gibt! Ich habe den Beschluss durchgesetzt, dass unsere Frauen dies Fest nicht besuchen werden! Dass ich nicht gehe, versteht sich von selbst, denn ich sitze links - noch linkser als links! (Setzt sich links) ▼TESTACCIO▲ Und ich gehe zum Fest! Denn ich sitze rechts noch rechtser als rechts! (Setzt sich rechts) ▼BARBARUCCIO▲ (Zu Delacqua) Und Ihr? ▼DELACQUA▲ Ich lasse mich sehen, begrüsse den Herzog und verlasse das Lokal! ▼BARBARUCCIO▲ Aber Ihr wisst doch, dass der Herzog Eurem jungen Weibe im vorigen Karneval auf Schritt und Tritt nachstellte? ▼DELACQUA▲ Er hat mein Weib nie gesehen, sie war maskiert! ▼BEIDE▲ Oh! ▼DELACQUA▲ Meine Frau wird heute durch einen sicheren Gondoliere zu meiner Base, der Abtissin, gebracht. In einer halben Stunde führt sie Francesco nach Murano hinüber. Dort wird Barbara vor den tollen Streichen des Herzogs in Sicherheit sein! ▼TESTACCIO▲ Guter Gedanke! ▼BARBARUCCIO▲ Ich an Eurer Stelle ginge nicht zum Feste! ▼DELACQUA▲ Warum nicht? Der Herzog hat im Venezianischen reiche Besitzungen; sein Verwalter ist kürzlich gestorben; Der Posten soll neu besetzt werden; ich will mich darum bewerben. ▼BEIDE▲ (erstaunt). Ihr? ▼DELACQUA▲ Die Stelle trägt jährlich dreitausend Zechinen! ▼BEIDE▲ (erstaunt) Dreitausend Zechinen? ▼DELACQUA▲ Ich bin kein reicher Mann und… ▼TESTACCIO▲ Hm, wenn es so ist, werde ich ebenfalls um den Posten konkurrieren! ▼DELACQUA, BARBARUCCIO▲ Ihr? ▼TESTACCIO▲ Auch ich bin kein reicher Mann und… ▼BARBARUCCIO▲ Hm, ich füge mich als überstimmt der Majorität und werde auch auf den Ball gehen. ▼DELACQUA, TESTACCIO▲ Ihr? ▼BARBARUCCIO▲ Um den Herzog wegen des Postens zu interpellieren! ▼DELACQUA▲ (heftig) Oh, Ihr Wetterfahnen! ▼TESTACCIO▲ (heftig) Und dieser Mann schreit fortwährend gegen Korruption! ▼BARBARUCCIO▲ (heftig zu beiden) Wetterfahnen? Korruption? Was wollt Ihr damit sagen? Ich rufe zur Ordnung! Ich interpelliere Euch! Ich sitze links! ▼TESTACCIO▲ (schreiend) Ich sitze rechts! ▼DELACQUA▲ (schreiend) Und ich im Zentrum! Ich sage also Friede! Friede! Trinkt ein Glas Wein bei mir! Wir werden ja sehen, wer von uns die Verwalterstelle davonträgt! (Alle drei gehen in Delacquas Haus) SIEBENTER AUFTRITT (Volk. Centurio. Balbi. Diener. Dann Caramello. Gondolieri.) ▼CENTURIO▲ (ein Page, tritt mit Balbi und den anderen Dienern aus dem Palazzo Urbino) Schnell, schnell, ihr Leute, bald wird der Herzog hier sein! Hisst die Flaggen! Rollt diesen Teppich hier auf! (Die Diener rollen einen Laufteppich vom Palast zum Kanal. Centurio blickt nach rechts rückwärts) Da kommt schon eine Gondel mit Caramello, des Herzogs Leibbarbier! Da ist der Herzog auch nicht weit! (Caramello fährt in einer Gondel an, steigt aus) Nr. 4 - Auftrittslied Carame!Ios ▼CHOR▲ Evviva, Caramello! Des Herzogs Barbier! Er ist es, er ist es! Er kommt als Kurier! ▼CARAMELLO▲ (ist ausgestiegen; mit karrikierter Würde sich in die Brust werfend) Willkommen, alte Freunde! Gegrüsst seid alle mir! Ja, staunet nur, betrachtet Mich wie ein Wundertier! In hoher Ehrenstellung Seht ihr mich Wieder hier! Ich bin zwar nicht der Herzog, Doch bin ich sein Barbier! ▼CHOR▲ Evviva, Caramello! Des Herzogs Barbier! ▼CARAMELLO▲ Der Herzog von Urbino Ich sag's Euch con sordino Er liebt die schönen Fraun, Hat manche kleine Schwächen Ich weiss davon zu sprechen, Ich hab ja sein Vertraun! Ich leb dort wie im Himmel, Er nennt mich "Tölpel! Lümmel!" Das ist so seine Art! Doch mir wird alles möglich, Ich gehe ja tagtäglich Dem Herzog um den Bart! (Mit der Geste des Einseifens) Er liebt den Scherz, das Lachen, Er liebt die Pracht, den Glanz Und andre gute Sachen, Liebt Wein, Gesang und Tanz! Und alle diese Dinge Studiert' ich fleissig drum! Die Müh' war nicht geringe, Doch bracht' es mich nicht um! Ich mag mich selbst nicht loben, Doch geh ich gleich euch Proben Von ein'gem, was ich kann, Und mit mir rufet dann Hoch Caramello, die seltne Perl', Er ist doch und bleibt doch ein ganzer Kerl! ▼CHOR▲ Hoch Caramello, die seltne Perl', Er ist doch und bleibt doch ein ganzer Kerl! ▼CARAMELLO▲ (gesprochen) He! Was steht ihr denn da und gafft? Es ist doch Karneval - tanzt doch! Tanzt! (Weitersingend mit Tanzbewegungen, in welche die Umstehenden allmählich übergehen) Eine neue Tarantelle Zeig ich hier euch auf der Stelle! Gebet acht, ihr lernt sie schnelle, Auf dem Raume einer Elle! Auf und nieder wie die Welle, Hin und her wie die Libelle, Blank und schnell wie die Sardelle, Rasch und flink wie die Forelle! Vorwärts bis zur Morgenhelle Klinge Tamburin und Schelle Immer stärker schwelle, schwelle! Schlaget Löcher in die Felle, Das ist alles Bagatelle! Wer nicht singen kann, der belle, Dass es in die Ohren gelle! Dreht euch wie ein Karusselle, Wie berauscht vom Götterquelle. Schnelle! Schnelle! Schnelle! Ja, Caramello, das ist ein ganzer Kerl! Hoch soll er leben, Preis dieser Per!'! (Allgemeiner Tanz) ▼ALLE▲ Caramello ist fürwahr ein ganzer Kerl, Ein Kleinod, eine seltne Perl'! (Centurio und Balbi ziehen sich zurück) ACHTER AUFTRITT (Vorige. Pappacoda.) ▼PAPPACODA▲ (drängt sich durch die Menge, freudig die Arme ausbreitend). Ca … Ca … Caramello! ▼CARAMELLO▲ (ebenso) Pa … Pa … Pappacoda! ▼PAPPACODA▲ Lass dich umarmen! ▼CARAMELLO▲ Pappacoda, alter Makkaronikessei, wie geht es deinen Makkaroni? ▼PAPPACODA▲ Danke, gut! Wie geht es deinem alten Barbierpinsel? Ich muss dir etwas sagen! Ich habe Annina gesehen! ▼CARAMELLO▲ Wo ist sie? ▼PAPPACODA▲ Eben ging sie in Delacquas Haus! ▼CARAMELLO▲ Was macht denn der alte Delacqua? ▼PAPPACODA▲ Er ist eifersüchtiger denn je! ▼CARAMELLO▲ Und Barbara, sein schönes Weib? ▼PAPPACODA▲ Schöner denn je! ▼CARAMELLO▲ Das wird den Herzog freuen! Er schickt mich voraus, das Terrain zu sondieren! Du weisst, im Vorjahr hat ihm der alte Delacqua die Geschichte verpatzt und er konnte die schöne Barbara nur maskiert sehen! ▼PAPPACODA▲ Und mir scheint, heuer will er dem Herzog wieder einen Strich durch die Rechnung machen, denn soviel ich weiss, soll Signora Delacqua nach Murano fahren! ▼CARAMELLO▲ Delacqua weiss, dass der Herzog der schönen Barbara nachsteigt? ▼PAPPACODA▲ Ja und er will sie in Sicherheit bringen. Schlag neun Uhr kommt Francesco mit der Gondel und singt als Zeichen das Lied. ▼CARAMELLO▲ Welches Lied? ▼PAPPACODA▲ Weiss ich's? ▼CARAMELLO▲ Ah, der Schlag muss pariert werden! Pappacoda, höre mich an! Schaffe mir sofort den Gondoliere Francesco her. In der Gondel, die die schöne Barbara entführen soil, werde ich den Gondoliere spielen! ▼PAPPACODA▲ Ja, aber ich muss… ▼CARAMELLO▲ Halt jetzt deine Pappacoda und komm! (Zieht ihn rasch mit sich fort) NEUNTER AUFTRITT (Barbara. Annina.) ▼BARBARA▲ (kommt mit Annina aus dem Hause) Also, hast du mich verstanden? ▼ANNINA▲ Ich weiss, ich weiss, ich soll maskiert an deiner Steile nach Murano fahren, um neun Uhr wird Francesco kommen und das alte Lied singen "Komm in die Gondel, mein Liebchen ▼BARBARA▲ (blickt sich vorsichtig) Um Gotteswillen, still! ▼ANNINA▲ Aber, wozu denn das alles? Hast du ein Stelldichein? (Schelmisch lächelnd) Vielleicht mit Enrico? ▼BARBARA▲ Ja. Enrico und seine Freunde wollen meinem Manne ein Ständchen bringen und während des Tumults soll ich entwischen. ▼ANNINA▲ Du Glückliche! ▼BARBARA▲ Also willst du mir helfen? ▼ANNINA▲ Aber gerne! ▼BARBARA▲ Ich danke dir! Ich richte dir einstweilen den Domino her! Komm nicht zu spät! ▼ANNINA▲ Keine Angst! (Barbara geht ins Haus, Annina will ab) ZEHNTER AUFTRITT (Annina. Caramello.) (Caramello kommt von links, bemerkt Annina und pfeift. Annina blickt sich um, wendet sich aber sofort entrüstet ab.) ▼CARAMELLO▲ Annina! ▼ANNINA▲ (kalt). Mein Herr? ▼CARAMELLO▲ Ja, was ist denn das für ein Empfang? (Will zu ihr) ▼ANNINA▲ Halt! Komm mir nicht in die Nähe! ▼CARAMELLO▲ Was soll denn das heissen? ▼ANNINA▲ Das soll heissen Strafe muss sein! Damit ist alles gesagt! Vor einem Jahr war ich dein Alles, dein Täubchen von San Marco, dein Leckerbissen, dein Engel! Halunke! Und heuer? ▼CARAMELLO▲ Heuer kann ein Paar aus uns werden! ▼ANNINA▲ Das ist das sechste Heiratsversprechen, das du mir gibst… Fünf hast du nicht gehalten… windiger Geselle! ▼CARAMELLO▲ Stürmisch, stürmisch vielleicht aber nicht windig! Diesmal ist's Ernst. Wenn es glückt, werde ich Verwalter der venezianischen Güter meines Herzogs! ▼ANNINA▲ (spöttisch) Die armen Güter! ▼CARAMELLO▲ Die armen Güter? (Tritt ganz nahe zu ihr) Und wenn ich eine schöne Verwalterin zur Seite hätte (macht die Geste des Stehlens) die mir verwalten hilft?! ▼ANNINA▲ Meinst du mich? ▼CARAMELLO▲ Freilich! Seien wir doch wieder gut! ▼ANNINA▲ Nein! Nr. 5 - Duett ▼CARAMELLO▲ Annina! ▼ANNINA▲ Caramello! ▼CARAMELLO▲ Du fliegst nicht in meinen Arm? ▼ANNINA▲ Ich fliegen? Nein, mein Lieber! ▼CARAMELLO▲ Einst liebtest du mich treu und warm! ▼ANNINA▲ Die Zeiten sind vorüber! ▼CARAMELLO▲ Und nicht ein Küsschen zum Empfang? Ist das die Liebe unermessen? ▼ANNINA▲ Du liessest Zeit dir gar zu lang, Da hab ich auf die Lieb' vergessen! Ach! Als meine Barke Glitt übers Meer, Da flogen zwei Schwalben Hinter mir her Und sangen leise Mir meine Weise Pellegrina rondinella! ▼CARAMELLO▲ Hör mich, Annina! ▼ANNINA▲ Rondineila pellegrina! Pellegrina rondinella! Dein Lied von Lieb' und Treue Hat einen falschen Ton, Du hast es mir gesungen, Doch als es kaum verklungen, War's auch vergessen schon! Pellegrina rondinella, Rondinella pellegrina! Lockrer Vogel Caramello, Nimmer traut dir Annina! ▼BEIDE▲ Peliegrina rondinella, Rondinella pellegrina! ▼CARAMELLO▲ Immer treu blieb ich Annina! ▼ANNINA▲ Nimmer trau ich dir! ▼CARAMELLO▲ Glaub, o glaub doch mir! Lass frei mich dir's gestehen, Dass ich fern von dir, Wie das so oft pflegt zu gehen, Manch schöne Frau gesehen, Doch keine so wie dich! ▼ANNINA▲ Pellegrina rondinella, Rondinella pellegrina! Lockrer Vogel Caramello, Nimmer traut dir Annina! ▼BEIDE▲ Pellegrina rondinella, Roridinella pellegrina! ▼CARAMELLO▲ Immer treu blieb ich Annina! ▼ANNINA▲ Nimmer trau ich dir! ▼CARAMELLO▲ Glaub, o glaub doch mir! (Komischer Tanz. Er will sie küssen, sie reisst sich los,macht lachend eine lange Nase und eilt links ab. ) (Caramello folgt ihr komisch resigniert, die Hände in den Hosentaschen) ELFTER AUFTRITT (Annina. Ciboletta. Caramello. Pappacoda.) ▼PAPPACODA▲ (kommt mit Ciboletta von rechts) Nein, nein, nein, es geht absolut nicht! Unmöglich! Mit zwei elenden Scudi in der Tasche kann ich kein Kostüm ausleihen! ▼CIBOLETTA▲ (weinerlich) Aber ich bringe dir einen alten Anzug meines Herrn! ▼PAPPACODA▲ Wenn auch, es geht nicht! Hier Makkaroni kochen … am Markuspiatz tanzen - das geht nicht! ▼CIBOLETTA▲ (weint komisch) Hihihihihi! ▼PAPPACODA▲ (weint auch) Hahahahaha! ▼CARAMELLO▲ (kommt mit Annina von links) Höre dir das Duett an! (zu Pappacoda) Was hat sie denn? Warum heult sie denn? ▼PAPPACODA▲ Sie will tanzen! ▼CARAMELLO▲ So lass sie tanzen! ▼PAPPACODA▲ Wir haben kein Geld! ▼CARAMELLO▲ Ich hab auch kein Geld und tanze doch! In der Früh' mache ich's so … (macht die Geste des Einseifens) …und abends mache ich's so … (macht einige Tanzschritte) Ich habe eine prächtige Idee! Mein Herzog gibt heute ein Maskenfest ▼ANNINA▲ (freudig) Und da gehen wir alle hin! (Stolziert wie im Ballsaal) ▼CARAMELLO▲ (spottet ihr nach) Und da gehen wir alle hin!" Habt ihr schon so etwas gesehen? So willst du zum Herzog gehen? (Zeigt auf ihr Netz) Du hast ja lauter Löcher! (Greift in die Tasche und zieht ein Paket Einladungskarten heraus) Also hört mich an! Ich soll diese Karten für die Fürstlichkeiten austragen, Aber auf eine oder zwei kommt es nicht an! Da hast du eine und du und du … (Verteilt die Karten) Überhaupt, was soll ich erst viel herumlaufen? Pappacoda, nimm die ganzen Karten und gib sie deinen Freunden! Für Maskenanzüge werde ich sorgen! ▼CIBOLETTA▲ Dafür muss ich ihm einen Kuss geben! (Zu Pappacoda) Du erlaubst schon! (Küsst Caramello) ▼PAPPACODA▲ Auch ich muss ihr einen Kuss geben. (zu Caramello) Du erlaubst schon! (Will zu Annina, Caramello stellt ihm das Bein vor) ▼ANNINA▲ Halt, küsst nicht zu früh! Ich bin leider verhindert! Ich muss noch heute nach Chioggia der Vater wartet! ▼CARAMELLO▲ Der Vater wartet! Lass ihn warten! Übrigens wenn sie nicht kann, werde ich mir halt eine andere Tänzerin suchen! ▼ANNINA▲ (heftig) Was hast du gesagt? ▼CARAMELLO▲ Dass ich mir eine andere Tänzerin suchen werde! ▼ANNINA▲ So? Nun geh ich grade mit! (Für sich) Ich kann von Murano in einer Stunde zurück sein! ▼CARAMELLO▲ Ich hab's ja gewusst! ▼ANNINA▲ (hebt ihren Rock und spreizt ein Bein vor) Unsereins hat doch auch Füsse! ▼PAPPACODA▲ Und was für Füsse! Nr. 6 - Quartett ▼ALLE VIER▲ Alle maskiert, alle maskiert Cospetto, wie amüsant das wird! In der Menge Buntem Gedränge Sich verstecken Und necken! Hier entweichen, Dort erreichen, Bald sich finden, Bald verschwinden! Alle maskiert, alle maskiert, Wo Spass und wo Tollheit und Lust regiert! Ganz ungeniert alle maskiert Cospetto, wie amüsant das wird! ▼ANNINA▲ Alles sehen ungesehen Kann man dort bequem! ▼CIBOLETTA▲ Auch kann man im Tanz sich drehen Und weiss nie mit wem! ▼CARAMELLO▲ Das Geplauder zu belauschen Unbemerkt und stumm! ▼PAPPACODA▲ Schlechte Witze auszutauschen Bald gescheit, bald dumm! ▼ALLE VIER▲ Alle maskiert, alle maskiert, Wo Spass, wo Tollheit und Lust regiert! Ganz ungeniert, alle maskiert Cospetto, wie amüsant das wird! ▼ANNINA▲ Wenn ihr Männer intrigiert habt Und euch schliesslich demaskiert habt, Sehen wir armen Frauen klar, Dass einer wie der andre war! ▼CARAMELLO▲ Und wir Männer, die den Frauen Gingen gläubig auf den Leim, Kommen endlich statt in Masken Nur mit langen Nasen heim. ▼PAPPACODA▲ Dass du dieses nicht begriffen, Zeigt der Ausdruck des Gesichts! ▼CIBOLETTA▲ Ich versteh nichts von den Kniffen, Tanzen will ich, weiter nichts! ▼DIE ÜBRIGEN▲ Tanzen will sie, weiter nichts! ▼ALLE VIER▲ Alle maskiert, alle maskiert Wo Spass, wo Tollheit und Lust regiert! Ganz ungeniert, alle maskiert! Cospetto, wie amüsant das wird! (dann tanzen alle vier nach rückwärts ab) ZWÖLFTER AUFTRITT (Herzog. Gefolge. Volk. Gondolieri.) ▼CENTURIO▲ (kommt gelaufen) Der Herzog! Der Herzog! Caramello, der Herzog! (Eilt in den Palast) (Der Herzog fährt in einer Gondel an; zwei Kavaliere sind ihm beim Aussteigen behilflich und fahren dann in der Gondel weiter) ▼DER HERZOG▲ (blickt auf seinen Palast und dann auf die ganze Umgebung) Endlich sehe ich dich wieder! Du Stadt der Liebe! Du Stadt der Freude! Mein herrliches Venedig! Nr. 6a - Auftrittslied des Herzogs Sei mir gegrüsst, du holdes Venezia! Ich stehe träumend da, dir so nah! Zur Liebe dich Natur erkor, In deinen Mauern wohnt das Glück! Schon mancher hier sein Herz verlor, Bekam dafür ein anderes zurück! Wir fliegen dir zu, wie Falter zum Licht, Zur Stadt, die uns allen Liebe verspricht! Mein Herz ruft dir zu O Königin du, Sei mir gegrüsst, du holdes Venezia! Ich stehe träumend da, dir so nah! Du holde Zauberin, Spielst mit den Herzen, So nimm sie hin! Die Schmerzen Sei'n dir verziehn! Keiner kann dir entfliehn! Die Menschen, sie flüstern dir zu, Du holdes Venezia, du! Du Wunder dort im Weltenraum, Sei mir gegrüsst, sei mir gegrüsst! (Ab in den Palast) DREIZEHNTER AUFTRITT (Herzog. Caramello. Die drei Senatoren) ▼CARAMELLO▲ (kommt aufgeregt gelaufen) Der Herzog! Wo ist der Herzog? (Er erblickt den wieder auftretenden Herzog und macht tiefe Bücklinge) ▼HERZOG▲ Nun, hast du Barbara gesprochen? ▼CARAMELLO▲ Nein, unmöglich der Mann ist zu Hause! Er geht ihr nicht von der Seite! Ein ekelhafter Kerl! (Delacqua, Barbaruccio und Festaccio sind aus dem Hause gekommen) Da kommt er ja! ▼DELACQUA▲ (bemerkt den Herzog, für sich) Zum Teufel! (Eilt zur Tür seines Hauses und sperrt sie ab) ▼CARAMELLO▲ (leise zum Herzog) Er hat die Tür versperrt! ▼HERZOG▲ (lachend) Ja, ich habe es gesehen! ▼DELACQUA▲ (sich verbeugend) Hoheit! ▼BARBARUCCIO▲ (ebenso) Hoheit! ▼TESTACCIO▲ (ebenso) Hoheit! ▼HERZOG▲ Ich begrüsse Venedigs Senat in seinen würdigsten Vertretern! Heute abend beim Feste hoffe ich die Herren zu sehen! ▼DELACQUA, BARBARUCCIO, TESTACCIO▲ Gewiss, gewiss, gewiss! ▼HERZOG▲ (betonend) Selbstverständlich erwarte ich Sie mit ihren Damen! ▼TESTACCIO▲ (leise zu Barbaruccio) Und der Senatsbeschluss? ▼BARBARUCCIO▲ (stotternd) Leider, Hoheit, ist meine Gattin verhindert ▼TESTACCIO▲ So wie die meine! ▼HERZOG▲ Und Signora Delacqua? ▼DELACQUA▲ (stotternd) Auch meine Gattin kann nicht kommen… sie ist bei einer sterbenskranken Tante die einmal sterben wird … in Treviso! ▼BARBARUCCIO▲ (einfältig) Sagtet Ihr nicht, in Murano? ▼DELACQUA ▲ (tritt Barbaruccio wütend auf den Fuss) Nein! Nein! Treviso! Ihr habt schlecht gehört! ▼CARAMELLO▲ (leise zum Herzog) Sie soll heute abend nach Murano in Sicherheit gebracht werden! Ich werde aber seinen Plan vereiteln! ▼HERZOG▲ Bravo! Bravo! (Zu Delacqua) Signora Delacqua ist also nicht in Venedig? ▼DELACQUA▲ (stotternd) Nein… Sie ist nicht inwendig… in Venedig! ▼HERZOG▲ (lachend) Also auf ein andermal, ihr Herren! Arrivederci! ▼CARAMELLO▲ (den Herzog kopierend) Arrivederci! ▼BARBARUCCIO▲ Eine kleine Interpellation, Hoheit! Der Posten Eures Verwalters ist neu zu besetzen ich konkurriere darum… ▼TESTACCIO▲ Ich ebenfalls! ▼DELACQUA▲ Ich ebenfalls! ▼BARBARUCCIO▲ Also dieser Posten. ▼HERZOG▲ (fällt ihm ins Wort). Ist noch nicht besetzt und wird demjenigen zuerkannt, der sich meine Gunst zu erringen weiss! Addio, Signori! (Ab in den Palast) ▼DELACQUA, BARBARUCCIO, TESTACCIO▲ Es lebe der Herzog! ▼CARAMELLO▲ (gravitätisch, den Herzog parodierend) Der Posten ist noch nicht besetzt und wird demjenigen zuerkannt, der sich meine Gunst zu erringen weiss! ▼DELACQUA▲ Frecher Schlingel! ▼CARAMELLO▲ (weitersprechend) … hat der Herzog gesagt! Meine Herren, dieser Posten ist noch frei! (Zeigt auf den Makkaroniofen, drückt Delacqua Makkaroni in die Hand und eilt dann in den Palast ab) ▼DELACQUA▲ (wirft ihm zornig die Makkaroni nach) Ich protestiere gegen eine solche Behandlung! (Barbaruccio und Testaccio gehen ab) VIERZEHNTER AUFTRITT (Barbara. Delacqua. Pappacoda) ▼DELACQUA▲ (zu Pappacoda, der rückwärts aufgetreten ist) Pappacoda, hast du gehört, was der Herzog gesagt hat? ▼PAPPACODA▲ (während er die Makkaroni aufhebt und in den Ofen wirft, ohne Interesse) Jawohl, er hat ja laut genug gesprochen! ▼DELACQUA▲ Er hat gesagt "Der Posten wird dem zuerkannt, der sich meine Gunst zu erwerben weiss!" ▼PAPPACODA▲ Ihre Gunst? ▼DELACQUA▲ Seine Gunst! Das bezieht sich auf den Herzog! Das ganze bezieht sich auf Barbara, meine Frau, bezieht sich auf das Fest! Verstehst du? ▼PAPPACODA▲ Nein, aber auf jeden Fall, es bezieht sich! ▼DELACQUA▲ Was mache ich denn nur? ▼PAPPACODA▲ Das weiss ich nicht - das geht mich auch nichts an! ▼DELACQUA▲ Der Herzog hat meine Frau nie gesehen … Wie wäre es, wenn ich ihm eine falsche Barbara vorstellen würde? ▼PAPPACODA▲ Eine Gemeinheit! ▼DELACQUA▲ (empört) Frecher Geselle, mach dass du weiterkommst! (Während Pappacoda seinen Makkaroniofen zusammenräumt und fortträgt) Ja, das ist eine famose Idee … aber erst die richtige Barbara in Sicherheit gebracht! (Ruft zum Balkon) Barbara! Barbara! Weibchen! (Barbara erscheint auf dem Balkon) ▼BARBARA▲ (mit gespielter Zärtlichkeit) Ja, mein geliebtes Männchen? ▼DELACQUA▲ (ebenso) Mein Schätzchen, nimm dein Reisetäschchen, dein Kapüzchen, nimm ein Lärvchen vor… ▼BARBARA▲ (betreten) Schon jetzt? Es ist doch noch Zeit! ▼DELACQUA▲ Du fährst doch gern nach Murano zu Tantchen ins Klösterchen? ▼BARBARA▲ (wie oben) Gewiss, gewiss! ▼DELACQUA▲ Recht so, mein Herzchen, beeile dich nur! Das Gondelchen wird gleich da sein! Leb wohl, mein Herzchen! (Eilt ab) ▼BARBARA▲ (blickt nervös suchend umher) Wo nur Annina bleibt? (Erblickt Annina hinter der Szene, ruft) Annina! Annina! FÜNFZEHNTER AUFTRITT (Annina. Barbara). ▼ANNINA▲ (kommt atemlos über die Brücke, trägt in einem Tuch einen Domino aus roter Seide) Ich komme ja schon! Ich lief bis zum Arsenal, wo Enrico eben seine Freunde zur Serenade für deinen verehrten Herrn Gemahl drillt! Einen Domino habe ich dir auch mitgebracht! (Zeigt den Domino) Rot die Farbe der Liebe! Ist die Luft rein? ▼BARBARA▲ Ja, komm rasch! ▼ANNINA▲ (will in das Haus) Es ist ja zugesperrt! ▼BARBARA▲ Warte… da hast du das Schlüsselchen! (Wirft einen sehr grossen Schlüssel vom Balkon herab) Jetzt komm nur rasch! (Verschwindet) ▼ANNINA▲ Ich komme schon! (Sperrt das Haustor auf und eilt ab) SECHZEHNTER AUFTRITT (Caramello. Herzog) ▼HERZOG▲ (hat einen grossen Mantel umgeworfen, kommt lachend mit Caramello) Deine Idee ist ausgezeichnet! Und bist du des Gondoliere sicher? ▼CARAMELLO▲ (in einem gestreiften Mantel, mit einem grossen Schlapphut) Ich bestach ihn mit zehn Zechinen! ▼HERZOG▲ Zehn Zechinen? Ist das nicht zu wenig? ▼CARAMELLO▲ Ich habe ihm so nur acht gegeben! In der Gondel, welche Deiacqua mietet, in der die schöne Barbara entführt werden soll, werde also ich den Gondoliere spielen. ▼HERZOG▲ Ausgezeichnet! ▼CARAMELLO▲ Natürlich werde ich Signora Barbara in den Kanälen nur etwas spazieren führen, um sie schliesslich von der Wasserseite aus in den Palast Eurer Hoheit zu bringen. ▼HERZOG▲ (reibt sich vergnügt die Hände) Famos! Wenn sie so schön ist, wie sie im vergangenen Jahr geistreich war als Maske, so ist dein Glück gemacht! Nun ans Werk! (Caramello will ab) Halt! Wie wird Signora Barbara deine Gondel erkennen? ▼CARAMELLO▲ Das alte Lied (singend) Komm in die Gondel, mein Liebchen! O steige nur ein das ist das verabredete Zeichen! ▼HERZOG▲ Gut! Gut! Jetzt mach, dass du fortkommst! (Caramello geht ab) SIEBZEHNTER AUFTRITT Nr. 7 - Finale (Der Herzog. Dann Barbara und Annina. Später Pappacoda und Ciboletta) ▼HERZOG▲ (allein) Hier ward es still Benützen will Ich diesen Augenblick Ich locke sie mit Melodie, Vielleicht lacht mir das Glück! Der Mond hat schwere Klag' erhoben Und vor Gericht es kundgemacht Er will nicht länger stehn da droben Du hast ihn um den Glanz gebracht! Als er die Sterne jüngst gezählt, Hat's an der vollen Zahl gefehlt! Ja, zwei der schönsten nahmst du fort, Es sind die beiden Augen dort! (Annina und Barbara erscheinen am Balkon; der Herzog versteckt sich. Herzog für sich) Dort regt sich's schon Auf dem Balkon! ▼BARBARA▲ (leise zu Annina) Den Domino gib mir! (Annina gibt ihr den roten Domino) ▼HERZOG▲ Bei meiner Treu, Das scheinen zwei! ▼ANNINA▲ (leise) Nur schnell, bald ist er hier! ▼BARBARA▲ (ebenso) Horch! Wer schleicht da herum? ▼HERZOG▲ (zum Balkon) Pst! Pst! Pst! Pst! ▼ANNINA▲ (leise) Einerlei, wir bleiben stumm, Bis aus der Gondel das Lied erklingt! ▼HERZOG▲ Sie zaudert, doch List bald den Sieg erringt! Sei mir willkommen Du holde Nacht! Zum Herzenstehlen Wie gemacht! Bin zwar kein Räuber, Bin kein Dieb, Zum Herzenstehlen Treibt mich die Lieb'! (Pappacoda und Ciboletta kommen von rückwärts, tragen zwei Bündel) ▼ANNINA, BARBARA▲ Schon rückt sie näher, Die holde Nacht! Unser Beginnen Weckt nicht Verdacht! ▼ANNINA▲ Ich lass entführen mich, Ihr zulieb! Ihrer indessen harrt schon ein Dieb! ▼BARBARA▲ Sie lässt entführen sich! Mir zulieb harrt schon ein Dieb! ▼PAPPACODA▲ Schon rückt sie näher, Die holde Nacht, Drum auf mein Zeichen Habe wohl acht! ▼CIBOLETTA▲ Komm, Pappacoda, Du Herzensdieb, Ich spitz die Ohren, Dein Zeichen gib! ▼PAPPACODA▲ Hast du mir ein Kostüm gebracht? Für unsre heutige Faschingsnacht? ▼CIBOLETTA▲ Von meinem Herren brachte ich Dies alte Staatskleid mit für dich! ▼HERZOG▲ Mit Vorsicht jetzt hinausgeblickt, Ob uns das Abenteuer glückt! ▼ANNINA, BARBARA, PAPPACODA, CIBOLETTA, HERZOG▲ Mit Vorsicht jetzt hinausgeblickt, Ob uns das Abenteuer glückt! (Alle ziehen sich zurück. Delacqua eilt von links über die Szene zu seinem Hause, schliesst auf und verschwindet darin) ▼CARAMELLO▲ (hinter der Szene) Hoaho! Hoaho! ▼HERZOG▲ 's ist Caramello Als Gondolier! Ich hör sein Singen Schon in der Näh'! (Zieht sich wieder zurück) ACHTZEHNTER AUFTRITT (Caramello) ▼CARAMELLO▲ (fährt in einer Gondel ans Ufer, steigt aus und singt, dem Balkon zugewandt) Komm in die Gondel, mein Liebchen! O steige nur ein, Allzu lang schon fahr ich trauernd so ganz allein! Hab ich an Bord dich, dann stosse ich freudig vom Land, Führe eilig dich hinüber zum schönen Strand, Der dort lockend winkt, Fern im Mondlicht blinkt; Wo uns deckt Dunkel der Nacht, Wo kein Späherauge wacht! Dort sollst du mir sagen Ein süsses beglückendes Wort! Sehnsüchtig Klagen Findet Erhörung dort! Hoaho! Hoaho! NEUNZEHNTER AUFTRITT (Delacqua. Annina. Caramello. Herzog) (Delacqua, mit einer grossen brennenden Laterne in der Hand, führt die sorgsam verhüllte Annina, die er für seine Frau hält, aus dem Haus) ▼DELACQUA▲ Komm nur, liebes Kind! ▼ANNINA▲ Mir ist so bang! (Der Herzog tritt aus dem Dunkel und beobachtet genau den Vorgang; dann zieht er sich aufs neue zurück) ▼DELACQUA▲ Nach Murano, liebes Kind, Trägt die Gondel dich geschwind; Steig nur ein, lebe wohl, Bis von dort ich dich hol! (Er führt Annina zu dem an der Gondel harrenden Caramello. Im selben Augenblick stürzen Ciboletta und Pappacoda zu Delacqua, packen ihn von beiden Seiten und drängen ihn tanzend nach vorne) ZWANZIGSTER AUFTRITT (Vorige. Pappacoda. Ciboletta) ▼PAPPACODA▲ Messer Delacqua! ▼CIBOLETTA▲ Messer Delacqua! ▼PAPPACODA▲ Was soll das heissen? ▼CIBOLETTA▲ Jetzt Euch entfernen? ▼PAPPACODA▲ Seht sie dort kommen… ▼CIBOLETTA▲ Mit den Laternen ▼PAPPACODA▲ Die Serenade… ▼CIBOLETTA▲ Euch zu Ehren! ▼PAPPACODA▲ 's wär' doch schade ▼CIBOLETTA▲ Sie nicht zu hören. ▼PAPPACODA, CIBOLETTA▲ (drängen ihn zu seiner Tür) Hinein! Hinein! Ihr könnt Euch freun! ▼DELACQUA▲ (zu Annina) Leb wohl, es muss sein! (Annina winkt ihm stumm) Du sagst gar kein Wort? (Will zu ihr) ▼PAPPACODA, CIBOLETTA▲ (halten ihn fest). Sie kommen schon dort! ▼DELACQUA▲ Wohlan denn, hinein! (Ab) ▼PAPPACODA, CIBOLETTA▲ Hinein! Hinein! Ihr könnt Euch freun! ▼HERZOG▲ Hinein! Hinein! Du kannst dich freun! Bald soll sie bei mir In Sicherheit sein! (Verschwindet im Palast) ▼CARAMELLO▲ (fährt mit Annina fort). Hoaho! Hoaho! EINUNDZWANZIGSTER AUFTRITT (Vorige, ohne Caramello und Annina. Dann Enrico. Matrosen. Schiffsjungen. Volk. Zuletzt Barbara) (Matrosen und Schiffsjungen, von Enrico geführt, kommen von rechts rückwärts in einem Zuge tanzend vor Delacquas Haus und stellen sich dem Balkon gegenüber. Die Schiffsjungen haben bunte Laternen, die Matrosen haben Mandolinen usw. Von allen Seiten drängt sich Volk hinzu.) ▼VOLK▲ Schnell zur Serenade! CHOR der MATROSEN und SCHIFFSJUNGEN Du, den wir hochverehren, Bist morgen sechzig Jahr'! Du wurdest grau in Ehren Du seltnes Exemplar! Oft konnt'st du Ruhm dir holen, Und hast es nicht getan; Dass Herzen du gestohlen, Man nicht behaupten kann! Dies Lied sei dir empfohlen, Hab die Gnad' und hör es an! 1 Mit der Würde, die dir eigen, Hüllst du weise dich in Schweigen; Andre schwatzen, du bleibst stumm da, O Delacqua qua qua qua qua! Wenn die andern debattieren, Opponieren, sich blamieren, Sagst du gar nichts oder nickst "Ja!' O Delacqua qua qua qua qua! Deine grössten Gedanken, Du hältst sie in Schranken, In sicherem Verschluss, Du bist ein Pfiffikus! Solche Perlen des Geistes Sind kostbar, du weisst es, Du trägst sie versteckt, Wo sie kein Mensch entdeckt! Vivat! (Delacqua am Balkon seines Hauses, verneigt sich, ringt nach Worten) 2. Güt'ger Himmel, sei uns gnädig, In dem Rate von Venedig Lass ihn sitzen noch recht lang da, Den Delacqua qua qua qua qua! Was die Rechte sich wohl dachte, Was die Linke sich wohl dünke, Selbst das Zentrum geht ihm nicht nah, Dem Delacqua quaqua quaqua! Wie im Rat du gesessen, Kann niemand vergessen, Der je dich dort sah, Heil Delacqua qua qua! Drum bald lauter, bald leiser Ertönt's, bis wir heiser, Bald fern und bald nah Heil Delacqua qua qua! Vivat! DELACQUA (gerührt) Signori, Ihre Huldigung ehrt mich wie schade, dass meine Frau nicht zu Hause ist! Tausend Dank! (Windet sein Taschentuch aus, wovon Pappacoda, der unter dem Balkon steht, ganz nass wird; dann ab ins Haus) (Barbara, im roten Domino, ist inzwischen aus der Haustür getreten, wird von Enrico begrüsst und, von Laternenträgern gedeckt, durch den Schwibbogen fortgeführt.) CHOR Herrlicher Spass! Er ist ganz enchantiert! Eilet, dass den Moment ihr nicht verliert Schnell, macht euch fort, noch eh' er die Sache spürt! CARAMELLO (hinter der Szene) Hoaho! Hoaho! CHOR Nur stille und lauschet! Die Gondel, sie rauschet, Es tönet der Gesang! CARAMELLO (wie oben) Kaum dass mein Liebchen Die schaukelnde Gondel entführt, Hat auch bald sich's umfangen vom Schlaf gespürt! Schwankende Wogen, sie lullen leise dich ein Und mein Lied klingt dir süss in den Traum hinein! Hoaho! Hoaho! CHOR (hat sich zum Ufer gewendet) Aus den Gondeln holde Sänge, Von Balkonen Liebeslieder! Herzbestrickend hallt es wider, Übet Zaubermacht! Kosen und Lauschen Bei flüsterndem Rauschen In Mondstrahles Pracht Das ist Venedigs Nacht! (Bei den letzten Takten hat sich der Chor ganz leise zurückgezogen. Die Bühne bleibt einen Augenblick leer. Das Licht des eben aufgegangenen Monds beleuchtet die Szene. Caramello fährt, mit der schlafenden Annina in der Gondel, vorbei und sieht sich lachend nach dem Hause Delacquas um.) (Der Vorhang fällt langsam) Ouvertüre ERSTER AKT Platz am Canal grande mit Blick auf die Dogana (Santa Maria della Salute) und die Insel San Giorgio. Rechts vorne das in romanischem Stil gehaltene Haus Delacquas, dahinter, unmittelbar am Kanal, ein zweites Haus. Links vorne ein torartiger Schwibbogen; an diesen anschliessend der rückwärtige Teil des Palazzo Urbino (in maurischem Stil). Es wird angenommen, dass die Vorderfronten des Palazzo und des Hauses zur Rechten gegen den Kanal zu liegen, so dass auf dem Platz nur die Rückseiten der Gebäude sichtbar sind. Links, hart an dem Schwibbogen, steht der primitive Stand des Pappacoda ein kleines, zerlumptes Zelt, darunter der mit Kohlenfeuer geschürte Makkaronikessel; daneben ein kleines Tischchen, auf dem ineinandergeschichtete Schüsseln liegen. Im Kanal sieht man manchmal eine Gondel vorbeifahren. Rechts am Ufer liegt eine Barke.ERSTER AUFTRITT Peppino, Volk, Schiffer, Orientalen, Mönche, Gondolieri, Soldaten, Matrosen, Händler aller Art. Dann Pappacoda, zuletzt Annina.Wenn der Vorhang aufgeht, herrscht reges Volksleben. Es ist Feierabend. Über der Szene liegt gelblichrotes Licht, wie es der Dämmerung vorangeht. Am Ufer des Kanals legt eine Gondel an, welcher eine Dame entsteigt, die Einkäufe macht und dann weiterfährt. Aus der Barke, die am Ufer liegt, wird Holz geladen. Um Pappacodas Stand stehen und sitzen einige zerlumpte Gesellen, die Makkaroni essen. Peppino, ein kleiner, schmieriger Junge, bedient sie. Der heiter auftretende Pappacoda ist ein junger Neapolitaner in seinem Äusseren halb Lazzaroni, halb Koch; er hat krauses Haar, braunen Teint, trägt Ohrringe und um den Hals ein Amulett, ist sehr geschwätzig und gestikuliert aufs lebhafteste.Nr. 1 - Introduktion ALLGEMEINER CHORWenn vom Lido sacht Wieder Kühlung weht,Wenn der Sonne Macht Schon zur Neige geht,Dann strömet die Menge In buntem Gedränge Durch Plätze und Strassen,Kanäle und Gassen; Die Ufer, die Brücken Gefüllt zum Erdrücken; Ein Hasten, ein Laufen Zum Kaufen, Verkaufen! In zahllosen Weisen Hört Waren man preisen! STIMMEN DER VERKÄUFER(durcheinander) FISCHWEIBPesci, pesci freschi! BLUMENMÄDCHENQua la bella pianta! OBSTVERKÄUFERRosse, rosse le angurie! WASSERTRÄGERAcqua, acqua dolce! BOHNENHÄNDLERFavetta, favetta! TOPFENHÄNDLERINPuina, puina! ALLGEMEINER CHORWelch ein Leben, welch Regen,Welch munteres Bewegen! Aus Gondeln die Lieder! Vom Ufer hallt's wider In jubelnden Sängen,In schmetternden Klängen Tönt es Heil dir, heil Venezia! Heil dir, Königin der Adria! PAPPACODASignori, prego, hört, Was Pappacoda wert! Ihr habt wohl manches Schöne hier,Doch ohne mich, was wäret ihr?! CHORWas sagt er? O hört doch! Kommet heran! Hört den Neapolitaner an! PAPPACODAKommet heran, hört mich an! 1 Ihr habet euren Markuspiatz,Daneben die Piazzetta,Die Rialtobriicke dann,Die Merceria, die Loggetta! Ihr habt des Dogen Prachtpalast,Den schlanken Campanile,Der Kanäle süssen Duft,Und habt der Riva Abendkühle. Nur eines hat gefehlt noch Bisher euch immer hier Ein echter Makkaronikodi Den habt ihr nun in mir, ja hier in mir! Pappacoda in Person Hat nach Venedig sich gewandt,Erzeugt für euch die Makkaron' Mit seiner kunstgeübten Hand! Tanzend Tia, tia, tia, tia! Drum sei glücklich, sei selig, Venezia! Pappacoda, Pappacoda, Pappacoda ist da! CHORebensoSei glücklich, sei selig, Venezia! Pappacoda, Pappacoda, Pappacoda ist da! PAPPACODA2 Preis ihm, der diese Welt So trefflich schuf nach allen Seiten,Er schuf Erd' und Himmelszelt,Schuf Wolken, die vorübergleiten,Die Vögel, das Insektenheer,Den Walfisch, die Harpune,Schuf auch diese Stadt im Meer Und schuf die sandige Lagune! Schuf Sonnenschein und Mondlicht Und schuf zuletzt auch mich! Nur Makkaroni schuf er nicht,Denn diese schaff nur ich! Die schaff nur ich! Pappacoda in Person Hat nach Venedig sich gewandt,Erzeugt für euch die Makkaron' Mit seiner kunstgeübten Hand! Tanzend Tia, tia, tia, tia! Drum sei glücklich, sei selig, Venezia,Pappacoda, Pappacoda, Pappacoda ist da! CHORebensoSei glücklich, sei selig, Venezia! Pappacoda, Pappacoda, Pappacoda ist da! ZWEITER AUFTRITT Vorige. Enrico PiselliPAPPACODAausrufendMaccheroni, Maccheroni di Napoli! Maccheroni con sugo! Einen Denar die Schüssel! Makkaroni, so lang wie der Canal grande, mit soviel Käse wie Sand am Lido! Makkaroni, Signori, Makkaroni!Einige Personen treten an den StandENRICOder, in einen Mantel gehüllt, schon vorher geheimnisvoll von rechts auftrat und das Haus Delacquas fixierte, halblaut. Pappacoda! StärkerPappacoda! PAPPACODAOh, Signor Piselli! Stürzt zu ihm.Befehlen? ENRICOMein Onkel zuhause? PAPPACODASignor Delacqua? Nein. Der Senat hat heute Sitzung. Der Onkel sitzt mit. ENRICOWirklich? Dann will ich meine Tante besuchen! Will ins HausPAPPACODAMan soll nie jemand besuchen, der nicht zuhause ist! Signora Delacqua ist mit Ciboletta zur Vesper nach San Marco. ENRICOWie unangenehm! Pappacoda, kannst du schweigen? PAPPACODAOh, Signor, eher schwatzt der Löwenrachen vor dem Dogenpalast als ich! ENRICONun denn, nimm diesen Scudo! PAPPACODAEin Scudo?! Das ist gut, oh! Welche Schandtat soll ich begehen für diese Riesensumme? ENRICOLass meiner Tante ein Briefchen zukommen! PAPPACODASonst nichts? ENRICONein. Aber mein Onkel darf nichts davon wissen - du begreifst? PAPPACODAVollkommen! ENRICOMorgen ist Delacquas Geburtstag, es betrifft - eine Überraschung! PAPPACODAFür den Onkel? Verstehe vollkommen. Eine Überraschung! ENRICOSage Signora Barbara, für heute abend bliebe es bei neun Uhr! PAPPACODAder nicht verstehtAha! Für heute abend bleibt es bei… ENRICOungeduldigNeun Uhr! Ich verlasse mich auf dich, Pappacoda! Und zu keinem Menschen ein Wort! PAPPACODAZu keinem Menschen ein Wort!Enrico geht langsam nach rechts abALLEzu Pappacoda, der tiefe Bücklinge macht. Was hat er denn? Was machst du denn? PAPPACODAIch freue mich! Ich bin gerührt! Wenn man sieht, wie liebevoll dieser junge Neffe mit seiner jungen Tante eine Überraschung plant für den zuwideren Onkel für neun Uhr am Vorabend seines Geburtstags! Das geht einem förmlich zu Herzen! Braver Jüngling! Charmante Tante! Mit der Geste des GehörntwerdensBeneidenswerter Onkel! Feine Familie! DRITTER AUFTRITT Vorige. AnninaAnnina, ein Fischermädchen, geschmückt mit Korallen und Muscheln aller Art, ein mit Frutti di mare gefülltes Netz über der Schulter tragend, entsteigt einer rückwärts anlegenden BarkeNr. 2 - Auftrittslied Anninas, mit Chor ALLESeht, o seht! ANNINAFrutti di mare! Frutti di mare! Kommt und kauft Frischeste Ware! ALLESeht, Annina legt dort an,Die immer, wenn sie Fische bringt,Uns neue Lieder singt! Stille, stille, hört sie an! ANNINAnach vorne kommend1 Ich kam von Chioggia Zu euch übers Meer Und brachte die Barke Mit Fischen da her! Heut biet ich euch Austern,So saftig und frisch,Crevetten und Muscheln,Das Feinste zu Tisch! Frutti di mare! Frutti di mare! Kommt und kauft Frischeste Ware! ALLEKauft, kauft! ANNINA2 Das Fischlein im Netze Kann nicht mehr heraus,Die Auster verkriecht sich Und schliesset ihr Haus. Die Fische, die fängt man,Die Fische sind stumm,Die Auster, die schluckt man,Die Auster ist dumm! Frutti di mare! Frutti di mare! Kommt und kauft Frischeste Ware! ALLEKauft, kauft!Annina legt ihr Netz und einen Korb voll Austern auf die Bank vor Delacquas HausPAPPACODAAh, schöne Annina! Also Frutti di mare? ANNINAJa! Signor Pappacoda, wollt Ihr ein paar Austern schlürfen? PAPPACODAAus Eurer Hand mit Haut und Haaren! ANNINAöffnet gewandt mit einem vom Gürtel herab hängenden Messer einige AusternAlso, da habt Ihr! PAPPACODAessendOh, delikat! Aber apropos Haare! Ich errate, was Euch herführt! Ihr seid wegen Caramello da, dem Leibbarbier des Herzogs von Urbino, der heute mit seinem Herrn hier ankommt. Da steht der Palast des Herzogs! Deutet auf den Palazzo UrbinoANNINAIhr irrt Euch, Pappacoda ich bringe Barbara Delacqua, meiner Milchschwester, Fische! Von dem Leibbarbier will ich nichts wissen. PAPPACODAWie? So sprecht Ihr von Caramello, der Euch verehrt anbetet? ANNINAEin Tunichtgut ist er… ein Ungeheuer ein …ein… PAPPACODAAlso, mit einem Wort, Ihr liebt ihn noch immer! ANNINAAch, sprecht mir nicht mehr von ihm! Sagt mir lieber, wie Ihr mit Ciboletta steht, der hübschen Zofe von Signora Delacqua? PAPPACODApresst ihre Hand auf sein HerzSpürt Ihr, wie es da klopft, wenn ich diesen Balkon betrachte? Blickt auf Delacquas BalkonWisst Ihr, was dieses Klopfen bedeutet, wenn ich zu diesem Balkon hinaufblicke? Habt Ihr eine Ahnung, was dieser Klopfbalkon mir… ANNINAhat nach links geblicktStill! Da kommt ihre Herrin! VIERTER AUFTRITT Vorige. Barbara Delacqua. ANNINAeilt auf Barbara, die von links kommt, zuBarbara! BARBARAAnnina! Ach, wie schön von dir, dass du gekommen bist! PAPPACODAmit einem KratzfussMeinen Respekt, Signora! BARBARAGrüss Euch, Pappacoda! Geht an ihm vorbei, will zu AnninaPAPPACODAräuspert sich, dann leise zu BarbaraSignora Barbara, auf ein Wort! Barbara bleibt stehenSignor Enrico Piselli … BARBARAschnellMein Neffe? Was ist's mit ihm? PAPPACODA… gab mir diesen Brief für seine schöne Tante. BARBARAGebt her! Liest verstohlen den BriefPAPPACODAironischEr meinte, es handle sich um eine Überraschung für hochdero Gemahl. BARBARAverwirrtJa, ja, in der Tat … eine Überraschung… zu Delacquas Geburtstag! PAPPACODAlauterUnd es bliebe, wie verabredet, bei heute abend, punkt neun Uhr! BARBARAPst! Schreit doch nicht so! leiseEs handelt sich doch um eine Überraschung! PAPPACODAJa, richtig, um eine Uberraschung! ANNINANun, Barbara! BARBARAGleich, gleich! Will zu ihr, bleibt stehenPappacoda! Sagt Ciboletta, sie solle mir melden, wenn mein Mann aus der Sitzung heimkommt! Für Eure Botschaft besten Dank. Da, nehmt und schweigt! Gibt ihm ein GeldstückJetzt komm, Annina, ich habe eine dringende Bitte an dich! Addio, Pappacoda! Mit Annina abPAPPACODAAddio, Signora, addio! Zwei Scudi! Einer von dem Neffen, einer von der Tante, Jetzt fehlt nur noch einer von dem zuwideren Onkel! Doch, wo steckt Ciboletta? RuftCiboletta! FÜNFTER AUFTRITT Vorige. Ciboletta. CIBOLETTAhinter der SzeneIch komme schon! Sie tritt nach rückwärts gehend auf und ruft, heftig gestikulierend, in die Kulisse zurückAddio, addio, Giovannina! Auf morgen! Hoppla! Sie stösst an Peppino, der eben mit einer Schüssel Makkaroni hantiert, stolpert, fällt mit der Schüssel zugleich zu Boden, bleibt sitzen und macht ein dummes GesichtBin schon da! PAPPACODAhilft ihr aufWo warst du denn, mein Dummerl? CIBOLETTAIn der Vesper! PAPPACODAHast du gebetet, dass du ein recht gescheites Mädel wirst? CIBOLETTAMein Gott, bei mir hilft ja doch nichts! PAPPACODAAber was hast du denn in der Kirche gemacht, wenn du nicht gebetet hast? CIBOLETTAIch hab recht bitterlich geweint weil ich in diesem Karneval noch nicht ein einziges Mal getanzt habe! PAPPACODAGeweint hast du? Geweint wegen Tanzen? Und so was liebt ein Mann wie ich! CIBOLETTAJa liebst du mich denn wirklich? PAPPACODAFreilich liebe ich dich - und du - liebst du mich? CIBOLETTALieben? Was ist denn das? PAPPACODANun, wenn die da … den da … so recht von Herzen … na, du verstehst ja! Ciboletta schüttelt verneinend den Kopf; er spricht mit komischen Gesten weiterAlso wenn der da … die da… so recht innig, leidenschaftlich … drückt sie an sichverstehst du? CIBOLETTAnickt. Mhm! Aber wenn die da … den da … und der da … die da … liebt, so meine ich, sollten die da und der da ein Paar werden und - heiraten! PAPPACODAHeiraten? CIBOLETTAFreilich! PAPPACODAAlso gut, wir heiraten, sobald ich den Platz als Herrschaftskoch habe, den ich noch immer vergebens suche. Aber sind wir einmal Mann und Frau, dann nimm dir nicht etwa ein Beispiel an deiner Herrin, die ihren Mann mit seinem Neffen betrügt! CIBOLETTAJa, hast du denn einen Neffen? PAPPACODANein! CIBOLETTAIch auch nicht. Mit wem soll ich dich dann betrügen? PAPPACODAzum PublikumGott, ist die dumm! CIBOLETTAWenn ich so dumm bin - weshalb willst du mich denn dann heiraten? PAPPACODAEben deshalb! Eben deshalb! CIBOLETTAWas? Nur deshalb? Ich hab fein noch andere Sachen, die mich begehrenswert machen! PAPPACODAdrückt sie an sichDas glaub ich - und was für Sachen du hast! CIBOLETTAreisst sich losLass mich, zwischen uns ist es aus! PAPPACODAAber Ciboletta! CIBOLETTAIch lass mir nicht immer sagen, dass ich dumm bin! PAPPACODAAber Ciboletta! CIBOLETTAschreiend. Schluss! PAPPACODAAber Cibo… CIBOLETTASchluss! PAPPACODAAber Ci… Nr. 3 - Duett CIBOLETTAHeiraten, ja, das würd' mich freun, Heiraten soll sehr lustig sein! PAPPACODANur wenn man eine Stellung hat! Von Lieb' allein wird man nicht satt! Und kurz - es geht noch nicht! CIBOLETTAWarum? PAPPACODAWarum? Die Frag' ist zu dumm! CIBOLETTAbeleidigtZu dumm? Zu dumm? PAPPACODAZu dumm! Zu dumm! CIBOLETTANun denn, du kluger Mann, So hör mich einmal an! PAPPACODAgesprochenWas wird da herauskommen? CIBOLETTA's ist wahr, ich bin nicht allzu klug,Doch wär' ich, sollt' ich denken,Als deine Frau schon klug genug,Ich werde dir nichts schenken! Wir beide gäben wohl ein Paar,Ich nähm' dich mit Vergnügen Doch willst du nicht nun denn, fürwahr,So werd ich mich drein fügen Und bald 'nen andern kriegen! Ja ja! Da sorg ich mich nicht drum! Ziehst du mich gar zu lang herum,So mach ich kurz "Linksum"! Halt mich nur nicht für gar so dumm! PAPPACODASei nur nicht bös gleich drum Ich seh, du bist nicht gar so dumm,Bist weder dumm noch stumm,Doch nimm nur nicht gleich alles krumm! CIBOLETTADu bist ein Mann, bist sehr gescheit Und willst mir imponieren; Doch lass ich mich nur kurze Zeit So bei der Nase führen. Die Mutter hat mich's schon gelehrt "Trau keinem! Du wirst betrogen! Denn was ein Mann dir zehnmal schwört,Ist elfmal schon erlogen!" Dies Wort ist wohl erwogen! Drum frag ich jetzt Warum Ziehst du so lange mich herum? Blieb' ferner ich noch stumm,Da wär' ich wirklich gar zu dumm! PAPPACODASei nur nicht bös gleich drum Ich seh, du bist nicht gar so dumm,Bist weder dumm noch stumm,Doch nimm nur nicht gleich alles krumm! Beide tanzen nach rechts abSECHSTER AUFTRITT Delacqua, Testaccio, Barbarucciodrei gleich gekleidete, komisch wirkende ältere Männer,Volk im HintergrundBARBARUCCIOPuh, das war eine stürmische Sitzung heute! DELACQUAEure Rede gegen den Herzog von Urbino enthielt manches Wahre! BARBARUCCIOim RednertonIch opponiere gegen jeden feierlichen Empfang des Herzogs, rief ich, "wir sind Republikaner und keine Tyrannenknechte!" TESTACCIODer Herzog von Urbino ist gar kein Tyrann! Er ist ein lebenslustiger Herr, der alljährlich zum Karneval nach Venedig kommt und enorm viel Geld sitzen lässt. DELACQUAViel Geld aber auch ebenso viele betrogene Weiber! BARBARUCCIOEr hat uns Räte mit unseren Frauen zu einem Feste geladen, das er heute gibt! Ich habe den Beschluss durchgesetzt, dass unsere Frauen dies Fest nicht besuchen werden! Dass ich nicht gehe, versteht sich von selbst, denn ich sitze links - noch linkser als links! Setzt sich linksTESTACCIOUnd ich gehe zum Fest! Denn ich sitze rechts noch rechtser als rechts! Setzt sich rechtsBARBARUCCIOZu DelacquaUnd Ihr? DELACQUAIch lasse mich sehen, begrüsse den Herzog und verlasse das Lokal! BARBARUCCIOAber Ihr wisst doch, dass der Herzog Eurem jungen Weibe im vorigen Karneval auf Schritt und Tritt nachstellte? DELACQUAEr hat mein Weib nie gesehen, sie war maskiert! BEIDEOh! DELACQUAMeine Frau wird heute durch einen sicheren Gondoliere zu meiner Base, der Abtissin, gebracht. In einer halben Stunde führt sie Francesco nach Murano hinüber. Dort wird Barbara vor den tollen Streichen des Herzogs in Sicherheit sein! TESTACCIOGuter Gedanke! BARBARUCCIOIch an Eurer Stelle ginge nicht zum Feste! DELACQUAWarum nicht? Der Herzog hat im Venezianischen reiche Besitzungen; sein Verwalter ist kürzlich gestorben; Der Posten soll neu besetzt werden; ich will mich darum bewerben. BEIDEerstaunt. Ihr? DELACQUADie Stelle trägt jährlich dreitausend Zechinen! BEIDEerstauntDreitausend Zechinen? DELACQUAIch bin kein reicher Mann und… TESTACCIOHm, wenn es so ist, werde ich ebenfalls um den Posten konkurrieren! DELACQUA, BARBARUCCIOIhr? TESTACCIOAuch ich bin kein reicher Mann und… BARBARUCCIOHm, ich füge mich als überstimmt der Majorität und werde auch auf den Ball gehen. DELACQUA, TESTACCIOIhr? BARBARUCCIOUm den Herzog wegen des Postens zu interpellieren! DELACQUAheftigOh, Ihr Wetterfahnen! TESTACCIOheftigUnd dieser Mann schreit fortwährend gegen Korruption! BARBARUCCIOheftig zu beidenWetterfahnen? Korruption? Was wollt Ihr damit sagen? Ich rufe zur Ordnung! Ich interpelliere Euch! Ich sitze links! TESTACCIOschreiendIch sitze rechts! DELACQUAschreiendUnd ich im Zentrum! Ich sage also Friede! Friede! Trinkt ein Glas Wein bei mir! Wir werden ja sehen, wer von uns die Verwalterstelle davonträgt! Alle drei gehen in Delacquas HausSIEBENTER AUFTRITT Volk. Centurio. Balbi. Diener. Dann Caramello. Gondolieri.CENTURIOein Page, tritt mit Balbi und den anderen Dienern aus dem Palazzo UrbinoSchnell, schnell, ihr Leute, bald wird der Herzog hier sein! Hisst die Flaggen! Rollt diesen Teppich hier auf! Die Diener rollen einen Laufteppich vom Palast zum Kanal. Centurio blickt nach rechts rückwärtsDa kommt schon eine Gondel mit Caramello, des Herzogs Leibbarbier! Da ist der Herzog auch nicht weit!Caramello fährt in einer Gondel an, steigt ausNr. 