約 5,138,190 件
https://w.atwiki.jp/zeitvertreib/pages/75.html
http //www.soziale-systeme.ch/leseproben/luhmann.htm Soziale Systeme 1 (1995), H.1, S. 7-28 **Kausalität im Süden ***Niklas Luhmann Zusammenfassung Politische Entwicklungsplanungen, die rechtliche und monetäre Mechanismen benutzen, haben sich als wenig erfolgreich erwiesen. Widerstand gegen Modernisierung ist, infolge dieser Erfahrung, durch Faktoren wie "Tradition", "Kultur", "Mentalitäten" erklärt worden. Aber solche Erklärungen sind mehr oder weniger tautologisch geblieben. Es wird vorgeschlagen, sie durch einen Faktor zu ersetzen, den man als "soziale Konstruktion" von Kausalität bezeichnen könnte. Nach jahrzehntelangen Forschungen über Kausalattribution und Wahrnehmung kausaler Beziehungen kann man nicht mehr davon ausgehen, daß Beziehungen zwischen Ursachen und Wirkungen objektive Sachverhalte der Welt seien, über die dann wahre bzw. unwahre Urteile möglich sind. Vielmehr geht es um eine Unendlichkeit möglicher Kombination von Ursachen und Wirkungen, die nur extrem selektiv genutzt werden kann, wenn ein Zusammenhang von bestimmten Ursachen mit bestimmten Wirkungen irgendeinen kognitiven oder praktischen Sinn geben soll. In anderen Worten Kausalität ist ein Medium lose gekoppelter Möglichkeiten, dessen Verwendung eine Bildung von relationalen Formen, also eine feste Kopplung bestimmter Ursachen und bestimmter Wirkungen erfordert. Aussichten auf erfolgreiches Handeln ebenso wie das Beobachten der Intentionen anderer hängt von einer solchen Formselektion ab. Dabei handelt es sich um soziale Konstrukte, deren Konstruktion jedoch nicht wie eine Meta-Ursache, gleichsam als Ursache der Kausalität selbst, in das Kausalschema aufgenommen wird. Vielmehr dient die Formbildung als "blinder Fleck", der es überhaupt erst ermöglicht, Kausalität zu sehen und zu benutzen. Wenn eine Gesellschaft daran gewöhnt ist, Kausalität in personalisierten sozialen Netzwerken zu lokalisieren und Erfolge bzw. Mißerfolge vom Gebrauch dieser spezifischen Form von Kausalität zu erwarten, wird es sehr schwierig sein, an diesen Bedingtheiten etwas zu ändern, wenn nicht als Ersatz gleichermaßen handliche Kausalformen zur Verfügung gestellt werden können. Mehr Geld und mehr Rechtsvorschriften werden nur dazu dienen, die Wirksamkeit der Kontakte des Netzwerks zu erproben und zu bestätigen. I. Forschungen über die besonderen Strukturen und Probleme des "Mezzogiorno" Italiens sind in großer Zahl durchgeführt oder jedenfalls projektiert und finanziert worden. Im folgenden geht es um eine Revision ihrer theoretischen Grundlagen. Im typischen Falle geht man von Unterschieden in der "Kultur" oder der "Mentalität" der Bevölkerung des Südens aus. Man hat empirische Befunde genug, die belegen, daß es solche Unterschiede gibt. Unsere Frage ist, was es besagt und welche Konsquenzen es hat, wenn sie über Begriffe wie "Kultur" oder "Mentalität" in die Literatur und in die weitere Forschung eingeführt werden. Beide Begriffe eignen sich dazu, Unterschiede sichtbar zu machen. In der Tat ist der Begriff "Kultur" in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts konstruiert worden, um vergleichende Darstellungen, sei es in regionaler, sei es in historischer Sicht, mit einem übergreifenden Begriff zu versorgen. Erfolge in Richtung einer Erweiterung des europäischen Horizontes bis ins Entlegene und Esoterische sind nicht zu bestreiten. Kultur scheint es immer und überall gegeben zu haben, solange und soweit es Menschen gibt. Theoretisch hat dieser Begriff jedoch wenig erbracht. Vor allem ist unklar geblieben, wovon sich Kultur unterscheidet, wenn alle Artefakte, einschließlich Texte, einschließlich sogar der jeweiligen Vorstellung von "Natur" als "Kultur" zu verstehen sind. Ebenso unklar bleibt der Begriff der Mentalität, der sogar die wichtige Unterscheidung von kommunikativen und intrapsychischen Prozessen, über die man mindestens seit der Romantik verfügt, ignoriert oder doch sabotiert. Wenn aber ein Begriff nicht klarstellen kann, was durch ihn ausgeschlossen wird, was also die andere, nicht bezeichnete Seite seiner Form ist, sind wissenschaftliche Erträge nicht zu erwarten. Das mag dazu geführt haben, daß man sich genötigt sah, "harte" Naturwissenschaften und "weiche" Geisteswissenschaften (oder "science" und "humanities") zu unterscheiden. Zugleich könnte hier einer der Gründe liegen, weshalb die Feststellung von Unterschieden in der Kultur und den Mentalitäten des Südens im Vergleich zu den Zentren der modernen Gesellschaft ebenso inspirativ wie unergiebig geblieben ist. Wissenschaftlich, aber auch politisch. II. Daß man so intensiv und so lange mit dem Begriff der Kultur und mit Mentalitätsvergleichen gearbeitet hat, mag mit bestimmten Eigentümlichkeiten der neuzeitlichen Semantik Europas zusammenhängen. Wir konzentrieren uns auf zwei Konzepte auf ein vorwiegend technisches Verständnis von Rationalität und ein vorwiegend liberales bzw. sozialistisches Verständnis von Freiheit. Die Entstehung von Geisteswissenschaften scheint das Ergebnis oder auch die Kompensation dafür gewesen zu sein, daß mit dieser Engführung der Semantik von Rationalität und Freiheit wichtige Probleme der modernen Gesellschaft nicht zu fassen waren und dann gleichsam als Restprobleme untergebracht werden mußten. Der rationalen "Entzauberung" der Welt (Max Weber) entsprach sehr überzeugend eine Verinnerlichung des Freiheitsverständnisses und die Dauerklage über Entfremdung im Gebrauch der angeborenen Freiheit. Aber so überzeugend diese Gegenüberstellung gelungen war sie scheint heute eine ausreichende Beschreibung der modernen Gesellschaft eher zu behindern als zu fördern. Es handelt sich um ein Relikt der "bürgerlichen" (technisch-rationalen, fortschrittlichen, liberalen oder sozialistischen) Gesellschaft. Die Vorstellungen über technische Rationalität gehen zurück auf eine radikale Vereinfachung des aristotelischen Vier-Ursachen-Schemas. Für Aristoteles waren Ursachen alle Bedingungen, denen Seiendes sein Sein verdankt, also neben den Wirkursachen auch das angestrebte Ende (télos), die bestimmungsbedürftige Materie und die Form. Davon blieb, soweit es um Kausalität geht, nur eine einzige, die sogenannte mechanische Kausalität.(1) Das Ergebnis war eine gewaltige Ausdehnung des Anwendungsbereichs dieser einen Kausalität. Sie war sozusagen nicht mehr auf ein Zusammenwirken mit anderen Kausalitäten im schön geordneten Kosmos verpflichtet und nicht mehr durch deren Interferenzen bedroht und eingeschränkt. Statt dessen mußte sie sich andere Einschränkungen suchen, etwa solche der Mathematik (die einen Verzicht auf zeitliche Irreversibilität implizieren) oder in der Form von empirisch getesteten Kausalgesetzen oder schließlich in der Form statistischer Wahrscheinlichkeiten des Erzielens bestimmten Wirkungen durch die Aktivierung bestimmter Ursachen. Zugleich wurden die Zwecke entteleologisiert, das heißt nicht mehr als Komponenten der Kausalität selbst behandelt, sondern nur noch als Vorstellungen, die den Einsatz menschlichen Handelns zum Bewirken von Wirkungen motivieren. Die Folge ist daß Zwecke einen "Wert" haben müssen und über die Werte einer sozialen Aufsicht unterliegen oder wie man im 19. und 20. Jahrhundert dann sagen wird Institution werden können. Bei aller Kritik der Konsequenzen moderner technischer Kausalrationalität, wie wir sie bei Max Weber oder beim späten Husserl finden die Institutionalisierung von Rationalität scheint unangefochten in Geltung zu stehen - wenn nicht in Bezug auf das Privatleben so doch in den Anforderungen an Organisationen.(2) Die Erwartungen können sich von der Annahme einer linearen Ursache-Wirkung-Kausalität schwer lösen. Denn wie sollte man sich eigenes Handeln oder das Handeln anderer vorstellen, wenn man nicht erwarten könnte, daß das Handeln im Regelfalle die beabsichtigten Effekte hat. Es ist kaum denkbar, daß man diese Vorstellung frontal attackiert. So viel Unplausibilität kann selbst die Wissenschaft sich nicht leisten. Und trotzdem werden wir fragen müssen, ob Kausalität richtig verstanden ist, wenn man sie schon durch ihren Begriff auf eine feste, technisch verfügbare Koppelung von Ursachen und Wirkungen reduziert. Parallel zur Festlegung auf technisch-rationale Kausalität war die liberale Theorie vom 17. bis zum 20. Jahrhundert von der Unterscheidung Freiheit und Zwang ausgegangen. Die Konzeption einer natürlichen, also angeborenen Wahlfreiheit war immer schon ein Erfordernis der Ethik gewesen (und dies unabhängig von der Frage der politischen Freiheit, die man nur auf Städte oder Territorialherrschaften bezogen hatte). Auch wenn nach den Religionskriegen normative religiöse, naturrechtliche, ethische Beschränkungen der Freiheit mehr und mehr in Kontroversen (vor allem in Begründungskontroversen) gerieten, blieb die Freiheit des Individuums als gemeinsame Voraussetzung aller Bemühungen um normative Regulierung zurück. Der moderne Individualismus eignete sich vorzüglich zur Dekonstruktion alter sozialer Einteilungen, vor allem solcher der Nationen, der Stratifikation, der Patron/Klient-Gruppierungen, der Kirchen und Sekten und hatte damit eine neue Funktion, ein Existenzrecht unter ganz anderen sozialen Bedingungen. Freiheit wurde einerseits von Zwang unterschieden; andererseits aber auch als in sich beschränkt gedacht als Ausschließung von Willkür (licentia), wenn nicht gar als angewiesen auf vernünftigen Gebrauch. Wenn im Gegensatz zu Zwang definiert, gerät die individuelle Freiheit in einen unlösbaren Gegensatz auch zur sozialen Ordnung, die ihr immer Beschränkungen setzen muß. Rousseau hatte diesen Konflikt bekanntlich durch Eliminierung aller besonderen Abhängigkeiten in der Gesellschaft vermeiden wollen, "parce que toute dépendence particuliere est autant de force ôtée au corps de l Etat".(3) Aber um so dramatischer tritt er dann im Verhältnis von Individuum und Staat auf. Eben deshalb mußte man auf Seiten des Individuums mit Vernunftzumutungen nachhelfen und auf Seiten des Staates mit verfassungsrechtlichen Vorkehrungen. Der beides zusammenfassende Titel lautete bei Rousseau volonté générale. Diese Konstellation hat die allmähliche Abschwächung der Vernunftzumutung und den Zusammenbruch der Unterscheidung empirisch/transzendental überdauert. Sie hat sich zwar als radikaler Republikanismus, als Ausschaltung aller intermediären Instanzen der Einschränkung von Freiheit - sei es des Individuums, sei es des Staates - nicht durchführen lassen. Sie hat gleichwohl die politisch-ideologischen Kontroversen zwischen Liberalismus und Sozialismus überdauert; denn in diesen Kontroversen ging es nur um die Art des Zwanges, der die Freiheit unter modernen Bedingungen einschränkt staatliches Recht oder kapitalistische Fabrikorganisation. Sie findet sich, wieder und wieder copiert, in den Programmen der politischen Parteien demokratischer Staaten und in ihrer Wahlkampfrhetorik. Und immer ist die Freiheit die positive, der Zwang die negative Seite dieser Unterscheidung. Man könnte in Bezug auf diese persistente Prominenz von semantisch codiertem Individualismus sprechen. In der offiziellen Kultur herrschen diese Schemata der technischen Rationalität und der individuell fundierten Freiheit nach wie vor. Es gibt eine romantische Gegenkultur, es gibt zahllose Ansätze zur Kritik der modernen Gesellschaft; aber solche Bestrebungen leben davon, daß das, wogegen sie sich wenden, den ersten Platz besetzt hält. Und doch gibt es deutliche Zeichen dafür, daß diese beiden aufeinander abgestimmten Schemata nur noch wie kulturelle Fiktionen fortexistieren. Denn in der sozialwissenschaftlichen Forschung sind sie seit langem unter dem Mikroskop empirischer Untersuchungen aufgelöst worden. Für die Kausalannahmen gilt dies vor allem dank der sogenannten Attributionsforschung. Ausgehend von der Frage, wie Kausalität überhaupt beobachtet werden kann,(4) hat sich das Interesse auf den Zurechnungsprozeß verschoben. Die Frage lautet nicht mehr, welche Ursache welche Wirkung hat, sondern wie eine Zuordnung von Wirkungen auf Ursachen und von Ursachen auf Wirkungen konstruiert wird; und vor allem wer bestimmt, was dabei unberücksichtigt bleiben kann. Und wie immer, wenn die Forschung von Was-Fragen auf Wie-Fragen umgestellt wird, kommen dabei Strukturen in den Blick, die den Ausschlag dafür geben, daß bestimmte Zusammenhänge gesehen und andere ebenfalls mögliche Zusammenhänge nicht gesehen werden. Die Forschung nimmt, in Begriffe der Kybernetik und der Systemtheorie übersetzt, die Perspektive eines Beobachters zweiter Ordnung ein. Das heißt sie beobachtet, wie Beobachter, die Kausalaussagen machen, beobachten.(5) Die Annahme einer im Individuum immer schon gegebenen, also nur durch Vernunft oder durch Zwang einschränkbaren Freiheit hat ein ganz anderes Schicksal gehabt Sie ist als Unterscheidung zusammengebrochen. Wie soll man unterscheiden können, so ist zu fragen, ob jemand auf Grund von Freiheit oder auf Grund von Zwang handelt? Das war schon ein Problem der kantischen Theorie gewesen Wie soll sich jemand moralisch frei entscheiden können, wenn er zugleich auch rechtlich gezwungen werden könnte und das weiß? Oder noch älter wie kann jemand nur um der Tugend willen handeln, wenn er weiß, daß Tugend mit sozialer Anerkennung belohnt wird? Oder heute handelt jemand, den man mit Über-Ich vollgestopft hat, frei oder unfrei? Auch hier wirft uns diese Ambiguität zurück auf ein Problem der Beobachtung zweiter Ordnung Wer zieht in solchen Fällen die Grenze zwischen Freiheit und Zwang? Wer konstruiert die Unterscheidung? Warum diese und keine andere? Wer ist der Beobachter, der beobachtet, wie ein anderer sich seine Freiheit und sein Gezwungensein zurechtlegt, wie er external oder internal zurechnet? Auf Grund welcher Charaktermerkmale und in welchen Situationen? Die empirische Sozialforschung, und zwar weniger die Soziologie als vielmehr die Sozialpsychologie, hat die relativ schlichten, und eben deshalb wirksamen, Prämissen der technisch-rationalen Kausalität und der individuellen Freiheit pulverisiert. Aber sie hat keinen ebenso wirksamen Ersatz geschaffen. Sie hat aufgelöst, aber nicht rekonstruiert. Daher stellen technisch-rationale Kausalität und individuelle Freiheit immer noch ihre Ansprüche, besonders an die Politik. Die Technik soll auf Umweltschonung und Risikovermeidung umdirigiert werden, was voraussetzt, daß man Effekte kennen und kontrollieren kann. Die Individuen wollen "emanzipiert" werden (oder zumindest wird ihnen eine solche Ambition zugemutet). Und schließlich beruht alle Aufarbeitung von Zivilisationsschäden - Therapie, Sozialarbeit, Entwicklungshilfe usw. - auf solchen Vorgaben. Man kann eine Diskrepanz zwischen verfügbarem Wissen und rhetorischen Formulierungen beobachten, auch eine Diskrepanz zwischen dem, was man wissen kann, und derjenigen Sprache, mit der man Finanzierungen erreichen kann. Aber das sind deutlich Übergangssituationen, die auf bessere Theorieangebote warten. III. Auf Grund der Kritik üblicher Vorstellungen über Kausalität und über Freiheit dürfte es nicht schwer fallen, die in diesen Begriffen steckenden Beobachtungsdirektiven zu reformulieren. Wir suchen damit Konzepte, die historisch und regional vergleichende Untersuchungen anleiten können und die in ihrer theoretischen Prägnanz den Begriffen "Kultur" und "Mentalität" überlegen sind. Dem liegt die Annahme zugrunde, daß eine Begriffsrevision nicht nur die Vorstellungen über Kausalität und Freiheit besser an bereits verfügbares Wissen anpaßt, sondern zugleich bessere Ausgangspunkte für vergleichende Untersuchungen bietet. Denn sie ermöglichen es, davon auszugehen, daß Kausalität nicht einfach eine freischwebende Konstruktion ist, die nur nach wahr oder unwahr oder Funktionieren/Nichtfunktionieren zu beurteilen wäre, und daß Freiheit nicht nur ein normatives Postulat ist in dem Sinne, daß mehr davon (man sagt "Emanzipation") gut wäre, sondern daß es sich in beiden Fällen um Konstruktionen handelt, deren Anwendung unter regionalen und historischen Sonderbedingungen gelernt werden muß und im Bewährungsfalle nur schwer zu revidieren ist. Bewährtes läßt sich schwer stornieren, wenn nicht sehr konkrete bessere Möglichkeiten angeboten werden. Für einen nach Kausalzusammenhängen fragenden Beobachter ist das Problem der Zurechnung nur deshalb relevant, weil mit dem Begriff der Kausalität noch keine Festlegung auf bestimmte Zusammenhänge zwischen Ursachen und Wirkungen erfolgt. Sowohl in Richtung Ursachen als auch in Richtung Wirkungen führt Kausalität in Endloshorizonte - und dies nicht nur in linearer Sukzession (also zeitlich), sondern zugleich kaskadenhaft in beliebig viele benennbare Mitursachen und Nebenwirkungen. Hinzukommt, daß wir gewohnt sind, auch mit negativen Kausalitäten zu rechnen, zum Beispiel mit Unterlassungen, mit Ausfall von Elektrizität (und natürlich mit Folgen eines Todesfalles); und daß wir auch Strukturen Kausalität zuschreiben, zum Beispiel der "Klassenstruktur" der modernen Gesellschaft oder den feedback-Schleifen der Kybernetik. Viele Zufälle, Vorfälle, Unfälle haben weitreichende Folgen (so rechnen wir zu!), weil man mit ihnen nicht gerechnet hatte. Diese einfache Überlegung zwingt uns, in das Kausalschema eine Unterscheidung einzubauen, die quer steht zu der Unterscheidung von Ursachen und Wirkungen. Kausalität ist einerseits ein Medium des Beobachtens und andererseits eine Form.(6) Als Medium dient Kausalität, wenn man von massenhaft gegebenen, aber nur lose gekoppelten, nur hin und wieder, nur unter besonderen Bedingungen zusammenwirkenden Kausalfaktoren ausgeht. Kausale Formen ergeben sich dagegen bei festen oder doch im Normalfalle erwartbaren Kopplungen - so wie man weiß, daß ein Ei zerschellt, wenn man es auf den Boden fallen läßt, und es nicht davonschwebt (wie es im Weltraum geschehen würde). Als Medium ist Kausalität die bloße Möglichkeit einer Zurechnung von Wirkungen auf Ursachen. Als Form ist Kausalität vollzogene Zurechnung, die von Situationen, aber auch von Auswahlgepflogenheiten des Beobachters abhängt. Man kann, anders gesagt, Kausalität als Schema einer möglichen Weltbeschreibung akzeptieren, ohne mit der spezifischen Zurechnung eines bestimmten Beobachters in bestimmten Situationen einverstanden zu sein. Medium und Form sind nicht etwa zwei ontologisch getrennte Existenzweisen. Vielmehr handelt es sich um ein als Einheit konstituiertes Beobachtungsschema, dessen Komponenten einander wechselseitig bedingen. So ist auch Sprache ein Medium, dessen Elemente (Wörter) nur reproduziert werden, wenn sie fallweise in der Form von Sätzen so kombiniert werden, daß sie einen verständlichen, kommunizierbaren Sinn ergeben. Auch Kausalität ist Kausalität nur, wenn und soweit dies spezifische Medium zu Formen kondensiert - zu Beobachtungen und Beschreibungen vom Typ "A bewirkt B". Die Form impliziert, daß andere Kausalverläufe dadurch ausgeschlossen sind - etwa "Nicht-A bewirkt B". Aber dieser Ausschluß bezieht sich nur auf die konkret realisierte Kausalität. Er läßt es durchaus zu, daß gleichzeitig und in riesigen Mengen andere Kausalverläufe realisiert werden. Das Medium erscheint, anders gesagt, nur in seinen jeweils realisierten Formen. Als solches bleibt es unsichtbar. Es wird nur dadurch reproduziert, daß laufend Formen gebildet werden. Würde das (aus welchen Gründen immer) nicht geschehen, gäbe es auch keine Kausalität. Ferner folgt aus dieser Unterscheidung Medium/Form, daß das Medium invariant bleibt, die Formen dagegen variabel reproduziert werden von Moment zu Moment andere. Formenbildung erfolgt strikt zeitpunktgebunden, und nur deshalb ist es von Interesse, nach Möglichkeiten nahezu-identischer Wiederholung zu fragen im Sinne von Ein Ei fallen lassen, noch ein Ei fallen lassen. Alle informationsverarbeitenden Operationen, seien es Bewußtseinsakte, seien es Kommunikationen, die selbst nur aus Ereignissen bestehen, suchen und finden Redundanzen, das heißt Hinweise in dem, was vorliegt, auf das, was folgen wird. Man denke zum Beispiel an Wettervorhersage - eine ehemals freie, heute durch Satelliten und Fernsehen professionell gewordene Praxis. Nur durch ausreichende Redundanzen kann die sequentielle Reproduktion des jeweiligen Systems gesichert werden. Nur weil diese Zeitpunktgebundenheit aller Beobachtungen Wiederholbarkeit zum Problem, ja der Lebenserfahrung nach zur Ausnahme werden läßt, gibt es ein Problem des Gedächtnisses und des Lernens. Man kann davon ausgehen, daß die Hauptfunktion des Gedächtnisses im Vergessen, im Wiederfreimachen von Kapazitäten für Aufmerksamkeit und für Kommunikation besteht, daß aber eben deshalb das wiederholt Vorkommende bevorzugt erinnert und über alle Situationsunterschiede hinweg identifiziert wird. Mit einem Begriff von Heinz von Foerster (siehe Förster 1948) kann man sagen, daß das Gedächtnis auf laufende "Reimprägnierung" angewiesen ist, um die heilsame Funktion des Vergessens zu blockieren. In der diffus erlebten und rasch wieder vergessenen Wirklichkeit bieten Kausalformen, und zwar deshalb, weil es relationale und damit außergewöhnliche Formen sind, einen besonderen Anreiz für Erinnerung und für Lernen. Man erwartet und testet gegebenenfalls Wiederholbarkeit. Jemand hatte in einer schwierigen Lage geholfen und damit gezeigt, daß er über Kompetenz und Macht verfügt, die man in ähnlichen Situationen wiederbenutzen kann. Die Formen, die man im Kausalschema festlegt, um etwas zu erklären oder zu planen, fixieren deshalb zugleich Unterscheidungen gegenüber dem, was außer Acht bleiben und Vergessen werden kann. Das Kausalschema ist eine Unterscheidungen bewahrende Struktur (vgl. Heylighen 1989). Und selbst wenn Korrekturen notwendig werden, muß man zurückgreifen können auf das, was sich bewährt hat, und das, was sich nicht bewährt hat. Eben deshalb versteht es sich keineswegs von selbst, daß Menschen oder soziale Systeme über die Fähigkeit verfügen, im Kausalschema zu lernen und Gelerntes zu kommunizieren. Das ist nicht zuletzt auch eine Frage der dafür geeigneten Sprache. Und selbst wenn diese Fähigkeit als selbstverständlich vorausgesetzt werden kann, und das kann man unter heutigen Bedingungen weltweit unterstellen, ist es immer noch eine offene Frage, was genau gelernt wird - also wie Kausalformen auffallen, wie sie über eklatante Unterschiede hinweg identifiziert werden, welche Rolle dabei Personen spielen in dem Sinne, daß Kausalannahmen (Macht zum Beispiel), die für eine Person gelten, für andere nicht gelten, und was für Unterschiede über solche Unterschiede kulturellen Lernens produziert und reproduziert werden. Die primäre Funktion von Kausalkonstruktionen dürfte es sein, auf Unterschiede aufmerksam zu machen und sie zu bewahren; und erst wie das konkret geschieht (ob zum Beispiel festgemacht an Personen oder Werkzeugen, an chemischen Eigenschaften oder an Rechten, die man durchsetzen kann), dirigiert Lernprozesse. IV. Auch im Verständnis von Freiheit hilft uns die sozialwissenschaftliche Kritik auf den Weg. Denn wenn die Unterscheidung von Freiheit und Zwang implodiert und Freiheit nicht mehr durch ihren Gegenbegriff als Abwesenheit von Zwang definiert werden kann, muß man ein anderes Verständnis vorschlagen - oder diesen hochgeliebten Begriff aufgeben. Die Frage lautet also woran erkennt jemand, daß er frei ist, wenn er es nicht daran erkennen kann, daß er nicht gezwungen wird? Diese Frage verschiebt unser Problem in die weitere Frage nach den kognitiven Voraussetzungen von Freiheit. Freiheit entsteht überhaupt erst, wenn man Wahlmöglichkeiten erkennen kann. Freiheit wird, kann man auch sagen, durch Wissen generiert; was auch heißt durch Wissen manipulierbar. Solche kognitiven Bedingungen von Wahlfreiheit nehmen nicht die Form von Regeln an, die anzuwenden wären. Sie sind deshalb in ihrer Freiheit begründenden Form nicht leicht zu erkennen. Sie erzeugen nur einen Bereich möglicher Optionen, der dann durch Regeln und Präferenzbildung eingeschränkt werden kann. Das heißt auch, daß - im Gegensatz zu methodologischen Annahmen vieler "kulturvergleichender" Forschungen - direkte Rückschlüsse von Kultur auf Verhalten nicht möglich sind.(7) Akzeptiert man diesen Ausgangspunkt, dann werden zahllose Phänomene lebendig, ohne daß zunächst eine Ordnung erkennbar wird. Vor allem wird man die Vorstellung aufgeben müssen, daß Freiheit mit Macht oder mit sozialem Status korreliert. Das kann der Fall sein, wenn herausgehobene soziale Positionen mehr Möglichkeiten bieten, sich Informationen zu beschaffen; aber dann ist wiederum Kognition die eigentliche Quelle von Freiheit und Status eine von vielen Bedingungen. Hat ein Chirurg mehr Freiheit, der weiß, welchen Spielraum er bei der Entscheidung für oder gegen eine Operation und bei ihrer Durchführung hat; oder ein Obdachloser, der weiß, wo man bei welchem Wetter am besten übernachtet (Parkbänke, U-Bahnschächte, unter Brücken, in Eingängen von Bürohäusern), und der weiß, wo man die vom Supermarkt ausrangierten Lebensmittel findet? In jedem Falle wäre der Obdachlose am Operationstisch ebenso hilflos wie der Chirurg auf der Parkbank, wenn es nach Regen aussieht. Der Alltag bietet jede Menge von Belegen Der Strom fällt aus, und man sitzt im Dunkeln. Hier sind Raucher im Vorteil, denn sie wissen, wo die Streichhölzer sind. Nur wenn der Jugendliche weiß, wo die Jugend des Ortes sich abends trifft, kann er entscheiden, ob er hingeht oder nicht. Freiheit ist "der Witz des Gefangenen, mit welchem er nach Mitteln zu seiner Befreiung sucht".(8) Und ein Politiker (selbst höchsten Ranges) muß wissen können, wie die Presse auf sein Verhalten reagieren wird, wenn er entscheiden will, was er öffentlich tut und was nur im geheimen oder gar nicht. So gesehen bedeutet ein unvorbereiteter Milieuwechsel zunächst einmal Freiheitsverlust mit unsicheren Chancen des Wiedergewinns. Das erklärt zum Beispiel den Widerstand der Einwohner East Londons gegen den Umzug in die so schön geplanten New Towns im breiteren Umkreis der Metropole.(9) Weitere Überlegungen schließen sich an. Freiheit wird in der Gesellschaft symbolisiert, unter anderem, um Prestige und sozialen Status zum Ausdruck zu bringen. Aber das kann zu Fehlurteilen führen. Ist die Freiheit eines Chefredakteurs wirklich so groß, wie man annimmt, wenn es darum geht, was in die Zeitung aufgenommen wird und was nicht und was auf die erste Seite kommt oder als eine unvermeidliche Meldung doch eher versteckt wird (vgl. Rühl 1979)? Oder gibt es hier viel Berufs- und Milieuwissen, das den scheinbaren Entscheidungsspielraum stark einschränkt, aber faktisch ihn durch Einschränkung überhaupt erst konstituiert? Der vielleicht wichtigste Vorzug dieser Annahme, Freiheit werde durch Kognition erzeugt, liegt im Übergang zu kleinformatigen, geradezu mikroskopischen Analysen. Die Sequenzen sowohl des bewußten Erlebens als auch der Kommunikation sind durch relativ kurzfristige Episoden bestimmt. (Welche Freiheitsgrade hat ein gut erzogener Mensch bei der Inszenierung einer Begrüßung oder beim Akzeptieren eines Verlustes?) Gelegenheiten, Alternativen zu sehen, erscheinen und verschwinden wieder von Moment zu Moment, sie können ergriffen oder auch verpaßt und nur noch retrospektiv erkannt werden, wenn es zu spät ist. Da das Leben, das Bewußtsein und die Kommunikation durch dynamisch stabilisierte Systeme reproduziert wird, ist mit einem dauernden Übergang von Episode zu Episode zu rechnen. Erst wenn man das einsieht und es der theoretischen Analyse zugrundelegt, kann man fragen, welche strukturellen Faktoren Episoden zusammenfassen und oft oder immer wieder zur Entdeckung von Freiheit oder Unfreiheit führen. Dann kann man so etwas wie "gute" (= zur Gesellschaft passende) Erziehung nennen, und man kann in diesem Konzept auch Bedingungen Rechnung tragen, die auf ständige Konfrontation mit Zwang hinauslaufen. Die klassische Konzeption der Freiheit durch Abwesenheit von Zwang wird nicht systematisch ausgeschlossen, so als ob sie empirisch gar nicht vorkommen könnte; aber sie wird als ein Grenzfall behandelt, in dem viele oder nahezu alle Episoden durch ein und dieselbe Quelle von Zwang determiniert sind - etwa bei Entführungen. Die Freiheit konstituierende Funktion von Wissen ist unabhängig vom Streit der Erkenntnistheorien (realistisch, idealistisch, pragmatistisch, konstruktivistisch) und von der Wissenschaft selbst. Ein Wissenschaftler muß natürlich etwas vom Fach und von Finanzierungsmöglichkeiten verstehen, wenn er in Bezug auf seine eigenen Forschungen frei entscheiden will. Aber diese Freiheit besteht auch dann, wenn die Ausgangsannahmen sich später als falsch erweisen; und sie ist natürlich auch unabhängig davon, ob seine Forschungen Hypothesen verifizieren oder falsifizieren oder, wie so oft, dies weiteren Forschungen überlassen müssen. Freiheit ist ein soziales Konstrukt, und Wissen ist die Form, in der Beschränkungen eingeführt werden, um Entscheidungen zu ermöglichen. Kognitive Erwartungen unterscheiden sich, unter anderem wegen dieser Funktion, grundsätzlich von normativen Erwartungen; denn formulierte Normen provozieren geradezu die Freiheit, gegen die Norm zu verstoßen. Das Paradies war der Ort für einen Modellversuch in genau dieser Frage; und die Welt verdankt einer mutigen Frau die Folgen des Normbruchs Unterscheidungsvermögen und Freiheit. Die Kenntnis des Verbots hat genügt.(10) Auch wenn Freiheit als Korrelat von Wissen überall entstehen kann und auch, wenn soziale Stratifikation kein sicherer Indikator für Freiheitsverteilung in der Gesellschaft ist, müssen doch weitere Faktoren beachtet werden, die differenzierend wirken. In einer Hinsicht geht es erneut um ein Attributionsproblem. Was sind die Bedingungen dafür, daß Freiheit gesehen und auf die Person, die sich entscheidet, zugerechnet wird? Oder noch schärfer wovon hängt es ab, daß derjenige, der von seiner Freiheit Gebrauch macht, sich selbst als Ursache einbringt. Freiheit ist ja ein Konzept für das Abschneiden der Rückfrage nach weiteren Ursachen. Wir wissen, daß eine solche Personzurechnung als Selbstzurechnung wie als Fremdzurechnung kontingent erfolgt und auch anders möglich ist, also von weiteren Bedingungen abhängt. Solche Bedingungen können psychischer Art sein; aber man findet sie auch im System sozialer Kommunikation. Wann wird es ermutigt, Selbstzurechnung zu kommunizieren, und wann muß man so tun, als ob gar keine Entscheidung vorliege oder sie von anderen provoziert wurde (typisch zum Beispiel für Rechenschaftslegung bei kriminellem Verhalten oder sonstigen Formen auffälliger Devianz(11)). Eine andere Variable liegt in der Frage, wie weit Freiheit nur darin besteht, zwischen Grenzsituationen zu wählen. Im eher harmlosen Kleinformat heißt dies zwischen Handlung und Unterlassung zu wählen. Dies läuft zumeist auf eine Wahl zwischen verschiedenen Handlungsmöglichkeiten hinaus, wobei die Wahl der einen aus zeitlichen oder ökonomischen Gründen das Unterlassen der anderen erfordert. Nicht selten sind aber auch die Fälle, in denen man sich nicht entscheiden kann, eine bestimmte Möglichkeit zu ergreifen (zum Beispiel wegen des Risikos, auf das man sich damit einlassen müßte), aber auch nicht weiß, was man statt dessen tun könnte. Dann liegt das Problem nicht in der Ökonomie der Ressourcen, für die Modelle rationalen Entscheidens angeboten werden,(12) sondern es liegt in Problemen der Unentschlossenheit, der Risikoaversion, der Rigidität von Präferenzen, also in Systemproblemen, die in einer dynamischen Gesellschaft eher negativ bewertet werden. Im tragischen Großformat steht nur noch Inklusion oder Exklusion zur Wahl. Wenn man nicht "mitmacht" (und wohlgemerkt freiwillig mitmacht), wird man aus bestimmten Netzwerken oder sogar aus dem sozialen Leben schlechthin ausgeschlossen. Solche Wahlsituationen werden oft als "Moral" dargestellt, um den Ausschluß zu rechtfertigen. Sowohl Unterlassen (ohne sinnvolle Alternative) als auch Exklusion sind Optionen (und wohlgemerkt Optionen!), die in einen unspezifizierten Raum führen.(13) Man verliert damit Anhaltspunkte für weiteres Verhalten. Man verliert die Freiheit, und zwar genau deshalb, weil man keine kognitiven Anhaltspunkte findet, die einen Spielraum für freie Wahl konstituieren könnten. Das sind, wenn in einer Gesellschaft mit solchen Grenzsituationen gespielt wird, starke Sanktionen - viel stärker als alles, was über Moral und über sonstige normative Regulierungen erreicht werden kann; denn Normen geben immer noch die Möglichkeit der Abweichung frei, ja sind geradezu kognitive Voraussetzungen für die Entscheidung zur Abweichung.