4 - Auftrittslied Carame!Ios CHOREvviva, Caramello! Des Herzogs Barbier! Er ist es, er ist es! Er kommt als Kurier! CARAMELLOist ausgestiegen; mit karrikierter Würde sich in die Brust werfendWillkommen, alte Freunde! Gegrüsst seid alle mir! Ja, staunet nur, betrachtet Mich wie ein Wundertier! In hoher Ehrenstellung Seht ihr mich Wieder hier! Ich bin zwar nicht der Herzog,Doch bin ich sein Barbier! CHOREvviva, Caramello! Des Herzogs Barbier! CARAMELLODer Herzog von Urbino Ich sag's Euch con sordino Er liebt die schönen Fraun,Hat manche kleine Schwächen Ich weiss davon zu sprechen,Ich hab ja sein Vertraun! Ich leb dort wie im Himmel,Er nennt mich "Tölpel! Lümmel!" Das ist so seine Art! Doch mir wird alles möglich,Ich gehe ja tagtäglich Dem Herzog um den Bart! Mit der Geste des EinseifensEr liebt den Scherz, das Lachen,Er liebt die Pracht, den Glanz Und andre gute Sachen,Liebt Wein, Gesang und Tanz! Und alle diese Dinge Studiert' ich fleissig drum! Die Müh' war nicht geringe,Doch bracht' es mich nicht um! Ich mag mich selbst nicht loben,Doch geh ich gleich euch Proben Von ein'gem, was ich kann,Und mit mir rufet dann Hoch Caramello, die seltne Perl',Er ist doch und bleibt doch ein ganzer Kerl! CHORHoch Caramello, die seltne Perl',Er ist doch und bleibt doch ein ganzer Kerl! CARAMELLOgesprochenHe! Was steht ihr denn da und gafft? Es ist doch Karneval - tanzt doch! Tanzt! Weitersingend mit Tanzbewegungen, in welche die Umstehenden allmählich übergehenEine neue Tarantelle Zeig ich hier euch auf der Stelle! Gebet acht, ihr lernt sie schnelle,Auf dem Raume einer Elle! Auf und nieder wie die Welle,Hin und her wie die Libelle,Blank und schnell wie die Sardelle,Rasch und flink wie die Forelle! Vorwärts bis zur Morgenhelle Klinge Tamburin und Schelle Immer stärker schwelle, schwelle! Schlaget Löcher in die Felle,Das ist alles Bagatelle! Wer nicht singen kann, der belle,Dass es in die Ohren gelle! Dreht euch wie ein Karusselle,Wie berauscht vom Götterquelle. Schnelle! Schnelle! Schnelle! Ja, Caramello, das ist ein ganzer Kerl! Hoch soll er leben, Preis dieser Per!'! Allgemeiner TanzALLECaramello ist fürwahr ein ganzer Kerl,Ein Kleinod, eine seltne Perl'!Centurio und Balbi ziehen sich zurückACHTER AUFTRITT Vorige. Pappacoda.PAPPACODAdrängt sich durch die Menge, freudig die Arme ausbreitend. Ca … Ca … Caramello! CARAMELLOebensoPa … Pa … Pappacoda! PAPPACODALass dich umarmen! CARAMELLOPappacoda, alter Makkaronikessei, wie geht es deinen Makkaroni? PAPPACODADanke, gut! Wie geht es deinem alten Barbierpinsel? Ich muss dir etwas sagen! Ich habe Annina gesehen! CARAMELLOWo ist sie? PAPPACODAEben ging sie in Delacquas Haus! CARAMELLOWas macht denn der alte Delacqua? PAPPACODAEr ist eifersüchtiger denn je! CARAMELLOUnd Barbara, sein schönes Weib? PAPPACODASchöner denn je! CARAMELLODas wird den Herzog freuen! Er schickt mich voraus, das Terrain zu sondieren! Du weisst, im Vorjahr hat ihm der alte Delacqua die Geschichte verpatzt und er konnte die schöne Barbara nur maskiert sehen! PAPPACODAUnd mir scheint, heuer will er dem Herzog wieder einen Strich durch die Rechnung machen, denn soviel ich weiss, soll Signora Delacqua nach Murano fahren! CARAMELLODelacqua weiss, dass der Herzog der schönen Barbara nachsteigt? PAPPACODAJa und er will sie in Sicherheit bringen. Schlag neun Uhr kommt Francesco mit der Gondel und singt als Zeichen das Lied. CARAMELLOWelches Lied? PAPPACODAWeiss ich's? CARAMELLOAh, der Schlag muss pariert werden! Pappacoda, höre mich an! Schaffe mir sofort den Gondoliere Francesco her. In der Gondel, die die schöne Barbara entführen soil, werde ich den Gondoliere spielen! PAPPACODAJa, aber ich muss… CARAMELLOHalt jetzt deine Pappacoda und komm!Zieht ihn rasch mit sich fortNEUNTER AUFTRITT Barbara. Annina.BARBARAkommt mit Annina aus dem HauseAlso, hast du mich verstanden? ANNINAIch weiss, ich weiss, ich soll maskiert an deiner Steile nach Murano fahren, um neun Uhr wird Francesco kommen und das alte Lied singen "Komm in die Gondel, mein Liebchen BARBARAblickt sich vorsichtigUm Gotteswillen, still! ANNINAAber, wozu denn das alles? Hast du ein Stelldichein? Schelmisch lächelndVielleicht mit Enrico? BARBARAJa. Enrico und seine Freunde wollen meinem Manne ein Ständchen bringen und während des Tumults soll ich entwischen. ANNINADu Glückliche! BARBARAAlso willst du mir helfen? ANNINAAber gerne! BARBARAIch danke dir! Ich richte dir einstweilen den Domino her! Komm nicht zu spät! ANNINAKeine Angst!Barbara geht ins Haus, Annina will abZEHNTER AUFTRITT Annina. Caramello.Caramello kommt von links, bemerkt Annina und pfeift.Annina blickt sich um, wendet sich aber sofort entrüstet ab.CARAMELLOAnnina! ANNINAkalt. Mein Herr? CARAMELLOJa, was ist denn das für ein Empfang? Will zu ihrANNINAHalt! Komm mir nicht in die Nähe! CARAMELLOWas soll denn das heissen? ANNINADas soll heissen Strafe muss sein! Damit ist alles gesagt! Vor einem Jahr war ich dein Alles, dein Täubchen von San Marco, dein Leckerbissen, dein Engel! Halunke! Und heuer? CARAMELLOHeuer kann ein Paar aus uns werden! ANNINADas ist das sechste Heiratsversprechen, das du mir gibst… Fünf hast du nicht gehalten… windiger Geselle! CARAMELLOStürmisch, stürmisch vielleicht aber nicht windig! Diesmal ist's Ernst. Wenn es glückt, werde ich Verwalter der venezianischen Güter meines Herzogs! ANNINAspöttischDie armen Güter! CARAMELLODie armen Güter? Tritt ganz nahe zu ihrUnd wenn ich eine schöne Verwalterin zur Seite hätte macht die Geste des Stehlensdie mir verwalten hilft?! ANNINAMeinst du mich? CARAMELLOFreilich! Seien wir doch wieder gut! ANNINANein! Nr. 5 - Duett CARAMELLOAnnina! ANNINACaramello! CARAMELLODu fliegst nicht in meinen Arm? ANNINAIch fliegen? Nein, mein Lieber! CARAMELLOEinst liebtest du mich treu und warm! ANNINADie Zeiten sind vorüber! CARAMELLOUnd nicht ein Küsschen zum Empfang? Ist das die Liebe unermessen? ANNINADu liessest Zeit dir gar zu lang,Da hab ich auf die Lieb' vergessen! Ach! Als meine Barke Glitt übers Meer,Da flogen zwei Schwalben Hinter mir her Und sangen leise Mir meine Weise Pellegrina rondinella! CARAMELLOHör mich, Annina! ANNINARondineila pellegrina! Pellegrina rondinella! Dein Lied von Lieb' und Treue Hat einen falschen Ton,Du hast es mir gesungen,Doch als es kaum verklungen,War's auch vergessen schon! Pellegrina rondinella,Rondinella pellegrina! Lockrer Vogel Caramello,Nimmer traut dir Annina! BEIDEPeliegrina rondinella,Rondinella pellegrina! CARAMELLOImmer treu blieb ich Annina! ANNINANimmer trau ich dir! CARAMELLOGlaub, o glaub doch mir! Lass frei mich dir's gestehen,Dass ich fern von dir,Wie das so oft pflegt zu gehen,Manch schöne Frau gesehen,Doch keine so wie dich! ANNINAPellegrina rondinella,Rondinella pellegrina! Lockrer Vogel Caramello,Nimmer traut dir Annina! BEIDEPellegrina rondinella,Roridinella pellegrina! CARAMELLOImmer treu blieb ich Annina! ANNINANimmer trau ich dir! CARAMELLOGlaub, o glaub doch mir!Komischer Tanz. Er will sie küssen, sie reisst sich los,macht lachend eine lange Nase und eilt links ab.Caramello folgt ihr komisch resigniert, die Hände in den HosentaschenELFTER AUFTRITT Annina. Ciboletta. Caramello. Pappacoda.PAPPACODAkommt mit Ciboletta von rechtsNein, nein, nein, es geht absolut nicht! Unmöglich! Mit zwei elenden Scudi in der Tasche kann ich kein Kostüm ausleihen! CIBOLETTAweinerlichAber ich bringe dir einen alten Anzug meines Herrn! PAPPACODAWenn auch, es geht nicht! Hier Makkaroni kochen … am Markuspiatz tanzen - das geht nicht! CIBOLETTAweint komischHihihihihi! PAPPACODAweint auchHahahahaha! CARAMELLOkommt mit Annina von linksHöre dir das Duett an! zu PappacodaWas hat sie denn? Warum heult sie denn? PAPPACODASie will tanzen! CARAMELLOSo lass sie tanzen! PAPPACODAWir haben kein Geld! CARAMELLOIch hab auch kein Geld und tanze doch! In der Früh' mache ich's so … macht die Geste des Einseifens…und abends mache ich's so … macht einige TanzschritteIch habe eine prächtige Idee! Mein Herzog gibt heute ein Maskenfest ANNINAfreudigUnd da gehen wir alle hin! Stolziert wie im BallsaalCARAMELLOspottet ihr nachUnd da gehen wir alle hin!" Habt ihr schon so etwas gesehen? So willst du zum Herzog gehen? Zeigt auf ihr NetzDu hast ja lauter Löcher! Greift in die Tasche und zieht ein Paket Einladungskarten herausAlso hört mich an! Ich soll diese Karten für die Fürstlichkeiten austragen,Aber auf eine oder zwei kommt es nicht an! Da hast du eine und du und du … Verteilt die KartenÜberhaupt, was soll ich erst viel herumlaufen? Pappacoda, nimm die ganzen Karten und gib sie deinen Freunden! Für Maskenanzüge werde ich sorgen! CIBOLETTADafür muss ich ihm einen Kuss geben! Zu PappacodaDu erlaubst schon! Küsst CaramelloPAPPACODAAuch ich muss ihr einen Kuss geben. zu CaramelloDu erlaubst schon! Will zu Annina, Caramello stellt ihm das Bein vorANNINAHalt, küsst nicht zu früh! Ich bin leider verhindert! Ich muss noch heute nach Chioggia der Vater wartet! CARAMELLODer Vater wartet! Lass ihn warten! Übrigens wenn sie nicht kann, werde ich mir halt eine andere Tänzerin suchen! ANNINAheftigWas hast du gesagt? CARAMELLODass ich mir eine andere Tänzerin suchen werde! ANNINASo? Nun geh ich grade mit! Für sichIch kann von Murano in einer Stunde zurück sein! CARAMELLOIch hab's ja gewusst! ANNINAhebt ihren Rock und spreizt ein Bein vorUnsereins hat doch auch Füsse! PAPPACODAUnd was für Füsse! Nr. 6 - Quartett ALLE VIERAlle maskiert, alle maskiert Cospetto, wie amüsant das wird! In der Menge Buntem Gedränge Sich verstecken Und necken! Hier entweichen,Dort erreichen,Bald sich finden,Bald verschwinden! Alle maskiert, alle maskiert,Wo Spass und wo Tollheit und Lust regiert! Ganz ungeniert alle maskiert Cospetto, wie amüsant das wird! ANNINAAlles sehen ungesehen Kann man dort bequem! CIBOLETTAAuch kann man im Tanz sich drehen Und weiss nie mit wem! CARAMELLODas Geplauder zu belauschen Unbemerkt und stumm! PAPPACODASchlechte Witze auszutauschen Bald gescheit, bald dumm! ALLE VIERAlle maskiert, alle maskiert,Wo Spass, wo Tollheit und Lust regiert! Ganz ungeniert, alle maskiert Cospetto, wie amüsant das wird! ANNINAWenn ihr Männer intrigiert habt Und euch schliesslich demaskiert habt,Sehen wir armen Frauen klar,Dass einer wie der andre war! CARAMELLOUnd wir Männer, die den Frauen Gingen gläubig auf den Leim,Kommen endlich statt in Masken Nur mit langen Nasen heim. PAPPACODADass du dieses nicht begriffen,Zeigt der Ausdruck des Gesichts! CIBOLETTAIch versteh nichts von den Kniffen,Tanzen will ich, weiter nichts! DIE ÜBRIGENTanzen will sie, weiter nichts! ALLE VIERAlle maskiert, alle maskiert Wo Spass, wo Tollheit und Lust regiert! Ganz ungeniert, alle maskiert! Cospetto, wie amüsant das wird! dann tanzen alle vier nach rückwärts abZWÖLFTER AUFTRITT Herzog. Gefolge. Volk. Gondolieri.CENTURIOkommt gelaufenDer Herzog! Der Herzog! Caramello, der Herzog! Eilt in den PalastDer Herzog fährt in einer Gondel an; zwei Kavaliere sind ihm beim Aussteigen behilflich und fahren dann in der Gondel weiterDER HERZOGblickt auf seinen Palast und dann auf die ganze UmgebungEndlich sehe ich dich wieder! Du Stadt der Liebe! Du Stadt der Freude! Mein herrliches Venedig! Nr. 6a - Auftrittslied des Herzogs Sei mir gegrüsst, du holdes Venezia! Ich stehe träumend da, dir so nah! Zur Liebe dich Natur erkor,In deinen Mauern wohnt das Glück! Schon mancher hier sein Herz verlor,Bekam dafür ein anderes zurück! Wir fliegen dir zu, wie Falter zum Licht,Zur Stadt, die uns allen Liebe verspricht! Mein Herz ruft dir zu O Königin du,Sei mir gegrüsst, du holdes Venezia! Ich stehe träumend da, dir so nah! Du holde Zauberin,Spielst mit den Herzen,So nimm sie hin! Die Schmerzen Sei'n dir verziehn! Keiner kann dir entfliehn! Die Menschen, sie flüstern dir zu,Du holdes Venezia, du! Du Wunder dort im Weltenraum,Sei mir gegrüsst, sei mir gegrüsst!Ab in den PalastDREIZEHNTER AUFTRITT Herzog. Caramello. Die drei SenatorenCARAMELLOkommt aufgeregt gelaufenDer Herzog! Wo ist der Herzog? Er erblickt den wieder auftretenden Herzog und macht tiefe BücklingeHERZOGNun, hast du Barbara gesprochen? CARAMELLONein, unmöglich der Mann ist zu Hause! Er geht ihr nicht von der Seite! Ein ekelhafter Kerl! Delacqua, Barbaruccio und Festaccio sind aus dem Hause gekommenDa kommt er ja! DELACQUAbemerkt den Herzog, für sichZum Teufel! Eilt zur Tür seines Hauses und sperrt sie abCARAMELLOleise zum HerzogEr hat die Tür versperrt! HERZOGlachendJa, ich habe es gesehen! DELACQUAsich verbeugendHoheit! BARBARUCCIOebensoHoheit! TESTACCIOebensoHoheit! HERZOGIch begrüsse Venedigs Senat in seinen würdigsten Vertretern! Heute abend beim Feste hoffe ich die Herren zu sehen! DELACQUA, BARBARUCCIO, TESTACCIOGewiss, gewiss, gewiss! HERZOGbetonendSelbstverständlich erwarte ich Sie mit ihren Damen! TESTACCIOleise zu BarbaruccioUnd der Senatsbeschluss? BARBARUCCIOstotterndLeider, Hoheit, ist meine Gattin verhindert TESTACCIOSo wie die meine! HERZOGUnd Signora Delacqua? DELACQUAstotterndAuch meine Gattin kann nicht kommen… sie ist bei einer sterbenskranken Tante die einmal sterben wird … in Treviso! BARBARUCCIOeinfältigSagtet Ihr nicht, in Murano? DELACQUAtritt Barbaruccio wütend auf den FussNein! Nein! Treviso! Ihr habt schlecht gehört! CARAMELLOleise zum HerzogSie soll heute abend nach Murano in Sicherheit gebracht werden! Ich werde aber seinen Plan vereiteln! HERZOGBravo! Bravo! Zu DelacquaSignora Delacqua ist also nicht in Venedig? DELACQUAstotterndNein… Sie ist nicht inwendig… in Venedig! HERZOGlachendAlso auf ein andermal, ihr Herren! Arrivederci! CARAMELLOden Herzog kopierendArrivederci! BARBARUCCIOEine kleine Interpellation, Hoheit! Der Posten Eures Verwalters ist neu zu besetzen ich konkurriere darum… TESTACCIOIch ebenfalls! DELACQUAIch ebenfalls! BARBARUCCIOAlso dieser Posten. HERZOGfällt ihm ins Wort. Ist noch nicht besetzt und wird demjenigen zuerkannt, der sich meine Gunst zu erringen weiss! Addio, Signori! Ab in den PalastDELACQUA, BARBARUCCIO, TESTACCIOEs lebe der Herzog! CARAMELLOgravitätisch, den Herzog parodierendDer Posten ist noch nicht besetzt und wird demjenigen zuerkannt, der sich meine Gunst zu erringen weiss! DELACQUAFrecher Schlingel! CARAMELLOweitersprechend… hat der Herzog gesagt! Meine Herren, dieser Posten ist noch frei! Zeigt auf den Makkaroniofen, drückt Delacqua Makkaroni in die Hand und eilt dann in den Palast abDELACQUAwirft ihm zornig die Makkaroni nachIch protestiere gegen eine solche Behandlung!Barbaruccio und Testaccio gehen abVIERZEHNTER AUFTRITT Barbara. Delacqua. PappacodaDELACQUAzu Pappacoda, der rückwärts aufgetreten istPappacoda, hast du gehört, was der Herzog gesagt hat? PAPPACODAwährend er die Makkaroni aufhebt und in den Ofen wirft, ohne InteresseJawohl, er hat ja laut genug gesprochen! DELACQUAEr hat gesagt "Der Posten wird dem zuerkannt, der sich meine Gunst zu erwerben weiss!" PAPPACODAIhre Gunst? DELACQUASeine Gunst! Das bezieht sich auf den Herzog! Das ganze bezieht sich auf Barbara, meine Frau, bezieht sich auf das Fest! Verstehst du? PAPPACODANein, aber auf jeden Fall, es bezieht sich! DELACQUAWas mache ich denn nur? PAPPACODADas weiss ich nicht - das geht mich auch nichts an! DELACQUADer Herzog hat meine Frau nie gesehen … Wie wäre es, wenn ich ihm eine falsche Barbara vorstellen würde? PAPPACODAEine Gemeinheit! DELACQUAempörtFrecher Geselle, mach dass du weiterkommst! Während Pappacoda seinen Makkaroniofen zusammenräumt und fortträgtJa, das ist eine famose Idee … aber erst die richtige Barbara in Sicherheit gebracht! Ruft zum BalkonBarbara! Barbara! Weibchen!Barbara erscheint auf dem BalkonBARBARAmit gespielter ZärtlichkeitJa, mein geliebtes Männchen? DELACQUAebensoMein Schätzchen, nimm dein Reisetäschchen, dein Kapüzchen, nimm ein Lärvchen vor… BARBARAbetretenSchon jetzt? Es ist doch noch Zeit! DELACQUADu fährst doch gern nach Murano zu Tantchen ins Klösterchen? BARBARAwie obenGewiss, gewiss! DELACQUARecht so, mein Herzchen, beeile dich nur! Das Gondelchen wird gleich da sein! Leb wohl, mein Herzchen! Eilt abBARBARAblickt nervös suchend umherWo nur Annina bleibt? Erblickt Annina hinter der Szene, ruftAnnina! Annina! FÜNFZEHNTER AUFTRITT Annina. Barbara. ANNINAkommt atemlos über die Brücke, trägt in einem Tuch einen Domino aus roter SeideIch komme ja schon! Ich lief bis zum Arsenal, wo Enrico eben seine Freunde zur Serenade für deinen verehrten Herrn Gemahl drillt! Einen Domino habe ich dir auch mitgebracht! Zeigt den DominoRot die Farbe der Liebe! Ist die Luft rein? BARBARAJa, komm rasch! ANNINAwill in das HausEs ist ja zugesperrt! BARBARAWarte… da hast du das Schlüsselchen! Wirft einen sehr grossen Schlüssel vom Balkon herabJetzt komm nur rasch! VerschwindetANNINAIch komme schon! Sperrt das Haustor auf und eilt abSECHZEHNTER AUFTRITT Caramello. HerzogHERZOGhat einen grossen Mantel umgeworfen, kommt lachend mit CaramelloDeine Idee ist ausgezeichnet! Und bist du des Gondoliere sicher? CARAMELLOin einem gestreiften Mantel, mit einem grossen SchlapphutIch bestach ihn mit zehn Zechinen! HERZOGZehn Zechinen? Ist das nicht zu wenig? CARAMELLOIch habe ihm so nur acht gegeben! In der Gondel, welche Deiacqua mietet, in der die schöne Barbara entführt werden soll, werde also ich den Gondoliere spielen. HERZOGAusgezeichnet! CARAMELLONatürlich werde ich Signora Barbara in den Kanälen nur etwas spazieren führen, um sie schliesslich von der Wasserseite aus in den Palast Eurer Hoheit zu bringen. HERZOGreibt sich vergnügt die HändeFamos! Wenn sie so schön ist, wie sie im vergangenen Jahr geistreich war als Maske, so ist dein Glück gemacht! Nun ans Werk! Caramello will abHalt! Wie wird Signora Barbara deine Gondel erkennen? CARAMELLODas alte Lied singendKomm in die Gondel, mein Liebchen! O steige nur ein das ist das verabredete Zeichen! HERZOGGut! Gut! Jetzt mach, dass du fortkommst!Caramello geht abSIEBZEHNTER AUFTRITT Nr. 7 - FinaleDer Herzog. Dann Barbara und Annina. Später Pappacoda und CibolettaHERZOGalleinHier ward es still Benützen will Ich diesen Augenblick Ich locke sie mit Melodie,Vielleicht lacht mir das Glück! Der Mond hat schwere Klag' erhoben Und vor Gericht es kundgemacht Er will nicht länger stehn da droben Du hast ihn um den Glanz gebracht! Als er die Sterne jüngst gezählt,Hat's an der vollen Zahl gefehlt! Ja, zwei der schönsten nahmst du fort,Es sind die beiden Augen dort! Annina und Barbara erscheinen am Balkon; der Herzog versteckt sich. Herzog für sichDort regt sich's schon Auf dem Balkon! BARBARAleise zu AnninaDen Domino gib mir!Annina gibt ihr den roten DominoHERZOGBei meiner Treu, Das scheinen zwei! ANNINAleiseNur schnell, bald ist er hier! BARBARAebensoHorch! Wer schleicht da herum? HERZOGzum BalkonPst! Pst! Pst! Pst! ANNINAleiseEinerlei, wir bleiben stumm,Bis aus der Gondel das Lied erklingt! HERZOGSie zaudert, doch List bald den Sieg erringt! Sei mir willkommen Du holde Nacht! Zum Herzenstehlen Wie gemacht! Bin zwar kein Räuber, Bin kein Dieb,Zum Herzenstehlen Treibt mich die Lieb'!Pappacoda und Ciboletta kommen von rückwärts, tragen zwei BündelANNINA, BARBARASchon rückt sie näher, Die holde Nacht! Unser Beginnen Weckt nicht Verdacht! ANNINAIch lass entführen mich, Ihr zulieb! Ihrer indessen harrt schon ein Dieb! BARBARASie lässt entführen sich! Mir zulieb harrt schon ein Dieb! PAPPACODASchon rückt sie näher, Die holde Nacht,Drum auf mein Zeichen Habe wohl acht! CIBOLETTAKomm, Pappacoda, Du Herzensdieb,Ich spitz die Ohren, Dein Zeichen gib! PAPPACODAHast du mir ein Kostüm gebracht? Für unsre heutige Faschingsnacht? CIBOLETTAVon meinem Herren brachte ich Dies alte Staatskleid mit für dich! HERZOGMit Vorsicht jetzt hinausgeblickt,Ob uns das Abenteuer glückt! ANNINA, BARBARA, PAPPACODA, CIBOLETTA, HERZOGMit Vorsicht jetzt hinausgeblickt,Ob uns das Abenteuer glückt!Alle ziehen sich zurück. Delacqua eilt von links über die Szene zu seinem Hause, schliesst auf und verschwindet darinCARAMELLOhinter der SzeneHoaho! Hoaho! HERZOG's ist Caramello Als Gondolier! Ich hör sein Singen Schon in der Näh'!Zieht sich wieder zurückACHTZEHNTER AUFTRITT CaramelloCARAMELLOfährt in einer Gondel ans Ufer, steigt aus und singt, dem Balkon zugewandt Komm in die Gondel, mein Liebchen! O steige nur ein,Allzu lang schon fahr ich trauernd so ganz allein! Hab ich an Bord dich, dann stosse ich freudig vom Land,Führe eilig dich hinüber zum schönen Strand,Der dort lockend winkt,Fern im Mondlicht blinkt; Wo uns deckt Dunkel der Nacht,Wo kein Späherauge wacht! Dort sollst du mir sagen Ein süsses beglückendes Wort! Sehnsüchtig Klagen Findet Erhörung dort! Hoaho! Hoaho! NEUNZEHNTER AUFTRITT Delacqua. Annina. Caramello. HerzogDelacqua, mit einer grossen brennenden Laterne in der Hand, führt die sorgsam verhüllte Annina, die er für seine Frau hält, aus dem HausDELACQUAKomm nur, liebes Kind! ANNINAMir ist so bang!Der Herzog tritt aus dem Dunkel und beobachtet genau den Vorgang; dann zieht er sich aufs neue zurückDELACQUANach Murano, liebes Kind,Trägt die Gondel dich geschwind; Steig nur ein, lebe wohl,Bis von dort ich dich hol!Er führt Annina zu dem an der Gondel harrenden Caramello. Im selben Augenblick stürzen Ciboletta und Pappacoda zu Delacqua, packen ihn von beiden Seiten und drängen ihn tanzend nach vorneZWANZIGSTER AUFTRITT Vorige. Pappacoda. CibolettaPAPPACODAMesser Delacqua! CIBOLETTAMesser Delacqua! PAPPACODAWas soll das heissen? CIBOLETTAJetzt Euch entfernen? PAPPACODASeht sie dort kommen… CIBOLETTAMit den Laternen PAPPACODADie Serenade… CIBOLETTAEuch zu Ehren! PAPPACODA's wär' doch schade CIBOLETTASie nicht zu hören. PAPPACODA, CIBOLETTAdrängen ihn zu seiner TürHinein! Hinein! Ihr könnt Euch freun! DELACQUAzu AnninaLeb wohl, es muss sein! Annina winkt ihm stummDu sagst gar kein Wort? Will zu ihrPAPPACODA, CIBOLETTAhalten ihn fest. Sie kommen schon dort! DELACQUAWohlan denn, hinein! AbPAPPACODA, CIBOLETTAHinein! Hinein! Ihr könnt Euch freun! HERZOGHinein! Hinein! Du kannst dich freun! Bald soll sie bei mir In Sicherheit sein! Verschwindet im PalastCARAMELLOfährt mit Annina fort. Hoaho! Hoaho! EINUNDZWANZIGSTER AUFTRITT Vorige, ohne Caramello und Annina. Dann Enrico. Matrosen. Schiffsjungen. Volk. Zuletzt BarbaraMatrosen und Schiffsjungen, von Enrico geführt, kommen von rechts rückwärts in einem Zuge tanzend vor Delacquas Haus und stellen sich dem Balkon gegenüber. Die Schiffsjungen haben bunte Laternen, die Matrosen haben Mandolinen usw. Von allen Seiten drängt sich Volk hinzu.VOLKSchnell zur Serenade! CHOR der MATROSEN und SCHIFFSJUNGENDu, den wir hochverehren,Bist morgen sechzig Jahr'! Du wurdest grau in Ehren Du seltnes Exemplar! Oft konnt'st du Ruhm dir holen,Und hast es nicht getan; Dass Herzen du gestohlen,Man nicht behaupten kann! Dies Lied sei dir empfohlen,Hab die Gnad' und hör es an! 1 Mit der Würde, die dir eigen,Hüllst du weise dich in Schweigen; Andre schwatzen, du bleibst stumm da,O Delacqua qua qua qua qua! Wenn die andern debattieren,Opponieren, sich blamieren,Sagst du gar nichts oder nickst "Ja!' O Delacqua qua qua qua qua! Deine grössten Gedanken,Du hältst sie in Schranken,In sicherem Verschluss,Du bist ein Pfiffikus! Solche Perlen des Geistes Sind kostbar, du weisst es,Du trägst sie versteckt,Wo sie kein Mensch entdeckt! Vivat!Delacqua am Balkon seines Hauses, verneigt sich, ringt nach Worten 2. Güt'ger Himmel, sei uns gnädig,In dem Rate von Venedig Lass ihn sitzen noch recht lang da,Den Delacqua qua qua qua qua! Was die Rechte sich wohl dachte,Was die Linke sich wohl dünke,Selbst das Zentrum geht ihm nicht nah,Dem Delacqua quaqua quaqua! Wie im Rat du gesessen,Kann niemand vergessen,Der je dich dort sah,Heil Delacqua qua qua! Drum bald lauter, bald leiser Ertönt's, bis wir heiser,Bald fern und bald nah Heil Delacqua qua qua! Vivat! DELACQUAgerührtSignori, Ihre Huldigung ehrt mich wie schade, dass meine Frau nicht zu Hause ist! Tausend Dank! Windet sein Taschentuch aus, wovon Pappacoda, der unter dem Balkon steht, ganz nass wird; dann ab ins HausBarbara, im roten Domino, ist inzwischen aus der Haustür getreten, wird von Enrico begrüsst und, von Laternenträgern gedeckt, durch den Schwibbogen fortgeführt.CHORHerrlicher Spass! Er ist ganz enchantiert! Eilet, dass den Moment ihr nicht verliert Schnell, macht euch fort, noch eh' er die Sache spürt! CARAMELLOhinter der SzeneHoaho! Hoaho! CHORNur stille und lauschet! Die Gondel, sie rauschet, Es tönet der Gesang! CARAMELLOwie obenKaum dass mein Liebchen Die schaukelnde Gondel entführt,Hat auch bald sich's umfangen vom Schlaf gespürt! Schwankende Wogen, sie lullen leise dich ein Und mein Lied klingt dir süss in den Traum hinein! Hoaho! Hoaho! CHORhat sich zum Ufer gewendetAus den Gondeln holde Sänge,Von Balkonen Liebeslieder! Herzbestrickend hallt es wider,Übet Zaubermacht! Kosen und Lauschen Bei flüsterndem Rauschen In Mondstrahles Pracht Das ist Venedigs Nacht!Bei den letzten Takten hat sich der Chor ganz leise zurückgezogen. Die Bühne bleibt einen Augenblick leer. Das Licht des eben aufgegangenen Monds beleuchtet die Szene. Caramello fährt, mit der schlafenden Annina in der Gondel, vorbei und sieht sich lachend nach dem Hause Delacquas um.Der Vorhang fällt langsam Strauss,Johann II/Eine Nacht in Venedig/II
https://w.atwiki.jp/oper/pages/59.html
第2幕 第1場 (ザラストロの宮殿。僧侶たちが居並んでいる。やがて神官と他の僧侶たちの行進が始まり、ザラストロが神殿の中央に登場する。僧侶たちは会議の体型に移る。) No.9 僧侶たちの行進 (ザラストロはおごそかな口調で、王子タミーノに友としての手を差延べ、心の正しい娘パミーナと娶すために、パミーナを心おごれる母親(夜の女王)から引き離し、王子をここで鍛えることを提議する。神官たちは、王子が正義を愛し、沈黙を守り、友情に厚いかどうかを質する。ザラストロは、王子がその何れにも確信があると答えると一同はザラストロの言葉に従うことの意思表示を行う。更にザラストロは、王子とパパゲーノに対して、人間の務めと、神々の偉大なる力を知らせようと歌う。) No.10 合唱つきアリア ザラストロ、合唱 おぉイジスとオジリスとの 二人を守りて、 その心を鍛え、 その試練に耐えるよう、 導き給え。 強き心持ちて、 いかなる苦しみも、 よく耐えてやがては、 神々の宮居に、 居ることを得べし。 (ザラストロを先頭に、退場) 第2場 (闇の中をタミーノとパパゲーノが手探りをしながら登場) 第3場 (従者を従えた神官が現われ、王子に向って、これから起る幾多の試練に耐え得るか否かを質する。王子は決然としてパミーナのためにいかなる試練にも耐え得ると答える。) (一方パパゲーノにも神官は質するが、パパゲーノは、そんな試練よりも酒と女房の方が欲しいと答える。更に神官は、パパゲーノに、若しお前がいくつかの試練に打ち勝ったならば美しい娘パパゲーナを授かるだろうと告げる。パパゲーノは自分の名前によく似たパパゲーナという娘に興味を抱いて、しぶしぶ沈黙の誓いを約束し、従者に導かれて王子と別々に退場する。) No.11 二重唱 二人の神官 女の巧みに、 心を許す勿れ! 優れたる人さえ、 罠に落ちて、身を誤る。 それに気づく時は、 最早すでに遅く、 ただ悔い嘆くのみ、 甲斐なき嘆きの、 永遠(とわ)に残るのみ。 (退場) 第4場 (暗闇の山中を、パパゲーノはぶつぶつぼやきながら登場し、王子はこれも神様の思召しだと慰める中に、舞台は明るい山中に変る。) 第5場 三人の侍女、前場の王子、パパゲーノ (突然三人の侍女が現われる) No.12 五重唱 三人の侍女 どうして、 こんな所に? 早く、 どこかへお逃げ! 命がなくなるよ、 お前も危ないよ。 パパゲーノ いや、その通り。 タミーノ パパゲーノ、黙って! 誓いを忘れたか、 誘いに乗るな。 パパゲーノ あれが聞こえないか。 タミーノ 黙れ、静かに! パパゲーノ やれやれいつも、静かに、静かに。 三人の侍女 間もなく女王様 がここへ来られる。 パパゲーノ なに?女王さんが? タミーノ 静かに、黙れ! お前はあの約 束を忘れたか? 三人の侍女 女王様の言葉を、 忘れないように。 約束を破れば 命はあるまい。 タミーノ (独白) 悪魔の言葉は この耳に聞こえぬ。 三人の侍女 約束を破れば 地獄へ落ちるよ、 地獄へ落ちるぞ。 パパゲーノ それはあんまりだ、 何もしないのに、あんまりだ。 おいそれは、本当か? タミーノ よくある話だ、 女の手管さ。 パパゲーノ ほんとに大丈夫か。 タミーノ 女の言うこと、 心配は無用、 しっかりせい、元気を出せ。 三人の侍女 (タミーノに) 王子様、なぜそんなに。 (喋ってはいけないと、タミーノは慎み深く示す) 三人の侍女 お前もまた、どうして。 パパゲーノ わし何も、だが タミーノ しっ! パパゲーノ (そっと) この通りだ タミーノ しっ! タミーノ、パパゲーノ 誓いを守れぬとは 俺様の/お前の恥だ。 三人の侍女 これでは喋らせる ことはとてもダメだ。 タミーノ、パパゲーノ それでは俺たちに それはとてもダメ。 五人全員 男らしい意志、 何にも迷わぬ。 (三人の侍女が去ろうとすると、神官が内側から叫ぶ) 神官 魔性の女子(おなご)ども、 この庭を立ち去れ! (あらゆる楽器による恐ろしい和音。雷、稲妻、落雷の音、同時に二つの雷。侍女たちは姿を消す。) 三人の侍女 あれ! あれ! あれ! パパゲーノ (その場に腰をぬかす) おた、おた、すけ! (その後、和音が三度鳴る) 第6場 (再び神官が現われ、今の侍女たちの誘惑に見事に耐えた王子の態度をほめ、王子とパパゲーノを連れて退場する。) 第7場 (パミーナはザラストロの宮殿の一室にかくまわれ、王子と母のことを気にしながら暗い気持ちで横になっている。) モノスタートス (こっそりと姿を現わし、パミーナの肌の白さにほれぼれとしながら、それにひきかえ自分の肌の黒さを嘆く。) No.13 アリア モノスタートス 誰でもみんな、恋 をしているのに、 俺だけはなぜ、い つも除(の)け者だ、 なぜ除け者だ。 それじゃあんまりだ、 いくらこの俺が、 こんな顔でも。 この黒いからだ にも、人並みの 悩みもあれば、 憧れもある。 生きているからには、 俺もほしい、 白い女を俺 もひとりほしい、 女房(にょうぼ)にしたい。 なんと、美しい、 きれいな姿、 まるで花のよう! せめて一度だけ、 あの唇を、 人の来ぬ間(ま)に ただ一度だけ。 (パミーナに近づこうとする) 第8場 (雷光と雷鳴が鳴り響き、夜の女王が登場し、女王はモノスタートスのみだらな行動を制止する。) (パミーナは母の姿を見て走り寄るが、女王は鋭い口調で王子が神殿の中にいるならば、もう二度と会うことはできないし、全てのものを奪ったあのザラストロに復讐する道は唯ひとつだけだと告げ、静かに短刀を取り出して、これでザラストロを殺せば、あの宮殿は再び私のものになるのだと言って、短刀をパミーナに投げ与える。) No.14 アリア 夜の女王 地獄の恨みはたぎり、 あぁ今こそ(別訳:この心に)、死と破滅の火は燃ゆ。 その手でザラストロを刺して、恨みをはらせ、 我が子なれば疾(と)く刺せ、 刺さずば我が子にあらず、我が子にあらず。 もはや我が子にあらず。 親子の絆、永遠(とわ)に断ち切り 再び会うまじ、永遠に会うまじ、 永遠に、永遠に、会うまじ、永遠に会うまじ、会うまじ、 永遠に会うまじ、 もし今ザラストロを刺さずば、 さ、さ(別訳:聞け、聞け)、神々よ、この誓いを。 (姿を消す) 第9場 (パミーナは短刀を握りしめ、自分がザラストロを殺すことなど、どうしてもできないと悲しむ。) 第10場 (そこへ又モノスタートスが現われ、パミーナに甘い言葉をささやき、いたずらをしようとする。) 第11場 (その時、神官を従えたザラストロが現われ、モノスタートスに退去を命じる。) 第12場 (恐ろしさにおののきながらパミーナは、ザラストロに詫びるが、ザラストロは、夜の女王への復讐をよく見ておくがいいと言う。) No,15 アリア ザラストロ この宮居には、 恨みはなし。 人を導くは、 ただ真心。 親しき友の手に、 導かれて行(ゆ)けば、 行(ゆ)く手は永遠(とこしえ)に、 幸い住むところ、 行(ゆ)く手は永遠(とこしえ)に、 幸い住むところ、 幸い住むところ。 この宮居には、 同胞(はらから)のみ、 裏切りもなくて、 気を許す。 この良き教えを、 守らざる者は、 神のみ恵みを 受けることもなし、 神のみ恵みを 受けることもなし、 受けることもなし。 (二人退場) 第13場 (神官に導かれながら王子とパパゲーノが登場し、神官たちは、二人に更に次の試練が待っているから、沈黙の一語を忘れずに進めと言い残して退場する。) 第14場 (残されたパパゲーノは、王子にもうこんな沈黙の試練なんかは沢山だと誓いを破ろうとするが、王子は断固として応じない。) 第15場 (一人取り残されたパパゲーノは、その場に座りこみ、一滴の水でもあればと嘆く。その時、マントに身を包んだ老婆が、おわんに水を入れてパパゲーノに近づいて来る。驚いたパパゲーノは、この老婆をからかい、老婆にいい男のいることを聞き出す。) パパゲーノ 一体その男の名前は? 老婆 パパゲーノ! (半信半疑のパパゲーノが、老婆の名前を聞こうとした瞬間、すさまじい雷光と雷鳴が辺り一面に鳴り響く。老婆は退場し、パパゲーノは、これがザラストロの仕業であることに気づいて、再び沈黙の試練を仕方なしに続けようとする。) 第16場 (三人の童子が現われる) 三人の童子 No.16 三重唱 このザラストロの国へ ようこそ、お二人! さぁこの笛と鈴、 お返しもしましょう。 この酒やご馳走、 どうぞ召上れ! 今度会うまでには 苦労も終わりましょう。 目当ては、間近い、 しばらくは、黙って。 ものを、言わずに。 (パパゲーノの大好物の酒と食べ物が現われ、童子たちは退場) 第17場 タミーノ、パパゲーノ パパゲーノ タミーノさん、さっそく頂戴しましょうや。 (王子はただ笛を吹くだけで、一語もしゃべらない) 第18場 パミーナ、前場の二人 (パミーナが現われ、王子への愛を打ち明けるが、今は沈黙の試練に耐えている王子は、パミーナを避ける。) No.17 アリア 悲しや、我が恋(別訳:愛)は 永遠(とわ)にかえらず、 永遠(とわ)にかえらず。 喜びの時も 今は空しく、 我が恋も今は空し。 あぁタミーノ、この嘆 きもただ君ゆえ、見ませ、 君ゆえの涙、この涙、 思い悩む我が心、 君ゆえに流る この熱き涙、 我が安らいはいずこに、 あぁ我が安らいは、 いずこに、いずこに。 (退場) 第19場 タミーノ、パパゲーノ (酒とご馳走を腹一杯食べたパパゲーノは、王子に、一体我々はこの先どうなるのか、と又しゃべり出す。) パパゲーノ 俺はライオンに食われちゃうよ。 (再びコードが鳴り響き、パパゲーノはその場から退散する。) 第20場 (神官と僧侶たちが立ち並ぶ) No.18 僧侶の合唱 合唱 おぉイジスとオジリス、栄(は)えあれ! 夜の闇さわやかに晴れ、 彼らが行く手輝く、 今こそ我らが友ぞ。 気高き心よ(別訳:何ものも恐れず)、 やがて光は来たらん、来たらん、来たらん。 第21場 タミーノ、前場の人々 (ザラストロは沈黙の試練に耐えて来た王子に、更にこれから二つの試練が待っていることを告げる。) (ザラストロの指図でパミーナが連れ出される。王子とパミーナは、共に手をたずさえようと走りよるが、神官にさえぎられる。) No.19 三重唱 ザラストロ、パミーナ、タミーノ パミーナ はや別れの時? ザラストロ しばしの別れぞ。 パミーナ 言い知れぬ気掛かり。 タミーノ 神は守り給わん。 パミーナ この胸はおののく。 ザラストロ、タミーノ 御(み)恵みを信ぜよ。 パミーナ もしその試みに 敗れ帰らぬ時 ザラストロ、タミーノ 如何なる時あるも、 ただ神を信ぜよ。 パミーナ この胸、かくばかり たち騒ぐに何故、 憂れうる様なく。 ザラストロ、タミーノ 神は我を守り、 導き給わん、 我を守り給わん。 ザラストロ 今ぞ行(ゆ)くべき時、 タミーノ、時は今! 疾く行(ゆ)け、疾く行け! タミーノ、パミーナ はや別れの時か、 タミーノ パミーナ、いざさらば、さらば! パミーナ タミーノ、時は今! タミーノ 別れは悲しけれど パミーナ、いざさらば。 タミーノ 今こそ! パミーナ 行(ゆ)かねば! ザラストロ 疾く行け! タミーノ 今こそ。 パミーナ 行かねば。 タミーノ パミーナ、さらば。 パミーナ タミーノ、さらば。 ザラストロ 誓いに、 従い、 急げ、急げ、今こそ、 出で立て! とく行(ゆ)け、帰るまで。 その日まで、その日まで。 タミーノ、パミーナ つつがなく、帰るまで。 さらば、さらば、さらば、さらば! (互いに遠ざかる) 第22場 パパゲーノ パパゲーノ (王子の後を追って登場) (上手に行っても神官の「退れ」という声がするし、下手に行っても「退れ」と言われる。) 第23場 (行場を失っている所に神官が姿を現わし、パパゲーノの今までの言動を鋭く責める。パパゲーノは、もう天上の歓びよりも、地上の歓びの方がずっとましだと捨て鉢になる。) (何時の間にか神官の姿は消え、その代りに大きな酒のかめが現われる。夢中で息もつかずに飲みほしたパパゲーノは、一杯機嫌で何かもう一つ足らないものがあるなあと考え出す。) No.20 アリア (魔法の鈴を廻し始める) パパゲーノ 可愛い娘 がパパゲーノに、 ありさえすれば、 それで幸せ! さぞや愉快なこと、 夜も昼も楽しい、 こりゃほんとに極楽、 ほかにゃ望みもない。 これがほんとに極楽、 夜も昼も楽しい、 ほかにゃ望みもない、 こりゃ極楽、こりゃ極楽。 可愛い娘 がパパゲーノに、 ありさえすれば、 それで幸せ! 誰かいい娘が、 ほれてはくれなかろうか! それが駄目ならば、 いっそ死んでしまいたい。 誰ぞいないものか、 それが駄目ならば、 死んだほうがましだ。 死んでしまいたい、死んでしまいたい。 可愛い娘 がパパゲーノに、 ありさえすれば、 それで幸せ! 誰もみんな駄目なら、 ほんに痩せる思い。 ちょいと抱いてくれりゃ、 すぐ元気になるに。 ちょいと抱いてくれりゃ、 すぐ元気になるに、 どんなに嬉しかろう、 ほんにそうなら、嬉しかろう。 第24場 (先程の老婆が再び現われる。娘子のいない淋しさから、パパゲーノは、この婆さんでもいないよりはましだろうといやいやながらも一緒になろうかと顔をそむけながら老婆の方に手を差し出す。) (その瞬間、その老婆は世にも美しい娘パパゲーナに早変りをする。腰も抜かさんばかりに喜んだパパゲーノは、パパゲーナと手を取り合おうとする。) 第25場 (その時神官が突然二人の間に現われ、パパゲーノはまだパパゲーナと一緒になる資格はないとパパゲーナを退ける。一人残ったパパゲーノは、泣き泣きパパゲーナの後を追って退場する。) 第26場 三人の童子 (登場) No.21 フィナーレ 三人の童子 間もなく夜が明ける、 朝日は昇り、 疑いの雲晴れ、 闇夜は終わる。 心も安らかに 御(み)恵みを喜ぶ。 楽園は今ここに 全ての命は 終りなく栄えよう。 第一の童子 ご覧、哀れなパミーナ! 第二と第三の童子 どれどこに? 第一の童子 悲しそう! 三人の童子 可哀想な、あの様子、 慰めてあげましょう。 可哀想なパミーナ、 王子様がいれば。 そこにパミーナが来た、 早くそばへ行って、 何をするか見ていよう。 (パミーナに近寄る) 第27場 (パミーナは手に短刀を持って嘆き沈んでいる) パミーナ (短剣に向かって) 我が胸、そなたの 冷たい刃(やいば)の。 三人の童子 (傍らで) 心も乱れて、 哀れなあの人。 パミーナ 我が身もこれまで、 いつかは、やがていつの日か。 三人の童子 (傍らで) あぁかの面(おもて)には 黒き死の影が。 (パミーナに) しばらく、お待ちを! パミーナ 止めないで、あたし にはとても出来ぬ、 母の言葉でも。 (短剣を示しながら) 今はこれまで。 三人の童子 それは許されぬ。 パミーナ この苦しみを 忍ぶより早く 母のもとへ、この刃(やい ば)が道しるべ。 三人の童子 待って、お聞きなさい。 パミーナ いぇ、手を離して、 あぁタミーノ、あなた のパミーナはもう これでお別れ。 (短刀を振り上げる) 三人の童子 (短刀を奪う) 可哀想な人、 あの方はいつも あの方はいつも あなただけを愛し。 パミーナ (正気に返る) え、それじゃあの方は 今でもあたしを お忘れもなく、 では何故、何も言わぬ? 三人の童子 今は言えませぬ。 やがてもうすぐに あの人に会える、 いつもあなたに 愛の誠を。 パミーナ 早く会わせて、 早く会わせて、 あの方に、会わせて、あの方に。 三人の童子 さぁ、行(ゆ)きましょう。 四人全員 二人はいつまでも、 その手を離さずに、 悪しきたくみ敗れ 神は守り給う、 守り給う。 いざや、共に。 (退場) 第28場 (幕が開くと舞台中央に切り立つ岩が立ち並び、二人の武士が槍を手にして立っている。いよいよ王子に課せられた最後の試練、つまり火と水の試練が待っている。やがて笛をたずさえた王子が登場。) 二人の武士 この道を行(ゆ)く者はすべて、 火と水の試しを受けよ。 これに耐え得たる者は皆、 神の国入るべし。 光の内に立ちて、 神の恵みを与えられん。 タミーノ 恐れず、ためらわず、 一筋に進めば、 行く手を遮る、 ものとてあるまじ。 パミーナ (内から) タミーノ、我も共に。 タミーノ あれはパミーナの声? 二人の武士 しかり、パミーナの声ぞ! タミーノ、二人の武士 はや、定めの時、 掟に従い、 我ら/彼らは許され、 永遠(とわ)に結ばれよう。 タミーノ ではいつあの人は? 二人の武士 待て今すぐこれへ。 タミーノ、二人の武士 嬉しや今こそ、 共に神の宮へ、 光は来たれり、 神の御光(みひかり)は。 (門が開き、タミーノとパミーナは抱き合う) パミーナ タミーノ、嬉しや! タミーノ パミーナ、嬉しや! タミーノ あれは恐ろしき 死の岩屋ぞ。 パミーナ あなたのお傍 なら何処へでも、 二人の愛が 道しるべに。 (パミーナはタミーノの手を取る) 如何なる苦しみも(別訳:嬉しや今こそ) 幸せの道よ、 不思議な笛、その 力に守られ、 その笛は亡き我が 父が深き谷間の 古き樫の木の 枝を切り、風と 稲妻のうちに 作りし魔法の笛。 四人 その笛の力は 暗闇をも照らす。 (二人は堅く寄りそい静かに試練の岩場へと進む。) タミーノ、パミーナ 我らの行く手には 恐ろしき炎。 激しき水の流れ、 されど我怖れず。 この笛の力は 我が道を守らん。 (一歩一歩奥へ進み、最後の試練を克服する。) タミーノ、パミーナ 我らの務めを みな成し遂げたり。 合唱 気高き若者らよ、 闇の力敗れ、 光は来たれり! い、ざ、今ぞ神々 の御(み)前に、す、す、め! 神の御前に進め、 神の御前に。 (全員退場) 第29場 パパゲーノ (笛を吹いて呼ぶ) パパゲーナ!パパゲーナ!パパゲーナ! おおい、早く、出て来い! ダメか!あぁなぜこんなに、 運が悪いんだろう。 お喋りが、過ぎた、これでは、 元の木阿弥だ、 これは情けない。 あの酒を飲んでから、 あの女を見てから、 この中で何か、 燃えてる、焼けてる。 パパゲーナ!かわいい! パパゲーナ!俺の女房! 俺は、生きてるの がイヤになってきて、 これでこの世に おさらばしよう。 (縄の真ん中を手に取る) こりゃ手頃な松だ、 こいつを首に巻きゃ、 この憂き世にも、 それでおさらば! どうせ生きていても、 ろくなことはない、 生きていたとて。 可愛い娘が、 惚れてくれまい。 いよいよ首吊り、 それとも誰かが、 止めてくれるか! 誰も、いないのか! 誰も、いないか! 返事は、ないのか! やれ、やれ、では! (あたりを見回す) 死なにゃならぬのか? パパゲーノ、お前も、 これで終わりだぞ。 (あたりを見回す) いや、も少し、だけ、 待ってみよ、さあ早く、 出て来いよ、1,2,3! (笛を吹く) 1! (あたりを見回す) (笛を吹く) 2! (あたりを見回す) (笛を吹く) 3! (あたりを見回す) 一人も、俺を、 止めてくれない! イヤな世の中、 これでおさらば! (首を吊ろうとする) 三人の童子 (現われる) 待て、待て、おぉパパゲーノ、お待ち。 一度しか、生きられぬ、 一度死ねばおしまい。 パパゲーノ 有難いが、止めるなら、 あの子に会わせてくれ、 止めるならあの子に、 止めるなら女房に。 三人の童子 その鈴を鳴らせば、 すぐ出て来るだろうよ。 パパゲーノ ほいこりゃ忘れていた、 何て俺はバカだった。 頼むぞ魔法の鈴! あの子に会わせて くれ、会わせてくれ。 リンリンリン鈴よ! 鈴よ鳴れ! かわいい女房に、 会えるように! 俺の女房に、 会えるまで。 リンリンリン鈴よ! 鈴よ鳴れ! かわいい女房に、 会えるまで。 かわいい女房に、 会えるまで。 三人の童子 ご覧よ、パパゲーノ! (童子たちは姿を消し、パパゲーナが現われる) 二重唱 パパゲーノ パ、パ、パ、パ、パ、パ、パパゲーナ! パパゲーナ パ、パ、パ、パ、パ、パ、パパゲーノ! 二人 パ、パ、パ、パ、パ、パ、パパゲーナ!/パパゲーノ! パパゲーノ 何処へも行(ゆ)くなよ。 パパゲーナ 何処へも行(ゆ)かない パパゲーノ 可愛い俺の女房! パパゲーナ 可愛いお前の女房! 二人 何処へも行かない、 何処へも行かない、 二人で暮せば、 可愛い子供が 次々にできよう、可愛い、子供が。 小さな可愛い子供がたくさんできよう。 パパゲーノ まず小さいパパゲーノ。 パパゲーナ まず小さな(別訳:まず可愛い)パパゲーナ。 パパゲーノ またもひとりパパゲーノ。 パパゲーナ またもひとりパパゲーナ。 二人 ほんとにこれはステキ、 その後(あと)(別訳:その次)も パ、パ、パ、パ、パ、パ、パパゲーノ、 パ、パ、パ、パ、パ、パ、パパゲーナ、 かわいいパパゲーナ/パパゲーノ、 あとからいくらでも、 いくらでも、 パ、パ、パ、パ、パ、パ、パパゲーノ、 パ、パ、パ、パ、パ、パ、パパゲーナ、 後から後から、 次々後から(別訳:次々たくさん)、 これは有難い、 ほんとに素晴らしい。 (手を取り合って退場) 第30場 (舞台は一転して夜の女王と三人の侍女、それに今は夜の女王のもとに走ったモノスタートスたちが現われ、ザラストロの宮殿に最後の復讐をなしとげようとしている。) モノスタートス 気をつけて静かに、 もうすぐそこだぞ。 夜の女王、三人の侍女 気をつけて静かに、 もうすぐそこだぞ。 モノスタートス 女王様、大丈夫、でしょうね、 あのお約束は。 夜の女王 確かに、あの娘は お前にあげるよ。 夜の女王 お前にあげるよ(別訳:みんなお前のもの)、 第一の侍女、第二の侍女 パミーナはお前のもの。 第三の侍女 確かにパミーナはお前のもの。 (雷光と雷鳴が鳴りわたる) モノスタートス あれは何だ、あの音は、 雷か水か。 夜の女王、侍女 あぁ、雷(いかずち)の如き 恐ろしいあの音。 モノスタートス 奴らはこの中に。 夜の女王、三人の侍女 ひとりも残さずに、 奴らを打ち殺せ、 我らの恨みを 晴らすは今宵ぞ。 モノスタートス ひとりも残さず、打ち殺せ、 我らの恨みを 晴らすは今宵ぞ。 モノスタートス、三人の侍女 我(われ)らが夜の女王、 燃えよ、恨みの火よ。 (雷光と雷鳴が一層はげしく女王たちに降り注ぐ) 夜の女王、三人の侍女、モノスタートス 我(わ)が力もこれまでか、 暗い地獄の奈落へ。 (地獄へ落ちて行く) ザラストロ 闇を破り光り輝く、 暗き力は敗れ去りぬ。 僧侶の合唱 闇に勝てる、 この二人に、幸いあれ、 栄(は)え、あれ、我が神々、 永遠(とわ)に栄えあれ。 闇の力、敗れ去り、 正しきもの報いられん。 我ら勝てり、 闇の力、敗れ去り、 正しきもの報いられん、 報いられん、報いられん。 ZWEITER AKTERSTER AUFTRITT Das Theater ist ein Palmwald; alle Bäume sind silberartig, die Blätter von Gold. 18 Sitze von Blättern; auf einem jeden Sitze steht eine Pyramide, und ein grosses schwarzes Horn mit Gold gefasst. In der Mitte ist die grösste Pyramide, auch die grössten Bäume. Sarastro nebst andern Priestern kommen in feyerlichen Schritten, jeder mit einem Palmzweige in der Hand. Ein Marsch mit blasenden Instrumenten begleitet den Zug. Nr. 9 - Marsch der Priester SARASTRO nach einer Pause Ihr, in dem Weisheitstempel eingeweihten Diener der grossen Göttin Osiris und Isis! - Mit reiner Seele erklär ich euch, dass unsre heutige Versammlung eine der wichtigsten unsrer Zeit ist. - Tamino, ein Königssohn, 20 Jahre seines Alters, wandelt an der nördlichen Pforte unsers Tempels, und seufzt mit tugendvollem Herzen nach einem Gegenstande, den wir alle mit Mühe und Fleiss erringen müssen. - Kurz, dieser Jüngling will seinen nächtlichen Schleyer von sich reissen, und ins Heiligthum des grössten Lichtes blicken. - Diesen Tugendhaften zu bewachen, ihm freundschaftlich die Hand zu bieten, sey heute eine unsrer wichtigsten Pflichten. ERSTER PRIESTER steht aufEr besitzt Tugend? SARASTRO Tugend! ZWEYTER PRIESTER Auch Verschwiegenheit? SARASTRO Verschwiegenheit! DRITTER PRIESTER Ist wohlthätig? SARASTRO Wohlthätig! - haltet ihr ihn für würdig, so folgt meinem Beyspiele.sie blasen drey Mahl in die HörnerGerührt über die Einigkeit eurer Herzen, dankt Sarastro euch im Namen der Menschheit. - Mag immer das Vorurtheil seinen Tadel über uns Eingeweihte auslassen! - Weisheit und Vernunft zerstückt es gleich dem Spinnengewebe. - Unsere Säulen erschüttern sie nie. Jedoch, das böse Vorurtheil soll schwinden; tugendhafte Mädchen haben die Götter dem holden Jünglinge bestimmt; dies ist der Grundstein, warum ich sie der stolzen Mutter entriss. - Das Weib dünkt sich gross zu seyn; hoft durch Blendwerk und Aberglauben das Volk zu berücken, und unsern festen Tempelbau zu zerstören. Allein, das soll sie nicht; Tamino, der holde Jüngling selbst, soll ihn mit uns befestigen, und als Eingeweihter der Tugend Lohn, dem Laster aber Strafe seyn. Der dreymahlige Accord in den Hörnern wird von allen wiederholt. SPRECHER steht auf Grosser Sarastro, deine weisheitsvollen Reden erkennen und bewundern wir; allein, wird Tamino auch die harten Prüfungen, so seiner warten, bekämpfen? - Verzeih, dass ich so frey bin, dir meinen Zweifel zu eröffnen! mich bangt es um den Jüngling. Wenn nun im Schmerz dahin gesunken sein Geist ihn verliesse, und er dem harten Kampfe unterläge. - Er ist Prinz! - SARASTRO Noch mehr - Er ist Mensch! SPRECHER Wenn er nun aber in seiner frühen Jugend leblos erblasste? SARASTRO Dann ist er Osiris und Isis gegeben, und wird der Götter Freuden früher fühlen, als wir.Der dreymahlige Accord wird wiederholtMan führe Tamino mit seinem Reisegefährten in Vorhof des Tempels ein.Zum Sprecher, der vor ihm niederknietUnd du, Freund! den die Götter durch uns zum Vertheidiger der Wahrheit bestimmten - vollziehe dein heiliges Amt, und lehre durch deine Weisheit beyde, was Pflicht der Menschheit sey, lehre sie die Macht der Götter erkennen. Sprecher geht mit einem Priester ab, alle Priester stellen sich mit ihren Palmzweigen zusammen. Nr. 10 - Arie mit Chor SARASTRO und CHOR O Isis und Osiris schenketDer Weisheit Geist dem neuen Paar!Die ihr der Wandrer Schritte lenket,Stärkt mit Geduld sie in Gefahr -stärkt mit Geduld sie in Gefahr -Lasst sie der Prüfung Früchts sehen.Doch sollten sie zu Grabe gehen,So lohnt der Tugend kühnen Lauf,Nehmt sie in euern Wohnsitz auf,nehmt sie in euern Wohnsitz auf. Sarastro geht voraus, dann alle ihm nach ab. ZWEYTER AUFTRITT Nacht, der Donner rollt von weitem. Das Theater verwandelt sich in einen kurzen Vorhof des Tempels, wo man Ruinen von eingefallenen Säulen und Pyramiden sieht, nebst einigen Dornbüschen. An beyden Seiten stehen practicable hohe altägyptische Thüren, welche mehr Seitengebäude vorstellen. Tamino und Papageno werden vom Sprecher und dem andern Priester hereingeführt; sie lösen ihnen die Säcke ab; die Priester gehen dann ab. TAMINO Eine schreckliche Nacht! - Papageno, bist du noch bey mir? PAPAGENO J, freylich! TAMINO Wo denkst du, dass wir uns nun befinden? PAPAGENO Wo? Ja wenns nicht finster wäre, wollt ich dirs schon sagen - aber so -DonnerschlagO weh! - TAMINO Was ists? PAPAGENO Mir wird nicht wohl bey der Sache! TAMINO Du hast Furcht, wie ich höre. PAPAGENO Furcht eben nicht, nur eiskalt läufts mir über den Rücken.Starker DonnerschlagO weh! TAMINO Was solls? PAPAGENO Ich glaube, ich bekomme ein kleines Fieber. TAMINO Pfui, Papageno! Sey ein Mann! PAPAGENO Ich wollt ich wär ein Mädchen!Ein sehr starker DonnerschlagO! O! O! Das ist mein letzter Augenblick.DRITTER AUFTRITT Sprecher und der andere Priester mit Fackeln. Vorige. SPRECHER Ihr Fremdlinge, was sucht oder fordert ihr von uns? Was treibt euch an, in unsre Mauern zu dringen? TAMINO Freundschaft und Liebe. SPRECHER Bist du bereit, es mit deinem Leben zu erkämpfen? TAMINO Ja! SPRECHER Auch wenn Tod dein Loos wäre? TAMINO Ja! SPRECHER Prinz, noch ists Zeit zu weichen - einen Schritt weiter, und es ist zu spät. - TAMINO Weisheitslehre sey mein Sieg; Pamina, das holde Mädchen mein Lohn. SPRECHER Du unterziehst jeder Prüfung dich? TAMINO Jeder! SPRECHER Reiche deine Hand mir!sie reichen sich die HändeSo! ZWEYTER PRIESTER Ehe du weiter sprichst, erlaube mir ein Paar Worte mit diesem Fremdlinge zu sprechen. - Willst auch du dir Weisheitsliebe erkämpfen? PAPAGENO Kämpfen ist meine Sache nicht. - Ich verlang auch im Grunde gar keine Weisheit. Ich bin so ein Natursmensch, der sich mit Schlaf, Speise und Trank begnügt; - und wenn es ja seyn könnte, dass ich mir einmahl ein schönes Weibchen fange. ZWEYTER PRIESTER Die wirst du nie erhalten, wenn du dich nicht unsern Prüfungen unterziehst. PAPAGENO Worinn besteht diese Prüfung? - ZWEYTER PRIESTER Dich allen unsern Gesetzen unterwerfen, selbst den Tod nicht scheuen. PAPAGENO Ich bleibe ledig! SPRECHER Aber wenn du dir ein tugendhaftes, schönes Mädchen erwerben könntest? PAPAGENO Ich bleibe ledig! ZWEYTER PRIESTER Wenn nun aber Sarastro dir ein Mädchen aufbewahrt hätte, das an Farbe und Kleidung dir ganz gleich wäre? - PAPAGENO Mir gleich! Ist sie jung? ZWEYTER PRIESTER Jung und schön! PAPAGENO Und heisst? ZWEYTER PRIESTER Papagena. PAPAGENO Wie? - Pa? ZWEYTER PRIESTER Papagena! PAPAGENO Papagena? - Die möcht ich aus blosser Neugierde sehen. ZWEYTER PRIESTER Sehen kannst du sie! - - PAPAGENO Aber wenn ich sie gesehen habe, hernach muss ich sterben?Zweyter Priester macht eine zweydeutige Pantomime. PAPAGENO Ja? - Ich bleibe ledig! ZWEYTER PRIESTER Sehen kannst du sie, aber bis zur verlaufenen Zeit kein Wort mit ihr sprechen; wird dein Geist so viel Standhaftigkeit besitzen, deine Zunge in Schranken zu halten? PAPAGENO O ja! ZWEYTER PRIESTER Deine Hand! du sollst sie sehen. SPRECHER Auch dir, Prinz, legen die Götter ein heilsames Stillschweigen auf; ohne diesem seyd ihr beyde verlohren. - Du wirst Pamina sehen - aber nie sie sprechen dürfen; diess ist der Anfang eurer Prüfungszeit. - Nr. 11 - Duett ZWEITE PRIESTER UND SPRECHER Bewahret euch vor Weibertücken Dies ist des Bundes erste Pflicht!Manch weiser Mann liess sich berücken,Er fehlte, er fehlte und versah sichs nicht.Verlassen sah er sich am Ende,Vergolten seine Treu mit Hohn!Vergebens rang er seine Hände,Tod und Verzweiflung war sein Lohn,Tod und Verzweiflung war sein Lohn. Beyde Priester ab. VIERTER AUFTRITT Tamino, Papageno. PAPAGENO He, Lichter her! Lichter her! - Das ist doch wunderlich, so oft einen die Herrn verlassen, so sieht man mit offenen Augen Nichts. TAMINO Ertrag es mit Geduld, und denke, es ist der Götter Wille.FÜNFTER AUFTRITTDie drey Damen, Vorige. Aus der Versenkung Nr. 12 - Quintett DIE DREY DAMEN Wie? Wie? Wie?Ihr an diesem Schreckensort?Nie, Nie, Nie!Kommt ihr wieder glücklich fort!Tamino, dir ist Tod geschworen.Du, Papageno! bist verlohren! PAPAGENO Nein! Nein! Nein! Das wär zu viel. TAMINO Papageno schweige still!Willst du dein Gelübde brechen,Nichts mit Weibern hier zu sprechen? PAPAGENO Ihr hört ja, wir sind beyde hin. TAMINO Stille sag ich! - Schweige still! PAPAGENO Immer still, und immer still, und immer still, und immer still! DIE DREY DAMEN Ganz nah ist euch die Königinn!Sie drang in Tempel heimlich ein. PAPAGENO Wie? Was? Sie soll im Tempel seyn? TAMINO Stille sag ich! - Schweige still! -Wirst du immer so vermessen,Deiner Eides - Pflicht vergessen? DIE DREY DAMEN Tamino, hör! du bist verlohren!Gedenke an die Königinn!Man zischelt viel sich in die OhrenVon dieser Priester falschem Sinn. TAMINO für sich Ein Weiser prüft und achtet nicht,Was der verworfne Pöbel spricht. DIE DREY DAMEN Man sagt, wer ihrem Bunde schwört,Der fährt zur Höll mit Haut und Haar,Der fährt zur Höll mit Haut und Haar. PAPAGENO Das wär beym Teufel, wär beym Teufel, wär beym Teufel, wär beym Teufel, unerhört!Sagt an Tamino, ist das wahr? TAMINO Geschwätz von Weibern nachgesagt,Von Heuchlern aber ausgedacht. PAPAGENO Doch sagt es auch die Königinn. TAMINO Sie ist ein Weib, hat Weibersinn,Sey still, mein Wort sey dir genug,Denk deiner Pflicht, und handle klug. DIE DREY DAMEN zu Tamino Warum bist du mit uns so spröde? Tamino deutet bescheiden, dass er nicht sprechen darf. DIE DREY DAMEN Auch Papageno schweigt. - so rede! PAPAGENO Ich möchte gerne - Woll - TAMINO Still! PAPAGENO heimlich Ihr seht, dass ich nicht soll - TAMINO Still! TAMINO UND PAPAGENO Dass ich / du nicht kann / kannst das Plaudern lassen,Ist wahrlich eine Schand für mich / dich. ALLE FÜNF Wir / Sie müssen sie / uns mit Schaam verlassen Es plaudert keiner sicherlich!Von festem Geiste ist ein Mann,Er denket, was er sprechen kann. Die Damen wollen gehen, die Eingeweihten schreyen von innen. PRIESTER Entweiht ist die heilige Schwelle,Hinab mit den Weibern zur Hölle! Ein schrecklicher Accord mit allen Instrumenten, Donner, Blitz und Schlag zugleich zwey starke Donner. Die Damen stürzen in die Versenkung. DIE DREY DAMEN O weh! O weh! O weh! PAPAGENO fällt vor Schrecken zu Boden; singt, da schon alle Musik stille ist O weh! O weh! O weh! Dann fängt der dreymahlige Accord an. SECHSTER AUFTRITT Tamino, Papageno, Sprecher, zweyter Priester mit Fackeln. SPRECHER Heil dir, Jüngling! dein standhaft männliches Betragen hat gesiegt. Zwar hast du noch manch rauhen und gefährlichen Weg zu wandern, den du aber durch Hülfe der Götter glücklich endigen wirst. - Wir wollen also mit reinem Herzen unsere Wanderschaft weiter fortsetzen. er giebt ihm den Sack um So! nun komm. ab ZWEYTER PRIESTER Was seh ich! Freund, siehe auf! wie ist dir? PAPAGENO Ich lieg in einer Ohnmacht! ZWEYTER PRIESTER Auf! Sammle dich und sey ein Mann! PAPAGENO sieht aufAber sagt mir nur meine lieben Herren, warum muss ich denn alle die Qualen und Schrecken empfinden? - Wenn mir ja die Götter eine Papagena bestimmten, warum denn mit so vielen Gefahren sie erringen? ZWEYTER PRIESTER Diese neugierige Frage mag deine Vernunft dir beantworten. Komm! meine Pflicht heischt dich weiter zu führen. er giebt ihm den Sack um PAPAGENO Bey so einer ewigen Wanderschaft möcht einem wohl die Liebe auf immer vergehen. ab SIEBENTER AUFTRITT Das Theater verwandelt sich in einen angenehmen Garten; Bäume, die nach Art eines Hufeisens gesetzt sind; in der Mitte siebt eine Laube von Blumen und Rosen, worin Pamina schläft. Der Mond beleuchtet ihr Gesicht. Ganz vorn steht eine Rasenbank, Monostatos kommt, setzt sich nach einer Pause. MONOSTATOS. Ha, da find ich ja die spröde Schöne! - Und um so einer geringen Pflanze wegen wollte man meine Fusssohlen behämmern? - Also bloss dem heutigen Tage hab ichs zu verdanken, dass ich noch mit heiler Haut auf die Erde trete. - Hm! - Was war denn eigentlich mein Verbrechen? - dass ich mich in eine Blume vergaffte, die auf fremden Boden versetzt war? - Und welcher Mensch, wenn er auch von gelinderm Himmelstrich daher wanderte, würde bey so einem Anblick kalt und unempfindlich bleiben? - Bey allen Sternen! das Mädchen wird noch um meinen Verstand mich bringen. - Das Feuer, das in mir glimmt, wird mich noch verzehren. er sieht sich allenthalben um Wenn ich wüsste - dass ich so ganz allein, und unbelauscht wäre - ich wagte es noch einmal. er macht sich Wind mit beyden Händen Es ist doch eine verdammte närrische Sache um die Liebe! - Ein Küsschen, dächte ich, liesse sich entschuldigen. - Nr. 13 - Arie MONOSTATOS Alles fühlt der Liebe Freuden,Schnäbelt, tändelt, herzet, küsst;Und ich soll die Liebe meiden,Weil ein Schwarzer hässlich ist,weil ein Schwarzer hässlich ist,Ist mir denn kein Herz gegeben?Bin ich nicht von Fleisch und Blut,bin ich nicht von Fleisch und Blut.Immer ohne Weibchen leben,Wäre wahrlich Höllenglut,wäre wahrlich Höllenglut,wäre wahrlich Höllenglut.Drum so will ich, weil ich lebe,Schnäbeln, küssen, zärtlich seyn! -Lieber, guter Mond - vergebeEine Weisse nahm mich ein! -eine Weisse nahm mich ein! -Weiss ist schön! - ich muss sie küssen;Mond! verstecke dich dazu! -Mond! verstecke dich dazu! -Sollt es dich zu seh n verdriessen,O so mach die Augen zu,O so mach die Augen zu,O so mach die Augen zu. Er schleicht langsam und leise hin. ACHTER AUFTRITT Die Königinn kommt unter Donner aus der mittlern Versenkung, und so, dass sie gerade vor Pamina zu stehen kommt. KÖNIGINN Zurücke! PAMINA erwachtIhr Götter! MONOSTATOS prallt zurückO weh! - das ist - wo ich nicht irre, die Göttin der Nacht.steht ganz still PAMINA Mutter! Mutter! meine Mutter!sie fällt ihr in die Arme MONOSTATOS Mutter? hm! das muss man von weitem belauschen.schleicht ab KÖNIGINN Verdank es der Gewalt, mit der man dich mir entriss, dass ich noch deine Mutter mich nenne. - Wo ist der Jüngling, den ich an dich sandte? PAMINA Ach Mutter, der ist der Welt und den Menschen auf ewig entzogen. - Er hat sich den Eingeweihten gewidmet. KÖNIGINN Den Eingeweihten? - Unglückliche Tochter, nun bist du auf ewig mir entrissen. - PAMINA Entrissen? - O fliehen wir liebe Mutter! unter deinem Schutz trotz ich jeder Gefahr. KÖNIGINN Schutz? Liebes Kind, deine Mutter kann dich nicht mehr schützen. - Mit deines Vaters Tod gieng meine Macht zu Grabe. PAMINA Mein Vater - KÖNIGINN Übergab freywillig den siebenfachen Sonnenkreis den Eingeweihten; diesen mächtigen Sonnenkreis trägt Sarastro auf seiner Brust. - Als ich ihn darüber beredete, so sprach er mit gefalteter Stirne Weib! meine letzte Stunde ist da - alle Schätze, so ich allein besass, sind dein und deiner Tochter. - Der alles verzehrende Sonnenkreis, fiel ich hastig ihm in die Rede, - ist den Geweihten bestimmt, antwortete er - Sarastro wird ihn so männlich verwalten, wie ich bisher. - Und nun kein Wort weiter; forsche nicht nach Wesen, die dem weiblichen Geiste unbegreiflich sind. - Deine Pflicht ist, dich und deine Tochter, der Führung weiser Männer zu überlassen. PAMINA Liebe Mutter, nach allem dem zu schliessen, ist wohl auch der Jüngling auf immer für mich verloren. KÖNIGINN Verloren, wenn du nicht, eh die Sonne die Erde färbt, ihn durch diese unterirdische Gewölber zu fliehen beredest. - Der erste Schimmer des Tages entscheidet, ob er ganz Dir oder den Eingeweihten gegeben sey. PAMINA Liebe Mutter, dürft ich den Jüngling als Eingeweihten denn nicht auch eben so zärtlich lieben, wie ich ihn jetzt liebe? - Mein Vater selbst war ja mit diesen weisen Männern verbunden; er sprach jederzeit mit Entzücken von ihnen, preisste ihre Güte - ihren Verstand - ihre Tugend. - Sarastro ist nicht weniger tugendhaft. - KÖNIGINN Was hör ich! - Du meine Tochter könntest die schändlichen Gründe dieser Barbaren vertheidigen? - So einen Mann lieben, der mit meinem Todfeinde verbunden, mit jedem Augenblick mir meinen Sturz bereiten würde? - Siehst du hier diesen Stahl? - Er ist für Sarastro geschliffen. - Du wirst ihn tödten, und den mächtigen Sonnenkreis mir überliefern. PAMINA Aber liebste Mutter! - KÖNIGINN Kein Wort!Nr. 14 - Arie KÖNIGIN DER NACHT Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen,Tod und Verzweiflung, Tod und Verzweiflung flammet um mich her!Fühlt nicht durch dich Sarastro Todesschmerzen, Sarastro Todesschmerzen,So bist du meine Tochter nimmermehr.So bist du mein meine Tochter nimmermeh, meine Tochter nimmermehrr.So bist du meine Tochter nimmermehr.Verstossen sey auf ewig und verlassen sey auf ewig,Zertrümmert sei n auf ewig, alle Bande der Natur,Verstossen, verlassen, und zertrümmert alle Bande der Natur, alle Bande,alle Bande der Natur,Wenn nicht durch dich Sarastro wird erblassen!Hört, hört, hört Rache, - Götter! - Hört der Mutter Schwur. Sie versinkt. NEUNTER AUFTRITT Pamina mit dem Dolch in der Hand. PAMINA Morden soll ich? - Götter! das kann ich nicht. - Das kann ich nicht!steht in GedankenZEHNTER AUFTRITT Vorige, Monostatos. MONOSTATOS kommt schnell, heimlich, und sehr freudigSarastros Sonnenkreis hat also auch seine Wirkung? - Und diesen zu erhalten, soll das schöne Mädchen ihn morden? - Das ist Salz in meine Suppe! PAMINA Aber schwur sie nicht bey allen Göttern, mich zu verstossen, wenn ich den Dolch nicht gegen Sarastro kehre? - Götter! - Was soll ich nun? MONOSTATOS Dich mir anvertrauen!nimmt ihr den Dolch PAMINA erschrickt und schreytHa! MONOSTATOS Warum zitterst du? vor meiner schwarzen Farbe, oder vor dem ausgedachten Mord? PAMINA schüchternDu weisst also? - MONOSTATOS Alles. - Ich weiss sogar, dass nicht nur dein, sondern auch deiner Mutter Leben in meiner Hand steht. - Ein einziges Wort sprech ich zu Sarastro, und deine Mutter wird in diesem Gewölbe in eben dem Wasser, das die Eingeweihten reinigen soll, wie man sagt, ersäufft. - Aus diesem Gewölbe kommt sie nun sicher nicht mehr mit heiler Haut, wenn ich es will. - Du hast also nur einen Weg, dich und deine Mutter zu retten. PAMINA Der wäre? MONOSTATOS Mich zu lieben. PAMINA zitternd für sichGötter! MONOSTATOS freudigDas junge Bäumchen jagt der Sturm auf meine Seite. - Nun Mädchen! - Ja, oder nein! PAMINA entschlossenNein! MONOSTATOS voll ZornNein? und warum? weil ich die Farbe eines schwarzen Gespensts trage? - Nicht? - Ha so stirb! er ergreift sie bey der Hand PAMINA Monostatos, sieh mich hier auf meinen Knien - schone meiner! MONOSTATOS Liebe oder Tod! - Sprich! dein Leben steht auf der Spitze. PAMINA Mein Herz hab ich dem Jüngling geopfert. MONOSTATO Was kümmert mich dein Opfer. - Sprich! - PAMINA entschlossenNie! ELFTER AUFTRITT Vorige, Sarastro. MONOSTATOS So fahr denn hin! Sarastro hält ihn schnell ab Herr, mein Unternehmen ist nicht strafbar; man hat deinen Tod geschworen, darum wollt ich dich rächen. SARASTRO Ich weis nur allzuviel. - Weiss, dass deine Seele eben so schwarz als dein Gesicht ist. - Auch würde ich dies schwarze Unternehmen mit höchster Strenge an dir bestrafen, wenn nicht ein böses Weib, das zwar eine sehr gute Tochter hat, den Dolch dazu geschmiedet hätte. - Verdank es der bösen Handlung des Weibes, dass du ungestraft davon ziehst. - Geh! - MONOSTATOS im Abgehen Jetzt such ich die Mutter auf, weil die Tochter mir nicht beschieden ist. ab ZWÖLFTER AUFTRITT Vorige, ohne Monostatos. PAMINA Herr, strafe meine Mutter nicht, der Schmerz über meine Abwesenheit. SARASTRO Ich weis alles. - Weis, dass sie in unterirdischen Gemächern des Tempels herumirrt, und Rache über mich und die Menschheit kocht; - Allein, du sollst sehen, wie ich mich an deiner Mutter räche. - Der Himmel schenke nur dem holdem Jüngling Muth und Standhaftigkeit in seinem frommen Vorsatz, denn bist du mit ihm glücklich, und deine Mutter soll beschämt nach ihrer Burg zurücke kehren. Nr. 15 - Arie SARASTRO In diesen heil gen Hallen,Kennt man die Rache nicht. -Und ist ein Mensch gefallen;Führt Liebe ihn zur Pflicht.Dann wandelt er an Freundeshand,Vergnügt und froh ins bess re Land,dann wandelt er an Freundeshand,vergnügt und froh ins bess re Land,dann wandelt er an Freundeshand,vergnügt und froh ins bess re Land,ins bess re, bess re Land.In diesen heiligen MauernWo Mensch den Menschen liebt,Kann kein Verräther lauern,Weil man dem Feind vergiebt.Wen solche Lehren nicht erfreu n,Verdienet nicht ein Mensch zu seyn,wen solche Lehren nicht erfreu n,verdienet nicht ein Mensch zu seyn,wen solche Lehren nicht erfreu n,verdienet nicht ein Mensch zu seyn,ein Mensch, ein Mensch zu seyn. Gehen beyde ab. DREYZEHNTER AUFTRITT Das Theater verwandelt sich in eine Halle, wo das Flugwerk gehen kann. Das Flugwerk ist mit Rosen und Blumen umgeben, wo sich sodann eine Thüre öfnet. Tamino und Papageno werden ohne Säcke, von den zwey Priestern herein geführt. Ganz vorne sind zwey Rasenbänke. SPRECHER Hier seyd ihr euch beyde allein überlassen. - Sobald die röchelnde Posaune tönt, dann nehmt ihr euren Weg dahin. - Prinz, lebt wohl! Wir sehen uns, eh ihr ganz am Ziele seyd. - Noch einmal, vergesst das Wort nicht Schweigen. ab ZWEYTER PRIESTER Papageno, wer an diesem Ort sein Stillschweigen bricht, den strafen die Götter durch Donner und Blitz. Leb wohl! ab VIERZEHNTER AUFTRITT Tamino, Papageno.Tamino setzt sich auf eine Rasenbank. PAPAGENO nach einer PauseTamino! TAMINO verweisend St! PAPAGENO Das ist ein lustiges Leben! - Wär ich lieber in meiner Strohhütte, oder im Walde, so hört ich doch manchmahl einen Vogel pfeifen. TAMINO verweisend St! PAPAGENO Mit mir selbst werd ich wohl sprechen dürfen; und auch wir zwey können zusammen sprechen, wir sind ja Männer. TAMINO verweisend St! PAPAGENO singt La la la - la la la! - Nicht einmal einen Tropfen Wasser bekommt man bey diesen Leuten; viel weniger sonst was. FÜNFZEHNTER AUFTRITT Ein altes hässliches Weib kommt aus der Versenkung, hält auf einer Tasse einen grossen Becher mit Wasser. PAPAGENO sieht sie lang anIst das für mich? WEIB Ja, mein Engel! PAPAGENO sieht sie wieder an, trinktNicht mehr und nicht weniger als Wasser. - Sag du mir, du unbekannte Schöne! werden alle fremde Gäste auf diese Art bewirthet? WEIB Freylich mein Engel! PAPAGENO So, so! - Auf die Art werden die Fremden auch nicht gar zu häufig kommen. - WEIB Sehr wenig. PAPAGENO Kann mirs denken. - Geh Alte, setze dich her zu mir, mir ist die Zeit verdammt lange. - Sag du mir, wie alt bist du denn? WEIB Wie alt? PAPAGENO Ja! WEIB 18 Jahr, und 2 Minuten. PAPAGENO 18 Jahr, und 2 Minuten? WEIB Ja! PAPAGENO Ha ha ha! - Ey du junger Engel! Hast du auch einen Geliebten? WEIB J freylich! PAPAGENO Ist er auch so jung wie du? WEIB Nicht gar, er ist um 10 Jahre älter. - PAPAGENO Um 10 Jahr ist er älter als du? - Das muss eine Liebe seyn! - Wie nennt sich denn dein Liebhaber? WEIB Papageno! PAPAGENO erschrickt, PausePapageno? - Wo ist er denn dieser Papageno? WEIB Da sitzt er mein Engel! PAPAGENO Ich wär dein Geliebter? WEIB Ja mein Engel! PAPAGENO nimmt schnell das Wasser, und spritzt sie ins Gesicht Sag du mir, wie heisst du denn? WEIB Ich heisse -starker Donner, die Alte hinkt schnell ab PAPAGENO O weh!Tamino steht auf, droht ihm mit dem Finger. PAPAGENO Nun sprech ich kein Wort mehr! SECHZEHNTER AUFTRITT Die drey Knaben kommen in einem mit Rosen bedeckten Flugwerk. In der Mitte steht ein schöner gedeckter Tisch. Der eine hat die Flöte, der andere das Kästchen mit Glöckchen. DIE DREY KNABEN Nr. 16 - TerzettSeyd uns zum zweytenmal willkommenIhr Männer in Sarastros Reich!Er schickt, was man euch abgenommen,Die Flöte und die Glöckchen euch.Wollt ihr die Speisen nicht verschmähen,So esset, trinket froh davon!Wenn wir zum drittenmal uns sehen,Ist Freude eures Muthes Lohn!Tamino Muth! Nah ist das Ziel,Du Papageno, schweige still,Still, still, schweige still. Unter dem Terzett setzen sie den Tisch in die Mitte, und fliegen auf. SIEBZEHNTER AUFTRITT Tamino, Papageno. PAPAGENO Tamino, wollen wir nicht speisen? - - Tamino bläst auf seiner Flöte. PAPAGENO Blase du nur fort auf deiner Flöte, ich will meine Brocken blasen. - Herr Sarastro führt eine gute Küche. - Auf die Art, ja da will ich schon schweigen, wenn ich immer solche gute Bissen bekomme.er trinktNun will ich sehen, ob auch der Keller so gut bestellt ist. - Ha! - Das ist Götterwein! - die Flöte schweigt ACHTZEHNTER AUFTRITT Pamina, Vorige. PAMINA freudig Du hier? - Gütige Götter! Dank euch, dass ihr mich diesen Weg führtet. - Ich hörte deine Flöte - und so lief ich pfeilschnell dem Tone nach. - Aber du bist traurig? - Sprichst nicht eine Silbe mit deiner Pamina? TAMINO seufzt Ah!winkt ihr fortzugehen. PAMINA Wie? ich soll dich meiden? liebst du mich nicht mehr? TAMINO seufzt Ah! winkt wieder fort PAMINA Ich soll fliehen, ohne zu wissen, warum. - Tamino, holder Jüngling! hab ich dich beleidigt? - O kränke mein Herz nicht noch mehr. - Bey dir such ich Trost - Hülfe - und du kannst mein liebevolles Herz noch mehr kränken? - Liebst du mich nicht mehr? Tamino seufzt PAMINA Papageno, sage du mir, sag, was ist meinem Freund?Papageno hat einen Brocken in dem Mund, hält mit beyden Händen die Speisen zu, winkt fortzugehen. PAMINA Wie? auch du? - Erkläre mir wenigstens die Ursache eures Stillschweigens. - - PAPAGENO St! er deutet ihr fortzugehen. PAMINA O das ist mehr als Kränkung - mehr als Tod!PauseLiebster, einziger Tamino! -Nr. 17 - ArieAch ich fühls, es ist verschwunden -Ewig hin mein ganzes Glück,Ewig hin der Liebe Glück!Nimmer kommt ihr, Wonnestunden,Meinem Herzen mehr zurück,Meinem Herzen, meinem Herzen mehr zurück.Sieh Tamino, diese ThränenFliessen Trauter, dir allein, dir allein.Fühlst du nicht der Liebe Sehnen, der Liebe Sehnen,So wird Ruh, so wird Ruh im Tode seyn.Fühlst du nicht der Liebe Sehnen,Fühlst du nicht der Liebe Sehnen,So wird Ruh, so wird Ruh im Tode seyn,So wird Ruh im Tode seyn.Im Tode seyn, im Tode seyn. ab NEUNZEHNTER AUFTRITT Tamino, Papageno. PAPAGENO isst hastig Nicht wahr Tamino, ich kann auch schweigen, wenns seyn muss. - Ja, bey so einem Unternehmen da bin ich Mann. er trinkt Der Herr Koch, und der Herr Kellermeister sollen leben. - Dreymaliger PosaunentonTamino winkt Papageno, dass er gehen soll. PAPAGENO Gehe du nur voraus, ich komm schon nach. Tamino will ihn mit Gewalt fortführen. PAPAGENO Der Stärkere bleibt da! Tamino droht ihm, und geht rechts ab; ist aber links gekommen. PAPAGENO Jetzt will ich mirs erst recht wohl seyn lassen. - Da ich in meinem besten Appetit bin, soll ich gehen. - Das lass ich wohl bleiben. - Ich gieng jetzt nicht fort, und wenn Herr Sarastro seine sechs Löwen an mich spannte. die Löwen kommen heraus, er erschrickt O Barmherzigkeit, ihr gütigen Götter! - Tamino, rette mich! die Herrn Löwen machen eine Mahlzeit aus mir. Tamino bläst sein Flöte, kommt schnell zurück; die Löwen gehen hinein.Tamino winkt ihm. PAPAGENO Ich gehe schon! heiss du mich einen Schelmen, wenn ich dir nicht in allem folge. dreymaliger Posaunenton Das geht uns an. - Wir kommen schon. - Aber hör einmal, Tamino, was wird denn noch alles mit uns werden? Tamino deutet gen Himmel. PAPAGENO Die Götter soll ich fragen? Tamino deutet ja. PAPAGENO Ja, die könnten uns freylich mehr sagen, als wir wissen! dreymaliger PosaunentonTamino reisst ihn min Gewalt fort. PAPAGENO Eile nur nicht so, wir kommen noch immer zeitlich genug, um uns braten zu lassen. ab ZWANZIGSTER AUFTRITT Das Theater verwandelt sich in das Gewölbe von Pyramiden. Sprecher und einige Priester. Zwey Priester tragen eine beleuchtete Pyramide auf den Schultern; jeder Priester hat eine transparente Pyramide in der Grösse einer Laterne in der Hand. Nr. 18 - Chor der Priester CHOR O Isis und Osiris, welche Wonne!Die düstre Nacht verscheucht der Glanz der Sonne.Bald fühlt der edle Jüngling neues Leben;Bald ist er unserm Dienste ganz gegeben.Sein Geist ist kühn, sein Herz ist rein,Bald, bald, bald wird er unser würdig seyn, würdig seyn, würdig seyn. EINUNDZWANZIGSTER AUFTRITT Tamino, der hereingeführt wird. Vorige. SARASTRO Prinz, dein Betragen war bis hieher männlich und gelassen; nun hast du noch zwey gefährliche Wege zu wandern. - Schlägt dein Herz noch eben so warm für Pamina - und wünschest du einst als ein weiser Fürst zu regieren, so mögen die Götter dich ferner begleiten. - - Deine Hand - Man bringe Paminen! Eine Stille herrscht bey allen Priestern, Pamina wird mit eben diesem Sack, welcher die Eingeweihten bedeckt, hereingeführt, Sarastro löst die Bande am Sacke auf. PAMINA Wo bin ich? - Welch eine fürchterliche Stille! - Saget, wo ist mein Jüngling? - SARASTRO Er wartet deiner, um dir das letzte Lebewohl zu sagen. PAMINA Das letzte Lebewohl! - wo ist er? - Führe mich zu ihm! - SARASTRO Hier! - PAMINA Tamino! TAMINO Zurück! Nr. 19 - Terzett Sarastro, Pamina, Tamino. PAMINA Soll ich dich, Theurer! nicht mehr seh n? SARASTRO Ihr werdet froh euch wieder seh n! - PAMINA Dein warten tödtliche Gefahren! - TAMINO Die Götter mögen mich bewahren! - PAMINA Dein warten tödtliche Gefahren! - SARASTRO UND TAMINO Die Götter mögen ihn / mich bewahren! - PAMINA Du wirst dem Tode nicht entgehen;Mir flüstert Ahndung dieses ein! - SARASTRO UND TAMINO Der Götter Wille mag geschehen;Ihr Wink soll ihm / mir Gesetze seyn! - PAMINA O liebtest du, wie ich dich liebe,Du würdest nicht so ruhig seyn,Du würdest nicht so ruhig seyn! - SARASTRO UND TAMINO Glaub mir, er fühlet / ich fühle gleiche Triebe,Wird / Werd ewig dein Getreuer seyn,Wird / Werd ewig dein Getreuer seyn! SARASTRO Die Stunde schlägt, nun müsst ihr scheiden;Tamino muss nun wieder fort!nun wieder fort, nun muss er fort! TAMINO UND PAMINA Wie bitter sind der Trennung Leiden!Pamina, ich muss wirklich fort, wirklich fort!Tamino muss nun wirklich fort!Wie bitter sind der Trennung Leiden!Pamina, ich muss wirklich fort! TAMINO Nun muss ich fort! PAMINA So musst du fort! - SARASTRO Nun muss er fort! TAMINO Nun muss ich fort! PAMINA So musst du fort! - TAMINO Pamina, lebe wohl! PAMINA Tamino, lebe wohl! SARASTRO Nun eile fort!Dich ruft dein Wort.Nun eile, nun eile, nun eile fort!Dich ruft dein Wort.Die Stunde schlägt; wir seh n uns wieder! -wir seh n uns wieder! wir seh n uns wieder! TAMINO UND PAMINA Ach, goldne Ruhe, kehre wieder!Kehre, kehre wieder! Lebe wohl! Lebe wohl! entfernen sich ZWEIUNDZWANZIGSTER AUFTRITT Papageno. PAPAGENO von aussen Tamino! Tamino! willst du mich denn gänzlich verlassen?er sucht hereinWenn, ich nur wenigstens wüsste, wo ich wäre - Tamino! - Tamino! - So lang ich lebe, bleib ich nicht mehr von dir - - nur diessmal verlass mich armen Reisgefährten nicht! er kommt an die Thüre, wo Tamino abgeführt worden ist. EINE STIMME ruft Zurück! Dann ein Donnerschlag, das Feuer schlägt zur Thüre heraus; starker Accord. PAPAGENO Barmherzige Götter! - Wo wend ich mich hin? - Wenn ich nur wüsste, wo ich herein kam. Er kommt an die Thüre, wo er herein kam. DIE STIMME Zurück! Donner, Feuer, und Accord wie oben. PAPAGENO Nun kann ich weder zurück, noch vorwärts! weint Muss vieleicht am Ende gar verhungern. - Schon recht! - Warum bin ich mitgereist. DREYUNDZWANZIGSTER AUFTRITT Sprecher mit seiner Pyramide. Vorige. SPRECHER Mensch! du hättest verdient, auf immer in finstern Klüften der Erde zu wandern; - die gütigen Götter aber entlassen der Strafe dich. - Dafür aber wirst du das himmlische Vergnügen der Eingeweihten nie fühlen. PAPAGENO Je nun, es giebt ja noch mehr Leute meines Gleichen. - Mir wäre jetzt ein gut Glas Wein das grösste Vergnügen. SPRECHER Sonst hast du keinen Wunsch in dieser Welt? PAPAGENO Bis jetzt nicht. SPRECHER Man wird dich damit bedienen!abSogleich kommt ein grosser Becher, mit rothem Wein angefüllt, aus der Erde. PAPAGENO Juchhe! da ist er ja schon!trinktHerrlich! - Himmlisch! - Göttlich! - Ha! ich bin jetzt so vergnügt, dass ich bis zur Sonne fliegen wollte, wenn ich Flügel hätte. - Ha! - mir wird ganz wunderlich ums Herz. - Ich möchte - ich wünschte - ja was denn?Nr. 20 - Arie er schlägt dazu das Glockenspiel PAPAGENO Ein Mädchen oder WeibchenWünscht Papageno sich!O so ein sanftes TäubchenWär Seligkeit für mich! -Dann schmeckte mir Trinken und Essen;Dann könnt ich mit Fürsten mich messen,Des Lebens als Weiser mich freu n,Und wie im Elysium seyn.Dann könnt ich mit Fürsten mich messen,Des Lebens als Weiser mich freu n,Und wie im Elysium seyn,im Elysium seyn, im Elysium seyn.Ein Mädchen oder WeibchenWünscht Papageno sich!O so ein sanftes TäubchenWar Seeligkeit für mich! -Ach kann ich denn keiner von allenDen reitzenden Mädchen gefallen?Helf eine mir nur aus der Noth,Sonst gräm ich mich wahrlich zu Tod .Ach kann ich denn keiner gefallen?Helf eine mir nur aus der Noth,Sonst gräm ich mich wahrlich zu Tod ,mich wahrlich zu Tod, mich wahrlich zu Tod .Ein Mädchen oder Weibchen,Wünscht Papageno sich!O so ein sanftes TäubchenWär Seligkeit für mich.Wird keine mir Liebe gewähren,So muss mich die Flamme verzehren!Doch küsst mich ein weiblicher Mund,So bin ich schon wieder gesund.Doch küsst mich ein weiblicher Mund,Doch küsst mich ein weiblicher Mund,So bin ich schon wieder gesund,schon wieder gesund, schon wieder gesund.VIERUNDZWANZIGSTER AUFTRITT Die Alte tanzend, und auf ihren Stock dabey sich stützend. Vorige. WEIB Da bin ich schon, mein Engel! PAPAGENO Du hast dich meiner erbarmt? WEIB Ja, mein Engel! PAPAGENO Das ist ein Glück! WEIB Und wenn du mir versprichst, mir ewig treu zu bleiben, dann sollst du sehen, wie zärtlich dein Weibchen dich lieben wird. PAPAGENO Ey du zärtliches Närrchen! WEIB O wie will ich dich umarmen, dich liebkosen, dich an mein Herz drücken! PAPAGENO Auch ans Herz drücken? WEIB Komm, reiche mir zum Pfand unsers Bundes deine Hand. PAPAGENO Nur nicht so hastig, lieber Engel! - So ein Bündniss braucht doch auch seine Überlegung. WEIB Papageno, ich rathe dir, zaudre nicht. - Deine Hand, oder du bist auf immer hier eingekerkert. PAPAGENO Eingekerkert? WEIB Wasser und Brod wird deine tägliche Kost seyn. - Ohne Freund, ohne Freundinn musst du leben, und der Welt auf immer entsagen. - PAPAGENO Wasser trinken? - Der Welt entsagen? - Nein, da will ich doch lieber eine Alte nehmen, als gar keine. - Nun, da hast du meine Hand, mit der Versicherung, dass ich dir immer getreu bleibe für sich so lang ich keine schönere sehe. WEIB Das schwörst du? PAPAGENO Ja, das schwör ich! Weib verwandelt sich in ein junges Weib, welche eben so gekleidet ist, wie Papageno. PAPAGENO Pa - Pa - Papagena! er will sie umarmen FÜNFUNDZWANZIGSTER AUFTRITT Sprecher nimmt sie hastig bey der Hand. Vorige. SPRECHER Fort mit dir, junges Weib! er ist deiner noch nicht würdig.er schleppt sie hinein, Papageno will nachZurück, sag ich! oder zittre. PAPAGENO Eh ich mich zurück ziehe, soll die Erde mich verschlingen. er sinkt hinab O ihr Götter! SECHSUNDZWANZIGSTER AUFTRITT Das Theater verwandelt sich in einen kurzen Garten. DIE DREY KNABEN fahren herunter Nr. 21 - Finale DIE DREY KNABEN Bald prangt, den Morgen zu verkünden,Die Sonn auf goldner Bahn, -Bald soll der finstre Irrwahn schwinden,Bald siegt der weise Mann. -O holde Ruhe, steig hernieder;Kehr in der Menschen Herzen wieder;Dann ist die Erd ein Himmelreich,Und Sterbliche den Göttern gleich,Und Sterbliche den Göttern gleich. - ERSTER KNABE Doch seht, Verzweiflung quält Paminen! ZWEYTER UND DRITTER KNABE Wo ist sie denn? ERSTER KNABE Sie ist von Sinnen! DIE DREY KNABEN Sie quält verschmähter Liebe Leiden.Lasst uns der Armen Trost bereiten!Fürwahr, ihr Schicksal geht mir nah!O wäre nur ihr Jüngling da! -Sie kommt, lasst uns beyseite geh n,Damit wir, was sie mache, seh n,Damit wir, was sie mache, seh n. gehen beyseite SIEBUNDZWANZIGSTER AUFTRITT Pamina halb wahnwitzig mit einem Dolch in der Hand. Vorige. PAMINA zum Dolch Du also bist mein Bräutigam?Durch dich vollend ich meinen Gram. - DIE DREY KNABEN beyseite Welch dunkle Worte sprach sie da?Die Arme ist dem Wahnsinn nah. PAMINA Geduld, mein Trauter! ich bin dein;Bald werden wir, bald werden wir vermählet seyn. DIE DREY KNABEN beyseite Wahnsinn tobt ihr im Gehirne;Selbstmord steht auf ihrer Stirne. zu Paminen Holdes Mädchen, sieh uns an! PAMINA Sterben will ich, weil der MannDen ich nimmermehr kann hassen,Seine Traute kann verlassen. auf den Dolch zeigend Dies gab meine Mutter mir. DIE DREY KNABEN Selbstmord strafet Gott an dir. PAMINA Lieber durch dies Eisen sterben,Als durch Liebesgram verderben.Mutter, Mutter, durch dich leide ich,Und dein Fluch verfolget mich. DIE DREY KNABEN Mädchen, willst du mit uns gehen? PAMINA Ha, des Jammers Maas ist voll!Falscher Jüngling, lebe wohl!Sieh, Pamina stirbt durch dich;Dieses Eisen tödte mich. sie holt mit der Hand aus DIE DREY KNABEN halten ihr den Arm. Ha, Unglückliche! halt ein;Sollte dies dein Jüngling sehen,Würde er für Gram vergehen;Denn er liebet dich allein. PAMINA erhohlt sich Was? Er fühlte Gegenliebe,Und verbarg mir seine Triebe;Wandte sein Gesicht von mir?Warum sprach er nicht mit mir? - DIE DREY KNABEN Dieses müssen wir verschweigen!Doch wir wollen dir ihn zeigen,Und du wirst mit Staunen seh n,Dass er dir sein Herz geweiht,Und den Tod für dich nicht scheut. PAMINA Führt mich hin, ich möcht ihn seh n,Führt mich hin, ich möcht ihn seh n,ich möcht ihn seh n, ich möcht ihn seh n, ich möcht ihn seh n! DIE DREY KNABEN Komm, wir wollen zu ihm geh n. ALLE VIER Zwey Herzen, die von Liebe brennen,Kann Menschenohnmacht niemahls trennen.Verloren ist der Feinde Müh;Die Götter selbsten schützen sie,Die Götter schützen sie.Schützen sie, schützen sie. gehen ab ACHTUNDZWANZIGSTER AUFTRITT Das Theater verwandelt sich in zwey grosse Berge; in dem einen ist ein Wasserfall, worin man sausen und brausen hört; der andre speyt Feuer aus; jeder Berg hat ein durchbrochenes Gegitter, worin man Feuer und Wasser sieht; da, wo das Feuer brennt, muss der Horizont hellroth seyn, und wo das Wasser ist, liegt schwarzer Nebel. Die Scenen sind Felsen, jede Scene schliesst sich mit einer eisernen Thüre. Tamino ist leicht angezogen ohne Sandalien. Zwey schwarz geharnischte Männer führen Tamino herein. Auf ihren Helmen brennt Feuer, sie lesen ihm die transparente Schrift vor, welche auf einer Pyramide geschrieben steht. Diese Pyramide steht in der Mitte ganz in der Höhe nahe am Gegitter. ZWEY MÄNNER Der, welcher wandert diese Strasse voll Beschwerden,Wird rein durch Feuer, Wasser, Luft und Erden;Wenn er des Todes Schrecken überwinden kann,Schwingt er sich aus der Erde Himmel an. -Erleuchtet wird er dann im Stande seyn,Sich den Mysterien der Isis ganz zu weih n. TAMINO Mich schreckt kein Tod, als Mann zu handeln, -Den Weg der Tugend fort zu wandeln.Schliesst mir des Schreckens Pforten auf!Ich wage froh den kühnen Lauf. PAMINA von innen Tamino, halt, ich muss dich seh n. TAMINO Was höre ich, Paminens Stimme? DIE GEHARNISCHTEN Ja, ja, das ist Paminens Stimme! TAMINO, DIE GEHARNISCHTEN Wohl mir / dir nun kann sie mit mir / dir gehn.Nun trennet uns / euch kein Schicksal mehr,Wenn auch der Tod beschieden wär,Wenn auch der Tod beschieden wär. TAMINO Ist mir erlaubt, mit ihr zu sprechen? DIE GEHARNISCHTEN Dir sey erlaubt, mit ihr zu sprechen. TAMINO, DIE GEHARNISCHTEN Welch Glück, wenn wir uns / euch wieder seh n,Froh Hand in Hand in Tempel geh n.Ein Weib, das Nacht und Tod nicht scheut,Ist würdig, und wird eingeweiht. Die Thüre wird aufgemacht; Tamino, Pamina umarmen sich. PAMINA Tamino mein! O welch ein Glück! TAMINO Pamina mein! O welch ein Glück! TAMINO Hier sind die Schreckenspforten,Die Noth und Tod mir dräun. PAMINA Ich werde aller OrtenAn deiner Seite seyn.Ich selbsten führe dich;Die Liebe leite mich! nimmt ihn bey der Hand Sie mag den Weg mit Rosen streu n,Weil Rosen stets bey Dornen seyn.Spiel du die Zauberflöte an;Sie schütze uns auf unsrer Bahn;Es schnitt in einer ZauberstundeMein Vater sie aus tiefstem GrundeDer tausendjähr gen Eiche ausBey Blitz und Donner, Sturm und Braus.Nun komm und spiel die Flöte an.Sie leitet uns auf grauser Bahn. TAMINO, PAMINA, ZWEY GEHARNISCHTE Wir wandeln / Ihr wandelt durch des Tones MachtFroh durch des Todes düstre Nacht. Die Thüren werden nach ihnen zugeschlagen; man sieht Tamino und Pamina wandern; man hört Feuergeprassel, und Windegeheul, manchmal den Ton eines dumpfen Donners, und Wassergeräusch. Tamino bläst seine Flöte; gedämpfte Paucken accompagniren manchmal darunter. Sobald sie vom Feuer heraus kommen, umarmen sie sich, und bleiben in der Mitte. TAMINO, PAMINA Wir wandelten durch Feuergluthen,Bekämpften muthig die Gefahr.Dein Ton sey Schutz in Wasserfluthen,So wie er es im Feuer war.Dein Ton sey Schutz in Wasserfluthen,So wie er es im Feuer war. Tamino bläst; man sieht sie hinunter steigen, und nach einiger Zeit wieder herauf kommen; sogleich öffnet sich eine Thüre; man sieht einen Eingang in einen Tempel, welcher hell beleuchtet ist. Eine feyerliche Stille. Dieser Anblick muss den vollkommensten Glanz darstellen. Sogleich fällt der Chor unter Trompeten und Paucken ein. Zuvor aber TAMINO, PAMINA Ihr Götter, welch ein Augenblick!Gewähret ist uns Isis Glück. CHOR Triumph, Triumph, Triumph! du edles Paar!Besieget hast du die Gefahr!Der Isis Weihe ist nun dein!Kommt, kommt, tretet in den Tempel ein,in den Tempel ein, kommt, kommt, kommt,tretet in den Tempel ein, kommt, kommt, kommt.tretet in den Tempel ein. alle ab NEUNUNDZWANZIGSTER AUFTRITT Das Theater verwandelt sich wieder in vorigen Garten. PAPAGENO ruft mit seinem Pfeifchen Papagena! Papagena! Papagena!Weibchen! Täubchen! meine Schöne!Vergebens! Ach sie ist verloren!Ich bin zum Unglück schon geboren.Ich plauderte, plauderte, - und das war schlecht,Darum geschieht es mir schon recht,darum geschieht es mir schon recht.Seit ich gekostet diesen Wein -Seit ich das schöne Weibchen sah -So brennts im Herzenskämmerlein,So zwickt es hier, so zwickt es da.Papagena! Herzenstäubchen!Papagena! liebes Weibchen! S ist umsonst! Es ist vergebens Müde bin ich meines Lebens!Sterben macht der Lieb ein EndWenns im Herzen noch so brennt. nimmt einen Strick von seiner Mitte Diesen Baum da will ich zieren,Mir an ihm den Hals zuschnüren,Weil das Leben mir missfällt.Gute Nacht, du schwarze Welt!Weil du böse an mir handelst,Mir kein schönes Kind zubandelst,So ists aus, so sterbe ich Schöne Mädchen, denkt an mich,schöne Mädchen, denkt an mich.Will sich eine um mich Armen,Eh ich hänge, noch erbarmen,Wohl, so lass ichs diesmal seyn!Rufet nur - ja, oder nein! -Rufet nur - ja, oder nein! -Keine hört mich; alles stille!stille! stille! stille! sieht sich um Also ist es euer Wille?Papageno, frisch hinauf!Ende deinen Lebenslauf. sieht sich um Nun ich warte noch; es sey!ich warte noch; nun es sey!Bis man zählt Eins, zwey, drey! pfeift Eins! sieht sich um pfeift Zwey! sieht sich um Zwey ist schon vorbey! pfeift Drey! sieht sich um Nun wohlan, es bleibt dabey,Nun wohlan, es bleibt dabey,Weil mich nichts zurücke hält!Gute Nacht, du falsche Welt! will sich hängen DREY KNABEN fahren herunter. Halt ein, halt ein, o Papageno! und sey klug.Man lebt nur einmal, dies sey dir genug,man lebt nur einmal, dies sey dir genug. PAPAGENO Ihr habt gut reden, habt gut scherzen;Doch brennt es euch, wie mich im Herzen,Ihr würdet auch nach Mädchen geh n,ihr würdet auch nach Mädchen geh n. DREY KNABEN So lasse deine Glöckchen klingen;Dies wird dein Weibchen zu dir bringen. PAPAGENO Ich Narr vergass der Zauberdinge,ich Narr vergass der Zauberdinge.Erklinge Glockenspiel, erklinge!Ich muss mein liebes Mädchen sehn,ich muss mein liebes Mädchen sehn.Klinget, Glöckchen, klinget!Schafft mein Mädchen her!Klinget, Glöckchen, klinget!Bringt mein Weibchen her!Klinget, Glöckchen, klinget!Schafft mein Mädchen her!Klinget, Glöckchen, klinget!Schafft mein Mädchen her!Klinget, Glöckchen, klinget!Bringt mein Weibchen her!Bringt sie her, mein Mädchen her!mein Weibchen her! Unter diesem Schlagen laufen die drey Knaben zu ihrem Flugwerk, und bringen das Weib heraus. DREY KNABEN Nun, Papageno, sieh dich um! Papageno sieht sich um; beyde haben unter dem Ritornell komisches Spiel. Duetto PAPAGENO. Pa - Pa - Pa - Pa - Pa - Pa - Papagena! WEIB Pa - Pa - Pa - Pa - Pa - Pa - Papageno. BEYDE Pa - Pa - Pa - Pa - Pa - Pa - Papagena! / Papageno! PAPAGENO Bist du mir nun ganz gegeben? WEIB Nun bin ich dir ganz gegeben. PAPAGENO Nun so sey mein liebes Weibchen! WEIB Nun so sey mein Herzenstäubchen! BEYDE Welche Freude wird das seyn,Wenn die Götter uns bedenken,Unsrer Liebe Kinder schenken,Unsrer Liebe Kinder schenken,So liebe kleine Kinderlein, Kinderlein, Kinderlein.Kinderlein, so liebe kleine Kinderlein, so liebe kleine Kinderlein. PAPAGENO Erst einen kleinen Papageno. WEIB Dann eine kleine Papagena. PAPAGENO Dann wieder einen Papageno. WEIB Dann wieder eine Papagena. BEYDE Es ist das höchste der Gefühle,Wenn viele, viele, viele, viele,Pa, pa, pa, pa, pa, pa, genoPa, pa, pa, pa, pa, pa, genaDer Eltern Segen werden seyn;Es ist das höchste der Gefühle,Wenn viele, viele,Pa, pa, pa, pa, pa, pa, genoPa, pa, pa, pa, pa, pa, genaDer Eltern Segen werden seyn,Der Eltern Segen werden seyn,Der Eltern Segen werden seyn,Der Eltern Segen werden seyn. Beyde ab DREYSSIGSTER AUFTRITT Der Mohr, die Königinn mit allen ihren Damen, kommen von beyden Versenkungen; sie tragen schwarze Fackeln in der Hand. MOHR Nur stille! stille! stille! stille!Bald dringen wir in Tempel ein. ALLE WEIBER Nur stille! stille! stille! stille!Bald dringen wir in Tempel ein. MOHR Doch, Fürstinn, halte Wort! - Erfülle -Dein Kind muss meine Gattinn seyn. KÖNIGIN Ich halte Wort; es ist mein Wille.Mein Kind soll deine Gattin seyn. ALLE WEIBER Mein / Ihr Kind soll deine Gattin seyn. Man hört dumpfen Donner, Geräusch von Wasser. MOHR Doch still, ich höre schrecklich rauschen,Wie Donnerton und Wasserfall. KÖNIGIN, DAMEN Ja, fürchterlich ist dieses Rauschen,Wie fernen Donners Wiederhall. MOHR Nun sind sie in des Tempels Hallen ALLE Dort wollen wir sie überfallen, -Dort wollen wir sie überfallen, -Die Frömmler tilgen von der ErdMit Feuersgluth und mächt gem Schwert. MOHR Dort wollen wir sie überfallen, überfallen, -Die Frömmler tilgen von der ErdMit Feuersgluth und mächt gem Schwert. MOHR, DAMEN Dir, grosse Königinn der Nacht,Sey unsrer Rache Opfer gebracht. Man hört den stärksten Accord, Donner, Blitz, Sturm. Sogleich verwandelt sich das ganze Theater in eine Sonne. Sarastro steht erhöht; Tamino, Pamina, beyde in priesterlicher Kleidung. Neben ihnen die ägyptischen Priester auf beyden Seiten. Die drey Knaben halten Blumen. ALLE Zerschmettert, zernichtet ist unsere Macht,Wir alle gestürzet in ewige Nacht. sie versinken SARASTRO Die Strahlen der Sonne vertreiben die Nacht,Zernichten der Heuchler erschlichene Macht. CHOR VON PRIESTERN Heil sey euch Geweihten!Heil sey euch Geweihten! Ihr drangt durch die Nacht,Dank, Dank, Dank sey dir, Osiris,Dank, Dank dir, Isis, gebracht!Es siegte die Stärke, und krönet zum LohnDie Schönheit und Weisheit mit ewiger Kron .Es siegte die Stärke,Es siegte die Stärke, und krönet zum LohnDie Schönheit und Weisheit mit ewiger Kron .Mit ewiger Kron , mit ewiger Kron . All rights reserved © Asahina Takashi Mozart,Wolfgang Amadeus/Die Zauberflöte+
https://w.atwiki.jp/oper/pages/129.html
第二幕 両側に幾つかの出入り口の有る、森林官の館の玄関ホール 鹿の枝角と、狩の場面の描かれた陰気な壁紙が、ホールに古風な外見を与え、昔ここが、侯爵の森の館であったことを物語っている。正面にカーテンのかかった出口があり、ここからバルコニーに出られようになっている。片側にエンヒェンの紬車があり、もう一方には大きな机がある。その上には、灯の点ったランプがあり、傍らに白い服と緑のリボンが置いてある。 第一場 アガーテとエンヒェン No. 6 二重唱 エンヒェン (脚立の上で、初代のクーノの肖像画を掛け直し、金槌で釘をしっかりと打ち込んでいる) いたずらっ子ねぇ!しっかり止まってるのよ、 あんたに教えといてあげるから! 幽霊騒ぎは沢山なのよ、 こんな古いふくろうの巣には。 アガーテ (額を布で縛っている) ご先祖様の肖像画に失礼を言っちゃ駄目よ! エンヒェン はいはい、お年を召した方は、 喜んで、ご尊敬申し上げます。 でも下男にお行儀を教えても、 尊敬の妨げにはならないでしょ。 アガーテ どの下男のこと?誰のことを言ってるの? エンヒェン 釘のことよ! 判りきってるでしょ? お前は、旦那様を支えられないの? 旦那様を落っことすなんて!悪いことじゃないの? アガーテ そうね、それはよくないことだわ。 エンヒェン 旦那様を落っことすなんて、悪いことじゃないの? 本当に、それは悪いことですよ! (彼女は脚立から下りる) アガーテ あなたにかかると、なにもかも、お祭り騒ぎ。 あなたは、何でかんでも、冗談と笑いの種にしてしまうのね? ああ、でも、私の心は、全く違った風に感じるのよ! エンヒェン ふさぎの虫は、あたしにゃ、嫌なお客さん! いつもうきうきした心、 人生、踊って過ごすのよ。 それより値打ちのある事なんてないの! 心配事と悲しみは追っ払わなければなりません! いつもうきうきした心! ふさぎの虫は、あたしにゃ、嫌なお客さん! いつもうきうきした心、 人生、踊って過ごすのよ。 それより値打ちのある事なんてないの! アガーテ 誰がこの胸の動悸を抑えられるの? この愛の甘い痛みを? いつも、愛しい人、あなたの事を気遣っている、 私の予感に満ちた心。 エンヒェン ふさぎの虫は、あたしにゃ、嫌なお客さん! いつもうきうきした心、 人生、踊って過ごすのよ。 それより値打ちのある事なんてないの! 心配事と悲しみは追っ払わなければなりません! それより値打ちのある事なんてないの! ふさぎの虫は、あたしにゃ、嫌な、嫌なお客さん! (彼女は絵を眺める) さ、これで、ご先祖様はあと百年ぐらいは、しっかり架かっててくれるでしょう。そうやって上に納まっててくだされば、あたしの気にも入りますよ! (アガーテに向かって) あら、もう、布をとってしまったの?血はすっかり止まったの? アガーテ 心配しなくていいのよ、優しいエンヒェン、ものすごく吃驚しただけよ! - マックスは、一体何してるんだろう? エンヒェン あら、きっと、もうすぐに来るわよ。クーノさんは、確かに、彼を一度家に帰えすって言ってらしたわ。 アガーテ ここ、とても静かで寂しいわね。 エンヒェン 結婚式の前夜に、こんな呪われた館に、二人っきりでいるなんて、実際良い気持ちじゃないわね。おまけに、尊敬すべき、とっくの昔に苔むしてしまわれたご先祖さまが、誰も何にもしないのに、壁から落っこちたりすと。私は生きている若い人のほうが、ずっと好きだわ! No. 7 - アリエッタ エンヒェン (生き生きとした身振りを伴って) すらりとした若者が、やってくる。 巻き毛は金(こがね)か、栗色で、 明るい目つきに、薔薇の頬。 あらっ!もうちとばかり、よく見たい。 乙女の恥らい装って、 胴着に視線を落としたものの、 こっそり、瞼を挙げてみる、 あちらも、気付いちゃいないでしょか? もしも、目と目が出会っても、 困るわけなどないでしょに? 盲(めしい)になるわけないでしょに、 ちょっぴり、赤くはなってもね。 ちらり、ちらりと、眼差し交わし、 やっとこ、言葉がほぐれだす! 彼はため息:美しい人!彼女は告げて:愛しいお方! まもなく揃った、花婿さんと花嫁さん。 親しい皆さん、近くへ寄って! 花嫁の冠(かんむり)着けたあたしを見たい? ね、かわいい花嫁さんでしょ、 あちらも、負けずにいい男でしょ? アガーテ (小唄の間、服にリボンを取り付けていたが、終りの一節を一緒に歌う) あちらも、負けずにいい男でしょ! エンヒェン そう、それでいいわ!それで私の気に入るわ、アガーテ!それであなたは、私がいつかお嫁さんになる時と同じようよ。 アガーテ わかるものですか!だけど、あなたには本当に幸せを味わって欲しいわ。私の婚約には悩み事が無くはないけど。特に今日、隠者様のところから帰ってきてからというもの、胸の上に重石が乗ってるようだったのよ。今はずいぶん気が軽くなったけど。 エンヒェン なぜなの?話して頂戴!あの信心深いご老人が、この清めたバラの花を、あなたに下さったことのほかには、あなたが尋ねて行ったときの様子を、まだ全然聞いていないわ。 アガーテ あの方はね、私に、あの方の幻覚が予告した、大きな危険に気をつけよと申されたの。そしてその警告どおりになったわ。頭の上から落ちてきた絵に殺されたかもしれないもの! エンヒェン うまい解釈だわ!悪い予言はそんな風に受け取るべきよね!あたしの父さんは肝っ玉の太い人で、私が彼に似なかったのが、とてもご不満なのよ。父さんが言うの、怯えは嘲ってやるべきだって、そうすれば向こうの方が逃げて行くって、そして、自分を強くするための金言は、ならず者、かかってこい!って言うんですって。 アガーテ このバラの花は私にとって、普通のバラの倍ほども大切なの、だから、大切に扱の。 エンヒェン そのお花、窓の前に置いて、冷たい夜気にあてましょうか?どちらにしても、もう着替える時間だわ。 アガーテ そうして頂戴、エンヒェン! エンヒェン そうしたら、あたしたち、床に就きましょうよ! アガーテ マックスが帰って来るまではだめよ。 エンヒェン 恋人達って、世話が焼けるものね! (彼女、退場) 第二場 アガーテ独り No. 8 アガーテ あの人に会う前は、 どんな風に眠りに落ちたんだっけ? そう、愛は常に気がかりと 手に手をとってやってくる! あの人の帰り路に、月明かりはあるかしら? (彼女がバルコニーのドアを開けると、星の明かるい夜景が見える) なんて、綺麗な夜! (彼女はバルコニーの上に立ち、敬虔な気持ちにうたれて手をさし上げる) 静かに、静かに、 敬虔な調べよ、 星の軌道に舞い昇れ! 歌よ響け! 讃えつつ沸きいでよ、私の祈り、 御空の大広間に! (外を見遣りながら) おお、金の星達のなんと明るい煌き、 なんと清らかに燃え立つ輝き! でも、向こうの山のかなたでは、 雲が黒い帳を下ろし始めたよう。 向こうの森にも、黒雲の一群が 重く、陰気に垂れ込めている。 私は、あなたに向かって 手を差し伸べます 始めなく、終わりなき主よ! 我らを危難から 守るため、 あなたの天使達を遣わしたまえ! (また、外を見遣りながら) もう、すべてのものが、憩っている。 大好きなあなた、今、一体どこに居るの? どんなに一生懸命聞き耳を立てても、 樅の梢がざわめくだけ、 神秘な静けさの中に、 林で樺の木が囁くだけ - ナイチンゲールとコオロギだけが 夜の空気を喜んでいるよう - あら、でも?空耳ではないかしら? あちらの方に、足音が聞こえるようだわ! 向こうの樅の木の間から 誰かがやってくる! あの人よ!あの人よ! 愛の旗を掲げよう! (彼女は白い布を振る) あなたの恋人は起きているわよ 夜のさなかでも! - あの人には、まだ、私が見えないんだわ! 神様、私、月の光に 惑わされていませんように、 帽子に花束が挿してある! きっと、あの人が一番の射手だったのよ! 明日の幸せの前知らせ! おお、希望の甘さよ!勇気が新しく甦る!- 体中の血管がどくどくと脈を打ち、 心は激しく燃えながら、夢見心地で、 あの人の方に引き寄せられて行く! 希望を持っても大丈夫かしら? そうよ、幸運が私の大切な人に 戻ってきたんだわ。 裏切らないで、明日の試練に耐えてくれるわね! - 惑わしじゃないでしょうね? - 幻想じゃないでしょうね? 天よ、希望の質草に、 私の感謝の涙を受け取りたまえ! 体中の血管がどくどくと脈を打ち、 心は激しく燃えながら、夢見心地で、 あの人の方に引き寄せられて行く! 第三場 アガーテ、マックス、気もそぞろな様子で、慌ただしく入ってくる。夜着のエンヒェンが彼に続く。 アガーテ やっとあなたが帰ってきた、大好きなマックス! マックス 僕のアガーテ! (彼らは抱き合う。彼女は、彼の帽子に、思っていた様な花束ではなく、羽根の束が付いているのを見ると、無言であとじさりする)ごめん、僕の為に起きていてくれたのなら!悪いけど、ちょっと立ち寄る時間しかないんだ。 アガーテ まさか、また出かける心算じゃないでしょう?嵐が来そうなのに。 マックス 行かなきゃならないんだ! (彼は帽子を机の上に放り出す、羽根束のあおりでランプが消えてしまう) (バルコニーの向こうに見える夜景の照明は、先程よりかなり暗くなっている) エンヒェン 良かった、お月様があって、さも無きゃあたし達真っ暗闇の中よ。 (彼女は火打石でランプにまた火を点す) (マックスに向かって) ずいぶん威勢がいいのね!きっと、踊ってたのでしょう? マックス そう!そう!そんなところだ! アガーテ (心配そうに、期待を裏切られて、がっかりした様子を顕にして)あなた、ご機嫌ななめのようね!また、運が無かったの? マックス 違う!違う!その反対さ! アガーテ そうじゃないの?本当に? エンヒェン (マックスに向かって) 賞品は何だったの?もしリボンだったら、従兄さんあたしに呉れなきゃだめよ。お願い、お願い!アガーテはもう、あなたから、嫌というほどリボンを貰ったでしょう! アガーテ 何を仕留めたの、マックス。今日はそれ私にとって重要なのよ。 マックス (怯えたように、狼狽して) 僕 - 僕、射的大会には出なかったんだ! アガーテ でも、運が良かったって言ったでしょう? マックス そうだとも!素晴らしかった、信じられないくらいの幸運だ。見てごらん!(彼は、彼女が後退りするほどの荒っぽい動作で、帽子の羽根束を見せる) 最高にでかい猛禽を、雲の中から撃ち落としたんだ! アガーテ そんなに勢い込まないで、私の目を刺すじゃない! マックス ごめんよ! (彼は、彼女の額の血に気が付く) それ、どうしたんだ?怪我したんじゃないか、巻き毛に血が付いている、一体どうしたのさ? アガーテ 全然!なんでもないのよ、花嫁の道行きまでには治ってるわ! (彼にそっと、身を寄せながら) このお嫁さんのことで、あなたが恥をかくようなことは無くってよ! マックス じゃ、わけを言ってごらんよ - エンヒェン あの絵が落っこちてきたのよ - マックス あの、ご先祖のクーノさんのかい? アガーテ なに考えてるの?他に絵なんてここにはないでしょう。 マックス あの、勇ましくて信心深いクーノさんの? エンヒェン 半分はアガーテの自業自得よ。いつも七時過ぎには窓のところに行けなんて、誰が言った! あなたの帰りが待ちきれないのよ。 マックス 七時だって? エンヒェン その通りよ!向こう村の時計塔の鐘が、打ち終わった途端だったのよ。 マックス 不思議だ! (独りごちて) 丁度その時、俺は山鷲を撃ったんだ。 アガーテ あなた、独り言なんか言って。どうしたの? マックス なんでもない!全然、なんでもないんだよ! アガーテ あなた、私にご不満なの? マックス (一層、狼狽した様子で) いや!どうしてそんなことが - あ、でも!僕は君に、運が戻ってきた証拠を持って来た - とっても苦労したんだぜ、でも君は - ちっとも喜んでくれないじゃないか。それでも愛してるって言うのかい? アガーテ それはひどいわ、マックス!私まだ知らないんですもの - そんなに大きな猛禽って、想像してみても、なんだか、恐ろしいものにしか思えないの。 エンヒェン あたしはそうは思わない!あたしには、立派な鳥に見えるわ。 アガーテ (マックスに向かって) あらそんなに塞ぎ込まないで!あなたを本当に愛しているのよ。もし明日、あなたに運がなくて、私達二人の仲が引き裂かれてしまったら、ああ、私、きっと、あんまり悲しくて死んでしまうわ! マックス だからさ-だからこそ、僕はまた行かなきゃならないんだ! アガーテ でも、何だってそんなに急ぐの? マックス 僕 - 僕、もう一つ、幸運に見舞われたんだ - アガーテ もう一つ? マックス その通りだ! そうなんだ! (アガーテの方を見ることができないでいる) 僕、暮れ方に、十六叉角の鹿を仕留めたんだ、そいつをここへ持って来なくちゃならない、さもないと、 夜の間に百姓共に盗まれっちまうからな。 アガーテ その鹿、どこに置いてあるの? マックス かなり遠いところ - 深い森の中 - 狼谷のそばだ! No.9- 三重唱 アガーテ 何ですって?なに?とんでもない! あの、恐ろしい谷に? エンヒェン あそこじゃ、魔の狩人が駈け回るんですって、 それを耳にした者は、すぐさま逃げるんですって。 マックス 狩人の胸に恐れが宿って良いのかい? アガーテ 神を試す者は、罪を犯すのよ! マックス 僕は、そんな怖さに慣れっこだよ。 嵐が樫の木を揺さぶるとき カケスが叫び、フクロウが舞うとき、 森の夜は、活きているのさ。 (彼は帽子と、狩袋と銃を取り上げる) アガーテ 私怖いわ、ね、ここにいて! ね、そんなに急いで行かないで! ね、そんなに、そんなに急いで行かないで! 私は怖いの! エンヒェン 彼女あんなに怖がってるわ、ね、いかないで! ね、そんなに急いで行かないで! ね、そんなに、そんなに急いで行かないで! ね、急いで行かないで、行かないで! マックス (バルコニーのほうを見遣りながら、陰気に独りごちて) まだ月の面は暗くなってはいないぞ、 まだ明るく澄んで輝いている、 だが、もうすぐ、あの輝きが消えるのだ - エンヒェン 従兄さん、天体観測始めるつもり? あたしにはそんな趣味はないわ! アガーテ 私が心配しても、あなたは、なんとも思わないの? マックス 向こうで、約束と責任が僕を待ってるんだ、 約束と責任が僕を待っている! アガーテ、マックスとエンヒェン 気をつけてね!気をつけてね! マックス (急いで出てゆくが、戸口のところまで行って、また戻ってくる) でも、君は、僕への責めと疑いを、水に流してくれるかい? アガーテ 心が震えて、何も感じられないわ。 私の忠告を忘れないでちょうだい! エンヒェン それが、狩人の人生ってものなのね! 昼夜を問わず休みなし! - アガーテ つらいけど、あなたの好きに任せるしかないわ! アガーテの言ったことを覚えておいてね! マックス (陰気に) まもなく月の光が失せるだろう。 運命が俺を引っ立てて行くんだ。 エンヒェン (アガーテに向かって) しっかりして、気を強くもつのよ! (マックスに) アガーテの言葉を忘れないで! (マックスは帽子を目深くかぶりながら、慌ただしく去る) (アガーテとエンヒェン退場) 場面転換 周りを山に囲われ、針葉樹に覆われた、不気味な森の中の峡谷。岩間の一箇所から滝が落ちている。 満月が青白く照らしている。月の反対側で、二度ほど稲光が走る。さらに前景には、落雷に引き裂かれた枯れ木が見える、木の中ほどは虚(うろ)になっており、微光を放っているように見える。その反対側には曲がりくねった枝の上に大きなふくろうが止まって、らんらんと目を光らせている。他の木々には、カラスやその他の野鳥が止まっている。 第4場 カスパー。あちこちに、目には見えない悪霊。 カスパー (帽子も上着も着けていないが、狩袋と狩猟用の銃剣を携えている。彼は黒い石を並べて輪を描いている。その真ん中には髑髏が置かれており、数歩はなれたところにイヌワシの片翼、銃弾の鋳型、鋳造に用いる取瓶(とりべ 註4 )が置かれている) No. 10 フィナーレ 目に見えない悪霊たちの声 月の乳が草葉の上に降りかかる! ウフィー!ウフィー! 蜘蛛の巣には血の雫がやどる! ウフィー!ウフィー! 明日の日暮れが迫りくる前に - ウフィー!ウフィー! たおやかな花嫁は死体になるのさ! ウフィー!ウフィー! 夜の帳が再び降りる前に - いけにえは、捧げられるのさ! ウフィー!ウフィー!ウフィー! 第五場 カスパー。まもなくザミエルが登場 はるか遠くで、時計が十二時を打つのが聞こえる。石の輪は完成している。 カスパー (荒々しく猟剣銃を取り出し、髑髏を突き刺す。髑髏を突き刺した猟剣銃を掲げて三遍ぐるぐると回り、呼ばわる) ザミエル様!ザミエル様!お出ましを! 魔法使いの髑髏に賭けて! ザミエル様!ザミエル様!お出ましを! (猟剣銃と髑髏を輪の真ん中に戻す) ザミエル (岩の間から姿を現す) 何の用だ? カスパー (ザミエルの前にひれ伏す。這いずりながら) 私めの期限が、すでに切れかかっておることは、 お前様ご存知で - ザミエル 明日だ! カスパー 今一度、延ばしていただきたいんで - ザミエル だめだ! カスパー 新しい捧げ物を持ってまいりますで - ザミエル どんな? カスパー 私めの狩人仲間ですて、直にやってまいりやす - やつめ、お前様の領域に足を踏み入れた事は未だありませぬ! ザミエル そいつの望みはなんだ? カスパー 魔弾でありやす。奴はそれに希望を繋いでおりますんで! ザミエル 六発命中、七発目はいかさま。 カスパー 七発目は、お前様のもので! あいつの銃身から、あいつの花嫁に向かわせなされ。 そうすりゃ、あいつは絶望の淵に突き落とされ、 あいつと - それから父親も - ザミエル そいつらは、未だ、俺の取り分にはなっておらん。 カスパー (心配そうに) あいつだけで、よろしいんですかい? ザミエル いずれ判る! カスパー あいつをお前様の餌食にすれば! また、三年間、手前に猶予をくださるかね? ザミエル いずれにしろ - 明日、地獄の入り口で! そいつか、お前か、どっちかだ! (ザミエルは、鈍い雷鳴と共に消え去る) 第六場 カスパー。 まもなくマックス。その後、亡霊たち。だが魔法の輪には誰も触れない。最後にザミエル登場。 カスパー (憔悴した様でゆっくりと起き上がり、額の汗をぬぐう。髑髏と猟剣銃はなくなっており、その場所に小さな竈がしつらえられ、炭火が赤く燃えている、地下の深いところから粗朶(そだ)が突きでている。それを見て取ると) サービス満点だ! (狩の水筒から、一杯、蓋に注ぐ)( 註5 ) ザミエル様、祝福を!(飲む)- これで体が温まったぞ。 だがマックスの野郎、何してやがるんだろう?あいつが約束を破ったら?ザミエル様、お助けを! (彼は輪の中を、気遣わしそうに、行ったり来たりする。炭火が消えそうになる。彼はひざま付いて、粗朶を上にのせ口で吹く。ふくろうや他の鳥たちが羽をひろげ、煽るような動作をする。 火は煙をあげ、ぱちぱちとはぜる。) マックス (滝と反対側の岩山の上に姿を現し、身をかがめて崖下を見下ろす。) やや!- 猛獣の裂けた口のような崖淵、 身の毛がよだつようだ! まるで、地獄の泥沼を 見下ろしているようだ! 黒雲が渦巻き、 月の明かりが薄れていく! 霧が幽霊のようにうごめいている。 まるで岩が生きているようだ! そしてこちら側では - バサッ、バサッと、 茂みの上を、夜鳥が飛び交う! 赤黒い傷のある木の枝が、 俺に向かって大きな拳を突き出している! いや!心がどんなに怖気づいても、 俺はやらなけりゃならんのだ!どんな恐怖にも負けんぞ! (彼は崖を数歩降りる) カスパー (起き上がって彼の方を見上げる) ありがたや、ザミエル様!期限は守られた! (マックスに向かって) 遅かったじゃないか、ご同僚?俺を独りぼっちにしておいて、いいと思うのか?俺がどんなに気を揉んだかわかるだろう! (彼は火をいイヌワシの翼で煽り、それを、喋りながらマックスの方に向かって差し出す) マックス (鷲の翼を凝視して) その鷲を俺は高い空から撃ち落としたんだ。 もう後へは引けない - 俺の宿命だ! - (彼は数歩下りるが、また立ち止まって、反対側にそびえる岩を凝視する。彼の母親の亡霊が岩壁に現れる) ヒャーッ、助けてくれ! カスパー さあ、来いったら。時間がないんだ! マックス 降りられないんだ! カスパー 臆病者めが!いつもはカモシカのように岩場を飛び歩くくせに! マックス 見て、あそこを!見てくれ! (彼は岩肌を指し示す。白いヴェールに包まれた姿がみえる、それは手を挙げる) あそこに見えるのは、 俺の母親の亡霊だ! あの姿で棺に横たわっていた、あの姿で墓に眠ってるんだ! 危険に近寄るなと目で必至に合図している。 俺に戻れと言ってるのだ! カスパー (独りごちて) お助けを、ザミエル様! (大声で) 下らん事をいうな!ははは!もう一度見てみろ、臆病神にとっつかれとるお前の馬鹿さか加減が分かるだろう。 (ヴェールを被った姿は消えており、髪の毛を振り乱し、枯葉と藁で奇妙に飾り立てたアガーテの姿が見える。彼女はまるで気が違ったようであり、滝に身を投げようとしているかのように見える) マックス アガーテ!あの娘(こ)が滝に飛び込む!この崖を下るんだ、俺はやらなきゃならん! (姿は消える。マックスはついに崖を下り終える。月蝕が始まる) カスパー (嘲るように独りごちて) 俺も、そう思うな! マックス (カスパーに向かって興奮して) さあ, 来ましたぜ!俺は何をすりゃいいんですか? カスパー (彼の方に狩の水筒を投げよこす。マックスはそれを脇に置く) まず飲め!夜は湿気があって冷える。お前、弾を自分で鋳るか? マックス 嫌だ!そりゃ約束違いだ。 カスパー 嫌か?そんなら輪の外に出ろ、さもないと命を失うぞ! マックス 魔法使いの親方、じゃ、何をすりゃいいんで? カスパー 勇気を出せ!お前は、たとえどんなことを聞こうと見ようと、じっとしているんだ。 (自分も密かに恐怖に捉えられた様子で) 誰か見知らぬ者が我々の手助けに来ても、お前の知ったこっちゃ無かろう?何が来てもお前にゃ関係なかろう?利口な奴はそんなものは見ないんだぞ! マックス ああ、終いにゃどんなことになるんだろう! カスパー ただな物ぁ死ぬ事だけさ!自然界の霊は奴らの宝を、嫌々ながらにしか、人間によこさんのさ。だが俺が震え出すのを見たら助けに来い、そして俺の言う言葉を叫べ、さもなきゃ俺達二人ともお陀仏だ。 マックス (口を挟もうとする) カスパー シッ!一瞬たりともおろそかにできん!月は最後の一片を残して真っ暗だ。 (カスパーは取瓶を取り上げる。) お前もこの技術を習う為に、俺がこの中に何を入れるか、よく覚えておけ。 (彼は狩袋から材料を取り出して、順繰りに放り込む) まず、鉛だ。 - 教会の壊れた窓ガラス、どこにでもあるさ!- 水銀をすこし!-すでに命中したことのある銃弾三発! -ブッポウソウの右目玉! - 大ヤマネコの左目玉! 効き目は立証済みだ!では次に魔弾の呪文を唱える! (地面に向かって三度お辞儀をしながら) 暗黒世界を守る射手よ! ザミエル様!ザミエル様!お耳を拝借! 今宵の魔術をし遂げるまで、 私めにお力をお貸しのほどを! 七度、九度、三度の祝詞で、 この混ぜ物を鉛に清めたまえ、 役立つ弾が仕上がりまするよう! ザミエル様!ザミエル様!お出ましを! (取瓶の中の材料がぶくぶくと沸き立ち、シュー、シューと音を立て、真っ赤な光を放つ。雲が月の最後の一片を隠し、あたりは暗くなり、炉床と、ふくろうの目と、腐敗した木だけが光を放っている) カスパー (鉛を流し込み、弾を鋳型から振り落とす そして呼ばわる) 一つ! こだま (繰り返す) 一つ! (野鳥が降りてきて、輪の周囲に集まり、飛び回り、羽ばたく) カスパー (流し込み、数える) 二つ! こだま 二つ! (黒いイノシシががさごそと茂みから現れ、いきり立って駆けぬける) カスパー (はっとするが、また数える) 三つ! こだま 三つ! (つむじ風が巻き起こり、木々のこずえを曲げ、へし折り、火の粉を撒き散らしたりする) カスパー (こわごわ数える) 四つ! こだま 四つ! (轍のがらがら鳴る音、鞭のなる音、馬の蹄の音が聞こえる、車輪から火花を散らしながら、四輪馬車が駆け抜けるが、余りの速さに、車や、乗っている者の姿をしかと認めることはできない) カスパー (ますます恐怖に怯えながら数える) 五つ! こだま 五つ! (犬の吠え声と馬のいななき。馬に乗ったのや徒歩の猟師たちや、鹿や、犬の形をした霧が、高い空間を横切ってゆく) 合唱 (姿は見えない) 山越え、谷越え、絶壁の割れ目を縫って、 夜露と雲と、嵐と夜とを貫いて 洞穴を、沼地を、大地の裂け目を突き抜けて、 火をくぐり、地にもぐり、海と大気の中を行く ヤホー!ヴァゥヴァゥ!ホ!ホ!ホ!ホ!ホ!ホ!ホ!ホ! カスパー ギャーッ!魑魅魍魎の群れだ!六つ!ギャーッ! こだま 六つ!ギャーッ! (空は暗闇になる、先ほどから、そこここで競い合っていた雷が、今や一丸となり、ものすごい稲妻と雷鳴を伴って炸裂する、驟雨が落ちてくる、青黒い炎が地の中から噴き出す。山には鬼火が現れる。木々がばりばりと根から引き裂かれる。滝が泡立ち荒れ狂う。岩の塊が落ちてくる。ありとあらゆる方向で雷鳴が轟く。大地が揺れているかのようである) カスパー (体をびくびく引きつらせながら叫ぶ) ザミエル!ザミエル! (彼の体は地面に叩きつけられる) 助けてくれ! - 七つ! マックス (同じように、右へ左えと嵐に揺さぶられているが、輪から飛び出し、枯れ木の枝を掴んで叫ぶ) ザミエル! (その瞬間より嵐が収まりはじめ、枯れ木の立っていた場所に魔の狩人が現れ、マックスの腕を掴む) ザミエル (恐ろしげな声で) わしは、ここにおる! (マックスは十字を切り地面にひれふす!) (鐘が一時を打つ。急に静寂がもどる。ザミエルは消え去る。カスパーは顔を下にして地面に倒れたままである) (マックスは発作的に起き上がる) (註4)鉛を溶かす為の柄杓のようなもので、長柄の部分が熱くならないようにできている。 (註5)狩の水筒。ガラスなどで作られ皮のカバーに入っている。ただし中には水ではなく、獲物を待つ間、体を温める為の、ブランディーなどの強い酒が入っている。 