(14) Moralen stützen sich denn auch, zumindest in älteren Gesellschaften, auf die Unmöglichkeit, die Grenze zum "unmarked space" zu überschreiten. V. Für regional orientierte Forschungen geben die theoretischen Modifikationen, die an den Begriffen Kausalität und Freiheit ansetzen, nur sehr abstrakte Anhaltspunkte. Das gilt auch dann, wenn man einbezieht, daß Kausalität etwas mit einem technischen Verständnis von Rationalität zu tun hat und Freiheit etwas mit kognitiven Bedingungen der Konstitution von Sinn. In einem ersten Schritt kommt es vor allem darauf an, sich von begrifflichen Voreingenommenheiten zu lösen, die eine ganz andere historische und gesellschaftliche Situation reflektieren, nämlich die Situation einiger europäischer Länder (vor allem Englands) im 17. und 18. Jahrhundert. Man kann natürlich, was Wissenschaft betrifft, viele andere Länder und Namen nennen - neben Bacon (der aber erst im Laufe des 17. Jahrhunderts eine Modeautor wird), Locke und Newton auch Galilei und Descartes. Aber entscheidend ist die historische Verortung im 17. und 18. Jahrhundert - in einer Gesellschaft also, die in nahezu allen Funktionsbereichen die alte Ordnung aufzulösen begann, deshalb einen technisch-rationalen Begriff von Kausalität bevorzugte, um neue Sicherheiten zu finden, und einen Begriff natürlich-individueller Freiheiten, um alte soziale Einteilungen als entbehrlich behandeln zu können. Aber es war zugleich eine Gesellschaft, die mit einem inhaltlich ganz unbestimmten, "offenen" Begriff von Zukunft auskommen und ihn mit der Semantik des "Fortschritts" besetzen konnte. Warum aber sollen wir uns in einer völlig anderen Situation durch begriffliche Vorgaben binden lassen, die damals, und nur damals, überzeugen konnten? Die Situation der modernen Gesellschaft am Ende des 20. Jahrhunderts ist eine andere als die einer Epoche, die man als "transitorische Moderne" bezeichnen könnte. Es ist keineswegs eine "postmoderne" Situation. Der einzige Sinn dieser Rede von "postmodernen" Verhältnissen dürfte darin liegen, sich um ein Begreifen der modernen Gesellschaft herumzudrücken mit der Behauptung, es sei schon vorbei. Tatsächlich haben wir aber erst heute die Chance, die moderne Gesellschaft angemessen zu beschreiben, weil sie erst heute, und zwar in weltweiten Dimensionen, als beobachtbares und beschreibbares Faktum vor Augen liegt. Bei regionalen Vergleichen werden üblicherweise die extremen Unterschiede an Realisierung der Leistungsmöglichkeiten der Funktionssysteme hervorgehoben - in erster Linie Unterschiede der wirtschaftlichen Entwicklung, der schul-/hochschulmäßigen Ausbildung, aber auch der Rechtsstaatlichkeit und der Demokratisierung des politischen Systems über politische Parteien und eine Oppositionskultur. Solche Tatbestände sollen weder bestritten noch bagatellisiert werden. Aber sie enthalten nichts spezifisch Modernes, sondern waren immer schon vorhanden gewesen. Lediglich die moderne Weltgesellschaft verleiht ihnen einen besonderen Aufmerksamkeitswert. Denn man ist jetzt mit ihnen in einem umfassenden Gesellschaftssystem konfrontiert, und das läßt, wenn Unterschiede der Realisierung sichtbar werden, diese als unakzeptabel erscheinen. Aber was kann geschehen, wenn man wiederum nur auf Konzepte technisch-rationaler Kausalität zurückgreifen kann, etwa der Meinung ist, daß man Geld zur Verfügung stellen müßte, um die Entwicklung zu fördern? Auf enttäuschende Erfahrungen reagiert man heute mit der Theorie des "Sozialkapitals" (Traditionen, Einstellungen, Prestige und Prominenz), das hinzukommen müsse, um beabsichtigte Innovationen erfolgreich durchführen zu können. Aber das ist eine fast schon tautologische Zusatzbedingung, für die es nur sehr enge, lokale und projektabhängige empirische Indikatoren gibt. Im übrigen geht man bei der Beschreibung unterentwickelter Regionen von den vorgefundenen Tatbeständen aus. Inzwischen gibt es jedoch Anhaltspunkte genug dafür, daß die funktionale Differenzierung der modernen Gesellschaft solche Tatbestände erst produziert. Typisch verstärken die Funktionssysteme der Weltgesellschaft vorgefundene Ungleichheiten, weil es für sie rational ist, Unterschiede zu nutzen. Nur wer zahlungsfähig zu sein scheint, erhält Kredite. Andererseits wandert die Arbeit in Billiglohnländer ab; aber dies nur, wenn das Rechtssystem dank staatlicher Garantien funktioniert. Das weltpolitische System legt wert auf Ansprechpartner und lokale Adressen in allen Regionen; aber die Form des souveränen Zentralstaates paßt schlecht auf tribale oder auf ethnisch und religiös inhomogene Regionen. Bei den heute aktuellen Problemen - von Problemen des Hungers, der politischen Korruption bis hin zur Entstehung neuer religiöser Kulte - handelt es sich keineswegs um Relikte einer vergangenen Ordnung, die einer Modernisierung unterzogen werden müßten, sondern um direkte Korrelate der Moderne selbst. Mehr und mehr scheint die moderne Weltgesellschaft sich mit Problemen zu befassen, die sie selbst erst erzeugt hat. Auch das läßt es fraglich erscheinen, ob man gut beraten ist, wenn man meint, die üblichen Mittel wie Kredite oder Erziehung oder Verfahrensinnovationen in Produktion und Verwaltung nur verstärkt einsetzen zu müssen, um zu Erfolgen zu kommen. Die Modernisierungsforschung, mit der die Soziologie nach dem zweiten Weltkrieg eingesetzt und es zu erheblichen Erfolgen gebracht hatte, war davon ausgegangen, daß "Modernität" in den einzelnen Funktionsbereichen wechselseitige Stützfunktionen erfüllen würde; daß also technisch-industriell fortgeschrittene Produktion, Marktwirtschaft, wissenschaftliche, nur an eigenen Erfolgsaussichten orientierte Forschung, schulisch organisierte Erziehung der Gesamtbevölkerung, politische Demokratie mit wohlfahrtsstaatlichen Ausgleichsfunktionen und schließlich verbesserte Lebensperspektiven der Einzelmenschen im Projekt Moderne integriert werden würden und daß die Gesamtentwicklung einem günstigen Mix von Evolution und Politik überlassen bleiben könnten. Daran vermag man heute kaum mehr zu glauben. Zu deutlich sind kaum mehr kontrollierbare Nebenfolgen in ökologischen und demographischen Hinsichten, in Bezug auf zu hohe Risiken, Zukunftsunsicherheit und eine auch nur annähernd erträgliche Wohlstandsverteilung zutage getreten; und auch die Aussichten, dies mit regionalen Besonderheiten, also mit Entwicklungsrückständen zu erklären, schwinden mit der Zeit. Im Gegensatz zu jeder klassischen Theorie, die funktionale Differenzierung wie Arbeitsteilung behandelt hatte, wird man davon ausgehen müssen, daß gerade die hohe Spezialisierung und Autonomisierung der Funktionssysteme zu wechselseitigen Belastungen führen wird, von denen man nicht voraussehen kann, wie sie in Einzelfällen bewältigt werden können. Daß es Erfolge geben kann und gegeben hat, sollte natürlich nicht bestritten werden. Ein dogmatischer Pessimismus ist auf jeden Fall unangebracht. Die Frage ist nur, ob man mit der vorgeschlagenen Revision der Annahmen über Kausalität zu besseren Einsichten kommt - und wenn nicht im Sinne von Erfolgswissen, dann doch im Sinne von Orientierungswissen. In der bisherigen Betrachtungsweise ist der Zeitfaktor nicht zureichend berücksichtigt worden. Man hat Zeit natürlich im Zusammenhang mit Projekten beachtet, also als Zeit, die man voraussichtlich braucht, um von der Ursache zur Wirkung zu kommen; oder als Zeitspanne, während der es vertretbar ist, Umweltveränderungen, die das Projekt betreffen, außer Acht zu lassen.(15) Aber in gesellschaftsgeschichtlicher Perspektive ist die vordringliche Frage wieviel Zeit bleibt für Modernisierung, wie schnell muß es gehen? Zu Beginn der europäischen Neuzeit und noch im 17. und 18. Jahrhundert hatte sich diese Frage nicht gestellt. Modernisierung war kein Projekt. Man konnte zwar Innovationen beobachten, und dies auch während der Lebenszeit von Individuen, und der Buchdruck trug dazu bei, neue Kenntnisse zu schätzen und rasch zu verbreiten. Das hatte Konsequenzen, zum Beispiel für die Autorität des Alters und für die Berufung auf Erfahrung (vgl. nur Thomas 1988). Aber es gab keine Dringlichkeit in einer Programmatik gesellschaftlicher Veränderung. Und es gab diesen Zeitdruck nicht, weil man keine Vergleichsmöglichkeiten hatte. Europa konnte sich selbst, so zumindest seit der Mitte des 18. Jahrhunderts, als eine dynamische Gesellschaft begreifen, aber der eigene Prozeß der Umstellung auf technische Innovationen, auf Rechtsreformen, auf schulische Erziehung usw. hatte nur der Logik des Fortschritts zu gehorchen, und die Welt im übrigen konnte schließlich kolonisiert werden. Erst im 20. Jahrhundert wird die Differenzierung von (fortgeschrittenen) Zentren und (zurückgebliebener) Peripherie zum Problem. Erst jetzt entsteht aus dem Vergleich von Zentren und Peripherien der Moderne die Erwartung und der Anspruch auf schnelle Aufhebung dieser im Konzept der modernen, allinklusiven Gesellschaft nicht zu rechtfertigenden Differenz. Und während Europa sich im Horizonte einer offenen, weithin unbestimmten Zukunft Jahrhunderte Zeit lassen und sektorale Fortschritte (zum Beispiel Industrialisierung) jeweils austarieren und Nebeneffekte auf andere Sektoren, zum Beispiel auf den Staat abwälzen konnte,(16) sind unter heutigen Bedingungen keine Zeitreserven mehr verfügbar, und angesichts der faktisch gegebenen Ungleichheit und ihrer laufenden Reproduktion durch die Bedingungen funktionaler Differenzierung wäre es blanker Zynismus, wollte man den benachteiligten Regionen eine Wartezeit von zwei bis drei Jahrhunderten verschreiben. Aber wie schnell kann es gehen? Und vor allem welche perversen Effekte entstehen allein schon dadurch, daß es schnell gehen muß? VI. Einige der Besonderheiten süditalienischer Verhältnisse könnten durch diesen Zeitfaktor erklärbar sein, also durch die relative Plötzlichkeit mit der Süditalien einem Vergleich mit Norditalien oder anderen, "besser" entwickelten Regionen Europas ausgesetzt worden ist. Die alte Ordnung hatte die Gesellschaftsstruktur auf eine Einheit von Familie, Eigentum und Stratifikation aufgebaut. Demgegenüber blieb die Frage, wie Vermögensverhältnisse aus landwirtschaftlichen Quellen und auf Grund von Handel reguliert und über Generationen hinweg tradiert wurden, zum Beispiel durch arrangierte Heiraten, eine Frage zweiten Ranges - wie überall im alten Europa. Ausschlaggebend war die Einheit von Familie und Vermögen ("alter Reichtum" im Sinne der aristotelischen Adelsdefinition) als Grundlage gesellschaftlicher Differenzierung. Im übrigen waren in die Stratifikation - und wiederum hier wie auch sonst im alten Europa - Patron/Klient-Verhältnisse eingebaut, die auch politische Funktionen mitzuerfüllen hatten, da es keine von der Zentrale aus steuerbaren Lokalverwaltungen, sondern allenfalls lokale (oft grundherrschaftliche) Gerichte gab. Diese Ordnung hat den Übergang zu einer primär funktional differenzierten Gesellschaft nicht überlebt. Die Veränderungen betreffen nicht mehr nur die Oberschicht, die sich an anderen Prestige- und Einkommensquellen und nicht zuletzt an der jetzt nationalstaatlich organisierten Politik orientieren muß. Nach dem zweiten Weltkrieg sind auch die bäuerlich-handwerklichen Familienökonomien in den Strudel der "Modernisierung" geraten und verlieren innerhalb von ein bis zwei Generationen ihre alte Bestandssicherheit, ohne daß auf struktureller Ebene eine Nachfolge erkennbar wäre.(17) Demographisch gesehen produzieren die Familien Nachwuchs nicht mehr für Produktion, sondern für Konsum, also im ursprünglichen Sinne "Proleten". Im Zusammenhang damit wächst die Bedeutung der Schulen und Universitäten, die ihrerseits jedoch nicht so organisiert sind, daß sie den Aufgaben einer sinnvollen Ausbildung und Karriereselektion gerecht werden könnten. Im Wirtschaftssystem gibt es nun eine am Markt orientierte industrielle Produktion als primäre Einkommensquelle für alle Schichten. Entsprechend breitet sich die Geld- und neuerdings auch die Kreditabhängigkeit in allen Schichten aus - bis in privateste Bereiche wie gestiegene Konsumansprüche, Scheidungs- und Scheidungsfolgenkosten, Versicherungskosten, Geldausstattung der Kinder etc. Aber auch in anderen Funktionssystemen nimmt die Übertragung von Aufgaben auf Organisationen zu. Es gibt staatliche Verwaltungen, die auf die lokale Ebene durchgreifen, was immer den Gemeinden oder Regionen an Autonomie konzediert wird. Es gibt politische Parteien mit Ortsvereinen bis in kleinste Orte hinein, wobei die Kandidatenselektion durch die Machtkämpfe in den Parteizentralen bestimmt wird. Es gibt Schulen für die gesamte Bevölkerung, Krankenhäuser (statt nur Ärzte) und Gefängnisse - also organisatorische Einrichtungen für die Versorgung jeder Art von Klientel nach Maßgabe spezifischer Funktionen. Die Funktionssysteme selbst können zwar nicht als Einheiten organisiert sein, aber im Alltag wirken sie über die ihnen zugeordneten Organisationen und ziehen auf diese Weise die entsprechenden Probleme und Bedürfnisse an oder erzeugen sie sogar erst durch ihr Angebot. Es gibt von dieser Struktur aus gesehen eigentlich keinen Bedarf für Patron/Klient-Verhältnisse oder Netzwerke ähnlicher (heute würde man sagen "privater") Art. Aber genau hier liegt das Problem. Man kann gerade in Süditalien beobachten, daß die Gewohnheit, in Netzwerken der Hilfe, der Förderung und der erwartbaren Dankbarkeit zu denken, erhalten geblieben, aber von der gesellschaftlichen Stratifikation auf die Organisationen übertragen worden ist. Die "ansprechbaren" Ressourcen liegen jetzt nicht im Eigentum, im Prestige der Familie, in der Verpflichtung durch Herkunft und in den sozial weiterreichenden, überlokalen Kontakten einer Oberschicht. Sie werden vielmehr aus den Kompetenzen "abgezweigt", die Positionen in Organisationen zur Verfügung stellen. Oft genügt das Prestige einer Position, um sich für etwas einzusetzen, was mit den Aufgaben des Amtes nichts zu tun hat. Die Organisation stellt Signale zur Verfügung, die als Symbole für allgemeine soziale Kompetenzen verwendet werden können. Das versteht sich freilich nicht von selbst, sondern muß im Netzwerk selbst durch ständige Bereitschaft erarbeitet, "verdient" und reproduziert werden. Dazu sind zahlreiche soziale Kontakte erforderlich, viel mündliche Kommunikation, deren Sinn sich weder aus den Organisationsaufgaben ableiten läßt noch von unmittelbaren praktischen Zwecken her als notwendig verständlich ist, sondern eine Art Überschußproduktion hervorbringt, die der Reproduktion von sozialer Kompetenz und Bereitschaft dient. Legt man die Interpretation von Kausalität als Formwahl im entsprechenden Medium zugrunde und die Interpretation von Freiheit als kognitiv (und damit sozial) konstituierter Freiheitsspielraum, wird die Persistenz solcher Muster und ihre selbstläufige Reproduktion besser verständlich. Auch hier dient Kausalität in erster Linie der Bewahrung und der Selbstkorrektur von Unterscheidungen - und zwar bezogen auf die Faktoren, mit denen man immer schon etwas erreichen konnte. An der Ausgrenzung anderer Möglichkeiten muß festgehalten werden, auch wenn man laufend lernen muß, Positionen im Netzwerk umzubesetzen. Offenbar können sich Muster für das Entdecken von Kausalformen, gerade weil sie sich nicht von selbst verstehen und nicht durch die Natur schon vorgegeben sind, nicht so schnell ändern, wie es eine Anpassung an die Strukturen der modernen Gesellschaft erfordern würde. Man kann sie nicht so schnell durch etwas anderes, noch nicht Bewährtes ersetzen. (Wie soll man Organisationen trauen, wenn man niemanden kennt, der sie beeinflußen kann?) Und offenbar sind auch die kognitiven Bedingungen für die Konstitution begrenzter Freiheiten, für die Zurechnung auf Absichten (statt auf Ansichten) und damit für das, was persönlich zurechenbaren Sinn gibt, nicht so rasch änderbar. Man liest in die Organisationen hinein, was man ohne sie nicht mehr realisieren kann; und in der Tat die Organisationen bieten mit ihrer auf Entscheidung und Kompetenz bezogenen Selbstbeschreibung zahlreiche Möglichkeiten des Austausches von Gefälligkeiten. Man kann nicht sagen, man könne es nicht. Und wenn es rechtliche Schranken des Erlaubten gibt, bietet das Beiseiteschieben der damit gegebenen Hindernisse um so mehr Gelegenheiten, guten Willen und Hilfsbereitschaft zu demonstrieren. Eine Funktion des Rechts könnte geradezu darin liegen, den expressiven Wert der Umgehung oder des bewußten Ausschaltens oder Einschaltens der juristischen Betrachtungsweise zu steigern. Die Reproduktion dieses Umgangs mit Kausalität und Freiheit wird verständlich, wenn man sich die alltäglichen Kommunikationen genauer ansieht. Mit Watzlawick (siehe Watzlawick/Beavin/Jackson 1974) kann man zwei Ebenen der Kommunikation, mit der speech act Theorie zwei Typen oder Funktionsrichtungen der Kommunikation unterscheiden. Auf der einen Ebene geht es um die Themen oder die Informationen, die behandelt werden - etwa der Auftrag an einen Handwerker, die Planung eines Ausflugs, Berlusconi oder Ähnliches. Auf der anderen Ebene geht es um die Einstellung der Beteiligten zueinander, die zwar nicht explizit mitgeteilt, aber implizit zum Ausdruck gebracht wird, also der Ausdruck des wechselseitigen Wohlwollens, der Hilfsbereitschaft, aber auch daß ein Ja eigentlich ein Nein bedeutet. Die Kommunikation ist immer paradox insofern, als sie immer etwas Nichtkommuniziertes mitkommuniziert. Aber es wird erwartet, daß man versteht - und nicht nachfragt. Nicht selten tritt das Gemeinte in direkten Widerspruch zum Gesagten; und auch dann wird erwartet, daß man versteht, aber nicht nachfragt. Daß die Kommunikation in solchen Fällen ohne greifbare Resultate bleibt, darf nicht mit Überraschung vermerkt werden, obwohl je nach Sachlage Insistieren zum guten Ton gehören kann. Teilnehmer wissen, wann man nachfassen kann - und wann nicht. Jedenfalls ist die Unterscheidung der semantischen (konstativen) und der pragmatischen (performativen) Aspekte jeder Kommunikation wichtige Voraussetzung für die Teilnahme am Spiel und für die zutreffende Lokalisierung von Kausalitäten und Freiheiten. Wenn dies ein allgemeines Problem der modernen Kommunikation ist und zum Beispiel bei der Analyse von Pathologien in der Familientherapie eine bedeutende Rolle spielt, kann man vermuten, daß im süditalienischen Kontext gerade die Organisationen aktivierende Kommunikation sich selbst an diesem Problem der paradoxen Kommunikation orientiert, und zwar mit Schwerpunktverlagerung in Richtung auf die Ebene der latenten Kommunikation von Einstellungen - aus welchen Anlässen und über welche Informationen auch immer. Die Paradoxie der Kommunikation wird dadurch aufgelöst, daß vorausgesetzt wird, daß verstanden wird, daß die Informationen eine untergeordnete Rolle spielen und daß es vor allem auf das Symbolisieren des Netzwerks ankommt, in dem Gefälligkeiten gehandelt und dazu passende Einstellungen zugemutet werden. Von selbst bewegt sich nichts - und auch das ist eine wichtige Voraussetzung dafür, daß das Wohlwollen und Freundschaftsdienste benötigt und über Prestigezuweisungen reproduziert werden. Die gleiche Schwerpunktverschiebung in Richtung auf personalisierte Einstellungskommunikation findet man auch in der Inszenierung von Kultur. Wissenschaft und Kunst werden in erster Linie als Kultur gefördert. Die öffentliche Präsentation von Kultur ermutigt zu einer Rhetorik, die riesige Bedeutungsüberschüsse produziert, ohne erkennen zu lassen, was daraus und darauf nun folgen würde. Kultur (und die damit erfaßbaren Themen wie die Familie, die Jugend, Ethik, Dichtung, Europa etc.) wird als eine sich selbst konsumierende Angelegenheit zelebriert, fast wie ein Ritual, bei dem das Dabeisein und Gesehen- und Gehörtwerden zählt. Es geht, könnte man vermuten, um die Schokoladenseite des Netzwerks oder auch um die Symbolisierung von Gemeinsamkeit bei stark divergierenden Interessen. Oder um es paradox zu formulieren das Interesse an Kultur darf kein Interesse werden.(18) Je deutlicher die Teilnahmebedingungen erkennbar sind, ohne als Information kommuniziert zu werden, desto schärfer stellt sich die harte Alternative von Inklusion und Exklusion. In dem Maße, als Normen "offizieller" Provenienz und vor allem Fragen der Geltung und Durchsetzbarkeit des Rechts den Bedingungen persönlicher Interaktionen unterworfen werden, muß ein neuer, ebenfalls generalisierter Sanktionsmechanismus erfunden werden; und das ist, unter Rückgriff auf sehr alte Ordnungsformen, die Unterscheidung von Inklusion und Exklusion. Und dies gilt auf allen Ebenen in den Dörfern und in den Universitäten und in den Beziehungen zwischen Privatwirtschaft und staatlicher Verwaltung; und vor allem natürlich für die professionellen und die zahllosen nichtprofessionellen Politiker.(19) Exklusion kann aber nicht wirklich getestet werden, da sie in den "unmarked space" führen würde, in dem man keine auswertbaren kognitiven Strukturen, keine wirksamen Kausalitäten, keine nutzbaren Freiheiten finden kann. Ausschluß in der Form sozialer Isolierung existiert gewissermaßen nur als Gerücht und nicht in der Form einer von Fall zu Fall sinnvoll wählbaren Alternative. Die Reproduktion des Netzwerkes erzeugt, um es mit einem älteren sozialpsychologischen Begriff zu formulieren, "pluralistic ignorance" in bezug auf das, was möglich wäre. Das wiederum bestätigt die in der Kommunikation reproduzierte Ordnung mit all dem, was man dort und nur dort an Wirkungsmöglichkeiten und an Freiheit finden kann. Empiriker könnten daran denken, einen "Peinlichkeitstest" zu entwickeln. Was wird in der Kommunikation als peinlich empfunden? Offenbar nicht die Bitte um Hilfe, um Intervention in rechtlich und organisatorisch geregelte Verläufe (zum Beispiel Examen, Zeugenvernehmungen vor Gericht, Reihenfolge in der Bearbeitung von Anträgen, Verteilung von Krankenbetten und ärztlicher Aufmerksamkeit). Und es ist nicht etwa deswegen nicht peinlich, weil dafür Bezahlung angeboten wird,(20) sondern deswegen, weil mit der Bitte um einen Gefallen die Anerkennung von Kompetenz, von Einfluß, von Macht und von gutem Willen verbunden ist. Das Netzwerk zahlt und motiviert durch "Honorierung", das heißt durch Selbstreproduktion der eigenen Asymmetrien, also wiederum durch Reproduktion von Kausalitäten und Freiheiten. Selbstverständlich sind auch riesige Geldsummen involviert und werden gleichsam mithineingezogen in den Austausch von Entgegenkommen und Gefälligkeiten. Denn wie könnte man Freundschaft und zugleich Macht besser beweisen als durch Eröffnung eines Zugangs zum Geld? Aber Korruption in diesem legalen Sinne, die es ja überall gibt, ist kein isoliert zu betrachtendes Phänomen. Vielmehr ist anzunehmen, daß das Netzwerk die Grenze zwischen Korruption und Nichtkorruption durch eine eigene Supercodierung verwischt, und vor allem wohl durch die Supercodierung von Inklusion und Exklusion. Jeder, der am Netzwerk in diesem Sinne teilnimmt, muß wissen, wie es funktioniert. Er braucht nicht zu wissen, warum es so funktioniert, wie es funktioniert. Das Netzwerk benötigt zur Lokalisierung von Kausalität und Freiheit keine Orientierung an öffentlichen Problemen. Solche Probleme sind zwar Thema der Kommunikation - aber vorwiegend deshalb, weil sich die Organisationen, die Anlässe geben zur Kommunikation, mit ihnen beschäftigen. Die Kommunikation selbst verlagert dann aber den stets mitgemeinten Sinn auf die Ebene individueller Interessen. Hier und nur hier festigt sich im Alltag ein Problembewußtsein, das die Kommunikation in Gang hält. "Individuell" ist dabei wiederum netzwerkbezogen zu verstehen, also nicht etwa beschränkt auf persönliche Bedürfnisse und Wünsche von Einzelpersonen. Vielmehr überleben in diesem Zusammenhang die Familie ebenso wie Patron/Klient-Verhältnisse. Man setzt sich nicht nur für eigenen Interessen, sondern in erheblichem Umfange auch, und um so unbefangener, für die Interessen anderer ein. Das System lebt von Vermittlungen und honoriert sie durch Prestigeverteilungen. Die erst im 18. Jahrhundert aufkommende Unterscheidung von öffentlich und privat hat hier noch keine Wurzeln geschlagen. Der "Private" ist noch der "idiotes", der sich selbst ausschließt. Aber die Übergangssituation zeigt sich nicht zuletzt darin, daß das System nicht mehr auf Familienökonomien gegründet ist und daß Vermittlungsrollen organisationsabhängig geworden sind und die normalen Regulative der Organisationen stören, wenn nicht sabotieren. So wird es schwierig, von den Zentren aus Organisationen durch Organisation zu kontrollieren, denn die Netzwerke stehen den "offiziellen" Zentren nicht zu Verfügung; sie sind nicht hierarchisch, sondern heterarchisch konzipiert. So kommt es zu einer eigentümlichen Symbiose von Organisationen und Netzwerken, die alle planmäßige Durchgriffskausalität zum Scheitern bringt, aber statt dessen in einem anderen Sinne Formen der Kausalität und lokalisierbare Optionen im System verteilt. VII. Wenn wichtige Probleme in der sozial verbreiteten Einschätzung von Kausalität und von Wahlfreiheit liegen, sollte verständlich sein, weshalb eine staatliche Politik solchen Verhältnissen gegenüber versagt oder allenfalls in ihren Angeboten abgesucht wird auf das, was sich unter Freunden verwenden läßt. Die Prämissen, daß über Recht oder über Geld oder schließlich über die Bedingungen der Mitgliedschaft in formalen Organisationen ein Direktzugriff auf individuelles Verhalten möglich und allenfalls mit einer Restquote von unvernünftigem, unökonomischem oder schlichtweg kriminellem Verhalten belastet sei, treffen nicht zu. Und ebensowenig lassen sich die Probleme im Schema Liberalismus/Sozialismus politisieren. Denn die Frage ist ja gerade, ob man Zwang so schematisieren kann, daß eine Disposition über zwingende Macht - sei es daß man sie als Staatsmacht "demokratisch" kontrolliert, sei es, daß man sie als Wirtschaftsmacht beseitigt - eine regionale Entwicklung sozusagen "emanizipiert". Gesellschaft ist ein geschichtliches System, eine "historische Maschine", die sich in der operativen Reproduktion von Situation zu Situation immer an sich selbst orientiert - und das heißt an dem, was sie aus sich selbst gemacht hat. Oder um es Nietzscheanisch zu formulieren ihr irreversibles "Werden" wird vom "Willen zur Macht" zur "Wiederkehr des Gleichen" gezwungen. Grosso modo jedenfalls. Es gibt natürlich strukturellen Wandel, auch solchen tiefgreifender Art. Daß das Patronagesystem binnen relativ kurzer Zeit vom Fundament in Familieneigentum auf Positionen in Organisationen umgestellt werden konnte, belegt Tiefgang und Tempo eines strukturellen Wandels mehr als genug. Eine ganz andere Frage ist jedoch, ob ein Strukturwandel politisch herbeigeführt werden kann oder ob er der Evolution überlassen bleiben muß, in der dann "Planung" eine mehr oder weniger fatale Rolle spielt. Wir können und brauchen diese Frage hier nicht zu entscheiden. Wenn man aber annehmen muß, daß ein Gesellschaftssystem, auch in seinen regionalen Ausprägungen, ein historisches System ist, also in jeder Situation Erinnerung an Bewährtes aktiviert und sich selbst anders gar nicht einschätzen kann, liegen skeptische Konsequenzen auf der Hand. Auch Kybernetiker und Mathematiker zeigen, daß ein System, das seinen eigenen Output als Input wiedereinführt, für die eigenen Operationen unkalkulierbar wird und erst recht von außen nicht wie eine zuverlässige Maschine berechnet werden kann;(21) und dies, obwohl, ja weil es operativ geschlossen und strukturdeterminiert operiert. Forschungen, die Entwicklungen in eher peripheren Gebieten der modernen Gesellschaft betreffen, können daher kaum, ohne ihren eigenen Grundlagen zu widersprechen, dem politischen Gestaltungswillen Instrumente zur Verfügung stellen. Zweifel dieser Art, die heute weit verbreitet sind, müssen jedoch nicht zur Resignation führen. Sie eröffnen, im Gegenteil, Forschungsperpektiven anderer Art, die auf eine stärkere Differenzierung von Politik und Wissenschaft eingestellt sind. Die diskutierten Konzeptveränderungen in Fragen der Kausalität und der Freiheit betreffen "autologische" Theorien. Das heißt sie können, ja müssen auch auf die Forschung selbst angewandt werden. Und nichts anderes ist gesagt, wenn man davon ausgeht, daß die moderne Gesellschaft auf einer funktionalen Differenzierung ihrer primären Subsysteme beruht. Welche Freiheiten gesehen und welche Kausalitäten konstruiert werden, variiert daher von System zu System. Wenn man dem Rechnung trägt, macht das alle Planungen kompliziert, vielleicht entmutigend kompliziert. Man kann dann weder mit einem ontologischen Realitätsbegriff arbeiten noch mit einer einfachen zweiwertigen Wahrheitslogik, die, wenn fehlerfrei angewandt, zu Ergebnissen führt, deren Wahrheitswerte von jedermann anerkannt werden müssen. Über derart vereinfachende Prämissen ist die moderne Gesellschaft jedoch seit langem hinausgewachsen, und dies nicht nur, weil es noch gewisse "Rückständigkeiten" in der Entwicklung gibt, sondern gerade auch in der Modernität ihrer Strukturen und Semantiken. Es würde wenig helfen, wollte man das nicht zu Kenntnis nehmen und weiterhin von Rationalitätszentrismus einer längst überholten europäischen Tradition ausgehen.
https://w.atwiki.jp/jasagiri/pages/68.html
RFC:http //www5d.biglobe.ne.jp/~stssk/rfcjlist.html 規格対応エレメント表 http //meiert.com/en/indices/html-elements/ html5 http //www.html5.jp/ URI-Templates http //bitworking.org/projects/URI-Templates/ http //builder.japan.zdnet.com/sp/firefox-3-for-developer-2008/ StatusCode http //www.studyinghttp.net/status_code http //thoughtpad.net/alan-dean/http-headers-status.html http //d.hatena.ne.jp/IwamotoTakashi/20090429/p1 REST 何がRESTを良くするか:http //www.infoq.com/jp/news/2008/11/rest-api RESTfullなアプリケーションを記述する:http //www.infoq.com/jp/articles/subbu-allamaraju-rest REST API デザイン http //www.25hoursaday.com/weblog/2008/10/24/RESTAPIDesignInventMediaTypesNotProtocolsAndUnderstandTheImportanceOfHyperlinks.aspx OpenID:http //code.google.com/p/openidengine/ :http //www.atmarkit.co.jp/fsecurity/rensai/openid01/openid01.html :http //www.goodpic.com/mt/archives2/2008/01/openid_oauth.html :http //d.hatena.ne.jp/lyokato/20080816/1218866900 OAuth:http //www.atmarkit.co.jp/fsecurity/special/106oauth/oauth01.html
https://w.atwiki.jp/oper/pages/2363.html
このテンプレはポリウト方式で作成されています。 こちらの役名一覧に和訳を記載して管理人までお知らせください。 ERSTER AKT Nr. 1 - Introduktion ▼JOSEF▲ Anna, Anna, Anna! Ich such' jetzt da. Ich such' jetzt dort, Die Kammerjungfer, scheint's, is fort! Soll ich am End' zur Gnäd'gen geh'n? Ja, darf ich mich das untersteh'n? Ich muss halt wissen, und zwar sehr g'schwind, Ob meinen Herrn ich da net find'; Denn diese G'schicht, Die eilt gar sehr, 's is eine wichtige Staatsaffäre, Die er sehr schnell erled'gen muss, Denn sonst gibt's ein Verdruss Mit uns'rem Staate Reuss-Schleiz-Greiz, Mit Dessau and'rerseits, Die Frage brennt bereits! Das hat mir g'sagt der Attaché Und der hat's vom Premier, Und die zwei wissen's eh! Jetzt sag' mir wer Wo steckt mein Herr? Er hat mir ja noch extra g'sagt "Wenn wer heut' nach mir fragt, Dir sag' ich's", sagt er, "ganz allein, Wird' draussen in der Villa sein!" Jetzt renn' ich in die Villa 'naus, Und hier scheint keiner z'Haus … Und gar vom Graden keine Spur… Wo find' ich ihn denn nur? Jetzt sag' mir wer Wo steckt mein Herr? Es wart' die Staatsaffäre! Find Ich ihn nicht, O böse G'schicht, Dann gibt am End' er mir die Schuld! Ich such' ihn da, Ich such' ihn dort, Dazu g'hört faktisch viel Geduld! Ich weiss mir jetzt schon gar kein' Rat, Er schert sich nicht um seinen Staat, O Reuss-Schleiz-Greiz, O Reuss-Schleiz-Greiz, Ich hab' mit dir ein Kreuz! O Reuss-Schleiz-Gretz! Anna! Anna! Anna! ▼FRANZI▲ Josef, Er? ▼JOSEF▲ Ach, Demoisell'! ▼FRANZI▲ Bringt Er Nachricht? Sag' Er schnell ▼JOSEF▲ Demoisell' werd'n schon verzeih'n, Wie sich's passt für ein' Lakai'n, Möcht' ich's Stubenmädel fragen, Ob sie mir vielleicht könnt' sagen, Ob sie es vielleicht möcht' wissen, Ob's die Gnäd'ge tät' verdriessen, Ob ich net komm' ungelegen, Ob - ▼FRANZI▲ Und ob, und ob, und ob! Die Anne Ist jetzt fort und nicht zugegen, Der Herr Graf - ▼JOSEF▲ Is er schon da! ▼FRANZI▲ Er? Noch nicht! ▼JOSEF▲ Da hab'n wir's ja! Alsdann Demoisell', so grüss' ich, Dero Hand gehorsamst küss ich! ▼FRANZI▲ Josef! ▼JOSEF▲ Bitt' schön, Euer Gnaden? ▼FRANZI▲ Sag' Er mir's, 's ist nicht sein Schaden Wo sein Graf zu finden ist? ▼JOSEF▲ Ja, wenn ich das nur selber wüsst! ▼FRANZI▲ Fünf volle Tag', Ich sag'. Fünf Tag' Hab' seinen Herrn ich nicht geseh'n! Fünf ganze Tag', Fünf Tag' Ich frag' Was er treibt, Wo er bleibt? Täglich wird's schlimmer, Denn Frauenzimmer Sind's doch nur immer, Die den Herrn Halten fern! Sag' Er's nur offen, Ich hab's getroffen Lasse Er's hör'n! Doch dass Er mir die Wahrheit spricht, Denn Lügen glückt ihm nicht! Wer auch nur einmal belogen, Der glaubt sich immer betrogen; D'rum frei und offen heraus, Man kommt damit stets gut aus! ▼JOSEF▲ Ah, die fratschelt mich aus! Sie kriegt doch nichts 'raus! ▼FRANZI▲ Na ja, ich riech' schon den Braten, Er darf den Herrn nicht verraten! ▼JOSEF▲ Weil ich selbst gar nix weiss, Nix Neu's! ▼FRANZI▲ Na, frisch heraus mit der Sprach'! Wem steigt denn wohl der Graf jetzt nach? ▼JOSEF▲ Wem steigt der Graf wohl nach? Nr. 2 - Duett (Franzi, Graf) ▼GRAF▲ Grüss Gott, mein liebes Kind' ▼FRANZI▲ Gut'n Tag, mein Herr! ▼GRAF▲ Was hast du? Sag's geschwind! ▼FRANZI▲ Ich bitte sehr . . . ▼GRAF▲ Was hab' ich dir getan? ▼FRANZI▲ Ach, das ist stark, Das ist zu arg! ▼GRAF▲ Was tat ich dir? Na, sag' es mir, sag' es mir doch an! ▼FRANZI▲ Fünf Tage lässt er mich allein, Dann soll ich lieb noch sein! ▼GRAF▲ Ah so, das ist's allein! - Nun, schöne Richt'rin, sprich! ▼FRANZI▲ Geh'weg, geh' fort! ▼GRAF▲ Wess macht' ich schuldig mich? ▼FRANZI▲ Ich sprech' kein Wort! ▼GRAF▲ Was ist denn mein Vergeh'n? ▼FRANZI▲ Ach nichts, ach nichts! ▼GRAF▲ Ich will ja mein Verbrechen gern gesteh'n! ▼FRANZI▲ 's lohnt ja nicht die Müh', Nein, nein, nein! 's ist stets eine "Sie", Und stets das nämliche Verbrechen - O du, du, du, du! Warum darüber sprechen? Ist's nicht Marie, Ist's Sidonie Und Melanie - Stets eine "Sie"! ▼GRAF▲ Nun ja, so lass uns doch darüber sprechen, Mir ist ja wahrlich fremd ein solch' Verbrechen. Ach, Franzi, sieh, So warst du nie! So nenn' mir die, Die du nennst "Sie"! Schau mich an, sag's frei heraus So sieht kein Verbrecher aus! ▼FRANZI▲ Gut! Dann sag' gefälligst mir, Wo du warst, bei welcher "Ihr"? ▼GRAF▲ Ich? Ich war bei meiner Frau! ▼FRANZI▲ Bei der Gräfin? O wie schlau! Das glaub' eine and're dir! ▼GRAF▲ Wirklich, Franzi! Nur bei ihr! Dann und wann muss man doch Auch bei der Frau sein - Siehst du das ein? ▼FRANZI▲ Ja, ich seh's ein! ▼GRAF▲ Drückt auch das Ehejoch, Man wahrt den Schein - Siehst du das ein? ▼FRANZI▲ Ja, ich seh's ein! ▼GRAF▲ Siehst du das ein? ▼FRANZI▲ Leider, leider muss das sein! ▼GRAF▲ Bist ja klug, siehst es ein, Also schick' dich darein! ▼FRANZI▲ Alles versteh'n, Das heisst alles verzeih'n! ▼GRAF▲ So, mein Kind, ist es schön - Alles muss man versteh'n! ▼FRANZI▲ So was versteh'n, Ach, das wird bei Frauen selten geh'n! ▼GRAF▲ Und dann ▼FRANZI▲ Und dann? ▼GRAF▲ Hör' weiter an! Bin bei der Frau ich auch, Denk' ich doch dein, Nur allein dein! ▼FRANZI▲ Säuselst mir jetzt Schmeichelei'n, Glaub' es nicht, nein! ▼GRAF▲ Ja, jeden Atemhauch Will ich dir weih'n, Bin ja ganz dein! ▼FRANZI▲ Du bist lieb; Ich will verzeih'n, Gnädig verzeih'n! So sind wir, Wir von hier! Nur ein gut's Wort Am Ort, Und fort Ist der Zorn und Groll, Wieder liebevoll Sind wir Wiener Frau'n Und ganz voll Vertrau'n! ▼GRAF▲ So seid Ihr, Ihr von hier! Am rechten Ort Ein Wort. Und fort Ist, gottlob, der Groll, Seid so liebevoll, Und darum lieb' Ich die Wiener Frau'n! Nr. 3 - Duett (Graf, Josef) ▼GRAF▲ Na, also schreib' und tu' nicht schmieren! ▼JOSEF▲ Ich bitt' schön, langsam zu diktieren! ▼GRAF▲ Mach' nicht Fehler, 's wäre sträflich! ▼JOSEF▲ O ich schreib' ganz orthogräflich! ▼GRAF▲ Ein hübscher Brief trifft oft ins Ziel… ▼JOSEF▲ D'rum bitt' ich nur, mit recht viel G'fühl! ▼GRAF▲ Du lieber Schatz, ich muss es Dir gesteh'n Seit ich Dich hab' zum erstenmal geseh'n, Ist es um mich, ich schwöre Dir's, gescheh'n, Die Sehnsucht lässt mich ja beinah' vergeh'n. D'rum bitt' ich Dich heut' um ein Stelldichein, Punkt elf, in Hietzing will ich warten Dein, Dort, im Casinogarten werd' ich sein Ich bitt' Dich, Schatz, ich bitt' Dich, Schatz, Find' Dich nur pünktlich ein! ▼JOSEF▲ Das wirkt! Es muss! ▼GRAF▲ Jetzt kommt der Schluss! Schreib' schnell, denn jetzt bin ich im Fluss Du süsses Zuckertäuberl mein, O komm', o komm' zum Stelldichein! Ich wart' bei dem bestimmten Platz, Ich bitt' Dich, komm', Du lieber Schatz! O komm' doch, komm' zum Stelldichein, Ich bitt' Dich, sag' mir ja nicht nein! Hab' Dich ja so lieb, so lieb, Du süsser Herzensdieb! ▼JOSEF▲ Jetzt hat sie's schwarz auf weiss, Dass Sie sie lieben, ganz brennheiss! ▼GRAF▲ Glaubst du, sie kommt hinaus? ▼JOSEF▲ Ach ja, ich kenn' mich aus! ▼GRAF▲ Doch vielleicht hat sie schon Einen Geliebten; was dann, lieber Sohn? ▼JOSEF▲ Ja, das wär' wohl ein G'frett! ▼GRAF▲ Na, das wär' gar nicht nett! ▼JOSEF▲ Doch solche Schneidermamsellen Nehmen's net streng in den Fällen! Herr Graf sind Spezialist im Lieben ▼GRAF▲ Jetzt lesen wir, was wir geschrieben ▼BEIDE▲ Du süsses Zuckertäuberl mein, usw. usw. Nr. 4 - Duett (Pepi, Josef) ▼PEPI▲ Wünsch' gut'n Morgen, Herr von Pepi! ▼JOSEF▲ Ach, die Peperl! So a Freud'! ▼PEPI▲ Bitt' schön, meld' Er mich der Gnäd'gen! ▼JOSEF▲ Muss das gleich sein? Das hat Zeit! ▼PEPI▲ Pratzerl weg! Nur hübsch solid sein! ▼JOSEF▲ Geh', ich bitt' dich! ▼PEPI▲ Geh', sei g'scheit! ▼JOSEF▲ Wie kann man nur gar so fad sein. ▼PEPI▲ Jed's Ding nur zur rechten Zeit! ▼JOSEF▲ Wann hast Zeit? ▼PEPI▲ Am Abend heut'! ▼JOSEF▲ Und dann wo? ▼PEPI▲ Geh' frag' net so! Mir scheint, du willst spassen, Jed's Kind auf der Gassen, Wenn's auch nur so gross is, Weiss doch, was heut' los is'! ▼JOSEF▲ Ach, ich tu' verstehen, Doch 's wird nicht recht gehen! Hab' heut' Dienst beim Herrn, Denn sonst ging mit dir ich gern! ▼BEIDE▲ Drauss'n in Hietzing Gibt's a Remasuri Dui, Dui, Duri! Volksfest, Hetz' und auch ein' Kreuzer-Tanz, All's is g'richt' am höchsten Glanz. Pickfüss' Hölzl a dabei - Harfenisten, Dudlerei - Ah, da wird's heut' fein! Jedes Wiener Kind Rennt nach Hietzing g'schwind - Da dabei muss 's sein! ▼JOSEF▲ Doch mein Graf? ▼PEPI▲ Geht heut' am Ball! ▼JOSEF▲ Richtig ja! ▼PEPI▲ Kommst auf jeden Fall? ▼JOSEF▲ Ja! ▼BEIDE▲ Heut' gibt's feine Sachen Tanzen, dudeln, lachen Heut' das höchste G'setz is', Weil's a Riesenhetz is'! Schieberisch mit Paschen Ja, der hat sich g'waschen Langaus mög'n mir net mehr hör'n, Sechser hab'n mir gern! ▼PEPI▲ Ach, wie ich mich schon d'rauf g'freu'! ▼JOSEF▲ Bin bei jeder Hetz dabei! ▼PEPI▲ Flott soll g'lebt werd'n von uns zwei! ▼BEIDE▲ Es bleibt dabei - Ach, wie ich mich auf Hietzing g'freu'! Nr. 5 - Finale ▼KAGLER▲ Da ist sie ja! ▼MINISTER▲ Das ist sie? Ah! ▼JOSEF▲ Da is sie ja! O Kruzineser! ▼FRANZI▲ Man hat mir g'sagt, Besuch ist da! ▼MINISTER▲ Des Landes Reuss-Schleiz-Greiz Verweser, Premierminister, Fürst von Ypsheim-Gindelbach! ▼KAGLER▲ Was? Reiz-Greiz-Schleiz? ▼JOSEF▲ Mir wird ganz schwach! ▼FRANZI▲ Oh, Durchlaucht! ▼MINISTER▲ Gnäd'ge, hocherfreut! ▼JOSEF▲ Jetzt fahr'n wir ab, 's is d'höchste Zeit! ▼KAGLER▲ Der Herr is' Durchlaucht? Da schau' her! Oh, Euer Durchlaucht, hab' die Ehr'! ▼FRANZI▲ Vom Minister ist das wirklich schön, Dass er Besuch mir macht, Dass er solche Ehre mir erweist, Nein, das hätt' ich nicht gedacht! 