ZWEITER AUFZUG Vorsaal mit Seiteneingängen im Forsthause Hirschgeweihe und düstere Tapeten mit Jagdstücken geben ihm ein altertümliches Ansehen und bezeichnen ein ehemaliges fürstliches Waldschloss. In der Mitte ein mit Vorhängen versehener Ausgang, der zu einem Altan führt. Auf einer Seite Ännchens Spinnrad, auf der andern ein grosser Tisch, worauf ein Lämpchen brennt und ein weisses Kleid mit grünem Band liegt. ERSTER AUFTRITT Agathe. Ännchen. Nr. 6 - Duett ÄNNCHEN steht auf einem Fusstritt, hat das Bild des ersten Kuno wieder aufgehängt und hämmert den Nagel fest Schelm! halt fest; Ich will dich's lehren! Spukerei'n kann man entbehren In solch altem Eulennest. AGATHE bindet einen Verband von der Stirn Lass das Ahnenbild in Ehren! ÄNNCHEN Ei, dem alten Herrn Zoll' ich Achtung gern; Doch dem Knechte Sitte lehren, Kann Respekt nicht wehren - AGATHE Sprich, wen meinst du? Welchen Knecht? ÄNNCHEN Nun, den Nagel! Kannst du fragen? Sollt' er seinen Herrn nicht tragen? Liess ihn fall'n! War das nicht schlecht? AGATHE Ja, gewiss, das war nicht recht. ÄNNCHEN Liess ihn fall'n, war das nicht schlecht? Gewiss, das war recht schlecht! Sie steigt herab AGATHE. Alles wird dir zum Feste, Alles beut dir Lachen und Scherz? O wie anders fühlt mein Herz! ÄNNCHEN Grillen sind mir böse Gäste! Immer mit leichtem Sinn Tanzen durchs Leben hin, Das nur ist Hochgewinn! Sorgen und Gram muss man verjagen! Immer mit leichtem Sinn! Grillen sind mir böse Gäste! Immer mit leichtem Sinn Tanzen durchs Leben hin, Das nur ist Hochgewinn! AGATHE Wer bezwingt des Busens Schlagen? Wer der Liebe süssen Schmerz? Stets um dich, Geliebter, zagen. Muss dies ahnungsvolle Herz. ÄNNCHEN Grillen sind mir böse Gäste! Immer mit leichtem Sinn Tanzen durchs Leben hin, Das nur ist Hochgewinn! Sorgen und Gram muss man verjagen! Das nur ist Hochgewinn! Grillen sind mir böse, böse Gäste! Sie besieht sich das Bild So! nun wird der Altvater wohl wieder ein Jahrhundertchen festhängen. Da oben mag ich ihn recht gern leiden! zu Agathe gekehrt Aber du hast das Tuch schon abgebunden? Das Blut ist doch völlig gestillt? AGATHE Sei ohne Sorgen, liebes Ännchen! Der Schreck war das schlimmste! - Wo nur Max bleibt? ÄNNCHEN Nun kommt er gewiss bald. Herr Kuno sagte ja bestimmt, dass er ihn noch einmal heimsenden werde. AGATHE Es ist recht still und einsam hier. ÄNNCHEN Unangenehm ist's freilich, in einem solchen verwünschten Schloss am Polterabend fast mutterseelenallein zu sein, zumal wenn sich so ehrwürdige, längst vermoderte Herrschaften mir nichts, dir nichts, von den Wänden herabbemühen. Da lob' ich mir die lebendigen und jungen! Nr. 7 - Ariette ÄNNCHEN mit lebhafter Pantomime Kommt ein schlanker Bursch gegangen, Blond von Locken oder braun, Hell von Aug' und rot von Wangen, Ei, nach dem kann man wohl schaun. Zwar schlägt man das Aug' aufs Mieder Nach verschämter Mädchenart; Doch verstohlen hebt man's wieder, Wenn's das Herrchen nicht gewahrt. Sollten ja sich Blicke finden, Nun, was hat das auch für Not? Man wird drum nicht gleich erblinden, Wird man auch ein wenig rot. Blickchen hin und Blick herüber, Bis der Mund sich auch was traut! Er seufzt Schönste! Sie spricht Lieber! Bald heisst's Bräutigam und Braut. Immer näher, liebe Leutchen! Wollt ihr mich im Kranze sehn? Gelt, das ist ein nettes Bräutchen, Und der Bursch nicht minder schön? AGATHE die während des Liedchens angefangen hat, das Kleid mit Band zu besetzen, fällt am Schluss mit ein Und der Bursch nicht minder schön! ÄNNCHEN So recht! So gefällst du mir, Agathe! So bist du doch, wie ich sein werde, wichtig wenn ich einmal Braut bin. AGATHE Wer weiss! Doch ich gönne dir's von Herzen, ist auch mein Brautstand nicht ganz kummerlos. Besonders seit ich heute von dem Eremiten zurückkam, hat mir's wie ein Stein auf dem Herzen gelegen. Jetzt fühle ich mich um vieles leichter. ÄNNCHEN Wieso? Erzähle doch! Noch weiss ich gar nicht, wie dein Besuch abgelaufen ist, ausser dass dir der fromme Greis diese geweihten Rosen geschenkt hat. AGATHE Er warnte mich vor einer unbekannten grossen Gefahr, welche ihm ein Gesicht offenbart habe. Nun ist seine Warnung ja in Erfüllung gegangen. Das herabstürzende Bild konnte mich töten! ÄNNCHEN Gut erklärt! So muss man böse Vorbedeutungen nehmen! Mein Vater war einst ein tapferer Degen und sehr unzufrieden, dass ich's nicht auch werden konnte. Er meinte, man müsse die Furcht nur verspotten, dann fliehe sie, und das wahre Sprüchlein, sich festzumachen, bestehe in den Worten Halunke, wehre dich! AGATHE Die Rosen sind mir nun doppelt teuer, und ich will ihrer auf das treueste pflegen. ÄNNCHEN Wie wär's, wenn ich sie in die Nachtfrische vors Fenster setzte? Es wird ohnedies Zeit, mich auszukleiden. AGATHE Tue das, liebes Ännchen! ÄNNCHEN Aber dann lass uns auch zu Bette gehn! AGATHE Nicht eher, bis Max da ist. ÄNNCHEN Hat man nicht seine Not mit euch Liebesleutchen! Sie geht ab ZWEITER AUFTRITT Agathe allein. Nr. 8 - Szene und Arie AGATHE Wie nahte mir der Schlummer, Bevor ich ihn gesehn? Ja, Liebe pflegt mit Kummer Stets Hand in Hand zu gehn! Ob Mond auf seinem Pfad wohl lacht? Sie öffnet die Altantür, so dass man in eine sternenhelle Nacht sieht Welch schöne Nacht! Sie tritt in den Altan und erhebt in frommer Rührung ihre Hände Leise, leise, Fromme Weise! Schwing dich auf zum Sternenkreise. Lied erschalle! Feiernd walle Mein Gebet zur Himmelshalle! Hinausschauend O wie hell die goldnen Sterne, Mit wie reinem Glanz sie glühn! Nur dort in der Berge Ferne, Scheint ein Wetter aufzuziehn. Dort am Wald auch schwebt ein Heer Dunkler Wolken dumpf und schwer. Zu dir wende Ich die Hände, Herr ohn' Anfang und ohn' Ende! Vor Gefahren Uns zu wahren Sende deine Engelscharen! - Wieder hinausschauend Alles pflegt schon längst der Ruh'; Trauter Freund, wo weilest du? Ob mein Ohr auch eifrig lauscht, Nur der Tannen Wipfel rauscht; Nur das Birkenlaub im Hain Flüstert durch die hehre Stille - Nur die Nachtigall und Grille Scheint der Nachtluft sich zu freun. - Doch wie? Täuscht mich nicht mein Ohr? Dort klingt's wie Schritte! Dort aus der Tannen Mitte Kommt was hervor! Er ist's! er ist's! Die Flagge der Liebe mag wehn! Sie winkt mit einem weissen Tuch Dein Mädchen wacht Noch in der Nacht! - Er scheint mich noch nicht zu sehn! Gott, täuscht das Licht Des Monds mich nicht, So schmückt ein Blumenstrauss den Hut! Gewiss, er hat den besten Schuss getan! Das kündet Glück für morgen an! O süsse Hoffnung! Neu belebter Mut! - All meine Pulse schlagen, Und das Herz wallt ungestüm, Süss entzückt entgegen ihm! Konnt' ich das zu hoffen wagen? Ja, es wandte sich das Glück Zu dem teuern Freund zurück Will sich morgen treu bewähren! - Ist's nicht Täuschung? - Ist's nicht Wahn? Himmel, nimm des Dankes Zähren Für dies Pfand der Hoffnung an! All meine Pulse schlagen, Und das Herz wallt ungestüm, Süss entzückt entgegen ihm. DRITTER AUFTRITT Agathe, Max, verstört und heftig eintretend. Ännchen gleich rach ihm, in Nachtkleidern. AGATHE Bist du endlich da, lieber Max! MAX Meine Agathe! Sie umarmen sich. Agathe tritt still zurück, als sie statt des gehofften Strausses den Federbusch erblickt. Verzeiht, wenn ihr meinetwegen aufgeblieben seid! Leider komm' ich nur auf wenig Augenblicke. AGATHE Du willst doch nicht wieder fort? Es sind Gewitter im Anzug. MAX Ich muss! Er wirft den Hut auf den Tisch, dass das Lämpchen von dem Federbusch ausgelöscht wird. Die Gegend, in die man aus dem Altan hinaussieht, zeigt sich schon in dunklerer Beleuchtung. ÄNNCHEN Gut, dass der Mond scheint; sonst sässen wir im Finstern. Sie schlägt Feuer und brennt das Lämpchen wieder an.Zu Max Wir sind ja recht lebhaft! Vermutlich getanzt? MAX Ja! ja! Vermutlich! AGATHE furchtsam, mit allen Zeichen getäuschter Hoffnung Du scheinst übel gelaunt. Wieder unglücklich gewesen? MAX Nein! nein! Im Gegenteil! AGATHE Nicht? Gewiss nicht? ÄNNCHEN zu Max Was hast du gewonnen? Wenn's ein Band ist, Vetter, musst du mir's schenken. Bitte, bitte! Agathe hat schon Bänderkram genug von dir! AGATHE Was hast du getroffen, Max. Heute ist mir's von Wichtigkeit. MAX mit ängstlicher Verlegenheit Ich habe - ich war gar nicht beim Sternschiessen! AGATHE Und sagst doch, du seist glücklich gewesen? MAX Ja doch! wunderbar, unglaublich glücklich. Sieh! Er zeigt ihr mit solcher Heftigkeit den Federbusch auf dem Hut, dass sie zurückfährt Den grössten Raubvogel hab' ich aus den Wolken geholt! AGATHE Sei doch nicht so hastig, du fährst mir in die Augen! MAX Vergib! Er bemerkt Blut an ihrer Stirn Aber was ist das? Du bist verwundet, deine Locken sind blutig, um aller Heiligen willen, was ist dir begegnet? AGATHE Nichts! soviel als nichts, es heilt noch vorm Brautgang. sich sanft an ihn schmiegend Du sollst dich drum deines Bräutchen nicht schämen! MAX Aber so sagt doch nur - ÄNNCHEN Das Bild dort fiel herunter - MAX Dort, der Urvater Kuno? AGATHE Wie bist du? Es ist sonst kein Bild hier. MAX Der wackere, gottesfürchtige Kuno? ÄNNCHEN Halb und halb war Agathe selbst schuld. Wer hiess ihr auch, schon nach sieben Uhr immer ans Fenster zu laufen! Da liess sich doch kaum erwarten, dass du schon heimkämst. MAX Um sieben Uhr? ÄNNCHEN Du hörst's ja! die Turmuhr drüben im Dorf hatte kaum ausgeschlagen. MAX Seltsam! für sich Um diese Zeit schoss ich den Bergadler. AGATHE Du sprichst mit dir selbst. Was hast du? MAX Nichts! nichts auf der Welt! AGATHE Bist du unzufrieden mit mir? MAX mit steigender Verlegenheit Nein! wie könnt' ich - Ja denn! ich bringe dir eine Bürgschaft meines wiederkehrenden Glücks - sie hat mich viel gekostet, und du - du freust dich nicht einmal darüber. Ist das auch Liebe? AGATHE Sei nicht ungerecht, Max! Noch weiss ich ja nicht - so grosse Raubvögel, wie ich diesen mir denken muss, haben immer etwas Furchtbares. ÄNNCHEN Das dächt' ich nicht! Mir sehn sie recht stattlich aus. AGATHE zu Max O steh nicht so in dich gekehrt! Ich liebe dich ja so innig. Solltest du morgen nicht glücklich sein, würdest du mir, ich dir entrissen, o gewiss, der Gram tötete mich! MAX Drum - ebendarum - muss ich wieder fort! AGATHE Aber was treibt dich? MAX Ich habe - ich bin noch einmal glücklich gewesen - AGATHE Noch einmal? MAX Ja doch! ja! ohne Agathe ansehen zu können Ich hab' in der Dämm'rung einen Sechzehnender geschossen; der muss noch hereingeschafft werden, sonst stehlen ihn des Nachts die Bauern. AGATHE Wo liegt der Hirsch? MAX Ziemlich weit - im tiefen Wald - bei der Wolfsschlucht! Nr. 9 - Terzett AGATHE Wie? Was? Entsetzen! Dort in der Schreckensschlucht? ÄNNCHEN Der wilde Jäger soll dort hetzen, Und wer ihn hört, ergreift die Flucht. MAX Darf Furcht im Herz des Weidmanns hausen? AGATHE Doch sündigt der, der Gott versucht! MAX Ich bin vertraut mit jenem Grausen, Das Mitternacht im Walde webt; Wenn sturmbewegt die Eichen sausen, Der Häher krächzt, die Eule schwebt. Er nimmt Hut, Jagdtasche und Büchse AGATHE Mir ist so bang, o bleibe! O eile nicht so schnell. O eile, eile, eile nicht! Mir ist so bang! ÄNNCHEN Ihr ist so bang, o bleibe! O eile nicht so schnell! O eile, eile nicht so schnell! O eile, eile nicht! MAX nach dem Altan hinten schauend, düster für sich Noch trübt sich nicht die Mondenscheibe; Noch strahlt ihr Schimmer klar und hell; Doch bald wird sie den Schein verlieren - ÄNNCHEN Willst du den Himmel observieren? Das wär' nun meine Sache nicht! AGATHE So kann dich meine Angst nicht rühren? MAX Mich ruft von hinnen Wort und Pflicht, Mich rufen Wort und Pflicht! AGATHE, MAX UND ÄNNCHEN Leb' wohl! Lebe wohl! MAX geht hastig fort, kehrt aber in der Tür noch einmal zurück Doch hast du auch vergeben Den Vorwurf, den Verdacht? AGATHE Nichts fühlt mein Herz als Beben, Nimm meiner Warnung acht! ÄNNCHEN So ist das Jägerleben! Nie Ruh' bei Tag und Nacht! - AGATHE Weh mir, ich muss dich lassen! Denk' an Agathens Wort! MAX düster Bald wird der Mond erblassen, Mein Schicksal reisst mich fort! ÄNNCHEN zu Agathe Such', Beste, dich zu fassen! zu Max Denk' an Agathens Wort! Max den Hut tief in die Augen drückend, stürzt heftig ab.Agathe und Ännchen ab Verwandlung Furchtbare Waldschlucht, grösstenteils mit Schwarzholz bewachsen, von hohen Gebirgen rings umgeben. Von einem derselben stürzt ein Wasserfall. Der Vollmond scheint bleich. Zwei Gewitter von entgegengesetzter Richtung sind im Anzug. Weiter vorwärts ein vom Blitz zerschmetterter, ganz verdorrter Baum, inwendig faul, so dass er zu glimmen scheint. Auf der andern Seite, auf einem knorrigen Ast, eine grosse Eule mit feurig rädernden Augen. Auf anderen Bäumen Raben und anderes Waldgevögel. VIERTER AUFTRITT Kaspar. Unsichtbare Geister von verschiedenen Seiten. KASPAR ohne Hut und Oberkleid, doch mit Jagdtasche und Hirschfänger, ist beschäftigt, mit schwarzen Feldsteinen einen Kreis zu legen, in dessen Mitte ein Totenkopf liegt; einige Schritte davon der abgehauene Adlerflügel, Giesskelle und Kugelform. Nr. 10 - Finale STIMMEN UNSICHTBARER GEISTER Milch des Mondes fiel aufs Kraut! Uhui! Uhui! Spinnweb' ist mit Blut betaut! Uhui! Uhui! Eh' noch wieder Abend graut - Uhui! Uhui! Ist sie tot, die zarte Braut! Uhui! Uhui! Eh' noch wieder sinkt die Nacht, Ist das Opfer dargebracht! Uhui! Uhui! Uhui! FÜNFTER AUFTRITT Kaspar. Bald darauf Samiel. Die Uhr schlägt ganz in der Ferne zwölf. Der Kreis von Steinen ist vollendet. KASPAR reisst heftig den Hirschfänger heraus, stösst ihn in den Totenkopf, erhebt den Hirschfänger mit dem Totenkopf, dreht sich dreimal herum und ruft. Samiel! Samiel! erschein'! Bei des Zaubrers Hirngebein! Samiel! Samiel! erschein'! Er stellt beides wieder in die Mitte des Kreises. SAMIEL tritt aus dem Felsen Was rufst du? KASPAR wirft sich vor Samiel nieder. Kriechend. Du weisst, dass meine Frist Schier abgelaufen ist - SAMIEL Morgen! KASPAR Verlängre sie noch einmal mir - SAMIEL Nein! KASPAR Ich bringe neue Opfer dir - SAMIEL Welche? KASPAR Mein Jagdgesell, er naht - Er, der noch nie dein dunkles Reich betrat! SAMIEL Was sein Begehr? KASPAR Freikugeln sind's, auf die er Hoffnung baut! SAMIEL Sechse treffen, sieben äffen. KASPAR Die siebente sei dein! Aus seinem Rohr lenk' sie nach seiner Braut; Dies wird ihn der Verzweiflung weihn, Ihn - und den Vater - SAMIEL Noch hab' ich keinen Teil an ihr! KASPAR bange Genügt er dir allein? SAMIEL Das findet sich! KASPAR Doch schenkst du Frist? und wieder auf drei Jahr', Bring ich ihn dir zur Beute dar! SAMIEL Es sei. - Bei den Pforten der Hölle! Morgen er oder du! Samiel verschwindet unter dumpfem Donner. SECHSTER AUFTRITT Kaspar. Bald darauf Max. Späterhin Erscheinungen, die jedoch sämtlich den Zauberkreis nicht berühren. Zuletzt Samiel. KASPAR richtet sich langsam und erschöpft auf und trocknet sich den Schweiss von der Stirn. Der Totenkopf mit dem Hirschfänger ist verschwunden, an dessen Stelle kommt ein kleiner Herd mit glimmenden Kohlen, dabei einige Reisbunde, aus der Tiefe. Als er sie erblickt. Trefflich bedient! Er tut einen Zug aus der Jagdflasche Gesegn' es, Samiel! Trinkt. - Er hat mir warm gemacht! - Aber wo bleibt Max? - Sollte er wortbrüchig werden. Samiel, hilf! Er geht nicht ohne Beängstigung im Kreise hin und her; die Kohlen drohen zu verlöschen; er kniet zu ihnen nieder, legt Reis auf und bläst an. Die Eule und andere Vögel heben dabei die Flügel, als wollten sie anfachen. Das Feuer raucht und knistert. MAX wird auf einer Felsenspitze, dem Wasserfall gegenüber, sichtbar und beugt sich in die Schlucht herab. Ha! - Furchtbar gähnt Der düstre Abgrund, welch ein Graun! Das Auge wähnt In einen Höllenpfuhl zu schaun! - Wie dort sich Wetterwolken ballen, Der Mond verliert von seinem Schein! Gespenst'ge Nebelbilder wallen, Belebt ist das Gestein! Und hier - husch, husch! Fliegt Nachtgevögel auf im Busch! Rotgraue narb'ge Zweige strecken Nach mir die Riesenfaust! Nein! ob das Herz auch graust, Ich muss! Ich trotze allen Schrecken! Er klettert einige Schritte herab. KASPAR richtet sich auf und erblickt ihn Dank, Samiel! die Frist ist gewonnen! Zu Max Kommst du endlich, Kamerad? Ist das auch recht, mich so allein zu lassen? Siehst du nicht, wie mir's sauer wird! Er hat das Feuer mit dem Adlerflügel angefacht und erhebt diesen im Gespräch gegen Max. MAX nach dem Adlerflügel starrend. Ich schoss den Adler aus hoher Luft; Ich kann nicht rückwärts - mein Schicksal ruft! - Er klettert einige Schritte, bleibt dann wieder stehen und blickt starr nach dem gegenüberliegenden Felsen. Der Geist seiner Mutter erscheint im Felsen. Weh mir! KASPAR So komm doch, die Zeit eilt! MAX Ich kann nicht hinab! KASPAR Hasenherz! Klimmst ja sonst wie eine Gemse! MAX Sieh dorthin! Sieh! Er deutet nach dem Felsen, man erblickt eine weissverschleierte Gestalt, die die Hand erhebt. Was dort sich weist, Ist meiner Mutter Geist! So lag sie im Sarg, so ruht sie im Grab! - Sie fleht mit warnendem Blick! Sie winkt mir zurück! KASPAR für sich Hilf, Samiel! Laut Alberne Fratzen! - Hahaha! Sieh noch einmal hin, damit du die Folgen deiner feigen Torheit erkennest. Die verschleierte Gestalt ist verschwunden, man erblickt Agathens Gestalt mit aufgelösten Locken und wunderlich mit Laub und Stroh aufgeputzt. Sie gleicht völlig einer Wahnsinnigen und scheint im Begriff, sich in den Wasserfall herabzustürzen. MAX Agathe! Sie springt in den Fluss! Hinab! Hinab! ich muss! Die Gestalt verschwindet, Max klimmt vollends herab, der Mond fängt an sich zu verfinstern. KASPAR höhnisch für sich Ich denke wohl auch! MAX heftig zu Kaspar Hier bin ich! Was hab' ich zu tun? KASPAR wirft ihm die Jagdflasche zu, die Max weglegt. Zuerst trink! die Nachtluft ist kühl und feucht. Willst du selbst giessen? MAX Nein! das ist wider die Abrede. KASPAR Nicht? So bleib ausser dem Kreise, sonst kostet's dein Leben! MAX Was hab' ich zu tun, Hexenmeister? KASPAR Fasse Mut! Was du auch hören und sehen magst, verhalte dich ruhig. Mit eigenem heimlichen Grauen Käme vielleicht ein Unbekannter, uns zu helfen, was kümmert's dich? Kommt was andres, was tut's? So etwas sieht ein Gescheiter gar nicht! MAX Oh, wie wird das enden! KASPAR Umsonst ist der Tod! Nicht ohne Widerstand schenken verborgene Naturen den Sterblichen ihre Schätze. Nur wenn du mich selbst zittern siehst, dann komm mir zu Hilfe und rufe, was ich rufen werde, sonst sind wir beide verloren. MAX macht eine Bewegung des Einwurfs. KASPAR Still! Die Augenblicke sind kostbar! Der Mond ist bis auf einen schmalen Streif verfinstert. Kaspar nimmt die Giesskelle. Merk' auf, was ich hineinwerfen werde, damit du die Kunst lernst. Er nimmt die Ingredienzien aus der Jagdtasche und wirft sie nach und nach hinein. Hier erst das Blei. - Etwas gestossenes Glas von zerbrochenen Kirchenfenstern; das findet sich! - Etwas Quecksilber! - Drei Kugeln, die schon einmal getroffen! - Das rechte Auge eines Wiedehopfs! - Das linke eines Luchses! Probatum est! - Und nun den Kugelsegen! In drei Pausen sich gegen die Erde neigend. Schütze, der im Dunkeln wacht! Samiel! Samiel! hab' acht! Steh mir bei in dieser Nacht, Bis der Zauber ist vollbracht! Salbe mir so Kraut, als Blei, Segn' es sieben, neun und drei, Dass die Kugel tüchtig sei! Samiel! Samiel! herbei! Die Masse in der Giesskelle fängt an zu gären und zu zischen und gibt einen grünlichweissen Schein. Eine Wolke läuft über den Mondstreif, dass die ganze Gegend nur noch von dem Herdfeuer, den Augen der Eule und dem faulen Holz des Baums beleuchtet ist. KASPAR giesst, lässt die Kugel aus der Form fallen und ruft Eins! DAS ECHO wiederholt Eins! Waldvögel kommen herunter, setzen sich um den Kreis, hüpfen und flattern. KASPAR giesst und zählt Zwei! ECHO Zwei! Ein schwarzer Eber raschelt durchs Gebüsch und jagt wild vorüber. KASPAR stutzt und zählt Drei! ECHO Drei! Ein Sturm erhebt sich, beugt und bricht Wipfel der Bäume, jagt Funken vom Feuer usw. KASPAR zählt ängstlich Vier! ECHO Vier! Man hört Rasseln, Peitschengeknall und Pferdegetrappel; vier feurige funkenwerfende Räder rollen vorüber, ohne dass man wegen der Schnelligkeit ihre eigentliche Gestalt oder den Wagen gewahr werden kann. KASPAR immer ängstlicher, zählt Fünf! ECHO Fünf! Hundegebell und Wiehern in der Luft; Nebelgestalten von Jägern zu Fuss und zu Ross, Hirschen und Hunden ziehen auf der Höhe vorüber. CHOR unsichtbar Durch Berg und Tal, durch Schlund und Schacht, Durch Tau und Wolken, Sturm und Nacht! Durch Höhle, Sumpf und Erdenkluft, Durch Feuer, Erde, See und Luft, Joho! Wauwau! ho! ho! ho! ho! ho! hol ho! ho! KASPAR Wehe! Das wilde Heer! Sechs! Wehe! ECHO Sechs! Wehe! Der ganze Himmel wird schwarze Nacht, die vorher miteinander kämpfenden Gewitter treffen zusammen und entladen sich mit furchtbaren Blitzen und Donnern; Platzregen fällt; dunkelblaue Flammen schlagen aus der Erde; Irrlichter zeigen sich auf den Bergen; Bäume werden prasselnd aus den Wurzeln gerissen; der Wasserfall schäumt und tobt; Felsenstücke stürzen herab; von allen Seiten Wettergeläut; die Erde scheint zu schwanken. KASPAR zuckend und schreiend Samiel! - Samiel! Er wird zu Boden geworfen Hilf! - Sieben! MAX gleichfalls vom Sturm hin und her geschleudert springt aus dem Kreis, fasst einen Ast des verdorrten Baumes und schreit Samiel! In demselben Augenblicke fängt das Ungewitter an, sich zu beruhigen, an der Stelle des verdorrten Baumes steht der schwarze Jäger, nach Maxens Hand fassend. SAMIEL mit furchtbarer Stimme Hier bin ich! Max schlägt ein Kreuz und stürzt zu Boden. Es schlägt eins. Plötzliche Stille. Samiel ist verschwunden, Kaspar liegt noch mit dem Gesicht zu Boden, Max richtet sich konvulsivisch auf. All rights reserved © Kimiyo Weber,Carl Maria von/Der Freischütz/III
https://w.atwiki.jp/oper/pages/3544.html
DRITTER AKT (Hügelland. Ein Weg im Hintergrund oben und ein Weg im Vordergrund unten, durch einen Pfad verbunden. Nacht; bewölkter Himmel mit manchmal durchbrechendem Mondschein.) ERSTE SZENE ▼FRASQUITA▲ (kommt den oberen Weg und läuft den Pfad herunter; sieht sich lauschend um) Sonderbare Nachtgeräusche folgen mir von Ort zu Ort. Wie ich mich beständig täusche! Schritte hör ich fort und fort. (Lukas lauft auf dem oberen Wege vorüber) Oder ist's mein eignes Blut, das mir in den Ohren saust? (Der Mond kommt hervor) Neugier'ger Mond, du hast uns belauscht, als wir der Liebe Geständnis getauscht. Erster Bezeigung Glühender Neigung warst du ein lieber Vertrauter. (Repela kommt auf dem untern Weg und bleibt in einiger Entfernung stehen) So hilf mir nun treu, verrate mich nicht. Birg heute in Wolken dein strahlendes Licht! Nächtlich sich Schleichenden, heimlich Hinstreichenden bist du kein lieber Vertrauter. ZWEITE SZENE (Die Vorigen, Repela näherkommend) ▼FRASQUITA▲ (erschrickt, fasst sich aber gleich) Wer ist's? Was wollt ihr? ▼REPELA▲ Kein Wolf, ein zahmes Tier! ▼FRASQUITA▲ Ach du! Was suchst du hier? ▼REPELA▲ (nimmt eine Priese, niest) Wenn sich schöne Frauen rüsten, nächtlich über Lend zu gehn, sollten sie doch die Begleitung eines Ritters nicht verschmähn! ▼FRASQUITA▲ Hat dein Herr nach mir geschickt? Will er zurück mich holen lassen, der Schändliche, der Bösewicht? ▼REPELA▲ Deiner Tugend opferfreud'gen Herold, warum schmähst du ihn? ▼FRASQUITA▲ Opferfreudig? Ha, ha! Er ist meiner Tugend sittenloser Feind. ▼REPELA▲ Unerprobt, wär sie denn Tugend? Der die Prüfung dir bereitet, dich zu mut'ger Tat verleitet, höher als der Freunde besten schätze einen solchen Feind. ▼FRASQUITA▲ Willst du spottend mich verhöhnen? Oder suchst mich auszusöhnen mit den Lastern und Gebrechen, die dein Herr in sich vereint? Aber die Künste der Überredung, lieber Repela, lassen mich kalt. Mich zurück zu bringen wird dir nicht gelingen, weder mit Güte, noch mit Gewalt! (will davoneilen) ▼REPELA▲ (geheimnisvoll) Schlecht geraten! Andre Pläne führ ich gegen dich im Schild. ▼FRASQUITA▲ (umkehrend) Sag sie mir, ich bitte dich! ▼REPELA▲ Wenn du schmeichelst, fürcht ich mich. Sei doch wieder stolz und wild. ▼FRASQUITA▲ (schmeichlerisch) Herzens-Repela, was hast du im Sinn? ▼REPELA▲ Unwiderstehliche Schmeichlerin! ▼FRASQUITA▲ (ihn bei der Hand fassend) Repela, du bist ein Schelm. Nicht dart man im Ernste dich fassen. So kannst du dir ja im Scherz ein Wörtchen entschlüpfen lassen. (ihn streichelnd) Was führest du heimlich im Schild? Was ist dein Plan, dein Geheimnis? ▼REPELA▲ Ich fühl es, ich werde schwach plauder' ich aus mein Geheimnis? Es ist - ▼FRASQUITA▲ O, sprich! ▼REPELA▲ Es ist - ▼FRASQUITA▲ O, sprich! ▼REPELA▲ Es ist - Frasquita (dringend) O, sprich nur! ▼REPELA▲ Zeitversäumnis! ▼FRASQUITA▲ (sich ärgerlich zum Gehen wendend) So versäume denn deine Zeit allein! ▼REPELA▲ Also gehst du doch zum Arzt? ▼FRASQUITA▲ Kümmert's dich, wohin ich geh? ▼REPELA▲ Nein, so wenig wie den Schatten, der dir folgt, wohin es sei. ▼FRASQUITA▲ Nun, dann höre Zum Alkalden geh ich suchen meinen Mann! ▼REPELA▲ Lass das lieber sein und laufe nicht vom Regen in die Traufe! Weisst du auch, dass der Alka!de schönen Frauen seine Dienste nicht umsonst zu Füssen legt? ▼FRASQUITA▲ Ha, der sollte mir nur kommen! Ihr und euer Herr im Bunde wolltet alle mich verderben! Und nun liegt zur bösen Stunde der Corregidor im Sterben. Ah, die üppigen Gedanken werden ihm da wohl vergeh'n! ▼REPELA▲ Sage nicht nein, schicke dich drein! Dort oder hier immer bei dir bleibe ich gern nach dem Befehl des Herrn. Schlüpf in den Busch, eilig, husch, husch, über das Feld, wie's dir gefällt, ich hinterdrein, lasse dich nicht allein! Sähe uns wer von ungefähr, hielt er wohl gar uns für ein Paar, das auf der Flucht Freuden der Liebe sucht. Doch diese Frau nimmt es genau! Ehliche Treu' knüpft sie auf's Neu, ehe Gefahr noch im Verzuge war.... ▼FRASQUITA▲ (gleichzeitig) Muss es denn sein, schick ich mich drelnl Dort oder hier immer mit mir nehm ich dich gern Auf den Befehl des Herrn. Komm durch den Busch, eilig, husch, husch, über das Feld, schnurriger Held! Geh hinterdrein, lasse mich nicht allein! Sähe uns wer von ungefähr, hielt er wohl gar uns für ein Paar, das auf der Flucht Rettung vor Feinden sucht. Doch deiner Frau, Lukas, vertrau! Standhaft und treu steht sie dir bei! Dein immerdar, so im Glück wie in Gefahr! (Beide ab) Verwandlung Ein Instrumentalsatz leitet zur nächsten Szene über. (Küche in der Mühle wie zu Anfang des zweiten Aktes. Die Kleider des Corregidors hängen noch vor dem Feuer, welches beinahe niedergebrannt ist. Die Tür steht offen) DRITTE SZENE ▼LUKAS▲ (tritt herein) Nicht geschlossen? Nicht geschlossen! (besieht die Tür) Nur Frasquita konnte öffnen. Aber wie? Warum? Wozu? Auf Befehl? Aus freier Wahl? (lehnt sich fassungslos an den Türpfosten) Welches Todesschweigen! Ist sie wohl mit ihm gefloh'n? Oder hat er sie geraubt? Oder werd ich - werde beide finden hinter jener Tür? Jeder Schritt ein Schritt zum Tode! Lieber möcht ich an der Schwelle sterben, eh' Gewissheit, - ha! (erblickt die Kleider des Corregidors, stürzt auf sie hin und untersucht sie) Grässliche Gewissheit, ja! Aber nein, es ist nicht wahr! Meine Augen sind Betrüger. Lügner meine Hände! Welcher Teufel hat dem Schurken Macht gegeben, dieses Weib, freventlich mir zu entreissen! (Das Dokument auf dein Tisch bemerkend) Die Ernennung ihres Neffen! (sardonisch) Ich verstehe! ------- Hab ich immer doch geargwohnt, dass sie ihre Anverwandten mehr als ihren Gatten liebt! Aber Antwort, meine Antwort will ich ihr nicht schuldig bleiben! (ergreift die Donnerbüchse und ladet) Niemand kann mich sehen - Gott nur, Gott - und der hat dies gewollt! (schleicht zur Tür des Schlafzimmers, auf der ersten Stufe hält er inne) Wenn es dennoch Täuschung wäre? Muss es denn nicht Täuschung sein? Viele Möglichkeiten gibt es, tausend Möglichkeiten gäb es! (schleicht die Stufen hinauf) Wenn es Gott gefallen hätte, mich durch schlimmen Schein zu prüfen? (schaut durch das Schlüsselloch und prallt zurück) Sein Gesicht! Auf dem Kissen sein Gesicht! Nein, ich habe mich getäuscht! Eifersüchtiger Gedanken böse Hirngespinste sind's! (sieht noch einmal hin, Mit einer verzweiflungsvollen Gebärde gibt er zu erkennen, dass sein Verdacht sich bewahrheitet. Dann geht er stumm die Stufen herab und verbirgt sein Gesicht in den Händen. Pause) Da sieh ich betrogen, da sieh ich entehrt, und doch ist mir Ärmsten die Rache verwehrt. Ich könnte sie töten. Doch wären sie tot, so hätten die Leute mit mir ihren Spott. Verlachten, verhöhnten den buckligen Mann, der sich vor der Hochzeit nicht besser besann. Lachen würden sie, ja lachen, weil ich bucklig war und wagte, eine schöne Frau zu haben. Lachen aber will ich selbst, wenn ich meine Rache fand. Aber welche Rache, welche? Wenn ich -? Nein, so geht es nicht! Aber seine Frau? Auch sie ist ja eine schöne Frau! Und auch ich hab einen Buckel! (lacht auf) Ha, ha! Ja, das ist sublim! Entzückend! Das soll meine Rache sein! Ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha! (beginnt, von Anfallen sarkastischen Gelächters unterbrochen, die Kleider des Corregidors anzuziehen) Schöne Frau Corregidora! Hätten Sie das wohl gedacht? Schöne Frau Corregidora! Guter Rat kommt über Nacht! (besieht sich mit Hohnlachen, ergreift Stock und Handschuhe, stülpt den Dreispitz tief in die Stirn. Mit einer drohenden Gebärde wendet er sich noch einmal der Tür des Schlafzimmers zu und geht langsam ab) FÜNFTE SZENE ▼CORREGIDOR▲ (im Nachtkleid, eine Zipfelmütze auf dem Kopfe, vorsichtig die Türe öffnend) Welcher Spuk tobt hier im Haus? Sässe nicht bei dem Alkalden Tio Lukas fest, ich schwüre, dass desselben rauhe Stimme und sein Lachen hier erscholl. Sind die Kleider erst getrocknet, so verlass ich dieses Haus, eh' der Morgen graut. (sucht seine Kleider) Was, zum Henker? Fremdes Zeug? Oh verdammt! Ward ich bestohlen? Liess ein Vagabund die Kleider hier zurück? Nun, um so besser! Unerkannt komm ich zur Stadt. (Während er sich ankleidet) Einst haben in toller Verwandlung auch Götter um Liebe gebuhlt, doch hol' mich der Teufel, es lohnte sich ihnen zuletzt die Geduld. Drum hüte dich, Müllerin! Länger nicht bin ich dein williger Tor! Es wandelt zum Herrn und Gebieter zurück sich der Corregidor. (Er hat des Müllers Kleider angezogen und die Felbelmütze aufgesetzt. Das Feuer im Kamin ist erloschen) SECHSTE SZENE Der Vorige. Frasquita, Repela, der Alkalde, Tonuelo ▼ALKALDE▲ (an der Tür, nach rückwärts gewendet) Ich als Amtsperson der Erste, Tonuelo, du der Zweite! Ihr, Frasquita, wartet draussen! (den Corregidor erblickend) Ha, da ist er ja! Im Namen Seiner Majestät! Ergebt Euch, Tio Lukas! (Der Corregidor will in das Schlafzimmer zurückflüchten) ▼TONUELO▲ Halt, Verräter! Fahren sollst du nun zur Hölle! (Er versetzt dem Corregidor einen Stoss ins Rückgrat und wirft ihn auf die Erde) ▼FRASQUITA▲ (gleichzeitig, sich auf Tonuelo stürzend und ihn ohrfeigend) Hund, lass meinen Lukas los! Lass ihn los, und auf der Stelle! ▼ALKALDE▲ (gleichzeitig, seinen Fuss dem Corregidor in den Magen pflanzend) Dein Entkommen dieses Mal hindre ich auf alle Fälle! ▼REPELA▲ (der sich mit ausgebreiteten Armen vor der Schlafzimmertür aufgestellt hat, gleichzeitig) Eines sag' ich Es betritt lebend keiner diese Schwelle! ▼CORREGIDOR▲ Hilfe! Hilf, Alkalde, Schaf! Siehst du nicht, dass ich es bin? ▼ALLE▲ (entsetzt) Der Corregidor! ▼CORREGIDOR▲ (wütend) Ins Gefängnis, an den Galgen! ▼ALKALDE▲ (niederkniend) Ach, hoher Herr, verzeiht! Wer hätte euer Gnaden erkannt in diesem Kleid? ▼CORREGIDOR▲ Weisst du nicht, dass eine Bande Räuber unter Tio Lukas meine Kleider mir geraubt? ▼FRASQUITA▲ (mit äusserster Heftigkeit auf den Corregidor zutretend) Lüge und Verrat! ▼REPELA▲ (während der Corregidor weiter mit dem Alkalden spricht) Liebe Müllerin, nun trachte deine Sache beizulegen, ehe des Gebieters Gunst sich von dir und Lukas wendet. Denn auf seiner Stirne seh ich schlimme Wetterzeichen stehn. ▼FRASQUITA▲ Hätte Lukas etwa Grund, diesen Mann um Gunst zu bitten? Weiss der Himmel, wo der Ärmste jetzt herumirrt, frech vertrieben aus dem eignen Haus! ▼REPELA▲ Tio Lukas geht zur Stunde, als Corregidor verkleidet, in der Stadt umher. ▼FRASQUITA▲ Was mag er verkleidet wollen? ▼REPELA▲ (zuckt die Achseln) Sicher ist nur, dass er hier offen fand die Eingangstür. Fand die Kleider meines Herrn - ▼FRASQUITA▲ Jesus! Also hält der Ärmste seine Gattin für entehrt? (zum Corregidor) Don Eugenio de Zurtiga! Fort ging mein unselger Mann, glaubend an die Schmach der Gattin, ging er fort von hier! ▼CORREGIDOR▲ (kalt) Wünscht, dass ihm nichts Schlimm'res droht! ▼FRASQUITA▲ Eurer Gattin zu berichten, was sich hier ereignet hat, ging er zürnend in die Stadt. ▼CORREGIDOR▲ (bestürzt) Eingebildete Geschichten! Dennoch wollen wir ihm nach, dass er mit erfundner Schmach meine Gattin nicht belüge. ▼REPELA▲ Ja, und gebe Gott, dass Lukas mit Erzählen sich begnüge! Die Verkleidung gibt zu denken. ▼CORREGIDOR▲ (aufbrausend) Glaubst du, dass er fähig wäre -? ▼FRASQUITA▲ O, zu allem ist er fähig! Geht es doch um seine Ehre! ▼REPELA▲ (zum Corregidor) Was mich auch so sehr erschreckt, dass in eures Rockes Schössen eures Hauses Schlüssel steckt! Glaubt ihr nicht, der Unbedachte strebt nach der Gebieterin -? ▼CORREGIDOR▲ (auffahrend) Meiner Frau? Wo denkst du hin? Ist sie nicht Corregidora? ▼FRASQUITA▲ Seht ihr's - euer Beispiel machte aus der Mühle ein Gomorrha. ▼CORREGIDOR▲ Juan Lopez, Tonuelo, Auf den Flüchtling geht zu fahnden! Bringt ihr ihn mir nicht zur Stelle, fürchterlich werd' ich es ahnden. ALKALDE und TONUELO Euer Gnaden, untertänigst bitten wir, uns zu vertraun. Unbegrenzt ist unser Eifer, Häuser dürft ihr auf uns baun! Treulich sorgend, dass das Auge des Gesetzes immer wacht, gönnen wir in unserm Amte Ruh uns weder Tag noch Nacht. Und wir schwören's! Den Verräter holen wir in Eile ein. Doch vor allem, euer Gnaden, müssen wir zur Stadt hinein. ▼FRASQUITA▲ (gleichzeitig) Solche Pläne, armer Lukas, mochte Rachsucht in dir braun! Deine Wege, deine Pläne, sie erfüllen mich mit Graun. Gegen deines Weibes Treue, Lukas, schöpftest du Verdacht, und Vergeltung willst du üben in des Nebenbuhlers Tracht? Aber noch in meinem Herzen sag ich "nein", es kann nicht sein! Doch vor allem ohne Säumen müssen wir zur Stadt hinein. ▼CORREGIDOR▲ (gleichzeitig) Uber dir soll nun der Himmel meiner Gunst nicht länger blaun; fühlen grimmiglich, Frasquita, wirst du bald des Löwen Klaun. Die du mich verspotten wolltest, Ubermütige, gib acht! Wenn ich grolle, wenn ich zürne, hab ich zu verderben Macht. Steckt nur Lukas erst im Kerker, dann, Frasquita, bist du mein! Doch vor allem, ich befehl es, müssen wir zur Stadt hinein. ▼REPELA▲ (gleichzeitig) Tugend hab ich nie bezweifelt, schmähe nicht das Herz der Fraun, doch verwechselt ist im Dunkeln leicht der Braune mit dem Graun. Und es kann gar wohl geschehen, da das Kleid die Leute macht, dass sich dieser Schwerenöter schliesslich noch ins Fäustchen lacht! Deshalb möchte ich zur Stunde nicht Corregidora sein. Doch vor allem, das ist sicher, müssen wir zur Stadt hinein. ▼CORREGIDOR▲ (mit gebieterischer Gebärde) Doch vor allem, ich befehl' es, Gehn wir nun zur Stadt hinein! (Alle rüsten sich zum Aufbruch, Ein Knecht führt vor dem offenen Tor zwei Mülleresel herbei, die von Frasquita und dem Corregidor bestiegen werden) DRITTER AKT Hügelland. Ein Weg im Hintergrund oben und ein Weg im Vordergrund unten, durch einen Pfad verbunden. Nacht; bewölkter Himmel mit manchmal durchbrechendem Mondschein. ERSTE SZENE FRASQUITA kommt den oberen Weg und läuft den Pfad herunter; sieht sich lauschend um Sonderbare Nachtgeräusche folgen mir von Ort zu Ort. Wie ich mich beständig täusche! Schritte hör ich fort und fort. Lukas lauft auf dem oberen Wege vorüber Oder ist's mein eignes Blut, das mir in den Ohren saust? Der Mond kommt hervor Neugier'ger Mond, du hast uns belauscht, als wir der Liebe Geständnis getauscht. Erster Bezeigung Glühender Neigung warst du ein lieber Vertrauter. Repela kommt auf dem untern Weg und bleibt in einiger Entfernung stehen So hilf mir nun treu, verrate mich nicht. Birg heute in Wolken dein strahlendes Licht! Nächtlich sich Schleichenden, heimlich Hinstreichenden bist du kein lieber Vertrauter. ZWEITE SZENE Die Vorigen, Repela näherkommend FRASQUITA erschrickt, fasst sich aber gleich Wer ist's? Was wollt ihr? REPELA Kein Wolf, ein zahmes Tier! FRASQUITA Ach du! Was suchst du hier? REPELA nimmt eine Priese, niest Wenn sich schöne Frauen rüsten, nächtlich über Lend zu gehn, sollten sie doch die Begleitung eines Ritters nicht verschmähn! FRASQUITA Hat dein Herr nach mir geschickt? Will er zurück mich holen lassen, der Schändliche, der Bösewicht? REPELA Deiner Tugend opferfreud'gen Herold, warum schmähst du ihn? FRASQUITA Opferfreudig? Ha, ha! Er ist meiner Tugend sittenloser Feind. REPELA Unerprobt, wär sie denn Tugend? Der die Prüfung dir bereitet, dich zu mut'ger Tat verleitet, höher als der Freunde besten schätze einen solchen Feind. FRASQUITA Willst du spottend mich verhöhnen? Oder suchst mich auszusöhnen mit den Lastern und Gebrechen, die dein Herr in sich vereint? Aber die Künste der Überredung, lieber Repela, lassen mich kalt. Mich zurück zu bringen wird dir nicht gelingen, weder mit Güte, noch mit Gewalt! will davoneilen REPELA geheimnisvoll Schlecht geraten! Andre Pläne führ ich gegen dich im Schild. FRASQUITA umkehrend Sag sie mir, ich bitte dich! REPELA Wenn du schmeichelst, fürcht ich mich. Sei doch wieder stolz und wild. FRASQUITA schmeichlerisch Herzens-Repela, was hast du im Sinn? REPELA Unwiderstehliche Schmeichlerin! FRASQUITA ihn bei der Hand fassend Repela, du bist ein Schelm. Nicht dart man im Ernste dich fassen. So kannst du dir ja im Scherz ein Wörtchen entschlüpfen lassen. ihn streichelnd Was führest du heimlich im Schild? Was ist dein Plan, dein Geheimnis? REPELA Ich fühl es, ich werde schwach plauder' ich aus mein Geheimnis? Es ist - FRASQUITA O, sprich! REPELA Es ist - FRASQUITA O, sprich! REPELA Es ist - Frasquita dringend O, sprich nur! REPELA Zeitversäumnis! FRASQUITA sich ärgerlich zum Gehen wendend So versäume denn deine Zeit allein! REPELA Also gehst du doch zum Arzt? FRASQUITA Kümmert's dich, wohin ich geh? REPELA Nein, so wenig wie den Schatten, der dir folgt, wohin es sei. FRASQUITA Nun, dann höre Zum Alkalden geh ich suchen meinen Mann! REPELA Lass das lieber sein und laufe nicht vom Regen in die Traufe! Weisst du auch, dass der Alka!de schönen Frauen seine Dienste nicht umsonst zu Füssen legt? FRASQUITA Ha, der sollte mir nur kommen! Ihr und euer Herr im Bunde wolltet alle mich verderben! Und nun liegt zur bösen Stunde der Corregidor im Sterben. Ah, die üppigen Gedanken werden ihm da wohl vergeh'n! REPELA Sage nicht nein, schicke dich drein! Dort oder hier immer bei dir bleibe ich gern nach dem Befehl des Herrn. Schlüpf in den Busch, eilig, husch, husch, über das Feld, wie's dir gefällt, ich hinterdrein, lasse dich nicht allein! Sähe uns wer von ungefähr, hielt er wohl gar uns für ein Paar, das auf der Flucht Freuden der Liebe sucht. Doch diese Frau nimmt es genau! Ehliche Treu' knüpft sie auf's Neu, ehe Gefahr noch im Verzuge war.... FRASQUITA gleichzeitig Muss es denn sein, schick ich mich drelnl Dort oder hier immer mit mir nehm ich dich gern Auf den Befehl des Herrn. Komm durch den Busch, eilig, husch, husch, über das Feld, schnurriger Held! Geh hinterdrein, lasse mich nicht allein! Sähe uns wer von ungefähr, hielt er wohl gar uns für ein Paar, das auf der Flucht Rettung vor Feinden sucht. Doch deiner Frau, Lukas, vertrau! Standhaft und treu steht sie dir bei! Dein immerdar, so im Glück wie in Gefahr! Beide ab Verwandlung Ein Instrumentalsatz leitet zur nächsten Szene über. Küche in der Mühle wie zu Anfang des zweiten Aktes. Die Kleider des Corregidors hängen noch vor dem Feuer, welches beinahe niedergebrannt ist. Die Tür steht offen DRITTE SZENE LUKAS tritt herein Nicht geschlossen? Nicht geschlossen! besieht die Tür Nur Frasquita konnte öffnen. Aber wie? Warum? Wozu? Auf Befehl? Aus freier Wahl? lehnt sich fassungslos an den Türpfosten Welches Todesschweigen! Ist sie wohl mit ihm gefloh'n? Oder hat er sie geraubt? Oder werd ich - werde beide finden hinter jener Tür? Jeder Schritt ein Schritt zum Tode! Lieber möcht ich an der Schwelle sterben, eh' Gewissheit, - ha! erblickt die Kleider des Corregidors, stürzt auf sie hin und untersucht sie Grässliche Gewissheit, ja! Aber nein, es ist nicht wahr! Meine Augen sind Betrüger. Lügner meine Hände! Welcher Teufel hat dem Schurken Macht gegeben, dieses Weib, freventlich mir zu entreissen! Das Dokument auf dein Tisch bemerkend Die Ernennung ihres Neffen! sardonisch Ich verstehe! ------- Hab ich immer doch geargwohnt, dass sie ihre Anverwandten mehr als ihren Gatten liebt! Aber Antwort, meine Antwort will ich ihr nicht schuldig bleiben! ergreift die Donnerbüchse und ladet Niemand kann mich sehen - Gott nur, Gott - und der hat dies gewollt! schleicht zur Tür des Schlafzimmers, auf der ersten Stufe hält er inne Wenn es dennoch Täuschung wäre? Muss es denn nicht Täuschung sein? Viele Möglichkeiten gibt es, tausend Möglichkeiten gäb es! schleicht die Stufen hinauf Wenn es Gott gefallen hätte, mich durch schlimmen Schein zu prüfen? schaut durch das Schlüsselloch und prallt zurück Sein Gesicht! Auf dem Kissen sein Gesicht! Nein, ich habe mich getäuscht! Eifersüchtiger Gedanken böse Hirngespinste sind's! sieht noch einmal hin, Mit einer verzweiflungsvollen Gebärde gibt er zu erkennen, dass sein Verdacht sich bewahrheitet. Dann geht er stumm die Stufen herab und verbirgt sein Gesicht in den Händen. Pause Da sieh ich betrogen, da sieh ich entehrt, und doch ist mir Ärmsten die Rache verwehrt. Ich könnte sie töten. Doch wären sie tot, so hätten die Leute mit mir ihren Spott. Verlachten, verhöhnten den buckligen Mann, der sich vor der Hochzeit nicht besser besann. Lachen würden sie, ja lachen, weil ich bucklig war und wagte, eine schöne Frau zu haben. Lachen aber will ich selbst, wenn ich meine Rache fand. Aber welche Rache, welche? Wenn ich -? Nein, so geht es nicht! Aber seine Frau? Auch sie ist ja eine schöne Frau! Und auch ich hab einen Buckel! lacht auf Ha, ha! Ja, das ist sublim! Entzückend! Das soll meine Rache sein! Ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha! beginnt, von Anfallen sarkastischen Gelächters unterbrochen, die Kleider des Corregidors anzuziehen Schöne Frau Corregidora! Hätten Sie das wohl gedacht? Schöne Frau Corregidora! Guter Rat kommt über Nacht! besieht sich mit Hohnlachen, ergreift Stock und Handschuhe, stülpt den Dreispitz tief in die Stirn. Mit einer drohenden Gebärde wendet er sich noch einmal der Tür des Schlafzimmers zu und geht langsam ab FÜNFTE SZENE CORREGIDOR im Nachtkleid, eine Zipfelmütze auf dem Kopfe, vorsichtig die Türe öffnend Welcher Spuk tobt hier im Haus? Sässe nicht bei dem Alkalden Tio Lukas fest, ich schwüre, dass desselben rauhe Stimme und sein Lachen hier erscholl. Sind die Kleider erst getrocknet, so verlass ich dieses Haus, eh' der Morgen graut. sucht seine Kleider Was, zum Henker? Fremdes Zeug? Oh verdammt! Ward ich bestohlen? Liess ein Vagabund die Kleider hier zurück? Nun, um so besser! Unerkannt komm ich zur Stadt. Während er sich ankleidet Einst haben in toller Verwandlung auch Götter um Liebe gebuhlt, doch hol' mich der Teufel, es lohnte sich ihnen zuletzt die Geduld. Drum hüte dich, Müllerin! Länger nicht bin ich dein williger Tor! Es wandelt zum Herrn und Gebieter zurück sich der Corregidor. Er hat des Müllers Kleider angezogen und die Felbelmütze aufgesetzt. Das Feuer im Kamin ist erloschen SECHSTE SZENE Der Vorige. Frasquita, Repela, der Alkalde, Tonuelo ALKALDE an der Tür, nach rückwärts gewendet Ich als Amtsperson der Erste, Tonuelo, du der Zweite! Ihr, Frasquita, wartet draussen! den Corregidor erblickend Ha, da ist er ja! Im Namen Seiner Majestät! Ergebt Euch, Tio Lukas! Der Corregidor will in das Schlafzimmer zurückflüchten TONUELO Halt, Verräter! Fahren sollst du nun zur Hölle! Er versetzt dem Corregidor einen Stoss ins Rückgrat und wirft ihn auf die Erde FRASQUITA gleichzeitig, sich auf Tonuelo stürzend und ihn ohrfeigend Hund, lass meinen Lukas los! Lass ihn los, und auf der Stelle! ALKALDE gleichzeitig, seinen Fuss dem Corregidor in den Magen pflanzend Dein Entkommen dieses Mal hindre ich auf alle Fälle! REPELA der sich mit ausgebreiteten Armen vor der Schlafzimmertür aufgestellt hat, gleichzeitig Eines sag' ich Es betritt lebend keiner diese Schwelle! CORREGIDOR Hilfe! Hilf, Alkalde, Schaf! Siehst du nicht, dass ich es bin? ALLE entsetzt Der Corregidor! CORREGIDOR wütend Ins Gefängnis, an den Galgen! ALKALDE niederkniend Ach, hoher Herr, verzeiht! Wer hätte euer Gnaden erkannt in diesem Kleid? CORREGIDOR Weisst du nicht, dass eine Bande Räuber unter Tio Lukas meine Kleider mir geraubt? FRASQUITA mit äusserster Heftigkeit auf den Corregidor zutretend Lüge und Verrat! REPELA während der Corregidor weiter mit dem Alkalden spricht Liebe Müllerin, nun trachte deine Sache beizulegen, ehe des Gebieters Gunst sich von dir und Lukas wendet. Denn auf seiner Stirne seh ich schlimme Wetterzeichen stehn. FRASQUITA Hätte Lukas etwa Grund, diesen Mann um Gunst zu bitten? Weiss der Himmel, wo der Ärmste jetzt herumirrt, frech vertrieben aus dem eignen Haus! REPELA Tio Lukas geht zur Stunde, als Corregidor verkleidet, in der Stadt umher. FRASQUITA Was mag er verkleidet wollen? REPELA zuckt die Achseln Sicher ist nur, dass er hier offen fand die Eingangstür. Fand die Kleider meines Herrn - FRASQUITA Jesus! Also hält der Ärmste seine Gattin für entehrt? zum Corregidor Don Eugenio de Zurtiga! Fort ging mein unselger Mann, glaubend an die Schmach der Gattin, ging er fort von hier! CORREGIDOR kalt Wünscht, dass ihm nichts Schlimm'res droht! FRASQUITA Eurer Gattin zu berichten, was sich hier ereignet hat, ging er zürnend in die Stadt. CORREGIDOR bestürzt Eingebildete Geschichten! Dennoch wollen wir ihm nach, dass er mit erfundner Schmach meine Gattin nicht belüge. REPELA Ja, und gebe Gott, dass Lukas mit Erzählen sich begnüge! Die Verkleidung gibt zu denken. CORREGIDOR aufbrausend Glaubst du, dass er fähig wäre -? FRASQUITA O, zu allem ist er fähig! Geht es doch um seine Ehre! REPELA zum Corregidor Was mich auch so sehr erschreckt, dass in eures Rockes Schössen eures Hauses Schlüssel steckt! Glaubt ihr nicht, der Unbedachte strebt nach der Gebieterin -? CORREGIDOR auffahrend Meiner Frau? Wo denkst du hin? Ist sie nicht Corregidora? FRASQUITA Seht ihr's - euer Beispiel machte aus der Mühle ein Gomorrha. CORREGIDOR Juan Lopez, Tonuelo, Auf den Flüchtling geht zu fahnden! Bringt ihr ihn mir nicht zur Stelle, fürchterlich werd' ich es ahnden. ALKALDE und TONUELO Euer Gnaden, untertänigst bitten wir, uns zu vertraun. Unbegrenzt ist unser Eifer, Häuser dürft ihr auf uns baun! Treulich sorgend, dass das Auge des Gesetzes immer wacht, gönnen wir in unserm Amte Ruh uns weder Tag noch Nacht. Und wir schwören's! Den Verräter holen wir in Eile ein. Doch vor allem, euer Gnaden, müssen wir zur Stadt hinein. FRASQUITA gleichzeitig Solche Pläne, armer Lukas, mochte Rachsucht in dir braun! Deine Wege, deine Pläne, sie erfüllen mich mit Graun. Gegen deines Weibes Treue, Lukas, schöpftest du Verdacht, und Vergeltung willst du üben in des Nebenbuhlers Tracht? Aber noch in meinem Herzen sag ich "nein", es kann nicht sein! Doch vor allem ohne Säumen müssen wir zur Stadt hinein. CORREGIDOR gleichzeitig Uber dir soll nun der Himmel meiner Gunst nicht länger blaun; fühlen grimmiglich, Frasquita, wirst du bald des Löwen Klaun. Die du mich verspotten wolltest, Ubermütige, gib acht! Wenn ich grolle, wenn ich zürne, hab ich zu verderben Macht. Steckt nur Lukas erst im Kerker, dann, Frasquita, bist du mein! Doch vor allem, ich befehl es, müssen wir zur Stadt hinein. REPELA gleichzeitig Tugend hab ich nie bezweifelt, schmähe nicht das Herz der Fraun, doch verwechselt ist im Dunkeln leicht der Braune mit dem Graun. Und es kann gar wohl geschehen, da das Kleid die Leute macht, dass sich dieser Schwerenöter schliesslich noch ins Fäustchen lacht! Deshalb möchte ich zur Stunde nicht Corregidora sein. Doch vor allem, das ist sicher, müssen wir zur Stadt hinein. CORREGIDOR mit gebieterischer Gebärde Doch vor allem, ich befehl' es, Gehn wir nun zur Stadt hinein! Alle rüsten sich zum Aufbruch, Ein Knecht führt vor dem offenen Tor zwei Mülleresel herbei, die von Frasquita und dem Corregidor bestiegen werden Wolf,Hugo/Der Corregidor/IV
https://w.atwiki.jp/oper/pages/3265.html
このテンプレはポリウト方式で作成されています。 こちらの役名一覧に和訳を記載して管理人までお知らせください。 第1幕 Der erste Akt spielt in Budapest. Die Bühne zeigt den Innenraum eines festlich beleuchteten Varieté-Theaters während der Vorstellung. Die ganze linke Seite nimmt die erhöhte Varietébühne ein (vorgeschoben also auch vom links sitzenden Publikum sichtbar), welche vollständig theatergemäss mit praktikablem Vorhang, Kulissen, Rampenbeleuchtung usw. ausgestattet ist. Der Varietébühne zugekehrt das Varietéorchester mit den Musikern und dem Kapellmeister. Eine mit Blumen geschmückte kleine Brücke von der Varietébühne mitten über das Varietéorchester ins Parkett des Varieté-Zuschauerraumes. Das Varietéorchester kann auch durch eine zwischen Bühne und Wintergarten postierte kleine Kapelle ersetzt werden. Man sieht nur einen Ausschnitt des Varieté-Zuschauerraumes, und zwar die der Varietébühne zunächst liegenden Parkett- und Balkonlogen, sowie fünf bis sechs Reihen Tische. Der übrige Teil des Zuschauerraumes verläuft nach rechts und kann nur perspektivisch zum Ausdruck gebracht werden. Ausgänge fürs Publikum. Links seitwärts im Hintergrund zwischen der Bühne und der ersten Parterreloge eine Tür mit der transparenten Aufschrift “Wintergarten” führt in ein Lokal, in welchem die im Verlaufe des Aktes auftretenden Zigeuner konzertieren. Diese Tür ist geschlossen. Links ganz vorne eine eiserne Türe mit der Aufschrift “Bühne”. 第1曲:導入と歌 幕が上がると、ちょうど公演が終わったところである。観客(ボックス席には、燕尾服や軍服を着た上品な男性たち、盛装した女性たちがいる)の大半はすでに立ち上がっている。嵐のような拍手。平土間の左の角のボックス席にいるボーニ、フェリ、連れの紳士たちはひときわ大きく拍手している。繰り返されるカーテンコール。ハンガリー・トランシルヴァニア(ジ-ベンビュルガー)の民族衣装に身を包んだシルヴァは、ステージに何度も現れて、おじぎをし、投げ込まれる花束に歓喜している。オーケストラが演奏する度に、ボーニとフェリはとりわけ熱狂的な様子を見せる。観衆の声がだんだんとはっきりとしてくる。「ジ-ベンビュルガーの娘の歌を!」 FERI und BONI (ステッキをトントンと鳴らしながら) オララ!オララ! ▼SYLVA▲ (舞台の前の方に歩み出てきて、客席は静かになる。謙虚に) では、皆さんのご要望にお応えして! ▼BONI▲ (ボックス席から、付け足すように) 八度目だね!オララ! ▼SYLVA▲ ハイヤ、ハイヤ!山こそあたしのふるさと! ハイヤ、オハイヤ!その高みに揺りかごがあるの! エーデルワイスが優しく咲いて 雪や氷が辺り一面輝くところ ハイヤ、オハイヤ!胸が熱く高鳴るわ ジ-ベンビュルガーの娘が あんたに惚れたなら、 もてあそんだりしない、からかったりしない あんたに真心をあげるわ 退屈しのぎのつもり? それなら別の恋人を探しなさい あんたはあたしのもの あたしだけのものよ あたしに魂を捧げてちょうだい あたしはあんたの天国で、地獄なのよ! (観客たちは手拍子を打つ) オララ!あたしはそういう女! オララ!踊りましょう! キスして、ああ、キスしてちょうだい、 いちばんキスの上手い人、 それがあたしのいいひとになるの! (踊る) 観客たちは繰り返しの部分を一緒になって歌う。ボーニはステッキで指揮をしている。合い間に「オララ!」の声を上げながら、シルヴァのダンスはどんどん激しくなっていく。客席からも「オララ!」の合いの手。ステージに走り寄る紳士たちもいる。シルヴァはひざまずいてお辞儀をする。大拍手と歓声。幕が上がり、そして下がる。係の者がコート掛けを運んできて、女性たちはそれぞれのコートやショールを取る。 ▼BONI▲ (ボックス席から) しーっ、何か話すみたいだ! 静かになる。 ▼SYLVA▲ (素直で感じの良い、気取らない口調で) 親愛なる皆さん!そんな風にされるとお別れするのが辛いわ。シルヴァのことを覚えていてね!アメリカから戻ってきたら、真っ先にここに来るわ!ありがとう!ほんとうにありがとう、さようなら! また大拍手が起こる。お辞儀をするシルヴァ。オーケストラは歌のリフレインの部分を演奏する。観客たちは、リフレインをハミングしながら、身振り手振りを交えてにぎやかにおしゃべりし、帰っていく。楽団員も、楽器をしまって去っていく。制服を着た係員がテーブルを片付ける。人々が去る中、ボーニ、フェリ、メロー、セレニイが現れる。 金の持ち手のステッキを手にし、シルクハットをかぶった彼らは、前の方に出てきて、たばこをふかし始める。 ▼ZWEITE SZENE▲ ▼FERI▲ alter, weissköpfiger, jovialer Ungar, Typus des Varietéhabitués No, was hab’ ich euch gesagt Mittag bei Rennen? Es gibt heut’ nur zwei Damen in Budapest, die was siegen können, wie sie wollen. Das ist “Mizzi” in Königspreis und Sylva in Orpheum. ▼BONI▲ zirka 34, Haar schon ein bisschen schütter, kleiner schwarzer aufgedrehter Schnurrbart, ungemein sympatisch Was ist Mizzi? Nix ist sie. Pferd ist sie. Katz ist sie. Sylva, das ist was! Das ist Weib. Das ist Rass! Das ist Feuer! Ich kenn’ alle Chansonetten von ganzen Welt. Was sind sie? Nix sind sie! Katz sind sie! Es gibt nur eine Sylva Varescu. Und warum, Bruderherz ? ▼FERI▲ Weil sie jünger ist - ▼MERÖ▲ Und hübscher - ▼SZERENYI▲ und neuer - ▼BONI▲ Nein, Bruderherz! Weil sie anders ist. Anders muss man hat man Erfolg im Leben und auf Bühne. Hab’ ich recht, Feri bacsi? ▼FERI▲ Recht hast, Bonikam. Ich war auch immer anders. Haben andere geschlafen, hab’ ich gelumpt. Haben andere gearbeitet, hab’ich geschlafen. Haben andere gezahlt, bin ich schuldig geblieben. ▼BONI▲ ihm auf die Schulter klopfend Aber lustig warst immer, erhalten hast dich grossartig, siehst aus wie ein junger Achtziger. Ihm die Hand entgegenstreckend Sag’, bin ich dein Freind? ▼FERI▲ Bist es. Zu den Herren Ihm verdanken wir unsere Sylva. Er war ihr Entdecker, ihr Förderer- ▼BONI▲ Ganz uneigennützig, bitte! Ich bin ihr Freund, bitte! Sonst gar nix! Aufbrausend Bitte sehr! ▼FERI▲ No, no, wenn man da deutet auf Bonis Herz hineinschaut - deutet auf Bonis Hirn und da – ▼BONI▲ abwehrend Nix find’st drin, nix! Oberkellner Miksa und einige uniformierte Diener sind bereits aufgetreten, rücken während des folgenden Dialogs die Tische weg, stellen eine hufeisenörmige Tafel auf. ▼BONI▲ He, du, Miksa, komm her! Sag’ - bin ich dein Freind? ▼MIKSA▲ geschmeichelt Aber, Herr Graf - ▼BONI▲ Dann richt’ schön Tafel her, kalte Platte, wie damals bei Einladung von die acht English-Girls aus Debreczin. Miksa zieht sich mit einer Verbeugung zurück, gibt den Dienern diskret die nötigen Anweisungen. Ein Diener desinfiziert den Raum mit einer Perolinspritze, Stühle werden aufgestellt, die Tafel mit Blumen geschmückt. ▼DRITTE SZENE▲ ▼ENDREY▲ Servus Kinder! ▼VIHAR▲ Draussen stehen hundert Autos. Man kann nicht durch. Die Diener bringen einen grossen, blumengeschmückten Fauteuil und stellen ihn auf den Ehrenplatz. ▼FERI▲ Originelle Idee von Boni. Abschiedssouper für Sylva im Orpheum. ▼VIHAR▲ Also bleibt’s wirklich dabei? Sie fahrt? ▼BONI▲ Drei Uhr vierzig Morgens Schnellzug Triest, von dort mit Schiff “Adria” nach New-York. ▼FERI▲ Tut mir nur leid der junge Fürst, der Edwin! Der ist ganz verrückt in ihr. Wie wird er das ertragen? ▼BONI▲ An Liebe ist noch keiner nicht gestorben. Sonst wär’ ich schon längst lebender Leichnam. ▼FERI▲ Wo steckt denn der Edwin heut’? War er nicht bei Vorstellung? ▼MERÖ▲ Ich hab’ ihn nicht geseh’n. ▼BONI▲ Da fallt mir ein - hab’ich ja ein Telegramm für ihn. Schon den ganzen Abend. Zieht es heraus, liest den Aufgabeort. Uje, aus Wien, wahrscheinlich wieder Wetterdonner von Herrn Vater, dass er nach Haus kommen soll. ▼FERI▲ Alter Fürst wird Wind gekriegt haben - von Edwins Beziehung zu Sylva. ▼BONI▲ Beziehung? Was sind das für Ausdrücke? Für Beziehung bitte, ist sie nicht zu haben. Da heissts heiraten. Und heiraten kann er sie nie, darf er sie nie, wird er sie nie. ▼FERI▲ Ist schon vorgekommen, dass Fürsten haben geheiratet Varietédamen. ▼BONI▲ Ja, aber nur in Operetten! Da kennst seine Familie bissel schlecht. Die haben blauen Blutdruck. Die ziehen sogar zum Schlafen Handschuh’ an. ▼FERI▲ Meinetwegen können sie auch anzieh’n Überzieher. Jaj, wenn ich einen Sohn hätt’ - mit Gottes Hilfe hab’ ich ja keinen gekriegt - aber wann ich ihn hätt’, ich möcht’ ihn von nichts zurückhalten. Herschicken möcht’ ich ihn zu die Mädeln im Varieté. ▼BONI▲ Dein Sohn möcht’ schon von selber kommen. Und recht hätt’ er! Da eignet man sich Bildung an, da ist Liebeshandelschul’. Feri die Hand hinstreckend Sag’, bin ich dein Freind? Feri bacsi, wir zwei leben und sterben für Varieté. ▼FERI▲ Az ebatta! Das will ich meinen. 第2曲:行進曲 ▼FERI▲ われらは皆罪人! 健康のためにはいいのだろう 夜はベッドで眠るのが けれども大都会の舗道に 不道徳へと誘惑されて ぼろきれ同然になるんだ ▼BONI▲ われらは皆罪人! 子どもみたいに幸せなのさ 毎回違う女の子が登場すると FERI und BONI 踊って、キスして、笑い合う この打ち解けた場所では 世の憂いなんて吹き飛ばして 夜を昼にしてしまうのさ! ▼ALLE▲ われらは皆蝶々 歳のことなんか忘れて 虜になるのさ 素晴らしく美しく 砂糖みたいに甘い 舞台の上の娘たちの FERI und BONI 娘たち、歌う娘たちよ 彼女たちは恋に悲しんだりしない いつも歌で誘惑するんだ 僕たち男を、魔法みたいに 娘たち、歌う娘たちよ 君たちは浮気者だ だから演目が変われば 男たちも心変わり 新しい娘を選ぶのさ FERI und BONI 娘たち、歌う娘たちよ… ▼BONI▲ 伯爵はめったに 3時前には眠らない 魅力的な罪の沼にどっぷりさ 白粉と口紅の王国に 僕は夢中なんだ 舞台こそ、最高の愛の学校だ! ▼FERI▲ 芸術の王国で 私は煙にむせ返っているが どうか目を背けないでほしい BONI und FERI ここでは楽しめるんだ 魚みたいにぴちぴちと! まるで神様みたいな気分で 粋に若々しく! ▼ALLE▲ 僕ら皆を虜にして 心を燃え上がらせるもの それは娘たちさ 選りすぐりのね ヴァリエテ座の 小さな妖精! FERI und BONI 娘たち、歌う娘たちよ 彼女たちは恋に悲しんだりしない いつも歌で誘惑するんだ 僕たち男を、魔法みたいに 娘たち、歌う娘たちよ 君たちは浮気者だ だから演目が変われば 男たちも心変わり 新しい娘を選ぶのさ ▼ALLE▲ (繰り返して) 娘たち、歌う娘たちよ… 皆は温室へ向かう。 ▼VIERTE SZENE▲ ▼EDWIN▲ eilig, im Raglan, Zylinder auf dem Kopfe, zu dem ihm folgenden Miksa Sie müssen mir etwas besorgen. Zieht sein Notizbuch. ▼MIKSA▲ Bitt’ schön, Durchlaucht! ▼EDWIN▲ schreibt rasch und nervös ein paar Zeilen, reisst den Zettel vom Block, faltet ihn, klebt ein kleines gummiertes Papiersiegel darauf und gibt ihn dann Miksa. Zu Fräulein Sylva. In die Garderobe. Dringend. ▼MIKSA▲ Sofort, Durchlaucht. Ab. ▼FÜNFTE SZENE▲ ▼BONI▲ aus dem Wintergarten kommend Servus, Edwin! Wo steckst den ganzen Abend? Da. Telegramm für dich. Gibt ihm das Telegramm. ▼EDWIN▲ Schon wieder! Öffnet es. ▼BONI▲ Vorladung vom Hausgericht? ▼EDWIN▲ Neunundneunzig Telegramme jeden Tag. Es ist schon zum … Liest die Depesche. Affäre mit Chansonette muss sofort Ende nehmen. Kompromittierst ganze Familie. Wenn nicht augenblicklich nach Hause kommst, werde Mittel finden dich zu zwingen! Zerknittert das Telegramm, steckt es ein, spricht lachend So, so, möchte doch seh’n, wie der gestrenge Herr Papa mich zwingen kann! ▼BONI▲ Mach’ keine Dummheiten. Fahr’ endlich. ▼EDWIN▲ Ich kann nicht. ▼BONI▲ Schau was nutzt Dein Dickschädel gegen Deinen Vater seine Hinterfüss’? Warm, ihm die Hand auf die Schulter legend In einigen Stunden fahrt Sylva weg. ▼EDWIN▲ Sie wird nicht fahren. ▼BONI▲ Sie fahrt so sicher wie zwei mal zwei. Sag’, bin ich dein Freind? Edwin, ich bin der Ältere und ohne dir zu schmeicheln, der Gescheitere. Schlag dir die Sache aus dem Kopf heraus. Sylva ist kein Mädel, mit was man spielt. Dummheiten macht sie nicht, dafür bin ich da. ▼EDWIN▲ Ich weiss schon selbst, was ich zu tun hab’. ▼BONI▲ Du hast zu tun, dass du nach Haus fahrst zu deine Vorfahren. ▼EDWIN▲ aufstampfend Sie darf nicht fort, und wenn ich sie zwingen müsste! ▼BONI▲ Zwingen? Sylva zwingen? Sie tut was sie will. Und wenn’s dem andern nicht passt, kennst ja ihr Sprüchl Wirft komisch den Kopf zurück, stemmt die Hände in die Hüften “Olala, ich bin schon so gebaut!” Wieder warm Schau, Edwin, gibt ja tausend andere Mädel. Muss grad die sein? ▼EDWIN▲ Ja, die. Es kann keine andere sein. Es gibt keine andere. Aus dem Wintergarten steckt Aranka den Kopf heraus, ruft Böni! ▼BONI▲ mit Humor Da hast gleich eine. Allerdings schon von mir besetzt. Gleich komm’ ich, Muczikam! Aranka verschwindet. ▼SYLVA▲ steckt den Kopf durch die Bühnentür. Sie hat eine Art Frisiernegligé umgeworfen, das sie lose mit der Hand beim Hals zusammenhält. Die Haare sind in reizender Unordnung. Sie erblickt zuerst Boni, der näher zur Bühnentür steht Wie, Boni, du? Ich dachte doch - der Fürst - Edwin tritt lebhaft auf sie zu. Ah, da sind Sie ja! Ihr Zettel hat mich schön erschreckt! ▼BONI▲ zu Edwin Was, du hast was angezettelt? Zu Sylva, auf ihre Corsage deutend Mach’ da zu - es zieht dir kalt hinein. ▼EDWIN▲ dringlich Sylva, ich muss sie sprechen. ▼SYLVA▲ Aber jetzt doch nicht. Ich muss mich ja umzieh’n. Inniger Später! Übrigens bin ich ganz böse auf Sie. Nicht zu kommen! Zu meiner Abschiedsvorstellung. ▼EDWIN▲ Es gibt eben keinen Abschied. Sie dürfen nicht fort. ▼SYLVA▲ Es - geht nicht anders. ▼EDWIN▲ entschlossen Gut, dann weiss ich, was ich tu’, ich fahre mit. ▼SYLVA▲ erschrocken Nein, nein, das dürfen Sie nicht. bittend Edwin, das dürfen Sie nicht. ▼BONI▲ treuherzig Sag’ bin ich dein Freind? ▼EDWIN▲ ihn anschreiend Nein, du bist nicht mein Freund! Du bist ein Heuchler! Du bist selbst in sie verliebt! ▼BONI▲ Bin ich. Aber ich red’ nicht davon. Ich druck das in mir hinein. Könnt ich haben Viehsglück bei alle anderen Weiber. Aber keine schau’ ich an. Plötzlich in anderem Ton Jaj, da fällt mir ein, Juliska wartet auf mir in Konditorei. Ich bitt’ euch, seid’s nicht bös’! Zu Sylva Aber du kennst ja Juliska, wie sie is, gleich macht sie mir Szenarium. Sofort bin ich wieder da. Servus. Eilt ab. ▼SIEBTE SZENE▲ ▼SYLVA▲ geht rasch auf Edwin zu, fasst ihn bei der Hand Edwin, gescheit sein! ▼EDWIN▲ trotzig, aber nicht ohne Wärme Ja, zuerst einem den Verstand rauben, dann predigen gescheit sein! Ich kann aber nicht. ▼SYLVA▲ Drum will ich eben die Gescheitere sein. ▼EDWIN▲ Weil Sie herzlos sind! Weil Sie für mich nichts empfinden, nicht so ein bissel. ▼SYLVA▲ bitter Nicht so ein bissel. ▼EDWIN▲ leidenschaftlich Sylva, zwei Monate fast bin ich von zuhause fort. Mit meiner Familie bin ich zerfallen. Ihretwegen. Da Sylva antworten will Ich weiss, Sie sind nicht schuld. Aber ich bin eben verrückt, vernarrt vom ersten Augenblick ▼SYLVA▲ Es ist ein Rausch - er wird vorübergehen! ▼EDWIN▲ sie unterbrechend Nein, nein, nein, das ist kein Rausch! ▼BONI▲ kommt atemlos Du, die Juliska war schon weg. War sie nicht da? ▼SYLVA▲ Nein. ▼EDWIN▲ schreit ihn an Nein! ▼BONI▲ Wo der Teifel kann sie nur stecken? Zu Sylva Da hast. Kugler-Bonbons, mit Paradeis gefüllt. gibt ihr die Tüte) Vielleicht ist sie schon im Pavillon. ab ▼SYLVA▲ zu Edwin Edwin. Lieber, sei’n Sie nicht traurig. In vier Wochen wird Ihnen alles wie ein Traum sein. ▼EDWIN▲ Sie behandeln mich wie einen verliebten Studenten. ▼BONI▲ kommt aus dem Pavillon, strahlend Is schon da, die Juliska. Bitte, gib die Zuckerl her, sie ist bös, dass ich ihr keine mitgebracht hab’. Nimmt ihr die Tüte aus der Hand. Dank’ schön. Servus! Ab. ▼SYLVA▲ Nehmen Sie sich ein Beispiel an dem. Der geht lachend durchs Leben. 第3曲:メロドラマと二重唱 ▼SYLVA▲ (そっぽを向くエドヴィンの手を取り、彼の目をじっと見つめて) エドヴィン、今夜が最後なのよ。 ▼EDWIN▲ シルヴァ! ▼SYLVA▲ あと少し、あと数時間だわ… 私、幸せになりたい。 ▼EDWIN▲ シルヴァ! (彼女を荒々しく引き寄せて口づけする) ▼SYLVA▲ (ほとんど無意識に口づけを返したあと、エドヴィンを振りほどいて) エドウィン! ▼EDWIN▲ (熱っぽく) 行かないでくれ!君のいない暮らしなんて…そんなもの考えられない! ▼SYLVA▲ そう言うのも今だけよ!どうせ他の女の子を見つけるんでしょ。 ▼EDWIN▲ 欲しいのは君だけだ! ▼SYLVA▲ きっと好きになるわ…もっときれいな娘をね。 ▼EDWIN▲ シルヴァ!君だけが欲しいんだ、君を愛してる! 二重唱 ▼EDWIN▲ 束の間の恋には何度も落ちても 心から愛するのは一度だけ 誰にでもそのときがある 僕にとっては今がそのとき 何千回と言うだろう 愚かな心よ、静まってくれ! でも鼓動が答えるんだ あざ笑うように高鳴って ▼SYLVA▲ それじゃあ聞くけれど なぜ私なの? 女は大勢いるじゃない ▼EDWIN▲ 何て答えればいいだろう それは誰にもわからない 素晴らしい女性は大勢いるが 愛する者の目に映るのはひとりだけ それは世界でいちばん美しいひと ただひとり 真実のひと ただひとり 運命のひと 僕らが愛する女性 彼女は世界でいちばん美しいんだ ▼SYLVA▲ 雷は何度もうなるけれど 稲妻が走るのは一度だけ 大いなる愛も 最初は小さな恋なのよ そんなに不意にせわしく燃える炎は すぐに跡形もなく消えてしまうわ 夢心地のアヴァンチュールの後には 一握りの灰が残るだけ ▼EDWIN▲ 僕と同じくらい愛してくれるなら そんな言い方はよしてくれ ▼SYLVA▲ そのうち私のことなんて忘れるわ 時は傷を癒すというでしょう? 素晴らしい女性は大勢いるけれど 愛する者の目に映るのはひとりだけ それは世界でいちばん美しいひと ▼BEIDE▲ ただひとり 真実のひと ただひとり 運命のひと 僕らが愛する女性 彼女は世界でいちばん美しいんだ 歌が終わるとエドヴィンはシルヴァを荒っぽく抱きしめる。シルヴァは笑いながら彼の腕を振りほどき、左の方に走り出る。彼女が頬を差し出すと、エドヴィンは口づけする。シルヴァは彼の顔を両手で包み込み、何度か激しく口づけする。音楽の最後の小節のところで、シルヴァは舞台の扉から、エドヴィンは右手前方へ、それぞれはけていく。 ▼ACHTE SZENE▲ Boni, Juliska, Aranka, Cleo, Rizzi, Selma, Mia, Vally, Daisy - aus dem Wintergarten. Juliska und Aranka sind in Boni eingehängt ▼BONI▲ Kommt nur, Mauserln! Auf den Tisch zeigend Da könnt’s euch satt seh’n. Aber zu essen gibt’s nix, bis Sylva kommt. Die Mädchen eilen zum Tisch. ▼CLEO▲ Uj! Fein! ▼JULISKA▲ Ach was! Ich bin mordshungrig! Nimmt ein Appetitbrötchen und isst. ▼DIE MÄDCHEN▲ Ich auch! Ich auch! Sie nehmen sich Brötchen. ▼BONI▲ Was heisst das? Habt ihr keine Erziehung genossen? ▼DIE MÄDCHEN▲ unisono, übermütig Nein! ▼ARANKA▲ ihn ihr Brötchen zeigend Du, was ist das? ▼BONI▲ Sandwichs! ▼ARANKA▲ Schmeckt auch so wie Gurken mit Schokolad’-. ▼JULISKA▲ nimmt ein zweites Brötchen. ▼BONI▲ nimmt es ihr aus der Hand Könnt’s Ihr denn nicht warten? Das ist doch ein Skandal! Isst das Brötchen selbst, die Mädchen lachen, Boni spricht kauend unartikulierte Ermahnungsworte. ▼JULISKA▲ die herumschnüffelt Schaut’s die netten Tischkarten. Blickt herum. Wo sitz’ denn ich? ▼BONI▲ Alles ist geordnet. Zeigt auf die einzelnen Plätze Hier sitzen die Sisters Wowurka - Rizzi und Vally - hier der Stern von Barcelona - Fräulein Cleo Pomeisl - hier die Havannah-Prinzessin - Fräulein Daisy Uppmann aus Soroksar - hier die Rose des Orients, Fräulein Selma Goldfinger und bei mir, an meiner grünen Seite Fräulein Juliska Horvath, das Schwalberl von Liechtenthal. ▼ALLE▲ applaudieren Bravo! Bravo! ▼JULISKA▲ bei ihrem Platz Da liegt ja was. Unter der Serviette. Ah! Eine Schachtel ! ▼ALLE MÄDCHEN▲ stürzen ebenfalls auf die Servietten los, finden die Geschenke Bei mir auch! Bei mir auch! ▼BONI▲ Bin ich euer Freind? ▼DIE MÄDCHEN▲ durcheinander Schau, ein Glückschweinderl! ein Fächer! ein Tascherl! ein Spiegel! Ah! Ah! ▼JULISKA▲ hat ihre Schachtel geöffnet Ein Ring! ▼BONI▲ Eine kleine sinnliche Überraschung zum Abschied. ▼JULISKA▲ Dieser Rubin! Herrlich! Umarmt und küsst Boni. Boni, du darfst nicht fort! ▼ALLE▲ sich an ihn hängend Du bleibst bei uns. Du darfst nicht fort! ▼BONI▲ gerührt Das nennt man e c h t e Liebe. Ich dank’ euch, Kinder. Aber Abschied muss sein. Abschied für immer. ▼DIE MÄDCHEN▲ lebhaft Warum? Unsinn! Das gibt’s nicht! ▼JULISKA▲ Er will mit der Sylva nach Amerika - das ist die Geschichte! Versetzt ihm einen kleinen Rippenstoss. ▼BONI▲ Nicht wahr - höchstens begleiten kleines Stückerl! Grund für Abschied liegt tiefer. düster Ich will mich vom Nachtleben ganz zurückzieh’n. Die Mädchen lachen. ▼BONI▲ Seit einiger Zeit merk’ ich, dass ich täglich älter werde. Das ist mir auffallend. Ich muss anderes Dasein anfangen. Vielleicht Arbeit oder Ähnliches! Jedenfalls mit der Liebe ist es bei mir aus! hebt die Finger in die Höhe Bitte, leg’ ich Schwur ab. Und wenn ich so schwöre - ▼JULISKA▲ Dann hältst du’s nicht! ▼DIE MÄDCHEN▲ Boni, einen Kuss! 第4曲:歌と合唱 ▼BONI▲ 愛とはもうおさらばだ 僕のことは放っておいてくれ 放っておいてくれ! たとえ千人が心破れても 僕は気にも留めないよ 女たちには 金輪際触れないぞ 人生の花盛りだった頃に 僕は戻るんだ 僕の決心は固い 愛するのはもう終わりだ けれど… 女がいなけりゃ何事も始まらない 太陽がなけりゃバラも咲かない だからもう一度あちこちで キスするさ! キスするさ! 女がいなけりゃ何事も始まらない 太陽がなけりゃバラも咲かない だからやっぱりやめないぞ 僕は娘たちのものだ 誓いを破るならず者さ! 結婚しようかと思うこともあったけれど 残念ながら僕には向いてない 向いてないんだ 僕と結婚したいという娘もいたさ でも僕は恋人のままでいたいんだ 陽気でスマートで気ままなね 夫だといって 警察に突き出すのはやめてくれよ 堂々と言ってやる 一夫一婦制なんて認めない だって… 女がいなけりゃ何事も始まらない 太陽がなけりゃバラも咲かない だからもう一度あちこちで キスするさ!キスするさ! 娘たちとボーニ 女がいなけりゃ何事も始まらない… (立ち去る) ▼NEUNTE SZENE▲ Feri, Merö, Endrey, Vihar, zwei Kavaliere, Boni, Juliska, Cleo. Aranka, Rizzi, Selma, Mia, Daisy, Vally; dann Sylva, Edwin. Feri durch die Bühnentür, die er offen lässt, geschäftig mit Blumen beladen, gefolgt von Merö, Vihar, Szerenyi und zwei Kavalieren. Boni mit allen Mädchen vom Wintergarten her. ▼FERI▲ die Blumen ablegend. Ruft Kinder schnell! Merö, setz’ dich auf Klavier, spiel’ ein Tusch, wenn Sylva kommt! Merö steigt über die Brüstung ins Bühnenorchester, setzt sich zum Piano. ▼FERI▲ zu den anderen Stellt euch auf! Nicht so in Haufen! Verteilt euch in Geschlechter! So! Sieht zur Bühnentür. Da ist sie schon! {Läuft Sylva entgegen. Sylva am Arm Feris in aparter Toilette, hält einen schönen Strauss aus Veilchen und Rosen in der Hand.} ▼MERÖ▲ spielt den Tusch, alle jubeln Sylva zu Hoch! Edwin ist inzwischen aufgetreten, bleibt rechts allein stehen, beteiligt sich nicht an den Ovationen. ▼SYLVA▲ noch während des Tusches, abwehrend Aber, Kinder, was fällt euch denn ein? Ihr macht ja zuviel Geschichten mit mir. Allen die Hände drückend Ich danke euch allen - herzlich! Edwin erblickend, geht lebhaft, erfreut auf ihn zu, zeigt auf die Blumen, die sie trägt Da seh’n Sie! Ich trage Ihre Blumen. - ▼EDWIN▲ küsst ihr die Hand ▼SYLVA▲ sich zu allen wendend, in strahlender Laune Wie glücklich bin ich, diese paar letzten Stunden mit euch zu verbringen! Keiner darf mir vom Abschied reden. Lachen, scherzen, tanzen, toll sein und, wenn’s denn sein muss, ein Händedruck, ein Kuss - und dann pfeift durch die Finger huit! ▼FERI▲ sie kopierend Huit! - komm’ essen! Reicht ihr den Arm. ▼SYLVA▲ Nein, danke. Später vielleicht. Aber lasst euch nicht stören. Zu den Herren Wer mich liebt gibt mir ein Glas Champagner! Alle Herren stürzen zum Tisch, balgen sich um die Flaschen und Gläser, schenken ein, einer den andern an Eile überbietend. Edwin hat blitzschnell aus einem abseits auf einem Nebentischchen stehenden Kübel die Flasche ergriffen, eingeschenkt und bringt, während sich die andern, besonders Boni, noch beim Tisch raufen, Sylva ruhig das Glas. ▼SYLVA▲ Ich danke schön, lieber Fürst! ▼ALLE KAVALIERE▲ bringen Sylva vollgefüllte Gläser, Sylva umringend Auf Sylva Varescu! Hoch! ▼SYLVA▲ ihr Glas erhebend Auf die Zukunft! ▼EDWIN▲ mit ihr anstossend, ihr ins Auge sehend Auf die Gegenwart! ▼FERI▲ eine Neige zu Boden schüttend Auf die Vergangenheit! ▼DIE MÄDCHEN▲ vom Tisch herüber Prost Sylva! ▼SYLVA▲ Auf euer Glück! Trinkt. ▼ALLE▲ Hoch! ▼VIHAR▲ Kinder kommt in den Wintergarten! ▼SYLVA▲ Geht nur, ich komme nach. Kinder ich bin ja so selig! Alles ab bis auf Sylva, Boni, Feri und Edwin. Edwin fixierend, der allein zu ihrer Rechten steht ▼SYLVA▲ Man muss sich nur zusammennehmen können. Ich bin nur ein Mädel, aber ich kann’s. Keiner darf mir’s anmerken, wenn’s noch so weh tut. Ich hab’ mich in meiner Gewalt. Ich lach’, lache…. bis zum letzten Moment lach’ ich. Fängt plötzlich heftig zu weinen an. ▼BONI▲ sie tröstend Na, na, lach’ dich nur aus! ▼SYLVA▲ Boni, mein Taschentuch! ▼BONI▲ reicht es ihr Da. ▼SYLVA▲ Ich weiss gar nicht, wie das so plötzlich ich hab’ so nach Haus’ gedacht, an Mamuska, an die Schwestern, wie sie jetzt zuhause sitzen in Kis-Küküllö. ▼BONI▲ Im schönen Kis-Küküllö, wo die Schweindel auf der Promenade spazieren geh’n. ▼EDWIN▲ flüsteit ihr zu Sylva, du belügst dich selbst. ▼SYLVA▲ sich zum Lächeln zwingend O gar nicht! Gar nicht! ▼EDWIN▲ wie oben Du wehrst dich vergeblich! Ergreift leidenschaftlich ihre Hand Du liebst mich! ▼SYLVA▲ die Augen schliessend Umso besser, wenn ich gehe! ▼EDWIN▲ Champagner her’! ▼BONI▲ Bruderherz, du trinkst zu viel! Wirst Schwips kriegen. ▼EDWIN▲ Ja, das will ich! Gib’her, Boni! ▼BONI▲ reicht ihm ein volles Glas Da! - Sag bin ich dein Freind? ▼EDWIN▲ Trinkt, Kinder! Alle! Du auch, Sylva! Alles muss beschwipst sein! Reicht Sylva ein volles Glas. ▼SYLVA▲ aufspringend Recht so! Auf was sollen wir anstossen? Auf mich! Es lebe die Jugend! ▼FERI▲ Es lebe die Freundschaft! ▼BONI▲ mit Sylva anstossend, sieht ihr fest ins Auge Es lebe die Liebe! ▼EDWIN▲ Jawohl. Es lebe das Glück. Nr. 5 Sylvas Lied mit Ensemble ▼SYLVA▲ O jag’ dem Glück nicht nach auf meilenfernen Wegen! Hold lächelnd tritt es dir von selber schon entgegen. Im eig’nen Herzen such’s - nicht in der Welt Getriebe - Das Glück wohnt überall, denn überall wohnt Liebe! Ergreift ein Glas. Heissa, so verliebt zu sein, Kann’s was Schön’res geben! Her mit dem Champagnerwein! Liebe, du sollst leben! Liebe, aller Freuden Preis Aller Leiden Quelle! Bist ein bitt’res Himmelreich, Eine süsse Hölle! Packt es dich so heiss da drinnen, Will’s die Sinne rauben, Freund, da gibt es kein Entrinnen Dann musst du dran glauben. Hei! Wehrst du dich auch noch so sehr, Packt’s dich um so mehr! Boni und Feri schlagen ihre Sektgläser zu Boden. Ja so ein Teufelsweib Fängt dich mit Seel’ und Leib! Fliehst du ans End’ der Welt Sie dich in Banden hält! Ja, so ein kleines Weib, Ja, so ein Weib, Weib, Weib, Weib, Das hat den Teufel, den Teufel hat’s im Leib! Das Schönste, was es gibt für eine Frau auf Erden, Das ist zu lieben nicht - das ist geliebt zu werden! Wie arm wär’ unser Herz, wenn uns der Trost nicht bliebe! Das Glück wohnt überall, denn überall wohnt Liebe! ▼BONI▲ Heissa! Hör’ es, schnöde Welt, Hör’ es, stiller Wand’rer! Wenn ein Mädchen mir gefällt - Hat sie schon ein and’rer! ▼EDWIN▲ Heiss! Hoch die letzte Nacht! Lasst die Pfropfen fliegen! Einer nur gewinnt die Schlacht! Liebchen, wer wird siegen? ▼SYLVA▲ Will es zu dem Kampf dich drängen, Kann ich dich nicht retten! Hüte dich, dein Herz zu hängen An die Chansonetten! Hei! Hast du dich so recht verliebt – Rettung es nicht gibt. ▼ALLE▲ Ja, so ein Teufelsweib - usw. Wilder, sich immer steigender Tanz. Alle ab nach Arrangement in den Wintergarten. ▼ZEHNTE SZENE▲ ▼ROHNSDORFF▲ eleganter Offizier in Zivil (Automobiltracht). Monokel. Etwas gespreizt, aber nicht karikiert Melden Sie mich sofort Seiner Durchlaucht, dem Fürsten Lippert-Weylersheim. Gibt seine Karte, Miksa wirft einen Blick darauf und eilt sofort in den Wintergarten. - Aus dem Wintergarten ausgelassenes Geschrei und Gelächter. Schöne Gesellschaft! ▼EDWIN▲ kommt, sichtlich erstaunt Eugen, du? Was führt dich hierher? Um diese Zeit? Ist zu Hause was gescheh’n? ▼ROHNSDORFF▲ Nichts, - Beruhige dich. ▼EDWIN▲ Wann bist du denn gekommen? ▼ROHNSDORFF▲ Soeben. Mit dem Auto. Man hat mir in deinem Hotel gesagt, dass du hier bist. Übrigens - war’s nicht schwer zu erraten. ▼EDWIN▲ So erkläre mir doch - ▼ROHNSDORFF▲ Du musst nach Wien. Augenblicklich. ▼EDWIN▲ Nach Wien? Jetzt? Fällt mir nicht ein! ▼ROHNSDORFF▲ zieht einen Bogen heraus Da lies! ▼EDWIN▲ liest Eine Einberufung? ▼ROHNSDORFF▲ scharf betonend Persönliche Meldung beim Korpskommando. Morgen. sieht auf die Uhr - also heute, 11. Mai, halb zwölf vormittags, ▼EDWIN▲ stampft mit dem Fuss Teufel! Geht erregt auf und ab. Aber jetzt geht ja doch gar kein Zug. ▼ROHNSDORFF▲ Unten wartet mein Auto. ▼EDWIN▲ ausbrechend Das ist ein abgekartetes Spiel! Das hat Papa durchgesetzt. Um mich von hier wegzubringen. Ich geh’ nicht! ▼ROHNSDORFF▲ Du bist Offizier - Du hat der Order zu gehorchen. Und wenn dein Vater diese Einberufung veranlasst hat - er hat recht. ▼EDWIN▲ Rohnsdorff, ich muss dich bitten … ▼ROHNSDORFF▲ legt ihm die Hand auf die Schulter Edwin ich red’ zu dir als dein älterer Kamerad - als dein Vetter. Du kompromittierst uns! ▼EDWIN▲ Kompromittieren! Weil ich ein braves, anständiges Mädel lieb hab’? ▼ROHNSDORFF▲ Eine Chansonette! ▼EDWIN▲ Ja, Aber was für eine! ▼ROHNSDORFF▲ Eine Tingl-Tangl-Dame! ▼EDWIN▲ Du, Rohnsdorff ! ▼ROHNSDORFF▲ scharf Solche Frauenzimmer, die schau’ ich nicht einmal an. Pause Und dabei bin ich ein freier Mann - während du zu Hause eine Braut sitzen hast. ▼EDWIN▲ Das ist nicht wahr! Stasi ist nicht meine Braut! Cousine ... die gewisse unvermeidliche Jugendliebe. ▼ROHNSDORFF▲ Du hast dich mit ihr verlobt. ▼EDWIN▲ Vor fünf Jahren. Da war ich Student und sie noch ein Kind. So was nimmt man doch nicht ernst! ▼ROHNSDORFF▲ Stasi hat es ernst genommen. Deine Eltern auch. Sie drängen auf baldige Hochzeit. ▼EDWIN▲ entsetzt Waas? Greift sich an die Schläfen. Ah! Ah! Da muss was gescheh’n! Stürzt ein Glas Sekt hinunter. ▼ELFTE SZENE▲ ▼SYLVA▲ kommt Durchlaucht, wo stecken Sie? Erblickt Rohnsdorff, will sich zurückziehen O Pardon! ▼EDWIN▲ Bleib - bleiben Sie! ▼ROHNSDORFF▲ beim Anblick Sylvas, für sich Donnerwetter! Richtet an seinem Schnurrbart. ▼EDWIN▲ vorstellend Mein Vetter, Oberleutnant von Rohnsdorff - Fräulein Sylva Varescu. ▼ROHNSDORFF▲ verbeugt sich ▼SYLVA▲ macht einen übertriebenen zeremoniellen Knix Sie werden an unserer kleinen Feier teilnehmen - ja, nicht wahr? ▼EDWIN▲ Nein, nein - er kann nicht bleiben. Er muss fort. Wir müssen - er kommt nämlich - stockt ▼SYLVA▲ sieht beide fragend an ▼ROHNSDORFF▲ Edwin zu entführen. ▼SYLVA▲ Ah! ▼EDWIN▲ Eine dienstliche Angelegenheit. Ich muss mich heute Vormittag beim Korpskommando melden. ▼SYLVA▲ nachdenklich So - so? ▼ROHNSDORFF▲ Unaufschiebbar. ▼SYLVA▲ Jedes Wort betonend Also - sehr - dringend ... zwingt sich zu einem leichten Ton Na - da haben wir gleich doppelten Abschied. ▼ROHNSDORFF▲ Wie meinen Gnädigste? ▼SYLVA▲ In einigen Stunden besteig’ ich den Triester Zug, der mich nach Amerika führt. ▼ROHNSDORFF▲ unwillkürlich freudig Ah, um so besser! ▼SYLVA▲ Wie? ▼ROHNSDORFF▲ … für die Amerikaner! Natürlich! ▼SYLVA▲ schalkhaft drohend Na, na! zu Edwin Seh’ ich Sie noch? ▼EDWIN▲ der lebhaft auf- und abgegangen, mehrmals getrunken hat und dem man ansieht, dass in ihm ein Enschluss reift. Sehr laut O ja! Bedeutend sogar! ▼SYLVA▲ Ich muss zu meinen Freunden. Reicht Rohnsdorff die Hand Herr Oberleutnant! Schad’, dass Sie nicht dableiben können! ▼ROHNSDORFF▲ küsst ihr die Hand Schade! Auf Wiedersehen! küsst ihr die Hand Öffnet ihr sehr galant die Tür. Auf Wiedersehen! ▼SYLVA▲ Vielleicht! ▼ROHNSDORFF▲ sieht ihr nach. ▼ZWÖLFTE SZENE▲ ▼EDWIN▲ Na, na, zereiss’ dich nur nicht! Ich finde, dass du ein bisschen sehr galant bist gegen so eine Tingl-Tangl-Dame... ! ▼ROHNSDORFF▲ Erlaube mir - anschauen kann ich sie doch! Zu Edwin, der wieder ein Glas leert Trink nicht mehr Edwin, - komm’! ‘s ist höchste Zeit, dass du nach Wien fährst! ▼EDWIN▲ fasst ihn an den Armen Verstehst du mich jetzt? Begreifst du? ▼ROHNSDORFF▲ Ja, ja - komm’! ▼EDWIN▲ In einer halben Stunde. Geh’ inzwischen ins Kaffeehaus. Dann hol’ mich ab. ▼ROHNSDORFF▲ Aber - ▼EDWIN▲ Wir kommen zurecht, verlass’ dich drauf. ▼DREIZEHNTE SZENE▲ ▼BONI▲ kommt aus dem Wintergarten Was hör ich da? Der Rohnsdorff ist da? Und du musst dienstlich nach Wien? Drückt Rohnsdorff die Hand. Servus. Da wird Vater Freude haben! ▼EDWIN▲ übermütig Wird er haben! Klopft Boni auf die Schulter. Und du auch. Alle sollt Ihr eure Freude haben! Zu Rohnsdorff Es bleibt dabei. In einer halben Stunde holst du mich. Keine Minute früher. ▼ROHNSDORFF▲ Ich werde pünktlich sein. ▼EDWIN▲ ironisch Ich auch! Servus, geliebter Vetter! Ab in den Wintergarten. ▼VIERZEHNTE SZENE▲ ▼BONI▲ Sag’, bin ich deine Freind? Also - um was handelt sich? ▼ROHNSDORFF▲ Er muss sich von Sylva trennen - ein- für allemal. ▼BONI▲ Aha! ▼ROHNSDORFF▲ Er ist verlobt. ▼BONI▲ Was? Mit wem? ▼ROHNSDORFF▲ Mit Komtesse Stasi - seiner Cousine. ▼BONI▲ Und ich weiss nix davon? Warum hat er denn nie gesagt? ▼ROHNSDORFF▲ Kannst dir doch denken - wegen dieser Varescu! Der Alte forciert jetzt die Geschichte, weil er Gefahr schnuppert. Sogar die Anzeigen hat er schon drucken lassen, aber das soll Edwin erst in Wien erfahren. Zeigt ihm die Anzeige Da, sieh’! ▼BONI▲ liest Meiner Seel’ und Teufel! Will zum Wintergarten Das muss ich gleich der Sylva zeigen! ▼ROHNSDORFF▲ hält ihn zurück Nicht bevor Edwin fort ist. ▼BONI▲ Herrgott, sie wird Augen machen wie Lokomotiv! Steckt die Anzeige ein. ▼ROHNSDORFF▲ Sie wird sich schon trösten. Der Alte zahlt ihr eine Abfindungssumme – ▼BONI▲ Die soll er sich nur selbst behalten - der alte Kater, der! Geld haben wir selbst genug - mehr wie Verstand. - Gottseidank! Komm’ höchste Zeit, dass ich packen tu’ ! - sonst packt es mich! Im Abgehen, ihm Bonbons anbietend Willst du Kugler-Bonbon, mit Benzin gefüllt? Beide ab rechts. ▼FÜNFZEHNTE SZENE▲ Edwin, Sylva, Feri, alle Kavaliere, alle Varietedamen ▼EDWIN▲ tritt als erster auf, lebhaft, glückstrahlend. Hinter ihm Sylva und die anderen Kommt! alle! Kommt! Ich hab’ euch eine grosse Neuigkeit mitzuteilen. ▼FERI▲ Dass du nach Wien musst - wissen wir schon. ▼EDWIN▲ Stimmt, alter Schwede - aber erst in einer halben Stunde. Und in dieser halben Stunde sollt ihre Eure Wunder erleben. Also fürs erste Hört und staunt! Sylva bleibt. Sie geht nicht nach Amerika! ▼ALLE▲ Bravo! Hebt sie auf die Schultern! Einige wollen sie auf die Schultern heben. ▼SYLVA▲ wehrt sich lachend Aber nein! Es ist ja nicht wahr! ▼FERI▲ Er macht nur Witze! ▼EDWIN▲ Sie bleibt! Ich biete jede Wette! ▼FERI▲ 10 Flaschen Champagner! ▼EDWIN▲ 50, 100, 1000! So viel du willst! ▼SYLVA▲ zwischen den beiden Aber seien Sie doch gescheit! Es geht ja nicht. ▼FERI▲ zu Edwin Wie willst Du das machen? ▼EDWIN▲ Wie? Ganz einfach! Ich verbiete ihr die Reise! ▼SYLVA▲ Ah! Verbieten? Ja - mit welchem Recht? ▼EDWIN▲ stark Mit dem Recht - des Gatten! Kleine Pause, in der alle ganz still sind. Dann auf einmal grosses Gelächter. ▼FERI▲ legt Edwin die Hand auf die Stirn Er hat einen Schwips! ▼EDWIN▲ O nein! So nüchtern war ich noch nie! Ich mache Sylva zu meiner Frau! Hier - gleich auf der Stelle! ▼SYLVA▲ erschrocken Edwin?! ▼EDWIN▲ packt sie leidenschaftlich bei der Hand Bei Gott, es ist ernst! Sag’ willst du mich? ▼SYLVA▲ fassungslos, stammelnd Aber das ist ja das ist ja nicht möglich … ▼FERI▲ Kuttya lanczos … ▼EDWIN▲ wie oben Mein musst du sein, und wenn sich ganze Welt auf den Kopf stellt! Papier! Feder! Tinte! ▼FERI▲ Edwin … Frajnd … Mensch … du willst wirklich …? ▼EDWIN▲ Einen Advokaten! Einen Notar! Tot oder lebendig! ▼FERI▲ Draussen im Kaffeehaus - da kibitzt der alte Kisch! ▼EDWIN▲ übermütig Her mit dem alten Kisch! ▼FERI▲ Miksa zurufend Her mit dem alten Kisch! Miksa ab. ▼EDWIN▲ Ich unterschreibe einen Pakt, der mich an dieses süsse Wesen für das ganze Leben bindet. ▼SYLVA▲ Edwin! ▼FERI▲ Eine Hochzeit im Orpheum! Jaj mamam! Das war noch nicht da! Ein grossartiger Kerl, mein Frajnd! Edwin bacsi - dafür will ich dir was geben, was noch kein Schwob von mir hat bekommen. Da - gib ich dir Bussel! Küsst ihn. ▼SYLVA▲ Aber Edwin! Liebster! Das ist ja alles Wahnsinn! Denk’ an zuhaus! Das darfst du nicht! ▼EDWIN▲ reisst sie an sich Sylva, hast du mich lieb? ▼SYLVA▲ hauchend Ja! Dann leidenschaftlich Ja! ▼SECHZEHNTE SZENE▲ Kisch, älteres Männchen, ganz verschlafen ▼EDWIN▲ Da ist der alte Rechtsverdraher, der Kisch! Setz’ dich, alter Betyar, und schreib’! Tisch, Sessel werden nach vorn gebracht. Schreibzeug darauf gestellt. ▼KISCH▲ nimmt die Feder zu Feri Denk’ dir, Laczi hat vier Ass! ▼SYLVA▲ Edwin - überleg’ dir’ s. Nr. 6 Finale 1 ▼EDWIN▲ zu Kisch Schreiben Sie! Ich, Edwin Ronald Karl Maria Fürst Lippert-Weylersheim erkläre hiermit feierlich, Fräulein Sylva Varescu zu meiner rechtmässigen Gattin zu machen und binnen acht Wochen den Bund vor Gott, Gesetz und Welt zu schliessen. ▼SYLVA▲ Edwin, zum letzen Mal Was tun Sie? Bedenken Sie doch… ▼KISCH▲ schläfrig, monoton, den Text rekapitulierend Ich Edwin Ronald Karl Maria Fürst Lippert-Weylersheim erkläre hiemit feierlich, Fräulein Sylva Vareseu zu meiner rechtmässigen Gattin zu machen und binnen acht Wochen den Bund vor Gott, Gesetz und Welt zu schliessen. ▼SYLVA▲ Nein, das ist ja nicht möglich! Zwei Damen nehmen von Sylva’s Blumenbukett, das Feri aufs Podium gelegt hat, einen Schleier und stecken ihr denselben ins Haar. ▼DIE MÄDCHEN▲ Die Mädis, die Mädis, die Mädis vom Chantant, Sie nehmen die Liebe nicht so tragisch! Drum ziehen und locken die Mädis vom Chantant Die Männer, die Männer stets an so magisch. ▼GANZER CHOR▲ Die Mädis, die Mädis, die Mädis vom Chantant. Die sind halt so reizend und sauber! Noch eh’ sich einer umgeseh’n, Ist schon es um sein geschehn! Wer kann den Mädis widerstehn? Wir (Sie) haben einen eignen Zauber! Die Mädchen improvisieren während obigen Gesanges einen Brautschleier von Sylvas Bukett und schmücken damit Sylva, die vor Glückseligkeit kaum weiss, was mit ihr geschieht. ▼EDWIN▲ Her mit der Feder! ▼ALLE▲ O nütze, o nütze, du Mädi vom Chantant, Den Augenblick! ▼EDWIN▲ Her mit der Feder! ▼ALLE▲ Nicht jede, nicht jede, nicht jede vom Chantant macht so ein Glück! ▼FERI▲ nimmt Edwin die Feder aus der Hand Wartet noch, Kinder, hört mich erst an Ihr wisst, ich bin ein fideler Kumpan - Doch mit heiligen Dingen soll man nicht spassen! Drum frage ich jetzt feierlich. O habt ihr euch gern, so recht aus tiefster Seel’ Und werdet ihr, werdet ihr nicht voneinander lassen. ▼MÄDCHEN▲ Habt ihr euch gern, so recht aus tiefster Seel’ Und werdet ihr, werdet ihr nicht voneinander geh’n ? ▼EDWIN▲ Wir haben uns gern ▼SYLVA▲ Aus tiefster Seel’ . ▼BEIDE▲ Wir wollen nicht - werden nicht voneinander lassen! ▼FERI▲ Da ihr es wahr und ehrlich meint, So nehmt euch hin und seid vereint! ▼ALLE▲ O jag’ dem Glück nicht nach auf meilenfernen Wegen! Hold lächelnd, tritt es dir von selber schon entgegen, Im eignen Herzen such’s, nicht in der Welt Getriebe. EDWIN und SYLVA Das Glück wohnt überall, denn überall wohnt Liebe! Kisch reicht die Feder. Edwin, dann Sylva unterschreiben. ▼SYLVA▲ küsst ihre Kolleginnen. Die Kavaliere küssen ihr die Hände Ich kann’s noch immer nicht glauben! Ich halt’s für einen Traum! Ich bin so glücklich! ▼FERI▲ reisst die Türe zum Wintergarten auf Zigeuner her! Vorwärts! Den Hochzeitsmarsch! Den von Mendel und Sohn. Die Zigeuner spielen den Marsch. Mädchen und Kavaliere bilden Spalier. Edwin führt Sylva an der Hand. Feri tanzt den Zigeunern voran Csardas, reisst die anderen mit. Allgemeiner Csardas, immer wirbelnder, toller. Da erscheint Rohnsdorff. ▼ROHNSDORFF▲ Verzeihung, wenn ich störe! Edwin - höchste Zeit - wir müssen fort! Ich hab dein Offizierswort! ▼EDWIN▲ stampft mit dem Fuss auf, kämpft. Jetzt! Gerade jetzt! Nein, nein - ich geh’ nicht! ▼SYLVA▲ legt den Arm um seine Schulter Edwin, du musst! sieht ihm treuherzig in die Augen. Meine erste Bitte! Liebling, geh’! ▼EDWIN▲ sieht sie an, dann zu Rohnsdorff Gut! Ich komme! Sofort! ▼ROHNSDORFF▲ Ich erwarte dich unten! Ab. ▼EDWIN▲ Ich komme sogleich. zu Sylva Du bleibst jetzt hier, mein süsses Lieb, du bleibst, bis ich dich hol’. ▼SYLVA▲ Ich bleibe hier und wart’ auf dich, Ich bleib, bis du mich holst. ▼EDWIN▲ Schatz, - leb wohl! Mädchen gibt es wunderfeine. Doch für mich gibt es nur eine, Dich, mein Liebling, du mein Alles auf der Welt! ▼ALLE▲ Eine nur, die ist die Echte, Eine nur, die ist die Rechte! ▼EDWIN▲ Wie mein Schicksal fällt, Du bleibst mein Alles auf der Welt! Eilt ab. ▼SYLVA▲ Ist’s ein Traum ? Sieht ihm verklärt nach. Man hört das Tuten des Autos. ▼BONI▲ kommt eilig So. Alles ist gepackt. Nur den Schuhknöpfler kann ich nicht unterbringen. Zeigt ihn vor. Mach’ dich auf Strümpfe! ▼SYLVA▲ Boni, du wirst mir böse sein … ich … ich sucht nach Worten. ▼MERÖ▲ Sie bleibt bei uns! ▼BONI▲ Wer bleibt? Was bleibt? Sylva bleibt! Also Fürstin Weylersheim! ▼FERI▲ Als Edwin sein Wajb! ▼BONI▲ perplex Als waswer? ▼FERI▲ auf das Dokument zeigend, das auf dem Tisch liegt Da - lies! ▼BONI▲ beugt sich über den Tisch, liest, ohne das Papier in die Hand zu nehmen, sieht dann im Kreis herum Aber das is doch nicht möglich! Das hat er doch nur gemacht, dass er zeigt, was er durchsetzen kann - dass du bleibst, wann er will … ▼SYLVA▲ packt ihn bei beiden Händen, glücklich Wahr ist es, Boni - wahr ist es! ▼BONI▲ Nein, nein - kann nicht wahr sein!-Er darf sich ja gar nicht verloben! ▼SYLVA▲ erstaunt Er - darf - nicht? Warum darf er nicht? ▼BONI▲ Weil er schon eine andere Braut hat - weil schon Tag von Hochzeit angesetzt ist! ▼SYLVA▲ gesteigert Du lügst! ▼BONI▲ Bin ich dein Frajnd? Also wie kannst so was sagen. Da! Verlobungsanzeige! Gibt ihr die Anzeige). Rohnsdorff hat sie mir gegeben! ▼SYLVA▲ nimmt die Anzeige, liest in grosser Hast, die unwichtigeren Stellen überfliegend, so dass man nur die wichtigeren Worte hört Fürst - Fürstin Lippert Weylersheim - beehren sich. Verlobung ihres Sohnes Edwin - mit Komtesse Anastasia Eggenberg - anzuzeigen. Sie schwankt, lässt das Papier fallen. ▼FERI▲ Sie stützend Sylva! Bestürzt Joj - wann ich gewusst hätt’ … Aber es ist besser so! Nimmt Sylva bei der Hand. Sylva, glaub mir, is besser so! Du passt ja gar nicht zu dieser Familie! Du gehörst zu Kunst! Dir gehört ganze Welt! Dir müssen a11e zu Füssen liegen - nicht e i n e r ! Glättet ihre Wange. Sylva, bist ja gescheites Mädel! ▼SYLVA▲ kommt bei diesen Worten langsam zu sich, gibt sich einen Ruck Hast recht, Boni! Gesang Wir Mädis vom Chantant, Wir nehmen die Liebe nicht zu tragisch! Hast recht Boni! Und dann - hinaus - in die Welt! Applaus hören! Jubel, Entzücken! Olala! ich bin schon so gebaut! Jedes falsche Pathos ist zu vermeiden. Ja, Herr von Kisch, Ja, Herr von Kisch, Ihr Eh’kontrakt war nur ein Wisch! Wirft den Kontrakt vom Tisch auf den Boden. Die Juxhochzeit im Varieté Gibt ein entzückendes Couplet! ▼BONI▲ hat den Ehekontrakt aufgehoben und eingesteckt. ▼CHOR▲ Mach’ dir nichts draus! Nichts dich mehr hält! Fröhlich hinaus! Flott in die Welt ▼SYLVA▲ Dort will ich die kalten Herzen entzünden! Dort will ich jubelnd im Lied verkünden Es lebe die Liebe! Sylva springt aufs Podium Heissa, so verliebt zu sein, Kann’s was Schönres geben? Kaum vermählt und schon allein! Liebe, du sollst leben! Liebe, aller Freuden Preis! usw. alle bis auf Feri ab. ▼FERI▲ allein Was soll ich jetzt anfangen? Ich kann doch nicht schon um 3 Uhr abends nach Haus gehn! Setzt sich, gibt die Füsse auf den gegenüberliegenden Stuhl. Kellner, Wein! Schenk ein! Er liest kopfschüttelnd die Verlobungsanzeige, die er vom Boden aufgehoben Fürst und Fürstin Weylersheim beehren sich die Verlobung ihres Sohnes Edwin mit Komtesse Anastasia Eggenberg anzuzeigen, - Arme Sylva! Wirft das Papier fort, mit anderem Ton Zigeuner! Zum Primas, ihn herbeiwinkend Spiel’ was Feines, aber bitte - piano! Die Mädis vom Chantant usw. Kellner dreht das Licht ab, so dass nur die Notbeleuchtung und die Tischlampen mit den roten Schirmen in den Logen brennen. Primas geigt ihm das Lied “Die Mädis vom Chantant” in die Ohren. Feri summt es vor sich hin. Der Vorhang fällt langsam. Entr’akt ERSTER AKTDer erste Akt spielt in Budapest. Die Bühne zeigt den Innenraum eines festlich beleuchteten Varieté-Theaters während der Vorstellung. Die ganze linke Seite nimmt die erhöhte Varietébühne ein (vorgeschoben also auch vom links sitzenden Publikum sichtbar), welche vollständig theatergemäss mit praktikablem Vorhang, Kulissen, Rampenbeleuchtung usw. ausgestattet ist. Der Varietébühne zugekehrt das Varietéorchester mit den Musikern und dem Kapellmeister. Eine mit Blumen geschmückte kleine Brücke von der Varietébühne mitten über das Varietéorchester ins Parkett des Varieté-Zuschauerraumes. Das Varietéorchester kann auch durch eine zwischen Bühne und Wintergarten postierte kleine Kapelle ersetzt werden. Man sieht nur einen Ausschnitt des Varieté-Zuschauerraumes, und zwar die der Varietébühne zunächst liegenden Parkett- und Balkonlogen, sowie fünf bis sechs Reihen Tische. Der übrige Teil des Zuschauerraumes verläuft nach rechts und kann nur perspektivisch zum Ausdruck gebracht werden. Ausgänge fürs Publikum. Links seitwärts im Hintergrund zwischen der Bühne und der ersten Parterreloge eine Tür mit der transparenten Aufschrift “Wintergarten” führt in ein Lokal, in welchem die im Verlaufe des Aktes auftretenden Zigeuner konzertieren. Diese Tür ist geschlossen. Links ganz vorne eine eiserne Türe mit der Aufschrift “Bühne”.Nr. 1 Introduktion und LiedWenn der Vorhang hoch geht, ist die Vorstellung soeben aus. Das Publikum (in den Logen elegante Herren in Frack und Uniform, die Damen in grosser Toilette) hat sich schon zumeist erhoben. Man applaudiert stürmisch. Boni, Feri und einige Kavaliere in der Parterre-Eckloge links sind die lautesten Klatscher. Der Vorhang hebt und senkt sich. Sylva, in ungarisch-siebenbürgischem Nationalkostüm, erscheint immer wieder, nach allen Seiten grüssend, bejubelt, mit Blumen beworfen. Das Bühnenorchester spielt jedesmal einen Tusch, Boni und Feri benehmen sich besonders enthusiastisch. Man hört immer deutlicher Rufe “Das Lied vom Siebenbürger Mädel!”