's hat der Graf ihm wohl von mir erzählt, Das hat ihn int'ressiert, Neugier ist es, die so sehr ihn quält, Und ihn in die Villa führt! ▼KAGLER▲ Von der Durchlaucht is' das wirklich schön, Dass er ein B'such ihr macht, Doch dass er mir die Ehr' erweist, Das hätt' ich nie gedacht! Dass so eine Durchlaucht mit mir red't, Das wär' mir nie passiert, Das kommt halt einfach nur davon, Weil d' Franzi Gräfin wird! ▼MINISTER▲ Wirklich, die Frau Gräfin ist sehr schön, Hat Eindruck schon gemacht; Ich kann den Grafen nicht versteh'n - Die Frau strahlt ja in Pracht! Dieser Graf ist blind, dass er sich noch Für and're int'ressiert; Ich öffne ihm die Augen doch, Dass er schauen wird! ▼JOSEF▲ Na, die G'schicht wird schöner noch als schön, Wird net ein End' bald g'macht, Wird der Fürst dann später klarer seh'n - Küss' die Hand, wünsch' gute Nacht! Dem Herrn Grafen meld' ich auf der Stell' Das, was da ist passiert, Während mit der fesch'n Probiermamsell' Mein Herr Graf charmuziert! Geh'n wir! Sonst gibt's schöne Sachen! ▼KAGLER▲ 's hat mich g'freut, d' Bekanntschaft z'mach'n! ▼MINISTER▲ Ganz meinerseits! Ganz meinerseits! ▼JOSEF▲ O du verflixtes Reuss-Schleiz-Greiz! Fahr'n mir ab! ▼MINISTER▲ Auf Wiederseh'n! ▼KAGLER▲ B'hüt Ihnen Gott! ▼JOSEF▲ Werd'n S' endlich geh'n! ▼KAGLER▲ Wenn S' meine Rösser woll'n benütz'n, Können S' gratis fahr'n und blitz'n! ▼JOSEF▲ O Kruzi, Kruzi! FRANZI und MINISTER Auf Wiederseh'n! ▼KAGLER▲ Hab' die Ehr'! ▼MINISTER▲ Ein sehr jovialer, alter Herr! Was sprach er, bitte? Fahren? Blitzen? Wie? Den Wiener Dialekt versteh' ich nie! ▼FRANZI▲ Na, mit der Zeit, da wird's schon geh'n! ▼MINISTER▲ Freu' mich unendlich, Sie zu seh'n! Ich staune, dass vor aller Welt Der Graf Sie so verborgen hält?! ▼FRANZI▲ Der Graf? Mein Gott, er ist ja gut, Nur hat er halt ein leichtes Blut! ▼MINISTER▲ Das heisst? Ich bitte! sagen Sie So haben Grund zu klagen Sie? ▼FRANZI▲ Ich kann mich nicht beklagen, Er ist ein Kavalier, Er gab, ich muss es sagen, Davon Beweise mir! Ich kann mich nicht beklagen, Nur dass ihm dann und wann Auch and're Frau'n gefallen Wie jedem ander'n Mann! ▼MINISTER▲ Der Graf, so hört' ich sagen, Ist Gatte nur nebenher, Das ist wohl Grund zum Klagen Ich hörte auch noch mehr! Es treibt es dieser Böse Wahrhaftig zu frivol Mit einer Balletteuse, Cagliari heisst sie wohl? ▼FRANZI▲ Mein Fürst, ich bin… ▼MINISTER▲ Sie sind beleidigt, Kein Mensch den Grafen auch verteidigt! ▼FRANZI▲ Erlauben Sie. . . ▼MINISTER▲ Nur ruhig Blut! Durch Eifersucht wird gar nichts gut! ▼FRANZI▲ Ja, aber ich muss doch erklären ▼MINISTER▲ Ich will darüber gar nichts hören! Ich weiss, was Sie erklären wollen Und kann nur Beifall zollen, Ich respektiere die Moral In jedem Fall! Es fallen da auf Ihren Gatten Verzweifelt düst're Schatten … Wo bleibt da, frag' ich, die Moral? 's grenzt an Skandal! Nein, nein, 's ist wirklich nicht zu sagen, Er treibt's wahrhaftig gar zu weit … ▼FRANZI▲ Jedoch ▼MINISTER▲ In einem off'nen Wagen Sah ich ihn mit der Dingsda heut'! ▼FRANZI▲ Sie sagen heut'? ▼MINISTER▲ So vor zwei Stunden! Welch' Gefühl ich da empfunden, Es grenzte schon an Unbehagen . . . Bedenken Sie! Im off'nen Wagen Mit dieser Dingsda… ▼FRANZI▲ Jetzt genug! ▼MINISTER▲ Nur ruhig! Wir strafen den Betrug! Ich bitte deshalb, keine Trauer, Die Liaisons sind nie von Dauer! Bald hat ein End' die Perfidie! ▼FRANZI▲ Was sagen Sie? ▼MINISTER▲ Ich sag', Verhältnisse wie diese, Die sind, nach Adam Riese, Auf 1 - 2 - 3 vorbei und aus; Er kehrt zurück Zur Gattin wieder voller Reue, Und hält dann mehr die Treue, Und liebt sie mehr, es spriesst aufs neue Sein Eheglück! ▼FRANZI▲ Ich kann nicht mehr …verzeihen Sie … Mir wird. . . mir wird … ich weiss nicht wie! Denn noch kein Mensch hat das gewagt, Und hat mir so etwas gesagt! Ich kann mich nicht beklagen, Das sagt' ich Ihnen schon! Aus dem, was Sie da sagen, Klang's fast heraus wie Hohn! ▼MINISTER▲ Ah, Pardon Sie missverstehen ganz ▼FRANZI▲ Ich hab' ganz gut verstanden, 's war bitt're Ironie, Wenn Sie das nicht empfanden, Nun, dann bedaur' ich Sie! ▼MINISTER▲ O weh! O weh! Mir scheint, mir scheint, Ich hab' nicht diplomatisch da gehandelt. O weh! O weh! Die Gräfin weint - Sie war ja jetzt ganz plötzlich wie verwandelt! Die arme Frau, die arme Frau… Ah, auf einmal geht mir auf ein Licht, Sie ahnte nur, nichts wusste sie, Ich geh' zu ihr, ich war ein… Na … ja! ▼GRÄFIN▲ (tritt ein ) Es hat den Grafen nichts genützt, Das Warnen und das Bitten, Die Neugier ist in mir erwacht, Ich bin hieher geritten! 's steckt was dahinter, das ist klar, Den Grund muss ich erspäh'n! Ich finde alles, wie es war, So lieb, so traut, so schön! Grüss dich Gott, du liebes Nesterl, Wie du warst, find' ich dich noch, So wie einst ich dich verlassen, Als mich drückt' das Ehejoch! Oft, ach, schmollt 'ich da im Erker, Weil der Graf mich just gefreit! Ach, wie oft an diesem Schreibtisch Klagte ich Mama mein Leid! Wie hab' auf dir ich musiziert, Armes Spinett, dich malträtiert! Die Bibliothek! Mancher Roman, Den man wohl liest, Doch nicht erleben kann! Homer, Wieland, Klopstock, euch hielt ich mir Als Aufputz hier! Was seh' ich da? Da schau', ei, ei, Casanova? Das ist mir neu! - Mein Schlafgemach, es scheint wohl verlassen, Alles ist so, wie's war Hier löst' ich zaghaft mein Myrthenkränzchen Bebend aus dem Haar! Hier nahm als Braut ich zitternd den Schleier Zögernd vom Gesicht - - - Und aus den Augen flossen die Tränen Na, heute heult' ich nicht! Grüss dich Gott, du liebes Nesterl, Wie du warst, find' ich dich noch, So wie einst ich dich verlassen, Als mich drückt' das Ehejoch! Doch, wer weiss, es kann gelingen, Dass du meine Neugier stillst, Und ich doch was Neues finde, Das du mir verbergen willst! (ab.) ▼MINISTER▲ (tritt wieder ein ) Ich klopfte ganz vergebens, Sie rief gar nicht herein! O Herr du meines Lebens, Wie konnt' so dumm ich sein! Das war nicht politisch, Auch nicht diplomatisch, Das war so Duodez-, Das war so klein-staatisch! Das war mit einem Wort, So drum herum… Das war nicht diplomatisch Sondern einfach dumm! (spricht) Ich gehe noch einmal zu ihr! ▼GRÄFIN▲ (tritt wieder ein ) Ach, bis jetzt, du liebes Nesterl, Fand ich nichts, was mich be… Ein Herr? ▼MINISTER▲ Malheur! Das ist die Dingsda, Mit der er fuhr! ▼GRÄFIN▲ Warum fixiert der Herr mich nur? ▼MINISTER▲ Sie kommt hieher? Das ist zuviel! ▼GRÄFIN▲ Was soll denn dieses Augenspiel? ▼MINISTER▲ Was solch' ein Dämchen alles wagt! ▼GRÄFIN▲ Er macht mich ordentlich verzagt! ▼MINISTER▲ Nun soll sie sehen, was ich kann! ▼GRÄFIN▲ Mir scheint, der Herr spricht mich jetzt an! ▼MINISTER▲ Wissen Sie, was Takt ist? ▼GRÄFIN▲ Was? ▼MINISTER▲ Nein! Sie wissen's nicht! ▼GRÄFIN▲ Wie? ▼MINISTER▲ Dass dies abgeschmackt ist ▼GRÄFIN▲ Oh! ▼MINISTER▲ Sag' ich ins Gesicht! ▼GRÄFIN▲ Mein Herr! ▼MINISTER▲ Jawohl! ▼GRÄFIN▲ Was soll der Ton? ▼MINISTER▲ O Sie verdienen die Lektion! ▼GRAF▲ (tritt ein) Du hier? ▼GRÄFIN▲ Ja, Graf! ▼MINISTER▲ Er ist ganz baff! ▼GRAF▲ Und Durchlaucht, Sie? ▼MINISTER▲ Ja, ich, Herr Graf! ▼GRÄFIN▲ Mein Herr, ich bitte um ein Wort! ▼MINISTER▲ Ein andermal! So bringen Sie die Dame fort! Ist das der Brauch, den Kavaliere übten? Ersparen Sie doch Ihrer Frau Hier die Begegnung mit der … Geliebten! ▼GRAF▲ Sie haben Recht! ▼MINISTER▲ 's wär' gegen alle Sitte! ▼GRÄFIN▲ Was flüstern die? ▼GRAF▲ Reich' deinen Arm, ich bitte! ▼GRÄFIN▲ Was ist gescheh'n? Warum so jäh? ▼MINISTER▲ Wann sagt denn endlich die Adieu? ▼GRAF▲ Komm' doch, ich bitt' dich dringend, geh'! ▼GRÄFIN▲ Nicht eine Silbe ich versteh' . . . Seh' wohl klar, 's ist etwas da gescheh'n, Aber was? Kann's nicht versteh'n, Und er will, ich soll fort, Ich versteh' nicht ein Wort! ▼GRAF▲ Komm' fort! Ich bitt' dich dringend, geh', o geh'! Sie bemerkt, dass etwas da geschehen, Höchste Zeit, d'rum fortzugehen, Bitte, hör' auf mein Wort, Bitte, komm' von hier fort! ▼MINISTER▲ Adieu! Adieu! Adieu! Adieu! Wann sagt denn endlich die Adieu! Wie eine Klette klebt sie da, Frech sind die Dämchen leider ja! Die bringt keiner mehr fort! Es ist schad' um jed's Wort! ▼GRÄFIN▲ Nein, nein, daraus werd' ich nicht klug, Noch kenn' ich mich nicht aus, Doch krieg' ich's schon heraus! Mein Männchen hat da intrigiert, Na, wart', o mein Gemahl, Dir geht's fatal! ▼GRAF▲ Ja, ja, Gefahr ist im Verzug, Noch kennt sie sich nicht aus, Doch kriegt sie's schon heraus! Wüsst' ich, wie man es arrangiert, Sonst geht's nur noch fatal, Ja, sehr fatal! ▼MINISTER▲ Der Graf, der treibt es stark genug, Lässt kommen sich, o Graus, Maitressen in sein Haus Ich bin darüber indigniert, Das nennt sich ein Gemahl, 's ist ein Skandal! ▼FRANZI▲ (tritt ein) Verzeih'n Sie mir! ▼GRAF▲ O weh! O weh! ▼MINISTER▲ Das haben Sie davon! ▼FRANZI▲ Wer ist die Dame? ▼GRÄFIN▲ Wer ist die Dame? ▼GRAF▲ Was tut man da? O bitte, stellen Sie die Dame doch Als Ihre Gemahlin vor! ▼MINISTER▲ Wie? Was? Aha! Sehr gern! Hier meine Gattin! ▼FRANZI▲ Verehrte Fürstin! ▼GRÄFIN▲ Was soll das heissen? ▼GRAF▲ Allmächt'ger Himmel! ▼MINISTER▲ Und nun adieu! Der Wagen wartet schon beim Tor! ▼FRANZI▲ Sie geh'n! Dahinter steckt wohl ein Betrug, Doch kenn' ich nicht das Ziel, Verstehe nicht das Spiel! Soll die des Fürsten Fräu doch sein? Ich sag' nein! Die Durchlaucht ihr Gemahl? Ihr Ideal? Ich sag' nein, nein, nein, nein! Und tausendmal nein! Doch kenn' ich nicht das Ziel, Verstehe nicht das Spiel. Der Graf muss alles eingesteh'n, Mach' ihm Skandal! ▼GRÄFIN▲ Ich geh'! Ja, was bedeutet der Betrug, Der Graf, ich weiss soviel, Hat seine Hand im Spiel! Jetzt geh' darauf ich scheinbar ein, Lass es sein! Doch freu' dich, mein Gemahl, Dir geht's fatal! Ja, was bedeutet der Betrug, Der Graf, ich weiss soviel, Hat sei…e Hand im Spiel! Jetzt geh' darauf ich scheinbar ein, Lass es sein. Ja, ich gehe schon, ich geh', mein Herr Gemahl! ▼GRAF▲ Sie geh'n! O Gott, jetzt merkt sie den Betrug, Der Fürst verdarb das Spiel, Das war ja nicht mein Ziel! Was fiel ihm denn nur plötzlich ein, Die Gräfin, sein Gemahl? Das ist fatal! O jetzt merkt sie den Betrug, Der Fürst verdarb das Spiel, Das war ja nicht mein Ziel! Gott sei gelobt, sie geh'n, sie geh'n, 's war recht fatal! ▼MINISTER▲ So komm'! Die Aermste merkt noch den Betrug, Und ich die Hand im Spiel? Das schiesst doch über's Ziel! Doch tat ich's für die Frau allein, Nur zum Schein! Der saubere Gemahl, 's Ist ein Skandal! Die Aermste merkt noch den Betrug, Und ich die Hand im Spiel? Das schiesst doch über's Ziel! Doch tat ich's für die Frau allein, Nur zum Schein! Ich bitt' dich, komm' jetzt fort, mein teures Eh'gemahl, Komm' jetzt nur fort, mein Eh'gemahl. (Der Vorhang fällt) ERSTER AKT Nr. 1 - Introduktion JOSEF Anna, Anna, Anna! Ich such' jetzt da. Ich such' jetzt dort, Die Kammerjungfer, scheint's, is fort! Soll ich am End' zur Gnäd'gen geh'n? Ja, darf ich mich das untersteh'n? Ich muss halt wissen, und zwar sehr g'schwind, Ob meinen Herrn ich da net find'; Denn diese G'schicht, Die eilt gar sehr, 's is eine wichtige Staatsaffäre, Die er sehr schnell erled'gen muss, Denn sonst gibt's ein Verdruss Mit uns'rem Staate Reuss-Schleiz-Greiz, Mit Dessau and'rerseits, Die Frage brennt bereits! Das hat mir g'sagt der Attaché Und der hat's vom Premier, Und die zwei wissen's eh! Jetzt sag' mir wer Wo steckt mein Herr? Er hat mir ja noch extra g'sagt "Wenn wer heut' nach mir fragt, Dir sag' ich's", sagt er, "ganz allein, Wird' draussen in der Villa sein!" Jetzt renn' ich in die Villa 'naus, Und hier scheint keiner z'Haus … Und gar vom Graden keine Spur… Wo find' ich ihn denn nur? Jetzt sag' mir wer Wo steckt mein Herr? Es wart' die Staatsaffäre! Find Ich ihn nicht, O böse G'schicht, Dann gibt am End' er mir die Schuld! Ich such' ihn da, Ich such' ihn dort, Dazu g'hört faktisch viel Geduld! Ich weiss mir jetzt schon gar kein' Rat, Er schert sich nicht um seinen Staat, O Reuss-Schleiz-Greiz, O Reuss-Schleiz-Greiz, Ich hab' mit dir ein Kreuz! O Reuss-Schleiz-Gretz! Anna! Anna! Anna! FRANZI Josef, Er? JOSEF Ach, Demoisell'! FRANZI Bringt Er Nachricht? Sag' Er schnell JOSEF Demoisell' werd'n schon verzeih'n, Wie sich's passt für ein' Lakai'n, Möcht' ich's Stubenmädel fragen, Ob sie mir vielleicht könnt' sagen, Ob sie es vielleicht möcht' wissen, Ob's die Gnäd'ge tät' verdriessen, Ob ich net komm' ungelegen, Ob - FRANZI Und ob, und ob, und ob! Die Anne Ist jetzt fort und nicht zugegen, Der Herr Graf - JOSEF Is er schon da! FRANZI Er? Noch nicht! JOSEF Da hab'n wir's ja! Alsdann Demoisell', so grüss' ich, Dero Hand gehorsamst küss ich! FRANZI Josef! JOSEF Bitt' schön, Euer Gnaden? FRANZI Sag' Er mir's, 's ist nicht sein Schaden Wo sein Graf zu finden ist? JOSEF Ja, wenn ich das nur selber wüsst! FRANZI Fünf volle Tag', Ich sag'. Fünf Tag' Hab' seinen Herrn ich nicht geseh'n! Fünf ganze Tag', Fünf Tag' Ich frag' Was er treibt, Wo er bleibt? Täglich wird's schlimmer, Denn Frauenzimmer Sind's doch nur immer, Die den Herrn Halten fern! Sag' Er's nur offen, Ich hab's getroffen Lasse Er's hör'n! Doch dass Er mir die Wahrheit spricht, Denn Lügen glückt ihm nicht! Wer auch nur einmal belogen, Der glaubt sich immer betrogen; D'rum frei und offen heraus, Man kommt damit stets gut aus! JOSEF Ah, die fratschelt mich aus! Sie kriegt doch nichts 'raus! FRANZI Na ja, ich riech' schon den Braten, Er darf den Herrn nicht verraten! JOSEF Weil ich selbst gar nix weiss, Nix Neu's! FRANZI Na, frisch heraus mit der Sprach'! Wem steigt denn wohl der Graf jetzt nach? JOSEF Wem steigt der Graf wohl nach? Nr. 2 - Duett Franzi, Graf GRAF Grüss Gott, mein liebes Kind' FRANZI Gut'n Tag, mein Herr! GRAF Was hast du? Sag's geschwind! FRANZI Ich bitte sehr . . . GRAF Was hab' ich dir getan? FRANZI Ach, das ist stark, Das ist zu arg! GRAF Was tat ich dir? Na, sag' es mir, sag' es mir doch an! FRANZI Fünf Tage lässt er mich allein, Dann soll ich lieb noch sein! GRAF Ah so, das ist's allein! - Nun, schöne Richt'rin, sprich! FRANZI Geh'weg, geh' fort! GRAF Wess macht' ich schuldig mich? FRANZI Ich sprech' kein Wort! GRAF Was ist denn mein Vergeh'n? FRANZI Ach nichts, ach nichts! GRAF Ich will ja mein Verbrechen gern gesteh'n! FRANZI 's lohnt ja nicht die Müh', Nein, nein, nein! 's ist stets eine "Sie", Und stets das nämliche Verbrechen - O du, du, du, du! Warum darüber sprechen? Ist's nicht Marie, Ist's Sidonie Und Melanie - Stets eine "Sie"! GRAF Nun ja, so lass uns doch darüber sprechen, Mir ist ja wahrlich fremd ein solch' Verbrechen. Ach, Franzi, sieh, So warst du nie! So nenn' mir die, Die du nennst "Sie"! Schau mich an, sag's frei heraus So sieht kein Verbrecher aus! FRANZI Gut! Dann sag' gefälligst mir, Wo du warst, bei welcher "Ihr"? GRAF Ich? Ich war bei meiner Frau! FRANZI Bei der Gräfin? O wie schlau! Das glaub' eine and're dir! GRAF Wirklich, Franzi! Nur bei ihr! Dann und wann muss man doch Auch bei der Frau sein - Siehst du das ein? FRANZI Ja, ich seh's ein! GRAF Drückt auch das Ehejoch, Man wahrt den Schein - Siehst du das ein? FRANZI Ja, ich seh's ein! GRAF Siehst du das ein? FRANZI Leider, leider muss das sein! GRAF Bist ja klug, siehst es ein, Also schick' dich darein! FRANZI Alles versteh'n, Das heisst alles verzeih'n! GRAF So, mein Kind, ist es schön - Alles muss man versteh'n! FRANZI So was versteh'n, Ach, das wird bei Frauen selten geh'n! GRAF Und dann FRANZI Und dann? GRAF Hör' weiter an! Bin bei der Frau ich auch, Denk' ich doch dein, Nur allein dein! FRANZI Säuselst mir jetzt Schmeichelei'n, Glaub' es nicht, nein! GRAF Ja, jeden Atemhauch Will ich dir weih'n, Bin ja ganz dein! FRANZI Du bist lieb; Ich will verzeih'n, Gnädig verzeih'n! So sind wir, Wir von hier! Nur ein gut's Wort Am Ort, Und fort Ist der Zorn und Groll, Wieder liebevoll Sind wir Wiener Frau'n Und ganz voll Vertrau'n! GRAF So seid Ihr, Ihr von hier! Am rechten Ort Ein Wort. Und fort Ist, gottlob, der Groll, Seid so liebevoll, Und darum lieb' Ich die Wiener Frau'n! Nr. 3 - Duett Graf, Josef GRAF Na, also schreib' und tu' nicht schmieren! JOSEF Ich bitt' schön, langsam zu diktieren! GRAF Mach' nicht Fehler, 's wäre sträflich! JOSEF O ich schreib' ganz orthogräflich! GRAF Ein hübscher Brief trifft oft ins Ziel… JOSEF D'rum bitt' ich nur, mit recht viel G'fühl! GRAF Du lieber Schatz, ich muss es Dir gesteh'n Seit ich Dich hab' zum erstenmal geseh'n, Ist es um mich, ich schwöre Dir's, gescheh'n, Die Sehnsucht lässt mich ja beinah' vergeh'n. D'rum bitt' ich Dich heut' um ein Stelldichein, Punkt elf, in Hietzing will ich warten Dein, Dort, im Casinogarten werd' ich sein Ich bitt' Dich, Schatz, ich bitt' Dich, Schatz, Find' Dich nur pünktlich ein! JOSEF Das wirkt! Es muss! GRAF Jetzt kommt der Schluss! Schreib' schnell, denn jetzt bin ich im Fluss Du süsses Zuckertäuberl mein, O komm', o komm' zum Stelldichein! Ich wart' bei dem bestimmten Platz, Ich bitt' Dich, komm', Du lieber Schatz! O komm' doch, komm' zum Stelldichein, Ich bitt' Dich, sag' mir ja nicht nein! Hab' Dich ja so lieb, so lieb, Du süsser Herzensdieb! JOSEF Jetzt hat sie's schwarz auf weiss, Dass Sie sie lieben, ganz brennheiss! GRAF Glaubst du, sie kommt hinaus? JOSEF Ach ja, ich kenn' mich aus! GRAF Doch vielleicht hat sie schon Einen Geliebten; was dann, lieber Sohn? JOSEF Ja, das wär' wohl ein G'frett! GRAF Na, das wär' gar nicht nett! JOSEF Doch solche Schneidermamsellen Nehmen's net streng in den Fällen! Herr Graf sind Spezialist im Lieben GRAF Jetzt lesen wir, was wir geschrieben BEIDE Du süsses Zuckertäuberl mein, usw. usw. Nr. 4 - Duett Pepi, Josef PEPI Wünsch' gut'n Morgen, Herr von Pepi! JOSEF Ach, die Peperl! So a Freud'! PEPI Bitt' schön, meld' Er mich der Gnäd'gen! JOSEF Muss das gleich sein? Das hat Zeit! PEPI Pratzerl weg! Nur hübsch solid sein! JOSEF Geh', ich bitt' dich! PEPI Geh', sei g'scheit! JOSEF Wie kann man nur gar so fad sein. PEPI Jed's Ding nur zur rechten Zeit! JOSEF Wann hast Zeit? PEPI Am Abend heut'! JOSEF Und dann wo? PEPI Geh' frag' net so! Mir scheint, du willst spassen, Jed's Kind auf der Gassen, Wenn's auch nur so gross is, Weiss doch, was heut' los is'! JOSEF Ach, ich tu' verstehen, Doch 's wird nicht recht gehen! Hab' heut' Dienst beim Herrn, Denn sonst ging mit dir ich gern! BEIDE Drauss'n in Hietzing Gibt's a Remasuri Dui, Dui, Duri! Volksfest, Hetz' und auch ein' Kreuzer-Tanz, All's is g'richt' am höchsten Glanz. Pickfüss' Hölzl a dabei - Harfenisten, Dudlerei - Ah, da wird's heut' fein! Jedes Wiener Kind Rennt nach Hietzing g'schwind - Da dabei muss 's sein! JOSEF Doch mein Graf? PEPI Geht heut' am Ball! JOSEF Richtig ja! PEPI Kommst auf jeden Fall? JOSEF Ja! BEIDE Heut' gibt's feine Sachen Tanzen, dudeln, lachen Heut' das höchste G'setz is', Weil's a Riesenhetz is'! Schieberisch mit Paschen Ja, der hat sich g'waschen Langaus mög'n mir net mehr hör'n, Sechser hab'n mir gern! PEPI Ach, wie ich mich schon d'rauf g'freu'! JOSEF Bin bei jeder Hetz dabei! PEPI Flott soll g'lebt werd'n von uns zwei! BEIDE Es bleibt dabei - Ach, wie ich mich auf Hietzing g'freu'! Nr. 5 - Finale KAGLER Da ist sie ja! MINISTER Das ist sie? Ah! JOSEF Da is sie ja! O Kruzineser! FRANZI Man hat mir g'sagt, Besuch ist da! MINISTER Des Landes Reuss-Schleiz-Greiz Verweser, Premierminister, Fürst von Ypsheim-Gindelbach! KAGLER Was? Reiz-Greiz-Schleiz? JOSEF Mir wird ganz schwach! FRANZI Oh, Durchlaucht! MINISTER Gnäd'ge, hocherfreut! JOSEF Jetzt fahr'n wir ab, 's is d'höchste Zeit! KAGLER Der Herr is' Durchlaucht? Da schau' her! Oh, Euer Durchlaucht, hab' die Ehr'! FRANZI Vom Minister ist das wirklich schön, Dass er Besuch mir macht, Dass er solche Ehre mir erweist, Nein, das hätt' ich nicht gedacht! 's hat der Graf ihm wohl von mir erzählt, Das hat ihn int'ressiert, Neugier ist es, die so sehr ihn quält, Und ihn in die Villa führt! KAGLER Von der Durchlaucht is' das wirklich schön, Dass er ein B'such ihr macht, Doch dass er mir die Ehr' erweist, Das hätt' ich nie gedacht! Dass so eine Durchlaucht mit mir red't, Das wär' mir nie passiert, Das kommt halt einfach nur davon, Weil d' Franzi Gräfin wird! MINISTER Wirklich, die Frau Gräfin ist sehr schön, Hat Eindruck schon gemacht; Ich kann den Grafen nicht versteh'n - Die Frau strahlt ja in Pracht! Dieser Graf ist blind, dass er sich noch Für and're int'ressiert; Ich öffne ihm die Augen doch, Dass er schauen wird! JOSEF Na, die G'schicht wird schöner noch als schön, Wird net ein End' bald g'macht, Wird der Fürst dann später klarer seh'n - Küss' die Hand, wünsch' gute Nacht! Dem Herrn Grafen meld' ich auf der Stell' Das, was da ist passiert, Während mit der fesch'n Probiermamsell' Mein Herr Graf charmuziert! Geh'n wir! Sonst gibt's schöne Sachen! KAGLER 's hat mich g'freut, d' Bekanntschaft z'mach'n! MINISTER Ganz meinerseits! Ganz meinerseits! JOSEF O du verflixtes Reuss-Schleiz-Greiz! Fahr'n mir ab! MINISTER Auf Wiederseh'n! KAGLER B'hüt Ihnen Gott! JOSEF Werd'n S' endlich geh'n! KAGLER Wenn S' meine Rösser woll'n benütz'n, Können S' gratis fahr'n und blitz'n! JOSEF O Kruzi, Kruzi! FRANZI und MINISTER Auf Wiederseh'n! KAGLER Hab' die Ehr'! MINISTER Ein sehr jovialer, alter Herr! Was sprach er, bitte? Fahren? Blitzen? Wie? Den Wiener Dialekt versteh' ich nie! FRANZI Na, mit der Zeit, da wird's schon geh'n! MINISTER Freu' mich unendlich, Sie zu seh'n! Ich staune, dass vor aller Welt Der Graf Sie so verborgen hält?! FRANZI Der Graf? Mein Gott, er ist ja gut, Nur hat er halt ein leichtes Blut! MINISTER Das heisst? Ich bitte! sagen Sie So haben Grund zu klagen Sie? FRANZI Ich kann mich nicht beklagen, Er ist ein Kavalier, Er gab, ich muss es sagen, Davon Beweise mir! Ich kann mich nicht beklagen, Nur dass ihm dann und wann Auch and're Frau'n gefallen Wie jedem ander'n Mann! MINISTER Der Graf, so hört' ich sagen, Ist Gatte nur nebenher, Das ist wohl Grund zum Klagen Ich hörte auch noch mehr! Es treibt es dieser Böse Wahrhaftig zu frivol Mit einer Balletteuse, Cagliari heisst sie wohl? FRANZI Mein Fürst, ich bin… MINISTER Sie sind beleidigt, Kein Mensch den Grafen auch verteidigt! FRANZI Erlauben Sie. . . MINISTER Nur ruhig Blut! Durch Eifersucht wird gar nichts gut! FRANZI Ja, aber ich muss doch erklären MINISTER Ich will darüber gar nichts hören! Ich weiss, was Sie erklären wollen Und kann nur Beifall zollen, Ich respektiere die Moral In jedem Fall! Es fallen da auf Ihren Gatten Verzweifelt düst're Schatten … Wo bleibt da, frag' ich, die Moral? 's grenzt an Skandal! Nein, nein, 's ist wirklich nicht zu sagen, Er treibt's wahrhaftig gar zu weit … FRANZI Jedoch MINISTER In einem off'nen Wagen Sah ich ihn mit der Dingsda heut'! FRANZI Sie sagen heut'? MINISTER So vor zwei Stunden! Welch' Gefühl ich da empfunden, Es grenzte schon an Unbehagen . . . Bedenken Sie! Im off'nen Wagen Mit dieser Dingsda… FRANZI Jetzt genug! MINISTER Nur ruhig! Wir strafen den Betrug! Ich bitte deshalb, keine Trauer, Die Liaisons sind nie von Dauer! Bald hat ein End' die Perfidie! FRANZI Was sagen Sie? MINISTER Ich sag', Verhältnisse wie diese, Die sind, nach Adam Riese, Auf 1 - 2 - 3 vorbei und aus; Er kehrt zurück Zur Gattin wieder voller Reue, Und hält dann mehr die Treue, Und liebt sie mehr, es spriesst aufs neue Sein Eheglück! FRANZI Ich kann nicht mehr …verzeihen Sie … Mir wird. . . mir wird … ich weiss nicht wie! Denn noch kein Mensch hat das gewagt, Und hat mir so etwas gesagt! Ich kann mich nicht beklagen, Das sagt' ich Ihnen schon! Aus dem, was Sie da sagen, Klang's fast heraus wie Hohn! MINISTER Ah, Pardon Sie missverstehen ganz FRANZI Ich hab' ganz gut verstanden, 's war bitt're Ironie, Wenn Sie das nicht empfanden, Nun, dann bedaur' ich Sie! MINISTER O weh! O weh! Mir scheint, mir scheint, Ich hab' nicht diplomatisch da gehandelt. O weh! O weh! Die Gräfin weint - Sie war ja jetzt ganz plötzlich wie verwandelt! Die arme Frau, die arme Frau… Ah, auf einmal geht mir auf ein Licht, Sie ahnte nur, nichts wusste sie, Ich geh' zu ihr, ich war ein… Na … ja! GRÄFIN tritt ein Es hat den Grafen nichts genützt, Das Warnen und das Bitten, Die Neugier ist in mir erwacht, Ich bin hieher geritten! 's steckt was dahinter, das ist klar, Den Grund muss ich erspäh'n! Ich finde alles, wie es war, So lieb, so traut, so schön! Grüss dich Gott, du liebes Nesterl, Wie du warst, find' ich dich noch, So wie einst ich dich verlassen, Als mich drückt' das Ehejoch! Oft, ach, schmollt 'ich da im Erker, Weil der Graf mich just gefreit! Ach, wie oft an diesem Schreibtisch Klagte ich Mama mein Leid! Wie hab' auf dir ich musiziert, Armes Spinett, dich malträtiert! Die Bibliothek! Mancher Roman, Den man wohl liest, Doch nicht erleben kann! Homer, Wieland, Klopstock, euch hielt ich mir Als Aufputz hier! Was seh' ich da? Da schau', ei, ei, Casanova? Das ist mir neu! - Mein Schlafgemach, es scheint wohl verlassen, Alles ist so, wie's war Hier löst' ich zaghaft mein Myrthenkränzchen Bebend aus dem Haar! Hier nahm als Braut ich zitternd den Schleier Zögernd vom Gesicht - - - Und aus den Augen flossen die Tränen Na, heute heult' ich nicht! Grüss dich Gott, du liebes Nesterl, Wie du warst, find' ich dich noch, So wie einst ich dich verlassen, Als mich drückt' das Ehejoch! Doch, wer weiss, es kann gelingen, Dass du meine Neugier stillst, Und ich doch was Neues finde, Das du mir verbergen willst! ab. MINISTER tritt wieder ein Ich klopfte ganz vergebens, Sie rief gar nicht herein! O Herr du meines Lebens, Wie konnt' so dumm ich sein! Das war nicht politisch, Auch nicht diplomatisch, Das war so Duodez-, Das war so klein-staatisch! Das war mit einem Wort, So drum herum… Das war nicht diplomatisch Sondern einfach dumm! spricht Ich gehe noch einmal zu ihr! GRÄFIN tritt wieder ein Ach, bis jetzt, du liebes Nesterl, Fand ich nichts, was mich be… Ein Herr? MINISTER Malheur! Das ist die Dingsda, Mit der er fuhr! GRÄFIN Warum fixiert der Herr mich nur? MINISTER Sie kommt hieher? Das ist zuviel! GRÄFIN Was soll denn dieses Augenspiel? MINISTER Was solch' ein Dämchen alles wagt! GRÄFIN Er macht mich ordentlich verzagt! MINISTER Nun soll sie sehen, was ich kann! GRÄFIN Mir scheint, der Herr spricht mich jetzt an! MINISTER Wissen Sie, was Takt ist? GRÄFIN Was? MINISTER Nein! Sie wissen's nicht! GRÄFIN Wie? MINISTER Dass dies abgeschmackt ist GRÄFIN Oh! MINISTER Sag' ich ins Gesicht! GRÄFIN Mein Herr! MINISTER Jawohl! GRÄFIN Was soll der Ton? MINISTER O Sie verdienen die Lektion! GRAF tritt ein Du hier? GRÄFIN Ja, Graf! MINISTER Er ist ganz baff! GRAF Und Durchlaucht, Sie? MINISTER Ja, ich, Herr Graf! GRÄFIN Mein Herr, ich bitte um ein Wort! MINISTER Ein andermal! So bringen Sie die Dame fort! Ist das der Brauch, den Kavaliere übten? Ersparen Sie doch Ihrer Frau Hier die Begegnung mit der … Geliebten! GRAF Sie haben Recht! MINISTER 's wär' gegen alle Sitte! GRÄFIN Was flüstern die? GRAF Reich' deinen Arm, ich bitte! GRÄFIN Was ist gescheh'n? Warum so jäh? MINISTER Wann sagt denn endlich die Adieu? GRAF Komm' doch, ich bitt' dich dringend, geh'! GRÄFIN Nicht eine Silbe ich versteh' . . . Seh' wohl klar, 's ist etwas da gescheh'n, Aber was? Kann's nicht versteh'n, Und er will, ich soll fort, Ich versteh' nicht ein Wort! GRAF Komm' fort! Ich bitt' dich dringend, geh', o geh'! Sie bemerkt, dass etwas da geschehen, Höchste Zeit, d'rum fortzugehen, Bitte, hör' auf mein Wort, Bitte, komm' von hier fort! MINISTER Adieu! Adieu! Adieu! Adieu! Wann sagt denn endlich die Adieu! Wie eine Klette klebt sie da, Frech sind die Dämchen leider ja! Die bringt keiner mehr fort! Es ist schad' um jed's Wort! GRÄFIN Nein, nein, daraus werd' ich nicht klug, Noch kenn' ich mich nicht aus, Doch krieg' ich's schon heraus! Mein Männchen hat da intrigiert, Na, wart', o mein Gemahl, Dir geht's fatal! GRAF Ja, ja, Gefahr ist im Verzug, Noch kennt sie sich nicht aus, Doch kriegt sie's schon heraus! Wüsst' ich, wie man es arrangiert, Sonst geht's nur noch fatal, Ja, sehr fatal! MINISTER Der Graf, der treibt es stark genug, Lässt kommen sich, o Graus, Maitressen in sein Haus Ich bin darüber indigniert, Das nennt sich ein Gemahl, 's ist ein Skandal! FRANZI tritt ein Verzeih'n Sie mir! GRAF O weh! O weh! MINISTER Das haben Sie davon! FRANZI Wer ist die Dame? GRÄFIN Wer ist die Dame? GRAF Was tut man da? O bitte, stellen Sie die Dame doch Als Ihre Gemahlin vor! MINISTER Wie? Was? Aha! Sehr gern! Hier meine Gattin! FRANZI Verehrte Fürstin! GRÄFIN Was soll das heissen? GRAF Allmächt'ger Himmel! MINISTER Und nun adieu! Der Wagen wartet schon beim Tor! FRANZI Sie geh'n! Dahinter steckt wohl ein Betrug, Doch kenn' ich nicht das Ziel, Verstehe nicht das Spiel! Soll die des Fürsten Fräu doch sein? Ich sag' nein! Die Durchlaucht ihr Gemahl? Ihr Ideal? Ich sag' nein, nein, nein, nein! Und tausendmal nein! Doch kenn' ich nicht das Ziel, Verstehe nicht das Spiel. Der Graf muss alles eingesteh'n, Mach' ihm Skandal! GRÄFIN Ich geh'! Ja, was bedeutet der Betrug, Der Graf, ich weiss soviel, Hat seine Hand im Spiel! Jetzt geh' darauf ich scheinbar ein, Lass es sein! Doch freu' dich, mein Gemahl, Dir geht's fatal! Ja, was bedeutet der Betrug, Der Graf, ich weiss soviel, Hat sei…e Hand im Spiel! Jetzt geh' darauf ich scheinbar ein, Lass es sein. Ja, ich gehe schon, ich geh', mein Herr Gemahl! GRAF Sie geh'n! O Gott, jetzt merkt sie den Betrug, Der Fürst verdarb das Spiel, Das war ja nicht mein Ziel! Was fiel ihm denn nur plötzlich ein, Die Gräfin, sein Gemahl? Das ist fatal! O jetzt merkt sie den Betrug, Der Fürst verdarb das Spiel, Das war ja nicht mein Ziel! Gott sei gelobt, sie geh'n, sie geh'n, 's war recht fatal! MINISTER So komm'! Die Aermste merkt noch den Betrug, Und ich die Hand im Spiel? Das schiesst doch über's Ziel! Doch tat ich's für die Frau allein, Nur zum Schein! Der saubere Gemahl, 's Ist ein Skandal! Die Aermste merkt noch den Betrug, Und ich die Hand im Spiel? Das schiesst doch über's Ziel! Doch tat ich's für die Frau allein, Nur zum Schein! Ich bitt' dich, komm' jetzt fort, mein teures Eh'gemahl, Komm' jetzt nur fort, mein Eh'gemahl. Der Vorhang fällt Strauss,Johann II/Wiener Blut/II
https://w.atwiki.jp/oper/pages/334.html