.FERI und BONI Mit den Stöcken klopfend Olala! Olala!SYLVA tritt vor die Rampe, der Lärm verstummt. Schlicht gesprochen Also auf allgemeines Verlangen!BONI aus seiner Loge rufend, ergänzend Zum achten Mal Olala!SYLVA Heia, heia! In den Bergen ist mein Heimatland! Heia, oheia! Hoch dort oben meine Wiege stand! Dort, wo scheu blüht das Edelweiss, Dort, wo ringsum glitzern Schnee und Eis Heia, oheia! - schlagen Herzen wild und heiss. Wenn ein Siebenbürger Mädel Sich in dich verliebt, Nicht zum Spielen, nicht zum Scherzen Sie ihr Herz Dir gibt. Willst du dir die Zeit vertreiben, Such ein anderes Schätzelein, Bist du mein - musst mein du bleiben, Musst mir deine Seel’ verschreiben, Muss ich Himmel dir und Hölle sein! (Das Publikum klatscht im Takte in die Hände.) Olala! So bin ich gebaut! Olala! Auf zum Tanz! Küss mich, ach, küss mich, Denn wer am besten küssen kann - Nur der wird mein Mann! (Tanz)Das Publikum singt den Refrain bei der Wiederholung mit. Boni dirigiert aus seiner Loge mit dem Stock. Sylva tanzt immer wilder, ruft dazwischen ”Olala!” Das Publikum begleitet den Tanz gleichfalls mit Zurufen “Olala!” - Ein Teil der Herren eilt bis zur Bühne. Sylva sinkt in die Knie. Applaus. Neuerlicher Jubel. Der Vorhang auf und ab. Diener bringen Garderobe. Damen nehmen ihre Mäntel und Umhänge um.BONI aus der Loge St. Sie will Rede sprechen!Der Lärm verstummt.SYLVA einfach, gewinnend, ohne jede Theatralik Liebes, gutes Publikum!?Sie machen mir den Abschied schwer. Behalten Sie die kleine Sylva lieb. Wenn ich von Amerika zurückkomme, soll mein erster Weg zu Ihnen sein. Nochmals Dank. Tausend Dank und auf Wiedersehen!Neuerlicher Applaus. Sylva bedankt sich; ab. - Das Varietéorchester intoniert den Refrain des Liedes. Das Publikum entfernt sich, indem ein Teil den Refrain mitsummt, nach allen Richtungen, lebhaft sprechend und gestikulierend. Die Varietémusiker packen ihre Instrumente zusammen und entfernen sich durch die Orchestertür. Uniformierte Diener rücken die Tische zurecht. - Schon während des Abganges des Publikums sind Boni, Feri, Merö, Szerenyi und einige elegante Kavaliere aufgetreten, sie kommen jetzt in den Vordergrund, leichte Stöcke mit Goldknopf in der Hand, Zylinder aufgesetzt. Sie zünden ihre Zigaretten an.ZWEITE SZENEFERI alter, weissköpfiger, jovialer Ungar, Typus des Varietéhabitués No, was hab’ ich euch gesagt Mittag bei Rennen? Es gibt heut’ nur zwei Damen in Budapest, die was siegen können, wie sie wollen. Das ist “Mizzi” in Königspreis und Sylva in Orpheum.BONI zirka 34, Haar schon ein bisschen schütter, kleiner schwarzer aufgedrehter Schnurrbart, ungemein sympatisch Was ist Mizzi? Nix ist sie. Pferd ist sie. Katz ist sie. Sylva, das ist was! Das ist Weib. Das ist Rass! Das ist Feuer! Ich kenn’ alle Chansonetten von ganzen Welt. Was sind sie? Nix sind sie! Katz sind sie! Es gibt nur eine Sylva Varescu. Und warum, Bruderherz ?FERI Weil sie jünger ist -MERÖ Und hübscher -SZERENYI und neuer -BONI Nein, Bruderherz! Weil sie anders ist. Anders muss man hat man Erfolg im Leben und auf Bühne. Hab’ ich recht, Feri bacsi?FERI Recht hast, Bonikam. Ich war auch immer anders. Haben andere geschlafen, hab’ ich gelumpt. Haben andere gearbeitet, hab’ich geschlafen. Haben andere gezahlt, bin ich schuldig geblieben.BONI ihm auf die Schulter klopfend Aber lustig warst immer, erhalten hast dich grossartig, siehst aus wie ein junger Achtziger. Ihm die Hand entgegenstreckend Sag’, bin ich dein Freind?FERI Bist es. Zu den Herren Ihm verdanken wir unsere Sylva. Er war ihr Entdecker, ihr Förderer-BONI Ganz uneigennützig, bitte! Ich bin ihr Freund, bitte! Sonst gar nix! Aufbrausend Bitte sehr!FERI No, no, wenn man da deutet auf Bonis Herz hineinschaut - deutet auf Bonis Hirn und da –BONI abwehrend Nix find’st drin, nix!Oberkellner Miksa und einige uniformierte Diener sind bereits aufgetreten, rücken während des folgenden Dialogs die Tische weg, stellen eine hufeisenörmige Tafel auf.BONI He, du, Miksa, komm her! Sag’ - bin ich dein Freind?MIKSA geschmeichelt Aber, Herr Graf -BONI Dann richt’ schön Tafel her, kalte Platte, wie damals bei Einladung von die acht English-Girls aus Debreczin.Miksa zieht sich mit einer Verbeugung zurück, gibt den Dienern diskret die nötigen Anweisungen. Ein Diener desinfiziert den Raum mit einer Perolinspritze, Stühle werden aufgestellt, die Tafel mit Blumen geschmückt. DRITTE SZENEENDREY Servus Kinder!VIHAR Draussen stehen hundert Autos. Man kann nicht durch.Die Diener bringen einen grossen, blumengeschmückten Fauteuil und stellen ihn auf den Ehrenplatz.FERI Originelle Idee von Boni. Abschiedssouper für Sylva im Orpheum.VIHAR Also bleibt’s wirklich dabei? Sie fahrt?BONI Drei Uhr vierzig Morgens Schnellzug Triest, von dort mit Schiff “Adria” nach New-York.FERI Tut mir nur leid der junge Fürst, der Edwin! Der ist ganz verrückt in ihr. Wie wird er das ertragen?BONI An Liebe ist noch keiner nicht gestorben. Sonst wär’ ich schon längst lebender Leichnam.FERI Wo steckt denn der Edwin heut’? War er nicht bei Vorstellung?MERÖ Ich hab’ ihn nicht geseh’n.BONI Da fallt mir ein - hab’ich ja ein Telegramm für ihn. Schon den ganzen Abend. Zieht es heraus, liest den Aufgabeort. Uje, aus Wien, wahrscheinlich wieder Wetterdonner von Herrn Vater, dass er nach Haus kommen soll.FERI Alter Fürst wird Wind gekriegt haben - von Edwins Beziehung zu Sylva.BONI Beziehung? Was sind das für Ausdrücke? Für Beziehung bitte, ist sie nicht zu haben. Da heissts heiraten. Und heiraten kann er sie nie, darf er sie nie, wird er sie nie.FERI Ist schon vorgekommen, dass Fürsten haben geheiratet Varietédamen.BONI Ja, aber nur in Operetten! Da kennst seine Familie bissel schlecht. Die haben blauen Blutdruck. Die ziehen sogar zum Schlafen Handschuh’ an.FERI Meinetwegen können sie auch anzieh’n Überzieher. Jaj, wenn ich einen Sohn hätt’ - mit Gottes Hilfe hab’ ich ja keinen gekriegt - aber wann ich ihn hätt’, ich möcht’ ihn von nichts zurückhalten. Herschicken möcht’ ich ihn zu die Mädeln im Varieté.BONI Dein Sohn möcht’ schon von selber kommen. Und recht hätt’ er! Da eignet man sich Bildung an, da ist Liebeshandelschul’. Feri die Hand hinstreckend Sag’, bin ich dein Freind? Feri bacsi, wir zwei leben und sterben für Varieté.FERI Az ebatta! Das will ich meinen. Nr. 2 MarschliedFERI Alle sind wir Sünder! Es wär’ uns zwar gesünder, Bei Nacht zu liegen ausgestreckt im Bett’ Doch das Grosstadtpflaster hat uns verführt zum Laster Und wir sind Lumpen drum von A bis Z!BONI Alle sind wir Sünder Und freu’n uns wie die Kinder auf jedes neue Maderl im Programm.FERI und BONI In der trauten Atmosphäre, Wo man tanzt und küsst und lacht, Pfeif’ ich auf der Welt Misere, Mach’ zum Tag die Nacht!ALLE Alle sind wir Falter, Und man vergisst sein Alter, Tritt so ein kleines, Superfeines, Zuckersüsses Maderl auf den Plan -FERI und BONI Die Mädis, die Mädis, die Mädis vom Chantant, Die nehmen die Liebe nicht zu tragisch, Drum ziehen und locken die Mädis vom Chantant Uns Männer, uns Männer stets an so magisch. Die Mädis, die Mädis, die Mädis vom Chantant, Sie machen nicht viel sich aus der Treue. So oft sich ändert das Programm, Verändert man sein Herz auch stramm, Und nimmt sich, nimmt sich, nimmt sich eine Neue.FERI und BONI Die Mädis, die Mädis, die Mädis vom Chantant, usw.BONI Selten geh’n die Grafen. Vor drei Uhr morgens schlafen, Drum wälz’ ich mich im holden Sündenpfuhl. In dem Reich der Schminke Vergnüglich ich versinke! Die Bühne ist die beste Liebesschul’.FERI In dem Reich der Künste, Im Rauche ich mich dünste Und mach’ seit Jahren mehr kein Auge zu.BONI und FERI Hier nur amüsiert man flott sich, Bleibt gesund man wie ein Fisch! Hier nur fühlt man wie ein Gott sich, Bleibt man fesch und frisch!ALLE Was uns alle bindet, Und unser Herz entzündet, Das ist das Wesen. Auserlesen Ist die kleine Fee vom Variete!FERI und BONI Die Mädis, die Mädis,die Mädis vom Chantant, Sie nehmen die Liebe nicht so tragisch, Drum ziehen und locken die Mädis vom Chantant Uns Männer, und Männer stets an so magisch. Die Mädis, die Mädis, die Mädis vom Chantant, Sie machen nicht viel sich aus der Treue. So oft sich ändert das Programm, Verändert man sein Herz auch stramm Und nimmt sich, nimmt sich, nimmt sich eine Neue.ALLE repetieren Die Mädis, die Mädis, die Mädis vom Chantant, usw.Alle ab in den WintergartenVIERTE SZENEEDWIN eilig, im Raglan, Zylinder auf dem Kopfe, zu dem ihm folgenden Miksa Sie müssen mir etwas besorgen. Zieht sein Notizbuch.MIKSA Bitt’ schön, Durchlaucht!EDWIN schreibt rasch und nervös ein paar Zeilen, reisst den Zettel vom Block, faltet ihn, klebt ein kleines gummiertes Papiersiegel darauf und gibt ihn dann Miksa. Zu Fräulein Sylva. In die Garderobe. Dringend.MIKSA Sofort, Durchlaucht. Ab. FÜNFTE SZENEBONI aus dem Wintergarten kommend Servus, Edwin! Wo steckst den ganzen Abend? Da. Telegramm für dich. Gibt ihm das Telegramm.EDWIN Schon wieder! Öffnet es.BONI Vorladung vom Hausgericht?EDWIN Neunundneunzig Telegramme jeden Tag. Es ist schon zum … Liest die Depesche. Affäre mit Chansonette muss sofort Ende nehmen. Kompromittierst ganze Familie. Wenn nicht augenblicklich nach Hause kommst, werde Mittel finden dich zu zwingen! Zerknittert das Telegramm, steckt es ein, spricht lachend So, so, möchte doch seh’n, wie der gestrenge Herr Papa mich zwingen kann!BONI Mach’ keine Dummheiten. Fahr’ endlich.EDWIN Ich kann nicht.BONI Schau was nutzt Dein Dickschädel gegen Deinen Vater seine Hinterfüss’? Warm, ihm die Hand auf die Schulter legend In einigen Stunden fahrt Sylva weg.EDWIN Sie wird nicht fahren.BONI Sie fahrt so sicher wie zwei mal zwei. Sag’, bin ich dein Freind? Edwin, ich bin der Ältere und ohne dir zu schmeicheln, der Gescheitere. Schlag dir die Sache aus dem Kopf heraus. Sylva ist kein Mädel, mit was man spielt. Dummheiten macht sie nicht, dafür bin ich da.EDWIN Ich weiss schon selbst, was ich zu tun hab’.BONI Du hast zu tun, dass du nach Haus fahrst zu deine Vorfahren.EDWIN aufstampfend Sie darf nicht fort, und wenn ich sie zwingen müsste!BONI Zwingen? Sylva zwingen? Sie tut was sie will. Und wenn’s dem andern nicht passt, kennst ja ihr Sprüchl Wirft komisch den Kopf zurück, stemmt die Hände in die Hüften “Olala, ich bin schon so gebaut!” Wieder warm Schau, Edwin, gibt ja tausend andere Mädel. Muss grad die sein?EDWIN Ja, die. Es kann keine andere sein. Es gibt keine andere.Aus dem Wintergarten steckt Aranka den Kopf heraus, ruft Böni!BONI mit Humor Da hast gleich eine. Allerdings schon von mir besetzt. Gleich komm’ ich, Muczikam!Aranka verschwindet.SYLVA steckt den Kopf durch die Bühnentür. Sie hat eine Art Frisiernegligé umgeworfen, das sie lose mit der Hand beim Hals zusammenhält. Die Haare sind in reizender Unordnung. Sie erblickt zuerst Boni, der näher zur Bühnentür steht Wie, Boni, du? Ich dachte doch - der Fürst - Edwin tritt lebhaft auf sie zu. Ah, da sind Sie ja! Ihr Zettel hat mich schön erschreckt!BONI zu Edwin Was, du hast was angezettelt? Zu Sylva, auf ihre Corsage deutend Mach’ da zu - es zieht dir kalt hinein.EDWIN dringlich Sylva, ich muss sie sprechen.SYLVA Aber jetzt doch nicht. Ich muss mich ja umzieh’n. Inniger Später! Übrigens bin ich ganz böse auf Sie. Nicht zu kommen! Zu meiner Abschiedsvorstellung. EDWIN Es gibt eben keinen Abschied. Sie dürfen nicht fort.SYLVA Es - geht nicht anders.EDWIN entschlossen Gut, dann weiss ich, was ich tu’, ich fahre mit.SYLVA erschrocken Nein, nein, das dürfen Sie nicht. bittend Edwin, das dürfen Sie nicht.BONI treuherzig Sag’ bin ich dein Freind?EDWIN ihn anschreiend Nein, du bist nicht mein Freund! Du bist ein Heuchler! Du bist selbst in sie verliebt!BONI Bin ich. Aber ich red’ nicht davon. Ich druck das in mir hinein. Könnt ich haben Viehsglück bei alle anderen Weiber. Aber keine schau’ ich an. Plötzlich in anderem Ton Jaj, da fällt mir ein, Juliska wartet auf mir in Konditorei. Ich bitt’ euch, seid’s nicht bös’! Zu Sylva Aber du kennst ja Juliska, wie sie is, gleich macht sie mir Szenarium. Sofort bin ich wieder da. Servus. Eilt ab. SIEBTE SZENESYLVA geht rasch auf Edwin zu, fasst ihn bei der Hand Edwin, gescheit sein!EDWIN trotzig, aber nicht ohne Wärme Ja, zuerst einem den Verstand rauben, dann predigen gescheit sein! Ich kann aber nicht.SYLVA Drum will ich eben die Gescheitere sein.EDWIN Weil Sie herzlos sind! Weil Sie für mich nichts empfinden, nicht so ein bissel.SYLVA bitter Nicht so ein bissel.EDWIN leidenschaftlich Sylva, zwei Monate fast bin ich von zuhause fort. Mit meiner Familie bin ich zerfallen. Ihretwegen. Da Sylva antworten will Ich weiss, Sie sind nicht schuld. Aber ich bin eben verrückt, vernarrt vom ersten AugenblickSYLVA Es ist ein Rausch - er wird vorübergehen!EDWIN sie unterbrechend Nein, nein, nein, das ist kein Rausch!BONI kommt atemlos Du, die Juliska war schon weg. War sie nicht da?SYLVA Nein.EDWIN schreit ihn an Nein!BONI Wo der Teifel kann sie nur stecken? Zu Sylva Da hast. Kugler-Bonbons, mit Paradeis gefüllt. gibt ihr die Tüte) Vielleicht ist sie schon im Pavillon. abSYLVA zu Edwin Edwin. Lieber, sei’n Sie nicht traurig. In vier Wochen wird Ihnen alles wie ein Traum sein. EDWIN Sie behandeln mich wie einen verliebten Studenten.BONI kommt aus dem Pavillon, strahlend Is schon da, die Juliska. Bitte, gib die Zuckerl her, sie ist bös, dass ich ihr keine mitgebracht hab’. Nimmt ihr die Tüte aus der Hand. Dank’ schön. Servus! Ab.SYLVA Nehmen Sie sich ein Beispiel an dem. Der geht lachend durchs Leben. Nr. 3 Melodram und DuettSYLVA fasst Edwin, der sich abgewendet, bei der Hand, sieht ihm innig in die Augen Edwin, es ist mein letzter Abend heute.EDWIN Svlva!SYLVA Wenige Stunden. Wenige kurze Stunden noch - die möcht’ ich glücklich sein.EDWIN Sylva! Er reisst sie stürmisch an sich, küsst sie.SYLVA erwidert, fast unbewusst, den Kuss, löst sich von Edwin los Edwin!EDWIN leidenschaftlich Bleib’! Ein Leben ohne dich - das kann ich mir nicht mehr denken!SYLVA Das sagst du jetzt, das wird vorübergeh’n! Du wirst eine andere finden.EDWIN Ich will nur dich!SYLVA Du wirst dich wieder verlieben - in eine Schönere!EDWIN Sylva! Ich will nur dich! Ich liebe dich!DuettEDWIN Sich verlieben kann man öfter, Lieben kann man einmal nur! Jedem schlägt einmal sein Stündchen, Jetzt bin ich halt an der Tour. Mag ich tausend, tausendmal auch sagen Dummes Herz, so gib doch - Ruh’ ! Hör’ ich spottend es zur Antwort schlagen Ich bin stärker, Freund, als du!SYLVA Und frag’ ich dich Warum grad ich - Von allen Frau’n just ich?EDWIN Ich weiss mir keine Antwort drauf. Wer löst mir wohl dies Rätsel auf? Ja? Mädchen gibt es wunderfeine, Doch wer liebt, der sieht nur eine, Und die eine ist die Schönste auf der Welt! Eine nur - die ist die Echte, Eine nur - die ist die Rechte, Die - die uns gefällt, Die ist die Schönste auf der Welt!SYLVA Wetterleuchten tut es öfters, Einmal schlägt der Blitz nur ein, Von der grossen Liebe kommen Erst die kleinen Liebelei’n. Ein so jähes, ein so rasches Feuer, Das verlöscht bald ohne Spur Und von wunderschönen Abenteuer Bleibt ein Häuflein Asche nur.EDWIN Wenn Du mich liebtest, wie ich dich, Sprächst du nicht so gescheit.SYLVA Eh’ du’s noch denkst, vergisst du mich, Denn alle Wunden heilt die Zeit. Ja? Mädchen gibt es wunderfeine, Doch wer liebt, der sieht nur Und die eine ist die Schönste auf der Welt!BEIDE Eine nur - die ist die Echte, Eine nur - die ist die Rechte, Die - die uns gefällt, Die ist die Schönste auf der Welt’Beim Nachspiel umarmt Edwin stürmisch Sylva, sie windet sich lachend aus seinem Arm und läuft nach links, bietet ihm lachend die Wange zum Kuss, er küsst sie auf die Wange, dann fasst sie ihn mit beiden Händen beim Kopf und küsst ihn stürmisch und innig einigemale auf den Mund und beide gehen bei den letzten Takten ab, Sylva durch die Bühnentür, Edwin rechts vorn. ACHTE SZENEBoni, Juliska, Aranka, Cleo, Rizzi, Selma, Mia, Vally, Daisy - aus dem Wintergarten. Juliska und Aranka sind in Boni eingehängtBONI Kommt nur, Mauserln! Auf den Tisch zeigend Da könnt’s euch satt seh’n. Aber zu essen gibt’s nix, bis Sylva kommt.Die Mädchen eilen zum Tisch.CLEO Uj! Fein!JULISKA Ach was! Ich bin mordshungrig! Nimmt ein Appetitbrötchen und isst.DIE MÄDCHEN Ich auch! Ich auch! Sie nehmen sich Brötchen.BONI Was heisst das? Habt ihr keine Erziehung genossen?DIE MÄDCHEN unisono, übermütig Nein!ARANKA ihn ihr Brötchen zeigend Du, was ist das?BONI Sandwichs!ARANKA Schmeckt auch so wie Gurken mit Schokolad’-.JULISKA nimmt ein zweites Brötchen.BONI nimmt es ihr aus der Hand Könnt’s Ihr denn nicht warten? Das ist doch ein Skandal!Isst das Brötchen selbst, die Mädchen lachen, Boni spricht kauend unartikulierte Ermahnungsworte.JULISKA die herumschnüffelt Schaut’s die netten Tischkarten. Blickt herum. Wo sitz’ denn ich?BONI Alles ist geordnet. Zeigt auf die einzelnen Plätze Hier sitzen die Sisters Wowurka - Rizzi und Vally - hier der Stern von Barcelona - Fräulein Cleo Pomeisl - hier die Havannah-Prinzessin - Fräulein Daisy Uppmann aus Soroksar - hier die Rose des Orients, Fräulein Selma Goldfinger und bei mir, an meiner grünen Seite Fräulein Juliska Horvath, das Schwalberl von Liechtenthal.ALLE applaudieren Bravo! Bravo!JULISKA bei ihrem Platz Da liegt ja was. Unter der Serviette. Ah! Eine Schachtel !ALLE MÄDCHEN stürzen ebenfalls auf die Servietten los, finden die Geschenke Bei mir auch! Bei mir auch!BONI Bin ich euer Freind?DIE MÄDCHEN durcheinander Schau, ein Glückschweinderl! ein Fächer! ein Tascherl! ein Spiegel! Ah! Ah!JULISKA hat ihre Schachtel geöffnet Ein Ring!BONI Eine kleine sinnliche Überraschung zum Abschied.JULISKA Dieser Rubin! Herrlich! Umarmt und küsst Boni. Boni, du darfst nicht fort!ALLE sich an ihn hängend Du bleibst bei uns. Du darfst nicht fort!BONI gerührt Das nennt man e c h t e Liebe. Ich dank’ euch, Kinder. Aber Abschied muss sein. Abschied für immer.DIE MÄDCHEN lebhaft Warum? Unsinn! Das gibt’s nicht!JULISKA Er will mit der Sylva nach Amerika - das ist die Geschichte! Versetzt ihm einen kleinen Rippenstoss.BONI Nicht wahr - höchstens begleiten kleines Stückerl! Grund für Abschied liegt tiefer. düster Ich will mich vom Nachtleben ganz zurückzieh’n.Die Mädchen lachen.BONI Seit einiger Zeit merk’ ich, dass ich täglich älter werde. Das ist mir auffallend. Ich muss anderes Dasein anfangen. Vielleicht Arbeit oder Ähnliches! Jedenfalls mit der Liebe ist es bei mir aus! hebt die Finger in die Höhe Bitte, leg’ ich Schwur ab. Und wenn ich so schwöre -JULISKA Dann hältst du’s nicht!DIE MÄDCHEN Boni, einen Kuss! Nr. 4 Lied mit ChorBONI Aus ist’s mit der Liebe bei mir ein- für allemal! Schau’ kein Mädel mehr mir an, Schau mir keine an! Wenn auch tausend Herzen brechen, Das ist mir egal. Über alle Weiblichkeit Mach’ ich einen Strich, In der schönsten Blütezeit Zieh’ zurück ich mich. Mein Entschluss steht felsenfest Mit der Liebe ist es Rest.Doch Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht! Ganz ohne Sonne blüht die Rose nicht! Drum hie und da, so einmal noch - Da küss’ ich doch! Da küss, ich doch !Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht Ganz ohne Sonne blüht die Rose nicht! Drum will ich nichts verschwören, Will, Mädels, euch gehören! - Schuft, wer sein Wort jetzt noch bricht! Gern hätt’ ich manchmal mich schon ehelich vermählt, Leider das Talent mir fehlt, Das Talent mir fehlt!Manche hätt’ mich gerne schon zum Eh’gespons erwählt, Aber ich bleib’ ein Galan, Flott und fesch und frei! Stell’ mich nicht als Ehemann Unter Polizei. Ich gesteh’ es ohne Scham Niemals werd’ ich monogam.Denn Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht! Ganz ohne Sonne blüht die Rose nicht! Drum hie und da, so einmal noch - Da küss ich doch! Da küss’ ich doch!MÄDCHEN und BONI Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht! usw. ab.NEUNTE SZENEFeri, Merö, Endrey, Vihar, zwei Kavaliere, Boni, Juliska, Cleo. Aranka, Rizzi, Selma, Mia, Daisy, Vally; dann Sylva, Edwin. Feri durch die Bühnentür, die er offen lässt, geschäftig mit Blumen beladen, gefolgt von Merö, Vihar, Szerenyi und zwei Kavalieren. Boni mit allen Mädchen vom Wintergarten her.FERI die Blumen ablegend. Ruft Kinder schnell! Merö, setz’ dich auf Klavier, spiel’ ein Tusch, wenn Sylva kommt!Merö steigt über die Brüstung ins Bühnenorchester, setzt sich zum Piano.FERI zu den anderen Stellt euch auf! Nicht so in Haufen! Verteilt euch in Geschlechter! So! Sieht zur Bühnentür. Da ist sie schon! {Läuft Sylva entgegen. Sylva am Arm Feris in aparter Toilette, hält einen schönen Strauss aus Veilchen und Rosen in der Hand.}MERÖ spielt den Tusch, alle jubeln Sylva zu Hoch!Edwin ist inzwischen aufgetreten, bleibt rechts allein stehen, beteiligt sich nicht an den Ovationen.SYLVA noch während des Tusches, abwehrend Aber, Kinder, was fällt euch denn ein? Ihr macht ja zuviel Geschichten mit mir. Allen die Hände drückend Ich danke euch allen - herzlich! Edwin erblickend, geht lebhaft, erfreut auf ihn zu, zeigt auf die Blumen, die sie trägt Da seh’n Sie! Ich trage Ihre Blumen. -EDWIN küsst ihr die HandSYLVA sich zu allen wendend, in strahlender Laune Wie glücklich bin ich, diese paar letzten Stunden mit euch zu verbringen! Keiner darf mir vom Abschied reden. Lachen, scherzen, tanzen, toll sein und, wenn’s denn sein muss, ein Händedruck, ein Kuss - und dann pfeift durch die Finger huit!FERI sie kopierend Huit! - komm’ essen! Reicht ihr den Arm.SYLVA Nein, danke. Später vielleicht. Aber lasst euch nicht stören. Zu den Herren Wer mich liebt gibt mir ein Glas Champagner!Alle Herren stürzen zum Tisch, balgen sich um die Flaschen und Gläser, schenken ein, einer den andern an Eile überbietend. Edwin hat blitzschnell aus einem abseits auf einem Nebentischchen stehenden Kübel die Flasche ergriffen, eingeschenkt und bringt, während sich die andern, besonders Boni, noch beim Tisch raufen, Sylva ruhig das Glas.SYLVA Ich danke schön, lieber Fürst!ALLE KAVALIERE bringen Sylva vollgefüllte Gläser, Sylva umringend Auf Sylva Varescu! Hoch!SYLVA ihr Glas erhebend Auf die Zukunft!EDWIN mit ihr anstossend, ihr ins Auge sehend Auf die Gegenwart!FERI eine Neige zu Boden schüttend Auf die Vergangenheit!DIE MÄDCHEN vom Tisch herüber Prost Sylva!SYLVA Auf euer Glück! Trinkt.ALLE Hoch!VIHAR Kinder kommt in den Wintergarten!SYLVA Geht nur, ich komme nach. Kinder ich bin ja so selig!Alles ab bis auf Sylva, Boni, Feri und Edwin. Edwin fixierend, der allein zu ihrer Rechten stehtSYLVA Man muss sich nur zusammennehmen können. Ich bin nur ein Mädel, aber ich kann’s. Keiner darf mir’s anmerken, wenn’s noch so weh tut. Ich hab’ mich in meiner Gewalt. Ich lach’, lache…. bis zum letzten Moment lach’ ich. Fängt plötzlich heftig zu weinen an.BONI sie tröstend Na, na, lach’ dich nur aus!SYLVA Boni, mein Taschentuch!BONI reicht es ihr Da.SYLVA Ich weiss gar nicht, wie das so plötzlich ich hab’ so nach Haus’ gedacht, an Mamuska, an die Schwestern, wie sie jetzt zuhause sitzen in Kis-Küküllö.BONI Im schönen Kis-Küküllö, wo die Schweindel auf der Promenade spazieren geh’n.EDWIN flüsteit ihr zu Sylva, du belügst dich selbst.SYLVA sich zum Lächeln zwingend O gar nicht! Gar nicht!EDWIN wie oben Du wehrst dich vergeblich! Ergreift leidenschaftlich ihre Hand Du liebst mich!SYLVA die Augen schliessend Umso besser, wenn ich gehe!EDWIN Champagner her’!BONI Bruderherz, du trinkst zu viel! Wirst Schwips kriegen.EDWIN Ja, das will ich! Gib’her, Boni!BONI reicht ihm ein volles Glas Da! - Sag bin ich dein Freind?EDWIN Trinkt, Kinder! Alle! Du auch, Sylva! Alles muss beschwipst sein! Reicht Sylva ein volles Glas.SYLVA aufspringend Recht so! Auf was sollen wir anstossen? Auf mich! Es lebe die Jugend!FERI Es lebe die Freundschaft!BONI mit Sylva anstossend, sieht ihr fest ins Auge Es lebe die Liebe!EDWIN Jawohl. Es lebe das Glück. Nr. 5 Sylvas Lied mit EnsembleSYLVA O jag’ dem Glück nicht nach auf meilenfernen Wegen! Hold lächelnd tritt es dir von selber schon entgegen. Im eig’nen Herzen such’s - nicht in der Welt Getriebe - Das Glück wohnt überall, denn überall wohnt Liebe! Ergreift ein Glas. Heissa, so verliebt zu sein, Kann’s was Schön’res geben! Her mit dem Champagnerwein! Liebe, du sollst leben! Liebe, aller Freuden Preis Aller Leiden Quelle! Bist ein bitt’res Himmelreich, Eine süsse Hölle! Packt es dich so heiss da drinnen, Will’s die Sinne rauben, Freund, da gibt es kein Entrinnen Dann musst du dran glauben. Hei! Wehrst du dich auch noch so sehr, Packt’s dich um so mehr!Boni und Feri schlagen ihre Sektgläser zu Boden.Ja so ein Teufelsweib Fängt dich mit Seel’ und Leib! Fliehst du ans End’ der Welt Sie dich in Banden hält! Ja, so ein kleines Weib, Ja, so ein Weib, Weib, Weib, Weib, Das hat den Teufel, den Teufel hat’s im Leib! Das Schönste, was es gibt für eine Frau auf Erden, Das ist zu lieben nicht - das ist geliebt zu werden! Wie arm wär’ unser Herz, wenn uns der Trost nicht bliebe! Das Glück wohnt überall, denn überall wohnt Liebe!BONI Heissa! Hör’ es, schnöde Welt, Hör’ es, stiller Wand’rer! Wenn ein Mädchen mir gefällt - Hat sie schon ein and’rer!EDWIN Heiss! Hoch die letzte Nacht! Lasst die Pfropfen fliegen! Einer nur gewinnt die Schlacht! Liebchen, wer wird siegen?SYLVA Will es zu dem Kampf dich drängen, Kann ich dich nicht retten! Hüte dich, dein Herz zu hängen An die Chansonetten! Hei! Hast du dich so recht verliebt – Rettung es nicht gibt.ALLE Ja, so ein Teufelsweib - usw.Wilder, sich immer steigender Tanz. Alle ab nach Arrangement in den Wintergarten.ZEHNTE SZENEROHNSDORFF eleganter Offizier in Zivil (Automobiltracht). Monokel. Etwas gespreizt, aber nicht karikiert Melden Sie mich sofort Seiner Durchlaucht, dem Fürsten Lippert-Weylersheim. Gibt seine Karte, Miksa wirft einen Blick darauf und eilt sofort in den Wintergarten. - Aus dem Wintergarten ausgelassenes Geschrei und Gelächter. Schöne Gesellschaft!EDWIN kommt, sichtlich erstaunt Eugen, du? Was führt dich hierher? Um diese Zeit? Ist zu Hause was gescheh’n?ROHNSDORFF Nichts, - Beruhige dich.EDWIN Wann bist du denn gekommen?ROHNSDORFF Soeben. Mit dem Auto. Man hat mir in deinem Hotel gesagt, dass du hier bist. Übrigens - war’s nicht schwer zu erraten.EDWIN So erkläre mir doch -ROHNSDORFF Du musst nach Wien. Augenblicklich.EDWIN Nach Wien? Jetzt? Fällt mir nicht ein!ROHNSDORFF zieht einen Bogen heraus Da lies!EDWIN liest Eine Einberufung?ROHNSDORFF scharf betonend Persönliche Meldung beim Korpskommando. Morgen. sieht auf die Uhr - also heute, 11. Mai, halb zwölf vormittags,EDWIN stampft mit dem Fuss Teufel! Geht erregt auf und ab. Aber jetzt geht ja doch gar kein Zug.ROHNSDORFF Unten wartet mein Auto.EDWIN ausbrechend Das ist ein abgekartetes Spiel! Das hat Papa durchgesetzt. Um mich von hier wegzubringen. Ich geh’ nicht!ROHNSDORFF Du bist Offizier - Du hat der Order zu gehorchen. Und wenn dein Vater diese Einberufung veranlasst hat - er hat recht.EDWIN Rohnsdorff, ich muss dich bitten …ROHNSDORFF legt ihm die Hand auf die Schulter Edwin ich red’ zu dir als dein älterer Kamerad - als dein Vetter. Du kompromittierst uns!EDWIN Kompromittieren! Weil ich ein braves, anständiges Mädel lieb hab’?ROHNSDORFF Eine Chansonette!EDWIN Ja, Aber was für eine!ROHNSDORFF Eine Tingl-Tangl-Dame!EDWIN Du, Rohnsdorff !ROHNSDORFF scharf Solche Frauenzimmer, die schau’ ich nicht einmal an. Pause Und dabei bin ich ein freier Mann - während du zu Hause eine Braut sitzen hast.EDWIN Das ist nicht wahr! Stasi ist nicht meine Braut! Cousine ... die gewisse unvermeidliche Jugendliebe.ROHNSDORFF Du hast dich mit ihr verlobt.EDWIN Vor fünf Jahren. Da war ich Student und sie noch ein Kind. So was nimmt man doch nicht ernst!ROHNSDORFF Stasi hat es ernst genommen. Deine Eltern auch. Sie drängen auf baldige Hochzeit.EDWIN entsetzt Waas? Greift sich an die Schläfen. Ah! Ah! Da muss was gescheh’n! Stürzt ein Glas Sekt hinunter. ELFTE SZENESYLVA kommt Durchlaucht, wo stecken Sie? Erblickt Rohnsdorff, will sich zurückziehen O Pardon!EDWIN Bleib - bleiben Sie!ROHNSDORFF beim Anblick Sylvas, für sich Donnerwetter! Richtet an seinem Schnurrbart.EDWIN vorstellend Mein Vetter, Oberleutnant von Rohnsdorff - Fräulein Sylva Varescu.ROHNSDORFF verbeugt sichSYLVA macht einen übertriebenen zeremoniellen Knix Sie werden an unserer kleinen Feier teilnehmen - ja, nicht wahr?EDWIN Nein, nein - er kann nicht bleiben. Er muss fort. Wir müssen - er kommt nämlich - stocktSYLVA sieht beide fragend anROHNSDORFF Edwin zu entführen.SYLVA Ah!EDWIN Eine dienstliche Angelegenheit. Ich muss mich heute Vormittag beim Korpskommando melden.SYLVA nachdenklich So - so?ROHNSDORFF Unaufschiebbar.SYLVA Jedes Wort betonend Also - sehr - dringend ... zwingt sich zu einem leichten Ton Na - da haben wir gleich doppelten Abschied.ROHNSDORFF Wie meinen Gnädigste?SYLVA In einigen Stunden besteig’ ich den Triester Zug, der mich nach Amerika führt.ROHNSDORFF unwillkürlich freudig Ah, um so besser!SYLVA Wie?ROHNSDORFF … für die Amerikaner! Natürlich!SYLVA schalkhaft drohend Na, na! zu Edwin Seh’ ich Sie noch?EDWIN der lebhaft auf- und abgegangen, mehrmals getrunken hat und dem man ansieht, dass in ihm ein Enschluss reift. Sehr laut O ja! Bedeutend sogar!SYLVA Ich muss zu meinen Freunden. Reicht Rohnsdorff die Hand Herr Oberleutnant! Schad’, dass Sie nicht dableiben können!ROHNSDORFF küsst ihr die Hand Schade! Auf Wiedersehen! küsst ihr die Hand Öffnet ihr sehr galant die Tür. Auf Wiedersehen!SYLVA Vielleicht!ROHNSDORFF sieht ihr nach. ZWÖLFTE SZENEEDWIN Na, na, zereiss’ dich nur nicht! Ich finde, dass du ein bisschen sehr galant bist gegen so eine Tingl-Tangl-Dame... !ROHNSDORFF Erlaube mir - anschauen kann ich sie doch! Zu Edwin, der wieder ein Glas leert Trink nicht mehr Edwin, - komm’! ‘s ist höchste Zeit, dass du nach Wien fährst!EDWIN fasst ihn an den Armen Verstehst du mich jetzt? Begreifst du?ROHNSDORFF Ja, ja - komm’!EDWIN In einer halben Stunde. Geh’ inzwischen ins Kaffeehaus. Dann hol’ mich ab.ROHNSDORFF Aber -EDWIN Wir kommen zurecht, verlass’ dich drauf. DREIZEHNTE SZENEBONI kommt aus dem Wintergarten Was hör ich da? Der Rohnsdorff ist da? Und du musst dienstlich nach Wien? Drückt Rohnsdorff die Hand. Servus. Da wird Vater Freude haben!EDWIN übermütig Wird er haben! Klopft Boni auf die Schulter. Und du auch. Alle sollt Ihr eure Freude haben! Zu Rohnsdorff Es bleibt dabei. In einer halben Stunde holst du mich. Keine Minute früher.ROHNSDORFF Ich werde pünktlich sein.EDWIN ironisch Ich auch! Servus, geliebter Vetter! Ab in den Wintergarten. VIERZEHNTE SZENEBONI Sag’, bin ich deine Freind? Also - um was handelt sich?ROHNSDORFF Er muss sich von Sylva trennen - ein- für allemal.BONI Aha!ROHNSDORFF Er ist verlobt.BONI Was? Mit wem?ROHNSDORFF Mit Komtesse Stasi - seiner Cousine.BONI Und ich weiss nix davon? Warum hat er denn nie gesagt?ROHNSDORFF Kannst dir doch denken - wegen dieser Varescu! Der Alte forciert jetzt die Geschichte, weil er Gefahr schnuppert. Sogar die Anzeigen hat er schon drucken lassen, aber das soll Edwin erst in Wien erfahren. Zeigt ihm die Anzeige Da, sieh’!BONI liest Meiner Seel’ und Teufel! Will zum Wintergarten Das muss ich gleich der Sylva zeigen!ROHNSDORFF hält ihn zurück Nicht bevor Edwin fort ist.BONI Herrgott, sie wird Augen machen wie Lokomotiv! Steckt die Anzeige ein.ROHNSDORFF Sie wird sich schon trösten. Der Alte zahlt ihr eine Abfindungssumme –BONI Die soll er sich nur selbst behalten - der alte Kater, der! Geld haben wir selbst genug - mehr wie Verstand. - Gottseidank! Komm’ höchste Zeit, dass ich packen tu’ ! - sonst packt es mich! Im Abgehen, ihm Bonbons anbietend Willst du Kugler-Bonbon, mit Benzin gefüllt?Beide ab rechts. FÜNFZEHNTE SZENE Edwin, Sylva, Feri, alle Kavaliere, alle VarietedamenEDWIN tritt als erster auf, lebhaft, glückstrahlend. Hinter ihm Sylva und die anderen Kommt! alle! Kommt! Ich hab’ euch eine grosse Neuigkeit mitzuteilen.FERI Dass du nach Wien musst - wissen wir schon.EDWIN Stimmt, alter Schwede - aber erst in einer halben Stunde. Und in dieser halben Stunde sollt ihre Eure Wunder erleben. Also fürs erste Hört und staunt! Sylva bleibt. Sie geht nicht nach Amerika!ALLE Bravo! Hebt sie auf die Schultern! Einige wollen sie auf die Schultern heben.SYLVA wehrt sich lachend Aber nein! Es ist ja nicht wahr!FERI Er macht nur Witze!EDWIN Sie bleibt! Ich biete jede Wette!FERI 10 Flaschen Champagner!EDWIN 50, 100, 1000! So viel du willst!SYLVA zwischen den beiden Aber seien Sie doch gescheit! Es geht ja nicht.FERI zu Edwin Wie willst Du das machen?EDWIN Wie? Ganz einfach! Ich verbiete ihr die Reise!SYLVA Ah! Verbieten? Ja - mit welchem Recht?EDWIN stark Mit dem Recht - des Gatten!Kleine Pause, in der alle ganz still sind. Dann auf einmal grosses Gelächter.FERI legt Edwin die Hand auf die Stirn Er hat einen Schwips!EDWIN O nein! So nüchtern war ich noch nie! Ich mache Sylva zu meiner Frau! Hier - gleich auf der Stelle!SYLVA erschrocken Edwin?!EDWIN packt sie leidenschaftlich bei der Hand Bei Gott, es ist ernst! Sag’ willst du mich?SYLVA fassungslos, stammelnd Aber das ist ja das ist ja nicht möglich …FERI Kuttya lanczos …EDWIN wie oben Mein musst du sein, und wenn sich ganze Welt auf den Kopf stellt! Papier! Feder! Tinte!FERI Edwin … Frajnd … Mensch … du willst wirklich …?EDWIN Einen Advokaten! Einen Notar! Tot oder lebendig!FERI Draussen im Kaffeehaus - da kibitzt der alte Kisch!EDWIN übermütig Her mit dem alten Kisch!FERI Miksa zurufend Her mit dem alten Kisch!Miksa ab.EDWIN Ich unterschreibe einen Pakt, der mich an dieses süsse Wesen für das ganze Leben bindet.SYLVA Edwin!FERI Eine Hochzeit im Orpheum! Jaj mamam! Das war noch nicht da! Ein grossartiger Kerl, mein Frajnd! Edwin bacsi - dafür will ich dir was geben, was noch kein Schwob von mir hat bekommen. Da - gib ich dir Bussel! Küsst ihn.SYLVA Aber Edwin! Liebster! Das ist ja alles Wahnsinn! Denk’ an zuhaus! Das darfst du nicht!EDWIN reisst sie an sich Sylva, hast du mich lieb?SYLVA hauchend Ja! Dann leidenschaftlich Ja! SECHZEHNTE SZENE Kisch, älteres Männchen, ganz verschlafenEDWIN Da ist der alte Rechtsverdraher, der Kisch! Setz’ dich, alter Betyar, und schreib’!Tisch, Sessel werden nach vorn gebracht. Schreibzeug darauf gestellt.KISCH nimmt die Feder zu Feri Denk’ dir, Laczi hat vier Ass!SYLVA Edwin - überleg’ dir’ s.Nr. 6 Finale 1EDWIN zu Kisch Schreiben Sie! Ich, Edwin Ronald Karl Maria Fürst Lippert-Weylersheim erkläre hiermit feierlich, Fräulein Sylva Varescu zu meiner rechtmässigen Gattin zu machen und binnen acht Wochen den Bund vor Gott, Gesetz und Welt zu schliessen.SYLVA Edwin, zum letzen Mal Was tun Sie? Bedenken Sie doch…KISCH schläfrig, monoton, den Text rekapitulierend Ich Edwin Ronald Karl Maria Fürst Lippert-Weylersheim erkläre hiemit feierlich, Fräulein Sylva Vareseu zu meiner rechtmässigen Gattin zu machen und binnen acht Wochen den Bund vor Gott, Gesetz und Welt zu schliessen.SYLVA Nein, das ist ja nicht möglich!Zwei Damen nehmen von Sylva’s Blumenbukett, das Feri aufs Podium gelegt hat, einen Schleier und stecken ihr denselben ins Haar.DIE MÄDCHEN Die Mädis, die Mädis, die Mädis vom Chantant, Sie nehmen die Liebe nicht so tragisch! Drum ziehen und locken die Mädis vom Chantant Die Männer, die Männer stets an so magisch.GANZER CHOR Die Mädis, die Mädis, die Mädis vom Chantant. Die sind halt so reizend und sauber! Noch eh’ sich einer umgeseh’n, Ist schon es um sein geschehn! Wer kann den Mädis widerstehn? Wir (Sie) haben einen eignen Zauber!Die Mädchen improvisieren während obigen Gesanges einen Brautschleier von Sylvas Bukett und schmücken damit Sylva, die vor Glückseligkeit kaum weiss, was mit ihr geschieht.EDWIN Her mit der Feder!ALLE O nütze, o nütze, du Mädi vom Chantant, Den Augenblick!EDWIN Her mit der Feder!ALLE Nicht jede, nicht jede, nicht jede vom Chantant macht so ein Glück!FERI nimmt Edwin die Feder aus der Hand Wartet noch, Kinder, hört mich erst an Ihr wisst, ich bin ein fideler Kumpan - Doch mit heiligen Dingen soll man nicht spassen! Drum frage ich jetzt feierlich. O habt ihr euch gern, so recht aus tiefster Seel’ Und werdet ihr, werdet ihr nicht voneinander lassen.MÄDCHEN Habt ihr euch gern, so recht aus tiefster Seel’ Und werdet ihr, werdet ihr nicht voneinander geh’n ?EDWIN Wir haben uns gernSYLVA Aus tiefster Seel’ .BEIDE Wir wollen nicht - werden nicht voneinander lassen!FERI Da ihr es wahr und ehrlich meint, So nehmt euch hin und seid vereint!ALLE O jag’ dem Glück nicht nach auf meilenfernen Wegen! Hold lächelnd, tritt es dir von selber schon entgegen, Im eignen Herzen such’s, nicht in der Welt Getriebe.EDWIN und SYLVA Das Glück wohnt überall, denn überall wohnt Liebe!Kisch reicht die Feder. Edwin, dann Sylva unterschreiben.SYLVA küsst ihre Kolleginnen. Die Kavaliere küssen ihr die Hände Ich kann’s noch immer nicht glauben! Ich halt’s für einen Traum! Ich bin so glücklich!FERI reisst die Türe zum Wintergarten auf Zigeuner her! Vorwärts! Den Hochzeitsmarsch! Den von Mendel und Sohn.Die Zigeuner spielen den Marsch. Mädchen und Kavaliere bilden Spalier. Edwin führt Sylva an der Hand. Feri tanzt den Zigeunern voran Csardas, reisst die anderen mit. Allgemeiner Csardas, immer wirbelnder, toller. Da erscheint Rohnsdorff.ROHNSDORFF Verzeihung, wenn ich störe! Edwin - höchste Zeit - wir müssen fort! Ich hab dein Offizierswort!EDWIN stampft mit dem Fuss auf, kämpft. Jetzt! Gerade jetzt! Nein, nein - ich geh’ nicht!SYLVA legt den Arm um seine Schulter Edwin, du musst! sieht ihm treuherzig in die Augen. Meine erste Bitte! Liebling, geh’!EDWIN sieht sie an, dann zu Rohnsdorff Gut! Ich komme! Sofort!ROHNSDORFF Ich erwarte dich unten! Ab.EDWIN Ich komme sogleich. zu Sylva Du bleibst jetzt hier, mein süsses Lieb, du bleibst, bis ich dich hol’.SYLVA Ich bleibe hier und wart’ auf dich, Ich bleib, bis du mich holst.EDWIN Schatz, - leb wohl! Mädchen gibt es wunderfeine. Doch für mich gibt es nur eine, Dich, mein Liebling, du mein Alles auf der Welt!ALLE Eine nur, die ist die Echte, Eine nur, die ist die Rechte!EDWIN Wie mein Schicksal fällt, Du bleibst mein Alles auf der Welt! Eilt ab.SYLVA Ist’s ein Traum ? Sieht ihm verklärt nach. Man hört das Tuten des Autos.BONI kommt eilig So. Alles ist gepackt. Nur den Schuhknöpfler kann ich nicht unterbringen. Zeigt ihn vor. Mach’ dich auf Strümpfe!SYLVA Boni, du wirst mir böse sein … ich … ich sucht nach Worten.MERÖ Sie bleibt bei uns!BONI Wer bleibt? Was bleibt? Sylva bleibt! Also Fürstin Weylersheim!FERI Als Edwin sein Wajb!BONI perplex Als waswer?FERI auf das Dokument zeigend, das auf dem Tisch liegt Da - lies!BONI beugt sich über den Tisch, liest, ohne das Papier in die Hand zu nehmen, sieht dann im Kreis herum Aber das is doch nicht möglich! Das hat er doch nur gemacht, dass er zeigt, was er durchsetzen kann - dass du bleibst, wann er will …SYLVA packt ihn bei beiden Händen, glücklich Wahr ist es, Boni - wahr ist es!BONI Nein, nein - kann nicht wahr sein!-Er darf sich ja gar nicht verloben!SYLVA erstaunt Er - darf - nicht? Warum darf er nicht?BONI Weil er schon eine andere Braut hat - weil schon Tag von Hochzeit angesetzt ist!SYLVA gesteigert Du lügst!BONI Bin ich dein Frajnd? Also wie kannst so was sagen. Da! Verlobungsanzeige! Gibt ihr die Anzeige). Rohnsdorff hat sie mir gegeben!SYLVA nimmt die Anzeige, liest in grosser Hast, die unwichtigeren Stellen überfliegend, so dass man nur die wichtigeren Worte hört Fürst - Fürstin Lippert Weylersheim - beehren sich. Verlobung ihres Sohnes Edwin - mit Komtesse Anastasia Eggenberg - anzuzeigen. Sie schwankt, lässt das Papier fallen.FERI Sie stützend Sylva! Bestürzt Joj - wann ich gewusst hätt’ … Aber es ist besser so! Nimmt Sylva bei der Hand. Sylva, glaub mir, is besser so! Du passt ja gar nicht zu dieser Familie! Du gehörst zu Kunst! Dir gehört ganze Welt! Dir müssen a11e zu Füssen liegen - nicht e i n e r ! Glättet ihre Wange. Sylva, bist ja gescheites Mädel!SYLVA kommt bei diesen Worten langsam zu sich, gibt sich einen Ruck Hast recht, Boni! Gesang Wir Mädis vom Chantant, Wir nehmen die Liebe nicht zu tragisch! Hast recht Boni! Und dann - hinaus - in die Welt! Applaus hören! Jubel, Entzücken! Olala! ich bin schon so gebaut! Jedes falsche Pathos ist zu vermeiden. Ja, Herr von Kisch, Ja, Herr von Kisch, Ihr Eh’kontrakt war nur ein Wisch! Wirft den Kontrakt vom Tisch auf den Boden. Die Juxhochzeit im Varieté Gibt ein entzückendes Couplet!BONI hat den Ehekontrakt aufgehoben und eingesteckt.CHOR Mach’ dir nichts draus! Nichts dich mehr hält! Fröhlich hinaus! Flott in die WeltSYLVA Dort will ich die kalten Herzen entzünden! Dort will ich jubelnd im Lied verkünden Es lebe die Liebe! Sylva springt aufs Podium Heissa, so verliebt zu sein, Kann’s was Schönres geben? Kaum vermählt und schon allein! Liebe, du sollst leben! Liebe, aller Freuden Preis! usw.alle bis auf Feri ab.FERI allein Was soll ich jetzt anfangen? Ich kann doch nicht schon um 3 Uhr abends nach Haus gehn! Setzt sich, gibt die Füsse auf den gegenüberliegenden Stuhl. Kellner, Wein! Schenk ein! Er liest kopfschüttelnd die Verlobungsanzeige, die er vom Boden aufgehoben Fürst und Fürstin Weylersheim beehren sich die Verlobung ihres Sohnes Edwin mit Komtesse Anastasia Eggenberg anzuzeigen, - Arme Sylva! Wirft das Papier fort, mit anderem Ton Zigeuner! Zum Primas, ihn herbeiwinkend Spiel’ was Feines, aber bitte - piano! Die Mädis vom Chantant usw.Kellner dreht das Licht ab, so dass nur die Notbeleuchtung und die Tischlampen mit den roten Schirmen in den Logen brennen. Primas geigt ihm das Lied “Die Mädis vom Chantant” in die Ohren. Feri summt es vor sich hin. Der Vorhang fällt langsam.Entr’akt Kalman,Emmerich/Die Csárdásfürstin/II
https://w.atwiki.jp/elvis/pages/7743.html
Space Manual Die Gestalten Verlag? Anja Osterwalder? DieGestaltenVerlag? AnjaOsterwalder? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Arts&Photography? ユーズドブック(洋書)-Engineering ユーズドブック(洋書)-Science? Subjects-Arts&Photography-GraphicDesign-Commercial-General? Subjects-Engineering-Industrial,Manufacturing&OperationalSystems-IndustrialDesign? Subjects-Professional&Technical-Engineering-Industrial,Manufacturing&OperationalSystems-IndustrialDesign? Subjects-Science-General Subjects-Science-Technology-General&Reference Subjects-Science-Astronomy-Aeronautics&Astronautics? Ars Electronica 2006 Simplicity, the Art of Complexity (Ars Electronica) Hatje Cantz Pub? Christine Schoepf? Gerfried Stocker? HatjeCantzPub? ChristineSchoepf? GerfriedStocker? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Arts&Photography? ユーズドブック(洋書)-Science? Subjects-Arts&Photography-Art-Museums&Collections-General? Subjects-Arts&Photography-Art-Museums&Collections-Museums-ExhibitionCatalogs-General? Subjects-Arts&Photography-Art-General? Subjects-Nonfiction-ForeignLanguageNonfiction-German? Subjects-Science-Technology-General&Reference Ordnung Eccentricity Die Gestalten Verlag? Thomas Manss? DieGestaltenVerlag? ThomasManss? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Arts&Photography? ユーズドブック(洋書)-Biographies&Memoirs? ユーズドブック(洋書)-Science? Subjects-Arts&Photography-Artists,A-Z-General? Subjects-Arts&Photography-Art-General? Subjects-Arts&Photography-GraphicDesign-Design-General? Subjects-Arts&Photography-GraphicDesign-GraphicArts-General? Subjects-Arts&Photography-Architecture-General? Subjects-Biographies&Memoirs-Arts&Literature-Artists,Architects&Photographers? Subjects-Professional&Technical-Architecture-General? Subjects-Science-Technology-General&Reference Curso de Peluqueria Tomo 2 Paraninfo? R. Auge? Paraninfo? R.Auge? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Science? Substores-UnknownASINs-54? Subjects-Nonfiction-ForeignLanguageNonfiction-Spanish? Subjects-Science-Technology-General&Reference Neue Informations-Und Kommunikationsdienste Deutsch-English/English-Deutsch I B D Ltd? Horst E. Von Renouard? IBDLtd? HorstE.VonRenouard? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Engineering ユーズドブック(洋書)-Reference? ユーズドブック(洋書)-Science? Subjects-Engineering-Telecommunications-General? Subjects-Nonfiction-Education-LanguageInstruction-Instruction-German? Subjects-Professional&Technical-Engineering-Telecommunications-General? Subjects-Reference-ForeignLanguages-Instruction-German? Subjects-Reference-General? Subjects-Science-Technology-General&Reference 3 Deluxe Projects, Interior and Graphic Design Die Gestalten Verlag? Robert Klanten? DieGestaltenVerlag? RobertKlanten? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Arts&Photography? ユーズドブック(洋書)-Home&Garden? ユーズドブック(洋書)-Science? Subjects-Arts&Photography-GraphicDesign-Design-General? Subjects-Arts&Photography-GraphicDesign-GraphicArts-General? Subjects-Home&Garden-InteriorDesign-Decoration&Ornament? Subjects-Home&Garden-InteriorDesign-General? Subjects-Science-Technology-General&Reference Design Noir The Secret Life of Electronic Objects Birkhauser (Architectural)? Anthony Dunne? Birkhauser(Architectural)? AnthonyDunne? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Arts&Photography? ユーズドブック(洋書)-Professional&Technical? ユーズドブック(洋書)-Science? Subjects-Arts&Photography-Art-Instruction&Reference-Calligraphy? Subjects-Arts&Photography-GraphicDesign-Calligraphy? Subjects-Arts&Photography-Architecture-General? Subjects-Professional&Technical-Architecture-General? Subjects-Science-Technology-General&Reference Motores Endotermicos Omega? Dante Giacosa? Omega? DanteGiacosa? ジャンル別? Substores-UnknownASINs-54? Subjects-Nonfiction-ForeignLanguageNonfiction-Spanish? Subjects-Science-Technology-General&Reference Die Arbeitsschule. Texte zur Arbeitsschulbewegung Klinkhardt, Julius? Albert Reble? Klinkhardt,Julius? AlbertReble? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Home&Garden? ユーズドブック(洋書)-Science? Subjects-Home&Garden-Crafts&Hobbies-General? Subjects-Nonfiction-ForeignLanguageNonfiction-German? Subjects-Science-Technology-General&Reference Die Macht des Fortschritts. Plaedoyer fuer Technik und Wissenschaft Wirtschaftsverlag? Wolfgang Buechel? Wirtschaftsverlag? WolfgangBuechel? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Science? Subjects-Nonfiction-ForeignLanguageNonfiction-German? Subjects-Science-Technology-General&Reference Automobility What Moves Us Vitra Design Stiftung? VitraDesignStiftung? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Engineering ユーズドブック(洋書)-Science? Subjects-Engineering-General? Subjects-Nonfiction-Transportation-General? Subjects-Nonfiction-Automotive-General? Subjects-Professional&Technical-Engineering-General Subjects-Science-Technology-General&Reference Circuitos Integrados En Video Paraninfo? Tomas Perales Benito? Paraninfo? TomasPeralesBenito? ジャンル別? Substores-UnknownASINs-54? Subjects-Nonfiction-ForeignLanguageNonfiction-Spanish? Subjects-Science-Technology-General&Reference The Buddha in the Robot Tuttle Pub? Masahiro Mori? TuttlePub? MasahiroMori? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Religion&Spirituality? ユーズドブック(洋書)-Science? Subjects-Nonfiction-Philosophy-Eastern-Buddhism-Buddha? Subjects-Religion&Spirituality-Buddhism-Buddha? Subjects-Religion&Spirituality-General? Subjects-Science-Technology-General&Reference El Proyectista de Estructuras Metalicas Paraninfo? Robert Nonnast? Paraninfo? RobertNonnast? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Science? Substores-UnknownASINs-54? Subjects-Nonfiction-ForeignLanguageNonfiction-Spanish? Subjects-Science-Technology-General&Reference Erfinder in Muenchen. Genies, Querkoepfe, Tueftler Olzog - Aktuell GmbH? Axel Winterstein? Olzog-AktuellGmbH? AxelWinterstein? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Science? Subjects-Nonfiction-ForeignLanguageNonfiction-German? Subjects-Science-Technology-General&Reference Mechanical Illustrations (Bss Illustration Series) Books Nippan? BooksNippan? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Arts&Photography? ユーズドブック(洋書)-Science? Substores-UnknownASINs-53? Subjects-Arts&Photography-Art-Instruction&Reference-Drawing? Subjects-Arts&Photography-Art-Instruction&Reference-General? Subjects-Science-Technology-General&Reference Albanileria - Bricolaje Paraninfo? P. Auguste? Pierre Auguste? Paraninfo? P.Auguste? PierreAuguste? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Science? Substores-UnknownASINs-54? Subjects-Nonfiction-ForeignLanguageNonfiction-Spanish? Subjects-Science-Technology-General&Reference Digital Prepress Book For Macintosh Power User Designers Books Nippan? Diane Burns? BooksNippan? DianeBurns? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Computers&Internet? ユーズドブック(洋書)-Science? Subjects-Computers&Internet-WebDevelopment-HTML,Graphics,&Design-Macintosh? Subjects-Computers&Internet-Hardware-Macs? Subjects-Computers&Internet-Hardware-SystemArchitecture-DigitalDesign? Subjects-Science-Technology-General&Reference Extended Abstracts of International Workshop on Gate Insulator Iwgi 2001 November 1-2, 2001 Tokyo, Japan Business Center for Academic? Japan) International Workshop on Gate Insulator (1st 2001 Tokyo? BusinessCenterforAcademic? Japan)InternationalWorkshoponGateInsulator(1st 2001 Tokyo? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Engineering ユーズドブック(洋書)-Science? Subjects-Engineering-Electrical&Electronics-Electronics-General? Subjects-Engineering-Electrical&Electronics-Electronics-Microelectronics? Subjects-Professional&Technical-Engineering-Electrical&Electronics-Electronics-General? Subjects-Professional&Technical-Engineering-Electrical&Electronics-Electronics-Microelectronics? Subjects-Science-General Subjects-Science-Technology-General&Reference Bricolaje - Fontaneria Paraninfo? P. Auguste? Pierre Auguste? Paraninfo? P.Auguste? PierreAuguste? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Science? Substores-UnknownASINs-54? Subjects-Nonfiction-ForeignLanguageNonfiction-Spanish? Subjects-Science-Technology-General&Reference Research And Technology Buildings A Design Manual (Design Manuals) Birkhauser (Architectural)? Hardo Braun? Dieter Gromling? Helmut Bleher? Hannelore Deubzer? Jurgen Eichler? Oswald W. Grube? Gerhard Hausladen? Birkhauser(Architectural)? HardoBraun? DieterGromling? HelmutBleher? HanneloreDeubzer? JurgenEichler? OswaldW.Grube? GerhardHausladen? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Arts&Photography? ユーズドブック(洋書)-Professional&Technical? Subjects-Arts&Photography-Architecture-BuildingTypes&Styles-General? Subjects-Arts&Photography-Architecture-Drawing&Modelling-General? Subjects-Arts&Photography-Architecture-General? Subjects-Arts&Photography-Architecture-Reference? Subjects-Professional&Technical-Architecture-BuildingTypes&Styles-General? Subjects-Professional&Technical-Architecture-Drawing&Modelling-General? Subjects-Professional&Technical-Architecture-General? Subjects-Professional&Technical-Architecture-Reference? Subjects-Science-Technology-General&Reference Japan Science and Technology Outlook Based on Kagakugijutsu, a White Paper of the Science and Technology Agency Unipub? Unipub? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Business&Investing? ユーズドブック(洋書)-Science? Substores-UnknownASINs-53? Subjects-Business&Investing-Management&Leadership-Production&Operations? Subjects-Professional&Technical-BusinessManagement-Management&Leadership-Production&Operations? Subjects-Science-General Subjects-Science-Technology-General&Reference Bricolage Soldadura Paraninfo? P. Auguste? Pierre Auguste? Paraninfo? P.Auguste? PierreAuguste? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Science? Substores-UnknownASINs-54? Subjects-Nonfiction-ForeignLanguageNonfiction-Spanish? Subjects-Science-Technology-General&Reference Technical Dictionary in 11 Languages Bay Foreign Language Books? I. Hell? BayForeignLanguageBooks? I.Hell? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Reference? ユーズドブック(洋書)-Science? Substores-UnknownASINs-50? Subjects-Nonfiction-Education-Reference-Dictionaries&Thesauri-ForeignLanguage? Subjects-Reference-Dictionaries&Thesauruses-ForeignLanguage? Subjects-Science-Technology-General&Reference Cox-2 Inhibitors (Milestones in Drug Therapy) Birkhauser? M. Pairet? J. Van Ryn? Birkhauser? M.Pairet? J.VanRyn? ジャンル別? ジャンル別-mirror-test-test-subtier-General? ユーズドブック(洋書)-Medicine? ユーズドブック(洋書)-Professional&Technical? ユーズドブック(洋書)-Science? Substores-UnknownASINs-66? Subjects-Medicine-Diseases-General? Subjects-Medicine-Pharmacology-Pharmacy? Subjects-Professional&Technical-Medical-BasicSciences-Biology? Subjects-Professional&Technical-Medical-BasicSciences-Cytology? Subjects-Professional&Technical-Medical-Pharmacology-Pharmacy? Subjects-Science-General Subjects-Science-Technology-General&Reference Subjects-Science-BiologicalSciences-Biology-General? Subjects-Science-BiologicalSciences-Biology-CellBiology? Subjects-Science-Medicine-Diseases-General? Subjects-Science-Medicine-Pharmacology-Pharmacy? Applied Laplace Transforms and z-Transforms for Scientists and Engineers A Computational Approach Using a Mathematica Package Birkhauser? Urs Graf? Birkhauser? UrsGraf? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Computers&Internet? ユーズドブック(洋書)-Professional&Technical? Subjects-Computers&Internet-Software-Business-Mathematica? Subjects-Computers&Internet-General? Subjects-Professional&Technical-ProfessionalScience-Mathematics-MathematicalAnalysis? Subjects-Professional&Technical-ProfessionalScience-Mathematics-PureMathematics-Calculus? Subjects-Science-General Subjects-Science-Mathematics-MathematicalAnalysis? Subjects-Science-Mathematics-PureMathematics-FunctionalAnalysis? Subjects-Science-Mathematics-PureMathematics-Calculus? Subjects-Science-Technology-General&Reference Research and Development in Work and Technology Physica-Verlag GmbH & Co? Hans Pornschlegel? Physica-VerlagGmbH&Co? HansPornschlegel? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Business&Investing? ユーズドブック(洋書)-Science? Subjects-Business&Investing-Biographies&Primers-PopularEconomics? Subjects-Business&Investing-BusinessLife-Workplace? Subjects-Nonfiction-SocialSciences-Anthropology? Subjects-Nonfiction-Economics-General? Subjects-Professional&Technical-Accounting&Finance-Economics-General? Subjects-Science-Technology-General&Reference Basic Classes of Linear Operators Birkhauser? Israel Gohberg? Seymour Goldberg? M. A. Kaashoek? Birkhauser? IsraelGohberg? SeymourGoldberg? M.A.Kaashoek? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Professional&Technical? ユーズドブック(洋書)-Science? Substores-UnknownASINs-66? Subjects-Professional&Technical-ProfessionalScience-Mathematics-Applied-LinearProgramming? Subjects-Professional&Technical-ProfessionalScience-Mathematics-MathematicalAnalysis? Subjects-Professional&Technical-ProfessionalScience-Mathematics-PureMathematics-Calculus? Subjects-Science-General Subjects-Science-Mathematics-General? Subjects-Science-Mathematics-MathematicalAnalysis? Subjects-Science-Mathematics-PureMathematics-FunctionalAnalysis? Subjects-Science-Mathematics-PureMathematics-Calculus? Subjects-Science-Mathematics-Applied-LinearProgramming? Subjects-Science-Technology-General&Reference Day of Diffraction Proceedings IEEE Standards Office? IEEEStandardsOffice? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Science? Subjects-Professional&Technical-ProfessionalScience-Physics-Light? Subjects-Science-Physics-General? Subjects-Science-Physics-Light-General? Subjects-Science-Physics-Mechanics? Subjects-Science-Technology-General&Reference English-Russian Dictionary of Aerospace, Medicine, Psychology and Ergonomics Russo,Russia? A.A. Gurjian? Russo,Russia? A.A.Gurjian? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Engineering ユーズドブック(洋書)-Health,Mind&Body? ユーズドブック(洋書)-Reference? ユーズドブック(洋書)-Science? Subjects-Engineering-Industrial,Manufacturing&OperationalSystems-Ergonomics? Subjects-Health,Mind&Body-Psychology&Counseling? Subjects-Nonfiction-Education-Reference-Dictionaries&Thesauri-English(All)? Subjects-Nonfiction-Education-Reference-Dictionaries&Thesauri-ForeignLanguage-Russian? Subjects-Professional&Technical-Engineering-Industrial,Manufacturing&OperationalSystems-Ergonomics? Subjects-Reference-Dictionaries&Thesauruses-English(All)? Subjects-Reference-Dictionaries&Thesauruses-ForeignLanguage-Russian? Subjects-Science-Technology-General&Reference Russian-English Polytechnic Dictionary Russo? B. V. Kuznetsov? Russo? B.V.Kuznetsov? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Reference? ユーズドブック(洋書)-Science? Subjects-Nonfiction-Education-Reference-Dictionaries&Thesauri-English(All)? Subjects-Nonfiction-Education-Reference-Dictionaries&Thesauri-ForeignLanguage-Russian? Subjects-Nonfiction-Education-Reference-Dictionaries&Thesauri-General? Subjects-Nonfiction-Education-Reference-Dictionaries&Thesauri-Science? Subjects-Reference-Dictionaries&Thesauruses-English(All)? Subjects-Reference-Dictionaries&Thesauruses-ForeignLanguage-Russian? Subjects-Reference-Dictionaries&Thesauruses-General? Subjects-Reference-Dictionaries&Thesauruses-Science? Subjects-Science-General Subjects-Science-Reference-General? Subjects-Science-Technology-General&Reference Comprehensive English-russian Scientific Technical Dictionary Russo? S. M. Barinov? Russo? S.M.Barinov? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Reference? ユーズドブック(洋書)-Science? Subjects-Nonfiction-Philosophy-Science? Subjects-Nonfiction-Education-Reference-Dictionaries&Thesauri-English(All)? Subjects-Nonfiction-Education-Reference-Dictionaries&Thesauri-English(British)? Subjects-Nonfiction-Education-Reference-Dictionaries&Thesauri-ForeignLanguage-Russian? Subjects-Nonfiction-Education-Reference-Dictionaries&Thesauri-General? Subjects-Nonfiction-Education-Reference-Dictionaries&Thesauri-Science? Subjects-Reference-Dictionaries&Thesauruses-English(All)? Subjects-Reference-Dictionaries&Thesauruses-English(British)? Subjects-Reference-Dictionaries&Thesauruses-ForeignLanguage-Russian? Subjects-Reference-Dictionaries&Thesauruses-General? Subjects-Reference-Dictionaries&Thesauruses-Science? Subjects-Reference-General? Subjects-Science-History&Philosophy-General? Subjects-Science-Technology-General&Reference Supplement to Theoretical Method of Ligand Field Theory the V-Coupling Coefficients from So(3)to the Points Group Science Pr? Sunchia-Chung? Li Xue Kui? Zhao Jing Yu? SciencePr? Sunchia-Chung? LiXueKui? ZhaoJingYu? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Science? Substores-UnknownASINs-53? Subjects-Science-General Subjects-Science-Technology-General&Reference Selected Papers of Engineering Chemistry and Metallurgy (China)1989 Science Pr? SciencePr? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Science? Substores-UnknownASINs-53? Subjects-Science-General Subjects-Science-Technology-General&Reference Selected Papers of Engineering Chemistry and Metallurgy (China)1990 Science Pr? SciencePr? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Science? Substores-UnknownASINs-53? Subjects-Science-General Subjects-Science-Technology-General&Reference Dictionary of Science and Technology Oscar Brandstetter Verlag GmbH & Co KG? Antonin Kucera? OscarBrandstetterVerlagGmbH&CoKG? AntoninKucera? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Reference? Substores-UnknownASINs-51? Subjects-Nonfiction-Philosophy-Science? Subjects-Reference? Subjects-Science-History&Philosophy-General? Subjects-Science-Technology-General&Reference Proteccion y Reparacion de Estructuras de Hormigon Omega? Manual Carbonell de Masy? Omega? ManualCarbonelldeMasy? ジャンル別? Substores-UnknownASINs-54? Subjects-Nonfiction-ForeignLanguageNonfiction-Spanish? Subjects-Science-Technology-General&Reference Bruecke, Muehle und Fabrik. Technische Kulturdenkmale in Baden- Wuerttemberg Theiss Vlg., Stgt.? Hubert Krins? Michael Goer? Leo Schmidt? TheissVlg.,Stgt.? HubertKrins? MichaelGoer? LeoSchmidt? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Science? Subjects-Nonfiction-ForeignLanguageNonfiction-German? Subjects-Science-Technology-General&Reference Tecnicas Avanzadas de Revelado y Positivado Omega? Adrian Ensor? Omega? AdrianEnsor? ジャンル別? Substores-UnknownASINs-54? Subjects-Nonfiction-ForeignLanguageNonfiction-Spanish? Subjects-Science-Technology-General&Reference Selected Papers of Computers and Applied Chemistry (1991 (Computers Chemistry Monograph, 1) Science Pr? Chinese Academy of Sciences Editorial Board? SciencePr? ChineseAcademyofSciencesEditorialBoard? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Computers&Internet? ユーズドブック(洋書)-Science? Substores-UnknownASINs-53? Subjects-Computers&Internet-ComputerScience? Subjects-Science-Chemistry? Subjects-Science-General Subjects-Science-Technology-General&Reference Japan--culture Of Wood Buildings, Objects, Techniques Birkhauser (Architectural)? Christoph Henrichsen? Birkhauser(Architectural)? ChristophHenrichsen? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Arts&Photography? ユーズドブック(洋書)-Professional&Technical? ユーズドブック(洋書)-Science? Subjects-Arts&Photography-Art-ArtHistory-Regional-Asian? Subjects-Arts&Photography-Architecture-General? Subjects-Arts&Photography-Architecture-International-Asian? Subjects-Arts&Photography-Architecture-Materials? Subjects-Nonfiction-ForeignLanguageNonfiction-German? Subjects-Professional&Technical-Architecture-General? Subjects-Professional&Technical-Architecture-International-Asian? Subjects-Professional&Technical-Architecture-Materials? Subjects-Science-General Subjects-Science-Technology-General&Reference Selected Papers of Y.K. Cheung Science Pr? Fu Zizhi? SciencePr? FuZizhi? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Science? Substores-UnknownASINs-53? Subjects-Science-General Subjects-Science-Technology-General&Reference Essays on Control (Progress in Systems Control Theory) Birkhauser Verlag AG? H.L. Trentelman? Jan C. Willems? BirkhauserVerlagAG? H.L.Trentelman? JanC.Willems? ジャンル別? Subjects-Science-Mathematics-PureMathematics-Calculus? Subjects-Science-Mathematics-Applied-General? Subjects-Science-Technology-General&Reference International Symposium on Nonlinear Problems in Engineering and Science Numerical and Analytical Approach October 16ã20, 1991 Beijing, China Science Pr? Shutie Xiao? Xian Chenghu? SciencePr? ShutieXiao? XianChenghu? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Science? Substores-UnknownASINs-53? Subjects-Science-General Subjects-Science-Technology-General&Reference Cacas The Encyclopedia of Poo (Evergreen Series) Taschen America Llc? Colors Staff? TaschenAmericaLlc? ColorsStaff? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Arts&Photography? ユーズドブック(洋書)-Outdoors&Nature ユーズドブック(洋書)-Reference? ユーズドブック(洋書)-Science? Subjects-Arts&Photography-Photography-Collections,Catalogues&Exhibitions? Subjects-Arts&Photography-Photography-PhotoEssays? Subjects-Nonfiction-SocialSciences-Anthropology-Cultural? Subjects-Nonfiction-Education-Reference-Encyclopedias-Antiques&Collectibles? Subjects-Outdoors&Nature-Ecology-General? Subjects-Reference-Encyclopedias-Antiques&Collectibles? Subjects-Science-General Subjects-Science-History&Philosophy-HistoryofTechnology? Subjects-Science-Nature&Ecology-General? Subjects-Science-Technology-General&Reference The Social Negotiations of Technologies for Development Lit Verlag? Geert Diemer? LitVerlag? GeertDiemer? ジャンル別? Subjects-Nonfiction-SocialSciences-Sociology-General? Subjects-Science-Technology-General&Reference Soft Computing Techniques in Knowledge-Based Intelligent Engineering Systems Approaches and Applications (Studies in Fuzziness and Soft Computing, Vol. 10) Springer-Verlag? L. C. Jain? Springer-Verlag? L.C.Jain? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Business&Investing? ユーズドブック(洋書)-Computers&Internet? ユーズドブック(洋書)-Engineering ユーズドブック(洋書)-Science? Subjects-Business&Investing-Management&Leadership-ManagementScience? Subjects-Computers&Internet-Networking-DataintheEnterprise-ExpertSystems? Subjects-Computers&Internet-Software-Design&Development-SoftwareDesign? Subjects-Computers&Internet-Software-Design&Development-SoftwareDevelopment? Subjects-Computers&Internet-General? Subjects-Engineering-General? Subjects-Professional&Technical-Engineering-General Subjects-Professional&Technical-BusinessManagement-Management&Leadership-ManagementScience? Subjects-Science-General Subjects-Science-Technology-General&Reference Introduccion a LA Soldadura Electrica Lectorum Pubns Inc (J)? Jose Marivas Arias? LectorumPubnsInc(J)? JoseMarivasArias? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Science? Substores-UnknownASINs-54? Subjects-Nonfiction-ForeignLanguageNonfiction-Spanish? Subjects-Science-Technology-General&Reference Rock Mechanics in China Application of Computer Methods in Rock Mechanics Science Pr? Zhou Weiyuan? Yang Ruoqiong? Weiyuan Zhou? Ruoqiong Yang? SciencePr? ZhouWeiyuan? YangRuoqiong? WeiyuanZhou? RuoqiongYang? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Computers&Internet? ユーズドブック(洋書)-Science? Substores-UnknownASINs-53? Subjects-Computers&Internet-Networking-Networks,Protocols&APIs-Networks? Subjects-Science-General Subjects-Science-Technology-General&Reference Globalisation of R d and Technology Markets Consequences for National Innovation Policies Proceedings of the International Conference on 1 and 2 December 1997 in Bonn, Petersberg, Germany (Technology, Innovation and Policy, V. 9) Physica Verlag? Frieder Meyer-Krahmer? PhysicaVerlag? FriederMeyer-Krahmer? ジャンル別? ユーズドブック(洋書)-Business&Investing? ユーズドブック(洋書)-Computers&Internet? ユーズドブック(洋書)-Science? Subjects-Business&Investing-Biographies&Primers-PopularEconomics? Subjects-Business&Investing-Economics-EconomicPolicy&Development? Subjects-Business&Investing-General? Subjects-Business&Investing-Industries&Professions-High-Tech? Subjects-Business&Investing-International-General? Subjects-Computers&Internet-Business&Culture-ComputerIndustry? Subjects-Nonfiction-Economics-General? Subjects-Nonfiction-Economics-EconomicPolicy&Development? Subjects-Professional&Technical-Accounting&Finance-Economics-General? Subjects-Professional&Technical-Accounting&Finance-Economics-EconomicPolicy&Development? Subjects-Science-Technology-General&Reference Subjects-Science-Technology-Technology&PublicPolicy? Subjects-Science-Technology-General&Reference 洋書
https://w.atwiki.jp/oper/pages/1429.html
第3場 エルザ (振り返りざまローエングリンの姿を見て、大きな叫び声をあげる) ああ! 全ての男女 ようこそ参られました!神に遣わされし人!・・・etc (白鳥に曳かれた小舟は、舞台後方中央の岸辺に到着する。ローエングリンは銀色に輝く鎧に身を包み、兜をかぶり、背中に盾を背負い、金色の小さな角笛を腰にさげ、剣にもたれかかって小舟の中にたたずむ。 フリードリヒは驚きのあまり声もなくローエングリンを見つめている。オルトルートは、先ほどの裁判の場では冷淡で傲慢な態度を崩さなかったが、白鳥を見た途端、死ぬほど恐怖に襲われたような気配である。ローエングリンが小舟から離れる動きを見せると、辺りは一面、息をつめたような沈黙に満たされる) ローエングリン (白鳥のほうに体をかがめる) ありがとう!かわいい白鳥よ! 私を舟に乗せてくれた場所へと、 はるかな流れをさかのぼってください! ここで再会できることを楽しみにしていますよ! ですから、誠実にあなたの務めを果たしてください! さらば!さらば!かわいい白鳥よ! (白鳥はゆっくりと舟の向きを変え、もと来た方向へと川の上を去っていく) 男女 何と甘いおののきが我らをとらえることか! 何とたおやかな力で我らを魅惑することか! 何という美しくも気高い方だ! 奇跡がこの国に連れてきてくれた人は! (ローエングリンは岸辺を離れ、厳かな様子で、ゆっくりと舞台前方に進む) ローエングリン (王に向かって頭を下げる) ハインリヒ王よ!あなたの剣に 神のご加護がありますように! あなたの名が栄光と名誉に包まれて、 この地上に永遠に残りますように! ハインリヒ王 ご挨拶に感謝します!あなたをこの国に 連れて来た力を私は尋ねてもよいだろうか? 神から遣わされた方のようにお見受けするが? ローエングリン 重き罪に訴えられた少女の味方として 戦うために、ここに遣わされたのです。 ですから今は、 その人に会わせていただけますか? (彼はエルザのほうに近づいて行く) さあ、おっしゃって下さい。ブラバントのエルザよ・・・ 私があなたの戦士となるならば、 あなたは何一つ恐れることなく 私の守護に身を委ねるおつもりですか? エルザ (ローエングリンを一目見てからというもの魔法にかけられたように身じろぎ一つせずにいたが、初めての呼び掛けに目を覚ましたかのように、この上ない歓喜にあふれて彼の足もとに身を投げる) 私の勇士!私の騎士!私を受け入れて! 私の全てをあなたに捧げます! ローエングリン あなたのための戦いに勝利した日には、 私を夫とすることを望まれるのですね? エルザ あなたの足もとに身を投げます。 心も体も捧げます。 ローエングリン エルザ・・・私があなたの夫となり、 あなたの国と民を守ることになったなら、 なにものもあなたと私を引き離すことはできません。 ですが、一つだけ私に誓ってください・・・ 「あなたは私に聞いてはいけない。 知りたいと思ってもいけません! 私がどこから来て、 どんな名前と素姓であるかを!」 エルザ (ほとんど上の空で) そんなことを聞くはずがありましょうか! ローエングリン エルザ!確かに聴いたのですか? 「あなたは私に聞いてはいけない。 知りたいと思ってもいけません! 私がどこから来て、 どんな名前と素姓であるかを!」 エルザ (真心をあふれさせて、彼を見上げながら) 私の盾!天の御使い!救世主! 私の無実を固く信じている人! あなたを信じられなくなることほど 重い罪がこの世にありましょうか? 私を窮地から救ってくださるのですから、 私はあなたのお言い付けを固く守ります! ローエングリン (感極まってエルザを胸に抱きよせながら) エルザ!愛しています! (二人はしばらくそのまま抱き合っている) 男女 何とやさしい奇跡だろう。 私を包むのは魔法だろうか? こんなにも気高いお方を前にして、 我が心は溶け行かんばかりだ! ローエングリン (エルザを王のもとに導き、彼の手に彼女を委ねると、厳かな様子で丸い決闘場の中央に進み出る) お聞きください!民衆よ、貴族たちよ。 ブラバントのエルザは無実です! テルラムント伯の訴えが事実無根であることは 神意により明らかになるはずです! ブラバントの貴族達 (初めは何人か、続いて大勢のブラバントの貴族達がフリードリヒを気遣って) 戦うのはよせ! お前には決して勝ち目はないぞ! 至高の力に守られている男が相手では、 お前の剣など何の役に立つというのだ? よすのだ!お前を思うがゆえの忠告だぞ! 無残な敗北を喫すれば、激しく悔いが残るだけだぞ! フリードリヒ (ずっとまじろぎもせず、探るような視線をローエングリンに向けていたフリードリヒは、内心激しく動揺しつつも、ついに心の中の戦いに打ち勝って) 臆病者と呼ばれるぐらいなら死んだ方がましだ! 厚かましくも私の前に現れたよそ者よ! いかなる魔術がお前を連れてきたにせよ、 生意気な脅し言葉など、いささかも気にならぬわ。 私は嘘をついてなどいないのだから。 私はお前との戦いに臨み、 正義の裁きにより勝利を収めるつもりだ! ローエングリン では王よ!決闘の手はずを! (全員、最初の裁判の位置につく) ハインリヒ王 されば、それぞれの戦士に三人ずつ進み出よ! 決闘場の円を確定するがよい! (3人のザクセンの貴族たちがローエングリンに、3人のブラバントの貴族たちがフリードリヒへと進み出る。彼らは厳かな足取りで決闘場の範囲を定め、真円を形作るその周囲に自らの槍を突き刺して境界を確定する) 軍令使 (決闘場の中央で) 我が命ずることを良く聞くのだ。 「何者も戦いを妨げてはならぬ! 垣根の中に入ってはならぬ。 平時の法を守らぬ者は、 自由民なら手を切られ、 従僕ならば首を切られるぞ!」 全ての男達 自由民なら手を切られ、 従僕ならば首を切られるぞ! 軍令使 (ローエングリンとフリードリヒに向かって) 聴くがよい!裁きに臨む戦士達よ! 決闘の定めを守るのだ! 悪しき魔力の姦計で 神意を損なってはならぬ! 神は公明正大にそなた達を裁いて下される! 自らの力を恃むことなく、神を信ずるのだ! ローエングリンとフリードリヒ (決闘場の外の両端に立ちながら) 神よ!公明正大なるお裁きのほどを! 自らの力を恃むことなく、神を信じよう! ハインリヒ王 (きわめて厳粛な様子で中央に進み出る) 主なる神に願い奉ります。 (全員、頭にかぶったものを取り、きわめて敬虔な祈りを捧げる) あなた様がこの場に来臨されますように! 剣の勝利をもって、真偽を明らかにする 審判を下されよ! 汚れなき者の手に力を与え、 嘘をつく者の力を挫いてください! ああ、神よ、しばし力を貸したまえ。 我らの浅い知恵を超える力を! エルザとローエングリン 主なる神よ!今こそあなたの裁きをお示しください。 どうして恐れたりしましょうか! オルトルート 常に戦いに勝利を収めるフリードリヒの力を 私は固く信じている!・・・etc フリードリヒ 私は誠実に裁きに臨もう! 神よ!私の栄光を見捨てたもうな! ハインリヒ王 主なる神よ。お願い致します!・・・etc 真実の裁きを下されよ! 主なる神よ!ためらってはなりませぬ! 全ての男達 汚れなき者の手に力を与えよ・・・etc 真実の裁きを下されよ! 主なる神よ!ためらってはなりませぬ! 女達 主なる神よ!あのお方を守られよ! (全員はきわめて神妙に、元の場所に戻る。6人の介添人は、先ほど決闘場を取り囲んで突き刺した槍の傍らにとどまり、それ以外の男達はそこから遠からぬ場所に輪を作る。エルザと女性達は、舞台前方にある王の「裁きの樫」の木陰にたたずむ。軍令使の合図を受け、ラッパ奏者達は「決闘の合図」を吹き鳴らす。ローエングリンとフリードリヒは準備を整える) (王は剣を抜き、樫の木に吊り下げた盾を3度叩く) (一打目でローエングリンとフリードリヒは決闘の位置につき、二打目で剣を抜いて刃を差し伸ばす。三打目に決闘を始める) (まずローエングリンが攻撃する。何度も激しいやり取りが続いた後、ローエングリンは、十分な弾みをつけた一打ちで、敵を地面に押し倒す。フリードリヒはもう一度起き上がろうとするが、二三歩よろめいたかと思うと、また前のめりになって突っ伏してしまう。フリードリヒの敗北を見て、ザクセンとチューリンゲンの男達は剣を地面から抜き、ブラバントの男達は置いてあった剣を拾い上げる) ローエングリン (フリードリヒの首に刃をかけ) 神意により、お前の命は私のものだ・・・ (もはや彼を相手にせずに) だが命は赦そう!十分に悔い改めるがいい! (王は盾を樫の木から降ろす。男達は全員、剣を鞘に収める。介添人たちは槍を地面から引き抜く。すると貴族も戦士も問わず、皆が喜び勇んで決闘場に押し寄せて来るので、そこは足の踏み場も無いほどごった返す) 全ての男女 勝ったぞ!勝ったぞ!勝った! 万歳!万歳!万歳! ハインリヒ王 (他の男達と同様に、剣を鞘に収める) 勝利だ!勝利だ! エルザ ああ!あなたの勲(いさおし)に釣り合うほどの 歓喜の歌があるでしょうか! 限りない歓呼に包まれる あなたを讃えるほどの! 私はあなたへと溶けて行き、 あなたの前に消え入りそうです。 私が幸せを手に入れられるように、 私の全てを受け取ってください! (王はエルザをローエングリンのほうに導き、エルザは彼の胸に飛び込む) ハインリヒ王と男達 響け!勝利の歌よ! あの勇士を讃えて、声高らかに! あなたの来訪を称えよう! お出でになったことを称えよう! 信仰深き者を守る あなたの一族に幸あれ! 信仰深き者の正義が守られたのは、 あなたのおかげです! お出でになったことを称えます! あなたの一族に幸あれ! 我らはもはや歌いませぬ・・・ あなたの他の人の賛歌は! この地には、あなたほどの勇者は もう二度と現れないでしょう! オルトルート (フリードリヒの敗北を憤怒の形相で見守った後、ローエングリンをまじまじと見つめる) この男はいったい何者なの? フリードリヒを倒し、私の魔力も効かないとは? ハインリヒ王 あなたの来訪を称えよう! あなたの一族に幸あれ! ローエングリン (胸の中にあるエルザを抱き起しながら) 私が勝利を手にしたのは、 あなたの清らかさのおかげです。 今や、あなたの苦しみは、 十分に報われたのです!・・・etc 女達 あなたの勲(いさおし)に釣り合うほどの 歓喜の歌がどこにあるでしょうか! 限りない歓呼に包まれる あなたを讃えるほどの! 正義が守られたのはあなたのおかげ・・・etc 全ての男達 正義が守られたのはあなたのおかげ・・・etc エルザ ああ!歓喜の歌が・・・etc ハインリヒ王 あなたの来訪に幸あれ・・・etc オルトルート この男は何者なの?フリードリヒを倒し・・・etc この男に屈服せざるを得ないのなら、 私には、もう希望はないの? フリードリヒ (苦悶のあまり地面をのたうち回りながら) ああ!神に倒されるとは! 神の裁きに敗北するとは! 神がお味方して下さらなければ、 もはや私の栄光も名声も終わりだ!・・・etc (フリードリヒは気絶するかのようにオルトルートの足もとに崩れ落ちる。ザクセンの若者達はローエングリンの盾の上に彼を乗せ、ブラバントの若者達は、先ほど彼らのマントを敷きつめておいたハインリヒ王の盾の上にエルザを乗せる。皆の歓声を受けながら、二人は担がれて退場する) DRITTE SZENE ELSA hat sich umgewandt und schreit bei Lohengrins Anblick laut auf Ha! ALLE MÄNNER UND FRAUEN Sei gegrüsst, du gottgesandter Mann! usw. Der Nachen, vom Schwan gezogen, erreicht in der Mitte des Hintergrundes das Ufer; Lohengrin, in glänzender Silberrüstung, den Helm auf dem Haupte, den Schild im Rücken, ein kleines goldenes Horn zur Seite, steht, auf sein Schwert gelehnt, darin. Friedrich blickt in sprachlosem Entsetzen auf Lohengrin hin. Ortrud, die während des Gerichtes in kalter, stolzer Haltung verblieben, gerät beim Anblick des Schwans in tödlichen Schrecken. Sowie Lohengrin die erste Bewegung macht, den Kahn zu verlassen, tritt bei allen sogleich das gespannteste Stillschweigen ein. LOHENGRIN neigt sich zum Schwan Nun sei bedankt, mein lieber Schwan! Zieh durch die weite Flut zurück, dahin, woher mich trug dein Kahn, kehr wieder nur zu unsrem Glück! Drum sei getreu dein Dienst getan! Leb wohl, leb wohl, mein lieber Schwan! Der Schwan wendet langsam den Nachen und schwimmt den Fluss zurück. Lohengrin sieht ihm eine Weile wehmütig nach. DIE MÄNNER und FRAUEN Wie fasst uns selig süsses Grauen! Welch holde Macht hält uns gebannt! Wie ist er schön und hehr zu schauen, den solch ein Wunder trug ans Land! Lohengrin verlässt das Ufer und schreitet langsam und feierlich nach dem Vordergrund. LOHENGRIN verneigt sich vor dem König Heil, König Heinrich! Segenvoll mög Gott bei deinem Schwerte stehn! Ruhmreich und gross dein Name soll von dieser Erde nie vergehn! KÖNIG HEINRICH Hab Dank! Erkenn ich recht die Macht, die dich in dieses Land gebracht, so nahst du uns von Gott gesandt? LOHENGRIN Zum Kampf für eine Magd zu stehn, der schwere Klage angetan, bin ich gesandt. Nun lasst mich sehn, ob ich zu Recht sie treffe an. Er wendet sich etwas näher zu Elsa So sprich denn, Elsa von Brabant Wenn ich zum Streiter dir ernannt, willst du wohl ohne Bang und Graun dich meinem Schutze anvertraun? ELSA die, seitdem sie Lohengrin erblickte, wie in Zauber regungslos festgebannt war, sinkt, wie durch seine Ansprache erweckt, in überwältigend wonnigem Gefühle zu seinen Füssen Mein Held, mein Retter! Nimm mich hin; dir geb ich alles, was ich bin! LOHENGRIN Wenn ich im Kampfe für dich siege, willst du, dass ich dein Gatte sei? ELSA Wie ich zu deinen Füssen liege, geb ich dir Leib und Seele frei. LOHENGRIN Elsa, soll ich dein Gatte heissen, soll Land und Leut ich schirmen dir, soll nichts mich wieder von dir reissen, musst eines du geloben mir Nie sollst du mich befragen, noch Wissens Sorge tragen, woher ich kam der Fahrt, noch wie mein Nam und Art! ELSA fast bewusstlos Nie, Herr, soll mir die Frage kommen! LOHENGRIN Elsa! Hast du mich wohl vernommen? Nie sollst du mich befragen, noch Wissens Sorge tragen, woher ich kam der Fahrt, noch wie mein Nam und Art! ELSA mit grosser Innigkeit zu ihm aufblickend Mein Schirm! Mein Engel! Mein Erlöser, der fest an meine Unschuld glaubt! Wie gäb es Zweifels Schuld, die grösser, als die an dich den Glauben raubt? Wie du mich schirmst in meiner Not, so halt in Treu ich dein Gebot! LOHENGRIN ergriffen und entzückt sie an seine Brust erhebend Elsa! Ich liebe dich! Beide verweilen eine Zeitlang in der angenommenen Stellung Die MÄNNER und FRAUEN Welch holde Wunder muss ich sehen? Ist s Zauber, der mir angetan? Ich fühl das Herze mir vergehen, schau ich den hehren, wonnevollen Mann! LOHENGRIN geleitet Elsa zum König und übergibt sie dessen Hut, dann schreitet er feierlich in die Mitte des Kreises Nun hört! Euch, Volk und Edlen, mach ich kund Frei aller Schuld ist Elsa von Brabant! Dass falsch dein Klagen, Graf von Telramund, durch Gottes Urteil werd es dir bekannt! BRABANTISCHE EDLE erst einige, dann immer mehrere, heimlich zu Friedrich Steh ab vom Kampf! Wenn du ihn wagst, zu siegen nimmer du vermagst! Ist er von höchster Macht geschützt, sag, was dein tapfres Schwert dir nützt? Steh ab! Wir mahnen dich in Treu ! Dein harter Unsieg, bittre Reu ! FRIEDRICH der bisher unverwandt und forschend sein Auge auf Lohengrin geheftet, mit leidenschaftlich schwankendem und endlich sich entscheidendem inneren Kampfe Viel lieber tot als feig! Welch Zaubern dich auch hergeführt, Fremdling, der mir so kühn erscheint, dein stolzes Drohn mich nimmer rührt, da ich zu lügen nie vermeint. Den Kampf mit dir drum nehm ich auf und hoffe Sieg nach Rechtes Lauf! LOHENGRIN Nun, König, ordne unsern Kampf! Alles begibt sich in die erste Gerichtsstellung KÖNIG HEINRICH So tretet vor, zu drei für jeden Kämpfer, und messet wohl den Ring zum Streite ab! Drei sächsische Edle treten für Lohengrin, drei brabantische für Friedrich vor, sie messen mit feierlichen Schritten den Kampfplatz aus und stecken ihn, einen vollständigen Ring bildend, durch ihre Speere ab. DER HEERRUFER in der Mitte des Kampfringes Nun höret mich und achtet wohl Den Kampf hier keiner stören soll! Dem Hage bleibet abgewandt, denn wer nicht wahrt des Friedens Recht, der Freie büss es mit der Hand, mit seinem Haupte büss es der Knecht! ALLE MÄNNER Der Freie büss es mit der Hand, mit seinem Haupte büss es der Knecht! DER HEERRUFER zu Lohengrin und Friedrich Hört auch, ihr Streiter vor Gericht! Gewahrt in Treue Kampfes Pflicht! Durch bösen Zaubers List und Trug stört nicht des Urteils Eigenschaft! Gott richtet euch nach Recht und Fug, so trauet ihm, nicht eurer Kraft! LOHENGRIN und FRIEDRICH zu beiden Seiten ausserhalb des Kampfkreises stehend Gott richte mich nach Recht und Fug, so trau ich ihm, nicht meiner Kraft! KÖNIG HEINRICH mit grosser Feierlichkeit in die Mitte vorschreitend Mein Herr und Gott, nun ruf ich dich, Alle entblössen das Haupt und lassen sich zur feierlichsten Andacht an dass du dem Kampf zugegen seist! Durch Schwertes Sieg ein Urteil sprich, das Trug und Wahrheit klar erweist! Des Reinen Arm gib Heldenkraft, des Falschen Stärke sei erschlafft! So hilf uns, Gott, zu dieser Frist, weil unsre Weisheit Einfalt ist! ELSA und LOHENGRIN Du kündest nun dein wahr Gericht, mein Gott und Herr, drum zag ich nicht! usw. ORTRUD Ich baue fest auf seine Kraft, die, wo er kämpft, ihm Sieg verschafft! usw. FRIEDRICH Ich geh in Treu vor dein Gericht! Herr Gott, nun verlass mein Ehre nicht! KÖNIG HEINRICH Mein Herr und Gott, dich rufe ich! usw. So künde nun dein wahr Gericht! Mein Herr und Gott, nun zögre nicht! DER HEERRUFER und ALLE MÄNNER Des Reinen Arm gib Heldenkraft usw. So künde nun dein wahr Gericht, du Herr und Gott, nun zögre nicht! Die FRAUEN Segne ihn! Herr, mein Gott! Segne ihn! Alle treten unter grosser feierlicher Aufmerksamkeit an ihre Plätze zurück. Die sechs Kampfzeugen bleiben bei ihren Speeren dem Ringe zunächst, die übrigen Männer stellen sich in geringerer Weite um ihn her. Elsa und die Frauen im Vordergrund unter der Eiche beim König. Auf des Heerrufers Zeichen blasen die Heerhornbläser den Kampfruf. Lohengrin und Friedrich vollenden ihre Waffenrüstung. Der König zieht sein Schwert und schlägt damit dreimal an den an der Eiche aufgehängten Schild. Beim ersten Schlage nehmen Lohengrin und Friedrich die Kampfstellung ein; beim zweiten ziehen sie die Schwerter und legen sich aus; beim dritten Schlage beginnen sie den Kampf. Lohengrin greift zuerst an. Nach mehreren ungestümen Gängen streckt er mit einem weitausgeholten Streiche seinen Gegner zu Boden. Friedrich versucht sich wieder zu erheben, taumelt einige Schritte zurück und stürzt zu Boden. Mit Friedrichs Fall ziehen die Sachsen und Thüringer ihre Schwerter aus der Erde, die Brabanter nehmen die ihrigen auf. LOHENGRIN das Schwert auf Friedrichs Hals setzend Durch Gottes Sieg ist jetzt dein Leben mein von ihm ablassend Ich schenk es dir, mögst du der Reu es weihn! Der König nimmt seinen Schild von der Eiche. Alle Männer stossen ihre Schwerter in die Scheiden. Die Kampfzeugen ziehen die Speere aus der Erde. Jubelnd brechen alle Edlen und Männer in den vorherigen Kampfkreis, so dass dieser von der Masse dicht erfüllt wird. ALLE MÄNNER und FRAUEN Sieg! Sieg! Sieg! Heil! Heil dir, Heil! KÖNIG HEINRICH sein Schwert ebenfalls in die Scheide stossend Sieg! Sieg! ELSA O fänd ich Jubelweisen, deinem Ruhme gleich, dich würdig zu preisen, an höchstem Lobe reich! In dir muss ich vergehen, vor dir schwind ich dahin, soll ich mich selig sehen, nimm alles, was ich bin! Der König führt Elsa Lohengrin zu, sie sinkt an Lohengrins Brust. KÖNIG HEINRICH und die MÄNNER Ertöne, Siegesweise, dem Helden laut zum höchsten Preise! Ruhm deiner Fahrt! Preis deinem Kommen! Heil deiner Art, Schützer der Frommen! Du hast gewahrt das Recht der Frommen, Preis deinem Kommen, Heil deiner Art! Dich nur besingen wir, dir schallen unsre Lieder! Nie kehrt ein Held gleich dir zu diesen Landen wieder! ORTRUD die Friedrichs Fall mit Wut gesehen, den finsteren Blick unverwandt auf Lohengrin geheftet Wer ist s, der ihn geschlagen, durch den ich machtlos bin? KÖNIG HEINRICH Preis deiner Fahrt! Heil deiner Art! LOHENGRIN Elsa von seiner Brust erhebend Den Sieg hab ich erstritten durch deine Rein allein; nun soll, was du gelitten, dir reich vergolten sein! usw. DIE FRAUEN Wo fänd ich Jubelweisen, seinem Ruhme gleich, ihn würdig zu preisen, an höchstem Lobe reich! Du hast gewahrt usw. ALLE MÄNNER Du hast gewahrt usw. ELSA O fänd ich Jubelweisen usw. KÖNIG HEINRICH Heil sei deiner Fahrt usw. ORTRUD Wer ist s, der ihn geschlagen usw. Sollt ich vor ihm verzagen, wär all mein Hoffen hin? usw. FRIEDRICH sich am Boden qualvoll windend Weh, mich hat Gott geschlagen, durch ihn ich sieglos bin! Am Heil muss ich verzagen, mein Ruhm und Ehr ist hin! usw. Friedrich sinkt zu Ortruds Füssen ohnmächtig zusammen. Junge Sachsen erheben Lohengrin auf seinen Schild und Brabanter Elsa auf den Schild des Königs, auf welchen zuvor mehrere ihre Mäntel ausgebreitet haben; so werden beide unter Jauchzen davongetragen. この日本語テキストは、 クリエイティブ・コモンズ・ライセンス の下でライセンスされています。@wagnerianchan Wagner,Richard/Lohengrin/II-1
https://w.atwiki.jp/oper/pages/467.html
序幕 口上役: 今宵、ご覧いただきますのは乞食どもの歌芝居。こんな絢爛華美なオペラ、乞食でもなきゃ夢にも思いつきませんでしょう。乞食にだって払えるように、お代もお安くしておりますから、題しまして「三文オペラ」と申します。 序曲 口上役: ソーホーの年の市。「どすのマックの大道歌」が聞こえてきます。 どすのマックの大道歌 口上役: ほら、サメって奴にゃあ、そのツラに キバがズラリと並んでいるだろ マクヒィスの得物はドスなんだが そのドスを見たことある奴はいないんだってさ さて、サメのヒレならば 返り血浴びれば真っ赤に染まるが どすのマックは手袋をしてる そいつにゃ染みの一つもないんだ ある晴れた日曜日のことさ 浜辺に死体が転がってたのさ 角を曲がって消えた男がいたんだが そいつがどすのマックだったらしいんだ まだシュムル・マイヤー氏は行方不明だ 金持ちの連続失踪事件だよ どすのマックが奴らの金を持ってるんだ 誰も知らない話なんだけどさ ジェニィ・タウラーが見つかったってさ あばらにどすがブッ刺さってたそうだよ どすのマックが波止場をうろついてたが 何にも知らないって言い張ってたそうだよ ソーホーの町の大火事の時に ガキが7人とジサマが1人、犠牲になった 野次馬の中には、どすのマックもいたが 訊かれなかったから知らん振りだったそうだ それから年端も行かない若後家さんの話 名前はみんなもご存知だ 目が覚めたら犯されてたってさ マックさん、あんたの賞金首はいくらになった? 第1幕 口上役: 日毎、厳しさを増していく人の習いに対処するために、実業家ジョナサン・ジェレマイア・ピーチャム氏は店を開いておりました。その店では惨めなる者の中でも最も惨めなる者に、日増しに頑なになっていく人の心にも訴えかけるような見てくれを提供していたのでした。ピーチャム氏が朝の賛美歌を歌います。 ピーチャムの朝の賛美歌 ピーチャム: 起きやがれ、腐れキリスト信者め! 罪深い生活を始めるがいい てめえの悪党ぶりを見せつけてやるがいい そしたら主も何か恵んで下さるだろうよ (以下は隣の部屋のピーチャム夫人も一緒に歌う) 兄弟を売っちまえ、こん畜生! 女房も売り飛ばせ、バカ野郎! 神もヘッタクレもあるもんかだと? 審判の日に憶えてやがれ! (訳者追捕:乞食に衣装を貸して上前をはねる商売をしていたピーチャム氏は娘ポリーの付き合っている相手が盗賊のボス「どすのマック」で、娘が昨夜から家に帰っていないことを知り憤慨する。) ピーチャム: ミセス・ピーチャム!お前の娘はどこにいるんだ? ピーチャム夫人: ポリーは家に帰ってないよ。ベッドも使った跡がない。 いやいやのソング ピーチャム: いやだとさ、いやなんだとさ 家で大人しく、ぬくぬく布団にくるまってるなんて 遊びたいとさ、遊びたいんだとさ 娘っ子てのは左うちわの殿様気分なのさ ピーチャム夫人: ソーホーの空のお月さまがいけないんだよ 「胸がドキドキしてるの」 なんて陳腐な台詞吐いて 「どこへ行っても、いつも一緒よ、ジョニィ!」 なんて 恋が始まって、月が満ちる間だけのお話さ ピーチャム: いやだとさ、いやなんだとさ 真っ当な人の役に立つことをするなんて 遊ぶとさ、遊ぶんだとさ そうして、そのまま泥沼にはまっちまうのさ ピーチャム夫人: ソーホーの空のお月さまがいけないんだよ 「胸がドキドキしてるの」 なんて陳腐な台詞吐いて 「どこへ行っても、いつも一緒よ、ジョニィ!」 なんて 恋が始まって、月が満ちる間だけのお話さ ピーチャム: ソーホーの空のお月さまが何になる? 「胸がドキドキしてるの」 なんて陳腐な台詞はどうした? 「どこへ行っても、いつも一緒よ、ジョニィ!」 なんて 恋が始まって、月が満ちる間だけのお話さ (訳者追捕:次場は前場の前の夜の出来事) 口上役: ところ変わって、ソーホーの深淵部。盗賊「どすのマック」がポリー・ピーチャムと結婚式を挙げております。 マクヒィス: 歌ぐらいあってもいいんじゃねえか?何がおかしいんだ?俺はオペラをやれって言ってるんじゃないんだ。ただ何かこう、喰ったりエロ話するだけじゃなくて、何か他に余興があってもいいんじゃないか? 結婚の歌 4人のギャング: ビル・ローゲンとメリー・サイヤーが こないだの水曜に夫婦になったよ (2人の門出に万歳三唱。万歳、万歳、万歳!) 2人が役所に届けを出しに行った時に 花婿は花嫁衣装の出どころを知らなかったし 花嫁は花婿の名前をうろ覚えだったよ (バンザーイ!) 奥さんの仕事は知ってるかい?さあね! だらけた暮らしはやめられるかい?まさか! (2人の門出に万歳三唱。万歳、万歳、万歳!) ビル・ローゲンがこないだ言ってたよ アレのナニが小っちゃくってオレは満足さって スケベ豚め (バンザーイ!) マクヒィス: それで終わりかよ?しょぼいな ポリー: みなさん、どなたも芸をされないのでしたら、わたくしがちょっとした余興をお見せするのはいかがでしょう。よろしければ、わたくしがソーホーの安酒場で見かけた娘さんの物真似をお見せしいたしますわ。 海賊ジェニー ポリー: ねえ、あんたたち、ご覧の通り、今のあたいは皿も洗えば ベッドメイクだってしてるわ チップがもらえた時には すぐに「ありがとさん」って言うし 見ての通り、着てるのはボロだしホテルだってボロボロよ でも、あんたたちは誰と話してるか知らないのさ ある晩、港で悲鳴が上がるんだよ みんな訊くだろうね「あの叫び声は何だ?」って それで、あたいが食器を洗いながら笑ってるのに気付いて 言うのさ「何、笑ってやがるんだ?」って その船の帆は8枚 大砲は50門 波止場に着いたのさ 「あっちで皿でも洗ってろ、こん畜生!」って言って チップをくれる人がいるかも知れないね チップは頂いとくし ベッドメイクだってしてあげるよ でも、その夜はみんな、おちおち眠っちゃいられないだろうさ みんなまだ、あたいが何者なのか気付いちゃいないのさ ある晩、港で騒ぎが起こるんだよ みんな訊くだろうね「あの騒ぎは何なんだ?」って それから、あたいが窓辺に立ってるのに気付いて 言うのさ「いつまでゲタゲタ笑ってやがるんだ?」って その船の帆は8枚 大砲は50門 町を砲撃するのさ 昼が来る前に100人の野郎どもが上陸して 物陰を探りまくるんだよ 隠れていたヤツを1人残らず引きずり出して 鎖につないで、あたいの前に連れて来て 訊くのさ「どいつを殺しやしょう?」って その日は昼間だってのに港は静まり返るだろうね 「誰に死んでもらいましょう?」なんて話になったからね そこで、あたいは言ってやるのさ「みんなよ!」 首が落ちるたびに、あたいは言うわ「やった!」って その船の帆は8枚 大砲は50門 あたいを載せて消えるのさ… ギャング: サツが来た!警察長官その人だ!虎のブラウンだ! マクヒィス: そうさ!ロンドンの警察庁の長、オールド・ベイリーのかなめ、その人がマクヒィスの慎ましやかな住まいにお出であそばしたって訳さ!ジャッキー、オレ達が戦ったインド戦線のこと憶えてるか?なあ、ジャッキー、一緒に「大砲の歌」でも歌おうじゃないか! 大砲の歌 マクヒィス: ジョンもいたし、ジムも一緒だった ブラウン: それにジョージは軍曹になったんだ マクヒィス: でも軍隊じゃ、誰が何かなんて関係ない ブラウン: ここから北へ向かって進軍だ 2人: 兵隊さんが暮らすのは 大砲の上なのさ ケープコッドからクチベハールまで 雨の降った日に 出くわしたのが 知らないヤツだったら 黒ン坊だろうが白ン坊だろうが構うもんか みんなまとめてタルタルステーキにして食っちまえ マクヒィス: ジョニーにはウィスキーが熱過ぎて ブラウン: ジミーにはケットが足りなかった マクヒィス: そんな時はジョージが2人の手を取って ブラウン: こう言うのさ。「それでも軍隊は倒れやしない」って 2人: 兵隊さんが暮らすのは(以下くり返し) マクヒィス: ジョンはくたばり、ジミーも死に ブラウン: ジョージはお隠れあそばした マクヒィス: それでも、やっぱり血は赤い ブラウン: もう一度、新兵を集めりゃいいさ! 2人: 兵隊さんが暮らすのは(以下くり返し) (訳者追捕:招待客も帰り、ギャングたちも気を利かせて出ていき、マクヒィスとポリーだけが残される) 口上役: 2人の「恋の歌」です。 恋の歌 マクヒィス: ソーホーの空の月は見えるかい? ポリー: 見えてるわ、大好きよ 胸がドキドキしてるの分かるかしら、愛しい人? マクヒィス: 分かってるよ、愛しい人 ポリー: あなたがどこに行こうと、そこに私はついて行くわ マクヒィス: 君がどこにいようと、そこには僕もいるよ 2人: たとえ役所でちゃんと籍を入れなくたって 祭壇を飾る花がなくたっていい たとえ君が(私が)君の(私の)花嫁衣装の出所を知らなくたって 髪飾るミルテの花がなくたっていい パンを食べた後の空っぽのお皿なんて いつまでも眺めてないで、捨ててしまえばいい 恋は続くかも知れないし、続かないかも知れない それがここでかも知れないし、ここでないかも知れない (訳者追捕:次場は最初の場面の続き。朝帰りしたポリーが両親に結婚したことを告げる) 口上役: 世の過酷さを知るピーチャムにとって、娘を失うことは、まさに破滅を意味しておりました。 ピーチャム夫人: 結婚した?ドレスやら帽子やら手袋やら日傘やら、お金をかけて前から後ろから満艦飾みたいに飾り立ててやったって言うのに、お前ったら腐ったキュウリをゴミにするみたいに自分を捨てちまったんだ! バルバラ・ソング ポリー: まだウブだった時に、あたしは思ってたの あたしにもあなたみたいな頃があったのよ… いつかあたしのところに誰か現れた時に どうするか考えなくちゃって たとえその人がお金持ちでも 優しくても 普段から身なりをきちんとしていても たとえレディーの扱いに長けた人だったとしても あたし言えると思っていたの「ダメよ」って そうすれば顔を上げたまま シャンとしたままでいられるから たとえお月さまが夜通し照り続けても 小舟が波間に留められていても ただ、それだけのことなのよ そうよ、ただ身を委せるなんてできないわ だから、冷酷で薄情に振る舞うのよ 確かに色々あるかも知れないけれど でも、最後の答えは決まっていたの「ダメよ」って 初めての人はケントの生まれ 理想の男性の見本みたいな人だったわ 2番目の人は港に船を3艘も持っていたし 3人目はあたしに夢中だった みんな、お金持ちで 優しくて 普段から身なりをきちんとしていて レディーの扱いに長けた人だったけれど あたし言ってやったの「ダメよ」って そうすれば顔を上げたまま シャンとしたままでいられたから お月さまが夜通し照り続けていたし 小舟が波間に留められていたけれど ただ、それだけのことだったのよ そうよ、ただ身を委せるなんてできないわ だから、冷酷で薄情に振る舞ったのよ 確かに色々あったけれど でも、最後の答えは決まっていたの「ダメよ」って でもある日、ある晴れた日のことだった 挨拶もなしにあいつがやって来たのよ あいつが部屋の壁に帽子をかけたら あたしはどうしたらいいか分からなくなったの あいつはお金もなくて 優しくもなくて いつだって身なりもヨレヨレで レディーの扱いもなってない人だったけれど あたし言えなかったの「ダメよ」って あたしは顔も上げられず シャンとなんてしてられなかった お月さまが夜通し照り続けていたけれど 小舟は波間を漂い始めていたの もう、どうしようもないことだったのよ… そうよ、ただ身を委せるしかなかったわ だから、冷酷で薄情には振る舞えなかったのよ 本当に色々あったから もう、最後には言えなかったの「ダメよ」って (訳者追捕:ピーチャム夫妻はマクヒィスを警察に売って、ポリーと別れさせるのと、賞金を頂くのと、一石二鳥を企む) ピーチャム: マクヒィス殿はうちの娘を結婚を口実にして家から誘い出したんだ。それだけでも週が終わらないうちに、あいつを絞首台に送るのには充分だ。出かける支度をしろ、ロンドン警察庁の長に会いに行くぞ。ミセス・ピーチャム、お前はターンブリッジに行くんだ。 ピーチャム夫人: あいつの情婦のところだね。 ポリー: 私の恋を邪魔することなんてできないわ。 ピーチャム夫人: あと一言でも余計なこと言ったら、ひっぱたくよ。 ポリー: 愛ってこの世で一番素晴らしいものなのよ! 口上役: 第1の三文フィナーレです。 第1の三文フィナーレ ポリー: 私って欲張り過ぎてるのかしら? このつまらない人生で、たった一度 たった一人の人に自分を捧げることが 高望みだって言うの? ピーチャム: (聖書を手にしながら) この地上での人間の権利って言うのは 短い人生を安泰に暮らし この世のあらゆる快楽を享受して ちゃんと石ではなくパンを食べていけること これこそが、まさしく地上での人間の権利ってヤツなのさ けど、情けない話、未だに聞いたことがない 正論通りに事が運んだなんて話はさ そりゃ誰だって一度くらい権利を手にしてみたいけれど そう上手く行きっこないのが、世の習いなのさ ピーチャム夫人: お前には良くしてやりたいんだよ! なんでもしてあげたいんだ お前が何不自由なく暮らせるように そうできたら嬉しいんだよ ピーチャム: いいヤツでいたい?そりゃ、みんなそう思ってるさ! 貧乏人に恵んで、何がいけない? みんないいヤツになりゃ、この世は天国になる みんなが神様みたいになれば楽しいじゃないか いいヤツでいたい?そりゃ、みんなそう思ってるさ! でも、この星の上ではいつだって お金は足りないし、人は薄情なのさ みんなが仲良く暮らせたらいいと思ってるけれど そう上手く行きっこないのが、世の習いなのさ! ポリー、ピーチャム夫人: 残念だけど、この人の言う通り 世は不景気で、人は悪辣 ピーチャム: もちろん、残念ながら俺の言う通り 世は不景気で、人は悪辣だ みんな、この世を楽園にしたいと思ってる! でも、そう上手く行ったりするだろうか? いいや、そうは問屋が卸さない お前を慕ってる兄弟だって 肉が2人分に足りなけりゃ お前のツラを踏みつけにするさ でも助け合いの心ってのは忘れたくないよな? お前を慕ってる女房だって 愛し方が足りなかったら お前のツラを踏みつけにするさ でも敬う心ってのは忘れたくないよな? お前を慕ってる子供だって お前の年金が足りなくなったら お前のツラを踏みつけにするさ でも感謝の心ってのは忘れたくないよな? ポリー、ピーチャム夫人: 本当に情けない話 とても残念な話だけど 世は不景気で、人は悪辣 残念だけど、この人の言う通り ピーチャム: もちろん、残念ながら俺の言う通り 世は不景気で、人は悪辣だ いいヤツでいたい — 悪いヤツなんてイヤだけど そう上手く行きっこないのが、世の習いなのさ ポリー、ピーチャム夫人: 本当にどうしようもなくて バカバカしいったらありゃしない ピーチャム: 世は不景気で、人は悪辣 残念ながら俺の言う通り! 3人全員で: 本当に情けない話 とても残念な話だけど 本当にどうしようもなくて バカバカしいったらありゃしない VORSPIEL AUSRUFER Sie werden heute abend eine Oper für Bettler sehen. Weil diese Oper so prunkvoll gedacht war, wie nur Bettler sie erträumen, und weil sie doch so billig sein sollte, daß Bettler sie bezahlen können, heißt sie "Die Dreigroschenoper". Ouvertüre AUSRUFER Jahrmarkt in Soho. Die Moritat von Mackie Messer. Moritat von Mackie Messer AUSRUFER Und der Haifisch, der hat Zähne. Und die trägt er im Gesicht, Und Macheath, der hat ein Messer, Doch das Messer sieht man nicht. Ach, es sind des Haifischs Flossen. Rot, wenn dieser Blut vergießt. Mackie Messer trägt nen Handschuh, drauf man keine Untat sieht. An nem schönen blauen Sonntag Liegt ein toter Mann am Strand. Und ein Mensch geht um die Ecke, Den man Mackie Messer nennt. Und Schmul Meier bleibt verschwunden, Und so mancher reiche Mann, Und sein Geld hat Mackie Messer, Dem man nichts beweisen kann. Jenny Towler ward gefunden Mit nem Messer in der Brust. Und am Kai geht Mackie Messer, Der von allem nichts gewußt. Und das große Feuer in Soho. Sieben Kinder und ein Greis. In der Menge Mackie Messer, den man nicht fragt und der nichts weiß. Und die minderjähr ge Witwe, Deren Namen jeder weiß, Wachte auf und war geschändet, Mackie. welches war dein Preis? ERSTER AKT AUSRUFER Um der zunehmenden Verhärtung der Menschen zu begegnen, hatte der Geschäftsmann Jonathan Jeremiah Peachum einen Laden eröffnet, in dem die Elendesten den Elenden jenes Aussehen erhielten, das zu den immer verstockteren Herzen sprach. Der Morgenchoral des Peachum. Morgenchoral des Peachum PEACHUM Wach auf, du verrotteter Christ! Mach dich an dein sündiges Leben. Zeig, was für ein Schurke du bist. Der Herr wird es dir dann schon geben. Frau Peachum singt airs dam Nebenzimmer mit. Verkauf deinen Bruder. du Schuft! Verschacher dein Eh weib, du Wicht! Der Herrgott, für dich ist er Luft? Er zeigt dir s beim Jüngsten Gericht! PEACHUM Frau Peachum! Wo ist deine Tochter? FRAU PEACHUM Polly ist nicht nach Hause gekommen. Das Bett ist unberührt. Anstatt-daß-Song PEACHUM Anstatt daß, anstatt daß Sie zu Hause bleiben und im warmer Bett, Brauchen sie Spaß, brauchen sir Spaß Grad als ob man ihnen eine Extrawurst gebraten hätt . FRAU PEACHUM Das ist den Mond über Soho, Das ist der verdammte "Fühlst-du-mein-Herz-schIagen"-Text. Das ist das "Wenn du wohingehst, geh ich auch wohin, Jonny!" Wenn die Liebe anhebt und der Mond noch wächst. PEACHUM Anstatt daß, anstatt daß Sie was täten, was nen Sinn hat und nen Zweck Machen sie Spaß, machen sie Spaß Und verrecken dann natürlich glatt im Dreck. FRAU PEACHUM Des ist der Mond über Soho. Des ist der verdammte "Fühlst-du-mein-Herz-schlagen"-Text. Das ist das "Wenn du wohingehst, geh ich auch wohin, Jonny!" Wenn die Liebe anhebt und der Mond noch wächst. PEACHUM Was nützt dann der Mond über Soho, Wo bleibt dann ihr verdammter "Fühlst-du-mein-Herz-schlagen"-Text. Wo ist dann das "Wenn du wohingehst, geh ich auch wohin. Jonny!" Wenn die Liebe anhebt und der Mond noch wächst. AUSRUFER Tief im Herzen Sohos feiert der Bandit Mackie Messer seine Hochzeit mit Polly Peachum. MACHEATH Kann nicht einer mal was singen? Was Ergötzliches? Ich verlange ja keine Oper hier, aber irgend was, was nicht bloß aus Fressen und Zotenreißen besteht, hättet ihr schließlich vorbereiten können. Hochzeitslied VIER GANGSTER Bill Lawgen und Mary Syer Wurden letzten Mittwoch Mann und Frau. (Hoch sollen sie leben, hoch, hoch, hoch!) Als sie drin standen vor dam Standesamt, Wußte er nicht, woher ihr Brautkleid stammt, Aber sie wußte seinen Namen nicht genau. (Hoch!) Wissen Sie was Ihre Frau treibt? Nein! Lassen Sie Ihr Lasterleben sein? Nein! (Hoch sollen sie leben, hoch, hoch, hoch!) Billy Lawgen sagte neulich mir Mir genügt ein kleiner Teil von ihr Das Schwein. (Hoch!) MACHEATH Ist das alles? Kärglich! POLLY Meine Herren, wenn keiner etwas vortragen will, dann will ich selber eine Kleinigkeit zum Besten geben, und zwar werde ich ein Mädchen nachmachen, das ich einmal in einer dieser kleinen Vier-Penny-Kneipen in Soho gesehen habe. Seeräuber-Jenny POLLY Meine Herren, heute sehen Sie mich Gläser abwaschen, Und ich mache das Bett für jeden, Und Sie geben mir einen Penny, Und ich bedanke mich schnell, Und Sie sehen meine Lumpen und dies lumpige Hotel, Und Sie wissen nicht. mit wem Sie reden. Aber eines Abends wird ein Geschrei sein am Hafen, Und man fragt Was ist das für ein Geschrei? Und man wird mach lächeln sehn bei meinen Gläsern, Und man sagt Was lächelt die dabei? Und ein Schiff mit acht Segeln Und mit fünfzig Kanonen Wird liegen am Kai. Man sagt Geh, wisch deine Gläser, mein Kind! Und man reicht mir den Penny hin, Und der Penny wird genommen, Und das Bett wird gemacht. Es wird keiner mehr drin schlafen in dieser Nacht. Und Sie wissen immer noch nicht, wer ich bin. Aber eines Abends wird ein Getös sein am Hafen, Und man fragt Was ist das für ein Getös? Und man wird mich stehen sehn bei meinem Fenster, Und man sagt Was lächelt die so bös? Und das Schiff mit acht Segeln Und mit fünfzig Kanonen Wird beschießen die Stadt. Und es werden kommen hundert gen Mittag an Land Und werden in den Schatten treten Und fangen einen jeglichen vor jeglicher Tur Und legen ihn in Ketten und bringen ihn vor mir, Und fragen Welchen sollen wir töten? Und an diesem Mittag wird es still sein am Hafen Wenn man fragt Wer wohl sterben muß. Und dann werden Sie mich sagen hören Alle! Und wenn dann den Kopf fällt, sag ich Hoppla! Und das Schiff mit acht Segeln Und mit fünfzig Kanonen Wird entschwinden mit mir… GANGSTER Polente! Der Sheriff selbst! Tiger-Brown! MACHEATH Ja, Londons oberster Sheriff ist es, der Pfeiler von Old Bailey, der jetzt hereintreten wird in Captn Macheaths armselige Hütte! Jackie, erinnerst du dich, wie wir bei der Armee in Indien dienten? Ach, Jackie, singen wir gleich das Kanonenlied! Kanonen-Song MACHEATH John war darunter und Jim war dabei, BROWN Und Georgie ist Sergeant geworden, MACHEATH Doch, die Armee, sie frägt keinen, wer er sei, BROWN Und marschierte hinauf nach dam Norden. BEIDE Soldaten wohnen Auf den Kanonen Vom Cap bis Couch-Behar, Wenn es mal regnete Und es begegnete Ihnen ne neue Rasse, ne braune oder blasse, Dann machen sie vielleicht daraus ihr Beefsteak Tartar. MACHEATH Johnny war der Whisky zu warm, BROWN Und Jimmy hatte nie genug Decken, MACHEATH Aber Georgie nahm beide beim Arm BROWN Und sagte Die Armee kann nicht verrecken. BEIDE Soldaten wohnen usw. MACHEATH John ist gestorben und Jimmy ist tot, BROWN Und Georgie ist vermißt und verdorben. MACHEATH Aber Blut ist immer noch rot, BROWN Für die Armee wird jetzt wieder geworben! BEIDE Soldaten wohnen usw. AUSRUFER Liebeslied. Liebeslied MACHEATH Siehst du den Mond über Soho? POLLY Ich seh ihn, Lieber. Fühlst du mein Herz schlagen, Geliebter? MACHEATH Ich fühl es. Geliebte. POLLY Wo du hingehst, will auch ich hingehn. MACHEATH Und wo du bleibst, da will auch ich sein. BEIDE Und gibt es kein Schriftstück vom Standesamt, Und keine Blumen auf dem Altar, Und weißt du (weiß ich) auch nicht, woher dein (mein) Brautkleid stammt, Und gibt s keine Myrthe im Haar. Der Teller, von welchem du issest dein Brot, Schau ihn nicht lang an, wirf ihn fort. Die Liebe dauert oder dauert nicht An dem oder jenem Ort. AUSRUFER Für Peachum, der die Härte der Welt kennt, bedeutet der Verlust seiner Tochter dasselbe wie vollkommener Ruin. FRAU PEACHUM Geheiratet? Erst behängt man sie hinten und vorn mit Kleidern und Hüten und Handschuhen und Sonnenschirmen, und wenn sie soviel gekostet hat wie ein Segelschiff, dann wirft sie sich auf den Mist wie eine faule Gurke! Barbara-Song POLLY Einst glaubte ich, als ich noch unschuldig war, Und das war ich einst grad so wie du — Vielleicht kommt auch zu mir einmal einer, Und dann muß ich wissen, was ich tu. Und wenn er Geld hatte, Und wenn er nett war, Und sein Kragen war auch werktags rein, Und wenn er wußte, was sich bei einer Dame schickt, Da sagte ich ihm "Nein". Da behält man seinen Kopf oben, Und man bleibt ganz allgemein. Sicher schien der Mond die ganze Nacht, Sicher wird das Boot am Ufer festgemacht, Aber weiter kann nichts sein. Ja, da kann man sich doch nicht nun hinlegen, Ja, da muß man kalt und herzlos sein. Ja, da könnte so viel geschehen, Ja, da gibt s überhaupt nur Nein. Der erste, der kam, war ein Mann aus Kent, Der war, wie ein Mann sein soll. Der zweite, der hatte drei Schiffe im Hafen, Der dritte war nach mir toll. Und als sie Geld hatten, Und als sie nett waren, Und ihr Kragen war auch werktags rein, Und als sie wußten, was sich bei einer Dame schickt, Da sagte ich ihnen Nein. Da behielt ich meinen Kopf oben, Und ich blieb ganz allgemein. Sicher schien der Mond die ganze Nacht, Sicher ward das Boot am Ufer festgemacht, Aber welter konnte nichts sein. Ja, da kann man sich doch nicht nun hinlegen, Ja, da mußt ich kalt und herzlos sein. Ja, da könnte so viel geschehen, Aber da gab s überhaupt nur Nein. Jedoch eines Tags, und der Tag, der war blau, Kam einer, der mich nicht bat, Und er hängte seinen Hut an den Nagel in meiner Kammer, Und ich wußte nicht mehr, was ich tat. Und als er kein Geld hatte, Und als er nicht nett war, Und sein Kragen war auch am Sonntag nicht rein, Und als er nicht wußte, was sich bei einer Dame schickt, Zu ihm sagte ich nicht Nein. Da behielt ich meinen Kopf nicht oben, Und ich blieb nicht allgemein. Ach, es schien der Mond die ganze Nacht, Und es ward das Boot am Ufer losgemacht, Und es konnte gar nicht anders sein… Ja, da mußt ich mich doch einfach hinlegen, Ja da konnt ich doch nicht kalt und herzlos sein. Ja, da mußte so viel geschehen, Ja, da gab s überhaupt kein Nein. PEACHUM Herr Macheath hat meine Tochter unter dem Vorwand der Verehelichung aus dem elterlichen Hause gelockt. Bevor die Woche herum ist, wird man ihn aus diesem Grunde an den Galgen führer den er verdient hat. Mach dich fertig, wir gehen zu dem Sheriff von London. Frau Peachum, du gehst nach Turnbrige. FRAU PEACHUM Zu seinen Huren. POLLY Meine Liebe laß ich mir nicht rauben. FRAU PEACHUM Noch ein Wort und du kriegst eine Ohrfeige. POLLY Die Liebe ist aber doch das Höchste auf den Welt! AUSRUFER Erstes Dreigroschen-Finale. Erstes Dreigroschen-Finale POLLY Was ich möchte, ist es viel? Einmal in dem tristen Leben Einem Mann mich hinzugeben. Ist das ein zu hohes Ziel? PEACHUM mit der Bibel in den Händen. Das Recht des Menschen ist s auf dieser Erden, Da er doch nur kurz lebt, glücklich zu sein, Teilhaftig aller Lust der Welt zu werden, Zum Essen Brot zu kriegen und nicht einen Stein. Dies ist des Menschen nacktes Recht auf Erden. Doch leider hat man bisher nie vernommen, Daß etwas recht war, und dann war s auch so. Wer hätte nicht gern einmal Recht bekommen. Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so. FRAU PEACHUM Wie gern wär ich zu dir gut! Alles möchte ich dir geben, Daß du etwas hast vom Leben, Weil man das doch gerne tut. PEACHUM Ein guter Mensch sein? Ja, wer wär s nicht gern? Sein Gut den Armen geben, warum nicht? Wenn alle gut sind, ist Sein Reich nicht fern, Wer säße nicht sehr gern in Seinem Licht? Ein guter Mensch sein? Ja, wer wär s nicht gern? Doch leider sind auf diesem Sterne eben Die Mittel kärglich und die Menschen roh. Wer möchte nicht in Fried und Eintracht leben? Doch die Verhältnisse. sie send nicht so! POLLY, FRAU PEACHUM Da hat er eben leider recht. Die Welt ist arm, der Mensch ist schlecht. PEACHUM Natürlich hab ich leider recht, Die Welt ist arm, der Mensch ist schlecht. Wer wollt auf Erden nicht ein Paradies? Doch die Verhältnisse, gestatten sie s? Nein, sie gestatten s eben nicht. Dein Bruder, welcher an dir hangt, Wenn halt für zwei das Fleisch nicht langt, Tritt er dir eben in s Gesicht. Beständig sein? Wer wollt es nicht Und deine Frau, die an dir hangt, Wenn deine Liebe ihr nicht langt, Tritt sie dir eben in s Gesicht. Und dankbar sein! Wer wollt es nicht? Und doch, dein Kind, das an dir hangt, Wenn dir das Altersbrot nicht langt, Tritt es dir eben in s Gesicht. Und dankbar sein! Wer wollt es nicht? POLLY, FRAU PEACHUM Ja, das ist eben schade, Das ist das riesig Fade. Die Welt ist arm, der Mensch ist schlecht. Da hat er eben leider recht. PEACHUM Natürlich hab ich leider recht, Die Welt ist arm, der Mensch ist schlecht. Wir wären gut — anstatt so roh, Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so. POLLY, FRAU PEACHUM Ja, dann ist s eben nichts damit. Dann ist das eben alles Kitt PEACHUM Die Welt ist arm, der Mensch ist schlecht. Da hab ich eben leider recht! ALLE DREI Und das ist eben schade, Das ist das riesig Fade, Und damit ist es nichts damit, Und darum ist das alles Kitt. この日本語テキストは、 クリエイティブ・コモンズ・ライセンス の下でライセンスされています。@ hanmyo Weill,Kurt/Die Dreigroschenoper/II
https://w.atwiki.jp/oper/pages/3025.html
ZWEITER AUFZUG Erste Szene (Marta und Pedro sitzen in derselben Stellung wie am Ende des ersten Aufzugs. Morgendämmerung) NURIS STIMME (hinter der Szene, näherkommend) Die Sterne gingen zur Ruh, der Tag ist aufgewacht; reibt sich die Augen aus und lacht. Wer darf noch traurig sein im hellen Sonnenschein? (Marta ist aufgewacht. Sie wirft einen Blick auf den noch immer schlafenden Pedro und verschwindet während Nuris Gesang in ihrem Zimmer) Die Welt ist schön, die Welt ist weit, die Sonne füllt sie mit Fröhlichkeit. Ich möchte ihr küssen das goldne Gesicht, doch küssen, nein, das läßt sie sich nicht. Sie ist so weit, und ich bin so klein, ich bin nur ein dummes Mägdelein. Gott grüss dich, Pedro! PEDRO Marta! NURI Nicht Marta ist es! Ich bin s bloß. PEDRO Und wo ist Marta? NURI Das fragst du mich? Bist du denn nicht der Ehemann? Seit gestern abend bist du s schon! PEDRO Seit gestern abend! NURI Ich stricke dir hier eine schöne Jacke. Die deine ist grau und häßlich PEDRO Laß sein, mein Kind, ich werde sie nicht tragen. Und eh sie fertig, ist, bin ich weit fort. NURI Fort willst du? PEDRO Von Marta will ich fort. Es macht mich toll! Wie kam das Licht in jenes Zimmer! Wer war s? Ich will ihn töten! Ich geb nicht Ruh, bis ich ihm nicht das Messer in die Gurgel stoße! NURI Was ist dir, Pedro? PEDRO Verzeih, mein Kind! NURI Tut dir was weh? Ich weiß ja, was dir wehe tut. Ist Marta nicht lieb zu dir? Und lachen die Leute? PEDRO Die Leute lachen? NURI Sie sagen alle »Ach, der arme Pedro!« Und lachen und kichern dabei. Warum denn bloß? PEDRO Warum? Warum? Sie wissen um mein Elend. Nur ich, ich weiß nicht, wer es war Warum, ach warum kam ich herab? Herab von meinen Höhn, wo ich in Frieden lebte! NURI Du tust mir leid. Kann ich dir gar nicht helfen? Ich hab dich lieb. Ich möcht dich fröhlich sehn. PEDRO Du gutes Kind! (Er fährt ihr durch die Haare) Zweite Szene (Marta tritt langsam aus der Kammer) NURI Da ist Marta. Nun will ich gehen. PEDRO O geh nicht, bleibe! MARTA (für sich) Was hat er an dem Mädchen? Was schwätzt er nur mit ihr? Gefällt sie ihm wohl gar? (Sie schürt das Feuer, über dem ein Topf hängt) Dummes Feuer, willst du gar nicht brennen! Wovon reden sie nur? Ich will nicht! Will nicht! NURI Was gibt s denn neues? MARTA O, Nuri, weißt du, was es neues gibt? Ich will dich nicht mehr sehen! Geh fort aus diesem Haus! NURI Hörst du es, Pedro? Marta jagt mich fort. Ich wollt ihr helfen. MARTA Ich brauch dich nicht! Geh fort, sonst schlag ich dich! NURI Was hab ich denn getan? MARTA Ich will dich nicht mehr sehen! NURI Ich geh nur dann, wenn Pedro mir s befiehlt, er ist der Mann im Haus. MARTA So laß von Pedro dir es sagen. PEDRO Tu nur, was Marta dir befiehlt. Ich hab hier nichts zu reden. Sei gut, mein Kind, und geh. MARTA Nein, bleibe jetzt, ich will nicht, daß du gehst. NURI Was soll ich tun? PEDRO Geh nur, mein Kind, ich werde dich begleiten. MARTA Das darfst du nicht! Du bleibst bei mir, weil du... PEDRO Weil ich? MARTA Ich weiß nicht, weiß es nicht. (Sie sinkt weinend auf einen Stuhl) PEDRO Meinst du vielleicht, daß Marta weint? Fällt ihr nicht ein! Im Gegenteil, sie lacht. Wir lachen beide ja seit gestern, seit unserm Hochzeitstag. (Er führt Nuri, die er um die Hüfte faßt, fort) So komm, mein liebes Kind, und folge mir. Kehr nie zurück zu uns ins Haus. Was willst du hier? Hier wohnt das Unglück, hier wohnen wir. (Er geht mit Nuri ab) MARTA Er soll mit ihr nicht sprechen! Er soll mit ihr nicht gehn! Er ist ja mein! Und niemand soll mir Pedro rauben! (Wie sie auf die Tür zugeht, stößt sie mit Tommaso zusammen) Dritte Szene TOMMASO Wo willst du hin? MARTA Ich weiß es nicht! Bei Gott, ich weiß es nicht! TOMMASO Ich sah, wie Pedro von hier fortging, verzweiflungsvoll. MARTA Verzweiflungsvoll! TOMMASO Man lacht ihn aus und er weiß nicht, warum. Man spottet sein, und er kann keinen fassen. Sie alle kennen seine Schande. Nur er kennt ihren Namen nicht. Er wird mich fragen »Sag, Tommaso, wer ist s? Wie heißt der Mann? Ich schlag ihn tot!« Und ich, ich war der Fürsprech dieser Ehe. Dich aber hass ich! Schlagen möcht ich dich! MARTA So tu s! TOMMASO Nun weiß ich, was du bist. Du bist eine... MARTA Ihr dürft mich schlagen, doch beschimpfen nicht. Sagt mir, Tommaso, hattet ihr kein Kind? TOMMASO Ich hatte eine Tochter. Der Himmel nahm sie mir. MARTA Denkt Eurer Tochter, eh Ihr mich verurteilt! Wärt Ihr vor ihr gestorben, wäre sie allein gestanden in der bösen Welt, in Not, in Elend. Wer hätt sie beschützt? O Gott im Himmel, erbarme dich mein und nimm mich endlich zu dir! Nur du kannst mich retten, nur du mich erlösen! (Sie sinkt weinend auf einen Stuhl) TOMMASO Du weinst? Das sind echte Tränen! MARTA Erfahren sollt Ihr, wie alles kam. Ich lüge nicht, so wahr ich elend bin! Wollt Ihr mich hören? TOMMASO So sprich! MARTA Ich weiß nicht, wer mein Vater war. Ich sah ihn nie, weiß nichts von ihm. Die Mutter bettelte in Barcelona In Sonnenbrand und Schnee und Regen stand ich mit ihr, der blinden Frau, vor Kirchentüren und an Straßenecken. Sie sprach kein Wort. Mit ausgestreckter Hand stand sie nur da. Ich klammert mich an sie und weinte in die Falten ihres Kleides. Und eines Tages kam ein Mann zu uns, ein lahmer Alter. Und wir bettelten zu dritt. Die Mutter und der Alte, sie schlugen sich und zankten oft ganze Nächte lang. O welch ein Leben voller Qual war das! Doch eines Nachts gab s keinen lauten Lärm. Still lag die Mutter auf der Erde, stumm saß der Alte neben ihr. Am Morgen aber stand er auf und sagt zu mir sie ist gestorben. Der Worte Sinn verstand ich nicht. Und Jahre später weint ich um die Mutter erst. TOMMASO Erzähle weiter! MARTA Von Barcelona zogen wir hinaus ins flache Land, von Dorf zu Dorf. Ich wuchs heran. Wie gerne, ach, hätt Arbeit ich gesucht. Der Alte aber hielt mich fest. Er ließ mich tanzen und die Leute gafften und warfen mir die Münzen vor die Füße Er war zufrieden. Und was kümmert s ihn, daß ich die langen Nächte still durchweinte. TOMMASO Du armes Kind! MARTA So kamen wir denn eines Tags hierher. Ich tanzte vor den Bauern, und der Alte ging umher und heischte milde Gaben. Da trat ein Mann zu mir, sie nannten ihn den Herrn, und Sebastiano war s. Er strich mir übers Haar und fragte mich, wieso es komme, daß ich so schön geworden, wo ich das Tanzen gelernt? Zum erstenmal sprach einer gut mit mir. Dann wandte sich der Herr zu meinem Herrn und frug ihn, ob er hier nicht bleiben wolle, als Müller auf der Mühle. Ich sah ihn bittend an O nicht mehr betteln gehn und nicht mehr tanzen müssen auf der Straße! Der Alte sprach leise mit Sebastiano. Sie stritten und sie feilschten... und wir blieben. Ich zählte damals dreizehn Jahre. Und jeden Tag kam Sebastiano. Er brachte mir Geschenke, bat und drohte. Der Alte schlug mich, riß mich bei den Haaren. Wenn ich den Herrn nicht erhörte, wär es aus mit Ruh und Frieden. Ich sollte wieder betteln, wieder tanzen, nein, nein, nein! Und so ist es geschehn. TOMMASO Du Unglückselige! MARTA Ein Wunder geschah mir war es in der Kirche, als sprach zu mir ein Bote aus der Höh Das ist dein Mann, dein Schutz und Stab, er wird dich retten aus aller Not und Qual. Und Pedro, Pedro liebt mich, er liebt mich wirklich, die ich s nicht verdiene. TOMMASO Wenn du ihn liebst, so kenn ich deine Pflicht Du mußt ihm alles sagen. MARTA Ich soll ihm sagen? Soll ihm meine Schande sagen? Und wenn er geht? Und wenn ich ihn verliere? TOMMASO Er muss es wissen! Muss von dir es wissen. Genug der Lüge. Hab den Mut zur Wahrheit! MARTA So betet für mich! TOMMASO Das will ich tun! Ich will vom Himmel Stärke dir erflehn, als wärst du meine Tochter. Vertrau auf Gott, der Wunder tut. Der Wunder größtes aber ist die Liebe. MARTA (kniet vor ihm nieder) So segnet mich. TOMMASO In seine Arme schliess dich Gott, der Allverzeihende. Er gebe dir Stärke, er gebe dir Mut, der Allbarmherzige! Vertrau auf ihn und du bist stark, blick auf zu ihm und seine Gnade ist dein Schild. (Man hört im Hintergrund Stimmen, Lachen und Schwatzen) MARTA Die Weiber kommen, und Nuri ist mit ihnen. Ich will sie nicht sehen, lebt wohl. (Marta geht ab) Vierte Szene (Pepa, Antonia, nuri und Rosalia treten ein) PEPA Da ist Tommaso. Er muss reden! ANTONIA Wo ist Marta? Wo ist Pedro? ROSALIA Erzähl uns, was geschah. TOMMASO Ich weiß von nichts. PEPA Er will gehn! (ihn zurückhaltend) So wart doch einen Augenblick! TOMMASO Frieden sei mit euch! (Er geht ab) ANTONIA Der alte Brummbär, nicht reden will er! NURI Er weiß ja nichts. Nur ich weiß viel. PEPA, ANTONIA, ROSALIA O gute Nuri, liebes, süßes Kind, erzähl uns rasch, wie war s, was ist geschehn? NURI Macht keinen Lärm, denn Pedro kommt. Wollt ihr was erfahren, so fragt ihn selbst. Fünfte Szene (Pedro tritt ein. Alle weichen zurück. Er geht nach vorne und setzt sich nieder) PEPA Ei, so mürrisch, so verdrießlich! ROSALIA Am Morgen nach der Hochzeit! (Pepa, Antonia und Rosalia lachen Pedro aus) PEDRO Was für Recht habt ihr zu lachen? PEPA Wir lachen ja nicht. ANTONIA Nein, niemand hat gelacht. PEDRO Ich ertrag es nicht länger, ich will, daß ihr sprecht. Mit dem Lachen ist es aus! (Er faßt Pepa an) Sprich du für alle! Ihr lachtet gestern, lachtet heut. Was hab ich euch getan? Was tat euch Marta? (Er schüttelt sie mit beiden Armen) Ihr sollt mir Antwort geben, schamlose Weiber! ROSALIA Du bist ein Narr! PEDRO Ein Narr bin ich. Da hast du recht. Doch ihr treibt mich zum Wahnsinn. Ist dir dein Leben lieb, so rede jetzt! Warum habt ihr gelacht? ANTONIA So frag doch Marta! PEPA, ANTONIA, ROSALIA So frag doch Marta! PEDRO Marta? Ich soll sie fragen? PEPA, ANTONIA, ROSALIA Frag Marta! NURI Frag Marta! PEPA, ANTONIA, ROSALIA Da kommt sie selbst! (Sie gehen ab) Sechste Szene (Marta kommt herein, nimmt den Topf vom Feuer und stellt ihn auf den Tisch) MARTA Das Essen ist da. PEDRO Ich kann nicht essen, Marta, ich will mit dir sprechen. MARTA (näherkommend) Was willst du mir sagen? PEDRO Bleib mir vom Leibe, geh! Ich kehr zurück in meine Berge, woher ich kam, leb wohl! MARTA Du darfst nicht gehn, um Christi Wunden willen! Verzeihe PEDRO Ich soll dir verzeihen? Du hast mich betrogen! Verachten, verfluchen sollt ich dich! Ich sollt dich töten! MARTA Ja, töte mich, ich bitte dich darum. PEDRO Dich töten, nein. Ich gehe fort und seh dich niemals wieder. MARTA (versucht verzweifelt, ihn zurückzuhalten) Du hast den Mut nicht, mich zu töten! Ja, du hast Furcht, ein feiger Wicht bist du! PEDRO Ich, Furcht? MARTA Beschimpf mich, schlag mich, tritt mich mit Füßen! Stoß mir das Messer in die Brust, nur geh nicht fort! (Sie umklammert seine Knie) PEDRO Im Tiefland sterb ich, laß mich auf die Berge, bleib du in deinem Sumpf! Mit ihm! (Er macht sich von ihr los, stößt sie zurück und geht dem Tor zu. Sie ist auf den Boden gefallen, wo sie sich aufrichtet) MARTA (verzweiflungsvoll, fast irre) Mit ihm, den ich liebe! Ja, du sprichst wahr ich hab dich betrogen, hörst du es wohl? Du bist ein Feigling und strafst mich nicht. Geh nicht fort von mir, Pedro! Ich hab einem andern gehört. Sein war ich. Hörst du mich wohl? Sein und nicht dein! PEDRO (kehrt wütend zurück und droht ihr mit der Faust) Schweig! (Marta steht auf) MARTA Ein Dummkopf bist du. Begreifst du denn nicht? Ich hab dich betrogen und lache darob. (Sie lacht wie eine Wahnsinnige) Ich lache wie alle. Die Hochzeit war lustig! Sie lachten alle, und er, er, er lachte auch. (Sie lacht) PEDRO (stürzt auf den Tisch zu und ergreift das Messer) Gott soll mich strafen, wenn ich nicht... MARTA (hängt sich an seinen Arm) Der andere lachte. Hahaha! PEDRO (das Messer schwingend) Des Todes bist du! MARTA So hab den Mut und stoße zu! Laß sehen, ob du kein Feigling bist! PEDRO (sich wieder von ihr entfernend) Ich tu dir nichts zu Leide! MARTA Welch ein feiger Wicht bist du! Um eine Handvoll Geld hast du dich verkauft! PEDRO (außer sich, führt er einen Stoß gegen sie) Ich mich verkauft... (gesprochen) Verruchte! (verwundet sie am Arm) MARTA Ah, endlich! PEDRO (schleudert entsetzt das Messer von sich) Was hab ich getan? MARTA Mein Blut vergossen hast du, oh, wenn du wüßtest, wie selig ich bin! PEDRO Verflucht bin ich! Ich bin ein wildes Tier! (Er sinkt auf einen Stuhl. Marta nähert sich ihm, sinkt in die Knie und schlingt die Arme um ihn) MARTA Du hast nur deine Pflicht getan! Ich wollte ja den Tod durch dich! Ich bitte dich, stoß zu, hier, mitten in das Herz! PEDRO Laß mich! MARTA Siehst du denn nicht, daß mir das Leben zur Last? Ich muss ja sterben! Und ich wär selig, stürb ich durch dich! Nichts wäscht mich rein von Schuld und Sünde als nur mein Tod. Doch glaube mir, mein Pedro, glaube mir, ich war nicht schlecht, ich war nur elend. Die Menschen gingen böse mit mir um. Mein Glück zertraten sie. Nur einen Augenblick des Glücks kannst du mir geben töte mich und mach ein Ende! PEDRO (sie in seine Arme schließend) Ich soll dich töten? Dich, die ich liebe? Seitdem ich dich sah, bin ich ja toll von Liebe. Was kümmert s mich, wer du auch seist! Was kümmert s mich, was du getan! Du hast mich behext, ich kann nicht los von deines Herzens Zauber. Und wie ich mich auch wehren mag, ich komme tiefer stets in deinen Bann. Ich will dich küssen, will dich halten, will mich verbeißen in dich Ich heb dich auf und trag dich fort in meine Berge. Im Sturmgetos, im wirbelnden Schnee, in meiner Berge freier Luft, dort will ich Hochzeit mit dir halten, dort raubt dich mir niemand, niemand, dort bist du mein! Nun mögen sie kommen, ich trotze ihnen! MARTA Mein Gott! PEDRO (will sie halten) Nun bist du mein! MARTA Nein, nein! PEDRO Marta! MARTA Eh du mich küssest, sollst du wissen, ob du es darfst. Ich will dir erzählen, wie alles geschah. Dann richte mich! Dann tu, was Gottes Wille ist! PEDRO Nein, nein, nicht hier! Wir wollen hinauf in die Berge! MARTA Wir wollen hinauf in die Berge! MARTA, PEDRO An Gottes Brust uns legen! PEDRO So komm! MARTA Ich komm! PEDRO So komm! (Sie gehen dem Tore zu) Siebente Szene SEBASTIANO (tritt den beiden entgegen) Recht guten Tag! Was gibt es neues? PEDRO Gut, daß Ihr kommt. Nehmt Eure Mühle wieder. Ich kehr zurück, woher ich kam. SEBASTIANO (ohne auf ihn zu achten, zu Marta) Heut abend kommt der Vater meiner Braut. Bis dahin will ich lustig sein. Ich sah dich lang nicht tanzen! Tanz mir was vor, ich spiel dir auf. Tanz! Sag ich dir. (Bauern und Bäuerinnen treten ein. Sebastiano ergreift eine Gitarre) Hüll in die Mantilla dich fester ein, verbirg den Kopf im Schleier Nun tanze, Geliebte, nun tanze fein, mir zur Feier. Dreh dich im Takt der Melodie und wieg dich in den Hüften und heb das Knie. Nun tanze, Geliebte, nun tanze fein, mir zur Feier. BAUERN, BÄUERINNEN Dreh dich im Takt der Melodie etc. PEDRO Hör auf! Und du, Marta, komm fort! SEBASTIANO Nun zeige im Tanze, was dich bewegt, zeig mir in deinem Blicke wie laut das Herz entgegen mir schlägt, dem Liebesglücke. Ich weiß von Küssen verschwiegen und heiß und tausend Tändelein, des Sängers Preis! Wie laut das Herz entgegenschlägt dem Liebesglücke. BAUERN, BÄUERINNEN Ich weiß von Küssen etc. PEDRO Marta, komm fort! SEBASTIANO Was sagt der Mensch? MARTA Er sagt... PEDRO Wir wollen fort! MARTA Wir wollen fort! BAUERN, BÄUERINNEN Sie wollen fort! SEBASTIANO Du bist von Sinnen! Es darf nicht sein! (Er greift Marta am Arm) PEDRO O Herr, was tut Ihr denn? SEBASTIANO Ich halte, was mein ist! PEDRO Ist Marta nicht mein Weib? MARTA Ich geh mit Pedro, und Ihr habt kein Recht mir zu verbieten! SEBASTIANO Kein Recht? Das will ich sehn! (zu den Leuten) Jagt mir den Kerl hier vom Hof! (zu Marta) Und du bleibst hier! PEDRO (faßt Marta beide Hand) Mein Weib ist mein, und wir gehn fort! SEBASTIANO Da, nimm für deine Frechheit, du Lump, du Taugenichts! (Er gibt ihm eine Ohrfeige) PEDRO (wütend aufschreiend) Ah! MARTA Pedro, er hat dich geschlagen! Nimm Rache dafür! PEDRO Wie darf ich denn? Er ist der Herr! MARTA Der Herr ist er?! Er war es, der in Schand und Schmach dein Weib gestoßen hat. Er brachte Unheil über mich und dich. Er kam heut Nacht in meine Kammer! PEDRO Was sagst du da? Ihr!! (Er will sich auf Sebastiano stürzen, aber die anderen halten ihn zurück) Du Schuft! Du Dieb! SEBASTIANO Schafft ihn fort! PEDRO Ich töte dich! SEBASTIANO Was zaudert ihr? Hinaus mit ihm! PEDRO Laßt mich los! Los! sag ich! Dein Blut will ich! Dein Leben! BAUERN, BÄUERINNEN Hinaus! Fort! SEBASTIANO (Marta packend) Die aber bleibt mein für immer! MARTA Pedro, mein Pedro, hilf! PEDRO Ich helfe dir! So wahr ein Gott im Himmel ist! Ich helfe dir! (Die Männer bringen den wütenden Pedro fort, und Sebastiano wendet sich lachend und selbstbewußt Marta zu, die bewußtlos zu Boden gesunken ist. Tommaso erscheint) Achte Szene SEBASTIANO Was wollt Ihr, he? TOMMASO Den Vater Eurer Braut sprach ich soeben. SEBASTIANO Was sagt er Euch? TOMMASO Er läßt Euch grüßen und s ist alles aus! Schlagt Euch nur seine Tochter aus dem Kopf. SEBASTIANO Tod und Teufel! Wer hat ihm gesagt? TOMMASO Ich sagt ihm alles. Ja, ich selbst. SEBASTIANO Schwachsinniger Alter! (Tommaso ab) MARTA (gesprochen) Heilige Jungfrau, steh mir bei! SEBASTIANO Nun hab ich nichts als dich mehr auf der Welt Die Braut ist verloren, verloren bin ich selbst! Dich aber laß ich nicht. MARTA Du kannst mich töten, doch mich halten nicht! SEBASTIANO Ei, mein Schätzchen, du bist wild. Ich will den Trotz dir schon vertreiben. Die Mühle hier ist mein, und du bist mein! Versuchs, mir zu entrinnen! MARTA Bei welcher Macht des Himmels soll ich flehen um meine Freiheit? SEBASTIANO Der Himmel, der bleibt taub. Schrei nur zu Gott und seinen Heiligen. Ich trotze ihnen. Hier diese Mühle ist mein letzter Port. Hier will ich bleiben , vereint mit dir, mag draußen auch die Welt in Trümmer gehn! MARTA So kennst du keine Gnade? SEBASTIANO Liebe, ja, doch Gnade nicht! Ich kann nicht leben ohne dich! Ich kann nicht atmen ohne dich! MARTA Auch ich kenn eines nur die Liebe! Ich liebe Pedro! Hörst du mich?! SEBASTIANO Nenn diesen Namen nicht, verflucht sei er! MARTA Ich schreie ihn, so laut ich kann! Mein Pedro komm und hilf! SEBASTIANO Schweig, Marta, du machst mich rasend! MARTA Ich bin nicht mehr die schwache Marta von einst, das arme, hilflose Kind. Nicht mich verteidig ich. Ich kämpf um meine Liebe. Um Pedro kämpfe ich, ich kämpfe um mein Glück! Die Marta, die du kanntest, ist verschwunden. Hier steht ein Weib, bereit zum Tode um ihrer Liebe willen. SEBASTIANO Wie schön der Zorn dich kleidet! Ich will dich küssen! MARTA Laß mich! SEBASTIANO Komm! MARTA Zurück! Pedro! SEBASTIANO Ein Wille gilt s, der meine! Ich zwinge dich zu Boden! MARTA Gibt s keine Rettung? Pedro! Mein Pedro, kommst du nicht? SEBASTIANO Nein, keine Rettung! Mein bist du, mein! Mit meinen Küssen schliess ich dir den Mund. Du rufst vergebens! Nun soll er kommen und dich mir entreißen! Neunte Szene (Pedro stürzt herein und wirft sich auf Sebastiano) PEDRO Da bin ich, und ich entreiss sie dir! MARTA Mein Pedro! SEBASTIANO Wo kommst du her? PEDRO Ich komme durch dieselbe Tür, durch die du heute Nacht als Herr und Dieb gekommen bist. Nun sind wir allein, Mann gegen Mann! SEBASTIANO Mach fort, rasch! PEDRO Ich soll fort? Ich? Ich bin nicht mehr der Tölpel, den du dir von Roccabruna holen wolltest. Ich bin dein Knecht nicht mehr, wir beide stehn jetzt gleich, Mann gegen Mann! SEBASTIANO Du wagst es? Warte nur! (Er will zum Tor) MARTA Pedro! PEDRO (stellt sich mit einem Sprung zwischen Sebastiano und das Tor) Entwischen willst du, feiger Hund? Nein, du entkommst mir nicht! Wir wollen beide hier zu Ende kommen. Hier steht mein Weib! Ich hab ein Recht auf sie! Du willst es mir bestreiten! Nimm sie dir! Doch du mußt sie erkämpfen! Dem Sieger soll sie angehören. Und Sieger ist, der jetzt am Leben bleibt! SEBASTIANO Ein Messer hast du? Ich hab keines. PEDRO Ich brauch es nicht. Die Waffe, dich zu töten, trag ich im Herzen. (Er wirft das Messer weg) Komm, jetzt sind wir gleich. MARTA Was machst du, Pedro? PEDRO Bleib wo du bist und lasse mich. (zu Sebastiano) Was zauderst du? Nun sind wir gleich! SEBASTIANO Nun hüte dich! (Er stürzt sich auf das Messer) MARTA Ah! PEDRO (hat Sebastianos Absicht durchschaut, macht einen Sprung und stellt einen Fuß auf das Messer) Verräter! Glaubst du, ich schlafe? Nun hol dir das Messer! SEBASTIANO Gottverfluchter! PEDRO Du dauerst mich. Hast wirklich Pech! Vorbei ist deine Zeit und alles geht zu Ende! Ich mach ein Ende! SEBASTIANO Auch ich kann ringen! PEDRO So versuch s und wehre dich! (Sie kämpfen) MARTA O Gott im Himmel, heilige Jungfrau, Mutter der Gnaden, steh mir bei! PEDRO (faßt ihn beim Hals) Wehre dich! SEBASTIANO Hilfe! Hilfe! PEDRO Ruf sie nur! Ruf sie nur, deine Hunde! SEBASTIANO (gesprochen) Du erwürgst mich! MARTA (gesprochen) Mutter der Gnaden! PEDRO Du kannst dich nicht mehr wehren! Dein Leben lösch ich aus wie eine Kerze, die der Wind verlöscht. (Er erwürgt ihn) Da schau, nun ist er tot! Zehnte Szene (Männer und Frauen, Pepa, Rosalia, Antonia, Nuri und Tommaso treten auf) PEDRO He, Burschen, her! Ihr Weiber, kommt! Kommt alle her! BAUERN Was gibt s? BÄUERINNEN Was gibt s? PEDRO Der Herr ruft euch! PEPA (gesprochen) Tot? ROSALIA (gesprochen) O großer Gott! TOMMASO Des Himmels Strafe hat ihn gefällt! Gott sei dem Sünder gnädig! PEDRO Und nun, ihr Leute, lacht doch, lacht! Nun ist es Zeit zum Lachen! Du aber, Marta, komm! Wir wollen gehn. MARTA Ja, fort von hier! PEDRO Hinauf in meine Berge, hinauf zu Licht und Freiheit! Fort aus dem Tiefland! Macht Platz, ihr alle, gebt uns Raum! Ich hab den Wolf erwürgt, den Wolf, den Wolf hab ich getötet! (Er hebt Marta in seine Arme und trägt sie fort. Die Bauern und Bäuerinnen machen dem davoneilenden Paar Platz. Man sieht beide über das Gebirge ziehen) ZWEITER AUFZUG Erste Szene (Marta und Pedro sitzen in derselben Stellung wie am Ende des ersten Aufzugs. Morgendämmerung) NURIS STIMME (hinter der Szene, näherkommend) Die Sterne gingen zur Ruh, der Tag ist aufgewacht; reibt sich die Augen aus und lacht. Wer darf noch traurig sein im hellen Sonnenschein? (Marta ist aufgewacht. Sie wirft einen Blick auf den noch immer schlafenden Pedro und verschwindet während Nuris Gesang in ihrem Zimmer) Die Welt ist schön, die Welt ist weit, die Sonne füllt sie mit Fröhlichkeit. Ich möchte ihr küssen das goldne Gesicht, doch küssen, nein, das läßt sie sich nicht. Sie ist so weit, und ich bin so klein, ich bin nur ein dummes Mägdelein. Gott grüss dich, Pedro! PEDRO Marta! NURI Nicht Marta ist es! Ich bin s bloß. PEDRO Und wo ist Marta? NURI Das fragst du mich? Bist du denn nicht der Ehemann? Seit gestern abend bist du s schon! PEDRO Seit gestern abend! NURI Ich stricke dir hier eine schöne Jacke. Die deine ist grau und häßlich PEDRO Laß sein, mein Kind, ich werde sie nicht tragen. Und eh sie fertig, ist, bin ich weit fort. NURI Fort willst du? PEDRO Von Marta will ich fort. Es macht mich toll! Wie kam das Licht in jenes Zimmer! Wer war s? Ich will ihn töten! Ich geb nicht Ruh, bis ich ihm nicht das Messer in die Gurgel stoße! NURI Was ist dir, Pedro? PEDRO Verzeih, mein Kind! NURI Tut dir was weh? Ich weiß ja, was dir wehe tut. Ist Marta nicht lieb zu dir? Und lachen die Leute? PEDRO Die Leute lachen? NURI Sie sagen alle »Ach, der arme Pedro!« Und lachen und kichern dabei. Warum denn bloß? PEDRO Warum? Warum? Sie wissen um mein Elend. Nur ich, ich weiß nicht, wer es war Warum, ach warum kam ich herab? Herab von meinen Höhn, wo ich in Frieden lebte! NURI Du tust mir leid. Kann ich dir gar nicht helfen? Ich hab dich lieb. Ich möcht dich fröhlich sehn. PEDRO Du gutes Kind! (Er fährt ihr durch die Haare) Zweite Szene (Marta tritt langsam aus der Kammer) NURI Da ist Marta. Nun will ich gehen. PEDRO O geh nicht, bleibe! MARTA (für sich) Was hat er an dem Mädchen? Was schwätzt er nur mit ihr? Gefällt sie ihm wohl gar? (Sie schürt das Feuer, über dem ein Topf hängt) Dummes Feuer, willst du gar nicht brennen! Wovon reden sie nur? Ich will nicht! Will nicht! NURI Was gibt s denn neues? MARTA O, Nuri, weißt du, was es neues gibt? Ich will dich nicht mehr sehen! Geh fort aus diesem Haus! NURI Hörst du es, Pedro? Marta jagt mich fort. Ich wollt ihr helfen. MARTA Ich brauch dich nicht! Geh fort, sonst schlag ich dich! NURI Was hab ich denn getan? MARTA Ich will dich nicht mehr sehen! NURI Ich geh nur dann, wenn Pedro mir s befiehlt, er ist der Mann im Haus. MARTA So laß von Pedro dir es sagen. PEDRO Tu nur, was Marta dir befiehlt. Ich hab hier nichts zu reden. Sei gut, mein Kind, und geh. MARTA Nein, bleibe jetzt, ich will nicht, daß du gehst. NURI Was soll ich tun? PEDRO Geh nur, mein Kind, ich werde dich begleiten. MARTA Das darfst du nicht! Du bleibst bei mir, weil du... PEDRO Weil ich? MARTA Ich weiß nicht, weiß es nicht. (Sie sinkt weinend auf einen Stuhl) PEDRO Meinst du vielleicht, daß Marta weint? Fällt ihr nicht ein! Im Gegenteil, sie lacht. Wir lachen beide ja seit gestern, seit unserm Hochzeitstag. (Er führt Nuri, die er um die Hüfte faßt, fort) So komm, mein liebes Kind, und folge mir. Kehr nie zurück zu uns ins Haus. Was willst du hier? Hier wohnt das Unglück, hier wohnen wir. (Er geht mit Nuri ab) MARTA Er soll mit ihr nicht sprechen! Er soll mit ihr nicht gehn! Er ist ja mein! Und niemand soll mir Pedro rauben! (Wie sie auf die Tür zugeht, stößt sie mit Tommaso zusammen) Dritte Szene TOMMASO Wo willst du hin? MARTA Ich weiß es nicht! Bei Gott, ich weiß es nicht! TOMMASO Ich sah, wie Pedro von hier fortging, verzweiflungsvoll. MARTA Verzweiflungsvoll! TOMMASO Man lacht ihn aus und er weiß nicht, warum. Man spottet sein, und er kann keinen fassen. Sie alle kennen seine Schande. Nur er kennt ihren Namen nicht. Er wird mich fragen »Sag, Tommaso, wer ist s? Wie heißt der Mann? Ich schlag ihn tot!« Und ich, ich war der Fürsprech dieser Ehe. Dich aber hass ich! Schlagen möcht ich dich! MARTA So tu s! TOMMASO Nun weiß ich, was du bist. Du bist eine... MARTA Ihr dürft mich schlagen, doch beschimpfen nicht. Sagt mir, Tommaso, hattet ihr kein Kind? TOMMASO Ich hatte eine Tochter. Der Himmel nahm sie mir. MARTA Denkt Eurer Tochter, eh Ihr mich verurteilt! Wärt Ihr vor ihr gestorben, wäre sie allein gestanden in der bösen Welt, in Not, in Elend. Wer hätt sie beschützt? O Gott im Himmel, erbarme dich mein und nimm mich endlich zu dir! Nur du kannst mich retten, nur du mich erlösen! (Sie sinkt weinend auf einen Stuhl) TOMMASO Du weinst? Das sind echte Tränen! MARTA Erfahren sollt Ihr, wie alles kam. Ich lüge nicht, so wahr ich elend bin! Wollt Ihr mich hören? TOMMASO So sprich! MARTA Ich weiß nicht, wer mein Vater war. Ich sah ihn nie, weiß nichts von ihm. Die Mutter bettelte in Barcelona In Sonnenbrand und Schnee und Regen stand ich mit ihr, der blinden Frau, vor Kirchentüren und an Straßenecken. Sie sprach kein Wort. Mit ausgestreckter Hand stand sie nur da. Ich klammert mich an sie und weinte in die Falten ihres Kleides. Und eines Tages kam ein Mann zu uns, ein lahmer Alter. Und wir bettelten zu dritt. Die Mutter und der Alte, sie schlugen sich und zankten oft ganze Nächte lang. O welch ein Leben voller Qual war das! Doch eines Nachts gab s keinen lauten Lärm. Still lag die Mutter auf der Erde, stumm saß der Alte neben ihr. Am Morgen aber stand er auf und sagt zu mir sie ist gestorben. Der Worte Sinn verstand ich nicht. Und Jahre später weint ich um die Mutter erst. TOMMASO Erzähle weiter! MARTA Von Barcelona zogen wir hinaus ins flache Land, von Dorf zu Dorf. Ich wuchs heran. Wie gerne, ach, hätt Arbeit ich gesucht. Der Alte aber hielt mich fest. Er ließ mich tanzen und die Leute gafften und warfen mir die Münzen vor die Füße Er war zufrieden. Und was kümmert s ihn, daß ich die langen Nächte still durchweinte. TOMMASO Du armes Kind! MARTA So kamen wir denn eines Tags hierher. Ich tanzte vor den Bauern, und der Alte ging umher und heischte milde Gaben. Da trat ein Mann zu mir, sie nannten ihn den Herrn, und Sebastiano war s. Er strich mir übers Haar und fragte mich, wieso es komme, daß ich so schön geworden, wo ich das Tanzen gelernt? Zum erstenmal sprach einer gut mit mir. Dann wandte sich der Herr zu meinem Herrn und frug ihn, ob er hier nicht bleiben wolle, als Müller auf der Mühle. Ich sah ihn bittend an O nicht mehr betteln gehn und nicht mehr tanzen müssen auf der Straße! Der Alte sprach leise mit Sebastiano. Sie stritten und sie feilschten... und wir blieben. Ich zählte damals dreizehn Jahre. Und jeden Tag kam Sebastiano. Er brachte mir Geschenke, bat und drohte. Der Alte schlug mich, riß mich bei den Haaren. Wenn ich den Herrn nicht erhörte, wär es aus mit Ruh und Frieden. Ich sollte wieder betteln, wieder tanzen, nein, nein, nein! Und so ist es geschehn. TOMMASO Du Unglückselige! MARTA Ein Wunder geschah mir war es in der Kirche, als sprach zu mir ein Bote aus der Höh Das ist dein Mann, dein Schutz und Stab, er wird dich retten aus aller Not und Qual. Und Pedro, Pedro liebt mich, er liebt mich wirklich, die ich s nicht verdiene. TOMMASO Wenn du ihn liebst, so kenn ich deine Pflicht Du mußt ihm alles sagen. MARTA Ich soll ihm sagen? Soll ihm meine Schande sagen? Und wenn er geht? Und wenn ich ihn verliere? TOMMASO Er muss es wissen! Muss von dir es wissen. Genug der Lüge. Hab den Mut zur Wahrheit! MARTA So betet für mich! TOMMASO Das will ich tun! Ich will vom Himmel Stärke dir erflehn, als wärst du meine Tochter. Vertrau auf Gott, der Wunder tut. Der Wunder größtes aber ist die Liebe. MARTA (kniet vor ihm nieder) So segnet mich. TOMMASO In seine Arme schliess dich Gott, der Allverzeihende. Er gebe dir Stärke, er gebe dir Mut, der Allbarmherzige! Vertrau auf ihn und du bist stark, blick auf zu ihm und seine Gnade ist dein Schild. (Man hört im Hintergrund Stimmen, Lachen und Schwatzen) MARTA Die Weiber kommen, und Nuri ist mit ihnen. Ich will sie nicht sehen, lebt wohl. (Marta geht ab) Vierte Szene (Pepa, Antonia, nuri und Rosalia treten ein) PEPA Da ist Tommaso. Er muss reden! ANTONIA Wo ist Marta? Wo ist Pedro? ROSALIA Erzähl uns, was geschah. TOMMASO Ich weiß von nichts. PEPA Er will gehn! (ihn zurückhaltend) So wart doch einen Augenblick! TOMMASO Frieden sei mit euch! (Er geht ab) ANTONIA Der alte Brummbär, nicht reden will er! NURI Er weiß ja nichts. Nur ich weiß viel. PEPA, ANTONIA, ROSALIA O gute Nuri, liebes, süßes Kind, erzähl uns rasch, wie war s, was ist geschehn? NURI Macht keinen Lärm, denn Pedro kommt. Wollt ihr was erfahren, so fragt ihn selbst. Fünfte Szene (Pedro tritt ein. Alle weichen zurück. Er geht nach vorne und setzt sich nieder) PEPA Ei, so mürrisch, so verdrießlich! ROSALIA Am Morgen nach der Hochzeit! (Pepa, Antonia und Rosalia lachen Pedro aus) PEDRO Was für Recht habt ihr zu lachen? PEPA Wir lachen ja nicht. ANTONIA Nein, niemand hat gelacht. PEDRO Ich ertrag es nicht länger, ich will, daß ihr sprecht. Mit dem Lachen ist es aus! (Er faßt Pepa an) Sprich du für alle! Ihr lachtet gestern, lachtet heut. Was hab ich euch getan? Was tat euch Marta? (Er schüttelt sie mit beiden Armen) Ihr sollt mir Antwort geben, schamlose Weiber! ROSALIA Du bist ein Narr! PEDRO Ein Narr bin ich. Da hast du recht. Doch ihr treibt mich zum Wahnsinn. Ist dir dein Leben lieb, so rede jetzt! Warum habt ihr gelacht? ANTONIA So frag doch Marta! PEPA, ANTONIA, ROSALIA So frag doch Marta! PEDRO Marta? Ich soll sie fragen? PEPA, ANTONIA, ROSALIA Frag Marta! NURI Frag Marta! PEPA, ANTONIA, ROSALIA Da kommt sie selbst! (Sie gehen ab) Sechste Szene (Marta kommt herein, nimmt den Topf vom Feuer und stellt ihn auf den Tisch) MARTA Das Essen ist da. PEDRO Ich kann nicht essen, Marta, ich will mit dir sprechen. MARTA (näherkommend) Was willst du mir sagen? PEDRO Bleib mir vom Leibe, geh! Ich kehr zurück in meine Berge, woher ich kam, leb wohl! MARTA Du darfst nicht gehn, um Christi Wunden willen! Verzeihe PEDRO Ich soll dir verzeihen? Du hast mich betrogen! Verachten, verfluchen sollt ich dich! Ich sollt dich töten! MARTA Ja, töte mich, ich bitte dich darum. PEDRO Dich töten, nein. Ich gehe fort und seh dich niemals wieder. MARTA (versucht verzweifelt, ihn zurückzuhalten) Du hast den Mut nicht, mich zu töten! Ja, du hast Furcht, ein feiger Wicht bist du! PEDRO Ich, Furcht? MARTA Beschimpf mich, schlag mich, tritt mich mit Füßen! Stoß mir das Messer in die Brust, nur geh nicht fort! (Sie umklammert seine Knie) PEDRO Im Tiefland sterb ich, laß mich auf die Berge, bleib du in deinem Sumpf! Mit ihm! (Er macht sich von ihr los, stößt sie zurück und geht dem Tor zu. Sie ist auf den Boden gefallen, wo sie sich aufrichtet) MARTA (verzweiflungsvoll, fast irre) Mit ihm, den ich liebe! Ja, du sprichst wahr ich hab dich betrogen, hörst du es wohl? Du bist ein Feigling und strafst mich nicht. Geh nicht fort von mir, Pedro! Ich hab einem andern gehört. Sein war ich. Hörst du mich wohl? Sein und nicht dein! PEDRO (kehrt wütend zurück und droht ihr mit der Faust) Schweig! (Marta steht auf) MARTA Ein Dummkopf bist du. Begreifst du denn nicht? Ich hab dich betrogen und lache darob. (Sie lacht wie eine Wahnsinnige) Ich lache wie alle. Die Hochzeit war lustig! Sie lachten alle, und er, er, er lachte auch. (Sie lacht) PEDRO (stürzt auf den Tisch zu und ergreift das Messer) Gott soll mich strafen, wenn ich nicht... MARTA (hängt sich an seinen Arm) Der andere lachte. Hahaha! PEDRO (das Messer schwingend) Des Todes bist du! MARTA So hab den Mut und stoße zu! Laß sehen, ob du kein Feigling bist! PEDRO (sich wieder von ihr entfernend) Ich tu dir nichts zu Leide! MARTA Welch ein feiger Wicht bist du! Um eine Handvoll Geld hast du dich verkauft! PEDRO (außer sich, führt er einen Stoß gegen sie) Ich mich verkauft... (gesprochen) Verruchte! (verwundet sie am Arm) MARTA Ah, endlich! PEDRO (schleudert entsetzt das Messer von sich) Was hab ich getan? MARTA Mein Blut vergossen hast du, oh, wenn du wüßtest, wie selig ich bin! PEDRO Verflucht bin ich! Ich bin ein wildes Tier! (Er sinkt auf einen Stuhl. Marta nähert sich ihm, sinkt in die Knie und schlingt die Arme um ihn) MARTA Du hast nur deine Pflicht getan! Ich wollte ja den Tod durch dich! Ich bitte dich, stoß zu, hier, mitten in das Herz! PEDRO Laß mich! MARTA Siehst du denn nicht, daß mir das Leben zur Last? Ich muss ja sterben! Und ich wär selig, stürb ich durch dich! Nichts wäscht mich rein von Schuld und Sünde als nur mein Tod. Doch glaube mir, mein Pedro, glaube mir, ich war nicht schlecht, ich war nur elend. Die Menschen gingen böse mit mir um. Mein Glück zertraten sie. Nur einen Augenblick des Glücks kannst du mir geben töte mich und mach ein Ende! PEDRO (sie in seine Arme schließend) Ich soll dich töten? Dich, die ich liebe? Seitdem ich dich sah, bin ich ja toll von Liebe. Was kümmert s mich, wer du auch seist! Was kümmert s mich, was du getan! Du hast mich behext, ich kann nicht los von deines Herzens Zauber. Und wie ich mich auch wehren mag, ich komme tiefer stets in deinen Bann. Ich will dich küssen, will dich halten, will mich verbeißen in dich Ich heb dich auf und trag dich fort in meine Berge. Im Sturmgetos, im wirbelnden Schnee, in meiner Berge freier Luft, dort will ich Hochzeit mit dir halten, dort raubt dich mir niemand, niemand, dort bist du mein! Nun mögen sie kommen, ich trotze ihnen! MARTA Mein Gott! PEDRO (will sie halten) Nun bist du mein! MARTA Nein, nein! PEDRO Marta! MARTA Eh du mich küssest, sollst du wissen, ob du es darfst. Ich will dir erzählen, wie alles geschah. Dann richte mich! Dann tu, was Gottes Wille ist! PEDRO Nein, nein, nicht hier! Wir wollen hinauf in die Berge! MARTA Wir wollen hinauf in die Berge! MARTA, PEDRO An Gottes Brust uns legen! PEDRO So komm! MARTA Ich komm! PEDRO So komm! (Sie gehen dem Tore zu) Siebente Szene SEBASTIANO (tritt den beiden entgegen) Recht guten Tag! Was gibt es neues? PEDRO Gut, daß Ihr kommt. Nehmt Eure Mühle wieder. Ich kehr zurück, woher ich kam. SEBASTIANO (ohne auf ihn zu achten, zu Marta) Heut abend kommt der Vater meiner Braut. Bis dahin will ich lustig sein. Ich sah dich lang nicht tanzen! Tanz mir was vor, ich spiel dir auf. Tanz! Sag ich dir. (Bauern und Bäuerinnen treten ein. Sebastiano ergreift eine Gitarre) Hüll in die Mantilla dich fester ein, verbirg den Kopf im Schleier Nun tanze, Geliebte, nun tanze fein, mir zur Feier. Dreh dich im Takt der Melodie und wieg dich in den Hüften und heb das Knie. Nun tanze, Geliebte, nun tanze fein, mir zur Feier. BAUERN, BÄUERINNEN Dreh dich im Takt der Melodie etc. PEDRO Hör auf! Und du, Marta, komm fort! SEBASTIANO Nun zeige im Tanze, was dich bewegt, zeig mir in deinem Blicke wie laut das Herz entgegen mir schlägt, dem Liebesglücke. Ich weiß von Küssen verschwiegen und heiß und tausend Tändelein, des Sängers Preis! Wie laut das Herz entgegenschlägt dem Liebesglücke. BAUERN, BÄUERINNEN Ich weiß von Küssen etc. PEDRO Marta, komm fort! SEBASTIANO Was sagt der Mensch? MARTA Er sagt... PEDRO Wir wollen fort! MARTA Wir wollen fort! BAUERN, BÄUERINNEN Sie wollen fort! SEBASTIANO Du bist von Sinnen! Es darf nicht sein! (Er greift Marta am Arm) PEDRO O Herr, was tut Ihr denn? SEBASTIANO Ich halte, was mein ist! PEDRO Ist Marta nicht mein Weib? MARTA Ich geh mit Pedro, und Ihr habt kein Recht mir zu verbieten! SEBASTIANO Kein Recht? Das will ich sehn! (zu den Leuten) Jagt mir den Kerl hier vom Hof! (zu Marta) Und du bleibst hier! PEDRO (faßt Marta beide Hand) Mein Weib ist mein, und wir gehn fort! SEBASTIANO Da, nimm für deine Frechheit, du Lump, du Taugenichts! (Er gibt ihm eine Ohrfeige) PEDRO (wütend aufschreiend) Ah! MARTA Pedro, er hat dich geschlagen! Nimm Rache dafür! PEDRO Wie darf ich denn? Er ist der Herr! MARTA Der Herr ist er?! Er war es, der in Schand und Schmach dein Weib gestoßen hat. Er brachte Unheil über mich und dich. Er kam heut Nacht in meine Kammer! PEDRO Was sagst du da? Ihr!! (Er will sich auf Sebastiano stürzen, aber die anderen halten ihn zurück) Du Schuft! Du Dieb! SEBASTIANO Schafft ihn fort! PEDRO Ich töte dich! SEBASTIANO Was zaudert ihr? Hinaus mit ihm! PEDRO Laßt mich los! Los! sag ich! Dein Blut will ich! Dein Leben! BAUERN, BÄUERINNEN Hinaus! Fort! SEBASTIANO (Marta packend) Die aber bleibt mein für immer! MARTA Pedro, mein Pedro, hilf! PEDRO Ich helfe dir! So wahr ein Gott im Himmel ist! Ich helfe dir! (Die Männer bringen den wütenden Pedro fort, und Sebastiano wendet sich lachend und selbstbewußt Marta zu, die bewußtlos zu Boden gesunken ist. Tommaso erscheint) Achte Szene SEBASTIANO Was wollt Ihr, he? TOMMASO Den Vater Eurer Braut sprach ich soeben. SEBASTIANO Was sagt er Euch? TOMMASO Er läßt Euch grüßen und s ist alles aus! Schlagt Euch nur seine Tochter aus dem Kopf. SEBASTIANO Tod und Teufel! Wer hat ihm gesagt? TOMMASO Ich sagt ihm alles. Ja, ich selbst. SEBASTIANO Schwachsinniger Alter! (Tommaso ab) MARTA (gesprochen) Heilige Jungfrau, steh mir bei! SEBASTIANO Nun hab ich nichts als dich mehr auf der Welt Die Braut ist verloren, verloren bin ich selbst! Dich aber laß ich nicht. MARTA Du kannst mich töten, doch mich halten nicht! SEBASTIANO Ei, mein Schätzchen, du bist wild. Ich will den Trotz dir schon vertreiben. Die Mühle hier ist mein, und du bist mein! Versuchs, mir zu entrinnen! MARTA Bei welcher Macht des Himmels soll ich flehen um meine Freiheit? SEBASTIANO Der Himmel, der bleibt taub. Schrei nur zu Gott und seinen Heiligen. Ich trotze ihnen. Hier diese Mühle ist mein letzter Port. Hier will ich bleiben , vereint mit dir, mag draußen auch die Welt in Trümmer gehn! MARTA So kennst du keine Gnade? SEBASTIANO Liebe, ja, doch Gnade nicht! Ich kann nicht leben ohne dich! Ich kann nicht atmen ohne dich! MARTA Auch ich kenn eines nur die Liebe! Ich liebe Pedro! Hörst du mich?! SEBASTIANO Nenn diesen Namen nicht, verflucht sei er! MARTA Ich schreie ihn, so laut ich kann! Mein Pedro komm und hilf! SEBASTIANO Schweig, Marta, du machst mich rasend! MARTA Ich bin nicht mehr die schwache Marta von einst, das arme, hilflose Kind. Nicht mich verteidig ich. Ich kämpf um meine Liebe. Um Pedro kämpfe ich, ich kämpfe um mein Glück! Die Marta, die du kanntest, ist verschwunden. Hier steht ein Weib, bereit zum Tode um ihrer Liebe willen. SEBASTIANO Wie schön der Zorn dich kleidet! Ich will dich küssen! MARTA Laß mich! SEBASTIANO Komm! MARTA Zurück! Pedro! SEBASTIANO Ein Wille gilt s, der meine! Ich zwinge dich zu Boden! MARTA Gibt s keine Rettung? Pedro! Mein Pedro, kommst du nicht? SEBASTIANO Nein, keine Rettung! Mein bist du, mein! Mit meinen Küssen schliess ich dir den Mund. Du rufst vergebens! Nun soll er kommen und dich mir entreißen! Neunte Szene (Pedro stürzt herein und wirft sich auf Sebastiano) PEDRO Da bin ich, und ich entreiss sie dir! MARTA Mein Pedro! SEBASTIANO Wo kommst du her? PEDRO Ich komme durch dieselbe Tür, durch die du heute Nacht als Herr und Dieb gekommen bist. Nun sind wir allein, Mann gegen Mann! SEBASTIANO Mach fort, rasch! PEDRO Ich soll fort? Ich? Ich bin nicht mehr der Tölpel, den du dir von Roccabruna holen wolltest. Ich bin dein Knecht nicht mehr, wir beide stehn jetzt gleich, Mann gegen Mann! SEBASTIANO Du wagst es? Warte nur! (Er will zum Tor) MARTA Pedro! PEDRO (stellt sich mit einem Sprung zwischen Sebastiano und das Tor) Entwischen willst du, feiger Hund? Nein, du entkommst mir nicht! Wir wollen beide hier zu Ende kommen. Hier steht mein Weib! Ich hab ein Recht auf sie! Du willst es mir bestreiten! Nimm sie dir! Doch du mußt sie erkämpfen! Dem Sieger soll sie angehören. Und Sieger ist, der jetzt am Leben bleibt! SEBASTIANO Ein Messer hast du? Ich hab keines. PEDRO Ich brauch es nicht. Die Waffe, dich zu töten, trag ich im Herzen. (Er wirft das Messer weg) Komm, jetzt sind wir gleich. MARTA Was machst du, Pedro? PEDRO Bleib wo du bist und lasse mich. (zu Sebastiano) Was zauderst du? Nun sind wir gleich! SEBASTIANO Nun hüte dich! (Er stürzt sich auf das Messer) MARTA Ah! PEDRO (hat Sebastianos Absicht durchschaut, macht einen Sprung und stellt einen Fuß auf das Messer) Verräter! Glaubst du, ich schlafe? Nun hol dir das Messer! SEBASTIANO Gottverfluchter! PEDRO Du dauerst mich. Hast wirklich Pech! Vorbei ist deine Zeit und alles geht zu Ende! Ich mach ein Ende! SEBASTIANO Auch ich kann ringen! PEDRO So versuch s und wehre dich! (Sie kämpfen) MARTA O Gott im Himmel, heilige Jungfrau, Mutter der Gnaden, steh mir bei! PEDRO (faßt ihn beim Hals) Wehre dich! SEBASTIANO Hilfe! Hilfe! PEDRO Ruf sie nur! Ruf sie nur, deine Hunde! SEBASTIANO (gesprochen) Du erwürgst mich! MARTA (gesprochen) Mutter der Gnaden! PEDRO Du kannst dich nicht mehr wehren! Dein Leben lösch ich aus wie eine Kerze, die der Wind verlöscht. (Er erwürgt ihn) Da schau, nun ist er tot! Zehnte Szene (Männer und Frauen, Pepa, Rosalia, Antonia, Nuri und Tommaso treten auf) PEDRO He, Burschen, her! Ihr Weiber, kommt! Kommt alle her! BAUERN Was gibt s? BÄUERINNEN Was gibt s? PEDRO Der Herr ruft euch! PEPA (gesprochen) Tot? ROSALIA (gesprochen) O großer Gott! TOMMASO Des Himmels Strafe hat ihn gefällt! Gott sei dem Sünder gnädig! PEDRO Und nun, ihr Leute, lacht doch, lacht! Nun ist es Zeit zum Lachen! Du aber, Marta, komm! Wir wollen gehn. MARTA Ja, fort von hier! PEDRO Hinauf in meine Berge, hinauf zu Licht und Freiheit! Fort aus dem Tiefland! Macht Platz, ihr alle, gebt uns Raum! Ich hab den Wolf erwürgt, den Wolf, den Wolf hab ich getötet! (Er hebt Marta in seine Arme und trägt sie fort. Die Bauern und Bäuerinnen machen dem davoneilenden Paar Platz. Man sieht beide über das Gebirge ziehen) Albert,Eugen d /Tiefland