プロローグ ある富豪の邸宅の一室。 大きい部屋だが照明は暗く調度品はわずかばかり。 左右にドア、中央には丸テーブル。後方には小さな舞台が見える。舞台の前には幕がかかっているがその先は透けて見える。舞台の前には通路がある。執事が入ってくる。 音楽教師 (執事に向かって) 執事さま!家じゅう探し回っておりました。 執事 どのようなご用件でしょうか? お伝えしておかねばなりませんが、わたくしはいま余裕がございません。ウィーンいちばんの富豪といっても過言ではないご主人が今晩盛大な夜会を開催するのです。その準備に追われているのです。。 音楽教師 ではひと言だけ。たった今理解に苦しむことを聞いたものですから。 執事 とおっしゃいますのは? 音楽教師 まったくもって腹立たしい。 執事 お伺いしましょう、ただ手短に。 音楽教師 このお屋敷で行われる宴に私の教え子のオペラセリアの後に、耳を疑いたくなることですが、もうひとつのオペラを上演する予定だというのです。しかもジングシュピールかイタリアのオペラブッファのようなオペラだというのです。ありえない。。 執事 ありえない?なぜでしょう? 音楽教師 あってはならないことです! 執事 そうですか? 音楽教師 作曲家がそんなことを許すはずありません! 執事 「許す」と聞こえましたが、誰が許すですって?私のご主人以外に「許す」権利があるとは思えません。ご主人のお屋敷に招かれてあなた方の芸術家としての腕前を披露できる栄誉をいただいているというのに、「許す」とか命令するとかどうして口にできるのでしょう! 音楽教師 そんな契約はしていません。オペラセリア『アリアドネ』はこの祝宴のために特別に作曲されたものなのですから。 執事 報酬には特別なボーナスをつけてお渡しするよう仰せつかっております。 音楽教師 ご主人が報酬を払ってくれないとは思っていません。そういう問題ではないのです。 執事 であればあなたとお弟子さんには作品をお届けいただくことになります。ほかに何か御用はございますか? 音楽教師 『アリアドネ』はシリアスで偉大な作品です。どのような状況で上演されるかについても無関心でいるわけにはいかないのです! 執事 今日の宴で高貴なお客様に対して食後にどのような見せ物を用意するかは、ご主人様のご尊意のままなのでございます。 音楽教師 偉大な作品たる『アリアドネ』を食後の腹ごなしになさるおつもりですか? 執事 本日は最初にそのオペラを上演することになっております。21時ちょうどに花火が打ちあがることになっておりますので、その間にオペラブッファも上演することになっております。それでは私はこれにて失礼いたします。(執事は退場) 音楽教師 弟子になんといえばよいのやら。。 (音楽教師も退場。若い召使が士官を案内してやってくる) 召使 ツェルビネッタ嬢はこちらのドレスルームにいらっしゃいます。彼女はお化粧中ですので、ノックをしてみましょう。 (右側のドアをノックする) 士官 もういい!さっさと下がっていろ! (召使を乱暴に押しやって中に入る) 召使 (召使はよろめくが、2つのドアの間におかれた壁机の上の燭台を守りながら体勢を立て直して) おやおやお盛んな。趣味を疑いますがね。。 作曲家 (舞台裏からすばやく登場) そこの君、ヴァイオリンをよこしてくれ。本番前にもう少しだけ練習をしておきたいんだ。 召使 ヴァイオリンをよこす?!そもそも足がないし、人が持っていちゃよこしようがないでしょ! 作曲家 (からかわれていると気づかず悪気なく教えるかのように) 私が「ヴァイオリン」と言ったら、それはヴァイオリンの演奏者のことを言うのです。 召使 (粗野に、見下して) あ、そう。あなたが言っている人たちは今から私が行くところにいるから。あなたと油を売ってないで、そこに行かないと。。 作曲家 (悪びれず、頼むように) 彼らがいるのはいったいどこですか? 召使 (粗暴に) パーティーテーブルだよ! 作曲家 (興奮して) いま?!私のオペラ開演15分前に食っているだと! 召使 私が「パーティーテーブル」と言ったら、それはご主人のパーティーテーブルのことを言うので、演奏家たちのパーティーなわけないでしょ。 作曲家 いったいどういうこと? 召使 パーティーで演奏してるんです、おわかり? あなたのお望みに応えられるわけないでしょ。 作曲家 (大慌てで) プリマドンナとアリアドネのアリアのリハーサルをしなくては. (右手のドアに向かっていく) 召使い (彼を引き留めて) ここにはプリマドンナはいませんよ, この部屋じゃありません. ここにいるかたはあなたを歓迎しないでしょう. KOMPONIST (真剣に,傲然と) 私が誰だかわかってる? 私のオペラの出演者とはいつでも話しができるんだ! 召使い (せせら笑って) ヘ,ヘ,ヘ! (否定的な仕草をして出て行く) 作曲家 (右手のドアをノックするが返事がない; 激怒して召し使いに向ってののしる) バカ野郎! あほんだら! バカ野郎はさっさと行きやがった -このわたしをほったらかして! オペラを作りかえたい - あと12時間- 今晩までに おお,道化!歓喜! 万能の神! おお,私の惨めな魂よ! 万能の神よ! (メロディを考え,ポケットを探って手稿譜を取り出して頭をたたく) バッカスは神であるということを強調しなくては! そう,幸福の若者! 断じて豹の毛皮をかむった道化ではない! 彼はここだな. (二番目のドアをノックする; 大声でメロディを歌いながら) おお,子供よ,若者よ,万能の神! (ドアが開きカツラ係がよろめきながら出てくる,続いてバッカス役のテノールが手にカツラを持って出てくる.怒ってカツラ係に平手打ちを食らわせたところ.) テノール歌手 なに! これがバッカス用のカツラだと! わしにこれをかむれって? (蹴りつける) 作曲家 (後ろで小躍りして) 親愛なる友よ! 急ぎお話したいことが! カツラ係 (テノール歌手に) このひどい仕打ちもかんしゃく持ちだと思って我慢するしかない. KOMPONIST 親愛なる友よ! (テノール歌手はドアをバタンと閉める) PERÜCKENMACHER (ドア越しに叫んで) ひとこといわせてもらうと, 私の仕事内容は,わかる人にはわかるもんだ! KOMPONIST (彼に近づいて,慎ましく) 恐れ入りますが書き付けるものをお持ちですか? ちょっとメモしたいもので. アイデアをすぐ忘れちゃうものですから. PERÜCKENMACHER そんなものありません! (走り去る) ZERBINETTA noch sehr im Négligé, mit dem Offizier aus dem Zimmer rechts Erst nach der Oper kommen wir daran. Es wird keine kleine Mühe kosten, die Herrschaften wieder lachen zu machen, wenn sie sich erst eine Weile gelangweilt haben. kokett Oder meinen Sie, es wird mir gelingen? Der Offizier küsst ihr stumm die Hand. Die Primadonna und der Musiklehrer treten ein. Sie trägt über dem Ariadne-Kostüm den Frisiermantel. Der Musiklehrer will sich verabschieden. PRIMADONNA Schnell, lieber Freund! Einen Lakai zu mir! Ich muss unbedingt sofort den Grafen sprechen. Schliesst ihre Tür; der Komponist hat sie gesehen, will hin. MUSIKLEHRER hält ihn auf Du kannst jetzt nicht eintreten - sie ist beim Frisieren. Tanzmeister kommt von rückwärts, tritt zu Zerbinetta und dem Offizier KOMPONIST gewahrt erst jetzt Zerbinetta, zum Musiklehrer Wer ist dieses Mädchen? TANZMEISTER zu Zerbinetta Sie werden leichtes Spiel haben, Mademoiselle. Die Oper ist langweilig über die Begriffe, und was die Einfälle anlangt, so steckt in meinem linken Schuhabsatz mehr Melodie als in dieser ganzen Ariadne auf Naxos. MUSIKLEHRER zum Komponisten Sei sie wer immer! KOMPONIST drängender Wer ist dieses entzückende Mädchen? MUSIKLEHRER Um so besser, wenn sie dir gefällt. Es ist die Zerbinetta. Sie singt und tanzt mit vier Partnern das lustige Nachspiel, das man nach deiner Oper gibt. KOMPONIST zurückprallend Nach meiner Oper? Ein lustiges Nachspiel? Tänze und Triller, freche Gebärden und zweideutige Worte nach Ariadne! Sag' mir's! MUSIKLEHRER zaghaft Ich bitte dich um alles. - KOMPONIST tritt von ihm weg; edel Das Geheimnis des Lebens tritt an sie heran, nimmt sie bei der Hand, und sie bestellen sich eine Affenkomödie, um das Nachgefühl der Ewigkeit aus ihrem unsagbar leichtfertigen Schädel fortzuspülen! lacht krampfhaft O ich Esel! MUSIKLEHRER Beruhige dich! KOMPONIST wütend Ich mag mich nicht beruhigen! Ein heiteres Nachspiel! Ein Übergang zu ihrer Gemeinheit! Dieses masslos ordinäre Volk will sich Brücken bauen aus meiner Welt hinüber in die seinige! 0 Mäzene! Das erlebt zu haben, vergiftet mir die Seele für immer. Es ist undenkbar, dass mir je wieder eine Melodie einfällt! In dieser Welt kann keine Melodie ihre Schwingen regen! Pause, dann mit verändertem Ton, ganz gemütlich Und gerade früher ist mir eine recht schöne eingefallen! Ich habe mich über einen frechen Lakaien erzürnt, da ist sie mir aufgeblitzt - dann hat der Tenor dem Perückenmacher eine Ohrfeige gegeben - da hab' ich sie gehabt! - Ein Liebesgefühl, ein süss bescheidenes, ein Vertrauen, wie diese Welt es nicht wert ist - da den Text improvisierend Du, Venus' Sohn - gibst süssen Lohn Für unser Sehnen und Schmachten! Lalala - mein junges Herz Und all mein Sinnen und Trachten O du Knabe, du Kind, du allmächtiger Gott! eilig gemütlich Hast' ein Stückerl Notenpapier? Der Musiklehrer gibt ihm welches. Der Komponist notiert. Harlekin, Scaramuccio, Brighella und Truffaldin sind im Gänsemarsch aus Zerbinettas Zimmer herausgekommen. ZERBINETTA vorstellend Meine Partner! Meine erprobten Freunde! jetzt meinen Spiegel, mein Rot! Meinen Crayon! Die vier laufen ins Zimmer, kommen bald wieder, bringen ein Strohstühlchen, Spiegel, Dosen, Puderquasten. KOMPONIST mit einem Blick auf Zerbinetta, besinnt sich plötzlich; fast tragisch Und du hast es gewusst! Du hast es gewusst! MUSIKLEHRER Mein Freund, ich bin halt dreissig Jahrl'n älter als wie du und hab' halt gelernt, mich in die Welt zu schicken. KOMPONIST Wer so an mir handelt, der ist mein Freund gewesen, gewesen, gewesen, Gewesen! zerreisst wütend das Notierte, läuft auf und nieder, dann nach hinten PRIMADONNA öffnet ihre Türe PRIMADONNA winkt dem Musiklehrer Haben Sie nach dem Grafen geschickt? tritt ein wenig vor, bemerkt Zerbinetta und die übrigen Pfui! Was gibt's denn dafür Erscheinungen! Zerbinetta hat auf dem Strohstühlchen rechts im Vorder rund Platz genommen, schminkt sich zu Ende, von ihren Partnern bedient. PRIMADONNA zum Musiklehrer, nicht gerade leise Uns mit dieser Sorte von Leuten in einen Topf! Weiss man hier nicht, wer ich bin? Wie konnte der Graf - ZERBINETTA mit einem frechen Blick auf die Sängerin und absichtlich laut Wenn das Zeug so langweilig ist, dann hätte man doch uns zuerst auftreten lassen sollen, bevor sie übellaunig werden. Haben sie sich eine Stunde lang gelangweilt, so ist ist es doppelt schwer, sie lachen zu machen. TANZMEISTER zu Zerbinetta Im Gegenteil. Man kommt vom Tisch, man ist beschwert und wenig aufgelegt, man macht unbemerkt ein Schläfchen, klatscht dann aus Höflichkeit und um sich wach zu machen. Indessen ist man ganz munter geworden » Was kommt jetzt?«, sagt man sich. Die ungetreue Zerbinetta und ihre vier Liebhaber, ein heiteres Nachspiel mit Tänzen, leichte, gefällige Melodien, ja! eine Handlung, klar wie der Tag, da weiss man, woran man ist, das ist unser Fall, sagt man sich, da wacht man auf, da ist man bei der Sache! - Und wenn sie in ihren Karossen sitzen, wissen sie überhaupt nichts mehr, als dass sie die unvergleichliche Zerbinetta haben tanzen sehen. MUSIKLEHRER beruhigend zur Primadonna Erzürnen Sie sich nicht um nichts und wieder nichts. Ariadne ist das Ereignis des Abends, um Ariadne zu hören, versammeln sich Kenner und vornehme Personen im Hause eines reichen Mäzens, Ariadne ist das Losungswort, Sie sind Ariadne, morgen wird überhaupt niemand mehr wissen, dass es ausser Ariadne noch etwas gegeben hat. DER JUNGE LAKAI läuft rückwärts vorüber Die Herrschaften stehen vom Tisch auf! Man sollte sich hier beeilen. MUSIKLEHRER Meine Damen und Herren, an Ihre Plätze. Alles kommt in Bewegung, die Arbeiter rückwärts sind fertig. Der Tenor, als Bacchus, sowie Najade, Dryade und Echo sind eingetreten. Der Haushofmeister tritt auf den Musiklehrer zu; mit Wichtigkeit. DER HAUSHOFMEISTER Ihnen allen habe ich eine plötzliche Anordnung meines gnädigen Herrn auszurichten. MUSIKLEHRER Ist schon geschehen, wir sind bereit, in drei Minuten mit der Oper Ariadne anzufangen. HAUSHOFMEISTER mit Grandezza Der gnädige Herr haben sich nunmehr wiederum anders besonnen. MUSIKLEHRER Es soll also nicht mit der Oper begonnen werden? PRIMADONNA Was ist das? HAUSHOFMEISTER Um Vergebung. Wo ist der Herr Tanzmeister? Ich habe einen Auftrag meines gnädigen Herrn an Sie beide. TANZMEISTER tritt herzu Was wünscht man von mir? HAUSHOFMEISTER Mein gnädiger Herr belieben das von ihm selbst genehmigte Programm umzustossen. MUSIKLEHRER Jetzt im letzten Moment! Ah, das ist doch ein starkes Stückl! HAUSHOFMEISTER - umzustossen und folgendermassen abzuändern. TANZME1STER Das Nachspiel wird Vorspiel, wir geben zuerst Die ungetreue Zerbinetta, dann Ariadne. Sehr vernünftig. HAUSHOFMEISTER Um Vergebung. Die Tanzmaskerade wird weder als Nachspiel noch als Vorspiel aufgeführt, sondern mit dem Trauerstück Ariadne gleichzeitig. TENOR Ha, ist dieser reiche Herr besessen? MUSIKLEHRER Will man sich über uns lustig machen? PRIMADONNA Sind die Leute wahnsinnig? Ich muss augenblicklich den Grafen sprechen! Komponist nähert sich erschrocken. Zerbinetta horcht von rechts. HAUSHOFMEISTER mit hochmütiger Ironie Es ist genau so, wie ich es sage. Wie Sie es machen werden, das ist natürlich Ihre Sache. MUSIKLEHRER dumpf Unsere Sache! HAUSHOFMEISTER Mein gnädiger Herr ist der für Sie schmeichelhaften Meinung, dass Sie beide Ihr Handwerk genug verstehen, um eine solche kleine Abänderung auf eins, zwei durchzuführen; und es ist nun einmal der Wille meines gnädigen Herrn, die beiden Stücke, das lustige und das traurige, mit allen Personen und der richtigen Musik, so wie er sie bestellt und bezahlt hat, gleichzeitig auf seiner Bühne serviert zu bekommen. MUSIKLEHRER Warum gleichzeitig? ZERBINETTA leichtfertig Da muss ich mich ja beeilen! läuft in ihr Zimmer HAUSHOFMEISTER Und'zwar so, dass die ganze Vorstellung deswegen auch nicht einen Moment länger dauert. Denn für Punkt neun Uhr ist ein Feuerwerk im Garten anbefohlen. MUSIKLEHRER Ja, wie um aller Götter willen stellt sich denn Seine Gnaden das vor? KOMPONIST vor sich, ganz für sich leise Eine innere Stimme hat mir von der Wiege an etwas Derartiges vorausgesagt. HAUSHOFMEISTER Es ist wohl nicht die Sache meines gnädigen Herrn, wenn er ein Spektakel bezahlt, sich auch noch damit abzugeben, wie es ausgeführt werden soll. Seine Gnaden ist gewohnt, anzuordnen und seine Anordnungen befolgt zu sehen. nach einer Pause, nochmals umkehrend, herablassend Zudem ist mein gnädiger Herr schon seit drei Tagen ungehalten darüber, dass in einem so wohlausgestatteten Hause wie dem seinigen ein so jämmerlicher Schauplatz wie eine wüste Insel ihm vorgestellt werden soll, und ist eben, um dem abzuhelfen, auf den sublimen Gedanken gekommen, diese wüste Insel durch das Personal aus dem anderen Stück einigermassen anständig staffieren zu lassen. TANZMEISTER Das finde ich sehr richtig. Es gibt nichts Geschmackloseres als eine wüste Insel. KOMPONIST Ariadne auf Naxos, Herr. Sie ist das Sinnbild der menschlichen Einsamkeit. TANZMEISTER Eben darum braucht sie Gesellschaft. KOMPONIST Nichts um sich als das Meer, die Steine, die Bäume, das fühllose Echo. Sieht sie ein menschliches Gesicht, wird meine Musik sinnlos. TANZMEISTER Aber der Zuhörer unterhält sich. So wie es jetzt ist, ist es, um stehend einzuschlafen. Pirouette HAUSHOFMEISTER Um Vergebung, aber ich bitte sich höchlich zu beeilen, die Herrschaften werden sogleich eintreten. ab MUSIKLEHRER Ich weiss nicht, wo mir der Kopf steht. Wenn man zwei Stunden Zeit hätte, um über die Lösung nachzudenken. KOMPONIST Darüber willst du, nachdenken? Wo menschliche Gemeinheit, stier wie die Meduse, einem entgegengrinst. Fort, was haben wir hier verloren? MUSIKLEHRER Was wir hier verloren haben? Die fünzig Dukaten unter anderem, von denen du das nächste halbe Jahr zu leben gedachtest. KOMPONIST vor sich Ich habe nichts mit dieser Welt gemein! Wozu leben in ihr? TANZMEISTER nimmt den Musiklehrer beiseite Ich weiss wirklich nicht, warum Sie beide einem so vernünftigen Vorschlag solch übertriebene Schwierigkeiten entgegensetzen. MUSIKLEHRER Meinen Sie denn irn Ernst, es liesse sich machen? TANZMEISTER Nichts leichter als das, Die Oper enthält Längen leiser gefährliche Längen. Man lässt sie weg. Diese Leute wissen zu improvisieren, finden sich in jede Situation. MUSIKLEHRER Still, wenn er uns hört, begeht er Selbstmord. TANZMEISTER Fragen Sie ihn, ob er seine Oper lieber heute ein wenig verstümmelt hören will, oder ob er sie niemals hören will. Schaffen Sie ihm Tinte, Feder, einen Rotstift, was immer! zum Komponisten Es handelt sich darum, Ihr Werk zu retten! KOMPONIST drückt die ihm von allen Seiten gereichten Noten leidenschaftlich an die Brust Lieber ins Feuer! Man bringt Tinte, - Feder, ein Licht dazu. TANZME1STER Hundert grosse Meister, die wir auf den Knien bewundern, haben ihre erste Aufführung mit noch ganz anderen Opfern erkauft. KOMPONIST rührend, hilflos Meinen Sie? Hat er recht, du? Darf ich denn? Muss ich denn? TANZMEISTER drückt ihn sanft an den Tisch, wo man die Noten ausbreitet und das Licht danebenstellt; zum Musiklehrer Sehen Sie zu, dass er genug streicht. Ich rufe indessen Zerbinetta, wir erklären ihr in zwei Worten die Handlung! Sie ist eine Meisterin im Improvisieren; da sie immer nur sich selber spielt, findet sie sich in jeder Situation zurecht, die anderen sind auf sie eingespielt, es geht alles wie am Schnürchen. Er holt sich Zerbinetta aus dem Zimmer, spricht zu ihr. Komponist fängt an, beim Schein der Kerze zu streichen. PRIMADONNA zum Musiklehrer, leise Sehen Sie zu, dass er dem Bacchus einiges wegnimmt; man erträgt es nicht, diesen Mann soviel singen zu hören. TENOR tritt verstohlen zum Komponisten, beugt sich zu ihm Der Ariadne müssen Sie streichen. Niemand hält es aus, wenn diese Frau unaufhörlich auf der Bühne steht. MUSIKLEHRER flüsternd, nimmt den Tenor beiseite Er nimmt ihr zwei Arien weg, Ihnen keine Note. Verraten Sie mich nicht. tritt ebenso zur Primadonna hinüber Sie behalten alles. Er nimmt dem Bacchus die halbe Rolle, lassen Sie sich nichts merken. TANZMEISTER zu Zerbinetta, lustig geistreich Diese Ariadne ist eine Königstochter. Sie ist mit einem gewissen Theseus entflohen, dem sie vorher das Leben gerettet hat. ZERB1NETTA zwischen Tür und Angel So etwas geht selten gut aus. TANZMEISTER Theseus wird ihrer überdrüssig und lässt sie bei Nacht auf einer wüsten Insel zurück! MUSIKLEHRER zum Komponisten Noch das, es muss sein! ZERBINETTA verständnisvoll Kleiner Schuft! TANZMEISTER Sie verzehrt sich in Sehnsucht und wünscht den Tod herbei. ZERBINETTA Den Tod! Das sagt man so. Natürlich meint sie einen anderen Verehrer. TANZMEISTER Natürlich, so kommt's ja auch! KOMPONIST hat aufgehorcht, kommt näher Nein, Herr, so kommt es nicht! Denn, Herr! sie ist eine von den Frauen, die nur einem im Leben gehören und danach keinem mehr. ZERBINETTA Ha! KOMPONIST verwirrt, starrt sie an - keinem mehr als dem Tod. ZERBINETTA Der Tod kommt aber nicht. Wetten wir. Sondern ganz das Gegenteil. Vielleicht auch. ein blasser, dunkeläugiger Bursche, wie du einer bist. MUSIKLEHRER Sie vermuten ganz recht. Es ist der jugendliche Gott Bacchus, der zu ihr kommt! ZERBINETTA fröhlich, spöttisch Als ob man das nicht wüsste! Nun hat sie ja fürs nächste, was sie braucht. KOMPONIST sehr feierlich Sie hält ihn für den Todesgott. In ihren Augen, in ihrer Seele ist er es, und darum, einzig nur darum - ZERBINETTA aus der Tür Das will sie dir weismachen. KOMPONIST Einzig nur darum geht sie mit ihm - auf sein Schiff! Sie meint zu sterben! Nein, sie stirbt wirklich. ZERBINETTA Tata. Du wirst mich meinesgleichen kennen lehren! KOMPONIST Sie ist nicht Ihresgleichen! schreiend Ich weiss es, dass sie stirbt. leise Ariadne ist die eine unter Millionen, sie ist die Frau, die nicht vergisst. ZERBINETTA Kindskopf. Sie kehrt ihm den Rücken; zu ihren vier Partnern, die herangetreten sind. Merkt auf, wir spielen mit in dem Stück Ariadne auf Naxos. Das Stück geht so eine Prinzessin ist von ihrem Bräutigam sitzen gelassen, und ihr nächster Verehrer ist vorerst noch nicht angekommen. Die Bühne stellt eine wüste Insel dar. Wir sind eine muntere Gesellschaft, die sich zufällig auf dieser wüsten Insel befindet. Ihr richtet euch nach mir, und, sobald sich eine Gelegenheit bietet, treten wir auf und mischen uns in die Handlung! KOMPONIST während sie spricht, vor sich Sie gibt sich dem Tod hin - ist nicht mehr da - weggewischt - Stürzt sich hinein ins Geheimnis der Verwandlung - wird neu geboren - entsteht wieder in seinen Armen! - Daran wird er zum Gott. Worüber in der Welt könnte eins zum Gott werden als über diesem Erlebnis? ZERBINETTA sieht ihm in die Augen Courage! jetzt kommt Vernunft in die Verstiegenheit! KOMPONIST Lebendig war's! Stand da - so! malt's mit den Händen in die Luft ZERBINETTA Und wenn ich hineinkomme, wird's schlechter? KOMPONIST vor sich Ich überlebe diese Stunde nicht! ZERBINETTA Du wirst noch ganz andere überleben. KOMPONIST verloren Was wollen Sie - in diesem Augenblick - damit sagen? ZERBINETTA mit äusserster Koketterie, scheinbar ganz schlicht Ein Augenblick ist wenig - ein Blick ist viel. Viele meinen, dass sie mich kennen, aber ihr Auge ist stumpf. Auf dem Theater spiele ich die Kokette, wer sagt, dass mein Herz dabei im Spiele ist? Ich scheine munter und bin doch traurig, gelte für gesellig und bin doch so einsam. KOMPONIST naiv entzückt Süsses, unbegreifliches Mädchen! ZERBINETTA Törichtes Mädchen, musst du sagen, das sich manchmal zu sehnen verstünde nach dem einen, dem sie treu sein könnte, treu bis ans Ende. KOMPONIST Wer es sein dürfte, den du ersehnest! Du bist wie ich - das lrdische unvorhanden in deiner Seele. ZERBINETTA zart Du spricht, was ich fühle. - Ich muss fort. Vergisst du gleich wieder diesen einen Augenblick? KOMPONIST Vergisst sich in Äonen ein einziger Augenblick? Zerbinetta macht sich los, läuft schnell in ihr Zimmer nach rechts. Der Musiklehrer, als Regisseur der Oper, hat die übrigen Figuren, den Tenor, dann die drei Nymphen nach rückwärts, wo die Bühne angenommen ist, dirigiert und kommt jetzt eilfertig nach vorne, die Primadonna abzuholen, die noch einmal in ihr Garderobezimmer verschwunden war. MUSIKLEHRER An Ihre Plätze, meine Damen und Herren! Ariadne! Zerbinetta! Scaramuccio, Harlekin! Auf die Szene, wenn ich bitten darf! PRIMADONNA Ich soll mit dieser Person auf einer Szene stehen! Woran denken Sie! MUSIKLEHRER Seien Sie barmherzig! Bin ich nicht Ihr alter Lehrer? PRIMADONNA Jagen Sie mir die Kreatur von der Bühne - oder ich weiss nicht, was ich tue! MUSIKLEHRER Wo hätten Sie eine schönere Gelegenheit als auf der Bühne, ihr zu zeigen, welch unermesslicher Abstand zwischen Ihnen befestigt ist! PRIMADONNA Abstand! Ha! Eine Welt, hoffe ich. MUSIKLEHRER Legen Sie diese Welt in jede Gebärde und - man wird Ihnen anbetend zu Füssen sinken. küsst ihr die Hand, fährt sie ein paar Schritte nach rückwärts, kommt dann sogleich wieder, den Komponisten zu holen KOMPONIST umarmt den Musiklehrer stürmisch Seien wir wieder gut! Ich sehe jetzt alles mit anderen Augen! Die Tiefen des Daseins sind unermesslich! - Mein lieber Freund, es gibt manches auf der Welt, das lässt sich nicht sagen. Die Dichter unterlegen ja recht gute Worte, Jubel in der Stimme jedoch, jedoch, jedoch, jedoch, jedoch! - Mut ist in mir, Freund. - Die Welt ist lieblich und nicht fürchterlich dem Mutigen - und was ist denn Musik? mit fast trunkener Feierlichkeit Musik ist eine heilige Kunst, zu versammeln alle Arten von Mut wie Cherubim um einen strahlenden Thron! Und darum ist Musik die heilige unter den Künsten! Zerbinetta erscheint rückwärts, mit einem frechen Pfiff ihre Partner auf die Bühne zu rufen. Harlekin kommt eilfertig aus dem Zimmer rechts, läuft, seinen Gurt schnallend, auf die Bühne. KOMPONIST Was ist das? Wohin? Scaramuccio, wie Harlekin, gleichfalls seine Toilette im Laufen beendend Diese Kreaturen! Truffaldin, Brighella, den gleichen Weg wie die vorigen In mein Heiligtum hinein ihre Bocksprünge! Ah! MUSIKLEHRER Du hast es erlaubt! KOMPONIST rasend Ich durfte es nicht erlauben! Du durftest mir nicht erlauben, es zu erlauben! Wer hiess dich mich zerren, mich! in diese Welt hinein? Lass mich erfrieren, verhungern, versteinen in der meinigen! Stürzt verzweifelt davon. Der Musiklehrer sieht ihm nach, schüttelt den Kopf. VORSPIEL Ein tiefer, kaum möblierter und dürftig erleuchteter Raum im Hause eines grossen Herrn. Links und rechts je zwei Türen. In der Mitte ein runder Tisch. Im Hintergrund sieht man Zurichtungen zu einem Haustheater. Tapezierer und Arbeiter haben einen Prospekt aufgerichtet, dessen Rückseite sichtbar ist. Zwischen diesem Teil der Bühne und dem vorderen Raum läuft ein offener Gang querüber. Der Haushofmeister tritt auf. MUSIKLEHRER ihm entgegen Mein Herr Haushofmeister! Sie suche ich im ganzen Hause HAUSHOFMEISTER Womit kann ich dienen? Muss allerdings bemerken, dass ich pressiert bin. Die Vorbereitungen zur heutigen grossen Assemblee im Hause des reichsten Mannes von Wien - wie ich meinen gnädigen Herrn wohl betiteln darf - MUSIKLEHRER Ein Wort nur! Ich höre soeben, was ich allerdings nicht begreifen kann - HAUSHOFMEISTER Und das wäre? MUSIKLEHRER und was mich in erklärliche Aufregung versetzt HAUSHOFMEISTE In Kürze, wenn ich bitten darf! MUSIKLEHRER dass bei der heutigen festlichen Veranstaltung hier im Palais - nach der Opera seria meines Schülers - kaum traue ich meinen Ohren - noch eine weitere, und zwar gleichfalls sozusagen musikalische Darbietung in Aussicht genommen ist - eine Art von Singspiel oder niedrige Posse in der italianischen Buffo-Manier! Das kann nicht geschehen! HAUSHOFMEISTER Kann nicht? Wieso? MUSIKLEHRER Darf nicht! HAUSHOFMEISTER Wie beliebt? MUSIKLEHRER Das wird der Komponist nie und nimmer gestatten! HAUSHOFMEISTER Wer wird? Ich höre gestatten. Ich wüsste nicht, wer ausser meinem gnädigen Herrn, in dessen Palais Sie sich befinden und Ihre Kunstfertigkeiten heute zu produzieren die Ehre haben, etwas zu gestatten - geschweige denn anzuordnen hätte! MUSIKLEHRER Es ist wider die Verbredung. Die Opera seria Ariadne wurde eigens für diese festliche Veranstaltung komponiert. HAUSHOFMEISTER Und das ausbedungene Honorar wird nebst einer munifizenten Gratifikation durch meine Hand in die Ihrige gelangen. MUSIKLEHRER Ich zweifle nicht an der Zahlungsfahigkeit eines steinreichen Mannes. HAUSHOFMEISTER Für den Sie samt Ihrem Eleven Ihre Notenarbeit zu liefern die Auszeichnung hatten. - Was dann steht noch zu Diensten ? MUSIKLEHRER Diese Notenarbeit ist ein ernstes bedeutendes Werk. Es kann uns nicht gleichgültig sein, in welchem Rahmen dieses dargestellt wird! HAUSHOFMEISTER Jedennoch bleibt es meinem gnädigen Herrn summo et unico loco überlassen, welche Arten von Spektakel er seinen hochansehnlichen Gästen nach Vorsetzung einer feierliclien Kollation zu bieten gesonnen ist. MUSIKLEHRER Zu diesen die Verdauung fördernden Genüssen rechnen Sie demnach die heroische Oper Ariadne? HAUSHOFMEISTER Zuvörderst diese, danach das für Punkt neun Uhr anbefohlene Feuerwerk, und zwischen beiden die eingeschobene Opera buffa. Womit ich die Ehre habe, mich zu empfehlen. geht ab MUSIKLEHRER Wie soll ich das meinem Schüler beibringen? Geht ab. Ein junger Lakai führt einen Offizier herein. DER LAKAI Hier finden Euer Gnaden die Mamsell Zerbinetta. Sie ist bei der Toilette. Ich werde anklopfen. horcht und klopft an die Tür rechts vorne DER OFFIZIER Lass Er das sein und geh' Er zum Teufel. stösst den Lakai heftig weg und tritt ein DER LAKAI taumelt, rettet den Leuchter auf einen Wandtisch rechts zwischen den beiden Türen und klaubt sich zusammen Das ist die Sprache der Leidenschaft, verbunden mit einem unrichtigen Objekt. KOMPONIST kommt eilig von rückwärts Lieber Freund! Verschaffen Sie mir die Geigen. Richten Sie ihnen aus, dass sie sich hier versammeln sollen zu einer letzten, kurzen Verständigungsprobe. DER LAKAI Die Geigen werden schwerlich kommen, erstens weil's keine Füss nicht haben, und zweitens, weil's in der Hand sind! KOMPONIST naiv, belehrend, ohne sich verspottet zu glauben Wenn ich sage die Geigen, so meine ich die Spieler. DER LAKAI gemein, von oben herab Ach so! Die sind aber jetzt dort, wo ich auch hin sollt'! und wo ich gleich sein werd' - anstatt mich da mit Ihnen aufzuhalten. KOMPONIST ganz naiv, zart Wo ist das? DER LAKAI gemein plump Bei der Tafel! KOMPONIST aufgeregt Jetzt? Eine Viertelstunde vor Anfang meiner Oper beim Essen? DER LAKAI Wenn ich sag' bei der Tafel, so mein' ich natürlich bei der herrschaftlichen Tafel, nicht beim Musikantentisch. KOMPONIST Was soll das heissen? DER LAKAI Aufspielen tun sie. Capito? Sind also für Sie derzeit nicht zu sprechen. KOMPONIST aufgeregt, unruhig So werde ich mit der Demoiselle die Arie der Ariadne repetieren - will an die vordere Tür rechts DER LAKAI hält ihn ab Hier ist nicht die Demoiselle darin, die Sie suchen, diejenige Demoiselle aber, die hier drin ist, ist für Sie ebenfalls nicht zu sprechen. KOMPONIST naiv, stolz Weiss Er, wer ich bin? Wer in meiner Oper singt, ist für mich jederzeit zu sprechen! DER LAKAI lacht spöttisch Hehehe! winkt ihm herablassend, geht ab KOMPONIST klopft an die Tür, bekommt keine Antwort; dann, plötzlich zornrot, dem Lakai nach Eselsgesicht! sehr unverschämter frecher Esel! Der Eselskerl lässt mich allein hier vor der Tür - Hier vor der Tür mich stehn und geht. O, ich möcht' vieles ändern noch In zwölfter Stund - und heut wird meine Oper - O der Esel! Die Freud'! Du allmächtiger Gott! O du mein zitterndes Herz! Du allmächtiger Gott! sinnt der Melodie nach, rucht in seinen Rocktaschen nach einem Stück Notenpapier, findet eines, zerknittert's, schlägt sich an den Kopf Dem Bacchus eintrichtern, dass er ein Gott ist! Ein seliger Knabe! Kein selbstgefälliger Hanswurst mit einem Pantherfell! Mir scheint, das ist seine Tür. läuft an die zweite Tür links, klopft; hält indessen mit voller Stimme die gefundene Melodie fest O du Knabe! Du Kind! Du allmächtiger Gott! Die Tür geht auf, Perückenmacher taumelt heraus, empfängt soeben eine Ohrfeige vom Tenor, der als Bacchus, aber mit kahlem Kopf, die Lockenperücke in der Hand, nach ihm zornig heraustritt. DER TENOR Das! Für einen Bacchus! Das mir aufzusetzen, mutet Er zu. Da hat Er, Lump, für seinen Bacchuskopf! gibt ihm einen Fusstritt KOMPONIST ist zurückgesprungen Mein Wertester! Sie allerdringendst muss ich sprechen! PERÜCKENMACHER zum Tenor Dero misshelliges Betragen kann ich belächelnd nur einer angenommenen Gemütsaufwallung zurechnen. KOMPONIST Mein Wertester! Der Tenor schlägt die Tür zu. PERÜCKENMACHER schreiend gegen die geschlossene Tür Habe meinerseits keine Ursache, wegen meiner Leistungen vor Ihnen zu erröten! KOMPONIST sich ihm nähernd, naiv-bescheiden Hat der Herr leicht ein Stückerl Schreibpapier? Hätt' mir gern was aufnotiert! Ich vergess' nämlich gar so leicht. PERÜCKENMACHER Kann nicht dienen! läuft ab ZERBINETTA noch sehr im Négligé, mit dem Offizier aus dem Zimmer rechts Erst nach der Oper kommen wir daran. Es wird keine kleine Mühe kosten, die Herrschaften wieder lachen zu machen, wenn sie sich erst eine Weile gelangweilt haben. kokett Oder meinen Sie, es wird mir gelingen? Der Offizier küsst ihr stumm die Hand. Die Primadonna und der Musiklehrer treten ein. Sie trägt über dem Ariadne-Kostüm den Frisiermantel. Der Musiklehrer will sich verabschieden. PRIMADONNA Schnell, lieber Freund! Einen Lakai zu mir! Ich muss unbedingt sofort den Grafen sprechen. Schliesst ihre Tür; der Komponist hat sie gesehen, will hin. MUSIKLEHRER hält ihn auf Du kannst jetzt nicht eintreten - sie ist beim Frisieren. Tanzmeister kommt von rückwärts, tritt zu Zerbinetta und dem Offizier KOMPONIST gewahrt erst jetzt Zerbinetta, zum Musiklehrer Wer ist dieses Mädchen? TANZMEISTER zu Zerbinetta Sie werden leichtes Spiel haben, Mademoiselle. Die Oper ist langweilig über die Begriffe, und was die Einfälle anlangt, so steckt in meinem linken Schuhabsatz mehr Melodie als in dieser ganzen Ariadne auf Naxos. MUSIKLEHRER zum Komponisten Sei sie wer immer! KOMPONIST drängender Wer ist dieses entzückende Mädchen? MUSIKLEHRER Um so besser, wenn sie dir gefällt. Es ist die Zerbinetta. Sie singt und tanzt mit vier Partnern das lustige Nachspiel, das man nach deiner Oper gibt. KOMPONIST zurückprallend Nach meiner Oper? Ein lustiges Nachspiel? Tänze und Triller, freche Gebärden und zweideutige Worte nach Ariadne! Sag' mir's! MUSIKLEHRER zaghaft Ich bitte dich um alles. - KOMPONIST tritt von ihm weg; edel Das Geheimnis des Lebens tritt an sie heran, nimmt sie bei der Hand, und sie bestellen sich eine Affenkomödie, um das Nachgefühl der Ewigkeit aus ihrem unsagbar leichtfertigen Schädel fortzuspülen! lacht krampfhaft O ich Esel! MUSIKLEHRER Beruhige dich! KOMPONIST wütend Ich mag mich nicht beruhigen! Ein heiteres Nachspiel! Ein Übergang zu ihrer Gemeinheit! Dieses masslos ordinäre Volk will sich Brücken bauen aus meiner Welt hinüber in die seinige! 0 Mäzene! Das erlebt zu haben, vergiftet mir die Seele für immer. Es ist undenkbar, dass mir je wieder eine Melodie einfällt! In dieser Welt kann keine Melodie ihre Schwingen regen! Pause, dann mit verändertem Ton, ganz gemütlich Und gerade früher ist mir eine recht schöne eingefallen! Ich habe mich über einen frechen Lakaien erzürnt, da ist sie mir aufgeblitzt - dann hat der Tenor dem Perückenmacher eine Ohrfeige gegeben - da hab' ich sie gehabt! - Ein Liebesgefühl, ein süss bescheidenes, ein Vertrauen, wie diese Welt es nicht wert ist - da den Text improvisierend Du, Venus' Sohn - gibst süssen Lohn Für unser Sehnen und Schmachten! Lalala - mein junges Herz Und all mein Sinnen und Trachten O du Knabe, du Kind, du allmächtiger Gott! eilig gemütlich Hast' ein Stückerl Notenpapier? Der Musiklehrer gibt ihm welches. Der Komponist notiert. Harlekin, Scaramuccio, Brighella und Truffaldin sind im Gänsemarsch aus Zerbinettas Zimmer herausgekommen. ZERBINETTA vorstellend Meine Partner! Meine erprobten Freunde! jetzt meinen Spiegel, mein Rot! Meinen Crayon! Die vier laufen ins Zimmer, kommen bald wieder, bringen ein Strohstühlchen, Spiegel, Dosen, Puderquasten. KOMPONIST mit einem Blick auf Zerbinetta, besinnt sich plötzlich; fast tragisch Und du hast es gewusst! Du hast es gewusst! MUSIKLEHRER Mein Freund, ich bin halt dreissig Jahrl'n älter als wie du und hab' halt gelernt, mich in die Welt zu schicken. KOMPONIST Wer so an mir handelt, der ist mein Freund gewesen, gewesen, gewesen, Gewesen! zerreisst wütend das Notierte, läuft auf und nieder, dann nach hinten PRIMADONNA öffnet ihre Türe PRIMADONNA winkt dem Musiklehrer Haben Sie nach dem Grafen geschickt? tritt ein wenig vor, bemerkt Zerbinetta und die übrigen Pfui! Was gibt's denn dafür Erscheinungen! Zerbinetta hat auf dem Strohstühlchen rechts im Vorder rund Platz genommen, schminkt sich zu Ende, von ihren Partnern bedient. PRIMADONNA zum Musiklehrer, nicht gerade leise Uns mit dieser Sorte von Leuten in einen Topf! Weiss man hier nicht, wer ich bin? Wie konnte der Graf - ZERBINETTA mit einem frechen Blick auf die Sängerin und absichtlich laut Wenn das Zeug so langweilig ist, dann hätte man doch uns zuerst auftreten lassen sollen, bevor sie übellaunig werden. Haben sie sich eine Stunde lang gelangweilt, so ist ist es doppelt schwer, sie lachen zu machen. TANZMEISTER zu Zerbinetta Im Gegenteil. Man kommt vom Tisch, man ist beschwert und wenig aufgelegt, man macht unbemerkt ein Schläfchen, klatscht dann aus Höflichkeit und um sich wach zu machen. Indessen ist man ganz munter geworden » Was kommt jetzt?«, sagt man sich. Die ungetreue Zerbinetta und ihre vier Liebhaber, ein heiteres Nachspiel mit Tänzen, leichte, gefällige Melodien, ja! eine Handlung, klar wie der Tag, da weiss man, woran man ist, das ist unser Fall, sagt man sich, da wacht man auf, da ist man bei der Sache! - Und wenn sie in ihren Karossen sitzen, wissen sie überhaupt nichts mehr, als dass sie die unvergleichliche Zerbinetta haben tanzen sehen. MUSIKLEHRER beruhigend zur Primadonna Erzürnen Sie sich nicht um nichts und wieder nichts. Ariadne ist das Ereignis des Abends, um Ariadne zu hören, versammeln sich Kenner und vornehme Personen im Hause eines reichen Mäzens, Ariadne ist das Losungswort, Sie sind Ariadne, morgen wird überhaupt niemand mehr wissen, dass es ausser Ariadne noch etwas gegeben hat. DER JUNGE LAKAI läuft rückwärts vorüber Die Herrschaften stehen vom Tisch auf! Man sollte sich hier beeilen. MUSIKLEHRER Meine Damen und Herren, an Ihre Plätze. Alles kommt in Bewegung, die Arbeiter rückwärts sind fertig. Der Tenor, als Bacchus, sowie Najade, Dryade und Echo sind eingetreten. Der Haushofmeister tritt auf den Musiklehrer zu; mit Wichtigkeit. DER HAUSHOFMEISTER Ihnen allen habe ich eine plötzliche Anordnung meines gnädigen Herrn auszurichten. MUSIKLEHRER Ist schon geschehen, wir sind bereit, in drei Minuten mit der Oper Ariadne anzufangen. HAUSHOFMEISTER mit Grandezza Der gnädige Herr haben sich nunmehr wiederum anders besonnen. MUSIKLEHRER Es soll also nicht mit der Oper begonnen werden? PRIMADONNA Was ist das? HAUSHOFMEISTER Um Vergebung. Wo ist der Herr Tanzmeister? Ich habe einen Auftrag meines gnädigen Herrn an Sie beide. TANZMEISTER tritt herzu Was wünscht man von mir? HAUSHOFMEISTER Mein gnädiger Herr belieben das von ihm selbst genehmigte Programm umzustossen. MUSIKLEHRER Jetzt im letzten Moment! Ah, das ist doch ein starkes Stückl! HAUSHOFMEISTER - umzustossen und folgendermassen abzuändern. TANZME1STER Das Nachspiel wird Vorspiel, wir geben zuerst Die ungetreue Zerbinetta, dann Ariadne. Sehr vernünftig. HAUSHOFMEISTER Um Vergebung. Die Tanzmaskerade wird weder als Nachspiel noch als Vorspiel aufgeführt, sondern mit dem Trauerstück Ariadne gleichzeitig. TENOR Ha, ist dieser reiche Herr besessen? MUSIKLEHRER Will man sich über uns lustig machen? PRIMADONNA Sind die Leute wahnsinnig? Ich muss augenblicklich den Grafen sprechen! Komponist nähert sich erschrocken. Zerbinetta horcht von rechts. HAUSHOFMEISTER mit hochmütiger Ironie Es ist genau so, wie ich es sage. Wie Sie es machen werden, das ist natürlich Ihre Sache. MUSIKLEHRER dumpf Unsere Sache! HAUSHOFMEISTER Mein gnädiger Herr ist der für Sie schmeichelhaften Meinung, dass Sie beide Ihr Handwerk genug verstehen, um eine solche kleine Abänderung auf eins, zwei durchzuführen; und es ist nun einmal der Wille meines gnädigen Herrn, die beiden Stücke, das lustige und das traurige, mit allen Personen und der richtigen Musik, so wie er sie bestellt und bezahlt hat, gleichzeitig auf seiner Bühne serviert zu bekommen. MUSIKLEHRER Warum gleichzeitig? ZERBINETTA leichtfertig Da muss ich mich ja beeilen! läuft in ihr Zimmer HAUSHOFMEISTER Und'zwar so, dass die ganze Vorstellung deswegen auch nicht einen Moment länger dauert. Denn für Punkt neun Uhr ist ein Feuerwerk im Garten anbefohlen. MUSIKLEHRER Ja, wie um aller Götter willen stellt sich denn Seine Gnaden das vor? KOMPONIST vor sich, ganz für sich leise Eine innere Stimme hat mir von der Wiege an etwas Derartiges vorausgesagt. HAUSHOFMEISTER Es ist wohl nicht die Sache meines gnädigen Herrn, wenn er ein Spektakel bezahlt, sich auch noch damit abzugeben, wie es ausgeführt werden soll. Seine Gnaden ist gewohnt, anzuordnen und seine Anordnungen befolgt zu sehen. nach einer Pause, nochmals umkehrend, herablassend Zudem ist mein gnädiger Herr schon seit drei Tagen ungehalten darüber, dass in einem so wohlausgestatteten Hause wie dem seinigen ein so jämmerlicher Schauplatz wie eine wüste Insel ihm vorgestellt werden soll, und ist eben, um dem abzuhelfen, auf den sublimen Gedanken gekommen, diese wüste Insel durch das Personal aus dem anderen Stück einigermassen anständig staffieren zu lassen. TANZMEISTER Das finde ich sehr richtig. Es gibt nichts Geschmackloseres als eine wüste Insel. KOMPONIST Ariadne auf Naxos, Herr. Sie ist das Sinnbild der menschlichen Einsamkeit. TANZMEISTER Eben darum braucht sie Gesellschaft. KOMPONIST Nichts um sich als das Meer, die Steine, die Bäume, das fühllose Echo. Sieht sie ein menschliches Gesicht, wird meine Musik sinnlos. TANZMEISTER Aber der Zuhörer unterhält sich. So wie es jetzt ist, ist es, um stehend einzuschlafen. Pirouette HAUSHOFMEISTER Um Vergebung, aber ich bitte sich höchlich zu beeilen, die Herrschaften werden sogleich eintreten. ab MUSIKLEHRER Ich weiss nicht, wo mir der Kopf steht. Wenn man zwei Stunden Zeit hätte, um über die Lösung nachzudenken. KOMPONIST Darüber willst du, nachdenken? Wo menschliche Gemeinheit, stier wie die Meduse, einem entgegengrinst. Fort, was haben wir hier verloren? MUSIKLEHRER Was wir hier verloren haben? Die fünzig Dukaten unter anderem, von denen du das nächste halbe Jahr zu leben gedachtest. KOMPONIST vor sich Ich habe nichts mit dieser Welt gemein! Wozu leben in ihr? TANZMEISTER nimmt den Musiklehrer beiseite Ich weiss wirklich nicht, warum Sie beide einem so vernünftigen Vorschlag solch übertriebene Schwierigkeiten entgegensetzen. MUSIKLEHRER Meinen Sie denn irn Ernst, es liesse sich machen? TANZMEISTER Nichts leichter als das, Die Oper enthält Längen leiser gefährliche Längen. Man lässt sie weg. Diese Leute wissen zu improvisieren, finden sich in jede Situation. MUSIKLEHRER Still, wenn er uns hört, begeht er Selbstmord. TANZMEISTER Fragen Sie ihn, ob er seine Oper lieber heute ein wenig verstümmelt hören will, oder ob er sie niemals hören will. Schaffen Sie ihm Tinte, Feder, einen Rotstift, was immer! zum Komponisten Es handelt sich darum, Ihr Werk zu retten! KOMPONIST drückt die ihm von allen Seiten gereichten Noten leidenschaftlich an die Brust Lieber ins Feuer! Man bringt Tinte, - Feder, ein Licht dazu. TANZME1STER Hundert grosse Meister, die wir auf den Knien bewundern, haben ihre erste Aufführung mit noch ganz anderen Opfern erkauft. KOMPONIST rührend, hilflos Meinen Sie? Hat er recht, du? Darf ich denn? Muss ich denn? TANZMEISTER drückt ihn sanft an den Tisch, wo man die Noten ausbreitet und das Licht danebenstellt; zum Musiklehrer Sehen Sie zu, dass er genug streicht. Ich rufe indessen Zerbinetta, wir erklären ihr in zwei Worten die Handlung! Sie ist eine Meisterin im Improvisieren; da sie immer nur sich selber spielt, findet sie sich in jeder Situation zurecht, die anderen sind auf sie eingespielt, es geht alles wie am Schnürchen. Er holt sich Zerbinetta aus dem Zimmer, spricht zu ihr. Komponist fängt an, beim Schein der Kerze zu streichen. PRIMADONNA zum Musiklehrer, leise Sehen Sie zu, dass er dem Bacchus einiges wegnimmt; man erträgt es nicht, diesen Mann soviel singen zu hören. TENOR tritt verstohlen zum Komponisten, beugt sich zu ihm Der Ariadne müssen Sie streichen. Niemand hält es aus, wenn diese Frau unaufhörlich auf der Bühne steht. MUSIKLEHRER flüsternd, nimmt den Tenor beiseite Er nimmt ihr zwei Arien weg, Ihnen keine Note. Verraten Sie mich nicht. tritt ebenso zur Primadonna hinüber Sie behalten alles. Er nimmt dem Bacchus die halbe Rolle, lassen Sie sich nichts merken. TANZMEISTER zu Zerbinetta, lustig geistreich Diese Ariadne ist eine Königstochter. Sie ist mit einem gewissen Theseus entflohen, dem sie vorher das Leben gerettet hat. ZERB1NETTA zwischen Tür und Angel So etwas geht selten gut aus. TANZMEISTER Theseus wird ihrer überdrüssig und lässt sie bei Nacht auf einer wüsten Insel zurück! MUSIKLEHRER zum Komponisten Noch das, es muss sein! ZERBINETTA verständnisvoll Kleiner Schuft! TANZMEISTER Sie verzehrt sich in Sehnsucht und wünscht den Tod herbei. ZERBINETTA Den Tod! Das sagt man so. Natürlich meint sie einen anderen Verehrer. TANZMEISTER Natürlich, so kommt's ja auch! KOMPONIST hat aufgehorcht, kommt näher Nein, Herr, so kommt es nicht! Denn, Herr! sie ist eine von den Frauen, die nur einem im Leben gehören und danach keinem mehr. ZERBINETTA Ha! KOMPONIST verwirrt, starrt sie an - keinem mehr als dem Tod. ZERBINETTA Der Tod kommt aber nicht. Wetten wir. Sondern ganz das Gegenteil. Vielleicht auch. ein blasser, dunkeläugiger Bursche, wie du einer bist. MUSIKLEHRER Sie vermuten ganz recht. Es ist der jugendliche Gott Bacchus, der zu ihr kommt! ZERBINETTA fröhlich, spöttisch Als ob man das nicht wüsste! Nun hat sie ja fürs nächste, was sie braucht. KOMPONIST sehr feierlich Sie hält ihn für den Todesgott. In ihren Augen, in ihrer Seele ist er es, und darum, einzig nur darum - ZERBINETTA aus der Tür Das will sie dir weismachen. KOMPONIST Einzig nur darum geht sie mit ihm - auf sein Schiff! Sie meint zu sterben! Nein, sie stirbt wirklich. ZERBINETTA Tata. Du wirst mich meinesgleichen kennen lehren! KOMPONIST Sie ist nicht Ihresgleichen! schreiend Ich weiss es, dass sie stirbt. leise Ariadne ist die eine unter Millionen, sie ist die Frau, die nicht vergisst. ZERBINETTA Kindskopf. Sie kehrt ihm den Rücken; zu ihren vier Partnern, die herangetreten sind. Merkt auf, wir spielen mit in dem Stück Ariadne auf Naxos. Das Stück geht so eine Prinzessin ist von ihrem Bräutigam sitzen gelassen, und ihr nächster Verehrer ist vorerst noch nicht angekommen. Die Bühne stellt eine wüste Insel dar. Wir sind eine muntere Gesellschaft, die sich zufällig auf dieser wüsten Insel befindet. Ihr richtet euch nach mir, und, sobald sich eine Gelegenheit bietet, treten wir auf und mischen uns in die Handlung! KOMPONIST während sie spricht, vor sich Sie gibt sich dem Tod hin - ist nicht mehr da - weggewischt - Stürzt sich hinein ins Geheimnis der Verwandlung - wird neu geboren - entsteht wieder in seinen Armen! - Daran wird er zum Gott. Worüber in der Welt könnte eins zum Gott werden als über diesem Erlebnis? ZERBINETTA sieht ihm in die Augen Courage! jetzt kommt Vernunft in die Verstiegenheit! KOMPONIST Lebendig war's! Stand da - so! malt's mit den Händen in die Luft ZERBINETTA Und wenn ich hineinkomme, wird's schlechter? KOMPONIST vor sich Ich überlebe diese Stunde nicht! ZERBINETTA Du wirst noch ganz andere überleben. KOMPONIST verloren Was wollen Sie - in diesem Augenblick - damit sagen? ZERBINETTA mit äusserster Koketterie, scheinbar ganz schlicht Ein Augenblick ist wenig - ein Blick ist viel. Viele meinen, dass sie mich kennen, aber ihr Auge ist stumpf. Auf dem Theater spiele ich die Kokette, wer sagt, dass mein Herz dabei im Spiele ist? Ich scheine munter und bin doch traurig, gelte für gesellig und bin doch so einsam. KOMPONIST naiv entzückt Süsses, unbegreifliches Mädchen! ZERBINETTA Törichtes Mädchen, musst du sagen, das sich manchmal zu sehnen verstünde nach dem einen, dem sie treu sein könnte, treu bis ans Ende. KOMPONIST Wer es sein dürfte, den du ersehnest! Du bist wie ich - das lrdische unvorhanden in deiner Seele. ZERBINETTA zart Du spricht, was ich fühle. - Ich muss fort. Vergisst du gleich wieder diesen einen Augenblick? KOMPONIST Vergisst sich in Äonen ein einziger Augenblick? Zerbinetta macht sich los, läuft schnell in ihr Zimmer nach rechts. Der Musiklehrer, als Regisseur der Oper, hat die übrigen Figuren, den Tenor, dann die drei Nymphen nach rückwärts, wo die Bühne angenommen ist, dirigiert und kommt jetzt eilfertig nach vorne, die Primadonna abzuholen, die noch einmal in ihr Garderobezimmer verschwunden war. MUSIKLEHRER An Ihre Plätze, meine Damen und Herren! Ariadne! Zerbinetta! Scaramuccio, Harlekin! Auf die Szene, wenn ich bitten darf! PRIMADONNA Ich soll mit dieser Person auf einer Szene stehen! Woran denken Sie! MUSIKLEHRER Seien Sie barmherzig! Bin ich nicht Ihr alter Lehrer? PRIMADONNA Jagen Sie mir die Kreatur von der Bühne - oder ich weiss nicht, was ich tue! MUSIKLEHRER Wo hätten Sie eine schönere Gelegenheit als auf der Bühne, ihr zu zeigen, welch unermesslicher Abstand zwischen Ihnen befestigt ist! PRIMADONNA Abstand! Ha! Eine Welt, hoffe ich. MUSIKLEHRER Legen Sie diese Welt in jede Gebärde und - man wird Ihnen anbetend zu Füssen sinken. küsst ihr die Hand, fährt sie ein paar Schritte nach rückwärts, kommt dann sogleich wieder, den Komponisten zu holen KOMPONIST umarmt den Musiklehrer stürmisch Seien wir wieder gut! Ich sehe jetzt alles mit anderen Augen! Die Tiefen des Daseins sind unermesslich! - Mein lieber Freund, es gibt manches auf der Welt, das lässt sich nicht sagen. Die Dichter unterlegen ja recht gute Worte, Jubel in der Stimme jedoch, jedoch, jedoch, jedoch, jedoch! - Mut ist in mir, Freund. - Die Welt ist lieblich und nicht fürchterlich dem Mutigen - und was ist denn Musik? mit fast trunkener Feierlichkeit Musik ist eine heilige Kunst, zu versammeln alle Arten von Mut wie Cherubim um einen strahlenden Thron! Und darum ist Musik die heilige unter den Künsten! Zerbinetta erscheint rückwärts, mit einem frechen Pfiff ihre Partner auf die Bühne zu rufen. Harlekin kommt eilfertig aus dem Zimmer rechts, läuft, seinen Gurt schnallend, auf die Bühne. KOMPONIST Was ist das? Wohin? Scaramuccio, wie Harlekin, gleichfalls seine Toilette im Laufen beendend Diese Kreaturen! Truffaldin, Brighella, den gleichen Weg wie die vorigen In mein Heiligtum hinein ihre Bocksprünge! Ah! MUSIKLEHRER Du hast es erlaubt! KOMPONIST rasend Ich durfte es nicht erlauben! Du durftest mir nicht erlauben, es zu erlauben! Wer hiess dich mich zerren, mich! in diese Welt hinein? Lass mich erfrieren, verhungern, versteinen in der meinigen! Stürzt verzweifelt davon. Der Musiklehrer sieht ihm nach, schüttelt den Kopf. Strauss,Richard/Ariadne auf Naxos/2
https://w.atwiki.jp/oper/pages/2290.html
OUVERTURE 1. SZENE Eine ländliche Gegend. Links im Vordergrunde des Schulzen Haus. Vor demselben eine Linde, darunter ein Tisch und eine Bank. Anton. Landleute. [Sammeln sich vor dem Hause des Schulzen. Es beginnt zu tagen.] Nr. 1. Introduktion CHOR Verglühet sind die Sterne, Der Morgen graut, Die Sonne ist nicht ferne, Erwache, o Braut! ANTON Ihr Glanz wird bald bescheinen Das hochentzückte Paar, Auf ewig uns vereinen Am festlichen Altar. CHOR Ihr Glanz wird bald bescheinen Das hochentzückte Paar, Auf ewig uns vereinen Am festlichen Altar. ANTON Und Lieschen kann noch säumen, Beglückte Liebe wacht, Entsage nun den Träumen, Da Wirklichkeit Dir lacht. CHOR Und Lieschen kann noch säumen, Beglückte Liebe wacht, Entsage nun den Träumen, Da Wirklichkeit Dir lacht. Verglühet sind die Sterne, Der Morgen graut, Die Sonne ist nicht ferne, Erwache, o Braut! ANTON Freundlich weckten wir die holde Braut. Habt Dank, geliebte Freunde ! Am Hochzeitsmahle finden wir uns wieder; jetzt bin ich mir allein genug. CHOR Auf Wiedersehen ! [Die Landsleute entfernen sich.] ANTON Endlich erschien Lieschens 18. Geburtstag, der lange ersehnte Tag unsrer Verlobung. II. SZENE Anton, Lieschen [aus dem Hause.] LIESCHEN Anton! ANTON Lieschen! Aber so zu schlafen! LIESCHEN Wer sagt dir, daß ich schlief? Im Bette lag ich zwar, doch wachend, sinnend. ANTON Sinnend? Worüber? LIESCHEN Ach, Anton! Wie du noch fragen magst! Als ob eine Braut nicht allerlei zu sinnen hätte. An dich, an mich, an die Vergangenheit, an heute, an die Zukunft dachte ich und verlor mich in wunderbaren Gedanken. ANTON Ich bitte dich, laß die Gedanken ! Wer denkt im Glücke? LIESCHEN Anton, das verstehst du nicht. Muß ich nicht von morgen an an das Haus besorgen? ANTON Ich unterstütze dich. LIESCHEN Hat eine Hausfrau nicht Tag und Nacht Geschäfte? ANTON Ich teile die Arbeit. LIESCHEN Ist es nicht möglich, daß wir Gesellschaft erhalten? ANTON Daran zu denken finden wir Zeit. Lieschen, sieh , ich handelte. Dies Sträußchen Blumen pflückte ich der lieben, 18jährigen Braut. Ein ärmliches zwar, doch dein Herz wird die Gabe nicht verschmähen. [Überreicht ihr ein Sträußchen.] Nr. 2. Duett ANTON Vor dem Busen möge blühen, Was die Liebe dir verehrt, Aber in des Herzens Tiefe Sei ein Plätzchen mir gewährt. LIESCHEN Wenn schon lange welkt das Sträußchen Vor der ewig treuen Brust, Lebe noch im Herzensgrunde Der Geliebte, meine Lust. LIESCHEN, ANTON Liebe trotzt den Elementen, Sie, die eine Welt sich schafft. Freude lehrt sie neue Freude; Leiden giebt sie Riesenkraft. LIESCHEN Seufzend zählte ich die Tage, Ach! Die böse Zeit sie schlich; Tage wurden mir zu Jahren, Denn nach Stunden zählte ich. ANTON Seufzend zählte ich die Stunden, Ach! Sie hatten Tagesfrist; Jenem wachsen sie zu Jahren, Der sie nach Sekunden mißt. LIESCHEN, ANTON Doch wohl uns, wir sind am Ziele Sie verstrich, die lange Zeit. O Himmel, jetzt gieb unsern Tagen Dauer einer Ewigkeit. III. SZENE Vorige. Der Schulze [aus dem Hause.] SCHULZE Meine Tochter, Guten Morgen! LIESCHEN Guten Morgen, Mein Vater! ANTON Guten Morgen, Herr Schulze! SCHULZE Lieschen, Lieschen, schon so früh auf, meine Tochter? ANTON Ich weckte sie. SCHULZE Wirklich? LIESCHEN Ja, Vater! Allerliebst weckte mich Anton. SCHULZE Ei, ei ! Allerliebst? ANTON Ein Ständchen brachte ich ihr vor dem Fenster. SCHULZE Durch eine Mauer hast du sie aufgeweckt? Gut, das mag hingehen. LIESCHEN Und durch die Mauer flog ich ihm entgegen. Mein 18. Geburtstag wollte gar nicht erscheinen. SCHULZE Dein Verlobungstag, willst du sagen. ANTON Ein bißchen Eigensinn war es denn doch, daß Ihr uns 18 Jahre warten ließet. SCHULZE Die Pflicht gebot mir, so zu handeln und auf Pflicht soll Obrigkeit halten. Hört, Kinder Heute vor 18 Jahren wurde mir meine Tochter geboren. Da tritt mein Nachbar, der junge Spiess, zu mir und spricht "Freund, heute werde ich großjährig, und da ich entschlossen bin, die Welt zu durchlaufen, gehe ich noch diesen Abend fort, meinen Zwillingsbruder aufzusuchen. Schulze! Laß meinen Abzug durch eine löbliche Handlung bezeichnen. Ich will Patenstelle bei deinem Töchterlein vertreten und tausend Thaler als Brautschatz für die Kleine gerichtlich hinterlegen mit dem Beding, daß, wenn ich binnen 18 Jahren zurückkehre, selbe meine Gattin werde, versteht sich, wenn ich Gefallen an dem Mädchen finde." ANTON Ach, am Gefallen würde es nicht fehlen. LIESCHEN Aber zurückgekommen ist er nicht. SCHULZE Und wird auch wahrscheinlich nie zurückkehren; denn, wie ich zuverlässige Nachrichten habe, sind beide Spiesse im französischen Kriegsdienste geblieben. LIESCHEN So ist doch der Krieg zu etwas gut! SCHULZE Lieschen! ANTON Nichts steht also unsrer Verbindung entgegen. SCHULZE Heute ist eure Verlobungstag. Anton kommt jetzt mit mir zum Amtmann, um die Erhebung der tausend Thaler einzuleiten. Obgleich das Mädchen noch ein Kind ist! Komm, Anton. [Beide ab]. LIESCHEN [allein] Wie war das ? Kind soll ich noch sein ? Vater, du irrst! Nr. 3 Arie LIESCHEN Der Vater mag wohl immer Kind mich nennen, Ich weiß, daß ich kein Kind mehr bin; Wo wäre denn mein kindlich froher Sinn? Der Busen glüht, die Wange fühl ich brennen, Ich weiß, daß ich kein Kind mehr bin; Sonst flog ich, kaum von Vögeln zu erreichen Und sang mein Lied wie sie aus froher Brust. Doch jetzt, der Schnecke gleich, sieht man mich schleichen, Und Seufzer schwellen mir die Brust; Ich weiß, daß ich kein Kind mehr bin; Sonst hörte ich mein Taubenpärchen girren, Ich sah die Zärtlichen und freute mich. Doch jetzt, ihr süßes Spiel kann mich verwirren; Ich fühle, o was fühle ich? Diese Sehnsucht, dieses Ahnen, Dieses Brennen, dies Wohl und Weh Fühlt nicht des Kindes froher Sinn. Der Vater mag wohl immer Kind mich nennen, Ich weiß, daß ich kein Kind mehr bin. Kind? Ich weiß, daß ich kein Kind mehr bin; IV. SZENE Franz Spiess [tritt auf.] FRANZ Endlich bin ich am Ziele ! Die Hitze, der Staub, die Steine und erst diese verdammten Berge ! Nur Narren können Fußreisen loben. Wie ganz anders reist man auf dem Meere, wenn dienstfertige Winde die Segel schwellen, und...- Wohl mir, am Ziele bin ich nun.- Ein freundliches, liebes Dörfchen! V. SZENE Franz. Der Schulze [kommt in Gedanken.] SCHULZE Guten Morgen! FRANZ [schlägt dem Schulze auf die Achsel.] Guten Morgen! Schulze ! Nun, was staunst du so? Erkennst du mich nicht mehr? Hab ich dich doch gleich erkannt. Franz Spiess heiße ich. Schulze, hast du die Sprache verloren? SCHULZE Überrascht bin ich, Herr Spiess. Die Nachrichten haben gelogen; man glaubte Sie tief im Meere vergraben. FRANZ Doch bin ich glücklich und wohlbehalten, nur ohne mein rechtes Auge. SCHULZE Vortrefflich! Erzählen Sie ! Reisebeschreibungen sind mein Element. Sagen Sie, fanden Sie Ihren Zwillingsbruder, den lieben Friedrich wieder? FRANZ Ach, meinen Bruder ! Umsonst suchte ich ihn in ganz Frankreich. Mit seinem Regimente war ins Feld gegangen. Und da nahm auch ich Kriegsdienste an und mein Regiment wurde eingeschifft. Zehn Stürme und drei Schiffbrüche erlebte ich. SCHULZE Und sind nicht ertrunken? FRANZ Ach! Es fehlte nicht viel. Unser Schiff war entmastet, zwei Korsaren verfolgten uns und an Verteidigung war nicht zu denken. Da warf unser Kapitän - ein braver Bursche!- die brennende Lunte in die Pulverkammer - Puff! Paff! donnerte es fürchterlich und wie ein Ball flog ich in die Luft. SCHULZE Und sind nicht erstickt? FRANZ Es fehlte nicht viel. Ich stürzte in die See und ein verdammter Stück von Steuerruder traf mich unsanft am Haupte und tot war ich, mausetot! SCHULZE Aber nun leben Sie wieder? FRANZ Ja, ja! Die Teufelskorsaren fischten mich aus dem Meer, brachten mich ins Leben zurück und verkauften mich in Algier. SCHULZE Lieber Himmel, auch diesen Räubern entkamen Sie glücklich? Sie sollten ewig auf dem Meere bleiben, während wir gewöhnliche Menschen im Trocknen uns vergraben. FRANZ Feige Memme! Eine herrliche Lust ist es um eine solche Seereise ! SCHULZE Wenn es stürmt ? FRANZ Dann geht s im Fluge! SCHULZE Wenn es blitzt? FRANZ Dann wird s hell! SCHULZE Wenn es donnert? FRANZ Himmlische Musik! Nr. 4. Arie FRANZ Mag es stürmen, donnern, blitzen, Öffnen mag die See den Schlund. Auf der Wasserberge Spitzen Und des Meeres tiefstem Grund Zeigt der Schiffer hohen Mut, Trotzen der erzürnten Flut. Schwankend, doch mit Pfeilesschnelle Fliegt das leichte Bretterhaus. Auf die schaumbedeckte Welle Blickt der Seeheld kühn hinaus; Und befiehlt mit festem Wort, Steuert in den sichern Port. FRANZ Und nun sage mir, Freund wo ist deine Tochter, meine Braut? Alle Wetter! Du solltest doch nicht wortbrüchig geworden sein? SCHULZE Wertester Herr Spiess, mein Wort ist mir heilig. Meine Tochter ist bis zur Stunde noch ledig. FRANZ Wohlan, führe mich zu ihr. SCHULZE Halt ! Das arme Mädchen muß erst vorbereitet werden; sie könnte ohnmächtig werden vor Freude. FRANZ Keine Ausflüchte ! Wo ist sie? SCHULZE Herr Spiess ! Lieber Herr Spiess! FRANZ Lieschen! VI. SZENE Vorige. Lieschen [aus dem Hause]. LIESCHEN Welch Getöse ! Wer ruft? FRANZ Ich, liebes Kind! LIESCHEN [verlegen] Vater- SCHULZE [ebenso] Tochter- FRANZ Alle Wetter, schön bist du geworden! Du gefällst mir. Komm her, laß dich küssen. [Er will sie küssen, Lieschen sträubt sich.] VII. SZENE Vorige. Anton [eilt rasch herbei und stürzt sich zwischen Beide.] ANTON Heda! Was geschieht? FRANZ Was sehr Natürliches. Meine Braut will ich küssen. ANTON Seine Braut?! SCHULZE Ja, so ist es. Herr Spiess kommt zurück, aus der Luft, aus dem Wasser, aus dem Meer, aus Algier- FRANZ Jetzt beginne ich zu begreifen! Jetzt erkläre ich mir die Ohnmacht! Nr. 5. Quartett FRANZ Zu rechter Zeit bin ich gekommen, Zu spät vielleicht, es scheint zu spät. SCHULZE Er deute sich zu seinem Frommen, Was warnend ihm vor Augen steht. LIESCHEN Ich stehe, wie vom Blitz getroffen, Der böse Spiess, weh uns, er kam. ANTON Verzage nicht, o laß uns hoffen, Dein Anton bleibt dein Bräutigam. LIESCHEN, ANTON Im Sturme laß uns mutig steh n. Wer trennt treue Herzen? FRANZ Wie zärtlich dort die Täubchen stehen; Bin ich der Bräutigam, ist s er? SCHULZE Wie wird es mit der Hochzeit geh n? Ist jener Bräutigam, ist s er? LIESCHEN, ANTON Daß wir uns lieben, mag er ja sehen, Der Störenfried, der Satan der. FRANZ Wie mitleidsvoll sie auf mich sehen, Die Schelmin die, der Satan der. SCHULZE In Luft und Meer kann er besteh n, Aus Algier kommt er glücklich her. LIESCHEN Mein Vater! FRANZ Nun ist meine Geduld am Ende! Lauf ich über Berg und Tal wie ein Narr daher, um solchen Spektakel zu erblicken? Man sehe nur! Fest, wie auf einer Sandbank steht sie, und der Bursche sponsiert mit ihr, als wäre sie gar nicht meine Braut. ANTON Das soll, das wird sie auch nicht werden! LIESCHEN Nein, gewiß nicht. SCHULZE Ruhig, Kinder! Freund Spiess, mäßigen Sie sich. Sie liebt jenen jungen Menschen und er liebt sie wieder. FRANZ Das hätte ich auch mit einem halben Auge gesehen. SCHULZE Heute Abend sollte Verlobung sein- FRANZ Alle Wetter, die wird auch sein ! Der Bräutigam ist da. SCHULZE Freund ! Bedenken Sie, Sie sind ein Invalide. FRANZ Aber ein rüstiger. SCHULZE Und haben, verzeihen Sie, nur noch ein Auge. FRANZ Um so besser, so brauch ich nur eines zudrücken. Sie gefällt mir, und ich bestehe auf meinem Rechte. Mein Bruder ist tot, und die Spiesse sollen nicht hierzulande aussterben. Nun könnt ihr Abschied nehmen, rührenden Abschied! (Zum Schulzen) Du besorgst das Frühstück. Ich gehe mit dem Amtmann Rechnung pflegen über die Verwaltung unserer Wirtschaft. Nun seufzt und weint, so viel ihr wollt. [Ab.] VIII. SZENE Vorige, ohne Franz. LIESCHEN Der Häßliche! ANTON Der Abscheuliche! LIESCHEN Vater, lieber Vater! Wie wird die Sache enden? SCHULZE Ich denke- ich fürchte- mit deiner und Herrn Spiesses Hochzeit. LIESCHEN Unmöglich! ANTON Nein, Abschied nehme ich nicht, der Herr Spiess soll an den Abschied denken! Den Hals breche ich ihm! Ich erwürge ihn! SCHULZE Hör auf! Haifische verlieren bei seinem Anblick den Appetit und grimmige Seeräuber fürchten ihn. Vielleicht, daß Güte ihn zähmt. ANTON Kann aber nichts den Unmenschen erweichen, so muß das ganze Dorf sich erheben; denn Lieschen und ich, wir können nicht Abschied nehmen. [Geht ins Dorf ab.] LIESCHEN Lieber sterben! [Mit dem Vater ins Haus ab.] IX. SZENE Friedrich Spiess [tritt auf.] Nr. 6. Arie FRIEDRICH Liebe, teure Muttererde, Sieh dein Kind, es kehrt zurück, Nur am heimatlichen Herde Fühlt man ganz des Lebens Glück. Hütten, Hügel, Sträuche, Bäume, Alte Freunde, steht ihr hier; Himmelswonne, süße Träume, Meine Jugend zeigt ihr mir. Wo dem neugebor nen Knaben Einst die Sonne hat gelacht, Hier soll man auch mich begraben, Ist mein Tagewerk vollbracht. FRIEDRICH Meine Hoffnung hat mich nicht betrogen. Als ich, schwer verwundet, in Feindes Hand geriet, in langer, harter Gefangenschaft schmachtete, hat sie allein mich erhalten. Zwar wird die Gedanken an meine verlorene Gattin, an meinen geliebten Zwillingsbruder Franz manche Stunde mir trüben, doch der Anblick der wiedergefundenen Heimat wird die Wehmut verscheuchen. OUVERTURE 1. SZENE Eine ländliche Gegend. Links im Vordergrunde des Schulzen Haus. Vor demselben eine Linde, darunter ein Tisch und eine Bank. Anton. Landleute. [Sammeln sich vor dem Hause des Schulzen. Es beginnt zu tagen.] Nr. 1. Introduktion CHOR Verglühet sind die Sterne, Der Morgen graut, Die Sonne ist nicht ferne, Erwache, o Braut! ANTON Ihr Glanz wird bald bescheinen Das hochentzückte Paar, Auf ewig uns vereinen Am festlichen Altar. CHOR Ihr Glanz wird bald bescheinen Das hochentzückte Paar, Auf ewig uns vereinen Am festlichen Altar. ANTON Und Lieschen kann noch säumen, Beglückte Liebe wacht, Entsage nun den Träumen, Da Wirklichkeit Dir lacht. CHOR Und Lieschen kann noch säumen, Beglückte Liebe wacht, Entsage nun den Träumen, Da Wirklichkeit Dir lacht. Verglühet sind die Sterne, Der Morgen graut, Die Sonne ist nicht ferne, Erwache, o Braut! ANTON Freundlich weckten wir die holde Braut. Habt Dank, geliebte Freunde ! Am Hochzeitsmahle finden wir uns wieder; jetzt bin ich mir allein genug. CHOR Auf Wiedersehen ! [Die Landsleute entfernen sich.] ANTON Endlich erschien Lieschens 18. Geburtstag, der lange ersehnte Tag unsrer Verlobung. II. SZENE Anton, Lieschen [aus dem Hause.] LIESCHEN Anton! ANTON Lieschen! Aber so zu schlafen! LIESCHEN Wer sagt dir, daß ich schlief? Im Bette lag ich zwar, doch wachend, sinnend. ANTON Sinnend? Worüber? LIESCHEN Ach, Anton! Wie du noch fragen magst! Als ob eine Braut nicht allerlei zu sinnen hätte. An dich, an mich, an die Vergangenheit, an heute, an die Zukunft dachte ich und verlor mich in wunderbaren Gedanken. ANTON Ich bitte dich, laß die Gedanken ! Wer denkt im Glücke? LIESCHEN Anton, das verstehst du nicht. Muß ich nicht von morgen an an das Haus besorgen? ANTON Ich unterstütze dich. LIESCHEN Hat eine Hausfrau nicht Tag und Nacht Geschäfte? ANTON Ich teile die Arbeit. LIESCHEN Ist es nicht möglich, daß wir Gesellschaft erhalten? ANTON Daran zu denken finden wir Zeit. Lieschen, sieh , ich handelte. Dies Sträußchen Blumen pflückte ich der lieben, 18jährigen Braut. Ein ärmliches zwar, doch dein Herz wird die Gabe nicht verschmähen. [Überreicht ihr ein Sträußchen.] Nr. 2. Duett ANTON Vor dem Busen möge blühen, Was die Liebe dir verehrt, Aber in des Herzens Tiefe Sei ein Plätzchen mir gewährt. LIESCHEN Wenn schon lange welkt das Sträußchen Vor der ewig treuen Brust, Lebe noch im Herzensgrunde Der Geliebte, meine Lust. LIESCHEN, ANTON Liebe trotzt den Elementen, Sie, die eine Welt sich schafft. Freude lehrt sie neue Freude; Leiden giebt sie Riesenkraft. LIESCHEN Seufzend zählte ich die Tage, Ach! Die böse Zeit sie schlich; Tage wurden mir zu Jahren, Denn nach Stunden zählte ich. ANTON Seufzend zählte ich die Stunden, Ach! Sie hatten Tagesfrist; Jenem wachsen sie zu Jahren, Der sie nach Sekunden mißt. LIESCHEN, ANTON Doch wohl uns, wir sind am Ziele Sie verstrich, die lange Zeit. O Himmel, jetzt gieb unsern Tagen Dauer einer Ewigkeit. III. SZENE Vorige. Der Schulze [aus dem Hause.] SCHULZE Meine Tochter, Guten Morgen! LIESCHEN Guten Morgen, Mein Vater! ANTON Guten Morgen, Herr Schulze! SCHULZE Lieschen, Lieschen, schon so früh auf, meine Tochter? ANTON Ich weckte sie. SCHULZE Wirklich? LIESCHEN Ja, Vater! Allerliebst weckte mich Anton. SCHULZE Ei, ei ! Allerliebst? ANTON Ein Ständchen brachte ich ihr vor dem Fenster. SCHULZE Durch eine Mauer hast du sie aufgeweckt? Gut, das mag hingehen. LIESCHEN Und durch die Mauer flog ich ihm entgegen. Mein 18. Geburtstag wollte gar nicht erscheinen. SCHULZE Dein Verlobungstag, willst du sagen. ANTON Ein bißchen Eigensinn war es denn doch, daß Ihr uns 18 Jahre warten ließet. SCHULZE Die Pflicht gebot mir, so zu handeln und auf Pflicht soll Obrigkeit halten. Hört, Kinder Heute vor 18 Jahren wurde mir meine Tochter geboren. Da tritt mein Nachbar, der junge Spiess, zu mir und spricht "Freund, heute werde ich großjährig, und da ich entschlossen bin, die Welt zu durchlaufen, gehe ich noch diesen Abend fort, meinen Zwillingsbruder aufzusuchen. Schulze! Laß meinen Abzug durch eine löbliche Handlung bezeichnen. Ich will Patenstelle bei deinem Töchterlein vertreten und tausend Thaler als Brautschatz für die Kleine gerichtlich hinterlegen mit dem Beding, daß, wenn ich binnen 18 Jahren zurückkehre, selbe meine Gattin werde, versteht sich, wenn ich Gefallen an dem Mädchen finde." ANTON Ach, am Gefallen würde es nicht fehlen. LIESCHEN Aber zurückgekommen ist er nicht. SCHULZE Und wird auch wahrscheinlich nie zurückkehren; denn, wie ich zuverlässige Nachrichten habe, sind beide Spiesse im französischen Kriegsdienste geblieben. LIESCHEN So ist doch der Krieg zu etwas gut! SCHULZE Lieschen! ANTON Nichts steht also unsrer Verbindung entgegen. SCHULZE Heute ist eure Verlobungstag. Anton kommt jetzt mit mir zum Amtmann, um die Erhebung der tausend Thaler einzuleiten. Obgleich das Mädchen noch ein Kind ist! Komm, Anton. [Beide ab]. LIESCHEN [allein] Wie war das ? Kind soll ich noch sein ? Vater, du irrst! Nr. 3 Arie LIESCHEN Der Vater mag wohl immer Kind mich nennen, Ich weiß, daß ich kein Kind mehr bin; Wo wäre denn mein kindlich froher Sinn? Der Busen glüht, die Wange fühl ich brennen, Ich weiß, daß ich kein Kind mehr bin; Sonst flog ich, kaum von Vögeln zu erreichen Und sang mein Lied wie sie aus froher Brust. Doch jetzt, der Schnecke gleich, sieht man mich schleichen, Und Seufzer schwellen mir die Brust; Ich weiß, daß ich kein Kind mehr bin; Sonst hörte ich mein Taubenpärchen girren, Ich sah die Zärtlichen und freute mich. Doch jetzt, ihr süßes Spiel kann mich verwirren; Ich fühle, o was fühle ich? Diese Sehnsucht, dieses Ahnen, Dieses Brennen, dies Wohl und Weh Fühlt nicht des Kindes froher Sinn. Der Vater mag wohl immer Kind mich nennen, Ich weiß, daß ich kein Kind mehr bin. Kind? Ich weiß, daß ich kein Kind mehr bin; IV. SZENE Franz Spiess [tritt auf.] FRANZ Endlich bin ich am Ziele ! Die Hitze, der Staub, die Steine und erst diese verdammten Berge ! Nur Narren können Fußreisen loben. Wie ganz anders reist man auf dem Meere, wenn dienstfertige Winde die Segel schwellen, und...- Wohl mir, am Ziele bin ich nun.- Ein freundliches, liebes Dörfchen! V. SZENE Franz. Der Schulze [kommt in Gedanken.] SCHULZE Guten Morgen! FRANZ [schlägt dem Schulze auf die Achsel.] Guten Morgen! Schulze ! Nun, was staunst du so? Erkennst du mich nicht mehr? Hab ich dich doch gleich erkannt. Franz Spiess heiße ich. Schulze, hast du die Sprache verloren? SCHULZE Überrascht bin ich, Herr Spiess. Die Nachrichten haben gelogen; man glaubte Sie tief im Meere vergraben. FRANZ Doch bin ich glücklich und wohlbehalten, nur ohne mein rechtes Auge. SCHULZE Vortrefflich! Erzählen Sie ! Reisebeschreibungen sind mein Element. Sagen Sie, fanden Sie Ihren Zwillingsbruder, den lieben Friedrich wieder? FRANZ Ach, meinen Bruder ! Umsonst suchte ich ihn in ganz Frankreich. Mit seinem Regimente war ins Feld gegangen. Und da nahm auch ich Kriegsdienste an und mein Regiment wurde eingeschifft. Zehn Stürme und drei Schiffbrüche erlebte ich. SCHULZE Und sind nicht ertrunken? FRANZ Ach! Es fehlte nicht viel. Unser Schiff war entmastet, zwei Korsaren verfolgten uns und an Verteidigung war nicht zu denken. Da warf unser Kapitän - ein braver Bursche!- die brennende Lunte in die Pulverkammer - Puff! Paff! donnerte es fürchterlich und wie ein Ball flog ich in die Luft. SCHULZE Und sind nicht erstickt? FRANZ Es fehlte nicht viel. Ich stürzte in die See und ein verdammter Stück von Steuerruder traf mich unsanft am Haupte und tot war ich, mausetot! SCHULZE Aber nun leben Sie wieder? FRANZ Ja, ja! Die Teufelskorsaren fischten mich aus dem Meer, brachten mich ins Leben zurück und verkauften mich in Algier. SCHULZE Lieber Himmel, auch diesen Räubern entkamen Sie glücklich? Sie sollten ewig auf dem Meere bleiben, während wir gewöhnliche Menschen im Trocknen uns vergraben. FRANZ Feige Memme! Eine herrliche Lust ist es um eine solche Seereise ! SCHULZE Wenn es stürmt ? FRANZ Dann geht s im Fluge! SCHULZE Wenn es blitzt? FRANZ Dann wird s hell! SCHULZE Wenn es donnert? FRANZ Himmlische Musik! Nr. 4. Arie FRANZ Mag es stürmen, donnern, blitzen, Öffnen mag die See den Schlund. Auf der Wasserberge Spitzen Und des Meeres tiefstem Grund Zeigt der Schiffer hohen Mut, Trotzen der erzürnten Flut. Schwankend, doch mit Pfeilesschnelle Fliegt das leichte Bretterhaus. Auf die schaumbedeckte Welle Blickt der Seeheld kühn hinaus; Und befiehlt mit festem Wort, Steuert in den sichern Port. FRANZ Und nun sage mir, Freund wo ist deine Tochter, meine Braut? Alle Wetter! Du solltest doch nicht wortbrüchig geworden sein? SCHULZE Wertester Herr Spiess, mein Wort ist mir heilig. Meine Tochter ist bis zur Stunde noch ledig. FRANZ Wohlan, führe mich zu ihr. SCHULZE Halt ! Das arme Mädchen muß erst vorbereitet werden; sie könnte ohnmächtig werden vor Freude. FRANZ Keine Ausflüchte ! Wo ist sie? SCHULZE Herr Spiess ! Lieber Herr Spiess! FRANZ Lieschen! VI. SZENE Vorige. Lieschen [aus dem Hause]. LIESCHEN Welch Getöse ! Wer ruft? FRANZ Ich, liebes Kind! LIESCHEN [verlegen] Vater- SCHULZE [ebenso] Tochter- FRANZ Alle Wetter, schön bist du geworden! Du gefällst mir. Komm her, laß dich küssen. [Er will sie küssen, Lieschen sträubt sich.] VII. SZENE Vorige. Anton [eilt rasch herbei und stürzt sich zwischen Beide.] ANTON Heda! Was geschieht? FRANZ Was sehr Natürliches. Meine Braut will ich küssen. ANTON Seine Braut?! SCHULZE Ja, so ist es. Herr Spiess kommt zurück, aus der Luft, aus dem Wasser, aus dem Meer, aus Algier- FRANZ Jetzt beginne ich zu begreifen! Jetzt erkläre ich mir die Ohnmacht! Nr. 5. Quartett FRANZ Zu rechter Zeit bin ich gekommen, Zu spät vielleicht, es scheint zu spät. SCHULZE Er deute sich zu seinem Frommen, Was warnend ihm vor Augen steht. LIESCHEN Ich stehe, wie vom Blitz getroffen, Der böse Spiess, weh uns, er kam. ANTON Verzage nicht, o laß uns hoffen, Dein Anton bleibt dein Bräutigam. LIESCHEN, ANTON Im Sturme laß uns mutig steh n. Wer trennt treue Herzen? FRANZ Wie zärtlich dort die Täubchen stehen; Bin ich der Bräutigam, ist s er? SCHULZE Wie wird es mit der Hochzeit geh n? Ist jener Bräutigam, ist s er? LIESCHEN, ANTON Daß wir uns lieben, mag er ja sehen, Der Störenfried, der Satan der. FRANZ Wie mitleidsvoll sie auf mich sehen, Die Schelmin die, der Satan der. SCHULZE In Luft und Meer kann er besteh n, Aus Algier kommt er glücklich her. LIESCHEN Mein Vater! FRANZ Nun ist meine Geduld am Ende! Lauf ich über Berg und Tal wie ein Narr daher, um solchen Spektakel zu erblicken? Man sehe nur! Fest, wie auf einer Sandbank steht sie, und der Bursche sponsiert mit ihr, als wäre sie gar nicht meine Braut. ANTON Das soll, das wird sie auch nicht werden! LIESCHEN Nein, gewiß nicht. SCHULZE Ruhig, Kinder! Freund Spiess, mäßigen Sie sich. Sie liebt jenen jungen Menschen und er liebt sie wieder. FRANZ Das hätte ich auch mit einem halben Auge gesehen. SCHULZE Heute Abend sollte Verlobung sein- FRANZ Alle Wetter, die wird auch sein ! Der Bräutigam ist da. SCHULZE Freund ! Bedenken Sie, Sie sind ein Invalide. FRANZ Aber ein rüstiger. SCHULZE Und haben, verzeihen Sie, nur noch ein Auge. FRANZ Um so besser, so brauch ich nur eines zudrücken. Sie gefällt mir, und ich bestehe auf meinem Rechte. Mein Bruder ist tot, und die Spiesse sollen nicht hierzulande aussterben. Nun könnt ihr Abschied nehmen, rührenden Abschied! (Zum Schulzen) Du besorgst das Frühstück. Ich gehe mit dem Amtmann Rechnung pflegen über die Verwaltung unserer Wirtschaft. Nun seufzt und weint, so viel ihr wollt. [Ab.] VIII. SZENE Vorige, ohne Franz. LIESCHEN Der Häßliche! ANTON Der Abscheuliche! LIESCHEN Vater, lieber Vater! Wie wird die Sache enden? SCHULZE Ich denke- ich fürchte- mit deiner und Herrn Spiesses Hochzeit. LIESCHEN Unmöglich! ANTON Nein, Abschied nehme ich nicht, der Herr Spiess soll an den Abschied denken! Den Hals breche ich ihm! Ich erwürge ihn! SCHULZE Hör auf! Haifische verlieren bei seinem Anblick den Appetit und grimmige Seeräuber fürchten ihn. Vielleicht, daß Güte ihn zähmt. ANTON Kann aber nichts den Unmenschen erweichen, so muß das ganze Dorf sich erheben; denn Lieschen und ich, wir können nicht Abschied nehmen. [Geht ins Dorf ab.] LIESCHEN Lieber sterben! [Mit dem Vater ins Haus ab.] IX. SZENE Friedrich Spiess [tritt auf.] Nr. 6. Arie FRIEDRICH Liebe, teure Muttererde, Sieh dein Kind, es kehrt zurück, Nur am heimatlichen Herde Fühlt man ganz des Lebens Glück. Hütten, Hügel, Sträuche, Bäume, Alte Freunde, steht ihr hier; Himmelswonne, süße Träume, Meine Jugend zeigt ihr mir. Wo dem neugebor nen Knaben Einst die Sonne hat gelacht, Hier soll man auch mich begraben, Ist mein Tagewerk vollbracht. FRIEDRICH Meine Hoffnung hat mich nicht betrogen. Als ich, schwer verwundet, in Feindes Hand geriet, in langer, harter Gefangenschaft schmachtete, hat sie allein mich erhalten. Zwar wird die Gedanken an meine verlorene Gattin, an meinen geliebten Zwillingsbruder Franz manche Stunde mir trüben, doch der Anblick der wiedergefundenen Heimat wird die Wehmut verscheuchen. Schubert,Franz/Die Zwillingsbrüder/2
https://w.atwiki.jp/oper/pages/248.html
EINZIGER AKT Der innere Hof, begrenzt von der Rückseite des Palastes und niedrigen Gebäuden, in denen die Diener wohnen. Dienerinnen am Ziehbrunnen, links vorne. Aufseherinnen unter ihnen ERSTE MAGD ihr Wassergefäss aufhebend Wo bleibt Elektra? ZWEITE MAGD Ist doch ihre Stunde, die Stunde, wo sie um den Vater heult, dass alle Wände schallen. Elektra kommt aus der schon dunkelnden Hausflur gelaufen. Alle drehen sich nach ihr um. Elektra springt zurück wie ein Tier in seinen Schlupfwinkel, den einen Arm vor dem Gesicht ERSTE MAGD Habt ihr gesehn, wie sie uns ansah? ZWEITE MAGD Giftig wie eine wilde Katze. DRITTE MAGD Neulich lag sie da und stöhnte -- ERSTE MAGD Immer, wenn die Sonne tief steht, liegt sie und stöhnt. DRITTE MAGD Da gingen wir zuzweit und kamen ihr zu nah -- ERSTE MAGD sie hält s nicht aus, wenn man sie ansieht. DRITTE MAGD Ja, wir kamen ihr zu nah. Da pfauchte sie wie eine katze uns an. "Fort, Fliegen!", schrie sie, "fort!" VIERTE MAGD "Schmeissfliegen, fort!" DRITTE MAGD "Sitzt nicht auf meinen Wunden!"und schlug nach uns mit einem Strohwisch. VIERTE MAGD Schmeissfliegen, fort!" DRITTE MAGD "Ihr sollt das Süsse nicht abweiden von der Qual. Ihr sollt nicht schmatzen nach meiner Krämpfe Schaum." VIERTE MAGD "Geht ab, verkriecht euch,"schrie sie uns nach. "Esst Fettes, und esst Süsses und geht zu Bett mit euren Männern" schrie sie, und die -- DRITTE MAGD ich war nicht faul -- VIERTE MAGD die gab ihr Antwort! DRITTE MAGD Ja "wenn du hungrig bist," gab ich zur Antwort, "so isst du auch," da sprang sie auf und schoss grässliche Blicke, reckte ihre Finger wie Krallen gegen uns und schrie "Ich füttre mir einen Geier auf im Leib." ZWEITE MAGD Und du? DRITTE MAGD "Drum hockst du immerfort," gab ich zurück, "wo Aasgeruch dich hält und scharrst nach einer alten Leiche!" ZWEITE MAGD Und was sagte sie da? DRITTE MAGD Sie heulte nur und warf sich in ihren Winkel. ERSTE MAGD Dass die Königin solch einen Dämon frei in Haus und Hof sein Wesen treiben lässt. ZWEITE MAGD Das eigne Kind! ERSTE MAGD Wär sie mein Kind, ich hielte, ich -- bei Gott! -- sie unter Schloss und Riegel. VIERTE MAGD Sind sie dir nicht hart genug mit ihr? Setzt man ihr nicht den Napf mit Essen zu den Hunden? Hast du den Herrn nie sie schlagen sehn? FÜNFTE MAGD ganz jung, mit zitternder erregter Stimme Ich will vor ihr mich niederwerfen und die Füsse ihr küssen. Ist sie nicht ein Königskind und duldet solche Schmach! Ich will die Füsse ihr salben und mit meinem Haar sie trocknen. DIE AUFSEHERIN Hinein mit dir! Stösst sie FÜNFTE MAGD Es gibt nichts auf der Welt, das königlicher ist als sie. Sie liegt in Lumpen auf der Schwelle, aber niemand, niemand ist hier im Haus, der ihren Blick aushält! DIE AUFSEHERIN Hinein! Stösst sie in die offene niedrige Tür links vorne FÜNFTE MAGD in die Tür geklemmt Ihr alle seid nicht wert, die Luft zu atmen, die sie atmet! O, könnt ich euch alle, euch, erhängt am Halse, in einer Scheuer Dunkel hängen sehn um dessen willen, was ihr an Elektra getan! DIE AUFSEHERIN schlägt die Tür zu Hört ihr das? wir, an Elektra! die ihren Napf von unserm Tische stiess, als man mit uns sie essen hiess, die ausspie vor uns und Hündinnen uns nannte. ERSTE MAGD Was? Sie sagte keinen Hund kann man erniedern, wozu man uns hat abgerichtet dass wir mit Wasser und mit immer frischem Wasser das ewige Blut des Mordes von der Diele abspülen -- DRITTE MAGD und die Schmach, so sagte sie,die Schmach, die sich bei Tag und Nacht erneut, in Winkel fegen... ERSTE MAGD unser Leib, so schreit sie, starrt von dem Unrat, dem wir dienstbar sind! Die Mägde tragen die Gefässe ins Haus links DIE AUFSEHERIN die ihnen die Tür aufgemacht Und wenn sie uns mit unsern Kindern sieht, so schreit sie nichts kann so verflucht sein, nichts, als Kinder, die wir hündisch auf der Treppe im Blute glitschernd, hier in diesem Haus empfangen und geboren haben. Sagt sie das oder nicht? DIE DIENERINNEN im Abgehen Ja! ja! DIE AUFSEHERIN Sagt sie das oder nicht? DIE DIENERINNEN Alle schon drinnen Ja, ja. DIE EINE innen Sie schlagen mich! Die Aufseherin geht hinein. Die Tür fällt zu. Elektra tritt aus dem Hause ELEKTRA Allein! Weh, ganz allein. Der Vater fort, hinabgescheucht in seine kalten Klüfte. gegen den Boden Agamemnon! Agamemnon! Wo bist du, Vater? Hast du nicht die Kraft, dein Angesicht herauf zu mir zu schleppen? Es ist die Stunde, unsre Stunde ist s! Die Stunde, wo sie dich geschlachtet haben, dein Weib und der mit ihr in einem Bette, in deinem königlichen Bette schläft. Sie schlugen dich im Bade tot, dein Blut rann über deine Augen, und das Bad dampfte von deinem Blut, da nahm er dich, der Feige, bei den Schultern, zerrte dich hinaus aus dem Gemach, den Kopf voraus, die Beine schleifend hinterher dein Auge, das starre, offne, sah herein ins Haus. So kommst du wieder, setzest Fuss vor Fuss und stehst auf einmal da, die beiden Augen weit offen, und ein königlicher Reif von Purpur ist um deine Stirn, der speist sich aus des Hauptes offner Wunde. Agamemnon! Vater! Ich will dich sehn, lass mich heute nicht allein! Nur so wie gestern, wie ein Schatten, dort im Mauerwinkel zeig dich deinem Kind! Vater! Agamemnon, dein Tag wird kommen! Von den Sternen stürzt alle Zeit herab, so wird das Blut aus hundert Kehlen stürzen auf dein Grab! So wie aus umgeworfnen Krügen wird s aus den gebunden Mördern fliessen, und in einem Schwall, in einem geschwollnen Bach wird ihres Lebens Leben aus ihnen stürzen -- und wir schlachten dir die Rosse, die im Hause sind, wir treiben sie vor dem Grab zusammen, und sie ahnen den Tod und wiehern in die Todesluft und sterben, und wir schlachten dir die Hunde, die dir die Füsse leckten, die mit dir gejagt, denen du die Bissen hinwarfst, darum müss ihr Blut hinab, um dir zu Dienst zu sein, und wir, wir, dein Blut, dein Sohn Orest und deine Töchter, wir drei, wenn alles dies vollbracht und Purpur- gezelte aufgerichtet sind, vom Dunst des Blutes, den die Sonne nach sich zieht, dann tanzen wir, dein Blut, rings um dein Grab in begeistertem Pathos und über Leichen hin werd ich das Knie hochheben Schritt für Schritt, und die mich werden so tanzen sehn, ja, die meinen Schatten von weiten nur so werden tanzen sehn, die werden sagen einem grossen König wird hier ein grosses Prunkfest angestellt von seinem Fleisch und Blut, und glücklich ist, wer Kinder hat, die um sein hohes Grab so königliche Siegestänze tanzen! Agamemnon! Agamemnon! CHRYSOTHEMIS die jüngere Schwester, steht in der Haustür Elektra! Elektra fährt zusammen und starrt zuerst wie aus einem Traum erwachend auf Chrysothemis ELEKTRA Ah, das Gesicht! CHRYSOTHEMIS steht an die Tür gedrückt Ist mein Gesicht dir so verhasst? ELEKTRA Was willst du? Rede, sprich, ergiesse dich, dann geh und lass mich! CHRYSOTHEMIS hebt wie abwehrend die Hände ELEKTRA Was hebst du die Hände? So hob der Vater seine beiden Hände, da fuhr das Beil hinab und spaltete sein Fleisch. Was willst du, Tochter meiner Mutter, Tochter Klytämnestras? CHRYSOTHEMIS Sie haben etwas Fürchterlichtes vor. ELEKTRA Die beiden Weiber? CHRYSOTHEMIS Wer? ELEKTRA Nun, meine Mutter und jenes andre Weib, die Memme, ei, Aegisth, der tapfre Meuchelmörder, er, der Heldentaten nur im Bett vollführt. Was haben sie denn vor? CHRYSOTHEMIS Sie werfen dich in einen Turm, wo du von Sonn und Mond das Licht nicht sehen wirst. ELEKTRA lacht CHRYSOTHEMIS Sie tun s, ich weiss es, ich hab s gehört. ELEKTRA Wie hast denn du es hören können? CHRYSOTHEMIS An der Tür, Elektra. ELEKTRA Mach keine Türen auf in diesem Haus! Gepresster Atem, pfui! und Röcheln von Erwürgten, nichts andres gibt s in diesen Mauern. Mach keine Türen auf! Schleich nicht herum. Sitz an der Tür wie ich und wünsch den Tod und das Gericht herbei auf sie und ihn. CHRYSOTHEMIS Ich kann nicht sitzen und ins Dunkel starren wie du. Ich hab s wie Feuer in der Brust, es treibt mich immerfort herum im Haus, in keiner Kammer leidet s mich, ich muss von einer Schwelle auf die andre, ach! treppauf, treppab, mir ist, als rief es mich, und komm ich hin, so stiert ein leeres Zimmer mich an. Ich habe soche Angst, mir zittern die Knie bei Tag und Nacht, mir ist die Kehle wie zugeschnürt, ich kann nicht einmal weinen, wie Stein ist Alles! Schwester, hab Erbarmen! ELEKTRA Mit wem? CHRYSOTHEMIS Du bist es, die mit Eisenklammern mich an den Boden schmiedet. Wärst nicht du, sie liessen uns hinaus. Wär nicht dein Hass, dein schlafloses, unbändiges Gemüt, vor dem sie zittern, ah, so liessen sie uns ja heraus aus diesem Kerker, Schwester! Ich will heraus! Ich will nicht jede Nacht bis an den Tod hier schlafen! Eh ich sterbe, will ich auch leben! Kinder will ich haben, bevor mein Leib verwelkt, und wärs ein Bauer, dem sie mich geben, Kinder will ich ihm gebären und mit meinem Leib sie wärmen in kalten Nächten, wenn der Sturm die Hütte zusammenschüttelt! Hörst du mich an? Sprich zu mir, Schwester! ELEKTRA Armes Geschöpf! CHRYSOTHEMIS Hab Mitleid mit der selber und mit mir! Wem frommt denn solche Qual? Der Vater, der ist tot. Der Bruder kommt nicht heim. Immer sitzen wir auf der Stange wie angehängte Vögel, wenden links und rechts den Kopf und niemand kommt kein Bruder -- kein Bote von dem Bruder, nicht der Bote von einem Boten. Nichts -- Mit Messern gräbt Tag um Tag in dein und mein Gesicht sein Mal und draussen geht die Sonne auf und ab, und Frauen, die ich schlank gekannt hab , sind schwer von Segen, mühn sich zum Brunnen heben kaum die Eimer, und auf einmal sind sie entbunden ihrer Last kommen zum Brunnen wieder und aus ihnen selber quillt süsser Trank und säugend hängt ein Leben an ihnen, und die Kinder werden gross -- Nein, ich bin ein Weib und will ein Weiberschicksal. Viel lieber tot als leben und nicht leben. Sie bricht in heftiges Weinen aus ELEKTRA Was heulst du? Fort, hinein! Dort ist dein Platz. Es geht ein Lärm los. Stellen sie vielleicht für dich die Hochzeit an? Ich hör sie laufen. Das ganze Haus ist auf. Sie kreissen oder sie morden. Wenn es an Leichen mangelt, drauf zu schlafen, müssen sie doch morden! CHRYSOTHEMIS Geh fort, verkriech dich! dass sie dich nicht sieht. Stell dich ihr heut nicht in den Weg sie schickt Tod aus jedem Blick. Sie hat geträumt. Der Lärm von vielen Kommenden drinnen, allmählich näher Geh fort von hier. Sie kommen durch die Gänge. Sie kommen hier vorbei. Sie hat geträumt Sie hat geträumt, ich weiss nicht, was, ich hab es von den Mägden gehört, sie sagen, dass sie von Orest, von Orest geträumt hat, dass sie geschrien hat aus ihrem Schlaf, wie einer schreit, den man erwürgt. Fackeln und Gestalten erfüllen den Gang links von der Tür. CHRYSOTHEMIS Sie kommen schon. Sie treibt die Mägde alle mit Fackeln vor sich her. Sie schleppen Tiere und Opfermesser. Schwester, wenn sie zittert, ist sie am schrecklichsten, geh ihr nur heut, nur diese Stunde geh aus ihrem Weg! ELEKTRA Ich habe eine Lust, mit meiner Mutter zu reden wie noch nie! An den grell erleuchteten Fenstern klirrt und schlürft ein hastiger Zug vorüber es ist ein Zerren, ein Schleppen von Tieren, ein gedämpftes Keifen, ein schnell ersticktes Aufschreien, das Niedersausen einer Peitsche, ein Aufraffen, ein Weitertaumeln CHRYSOTHEMIS Ich will s nicht hören. Stürzt ab durch die Hoftür EINZIGER AKT Der innere Hof, begrenzt von der Rückseite des Palastes und niedrigen Gebäuden, in denen die Diener wohnen. Dienerinnen am Ziehbrunnen, links vorne. Aufseherinnen unter ihnen ERSTE MAGD ihr Wassergefäss aufhebend Wo bleibt Elektra? ZWEITE MAGD Ist doch ihre Stunde, die Stunde, wo sie um den Vater heult, dass alle Wände schallen. Elektra kommt aus der schon dunkelnden Hausflur gelaufen. Alle drehen sich nach ihr um. Elektra springt zurück wie ein Tier in seinen Schlupfwinkel, den einen Arm vor dem Gesicht ERSTE MAGD Habt ihr gesehn, wie sie uns ansah? ZWEITE MAGD Giftig wie eine wilde Katze. DRITTE MAGD Neulich lag sie da und stöhnte -- ERSTE MAGD Immer, wenn die Sonne tief steht, liegt sie und stöhnt. DRITTE MAGD Da gingen wir zuzweit und kamen ihr zu nah -- ERSTE MAGD sie hält s nicht aus, wenn man sie ansieht. DRITTE MAGD Ja, wir kamen ihr zu nah. Da pfauchte sie wie eine katze uns an. "Fort, Fliegen!", schrie sie, "fort!" VIERTE MAGD "Schmeissfliegen, fort!" DRITTE MAGD "Sitzt nicht auf meinen Wunden!"und schlug nach uns mit einem Strohwisch. VIERTE MAGD Schmeissfliegen, fort!" DRITTE MAGD "Ihr sollt das Süsse nicht abweiden von der Qual. Ihr sollt nicht schmatzen nach meiner Krämpfe Schaum." VIERTE MAGD "Geht ab, verkriecht euch,"schrie sie uns nach. "Esst Fettes, und esst Süsses und geht zu Bett mit euren Männern" schrie sie, und die -- DRITTE MAGD ich war nicht faul -- VIERTE MAGD die gab ihr Antwort! DRITTE MAGD Ja "wenn du hungrig bist," gab ich zur Antwort, "so isst du auch," da sprang sie auf und schoss grässliche Blicke, reckte ihre Finger wie Krallen gegen uns und schrie "Ich füttre mir einen Geier auf im Leib." ZWEITE MAGD Und du? DRITTE MAGD "Drum hockst du immerfort," gab ich zurück, "wo Aasgeruch dich hält und scharrst nach einer alten Leiche!" ZWEITE MAGD Und was sagte sie da? DRITTE MAGD Sie heulte nur und warf sich in ihren Winkel. ERSTE MAGD Dass die Königin solch einen Dämon frei in Haus und Hof sein Wesen treiben lässt. ZWEITE MAGD Das eigne Kind! ERSTE MAGD Wär sie mein Kind, ich hielte, ich -- bei Gott! -- sie unter Schloss und Riegel. VIERTE MAGD Sind sie dir nicht hart genug mit ihr? Setzt man ihr nicht den Napf mit Essen zu den Hunden? Hast du den Herrn nie sie schlagen sehn? FÜNFTE MAGD ganz jung, mit zitternder erregter Stimme Ich will vor ihr mich niederwerfen und die Füsse ihr küssen. Ist sie nicht ein Königskind und duldet solche Schmach! Ich will die Füsse ihr salben und mit meinem Haar sie trocknen. DIE AUFSEHERIN Hinein mit dir! Stösst sie FÜNFTE MAGD Es gibt nichts auf der Welt, das königlicher ist als sie. Sie liegt in Lumpen auf der Schwelle, aber niemand, niemand ist hier im Haus, der ihren Blick aushält! DIE AUFSEHERIN Hinein! Stösst sie in die offene niedrige Tür links vorne FÜNFTE MAGD in die Tür geklemmt Ihr alle seid nicht wert, die Luft zu atmen, die sie atmet! O, könnt ich euch alle, euch, erhängt am Halse, in einer Scheuer Dunkel hängen sehn um dessen willen, was ihr an Elektra getan! DIE AUFSEHERIN schlägt die Tür zu Hört ihr das? wir, an Elektra! die ihren Napf von unserm Tische stiess, als man mit uns sie essen hiess, die ausspie vor uns und Hündinnen uns nannte. ERSTE MAGD Was? Sie sagte keinen Hund kann man erniedern, wozu man uns hat abgerichtet dass wir mit Wasser und mit immer frischem Wasser das ewige Blut des Mordes von der Diele abspülen -- DRITTE MAGD und die Schmach, so sagte sie,die Schmach, die sich bei Tag und Nacht erneut, in Winkel fegen... ERSTE MAGD unser Leib, so schreit sie, starrt von dem Unrat, dem wir dienstbar sind! Die Mägde tragen die Gefässe ins Haus links DIE AUFSEHERIN die ihnen die Tür aufgemacht Und wenn sie uns mit unsern Kindern sieht, so schreit sie nichts kann so verflucht sein, nichts, als Kinder, die wir hündisch auf der Treppe im Blute glitschernd, hier in diesem Haus empfangen und geboren haben. Sagt sie das oder nicht? DIE DIENERINNEN im Abgehen Ja! ja! DIE AUFSEHERIN Sagt sie das oder nicht? DIE DIENERINNEN Alle schon drinnen Ja, ja. DIE EINE innen Sie schlagen mich! Die Aufseherin geht hinein. Die Tür fällt zu. Elektra tritt aus dem Hause ELEKTRA Allein! Weh, ganz allein. Der Vater fort, hinabgescheucht in seine kalten Klüfte. gegen den Boden Agamemnon! Agamemnon! Wo bist du, Vater? Hast du nicht die Kraft, dein Angesicht herauf zu mir zu schleppen? Es ist die Stunde, unsre Stunde ist s! Die Stunde, wo sie dich geschlachtet haben, dein Weib und der mit ihr in einem Bette, in deinem königlichen Bette schläft. Sie schlugen dich im Bade tot, dein Blut rann über deine Augen, und das Bad dampfte von deinem Blut, da nahm er dich, der Feige, bei den Schultern, zerrte dich hinaus aus dem Gemach, den Kopf voraus, die Beine schleifend hinterher dein Auge, das starre, offne, sah herein ins Haus. So kommst du wieder, setzest Fuss vor Fuss und stehst auf einmal da, die beiden Augen weit offen, und ein königlicher Reif von Purpur ist um deine Stirn, der speist sich aus des Hauptes offner Wunde. Agamemnon! Vater! Ich will dich sehn, lass mich heute nicht allein! Nur so wie gestern, wie ein Schatten, dort im Mauerwinkel zeig dich deinem Kind! Vater! Agamemnon, dein Tag wird kommen! Von den Sternen stürzt alle Zeit herab, so wird das Blut aus hundert Kehlen stürzen auf dein Grab! So wie aus umgeworfnen Krügen wird s aus den gebunden Mördern fliessen, und in einem Schwall, in einem geschwollnen Bach wird ihres Lebens Leben aus ihnen stürzen -- und wir schlachten dir die Rosse, die im Hause sind, wir treiben sie vor dem Grab zusammen, und sie ahnen den Tod und wiehern in die Todesluft und sterben, und wir schlachten dir die Hunde, die dir die Füsse leckten, die mit dir gejagt, denen du die Bissen hinwarfst, darum müss ihr Blut hinab, um dir zu Dienst zu sein, und wir, wir, dein Blut, dein Sohn Orest und deine Töchter, wir drei, wenn alles dies vollbracht und Purpur- gezelte aufgerichtet sind, vom Dunst des Blutes, den die Sonne nach sich zieht, dann tanzen wir, dein Blut, rings um dein Grab in begeistertem Pathos und über Leichen hin werd ich das Knie hochheben Schritt für Schritt, und die mich werden so tanzen sehn, ja, die meinen Schatten von weiten nur so werden tanzen sehn, die werden sagen einem grossen König wird hier ein grosses Prunkfest angestellt von seinem Fleisch und Blut, und glücklich ist, wer Kinder hat, die um sein hohes Grab so königliche Siegestänze tanzen! Agamemnon! Agamemnon! CHRYSOTHEMIS die jüngere Schwester, steht in der Haustür Elektra! Elektra fährt zusammen und starrt zuerst wie aus einem Traum erwachend auf Chrysothemis ELEKTRA Ah, das Gesicht! CHRYSOTHEMIS steht an die Tür gedrückt Ist mein Gesicht dir so verhasst? ELEKTRA Was willst du? Rede, sprich, ergiesse dich, dann geh und lass mich! CHRYSOTHEMIS hebt wie abwehrend die Hände ELEKTRA Was hebst du die Hände? So hob der Vater seine beiden Hände, da fuhr das Beil hinab und spaltete sein Fleisch. Was willst du, Tochter meiner Mutter, Tochter Klytämnestras? CHRYSOTHEMIS Sie haben etwas Fürchterlichtes vor. ELEKTRA Die beiden Weiber? CHRYSOTHEMIS Wer? ELEKTRA Nun, meine Mutter und jenes andre Weib, die Memme, ei, Aegisth, der tapfre Meuchelmörder, er, der Heldentaten nur im Bett vollführt. Was haben sie denn vor? CHRYSOTHEMIS Sie werfen dich in einen Turm, wo du von Sonn und Mond das Licht nicht sehen wirst. ELEKTRA lacht CHRYSOTHEMIS Sie tun s, ich weiss es, ich hab s gehört. ELEKTRA Wie hast denn du es hören können? CHRYSOTHEMIS An der Tür, Elektra. ELEKTRA Mach keine Türen auf in diesem Haus! Gepresster Atem, pfui! und Röcheln von Erwürgten, nichts andres gibt s in diesen Mauern. Mach keine Türen auf! Schleich nicht herum. Sitz an der Tür wie ich und wünsch den Tod und das Gericht herbei auf sie und ihn. CHRYSOTHEMIS Ich kann nicht sitzen und ins Dunkel starren wie du. Ich hab s wie Feuer in der Brust, es treibt mich immerfort herum im Haus, in keiner Kammer leidet s mich, ich muss von einer Schwelle auf die andre, ach! treppauf, treppab, mir ist, als rief es mich, und komm ich hin, so stiert ein leeres Zimmer mich an. Ich habe soche Angst, mir zittern die Knie bei Tag und Nacht, mir ist die Kehle wie zugeschnürt, ich kann nicht einmal weinen, wie Stein ist Alles! Schwester, hab Erbarmen! ELEKTRA Mit wem? CHRYSOTHEMIS Du bist es, die mit Eisenklammern mich an den Boden schmiedet. Wärst nicht du, sie liessen uns hinaus. Wär nicht dein Hass, dein schlafloses, unbändiges Gemüt, vor dem sie zittern, ah, so liessen sie uns ja heraus aus diesem Kerker, Schwester! Ich will heraus! Ich will nicht jede Nacht bis an den Tod hier schlafen! Eh ich sterbe, will ich auch leben! Kinder will ich haben, bevor mein Leib verwelkt, und wärs ein Bauer, dem sie mich geben, Kinder will ich ihm gebären und mit meinem Leib sie wärmen in kalten Nächten, wenn der Sturm die Hütte zusammenschüttelt! Hörst du mich an? Sprich zu mir, Schwester! ELEKTRA Armes Geschöpf! CHRYSOTHEMIS Hab Mitleid mit der selber und mit mir! Wem frommt denn solche Qual? Der Vater, der ist tot. Der Bruder kommt nicht heim. Immer sitzen wir auf der Stange wie angehängte Vögel, wenden links und rechts den Kopf und niemand kommt kein Bruder -- kein Bote von dem Bruder, nicht der Bote von einem Boten. Nichts -- Mit Messern gräbt Tag um Tag in dein und mein Gesicht sein Mal und draussen geht die Sonne auf und ab, und Frauen, die ich schlank gekannt hab , sind schwer von Segen, mühn sich zum Brunnen heben kaum die Eimer, und auf einmal sind sie entbunden ihrer Last kommen zum Brunnen wieder und aus ihnen selber quillt süsser Trank und säugend hängt ein Leben an ihnen, und die Kinder werden gross -- Nein, ich bin ein Weib und will ein Weiberschicksal. Viel lieber tot als leben und nicht leben. Sie bricht in heftiges Weinen aus ELEKTRA Was heulst du? Fort, hinein! Dort ist dein Platz. Es geht ein Lärm los. Stellen sie vielleicht für dich die Hochzeit an? Ich hör sie laufen. Das ganze Haus ist auf. Sie kreissen oder sie morden. Wenn es an Leichen mangelt, drauf zu schlafen, müssen sie doch morden! CHRYSOTHEMIS Geh fort, verkriech dich! dass sie dich nicht sieht. Stell dich ihr heut nicht in den Weg sie schickt Tod aus jedem Blick. Sie hat geträumt. Der Lärm von vielen Kommenden drinnen, allmählich näher Geh fort von hier. Sie kommen durch die Gänge. Sie kommen hier vorbei. Sie hat geträumt Sie hat geträumt, ich weiss nicht, was, ich hab es von den Mägden gehört, sie sagen, dass sie von Orest, von Orest geträumt hat, dass sie geschrien hat aus ihrem Schlaf, wie einer schreit, den man erwürgt. Fackeln und Gestalten erfüllen den Gang links von der Tür. CHRYSOTHEMIS Sie kommen schon. Sie treibt die Mägde alle mit Fackeln vor sich her. Sie schleppen Tiere und Opfermesser. Schwester, wenn sie zittert, ist sie am schrecklichsten, geh ihr nur heut, nur diese Stunde geh aus ihrem Weg! ELEKTRA Ich habe eine Lust, mit meiner Mutter zu reden wie noch nie! An den grell erleuchteten Fenstern klirrt und schlürft ein hastiger Zug vorüber es ist ein Zerren, ein Schleppen von Tieren, ein gedämpftes Keifen, ein schnell ersticktes Aufschreien, das Niedersausen einer Peitsche, ein Aufraffen, ein Weitertaumeln CHRYSOTHEMIS Ich will s nicht hören. Stürzt ab durch die Hoftür Strauss,Richard/Elektra/2
https://w.atwiki.jp/oper/pages/3107.html
第1幕 Nr.1 導入と三重唱 兵士達の合唱 <テノール> 僕達は夜中じゅう行進する、気をつけろ!気をつけろ! 僕達の愛は遥かかなた、大砲の音が鳴り響く 夜中じゅう、夜中じゅう。 僕達は夜中じゅう行進する、気をつけろ!気をつけろ! 今あるものを楽しむのだ、真夜中の褐色の娘よ、 開けてくれ、開けてくれ! <バス> 僕達は夜中じゅう行進する、気をつけろ!気をつけろ! 月と星が夜中じゅう、夜中じゅう輝いている。 僕達は夜中じゅう行進する、気をつけろ!気をつけろ! いつだって墓場はすぐそば、開けてくれ、開けてくれ! <ナディーナ、マーシャ、アウレリア> 貴方達の行く先に祝福がありますように、義務を果たしてください! 信じてください、女達は、女達は貴方たちを見捨てたりしません! 貴方達は勇敢に戦場で傲慢な敵をやっつけるのです! この国の自由は、貴方達の勇気で蘇るのです! <テノール> 僕達は夜中じゅう行進する、気をつけろ!気をつけろ! 僕達の愛は遥かかなた、大砲の音が鳴り響く 夜中じゅう、夜中じゅう。 <バス> 僕達は夜中じゅう行進する、気をつけろ!気をつけろ! 月と星が夜中じゅう、夜中じゅう輝いている。 <ナディーナ> 行ってしまった!ずっと向こうに! <マーシャ> 行ってしまった!ずっと向こうに! <アウレリア> 行ってしまった!ずっと向こうに! <ナディーナ> 男達が、 男達がいない人生には何の目的もない! 何の目的もない! <マーシャ、アウレリア> 男達が、 男達がいない人生には何の目的もない! 何の目的もない! <マーシャ> 私達は本当にかわいそう <アウレリア> 私達は待ちわびて、嘆くだけ <ナディーナ> すでに1年も壁の中、そしてまだ続く! <マーシャ> 私達の所には誰も来ない、 <アウレリア> うちの男どもは戦場に行き、 <ナディーナ> 勝利のために戦い、その間ゆりかごは空っぽ! <ナディーナ、マーシャ> もう終わってくれないと、もう終わってくれないと、こんな人生にうんざり! <アウレリア> もう終わってくれないと、こんな人生にうんざり! <ナディーナ、マーシャ、アウレリア> 心がむしばまれる! ああ! 男がひとりも傍にいないなんて! 気が滅入る! <アウレリア> ああ! いったい何を始めましょうか? <マーシャ> 私達には全く男がいない、 <ナディーナ> みんな、みんな、 <マーシャ> みんな、みんな <アウレリア> 行ってしまった! <ナディーナ> 男達が、 男達がいない人生には 男達がいない人生には、何の目的もない! <マーシャ> 男達がいない人生には、 何の目的もない! 何の目的もない! <アウレリア> 男達がいない人生には、 何の目的もない! 何の目的もない! <マーシャ> 黒い口ひげの間から <アウレリア> 白い歯が輝いたなら <ナディーナ> 女はときめく、今こそチャンスだ! <マーシャ> なのにここで あの嫌な愚かな <アウレリア> 不吉な戦争が始まってから <ナディーナ> 素敵な人は、男性はひとりもいない。 <ナディーナ、マーシャ> ときどき来てた少尉も、もう姿を見せない! <アウレリア> 少尉も、もう姿を見せない! <ナディーナ、マーシャ、アウレリア> 心がむしばまれる! ああ! 男がひとりも傍にいないなんて! <アウレリア> ああ! いったい何を始めましょうか? <マーシャ> 私達には全く男がいない、 <ナディーナ> みんな、みんな、 <マーシャ> みんな、みんな <アウレリア> 行ってしまった! <ナディーナ> 男達が、 男達がいない人生には 男達がいない人生には、何の目的もない! <マーシャ> 男達がいない人生には、 何の目的もない! 何の目的もない! <アウレリア> 男達がいない人生には、 何の目的もない! 何の目的もない! <アウレリア> お聞き、大砲の音! この恐ろしい大砲の音! ごう音を響かせ、とどろかせ、唸らせる、 この恐ろしい大砲の音! この恐ろしい大砲の音!ブム!ブム!ブム! 本当に愚かなこと! <ナディーナ> だから私達は静かにさっと窓を閉めよう! 窓を閉めて、お休みなさい! <アウレリア> ああ、銃撃に心が痛む! <ナディーナ、マーシャ、アウレリア> 窓を閉めて、お休みなさい! Nr.1 1/2 メロドラマ(音楽付き台詞) 奴の騎乗攻撃は素晴しかった そして銃声だ! <ナディーナ> ああ! <マーシャ> ああ! <アウレリア> ああ! <ナディーナ> ああ、行ってしまった! <マーシャ、アウレリア> ああ、行ってしまった! <ナディーナ、マーシャ、アウレリア> 男達が、 男達がいない人生には、何の目的もない! 男達がいない人生には、何の目的もない! <ナディーナ、マーシャ、アウレリア> 男達が、 男達がいない人生には、何の目的もない! 何の目的もない! Nr.2 アリア (マーシャとアウレリア去る) <ナディーナ> この人は なんてハンサム! 私は目が そらせない! なんて勇猛で果敢、なのに優しい この眼差しに 目がくらむ。 聡明な額、ばら色の頬、 勇気にあふれ、炎のように輝く瞳。 高貴な顔立ち、自然な態度 これはある英雄の肖像画! 私はその婚約者 いちばんハンサムな人の 彼はすっかり私を魅了した、私はその婚約者、彼に夢中! 彼は私を 花嫁に選んだ、 もうすぐ私達は結婚式を挙げる、私は彼に永遠の愛を誓った そしてそれをずっと守る、ずっと守る! さあ来て、夢の王子様、なんだか不安! さあ来て、愛しい人、ぐずぐず、ぐずぐずしないで! さあ来て、抱いて、私の憧れを、私の望みを満たして! 私の選んだ人! 私の夢の王子様、理想の人! 貴方の偉大さに私はひれ伏し、私は貴方に相応しくなります、 貴方を信じ、貴方を思い、貴方の姿にすっかり見とれる! 貴方は私を 花嫁に選んだ、もうすぐ私達は結婚式を挙げる! 私は貴方に永遠の愛を誓った、そしてそれをずっと守る、 ずっと守ります! さあ来て、夢の王子様、なんだか不安 さあ来て、愛しい人、ぐずぐず、ぐずぐずしないで! さあ来て、抱いて、私の憧れを、私の望みを満たして 私の選んだ人! 私の夢の王子様、理想の人! Nr3.二重唱 私の部屋は食堂じゃない 兵隊はそう呼ぶのだ <ナディーナ> 今までに貴方みたいな英雄、見たことない! <ブメルリ> 誰にだってちょっとした弱みはある! <ナディーナ> 邪魔しないで! 今までに貴方みたいな弱虫、見たことない! <ブメルリ> どうしてそんな言い方するの? <ナディーナ> 邪魔しないで! 少尉はきびきびしてるものよ! <ブメルリ> 僕がそう! <ナディーナ> 神様みたいに勇猛果敢! <ブメルリ> 僕がそう! <ナディーナ> 戦場で逃げ出さず、女性を手に入れる! <ブメルリ> 手に入れる、手に入れる! <ナディーナ> 少尉はたくましいもの! <ブメルリ> 僕がそう! <ナディーナ> 力がみなぎり、元気いっぱい。 <ブメルリ> 僕がそう! <ナディーナ> 戦場ではいちばん勇敢、つまり英雄! <ブメルリ> 僕がそう! 僕がそう! <ナディーナ> まあ、まあ! <ブメルリ> 僕は戦士、兵隊さん! <ナディーナ> 了解、チョコレートの兵隊さん! 小さなチョコレートの兵隊さん、甘さが弱み、 本当にもったいない、何のためのサーベルなの! 小さなチョコレートの兵隊さん、我慢が大事、 甘いだけで、味がしない、キスしたいと思わない! 小さなチョコレートの兵隊さん、甘さが弱み、 本当にもったいない、何のためのサーベルなの! 小さなチョコレートの兵隊さん、我慢が大事、 甘いだけで、味がしない、キスしたいと思わない! <ブメルリ> 僕はチョコレートの兵隊さん、甘さが弱み、 それに文句があるなら、サーベルをおみまいする! もう君にキスしたいくらいだ! 僕は生粋の戦士、そう生れついた、 射撃を学んだ、乗馬を学んだ、フェンシング、喧嘩も。 僕は情熱の戦士、だから嘲るのはやめて! <ナディーナ> 今までに貴方みたいな勇士、見たことない! 貴方はただの 弱虫よ! <ブメルリ> どうしてそんな言い方するの? <ナディーナ> 少尉はきびきびしてるものよ! <ブメルリ> 僕がそう! <ナディーナ> 神様みたいに勇猛果敢! <ブメルリ> 僕がそう! <ナディーナ> 戦場で逃げ出さず、女性を手に入れる! <ブメルリ> 手に入れる、手に入れる! <ナディーナ> 少尉はたくましいもの! <ブメルリ> 僕がそう! <ナディーナ> 力がみなぎり、元気いっぱい。 <ブメルリ> 僕がそう! <ナディーナ> 戦場ではいちばん勇敢、つまり英雄! <ブメルリ> 僕がそう! 僕がそう! <ナディーナ> まあ、まあ! <ブメルリ> 僕は戦士、兵隊さん! <ナディーナ> 了解、チョコレートの兵隊さん! <ナディーナ> 小さなチョコレートの兵隊さん、甘さが弱み、 本当にもったいない、何のためのサーベルなの! 小さなチョコレートの兵隊さん、我慢が大事、 甘いだけで、味がしない、キスしたいと思わない! <ブメルリ> 僕はチョコレートの兵隊さん、甘さが弱み、 それに文句があるなら、サーベルをおみまいする! もう君にキスしたいくらいだ! Nr.4 二重唱 その銃は弾が入ってない。 憎らしい! <ブメルリ> これは運命、美しい女性から嫌われるのはとてもつらい、 だけど僕は嘆かない、貴女は僕を追い出す、僕はそれに従う! その理由(わけ)は訊かない、さようなら、お元気で! 僕はここに来た、助けを求めて。それを冷たく追い返す! <ナディーナ> 貴方はおびえ、震えている! 貴方は生きていたいの? 高貴な戦士さん、 言って。何故? どうして? <ブメルリ> 生きることは甘く切なく、死ぬことは辛いから 僕に言えるのはそれだけ、僕はそれに耐えられない。 本当のことを言うと、僕は生きたい、 僕は死ぬことに共感はおぼえない! <ナディーナ> 私にはできない、してないけない! 貴方を追い出すのは私の義務、さようなら、さようなら、ごめんなさい! <ブメルリ> さようなら、永遠にさようなら! もう長くは続かない、これが僕の最後の歩み! 僕は見つかり、捕まる! <ナディーナ> さようなら、ごめんなさい! さようなら、永遠にさようなら! <ブメルリ> さようなら、僕をおぼえていて! <ナディーナ> 行ってはだめ! <ブメルリ> ここにいていい? <ナディーナ> ここにいて! <ブメルリ> いてほしい? <ナディーナ> いてほしい <ブメルリ> ありがとう、可愛い人! <ナディーナ> なぜ? どうして? <ブメルリ> 分かってる、貴女は僕の天使、貴女は僕の天使 これは運命、美しい女性に愛されるのは甘い喜び。 <ナディーナ> その言い方は失礼よ、私はただ同情しただけ! 生きることは甘くときめき、死ぬことは辛いから 正直言って、私は、貴方が死ぬのを見たくないだけ。 本当のことを言うと、貴方が心配で落ち着かない、 初めから貴方に、ちょっと共感をおぼえた! 生きることは甘くときめき、死ぬことは辛いから 正直言って、私は、貴方が死ぬのを見たくないだけ。 本当のことを言うと、貴方が心配で落ち着かない、 初めから貴方に、共感をおぼえた! <ブメルリ> 生きることは甘くときめき、死ぬことは辛いから 正直言って、僕は、自分が死ぬのを見たくない。 本当のことを言うと、僕は生きたい、 僕は死ぬことに、共感はおぼえない! Nr.5 アンサンブル そう、セルビア人だ。 いるはずだ。 <マサクロフ、兵士達の合唱> 探せ、探せ、みんなで探せ、あのセルビア人を逃すな! 敵がひとり忍び込んだ、すぐに捕えるぞ! <マサクロフ> 探せ、探せ、みんなで探せ! <兵士達の合唱> 探せ、探せ、みんなで探せ! <マサクロフ> 戦場では野蛮人、ブルガリア人は野蛮人! <兵士達の合唱> そう、野蛮人! ブルガリア人は! 何年も、何年も前から、僕達はずっと恐れられている。 <マサクロフ> 何年も、何年も前から、我々は恐れられている! あつかましいセルビア人を、粉々に、粉々に打ち砕く! <兵士達の合唱> 我々はずっと恐れられている! あつかましいセルビア人を、粉々に、粉々に打ち砕く! 奴らが死ぬまで、なめして、なめして皮にしてやる! 死ぬまで、なめしてやる! <マサクロフ> 奴らが死ぬまで、なめして、なめして皮にしてやる! 美しいお嬢さん、私の名前はマサクロフ。 奴を痛めつけ、ただではおかない! はっ! <ナディーナ> 分からないわ、その目的が! 誰ですって? きっと何かの間違い! <マサクロフ> ここに奴は隠れている! 敵兵が! <ナディーナ> 私は偉大な英雄の花嫁、私は彼に忠誠を誓った! 敵兵がここに来たら、私が自分で殺してやる! <マサクロフ> 奴はこっそり忍び込んだ! <ナディーナ> いいえ、何かの間違いです。 私は偉大な英雄の花嫁、私は彼に忠誠を誓った! <マサクロフ> 奴がここにいないと分かるまでは、行けない! 奴を痛めつけ、ただではおかない! はっ! 戦場では野蛮人、ブルガリア人は野蛮人! <兵士達の合唱> そう、戦場ではブルガリア人は野蛮人! 何年も、何年も前から、我々は恐れられている! <マサクロフ> 何年も、何年も前から、我々は恐れられている! <兵士達の合唱> 我々はずっと恐れられている! <マサクロフ> 整列! 番号! 探せ、探せ! <兵士達の合唱> 1,2,3,4,5,6,7,8,9,10,11,12! <マサクロフ> 探せ、探せ、見つけるのだ! <ブメルリ> くわばら、くわばら! アウレリア 神様、仏様、これは何? <マーシャ> 本気なの、冗談なの? <アウレリア> ああ、気が変になりそう! 拳銃!拳銃! <マーシャ、アウレリア> ああ、気が変になりそう! 拳銃!拳銃! <マサクロフ> 見せてみろ、誰か何か見つけたか! 1,2,3,4,5,6,7,8,9,10,11,12! <4人の兵士> ここには誰もいません、逃げ出しました!誰もいません! <ナディーナ> 神様、助けて! <マサクロフ> ベッドの下だ、ベッドの下だ! <アウレリア> もぐるにはデブすぎる! <ナディーナ> どうぞご遠慮なく、ベランダも見てください。 <マサクロフ> 奴を痛めつけてやる! はっ! <マーシャ、アウレリア> まあ、まあ、この拳銃はどこから来たのかしら? あの子が男をかくまった、何のためか分からない! <ナディーナ> この悪戯は私の勝ち! <ブメルリ> 美しいお嬢さん、ありがとう! <マーシャ、アウレリア> この武器が見つからないように! でないとこの人が危ない! でないとこの人が危ない! <マサクロフ> いまいましい奴、消え失せた! <ナディーナ> さあ先に進んで、彼を痛めつけるんでしょう! はっ!(マサクロフの真似をして) <マサクロフ> お邪魔して済みません、少々大胆でした! 更に探せ! 戻れ! 奴を見つける! あつかましいセルビア人を、粉々に、粉々に打ち砕く! 奴らが死ぬまで、なめして、なめして皮にしてやる! 奴らが死ぬまで、なめして、なめして皮にしてやる! <兵士達の合唱> あつかましいセルビア人を、粉々に! 奴らが死ぬまで、なめして、なめして皮にしてやる! 奴らが死ぬまで、なめして、なめして皮にしてやる! <マーシャ、アウレリア> まあ、まあ、この拳銃はどこから来たのかしら? あの子が男をかくまった、何のためか分からない! <アウレリア> この拳銃は、この拳銃はどこから来たのかしら? <マーシャ> この拳銃はどこから来たのかしら? 拳銃、拳銃、拳銃、拳銃、拳銃? <アウレリア> 拳銃、拳銃、拳銃、拳銃、拳銃? Nr.6 ロマンス さあ、着てみて、合うかどうか。 まさにロマンチック。 <ナディーナ、マーシャ、アウレリア> 3人の女が寂しい小屋のかまどに座っていた。 <ナディーナ、マーシャ> 羊飼いの若者が 夜中に入って来た。 <ナディーナ> 空が明るくなり、別れの時がきた時、 羊飼いがさよならと言った時 <ナディーナ、マーシャ、アウレリア> 3人の女は泣きました、ああ! <マーシャ> 一人が言いました:愛しい人よ うぬぼれないで、退屈だったからしたの、ずっとひとりぼっちだった! ティラララ、ティラララ、分かるわね、ただ退屈だったの ティラララ、女達はひとりぼっち、それは自然に反すること! <アウレリア> 二人目が言いました:残念ね、行ってしまうなんて でも誰にも言わないでね、どこにいたか! ティラララ、ティラララ、誰にも言わないでね、今夜のこと! ティラララ、だって亭主達は、冗談が分からないから! <ナディーナ> 三人目は何も言わなかった、みんなそれで分かった 彼女は羊飼いの若者に、黙ってキスした。 ティラララ、ティラララ、赤い唇にキスした。 ティラララ、美しい終わり方、ティラララ 美しい羊飼いの時間。 <ナディーナ、マーシャ、アウレリア> 3人の女が寂しい小屋のかまどに座っていた。 <ナディーナ、マーシャ> 一家の主(あるじ)は戦場で刀を振り回す、それが昔からの習わし! <マーシャ> 戦場から主が帰って来ても、今夜のことは何も知らない。 <ナディーナ、マーシャ、アウレリア> 何年か経っても、やっぱり知らない。ええ、そう! <マーシャ> 眠ってる! <アウレリア> 眠ってる! <ナディーナ> 深い、深い安らぎが顔の周りに美しく漂っている! 私も眠くなってきた、疲れたわ、私達も休みましょう! <ナディーナ、マーシャ、アウレリア> ええ、そう! <アウレリア> ティラララ、ティラララ、残念ね、行ってしまうなんて でも誰にも言わないでね、どこにいたか! <マーシャ> ティラララ、ティラララ、愛しい人、勘違いしないで。 ティラララ、退屈だったの、ずっとひとりで。 <ナディーナ> ティラララ、ティラララ、ティララララ! ティラララ、美しい終わり方、ティラララ 美しい羊飼いの時間。 (幕がゆっくり下りてくる) ERSTER AKT Nr.1 Introduktion und Terzett Chor der Soldaten TENORE Wir marschieren durch die Nacht, habet Acht, habet Acht! Unser Lieb weilt in der Ferne, der Kanonendonner kracht durch die Nacht, durch die Nacht! Wir marschieren durch die Nacht, habet Acht, habet Acht! Drum geniess ich, was ich habe, braunes Maedel in der Nacht, aufgemacht, aufgemacht! BAESSE Wir marschieren durch die Nacht, habet Acht, habet Acht! Es erglaenzen Mond und Sterne durch die Nacht, durch die Nacht! Wir marschieren durch die Nacht, habet Acht, habet Acht! Immer bin ich nah dem Grabe, aufgemacht, aufgemacht! NADINA.MASCHA.AURELIA. Nehmt unsern Segen auf Euren Wegen, tut Eure Pflicht! O habt Vertrauen, die Frau n, die Frauen verlassen Euch nicht! In mut gen Kaempfen sollt Ihr daempfen des Feindes Uebermut! Des Landes Freiheit, ersteht Euch neu auf durch Euren Mut! TENORE Wir marschieren durch die Nacht, habet Acht, habet Acht! Unser Lieb weilt in der Ferne, der Kanonendonner kracht durch die Nacht, durch die Nacht! BAESSE Wir marschieren durch die Nacht, habet Acht, habet Acht! Es erglaenzen Mond und Sterne, durch die Nacht, durch die Nacht! NADINA. Sie sind foert! Fort,fort, fort, weg! MASCHA. Ach, sie sind fort! Weg, fort, weg! AURELIA. Ach, sie sind fort! Weg, fort,weg! NADINA. Ohne Maenner, ohne Maenner hat das Leben keinen Zweck, ohne Maener hat das Leben keinen Zweck! MASCHA.AURELIA. Ohne Maenner, ohne Maenner hat das Leben keinen Zweck, hat es Zweck! MASCHA. Wir sind wirklich zu bedauern, AURELIA. denn wir lauern und wir trauern NADINA. schon ein Jahr in diesen Mauern und es kann noch laenger dauern! MASCHA. Um uns schert sich keine Fliege, AURELIA. Unsre Maenner sind im Kriege, NADINA. Sie erkaempfen lauter Siege unterdess steht leer die Wiege! NADINA.MASCHA. Wenn s nicht bald, wenn s nicht bald ein Ende hat, haben wir dies Leben satt! AURELIA. Wenn s nicht bald ein Ende hat, haben wir dies Leben satt! NADINA.MASCHA.AURELIA. Uns verzehrt ein Herzeweh! Ach, ach, ach! Gar kein Mann ist in der Naeh! Uns wird schwach! AURELIA. Ach! Was fangen wir denn an? MASCHA. Wir sind gaenzlich ohne Mann, NADINA. Alle,alle, MASCHA. alle,alle AURELIA. sind sie weg! NADINA. Ohne Maenner hat das Leben keinen Zweck! Ohne Maenner, Ohne Maenner hat das Leben keinen Zweck! MASCHA. Ohne Maenner! Ohne Maenner hat das Leben keinen Zweck! hat es keinen Zweck! AURELIA. Ohne Maenne, ohne Maenner hat das Leben keinen Zweck, hat es keinen Zweck! MASCHA. Wenn aus schwarzen Schnurrbartspitzen AURELIA. weiss hervor die Zaehne blitzen, NADINA. das muss jedes Weib erhitzen, doch was soll das uns jetzt nuetzen! MASCHA. Denn bei uns ist seit dem boesen, AURELIA. dummen Krieg, dem ominoesen NADINA. kein bemerkenswertes Wesen maennlichen Geschlechts gewesen. NADINA.MASCHA. Ausser dann und wann ein Leutnant, der kaum kam und schon verschwand! AURELIA. Ausser mal ein Leutnant, der kaum kam und schon verschwand! NADINA.MASCHA.AURELIA. Uns verzehrt ein Herzeweh! Ach, ach, ach! Gar kein Mann ist in der Naeh! Uns wird schwach! AURELIA. Ach! was fangen wir denn an? MASCHA. Wir sind gaenzlich ohne Mann, NADINA. Alle,alle, MASCHA. alle,alle, AURELIA. sind sie weg! NADINA. Ohne Maenner hat das Leben keinen Zweck! Ohne Maenner, Ohne Maenner hat das Leben keinen Zweck! MASCHA. Ohne Maenner! Ohne Maenner hat das Leben keinen Zweck! hat es keinen Zweck! AURELIA. Ohne Maenne, ohne Maenner hat das Leben keinen Zweck, hat es keinen Zweck! AURELIA. Hoert doch die Kanonen! Diese schrecklichen Kanonen! Wie sie donnnern, wie sie rollen, wie sie droehnen, wie sie grollen, diese schrecklichen Kanonen! Bum! Bum! Bum! Es ist wirklich schon zu dumm! NADINA. Drum wollen wir jetzt schliessen die Fenster leis und sacht! Schliesst zu und gute Nacht! AURELIA. Ach, mich geniert das Schiessen! NADINA.MASCHA.AURELIA. Schliesst zu und gute Nacht! Nr.1 1/2 Merodram Wundervoll war seine Reiterattacke. dann knallt s! NADINA. Ach! MASCHA. Ach! AURELIA. Ach! NADINA. Ach, der ist fort! Fort! Fort! Fort! Weg! MASCHA.AURELIA. Ach, der ist fort! Weg! Fort! Weg! NADINA. Ohne Maenner, ohne Maenner hat das Leben keinen Zweck! Ohne Maener hat das Leben keinen Zweck! MASCHA.AURELIA. Ohne Maenner, ohne Maenner hat das Leben keinen Zweck! Hat es keinen Zweck! Nr.2 Arie Mascha, Aurelia ab. NADINA. Wie schoehn ist dieses Maennerbild! Ich kann maine Blicke nicht wenden! Wie kuehn und streng und doch wie mild, wen sollte der Anblick nicht blenden. Die Stirne so kuehn, die Wangen voll Blut, die Augen sie glueh n voll Feuer und Mut. Die Zuege so edel, die Haltung so frei, das ist eines Helden Konterfei! Ich bin verlobt mit einem Manne wie s keinen schoenern zweiten gibt! Er haelt mich fest in seinem Banne, ich bin verlobt, ich bin verliebt! Er hat zur Braut mich auserkoren, bald stehen wir vor m Traualtar, die Treue hab ich ihm geschworen, und will sie halten immerdar, und will sie halten immerdar! Komm, komm! Held meiner Traeume, mir ist so bang! Komm, komm! Liebster und saeume, saeume nicht lang! Komm, komm! Lass dich umfangen, stille mein Sehnen, still mein Verlangen, Mann meiner Wahl! Komm, komm! Held meiner Traeume,mein Ideal! Vor deiner Groesse will ich mich neigen, und deiner wuerdig will ich mich zeigen, will an dich glauben, will an dich denken, will in dein Bild mich innnig versenken! Du hast zur Braut mich auserkoren, bald stehen wir vor m Traualtar!, Die Treue hab ich dir geschworen, und will sie halten immerdar, und will sie halten immerdar! Komm, komm! Held meiner Traeume, mir ist so bang. Komm, komm! Liebster und saeume, saeume nicht lang! Komm ,komm! Lass dich umfangen, stille mein Sehnen, still mein Verlangen, Mann meiner Wahl. Komm, komm! Held meiner Traeume, mein Ideal! Nr.3 Duett Mein Boudoir ist keine Speisekammer. Und das nennt sich Soldat! NADINA. Im meinem Leben sah ich nie einen Helden, so wie Sie! BUMERLI. Jeder Mensch hat kleine Schwaechen! NADINA. Bitte nicht zu unterbrechen! In meinem Leben sah ich nie einen Schwaechling, so wie Sie! BUMERLI. O, wie koennen Sie so sprechen! NADINA. Bitte nicht zu unterbrechen! Ein Leutnant muss flott sein! BUMERLI. Das bin ich! NADINA. Muss kuehn wie ein Gott sein! BUMERLI. Das bin ich! NADINA. Im Kampf nicht entrinnen, die Frauen gewinnen! BUMERLI. Gewinn ich, gewinn ich! NADINA. Ein Leutnant muss stark sein! BUMERLI. Das bin ich! NADINA. Voll Kraft, voller Mark sein. BUMERLI. Das bin ich! NADINA. Der kuehnste im Feld sein und kurzum ein Held sein! BUMERLI. Das bin ich! Das bin ich! NADINA. Ei! Ei! BUMERLI. Ein Krieger bin ich, ein Soldat! NADINA. Jawohl! ein Praline- Soldat! Ach du kleiner Praline-Soldat, das Suesse ist dein Faible, ei um dich ist s wirklich jammerschad, wozu hast du den Saebel! Ach du kleiner Praline-Soldat, du wirst s ertragen muessen, du bist so suess, du schmeckst so fad, ich moechte dich nicht kuessen! Ach du kleiner Praline-Soldat, das Suesse ist dein Faible, ei um dich ist s wirklich jammerschad, wozu hast du den Saebel! Ach du kleiner Praline-Soldat, du wirst s ertragen muessen, du bist so suess, du schmeckst so fad, ich moechte dich nicht kuessen! BUMERLI. Ich bin ein Praline-Soldat, das Suesse ist mein Faible, und wer etwas dagegen hat, der kriegts mit meinen Saebel! Ich moecht dich schon kuessen! Ich bin ein Krieger von Beruf, weil mich Natur dazu erschuf, ich lernte schiessen, lernte reiten, ich lernte fechten, lernte streiten, ich bin ein Krieger aus Passion, drum bitte sehr, spart Euren Hohn! NADINA. In meinem Leben sah ich nie einen Krieger, so wie Sie! Sie haben nicht s als lauter Schwaechen! BUMERLI. O, wie koennen Sie so sprechen! NADINA. Ein Leutnant muss flott sein! BUMERLI. Das bin ich! NADINA. Muss kuehn wie ein Gott sein! BUMERLI. Das bin ich! NADINA. Im Kampf nicht entrinnen, die Frauen gewinnen! BUMERLI. Gewinn ich, gewinn ich! NADINA. Ein Leutnant muss stark sein! BUMERLI. Das bin ich! NADINA. Voll Kraft, voller Mark sein! BUMERLI. Das bin ich! NADINA. Der kuehnste im Feld sein und kurzum ein Held sein! BUMERLI. Das bin ich! Das bin ich! NADINA. Ei! Ei! BUMERLI. Ein Krieger bin ich, ein Soldat! NADINA. Jawohl! Ein Praline- Soldat! NADINA. Ach du kleiner Praline-Soldat, das Suesse ist dein Faible, ei um dich ist s wirklich jammerschad, wozu hast du den Saebel! Ach du kleiner Praline-Soldat, du wirst s ertragen muessen, du bist so suess, du schmeckst so fad, ich moechte dich nicht kuessen! BUMERLI. Ich bin ein Praline-Soldat, das Suesse ist mein Faible, und wer etwas dagegen hat, der kriegt s mit meinen Saebel! Ich moecht dich schon kuessen! Nr.4 Duett Der Revolver ist nicht geladen. Ich hasse Sie! BUMERLI. Es ist ein Schicksal, schwer zu tragen, von schoenen Frau n gehasst zu sein, und doch, ich will nicht beklagen, Ihr treibt mich fort, ich fueg mich drein! Ich forsche nicht nach Euren Gruenden, lebt wohl. ich wuensch Euch alles Glueck! Ich kam hierher, um Schutz zu finden, doch Ihr, Ihr stosst mich kalt zurueck! NADINA. Ich seh Euch zittern, seh Euch beben! Ihr bleibt wohl gar zu gern am Leben? Edler Krieger, saget mir. Warum? Wofuer? BUMERLI. Weil s Leben suess und herzlich ist und weil das Sterben schmerzlich ist. ich kann. das muss ich sagen, dergleichen nicht vertragen. Ja, ich gesteh es ehrlich zu, dass ich sehr gerne leben tu, ich hatte fuer das Sterben nie besonders grosse Sympathie! NADINA. Ich kann es nicht, ich darf es nicht! Euch zu entlassen, ist meine Pflicht! Lebt wohl, lebt wohl, Ihr tut mir leid! BUMERLI. Lebt wohl, lebt wohl fuer alle Zeit! Es waehret nicht mehr lang, dies ist mein letzter Gang! Sie finden mich! Sie fangen mich! NADINA. Lebt wohl, lebt wohl, Ihr tut mir leid! Lebt wohl, lebt wohl fuer ew ge Zeit! BUMERLI. Lebt wohl, lebt wohl und denkt an mich! NADINA. Nein bleibt! BUMERLI. Ich darf? NADINA. Ihr sollt! BUMERLI. Ihr wollt? NADINA. Ich will! BUMERLI. Habt Dank, mein holdes Kind! NADINA. Warum? Wofuer? BUMERLI. Ich wusst s ja, dass Sie mein Engel sind, dass Sie mein Engel sind. Es ist ein Schicksal, suess zu tragen, von schoenen Frau n geliebt zu sein. NADINA. Es ist ein Hohn nur, das zu sagen, ich tu s aus Mitleid, nur allein! Weil s Leben suess und herzlich ist und weil das Sterben schmerzlich ist. Ich moecht , ich will s gestehen, Sie nicht gern sterben sehen. Ja, ich gesteh es ehrlich zu, die Sorg um Euch raubt mir die Ruh, Ich hatt von Anfang an fuer Sie ein kleines bischen Sympathie! Weil s Leben schoen und herzlich ist und weil das Sterben schmerzlich ist. Ich moecht , ich muss gestehen, Euch nicht gern sterben sehen! Ja, ich gesteh es ehrlich zu, die Sorg um Euch raubt mir die Ruh ! Ich hatt von Anfang an fuer Sie besonders grosse Sympathie! BUMERLI. Weil s Leben schoen und herzlich ist und weil das Sterben schmerzlich ist.! Ich moecht , ich muss gestehen, mich nicht gern sterben sehen! Ja, ich gesteh es ehrlich zu, dass ich sehr gerne leben tu! Ich hatte fuer das Sterben nie besonders grosse Sympathie! Nr.5 Ensemble Ja, ein Serbe. Da sind sie schon. MASSAKROFF.CHOR DER SOLDATEN. Suchet, suchet, suchet alle Mann, dass der Serbe nicht entwischen kann! Ein Feind ist eingestiegen, wir werden ihn schon kriegen! MASSAKROFF. Suchet, suchet alle Mann! CHOR DER SOLDATEN. Suchet, suchet alle Mann! MASSAKROFF. Denn Barbaren, ja Barbaren sind im Kriege die Bulgaren! CHOR DER SOLDATEN. Ja Barbaren! Die Bulgaren! Weil seit Jahren, Jahren, Jahren, wir schon immer furchtbar waren, MASSAKROFF. Weil seit Jahren, Jahren, Jahren, wir schon immer furchtbar waren! Und zu Scherben, Scherben, Scherben, schlagen wir die frechen Serben! CHOR DER SOLDATEN. Wir schon immer furchtbar waren! Und zu Scherben, Scherben, Scherben, schlagen wir die frechen Serben! Und wir gerben, gerben, gerben ihnen s Fell, bis dass sie sterben! ihnen s Fell, bis dass sie sterben! MASSAKROFF. Und wir gerben, gerben, gerben ihnen s Fell, bis dass sie sterben! Meine schoene, hochverehrte Dame, Massakroff ist mein Name. Wenn ich den Kerl massakrier, so kann ich nichts dafuer! Ha! NADINA. Weiss nicht, was das bezweckt! Wer? Das ist ein Irrtum, wie mir scheint! MASSAKROFF. Hier hat sich der Wicht versteckt! Ein Feind! NADINA. Ich bin des grossen Helden Braut, der fest auf meine Treue baut! Haett sich ein Feind hier breit gemacht, ich haett ihn selber umgebracht! MASSAKROFF. Er schlich sich ein! NADINA. Ich sage nein, das muss ein Irrtum sein. Ich bin des grossen Helden Braut, der fest auf meine Treue baut! MASSAKROFF. Ich kann nicht gehen, ich muss erst sehen, ob er nicht hier! Wenn ich den Kerl massakrier, so kann ich nichts dafuer! Ha! Denn Barbaren, ja Barbaren sind im Kriege die Bulgaren! CHOR DER SOLDATEN. Ja Barbaren sind im Kriege die Bulgaren! Weil seit Jahren, Jahren, Jahren wir schon immer furchtbar waren! MASSAKROFF. Weil seit Jahren, Jahren, Jahren wir schon immer furchtbar waren! CHOR DER SOLDATEN. Wir schon immer furchtbar waren! MASSAKROFF. Aufgestellt! Abgezaehlt! Sucht! Sucht! CHOR DER SOLDATEN. Eins! Zwei! Drei! Vier! Fuenf! Sechs! Sieben! Acht! Neun! Zehn! Elf! Zwoelf! MASSAKROFF. Sucht! Sucht, ihr muesst ihn finden! BUMERLI. O verflucht! O verflucht! AURELIA. Himmel, Hoelle, was ist das? MASCHA. Ist es Ernst oder ist es Spass? AURELIA. Ach mir ist s, als ob ich toll waer! Ein Revolver! Ein Revolver! MASCHA.AURELIA. Ach mir ist s, als ob ich toll waer! Ein Revolver! Ein Revolver! MASSAKROFF. Nun lasst mich seh n, das Resultat, ob einer was gefunden hat ! Eins, zwei, drei, vier. Fuenf, sechs, sieben acht! Neun, zehn, elf, zwoelf! 4 SOLDATEN Es ist leider Niemand hier! Er hat sich aus dem Staub gemacht! Keiner hier! NADINA. Dass Gott ihm helf ! MASSAKROFF. Unterm Bett, ha, unterm Bett! AURELIA. Dazu seid Ihr wohl doch zu fett! NADINA. Ich bitte sich nicht zu genieren, den Balcon zu inspizieren. MASSAKROFF. Ich werd ihn massakrieren! Ha! MASCHA.AURELIA. Ei, ei, das intressiert mich sehr, wo kommt denn der Revolver her? Sie hat bei sich den Mann versteckt, wer weiss, was sie damit bezweckt! NADINA. Gelingen wird mir dieser Streich! BUMERLI. Mein schoenes Kind, ich danke Euch! MASCHA.AURELIA. Es darf die Waffe keiner seh n! Sonst ist s um diesen Mann gesche n! Sonst ist s um diesen Mann gesche n! MASSAKROFF. Verschwunden ist der Teufelskerl! NADINA. Sie muessen schon weiter marschieren, um ihn zu massakrieren! Ha! (Massakroff copierend) MASSAKROFF. Verzeih n Sie, wenn ich stoerte, ich war vielleicht zu kuehn! Drum weiter auf die Suche! Kehrt Euch! Wir finden ihn! Und zu Scherben, Scherben, Scherben schlagen wir die frechen Serben, und wir gerben, gerben, gerben ihnen s Fell, bis dass sie sterben, und wir gerben, gerben, gerben ihnen s Fell, bis dass sie sterben! CHOR DER SOLDATEN. Und zu Scherben! Die frechen Serben! Und wir gerben, gerben, gerben ihnen s Fell, bis dass sie sterben, und wir gerben, gerben, gerben ihnen s Fell, bis dass sie sterben! MASCHA.AURELIA. Ei, ei, das intressiert mich sehr, wo kommt denn der Revolver her? Sie hat bei sich den Mann versteckt! Wer weiss, was sie damit bezweckt! AURELIA. Wo kommt denn der Revolver, der Revolve herr? MASCHA. Wo kommt denn der Revolver her, der Revolver, der Revolver, der Revolver, der Revolver her? AURELIA. Der Revolver, der Revolver, der Revolver, der Revolver her? Nr.6 Romanze und Szene. Da! Probieren Sie, ob er Ihnen passt. Es ist geradezu romantisch. NADINA.MASCHA.AURELIA. Drei Frauen sassen am Feuerherd in ihrer einsamen Huette, NADINA.MASCHA. da trat ein junger Schaeferbursh des Nachts in ihre Mitte. NADINA. Und als die Scheidestunde kam, und als der Schaefer Abschied nahm, beim fruehen Moergengrauen, NADINA.MASCHA.AURELIA. da weinten die drei Frauen! Ach ja! MASCHA. Die erste sprach Mein Lieber, o bilde dir nichts ein, ich tat s aus Lanergweile, ich war zu oft allein! Tira la la, tira la la verstehst du, aus Langerweile nur Tira la la, dass Frauen viel allein sind, tira la la ist gegen die Natur! AURELIA. Die Zweite sprach Wie schade, dass du von dannen ziehst, doch bitt ich dich sag keinem, wo du gewesen bist! Tira la la, tira la la sag keinem, was heute Nacht gescheh n! Tira la la, denn es gibt Ehemaenner, tira la la, die keinen Spass versteh n! NADINA. Die Dritte, die sprach gar nichts, damit ihr s alle wisst, Sie sah dem jungen Schaefer, den jungen Schaefer und hat ihn stumm gekuest, tira la la, tira la la sie kuesst ihn auf seinen roten Mund, tira la la, das war das schoene Ende, tira la la der schoenen Schaeferstund. NADINA.MASCHA.AURELIA. Drei Frauen sassen am Feuerherd in ihrer einsamen Huette, NADINA.MASCHA.. der Hausherr schwang im Feld sein Schwert nach alter Krieger Sitte! MASCHA. Und als vom Felde hiem er kam, er nicht s von jener Nacht vernahm. NADINA.MASCHA.AURELIA. Und hat auch nicht s erfahren, von ihr in spaetern Jahren. Ach ja! MASCHA. Er schlaeft! AURELIA. Er schlaeft! NADINA. Ein tiefer, tiefer Friede umspielt sein Antlitz wunderschoen! Auch ich will schalafen, ich bin muede,d rum lass uns jetzt zur Ruhe geh n! NADINA.MASCHA.AURELIA. Ach ja! AURELIA. Tiralala,tiralala, wie schade, dass du von dannen ziehst. Doch bitt ich dich sag keinem, wo du gewesen bist. MASCHA. Tiralala,tiralala, mein Lieber, o bilde dir nichts ein. Tiralala ich tat s aus Langerweile tiralala, ich war zu oft allein. NADINA. Tiralala, tiralala tiralalala! das war das schoene Ende tiralala der schoenen Schaeferstund . (Vorhang faellt langsam.) この日本語テキストは、 クリエイティブ・コモンズ・ライセンス の下でライセンスされています。@ Aiko Oshio Straus,Oscar/Der tapfere Soldat/II
https://w.atwiki.jp/oper/pages/207.html
男爵 [執事の幅広の肩の後ろに椅子を移動し、小間使いと思い込んでいる子の手を優しくつかむ。] [オクタヴィアンへ] カヴァリエ(紳士)と二人きりで晩ご飯を食べたことがあるかい? オクタヴィアン [ひどく当惑したふりをする] 男爵 ない?目を丸くするぞ。してみたい? オクタヴィアン [静かに、はにかんで] してええか知らねえです。 元帥夫人 [執事の話をおざなりに聞きながら二人を観察し、静かに笑ってしまう。] 執事 [お辞儀をして下がると、元帥夫人の目から二人を遮るものがなくなる。] 元帥夫人 [笑いながら執事へ] 待たせておきなさい。 [執事退場] 男爵 [できるだけ自然を装ってきちんと座り直す。] 元帥夫人 [笑いながら] 御兄様はえり好みをなさらないんですのね。 男爵 [気を楽にして] 閣下のもとでは [深く息をつく] 気が楽ですな。ここでは口実もいらない、エチケットもいらない、 [元帥夫人の手に口づける] スペイン式の気取りもいらない。 元帥夫人 [おもしろがって] でも新郎でいらっしゃるんじゃないこと? 男爵 [中腰になって彼女へ近づく] だからといってあしなえの騾馬になりはてるとでも?だから私がよい足跡を追うよい犬のようではなくなると?それも他の倍鋭く、あらゆる獲物を、左に、右に! 元帥夫人 よくわかりました、閣下が職業としてなさっているのが。 男爵 [完全に立ち上がって] そのとおりです。正直、どちらがより好きかわかりませんな。閣下を本当にお哀れみ申し上げますよ。閣下は… どう申しましょうか… 防御側のご経験しかお持ちでないですからなあ。Parole d’honneur(宣誓)!反対側の経験に勝るものはありません。 元帥夫人 [笑う] 察しますに、本当にいろいろなことがあるんでしょうね。 男爵 一年にはかくも多くの季節があり、一日にはかくも多くの時があり、一時として 元帥夫人 一時として? 男爵 ないのです 元帥夫人 ないのです? 男爵 クピド坊やから贈り物をだまし取れない時はないのです。この点では、人は大雷鳥でも鹿でもなく、むしろ創造の主なのですな、暦に支配されないという点では。いや、お許しください!例えば五月は恋愛業にはぴったりで、これはどんな子供でも知っている。ですが、私の意見ではよりよいのは六月、七月、八月です。なぜなら夜があります。 そして私たちにとっては、その上ボヘミアからこちらへの若い娘たちの移動がある。そのうちの二、三人をよく十一月くらいまで家においとくんです。それからようやく彼らを国に送り返します!収穫の時になりますからね、そうじゃなきゃまだまだいけるんですが… [ほくそえむ] それでようやく彼らを国に送り返すんです… それにしてもあの若くてまるっこいボヘミアのやつら、ずっしりして愛らしいのが、森とか、厩とかで、ドイツタイプのぴしっと無愛想なレッツァー・ワインのようなのと混ざると、もうその混ざりようといったら!そしてそこら中で誰かが立っていたり、待ち伏せていたり、柵から盗み見ていたり、互いに忍び寄ったり、隣に横たわったり、そしてそこら中で誰かが歌ったり、お尻で押しあったり、誰かが乳搾りをしたり、誰かが刈り取りをしたり(メーと鳴いたり)、誰かが小川や馬の水飲み場でぴちゃぴちゃ、ぱしゃぱしゃいわせたり… 元帥夫人 [ひどくおもしろがって] そしてあなたはいつでも彼らの後ろに? 男爵 ユピテルのように千の形をとれたらよかったのに!それぞれに使えるのに。 元帥夫人 たとえば牡牛のように?そんなに粗野になられたいの?それとも雲に扮して、そこから湿った空気の帯になってささやきながら近付きたいの? 男爵 [とても陽気に] その場次第に、みなその場次第に。御婦人にはまったくさまざまなタイプがいて、それぞれどのようにしたいかが違います。謙虚な嬢ちゃんがおります。それから、反抗的な悪魔の申し子、重い厩の扉を人の脳天にがつんとくらわすのがおります…それからくすくす笑ったりめそめそ泣いたりするおつむのからっぽなの…こういうのは好きですな…それからまた、あの目の中に冷たく計算高いサタンがいるのがおります。ですが待っていれば、その油断なく窺う目がゆらめく瞬間がある、そしてこのサタン、瀕死のまなざしを投げかけてくるサタンほど [舌なめずりして] 食事をうまくするものはありません。 元帥夫人 ご自身がそうじゃありませんこと、まったく! 男爵 それからまたいいのが…お許しください…誰も見向きもしないやつですな。汚いぼろの上っ張りを着てあっちのほうでしゃがみ込んでかまどの後ろの灰にまみれているようなの…これがちょうどいい時間にアタックしてみると、これがまた!なんという驚きよう、 まったく理解できずにいて、それから不安と羞じらいと、そして最後にかくも激しい歓喜、主人が、情け深い主人が自分のような全くの卑賤の者に気安く接してくださったという慶び。 元帥夫人 上級編ですわね(いろはよりもご存知ですのね)! 男爵 忍び寄られるのが好きなタイプがおります。やさしく、刈られたばかりの干し草に忍び寄る風のように。それからまた、ヤマネコのように背後に近づいて、乳搾り倚子の後ろからぐいととらえるのが有効なのがおりまして、そうするとよろめいて倒れこむのです!まったく干し草を… [ゆったりとほくそ笑みながら] 近くにおいておかなければなりませんな。 オクタヴィアン [吹き出す] 元帥夫人 もう、私にはお振る舞いがよすぎますわ!この子はともかく私のもとへ残してくださいな。 男爵 [開けっぴろげにオクタヴィアンへ] 私はすごく狭い隠れ場所にも順応できるし、優雅なアルコーヴの中での礼儀作法も心得ている。千の形を使って千の娘っこをつかまえておけたらなあ。私には若過ぎるとか、しぶすぎるとかないし、卑しすぎるとかもないし、粗野すぎるとかもない!どんな隠れ場所でするのも恥ずかしいということはないし、何か愛するものを見たら、それを手に入れずにはいられないのだよ。 [楽譜:私は干し草や藁の中にも順応できるし、優雅なアルコーヴの中での礼儀作法も心得ている。千の形を使って千の娘っこをつかまえておけたらなあ。鹿や雄鶏は乗り気にさせるし、雉のすごい交尾を見ればむずむずして、羽が生えてその中に飛んでいきたくなる。木の上でするのも畑の中でも順応できるし、何か愛するものを見たら、それを手に入れずにはいられないのだよ。] オクタヴィアン [すぐに役に戻って] うんにゃ、旦那さまのとこには、そら、おらいがねです。そら、おら、敬意をもっとります。うんにゃ、そらおらに何がおこるかわからんです。そら、ほんとにおどろくだろうです。おら、わからねです、何をお考えなのか。おら、わからねです、何をお望みなのか。ですが行き過ぎは、そりゃ行き過ぎです。そりゃ、もう、間違いねえのは、おら、旦那様のとこにはいがねえです、もうものも言えねえほどおどろいたです。そりゃおらたちみてえのを悪ふざけでだめにしますです。 [元帥夫人へ] 私は男爵閣下がすごく恐ろしいです。 元帥夫人 もう、私にはお振る舞いがよすぎますわ!大した方ですわ!本物ですわ!でもこの子は私のもとへ残してくださいな。あなたは他の四分の三の人々とまったく同じですわ。あなたに見るのと同じことを、ほんとうにしょっちゅう見かけますわ。結局遊びなのよ、自分たちに都合の良い!そして私たちは、神様!私たちは傷に苦しみ、私たちは嘲弄に苦しみ、そして私たちは結局、単に他人に得させるだけなのだわ。 [厳格さを装って] そして今は、とにかくもう今はその子をおいておいてください。 男爵 [威厳のある姿勢を取り直して] どうか閣下、 この新人くんを我が妻となる方の侍女にお譲りください。 元帥夫人 なんです、そこの私の子を?何のために?花嫁様にはすでにおつきがたくさんいて、閣下が新たにお選びになる必要はないでしょう。 男爵 あれは逸物です!まったくなんてこったい!あれには一滴のいい血が混ざってますよ。 オクタヴィアン [独白] 一滴のいい血! 元帥夫人 閣下の目は鋭いこと! 男爵 当然です [秘密めいて] まったく適切なことですよ、地位ある人間がこのような形で高貴な流れの人間を侍らせることは。私自身、気分でできた子をひとり連れております。 オクタヴィアン [ひどくおもしろがりながら耳を傾けて、独白] 気分でできた子? 元帥夫人 なんですって?まさか女の子?そうでないことを願いますわ! 男爵 [強く] いいえ、息子です。 オクタヴィアン 息子? 元帥夫人 息子? 男爵 顔にレルヒェナウの特徴を帯びております。側付きの小姓としております。 元帥夫人 [笑いながら] 小姓として! オクタヴィアン 小姓として! 男爵 閣下が私めにお命じになって銀の薔薇をお手元に届ける段となれば、彼がこちらにもって参ります。 元帥夫人 喜んでいたしましょう。ですがちょっとお待ちを。 [オクタヴィアンに合図する] マリアンデル! 男爵 どうか閣下、この小間使いをください。ぞんざいには扱いませんから。 元帥夫人 もう!ちょっと行って、例のメダイヨンを持ってきなさい。 オクタヴィアン [静かに] テレーズ、テレーズ、気をつけて! 元帥夫人 [同様に] 持ってきて、早く。ちゃんとわかってやってるから! 男爵 [オクタヴィアンを目で追う] 若い侯爵夫人であったっておかしくない。 [それから会話する調子で] 実は、花嫁に我が系図の忠実な複製をやろうと思っております。レルヒェナウの祖の髪房を添えて。我が祖は偉大なる修道院設立者であり、ケルンテンとスロヴェニア地域の首席領地管理人でいらしたのです。 オクタヴィアン [メダイヨンを持ってくる] 元帥夫人 こちらの若い殿方を閣下の花婿代理人にいかがしら? 男爵 拝見せずとも同意いたします。 元帥夫人 [すこしためらって] 私の若い従兄弟、オクタヴィアン伯爵よ。 男爵 [常にきわめて愛想よく] かほどに高位の方は望んだ以上でございます。そちらの若い殿方に心より恩義を感じております。 元帥夫人 [急いで] じっくりご覧くださいな! [メダイヨンを差し出す] 男爵 [メダイヨンをみたり、小間使いをみたりする] なんと似ている! 元帥夫人 ええ、ええ。 男爵 顔から切り取ったみたいだ! 元帥夫人 私もそのように思いましたわ。 [メダイヨンを指し示して] ロフラーノ、マルキーズ閣下の二番目の弟ですの。 男爵 オクタヴィアン?ロフラーノ!そのような方、そのような一族の方が [小間使いを指しながら] やっぱり召使い部屋の戸のもとにいらっしゃるんですなあ! 元帥夫人 そんなわけもあって彼女を特別なものとしておいているのですよ。 男爵 当然です。 元帥夫人 いつも私の側にね。 男爵 よくわかります。 元帥夫人 さあ行きなさい、マリアンデル、急いで。 男爵 またどうして?戻ってきますか? 元帥夫人 [わざと男爵を聞き流す] それから次の間の人たちを中に入れなさい! オクタヴィアン [右手、観音開きの戸に向かう] 男爵 [後をついて] 僕のかわいこちゃん! オクタヴィアン [右の扉の前で] いかせてくだせえ! 男爵 [後をついて] あなたのしもべになります。一瞬の引見でいいからぜひ! オクタヴィアン [男爵の鼻の前で小さな扉をたたきつける] いま参ります。 BARON hat seinen Stuhl hinter den breiten Rücken des Haushofmeisters geschoben, ergreift zärtlich die Hand der vermeintlichen Zofe. zu Octavian Hat Sie schon einmal mit einem Kavalier im tête-à-tête zu Abend gegessen? OCTAVIAN tut sehr verlegen BARON Nein? Da wird Sie Augen machen. Will Sie? OCTAVIAN leise, verschämt I weiß halt nit, ob i dös derf. MARSCHALLIN dem Haushofmeister unaufmerksam zuhörend, beobachtet die Beiden, muss leise lachen. HAUSHOFMEISTER verneigt sich, tritt zurück, wodurch die Gruppe für den Blick der Marschallin frei wird. MARSCHALLIN lachend zum Haushofmeister Warten lassen. Haushofmeister ab. BARON setzt sich möglichst unbefangen zurecht. MARSCHALLIN lachend Der Vetter ist, ich seh’ es, kein Kostverächter. BARON erleichtert Mit Eurer Gnaden aufatmend ist man frei daran. Da gibt’s keine Flausen und keine Etiquette er küsst der Marschallin die Hand und keine spanische Tuerei. MARSCHALLIN amüsiert Aber wo Er doch ein Bräut’gam ist? BARON halb aufstehend, ihr genähert Macht das einen lahmen Esel aus mir? Bin ich da nicht wie ein guter Hund auf einer guten Fährte? Und doppelt scharf auf jedes Wild, nach links, nach rechts! MARSCHALLIN Ich sehe, Euer Liebden betreiben es als Profession. BARON ganz aufstehend Das will ich meinen. Wüsste nicht, welche mir besser behagen könnte. Ich muss Euer Gnaden sehr bedauern, dass Euer Gnaden nur - wie drück’ ich mich aus - die verteidigenden Erfahrungen besitzen. Parole d’honneur! Es geht nichts über die von der anderen Seite. MARSCHALLIN lacht Ich glaube Ihm, dass die sehr mannigfaltig sind. BARON So viel Zeiten das Jahr, so viel Stunden der Tag, da ist keine, MARSCHALLIN Keine? BARON wo nicht, MARSCHALLIN wo nicht? BARON Wo nicht dem Knaben Cupido ein Geschenkerl abzulisten wär’! Dafür ist man kein Auerhahn und kein Hirsch, sondern ist man Herr der Schöpfung, dass man nicht nach dem Kalender forciert ist, halten zu Gnaden! Zum Exempel, der Mai ist recht lieb für’s verliebte Geschäft, das weiss jedes Kind, aber ich sage Schöner ist Juni, Juli, August. Da hat’s Nächte! Da ist bei uns da droben so ein Zuzug von jungen Mägden aus dem Böhmischen herüber, ihrer zweie, dreie halt’ ich oft bis im November mir im Haus. Dann erst schick’ ich sie heim! Zur Ernte kommen sie und sind auch ansonsten anstellig und gut - schmunzelnd dann erst schick’ ich sie heim. - Und wie sich das mischt, das junge, runde böhmische Völkel, schwer und süss, mit denen im Wald mit denen im Stall, den deutschen Schlag scharf und herb wie ein Retzer Wein - wie sich das mischen tut! Und überall steht was und lauert und schielt durch den Gattern, und schleicht zueinander und liegt beieinander, und überall singt was und schupft sich in den Hüften und melkt was und mäht was und plantscht und plätschert was im Bach und in der Pferdeschwemm. MARSCHALLIN sehr amüsiert Und Er ist überall dahinter her? BARON Wollt’ ich könnt’ sein wie Jupiter selig in tausend Gestalten! Wär’ Verwendung für jede. MARSCHALLIN Wie, auch für den Stier? So grob will Er sein? Oder möchte Er die Wolken spielen und daher gesäuselt kommen als ein Streiferl nasse Luft? BARON sehr munter Je nachdem, all’s je nachdem. Das Frauenzimmer hat gar vielerlei Arten, wie es will genommen sein. Da ist die demütige Magd. Und da die trotzige Teufelskreatur, haut dir die schwere Stalltür an den Schädel - Und da ist, die kichernd und schluchzend den Kopf verliert - die hab’ ich gern - und jener wieder, der sitzt im Auge ein kalter rechnender Satan. Aber es kommt eine Stunde, da flackert dieses lauernde Auge, und der Satan, indem er ersterbende Blicke dazwischen schießt, mit Gusto der würzt mir die Mahlzeit unvergleichlich. MARSCHALLIN Er selber ist einer, meiner Seel’! BARON Und wär’ eine, - haben die Gnad’, - die keiner anschaut im schmutzigen Kittel schlumpt sie her, hockt in der Asche hinterm Herd - die, wo du sie angehst zum richtigen Stünd’l, Die hat’s in sich! Ein solches Staunen gar nicht begreifen können und Angst und Scham; und auf die letzt so eine rasende Seligkeit, dass sich der Herr, der gnädige Herr herab gelassen gar zu ihrer Niedrigkeit. MARSCHALLIN Er weiß mehr als das A B C! BARON Da gibt es welche, die wollen beschlichen sein, sanft wie der Wind das frisch gemähte Heu beschleicht. Und welche - da gilt’s wie ein Luchs hinterm Rücken heran und den Melkstuhl gepackt, dass sie taumelt und hinschlägt! Muss halt ein Heu - behäbig schmunzelnd in der Nähe dabei sein. OCTAVIAN platzt lachend heraus MARSCHALLIN Nein, Er agiert mir gar zu gut! Lass Er mir doch das Kind! BARON sehr ungeniert zu Octavian Weiß mich ins engste Versteck zu bequemen, weiß im Alkoven galant mich zu benehmen. Hätte Verwendung für tausend Gestalten, tausend Jungfern festzuhalten. Wäre mir keine zu junge, zu herbe, keine zu niedrige, keine zu derbe! Tät’ mich für keinem Versteck nicht schämen, seh’ ich was Liebs ich muss mir’s nehmen. [楽譜 Weiß mich in Heu und Stroh zu bequemen, weiß in Alkoven galant mich zu benehmen. Hätte Verwendung für tausend Gestalten, tausend Jungfern festzuhalten. Hirsche und Hahnen geben mir Laune, seh’ ich Fasanen sauber sich paaren, juckt’s mich, gefiedert dazwischen zu fahren. Tät’ auf’m Baum und im Korn mich bequemen, seh’ ich was Lieb’s, ich muss mir’s nehmen.] OCTAVIAN sofort wieder in seiner Rolle Na, zu dem Herrn, da ging i net, da hätt’ i an Respekt, na was mir da passieren könnt’, da wir i gar zu g’schreckt. I wass net, was er meint, i wass net, was er will. Aber was z’viel is, das is zu viel. Das is ja net zum sagen, zu so an Herrn da ging i net, mir tat’s die Red’ verschlagen. Da tät’ sich unsereins mutwillig schaden. zur Marschallin Ich hab’ solche Angst vor ihm fürstliche Gnaden. MARSCHALLIN Nein, Er agiert mir gar zu gut! Er ist ein Rechter! Er ist der Wahre! Lass Er mir doch das Kind. Er ist ganz wie die andern dreiviertel sind. Wie ich Ihn so sehe, so seh ich hübsch viele. Das sind halt die Spiele, die euch convenieren! Und wir, Herr Gott! Wir leiden den Schaden, wir leiden den Spott, und wir haben’s halt auch net anders verdient. mit gespielter Strenge Und jetzt sakerlott, jetzt lass Er das Kind. BARON nimmt wieder würdevolle Haltung an Geben mir Euer Gnaden den Grasaff’ da zu meiner künft’gen Frau Gemahlin Bedienung. MARSCHALLIN Wie, meine Kleine da? Was sollte die? Die Fräulein Braut wird schon versehen sein und nicht ansteh’n auf Euer Liebden Auswahl. BARON Das ist ein feines Ding! Kreuzsakerlott! Da ist ein Tropf gutes Blut dabei. OCTAVIAN für sich Ein Tropf gutes Blut! MARSCHALLIN Euer Liebden haben ein scharfes Auge! BARON Geziemt sich. vertraulich Find’ in der Ordnung, dass Personen von Stand in solcher Weise von adeligem Blut bedient werden. Führ selbst ein Kind meiner Laune mit mir. OCTAVIAN stets sehr belustigt zuhörend, für sich Ein Kind seiner Laune? MARSCHALLIN Wie? Gar ein Mädel? Das will ich nicht hoffen. BARON stark Nein, einen Sohn. OCTAVIAN Einen Sohn? MARSCHALLIN Einen Sohn? BARON Trägt lerchenauisches Gepräge im Gesicht. Halt’ ihn als Leiblakai. MARSCHALLIN lachend Als Leiblakai! OCTAVIAN Als Leiblakai! BARON Wenn Euer Gnaden dann werden befehlen, dass ich die silberne Rose darf Dero Händen übergeben, wird er es sein, der sie heraufbringt. MARSCHALLIN Soll mich recht freu’n. Aber wart’ Er einmal. Octavian winkend Mariandel! BARON Geben mir Euer Gnaden das Zofel! Ich lass nicht locker. MARSCHALLIN Ei! geh’ Sie nur und bring’ Sie das Medaillon her. OCTAVIAN leise Theres, Theres, gib acht! MARSCHALLIN ebenso Bring’s nur schnell. Ich weiß schon, was ich tu’! BARON Octavian nachsehend Könnt’ eine junge Fürstin sein. dann, im Konversationston Hab’ vor, meiner Braut eine getreue Kopie meines Stammbaums zu spendieren - nebst einer Locke vom Ahnherrn Lerchenau, der ein grosser Klosterstifter war und Oberst-Erblandhofmeister in Kärnten und in der windischen Mark. OCTAVIAN bringt das Medaillon MARSCHALLIN Wollen Euer Gnaden leicht den jungen Herren da als Bräutigamsaufführer haben? BARON Bin ungeschauter einverstanden! MARSCHALLIN etwas zögernd Mein junger Vetter, der Graf Octavian. BARON stets sehr verbindlich Wüsste keinen vornehmeren zu wünschen. Wär’ in Devotion dem jungen Herrn sehr verbunden. MARSCHALLIN schnell Seh’ Er ihn an! hält ihm das Medaillon hin BARON sieht bald auf das Medaillon, bald auf die Zofe Die Ähnlichkeit! MARSCHALLIN Ja, ja. BARON Wie aus dem Gesicht geschnitten! MARSCHALLIN Hat mir auch schon Gedanken gemacht. auf das Medaillon deutend Rofrano, des Herrn Marchese zweiter Bruder. BARON Octavian? Rofrano! Da ist man wer, wenn man aus solchem Haus, mit Beziehung auf die Zofe und wär’s auch bei der Domestikentür! MARSCHALLIN Darum halt’ ich sie auch wie was Besonderes. BARON Geziemt sich. MARSCHALLIN Immer um meine Person. BARON Sehr wohl. MARSCHALLIN Jetzt aber geh’ Sie, Mariandel, mach’ Sie fort. BARON Wie denn? Sie kommt doch wieder? MARSCHALLIN überhört den Baron absichtlich Und laß’ Sie die Antichambre herein! OCTAVIAN geht gegen die Flügeltür rechts BARON ihm nach Mein schönstes Kind! OCTAVIAN an der Tür rechts Derfts eina geh’! BARON Ich bin ihr Serviteur. Geb’ Sie doch einen Augenblick Audienz! OCTAVIAN schlägt dem Baron die kleine Tür vor der Nase zu I komm glei. この日本語テキストは、 クリエイティブ・コモンズ・ライセンス の下でライセンスされています。@mmnakai Strauss,Richard/Der Rosenkavalier/I-3
https://w.atwiki.jp/kengshen/pages/3.html
bold(){Akku Dell Studio XPS 1645} Als eine der ersten Redaktionen hatten wir die Gelegenheit, das kommende GX800 ausführlich unter die Lupe zu nehmen. Asus erhöht im Vergleich zum GX700 nicht nur die Performance und die Abmessungen, sondern verpasst dem Gerät auch ein 4K-Display mit G-Sync-Unterstützung. Hält das Kühlsystem den Anforderungen stand? Unsere Preview klärt erste Fragen. Asus GX700 trifft MSI GT80 So könnte man das brandneue GX800 in einem Satz zusammenfassen. Während die externe Wasserkühlung (Hydro Overclocking System) beibehalten wurde, ist das Chassis von 17 auf 18 Zoll gewachsen, was Platz für eine Dual-GPU-Lösung schafft. Um nicht hinter MSI zurückzufallen und den exorbitanten Preis zu rechtfertigen, verbaut Asus die stärksten Notebook-GPUs auf dem Markt. Da Nvidias Pascal-Generation noch etwas Zeit benötigt, musste unser Testgerät mit zwei Maxwell-Chips, genauer gesagt der GTX 980 SLI vorliebnehmen (für Käufer gibt es die Top-Next-Gen-GPUs). Entsprechend sind die Benchmark-Ergebnisse und die Emissions- bzw. Energiewerte des Artikels nicht repräsentativ. Eine weitere Abweichung betrifft das Display. Im Gegensatz zum Prototypen soll die finale Version kein FHD-, sondern ein UHD-Panel mit G-Sync-Support enthalten (angeblich das erste 18-Zoll-Modell weltweit). Aufgrund des sehr frühen Status werden wir bestimmte Kategorien nicht beurteilen. An folgenden Bereichen schraubt Asus bis zur Veröffentlichung noch Das Design richtet sich über weite Strecken nach dem 17-Zoll-Bruder GX700. Asus verwendet erneut eine Mischung aus Metall (Deckel) und Kunststoff (zum Teil gummiert), die qualitativ an den Hauptkonkurrenten von MSI, das GT80S, heranreicht. Durch das größere Display und die doppelte Grafikpower ist das Gehäuse allerdings wuchtiger und schwerer als beim GX700. So sind es statt 3,9 jetzt 5,69 Kilogramm – knapp 50 % mehr. Mit Wasserkühlung (4,7 kg) erreicht das System über 10 Kilo. Wenn man noch die beiden Netzteile (jeweils 1.280 Gramm) dazurechnet, ergibt sich ein Gesamtgewicht von 13 Kilogramm. Das MSI GT80S, welches bei identischer Hardware ohne Wakü und mit einem Netzteil auskommt, wiegt inklusive Stromversorgung »nur« 6,3 Kilogramm. Doch egal, ob GX800 oder GT80S Zum häufigen Transport sind die Notebooks kaum geeignet. Beide Geräte zielen vor allem auf Nutzer, die ein stationäres System, aber keinen dicken Tower-PC möchten. Ansonsten macht das Chassis eine überaus gute Figur. Neben der Optik hat uns auch die Robustheit gefallen. Infos zur Wasserkühlung erhalten Sie im Test des GX700. Letztere bietet immer noch die selben Stärken (Kühlleistung) und Schwächen (Platzbedarf), wenngleich Asus laut eigenen Aussagen mehrere Optimierungen vorgenommen hat. Zum Beispiel wird nun auch die CPU und nicht mehr nur die GPU gekühlt. Analog zum GX700 fällt die Anschlussausstattung üppig aus. Respekt gibt es unter anderem für die Bildausgänge. Dank HDMI 2.0, DisplayPort 1.4 und Thunderbolt 3.0 lassen sich alle möglichen Displays anschließen und mit 3.840 x 2.160 Pixeln in 60 Hz betreiben. Drei USB-3.0-Ports und zwei USB-3.1-Ports vom Typ C verdienen ebenfalls Lob. Da die Rückseite für die Wasserkühlung reserviert ist, musste Asus die Schnittstellen notgedrungen auf beide Seiten verteilen. Immerhin finden sich die meisten Anschlüsse jetzt links und nicht mehr rechts, was für einen Großteil der Käufer besser ist (Stichwort Mauseinsatz). Der Cardreader erreicht eine sehr hohe Performance. Knapp 228 MB/Sek beim sequentiellen Lesen und 159 MB/Sek beim Übertragen von 250 jpg-Bildern sind überdurchschnittlich und orientieren sich am Schenker XMG U726. Akku Dell Studio XPS 1645 リンク名 http //www.laptopsakku.com/dell-studio-xps-1645.html . Für die Kommunikation ist ein Gigabit-Ethernet-Controller und ein topmodernes Funkmodul zuständig. Asus verspricht WLAN 802.11 a/b/g/n/ac (2x 2 Antennen) und Bluetooth 4.1. Unser Testgerät war mit Intels Wireless-AC 8260 bestückt. Außen am Gehäuse wartet übrigens ein WiFi-Antennen-Anschluss. Die Software hat viel Potenzial. Per Gaming Center lassen sich nicht nur diverse Systemeinstellungen vornehmen und die Komponenten überwachen, sondern auch der Prozessor, die Grafikkarte und der Arbeitsspeicher übertakten. Während der Core i7-6820HK normalerweise auf bis zu 3,6 GHz kommt, erhöht das Turbo-Gear-Setting »Extreme« (beim Windowsstart automatisch aktiv) den CPU-Wert auf maximal 4,4 GHz, was umgerechnet +22 % sind. Das Overlcocking der GPU ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern. Im Falle der GTX 980 sorgt der Extreme-Modus für maximal 1.328 statt 1.190 MHz beim Kern (+12 %) und 3.700 statt 3.500 MHz beim Videospeicher (+6 %). Da MSI im GT80S nur die CPU übertaktet, liegt das GX800 – je nach Game respektive Benchmark – teils deutlich vorn. Hinzu kommt eine OC-Möglichkeit des DDR4-RAMs (2.800 statt 2.400 MHz). Abgerundet wird das Gaming Center von einer manuellen Lüftersteuerung für Wakü und Notebook. Unsere Tests basieren auf dem Setting »Auto«. Turbo Gear wurde im Idle auf »Standard« und im 3D-Betrieb auf »Extreme« gestellt. Ohne Wakü läuft der Videospeicher – das GX700 lässt grüßen – nur mit dem Taktlevel einer GTX 980M (2.500 MHz). Die Wartung ist leider immer noch kompliziert (siehe Text beim GX700). Der Hersteller verzichtet erneut auf eine Klappe, so dass man den kompletten Boden entfernen muss, um an den Akku, das Kühlsystem, den Massenspeicher und die RAM-Bänke zu gelangen. Trotz »work-in-progress« machen die Eingabegeräte einen vielversprechenden Eindruck. Asus nimmt das GT80S als Vorbild und integriert ein mechanisches Keyboard, dessen Tasten allerdings wesentlich flacher sind, wodurch die Tastatur weiter oben platziert werden kann (bessere Ergonomie) und noch Raum für ein klassisches Touchpad vorhanden ist. Weitere Highlights sind die abgesetzten Richtungspfeile, der dedizierte Makro-Bereich und die stylishe Beleuchtung. Im Vergleich zu einem Standard-Keyboard fühlen sich Eingaben knackiger und präziser an (zulasten des Tippgeräuschs). Beim Touchpad wären das glatte Finish und die Dimensionierung positiv hervorzuheben. Akku Dell Studio 1747 リンク名 http //www.laptopsakku.com/dell-studio-1747.html . Wie eingangs angesprochen, wird das finale GX800 mit einem UHD-IPS-Panel auftrumpfen können. Nvidias G-Sync-Technik ist ebenfalls an Bord. Letztere verhindert Zeilenverschiebungen und garantiert eine flüssige Darstellung. Der Protoyp hatte nur ein FHD-Display ohne G-Sync, weswegen wir keine Messungen durchführen. Selbst ohne die Next-Gen-GPUs des Seriengeräts ist das Asus GX800 das aktuell stärkste Desktop-Replacement. Einen High-End-Quadcore bieten zwar fast alle Gaming-Notebooks, mit der Leistung der Grafikchips kann es jedoch keiner der Konkurrenten aufnehmen. Der Speicherausbau ist ebenfalls referenzwürdig 64 GByte DDR4-RAM sollten für die kommenden Jahre locker reichen. Als i-Tüpfelchen stecken unter der Haube noch drei NVMe-SSDs, die zusammen ein RAID-0-Gespann bilden. Beim Prozessor greift Asus auf den Core i7-6820HK aus Intels Skylake-Generation zurück. Das Vierkern-Modell besitzt eine TDP von 45 Watt und wird im 14-nm-Verfahren hergestellt. Die Menge des L3-Caches liegt mit 8 MByte etwas über dem Niveau des erfolgreichen Core i7-6700HQ, der nur 6 MByte enthält. Die Taktraten hängen wie gesagt vom Turbo-Gear-Setting ab. Ohne zusätzliches Overclocking ist spätestens bei 3,6 GHz Schluss. Im Extreme-Modus sind derweil über 4 GHz möglich. Auf eine Analyse des Taktverhaltens per Cinebench verzichten wir noch, weil laut Asus der Wasserblock bzw. dessen Kontakt zur CPU nicht final ist. Gleiches gilt weiter unten für die Temperaturen. Nichts zu verbessern gibt es bei der Systemleistung. 8.047 Punkte im PCMark 7 sind das höchste Resultat, das wir jemals ermittelt haben (Desktop-PCs eingeschlossen). Hauptursache für das tolle Abschneiden ist der RAID-Verbund aus mehreren M.2-SSDs. Womit wir beim nächsten Thema angelangt wären dem Massenspeicher. Asus geht hier keine Kompromisse ein und setzt auf gleich drei NVMe-SSDs von Samsung (SM951), die jeweils 512 GByte fassen. Sowohl im AS SSD Benchmark als auch im CrystalDiskMark ergattert das GX800 häufig die Performance-Krone. Knapp 3.000 MB/Sek beim sequentiellem Lesen und 2.400-2.600 MB/Sek beim sequentiellen Schreiben sind ein herausragender Wert. Kleine Dateien packen die Solid State Drive auch flott, so dass Windows ungemein schnell reagiert (Bootvorgang, Ladezeiten, ...). Obwohl es eigentlich wenig Sinn macht, Grafikkarten zu testen, die in dieser Form nicht mit dem Serienprodukt übereinstimmen, haben wir jede Menge Benchmarks zur GTX 980 SLI durchgeführt. Einmal, um fehlende Titel in unserer Spieleliste zu ergänzen. Und andererseits, damit wir nach dem Erscheinen der Pascal-Architektur die Energieeffizienz und die Leistungssteigerung besser beurteilen können. Doch zurück zum Presample Die GeForce GTX 980 ist – SLI hin oder eher – die kräftigste Notebook-GPU zum Zeitpunkt des Artikels. Das Topmodell aus dem Hause Nvidia basiert auf der inzwischen leicht betagten Maxwell-Architektur, die noch im 28- statt im 16-nm-Prozess entsteht. Mit 2.048 CUDA Cores verfügt sie über deutlich mehr Shader-Einheiten als die günstigeren Brüder GTX 980M (1.536) und GTX 970M (1.280), was große Auswirkungen auf die Performance hat. Beim Speicherausbau (8 GB GDDR5) und beim Speicherinterface (256 Bit) gibt es ebenfalls nichts zu meckern. Akku Dell Studio 1745 リンク名 http //www.laptopsakku.com/dell-studio-1745.html . Klasse Im Extreme-Modus läuft die GTX 980 am Limit. Wie unsere Benchmarks zeigen, profitiert der 18-Zöller stark vom Overclocking. Der 3DMark 13 und der 3DMark 11 sehen das GX800 zwischen 10 und 20 % vor dem MSI GT80S. Wenn Asus das Turbo-Gear-System beibehält, dürfte der Abstand auch ungefähr für die Pascal-Versionen der beiden Laptops gelten (außer MSI entscheidet sich beim GT80-Nachfolger ebenfalls für eine Übertaktung der Grafikkarte.
https://w.atwiki.jp/oper/pages/2291.html
X. SZENE Friedrich. Der Schulze (aus dem Hause mit Wein, Brot und Käse). SCHULZE Willkommen, Herr Spiess! FRIEDRICH Sei gegrüßt , lieber Freund! SCHULZE Sind Sie wieder da? FRIEDRICH O, wie glücklich bin ich, wieder hier zu sein. Verändert freilich, doch das tut nichts zur Sache. In Frieden und Eintracht wollen wir unsere Tage verleben. SCHULZE O Herr Spiess, ich wünsche nichts mehr.- Das Frühstück ist schon bereitet. FRIEDRICH Nein....Wie zuvorkommend, liebenswürdig Sie sind! Sie beschämen mich. (Umarmung). SCHULZE Lassen Sie uns ein Gläschen leeren. Auf Ihre glückliche Rückkunft! (Sie trinken). FRIEDRICH Ach! So selige Stunden erlebe ich, nachdem ich einen ganzen Tag lang tödlich verwundet in einem Graben lag! SCHULZE In einem Graben ? Verzeihen Sie, gibt es auch im Meere Gräben? FRIEDRICH Nicht doch; in einem finstern Walde stürzte ich- SCHULZE Ich begreife. In Algier? FRIEDRICH In Algier? Wie kommen Sie nach Algier? SCHULZE Verzeihen Sie, bester Herr Spiess, ich dachte- ich glaubte nur- noch ein Gläschen! (bei sich ) Der Schlag auf den Kopf macht ihn verwirrt. Ich muß nur schweigen, um ihn nicht auf s Neue toll zu machen.- (zu Friedrich ) Darf ich bitten? FRIEDRICH Unsere Freundschaft soll leben! SCHULZE Soll leben! Soll leben! Soll leben! (Sie trinken). Wie freut mich ihre Veränderung! FRIEDRICH Ja, ich war ein brausender Tollkopf, aber jetzt bin ich auch sanft und gut. SCHULZE Wie wird meine Tochter diese Nachricht erfreuen! Aus Ihrem Munde soll sie die frohe Botschaft vernehmen. Doch unser Gast bleiben Sie, bei uns sollen Sie wohnen, darauf bestehe ich. Auf Wiedersehen, bester Freund Spiess. FRIEDRICH und SCHULZE Soll leben, soll leben, soll leben! (Der Schulze tritt ab). FRIEDRICH (allein) Welche Güte! Welche Offenheit! Sein Gast soll ich sein, wohnen soll ich bei ihm, zum Frühstücken nötigt er mich ordentlich, mich, dessen Namen er kaum kennt. Es fehlt jetzt nur, daß eine Jungfrau erschiene, die mich mit Gewalt heiraten wollte. XI. SZENE Friedrich. Lieschen (aus dem Hause). LIESCHEN Herr Spiess! Sagen Sie nichts. Mein Vater sagte mir, Sie hätten sich ganz verändert. Ich wage es daher, mich aufrichtig an Sie zu wenden. Sehen Sie- daß Sie viel älter sind als ich bin, hat eben nichts zu bedeuten, und- daß Sie nur ein Auge aus dem Felde zurückbringen, läßt sich gewöhnen; allein- vergeben Sie, - allein ein anderer Umstand- kann man denn der Liebe widerstehen ?- Bester, teurester Herr Spiess ! Was Sie auch einwenden mögen, Hochzeit muß gehalten werden. FRIEDRICH Da haben wir s! Liebes Kind, solche Schritte fordern Überlegung, und mit der Hochzeit wird es doch noch Zeit haben. LIESCHEN Sehr, recht sehr eilt es. Noch heute muß sie gefeiert werden, sonst sterbe ich gewiß. FRIEDRICH (bei sich) Fangen wollen die mich. (zu Lieschen ) Liebes Kind, ich habe bereits einen erwachsenen Sohn.- LIESCHEN Desto besser, desto besser! Warum sagten Sie das nicht gleich? Die Spiesse sterben also nicht aus und nichts steht meinem Wunsche mehr entgegen. Freue dich, Anton! FRIEDRICH Anton? LIESCHEN Anton, der schönste, der artigste Bursche im Dorfe. FRIEDRICH Ja? Warum heiraten Sie denn nicht diesen schönsten, diesen artigen Anton? LIESCHEN Ich wollte ja gerne- FRIEDRICH Liebes Kind! Ich will mit Ihrem Vater sprechen, ich will mit Anton sprechen. Alle Hindernisse will ich heben, die Ihrer Verbindung entgegenstehen. Ich gebe mein Wort darauf; auf Soldatenehre. LIESCHEN Bester, teuerster Herr Spiess! Vergeben und vergessen will ich, daß Sie so sehr mich quälten. Ich eile zu Anton, ihm von Ihrem Entschluß Nachricht zu bringen. Leben Sie wohl, Herr Spiess, recht wohl. (Sie will ins Dorf) XII. SZENE Friedrich, Amtmann. FRIEDRICH Die ärmste dauert mich! AMTMANN Der Beschreibung nach habe ich die Ehre, mit Herrn Spiess zu sprechen? FRIEDRICH Ja, ganz recht. Ich bin nicht wohl zu verkennen. Doch, mein Herr, wen habe ich die Ehre ?- AMTMANN Die Person der Gerechtigkeit, und die Gerechtigkeit in Person, den Amtmann des Ortes. FRIEDRICH Freut mich! AMTMANN Hochgepriesener Herr Spiess ! Im Namen der ganzen Gemeinde stehe ich hier, erstens Ihnen Glück zu wünschen zu deren auf dem Kriegesfelde verübten Großtaten, dann den unvergeßlichen Verlust Dero heldenmütigen Herrn Bruders zu beklagen und zu beweinen. Helden leben für den Augenblick und überlassen daher uns andern die Schreibereien und andere lästige Beschäftigungen. Teuerster aller Helden ! Weit entfernt, Dero Langmut zu mißbrauchen, enthalte ich mich, Ihnen eine langweilige Berechnung über die Verwaltung Ihres Eigentumes während Dero Abwesenheit vorzulegen und begnüge mich, Ihnen zwölfhundert Thaler in vollwichtigem Golde gehorsamst zu behändigen. FRIEDRICH Zwölfhundert Thaler? Mir? AMTMANN Ich bitte, diesen kleinen Zettel zu unterzeichnen. FRIEDRICH Nun, als Erbe meines Bruders kann ich das Geld wohl in Empfang nehmen. AMTMANN Und die Quittung unterschreiben. Das Amthaus ist ganz in der Nähe; bitte erlauben Sie, daß ich Sie im Triumph auf das Capitol führe. (Beide ab, untergefaßt). XIII. SZENE Lieschen, Anton. ANTON Verdammter Franz Spiess! Verdammt! LIESCHEN Anton ! Der Spiess hat hier, auf dieser Stelle mir förmlich entsagt. ANTON Sicher und gewiß? LIESCHEN Auf Soldatenehre gelobte er. ANTON Wie kam es, daß er so schnell sich besann? LIESCHEN Meine Worte, meine Tränen rührten ihn. Nein, böse ist er nicht, nur scheint er gern, etwas zu neckern. Erst vor kurzem gestand er mir, daß er Vater eines erwachsenen Sohnes sei. ANTON So sind wir ja am Ziele unserer Wünsche LIESCHEN Im Himmel auf Erden! N. 7. Duett LIESCHEN Nur Dir will ich gehören, Bestehen soll der Schwur. ANTON Und unser Glück nicht stören Des kleinstens Zweifels Spur. LIESCHEN, ANTON Dem Schützer treuer Seelen Sei süßer Dank geweiht. Bei dir, was kann mir fehlen? Was fehlt der Seligkeit? XIV. SZENE Vorige. Franz. FRANZ Nun ist meine Geduld am Ende! LIESCHEN Bester, teuerster Herr Spiess! ANTON (staunend) Lieschen ! - LIESCHEN Guter, freundlicher, lieber Herr Spiess !- FRANZ So ist s recht! An mich verwende deine Zärtlichkeit. LIESCHEN Sagten sie nicht soeben, daß Sie meine Verbindung mit Anton wünschen? FRANZ Ich heirate dich, was kümmert mich Anton! N. 8. Terzett LIESCHEN Wagen Sie, Ihr Wort zu brechen? ANTON Nicht, erfüllen sein Versprechen. LIESCHEN Sieht dem Ehrenmann dies gleich? ANTON Herr! Das ist ein schlechter Streich. FRANZ Schweiget, ihr macht schlechte Streiche! Wer versprach, wer gab sein Wort? Auseinander; Lieschen, weiche, Teufelsjunge, pack dich fort! ANTON Nichts soll mich von Lieschen trennen, Sehen Sie, ich fürchte nicht. LIESCHEN Darf Soldat sich jener nennen, Der das Wort der Ehre bricht? FRANZ Alle Wetter! Wollt ihr schweigen? Trennet euch, noch ist es Zeit. Den Soldaten euch zu zeigen Ist der tapfre Spiess bereit. LIESCHEN Anton,... ANTON Lieschen,... LIESCHEN, ANTON ... laß uns Abschied nehmen Nur für einen Augenblick. FRANZ Wollt ihr ewig Abschied nehmen? Bursche geh , komm nie zurück. LIESCHEN Seine Wut will ich bezähmen, Geh , sein Fieber kehrt zurück. ANTON Doch, des Tollen Wut zu zähmen, Kehrt dein Retter bald zurück. FRANZ Meine Wut kann nichts bezähmen, Eilst du nicht im Augenblick. (Anton enfernt sich). XV. SZENE Lieschen, Franz. LIESCHEN Teuerster Herr Spiess! Wenn Sie auch öfter ein wenig toll sich gebärden, ich fürchte mich gleichwohl nicht vor Ihnen ; Anton- FRANZ Anton! Schweige von Anton! Den Hals breche ich ihm! LIESCHEN Wenn Anton Sie nicht früher erwürgt. FRANZ Mich? Der Laffe der? LIESCHEN Mein Anton ist kein Laffe; er ist gar sehr verliebt in mich. Und er wird ein Riese, wenn ich es verlange. Daß Sie es nur wissen, das ganze Dorf ist bereit, Ihnen den Hals zu brechen. Für mich, ich lache dazu. (ins Haus ab). FRANZ (allein) Alle Wetter! Eine volle Breitseite gibt mir das Mädel, und ich Dummkopf streiche die Segel. XVI. SZENE Franz, Schulze (aus dem Hause). FRANZ Höre, deine Tochter ist etwas lebhafter Natur; aber ich heirate sie trotzdem. Den dummen Amtmann habe ich auch nicht angetroffen. Freund, mich hungert und dürstet. Nüchtern bin ich noch. SCHULZE (bei sich) Nüchtern ? FRANZ Ja! SCHULZE Armer Narr! Sein Kopf! Das kommt von Steuerruder. FRANZ Denn, was ist mit meinem Frühstück? SCHULZE Verzeihen Sie, wir frühstückten soeben. FRANZ Was? Ohne mich zu erwarten ? Das ist grob! SCHULZE Herr Spiess, Ihr Wohl liegt mir am Herzen. Doch- nehmen Sie s nicht übel,- so kann aus der Hochzeit nichts werden. FRANZ Und warum denn nicht? SCHULZE Mein Herr! Einem Fieberkranken kann ich meine Tochter nicht geben. FRANZ Wer hat s Fieber? SCHULZE Sie, mein Herr! Sie sprechen ganz konfus und Ihr Gedächtnis ist weg. Sie wissen nicht mehr, daß Sie schon gefrühstückt, daß Sie meiner Tochter entsagt, und können nicht einmal bestimmen, ob Sie im Meere oder in einem Graben gelegen sind. FRANZ Ihr seid alle wahnsinnig! XVII. SZENE Vorige. Amtmann. AMTMANN Domine Spiess, Domine Spiess! FRANZ Was ist nun schon wieder? AMTMANN Sie verließen mich so schnell. Ein kleines Versehen hat sich eingeschlichen. FRANZ Wer sind Sie denn? AMTMANN Wie Sie sich verstellen. Der Amtmann bin ich, der Ihnen soeben 1.200 Thaler heraushändigte. FRANZ Zwölfhundert Thaler? Mir? AMTMANN In vollwichtigen Golde. Hier, mein Herr, ist Ihre Quittung. FRANZ Ich beginne zu begreifen! Betrügen wollt Ihr mich. Keinen roten Heller empfing ich. AMTMANN Herr Spiess, an mir, an dem Amtmann wollen Sie sich vergreifen? SCHULZE Ruhig, Herr Amtmann! Der arme Mensch ist verrückt. AMTMANN Ein Betrüger ist er, den ich auf die Folter ziehen lasse. FRANZ Das wagt ihr nicht! XVIII. SZENE Vorige. Lieschen (aus dem Hause). Anton mit Bauern (aus dem Dorfe). SCHULZE Kommt näher! Kommt näher! Hier, gleichsam vor Gericht, erkläre ich, daß du jenen Menschen nicht heiraten sollst. AMTMANN In den Kerker mit ihm! LIESCHEN Aber sein Sohn jammert mich. SCHULZE Ah, Schande ! Auch ein Sohn von ihm ist vorhanden? FRANZ Seid Ihr des Teufels? AMTMANN Wer sein eigenes Blut verleugnet, warum sollte er den Empfang des Geldes bekennen ?- O Unmensch ! - Was entdecke ich ? Erst trug er eine Binde über dem linken Auge und nun hat er das rechte verhüllt! SCHULZE Richtig! ANTON Ein Spion ist er! AMTMANN Vor Gericht mit ihm! FRANZ Berührt mich nicht, oder Ihr seid des Todes! N. 9. Quintett und Chor AMTMANN Packt ihn, führt ihn vor Gericht! BAUERN Packt ihn, uns entkömmt er nicht! FRANZ Haltet, mich bezwingt ihr nicht! BAUERN Bringt ihn vor Gericht! LIESCHEN, ANTON, SCHULZE Haltet, hört was Klugheit spricht. Laßt ihn friedlich von hier wandeln, Wenn er frei entsagt der Braut; Nach Gefallen mög er handeln... LIESCHEN ...ist mir Anton angetraut. ANTON ...ist mir Lieschen angetraut. SCHULZE ...ist das junge Paar getraut. FRANZ Alle Wetter! Wollt ihr schweigen? Fest bestimmt bleibt meine Wahl. Über Berge soll ich steigen, Laufen soll ich noch einmal? Nein, der Braut entsag ich nicht! LIESCHEN, ANTON, SCHULZE Nicht? So führt ihn vor Gericht! SCHULZE Wer ersetzt zwölfhundert Thaler? Wichtig Gold bezahlte ich. Wer verbürgt sich, wer ist Zahler? Niemand zahlt, verbürgert sich. AMTMANN Wohl, so führt ihn vor Gericht! Packt ihn, usw. FRANZ Haltet, mich bezwingt, usw. BAUERN Packt ihn, usw. Franz Spiess wird mit Gewalt abgeführt. Alle entfernen sich bis auf Lieschen und den Schulzen. XIX. SZENE Schulze. Lieschen. SCHULZE Ich bin doch neugierig, ob sie ihn zwingen. LIESCHEN Für alle Fälle bin ich nun seiner los. Was sollte ich auch mit einem Mann, der am Abend vergäße, daß er am Morgen mir angetraut wurde? SCHULZE So ist es. Anton wird dein Mann. LIESCHEN Hilf Himmel ! Er entkam ihnen schon. SCHULZE Unglaublich! Und wie friedlich er daher geht. FRIEDRICH War mir doch, als hörte ich hier Lärm. XX. SZENE Vorige. Friedrich (mit einem Geldsack). SCHULZE Herr Spiess, Sie sind für die Gesellschaft gefährlich. FRIEDRICH Was sagen Sie? SCHULZE Warum wollten Sie den Amtmann um zwölfhundert Thaler übertrügen? Ist das in Algier Sitte? FRIEDRICH Ich verstehe Sie nicht. SCHULZE Warum verleugnen Sie Ihren Sohn sogar? Dies haben Sie vermutlich von den Seeräubern gelernt? FRIEDRICH Das tat ich? Freund, Sie verkennen mich. SCHULZE Nur zu gut kenne ich Sie, wenn Sie auch bald das rechte, bald das linke Auge verbinden. FRIEDRICH Ach Gott, wie sprechen Sie! SCHULZE Herr Spiess! Bekennen, bereuen Sie, und nicht ferner soll man Sie verfolgen. FRIEDRICH Ich schwöre, daß ich kein Wort Ihrer Rede begreife. SCHULZE Dann gehen Sie bei lebendigem Leibe um, oder zwei Spiesse treiben hier ihr Wesen. XXI. SZENE Vorige. Anton (herbeieilend). ANTON Freude, Entzücken ! Gottlob, er steht hier. Lieschen, Herr Spiess, der unglückliche Herr Spiess hat vor Gericht dir förmlich entsagt. Mein Herr, Sie heißen? FRIEDRICH Friedrich Spiess. ANTON Und Ihr Bruder nennt sich? FRIEDRICH Franz Spiess. ANTON Franz Spiess ist hier. SCHULZE Hier? FRIEDRICH Was? Mein Bruder? Mein totgeglaubter Bruder? ANTON Lebt! Die Unterschrift der Quittung hob den Irrtum auf. Er befindet sich in Ihrer Nähe. FRIEDRICH Ja, aber !Wo ist er? Wo? ANTON Schaut, da ist er. XXII. SZENE Vorige. Amtmann. Landleute. Franz (stürzt hervor und sinkt seinem ihm entgegen eilenden Bruder in die Arme). FRANZ Friedrich ! FRIEDRICH Franz! (Umarmung). N. 10. Schlußchor Die Brüder haben sich gefunden, O seht das frohe Brüderpaar! O seht, o seht die Liebenden vereinet, Geleitet sie zum Traualtar! Hoch leben Bräutigam und Braut! Die Brüder leben hoch! X. SZENE Friedrich. Der Schulze (aus dem Hause mit Wein, Brot und Käse). SCHULZE Willkommen, Herr Spiess! FRIEDRICH Sei gegrüßt , lieber Freund! SCHULZE Sind Sie wieder da? FRIEDRICH O, wie glücklich bin ich, wieder hier zu sein. Verändert freilich, doch das tut nichts zur Sache. In Frieden und Eintracht wollen wir unsere Tage verleben. SCHULZE O Herr Spiess, ich wünsche nichts mehr.- Das Frühstück ist schon bereitet. FRIEDRICH Nein....Wie zuvorkommend, liebenswürdig Sie sind! Sie beschämen mich. (Umarmung). SCHULZE Lassen Sie uns ein Gläschen leeren. Auf Ihre glückliche Rückkunft! (Sie trinken). FRIEDRICH Ach! So selige Stunden erlebe ich, nachdem ich einen ganzen Tag lang tödlich verwundet in einem Graben lag! SCHULZE In einem Graben ? Verzeihen Sie, gibt es auch im Meere Gräben? FRIEDRICH Nicht doch; in einem finstern Walde stürzte ich- SCHULZE Ich begreife. In Algier? FRIEDRICH In Algier? Wie kommen Sie nach Algier? SCHULZE Verzeihen Sie, bester Herr Spiess, ich dachte- ich glaubte nur- noch ein Gläschen! (bei sich ) Der Schlag auf den Kopf macht ihn verwirrt. Ich muß nur schweigen, um ihn nicht auf s Neue toll zu machen.- (zu Friedrich ) Darf ich bitten? FRIEDRICH Unsere Freundschaft soll leben! SCHULZE Soll leben! Soll leben! Soll leben! (Sie trinken). Wie freut mich ihre Veränderung! FRIEDRICH Ja, ich war ein brausender Tollkopf, aber jetzt bin ich auch sanft und gut. SCHULZE Wie wird meine Tochter diese Nachricht erfreuen! Aus Ihrem Munde soll sie die frohe Botschaft vernehmen. Doch unser Gast bleiben Sie, bei uns sollen Sie wohnen, darauf bestehe ich. Auf Wiedersehen, bester Freund Spiess. FRIEDRICH und SCHULZE Soll leben, soll leben, soll leben! (Der Schulze tritt ab). FRIEDRICH (allein) Welche Güte! Welche Offenheit! Sein Gast soll ich sein, wohnen soll ich bei ihm, zum Frühstücken nötigt er mich ordentlich, mich, dessen Namen er kaum kennt. Es fehlt jetzt nur, daß eine Jungfrau erschiene, die mich mit Gewalt heiraten wollte. XI. SZENE Friedrich. Lieschen (aus dem Hause). LIESCHEN Herr Spiess! Sagen Sie nichts. Mein Vater sagte mir, Sie hätten sich ganz verändert. Ich wage es daher, mich aufrichtig an Sie zu wenden. Sehen Sie- daß Sie viel älter sind als ich bin, hat eben nichts zu bedeuten, und- daß Sie nur ein Auge aus dem Felde zurückbringen, läßt sich gewöhnen; allein- vergeben Sie, - allein ein anderer Umstand- kann man denn der Liebe widerstehen ?- Bester, teurester Herr Spiess ! Was Sie auch einwenden mögen, Hochzeit muß gehalten werden. FRIEDRICH Da haben wir s! Liebes Kind, solche Schritte fordern Überlegung, und mit der Hochzeit wird es doch noch Zeit haben. LIESCHEN Sehr, recht sehr eilt es. Noch heute muß sie gefeiert werden, sonst sterbe ich gewiß. FRIEDRICH (bei sich) Fangen wollen die mich. (zu Lieschen ) Liebes Kind, ich habe bereits einen erwachsenen Sohn.- LIESCHEN Desto besser, desto besser! Warum sagten Sie das nicht gleich? Die Spiesse sterben also nicht aus und nichts steht meinem Wunsche mehr entgegen. Freue dich, Anton! FRIEDRICH Anton? LIESCHEN Anton, der schönste, der artigste Bursche im Dorfe. FRIEDRICH Ja? Warum heiraten Sie denn nicht diesen schönsten, diesen artigen Anton? LIESCHEN Ich wollte ja gerne- FRIEDRICH Liebes Kind! Ich will mit Ihrem Vater sprechen, ich will mit Anton sprechen. Alle Hindernisse will ich heben, die Ihrer Verbindung entgegenstehen. Ich gebe mein Wort darauf; auf Soldatenehre. LIESCHEN Bester, teuerster Herr Spiess! Vergeben und vergessen will ich, daß Sie so sehr mich quälten. Ich eile zu Anton, ihm von Ihrem Entschluß Nachricht zu bringen. Leben Sie wohl, Herr Spiess, recht wohl. (Sie will ins Dorf) XII. SZENE Friedrich, Amtmann. FRIEDRICH Die ärmste dauert mich! AMTMANN Der Beschreibung nach habe ich die Ehre, mit Herrn Spiess zu sprechen? FRIEDRICH Ja, ganz recht. Ich bin nicht wohl zu verkennen. Doch, mein Herr, wen habe ich die Ehre ?- AMTMANN Die Person der Gerechtigkeit, und die Gerechtigkeit in Person, den Amtmann des Ortes. FRIEDRICH Freut mich! AMTMANN Hochgepriesener Herr Spiess ! Im Namen der ganzen Gemeinde stehe ich hier, erstens Ihnen Glück zu wünschen zu deren auf dem Kriegesfelde verübten Großtaten, dann den unvergeßlichen Verlust Dero heldenmütigen Herrn Bruders zu beklagen und zu beweinen. Helden leben für den Augenblick und überlassen daher uns andern die Schreibereien und andere lästige Beschäftigungen. Teuerster aller Helden ! Weit entfernt, Dero Langmut zu mißbrauchen, enthalte ich mich, Ihnen eine langweilige Berechnung über die Verwaltung Ihres Eigentumes während Dero Abwesenheit vorzulegen und begnüge mich, Ihnen zwölfhundert Thaler in vollwichtigem Golde gehorsamst zu behändigen. FRIEDRICH Zwölfhundert Thaler? Mir? AMTMANN Ich bitte, diesen kleinen Zettel zu unterzeichnen. FRIEDRICH Nun, als Erbe meines Bruders kann ich das Geld wohl in Empfang nehmen. AMTMANN Und die Quittung unterschreiben. Das Amthaus ist ganz in der Nähe; bitte erlauben Sie, daß ich Sie im Triumph auf das Capitol führe. (Beide ab, untergefaßt). XIII. SZENE Lieschen, Anton. ANTON Verdammter Franz Spiess! Verdammt! LIESCHEN Anton ! Der Spiess hat hier, auf dieser Stelle mir förmlich entsagt. ANTON Sicher und gewiß? LIESCHEN Auf Soldatenehre gelobte er. ANTON Wie kam es, daß er so schnell sich besann? LIESCHEN Meine Worte, meine Tränen rührten ihn. Nein, böse ist er nicht, nur scheint er gern, etwas zu neckern. Erst vor kurzem gestand er mir, daß er Vater eines erwachsenen Sohnes sei. ANTON So sind wir ja am Ziele unserer Wünsche LIESCHEN Im Himmel auf Erden! N. 7. Duett LIESCHEN Nur Dir will ich gehören, Bestehen soll der Schwur. ANTON Und unser Glück nicht stören Des kleinstens Zweifels Spur. LIESCHEN, ANTON Dem Schützer treuer Seelen Sei süßer Dank geweiht. Bei dir, was kann mir fehlen? Was fehlt der Seligkeit? XIV. SZENE Vorige. Franz. FRANZ Nun ist meine Geduld am Ende! LIESCHEN Bester, teuerster Herr Spiess! ANTON (staunend) Lieschen ! - LIESCHEN Guter, freundlicher, lieber Herr Spiess !- FRANZ So ist s recht! An mich verwende deine Zärtlichkeit. LIESCHEN Sagten sie nicht soeben, daß Sie meine Verbindung mit Anton wünschen? FRANZ Ich heirate dich, was kümmert mich Anton! N. 8. Terzett LIESCHEN Wagen Sie, Ihr Wort zu brechen? ANTON Nicht, erfüllen sein Versprechen. LIESCHEN Sieht dem Ehrenmann dies gleich? ANTON Herr! Das ist ein schlechter Streich. FRANZ Schweiget, ihr macht schlechte Streiche! Wer versprach, wer gab sein Wort? Auseinander; Lieschen, weiche, Teufelsjunge, pack dich fort! ANTON Nichts soll mich von Lieschen trennen, Sehen Sie, ich fürchte nicht. LIESCHEN Darf Soldat sich jener nennen, Der das Wort der Ehre bricht? FRANZ Alle Wetter! Wollt ihr schweigen? Trennet euch, noch ist es Zeit. Den Soldaten euch zu zeigen Ist der tapfre Spiess bereit. LIESCHEN Anton,... ANTON Lieschen,... LIESCHEN, ANTON ... laß uns Abschied nehmen Nur für einen Augenblick. FRANZ Wollt ihr ewig Abschied nehmen? Bursche geh , komm nie zurück. LIESCHEN Seine Wut will ich bezähmen, Geh , sein Fieber kehrt zurück. ANTON Doch, des Tollen Wut zu zähmen, Kehrt dein Retter bald zurück. FRANZ Meine Wut kann nichts bezähmen, Eilst du nicht im Augenblick. (Anton enfernt sich). XV. SZENE Lieschen, Franz. LIESCHEN Teuerster Herr Spiess! Wenn Sie auch öfter ein wenig toll sich gebärden, ich fürchte mich gleichwohl nicht vor Ihnen ; Anton- FRANZ Anton! Schweige von Anton! Den Hals breche ich ihm! LIESCHEN Wenn Anton Sie nicht früher erwürgt. FRANZ Mich? Der Laffe der? LIESCHEN Mein Anton ist kein Laffe; er ist gar sehr verliebt in mich. Und er wird ein Riese, wenn ich es verlange. Daß Sie es nur wissen, das ganze Dorf ist bereit, Ihnen den Hals zu brechen. Für mich, ich lache dazu. (ins Haus ab). FRANZ (allein) Alle Wetter! Eine volle Breitseite gibt mir das Mädel, und ich Dummkopf streiche die Segel. XVI. SZENE Franz, Schulze (aus dem Hause). FRANZ Höre, deine Tochter ist etwas lebhafter Natur; aber ich heirate sie trotzdem. Den dummen Amtmann habe ich auch nicht angetroffen. Freund, mich hungert und dürstet. Nüchtern bin ich noch. SCHULZE (bei sich) Nüchtern ? FRANZ Ja! SCHULZE Armer Narr! Sein Kopf! Das kommt von Steuerruder. FRANZ Denn, was ist mit meinem Frühstück? SCHULZE Verzeihen Sie, wir frühstückten soeben. FRANZ Was? Ohne mich zu erwarten ? Das ist grob! SCHULZE Herr Spiess, Ihr Wohl liegt mir am Herzen. Doch- nehmen Sie s nicht übel,- so kann aus der Hochzeit nichts werden. FRANZ Und warum denn nicht? SCHULZE Mein Herr! Einem Fieberkranken kann ich meine Tochter nicht geben. FRANZ Wer hat s Fieber? SCHULZE Sie, mein Herr! Sie sprechen ganz konfus und Ihr Gedächtnis ist weg. Sie wissen nicht mehr, daß Sie schon gefrühstückt, daß Sie meiner Tochter entsagt, und können nicht einmal bestimmen, ob Sie im Meere oder in einem Graben gelegen sind. FRANZ Ihr seid alle wahnsinnig! XVII. SZENE Vorige. Amtmann. AMTMANN Domine Spiess, Domine Spiess! FRANZ Was ist nun schon wieder? AMTMANN Sie verließen mich so schnell. Ein kleines Versehen hat sich eingeschlichen. FRANZ Wer sind Sie denn? AMTMANN Wie Sie sich verstellen. Der Amtmann bin ich, der Ihnen soeben 1.200 Thaler heraushändigte. FRANZ Zwölfhundert Thaler? Mir? AMTMANN In vollwichtigen Golde. Hier, mein Herr, ist Ihre Quittung. FRANZ Ich beginne zu begreifen! Betrügen wollt Ihr mich. Keinen roten Heller empfing ich. AMTMANN Herr Spiess, an mir, an dem Amtmann wollen Sie sich vergreifen? SCHULZE Ruhig, Herr Amtmann! Der arme Mensch ist verrückt. AMTMANN Ein Betrüger ist er, den ich auf die Folter ziehen lasse. FRANZ Das wagt ihr nicht! XVIII. SZENE Vorige. Lieschen (aus dem Hause). Anton mit Bauern (aus dem Dorfe). SCHULZE Kommt näher! Kommt näher! Hier, gleichsam vor Gericht, erkläre ich, daß du jenen Menschen nicht heiraten sollst. AMTMANN In den Kerker mit ihm! LIESCHEN Aber sein Sohn jammert mich. SCHULZE Ah, Schande ! Auch ein Sohn von ihm ist vorhanden? FRANZ Seid Ihr des Teufels? AMTMANN Wer sein eigenes Blut verleugnet, warum sollte er den Empfang des Geldes bekennen ?- O Unmensch ! - Was entdecke ich ? Erst trug er eine Binde über dem linken Auge und nun hat er das rechte verhüllt! SCHULZE Richtig! ANTON Ein Spion ist er! AMTMANN Vor Gericht mit ihm! FRANZ Berührt mich nicht, oder Ihr seid des Todes! N. 9. Quintett und Chor AMTMANN Packt ihn, führt ihn vor Gericht! BAUERN Packt ihn, uns entkömmt er nicht! FRANZ Haltet, mich bezwingt ihr nicht! BAUERN Bringt ihn vor Gericht! LIESCHEN, ANTON, SCHULZE Haltet, hört was Klugheit spricht. Laßt ihn friedlich von hier wandeln, Wenn er frei entsagt der Braut; Nach Gefallen mög er handeln... LIESCHEN ...ist mir Anton angetraut. ANTON ...ist mir Lieschen angetraut. SCHULZE ...ist das junge Paar getraut. FRANZ Alle Wetter! Wollt ihr schweigen? Fest bestimmt bleibt meine Wahl. Über Berge soll ich steigen, Laufen soll ich noch einmal? Nein, der Braut entsag ich nicht! LIESCHEN, ANTON, SCHULZE Nicht? So führt ihn vor Gericht! SCHULZE Wer ersetzt zwölfhundert Thaler? Wichtig Gold bezahlte ich. Wer verbürgt sich, wer ist Zahler? Niemand zahlt, verbürgert sich. AMTMANN Wohl, so führt ihn vor Gericht! Packt ihn, usw. FRANZ Haltet, mich bezwingt, usw. BAUERN Packt ihn, usw. Franz Spiess wird mit Gewalt abgeführt. Alle entfernen sich bis auf Lieschen und den Schulzen. XIX. SZENE Schulze. Lieschen. SCHULZE Ich bin doch neugierig, ob sie ihn zwingen. LIESCHEN Für alle Fälle bin ich nun seiner los. Was sollte ich auch mit einem Mann, der am Abend vergäße, daß er am Morgen mir angetraut wurde? SCHULZE So ist es. Anton wird dein Mann. LIESCHEN Hilf Himmel ! Er entkam ihnen schon. SCHULZE Unglaublich! Und wie friedlich er daher geht. FRIEDRICH War mir doch, als hörte ich hier Lärm. XX. SZENE Vorige. Friedrich (mit einem Geldsack). SCHULZE Herr Spiess, Sie sind für die Gesellschaft gefährlich. FRIEDRICH Was sagen Sie? SCHULZE Warum wollten Sie den Amtmann um zwölfhundert Thaler übertrügen? Ist das in Algier Sitte? FRIEDRICH Ich verstehe Sie nicht. SCHULZE Warum verleugnen Sie Ihren Sohn sogar? Dies haben Sie vermutlich von den Seeräubern gelernt? FRIEDRICH Das tat ich? Freund, Sie verkennen mich. SCHULZE Nur zu gut kenne ich Sie, wenn Sie auch bald das rechte, bald das linke Auge verbinden. FRIEDRICH Ach Gott, wie sprechen Sie! SCHULZE Herr Spiess! Bekennen, bereuen Sie, und nicht ferner soll man Sie verfolgen. FRIEDRICH Ich schwöre, daß ich kein Wort Ihrer Rede begreife. SCHULZE Dann gehen Sie bei lebendigem Leibe um, oder zwei Spiesse treiben hier ihr Wesen. XXI. SZENE Vorige. Anton (herbeieilend). ANTON Freude, Entzücken ! Gottlob, er steht hier. Lieschen, Herr Spiess, der unglückliche Herr Spiess hat vor Gericht dir förmlich entsagt. Mein Herr, Sie heißen? FRIEDRICH Friedrich Spiess. ANTON Und Ihr Bruder nennt sich? FRIEDRICH Franz Spiess. ANTON Franz Spiess ist hier. SCHULZE Hier? FRIEDRICH Was? Mein Bruder? Mein totgeglaubter Bruder? ANTON Lebt! Die Unterschrift der Quittung hob den Irrtum auf. Er befindet sich in Ihrer Nähe. FRIEDRICH Ja, aber !Wo ist er? Wo? ANTON Schaut, da ist er. XXII. SZENE Vorige. Amtmann. Landleute. Franz (stürzt hervor und sinkt seinem ihm entgegen eilenden Bruder in die Arme). FRANZ Friedrich ! FRIEDRICH Franz! (Umarmung). N. 10. Schlußchor Die Brüder haben sich gefunden, O seht das frohe Brüderpaar! O seht, o seht die Liebenden vereinet, Geleitet sie zum Traualtar! Hoch leben Bräutigam und Braut! Die Brüder leben hoch! (libretto Georg Ernst von Hofmann) Schubert,Franz/Die Zwillingsbrüder